Analytische Untersuchung zur Bedeutung der Kundenorientierung im After Sales Service des Automobilhandels mit Schlussfolgerungen für das Volkswagen Centre Singapore
After Sales - Automobilhandel
					
	
		©2010
		Diplomarbeit
		
			
				145 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Infolge der zunehmenden allgemeinen Individualisierung des Konsums auf inzwischen gesättigten Märkten erlangt die Zielstellung der nachhaltigen Kundenbindung im Rahmen der unternehmerischen Marketingstrategie eine zunehmende Bedeutung. Auch im Automobilhandel ist vor dem Hintergrund einer erheblichen Fahrzeugüberproduktion und eines verschärften globalen Wettbewerbes die Entwicklung zur Kundenorientierung und der verstärkte Einsatz spezieller Managementinstrumente zur Gestaltung der Kundenbeziehungen eine existentielle Herausforderung geworden. Der Automobilvertrieb steht vor großen Veränderungen.
Die Automobilhersteller hatten in den zurückliegenden Jahren vordergründig die Entwicklung, Produktion und Optimierung der Zulieferindustrie zum Kerngeschäft erklärt und in diesen Bereichen beachtliche Zuwachsraten und Produktivitätssteigerungen erzielt; vernachlässigt wurde aber dabei die besondere Bedeutung des Vertriebes und Servicegeschäftes. Vielfach wurde der Vertrieb an die jeweiligen Vertragshändler ausgelagert, wodurch der direkte Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg verloren ging und die besondere Bedeutung der Kundenorientierung als wichtiges strategisches Unternehmensziel nicht umgesetzt werden konnte.
Im globalen Wettbewerb agierten die meisten Automobilhersteller lange Zeit auf expandierenden Märkten und der Schwerpunkt lag auf der Steigerung von Verkaufsabschlüssen und auf der Akquisition von Neukunden. Das Nachkaufgeschäft des After Sales Service stellte meist nur ein notwendiges Erfordernis dar, um die gesetzlichen Normen zu erfüllen und beschränkte sich in der Regel auf die Ersatzteillogistik. Mit einem gewonnenen Neukunden war das gesteckte Marketingziel als erreicht angesehen und man wendete sich verstärkt der Neukundenakquisition zu. Doch inzwischen steht der Automobilvertrieb vor großen Veränderungen und der Anpassungsdruck der veränderten Marktbedingungen ist enorm geworden. Stagnierende Absatzmärkte, überdimensionierte Vertriebsnetze und zu geringe Margen charakterisieren das Automobilgeschäft. Die dramatischen Marktveränderungen werden in Verbindung mit dem veränderten Konsumentenverhalten den grundlegenden Strukturwandel der Automobilbranche noch verstärken. Für viele Automobilhersteller und Autohäuser ist es deshalb existentiell, diesen Herausforderungen richtig und zeitnah zu begegnen. Um in diesem Umfeld weiter wachsen zu können, müssen sie das Potential ihrer Kunden besser auszuschöpfen. Erst […]
	Infolge der zunehmenden allgemeinen Individualisierung des Konsums auf inzwischen gesättigten Märkten erlangt die Zielstellung der nachhaltigen Kundenbindung im Rahmen der unternehmerischen Marketingstrategie eine zunehmende Bedeutung. Auch im Automobilhandel ist vor dem Hintergrund einer erheblichen Fahrzeugüberproduktion und eines verschärften globalen Wettbewerbes die Entwicklung zur Kundenorientierung und der verstärkte Einsatz spezieller Managementinstrumente zur Gestaltung der Kundenbeziehungen eine existentielle Herausforderung geworden. Der Automobilvertrieb steht vor großen Veränderungen.
Die Automobilhersteller hatten in den zurückliegenden Jahren vordergründig die Entwicklung, Produktion und Optimierung der Zulieferindustrie zum Kerngeschäft erklärt und in diesen Bereichen beachtliche Zuwachsraten und Produktivitätssteigerungen erzielt; vernachlässigt wurde aber dabei die besondere Bedeutung des Vertriebes und Servicegeschäftes. Vielfach wurde der Vertrieb an die jeweiligen Vertragshändler ausgelagert, wodurch der direkte Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg verloren ging und die besondere Bedeutung der Kundenorientierung als wichtiges strategisches Unternehmensziel nicht umgesetzt werden konnte.
Im globalen Wettbewerb agierten die meisten Automobilhersteller lange Zeit auf expandierenden Märkten und der Schwerpunkt lag auf der Steigerung von Verkaufsabschlüssen und auf der Akquisition von Neukunden. Das Nachkaufgeschäft des After Sales Service stellte meist nur ein notwendiges Erfordernis dar, um die gesetzlichen Normen zu erfüllen und beschränkte sich in der Regel auf die Ersatzteillogistik. Mit einem gewonnenen Neukunden war das gesteckte Marketingziel als erreicht angesehen und man wendete sich verstärkt der Neukundenakquisition zu. Doch inzwischen steht der Automobilvertrieb vor großen Veränderungen und der Anpassungsdruck der veränderten Marktbedingungen ist enorm geworden. Stagnierende Absatzmärkte, überdimensionierte Vertriebsnetze und zu geringe Margen charakterisieren das Automobilgeschäft. Die dramatischen Marktveränderungen werden in Verbindung mit dem veränderten Konsumentenverhalten den grundlegenden Strukturwandel der Automobilbranche noch verstärken. Für viele Automobilhersteller und Autohäuser ist es deshalb existentiell, diesen Herausforderungen richtig und zeitnah zu begegnen. Um in diesem Umfeld weiter wachsen zu können, müssen sie das Potential ihrer Kunden besser auszuschöpfen. Erst […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Dominic Baumgart 
Analytische Untersuchung zur Bedeutung der Kundenorientierung im After Sales 
Service des Automobilhandels mit Schlussfolgerungen für das Volkswagen Centre 
Singapore 
After Sales - Automobilhandel 
ISBN: 978-3-8366-4476-1 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010 
Zugl. Hochschule Mittweida (FH), Mittweida, Deutschland, Diplomarbeit, 2010 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010 
Bibliographische Beschreibung: 
Baumgart, Dominic: 
Analytische  Untersuchungen  zur  Bedeutung  der  Kundenorientierung  im  After  Sales 
Service  des  Automobilhandels  mit  Schlussfolgerungen  für  das  Volkswagen  Centre 
Singapore.  -  01.  März  2010  -  144  Seiten.  Mittweida,  Hochschule  Mittweida, 
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Diplomarbeit, 2010 
Referat: 
Mit  der  vorliegenden  Arbeit  wird  das  Ziel  verfolgt,  die  besondere  Bedeutung  der 
Kundenorientierung im After Sales Service des Automobilvertriebes im Zusammenhang 
mit  den  neuen  Herausforderungen  an  den  Automobilhandel,  die  sich  aus  den 
verschärften  globalen  Wettbewerbsbedingungen  in  Verbindung  mit  einem  veränderten 
Konsumverhalten  und  sinkender  Bindungsbereitschaft  der  Kunden  ableiten  lassen, 
herauszuarbeiten. 
Im  Rahmen  der  durchgeführten  Untersuchungen  sind  die  für  eine  kundenorientierte 
Unternehmensausrichtung  im  Automobilvertrieb  bedeutsamen  Marketinginstrumente 
und  die  wirkenden  kundenpsychologischen  Einflussfaktoren  innerhalb  der  Geschäfts-
beziehungen  unter  Berücksichtigung  von  Literaturauswertungen  abgeleitet.  Die 
besondere  Bedeutung  der  Kundenzufriedenheit  für  den  nachhaltigen  Unternehmens-
erfolg  im  Automobilhandel  ist  sowohl  allgemein  für  den  After  Sales  Service  des 
Automobilvertriebes  als  auch  praxisbezogen  für  das  Volkswagen  Centre  Singapore 
unter Einbeziehung von marktanalytischen Untersuchungen dargestellt. Schlussfolgernd 
sind  die  aus  den  analytischen  Untersuchungen  ableitbaren  Maßnahmen  und  Konse-
quenzen wiedergegeben. 
Mein besonderer Dank gilt  
Herrn Prof. Dr. rer. pol. Urbatsch, Hochschule Mittweida, 
General Manager Herrn Ronny Klausch, Volkswagen Centre Singapore,  
und Herrn Dipl.-Ing. Bachmann, Volkswagen Centre Singapore,  
die mich während der Ausarbeitung meiner Diplomarbeit  
unterstützten und wertvolle Hinweise gaben. 
Ich widme diese Arbeit auch meinem 
Vater Dr. Gert Baumgart  
und meiner  
Mutter Kristina Baumgart,  
die mich in jeder Lebenslage mit Rat und  
Tat unterstützt haben.
I 
Inhaltsverzeichnis 
Abbildungsverzeichnis ... IV 
Abkürzungsverzeichnis ... VI 
Tabellenverzeichnis ... VII 
1 
Einleitung ... 1 
1.1 
Problemstellung ... 3 
1.2 
Zielsetzung ... 7 
1.3 
Methodisches Vorgehen ... 8 
2 
Analytische Untersuchungen der Bedeutung der Kundenorientierung des 
After Sales Services im Automobilhandel mit Schlussfolgerungen für das 
Volkswagen Centre Singapore ... 9 
2.1 
Grundlagen ... 9 
2.1.1 
Pre Sales und After Sales ... 10 
2.1.2 
Dienstleistung, Kundendienst und Service in der Nachkaufphase ... 12 
2.1.3 
After Sales Service ... 13 
2.2 
Zukunftsorientierte Unternehmensführung im Automobilhandel durch einen 
effektiven After Sales Service / Der Kunde im Fokus der Dienstleistung ... 15 
2.2.1 
Kundenorientierung als strategisches Leitbild der Unternehmensführung ... 16 
2.2.2 
Kundenbindung als Unternehmensstrategie ... 18 
2.2.3 
Kundenzufriedenheit als ein Fundament der Kundenbindung ... 26 
2.2.4 
Kundenloyalität als besonderer Indikator der Kundenzufriedenheit ... 32 
2.2.5 
Kundenwertanalyse ... 34 
2.3 
Kundenbindungsmanagement ... 41 
II 
Inhaltsverzeichnis (Fortsetzung) 
2.3.1 
Abwanderungspräventionsmanagement zur Erhaltung des Kundenstammes .. 42 
2.3.2 
Kundenrückgewinnungsmanagement als Wettbewerbsvorteil ... 43 
2.3.3 
Beschwerdemanagement als Chance für den Unternehmenserfolg ... 44 
2.3.4 
Personalmanagement / Mitarbeiterorientierung als Stütze der 
Unternehmensstrategie ... 46 
2.3.5 
Qualitätsmanagement als Voraussetzung für die Kundenzufriedenheit ... 50 
2.3.6 
Customer Relationship Management / Dealer-Management-System als 
unternehmerische Handlungsplattform im After Sales Service... 52 
2.4 
Marketingstrategie und klassische Steuerungsinstrumente des 
Kundenbindungsmanagement für den After Sales Service ... 59 
2.4.1 
Produktpolitik ... 60 
2.4.2 
Preispolitik ... 63 
2.4.3 
Distributionspolitik ... 64 
2.4.4 
Kommunikationspolitik ... 67 
2.4.5 
Zusätzliche Marketingmixinstrumente ... 68 
3 
Bewertung der externen Randbedingungen und analytische Unter-
suchungen zur strategischen Umsetzung der Kundenorientierung des 
After Sales Service im Automobilhandel des Volkswagen Centre 
Singapore ... 71 
3.1 
Externe Situationsanalyse der Marktbedingungen des Standortes Singapur ... 72 
3.1.1 
Standortspezifische und Staatliche Rahmenbedingungen ... 72 
3.1.2 
Marktanalytische Untersuchungen ... 75 
3.2 
Interne Situationsanalyse bezüglich der Wirksamkeit der Instrumente der 
Kundenorientierung ... 86 
III 
Inhaltsverzeichnis (Fortsetzung) 
3.2.1 
Allgemeine Bewertung der Umsetzung der Unternehmensstrategie der 
Kundenbindung im After Sales Service ... 87 
3.2.2 
Analyse der Unternehmensstrategie zur Steuerung der Servicequalität ... 91 
3.2.3 
Analyse der Voraussetzungen zur Nutzung von CRM als Plattform für die 
Umsetzung der Unternehmensstrategie der Kundenorientierung ... 95 
3.2.4 
Analyse der unternehmerischen Aktivitäten zur Beurteilung der 
Kundenzufriedenheit ... 97 
4 
Schluss ... 100 
4.1 
Ergebnisse ... 100 
4.2 
Maßnahmen ... 110 
4.3 
Konsequenzen ... 114 
Anhang   ... VIII 
Literaturverzeichnis ... XIII 
IV 
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung 1:   OEM als Systemführer in der automobilwirtschaftlichen 
Wertschöpfungskette ... 4 
Abbildung 2:   Marktanteilsprognose Service & Reparatur ... 5 
Abbildung 3:   Automobilwirtschaftliche Wertschöpfungskette als Marktverbund ... 10 
Abbildung 4:   Entwicklungsphasen der Unternehmensführung ... 16 
Abbildung 5:   Entwicklung der profitablen Kundenbeziehungen ... 19 
Abbildung 6:   Das Kano-Modell der Kundenzufriedenheit ... 27 
Abbildung 7:   Auswirkungen von Kunden(un)zufriedenheit ... 28 
Abbildung 8:   Messung der Kundenzufriedenheit und Kundenbindung ... 31 
Abbildung 9:   Determinanten des Kundenwerts ... 36 
Abbildung 10:   Gestaltung eines ganzheitlichen Customer Relationship Marketing ... 56 
Abbildung 11:   Struktur eines Dealer Management Systems ... 59 
Abbildung 12:   Performance-Rangliste der globalen Autohersteller 2009 ... 76 
Abbildung 13:   Umsatzrendite der globalen Automobilkonzerne ... 77 
Abbildung 14:   Fahrzeug Neuzulassung in Singapur 2006 - 2009 ... 78 
Abbildung 15:   Kfz-Neuzulassungen in Singapur von 1999 - 2009 ... 80 
Abbildung 16:   Analyse der Kaufdifferenzierung nach Geschlecht ... 83 
Abbildung 17:   Analyse der Kundendifferenzierung nach Altersstruktur ... 83 
Abbildung 18:   Analyse der Kundendifferenzierung nach Ehestand ... 84 
Abbildung 19:   Analyse der Kundendifferenzierung nach Familiengröße ... 84 
Abbildung 20:   Analyse der Kundendifferenzierung nach monatlichen Einkommen ... 85 
Abbildung 21:   Analyse der Kundendifferenzierung nach Berufsstand ... 85 
Abbildung 22:   Analyse der Kundendifferenzierung nach zuvor                       
gefahrener Automarke ... 86 
V 
Abbildungsverzeichnis (Fortsetzung) 
Abbildung 23:   Analyse der Gewinnverteilung innerhalb des After Sales ... 89 
Abbildung 24:   Analyse der gesamten Gewinnverteilung im Unternehmen ... 90 
Abbildung 25:   Service Core Processes ... 93 
Abbildung 26:   Eingabeinterface des Telefonreportes ... 98 
Abbildung 27:   Medien des Direkt Marketings ... XI 
Abbildung 28:   Dealer Image Analysis ... XII 
VI 
Abkürzungsverzeichnis 
ARF 
Additional Registration Fee 
Bzw. 
beziehungsweise 
CLV 
Customer Lifetime Value  
COE 
Certificate of Entitlement 
CRM 
Customer Relationship Management 
d.h. 
das heißt 
DMS 
Dealer Management System 
EDV 
Elektronische Datenverarbeitung 
etc. 
et cetera 
Hrsg. 
Herausgeber 
inkl. 
Inklusive 
IT 
Informationstechnik 
KER 
Kundenerfolgsrechnung 
LTA 
Land Transport Authority 
OEM 
Original Equipment Manufacturer 
OLAP 
Online Analytical Processing 
u.a. 
unter anderem 
vgl. 
vergleiche 
VW 
Volkswagen 
z.B. 
zum Beispiel
VII 
Tabellenverzeichnis 
Tabelle 1:  
Psychologische Anforderungen an das Kundenkontaktpersonal ... 49 
Tabelle 2:  
Fachliche Anforderungen an das Kundenkontaktpersonal ... 50 
Tabelle 3:  
Additional Registration Fee (ARF) ... 74 
Tabelle 4:  
New Registration (2009) - Passenger Vehicles ... 79 
Tabelle 5:  
Total annual new registration of cars by make ... X 
1 
1
Einleitung 
Infolge der zunehmenden allgemeinen  Individualisierung des Konsums auf inzwischen 
gesättigten  Märkten  erlangt  die  Zielstellung  der  nachhaltigen  Kundenbindung  im 
Rahmen der unternehmerischen Marketingstrategie eine zunehmende Bedeutung. Auch 
im  Automobilhandel  ist  vor  dem  Hintergrund  einer  erheblichen  Fahrzeugüberproduk-
tion  und  eines  verschärften  globalen  Wettbewerbes  die  Entwicklung  zur  Kundenorien-
tierung und der verstärkte Einsatz spezieller Managementinstrumente zur Gestaltung der 
Kundenbeziehungen  eine  existentielle  Herausforderung  geworden.  Der  Automobil-
vertrieb steht vor großen Veränderungen. 
Die  Automobilhersteller  hatten  in  den  zurückliegenden  Jahren  vordergründig  die 
Entwicklung,  Produktion  und  Optimierung  der  Zulieferindustrie  zum  Kerngeschäft 
erklärt  und  in  diesen  Bereichen  beachtliche  Zuwachsraten  und  Produktivitäts-
steigerungen  erzielt;  vernachlässigt  wurde  aber  dabei  die  besondere  Bedeutung  des 
Vertriebes  und  Servicegeschäftes.  Vielfach  wurde  der  Vertrieb  an  die  jeweiligen 
Vertragshändler  ausgelagert,  wodurch  der  direkte  Einfluss  auf  den  wirtschaftlichen 
Erfolg  verloren  ging  und  die  besondere  Bedeutung  der  Kundenorientierung  als 
wichtiges strategisches Unternehmensziel nicht umgesetzt werden konnte. 
Im  globalen  Wettbewerb  agierten  die  meisten  Automobilhersteller  lange  Zeit  auf 
expandierenden  Märkten  und  der  Schwerpunkt  lag  auf  der  Steigerung  von 
Verkaufsabschlüssen  und  auf  der  Akquisition  von  Neukunden.
1
  Das  Nachkaufgeschäft 
des  After  Sales  Service  stellte  meist  nur  ein  notwendiges  Erfordernis  dar,  um  die 
gesetzlichen  Normen  zu  erfüllen  und  beschränkte  sich  in  der  Regel  auf  die 
Ersatzteillogistik.  Mit  einem  gewonnenen  Neukunden  war  das  gesteckte  Marketingziel 
als  erreicht  angesehen  und  man  wendete  sich  verstärkt  der  Neukundenakquisition  zu. 
Doch  inzwischen  steht  der  Automobilvertrieb  vor  großen  Veränderungen  und  der 
Anpassungsdruck der veränderten Marktbedingungen ist enorm geworden. Stagnierende 
Absatzmärkte,  überdimensionierte  Vertriebsnetze  und  zu  geringe  Margen  charak-
terisieren  das  Automobilgeschäft.  Die  dramatischen  Marktveränderungen  werden  in 
1
   Vgl. (Baumbach, M., 2002) Seite 6 
2 
Verbindung  mit  dem  veränderten  Konsumentenverhalten  den  grundlegenden  Struktur-
wandel  der  Automobilbranche  noch  verstärken.
2
  Für  viele  Automobilhersteller  und 
Autohäuser ist es deshalb existentiell, diesen Herausforderungen richtig und zeitnah zu 
begegnen.  Um  in  diesem  Umfeld  weiter  wachsen  zu  können,  müssen  sie  das  Potential 
ihrer  Kunden  besser  auszuschöpfen.  Erst  mit  dem  nach  dem  Verkauf  einsetzenden 
Kunden-Life-Cycle ergeben sich neue Impulse für Wachstum und Renditesteigerungen. 
Diese  Erkenntnis  verlangt  es  den  Unternehmen  ab,  eine  geänderte  Unternehmens-
strategie  bezüglich  einer  nachhaltigen  Kundenbindung  aufzustellen,  neue  Ideen  und 
Konzepte  zu  entwickeln,  um  bestehende  Kundenbeziehungen  zu  erhalten  und  diese 
Kunden nachhaltig an das eigene Unternehmen zu binden. 
Der  After  Sales  Service  muss  zu  einem  kundenorientierten  Kerngeschäft  im 
Automobilhandel  entwickelt  werden,  denn  nur  servicestarke  Unternehmen  haben 
Zukunftschancen. Die Bedeutung des After Sales Service nimmt dabei sowohl aus Sicht 
des Unternehmens als auch aus Sicht des Kunden erheblich zu. Die Kundenorientierung 
muss  zu  einem  Bestandteil  der  Unternehmensphilosophie  und  -kultur  werden  und  die 
Mitarbeiter müssen diese Strategie verinnerlichen und nach außen tragen.  
Durch  die  veränderte  Marktsituation  treten  die  Vorteile  der  erzielbaren  Umsatzrendite 
durch  After-Sales-Leistungen  wegen  deren  relativen  Unabhängigkeit  gegen  konjunk-
turelle  Schwankungen  besonders  in  den  Vordergrund.  Das  After  Sales  Geschäft  trägt 
mit  seinen  positiven  Wirkungen  auf  Kundenbindung  und  Kundenzufriedenheit 
wesentlich zum wirtschaftlichen Gesamterfolg der Automobilhersteller und Autohäuser 
im Rahmen der Wettbewerbsdifferenzierung bei. 
Europas größter Automobilhersteller, die Volkswagen AG, steht mit der im Jahre 2007 
getroffenen  Entscheidung  zum  Neuaufbau  eines  eigenen  Vertriebsweges  von 
Neufahrzeugen  mit  angeschlossenem  After  Sales  Services  in  Singapur  als  das 
wirtschaftliche Drehkreuz Südostasiens ebenso vor besonderen Herausforderungen wie 
sie  bereits  im  europäischen  Markt  zu  beobachten  sind.  Dabei  sind  zusätzlich  die 
spezifischen  territorialen  Markt-  und  gesetzlichen  Rahmenbedingungen  in  Verbindung 
2
   Vgl. (Weber, H., 2008) Seite 2 ff. 
3 
mit  der  allgemeinen  Wettbewerbsverschärfung  bei  der  Ableitung  einer  eigenen 
effizienten Unternehmensstrategie der Kundenorientierung von Bedeutung. 
1.1
Problemstellung 
Die im Jahr 2008 eingetretene weltweite Finanzkrise und der damit im Zusammenhang 
stehende Abschwung der Weltwirtschaft hat die Automobilindustrie im Hinblick auf die 
erhebliche  globale  Überproduktion  von  Fahrzeugen  schwer  getroffen.  Es  ergeben  sich 
neue,  anspruchsvolle  Herausforderungen  und  Chancen  für  die  Zusammenarbeit 
zwischen  Zulieferer,  Hersteller  und  Händler  in  der  automobilwirtschaftlichen 
Wertschöpfungskette,  die  insbesondere  dem  sich  weiter  verschärfenden  Wettbewerb, 
den  strukturellen  Überkapazitäten,  den  gesteigerten  Kundenanforderungen  bezüglich 
Produktqualität  und  professionellem,  kundenfreundlichem  Service,  den  verkürzten 
Produktlebenszyklen,  den  innovativen  technischen  Entwicklungen  und  neuen 
gesetzlichen Rahmenbedingungen Rechnung tragen müssen. 
Nach  einer  Mercer-Studie
3
  werden  in  den  nächsten  Jahren  in  Europa,  kapitalkräftige 
Konzerne und Händlergruppen ein Fünftel des heute noch vom Mittelstand dominierten 
Autohandels  übernehmen  und  rund  40  Prozent  der  Filialen  werden  im  Wettbewerb 
unterliegen.  Der  OEM-geführte  Automobilhandel  (Unternehmen  bringt  im  eigenen 
Namen  Produkte  in  den  Handel)  hat  in  dem  eingesetzten  Verdrängungswettbewerb 
dabei  eindeutige  Vorteile.  Aus  dem  Produktgeschäft  ergeben  sich  im  Hinblick  auf  das 
After  Sales  Geschäft  immaterielle  Synergiepotentiale  in  Bezug  auf  Bündelungen  von 
Bedarfspositionen  und  Ressourcen,  die  gemeinsame  Nutzung  der  Kundenbeziehungen, 
Informationen und Know-how, die unabhängige Unternehmen nicht nutzen können.
4
 Im 
Direktvertrieb  durch  OEM  können  Probleme  in  der  Kundenbetreuung  in  der  Regel 
besser  gelöst  werden,  weil  sie  viel  enger  mit  den  Produkten  vertraut  sind,  Kenntnisse 
über Produktspezifikationen und einen kurzen Zugriff zu Dokumentationen haben.  
3
   Vgl. (Deraëd, P., 2005) Seite 2 ff. 
4
   Vgl. (Baumbach, M., 2002) Seite 20 
4 
Die für den  europäischen Automobilmarkt prognostizierten Szenarien lassen sich zwar 
nicht  direkt  auf  die  Marktsituation  im  Großraum  Singapur  übertragen,  aber  die 
allgemeinen  Trendentwicklungen  sind  auch  hier  zutreffend  und  insbesondere  die 
Aussagen zur wachsenden Bedeutung des After Sales Service für den Automobilhandel 
sind relevant. 
Abbildung 1: OEM als Systemführer in der automobilwirtschaftlichen Wertschöpfungskette
5
Eine  exklusive  Verbraucherbefragung  von  über  3000  Endkunden  in  Europa  und  den 
USA  im Rahmen  einer  Mercer-Studie
6
  ,,Automobilvertrieb  2010  -  Trends,  Handlungs-
bedarf und Lösungswege für OEM und Handel" zeigt, dass ein Drittel aller Kunden mit 
der  Betreuung  durch  Hersteller  und  Autohändler  sowohl  beim  Neukauf  als  auch  im 
After  Sales  Service  unzufrieden  ist  und  deshalb  auch  die  Loyalität  gegenüber  der 
5
   (Seeba, H.-G., 2004) Seite 6 
6
   Vgl. (Deraëd, P., 2003) Seite 1 ff. 
5 
Automarke  selbst  sowie  dem  Händler  alarmierend  zurückgegangen  ist.  Wegen  der 
festgestellten  allgemeinen  Kundenunzufriedenheit  und  der  Bedeutung  des  After  Sales 
Service  im  Hinblick  auf  die  mögliche  Steigerung  der  Umsatzrendite  im  Automobil-
handel, ist dringender Handlungsbedarf gegeben. 
Neue  Herausforderungen  und  Chancen  in  der  automobilwirtschaftlichen  Wertschöp-
fungskette  ergeben  sich  aus  den  vorhandenen  Überkapazitäten,  dem  sich  weiter 
verschärfenden globalisierten Wettbewerb, dem fortschreitenden technischen Fortschritt 
mit  neuen  Produkten  in  immer  kürzeren  Entwicklungszyklen  und  dem  Bedarf  nach 
professionellem, kundenfreundlichem Service. 
Abbildung  (2)  zeigt  deutlich  den  vorangeschrittenen  Strukturwandel  der  Marktanteile 
im Servicegeschäft. Der Automobilvertrieb wird durch neue Wettbewerber am globalen 
Markt,  wie  Megadealer  und  Händlerketten  sowie  eine  weitere  Konsolidierung  des 
Marktes geprägt. 
Marktanteilsprognose Service & Reparatur in Prozent 
Abbildung 2: Marktanteilsprognose Service & Reparatur
7
7
   Eigene Darstellung, in Anlehnung an (Deraëd, P., 2003) Seite 7 
57% 
~50% 
19% 
20% 
14% 
10% 
10% 
15% 
5-10% 
Zulieferer 
Fast-Fit-Ketten 
Sonstige freie 
Werkstätten 
Do it yourself 
Traditionelle 
Vertragswerkstatt, 
Megadealer 
  2000   
         2010 
6 
Zulieferer  und  Fast-Fit-Ketten  gewinnen  an  Bedeutung  und  kleinere  Werkstätten 
verlieren  Anteile  durch  höhere  technologische  Barrieren  im  Service  und  bei 
Reparaturen. Die Autohersteller und Autohäuser müssen sich dabei im Servicegeschäft 
dem  wachsenden  Druck  des  Marktes  stellen.  Auch  Multimarkenhändler  und  freie 
Werkstätten  werden  Anteile  des  After  Sales  Geschäftes  an  sich  ziehen.  Wobei  das 
traditionelle Autohaus die wichtigste Schnittstelle zum Kunden bleiben wird. 
Heute  gewinnt  der  Autokunde  seine  Gesamtzufriedenheit  und  Loyalität  (Wiederkauf-
wahrscheinlichkeit)  zu  seinem  Auto  nicht  nur  durch  das  Produkt  selbst,  sondern  auch 
durch  Umfang  und  Qualität  der  angebotenen  Serviceleistungen.  Für  viele  Automobil-
hersteller und Autohäuser zeigen sich die Vorteile des After Sales Service vor allem in 
Zeiten  konjunktureller  Schwankungen.  Die  After  Sales  Performance  trägt  wesentlich 
zum finanziellen Erfolg und zu stabilen Wachstumsraten des Unternehmens bei und nur 
servicestarke Unternehmen werden in Zukunft Chancen haben im globalen Wettbewerb 
zu bestehen. 
Kundenzufriedenheit  und  Kundenbindung  sind  entscheidende  Faktoren  zur  Sicherung 
von  Wettbewerbsvorteilen.  Private  und  gewerbliche  Kunden  wollen  ihre  individuelle 
Mobilität durch innovative Produkte zu erträglichen Preisen bzw. Kosten in Verbindung 
mit einem befriedigenden Servicepaket erlangen und dementsprechend ihre Kaufoption 
oder die Serviceauftragsentscheidung treffen. 
Die  Unverwechselbarkeit  und  Attraktivität  eines  Autoherstellers  mit  neuen  Techno-
logien, Komfort und ansprechendem Design ist nur mit Premium-Qualität im Service zu 
erreichen  und  nur  so  kann  langfristig  eine  Kunden-  und  Fahrzeugbindung  erzielt 
werden. 
Die  Vielfalt  und  Qualität  der  Dienstleistungen  am  Kunden  im  After  Sales  Service 
werden zu einer besonderen Herausforderung in der automobilen Wertschöpfungskette. 
Dabei  sind  die  erfolgsorientierte  Personalentwicklung  und  die  durchgängigen  IT-
unterstützten  Kundenprozesse  von  zentraler  Bedeutung.  EDV-gestützte  Dealer-
Management-Systeme  (DMS)  sind  dabei  unverzichtbar  geworden,  um  die  vielfältigen 
Abläufe innerhalb eines Autohauses zu organisieren und die Prozessabläufe abzubilden. 
7 
1.2
Zielsetzung 
Während  in  Asien,  vornehmlich  in  China  und  Indien  der  Automobilhandel  noch 
extensiv wächst, steht er vor allem in Europa wegen der gewaltigen Überproduktion und 
der  Folgen  der  weltweiten  Wirtschafts-  und  Finanzkrise  in  Verbindung  mit  der  seit 
Jahren  vorliegenden  geringen  Rendite  und  Eigenkapitalquote  vor  neuen,  gewaltigen 
Herausforderungen.  An  einer  Neuausrichtung  der  Unternehmensstrategie  zur  Kunden-
orientierung  führt  kein  Weg  vorbei,  auch  nicht  an  den  noch  wachsenden  Wirtschafts-
regionen. 
Wegen der zunehmenden allgemeinen  Individualisierung des Konsums  auf inzwischen 
schon  vielfach  gesättigten  Märkten,  rückt  auch  im  Automobilhandel  eine  geänderte 
Marketingstrategie  der  nachhaltigen  Kundenbindung  immer  stärker  in  den  Mittelpunkt 
der unternehmerischen Aktivitäten. 
Mit der vorliegenden Arbeit sollen für eine kundenorientierte Unternehmensausrichtung 
im  Automobilvertrieb  wirksame  Marketinginstrumente  und  kundenpsychologische 
Einflussfaktoren aufgezeigt werden. 
Es wird das Ziel verfolgt, den Zusammenhang der unternehmerischen Maßnahmen der 
Kundenorientierung  für  den  Unternehmenserfolg  von  der  Produktherstellung  bis  zum 
After  Sales  Service  und  die  besondere  Bedeutung  der  Kundenzufriedenheit  allgemein 
und praxisbezogen für das Volkswagen Centre Singapore darzustellen. 
Auf  der  Grundlage  von  allgemeinen  Vorbetrachtungen  zur  Bedeutung  des  After  Sales 
Service  im  Automobilhandel  und  analytischer  Untersuchungen  zur  Bedeutung  der 
Kundenorientierung  in  der  Unternehmensorganisation  sowie  einer  Analyse  des  Status 
Quo  des  After  Sales  Managements  des  Volkswagen  Centre  Singapore  sollen 
Handlungsvorschläge  für  eine  mittelfristige  Servicestrategie  im  After  Sales  Service 
Geschäftsbereich  dieses  Unternehmens  zur  Verbesserung  der  Kundenbindung  und 
Kundenzufriedenheit  herausgearbeitet  werden.  Insbesondere  ist  hierzu  das  vorhandene 
After  Sales  Management  bezüglich  Kundenbestandsdatenerfassung  und  -pflege, 
Kundenbindungsmanagement und Marketingstrategie zu bewerten. 
8 
1.3
Methodisches Vorgehen 
In  einem  einführenden  Kapitel  erfolgt  auf  der  Basis  von  Literaturrecherchen  eine 
Analyse  über  die  besondere  Bedeutung  des  After  Sales  Service  für  den  nachhaltigen 
Erfolg  im  Automobilhandel.  Das  zweite  Kapitel  befasst  sich  unter  Einbeziehung  von 
Fachliteraturauswertungen  mit  einer  Bewertung  der  dominierenden  Rolle  der 
Kundenbindung und der Anforderungen an ein effizientes After Sales Management mit 
verschiedenen  Instrumenten  des  After  Sales  Marketings  und  mit  der  Herausarbeitung 
der  herausragenden  Bedeutung  der  Kundenzufriedenheit  für  den  unternehmerischen 
Erfolg. 
In  einem  dritten  Kapitel  erfolgt  an  Hand  statistischer  Kennziffern  und  Entwicklungs-
trends  im  Automobilmarkt  des  Standortes  Singapur  unter  Beachtung  der  örtlichen 
Rahmenbedingungen,  eine  praxisbezogene  Bewertung  der  aus  den  konzeptionellen 
Grundlagen  ableitbaren  erfolgsorientierten  Schwerpunkte  der  Kundenorientierung  im 
After  Sales  Geschäft  des  Volkswagen  Centre  Singapore.  Dieses  Kapitel  unterbreitet 
weiterhin  unter  Beachtung  der  prinzipiellen  Ziele  und  der  verschiedenen  Instrumente 
des  After  Sales  Managements  sowie  der  Analyseergebnisse  des  vorhandenen  After 
Sales  Service  praxisnahe  Handlungsvorschläge  für  effizientes  Kundenbindungs-
management.  Die  Analyseergebnisse  und  Vorschläge  können  für  die  Erarbeitung  einer 
mittelfristigen Unternehmensstrategie im After Sales Service herangezogen werden. 
Die  aus  den  Untersuchungen  ableitbaren  Ergebnisse,  Maßnahmen  und  Konsequenzen 
sind im Kapitel 4 zusammengefasst.  
9 
2
Analytische  Untersuchungen  der  Bedeutung  der  Kundenorien-
tierung  des  After  Sales  Services  im  Automobilhandel  mit 
Schlussfolgerungen für das Volkswagen Centre Singapore 
2.1 
Grundlagen 
Die  vorherrschende  Wettbewerbssituation  zwingt  auch  den  Automobilservicemarkt  zu 
tief  greifenden  Veränderungen,  verbunden  mit  einem  Paradigmenwechsel  vom  Dienst 
am Automobil zum Dienst am Kunden. 
Neue  Konzepte  der  Kundenbindung  sind  angesichts  des  festgestellten  veränderten 
Konsumverhaltens  und  abnehmender  Bindungsbereitschaft  von  Kunden  heute  auch  in 
dieser  Branche  unerlässlich  geworden.  Die  Neukundenakquisition  ist  nicht  mehr  die 
dominierende  Unternehmensausrichtung,  sondern  der  Aufbau  und  der  Erhalt  einer 
dauerhaften Geschäftsbeziehung mit einer Stammkundschaft wird als wesentliches Ziel 
für die Steigerung der Umsatzrendite angesehen. 
In  einem  verschärften  Marktumfeld  ist  die  Schaffung  von  strategischem  Wettbe-
werbsvorteil  aber  mittlerweile  kaum  noch  durch  hohe  Produktqualität,  besonderes 
Design  oder  wirtschaftliche  Produktion  und  marktgerechten  Preis  zu  erreichen.  Für 
viele  Unternehmen  ist  es  unerlässlich  und  zugleich  vorteilhafter,  Kunden  dauerhaft  zu 
binden und Kundenbeziehungen zu erhalten sowie über das Kernprodukt hinausgehende 
ergänzende Angebote zu unterbreiten. 
Die  Verkäufer-Kundenbeziehungen  enden  heute  nicht  mehr  mit  dem  Verkauf,  sondern 
sie bestehen über die gesamte Nutzungsdauer einer Dienstleistung oder eines Produktes 
fort.
8
Es  ist  deshalb  von  besonderer  Bedeutung,  diesen  Zeitraum  für  zusätzliche 
Marketinganstrengungen  zu  nutzen,  um  die  Kundenzufriedenheit  und  die  Kunden-
bindung  zu  steigern.  Damit  wird  der  Anfang  für  ein  weiteres  profitables  Geschäftsfeld 
8
   Vgl. (Pepels, W., 2007) Seite 377 
10 
geschaffen.  Die  Abbildung  (3)  stellt  den  Zusammenhang  von  der  Produktentwicklung 
über den Verkauf bis hin zum Autorecycling dar. 
Abbildung 3: Automobilwirtschaftliche Wertschöpfungskette als Marktverbund
9
Bezüglich  der  Marktorientierung  werden  Downstreams  auf  die  Marktleistungen  der 
Wettbewerber  sowie  auf  die  Kunden  und  Upstreams  auf  die  Fähigkeiten  und 
Ressourcen des Unternehmens ausgerichtet. 
2.1.1  Pre Sales und After Sales 
Für  die  zeitlich  und  inhaltlich  gestaffelten  Abfolgen  der  Vorverkaufs-,  Verkaufs-  und 
Nachverkaufssphasen  werden  häufig  auch  im  Automobilhandel  die  inzwischen 
etablierten Begriffe des Pre Sales, Sales und After Sales benutzt. 
Dabei  beinhaltet  die  Pre  Sales  Phase  die  Aktivitäten  des  Vorverkaufsgeschäftes,  wie 
Produktpräsentation,  Kundenberatung,  Produktmanagement,  Produktinnovation,  Preis-
findung  usw.  Die  Pre  Sales  Phase  kennzeichnet  die  Situation  des  Geschäftes  vor  dem 
Kauf, in der der Käufer erstmals mit dem Anbieter in Kontakt getreten ist und er seine 
9
   (Seeba, H.-G., 2004) Seite 4 
11 
Bedürfnisse und Erwartungen äußert. Eine positiver Verkaufsabschluss hängt zum einen 
von  rechtlichen  oder  finanzielle  Restriktionen  ab  und  ob  der  Kunde  gewillt  ist  einen 
Abschluss  zu  tätigen.  Die  Ursache  für  einen  Nichtkauf  liegt  meist  in  Zweifeln  des 
Kunden begründet. Ist das Produkt für den Interessenten nicht zweckmäßig, dann kann 
ein  Mangel  an  der  Beratung  vorliegen.  Die  Frage  ob  das  Unternehmen  seinen 
Ansprüchen  genügt,  ist  meist  ein  Fehler  im  Kontaktverlauf  bzw.  in  der  Kontakt-
gestaltung in der Pre Sales Phase. Daher sollten Mitarbeiter über ausreichendes Wissen 
und soziale Kompetenz verfügen, um das wahrgenommene Risiko des Interessenten zu 
senken und das Vertrauen aufzubauen.
10
Nach  der  primären  eigentlichen  Verkaufsphase  (Sales),  die  den  Abschluss  der 
Transaktion  zwischen  Käufer  und  Anbieter  zum  Inhalt  hat,  schließt  sich  das 
Nachverkaufsgeschäft  (After  Sales)  mit  vielfältigen  Geschäftsfeldern  wie  Service, 
Ersatzteilverkauf  oder  Wartung  an.  In  der  After  Sales  Phase  werden  also  alle 
Aktivitäten  der  beteiligten  Transaktionspartner  nach  dem  erfolgten  Kauf  zusammen-
gefasst. 
Die für den Geschäftserfolg des After Sales Service maßgebende Kundenzufriedenheit, 
Kundenloyalität  und  Kundenbindung  werden  in  allen  drei  Phasen  geformt.  Der  erste 
Kundenkontakt  kann  bereits  entscheidend  für  den  weiteren  Verlauf  der  Kunden-
beziehung und möglicher weiterer Geschäftsabschlüsse sein. 
Die  Analyse  von  Kundenwünschen  und  Kundenanforderungen,  die  Durchführung 
gezielter  Beratungsgespräche  mit  der  Zielsetzung  des  Aufbaues  von  Kunden-
zufriedenheit  und  Kundenloyalität  zum  Unternehmen  sind  Bestandteil  des  Pre  Sales 
Service.  Die  Qualität  dieses  Service  ist  damit  bereits  von  wesentlicher  Bedeutung  für 
den ansetzenden After Sales Service.  
10
   Vgl. (Hippner, H., 2004) Seite 375 ff. 
12 
2.1.2  Dienstleistung, Kundendienst und Service in der Nachkaufphase 
Für  den  Begriff  Dienstleistung  gibt  es  in  der  Literatur  unterschiedliche  beschreibende 
Ansätze und Begriffsbestimmungen. 
Im  Sinne  der  Volkswirtschaftslehre  ist  die  Dienstleistung  ein  ökonomisches  Gut,  bei 
dem  im  Gegensatz  zur  Herstellung  von  Waren  durch  einen  Erbringer  oder  auch 
Dienstleister  in  einem  vereinbarten  Zeitrahmen  ein  Kundenbedürfnis  befriedigt  wird. 
Dienstleistungen sind dem Grunde nach Dienste bzw. Verrichtungen gegen ein Entgelt 
und sie sind gekennzeichnet durch ihre spezielle Individualität am Kunden. 
Wegen  der  zunehmenden  Austauschbarkeit  von  Produkten  auf  hohem  vergleichbarem 
Niveau  nehmen  Dienstleistungen  in  der  Wertschöpfungskette  einen  immer  höheren 
Stellenwert ein. 
Meffert  und  Bruhn  definieren  Dienstleistungen  als  selbständige,  marktfähige 
Leistungen, die mit der Bereitstellung und / oder dem Einsatz von Leistungsfähigkeiten 
verbunden  sind  (Potentialorientierung).
11
  Interne  und  externe  Faktoren  werden  im 
Rahmen  des  Erstellungsprozesses  kombiniert  (Prozessorientierung).  Die  Faktoren-
kombination  des  Serviceanbieters  wird  mit  dem  Ziel  eingesetzt,  an  den  externen 
Faktoren,  an  Menschen  oder  deren  Objekten  nutzenstiftende  Wirkungen  zu  erzielen 
(Ergebnisorientierung). Mit dieser Definition werden die immateriellen Besonderheiten 
von  Dienstleistungen  verdeutlicht  die  den  Kunden  als  einen  externen  Faktor  im 
Leistungserstellungsprozess integriert. 
Pepels  liefert  zu  den  unterschiedlichen  Ansätzen  der  Begriffsbestimmungen  und 
Dienstleistungsarten weitergehende theoretische Betrachtungen. Er definiert After Sales 
Service  als  produktbegleitende  Dienstleistungen,  die  bestimmten  Zielen  und  Faktoren 
folgen.
12
Serviceleistungen  (Dienstleistungen)  können  einer  sinnvollen  Kategorisierung 
unterzogen  werden,  die  sich  an  den  Muss-,  Soll-  und  Kann-Erwartungen  des  Kunden 
orientiert  und  somit  auch  in  äquivalente  Muss-,  Soll-  und  Kann-  Serviceleistungen 
11
   Vgl. (Bruhn, M., 2006) Seite 3 
12
   Vgl. (Pepels, W., 1999) Seite 59 
13 
unterteilbar  sind.  Den  signifikanten  Unterschied  im  Wettbewerb  machen  häufig  die 
Kann-Leistungen aus, da hier eine Kundenbindung wirksam unterstützt werden kann. Je 
individueller  der  Kunde  seine  Serviceleistung  empfindet,  desto  höher  ist  die  Kunden-
orientierung zu werten.  
In  der  vorliegenden  Arbeit  soll  nur  der  Kundendienst  als  eine  produktbegleitende 
Dienstleistung  mit  den  Schwerpunkten  im  Automobilhandel,  die  oft  auch  als  Service 
(Customer  Service  oder  Customer  Care)  oder  als  After  Sales  Service  bezeichnet  wird, 
vertiefender untersucht werden. 
2.1.3  After Sales Service 
Der  Fokus  in  der  Unternehmensführung  hat  sich  durch  die  Veränderung  der 
wirtschaftlichen  und  wettbewerblichen  Rahmenbedingungen  der  letzten  Jahre 
wesentlich  verändert.  Spitzenqualität  im  Service  in  Verbindung  mit  einer  dominieren-
den  Kundenorientierung  und  der  Unverwechselbarkeit  und  Kaufattraktivität  des 
Produktes  (Markenprägung)  stehen  zunehmend  im  Mittelpunkt  der  Unternehmens-
strategie. 
Eine  der  zentralen  Herausforderungen  des  heutigen  Automobilgeschäfts  besteht  darin, 
Kunden  in  jeder  Phase  des  Lebenszyklus  eines  Produktes  optimal  zu  bedienen  und 
dabei  gleichzeitig  einen  maximalen  Ertrag  zu  erzielen.  Über  den  After  Sales  Service 
kann  das  Unternehmen  wichtige  Informationen  über  ihre  Kunden,  Wettbewerber  und 
die  Qualität  und  Akzeptanz  der  Produkte  und  Dienstleistungen  erhalten  und  damit 
strategische  Wettbewerbsvorteile  erringen.  Einen  am  Kundennutzen  ausgerichteter 
After  Sales  Service  hat  das  Unternehmen  die  Chance,  sich  besser  im  Wettbewerb  zu 
differenzieren  und  bei  den  Kunden  zu  profilieren.  Ein  hoher  Qualitätsstandard  für  das 
Produkt  oder  die  Dienstleistung  ist  inzwischen  für  den  Kunden  selbstverständlich 
geworden.  Neben  einem  qualitativ  hochwertigen  Produkt  erwartet  der  Kunde  einen 
Service,  der  nicht  nur  den  Reparaturservice  beinhaltet,  sondern  einen  Zusatznutzen  in 
Aussicht  stellt.  Der  After  Sales  Service  sollte  also  für  den  Kunden  einen  Gewinn 
vermitteln.  
14 
Im  Automobilhandel  beträgt  nach  einer  Mercer  Studie  beispielsweise  das  gesamte 
Umsatzpotential  über  den  Lebenszyklus  eines  Autos  etwa  das  Dreifache  des 
Neuwagenpreises. Dies verdeutlicht das gewaltige Potential des Nachkaufgeschäftes in 
Form  von  Leasingangeboten,  Versicherungen,  Ersatzteilverkauf,  Zubehörverkauf, 
Serviceleistungen  und  Flottenmanagement.
13
  Obwohl  vielen  Unternehmen  die  Vorteile 
mit  Downstream-Geschäften  bekannt  sind,  fällt  es  den  meisten  noch  immer  schwer, 
mittels eines effektiven Managements dieses Ertrags- und Wachstumspotential auch zu 
realisieren.  In  noch  nicht  ausreichendem  Maße  werden  die  Vorteile  des  After  Sales 
Service als eigenes Geschäftsfeld mit geeigneten Mitteln von Organisation und Führung 
sowie Management instrumentalisiert.  
Der After Sales Service zielt auf den Aufbau stabiler langfristiger Kundenbeziehungen 
ab,  in  dem  durch  den  Aufbau  von  Wechselbarrieren  wie  die  Schaffung  spezieller 
Anreize für Wiederholungskäufe und Zusatzkäufe oder vielfältige Serviceleistungen das 
Abwandern  der  Kunden  verhindert  werden  kann.  Kundenbeziehungen  enden  nicht  mit 
dem  Kaufabschluss,  sondern  bestehen  über  die  gesamte  Nutzungsdauer  eines  Produkts 
oder  einer  Dienstleistung.  Nach  dem  Motto:  ,,Nach  dem  Kauf  ist  vor  dem  Kauf", 
ergeben  sich  erweiterte,  vielfältige  Geschäftsfelder  im  Rahmen  der  Maximierung  des 
Kundenertrages  und  Unternehmen  müssen  Dienstleistungen  mehr  und  mehr  als  neue 
Potentiale  des  unternehmerischen  Erfolgs  verstehen.  Der  Kunde  soll  in  seiner 
Kaufentscheidung bestätigt und zu Wiederholungskäufen sowie  Zusatzkäufen angeregt 
werden.  
Das  After  Sales  Management  soll  die  neue  Unternehmensstrategie  der  Kunden-
orientierung  steuern  und  kann  als  ein  Verkaufsfolge-Management  bezeichnet  werden, 
das  die  Gesamtheit  aller  Marketingaktivitäten  umfasst,  die  von  Herstellern  bzw. 
Dienstleistern ergriffen werden, um nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss bzw. 
Verkauf,  den  Kunden  langfristig  an  das  eigene  Produkt  oder  die  eigene  Dienstleistung 
zu binden. Diese Form des Managements ist ein Teilbereich des Customer Relationship 
Managements (CRM), das die Pflege sämtlicher Kundenbeziehungen zum Inhalt hat. 
13
   Vgl. (Deraëd, P., 2003) Seite 5 
15 
Nach  Bruhn  wird  das  Servicemanagement  als  die  Gesamtheit  der  servicebezogenen 
Maßnahmen  aller  produkt-  und  personenbezogenen  Serviceleistungen,  wie  z.B. 
Reparatur- und Preisgarantien, Informationen und Hilfestellungen bezeichnet.
14
Das After Sales Management geht weit über eine reine Kundenbetreuung hinaus, da es 
breite  Möglichkeiten  zu  weiteren  Zusatzgeschäften  wie  Ersatzteilservice,  Service-  und 
Wartungsdienste, Produktupgrades und andere generiert. 
Da  die  Primärdaten  der  bestehenden  Stammkunden  bereits  bekannt  sind  und  in  einer 
geeigneten  Datenbank  gepflegt  und  gespeichert  werden  können,  entfällt  der  Aufwand 
für  eine  aufwendige  Neudatenerhebung  und  die  verfügbaren  Daten  können  mit  den 
geeigneten  Marketinginstrumenten  für  den  Pre  Sales,  Sale  und  After  Sales  genutzt 
werden.  Um  eine  optimale  Kundennähe  sicherzustellen,  werden  auch  im  Automobil-
geschäft  häufiger  Verkauf  und  Service  in  getrennten  Einheiten  dem  Kunde  angeboten, 
wobei  eine  unternehmensinterne  intensive  Kommunikation  von  Bedeutung  ist. 
Voraussetzung  für  ein  funktionierendes  After  Sales  Management  ist  es,  den  Markt, 
seine  Kunden-Zielgruppe  und  die  Kundenbedürfnisse  zu  analysieren,  um  darauf 
aufbauend  mit  Hilfe  eines  zielgerichteten  After  Sales  Marketings  und  seinen 
Instrumenten erfolgreich zu sein. 
2.2 
Zukunftsorientierte  Unternehmensführung  im  Automobilhandel 
durch einen effektiven After Sales Service / Der Kunde im Fokus 
der Dienstleistung 
Zentrale  Bestimmungsfaktoren  für  den  Unternehmenserfolg  im  Automobilhandel 
werden zunehmend die Identifikation mit der Wettbewerbsintensität, der Bedeutung von 
Kundenorientierung, Kundenbindung, Kundenloyalität und Kundenzufriedenheit, wobei 
der  Kunde  absolut  in  den  Mittelpunkt  vielfacher  Aktivitäten  zur  Sicherung  unter-
nehmerischen Erfolges gerückt ist. 
14
   (Bruhn, M., 2006) Seite 134 
16 
Produkt- 
orientierung 
Markt- 
orientierung 
Wettbewerbs- 
orientierung 
Kunden- 
orientierung 
Der  Fokus  in  der  Unternehmensstrategie  hat  sich  in  den  letzten  Jahrzehnten  vom 
produktorientierten  Markt  über  eine  marktorientierte  Phase  und  einem  wettbewerbs-
orientierten Markt, zu einer kundenorientierten Phase weiterentwickelt. Die von Bruhn
15
analysierten  einzelnen  Entwicklungsphasen  der  Unternehmensführung  sind  in 
Abbildung (4) wie folgt dargestellt: 
Entwicklungsphasen der Unternehmensführung 
·
Qualitätsmanagement 
·
Kundenbarometer 
·
Kundenwertermittlung 
·
Konkurrenzanalyse 
·
Wertkettenanalyse 
·
Marktsegmentierung 
·
Positionierung 
·
Produkt-Markt-Matrix 
·
Portfolioanalyse 
60er Jahre 
 70er Jahre 
   80er Jahre 
   90er Jahre 
Abbildung 4: Entwicklungsphasen der Unternehmensführung
16
2.2.1
Kundenorientierung als strategisches Leitbild der 
Unternehmensführung 
,,Kundenorientierung  zu  konkretisieren  bedeutet  u.a.  dem  Bewusstsein  zu  folgen,  dass 
in diesem komplexen Unternehmenskonzept verschiedene Wissenschaften vereinigt und 
diesen Rechnung getragen wird. Verschiedene Disziplinen wie Psychologie, Soziologie 
15
   Vgl. (Bruhn, M., 2000) Seite 26 
16
   Eigene Darstellung in Anlehnung an (Bruhn, M., 2000) Seite 26 
17 
und  Wirtschaftswissenschaften  interagieren  miteinander  und  kreieren  dadurch  neue 
Anreize und Ideen."
17
 Viele Unternehmen rücken mittlerweile die langfristige Bindung 
ihrer  bereits  bestehenden  Kunden  in  den  Mittelpunkt  ihrer  marktwirtschaftlichen 
Überlegungen,  um  durch  systematische  Kundenbindung  den  Unternehmenserfolg 
wesentlich  zu  steigern.
18
  Im  Mittelpunkt  muss  deshalb  der  individuelle  Kunde  mit 
seinen spezifischen Bedürfnissen und Wünschen stehen. 
Nach  Raab  und  Lorbacher  bedeutet  Kundenorientierung  eine  ,,(...)  Ausrichtung  des 
gesamten betrieblichen Denkens und Handelns auf den Kunden und seine Bedürfnisse, 
Wünsche und Probleme."
19
In  der  Marketing-Systematik  ist  die  Kundenbindung  ein  Teil  des  Beziehungs-
marketings,  das  im  Geschäftsablauf  sowohl  Anbahnung,  Aufbau  und  Erhaltung  einer 
möglichst dauerhaften Geschäftsbeziehung zum Inhalt hat. 
In der Fachliteratur werden für die Begriffsdefinition der Kundenorientierung zahlreiche 
Varianten  formuliert.  Witte  definiert  diese  wie  folgt:  ,,Kundenorientierung  ist  der 
Versuch einer Organisation die Erwartungen zu erfüllen, die Gefühle zu befriedigen und 
die Ziele zu erreichen, die Kunden bezüglich des Produktes und der Verkaufsinteraktion 
mitbringen,  sowie  der  Herstellung  einer  langfristigen  Bindung  zu  dieser  Organisation, 
wobei der Interaktionspartner nicht vernachlässigt werden darf."
20
Keuper analysiert Anforderungen des Kunden an das Unternehmen und stellt fest, dass 
es  bei  der  Kundenorientierung  darauf  ankommt,  nicht  die  maximal  mögliche  Leistung 
zu sichern, sondern exakt die Leistung zu erbringen, die der Kunde auch erwartet.
21
 Die 
Strategie  der  Kundenorientierung  hat  die  Erfüllung  der  unterschiedlichen  Kunden-
erwartungen  zum  Ziel.  Hierzu  sind  wiederum  systematische  Analysen  und  Interpre-
tierungen  der  Kundenerwartungen  die  notwendigen  Grundlagen.  ,,Bei  kunden-
orientierten Unternehmen orientieren sich alle Entscheidungen an den Bedürfnissen der 
Kunden.  Kundenorientierte  Handlungsprozesse  sind  so  strukturiert,  dass  der  für  den 
17
   (Witte, E.H., 2002) Seite 77 
18
   Vgl. (Bruhn, M. , 2003) Seite 103 
19
   (Raab, G., 2002) Seite 18 ff. 
20
   (Witte, E.H., 2000) Seite 4 
21
   Vgl. (Keuper, F., 2001) Seite 60 
18 
Kunden größtmögliche Nutzen produziert wird und ihre (Nutzen-) Erwartung befriedigt 
wird."
22
Bei den kundenorientierten unternehmerischen Maßnahmen muss der Kunde mit seinen 
Gefühlen,  Erwartungen  und  Überzeugungen  im  Vordergrund  stehen.  Kundenwünsche 
sind  nicht  konstant  und  sie  sind  individuell  geprägt,  sie  verändern  sich  kontinuierlich 
entsprechend der sich entwickelnden Wertschöpfung. Eine flexible, optimiert gestaltete 
Kundenbetreuung  ist  damit  gefragt.  Deshalb  muss  sich  das  After  Sales  Management 
damit auseinandersetzen, welche Kundenklientele bestehen, welchen Kundennutzen das 
Unternehmen  bietet  und  welches  strategische  Ziel  erreicht  werden  soll.  Es  ist  von 
Bedeutung,  dass  auch  wirklich  die  Kundenwünsche  umgesetzt  werden,  die  auch 
tatsächlich  nachgefragt  werden.  Das  Konzept  der  Kundenorientierung  stellt  die 
Beziehung  zwischen  Kunde  und  Anbieter  in  den  Handlungsmittelpunkt,  mit  dem 
primären  Ziel  der  Erfüllung  der  Kundenerwartung.  Hierzu  ist  eine  fortlaufende, 
vollständige Erhebung, Analyse und Interpretation der Kundenerwartungen erforderlich, 
um  sowohl  wirtschaftliche  als  auch  langfristige  und  stabile  Kundenbeziehungen  zu 
sichern. 
Der  erste  direkte  und  persönliche  Kontakt  zum  Kunden  ist  von  außerordentlicher 
Bedeutung, sowohl für den Kunden als auch für den Anbieter, wobei es darum geht, 
·
die individuellen Erwartungen der Kunden zu erfüllen, 
·
die Gefühle des Kunden zu befriedigen 
·
sowie eine längerfristige Kundenbindung zu erzielen. 
2.2.2
Kundenbindung als Unternehmensstrategie 
Durch  Kundenbindung  kann  das  Unternehmen  dem  potentiellen  Umsatz-  und 
Gewinnverlust  in  Folge  von  Abwanderung  vorgebeugt  werden.  Nach  Reicheld  haben 
Studien  gezeigt,  dass  es  um  ein  vielfaches  günstiger  ist,  bestehende  Kunden  an  ein 
22
   (Staminski, W., 1998) Seite 48 
19 
Preisprämien 
Weiterempfehlungen 
Kosteneinsparungen 
Umsatzwachstum 
pro Kunde 
Basisgewinn 
Akqui- 
sitions- 
kosten 
Unternehmen  zu  binden  als  Neukunden  zu  akquirieren.  Die  Akquisitionskosten  für 
einen Neukunden zehren den Gewinn aus dieser  Geschäftsbeziehung meist für längere 
Zeit  auf.
23
  Die  nachfolgende  Abbildung  (5)  zeigt  die  Entwicklung  der  profitablen 
Kundenbeziehungen  in  Abhängigkeit  der  zeitlichen  Entwicklung.  Reicheld  analysiert 
den monetären Nutzen langfristiger Kundenbeziehungen.  
Abbildung 5: Entwicklung der profitablen Kundenbeziehungen
24
Die  Abbildung  zeigt,  dass  insbesondere  eine  nachhaltige  Kundenbeziehung  die 
Erreichung ökonomischer Ziele eines Unternehmens unterstützt. 
Der  Begriff  des  Kunden  wird  mit  vielfältigen  Begriffssynonymen  verknüpft,  wobei 
auch  die  Begriffe  wie  Nachfrager,  Abnehmer,  Käufer,  Verbraucher  oder  Konsument 
verwendet  werden.  Entscheidend  ist  jedoch  bei  der  Begriffsdefinition  des  Kunden  die 
Tatsache, ob tatsächlich eine Transaktion zwischen Kunde und Anbieter erfolgt ist. Bei 
23
   Vgl. (Reicheld, F.F., 1997) Seite 52 
24
   Eigene Darstellung in Anlehnung an (Reicheld, F.F., 1997) Seite 52 
J
ä
h
rl
ic
h
er
G
ew
in
n
 p
ro
 K
u
n
d
e 
Jahre 
1 
 2 
  3 
  4 
   5 
    6 
    7 
20 
den so genannten potentiellen Kunden ist erst eine Transaktionserwartung gegeben. Der 
Begriff  ,,Kundenbindung"  wird  in  der  Fachliteratur  nach  unterschiedlichen  Kriterien 
definiert.  Er  kann  sowohl  aus  Kunden-  oder  auch  aus  der  Unternehmenssicht 
interpretiert werden. 
Nachfolgend  werden  einige  aus  der  Fachliteratur  entnommene  Begriffsdefinitionen 
wiedergegeben. 
Weinberg und Terlutter beschreiben Kundenbindung nach verhaltenswissenschaftlichen 
Überlegungen  als  ein  ,,(...)  psychisches  Konstrukt  der  Verbundenheit  oder 
Verpflichtung  einer  Person  gegenüber  einer  anderen  Person  oder  einem 
Unternehmen."
25
Unter  Bezug  auf  die  Sicht  des  Kunden  beschreibt  Keaveney  die  Kundenbindung  wie 
folgt: ,,Unter Kundenbindung werden sämtliche psychologischen Bewusstseinsprozesse 
bzw.  beobachtbaren  Verhaltensweisen  eines  Kunden  verstanden,  in  denen  sich  die 
intentionale  bzw.  faktische  Erhaltung  bzw.  Intensivierung  seiner  Beziehung  zum 
Unternehmen aufgrund von bestimmten Bindungsursachen manifestiert."
26
Andere  Autoren  definieren  den  Begriff  der  Kundenbindung  aus  Sicht  der  Anbieter. 
Beispielsweise  beschreibt  Diller  die  Kundenbindung  als  ,,System  von  Aktivitäten  des 
Anbieters  zur  Verbesserung  des  Transaktionsgeschehens  auf  der  Grundlage  positiver 
Einstellungen der Kunden und daraus resultierender Bereitschaft zu Folgekäufen."
27
Janowski  definiert  die  Kundenbindung  aus  komplexer  Sicht  von  Kunde  und  Anbieter: 
,,Kundenbindung  beinhaltet  alle  Maßnahmen  eines  Unternehmens,  die  eine  positive 
Gestaltung  der  bisherigen  Verhaltensweisen  und  der  zukünftigen  Verhaltensabsichten 
eines Kunden gegenüber einem Anbieter oder dessen Leistung zum Ziel haben."
28
25
   (Terlutter, R., 2000) Seite 46 
26
   (Keaveney, S., 1995) Seite 71 
27
   (Diller, H., 1996) Seite 84 
28
   (Janowski, J. N., 2003) Seite 7 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2010
 - ISBN (eBook)
 - 9783836644761
 - DOI
 - 10.3239/9783836644761
 - Dateigröße
 - 1.4 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Hochschule Mittweida (FH) – Wirtschaftswissenschaften, Studiengang Betriebswirtschaft
 - Erscheinungsdatum
 - 2010 (April)
 - Note
 - 1
 - Schlagworte
 - after sales kundenorientierung kundenzufriedenheit beschwerdemanagement marketingstrategie
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de