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Technologiefrühaufklärung in Netzwerken

Möglichkeiten, Organisation und Nutzen einer erweiterten Technologiefrühaufklärung

©2003 Diplomarbeit 96 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In dieser Arbeit werden mit der Technologiefrühaufklärung und den Unternehmensnetzwerken zwei wissenschaftliche Untersuchungsfelder verbunden, die bisher kaum zusammen betrachtet wurden. Gemeinsam haben beide Forschungsgebiete ihre aktuelle Bedeutung. Diese besteht aufgrund der zunehmenden Konzentration von Unternehmen auf Kernkompetenzen, als eine Reaktion auf globalisierte und turbulente Märkte. Für Unternehmen ist es zunehmend unmöglich der dynamischen Entwicklung und den kurzen Technologiezyklen auf allen für ein Produkt relevanten technologischen Gebieten zu folgen. Deshalb konzentrieren sie sich auf die Weiterentwicklung des eigenen Know-hows auf den Technologiefeldern in denen sie einen Wettbewerbsvorteil besitzen.
Die Technologiefrühaufklärung liefert die für die strategische Technologie- und Innovationsplanung notwendigen Eingangsinformationen. Die Entwicklung und Umsetzung von Technologiestrategien ist ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Planung und zur Sicherung der erfolgreichen Unternehmenstätigkeit unabdingbar. Der strategischen Planung gehen umfangreiche Analysen bezüglich technologischer Trends voraus. Die Qualität der hieraus gewonnenen Informationen bestimmt wesentlich die Qualität der Strategien. Zwischen der Notwendigkeit einer Informationsgewinnung durch die Technologiefrühaufklärung und der Häufigkeit ihrer Durchführung in der Praxis besteht allerdings eine hohe Diskrepanz. Diese Anwendungslücke ist unter anderem auf die hohen Anforderungen der Technologiefrühaufklärung an Ressourcen und methodischem Know-how zurückzuführen, die vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ein Problem darstellen.
Aufgrund der Konzentration auf Kernkompetenzen einerseits und den durch Kooperationen erzielbaren Wettbewerbsvorteilen andererseits schließen sich Unternehmen zu Netzwerken zusammen. Die Netzwerkpartner bleiben rechtlich selbstständig und formal unabhängige Unternehmen und betreiben auf Gebieten außerhalb der Kooperation ihre eigene Unternehmenspolitik. Netzwerke werden zur Zeit umfassend wissenschaftlich diskutiert, da sie in der Praxis zunehmend anzutreffen sind. Ihre Bedeutung wird voraussichtlich auch weiterhin steigen.
Den Ausgangspunkt dieser Arbeit bildet die Feststellung, dass sich Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren müssen um den gestiegenen Anforderungen durch Veränderungen im Unternehmensumfeld gerecht werden zu können. Als Folge dieser Entwicklung nimmt die Bedeutung […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7242
Schady, Rico: Technologiefrühaufklärung in Netzwerken - Möglichkeiten, Organisation
und Nutzen einer erweiterten Technologiefrühaufklärung
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ... 1
1.1
Ausgangssituation und Problemstellung der Arbeit ... 1
1.2
Aufbau der Arbeit... 2
2
Grundlagen der Technologiefrühaufklärung ... 4
2.1
Gegenstand und Bedeutung der Technologiefrühaufklärung... 4
2.2
Ablauf der Technologiefrühaufklärung ... 8
2.2.1 Prozess
der
Technologiefrühaufklärung... 8
2.2.2
Informationsquellen und Methoden der Technologiefrühaufklärung ... 11
2.3
Organisation der Technologiefrühaufklärung ... 13
2.3.1
Implementierung der Technologiefrühaufklärung... 13
2.3.2
Beteiligte und Aufbauorganisation... 15
2.3.3
Ansätze einer überbetrieblichen Frühaufklärung ... 16
3
Grundlagen der Unternehmensnetzwerke ... 18
3.1
Der Trend zu kooperativen Unternehmensbeziehungen ... 18
3.2
Charakteristika und Erfolgsfaktoren von Unternehmensnetzwerken... 19
3.3
Arten von Unternehmensnetzwerken ... 24
3.4
Beschreibungsmerkmale von Unternehmensnetzwerken... 26
3.5
Ein Beispiel: Innovationsnetzwerke ... 29
4
Technologiefrühaufklärung im Unternehmensnetzwerk ... 31
4.1
Vorbemerkungen ... 31
4.2
Bedingungen einer Technologiefrühaufklärung im Netzwerk ... 32
4.2.1 Erfolgskritische
Aspekte ... 32
4.2.1.1 Vertrauen ... 32
4.2.1.2 Wahl der Kooperationspartner... 34
4.2.1.3 Wahl der Kooperationsform ... 36
4.2.1.4 Organisationales Lernen und Wissenstransfer ... 38
4.2.2 Konzeption
eines
Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes... 40

Inhaltsverzeichnis
II
4.3
Vorteilhaftigkeit einer Technologiefrühaufklärung im Netzwerk... 43
4.3.1
Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit ... 43
4.3.2
Vorteilhaftigkeit einer kooperativen Technologiefrühaufklärung unter den
Bedingungen eines Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes ... 46
4.4
Vorteilhaftigkeit von Netzwerkkonstellationen... 49
4.4.1
Vorüberlegungen zur Bestimmung der Vorteilhaftigkeit... 49
4.4.2
Ableitung eines Bewertungsmodells zur Bestimmung vorteilhafter
Netzwerkkonstellation bei der Technologiefrühaufklärung ... 52
4.4.3
Technologiefrühaufklärung in bestehenden Unternehmensnetzwerken... 56
4.4.4
Technologiefrühaufklärung in neuen Unternehmensnetzwerken... 58
4.5
Formen der Verwertung ... 63
4.6
Zusammenfassung ... 65
5
Organisation und Management des Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes ... 66
5.1
Rahmenbedingungen im Technologiefrühaufklärungsnetzwerk... 66
5.2
Aufbau- und ablauforganisatorische Gestaltung im
Technologiefrühaufklärungsnetzwerk ... 67
5.3
Management des Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes ... 71
5.3.1 Managementfunktionen
im
Technologiefrühaufklärungsnetzwerk... 71
5.3.2
Aspekte des Managements im Technologiefrühaufklärungsnetzwerk... 73
5.3.2.1 Initiierung eines Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes... 73
5.3.2.2 Bestandssicherung ... 75
5.3.2.3 Wissensmanagement... 77
5.3.2.4 Technologie-Roadmap: ein Werkzeug zur Kommunikation im
Technologiefrühaufklärungsnetzwerk ... 78
6 Zusammenfassung
und
Ausblick ... 81
Literaturverzeichnis ... 83

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit... 3
Abbildung 2: Prozess vom Auftreten einer Information bis zu einer unmittelbaren
Auswirkung ... 4
Abbildung 3: Zu berücksichtigende Faktoren für das Erkennen von Diskontinuitäten ... 5
Abbildung 4: Grobkonzept eines frühaufklärungsbasierten Innovationsmanagements ... 6
Abbildung 5: Prozesselemente der strategischen Technologiefrühaufklärung ... 8
Abbildung 6: Methoden der Technologiefrühaufklärung... 13
Abbildung 7: Wissensarten... 24
Abbildung 8: Arten von Unternehmensnetzwerken ... 25
Abbildung 9: Tiefe und Umfang der Zusammenarbeit in Abhängigkeit vom Grad des
Vertrauens... 33
Abbildung 10: Umfeldbereiche der Unternehmen und ihre Berücksichtigung im Netzwerk .. 34
Abbildung 11: Kriterien für die Partnerwahl... 36
Abbildung 12: Barrieren der Nutzung externer Informationen ... 39
Abbildung 13: Konzept eines Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes... 40
Abbildung 14: Verbesserung der Informationsbasis durch eine kooperative
Technologiefrühaufklärung ... 43
Abbildung 15: Vorteile einer kooperativen Technologiefrühaufklärung ... 45
Abbildung 16: Vorteilhaftigkeit einer im Technologiefrühaufklärungsnetzwerk realisierten
kooperativen Technologiefrühaufklärung ... 48
Abbildung 17: Vier Motive für eine Kooperation bei der Technologiefrühaufklärung ... 50
Abbildung 18: Einflussgrößen auf die Vorteilhaftigkeit einer Netzwerkkonstellation... 50
Abbildung 19: Wege der Entstehung eines Netzwerkes für die Technologiefrühaufklärung.. 51
Abbildung 20: Beurteilung der situativen Vorteilhaftigkeit von Netzwerkkonstellationen in
einer Matrix ... 55
Abbildung 21: Vorteilhaftigkeit eines beispielhaften virtuellen Netzwerkes ... 57
Abbildung 22: Potentielle Kooperationspartner für die Technologiefrühaufklärung ... 59
Abbildung 23: Prozess zur Ableitung einer vorteilhaften Netzwerkkonstellation ... 59
Abbildung 24: Beispiele für Netzwerkkonstellationen und ihre Einordnung in die
Bewertunsgmatrix... 62
Abbildung 25: Voraussetzungen der Verwertung ... 63

Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildung 26: Aufbauorganisatorische Gestaltung im Netzwerk (i.e.S.)... 68
Abbildung 27: Prozessschritte im Netzwerk (i.e.S.) eingebettet in das Netzwerk (i.w.S.) ... 70
Abbildung 28: Funktionen des Managements interorganisationaler Netzwerke... 71
Abbildung 29: Abgrenzung der Technologiedomäne des Netzwerkes ... 75
Abbildung 30: Technologiekomplex eines Technologiefeldes ... 79

Tabellenverzeichnis
V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Charakteristika von Unternehmensnetzwerken... 21
Tabelle 2: Beschreibungsdimensionen interorganisationaler Beziehungen ... 27
Tabelle 3: Berücksichtigung erfolgskritischer Aspekte im
Technologiefrühaufklärungsnetzwerk ... 41
Tabelle 4: Bewertungsschema ... 52
Tabelle 5: Bewertung von Netzwerkmerkmalen ... 53
Tabelle 6: Gewichtung der erfolgskritischen Faktoren der Partnerwahl... 54
Tabelle 7: Bewertung eines hypothetischen Virtuellen Unternehmens... 57
Tabelle 8: Vorteilhaftigkeit von Netzwerkkonstellationen ... 60
Tabelle 9: Aufgaben des Netzwerkmanagements ... 72

Abkürzungsverzeichnis
VI
Abkürzungsverzeichnis
Anm. d. Verf.
Anmerkung des Verfassers
bzw.
beziehungsweise
et al.
et alii (und übrige)
etc.
et
cetera
evtl.
eventuell
F&E
Forschung und Entwicklung
ggf.
gegebenenfalls
Hrsg.
Herausgeber
i.e.S.
im engeren Sinne
i.w.S.
im weiteren Sinne
KMU
kleine und mittlere Unternehmen
S. Seite(n)
u.a.
und
andere
vgl.
vergleiche
z.B.
zum
Beispiel

Einleitung
1
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung der Arbeit
In dieser Arbeit werden mit der Technologiefrühaufklärung und den Unternehmensnetzwer-
ken zwei wissenschaftliche Untersuchungsfelder verbunden, die bisher kaum zusammen be-
trachtet wurden. Gemeinsam haben beide Forschungsgebiete ihre aktuelle Bedeutung. Diese
besteht aufgrund der zunehmenden Konzentration von Unternehmen auf Kernkompetenzen,
als eine Reaktion auf globalisierte und turbulente
1
Märkte. Für Unternehmen ist es zuneh-
mend unmöglich der dynamischen Entwicklung und den kurzen Technologiezyklen auf allen
für ein Produkt relevanten technologischen Gebieten zu folgen. Deshalb konzentrieren sie
sich auf die Weiterentwicklung des eigenen Know-hows auf den Technologiefeldern in denen
sie einen Wettbewerbsvorteil besitzen.
Die Technologiefrühaufklärung liefert die für die strategische Technologie- und Innovations-
planung notwendigen Eingangsinformationen. Die Entwicklung und Umsetzung von Techno-
logiestrategien ist ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Planung und zur Sicherung
der erfolgreichen Unternehmenstätigkeit unabdingbar. Der strategischen Planung gehen um-
fangreiche Analysen bezüglich technologischer Trends voraus. Die Qualität der hieraus ge-
wonnenen Informationen bestimmt wesentlich die Qualität der Strategien. Zwischen der Not-
wendigkeit einer Informationsgewinnung durch die Technologiefrühaufklärung und der Häu-
figkeit ihrer Durchführung in der Praxis besteht allerdings eine hohe Diskrepanz.
2
Diese An-
wendungslücke ist unter anderem auf die hohen Anforderungen der Technologiefrühaufklä-
rung an Ressourcen und methodischem Know-how zurückzuführen, die vor allem für kleine
und mittlere Unternehmen ein Problem darstellen.
Aufgrund der Konzentration auf Kernkompetenzen einerseits und den durch Kooperationen
erzielbaren Wettbewerbsvorteilen andererseits schließen sich Unternehmen zu Netzwerken
zusammen. Die Netzwerkpartner bleiben rechtlich selbstständig und formal unabhängige Un-
ternehmen und betreiben auf Gebieten außerhalb der Kooperation ihre eigene Unternehmens-
politik. Netzwerke werden zur Zeit umfassend wissenschaftlich diskutiert, da sie in der Praxis
1
Turbulente Märkte sind durch die beiden Merkmale Dynamik und Komplexität gekennzeichnet. Vgl. Meffert;
Burmann (2000), S. 178.
2
Vgl. Schröder; Schiffer (2000), S. 148-149.

Einleitung
2
zunehmend anzutreffen sind. Ihre Bedeutung wird voraussichtlich auch weiterhin steigen.
Eine Netzwerkform ist zum Beispiel das Virtuelle Unternehmen, bei dem Kompetenzen und
Kapazitäten für die Leistungserstellung flexibel kombiniert werden können.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Möglichkeiten, die Organisation und den Nutzen einer Technolo-
giefrühaufklärung in Unternehmensnetzwerken zu evaluieren. In diesem Zusammenhang sol-
len unter anderem folgende Fragen beantwortet werden:
Unter welchen Umständen ist eine Zusammenarbeit bei der Technologiefrühaufklä-
rung überhaupt denkbar?
Wie muss ein Netzwerk für eine gemeinsame Technologiefrühaufklärung aussehen?
Welche Vorteile besitzt die Zusammenarbeit bei der Technologiefrühaufklärung?
Welche Netzwerkkonstellationen sind für die Technologiefrühaufklärung vorteilhaft?
Welche Formen der Ergebnisverwertung im Netzwerk gibt es?
Wie kann die Aufbau- und Ablauforganisation gestaltet werden?
Welche Aspekte müssen beim Netzwerkmanagement berücksichtigt werden?
Die Kombination von zwei Wissenschaftsgebieten und das daraus entstehende Facettenreich-
tum des Themas führt dazu, dass nur auf die wichtigsten Aspekte eingegangen werden kann.
Trotzdem ist es Ziel dieser Arbeit ein abgerundetes Konzept für die Technologiefrühaufklä-
rung im Netzwerk zu entwickeln, das zudem praktisch umsetzbar erscheint.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die im vorangegangenen Abschnitt aufgeworfenen Fragestellungen dienen als Richtschnur
für den Aufbau dieser Arbeit (siehe Abbildung 1). Im Anschluss werden die beiden wissen-
schaftlichen Untersuchungsgebiete, Technologiefrühaufklärung im zweiten Kapitel und Un-
ternehmensnetzwerke im dritten Kapitel, zunächst getrennt behandelt. Für beide Bereiche
findet eine kurze Einführung statt, gefolgt von den für diese Arbeit wichtigen Grundlagen. Im
vierten Kapitel kommt es zu einer Synthese der Erkenntnisse aus den ersten beiden Kapiteln.
Aus der Diskussion von erfolgskritischen Aspekten einer Kooperation bei der Technologie-
frühaufklärung ergeben sich die Bedingungen unter denen eine Zusammenarbeit im Netzwerk
erfolgen muss. Darauf aufbauend wird das Konzept des ,,Technologiefrühaufklärungsnetz-
werkes" abgeleitet und die Vorteilhaftigkeit einer gemeinsamen Technologiefrühaufklärung
eingeschätzt. Anschließend erfolgt der Versuch, vorteilhafte Netzwerkkonstellationen abzulei-

Einleitung
3
ten. Dabei lassen sich zwei Ausgangssituationen unterscheiden. Zum einen kann die Konstel-
lation durch ein bereits bestehendes Netzwerk vorbestimmt sein und die Zusammenarbeit auf
die Technologiefrühaufklärung ausgeweitet werden. Zum anderen ist die Bildung eines neuen
Netzwerkes, explizit für die Technologiefrühaufklärung vorstellbar. Das vierte Kapitel wird
mit der Erörterung von Möglichkeiten der Ergebnisverwertung im Netzwerk abgeschlossen.
1. Einführung
2. Grundlagen der
Technologiefrühaufklärung
3. Grundlagen der
Unternehmensnetzwerke
4. Technologiefrühaufklärung im Unternehmensnetzwerk
Machbarkeit
Vorteilhaftigkeit
Konzept des
"Technologiefrühaufklärungs-
netzwerkes"
Ableitung vorteilhafter
Netzwerkkonstellationen
Formen der Verwertung
4. Organisation und M anagement des
Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Organisation und dem Management des zuvor
konzipierten Technologiefrühaufklärungsnetzwerkes. Hier geht es beispielsweise um die auf-
bau- und ablauforganisatorische Gestaltung des Netzwerkes und darum, wie die Management-
funktionen im Technologiefrühaufklärungsnetzwerk erfüllt werden können. Im sechsten Kapi-
tel findet eine Zusammenfassung der Ergebnisse und ein Ausblick mit Anregungen für die
weitere Beschäftigung mit dem Thema ,,Technologiefrühaufklärung in Netzwerken" statt.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
4
2 Grundlagen
der
Technologiefrühaufklärung
2.1 Gegenstand und Bedeutung der Technologiefrühaufklärung
Der Ansatz der Frühaufklärung im Allgemeinen und der Technologiefrühaufklärung im Be-
sonderen basiert auf der Theorie der ,,schwachen Signale"
3
, die von H. Igor Ansoff im Jahr
1976 in einem Artikel vorgestellt wurde. Schwache Signale sind vage Informationen über
zukünftige Entwicklungen, die einen nur qualitativen und intuitiv fassbaren Charakter besit-
zen.
4
Sie können auf mögliche Diskontinuitäten
5
in der Zukunft hinweisen. Dabei besitzen die
Informationen zunächst eine inhaltliche Unklarheit, die jedoch mit dem Zeitablauf und der
damit einhergehenden Konkretisierung der Erkenntnisse abnimmt. Das frühzeitige Erkennen
von schwachen Signalen ermöglicht es, dem Grad der Ungewissheit angepasste Maßnahmen
zur Reaktion auf eine Diskontinuität einzuleiten.
6
So ist eventuell in einem frühen Stadium
die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber einem bestimmten Phänomenbereich ausreichend. Bei
einer weiteren Konkretisierung der Hinweise auf eine Diskontinuität kann dann zum Beispiel
die vorsorgliche Steigerung der Flexibilität durch Alternativplanungen oder die Frühinitiie-
rung strategischer Maßnahmen erfolgen.
7
Durch eine Frühaufklärung im Unternehmen wird
es somit möglich Überraschungen zu vermeiden und zusätzliche Reaktionszeit gegenüber
bestimmten Ereignissen zu gewinnen. Dadurch wird der Handlungsspielraum erweitert und
eine proaktive Gestaltung der Zukunft ermöglicht (siehe Abbildung 2).
Dynamik der
Ereignisse
Ereignis kündigt
sich schwach an
Ereignis ist
absehbar
Größe und
Bedeutung
unklar
Ereignis
trifft ein
Ereignis wirkt
auf Unternehmen
Reaktion nötig
aktives Gestalten möglich
Zeit
Handlungs-
spielraum/
Informations-
stand
Handlungsspielraum
Informationsstand
Abbildung 2: Prozess vom Auftreten einer Information bis zu einer unmittelbaren Auswirkung
(Quelle: Weigand (1999), S. 12.)
3
Vgl. Ansoff (1976).
4
Vgl. Liebl (1996), S. 4.
5
Eine Diskontinuität ist ein Strukturbruch in einer Entwicklung, bei dem neben einem diskontinuierlichen Ver-
lauf auch ein neuartiger. strategisch relevanter Sachverhalt auftritt.
Vgl. Liebl (1996), S. 22-24.
6
Vgl. Ansoff (1976), S. 133-136.
7
Vgl. Schröder; Schiffer (2000), S. 122.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
5
Durch die Implementierung einer strategischen Frühaufklärung im Unternehmen, soll nicht
nur auf Bedrohungen, sondern auch auf Chancen durch diskontinuierliche Entwicklungen
hingewiesen werden. Neben der systematischen Wahrnehmung, Dokumentation, Auswertung
und Weiterleitung von Information über zukünftige Trends werden der Frühaufklärung auch
Managementfunktionen beigemessen. Hierzu gehört die Sensibilisierung der Mitarbeiter ge-
genüber schwachen Signalen, das Informationsmanagement oder die Umsetzung der gewon-
nenen Erkenntnisse in Handlungsprogramme und Strategien.
8
In der Praxis ist die Technologiefrühaufklärung, die den technologierelevanten Teil des Un-
ternehmensumfeldes beobachtet, am weitesten verbreitet.
9
Dies kann mit der großen Relevanz
von technologischen Entwicklungen auf die zukünftigen Wettbewerbsfelder und die zukünfti-
ge Wettbewerbsposition eines Unternehmens zusammenhängen.
10
Für das Aufspüren von
Diskontinuitäten im Technologiebereich müssen zahlreiche Einflussfaktoren berücksichtigt
werden (siehe Abbildung 3). Dabei gilt es, eine große Informationsmenge und -vielfalt verar-
beiten zu können.
Diskontinuitäten / zukunftsrelevante Technologiefelder
Technologiefrühaufklärung
Markt
Visionen
technologische
Probleme
gesellschaftl.
Rahmenbedingungen
aktuelle
Ereignisse
globale
Probleme
interdisziplinäre
Themenverflechtung
neue Effekte
relevante
Faktoren
Abbildung 3: Zu berücksichtigende Faktoren für das Erkennen von Diskontinuitäten
(Quelle: Vgl. Zweck (2000), S. 11.)
Dieser Arbeit wird folgende Begriffsdefinition der Technologiefrühaufklärung zugrunde ge-
legt:
8
Vgl. Krystek; Müller-Stewens (1993), S. 21.
9
Vgl. Zurlino (1995), S. 63.
10
Vgl. Ziser (2000), S. 23.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
6
,,Technologiefrühaufklärung (befasst sich: Anm. d. Verf.) mit der systematischen Be-
schaffung und Auswertung von Informationen über künftige Chancen und Risiken, die
technologische oder technologierelevante Veränderungen der Rahmenbedingungen
für die Wettbewerbsposition des eigenen Unternehmens mit sich bringen."
11
In der aktuellen Literatur gibt es eine Vielzahl von Termini, die im gleichen oder ähnlichen
Zusammenhang verwendet werden. Begriffe wie Technologiefrüherkennung oder Technolo-
gievorausschau seien an dieser Stelle genannt.
Technologiefrühaufklärungsinformationen sind eine wichtige informationelle Basis für die
strategische Technologie- und Innovationsplanung in Unternehmen. Sie verdrängen aufgrund
der Zunahme diskontinuierlicher Entwicklungen verstärkt Analysen und quantitative Progno-
sen als Planungsgrundlage.
12
Im Bereich des Technologie- und Innovationsmanagements ist
man besonders stark auf die frühzeitige Identifikation unternehmensexterner Entwicklungen
angewiesen. Die Beobachtung von Umfeldbereichen, die außerhalb der eigenen Technolo-
giedomäne liegen, ist deshalb besonders wichtig.
13
Im Ergebnis kann die Technologiefrühauf-
klärung zum Beispiel dazu beitragen F&E-Aufwendungen, für eine in absehbare Zeit nicht
mehr wettbewerbsfähige Technologie, zu verhindern. Auch für das Innovationsmanagement
liefert die Technologiefrühaufklärung Eingangsinformationen. Diese können Anreize für neue
Produkt- oder Prozessinnovationen liefern und letztendlich bis zum Aufbau neuer strategi-
scher Geschäftsfelder führen (siehe Abbildung 4).
14
Unte rne hme nsplanung
Innov ationsmanageme nt
Innovationsplanung
Früh-
aufklärung
Innovation
Innovationse ntwicklung
Systemgrenze Unte rne hme n
Abbildung 4: Grobkonzept eines frühaufklärungsbasierten Innovationsmanagements
(Quelle: Brandenburg (1999), S. 28.)
11
Koller (2002), S. 343.
12
Vgl. Krystek; Müller-Stewens (1997), S. 931-932.
13
Vgl. Gerpott (1999), S. 66.
14
Vgl. Peiffer (1992), S. 59-60.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
7
Die folgenden Tendenzen im Unternehmensumfeld machen eine Technologiefrühaufklärung
im Unternehmen zunehmend erforderlich:
Unternehmen stehen in einem intensiven und globalen Wettbewerb. Die eigene Wett-
bewerbsposition kann nur durch das rechtzeitige Erkennen und Anwenden von neuen
technologischen Anwendungspotentialen gesichert werden.
15
Der Anwendungsdruck neuer Technologien führt zu immer kürzeren Innovationszyk-
len. Ohne das Vorverlegen von F&E-Aktivitäten sind Unternehmen der Gefahr ausge-
setzt, in eine ,,Zeitfalle" zu geraten.
16
Technologien aus einer Branche durchdringen immer schneller andere Wirtschaftsbe-
reiche und führen dort zu Veränderungen der Wettbewerbsverhältnisse.
17
Letztendlich
kann eine ganze Industrie durch eine Substitutionstechnologie verwundbar werden.
18
Diskontinuitäten bergen auch Chancen in sich. Das rechtzeitige Erkennen und aktive
Mitgestalten von diskontinuierlichen Verläufen ermöglicht es, sich den Grunddimen-
sionen des Wettbewerbs zu entziehen und dadurch größere Wettbewerbsvorteile zu er-
zielen.
19
Im Innovationswettbewerb können Unternehmen nur bestehen, wenn sie sich auf ihre
technologischen Kernkompetenzen konzentrieren und somit den Wissensvorsprung
bezüglich einer Technologie für sich nutzen. Da die Planbarkeit von Technologie-
Lebenszyklen in turbulenten und komplexen Märkten abnimmt, müssen Unternehmen
permanent nach Einsatzfeldern für ihr technologisches Know-how suchen.
20
Diese
können auch außerhalb der bekannten Märkte und Branchen liegen. Mit der Konzent-
ration auf Kernkompetenzen wächst die Gefahr, dass Unternehmen die Entwicklungen
außerhalb des eigenen Umfeldes aus den Augen verlieren, und somit gegenüber Dis-
kontinuitäten anfällig werden. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind aufgrund
fehlender Kompensierungsmöglichkeiten Diskontinuitäten ausgesetzt und können
durch eine Technologiefrühaufklärung, die ein möglichst breites Beobachtungsspekt-
rum einschließt, Risiken entgegenwirken und Chancen nutzen.
21
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Technologiefrühaufklärungsinformationen in
15
Vgl. Boutellier; Bratzler; Böttcher (1998), S. 87.
16
Vgl. Koller (2002), S. 344.
17
Vgl. Zahn; Braun (1992), S. 5.
18
Vgl. Schuh; Friedli; Kunz (2000), S. 24-25.
19
Vgl. Schuh; Friedli; Kunz (2000), S. 23.
20
Vgl. Krystek; Müller-Stewens (1993), S. 3.
21
Vgl. Boutellier; Bratzler; Böttcher (1998), S. 87.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
8
einem hohen Maße zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen beziehungsweise zum Halten
der Wettbewerbsposition beitragen können. Sie fließen in die Technologie- und Innovations-
planung ein und besitzen eine hohe strategische Bedeutung.
2.2 Ablauf der Technologiefrühaufklärung
2.2.1 Prozess der Technologiefrühaufklärung
Technologiefrühaufklärung kann in dem nun vorgestellten Prozess durchgeführt werden (sie-
he Abbildung 5). Dieser beinhaltet sechs Prozessschritte, die ständig rekursiv durchlaufen
werden. Dadurch erfolgt eine kontinuierliche Anpassung der Tätigkeiten an die jeweilige Un-
ternehmenssituation und Umfeldentwicklung.
22
1. Abgrenzung
relevanter
Beobachtungs-
bereiche
2. Beobachtung
des relevanten
Umfeldes
3. Diagnose
beobachteter
Umfeldveränderungen
4. Prognose
der zukünftigen
Entwicklung
5. Evaluierung der
identifizierten
Umfeldveränderungen
6. Informations-
integration
Strategisches
Technologie- und
Innovationsmanagement
Abbildung 5: Prozesselemente der strategischen Technologiefrühaufklärung
(Quelle: Schröder; Schiffer (2000), S. 124.)
Im Folgenden wird auf die einzelnen Prozesselemente näher eingegangen:
1. Abgrenzung relevanter Beobachtungsbereiche: In dieser Phase werden die zu observie-
renden Wissenschafts- und Technikgebiete festgelegt. Als Grundlage können die Ergeb-
nisse der Technologieanalyse in einem Unternehmen dienen, bei der eine Identifikation
22
Vgl. Schröder; Schiffer (2000), S. 123-127.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
9
von wettbewerbsrelevanten Technologiebereichen und die Bewertung der unternehmens-
spezifischen Situation hinsichtlich dieser Bereiche durchgeführt wird.
23
Mitbestimmende
Faktoren für die konkrete Auswahl von Beobachtungsfeldern sind unter anderem die Re-
levanz für die strategische Technologie- und Innovationsplanung, das Ausmaß der Unsi-
cherheit und Komplexität oder die Wahrscheinlichkeit von Veränderungen auf einem Ge-
biet.
24
In die Beobachtung muss zusätzlich zum technologischen Umfeld, auch das öko-
nomische, gesellschaftliche, politische und rechtliche Umfeld einbezogen werden. Dies ist
notwendig, weil die Attraktivität von Technologien auch durch Veränderungen in diesen
Bereichen beeinflusst werden kann.
25
2. Beobachtung des relevanten Umfeldes: Ziel der Umfeldbeobachtung ist es, schwache
Signale zu identifizieren, die auf Diskontinuitäten hindeuten könnten. In einer ersten Stufe
wird dazu das Technologie-Scanning angewendet, bei dem im Idealfall überall und zu je-
dem Zeitpunkt nach Frühinformationen gesucht wird. Die vollständige Beobachtung des
Unternehmensumfeldes im Sinne eines ,,360-Grad-Radars" ist jedoch aufgrund fehlender
Kapazitäten für die Informationsverarbeitung praktisch nicht möglich. Die Entdeckung
von schwachen Signalen geschieht durch eine intuitive Aufnahme und Selektion von Rei-
zen, durch die mit der Wahrnehmung betrauten Personen.
26
Für die Umfeldbeobachtung
sind grundsätzlich zwei Perspektiven denkbar. Bei der ,,inside-out"-Perspektive
(gerichte-
te Suche) werden die Beobachtungsfelder den Bedürfnissen des Unternehmens angepasst.
Bei der ,,outside-in"-Perspektive (ungerichtete Suche) erfolgt eine Suche nach schwachen
Signalen auch außerhalb der Technologiedomäne des Unternehmens, wodurch die Entde-
ckung vollkommen neuer Anwendungspotentiale von Technologien beziehungsweise ra-
dikaler Innovationen unterstützt wird. Die Suche mittels der ,,outside-in"-Perpektive wird
zur Zeit- und Kostenersparnis meistens mit einem speziellen Themenbezug durchge-
führt.
27
Durch das Scanning scheinbar entdeckte schwache Signale werden im Zuge des
Technologie-Monitoring einer vertiefenden und dauerhaften Beobachtung unterzogen.
28
Hierzu identifiziert man Frühwarnindikatoren, deren standardisierte Erfassung und Aus-
wertung rechtzeitig auf Veränderungen von technologierelevanten Rahmenbedingungen
aufmerksam machen soll. Beispiele für Indikatoren sind Kennzahlen aus der Publikations-
23
Vgl. Reger (2001a), S. 76.
24
Vgl. Schröder; Schiffer (2000), S. 123-124.
25
Vgl. Koller (2002), S. 343 und die Abbildung 3 in Abschnitt 2.1.
26
Vgl. Baisch (2000), S. 40.
27
Vgl. Reger (2001), S. 263.
28
Vgl. Baisch (2000), S. 40.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
10
oder Patentanalyse. Chancen und Risiken, die in Bereichen entstehen für die zuvor keine
Indikatoren definiert wurden, können durch das Technologie-Monitoring nicht entdeckt
werden. So kann zum Beispiel nicht auf völlig unerwartete Anwendungspotentiale von
Technologien hingewiesen werden.
29
Im Fall einer hohen Komplexität und Dynamik von
Beobachtungsfeldern entstehen durch das Technologie-Scanning und Technologie-
Monitoring beträchtliche Mengen an Informationen. Diese können zudem große Interpre-
tationsspielräume aufweisen, wodurch die Erkennung von Diskontinuitäten zusätzlich er-
schwert wird.
3. Diagnose der beobachteten Umfeldveränderungen: Die Diagnose findet in einem inter-
aktiven und diskursiven Prozess, durch die an der Technologiefrühaufklärung beteiligten
Personen, statt. Auf Basis einer Verknüpfung der bisher gewonnenen Frühaufklärungsin-
formationen erfolgt eine Beurteilung hinsichtlich des Vorhandenseins eines Signals, das
auf eine Diskontinuität hindeutet. Als Resultat kann die weitere Beobachtung durch das
Technologie-Monitoring oder die Initiierung konkreter Maßnahmen, wie die Durchfüh-
rung einer Studie, vereinbart werden. In diesem Zusammenhang ist die Sicherung der Er-
gebnisse des Diskussionsprozesses und der Aufbau einer Wissensbasis bedeutsam.
30
Die
Speicherung des Wissens der Beteiligten kann zum Beispiel in Form von Trendmeldun-
gen erfolgen, die dann beispielsweise an eine zentrale Stelle weitergeleitet werden kön-
nen.
31
4. Prognose der zukünftigen Entwicklung: Die während des Technologie-Scanning und
Technologie-Monitoring gewonnenen Informationen erfassen die bis zum Datenerhe-
bungszeitpunkt erkennbaren Entwicklungslinien von Technologien.
32
Es bietet sich daher
an, eine Prognose, die auf die retrospektive Diagnose aufbaut, durchzuführen, um eine
bessere Vorstellung von möglichen zukünftigen Entwicklungen zu erlangen. Zur Identifi-
kation von Diskontinuitäten muss dabei eine mentale Abkehr von der Vorstellung lang-
fristiger, in die Zukunft fortschreibbarer Entwicklungen stattfinden. Durch die Beschrei-
bung von wahrscheinlichen, aber auch extremen Zukunftsbildern, wird das Verständnis
für die Evolution eines Phänomens und seine Identifizierung als Diskontinuität erleich-
tert.
33
29
Vgl. Koller (2002), S. 344-345.
30
Vgl. Schröder; Schiffer (2000), S. 126.
31
Vgl. Reger (2001), S. 270.
32
Vgl. Gerpott (1999), S. 109.
33
Vgl. Schröder; Schiffer (2000), S. 126.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
11
5. Evaluation der identifizierten Umfeldveränderungen: In dieser Phase geht es um die
Evaluation der Bedeutung einer möglichen zukünftigen Situation für das eigene Unter-
nehmen. Diese hängt unter anderem von der abzusehenden Relevanz in bezug auf die zu-
künftigen Stärken und Schwächen des Unternehmens oder der Wahrscheinlichkeit einer
anderen, alternativen Entwicklung ab. Die Evaluierung stützt sich auf eine breitere infor-
matorische Basis als die Diagnose und sollte zu intersubjektiven und nachvollziehbaren
Ergebnissen für die strategische Planung führen.
6. Informationsintegration: Die gewonnenen Erkenntnisse der Technologiefrühaufklärung
werden in den Prozess der strategischen Planung integriert und führen somit zu konkreten
Maßnahmen.
Die Unterteilung des Technologiefrühaufklärungsprozesses in sechs klar zu differenzierende
Phasen stellt eine Idealisierung dar. In der Praxis erfolgt die Technologiefrühaufklärung oft-
mals in einem unstrukturierten und relativ unformalen Prozess.
34
2.2.2 Informationsquellen und Methoden der Technologiefrühaufklärung
Für die Durchführung der Technologiefrühaufklärung müssen dem Unternehmen Informati-
onsquellen zur Verfügung stehen, die Hinweise auf schwache Signale geben können. Zusätz-
lich ist methodisches Know-how erforderlich, um die verfügbaren Informationen entspre-
chend verarbeiten und auswerten zu können.
Die Informationsquellen können in formale und informale Quellen unterschieden werden.
Formale Quellen bieten einen direkten Zugriff auf Informationen. Hierzu gehören zum Bei-
spiel das Internet
35
, Patentschriften, Bibliotheken, Fachzeitschriften, offizielle Statistiken oder
Vorausschauberichte, wie der Delphi-Report des Fraunhofer-ISI
36
. Informale Quellen er-
schließen sich erst durch persönliche Kontakte und Kommunikation.
37
Hier bieten sich bei-
spielsweise Interviews mit wichtigen Marktpartnern (Lead User und Lead Supplier), die Teil-
34
Vgl. Reger (2001a), S. 79.
35
Informationen zur Technologiefrühaufklärung gibt es z.B. auf den Webseiten des VDI-Technologiezentrums
(www.vdi.de) oder des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (www.izt.de).
36
Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung führt regelmäßig eine nationale Delphi-
Befragung durch. Bei dieser Methode handelt es sich um ein Prognoseverfahren, aufbauend auf Einschätzun-
gen von Experten. Für weitere Informationen siehe die Seite www.isi.fhg.de im Internet.
37
Das Internet bietet sich auch zum Auffinden potentieller Gesprächspartner und Experten an. Siehe die Websei-
ten www.futur.de oder www.kompetenznetze.de.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
12
nahme an Messen und Konferenzen oder die Durchführung von Experten-Workshops an.
38
Die Einbeziehung externer Informationen beziehungsweise Wissens hat eine große Bedeutung
für die Frühaufklärung. Ein großes Potential kann in diesem Zusammenhang durch die Ein-
bindung in informatorische und personelle Netzwerke erschlossen werden. Drei Möglichkei-
ten seien an dieser Stelle beispielhaft genannt:
39
der Aufbau eines Zirkel von externen Experten, die mit dem Unternehmen verbunde-
nen und vertraut sind
der Kontakt zu Know-how-Trägern an Universitäten und sonstigen öffentlichen F&E-
Institutionen im Rahmen von F&E-Kooperationen
die Einbeziehung von Wissen aus den persönlichen Netzwerken der eigenen Experten
(,,Scientific Communities")
Als Hilfsmittel für die Erhebung, Auswertung und Präsentation von Frühaufklärungsinforma-
tionen existiert eine Vielzahl von Methoden.
40
In den Unternehmen besteht in der Regel keine
Systematik bezüglich der Anwendung einzelner Verfahren in den Prozessphasen. Es wird
daher von Fall zu Fall durch die Beteiligten entschieden.
41
In der Praxis überwiegen Metho-
den, die auf eine Interaktion von Akteuren basieren. Auskünfte von Experten, deren implizites
Wissen
42
über die zukünftige Entwicklung besonders hilfreich ist, wird hier in explizites Wis-
sen
43
umgewandelt. Zu diesen Methoden gehören beispielsweise Expertenbefragungen, Del-
phi-Untersuchungen sowie die Szenario- und Relevanzbaumanalyse. Weitere Verfahren sind
die Patentanalyse, Bibliometrie sowie Technometrie. Die Methoden erfordern teilweise ein
hohes Know-how. Außerdem ist ihre Anwendung unter Umständen mit einem hohen Auf-
wand verbunden.
44
Es wird die Verwendung eines Methoden-Mix empfohlen.
Die Abbildung 6 zeigt eine Übersicht verbreiteter Methoden, die sich in qualitative und quan-
titative Verfahren unterteilen lassen. Qualitative Methoden stützen sich auf subjektiv begrün-
dete Beurteilungen, Meinungen und Einstellungen über die zukünftige Entwicklung. Sie sind
daher besser für die Entdeckung von Diskontinuitäten geeignet als quantitative Methoden, die
38
Vgl. Reger (2001), S. 265.
39
Vgl. Reger (2001), S. 259; Koller (2002), S. 348; Zurlino (1995), S. 100.
40
Vgl. Möhrle (2000), S. 20.
41
Vgl. Bürgel; Reger; Ackel-Zakour (2002), S. 32.
42
Implizites Wissen ist verborgenes personenbezogenes Wissen, das vor einem individuell spezifischen
Erfahrungshintergrund und Kontext entsteht und sich oftmals erst im Zuge der Anwendung offenbart.
43
Explizites Wissem ist Wissen, das dokumentierbar und übertragbar ist.
44
Vgl. Reger (2001), S. 266-269.

Grundlagen der Technologiefrühaufklärung
13
auf der Annahme der Zeitstabilität beruhen und versuchen, Entwicklungen aus der Vergan-
genheit in die Zukunft fortzuschreiben.
45
Szenarien
Historische Analogien
Relevanzbaummethode
quantitativ
qualitativ
Zukunft
Trend-
extrapolation,
Computer-
simulation
Patent-
analyse
Bibliometrie /
Mapping
Kosten -Nutzen -Analyse
Delphi-Untersuchungen
Technologie -Roadmaps
Brain-
storming/
writing
Literatur-
analyse
kurzfristig
langfristig
mittelfristig
Abbildung 6: Methoden der Technologiefrühaufklärung
(Quelle: Reger (2001a), S. 84.)
Die Erkenntnisse aus der Technologiefrühaufklärung lassen sich in einer Technologie-
Roadmap darstellen. Die Methode des Technologie-Roadmapping führt zu einer graphischen
Repräsentation der Einschätzungen über zukünftige Entwicklungen und ermöglicht unter an-
derem eine verzahnte Betrachtung von zukünftigen Märkten, Produkten, Technologien und
F&E-Projekten.
46
2.3 Organisation der Technologiefrühaufklärung
2.3.1 Implementierung der Technologiefrühaufklärung
Um Technologiefrühaufklärung verlässlich im Unternehmen durchzuführen, ist die Imple-
mentierung eines strategischen Frühaufklärungssystems notwendig. Für dieses System lassen
sich Erfolgsvoraussetzungen aus den Grundlagen der Frühaufklärung ableiten. So müssen
komplexe Wirkungszusammenhänge zwischen einzelnen Umfeldentwicklungen erkannt und
die Möglichkeit der Kumulation von schwachen Signalen bis zum Erkennen einer Diskonti-
nuität berücksichtigt werden.
47
Außerdem sollen Erscheinungen aus verschiedenen Perspekti-
ven beleuchtet werden, um tiefere Kenntnis über den Inhalt zu erzielen. Hier ist die Offenheit
45
Vgl. Zinser (2000), S. 35.
46
Vgl. Möhrle (2000), S. 21.
47
Vgl. Schröder; Schiffer (2000), S. 129.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832472429
ISBN (Paperback)
9783838672427
Dateigröße
834 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen, Produktionsforschung
Note
1,3
Schlagworte
technologiemanagement früherkennung kooperation innovation kernkompetenzen
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Titel: Technologiefrühaufklärung in Netzwerken
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