Lade Inhalt...

Existenzsicherung eines Reisebüros

Handlungsalternativen unter Berücksichtigung aktueller Problemstellungen in der Reisebürobranche

©2003 Diplomarbeit 104 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Negativschlagzeilen wie: „Reisebranche fällt in ein neues Loch“ oder „Kriegsgefahr lähmt die Reisebranche“ sind in der letzten Zeit alltäglich geworden. Jahrelang zählte die Reisebranche zu den Wachstumsbranchen Nr. 1. Doch eine Vielzahl von negativen Einflussfaktoren, wie z.B. Terroranschläge, Kriege und Kriegsdrohungen, Epidemien (SARS), die schlechte Wirtschaftslage in Deutschland und die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt bremsten das Wachstum. Momentan befindet sich die gesamte Reisebranche in einer Krisenlage, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat. Nahezu alle Akteure der Tourismusindustrie sind von den Negativtendenzen betroffen.
Doch ganz besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen, zu denen Reisebüros gehören, leiden unter diesen Umständen. Sie mussten in jüngster Zeit erhebliche Umsatzeinbußen in Kauf nehmen, die schnell zum finanziellen Ruin führen können. Dazu kommen weitere branchenspezifische Probleme wie der Verdrängungswettbewerb durch Franchise- und Kooperationsbildungen im Reisebürogewerbe, der Konkurrenzdruck, die Provisionskürzungen und die alternativen Vertriebssysteme bzw. der Eigenvertrieb der Reiseveranstalter. Nur wer sich den veränderten wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen und unterordnen kann, wird sich langfristig am Markt etablieren können. Die andauernde schwierige Situation der Reisebranche und der damit verbundene erhöhte Handlungsbedarf für Reisebüros ist Ausgangspunkt für diese Diplomarbeit.
Problemstellung:
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, anhand von wissenschaftlichen Methoden ein Konzept mit Handlungsempfehlungen zur Existenzsicherung der Reisebüros und speziell des Reisebüros X auszuarbeiten. Die sich ändernden Rahmenbedingungen der Reisebranche finden dabei Berücksichtigung. Im Vordergrund steht die Verstärkung der Kundenbindungsmaßnahmen.
Durch die Schaffung eines Zusatznutzens anhand von Synergieeffekten sollen die Kundenzufriedenheit gesteigert und die Reisebürokunden dauerhaft an das Unternehmen gebunden werden. Außerdem wird auf die Möglichkeiten der Ertragssteigerung durch Umsatzlenkung verwiesen. Der forcierte Verkauf von Produkten ausgewählter Leitveranstalter sowie von Nebenleistungen soll helfen, die Ertragslage der Reisebüros zu verbessern und zu optimieren.
Gang der Untersuchung:
Nachdem der Aufbau und die Ziele der Arbeit dargestellt wurden, wird im Kapitel A als Grundlage der Reisebüromarkt näher betrachtet. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Madlen Röhler
Existenzsicherung eines Reisebüros - Handlungsalternativen unter Berücksichtigung
aktueller Problemstellungen in der Reisebürobranche
ISBN: 978-3-8366-0328-7
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Berufsakademie Thüringen Staatliche Studienakademie Eisenach, Eisenach,
Deutschland, Diplomarbeit, 2003
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

I
I Inhaltsverzeichnis
I Inhaltsverzeichnis ... I
II Darstellungsverzeichnis ... III
II.1 Abbildungsverzeichnis... III
II.2 Tabellenverzeichnis... IV
III Abkürzungsverzeichnis... V
IV Anhangsverzeichnis... VI
1 Einleitung in die Thematik...1
1.1 Motivation...1
1.2 Zielsetzung...1
1.3 Aufbau der Arbeit...2
Kapitel A: Betrachtung der Reisebürobranche
2 Grundlagen der Reisebürobranche...3
2.1 Einordnung in die Tourismusindustrie...3
2.2 Entwicklung der Reisebürobranche ...5
2.3 Struktur des Reisemittlermarktes...7
3 Marktumfeldbetrachtungen und Auswirkungen auf die Reisebürobranche...9
3.1 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ...9
3.2 Globale Risikofaktoren der Reisebranche ...10
3.2.1 Außenpolitische Risiken ...10
3.2.2 Globale Gesundheitsrisiken...11
3.3 Wertewandel...12
4 Betrachtung des Reisebüromarktes ... 14
4.1 Reiseveranstalter und ihre Angebotspalette... 14
4.2 Wettbewerb am Reisebüromarkt ... 16
4.3 Nachfrage nach touristischen Produkten ... 17
4.3.1 Änderung des Nachfrageverhaltens der Konsumenten... 17
4.3.2 Reisetrends... 18
5. Zusammenfassung ... 20

II
Kapitel B: Entwicklung von Handlungsalternativen
6 Das Unternehmen Reisebüro X ... 21
6.1 Vorstellung des Unternehmens Reisebüro X... 21
6.1.1 Unternehmensgeschichte ... 21
6.1.2 Geschäftsbereiche ... 22
6.1.3 Kundenstruktur... 23
6.2 Entwicklungstendenzen im Reisebüro X ... 23
6.2.1 Umsatz- und Ertragsentwicklung... 23
6.2.2 Nachfrageverhalten der Kunden ... 24
7 Angewandte Marktforschungsmethodik ... 26
8 Erweiterung und Verbesserung der Kundenbindungsmaßnahmen ... 28
8.1 Grundlagen der Kundenbindung... 28
8.1.1 Kundenbindung ­ Kundenbindungsmanagement ... 28
8.1.2 Zusammenhang zwischen Kundenorientierung, Kundenzufriedenheit und
Kundenbindung... 29
8.1.3 Kundenbindungsinstrumente ... 31
8.2 Entwicklung eines Kundenbindungsprogramms für das Reisebüro X ... 32
8.2.1 Kundenbindungsprogramme... 32
8.2.2 Messung der Akzeptanz von Kundenkarten im Reisebüro X... 32
8.2.3 Konzept für ein Kundenbindungsprogramm im Reisebüro X ... 33
8.3 Segmentierung der Kunden des Reisebüros X... 36
8.3.1 Ziele der Kundensegmentierung ... 36
8.3.2 Möglichkeiten der Kundensegmentierung... 36
8.3.3 Erstellung eines Kundenportfolios für das Reisebüro X... 38
8.3.4 Kundensegmentierung nach Reisegewohnheiten... 40
9 Ertragssicherung durch Verkaufssteuerung ... 42
9.1 Verkaufssteuerung durch gezielte Umsatzlenkung... 42
9.1.1 Grundlagen der Verkaufssteuerung ... 42
9.1.2 Auswahl relevanter Veranstalter für das Reisebüro X... 45
9.1.3 Konzept zur Ertragssteigerung im Reisebüro X ... 47
9.2 Erhöhung und Steuerung des Verkaufes von Nebenleistungen ... 54
10 Zusammenfassung der Handlungsalternativen ... 58
11 Persönliches Fazit und Ausblick... 59
V Anhang ... 61
VI Literaturverzeichnis ...VII

III
II
Darstellungsverzeichnis
II.1 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Einordnung der Reisebüros am Touristikmarkt... 4
Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl der Reisemittlerstellen ... 5
Abbildung 3: Entwicklung der Reisemittler-Umsätze... 6
Abbildung 4: Reisebüroarten ... 6
Abbildung 5: Struktur am Reisemittlermarkt ... 8
Abbildung 6: Die Deutsche Volkswirtschaft: Wirtschaftswachstum ... 9
Abbildung 7: Wertewandel in Deutschland... 13
Abbildung 8: Der Deutsche Veranstaltermarkt ... 15
Abbildung 9: Umsatzentwicklung nach Monaten im Reisebüro X ... 24
Abbildung 10: Reiseziele 2003 im Reisebüro X ... 24
Abbildung 11: Unternehmensbezogene Vorteile durch Kundenbindung... 29
Abbildung 12: Konstrukt der Kundenzufriedenheit ... 30
Abbildung 13: Wirkungskette der Kundenbindung... 30
Abbildung 14: Kundenbindungsinstrumente ... 31
Abbildung 15: Klassisches Kundenportfolio... 37
Abbildung 16: Kundenportfolio für das Reisebüro X ... 38
Abbildung 17: Das ,,Magische Viereck" der Verkaufssteuerung... 43

IV
II.2 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Reisearten/Reiseveranstalter ... 14
Tabelle 2: Vertriebswege der Reiseveranstalter... 15
Tabelle 3: Lieblingsreiseziele der Deutschen 2002 ... 19
Tabelle 4: Wesentliche Gefahren aus Sicht der Reisemittler... 20
Tabelle 5: Umsatz- und Erlöszahlen des Reisebüros X ... 23
Tabelle 6: Entwicklung der Anzahl der Reisegäste und des
-Reisepreises im
Reisebüro X... 25
Tabelle 7: Konzept Kundenkarte ... 35
Tabelle 8: Reisevorlieben als Kundenmerkmal ... 40
Tabelle 9: Verkaufssteuerungskonzept für den Reiseveranstalter TUI ... 48
Tabelle 10: Verkaufssteuerungskonzept für den Reiseveranstalter Thomas Cook... 49
Tabelle 11: Verkaufssteuerungskonzept für den Reiseveranstalter Bucher Reisen... 50
Tabelle 12: Verkaufssteuerungskonzept für die Veranstaltergruppe LTU Touristik 1 .. 51
Tabelle 13: Verkaufssteuerungskonzept für die Veranstaltergruppe LTU Touristik 2 .. 51
Tabelle 14: Verkaufssteuerungskonzept für den Reiseveranstalter Alltours ... 52
Tabelle 15: Verkaufssteuerungskonzept für den Reiseveranstalter FTI ... 52
Tabelle 16: Verkaufssteuerungskonzept für die Veranstaltergruppe Öger Tours... 53
Tabelle 17: Mietwagenveranstalter und Provisionen... 56

V
III Abkürzungsverzeichnis
BAT
British American Tobacco
BIP Bruttoinlandsprodukt
BMWA
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
CRS Computer-Reservierungs-System
DB Deutsche
Bahn
DRV Deutsche
Reisebüroverband
FTI
Frosch Touristik International
FTD
Financial Times Deutschland
F.U.R
Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen
FVW Fremdenverkehrswirtschaft
IATA
International Aviation of Travel Agents Association
ITS
International Tourist Services
LTU
Luft Touristik Union
NUR
Neckermann und Reisen
QTA
Quality Travel Alliance
SARS
Severe Acute Respiratory Syndrom
T.I.P
Touristik-Informations-Programme
TTS
TUI Ticket Shop
TUI
Touristik Union International
USD US-Dollar
VIP
Very Important Person

VI
IV Anhangsverzeichnis
Anhang 2.2: Entwicklung der Anzahl der Reisebüros... 62
Anhang 4.3.1: Das Urlaubsverhalten der Deutschen in Abhängigkeit der
Schulbildung ... 63
Anhang 4.3.2: Reiseabsichten der Deutschen für das Jahr 2003... 64
Anhang 6.2.1: Umsatzentwicklung getrennt nach Büros ... 65
Anhang 8.2.2: Interviewleitfaden ... 66
Ergebnisse der Befragung ... 67
Anhang 8.2.3: Layout der Kundenkarte... 69
Anhang 9.1.2: Umsatzentwicklung der Veranstalter ... 70
Rangordnung und Marktanteile der Veranstalter im Vergleich... 70
Umsatzentwicklung der Reiseveranstalter im Reisebüro X
nach den Agenturen des Hauptbüros ... 71
Mitarbeiterfragebogen zur Bewertung der Reiseveranstalter ... 71
Bewertungsschemen zur Gewichtung der Reiseveranstalter im
Reisebüro X... 72
1. TUI ... 72
2. Thomas Cook ... 73
3. Bucher Reisen ... 74
4. LTU Touristik 1 ... 75
5. LTU Touristik 2 ... 76
6. Alltours ... 77
7. Öger-Gruppe ... 78
8. FTI... 79
Anhang 9.1.3: Übersicht Provisionsmodelle ... 80
1. TUI ... 80
2. Thomas Cook ... 82
3. LTU Touristik 1 ... 84
4. LTU Touristik 2 ... 85
5. Alltours Flugreisen... 87
6. FTI... 87
7. Öger-Gruppe ... 88
Umsatzzahlen des Reisebüros X... 88
Anhang 9.2: Konditionen bei den Versicherungsumsätzen der Veranstalter ... 89
Provisionsmodell 2002/03 der Europäischen Reiseversicherung ... 90

1
1 Einleitung in die Thematik
1.1 Motivation
Negativschlagzeilen wie:
,,Reisebranche fällt in ein neues Loch"
1
oder ,,Kriegsgefahr lähmt die Reisebranche"
2
sind in der letzten Zeit alltäglich geworden. Jahrelang zählte die Reisebranche zu den Wachs-
tumsbranchen Nr. 1. Doch eine Vielzahl von negativen Einflussfaktoren, wie z.B. Terroran-
schläge, Kriege und Kriegsdrohungen, Epidemien (SARS), die schlechte Wirtschaftslage in
Deutschland und die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt bremsten das Wachstum. Momentan
befindet sich die gesamte Reisebranche in einer Krisenlage, wie es sie noch nie zuvor gegeben
hat. Nahezu alle Akteure der Tourismusindustrie sind von den Negativtendenzen betroffen.
Doch ganz besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen, zu denen Reisebüros
gehören, leiden unter diesen Umständen. Sie mussten in jüngster Zeit erhebliche Umsatzeinbu-
ßen in Kauf nehmen, die schnell zum finanziellen Ruin führen können. Dazu kommen weitere
branchenspezifische Probleme wie der Verdrängungswettbewerb durch Franchise- und Koopera-
tionsbildungen im Reisebürogewerbe, der Konkurrenzdruck, die Provisionskürzungen und die
alternativen Vertriebssysteme bzw. der Eigenvertrieb der Reiseveranstalter. Nur wer sich den
veränderten wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen
und unterordnen kann, wird sich langfristig am Markt etablieren können. Die andauernde
schwierige Situation der Reisebranche und der damit verbundene erhöhte Handlungsbedarf für
Reisebüros ist Ausgangspunkt für diese Diplomarbeit.
1.2 Zielsetzung
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, anhand von wissenschaftlichen Methoden ein Konzept mit
Handlungsempfehlungen zur Existenzsicherung der Reisebüros und speziell des Reisebüros X
auszuarbeiten. Die sich ändernden Rahmenbedingungen der Reisebranche finden dabei Berück-
sichtigung. Im Vordergrund steht die Verstärkung der Kundenbindungsmaßnahmen.
1
Vgl. FTD, Genger, J., 23.05.2002: http://www.ftd.de/ub/di/1014399123471.html?nv=rs
2
Vgl. FTD, Genger, J., 10.03.2003: http://www.ftd.de/ub/di/1047031828217.html?nv=rs

2
Durch die Schaffung eines Zusatznutzens anhand von Synergieeffekten sollen die Kundenzu-
friedenheit gesteigert und die Reisebürokunden dauerhaft an das Unternehmen gebunden wer-
den. Außerdem wird auf die Möglichkeiten der Ertragssteigerung durch Umsatzlenkung verwie-
sen. Der forcierte Verkauf von Produkten ausgewählter Leitveranstalter sowie von Nebenleis-
tungen soll helfen, die Ertragslage der Reisebüros zu verbessern und zu optimieren.
1.3 Aufbau der Arbeit
Nachdem der Aufbau und die Ziele der Arbeit dargestellt wurden, wird im Kapitel A als Grund-
lage der Reisebüromarkt näher betrachtet. Beginnend mit der Entstehung und Entwicklung des
Reisebürogewerbes wird anhand aktueller Zahlen der heutige Stand der Branche verdeutlicht.
Anschließend werden die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingun-
gen durch eine Marktumfeldbetrachtung näher analysiert. Darauf aufbauend erfolgt eine konkre-
te Marktanalyse. Insbesondere wird hier auf den Wandel der Wettbewerbsbedingungen sowie
auf aktuelle Trends in Bezug auf das Reiseverhalten der Konsumenten eingegangen. Die sich aus
diesen Betrachtungen ergebenden Problemstellungen werden in diesem Kapitel abschließend
zusammengefasst und begründen die Themenstellung der Diplomarbeit.
Das Kapitel B beschäftigt sich mit der Entwicklung von Handlungsalternativen, die die Existenz
der Reisebüros sichern sollen. Die praktischen Ausführungen dieser Diplomarbeit beziehen sich
auf das Unternehmen Reisebüro X, welches zu Beginn des 2. Kapitels vorgestellt wird. In die-
sem Zusammenhang wird unter Gliederungspunkt 7 ein Exkurs in die empirischen Forschungs-
methoden unternommen, der dem besseren Verständnis der in dieser Diplomarbeit angewandten
wissenschaftlichen Messverfahren dienen soll. Im Gliederungspunkt 8 werden zunächst die
theoretischen Grundlagen der Kundenbindung erörtert. Darauf aufbauend erfolgt die Entwick-
lung von Handlungsalternativen, die insbesondere auf die dauerhafte Bindung von (Neu)Kunden
und den Erhalt der Stammkundschaft im Reisebüro abzielen. In Gliederungspunkt 9 werden
Handlungsempfehlungen gegeben, die die wirtschaftliche Lage im Reisebüro verbessern sollen.
Es wird gezeigt, dass durch eine gezielte Steuerung der Veranstalterumsätze, Ertragssteigerungen
im Reisebüro möglich sind. Auch der Verkauf von Nebenleistungen und reisenaher Produkte
wird hinsichtlich seiner Gewinnchancen erörtert. Ferner erfolgt eine Zusammenfassung der
Handlungsalternativen. Abschließend werden Schlussfolgerungen für das Reisebüro X und für
die Reisebürobranche getroffen.

3
Kapitel A: Betrachtung der Reisebürobranche
2 Grundlagen der Reisebürobranche
2.1 Einordnung in die Tourismusindustrie
Zum besseren Verständnis der weiteren Ausführungen werden zunächst die Begriffe Reisemitt-
ler, Reiseveranstalter und Leistungsträger definiert.
Reisemittler sind Handelsbetriebe, die im Auftrag der Produzenten (Reiseveranstalter, Leistungs-
träger) vorwiegend Pauschalreisen und touristische Einzelleistungen an die Konsumenten ver-
mitteln. Sie handeln in fremdem Namen und erhalten für ihre Vermittlertätigkeit eine Provision.
Die gegenseitigen Rechte und Pflichten sind in den Agenturverträgen zwischen den Produzenten
und den Reisemittlern geregelt. Der Begriff Reisemittler wird synonym für die Begriffe Reisebü-
ro und Reisevermittler verwendet. Reisebüros besitzen Handelsvertreterstatus. Dieser ist generell
im HGB geregelt und wird durch die jeweiligen Agenturverträge konkretisiert.
1
Reiseveranstalter sind Unternehmen, die eigene und fremde touristische Leistungen zu einem
neuen und eigenständigen Produkt, der Pauschalreise, zusammenfassen. Die Reiseveranstalter
bieten die Pauschalreisen in eigenem Namen, auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko im
Eigen- (veranstaltereigene Vertriebsstellen) oder Fremdvertrieb (über Reisebüros) den Konsu-
menten zum Kauf an.
2
Als Leistungsträger werden Tourismusunternehmen bezeichnet, die Reisevorleistungen zur
Erstellung von Pauschalreisepaketen erbringen (Hotelübernachtungen, Flugbeförderungs-
leistungen etc.). Leistungsträger sind die Erfüllungsgehilfen der Reiseveranstalter. In der Praxis
werden auch Unternehmen, die ihre Leistungen nicht über Reiseveranstalter absetzen, als Leis-
tungsträger bezeichnet.
3
Die Beziehungen zwischen den genannten Akteuren und dem Reisekonsumenten (Kunde)
1
Vgl. Freyer, W./Pompl, W., Reisebüromanagement, 1999, S. 3.
2
Vgl. Freyer, W./Pompl, W., Reisebüromanagement, 1999, S. 4.
3
Vgl. Freyer, W., Tourismusmarketing, 1999, S. 18 ff; Freyer, W./Pompl, W.; Reisebüromanagement,
1999, S. 14.

4
können wie folgt vereinfacht dargestellt werden:
1
Abbildung 1: Einordnung der Reisebüros am Touristikmarkt
Die Reisebüros können auch als Schnittstelle zwischen dem Produzenten der jeweiligen Reise-
leistung und dem Reisekonsumenten betrachtet werden. Sie agieren im Gegensatz zu den Produ-
zenten direkt am Ort der Nachfrage, dem Wohnort der Kunden. Die Leistungsträger und Reise-
veranstalter sind daran interessiert, ein möglichst flächendeckendes Vertriebsnetz mit direktem
Kundenkontakt aufzubauen. Da sie dieses aus Kostengründen oftmals nicht selbst aufbauen und
unterhalten können, bedienen sie sich unternehmensfremder Absatzmittler, den Reisebüros
(Fremdvertrieb). Durch ihre Beratungsleistung erleichtern Reisebüros dem Konsumenten die
Reisevorbereitung. Sie verfügen über eine umfangreiche Angebotspalette und beraten den
Kunden bei der Entscheidungsfindung für seine Urlaubsreise. Zudem werden umfangreiche
Serviceleistungen bei der Buchungsabwicklung geboten. Die Reisebüros erledigen sämtliche
Buchungsformalitäten für den Kunden (darunter z.B. Zustellung der Reisedokumente, Zahlungs-
verkehr mit dem Reiseveranstalter).
2
1
Grafik nach Haedrich, G./Kaspar, C./Klemm, K./Kreilkamp, E., Tourismus-Management, 1993, S. 489.
2
Vgl. Freyer, W./Pompl, W., Reisebüromanagement, 1999, S. 11ff.
Leistungsträger
Beherbergungs-
betriebe
· Hotels
Verkehrsbetriebe
· Flug
· Bahn
· Bus
Sonstige Lieferanten
· Reisever-
sicherungen
· Eintrittskar-
tenverkauf
Reiseveran-
stalter
Reise-
büro
Kunde
Erfüllungs-
gehilfen
Indirekter
Vertrieb
Direkter
Vertrieb
Eigen- oder
Fremdvertrieb
Direktvertrieb
L e i s t u n g e n
P a u s c h a l r e i s e n
Touristische Einzelleistungen

5
2.2 Entwicklung der Reisebürobranche
Das erste Reisebüro wurde 1865 in London durch den Engländer Thomas Cook gegründet. Im
Vordergrund stand der Verkauf von Gesellschaftsreisen mit der Eisenbahn. Daraufhin entstanden
in ganz Europa Reiseagenturen und -büros, die sich überwiegend auf den Verkauf von Bahnpau-
schalreisen und Schiffspassagen spezialisierten. In der Mitte des 20. Jahrhunderts erkannten die
Reisebüros, dass durch den Verkauf von regelmäßigen Reisen mit festen Terminen und großer
Teilnehmerzahl wesentlich geringere Reisepreise erzielt werden können. Sie schlossen sich zu
Gemeinschaften zusammen, aus denen schließlich die ersten Reiseveranstalter hervorgingen.
1868 wurde aus den Größten dieser Veranstalter, darunter die Firmen Hummel, Scharnow und
Dr. Tigges, der Veranstalterverbund Touristik Union International (TUI) gegründet. Der heute
größte Reiseveranstalter Deutschlands ging demzufolge aus den traditionellen, ersten Reisebüros
hervor. Mit Beginn des Massentourismus in den Sechziger Jahren stiegen auch Versand- und
Warenhäuser in das Reisebürogeschäft ein. 1965 gründete die Neckermann Versand AG den
heute zweitgrößten Reiseveranstalter Neckermann + Reisen (später NUR Touristik GmbH, heute
Thomas Cook AG). Im Jahre 1970 folgte die Kaufhof AG mit der Gründung des Reiseveranstal-
ters International Tourist Services (ITS). Produkte dieser Veranstalter wurden über die Waren-
und Versandhäuser vertrieben.
1
Durch den anhaltenden Reiseboom, insbesondere seit Beginn der Neunziger Jahre, stiegen die
Anzahl und in diesem Zusammenhang die Umsätze der Reisebüros kontinuierlich an. Die fol-
genden Abbildungen verdeutlichen das rasche Wachstum des Reisebürogewerbes.
2
Entwicklung der Reisemittler-Unternehmen in Deutschland 1990-1999
4 2 4 8
7 0 6 2
8 1 3 2
8 5 6 8
8 7 3 6
9 0 6 6
9 2 0 0
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
10000
1990
1992
1994
1996
1997
1998
1999
Za
h
l d
er
U
n
te
rn
eh
m
en
Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl der Reisemittlerstellen
1
Vgl. Haedrich, G./Kaspar, C./Klemm, K./Kreilkamp, E., Tourismus-Management, 1993, S. 483ff.
2
Datenquelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden; Vgl. auch Workshop-Unterlagen von Dr. Fried &
Partner, Welt des Reisens, Oktober 2000, S. 64-66.

6
Die Entwicklung der Reisemittler-Umsätze 1975-1999.
4,7
7,4
9,7
13,7
21,7
22,6
23
24,2
0
5
10
15
20
25
30
1975
1980
1985
1990
1995
1997
1998
1999
U
m
sa
tz
a
lle
r
R
ei
sem
it
tl
er
u
n
te
rn
eh
m
en
i
n
M
rd
.
Abbildung 3: Entwicklung der Reisemittler-Umsätze
Der Wachstumsboom der Branche wurde erst in den letzten zwei Jahren durch zahlreiche Prob-
leme (z.B. Terrorismus, Konjunkturflaute, Verdrängungswettbewerb aus eigenen Reihen) ge-
bremst. Die aktuellen Umsatzzahlen der Branche sind:
1
Die folgenden Reisebüroarten haben sich im Laufe der Entwicklung der Reisemittlerbranche
herausgebildet.
2
(1) Voll-Reisebüros bzw. Klassisches Reisebüro: Sie besitzen in der Regel die Verkehrsträger-
lizenzen für die Deutsche Bahn (DB) und IATA-Flugtickets sowie Touristikagenturen der
großen Reiseveranstalter.
(2) Spezial- oder Mehrbereichsreisebüros: Verfügen entweder über IATA- oder DB-Lizenz.
Haben sich oftmals neben der Touristik auch auf Geschäftsreisen spezialisiert. (Firmendienst-
reisebüros)
(3) Veranstaltereigene Büros: Vermitteln zumeist nur für den ,,eigenen" Veranstalter.
(4) Markengebundene Reisebüros: Insbesondere bei den großen Reiseveranstaltern wie TUI
oder Thomas Cook. Reisemittler sind durch Agenturverträge zur Erfüllung verschiedener
Auflagen hinsichtlich des Umsatzes, Produktpalette, etc. verpflichtet (v. a. Reisebüros einer
Kooperation oder Franchisesystem).
(5) Eigenständige Reisemittler: Sind an keinen Leitveranstalter gebunden. Sie haben sich oft-
mals spezialisiert (Asien-Reisen, Sprachreisen etc.). In kleinen Orten besitzen sie häufig A-
genturverträge mit allen namhaften Reiseveranstaltern.
(6) Nebenerwerbsreisebüros: Neben der Reisevermittlung steht auch der Verkauf von anderen
Produkten im Vordergrund (Reisestellen in Buchläden oder Lotto-Annahmestellen).
Abbildung 4: Reisebüroarten
1
fvw dokumentation, Reisebüro 2002, 22.05.2003, S. 2.
2
Vgl. Freyer, W., Tourismus-Marketing, 1999, S. 512.
Umsatz Reisevertrieb:
2002: 21,9 Mrd. Euro (minus 7,9%)
2001: 23,8 Mrd. Euro

7
2.3 Struktur des Reisemittlermarktes
Die Reisebürobranche befindet sich in einem grundlegenden Umstrukturierungsprozess. Die
fortwährende Ausweitung der Reisebüroanzahl und die damit verbundene Zunahme des Wett-
bewerbes haben zur Verdrängung der selbständigen Reisemittler geführt. Bereits Mitte der
Achtziger Jahre begannen die großen Reisebüroketten durch Zukäufe ungebundener Reisebüros
ihre Vertriebsnetze auszuweiten. Dieser Konzentrationsprozess setzte sich durch den Aufkauf
kleiner Ketten fort. Auch die Reiseveranstalter und Leistungsträger bemühten sich zunehmend
um den Kauf und die Kontrolle eigener stationärer Reisebürovertriebswege. So übernahm bei-
spielsweise 1995 die Rewe-Konzern Reisebürokette Atlas-Reisen die gesamten Reisevertriebs-
stellen der Warenhäuser Kaufhof und Horten sowie die ostdeutschen Ketten Reisewelt, Palm-
Touristik und Jugendtourist.
1
Eine weitere Entwicklungstendenz, die den Konzentrationsprozess beschleunigt, ist der Eintritt
selbständiger Reisebüros in Kooperationen und Franchisesysteme. Immer häufiger flüchten sich
kleine selbständige Reisebüros unter das Dach von Kooperationen, um ihre Konkurrenzfähigkeit
vor allem gegenüber dem Eigenvertrieb der Reiseveranstalter zu sichern. Ursprünglich wurden
Kooperationen gegründet, um ein Gegengewicht zu den Reiseveranstaltern zu schaffen und
dadurch dauerhaft die Interessen der Reisebüros durchzusetzen. Die Vorteile der Kooperationen
liegen insbesondere im Einkauf. Durch die Nachfragebündelung der Mitgliedsbüros (z.B. bei
Reiseleistungen, Betriebsausstattung und -mittel) werden günstigere Preise und Konditionen bei
den Reiseveranstaltern erzielt. Der Eintritt der Produzenten erfolgte über Franchisesysteme.
Franchise stellt eine besondere Kooperationsform im Marketingbereich dar und schränkt die
Eigenständigkeit der Reisebüros stärker ein.
2
Die Reiseveranstalter sind momentan die treiben-
den Kräfte in der Kooperationslandschaft und versuchen durch ihre Kooperationsmodelle gezielt
Einfluss auf die Vertriebssteuerung zu nehmen (z.B. TUI mit Kooperationsmodellen: TUI
Reisecenter, TUI Travel Star und Horizonte). Eine Ausnahme stellen immer mehr die produzen-
tenunabhängigen Kooperationen dar (z.B. Reiseland). Ähnlich wie in anderen Tourismussekto-
ren schließen sich die Kooperationen zu strategischen Allianzen zusammen und bestimmen den
Markt (z.B. Quality Travel Alliance (QTA), Touristik-Multi-Channel-Vertriebsorganisation).
3
1
Vgl. Freyer, W./Pompl, W., Reisebüromanagement, S. 36 ff.
2
Vgl. Freyer, W./Pompl, W., Reisebüromanagement, S. 12 ff.
3
Vgl. Touristik R.E.P.O.R.T., Extra Marketing & Vertrieb, Dez 02, S. 24 ff.

8
Heute gehören 90 Prozent aller Reisebüros einer Kette oder Kooperation an. Oftmals beginnen
Reisebüros als Mitglied eines lockeren Kooperationsverbundes, um später eine engere Bindung
bis hin zum Franchise einzugehen. Die beschriebene Umstrukturierung der Reisemittlerbranche
wird in der folgenden Abbildung verdeutlicht.
1
4 9 %
2 1 %
4 6 %
2 0 %
2 9 %
1 4 %
1 0 %
5 %
2 8 %
5 0 %
2 8 %
5 5 %
3 5 %
5 6 %
3 9 %
5 8 %
2 3 %
2 9 %
2 6 %
2 5 %
3 6 %
3 0 %
5 1 %
3 7 %
Büro Umsatz
Büro Umsatz
Büro
Umsatz
Büro
Umsatz
Ungebundene Büros
Ketten/Franchise
Kooperationen
1998
1999
2000
2001
Abbildung 5: Struktur im Reisemittlermarkt
1
Vgl. Touristik R.E.P.O.R.T, Extra Marketing & Vertrieb, Dez 02, S. 28 f.

9
3 Marktumfeldbetrachtungen und Auswirkungen auf die Reisebürobranche
3.1 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland
Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Konjunkturflaute. Das Bruttoin-
landsprodukt (BIP) lag im Jahr 2002 nur 0,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Jahr davor
waren es 0,6 Prozent. Es kann daher von einer Stagnation der deutschen Volkswirtschaft gespro-
chen werden.
2,2%
-1,1%
2,3%
1,7%
0,8%
1,4%
2,0%
2,0%
2,9%
0,6%
0,2%
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
Abbildung 6: Die deutsche Volkswirtschaft: Wirtschaftswachstum
1
Für das Jahr 2003 erwartete die deutsche Regierung eine Konjunkturerholung und ging von
einem Wirtschaftswachstum von 0,75 Prozent aus. Diese Prognose wurde allerdings im Mai
2003 nach unten revidiert, da die zunächst positive Stimmung in den ersten Monaten dieses
Jahres u. a. durch den Irak-Konflikt getrübt wurde. In den Monaten April und Mai deuteten
positive Entwicklungstendenzen bei Produktion und Aufträgen sowie der niedrigen Preissteige-
rungsrate auf eine Fortsetzung der Konjunkturerholung in Deutschland hin. Die Situation auf
dem deutschen Arbeitsmarkt ist als sehr kritisch zu beurteilen. Im März 2003 betrug die Arbeits-
losenquote in Deutschland (saisonbereinigte Zahlen) 10,6 Prozent (4.414.000 Arbeitslose). Dies
sind 52.000 Arbeitslose mehr als im Vorjahr.
2
1
Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland, http://www.destatis.de/grafik/vgrgraf_d.gif,
Stand 15.05. 2003.
2
Vgl. dazu Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit: Die Wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik
Deutschland, Monatsbericht 04/2003; Wirtschaftsfakten Ausgabe Nr. 1/2003-März; Aktuelles Kurzinfo zu
Finanzen, Wirtschaft und Arbeit in Deutschland, 08.05.2003.
Wirtschaftswachstum in Deutschland, BIP in Preisen von 1995,
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

10
Moderate Löhne im Vergleich zu steigenden Verbraucherpreisen (z.B. Rohöl, Benzin) führen zu
einer geringeren realen Kaufkraft, d. h. das den deutschen Haushalten zur Verfügung stehende
Einkommen vermindert sich. Dieser Fakt und die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt wirken
sich negativ auf das Nachfrageverhalten der Konsumenten nach touristischen Produkten aus
(Vergleich Gliederungspunkt 4.3.1).
Der Anteil der Tourismuswirtschaft am Volkseinkommen beträgt ca. 8 Prozent. Die Tourismus-
wirtschaft stellt einen der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland dar und beschäftigt
direkt oder indirekt 8 Prozent der Erwerbstätigen.
1
3.2 Globale Risikofaktoren der Reisebranche
3.2.1 Außenpolitische Risiken
Die weltpolitischen Negativereignisse aus jüngster Zeit haben einen entscheidenden Anteil am
Negativtrend der Tourismusbranche. Krieg und Terrorismus sind die Schlagwörter, die die
Branche fürchtet und die Reisekonsumenten stark verunsichern bzw. verängstigen. Die darauf
zurückzuführende Abnahme der Reiseintensität bedeutet für die Branche fatale Buchungs- und
Umsatzeinbrüche mit immensen Auswirkungen. Im Folgenden sollen einige dieser Negativer-
eignisse und ihre Auswirkungen dargestellt werden.
Kriege, von denen die Tourismusbranche stark getroffen wurde und betroffen ist, sind der zweite
Golfkrieg von 1991 und der Irak-Krieg zu Beginn diesen Jahres. Allein die Umsatzrückgänge
der Fluggesellschaften als Konsequenz des Golfkrieges betrugen in den ersten beiden Monaten
im Jahre 1991 zwei Milliarden USD. Die Touristen blieben vor allem in den islamischen Län-
dern aus. Eine Rücktritts- und Umbuchungswelle überrollte die Reisebüros, erhebliche Umsatz-
einbußen waren die Folge.
2
Ähnliche Tendenzen sind auch kurz nach dem Ende des Irak-
Krieges festzustellen. Wochenlang erlag das Reisebürogeschäft, nur einzelne Buchungen wurden
getätigt.
3
Zum heutigen Zeitpunkt liegen noch keine genauen Zahlen über die Auswirkung des
Irak-Krieges vor. Eine DRV-Studie im Februar 2003 ergab, dass 48 Prozent der Reisebüros für
die Sommersaison rückläufige Umsätze beklagen. 70 Prozent der Befragten machten v. a. den
drohenden Irak-Krieg für die schlechten Buchungszahlen verantwortlich.
4
1
Vgl. DRV, Fakten und Zahlen, März 2003, S. 7.
2
Vgl. Glaeßer, D., Krisenmanagement, 2001, S. 19 f.
3
Vgl. Touristik R.E.P.O.R.T., Die Überlebensfrage, 27.03.2003/Nr. 8, S. 20.
4
Vgl. DRV, Reisebüro Benchmarking, Februar 2003, S. 4 ff.

11
Neben den genannten zwischenstaatlichen Kriegen gibt es auch innerstaatliche Kriege, zumeist
in Form von Bürgerkriegen (z.B. Tamilenkonflikt in Sri Lanka). Hier sind nur lokal begrenzte
Regionen betroffen, die lediglich den Tourismus in dieses Land beeinflussen.
Seit den Terroranschlägen von New York am 11. September 2001 hat das Wort ,,Terrorismus"
weltweit neue Dimensionen angenommen. Ein Gebiet, was bisher als sicher galt, wurde inner-
halb weniger Stunden zum Krisengebiet. Unmittelbar nach dem 11.September 2001 stagnierten
weltweit die Flugbuchungen. Flüge in die USA und nach Kanada wurden ersatzlos gestrichen.
Die Lufthansa hatte mit täglichen Umsatzeinbußen von ca. 50 Millionen Euro zu kämpfen. Die
Reisebüros wiederum wurden von einer Stornierungswelle erfasst.
1
Dank der Schadenszahlun-
gen (Übernahme der Stornogebühren) der Reiseversicherungen konnte die Reisebranche vor
dem Kollaps bewahrt werden. Ein Ende der Terrorwelle ist nicht in Sicht. Ein Indiz dafür sind
die jüngsten Anschläge von Bali, Djerba und Marokko, bei denen überwiegend Touristen zu
Tode kamen.
3.2.2 Globale Gesundheitsrisiken
Auch im heutigen Zeitalter treten Seuchen und Epidemien auf, die globale Ausmaße annehmen
können und das Reiseverhalten der Konsumenten stark beeinflussen.
Seit Monaten hält der Virus SARS die Welt in Atem. SARS (Severe Acute Respiratory Syn-
drom) ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die sich seit November 2002 von Südchina auf
andere Länder ausbreitet. Sie äußert sich u. a. in Fieber und akuten Atemwegsbeschwerden und
kann zum Tode führen. Seit Ausbruch der Krankheit haben sich tausende Menschen, darunter
auch Touristen, mit dem Virus infiziert. Für die betroffenen Gebiete stellte das Auswärtige Amt
Reisewarnungen aus. Einzelne Reisende haben sich während ihres Asien-Urlaubes mit dem
SARS-Virus infiziert. So wurden in Europa und v. a. Kanada SARS-Infektionen diagnostiziert
und behandelt.
2
Aus Sicherheitsgründen bieten die deutschen Reiseveranstalter den Konsumen-
ten einen kostenfreien Rücktritt oder Umbuchung für ihre bereits gebuchten Asien-Reisen an.
Die Buchungen für den asiatischen Raum und auch für Kanada stagnierten aus Angst vor der
Lungenkrankheit in den letzten Monaten (asiatischer Flugmarkt: Einbruch von 44,8 Prozent der
Passagierzahlen im Monat April
3
).
1
Vgl. Touristik R.E.P.O.R.T., Der Kämpfer, 31.10.2001/Nr. 24, S. 15.
2
Quelle: Auswärtiges Amt: Stand: 24.05.2003.
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/gesundheitsdienst/merkblatt/sars_html.
3
Vgl. FAZ, Flugverkehr im April eingebrochen, 24.05.2003/Nr. 120, S. 11.

12
Auch Seuchen, die nicht direkt den Menschen betreffen, können erheblichen Einfluss auf die
Reisebranche haben. Dies zeigte sich z.B. im Frühjahr 2001 mit dem Ausbruch der Maul- und
Klauenseuche in England. Auch hier erreichte die Reisebüros eine Stornowelle für Reisen in
nord- und westeuropäische Länder. Der Studienreiseveranstalter Studiosus verzeichnete für
Großbritannien einen Nachfragerückgang von 56 Prozent, für Irland 32 Prozent, Skandinavien
47 Prozent und Frankreich 31 Prozent.
1
Ein weiteres Gesundheitsrisiko stellen die Tropenkrankheiten dar. Bei rechtzeitiger Kenntnis
über notwendige Impfmaßnahmen für die entsprechende Urlaubsdestination kann diesem Risiko
vorgebeugt werden. Umfassende und aktuelle Informationen liefert den Reisebüros das Aus-
kunftssystem T.I.P..
3.3 Wertewandel
,,Es ist rund 40 Jahre her, dass eine gesellschaftliche Entwicklung sichtbar wurde, die bereits ein
Jahrzehnt vorher, in den frühen fünfziger Jahren, ihren Anfang genommen hatte und ein Jahr-
zehnt später, Ende der sechziger Jahre, zur Abkehr von teilweise seit Jahrhunderten unangefoch-
tenen Wertvorstellungen führen sollte."
2
Dieser Veränderungsprozess der Wertvorstellungen wird als Wertewandel bezeichnet. Er brachte
tief greifende Veränderungen der Gesellschaftsstruktur mit sich und dauert bis zum heutigen
Zeitpunkt an. Es wurden Regeln der Lebensführung in Frage gestellt, die seit Jahrhunderten
unangefochten schienen. Der Wertewandel äußert sich insbesondere in der Einstellungs-
änderung der Jugend zu Familie, Religion, Politik, Erziehung, Moral, Sexualität und im Umgang
mit anderen Menschen. Zwischen den ,,Alten" und den ,,Jungen" ist durch den neuen Interessen-
konflikt eine Generationskluft entstanden, die den Wertewandel prägt.
3
Die folgende Abbildung
soll anhand der Gegenüberstellung von alten und neuen gesellschaftlichen Werten den Werte-
wandel veranschaulichen:
4
1
Vgl. Touristik R.E.P.O.R.T., Bilanz eines Krisenjahres, 31.10.2001/ Nr. 24, S. 46.
2
Das Parlament, Beilage: Politik und Zeitgeschichte, 13.7.2001, S. 15.
3
Vgl. Das Parlament, Beilage: Politik und Zeitgeschichte, 13.7.2001, S. 15ff.
4
Grafik nach Freyer, W., Tourismusmarketing, 1999, S. 149.

13
Abbildung 7: Wertewandel in Deutschland
Einen durch den Wertewandel hervorgerufen Trend stellt die Entwicklung zur ,,touristischen
Freizeitgesellschaft"
1
dar. Der Wandel von der Arbeitsgesellschaft der Fünfziger Jahre zur
heutigen Freizeitgesellschaft wurde u. a. durch den Anstieg der täglichen, wöchentlichen und
jährlichen Freizeit begünstigt. Die Lebenseinstellung der Freizeitgesellschaft ist geprägt von der
Suche nach Erlebnissen, Anerkennung und Selbstverwirklichung. Aber auch Spaß, Freude und
Kommunikation kennzeichnen diese moderne hedonistische Gesellschaft.
2
Weiterhin nimmt die
Gesundheitsorientierung einen immer größeren Stellenwert bei den Konsumenten ein.
3
Die
neuen Freizeit- und Konsumwerte bestimmen das Reiseverhalten.
1
Freyer, W., Tourismusmarketing, 1999, S. 147.
2
Vgl. Freyer, W., Tourismusmarketing, 1999, S. 147ff-149.
3
Vgl. FVW International, Bühne frei für neue Pauschalreise, 04.10.02/Nr. 24, S.19.
Die ,,Alten"
Jahrgänge
1920-1949
Übergangs-
Generation
Jahrgänge
1941-1959
Die ,,Jungen"
Jahrgänge
1960-1980
geprägt
durch
geprägt
durch
· Arbeitsethos
· Krisenerfahrung
· Sparbereitschaft
· Zukunftsorientierung
· Macht der Konvention
(Gleichheitsstreben)
· Leben in Großfamilien
· Bildung als Privileg
· scheinbar unbegrenzte
Ressourcen
· konservative Erziehung
(gutes Benehmen)
· Freizeitorientierung
· Wohlstandserfahrung
· Verschuldungsbereitschaft
(Risiko)
· Gegenwarts- und Genuss-
orientierung (Hedonismus)
· Individualisierung
(Freiheitsstreben)
· Leben in Kleinfamilien
(Singles, Wilde Ehen)
· Bildung als Selbstver-
ständlichkeit
· Ressourcen-Knappheit
(Umweltbewusstsein)
· freiheitliche Erziehung
(freie Entfaltung)

14
4 Betrachtung des Reisebüromarktes
4.1 Reiseveranstalter und ihre Angebotspalette
Die Reiseveranstalter nehmen innerhalb der Tourismuswirtschaft eine zentrale Bedeutung
ein. Das Tätigkeitsfeld der Reiseveranstalter besteht aus der Planung und Organisation der
Pauschalreise, deren Kommunikation, Verkauf und Durchführung. Die Reiseveranstalter
sind die wichtigsten Partner der Reisebüros. Sie liefern den Reisebüros die Kataloge mit
den entsprechenden Angeboten und garantieren die Buchbarkeit ihrer Produkte über die
CRS der Reisebüros sowie den telefonischen Reservierungszentralen. Des Weiteren unter-
stützen die Reiseveranstalter ihre Vertriebspartner mit Werbekostenzuschüssen und ge-
meinsamen Marketingaktionen. Bezüglich ihres Angebotes können die Reiseveranstalter
wie folgt eingeteilt werden:
1
Reiseart/Reiseveranstalter
Beispiele für Veranstalter(marken)
Universal-/Allroundveranstalter,
Flug-/Großveranstalter
World of TUI, Thomas Cook, Rewe Touristik
Destinationsspezialisten
Olimar (Portugal), Phoenix (Ägypten)
Last Minute Anbieter
Discount Travel (TUI), Bucher Reisen
(Thomas Cook)
Fernreisenspezialisten
Meiers Weltreisen (Rewe Touristik)
Familienreisen
1,2 Fly (TUI), Tjaereborg (Rewe Touristik)
Städtereisen
Ameropa-Reisen
Kreuzfahrtveranstalter
Seetours, Transocean
Busreiseveranstalter
Schumann Reisen
Studienreisespezialisten
Studiosus
Anbieter Erdgebundener Reisen
ITS (Rewe Touristik), DER TOUR
Club- und Sporturlaub-Anbieter
Robinson-Club, Magic Life (beide TUI)
Jugendreiseveranstalter
Ruf-Reisen, GTI-Tours
Sprachreisenveranstalter
LAL Sprachreisen (FTI), Alfa-Sprachreisen
Fitness- und Wellnessurlaub
Fit-Reisen, Wir-Reisen
Ferienhaus-Anbieter
Novasol/Dansommer, Interhome
Event-Reiseveranstalter
Vietentours
Individualreisen
LTU Plus, TC Individuell, TUI fly & more
Wanderreisen
ASI Bergwandern, Wikinger Reisen
Mietwagen-Anbieter
TUI cars, drive FTI, DER TOUR Ferienautos
Flugplatzeinzelverkauf
Thomas Cook Airlines, TUI Hit-Flüge
Tabelle 1: Reisearten/Reiseveranstalter
1
Vgl. Roth, P./ Schrand, A., Touristikmarketing, 1999, S. 223 ff.

15
Der deutsche Veranstaltermarkt ist durch eine Konzentration auf die wenigen großen
Reiseveranstalter gekennzeichnet. Ähnlich wie auf dem Reisebüromarkt werden kleinere
Veranstalter von den Branchenriesen aufgekauft. Die großen Touristikunternehmen fusio-
nieren teilweise auf globaler Ebene zu noch größeren Konzernen. Um Marktvorteile zu
erzielen, beteiligen sich die Touristik-Konzerne (Rewe Touristik, Thomas Cook AG) an
Unternehmen in allen Stufen der touristischen Wertschöpfungskette (Reiseveranstalter,
Vertriebsmarken, Airlines und Hotelmarken).
1
Die 6 Großveranstalter Deutschlands haben
einen Gesamtmarktanteil von 83,9 Prozent (Vergleich folgende Abbildung).
2
Die größten Veranstalter
Marktanteile am Umsatz 2001/02
29,7%
22,7%
16,9%
6,5%
4,1%
4,0%
16,1%
TUI
Thomas Cook
Rewe Touristik
Alltours
FTI
Öger
Andere
Abbildung 8: Der Deutsche Veranstaltermarkt
Für das Geschäftsjahr 2001/02 musste auch der Veranstaltermarkt erhebliche Rückgänge
der Umsätze (minus 6,4 Prozent) und der Teilnehmerzahlen (minus 7,4 Prozent) vermel-
den. Der durchschnittliche Umsatz pro Teilnehmer stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7
Euro auf 580 Euro an.
3
Trotz zunehmender Bemühungen der Reiseveranstalter, ihre Pro-
dukte im Direkt- oder Eigenvertrieb zu verkaufen, stellen die Reisebüros im Fremdvertrieb
nach wie vor die wichtigsten Vertriebspartner der Reiseveranstalter dar. Die folgende
Tabelle verdeutlicht diese Aussage.
4
Anteile der Vertriebswege 2001/02 am Gesamtumsatz in %
Veranstalter*
Fremdvertrieb
Eigenvertrieb**
Direktvertrieb***
Thomas Cook
78
21
1
Rewe Touristik
73
26
1
Öger-Gruppe
96,5
2,5
1
* TUI Deutschland, Alltours und FTI veröffentlichten keine Zahlen, ** Eigenvertrieb größtenteils über veranstaltereigene Kettenbü-
ros, *** Direktvertrieb über Call-Center, Internet, TV etc.
Tabelle 2: Vertriebswege der Reiseveranstalter
1
Vgl. Freyer, W./Pompl, W., Reisebüromanagement, 1999, S. 34 ff.
2
Vgl. fvw dokumentation, Deutsche Veranstalter 2002, 20.12.2002, S. 1.
3
Vgl. fvw dokumentation, Deutsche Veranstalter 2002, 20.12.2002, S. 1-3.
4
Vgl. fvw dokumentation, Deutsche Veranstalter 2002, 20.12.2002, S. 22.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783836603287
DOI
10.3239/9783836603287
Dateigröße
787 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thüringen in Eisenach) – Mittelständische Wirtschaft I, Studiengang Tourismuswirtschaft
Erscheinungsdatum
2007 (Mai)
Note
1,1
Schlagworte
reisebüro geschäftsplan marktanalyse kundensegmentierung verkaufssteuerungskonzept provisionserlös tourismusbranche
Zurück

Titel: Existenzsicherung eines Reisebüros
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
104 Seiten
Cookie-Einstellungen