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Mobile TV

Zukünftige Geschäftsmodelle von Medienunternehmen unter Berücksichtigung der Frequenzvergabe und des Netzausbaus von DVB-H in Europa

©2008 Bachelorarbeit 79 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Problemstellung:
In dieser Arbeit soll vor allem die Frage geklärt werden, wie sich die Geschäftsmodelle von Medienunternehmen in Bezug auf Mobile TV verändern werden. Neue Geschäftsfelder werden die Wertschöpfungsketten bestehender Medienunternehmen verändern. Es werden sich auch auf Grund neuer Technologien die Geschäftsmodelle unterschiedlichster Medienbereiche weiterentwickeln. Gewichtige Bereiche von mobilem Fernsehen, organisatorischer und wirtschaftlicher Art, werden in dieser Arbeit erläutert, vor allem sollen dabei mögliche, zukünftige Entwicklungen und Szenarien aufgezeigt werden.
Der Blick dieser Arbeit soll auf Europa gerichtet sein - in allen Kapiteln wird aber der deutsche Markt besonders betrachtet.
Der Leser wird einen umfassenden Überblick darüber gewinnen, wie sich die genannten Bereiche der Wandlung unterziehen und welche Faktoren bzw. Entwicklungen dabei eine Rolle spielen. Am Anfang der Arbeit soll mit Hilfe von 3 ausgewählten Ländern veranschaulicht werden, wie die Lage von Mobile TV in Europa aktuell ist. In Finnland und Italien ist Mobile TV bereits Realität. Beide Länder liegen in Europa an der Spitze der Mobilefunkkommunikation, deshalb wurden diese beiden Länder exemplarisch für eine genauere Betrachtung ausgewählt. In Deutschland dagegen sind bisher nur Testprojekte und eine erfolglose Mobile TV-Plattform (mit der Technologie DMB) verwirklicht worden.
Es gibt einen kurzen Überblick zu aktuellen Technologien, die für die künftigen Applikationen auf mobilen Endgeräten von Bedeutung sind. Dabei wird auf bereits etablierte Technologien (z.B. UMTS), genauso wie auf zukünftige Standards (z.B. DVB-SH) eingegangen. Die aktuelle Situation der Frequenzverfügbarkeit und des Netzausbaus von DVB-H wird dargestellt. Die Vergabeverfahren in beiden Bereichen sind fast abgeschlossen und sich so lassen sich erste Schlüsse ziehen. Beide Kapitel enden damit, dass jeweils ein Ausblick in die Zukunft geben wird und kommende Entwicklungen der Teilgebiete verdeutlicht werden.
Es werden die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen für mobiles Fernsehen in Europa und im Speziellen für Deutschland dargestellt. Auf den unterschiedlichen politischen Ebenen wird sich in den nächsten Jahren die Rechtssicherheit erhöhen und verschiedene Gesetze werden sich verändern. Dieses Kapitel zeigt, welche konkreten Veränderungen auftreten werden. Darauf aufbauend werden im 7. Kapitel, die Erneuerungen für Wertschöpfungsketten […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Einführung

Problemstellung

1 Grundlegender Blick auf die Medienwelt
1.1 Mobile TV – Begriffsbildung und Basiswissen
1.2 Individualisierung audiovisueller Medienprodukte

2. Pilotprojekte Europa
2.1 DVB-H in Italien
2.2 DVB-H in Deutschland
2.3 DVB-H in Finnland

3. Technologien und Übertragungswege
3.1 Technologien
3.1.1 UMTS (Universal Mobile Telecommunications System)
3.1.2 DMB (Digital Multimedia Broadcasting)
3.1.3 DVB-H (Digital Video Broadcasting - Handheld)
3.1.4 DVB-SH
3.1.5 BCMCS (Broadcast and Multicast Services)
3.2 Distribution
3.2.1 Video on Demand, Podcast, Videostreaming
3.2.2 Rundfunkausstrahlung über DVB-H
3.3 Zukünftige mobile Endgeräte DVB-H in Deutschland und Europa

4. Frequenzverfügbarkeit
4.1 Ist-Zustand in Deutschland
4.1.1 DVB-H
4.1.2 DMB
4.2 Zukünftige Entwicklung von Frequenzen bei DVB-H

5. Netzausbau von DVB-H
5.1 Europäische und außereuropäische Netze und Strukturen
5.2 Zukunftsaussichten für Deutschland

6. Rechtliche Rahmenbedingungen
6.1 Vorschriften auf EU-Ebene
6.2 Vorschriften auf Bundesebene
6.3 Vorschriften auf Landesebene

7. Geschäftsmodelle
7.1 Unterschiedliche Führungsmodelle
7.1.1 Rundfunk
7.1.2. Mobilfunkanbieter
7.1.2 Konsortien
7.2 Erfolgsfaktoren
7.3 Probleme
7.3 Veränderungen
7.5 Zukünftige Wertschöpfungskette von Mobile TV
7.6 Erlösmodelle
7.7 Markteintrittsbarrieren

8. Fazit

9. Anhang
9.1 Quellenverzeichnis
9.2 Glossar

Einführung

Problemstellung

In dieser Arbeit soll vor allem die Frage geklärt werden, wie sich die Geschäftsmodelle von Medienunternehmen in Bezug auf Mobile TV verändern werden. Neue Geschäftsfelder werden die Wertschöpfungsketten bestehender Medienunternehmen verändern. Es werden sich auch auf Grund neuer Technologien die Geschäftsmodelle unterschiedlichster Medienbereiche weiterentwickeln. Gewichtige Bereiche von mobilem Fernsehen, organisatorischer und wirtschaftlicher Art, werden in dieser Arbeit erläutert, vor allem sollen dabei mögliche, zukünftige Entwicklungen und Szenarien aufgezeigt werden.

Der Blick dieser Arbeit soll auf Europa gerichtet sein - in allen Kapiteln wird aber der deutsche Markt besonders betrachtet.

Der Leser wird einen umfassenden Überblick darüber gewinnen, wie sich die genannten Bereiche der Wandlung unterziehen und welche Faktoren bzw. Entwicklungen dabei eine Rolle spielen. Am Anfang der Arbeit soll mit Hilfe von 3 ausgewählten Ländern veranschaulicht werden, wie die Lage von Mobile TV in Europa aktuell ist. In Finnland und Italien ist Mobile TV bereits Realität. Beide Länder liegen in Europa an der Spitze der Mobilefunkkommunikation, deshalb wurden diese beiden Länder exemplarisch für eine genauere Betrachtung ausgewählt. In Deutschland dagegen sind bisher nur Testprojekte und eine erfolglose Mobile TV-Plattform (mit der Technologie DMB) verwirklicht worden.

Es gibt einen kurzen Überblick zu aktuellen Technologien, die für die künftigen Applikationen auf mobilen Endgeräten von Bedeutung sind. Dabei wird auf bereits etablierte Technologien (z.B. UMTS), genauso wie auf zukünftige Standards (z.B. DVB-SH) eingegangen. Die aktuelle Situation der Frequenzverfügbarkeit und des Netzausbaus von DVB-H wird dargestellt. Die Vergabeverfahren in beiden Bereichen sind fast abgeschlossen und sich so lassen sich erste Schlüsse ziehen. Beide Kapitel enden damit, dass jeweils ein Ausblick in die Zukunft geben wird und kommende Entwicklungen der Teilgebiete verdeutlicht werden.

Es werden die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen für mobiles Fernsehen in Europa und im Speziellen für Deutschland dargestellt. Auf den unterschiedlichen politischen Ebenen wird sich in den nächsten Jahren die Rechtssicherheit erhöhen und verschiedene Gesetze werden sich verändern. Dieses Kapitel zeigt, welche konkreten Veränderungen auftreten werden. Darauf aufbauend werden im 7. Kapitel, die Erneuerungen für Wertschöpfungsketten beschrieben. Es wird darauf eingegangen welche Probleme der Markt Mobile TV noch hat. Außerdem sollen Erfolgsfaktoren für alle beteiligten Parteien des neuen Marktes „Mobiles Fernsehen“ dargestellt werden. Abschließend wird definiert, wie die zukünftigen Wertschöpfungspartner eines erfolgreichen Unternehmensnetzes aussehen und welche Erlösmodelle möglich sind. In Deutschland wird es anfangs eine Monopolstellung bei mobilem Fernsehen geben. Warum das für potenzielle Konkurrenz Auswirkungen hat wird genau beschrieben. So gibt es unterschiedliche Barrieren für neue Unternehmen, die sich entscheidend auf die Dynamik und die Entwicklung von Mobile Entertainment auswirken können.

1 Grundlegender Blick auf die Medienwelt

1.1 Mobile TV – Begriffsbildung und Basiswissen

Mobile TV bedeutet Fernsehangebote auf portablen Endgeräten empfangen zu können.

Dabei wird es in Zukunft möglich sein, Fernsehprogramme im Zug, Flugzeug oder Auto zu konsumieren. Mit DVB-H wird Rundfunk ausgestrahlt, der auch bei hohen Geschwindigkeiten noch ein problemfreies Fernsehen ermöglicht. Als häufigstes Endgerät wird sich das Handy durchsetzen, weil es gegenüber anderen Geräten weitere Vorteile neben der reinen Fernsehnutzung bietet.

Es geht bei Mobile TV darum, verschiedene Medien zu vereinen und so einen komplett neuen Entertainmentmarkt zu kreieren. Aus institutioneller und regulatorischer Sicht sind die Gebiete Fernsehen und Mobiltelefonie bisher getrennt gesehen und genutzt worden, diese Realität wird sich in naher Zukunft, mit Blick auf die voranschreitende Medienkonvergenz, verändern. Seit vielen Jahren zeigt sich ein Verschmelzen der einzelnen Mediengebiete, so dass einzelne Medien nicht weiter als allein stehende Branchen betrachtet werden können. Die Digitalisierung und Individualisierung hat bereits vor der Jahrtausendwende gezeigt, dass die unterschiedlichen Medienkanäle zusammenwachsen. Das Internet beispielsweise hat die komplette Medienbranche vor neue Aufgaben gestellt und bei Unternehmen innovative Veränderungen zwingend notwendig gemacht.

Immer neue Geschäftsfelder werden erschlossen, Konzerne der traditionellen Medien sind gezwungen sich dem Wandel der Technologien und Geschäftsfelder anzupassen. Cross-medialen Wertschöpfungen, wie man sie beispielsweise bei Zeitungsverlagen oder Radiostation mit dem Internet kennt, werden auch auf dem Handy-Markt auftreten. Mobiles Fernsehen kann einer der nächsten, großen Schritte in die Zukunft werden.

Vor allem Fernsehunternehmen und Mobilfunkanbieter können mit Hilfe neuer Technologien einen völlig neuen Markt schaffen. Mit Hilfe eines Rückkanals (z.B. via UMTS) kann der Nutzer durch mobiles Fernsehen vom passiven Konsumenten zum aktiven Mitspieler werden. Dort liegt das Potenzial von Mobile TV, denn der Nutzer kann sich beteiligen und aktiv in die Kommunikation eingreifen. Dem Nutzer steht nicht nur die Möglichkeit offen, Fernsehen passiv zu konsumieren. Er kann Angebote wie Internetseiten, Gewinnspiele oder Bestellmöglichkeiten nutzen. Es geht eben nicht nur darum, bekannte Rundfunkinhalte auf Handys zu übertragen. Das Augenmerk sollte auch auf neue Formate gerichtet werden, die die Möglichkeiten von Mobile TV nutzen. Pilotprojekte - die in ganz Europa bereits durchgeführt und ausgewertet wurden - zeigen, welcher ‚Content’ für die Nutzer interessant sein könnte und welche Sehgewohnheiten zu erwarten sind. Inhalte wie News, Sport, Kurzfilme sind nur eine kleine Palette des möglichen Spektrums für zukünftige Inhalte auf Handys.

Die Etablierung von mobilem Fernsehen in Europa wird Realität – und auch von politischer Seite unterstützt. So sagt auch der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos: „Schließlich ist mobiles Fernsehen ein möglicher Wachstumsmotor für die europäische Telekommunikationswirtschaft. Diese Chance sollten die europäischen Unternehmen nutzen“ (vgl. EU-Kommission 2007 a).

Als Einführung soll nun, für das bestmögliche Verständnisse und eine angenehme Lesart, kurz eine vorgezogene Gesamtdarstellung des Marktes Mobile TV gegeben werden. Für den mobilen Fernsehmarkt, der in Europa noch nicht vollständig in allen Ländern etabliert ist, gibt es bestimmte Grundsätze die sich für alle Märkte gleich aufstellen werden. Es gibt bei der Entwicklung des mobilen Entertainmentmarktes, Ansichten und Szenarien, die von vielen Studien und Experten als realistisch und wahrscheinlich eingeschätzt werden.

Bei mobilem Fernsehen wird es immer mehrere Firmen geben, die partnerschaftlich zusammen arbeiten, um gemeinsam eine erfolgreiche Wertschöpfung zu erreichen. Plattformbetreiber ist in einem Netz von Unternehmen immer die Firma, die die Leitung der Unternehmung führt. Dieses Unternehmen leitet die Wertschöpfung und leistet den Hauptteil des Prozesses. Unterschiedliche Firmentypen können diese Aufgabe übernehmen und dabei unterschiedlich vorgehen. Es wird aber immer eine Führung geben, die über den Anderen im Netzwerk steht. Es gibt deshalb zwei unterschiedliche Führungsmodelle die für diesen Markt wahrscheinlich sind. Ein 2-Säulenmodell, das ein Mobilfunkunternehmen führt, besitzt als zweite Säule nur die Inhaltelieferanten. Alle anderen Kompetenzen und Aufgabengebiete liegen direkt oder indirekt beim Mobilfunkunternehmen. Das 3-Säulenmodell beschreibt einen Entwurf mit einem unabhängigen Unternehmen an der Spitze. Hierbei gibt es noch die Lieferanten von Content und als dritte Säule die Partner, die ausschließlich für die Distribution von Inhalten und die Kommunikation zuständig sind. Es gibt also drei Bereiche, die bei der Betrachtung des Unternehmensnetzes zusammengefasst gesehen werden können. Die Seite der Inhaltproduktion und Aggregation. Aggregation der Inhalte meint dabei das Zusammenfügen einzelner Inhalte zu Paketen. Der zweite Bereich ist die Führung der Unternehmung, inklusive Kundensupport, Bezahlung, Abwicklung, usw. Das dritte Gebiet ist die gesamte Kommunikation zwischen dem Kunden und dem Anbieter. Hierbei geht es, neben der Ausstrahlung über eine Rundfunktechnologie, auch um die Verbindung des Kunden mit dem Unternehmen über einen Rückkanal. Neben den strukturellen Eventualitäten, gibt es auch bei den einzusetzenden Technologien und rechtlichen Rahmenbedingungen Punkte, die sich im Jahr 2007 nicht vollständig vorhersagen lassen. Diese werden in der Arbeit möglichst umfassend dargestellt.

1.2 Individualisierung audiovisueller Medienprodukte

Medienprodukte sind Informationsgüter – durch die Digitalisierung und Individualisierung der Medien haben sich die Medien und ihre Nutzung verändert. Michael Glos: „Das Handy wandelt sich immer mehr zu einer „Allzweckwaffe“ der Kommunikation. Das alte Schema – hier Rundfunk, dort Telefon oder Internet – hat ausgedient“(vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2007 a).

Das heißt bezogen auf mobiles Fernsehen, dass einerseits durch die Digitalisierung der Medienwelt alle Medientechnologien zusammenwachsen bzw. sich überschneiden. Anderseits aber auch, dass sich die Nutzung der unterschiedlichen Medien wandelt.

Mobiles Fernsehen darf nicht als Gegner des Fernsehen gesehen werden sondern als Erweiterung. Die Nutzung von Mobile TV, dass zeigen Pilotprojekte und Marktforschungen, ergibt sich vor allem in Wartesituationen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Auto (als Beifahrer), so eine Online-Umfrage von Goldmedia (vgl. Goldmedia 2007 a). Die Konkurrenz sind also eher Radio, mp3-Player und Multimediaanwendungen. Der Nutzer muss in diesen Situationen individuell gut bedient werden und das Mobile Fernsehen muss für ihn – gegenüber anderen Beschäftigungen - einen größeren Nutzen bieten. Sonst wird er sich seiner nicht bedienen. Chancen, wie sie auch das Internet bietet, ergeben sich daraus, dass nicht nur zu konsumierende sondern auch interaktive Produkte angeboten werden können.

Man unterscheidet deshalb 2 Arten von Informationsgütern: Sie können unterteilt werden in Informationsprodukte und Informationsdienstleistungen (vgl. Hermann 2002).

Diese Einteilung kann man auch auf Medienprodukte (hier im Speziellen auf mobile Handyanwendungen bezogen) anwenden.

So sind reine Informationsprodukte etwa Filme oder Serien, die dazu dienen den Konsumenten passiv zu unterhalten. Der Benutzer des Handys konsumiert Informationen oder Unterhaltung, ohne in den Prozess aktiv einzugreifen.

Informationsdienstleistungen sind Servicedienste, die ein Unternehmen den Kunden und damit den Benutzern anbieten, um aufbereitete Informationen zu vermitteln. Sie sind damit ein hervorragendes Instrument der Kundebindung. Informationsdienstleistungen zu bieten, bedeutet Leistungen zu bieten auf die der Nutzer reagieren kann um nutzerspezifische Inhalte zu bekommen. Der Anbieter präsentiert sich hier als schnell arbeitendes, aktuelles Unternehmen, das für den Nutzer die Aufbereitung und Filterung der Inhalte übernimmt. Beispiele sind aktuelle Sportinhalte, News oder andere informationspräsentierende Formate. Es wird Formate geben, die dem Nutzer die Möglichkeit geben, selbst aktiv in die Kommunikation einzugreifen. Quizformate, Bestellmöglichkeiten (über Internetzugang) sind nur zwei Varianten um den Handybenutzer an ein Programm zu binden und neue Zielgruppen zu erschließen. So sieht man, dass die Individualisierung des Einzelnen in der Gesellschaft, sich auch auf die Nutzung spezifischer Inhalte im Medienbereich auswirkt. Informationsdienstleistungen sind ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Denn diese müssen möglichst individuell zum entsprechenden Nutzer passen.

Informationsprodukte bei Mobile TV sind die ausgestrahlten Inhalte. Dabei ist es egal, wie viele Nutzer erreicht werden. Alle bekommen denselben Content geliefert. Die Individualisierung kommt bei Mobile TV erst im nächsten Schritt, nämlich bei den zusätzlichen Services, die der Dienstleister anbietet.

Schon im letzten Jahrzehnt wurde der Trend zur spezifischen Ausrichtung auf den Endverbraucher durch die Vielzahl von Spartenkanälen deutlich. Eine Analyse der Nutzung von Fernsehprogrammen aus dem Jahre 1997 kommt zu dem Schluss, dass sich in der Bundesrepublik Deutschland die Nutzungsmuster im Umgang mit dem Medium Fernsehen immer weiter ausdifferenzieren (vgl. Hermann 2002).

Gleiches dürfte - wie oben bereits erwähnt - für die Nutzung von mobilem Fernsehen gelten. Der Kunde will eine Wertschöpfung, anderenfalls wird er das neue Angebot nicht nutzen. Das heißt für den Anbieter von Mobile TV aber auch, dass er - wie in allen Medien - auf die Bedürfnisse des Nutzers eingehen und eine entsprechend vielschichtige Differenzierung anbieten muss. In vielen nachfolgenden Kapiteln wird immer wieder auf diesen wichtigen Punkt hingewiesen.

2. Pilotprojekte Europa

2.1 DVB-H in Italien

In Italien sind seit dem Jahr 2006 die ersten kommerziellen Angebote von mobilem Fernsehen auf DVB-H-Basis auf dem Markt. Die 2 Sender TUA TV, Markenzeichen des 3G-Mobilfunkangebots des Konzerns Hutchison Whampoa Limited (HWL)), und TIM TV(mit Mediaset als Rundfunknetzbetreiber) waren die ersten Mobile-TV-Sender Europas, beide gingen im 2. Quartal 2006 auf Sendung und strahlen seitdem ihr Programm über die neue Technologie aus. Strategy Analytics geht davon aus, dass mit dem Markteintritt von Vodafone (in Zusammenarbeit mit Mediaset als Rundfunknetzbetreiber) Anfang 2007 die Konkurrenzsituation in Zukunft sehr stark zunimmt und so die Preise weiter fallen werden. Darauf aufbauend gehen sie davon aus, dass im Jahr 2011 über 6 Millionen Nutzer mehr als 500 Millionen Euro für mobile Fernsehdienstleistungen, alleine in Italien, ausgeben werden.

Unterschiedliche Preismodelle werden angeboten, aber es überwiegen Modelle der monatlichen Festpreise. Diese Vertragsabschlüsse können zum Teil länger an einen Anbieter binden - beispielsweise können diese 6 bzw. 12 Monate laufen und dadurch dementsprechend billiger werden. Nur TUA TV bietet zurzeit die Möglichkeit von datengrößenabhängiger Nutzung. Handys, die mobiles Fernsehen unterschützen sind bei TUA TV das LG U900 und das Samsung P910. TIM TV bietet seine Services momentan nur über das Samsung P920 an und bot anfangs (bis November 2006) Flatrates für 5 Euro im Monat. Danach wurde der Preis dem Markt angepasst und es fielen zusätzliche Kosten an (vgl. Strategy Analytics Insight 2006).

Mediaset und „3“ haben ihre DVB-H-Netze praktisch fertig gekauft (vgl. Goldmedia 2007 b). 3 kaufte das Unternehmen Canale 7 von Italiens Profit Group im November 2005 für 220 Millionen Euro, und übernahm damit das Frequenzspektrum von 474 – 746 MHz um es für die DVB-H-Ausstrahlung zu nutzen. Mediaset kaufte die Infrastruktur von Europa TV im Dezember 2005 für 186,8 Millionen Euro und investiert 250 Million in das DVB-H-Netzwerk. Mediaset vermietet 25% seiner Netzwerkkapazität an TIM und 25% an Vodafone. TIM zahlt für den Zeitraum von 5 Jahren 75 Millionen Euro an Mediaset (vgl. Strategy Analytics Insight 2006).

HWL hat also ein größeres Risiko weil ein eigenes Netz gekauft wurde und das Unternehmen den größten Teil der Wertschöpfungskette alleine übernimmt und nur 8 Programme ausstrahlt. Allerdings handelt es sich um eine Konzern der weltweit agiert und in vielen Ländern an der Spitze des Mobile TV-Marktes steht bzw. versucht sich zu positionieren.

2.2 DVB-H in Deutschland

Als erstes kommerziell laufendes Projekt hat Mobiles Fernsehen Deutschland das Produkt „watcha“ als Plattform für Mobile TV etabliert. Die verwendete Technologie ist DMB, das Unternehmen hat sich aber auch für Sendelizenzen auf DVB-H-Basis beworben. MFD arbeitet als so genannter Plattformbetreiber, das bedeutet, dass MFD die Technik für den Sendebetrieb aufbaut oder aufbauen lässt (von T-Systems), die Programm-Macher (Radio- und Fernsehsender, TV- Produzenten usw.) mit ihren Programmangeboten auf diese Technik aufschaltet und das Ganze mit Hilfe von Vertriebspartnern wie z.B. debitel und mobilcom an Kunden verkauft (vgl. Mobiles Fernsehen Deutschland 2007 a). Die Zahl der DMB-Kunden bei debitel lag Ende 2006 nur bei 5000, bei einer Zielsetzung von 100000.

„Die Beteiligung der ProSiebenSat.1 Media AG bei DMB bringt dem Fernsehunternehmen vor allem einen erheblichen Wissensvorsprung gegenüber der Konkurrenz in Bezug auf die Akzeptanz von Mobile TV-Inhalten. Insbesondere durch den Kanal „ProSiebenSat.1 Mobile“ konnten in den letzten Monaten und Jahren Erfahrungen über die Produktion, Programmierung und Akzeptanz spezieller Mobile TV-Inhalte gesammelt werden. Das Know-How in neuen Märkten sichert sich die ProSiebenSat.1 Media AG sowohl durch internes Wachstum und neue Projekt sowie durch Kooperationen und Zukäufe(Rummel).“ Die Fernsehsender, die an diesem Projekt beteiligt waren, wollten also nicht in erste Linie Geld mit ihren Formaten verdienen, sondern schon vor einer wirklichen Marktreife Know-how und Erkenntnisse in ihre Unternehmen tragen.

Wichtig war in Deutschland auch das europäische DMB-Projekt MIFRIENDS, das von der BLM (Bayerische Landeszentrale für neue Medien) geleitet wird. Es geht hier um das Erforschen von Nutzungsverhalten. So sollen im Kern des Projekts neue, mobile Multimediaangebote in der Verknüpfung von Rundfunk und Telekommunikation für den lokal-regionalen Raum entwickelt und erprobt werden, bei denen der Mensch als Nutzer im Mittelpunkt steht.

Das Projekt MI FRIENDS legt seinen Focus derzeit auf die Technologie DMB, wird sich aber in naher Zukunft auf Grund der Veränderungen und Verschiebungen auf dem Markt des mobilen Fernsehens auch mit der DVB-H-Technologie beschäftigen bzw. diese aktiv testen (vgl. Hanekop 2007).

Das Projekt wurde in zwei Phasen eingeteilt, die erste Phase war während der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Eine weitere folgte später um die Unterschiede von Alltagsnutzung und der Nutzung während eines interessanten, seltenen Ereignisses zu untersuchen. Gleichzeitig sollten Abnutzungserscheinungen der Technologie, aber auch die Langzeitnutzung von mobilem Fernsehen untersucht werden. Folgend sollen kurz die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Projekt vorgestellt werden.

Ein wichtiges Ergebnis, das zum Ende der zweiten Phase vorlag, klingt für alle Unternehmen, die sich auf dem neuen Markt aufstellen wollen, verheißungsvoll. Die Nutzer aus der Testphase spalteten sich, in Benutzer die definitiv (12%) oder zumindest eventuell (37%) mobiles Fernsehen sehen wollen.

Es gab Nutzer, die zwar während der Weltmeisterschaft noch Interesse an Mobile TV hatten (77% aller Testpersonen), die später aber angaben die Leistungen nicht mehr zu nutzen. Diese gliedern sich in Personen, die sicher nie (7%) oder eher nicht (44%) Mobile TV nutzen werden.

Inhaltlich haben sich die informationsbezogenen Motive für die Nutzung während des Tests verstärkt. Regelmäßige Nutzer haben ein stark ausgeprägtes Informationsbedürfnis: 84 Prozent wollen über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden sein, 53 Prozent wollen sich ausführlich informieren. Die vorhandene Informationsorientierung der Teilnehmer wird durch die Testerfahrung verstärkt, denn aktuelle Berichterstattung und ähnliche Formate sind die Genres, die sich am besten für das Handy eignen und die gut zu den wichtigsten Nutzungssituationen zusammenpassen(vgl. Hanekop 2007). In jedem Fall wird der Fernsehkonsum aber nicht mehr nur auf die Abendstunden in der eigenen Wohnung der Konsumenten beschränkt bleiben. Vielmehr ist für Mobile TV insgesamt ein häufigerer und über den Tag verteilter Fernsehkonsum an den verschiedensten Orten zu erwarten. Die Nutzungssituationen, die sich auch in Korea durchgesetzt haben sind auch in Europa und Deutschland zu erwarten. Auch wenn die Pendlersituation auf Grund der kürzeren Fahrzeiten und der kleineren Städte in Deutschland keine so entscheidende Rolle spielen dürfte, so sind doch der Weg zur Arbeit, der Heimweg und die Mittagspause im Büro die Hauptnutzungszeiten (vgl. Molter 2006).

2.3 DVB-H in Finnland

Wie auch Italien gehört Finnland zu den führenden Mobilfunknationen weltweit. Die Festnetze in Finnland sind vergleichsweise schlecht ausgebaut, weshalb in diesem Land früh Anreize für einen schnellen Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur gegeben waren. Deshalb ist es nicht überraschend, dass heute bereits 68,5 Prozent aller Gespräche über die Mobilfunknetze abgewickelt werden, während in Deutschland dieser Anteil heute erst bei rund einem Fünftel liegt (vgl. Büllingen, Stamm 2006).

Bereits zwischen März bis Juni 2005 wurde ein erster Feldversuch mit 500 zahlenden Kunden in Helsinki durchgeführt. Auch das Unternehmen Nokia war, neben anderen interessierten Unternehmen, an diesem Projekt stark beteiligt. Der Feldversuch war ein Erfolg und es wurde festgestellt, dass die Zahlungsbereitschaft bei über 10 Euro lag (vgl. Nokia Deutschland 2007).

Es wurden außerdem auch Erfahrungen mit Pay-per-View-Angeboten gemacht, die auch zufriedenstellend verliefen. Die Anbieter testeten dabei die Ausstrahlung von verschlüsselten Sendungen. Die Teilnehmer mussten entsprechende Freischaltcodes per SMS anfordern. Die Zahlungssysteme der Mobilfunkunternehmen dienten dadurch als Inkasso-Plattform für das Fernsehen via Handy.

Seit Ende 2007 werden in Finnland 40 Prozent der Bevölkerung durch DVB-H-Sendeangebote erreicht. Ein weiterer Multiplex soll bis 2009 aufgebaut werden. Dann sollen neben Helsinki die großen Städte Turku, Tampere, Espoo, Vantaa und Oulu sowie bestimmte Abschnitte der großen Straßenverbindungen abgedeckt werden (vgl. Büllingen, Stamm 2006).

3. Technologien und Übertragungswege

3.1 Technologien

3.1.1 UMTS (Universal Mobile Telecommunications System)

UMTS steht für den Mobilfunkstandard der dritten Generation (3G), mit dem deutlich höhere Datenübertragungsraten als mit dem GSM-Standard (Global System for Mobile Communications) möglich sind. Der Standard schafft die technische Grundlage für die Übermittlung großer Datenmengen und ermöglicht dadurch vielfältige neue multimediale Anwendungen“(vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2007 b). Allerdings bereitet es den Mobilfunkanbietern noch Probleme die Technologie UMTS zu einem lukrativen Markt auszubauen. Die dafür verwendeten Frequenzbänder hatten sechs Betreiber im Jahr 2000 auf dem Höhepunkt der Medien- und Interneteuphorie für insgesamt 98,8 Mrd. Euro ersteigert; hinzu kamen weitere Milliardenbeträge für die Aufrüstung der Netz-Infrastruktur. Gleichzeitig machen aber alternative und in bestimmten Hinsichten leistungsfähigere und billigere Technologien wie DVB-H und Wireless LAN zügig Fortschritte. So ist es eigentlich unwirtschaftlich, die teuren und begrenzten Ressourcen von UMTS für die Weiterverbreitung von Fernsehprogrammen in Echtzeit zu nutzen, als relativ schnelles , bidirektionales Netz eignet es sich eher für interaktive Anwendungen, kurze Clips und Video-on-Demand (vgl. Karstens 2007).

Mit Hilfe von UMTS können eine Vielzahl unterschiedlichster, auch multimedialer, Dienste angeboten werden. Neben zwischenmenschlicher Kommunikation (Audio- und Videotelefonie), Internetzugang und weiteren Mobilitätsdiensten, kann diese Technologie auch für das mobile Fernsehen durchaus eine entscheidende Rolle spielen. Schon in Kapitel 1 wurde kurz angesprochen, dass interaktives Fernsehen den Nutzer nicht nur kurz- sondern auch langfristig sowohl an ein Medium als auch an ein Unternehmen binden kann.

Der Trend geht hin zu immer leistungsfähigeren Multimedia-Telefonen. Dabei spielt die schnelle Verbindung mit dem Internet ein große Rolle (vgl. Opitz 2007). Es ist also davon auszugehen, dass auch oder gerade in den nächsten Jahren UMTS die häufigste, individuelle Datenübertragungsmethode für die Handys sein wird. Dafür spricht auch, dass in Deutschland im Jahr 2008 „erneut Lizenzen für den Mobilfunk mit UMTS-Standard versteigert werden. Wir hoffen, Anfang nächsten Jahres das Bieterverfahren starten zu können.“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth (vgl. Lesch 2007).

Allerdings bekommt der UMTS-Standard Konkurrenz durch die Weiterentwicklung neuer Netze wie beispielsweise durch die Wimax-Technologie. Denn die Roadmap des 3GPP-Industriekonsortiums (3rd Generation Partnership Project) endet nicht mit der Einführung des High Speed Packet Access (HSPA) im Downlink und Uplink (HSDPA beziehungsweise HSUPA). Im nächsten Schritt soll HSPA+ mit fortgeschrittenen UMTS-Modulationstechniken das Spektrum effizienter nutzen und wie Wimax Datenraten von einigen Megabit pro Sekunde vom und zum Teilnehmer erlauben. Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access) ist ein Synonym für den Standard IEEE 802.16. Mit dieser Technik werden breitbandige Zugänge zum Beispiel zum Internet via Funknetz angeboten. Das entsprechende Netz wird zurzeit von verschiedenen Anbietern ausgebaut. Dabei versorgen die Wimax-Basisstationen portable Endgeräte in einem verglichen mit WLAN erheblich größeren Hotspot von einigen Kilometern Durchmesser mit dem Netzzugang(vgl. Sietmann 2007). Allerdings sind Interesse und vor allem Ausbauvorschriften in Europa nicht so ambitioniert wie dies bei DVB-H der Fall ist.

Die eigentliche Runderneuerung aber wird in diesem Jahr mit der Standardisierung einer neuen Funkschnittstelle im Rahmen der 3GPP „Long Term Evolution“(LTE) eingeläutet. Dahinter steht ein Entwicklungssprung, der dem von GSM zu UMTS vergleichbar ist und mit dem das 3G-Camp auf die robusteren OFDM-Verfahren umschwenkt – die Wimax bereits einsetzt (vgl. Sietmann 2007).

UMTS, wie alle Punkt-zu-Punkt-Verbindungen im drahtlosen Bereich, erscheint demnach vor allem als Rückkanal für Broadcast-Medien und im Rahmen stark individualisierter oder ausgesprochen bandbreitenschonender Anwendungen sinnvoll. Solange sich die Nutzung verteilt, gibt es keine Schwierigkeiten, sobald aber sehr viele synchron das Gleiche wollen und die angeforderten Inhalte hohe Datenraten erfordern, gelangen diese Techniken an die Grenzen. Nicht nur bei ihrer verfügbaren Kapazität, sondern auch beim maximalen Ausbau der wirtschaftlich sinnvollen Infrastruktur. Denn während man zwar prinzipiell jederzeit zusätzliche oder leistungsfähigere Kabel verlegen kann, stoßen Funk-Frequenzbänder schon systembedingt an feste Grenzen, die lediglich durch technologische Fortschritte nach und nach erweitert werden können (vgl. Karstens 2006).

3.1.2 DMB (Digital Multimedia Broadcasting)

Der Standard DMB basiert auf der Technologie DAB(Digital Audio Broadcasting) und ist terrestrisch (T-DMB) als auch über Satellit (S-DMB) empfangbar (vgl. Baumann, Herrmann, Lublow 2006). DMB wurde von der Robert Bosch GmbH und dem Heinrich-Hertz-Institut entwickelt, später aber hauptsächlich von asiatischen Mobilfunkanbietern adaptiert. In Europa wird DMB bisher kaum kommerziell verwendet. Ein großer Vorteil der Verbreitung von Mobile TV via DMB ist die bereits weit ausgebaute Infrastruktur. Da die Technik auf der, schon seit mehr als zehn Jahren existierenden DAB-Infrastruktur aufsetzt, ist mit DMB schon heute ein nahezu flächendeckender – rund 80 Prozent des Bundesgebietes – Sendebetrieb möglich. Außerdem ist ein DMB-Empfänger auch immer ein DAB-Empfänger – neben TV-Programmen können die Endkunden also immer auch alle verfügbaren DAB-Radiosender empfangen(vgl. Mobiles Fernsehen Deutschland 2007 a).

Ein weiterer Vorteil von DMB gegenüber DVB-T und DVB-H ist die Möglichkeit des mobilen Empfangs auch bei hohen Geschwindigkeiten. Während der DVB-Empfang schon bei etwas mehr als 100 km/h starke Aussetzer aufweist, soll DMB auch bei Geschwindigkeiten von 200 km/h noch einwandfrei funktionieren. DMB-Videoübertragungen benötigen nur eine Datenrate von einigen hundert Kbit/s. Dies ist mit der hohen Datenreduktion durch AVC und der geringen Anzahl von Pixeln pro Bild möglich. Im Vergleich: Bei DVB-T wird ein Fernsehprogramm mit 3,35 Mbit/s und bei DVB-H ein Dienst mit 400 Kbit/s übertragen (vgl. Mäusl 2006).

In vielen Großstädten Deutschlands sind über diese Technologie bereits Dienste empfangbar. Schon während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden Projekte in Deutschland realisiert und in Südkorea ist DMB der Standard für Mobile TV (siehe Kapitel 8).

Der Grund dafür, dass sich die DMB-Technologie in Deutschland bislang nicht durchsetzen konnte wie in Südkorea, liegt an verschiedenen Faktoren. Zu nennen sind z.B. die unzureichenden Versorgung mit attraktiven Endgeräten, der Vertriebsblockade durch die Mobilfunkanbieter sowie dem andauernden Streit um die Zukunft der Mobile TV-Standards (Rummel).

3.1.3 DVB-H (Digital Video Broadcasting - Handheld)

DVB-H ist ein Übertragungsstandard, mit dem digitale Rundfunkprogramme über mobile Endgeräte empfangen werden können. DVB-H wird, wie das digitale Fernsehen DVB-T, über Antenne ausgesendet und baut auf dessen Technologie auf. Das heißt, DVB-H ist zu DVB-T rückwärts kompatibel.

Auf der Transportebene ist DVB-H vollständig kompatibel zu DVB-T. Es können also gemischte DVB-H/DVB-T-Multiplexe erzeugt werden, die es beiden Systemen erlauben, sich den gleichen Kanal teilen (vgl. Rundfunk und Telekom Regulierungs GmbH 2006). Mit der Vorgabe, dass bei DVB-H dieselbe Schnittstelle für den Transportstrom gilt wie bei DVB-T, kann die Ausstrahlung auch über bereits bestehende DVB-T-Sender erfolgen.

Die Unterscheidung des DVB-H-Transportstroms vom DVB-T-Transportstrom wird durch eine zusätzliche Signalisierung von Parametern der DVB-H-Elementarströme vorgenommen. Wesentlich neu beim DVB-H-Transportstrom sind das Zeitschlitzverfahren (Time-Slicing) und der erweiterte Fehlerschutz (MPE-FLC) (vgl. Mäusl 2006). „Im Frequenzbereich eines DVB-T-Programms lassen sich - im selben Spektrum - ca. 4 DVB-H-Programme ausstrahlen (Wütschner).“

Wie auch DVB-T kann DVB-H MPEG-2-Datenströme übertragen und in einem Multiplex können bis zu 50 Programme übermittelt werden. Außerdem hat die DVB-H-Technologie den Vorteil, dass Sie mit Hilfe von MPE-FLC(Multi-Protocol Encapsulation/Forward Error Correction) eine Möglichkeit der robusten Datenübertragung ermöglicht. Da Handheld-Endgeräte kleinere Antennen haben, die an vielen unterschiedlichen Orten nutzbar sein sollen, benötigt DVB-H einen guten Fehlerschutz um einen angenehmen Nutzen sicherstellt (vgl. Digital Terrestrial Television Action Group 2007).

Quelle: www.csie.mcu.edu.tw

Ein weiteres Problem bei mobilem Fernsehen ist die hohe Energieleistung bei der Übertragung der Daten und der Visualisierungen am Bildschirm. Hier bietet die Technologie DVB-H eine Möglichkeit den Energieverbrauch im Handy erheblich zu senken. Die Daten, jedes Services der mit DVB-H übertragen wird, werden in sogenannten Bursts übertragen (siehe Abbildung). Das heißt, Datenpakete werden gebildet und in Schüben übertragen. So werden mit einem Burst die Daten für etwa 1-5 Sekunden Inhalt übertragen. Mit Hilfe von Time-Slicing ist es möglich bis zu 95% des Energieverbrauchs von herkömmlichen DVB-T-Tunern einzusparen. Die gespeicherten Daten werden kontinuierlich abgespielt. Daher merkt der Benutzer nicht, dass das Empfängermodul bis zum nächsten Datenpaket inaktiv ist (vgl. Digital Terrestrial Television Action Group 2007).

Ein weiterer Vorteil, den die DVB-H-Technologie gegenüber anderen hat, ist ihr implementiertes Protokoll IP Datacast. Mit Hilfe von IP Datacast ist es möglich Datenstreaming, Service Guides oder auch Datenverschlüsselung in die Rundfunkausstrahlung mit einzubinden. Dies bietet die Möglichkeit Programminformationen, zusätzliche Angebote oder Beschreibungen direkt mit den Audio- und Videodaten mit auszustrahlen.

Der von DVB-H gelieferte IP Datacast passt nämlich technisch bruchlos mit dem TCP/IP-Prinzip des Internets zusammen – eine Eigenschaft, die das alternative Sendeverfahren DMB übriges nicht Die öffentlich-rechtlichen Anstalten begrüßen die Technologiekonkurrenz von DMB und DVB-H, da sie nur als Inhaltelieferanten auftreten werden und es außerdem den Wettbewerb des Marktes belebt (Wütschner). Auch private Fernsehunternehmen haben sich in der Vergangenheit nicht gegenteilig geäußert.

3.1.4 DVB-SH

Eine weiterführende Technologie, die in Deutschland und Europa zur Ergänzung bei mobilem Fernsehen beitragen kann ist DVB-SH. Ab 2009 ist davon auszugehen, dass der Standard DVB-SH (Digital Video Broadcasting - satellite services to handheld devices) die Ausstrahlung eines Signals für ganz Deutschlands möglich macht. Dabei handelt es sich um einen neuen Rundfunkstandard zur Verarbeitung von Satellitensignalen für mobile Endgeräte. Wie bei normaler, terrestrischer Programmausstrahlung sollte eine direkte “Sicht” zum Satelliten bestehen (vgl. Hosentaschenwelt 2007). Das Signal wird bei etwa 2,2 GHz liegen. Problem ist die Verfügbarkeit innerhalb von Gebäuden, so dass hier wie auch bei DMB und DVB-H Repeater (also lokale Signalverstärker) notwendig sein werden. Ein erstes Pilotprojekt mit dieser Ausstrahlungstechnologie startete im Juni 2007 und lief bis September 2007 in Südwestfrankreich im S-Band(2,2 GHz). Genutzt wurde die Infrastruktur des Mobilfunkkonzerns SFR (vgl. DVB-Project 2007).

Ein Unternehmen das diese Technologie in Europa etablieren möchte ist auch SES Astra. Das Unternehmen SES Astra möchte mit der Technologie DVB-SH nicht nur neue Übertragungswege für mobile Kommunikation anbieten, sondern wird mit den entsprechenden, benötigten terrestrischen GAP-Filtern auch versuchen Zugang zu neuen Geschäftsfeldern in der Terrestrik zu finden (Wütschner). SES Astra bietet Unternehmen auch Softwareinnovationen an, wie beispielsweise Handybrowser für interaktive Dienste auf mobilen Endgeräten.

3.1.5 BCMCS (Broadcast and Multicast Services)

Die BCMCS basiert auf CDMA2000 (3G), also der neusten Mobilfunktechnologie für die mobile Kommunikation und wurde vom 3GPP2 (Third Generation Partnership Project 2) entwickelt. Es handelt sich dabei nicht um eine Rundfunkausstrahlung im klassischen Sinne, sondern das eingesetzte Netz ist in diesem Fall (anders als bei DVB-H oder DMB) ein Mobilfunknetz. Die BCMCS sind durch eine Spezifikation des 1xEV-DO (1x evolution-data only) definiert und bieten die Möglichkeit, über ein Mobilfunknetz, eine Massenkommunikation für eine unbegrenzte Anzahl von Nutzer zu schaffen. Es entsteht also die Möglichkeit, dass alle Handynutzer in einem Ausstrahlungsgebiet die Informationen und Multimedia-Services nutzen können. Aber auch die Alternative einer verschlüsselten Ausstrahlung ist umsetzbar. Es ist mit dieser Technologie möglich, Mobile TV auf Mobiltelefone auszustrahlen ohne Leistungsprobleme wie bei UMTS zu bekommen, da es sich um eine Punkt-zu-Multipunkt-Verbindung handelt (vgl. Anker 2007).

BCMCS bietet unterschiedlichste Funktionen. Es bietet die Möglichkeit, Dienste zu abonnieren und die ausgestrahlten Services und Informationen auf dem Handy entsprechend zu verarbeiten. Über den IP-Datenstrom können Metainformationen wie Datenformat, Kanal oder Frequenzen angezeigt bzw. verarbeitet werden. Es wird angezeigt, wann Informationen empfangen werden können, d.h. wann eine konstante, kontinuierliche Verbindung vorhanden ist. Außerdem soll gewährleistet werden, dass keine nachteiligen Störungen mit anderen 3G-Services oder Netzwerken auftreten. Das heißt, dass unterschiedlichste Dienste parallel auf dem Handy ablaufen können ohne sich untereinander „Traffic“ abzunehmen (vgl. 3gpp2 2007).

Mit diesem BCMCS soll es möglich sein eine maximale Übertragungsrate von 2,4 Mbit/s bei einer Bandbreite von nur 1,25 MHz zu erreichen. Mögliche Nutzungen sind die Übertragung von E-Books und TV-Programmen zu mehreren Nutzern gleichzeitig, aber auch die problemlose Umsetzung von z.B. Video- oder Telefonkonferenzen via Mobiltelefon (vgl. Hitachi 2007).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2 Distribution

3.2.1 Video on Demand, Podcast, Videostreaming

Der Begriff Video on Demand bezeichnet Services, die es möglich machen Mediencontent zeit- und ortsunabhängig zu konsumieren. Eine große Auswahl von Filmen, Serien, usw. können entweder über eine Internetverbindung, die Telefonleitung oder über Rundfunk geladen und dann auf dem Handy angesehen werden. Der Anbieter benötigt dazu einen Streaming Server der die Daten übermittelt. Eine andere Möglichkeit ist die direkte Kommunikation zum Handy via Rundfunk oder UMTS.

Entweder werden die Daten per Streaming dargestellt oder Sie werden als Download bereitgestellt (siehe unten). Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile, die nachfolgend kurz aufgezeigt werden.

Die Möglichkeit Filme auf das Handy per Download aufzuspielen hat den Vorteil, dass das Video störungsfrei und in optimaler Qualität abgespielt werden kann. Allerdings muss der Content vorher vollständig geladen und gespeichert werden. Ein Begriff der in den letzten Jahren auf dieser Idee aufbaute und großen Anhang fand, war der Podcast. Podcast bezeichnet das Anbieten von Mediendaten über das Internet. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern iPod (beliebter Audioplayer) und dem englischen Wort Broadcast zusammen und lässt sich ebenso auf das Handy übertragen. So werden eine Vielzahl von Inhalten auf der Festplatte des Handys gespeichert, so wie heute bereits Musikvideos oder Klingeltöne mit grafischer Darstellung weitverbreitet sind.

Eine andere Möglichkeit der Contentbeschaffung, die bereits aus dem Internet bekannt ist, bietet das sogenannte Streaming von Mediendaten. Hierbei können die angebotenen Inhalte bereits konsumiert werden, wenn der vollständige Inhalt noch nicht am Handy empfangen wurde. Die Qualität der Darstellung und die Geschwindigkeit des Streams hängen auch hier von der Verbindungsart ab. Ein großer Nachteil dieser Übertragungsart ist sicherlich, dass die Qualität nicht zwangsläufig gut ist, da die Übertragungstechnologien noch nicht die Reife haben, um ausreichende Übertragungsgeschwindigkeiten zu gewährleisten (siehe Kapitel 2.1.1 UMTS), was sich in Zukunft aber ändern dürfte. Über den UMTS-Dienst HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) empfangen aktuelle Handys und Smartphones bis zu 3,6 Mbit/s und rücken damit in Bereiche vor, die bislang dem Festnetz vorbehalten waren (vgl. Opitz 2007). Die UMTS-Technik wird sich also immer weiterentwickeln (wie in Kapitel 2.1.1 bereits angesprochen). Die Vergabe neuer UMTS-Lizenzen wird diese Entwicklung sicher noch stärker vorantreiben.

3.2.2 Rundfunkausstrahlung über DVB-H

Die Rundfunkausstrahlung von TV-Programmen über die neue Technologie DVB-H ist einer der wichtigsten Punkte, die die EU zum Thema Mobile TV getroffen hat. "Aus der Industrie sind immer zwei Sachen zu hören.

Erstens: Wir brauchen einen gemeinsamen Standard, um von Größeneffekten profitieren zu können. Zweitens: Wir können uns aber auf keinen gemeinsamen Standard einigen", sagte Viviane Reding. "Jemand muss es in die Hand nehmen. Und wenn ich es sein muss, werde ich es tun (Deutsche Presse-Agentur 2007)."

Sie hat es in die Hand genommen und eine Empfehlung für DVB-H an alle EU-Staaten ausgesprochen. Damit ist eine große und wichtige Entscheidung betreffend des Mobilen Fernsehens getroffen worden. Alle europäischen Länder sind nun dazu aufgefordert, diesen Standard in ihren Staaten durchzusetzen, obwohl diese Aussage noch kritisch diskutiert wird (siehe Kapitel 5).

Bei der Ausstrahlung von TV-Programmen gibt es unterschiedliche Punkte, die von interessierten Unternehmen beachtet werden müssen:

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836636285
DOI
10.3239/9783836636285
Dateigröße
822 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Amberg-Weiden – Elektro- und Informationstechnik, Studiengang Medienproduktion und Medientechnik
Erscheinungsdatum
2009 (Oktober)
Note
1,7
Schlagworte
mobile geschäftsmodelle dvb-h medienunternehmen europa
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Titel: Mobile TV
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