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Backpacking 2.0

Die Bedeutung von Weblogs als Informationsmedium für Backpacker während der Reise

©2007 Diplomarbeit 159 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
680 Millionen - das ist die Zahl, die von Google als Suchergebnis zum Begriff Web 2.0 anfangs des vierten Quartals 2007 angezeigt wurde. Dieses marketinggetriebene Buzzword ist aus der heutigen (Online-)Medienwelt nicht mehr wegzudenken. Allerdings wissen die Wenigsten was sich hinter dem Modewort Web 2.0 verbirgt, was eine spärliche Diffusion von Web 2.0-Anwendungen in der Tourismusindustrie mit sich bringt. Weblogs (kurz: Blogs) sind nur ein Bestandteil dieses Schlagwortes. Mit Hilfe dieser Arbeit soll die konkrete touristische Bedeutung von Weblogs verglichen mit traditionellen Informationskanälen - erörtert werden. Der Autor setzt sich mit dem Thema Blogs als User-Generated-Content (UGC) auseinander und versucht, eine genaue Abgrenzung zu anderen Informationsmedien, sowie zu Web 2.0 Anwendungen zu finden. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf dem Informationsbeschaffungsprozess von Backpackern während der Reise. In der Literatur findet man unterschiedliche theoretische Ansätze, die sich mit diesem komplexen Prozess auseinandersetzen. Aufgrund der längeren Reisedauer - welche zu den wichtigsten Merkmalen des Backpacking-Tourismus’ zählt - beschränkt sich die Informationsbeschaffung nicht allein auf die Zeit vor Reiseantritt, denn gewisse Informationen zu Produkten und Dienstleistungen müssen auch während der Reise eingeholt werden. Das Problem der fehlenden Transparenz der Einsatzmöglichkeiten von Weblogs für die Leistungsträger in Backpacking-Destinationen ist Gegenstand dieser Arbeit.
Das Problemumfeld ist in zwei unterschiedlichen Disziplinen angesiedelt. Zum einen ist es das Phänomen Backpacking-Tourismus und zum anderen sind es die Informations- und Kommunikationstechnologien.
Backpacking wird deswegen als Phänomen bezeichnet, da diese Zielgruppe von Reisenden durch einige ganz spezielle Merkmale gekennzeichnet ist. Möglicherweise lassen das Alter, der Bildungsgrad, die Reisedauer, die Mobilität und viele andere Parameter (siehe Abschnitt 2) auf gewisse Verhaltensweisen im Informationsbeschaffungsprozess schließen.
Informationstechnologien machen vor keiner Disziplin in unserer schnelllebigen Gesellschaft halt. Gerade das Spannungsfeld Tourismus und Technologie ist eine Herausforderung, da es, verglichen mit anderen Branchen, noch wenig erforscht ist. Das Internet setzt sich als Informations- und Transaktionsmedium immer mehr durch. Darüber hinaus gewinnen innerhalb des World Wide Webs (WWW) […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Kurzfassung

1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Problemumfeld
1.2 Forschungsfrage
1.3 Gang der Argumentation
1.4 Zielsetzung
1.5 Relevanz der Thematik

2 Backpacking Tourismus
2.1 Die Identität der Backpacker
2.1.1 Demografische Abgrenzung
2.1.2 Lifestyle-Segmentierung
2.2 Reisedeterminanten und Motive
2.3 Definition des Backpackers für diese Arbeit

3 Der Reiseentscheidungsprozess
3.1 Touristische Produkte und Dienstleistungen
3.2 Modelle des Reiseentscheidungsprozesses
3.3 Der Reiseentscheidungsprozess von Backpackern

4 Kommunikation versus Information
4.1 Entwicklung der IKTs im Tourismus
4.2 Kommunikation
4.3 Information
4.4 Themenbezogene Begriffserklärung

5 Weblogs in der Tourismusindustrie
5.1 Das Umfeld von Weblogs
5.1.1 Was ist Web 2.0?
5.1.2 Social Software
5.2 Grundlagen von Weblogs
5.2.1 Abgrenzung zu ähnlichen Online-Medien
5.2.2 Entwicklung von Weblogs
5.2.3 Typologie von Blognutzern
5.3 Technischer Hintergrund von Weblogs
5.3.1 Fach-Terminologie und Standards
5.3.2 Technische Möglichkeiten zur Veröffentlichung von Weblogs
5.3.3 Funktionsweise von Weblogs
5.4 Weblogs in der Anwendung
5.4.1 Arten von Weblogs
5.4.2 Moblogs als Sonderform der Weblog-Kommunikation
5.5 Erfolgsfaktoren von Weblogs

6 Das Informationsverhalten von Backpackern während der Reise
6.1 Informationsbedarf
6.2 Informationsbeschaffung
6.3 Informationsaufnahme
6.4 Informationsverarbeitung, -speicherung und –weitergabe

7 Der Backpacker als eTourist
7.1 Zusammenhänge zwischen Backpackern und Bloggern
7.2 Die Erwartungshaltung von Backpackern gegenüber Blogs

8 Empirische Untersuchung
8.1 Hypothesenbildung
8.2 Methodik und Forschungsdesign
8.2.1 Auswahl der Probanden
8.2.2 Auswahl der Hostels
8.2.3 Pretest
8.2.4 Erhebung der Daten
8.2.5 Qualitätssicherung
8.3 Methodenkritik
8.4 Datenanalyse und Ergebnisse
8.4.1 Datenaufbereitung
8.4.2 Ergebnisse der Onlinebefragung „Backpacking 2.0“
8.5 Überprüfung der Hypothesen
8.5.1 Hypothese 01
8.5.2 Hypothese 02
8.5.3 Hypothese 03
8.5.4 Hypothese 04
8.5.5 Hypothese 05
8.5.6 Hypothese 06

9 Handlungsempfehlung für die Leistungsträger

10 Schlussbetrachtungen
10.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
10.2 Anknüpfende Forschung
10.3 Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1-1: Grafik zur Abgrenzung der Thematik

Abbildung 1-2: Zentrale Fragestellung mit Unterfragen

Abbildung 1-3: Darstellung der wissenschaftlichen Vorgehensweise

Abbildung 2-1: Durchschnittliche Tagesausgaben in der Destination

Abbildung 2-2: Einteilung nach Altersgruppen

Abbildung 2-3: Reiseerfahrung von Backpackern

Abbildung 2-4: Hauptmotive der letzten Reise

Abbildung 3-1: The Mathieson and Wall Travel-Buying Behaviour Model

Abbildung 3-2: Reiseentscheidung nach dem S-O-R-Modell

Abbildung 3-3: Schmöll-Modell des Reiseentscheidungsprozesses

Abbildung 3-4: Modell des Reiseentscheidungsprozesses von Backpackern

Abbildung 4-1: Klassisches Stimulus-Response-Modell

Abbildung 4-2: Kommunikation als feedbackgesteuerter Prozess

Abbildung 4-3: Kommunikationsprozess bei Weblogs

Abbildung 5-1: Web 2.0 - Mindmap

Abbildung 5-2: Klassifizierungsschema von Social Software

Abbildung 5-3: Weblogs als eine Ausprägung von sozialer Software

Abbildung 5-4: Wachstum der Weblogs

Abbildung 5-5: Stand der Blogosphäre, April 2007

Abbildung 5-6: Nutzungsmotive von Bloggern und Blog-Lesern im Vergleich

Abbildung 5-7: Typologie der Blog-Nutzer

Abbildung 5-8: RSS Feed-Icon

Abbildung 5-9: Weblog-Einträge unter Verwendung von Tags

Abbildung 5-10: Vergleich der Besucherzahlen auf Weblog-Systemen

Abbildung 5-11: Funktionsweise von Weblogs

Abbildung 5-12: Erfolgsmodell eines Weblogs

Abbildung 6-1: Ablichtung des Informationsprozesses

Abbildung 6-2: Ablauf der internen Informationssuche als Voraussetzung für eine externe Informationssuche

Abbildung 7-1: Die Genese des eTouristen

Abbildung 7-2: Idealtypus - Backpacker als Blogger

Abbildung 7-3: GAP-Modell zur Ermittlung der Erwartungshaltung gegenüber Weblogs

Abbildung 8-1: Ablauf der empirischen Sozialforschung

Abbildung 8-2: Screenshot der Bugtracking-Software

Abbildung 8-3: Startseite des Wombat's City Hostel Vienna "The Lounge"

Abbildung 8-4: Startseite der Internet-Corner der Verkehrsbüro-Hostels in Wien

Abbildung 8-5: Animierter Gif-Banner „Backpacking 2.0“

Abbildung 8-6: Startseite des Online-Fragebogens

Abbildung 8-7: Besucherstatistik auf www.christof-traveltheworld.blogspot.com

Abbildung 8-8: Alter der befragten Probanden

Abbildung 8-9: Bildungsniveau der Befragten

Abbildung 8-10: Nationalität der Backpacker

Abbildung 8-11: Die Identität der Befragten

Abbildung 8-12: Reisegruppengröße der Befragten in Prozent

Abbildung 8-13: Reisedauer der Befragten

Abbildung 8-14: Anzahl der bereisten Länder während der Reise

Abbildung 8-15: Durchschnittliche Tagesausgaben während der Reise

Abbildung 8-16: Meistgenutzte Unterkunftsart während der Reise

Abbildung 8-17: Nutzung verschiedener Informationskanäle während der Reise

Abbildung 8-18: Bekanntheits- und Nutzungsgrad von Weblogs

Abbildung 8-19: Nutzung von Weblogs

Abbildung 8-20: Assoziationen mit Weblogs

Abbildung 8-21: Assoziationen mit den unterschiedlichen Arten von Weblogs

Abbildung 8-22: Verwendung von Reiseführern und Weblogs im Vergleich

Abbildung 8-23: Wie passend sind Reiseführer bzw. Weblogs für aktuelle Informationen während der Reise?

Abbildung 8-24: Aktualität, Authentizität und Unabhängigkeit von Weblogs

Abbildung 8-25: Authentizität der unterschiedlichen Weblog-Arten

Abbildung 8-26: Wie interessant sind Informationsinhalte für Backpacker auf Weblogs?

Abbildung 9-1: Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Web 2.0 Konzepten

Abbildung 10-1: Nutzung verschiedener Informationskanäle während der Reise

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2-1: Abgrenzung des Tourismus-Begriffs (unter Berücksichtigung der Sonderform "Backpacking-Tourismus")

Tabelle 5-1: Die Entwicklung des Web 2.0

Tabelle 5-2: Von Web 1.o zu Web 2.0

Tabelle 5-3: Merkmale des traditionellen und des Weblog-Journalismus

Tabelle 5-4: Gegenüberstellung von Weblog und Moblog

Tabelle 8-1: Interviewpartner zur Erstellung des Fragebogens

Tabelle 8-2: Partner-Hostels

Tabelle 8-3: Teilnehmer am Pretest

Tabelle 8-4: Kreuztabelle der Parameter "Bildungsgrad" und "Häufigkeit der Weblog-Verwendung"

Tabelle 8-5: Interpretation des Korrelationskoeffizienten nach Pearson

Tabelle 8-6: Korrelationsanalyse von „Bildungsgrad“ und „Häufigkeit der Weblog-Verwendung“

Tabelle 8-7: Nutzungshäufigkeit von Reiseführern und Weblogs in absoluten Werten

Tabelle 8-8: Eignung von Reiseführern und Weblogs für aktuelle Information in absoluten Werten

Tabelle 8-9: Bedeutung von Weblog-Inhalten für Backpacker

Tabelle 8-10: Korrelationsanalyse der Bedeutung unterschiedlicher Informationsinhalte von Weblogs

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kurzfassung

Die Intransparenz von Web 2.0 stellt die Tourismusindustrie vor neue Herausforderungen. Basierend auf relevanter Literatur über Backpacker und deren Informationsverhalten wurden Weblogs – als ein Bestandteil von Web 2.0 – auf deren Bedeutung für Backpacker analysiert. Rucksacktouristen benötigen aufgrund der verhältnismäßig langen Reisedauer oftmals Ad-hoc-Informationen, die sie sich laut Studien zumeist über den klassischen Reise­führer und über Mund-zu-Mund Propaganda beschaffen. Um die konkrete Bedeutung von Blogs für Backpacker zu erforschen wurde eine Online-Befragung in mehreren Hostels durchgeführt. Die Erkenntnisse daraus zeigen, dass die traditionellen Quellen tatsächlich mehr Verwendung bei den Backpackern finden, als das „neue Medium“ Weblog. Dennoch gab ein beachtlich großer Teil der Befragten an, Weblogs zu kennen und auch zu nutzen. In der Fachliteratur werden Blogs durch Attribute wie „aktuell“, „authentisch“ und „unabhängig“ beschrieben, was sich nicht eindeutig mit den Assoziationen von Backpackern zu diesem Medium deckt. Am Ende der Arbeit werden Handlungs­empfehlungen an die Leistungsträger der Destinationen abgegeben, wie sie Weblogs effektiv als komplementäres Marketingmedium einsetzen können.

Abstract

The intransparency of web 2.0 faces the tourism industry with new challenges. Based on relevant literature about backpackers information behaviour, this thesis aims to identify the meaning of weblogs – as part of web 2.0. Backpackers tend to travel relatively long which consequently leads to a need for ad hoc information. Studies show that this information is mostly given by guidebooks and word of mouth recommendation. An online survey was conducted to define the meaning of blogs, which was placed in several hostels. Results indicate that traditional information sources are used more frequently than weblogs, although a considerable part of respondents stated knowing and even using them. Literature describes blogs with attributes as up-to-date, authentic and impartial, which wasn’t considered to the same extent by backpackers. The thesis concludes by proposing recommendations to companies in backpacking destinations for using weblogs effectively as a complementary tool for marketing.

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Problemumfeld

680 Millionen – das ist die Zahl, die von Google[1] als Suchergebnis zum Begriff Web 2.0[2] anfangs des vierten Quartals 2007 angezeigt wurde. Dieses „marketinggetriebene Buzzword“ (Hippner 2006, S 6) ist aus der heutigen (Online-)Medienwelt nicht mehr wegzudenken. Allerdings wissen die Wenigsten was sich hinter dem Modewort „Web 2.0“ verbirgt, was eine spärliche Diffusion[3] von Web 2.0-Anwendungen in der Tourismusindustrie mit sich bringt. Weblogs (kurz: Blogs) sind nur ein Bestandteil dieses Schlagwortes. Mit Hilfe dieser Arbeit soll die konkrete touristische Bedeutung von Weblogs – verglichen mit traditionellen Informations­kanälen – erörtert werden. Der Autor setzt sich mit dem Thema Blogs als „User-Generated-Content[4] “ (UGC) auseinander und versucht, eine genaue Abgrenzung zu anderen Informationsmedien, sowie zu Web 2.0 Anwendungen zu finden. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf dem Informationsbeschaffungsprozess von Backpackern während der Reise. In der Literatur findet man unterschiedliche theoretische Ansätze, die sich mit diesem komplexen Prozess auseinandersetzen. Aufgrund der längeren Reisedauer – welche zu den wichtigsten Merkmalen des Backpacking-Tourismus’ zählt (vgl. Richards/Wilson 2004c, S 257) – beschränkt sich die Informationsbeschaffung nicht allein auf die Zeit vor Reiseantritt, denn gewisse Informationen zu Produkten und Dienstleistungen müssen auch während der Reise eingeholt werden (vgl. Prestipino 2007, [onl.]). Das Problem der fehlenden Transparenz der Einsatzmöglichkeiten von Weblogs für die Leistungsträger in Backpacking-Destinationen ist Gegenstand dieser Arbeit.

Das Problemumfeld ist in zwei unterschiedlichen Disziplinen angesiedelt. Zum einen ist es das Phänomen „Backpacking-Tourismus[5] “ und zum anderen sind es die Informations- und Kommunikationstechnologien.

„Backpacking“ wird deswegen als Phänomen bezeichnet, da diese Zielgruppe von Reisenden durch einige ganz spezielle Merkmale gekennzeichnet ist. Möglicherweise lassen das Alter, der Bildungsgrad, die Reisedauer, die Mobilität und viele andere Parameter (siehe Abschnitt 2) auf gewisse Verhaltensweisen im Informationsbeschaffungsprozess schließen.

Informationstechnologien machen vor keiner Disziplin in unserer schnelllebigen Gesellschaft halt. Gerade das Spannungsfeld „Tourismus und Technologie“ ist eine Herausforderung, da es, verglichen mit anderen Branchen, noch wenig erforscht ist. Das Internet setzt sich als Informations- und Transaktionsmedium immer mehr durch. Darüber hinaus gewinnen inner­halb des „World Wide Webs“ (WWW) Konzepte, bei denen der Benutzer selber für den Inhalt sorgt, zunehmend an Bedeutung.

In Abbildung 1-1 wird die Herangehensweise an die Thematik grafisch dargestellt. Im oberen Bereich findet man den Backpacker, der durch verschiedene Reisedeterminanten und Motivatoren eine Reiseentscheidung trifft. Der Autor interessiert sich – aus später ange­führten Gründen – für das Informationsverhalten nach Reiseantritt. Der Bereich Informations­medien mit dem Schwerpunkt „Weblogs“ wird in dieser Arbeit sehr ausführlich behandelt. Da Information kommuniziert werden muss, ist die Kommunikation aus Gründen der Vollständigkeit abgebildet. Diese Grafik dient der Orientierung. Später erfolgt eine genaue Abgrenzung dieser Bereiche.

Abbildung 1-1: Grafik zur Abgrenzung der Thematik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Richards/Wilson 2004a, S 9

1.2 Forschungsfrage

Aus der formulierten Problemstellung ergibt sich die in Abbildung 1-2 dargestellte zentrale Fragestellung, die durch drei Unterfragen gestützt ist. Diese Fragen sind das Kernstück der vorliegenden Arbeit. Sie bilden das Fundament für die Hypothesen und die empirische Forschung.

Abbildung 1-2: Zentrale Fragestellung mit Unterfragen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Unterfragen

(1) Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Typologie/Charakteristik des Backpackers und der Verwendung von Weblogs für die Informations­beschaffung während der Reise – und ist folglich der Backpacker als typischer „eTourist“ anzusehen?
(2) In welchem Ausmaß werden Weblogs, verglichen mit traditionellen Internetseiten (Websites & Portale) und Offline-Informationsquellen (Reise­führer[6], persönliche Empfehlungen, Reisebüros), von den Backpackern genutzt?
(3) Was assoziiert der Backpacker mit Weblogs, und welche Produkte bzw. Dienst­leistungen eignen sich besonders gut, um als solche für Informationszwecke dargestellt zu werden?

1.3 Gang der Argumentation

Abbildung 1-3: Darstellung der wissenschaftlichen Vorgehensweise

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.4 Zielsetzung

Diese Arbeit soll Aufschluss darüber geben, inwiefern Weblogs von Backpackern – als „Best-Practice-Beispiel“ – zur Informationsbeschaffung verwendet werden.

Vor allem soll sie den Anbietern touristischer Produkte und Dienstleistungen (Leistungsträgern) in den Backpacking-Destinationen helfen, die Bedeutung von „User-Generated-Content“ zu erkennen. Die Online-Präsenz der Anbieter, inklusive unterschiedlicher Anwendungen, muss den Anforderungen der Kunden angepasst werden, um nachhaltig erfolgreich wirtschaften zu können. Am Ende der Arbeit werden Handlungs­empfehlungen an die Leistungsträger abgegeben, wie sie Weblogs effektiv als Marketing­instrument einsetzen können.

Darüber hinaus soll der aktuelle Stellenwert von Weblogs bei Backpackern erhoben werden, um erkennen zu können, ob und wie diese – als Informationsmedium – zukunftsfähig sind.

1.5 Relevanz der Thematik

„Young travellers are early adopters of new travel technology. 80% of young travellers now use the Internet to search for information before their trip, and the proportion of Internet searches converted into bookings has grown four-fold over the past five years.“
(WYSETC 2007, [onl.])

Es gibt eine Vielzahl technischer Innovationen am Markt. Innovationen, die teilweise noch keine Akzeptanz bei den Usern finden. Besonders das bereits erwähnte Spannungsfeld „Tourismus und IKTs[7] “ ist als Forschungsthema geeignet, da der Tourismus ein sehr informationsintensiver Wirtschaftszweig ist. Nach der Jahrtausendwende entwickelte sich die „Generation @“ (Opaschowski 1999, S 18), die nach 1970 geboren wurde und als Kinder der elektronischen Medien aufgewachsen ist. Backpacker zählen, wie in Abschnitt 2.1 ersichtlich wird, weitgehend zu dieser Generation und eignen sich aufgrund ihrer Charakteristika[8] besonders gut als Untersuchungsobjekt.

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Informationsverhalten der Backpacker nach Reisebeginn. Vor der Reise ist das Internet der am häufigsten verwendete Informationskanal der Backpacker (vgl. Richards/Wilson 2004b, S 22; WYSETC 2007, [onl.]). Durch die Flexibilität und die deutlich längere Reisedauer der Backpacker, werden jedoch viele Informationen erst während der Reise eingeholt, was die Bereitstellung in unterschiedlichen Medien erfordert (vgl. Prestipino 2007 [onl.]). In wie weit Online-Informationen, oft tausende Kilometer vom eigenen PC bzw. Internetanschluss entfernt, auch während der Reise angefordert werden – insbesondere über Weblogs – soll mit Hilfe der empirischen Forschung erörtert werden.

2 Backpacking Tourismus

„Ein Ticket rund um die Erde kostet nicht die Welt.“
(Werbeslogan von STA-Travel)

Auf den folgenden Seiten versucht der Autor, sich dem Thema Backpacking-Tourismus und dem Subjekt des Backpackers über vorhandene Literatur und Sekundärerhebungen zu nähern. Eine genaue Definition für die durchgeführte Online-Befragung folgt am Ende dieses Abschnitts. Zunächst soll der Leser ein allgemeines Bild des Backpackers erhalten, um die Komplexität der Thematik besser verstehen zu können.

Neben dem Begriff „Backpacker“ – dessen Ursprung in Australien vermutet wird (vgl. Reisecker 2004, S 29) – hat die Literaturrecherche eine Vielzahl von Termini hervorgebracht. Auf internationaler Ebene sind sie als „Independent Travellers“ (Prestipino 2006, [onl.]), „Global Nomads“ (Richards/Wilson 2004a), „Budget Travellers“ (Loker-Murphy/Pearce 1995) oder einfach „Youth Tourists“ (Jarvis 1994) bekannt. Im deutschsprachigen Raum kennt man sie unter Namen wie „Rucksackreisende“, „Alternativtouristen“ oder „Jugend­touristen“ (vgl. Reisecker 2004). Bevor auf die Charakteristika des Backpackers und dessen Motive eingegangen wird, erfolgt eine Annäherung an die Thematik „Backpacking“ über den Wirtschaftszweig Tourismus im Allgemeinen.

Freyer (2006, S 2) übersetzt die Definition von Tourismus der WTO[9] (1993) wie folgt:

„Tourismus umfasst die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.“

Man findet in der einschlägigen Literatur viele unterschiedliche Definitionen, die – obwohl sie einander teilweise gleichen – unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund stellen. Es wird an dieser Stelle nicht als sinnvoll empfunden, eine Auflistung von Begriffsdefinitionen abzulichten. Jene der WTO ist allgemein bekannt und soll als Grundlage für die weitere Annäherung an den Backpacking-Tourismus gelten.

Uneinigkeit besteht bei touristischen Untersuchungen meist bei der Reisedauer, dem Zielort (Entfernung) und bei der Motivation (vgl. Freyer 2006, S 2). Bei Backpacking – als Subkategorie des Tourismus’ – kann die Reisedauer durchaus länger als ein Jahr dauern (vgl. Sørensen 2003, S 858; O’Reilly 2006, S 999), was eine Zuordnung zur Tourismusdefinition nach WTO eigentlich ausschließen würde. Somit ist auf den ersten Blick erkennbar, dass es sich hierbei um eine Sonderform handelt, dessen Eigenheiten näherer Betrachtung bedürfen. Tabelle 2-1 zeigt eine Übersicht der Erscheinungsformen des Tourismus, unterteilt in einen touristischen Kernbereich, einen Randbereich und einen nicht-touristischen Bereich. Die grüne Ellipse kennzeichnet den Backpacking-Tourismus. Die Überschneidung macht deutlich, dass die Aufenthaltsdauer variabel und eine Kombination aus Reisen und Arbeit (vgl. Richards/Wilson 2003, S 19) nicht unüblich ist.

Tabelle 2-1: Abgrenzung des Tourismus-Begriffs (unter Berücksichtigung der Sonderform "Backpacking-Tourismus")

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Freyer 2006, S 3

Trotz der vielen Experten, die sich mit dem Thema Tourismus auseinandersetzen, und der Tatsache, dass Backpacking in bildungsbürgerlichen Milieus ein weit verbreitetes Phänomen ist, wurde der jugendliche Reisemarkt seitens der Wissenschaft in der Vergangenheit stark vernachlässigt. Die ersten Artikel erschienen in den siebziger Jahren, als man noch von Hippies und Aussteigern sprach. Möglicherweise hielten sich die Publikationen zum Thema Backpacking durch die fehlende Unterstützung der Tourismusindustrie in Grenzen (vgl. Cohen 2004, S 43; Ateljevic/Doorne 2004, S 6; Binder 2005, S 10; O’Reilly 2006, S 998). Diese war in erster Linie an „traditionellen“ Touristen interessiert. Vorzugsweise jene, die in 5-Sterne-Hotels logieren und von denen man annahm, dass sie deutlich mehr Geld ausgeben, als „Young Budget Travellers“ (Loker-Murphy/Pearce 1995, S 820).

„Traditionally, governments have mistakenly dismissed youth tourism as low budget and largely ignored its potential.“

(David Jones, Director General of WYSETC)

Erst in den vergangenen Jahren wurde die Tatsache erkannt, dass Studenten und junge Touristen den am schnellsten wachsenden Reisemarkt darstellen. Etwa ein Fünftel der inter­nationalen Touristen ist diesem Segment zuzuordnen, was in Zahlen ausgedrückt rund 140 Millionen junge Touristen jährlich bedeutet. (Vgl. ETC 2006 [onl.]; Richards/Wilson 2003, S 6) Leider gibt es nach wie vor einen Mangel an statistischem Zahlenmaterial zu Backpackern. Nur wenige Länder, wie Australien und Neuseeland, zeichnen explizit die Besuche von Backpackern in ihrem Land auf (vgl. O’Reilly 2006, S 1005).

Nach den Aufsehen erregenden Berichten der ersten, sich als Backpacker bezeichnenden Generation auf ihrem „Hippie-Trail“ (Binder 2005, S 29) nach Asien in den späten sechziger Jahren, wurde es sehr still um das Phänomen Backpacking-Tourismus. Etwas später bildeten sich die ersten Backpacker-Enklaven (Richards/Wilson 2006, S 44) wie die „Freak-Street“ in Kathmandu, die „Khao San Road“ in Bangkok oder „Kings Cross“ in Sydney. Erst Ende der neunziger Jahre brachte der Bestseller „The Beach“ von Alex Garland – speziell dessen Hollywood-Verfilmung mit Leonardo di Caprio in der Hauptrolle als Backpacker Robert – diesen Reisetrend zurück in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Die erste global durchge­führte Primärerhebung zum Thema Jugend- und Studententourismus wurde 2000 durch eine Kooperation der Organisationen ATLAS[10] und ISTC[11] begonnen. Nach dreijähriger Forschungsarbeit wurde die Studie „Today’s Youth Travellers: Tomorrow’s Global Nomads“ fertig gestellt und veröffentlicht (vgl. Richards/Wilson 2003, S 1). Durch die Fusion von FIYTO[12] und ISTC Ende 2006 wurde die WYSETC[13] gegründet. Gemeinsam versuchen sie seither, den Ansprüchen des am schnellsten wachsenden Sektors in der Reiseindustrie Rechnung zu tragen. Dieser Aufwand wurde im Februar 2007 durch die Unterzeichung eines historischen Übereinkommens der WYSETC mit der UNWTO[14] honoriert, die als mächtigste Tourismusinstanz von nun an – durch ihre Unterstützung – neue Rahmenbedingungen für dieses Nischen-Segment schafft. (Vgl. WYSETC 2007, [onl.])

2.1 Die Identität der Backpacker

„Backpacking“ – als Submarkt – ist von budgetbewussten und flexiblen Personen geprägt, die vorwiegend allein oder in Kleingruppen reisen, weitgehend gebildet sind und meist der westlichen Mittelschicht entstammen (vgl. Scheyvens 2002, S 145; Riley 1988, S 313). Backpacker versuchen, so viele Plätze und Ereignisse in möglichst kurzer Zeit zu erleben und erfahren dabei die gesamte Bandbreite des Tourismus’ – von Sonne und Strand über Abenteuer bis hin zu kulturellen Ereignissen (vgl. Binder 2004, S 2). Paradoxerweise besuchen sie auch Touristenattraktionen, obwohl sie auf der Suche nach dem „nicht-touristischen“ Erlebnis sind (vgl. Riley 1988, S 320). Der heute weitgehend akzeptierte Backpacker assoziiert seine Reiselust mit Idealen wie Freiheit und persönliche Weiterent­wicklung. Viele sehen diese Zeit als Teil der Weiterbildung oder als eine Phase von Spaß und Unabhängigkeit, bevor sie die verantwortungsvolle Rolle des Erwachsenen übernehmen. (Vgl. O’Reilly 2006, S 998)

Sørensen (2003, S 851) und Maoz (2007, S 123) charakterisieren Backpacker als „[…] self-organized pleasure tourists on a prolonged multiple-destination journey with a flexible itinerary […]”.

Viele reisen mit einem streng kontrollierten Budget, was oft auf eine überdurchschnittlich lange Reisedauer zurückzuführen ist (vgl. Maoz 2007, S 123, Uriely et al. 2002, S 522).

Eine weitere Charakterisierung, die weitgehende Anerkennung gefunden hat, ist jene von Loker-Murphy und Pearce (1995, S 832 ff). Sie schlagen fünf Kriterien aus dem sozialen Umfeld vor, nach denen sich Backpacker von anderen Touristen unterscheiden:

(1) Preference for Budget Accomodation
(2) An Emphasis on Meeting Other People
(3) An Independently Organized and Flexible Travel Schedule
(4) Longer Rather than Very Brief Holidays
(5) An Emphasis on Informal and Participatory Holiday Activities

Dass soziale Kriterien anstatt demografische oder wirtschaftliche für die Charakterisierung von Backpackern genommen werden, unterstreicht auch Sørensen (2003, S 852) mit der Aussage:

„[…], „backpacker“ is more a social construct than a definition.“

Die schon einige Male erwähnte Flexibilität zeigt sich konkret in einer eher längeren Reise­dauer – zumeist ohne festgelegtes Reiseende und in den sehr flexiblen Reiseplänen. Je nach Reiseumstand – neue Information oder neue Reisebegleiter – können sich die Reisepläne ad hoc ändern. Während die meiste Zeit in Dritte-Welt-Ländern verbracht wird, statten viele auch den „reichen“ Ländern, die sich auf der Route befinden, einen Besuch ab, um kurzfristig Geld zu verdienen und in weiterer Folge die Reise zu verlängern. (Vgl. Uriely et al. 2002, S 522; 534)

Backpacker bilden ein extrem mobiles, transnationales Netzwerk, in dem sie sich über die neuen Technologien wie E-Mails, Webseiten, Weblogs und temporär auch mit „richtigem Augenkontakt“ austauschen. Sie berichten live von ihrer Reise, tauschen und produzieren kulturelles Wissen und halten den Kontakt untereinander, sowie zu Familie, Freunden und Bekannten aufrecht. (Vgl. Binder 2004, S 4f)

2.1.1 Demografische Abgrenzung

Eine demografische Abgrenzung hat sich aufgrund der Heterogenität des Backpacker-Phänomens als äußerst schwierig dargestellt. Besonders deutlich werden die Unterschiede bei den Kriterien Nationalität, Alter, Geschlecht, Motive, Reisedauer, Reiseorganisation und Lebensstatus. (Vgl. Maoz 2007, S 124; Uriely et al. 2002, S 529 f; Cohen 2004, S 47 f) Als allgemein gültige Regel bei Backpackern ist festzuhalten, dass sie nicht „Touristen“ genannt werden wollen. Selber nennen sie sich am ehesten „Traveller“ (Reisende) oder einfach „Backpacker“ (vgl. O’Reilly 2006, S 1000; Richards/Wilson 2003, S 9; Spreitzhofer 1998, S 980; Riley 1988, S 322).

Im Folgenden wird dennoch versucht, mit Hilfe vorhandener Literatur und bereits durchgeführten Studien den Backpacker demografisch einzugrenzen.

2.1.1.1 Einkommen und Ausgaben

Die Annahme des Stereotyps „armer Backpacker“ wird auch durch die Untersuchung von Richards und Wilson (2003, S 9) gestützt. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, ein jährliches Einkommen von US$ 5.000,-- nicht zu überschreiten. Dementsprechend sind die durchschnittlichen Tagesausgaben von Backpackern relativ gering. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, US$ 20,-- oder weniger pro Tag auszugeben. Dies ist, wie bereits erwähnt, vor allem auf die überdurchschnittlich lange Aufenthaltsdauer zurückzuführen. Wenn man jedoch die Gesamtausgaben eines Backpackers in der Destination betrachtet, die durch­schnittlich US$ 1200,-- betragen – was die Ausgaben der meisten spendablen Kurzurlauber deutlich übersteigt – wird klar, welch wichtigen Beitrag Backpacker zur Wirtschaft einer Destination leisten. Wenn zusätzlich die Transportausgaben mit einberechnet werden, so beläuft sich das durchschnittliche Reisebudget eines Backpackers auf US$ 2000,--. Verständlicherweise ist die Höhe der Ausgaben vom Einkommen des Backpackers abhängig, sowie von der Reisedauer und der bereisten Destination. (Vgl. Loker-Murphy/Pearce 1995, S 836; Richards/Wilson 2004b, S 24; 2003, S 17 f)

Abbildung 2-1: Durchschnittliche Tagesausgaben in der Destination

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: vgl. Richards/Wilson 2003, S 17; 2004b, S 24

2.1.1.2 Alter

In der Studie von Richards und Wilson (2003, S 9) wurden die Befragten in fünf Altersklassen unterteilt (siehe Abbildung 2-2).

Abbildung 2-2: Einteilung nach Altersgruppen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: vgl. Richards/Wilson 2003, S 9

Der Großteil der Backpacker (über 60%) ist zwischen 20 und 25 Jahren alt. Ähnliche Ergebnisse erhielt auch Sørensen (2003, S 852), dessen Untersuchung zufolge die meisten zwischen 22 und 27 Jahren alt sind. Diese Zahlen harmonieren mit der Annahme, dass einige, wenn auch nicht die meisten, einen abgeschlossenen Bildungsweg bzw. einige Jahre in einem Dienstverhältnis hinter sich haben, bevor sie ihre erste Backpacking-Reise beginnen.

2.1.1.3 Nationalität

Obwohl die Bandbreite an repräsentativen Herkunftsländern am Wachsen ist, stammen die meisten Backpacker aus Nordamerika, Australien, Neuseeland und Westeuropa, wobei die meisten Westeuropäer aus dem Norden kommen. Darüber hinaus findet man zunehmend israelische, japanische und südkoreanische Backpacker. (Vgl. Sørensen 2003, S 352; Maoz 2007, S 124; Binder 2004, S 5; O’Reilly 2006, S 1001)

2.1.1.4 Reisedauer

Auf die längere Reisedauer als Indikator für Backpacker wurde bereits mehrmals hingewiesen. Gokovali et al. (2007, S 737) zeigen in ihrer Studie Variablen auf, die im Zusammenhang mit der Reisedauer stehen. Demnach hängt die Länge des Aufenthalts in den einzelnen Destinationen von der zur Verfügung stehenden Zeit, der Flexibilität von Reise­angeboten oder Packages, dem Preisniveau und der Gruppengröße ab. Allerdings gibt es keine einheitliche Abgrenzung der Reisedauer. Das liegt vor allem daran, dass die Aufenthaltsdauer in einer Destination von der Entfernung der selbigen abhängt. Gewöhnlich dauert eine Backpacking-Reise zwischen zweieinhalb und achtzehn Monaten; nur sehr wenige über­schreiten diese Dauer, genauer betrachtet dauern nur wenige Reisen länger als zwölf Monate. Am häufigsten erstrecken sich die Reisen über einen Zeitraum von vier bis acht Monaten. Wird die Grenze von zweieinhalb Monaten unterschritten, stellt sich die Frage, ob es sich um einen „richtigen“ Backpacker handelt oder nur um jemanden, der so reist wie einer, jedoch einem „Berufs-Urlaubs-Muster“ zuzuordnen ist. (Vgl. Sørensen 2003, S 853; Uriely et al. 2002, S 533) Die Studie von Richards und Wilson (2003, S 17) verdeutlicht die geografischen Unterschiede hinsichtlich der Dauer des Aufenthalts. Die Befragten in Australien und Neu­seeland weisen mit 128 Tagen die längste durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf, gefolgt von Nordamerika (90 Tage) und Indien (84 Tage). In Osteuropa hingegen halten sich Backpacker durchschnittlich nur 29 Tage und in Südeuropa 39 Tage auf.

Je länger Backpacker in einer Destination bleiben, desto eher werden sie auf die regionale und überregionale Angebotsvielfalt aufmerksam, sofern die dazu benötigte Information adäquat kommuniziert wird. Es entsteht dabei ein Multiplikator-Effekt der schließlich der Destination zu Einnahmen verhilft. (Vgl. Gokovali et al. 2007, S 737)

2.1.1.5 Bildungsgrad

Viele Backpacker stammen der arbeitenden Mittelschicht ab und haben ein relativ hohes Bildungsniveau mit akademischem Abschluss (vgl. Binder 2004, S 2). Darüber hinaus geben viele jüngere Probanden ohne Abschluss an, dass sie nach Beendigung der Reise ein Studium beginnen bzw. fortsetzen werden (vgl. Sørensen 2003, S 852). Richards und Wilson (2003, S 9) belegen dies mit Zahlen, wonach 34 Prozent bereits einen akademischen Abschluss haben und 25 Prozent inmitten ihrer Studienzeit sind. In diesem Zusammenhang wird auf eine Er­hebung der EU (vgl. EU Internet Usage and Telecommunication Reports 2006, [onl.]) hingewiesen, wonach 2006 bereits 93 Prozent der Studenten Erfahrung im Umgang mit dem Internet hatten, was in weiterer Folge dieser Arbeit als Grundvoraussetzung für die Informationsbeschaffung via Weblogs angesehen wird.

2.1.1.6 Destinationen

Die beliebtesten Destinationen unter Backpackern sind Europa, Südostasien, Australien, Neuseeland und Südamerika (vgl. Carr 2006, S 53; Richards/Wilson 2003, S 3). In Südost­asien gewinnen neben den „traditionellen“ Backpacking-Destinationen wie Thailand, Malaysia, Singapur und Indonesien die Indochina-Staaten Kambodscha, Vietnam und Laos zunehmend an Bedeutung (vgl. Spreitzhofer 1998, S 980). Laut der Studie von Richards und Wilson (2003, S 3) wurde auf der zuletzt durchgeführten Reise Europa von 56 Prozent und Nordamerika von 16 Prozent der Befragten besucht. Des Weiteren brachte die Studie zum Vorschein, dass Leute mit weniger Reiseerfahrung eher dazu tendieren, westliche Destinationen in Europa und Nordamerika zu bereisen und erfahrene Backpacker „herausfordernde“ Destinationen wie Südamerika, China, Japan oder Indien wählen.

2.1.1.7 Gruppengröße

Viele reisen alleine, um ihre Reiseroute individuell gestalten zu können und nicht auf unter­schiedliche Interessen und Budgets Rücksicht nehmen zu müssen. Nichtsdestotrotz reisen auch viele einige Tage in Kleingruppen mit anderen Backpackern, die sie danach wieder verlassen, um im nächsten Hostel andere Leute kennen zu lernen. Nicht außer Acht gelassen werden sollte der Sicherheitsfaktor von Gruppenreisen. (Vgl. Riley 1988, S 324) Speziell Regionen, die Elsrud (2001, S 598) als „Dritte-Welt-Länder“, „primitiv“, „arm“ oder „unterentwickelt“ beschreibt, lohnen sich zu bereisen, wenn man das gegebene Risiko kalkuliert. Womöglich unterscheidet genau die Risikobereitschaft und die Abenteuerlust den Backpacker vom herkömmlichen Touristen (vgl. ebenda, S 601).

Wie O’Reilly (2006, S 1000 f) konstatiert, gibt es unterschiedliche Gruppen von individuellen Backpackern. Diese reichen von jungen Leuten, die ein Jahr Auszeit vor dem Studium oder dem Eintritt ins Arbeitsleben nehmen wollen – ein so genanntes „Gap Year“[15], bis hin zu reiferen Reisenden, die es als eine einzigartige Gelegenheit sehen, eine Langzeitreise zu unternehmen. Richards und Wilson (2003, S 21 f) fügen dem hinzu, dass diese „einmalige Gelegenheit“ oft erst den Appetit weckt und die erste Reise häufig als Beginn einer langen Reisekarriere anzusehen ist, die auch das ganze Leben andauern kann.

2.1.2 Lifestyle-Segmentierung

Der Terminus „Backpacker“ hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem Synonym für einen eigenen Reisestil (Travel Lifestyle) entwickelt, der durch Freiheit und Mobilität gekennzeichnet ist (vgl. Ateljevic/Doorne 2004, S 60). Laut Opaschowski (1993, S 175) stammt das Wort „Lebensstil“ von Max Weber, welcher es als Synonym für „Lebensführung“ verwendete und aus dem Englischen („style of life“) übersetzt wurde.

Lebensstile unterliegen verschiedenen gesellschaftlichen Strömungen, die sich über Generationen hinweg entwickeln. Dazu gehören Einkommens- und Vermögensverhältnisse, Veränderungen in der Arbeitswelt, veränderte Haushalts- und Familienformen, eine dynamische Bevölkerungsentwicklung, Wertewandel, Wandel der Kultur- und Freizeit­interessen, Veränderung der Mobilitätsverhältnisse und – aufgrund der neuen Technologien – die Veränderung des Kommunikations- und Informationsverhaltens. (Vgl. Walter 2001, S 19)

Insbesondere das Reiseverhalten ist als Ausdruck des allgemeinen Konsum- und Lebensstils zu sehen. Lifestyle-Typologien erfreuen sich deshalb immer größerer Beliebtheit im Tourismus, obwohl sich bisher keine Typologie durchgesetzt hat. Die Lifestyle-Forschung zeichnet sich durch Vielfalt, Kreativität und Buntheit aus. Aufgrund des schnellen Wandels und der hohen Anzahl der unterschiedlichen Lifestyle-Konzepte verschiedener Experten ist der praktisch-wissenschaftliche Nutzen sehr eingeschränkt. (Vgl. Freyer 2006, S 92)

Thyne et al. (2004) führten eine Lifestyle-Segmentierungsanalyse am schottischen Backpacker-Markt durch. Obwohl sich die Ergebnisse auf einen geografisch begrenzten Raum beziehen, geben sie Aufschluss über den Backpacker aus Sicht der Lebensstil­forschung. Je mehr man als Unternehmen, das im Backpacking-Tourismus tätig ist, über seinen Markt weiß, desto effektiver kann man Marketingstrategien einsetzen. Demografische Unterschiede allein geben in der Regel nur wenig Aufschluss darüber, warum Reisende spezielle Produkte und Dienstleistungen konsumieren. Aus diesem Grund versuchen Unternehmen zunehmend, mit Hilfe einer Lifestyle-Analyse den eigenen Kernmarkt besser definieren zu können. (Vgl. Thyne et al. 2004, S 96 f) Mit der Fallstudie wurden fünf Cluster entwickelt, die anhand unterschiedlicher Variablen (demografische Daten, Transportwahl, Reisegruppengröße, Reisedauer, besuchte Destinationen und Erkenntnisgewinn) beschrieben wurden:

(1) Typical Backpacker: Mehr als die Hälfte dieses Segments ist unter dreißig Jahre alt und hat einen hohen Bildungsgrad vorzuweisen. In dieses Cluster fallen die am höchsten motivierten Reisenden. Sie sind entdeckungsfreudig und abenteuerlustig und genießen die schöne Landschaft abseits des Alltagstrubels. „Typical Backpacker“ begeistern sich für eine große Bandbreite an Aktivitäten, welche von Sightseeing, Wandern, Städtebummeln, Strandbesuche bis hin zu Bergtouren reicht.
(2) Discoverers sind mit 73 Prozent unter dreißig Jahren das jüngste Cluster dieser Analyse, wovon 40 Prozent Studenten sind. Wie auch die „Typical Backpacker“ haben die „Discoverers“ Abenteuer und Reisen als Hauptmotivatoren. Darüber hinaus will dieses Cluster „neue Dinge erleben“, und auch (Weiter-)Bildung spielt eine große Rolle beim Reisen. Die beiden zuletzt genannten Motivatoren sind jene, die die ersten beiden Segmente am deutlichsten unterscheiden. Weiter auffällig für diese Gruppe ist das häufige Shoppingverhalten – etwa 60 Prozent gehen dieser Beschäftigung während der Reise nach.
(3) The Outdoors: Dieses Cluster kommt hauptsächlich aus dem Inland und ist zwischen vierzig und fünfzig Jahren alt. Diese Gruppe ist eher für den schottischen Markt interessant, als für den internationalen Backpacking-Tourismus und ist somit für diese Arbeit nicht von Belang.
(4) Family Ties sind hauptsächlich durch eine ausländische Staatsangehörigkeit gekennzeichnet. Sie sind auf der Spur familiärer Wurzeln bzw. besuchen Freunde oder Verwandte in Schottland. Meist sind diese Reisenden aus Australien, Neuseeland und Nordamerika, nur eine kleine Mehrheit davon ist unter dreißig Jahren, wobei mehr Frauen als Männer dieses Segment kennzeichnen. Abenteuer und Reisen, sowie „neue Kulturen entdecken“ zählen neben der Vorfahren-Erkundung bzw. Familien- und Freundschaftsbesuchen zu den Hauptmotivatoren.
(5) Routine Travellers: Auch dieses Segment ist eher eine Sonderform des schottischen Tourismus-Marktes. 42 Prozent sind britischer Herkunft und über 80 Prozent sind älter als dreißig Jahre alt. Die Reisemotive sind stark auf Aktivitäten fokussiert, weshalb Wandern, Klettern und Bergtouren sehr beliebt sind. Auch dieses Cluster wird vom Autor als nicht relevant für diese Arbeit erachtet.

Maoz (2004, S 114 ff) unterscheidet zwischen den Eroberern (Conquerors) und den Siedlern (Settlers). Die jungen Eroberer versuchen das Erwachsenwerden hinaus zu zögern, indem sie die Welt – und gleichzeitig die eigene Identität – entdecken und die Freiheit der Jugend genießen. Die Siedler hingegen stehen kurz davor, wichtige Entscheidungen im Leben zu treffen. Im Alter von etwa dreißig Jahren hören manche die soziologische Uhr ticken und sehen dies als letzte Chance, die Welt anzusehen. Danach werden sie sich um ihre Existenz, Familie und Karriere kümmern.

2.2 Reisedeterminanten und Motive

Reisedeterminanten sind als Push-Faktoren zu verstehen. Diese vorgegebenen Bedingungen bzw. externen Einflüsse ermöglichen dem Backpacker eine Reise zu tätigen (vgl. Buhalis 2003, S 141). Die wichtigsten Einflüsse wurden in der Studie von Richards und Wilson (2004a, S 9) wie folgt festgelegt:

- Soziales Umfeld
- Einkommen
- Bildungsgrad
- Soziales Kapital
- Kulturelles Kapital
- Reiseerfahrung

In der westlichen Welt können immer mehr junge Leute genug Geld sparen, um eine längere Reise zu unternehmen. Und bei jenen, die das nicht können, sind vielfach die Eltern bereit, zu subventionieren. Einen großen Teil trägt auch der Fall der Flugpreise in den letzten Jahren bei. Große Reiseveranstalter wie STA-Travel bieten so genannte „Round-the-World-Tickets“ an. (Vgl. O’Reilly 2006, S 1007; Richards/Wilson 2006, S 41) Diese gibt es für unterschiedliche Routen, sie erlauben mehrere Stopps, eine flexible Handhabung der Flugdaten und sind in der Regel für ein Jahr gültig. Aktuell kostet das günstigste Ticket – für Studenten unter 35 Jahren oder Jugendliche unter 30 Jahren – entlang einer klassischen Strecken­führung (Frankfurt – Singapur – Sydney – Johannesburg – Frankfurt) ab Euro 1.203,--. (Vgl. STA-Travel, 2007 [onl.]) Der Preis variiert je nach Abflugsdatum und der Anzahl und Auswahl der Stopps.

Neben den Transporttechnologien, die es in den vergangenen Jahren ermöglicht haben, schneller über größere Entfernungen zu reisen, fördern auch die verbesserten IKTs[16] die Entwicklung des Backpacking-Tourismus’. Familie und Freunde sind nur eine E-Mail entfernt. Als neuen Trend sah O’Reilly (2006, S 1009) die Verständigung der Backpacker untereinander und mit den Familien und Freunden zu Hause via Mobiltelefon[17].

Wie die Studie von Richards und Wilson (2003, S 11) zeigt, können viele Backpacker bereits Reiseerfahrung vorweisen. Durchschnittlich haben sie bereits sechs Reisen während ihrer Reisekarriere absolviert. Verständlicherweise steigt die Anzahl der getätigten Reisen proportional mit dem Alter.

Abbildung 2-3: Reiseerfahrung von Backpackern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: vgl. Richards/Wilson 2003, S 11

Auch die Tatsache, dass es den „Job fürs Leben“ kaum noch gibt, ermutigt viele junge Menschen, ihren derzeitigen Job zu kündigen um auf Reisen zu gehen. In seiner Studie schreibt O’Reilly (2006, S 1007), dass besonders Leute aus der IT-Branche gewillt sind, ihren derzeitigen Arbeitsplatz aufzugeben und zu reisen.

„An official career break would have put a time limit on their travels, which they preferred to leave open-ended. They felt confident that they would be able to find similar or better jobs when they returned home.”

Laut O’Reilly (2006, S 1009) haben 17 von 30 interviewten Backpackern ihre Reise­entscheidung aufgrund von Freunden oder der Familie getroffen, die bereits Reiseerfahrung gesammelt hatten. Medien wurden ebenfalls häufig genannt, was Reiseberichte im TV mit einschließt, ebenso Filme oder Novellen wie Alex Garland’s „The Beach“.

Motivatoren werden auch als Push-Faktoren bezeichnet und stehen traditionell in direkter Beziehung zu sich öffnenden Chancen für Backpacker (vgl. Riley 1988, S 318; Buhalis 2003, S 141). Richards und Wilson (2004a, S 9) haben die wichtigsten Reisemotive in folgende Schlagworte zusammengefasst:

- (Weiter-) Bildung
- Selbstverwirklichung
- Neugierde
- Entspannung
- Abenteuerfreudigkeit

Maoz (2007, S 126) hebt „[…] the desire to construct a new temporary identity through travel[…]“als eine der Hauptmotivationen von Backpackern hervor. Viele Befragte ihrer Studie machten diesbezüglich eindeutige Aussagen:

„In India, act like an Indian“

„Only here can I change…can I do whatever I want”

“I grew long hair and a beard. I bought an Indian bag and sat on the train platform playing with my beard. The Indians thought I was an Indian and asked me for directions in Hindi”.

In Elsruds Befragung (2001, S 605) kam ebenfalls eine Aussage eines Interviewten zum Thema Identität.

„Human life is a desire for control. So, people are a tyranny on you … And you get off the plane in Bangkok. Nobody has anything in their minds about you … You can be someone new, you can be different”.

Uriely et al. (2002, S 523) stellten bei ihrer Studie Reisemotive wie die Suche nach Sensationen und Interesse an Land, Leuten und Kultur fest. Laut Richards und Wilson (2003, S 10; 2004b S 25 f) besteht die Basismotivation für Backpacker aus einem Mix von Entdeckungslust (83%), Erlebnisbegeisterung (74%) und Wissbegierde (69%), obwohl auch die Entspannung im herkömmlichen Sinn sehr wichtig ist. Abbildung 2-4 zeigt eine genaue Aufschlüsselung der Ergebnisse der Umfrage von Richards und Wilson (2003):

Abbildung 2-4: Hauptmotive der letzten Reise

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: vgl. Richards/Wilson 2003, S 10; 2004b, S 26

Loker-Murphy und Pearce (1995, S 338) untersuchten die Interessen der Backpacker in Australien. Dabei wurde ersichtlich, dass sie gegenüber traditionellen Touristen mehr Aktivitäten in der Natur unternehmen (z.B. Segeln, Schnorcheln, Wandern und Klettern). Weiter zeigte die Studie, dass sie auch mehr Interesse für kulturelle Aktivitäten wie Theater, Konzerte, Museen, Kunstgalerien, Botanische Gärten und Zoos haben, als andere Touristen.

Neben der persönlichen Erfahrung und Entwicklung kann eine Reise auch gut für den Lebenslauf sein. Die soziale Kompetenz eines Mitarbeiters gewinnt immer mehr an Wert in Unternehmen, speziell im Dienstleistungssektor. Dazu gehören Normen und Werte, die sich während der Reise entwickeln:

„[…] tolerance of difference, awareness of global issues, or the sense of common humanity that many backpackers attribute to their experience of travel. Social capital can be accrued through backpacking in a number of ways.”

(O’Reilly 2006, S 1012)

Den Nexus zwischen Reisen und Bildung heben auch Pearce und Foster (2007, S 1286) hervor, indem sie auf erhöhtes Selbstbewusstsein, bessere Anpassungsfähigkeit und mehr Souveränität im Umgang und der Bewältigung von Problemen hinweisen. Backpacker entwickeln ein besseres kulturelles und politisches Verständnis für andere Länder und die Rolle des eigenen Landes in der Welt. Während der Reise werden soziale Netzwerke aufgebaut und Kontakte zu anderen Reisenden sowie zu Institutionen und potentiellen Arbeit­gebern geknüpft. (Vgl. Pearce/Foster 2007, S 1287; O’Reilly 2006, S 1012; Elsrud 2001, S 613; Riley 1988, S 327)

Dass Reisen sprichwörtlich bildet, ist weitgehend bekannt. Der daraus erzielte Lehrwert wird laut Pearce und Foster (2007, S 1287) durch eine Reflexion des Erlebten – beispielsweise durch das Schreiben eines Online-Tagebuches (Weblog) – erhöht, da sich der Verfasser später objektiv mit den Reiseberichten auseinandersetzen kann. Ermöglicht wird dies durch Internet-Cafés, die im Laufe der letzten Jahre weltweit zu infrastrukturellen Standard­einrichtungen in Backpacking-Destinationen geworden sind. Diese Reflexion kann freilich nicht einzig auf Texteinträge reduziert werden, sondern impliziert ebenso Fotos und Videos. (Vgl. ebenda)

2.3 Definition des Backpackers für diese Arbeit

Die Charakteristika des Backpackers wurden in diesem Kapitel anhand unterschiedlicher Gesichtspunkten erarbeitet. Unter Berücksichtigung der Besonderheiten des europäischen Backpacker-Marktes definiert der Autor den „Backpacker“ in Anlehnung an Loker-Murphy und Pearce (1995, S 832 ff) und Jarvis (1994, S 16) nach folgenden zwei Kriterien:

- Mindestens eine Nacht in einem Backpacker- oder einem Youth-Hostel
- Billigunterkünfte während der Reise bevorzugt

Basierend auf die angeführte Heterogenität des Backpackers, kann dieser – nach Auffassung des Autors – keinesfalls durch demografische Merkmale allein charakterisiert werden.

3 Der Reiseentscheidungsprozess

„Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise!“
(Wilhelm Busch)

Aufbauend auf die Betrachtung der Reisedeterminanten und Motive von Backpackern in Abschnitt 2.2 ist es nun an der Zeit, sich den Reiseentscheidungsprozess als ganzheitlichen Ablauf genauer anzusehen. In der Literatur findet man sehr viele Annäherungen und komplexe Modelle zu dieser Thematik. Die meisten fokussieren den Reiseentscheidungs­prozess vor Reisebeginn. Die Besonderheit am Backpacking-Tourismus ist, dass aufgrund der längeren Reisedauer viele Entscheidungen erst während der Reise getroffen werden (vgl. Vance 2004, S 244 f; Hyde 2000, S 179). Aufgrund der Komplexität dieses Prozesses, werden auf den folgenden Seiten die wichtigsten Komponenten für diese Arbeit herausgefiltert. Ziel dieses Abschnittes ist es, dem Leser die relevanten Informationen für den weiteren Verlauf dieser Arbeit, insbesondere für Abschnitt 6 – das Informationsverhalten von Backpackern während der Reise – zu vermitteln. Einen zentralen Bestandteil des Reiseentscheidungs­prozesses bilden die touristischen Produkte und Dienstleistungen, weswegen vorweg auf deren Eigenschaften kurz eingegangen wird.

3.1 Touristische Produkte und Dienstleistungen

Die Entscheidungsfindung kann als ein sehr komplexer und facettenreicher Prozess angesehen werden, da touristische Produkte bzw. Dienstleistungen einige Eigenheiten aufweisen. Sie existieren grundsätzlich auf zwei verschiedenen Ebenen: (Vgl. Swarbrooke/Horner 1999, S 69)

(1) Zum einen sind das die Pauschalreisen, die eine Kombination von Produkten aus den einzelnen Sektoren (Unterkunft, Transport, Sehenswürdigkeiten etc.) beinhalten.
(2) Zum anderen werden die Produkte der individuellen Sektoren als Einzel­leistungen angeboten (z.B. Flugtickets, Hostels, Ausflüge etc.).

Touristische Produkte sind größtenteils Dienstleistungen. Um sie von den Produkten genau abgrenzen zu können, wurden vier charakterliche Eigenschaften festgelegt. Dienstleistungen sind: (Vgl. Swarbrooke/Horner 1999, S 69 f)

- intangibel (nicht greifbar)
- inseparabel (Produzent und Konsument sind in der reinsten Form der Dienstleistung am selben Ort)
- heterogen (es ist sehr schwer, jedem Gast den gleichen Service zu bieten)
- nicht besitzbar (nach Erbringung/Inanspruchnahme der Dienstleistung besitzt der Konsument nichts)

Aufgrund der Tatsache, dass die Dienstleistung nicht greifbar ist, entsteht beim Konsumenten eine Unsicherheit während des Kaufprozesses. Diese Unsicherheit führt einerseits zu längeren Entscheidungszeiträumen, in denen auch andere Personen starken Einfluss auf den Entscheidungsträger ausüben. Andererseits führt sie zu einer hohen Informationsintensität, die zusätzlich durch eine beträchtliche emotionale Bedeutung für den Konsumenten gekennzeichnet ist. (Vgl. ebenda 1999, S 71 ff)

3.2 Modelle des Reiseentscheidungsprozesses

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Hoffnung, die Denkmuster der Reisenden durchschauen zu können, viel geforscht auf diesem Sektor. In der Literatur findet man aufgrund der starken Nachfrage- und Marketingorientierung im Tourismus vorwiegend verhaltensorientierte Modellansätze (vgl. Pikkemaat 2002, S 210). Einige davon sind schon älter als 15 Jahre, also aus einer Zeit, als nicht nur die Märkte sondern auch die Konsumenten andere waren (vgl. Swarbrooke/Horner 1999, S 78). Unter der Prämisse, den Reiseentscheidungsprozess in dieser Arbeit nur für Verständniszwecke anzuführen, versucht der Autor lediglich auf die für ihn wesentlichsten Modelle einzugehen.

Häufig zitiert wird das Modell von Mathison und Wall (1982). Sie beschreiben den Prozess anhand der Transaktionsphasen des Erwerbs einer Reise. Ihr Modell orientiert sich an einem zeitlichen Ablauf, welcher durch die vier Faktoren der Reiseentscheidung gestützt wird. (Vgl. Pikkemaat 2002, S 226; Steinbauer 2006, S 43; Swarbrooke/Horner 1999, S 77)

Abbildung 3-1: The Mathieson and Wall Travel-Buying Behaviour Model

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Swarbrooke/Horner 1999, S 77; Steinbauer 2006, S 44

Abbildung 3-2: Reiseentscheidung nach dem S-O-R-Modell

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Bieger 2004, S 103

Gegenüber dem Phasenmodell in Abbildung 3-1 konzentriert sich die verhaltensorientierte Reiseentscheidungsprozess-Forschung auf die Entstehung von Entscheidungen. Die Struktur solcher Modelle ist das aus der Verhaltensforschung bekannte S-O-R-Modell (S = Stimuli, O = Organismus, R = Reaktion). (Vgl. Bieger 2004, S 104) Die Darstellung von Bieger (vgl. ebenda) in Abbildung 3-2 zeigt am besten die touristische Adaption dieses Strukturmodells. Die Beschreibung des Kommunikationsprozess’ anhand des Stimuli-Response-Modells in Abschnitt 4-2, basiert ebenfalls auf der Sturktur des S-O-R-Modells.

Das in Abbildung 3-3 dargestellte Modell des Reiseentscheidungsprozesses nach Schmöll (1977) zeigt den Einfluss von vier Faktoren, die sowohl von innen als auch von außen auf den Konsumenten einwirken. Besonders wichtig in diesem Modell ist der Einfluss der persönlichen Wahrnehmung des Konsumenten auf die Reiseentscheidung. (Vgl. Steinbauer 2006, S 43; Swarbrooke/Horner 1999,S 77)

Abbildung 3-3: Schmöll-Modell des Reiseentscheidungsprozesses

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Swarbrooke/Horner 1999, S 76; Steinbauer 2006, S 43

3.3 Der Reiseentscheidungsprozess von Backpackern

In Abbildung 3-4 werden die einzelnen Elemente des Reiseentscheidungsprozesses von Backpackern dargestellt. Im Gegensatz zu traditionellen Modellen zeigt dieses die Bedeutung von Subdestinationen auf, hebt die Wichtigkeit des Zeitraums „während der Reise“ hervor und weist auf die wichtigsten Bestandteile der Reise hin. Die in grau hinterlegten Felder – „Identität der Backpacker“ (siehe Abschnitt 2.1) und „Informationsbeschaffung während der Reise“ (siehe Abschnitt 6) – sind Kernbereiche dieser Arbeit, weswegen sie speziell gekenn­zeichnet wurden.

„The independent vacation is like experiencing the ‘fun of the fairground’, a freewheeling experience of travelling from place to place, relatively unaware of what each subdestination has to offer.”
(Hyde 2000, S 185)

Vor der Abreise plant der Backpacker seine Reiseroute. Wie genau diese Planung aussieht bzw. in welchem Ausmaß die Planung selbstständig vorgenommen wird, hängt von der Identität des Backpackers, den Reisedeterminanten und den Motivatoren ab (siehe Abschnitt 2). Ähnlich ist das auch bei der Suche nach Informationsquellen. Der Backpacker trifft eine Vorauswahl hinsichtlich der Subdestinationen, möglicherweise auch bezüglich der Trans­portmittel, Unterkünfte und Aktivitäten. Erst nach Reisestart beginnt er mit der aktiven Informationsbeschaffung in der jeweiligen Destination (siehe Abschnitt 6) und stellt dann die Bausteine seiner Reise zusammen. Einige Entscheidungen sind nicht geplant, sondern ergeben sich aus einem glücklichen Zufall und sind in der folgenden Grafik als opportunistische Bestandteile der Reise dargestellt. (Vgl. Richards/Wilson 2004c, S 245; Hyde 2000, S 185) Hyde (2000, S 187) konstatiert aus diesem Modell Bedingungen, die gegeben sein müssen, um von einer „ungeplanten Reise“ (independent travel) sprechen zu können:

(1) the vacation is a multi-destination vacation
(2) forward bookings of accommodation and transportation have not been made
(3) the traveller lacks familiarity with the destination
(4) levels of risk perceived to be low or irrelevant

Abbildung 3-4: Modell des Reiseentscheidungsprozesses von Backpackern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Hyde 2000, S 186; Richards/Wilson 2004c, S 269

4 Kommunikation versus Information

Für den weiteren Verlauf dieser Arbeit ist es wichtig, die bereits in den letzten beiden Abschnitten – Backpacking-Tourismus und Reiseentscheidungsprozess – mehrmals erwähnten Termini Kommunikation und Information genau abzugrenzen. Nach einer kurzen geschichtlichen Einleitung zum Thema Kommunikation im Tourismus werden die beiden Begrifflichkeiten auf den folgenden Seiten in einer für diese Arbeit relevanten Weise ausgeführt, so dass der Leser in weiterer Folge Klarheit hinsichtlich des Kernthemas Informations­verhalten des Backpackers hat.

4.1 Entwicklung der IKTs im Tourismus

[18]Luger (2000, [onl.]) hält fest, dass die Begriffe Kommunikation und Reise früher als Synonyme verwendet wurden. Die damaligen Kommunikationskanäle waren Postwege zu Lande und zu Wasser. Später kamen Eisenbahnstrecken und zuletzt die Autobahnen hinzu. Abhängig vom Reisetempo wurde folglich das Tempo der Kommunikation bestimmt. Durch die rasche Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKTs) in Kombination mit dem weltweit größten Wirtschaftszweig Tourismus, ergibt sich ein „Interessenfeld der Superlative“, wie Egger (2005, S 13) es bezeichnet.

„It is a matter of fact that in the last 10 years nothing has changed the tourism sector as much as ICT and the internet. In the public perception, tourism is often regarded as a forerunner in the adoption of e-business.”

(Lassnig 2006, S 175)

Die neue Informationsinfrastruktur legt die Beziehungen zwischen Käufer, Verkäufer und Zwischenhändler neu fest und ermöglicht andere Wege zur Informationsbeschaffung. Unter­nehmen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern möchten, kommen nicht um die Implementierung von IKTs herum. (Vgl. Gratzer 2003, S 17) Wie in Abschnitt 3.1 ausgeführt wurde, ist Tourismus nicht greifbar und kann physikalisch nicht vorgezeigt oder vom Gast vor dem Kauf inspiziert werden. Daraus ergibt sich laut Buhalis (1998, S 411) eine Abhängig­keit von Schilderungen, die das Produkt oder die Dienstleistung repräsentieren. Diese Information muss zeitgerecht und wahrheitsgetreu aufbereitet werden, um die Bedürfnisse des Konsumenten befriedigen zu können.

Das touristische Kernprodukt besteht in den meisten Fällen nicht aus Informationen, sondern ist eine greifbare Dienstleistung. Diese wird in einem physikalischen Umfeld produziert und dem Konsument in einem harmonischen Kontext präsentiert (vgl. Werthner/Klein 1999, S 1; Buhalis/Egger 2006, S 174).

„The challenge is a seamless integration of information and physical service, flexible configurations of the physical and the informational parts.“

(Werthner/Klein 1999, S 1)

IKTs bilden das Rückgrad dieses Integrationsprozesses. Sie stellen neben dem zusätzlichen Informationskanal einen wichtigen Partner in Fragen Produktion, Distribution, Marketing und Koordination dar. (Vgl. Egger 2005, S 76; Werthner/Klein 1999, S 1; Buhalis 1998, S 411)

4.2 Kommunikation

Anders als beim Definitionsversuch des Backpackers, bei welchem eine allgemein gültige Definition kaum zu finden ist, stößt man hier auf eine andere Problematik. Laut Merten (1999, S 77) existierten bereits 1977 160 Definitionen zur Kommunikation. Im Tourismus wird Kommunikation primär als Vermittlungsleistung bezeichnet, wobei der Begriff oft auf Marketing und Werbung reduziert wird (vgl. Luger 2000, [onl.]). Für diese Arbeit konzentriert sich der Autor auf eine zum Thema passende Definition der UNESCO[19] (1981, S 352), die unter Kommunikation folgendes versteht.

„[…]Prozeß des Austauschs von Nachrichten, Fakten, Meinungen, Botschaften zwischen Einzelpersonen und Völkern.“

Je nach Anzahl der Teilnehmer unterscheidet man zwischen One-to-one-Kommunikation (1-1), One-to-many-Kommunikation (1-M) und Many-to-many-Kommunikation (M-M) (vgl. Piwinger 2003, [onl.]).

Über die Richtung der Kommunikation erkennt man, ob der Übertragungskanal zwischen Sender und Empfänger für beide Seiten nutzbar ist. Man spricht von unidirektionaler Kommunikation, wenn der Empfänger keine Antwortmöglichkeit hat, ohne auf ein anderes Medium auszuweichen (z.B. Zeitungspublikation). Bidirektionale Kommunikation ist durch die Möglichkeit des Rollentausches innerhalb des Mediums gekennzeichnet (z.B. Gespräch, E-Mail). Sind mehrere Personen an solch einer Kommunikation aktiv beteiligt, spricht man von multi- oder polydirektionaler Kommunikation (z.B. Telefonkonferenz, Foren). (Vgl. Piwanger 2003, [onl.])

Zuletzt wird noch die zeitliche Komponente im Kommunikationsverhalten berücksichtigt. Eine synchrone Kommunikation findet in Echtzeit statt (z.B. Gespräch, Chat). Dem gegen­über steht die asynchrone Kommunikation, bei der ein Dialog zwischen Sender und Empfänger mit einer zeitlichen Verzögerung stattfindet (z.B. Brief, E-Mail). (Vgl. ebenda)

Abbildung 4-1: Klassisches Stimulus-Response-Modell

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Merten 1999, S 54

Das in Abbildung 4-1 dargestellte „Stimuli-Response-Modell“ ist ein sehr einfaches und beliebtes Modell zur Beschreibung des Kommunikationsprozesses.

Dieses grundlegende Gerüst des Kommunikationsprozesses impliziert jemanden, der etwas mitteilen will [K], den Inhalt [Stimulus] und jemanden, an den die Botschaft gerichtet ist [R]. Man erkennt in dieser Grafik, dass in der kommunikativen Interaktion „das Prinzip des Gebens und Nehmens“ stattfindet. Pointierter ausgedrückt bedarf es mindestens zweier Partner, die in einer Wechselwirkung – bestehend aus mitteilen und verstehen – kommunizieren. (Vgl. Burkart 2002, S 63) Dieses Modell ist sehr allgemein gehalten und an vielen Stellen ergänzungsfähig. Die wichtigste Erweiterung für diese Arbeit stellt das Feedback[20] dar. Mit der soeben verdeutlichten Wechselwirkung, die sich später in dieser Arbeit beim Hauptthema Weblogs (siehe Abschnitt 5) und dem GAP-Modell (siehe Abschnitt 7.2) wieder findet, steht der Moment der Interaktion im Mittelpunkt. Dieser Input-Output Vorgang verdeutlicht weiter, dass durch die Rückkopplung ein zirkulierender Prozess entsteht und die lineare Darstellung in Abbildung 4-1 nicht ganz richtig ist.

Abbildung 4-2: Kommunikation als feedbackgesteuerter Prozess

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Burkart 2002, S 65

Der Stimulus des klassischen Modells wurde in Abbildung 4-2 durch eine Aussage/Botschaft [A] und ein Medium [M] ersetzt. Aussagen können Informationen, Fakten, Nachrichten, Ideen, Meinungen oder Emotionen sein (vgl. Windahl et al. 1992, S 6). Ein Medium[21] wird in der Kommunikationswissenschaft als „jedes Mittel der Publizistik oder Kommunikation“ (Brockhaus 1998, S 180) verstanden. Darauf aufbauend spricht man vom Internet als Medium oder als Teil der Massenmedien[22] und versteht darunter die laufend aktualisierten Inhalte bzw. Informationsangebote (vgl. Merten 1999, S 133).

Besonderheiten des Internet als Massenmedium
Das Internet zeigt sich hinsichtlich der Aktualität, Publizität, Universalität umfassender als die „klassischen“ Massenmedien. Folgende Kriterien machen deutlich, welche Macht das Internet in den letzten Jahren erlangt hat: (Vgl. Merten 1999, S 320 f; Burkart 2002, S 367 ff)

- Zunächst fungiert das Internet als elektronisches Metamedium, weil viele Massenmedien mit einem Eintrag (Website, Weblog) darin vertreten sind. Das heißt in weiterer Folge, dass das für diese Arbeit relevante Weblog ebenfalls als selbständiges Medium angesehen wird.
- Weiter ist die Rollenfestschreibung [Kommunikator/Rezipient] ins Wanken geraten, da die Rollentrennung im Internet aufgehoben wird. Speziell zu Zeiten des Web 2.0[23], in denen die User selber die Inhalte generieren, kann man von gleichgestellten Teilnehmern sprechen, die in einer Wechselwirkung unterschiedliche Positionen einnehmen.
- Sein unbegrenzter Radius ermöglicht eine unüberschaubar große Menge an Informationen bzw. Wissen, einer unglaublich großen Zahl von Menschen zugänglich zu machen.

[...]


[1] Vgl. [http://www.google.com] Auszug am: 01.10.2007.

[2] Auch Netz 2.0 oder Mitmach-Web genannt, beschreibt es die aktuelle Veränderung des World Wide Webs von mehreren Webseiten hin zu einer offenen Plattform, die verschiedene Anwendungen für die Internetnutzer bereitstellt. Charakteristisch für Web 2.0-Anwendungen ist die soziale Vernetzung von Menschen und Inhalten. (Vgl. Eck 2007, S 185).

[3] Dem Begriff „Diffusion“ soll für diese Arbeit die Definition von Rogers (2003, S 5) zu Grunde liegen: „ Diffusion is the process in which an innovation is communicated through certain channels over time among the members of a social system“.

[4] Darunter versteht man Medieninhalte (Content), wie Bilder, Texte, Audio- oder Videodateien, die vom Benutzer (User) selbst – in der Regel kostenlos – online gestellt (generiert) werden (vgl. Eck 2007, S 184).

[5] Backpacking-Tourismus = Rucksack-Tourismus

[6] Unter einem Reiseführer, wird in der vorliegenden Arbeit ein Buch verstanden, in dem Informationen für Backpacker zusammengefasst sind.

[7] IKTs = Informations- und Kommunikationstechnologien.

[8] siehe dazu Abschnitt 2.1

[9] WTO = Welttourismusorganisation

[10] ATLAS = Association of Tourism and Leisure Education

[11] ISTC = International Student Travel Confederation

[12] FIYTO = Federation of International Youth Travel Organisations

[13] WYSETC = World Youth Student & Educational Travel Confederation

[14] UNWTO = United Nations World Tourism Organization

[15] Gap Year (engl.) = dt. Überbrückungsjahr; dieser Begriff wird hauptsächlich in Großbritannien verwendet. Aber auch in Israel nehmen viele junge Leute nach dem mehrjährigen Militärdienst eine Auszeit, um die Welt zu bereisen.

[16] IKT = Informations- und Kommunikationstechnologien.

[17] Die Verwendung eines Mobiltelefons setzt ein ausgebautes Funknetz voraus, das nur in gut entwickelten Ländern vorhanden ist.

[18] IKTs = Informations- und Kommunikationstechnologien

[19] UNESCO = United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization

[20] Feedback (engl.) wird auch als Rückkopplung, Rückmeldung oder Rücksteuerung bezeichnet.

[21] Ein Medium wird heute meist im Plural [„die Medien“] als Sammelbegriff für die Massenmedien [Hörfunk und Fernsehen], für Erzeugnisse auf dem Printsektor [Zeitungen, Zeitschriften etc.] und für die so genannten „neuen Medien“ [Internet und seine Anwendungen] verwendet (vgl. Burkart 2002, S 39 f).

[22] Zu den Massenmedien zählen Flugblatt, Plakat, Presse, Hörfunk, CD/DVD, Film, Fernsehen, sowie Webseiten im Internet bzw. ähnliche Erscheinungsformen, die sich noch im Entwicklungsstadium befinden. Sie sind charakterisiert durch Techniken der Verbreitung mittels Schrift, Bild und/oder Ton und optischen bzw. akustischen Aussagen, die an eine unbestimmte Vielzahl von Menschen vermittelt werden. (Vgl. ebenda, S 171 f)

[23] Auf Web 2.0 und seine Applikationen, insbesondere Weblogs, wird in Abschnitt 5 näher eingegangen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836620956
DOI
10.3239/9783836620956
Dateigröße
9.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Salzburg – Studiengang Entwicklung und Management touristischer Angebote
Erscheinungsdatum
2008 (Oktober)
Note
1
Schlagworte
backpacker weblogs rucksacktourist jugendtourismus reisen
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Titel: Backpacking 2.0
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