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Quartiersmanagement als Lösungsstrategie akuter sozialräumlicher Probleme oder für eine nachhaltige und soziale Stadtteilentwicklung?

Das Quartiermanagement zwischen 'Projektionismus', Quartierskoordination und Empowerment - Am Beispiel Bremen Tenever

©2008 Bachelorarbeit 69 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Viele Menschen sind mit dem Verstehen und Nutzen der neuen, vielfältigen Entwicklungen in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht arg gefordert, nicht selten sogar überfordert. Allerorten werden die Vorteile einer globalisierten, technisierten und rationalisierten Welt propagiert. Ämtergänge über das Web 2.0, Onlinepetitionen, Billigflüge nach Thailand, ausländische Investoren als Eigentümer meiner Wohnung, Rationalisierungsprozesse in den Betrieben, Überangebote in Kultur und Freizeit, politische und bürokratische Komplexität, sowie mediale Unüberschaubarkeit sind nur einige Veränderungen der letzten fünfzehn bis zwanzig Jahre.
Im Zuge meines politikwissenschaftlichen Studiums und in vielen praktischen Arbeiten im sozialen Bereich habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Fortschritte auch verunsichern und Ängste wecken. Als Kompensationsraum wird häufig stärker der soziale Rückzugsraum gesucht, je pluralistischer, flexibler und individueller in ökonomischer, wie sozialer Hinsicht die Gesellschaft und ihre Möglichkeiten (vermeintlich) werden. Ein wichtiger Rückzugsraum sind zum einen die sozialen Netze eines jeden Menschen, wie die Familie und die Nachbarschaft und zum anderen rein räumlich das Wohnquartier, in dem man lebt.
Das Quartiersmanagement versucht auf dieser Ebene anzusetzen: Als relativ neues Tätigkeits- und Berufsfeld zeichnet sich vor allem durch drei Dinge aus: erstens durch vielschichtige Aufgaben- und Zieldimensionen. Das liegt daran, zweitens, dass das Quartiersmanagement ein politisches Instrument darstellt, gesellschaftliche Probleme, wie Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität, die besonders in sog. benachteiligten Gebieten zu erkennen sind, zu identifizieren und zu mildern. Dafür muss es selber in die Vielschichtigkeit der Ursachen und Komplexität der Defizite eintauchen, um die Situationen vor Ort besser wahrnehmen zu können. Mit dieser Voraussetzung können dann, drittens, mit den Bewohnern zusammen, Lösungsansätze erarbeitet werden. Diese Prozesse des Identifizierens, Kommunizierens und Zusammenführens der beteiligten Akteure begleitet das Quartiermanagement und bietet damit eine Hilfestellung, die zunehmend globalisierte und rationalisierte Welt und die damit verbundenen Probleme den Menschen „verdaulicher“ und lösbarer zu machen.
Zu den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wie Armuts- und Arbeitslosigkeitsbekämpfung kommen dann auf Quartiersebene zusätzliche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Nikolai Goldschmidt
Quartiersmanagement als Lösungsstrategie akuter sozialräumlicher Probleme oder für
eine nachhaltige und soziale Stadtteilentwicklung?
Das Quartiermanagement zwischen 'Projektionismus', Quartierskoordination und
Empowerment - Am Beispiel Bremen Tenever
ISBN: 978-3-8366-1997-4
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Universität Bremen, Bremen, Deutschland, Bachelorarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

Inhalt
1.
Einleitung ------------------------------------------------------------------------------------------ 3
1.1
Problemaufriss und Fragestellung ------------------------------------------------------------ 4
1.2
Vorgehensweise ------------------------------------------------------------------------------------- 5
2.
Theoretischer Hintergrund und Definitionsansätze des
Quartiersmanagements----------------------------------------------------------------------------- 6
2.1 Quartiersmanagement und Quartier --------------------------------------------------------------------------7
2.1.1 Wohnquartier -------------------------------------------------------------------------------------------------8
2.1.2 Entstehungshintergrund Quartiersmanagement -----------------------------------------------------9
2.1.3 Definition und politische Verortung des Quartiermanagements-------------------------------- 10
2.1.4 Quartiersbudget-------------------------------------------------------------------------------------------- 15
2.2 Benachteiligte Quartiere --------------------------------------------------------------------------------------- 15
2.2.1 Dimensionen der Benachteiligung--------------------------------------------------------------------- 16
2.2.2 Sozialräumliche Segregation --------------------------------------------------------------------------- 18
2.2.3 Armut --------------------------------------------------------------------------------------------------------- 19
2.2.4 Sozialräumliche Segregation, soziale Ausgrenzung, soziale Exklusion, Polarisierung
und Ghettoisierung ---------------------------------------------------------------------------------------------- 20
2.2.5 Von benachteiligten zu benachteiligenden Quartieren ------------------------------------------- 22
2.3 Das Kommunalprogramm `Wohnen in Nachbarschaften`--------------------------------------------- 25
2.4 Das EU-Programm `Lokales Kapital für soziale Zwecke` --------------------------------------------- 27
2.5 Das Bund-Länder-Programm `Soziale Stadt` ------------------------------------------------------------ 27
3.
Aufgabendimensionen des Quartiersmanagements am Beispiel Bremen
Tenever -------------------------------------------------------------------------------------------------30
3.1
Die Projektgruppe Tenever --------------------------------------------------------------------- 30
3.2
Geschichte des Stadtteils Bremen Tenever ---------------------------------------------- 31
3.2.1
Soziale Struktur und Entwicklung----------------------------------------------------------------------- 32
3.3
,,Projektionismus" im Quartiersmanagement-------------------------------------------- 33
3.3.1
Soziale Projekte--------------------------------------------------------------------------------------------- 34
3.3.2
Ökonomische Projekte ------------------------------------------------------------------------------------ 35
3.4
Quartierskoordination in Bremen Tenever------------------------------------------------ 35
3.4.1
Informationsaustausch und Stadtteilwerbung ------------------------------------------------------- 36
3.4.2
Soziale Netzwerke ----------------------------------------------------------------------------------------- 37
3.4.2.1
Arbeitskreise als Verknüpfungen----------------------------------------------------------------- 38
3.4.2.2
Schulen und Kitas------------------------------------------------------------------------------------ 38
3.4.2.3
Beispiel: Arbeitslosenzentrum und Mütterzentrum ------------------------------------------ 39
3.5
Bürger-Empowerment---------------------------------------------------------------------------- 40
3.5.1
Bürgerpartizipation in Tenever -------------------------------------------------------------------------- 41
3.5.1.1
Die Stadtteilgruppe als Bewohner-Forum für Tenever-------------------------------------- 41
3.5.1.2
Die Stadtteilgruppe als politisches Gremium-------------------------------------------------- 42
3.5.2
Bürgeraktivierung------------------------------------------------------------------------------------------- 44

2
4.
Politische Zieldimensionen des Quartiermanagements am Beispiel Bremen
Tenever -------------------------------------------------------------------------------------------------45
4.1
Lösungsstrategien akuter sozialräumlicher Probleme ------------------------------- 45
4.1.1
Die Projektgruppe als intermediäre Instanz zwischen Verwaltung und Bewohner --------- 45
4.1.2
Verbesserung der Wohnsituation----------------------------------------------------------------------- 47
4.1.3
Bekämpfung der Armut und der Arbeitslosigkeit---------------------------------------------------- 48
4.2
Nachhaltige soziale Stadtteilentwicklung ------------------------------------------------- 50
4.2.1
Nachhaltige Stadtentwicklung durch Bürgeraktivierung und Bürgerpartizipation ----------- 50
4.2.2
Der Ansatz Public Governance und moderne Verwaltungsstrukturen in Tenever---------- 52
4.2.3
Social Sponsoring und Social Investment für den Aufbau einer lokalen Ökonomie ------- 55
5.
Fazit-------------------------------------------------------------------------------------------------57
Abbildungsverzeichnis ----------------------------------------------------------------------------61
Literaturverzeichnis---------------------------------------------------------------------------------62
Zugunsten einer lesefreundlicheren Schreibweise wird im Rahmen der gesamten
Arbeit auf eine explizit weibliche Formulierung der Nennung einzelner
Personengruppen und dergleichen verzichtet. Die hier verwendete Schreibweise soll
gleichermaßen beide Geschlechter benennen.

3
1. Einleitung
Viele Menschen sind mit dem Verstehen und Nutzen der neuen, vielfältigen Entwicklungen in
wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht arg gefordert, nicht selten sogar
überfordert. Allerorten werden die Vorteile einer globalisierten, technisierten und
rationalisierten Welt propagiert. Ämtergänge über das Web 2.0, Onlinepetitionen,
,,Billigflüge" nach Thailand, ausländische Investoren als Eigentümer meiner Wohnung,
Rationalisierungsprozesse in den Betrieben, Überangebote in Kultur und Freizeit, politische
und bürokratische Komplexität, sowie mediale Unüberschaubarkeit sind nur einige
Veränderungen der letzten fünfzehn bis zwanzig Jahre.
Im Zuge meines politikwissenschaftlichen Studiums und in vielen praktischen Arbeiten im
sozialen Bereich habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Fortschritte auch verunsichern
und Ängste wecken. Als Kompensationsraum wird häufig stärker der soziale Rückzugsraum
gesucht, je pluralistischer, flexibler und individueller in ökonomischer, wie sozialer Hinsicht
die Gesellschaft und ihre Möglichkeiten (vermeintlich) werden. Ein wichtiger Rückzugsraum
sind zum einen die sozialen Netze eines jeden Menschen, wie die Familie und die
Nachbarschaft und zum anderen rein räumlich das Wohnquartier, in dem man lebt.
Das Quartiersmanagement versucht auf dieser Ebene anzusetzen: Als relativ neues
Tätigkeits- und Berufsfeld zeichnet sich vor allem durch drei Dinge aus: erstens durch
vielschichtige Aufgaben- und Zieldimensionen. Das liegt daran, zweitens, dass das
Quartiersmanagement ein politisches Instrument darstellt, gesellschaftliche Probleme, wie
Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität, die besonders in sog. benachteiligten Gebieten zu
erkennen sind, zu identifizieren und zu mildern. Dafür muss es selber in die Vielschichtigkeit
der Ursachen und Komplexität der Defizite eintauchen, um die Situationen vor Ort besser
wahrnehmen zu können. Mit dieser Voraussetzung können dann, drittens, mit den
Bewohnern zusammen, Lösungsansätze erarbeitet werden. Diese Prozesse des
Identifizierens, Kommunizierens und Zusammenführens der beteiligten Akteure begleitet das
Quartiermanagement und bietet damit eine Hilfestellung, die zunehmend globalisierte und
rationalisierte Welt und die damit verbundenen Probleme den Menschen ,,verdaulicher" und
lösbarer zu machen.
Zu den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wie Armuts- und
Arbeitslosigkeitsbekämpfung kommen dann auf Quartiersebene zusätzliche spezifische
Problemlagen, wie anonyme Hochhausbereiche und schlechte soziale Durchmischung, für

4
deren Verbesserung (Gentrifikation) das Quartiersmanagement ebenso zuständig ist. Damit
stellt das Quartiersmanagement eine politische Instanz dar, das auf mehreren Ebenen
gleichzeitig arbeitet. Mit dem Einsetzen von Quartiersmanagern zeigt die Politik ihre
Bereitschaft, die Missstände wahrzunehmen und den Menschen zur Seite zu stehen.
Ich habe im Herbst 2007 in der Projektgruppe Bremen Tenever für zwei Monate mit
gearbeitet. In der Zeit konnte ich eindrucksvolle und prägende Dinge beobachten. Dabei hat
sich ein Bild verfestigt, das mich als Politikwissenschaftler nachhaltig beeindruckte. Ich
erlebte, dass direktdemokratische Elemente ganz eng mit sozialem Engagement
korrespondieren und dass das Eine zu einem großen Teil das Andere fordert und wiederum
bestätigt. Sobald den Bürgern ein eigener Gestaltungsspielraum gewährt wird, ist die
Bereitschaft sich (sozial) in seinem Stadtviertel zu engagieren, größer. Und andersherum
fordern die Einrichtungen und Bewohner das Mitsprache- und Entscheidungsrecht von der
Politik und Verwaltung, wenn sie sich für ihr Viertel einsetzen. Das gerade in einem armen
Quartier wie dem Hochhausviertel Tenever, dieser Ansatz teilweise funktioniert, hat mich
erstaunt und dazu bewogen, diese Arbeit zu schreiben.
1.1 Problemaufriss und Fragestellung
Anfang der 90er wurde das erstmals ein integrierter Handlungsansatz gefordert, den
zunehmenden städtebaulichen und sozialen Schieflagen in vielen deutschen Großstädten
beizukommen. Bis dato war es Aufgabe der Stadtplaner und Stadtarchitekten die Stadt
baulich voran zu bringen. Und es war Aufgabe der Sozialarbeiter nach dem Prinzip der
Gemeinwesenarbeit in entstandenen ,,sozialen Brennpunkten" entschärfend zu arbeiten. Und
schließlich war es die Aufgabe der Verwaltung bzw. kommunalen Politik die
Stadtentwicklung zu begleiten und die Arbeiten zu delegieren. Mit der Einführung integrierter
Handlungskonzepte hat die Politik erkannt, dass die Probleme meist aus verschiedenen
Kontexten stammen und vielschichtig sind und somit auch eine interdisziplinäre
Herangehensweise nötig wird.
Ein wichtiges Umsetzungsinstrument bietet das Konzept des Quartiersmanagements.
Zunächst die kommunale und später die Bundespolitik haben diese Möglichkeit der
verbesserten Stadtentwicklung erkannt. Spätestens seit Einführung des
Stadtentwicklungsprogramms ,,Soziale Stadt" versprach sich die Politik mit diesem
Instrument Verbesserungen auf allen Ebenen. Sie sahen das Quartiersmanagement als ein
wichtiges Instrument zur Bekämpfung akuter Probleme. Gleichzeitig hat das ,,Managen eines

5
Stadtviertels" aber auch den Auftrag nachhaltigere und sozialere Strukturen aufzubauen. Da
Stadtentwicklung immer mindestens ein mittelfristiger Prozess ist, gehen diese Aspekte
automatisch partiell ineinander über. Dennoch ist sich die Politik und die Wissenschaft unklar
darüber, was genau das Quartiersmanagement alles beinhaltet und worin die
Arbeitsschwerpunkte liegen
1
. In der vorliegenden Arbeit diskutiere ich diese Frage, indem ich
einmal die (politischen) Ziele getrennt von den Aufgaben betrachte. Gleichzeitig versuche ich
die Zieldimension nach akuten und nachhaltigen Vorhaben zu differenzieren. Damit möchte
ich die Frage beantworten, ob das Quartiersmanagement eher als intervenierende ,,Sofort-
Maßnahme" oder als mittel- bis langfristiger Begleiter einer positiven und präventiven
Stadtentwicklung funktioniert.
1.2
Vorgehensweise
In der vorliegenden Arbeit kommen zwei wissenschaftliche Herangehensweisen für die
Beantwortung der Fragestellung zum Tragen. Zum Einen versuche ich anhand einer
Literaturrecherche das Thema Quartiersmanagement und dessen Aufgaben- und
Zieldimensionen zu beleuchten. Zum Anderen illustriere ich die vorliegende Arbeit konkret
mit meinen Beobachtungen und Eindrücken, die ich anhand einer zweimonatigen Mitarbeit in
der Projektgruppe Tenever gewinnen konnte. Dabei ist der wissenschaftliche Gehalt
überwiegend der Literatur zu entnehmen, da meine Kenntnisse zwar in Teilen einer
qualitativen Forschung durch teilnehmende Beobachtung entspringen, aber keiner
Systematik und Methodik folgen. Dennoch bin ich in Teilen ethnografisch vorgegangen, in
dem Sinne wie Hammersley und Atkinson es auf den Punkt bringen:
,,Der Ethnograph nimmt, verdeckt oder offen, am Alltagsleben der Menschen für
längere Zeit teil, beobachtet, was geschieht, hört zu, was gesagt wird, stellt Fragen
und sammelt alle irgendwie verfügbaren Daten, die für sein Thema von Bedeutung
sein könnten"
(1983, zit. von Lüders, 2005: 389).
1
Das illustriert beispielsweise der Satz im Gründungsdokument der Sozialen Stadt: ,,Die Fachkräfte
des Lokalen Managements sind im Rahmen einer ressortübergreifenden Dienstleistung für die
Umsetzung des Programms in den einzelnen Gebieten zuständig. Ihre Funktion ist insbesondere die
Aktivierung von Bewohnerinnen und Bewohnern, die Unterstützung einer positiven
Entwicklungsdynamik im Gebiet und die Förderung der Zusammenarbeit bei der
Schwerpunktsetzung und Umsetzung von Einzelvorhaben des Programms WiN" (Bremische
Bürgerschaft, 1998).

6
Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass ich mich in erster Linie in eine Lebenswelt
begeben habe, die von Aufgaben und (vorgegebenen) Arbeiten geprägt war. Dieses Umfeld
war demnach von kollegialem und zielorientiertem Miteinander geprägt. Aber für meine
Absicht das Thema Quartiersmanagement in der Praxis kennen zu lernen, reichten die
Beobachtungen, Mitschriften, Protokolle und Erinnerungen aus. Dementsprechend
diskutiere ich im Text meine Eindrücke zur Veranschaulichung und um eine eigene
Einschätzung der Kohärenz zwischen Praxis und Literatur abzugeben.
Der Aufbau der Arbeit gliedert sich folgendermaßen: Zunächst beschreibe ich den aktuellen
Praxis- und Forschungsstand des Instrumentes Quartiersmanagement, anhand von
Definitionsannäherungen an die Thematik, speziell auf einem Bremer Erfahrungshintergrund.
Zusätzlich stelle ich die politischen Programme vor, die das Quartiersmanagement vorsehen
(Kapitel 2).
Im dritten Kapitel umreiße ich die Aufgabendimensionen des Quartiersmanagements. Dafür
habe ich drei Unterüberschriften gewählt, die die verschiedenen Aufgabenbereiche
unterteilen soll (,,Projektionismus", Koordination und Empowerment). Dieses Kapitel stütze
ich mit meinen eigenen Beobachtungen und Notizen, die ich vor Ort machen konnte.
Das vierte Kapitel wiederum diskutiert die Forschungsfrage, indem zwei Zielparadigmen des
Quartiersmanagements ,,soziale Nachhaltigkeit" und ,,akute Probleme" beleuchtet werden.
Dieses Kapitel vermischt systematisch meine Beobachtungen im Feld mit ,,Good-Practice"-
Ansätzen der Literatur, indem ich immer zunächst eine Literaturübersicht gebe, um dann den
dargestellten Stand mit einem Praxiseindruck zu verbinden. Im abschließenden fünften
Kapitel versuche ich eine zusammenfassende Antwort auf die Forschungsfrage zu liefern
um damit ein Fazit zu ziehen.
2. Theoretischer Hintergrund und
Definitionsansätze des Quartiersmanagements
In der Literatur finden sich eine Vielzahl schillernder Begriffe im Diskussionsbereich der
nachhaltigen Stadtteilentwicklung und des Quartiermanagements, die z.T. synonym, bzw.
jeweils für sich in unterschiedlicher Interpretation verwandt werden (Krummacher et al. ,
2003; (Grimm, 2004: 133). So beschreibt die Stadt und Regionalsoziologin Alisch z.B. gleich
sechs Semantiken für die Begriffe Stadtteilmanagement bzw. Quartiersmanagement, die sich
teilweise überschneiden. Dabei aber benutzt sie beide Begriffe synonym (Alisch, 1998: 12f).
Für eine eindeutige Zuordnung werden im Folgenden die für diese Arbeit wichtigsten Begriffe

7
rund um das Quartiersmanagement kurz skizziert, um eine Doppeldeutigkeit und/oder
Ungenauigkeit aus zuschließen. Gleichzeitig beschreibe ich dabei die dahinter stehenden
Bedeutungen (vgl. Grimm, Hinte, 2004: 37; Krummacher et al. 2003: 201). Anschließen
stelle ich die politischen Programme vor, die das Quartiersmanagement vorsehen.
2.1
Quartiersmanagement und Quartier
Die Begriffe Lokales Management, Stadtteilmanagement und Quartiersmanagement meinen
oftmals das Gleiche im Kern. Alle Bezeichnungen bezeichnen ein Instrument oder eine
Instanz, die eine allgemein anerkannte Schlüsselfunktion für die Entwicklung bestimmter
Stadtgebiete einnimmt. Übergeordnet geht es um ,,Aktivitäten, Mobilisierungs- und
Revitalisierungsprozesse". (Franke, 2003: 171). Im Detail aber wiederum gibt es gravierende
Unterschiede in Organisations-, Aufgaben- und Zieldimension. Das spiegelt auch die
unterschiedlichen Bezeichnungen wider, weswegen im Folgenden die Begriffe voneinander
abgegrenzt werden.
Lokales Management bezieht sich nicht zwangsläufig auf ein Quartier, sondern kann auch
das lokale Managen in einer Zweigstelle einer Firma oder das Vor-Ort-Managen einer
Veranstaltung meinen.
Das Managen eines Stadtteils kommt dem Quartiersmanagement näher, aber Autoren die
die Begriffe gleichsetzen, setzen dementsprechend Quartier und Stadtteil gleich. Dabei aber
hat der Stadtteil oftmals politisch vorgegebene Grenzen, wie beispielsweise in Bremen (§ 8
der
Verordnung über die Neuordnung der stadtbremischen Verwaltungsbezirke von 1951).
Bremen wird politisch in Stadtbezirke, Stadt- und Ortsteile untergliedert.
Ein Quartier hingegen ist eine Unterkunft, eine Herberge oder ein (nicht offizielles)
Stadtviertel (Meyers Lexikon). In jedem Fall bezeichnet ein Quartier einen begrenzten Raum,
der aber nicht unbedingt mit den politischen Grenzen eines Stadtteils identisch sein muss,
aber kann. Vielmehr definiert sich ein Quartier über den Menschen, der dort lebt. Wie in einer
Herberge, die geprägt und ausgefüllt wird von dem Menschen (man denke einmal an das
Bild der `Herbergsmutter` und ihrer Gäste), der dort gerade wohnt, erklärt sich das Quartier
über die Art und Weise des Zusammenlebens der Menschen, der Möglichkeiten und
Ausgestaltung ihrer Lebensverwirklichung (durch finanzielle und persönliche Ressourcen)
und der Nachbarschaft (vgl. u.a. Grimm Hinte, 2004: 49; Bruhns Mack, 2001: 9).
Ein weiterer Unterschied zwischen Stadtteil- und Quartiersmanagement wird im hessischen
Landesprogramm ,,Hessische Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt" deutlich. Dort wird

8
ausdrücklich von einer in der Zentralverwaltung angesiedelten Steuerungseinheit beim
Stadtteilmanagement im Gegensatz zu einer dezentralen Steuerung beim
Quartiersmanagement gesprochen (Krummacher et al. 2003: 206). In der vorliegenden
Arbeit werden die Begriffe Quartier und Stadtviertel verwendet, wenn es darum geht, das
Quartiersmanagement-Gebiet zu benennen.
Im Folgenden werde ich versuchen den theoretischen Horizont des Quartiersmanagement
ein Stück weit aufzudecken und dabei das Geflecht an Bedeutungen und Interpretationen
entwirren. Dabei gehe ich auch auf die o.g. Frage ein, woher der Ansatz des
Quartiermanagements stammt und inwieweit Stadtplaner, Kommunalpolitiker und sozial- und
politikwissenschaftliche Experten das Quartier und die dortigen Ausgangslagen behandeln
und steuern wollen.
2.1.1 Wohnquartier
Das Wohnquartier oder auch nur: das Quartier ist ein Lebensraum, der sich maßgeblich
durch seine Bewohnerstruktur und durch den Einzelnen in Interaktion mit den Anderen
auszeichnet. Weitere Merkmale, die sich wiederum auch auf die Art und Weise des
Zusammenlebens direkt oder indirekt auswirken, sind die infrastrukturellen Ressourcen, die
bauliche Struktur und seine Lage innerhalb der Stadt. Ein Quartier zeichnet ein hohes Maß
an Individualität und Unberechenbarkeit der Menschen aus (u.a. Grimm, Hinte 2004: 49f). Es
gibt sehr wenige Faktoren, die auf alle Bewohner gleichermaßen zutreffen, so sprechen wir
zwar gerne von den Bevölkerungsgruppen, wie z.B. den Armen oder den Ausländern in
einem Quartier und von dem Ruf, der dann sofort mitschwingt, aber genau diese
Homogenität zwischen den Menschen gibt es nicht. Es ist eher konträr; die völlige
Unterschiedlichkeit des Einzelnen zu seinem Nachbarn ist das einzig Konforme eines
Quartiers. Es sind nicht die sozialen Gegebenheiten oder die finanziellen Spielräume der
Menschen, also die Ausgangslagen, die das Quartier ausmachen, sondern die
Verwirklichungsspielräume und Lebensweisen des Einzelnen. Aber natürlich werden einem
Quartier, vor allem sog. benachteiligten Quartieren, Eigenschaften zugewiesen, die auf der
Kollektivebene von Ausgangslagen ausgehen. Diese haben wiederum homogene Strukturen;
die Menschen im benachteiligten Quartier sind mehrheitlich arm oder sozial schwach. Dass
aber nur die Kollektivebene gesehen wird, liegt an der Struktur der Verwaltung, die die
Probleme differenzieren und kategorisieren muss, um Gegenstrategien entwickeln zu

9
können. Der Mensch selbst aber wiederum ist nicht kategorisch arm, oder automatisch
arbeitslos, nur weil er in dem Quartier wohnt. Das Quartier selbst also ist erst einmal wertfrei
einfach nur ein Stadtviertel mit einer eigenen Identifikation, die durch die Bewohner entsteht
und geprägt wird. Man muss demnach zwischen dem benachteiligten Gebiet mit homogener
Bewohnerstruktur nach sozialer Stärke und/oder Abstammung und einem Wohnquartier mit
sehr unterschiedlichen Individuen unterscheiden. Das Quartiersmanagement sieht eher die
individuelle Ebene, da es in der Praxis die ,,homogene Bewohnerschaft" nicht gibt.
2.1.2 Entstehungshintergrund Quartiersmanagement
In Artikel 104b des Grundgesetzes sind die wesentlichen Ziele und Grundlagen der
Städtebauförderung von 1971 festgelegt. Die Städtebauförderung wird seitdem regelmäßig
aktualisiert und organisiert. Innerhalb dieser Gesetzesgrundlage bestehen Programme, die
unterschiedliche Zielausrichtungen und ­orte haben. So existieren in der Städtebauförderung
­ immerhin mit einem Gesamtvolumen 2007 von ca. 1,5 Milliarden Euro (BBR, 2008) ­ fünf
Programme. Neben dem Gründungsprogramm ,,Städtebauliche Sanierungs- und
Entwicklungsmaßnahmen", gibt es noch ,,Städtebaulicher Denkmalschutz", ,,Stadtumbau Ost
und West" und das Programm ,,Soziale Stadt", das für den Kontext dieser Arbeit relevant ist.
Das Quartiersmanagement als politisches Instrument selbst wurde Anfang der 90er Jahre
eingeführt, als eine Reihe von Städten eigene Strategien entwickelten, bestimmte Quartiere
im Stadtgebiet zu fördern, um die dortigen Lebensbedingungen zu verbessern. In Bremen
beispielsweise entstand 1992 das Programm ,,Nachbesserungsmaßnahmen in
Großsiedlungen", das 1998 in das Programm ,,Wohnen in Nachbarschaften" mündete (vgl.
Webseite Bremen Tenever, 2008a). In Hamburg sah es ähnlich aus, schon in den 70er und
80er Jahren entstanden Stadtentwicklungsprogramme, und Anfang der 90er wurde das
,,Armutbekämpfungsprogramm" aufgelegt (vgl. Breckner, Herrmann, 2002: 138). Diese
Programme hatten zumeist einen ressort- und ebenenübergreifenden Ansatz, so dass erste
Entwicklungen in Richtung Quartiersmanagement dort zu finden sind. Dennoch wurde noch
weitestgehend zwischen Gemeinwesen- und verwalterischer Arbeit unterschieden - im
Gegensatz zu dem heutigen Konzept eines Quartiermanagements, das interdisziplinär und
integrativ arbeitet. Maßgeblich entstand das Quartiersmanagement durch eine Vorlage für

10
die Ministerkonferenz der ,,ARGEBAU" von 1996, in der erstmals die Bund-Länder
Gemeinschaftsinitiative ,,Soziale Stadt" als Programm der Städtebauförderung definiert
wurde (siehe Punkt 2.5).
Spätestens seit Anfang des 21. Jahrhunderts sind der Begriff und das Konzept
Quartiersmanagement aus der Stadtentwicklungs- und politischen Stadtplanungsdiskussion
nicht mehr weg zu denken. Gerade weil im Zuge des Programms ,,Soziale Stadt" das
Quartiersmanagement als konkrete Maßnahme vorgeschlagen wird (dort heißt es allerdings
´Stadtteilmanagement`) (Difu, 2000)
ist die heutige Verwendungsweise des Begriffs, wie er in
dieser Arbeit gebraucht wird, mit dem Programm ,,Soziale Stadt" eingeführt worden, wie sich
im folgenden Abschnitt zeigen wird. Aber klar ist auch, dass es keine eindeutige und
singuläre Definition gibt, die Wissenschaft und Politik diskutiert noch.
2.1.3 Definition und politische Verortung des Quartiersmanagements
Eine wissenschaftliche Annäherung an die Inhalte des Quartiersmanagements liefern
Michael Krummacher, Roderich Kulbach und andere in dem Buch ,,Soziale Stadt ­
Sozialraumentwicklung ­ Quartiersmanagement". Dort ist es ein
,,strategisches Instrument zur Umsetzung integrierter Handlungskonzepte mit dem
Leitziel der Quartierserneuerung mit der Verbesserung/Stabilisierung der
Lebenslagen im Quartier",
und weiter ist Quartiersmanagement die
,,Bündelung sozialer, wirtschaftlicher, städtebaulicher und ökologischer Teilstrategien
über Projekte, darin eingeschlossen die Kombination von bau-investiven
Maßnahmen"
(Krummacher: 207).
Das Quartiersmanagement bewegt sich also nach Ansicht der Autoren in einer
Zielvorgabendimension, für die Maßnahmen, die für zielführend erachtet werden, angewandt
werden sollen. Monika Alisch wiederum legt mehr Wert auf konkretere Prinzipien, denn einer
übergeordneten Dimension einer Strategie. Sie schreibt,

11
,,die wesentlichen Handlungsprinzipien einen Stadtteilmanagements lassen sich mit
den Begriffen quartiersbezogen, prozesshaft und bewohnerorientiert beschreiben."
Weiter führt sie den Aspekt Vernetzung ein und befürwortet auch die Projektarbeit:
,,Stadtteilmanagement moderiert und unterstützt die Aushandlungsprozesse von
Interessengegensätzen und die Entwicklung von Projekten. Das Vernetzen der
lokalen Akteure untereinander und mit den verschiedenen Ebenen des öffentlichen
Sektors gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Stadtteilmanagements."
(Alisch,
1998).
Das Quartier zu managen scheint also im Bereich der Stadtteilentwicklung und als
Instrument der Politik ein diffuses Ziel- und Aufgabengebiet zu beinhalten. Es ist sicherlich
leicht nachvollziehbar, dass unterschiedliche Interpretationen und Definitionen existieren,
wenn bedacht wird, dass Quartiersmanagement zum Einen in Stadtvierteln mit sehr
differenzierten Problemstrukturen zum Tragen kommt und zum Anderen sehr von der
politischen Initiierung und Verwaltung abhängt, die überall anders arbeitet. Trotzdem kann
gesagt werden, dass Quartiersmanagement vier wesentliche Punkte beinhaltet:
· Erstens ist das Instrument darauf ausgerichtet, die Lebensbedingungen und ­
verhältnisse der Menschen mit einer Vielzahl an Maßnahmen und Projekten
unterschiedlichster Art zu verbessern, indem ,,Quartierentwicklungsprozesse in Gang
gesetzt werden", um dem Stadtteil eine ,,positive Zukunftsperspektive" zu verschaffen
(Difu, 2005: 4).
· Zweitens ist der Bewohner Adressat, Mittel und ,,Auftraggeber" gleichzeitig. Die Lage
der Bewohner soll verbessert werden, dafür wird er aktiviert, informiert, mobilisiert
und auch ein Stück weit politisiert, da er als ,,Expert vor Ort" gilt. Und gleichzeitig trägt
er als ,,Auftraggeber" dazu bei, dem Quartiersmanagement die Richtung vorzugeben,
denn er identifiziert und artikuliert die Probleme, und kommentiert die darauf
folgenden Gegenmaßnahmen. Die Förderung und das Vorleben von Kommunikation
für eine bewussteres Stadtteilleben und die Artikulation ,,Einmischen erwünscht" ist
eine der Hauptaufgabe des Quartiermanagements.
· Drittens baut auf dem letzten genannten Aspekt direkt auf: Das
Quartiersmanagement wird an vielen Stellen als eine Art Instanz zwischen
Stadtteilbürger, Verwaltung und Politik, Wirtschaft und der restlichen Bevölkerung der
Stadt dargestellt. Dieser Ansatz eines intermediären Akteurs wird in der Literatur

12
ausführlich behandelt und überwiegend befürwortet (u.a. Grimm, 2004: 54; Hinte,
1998: 157; Grimm, Hinte, 2004: 64; Krummacher et al. 2003: 208).
Das
Quartiersmanagement hat demnach eine wichtige Funktion als Vermittler und
,,Vernetzer" ­ und das in zweifacher Hinsicht, zum Einen ist das
Quartiersmanagement ein Produkt einer abgestimmten, politischen Entscheidung
mehrerer Ressorts und demnach ein konzertierte Aktion der Politik. Und zum
Anderen vermittel das Quartiersmanagement nicht nur auf der Ebene Bürger zur
Verwaltung, sondern auch innerhalb der Verwaltung, also auf der Ebene der Ämter,
die mit involviert sind.
· Ein letzter wichtiger Punkt betrifft die ausreichende Finanzierung bzw.
Ressourcenbündelung, zum Einen die Gelder für das betreffende Stadtviertel und
zum Anderen die Mittel für das Quartiersmanagement selbst. Das
Quartiersmanagement hat an unterschiedlichen Orten die Aufgabe, die finanziellen
(staatlichen, Landes- und kommunalen) Mittel einzufordern und zu disponieren. Erst
einmal kostet Quartiersmanagement Geld ­ und ohne eine vernünftige Ausstattung
ist es nicht möglich, die Ansätze des Quartiersmanagements umzusetzen.
Quartiersmanagement bedeutet demnach zu einem guten Teil, zu rechnen,
einzufordern, aufzuklären und auch zu dramatisieren und für sich und seine Arbeit
Werbung zu machen. Denn über einen brauchbaren Grundstock zu verfügen ist
unstrittig, wenn dem Stadtviertel soziale und vernetzende Projekte ermöglicht werden
sollen ­ die möglichst innovativ, nachhaltig und modern sind.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie die Arbeit/Projekte letztlich finanziert werden, so
dass ein größtmöglicher Nutzen für das Viertel entsteht: erstens werden Projektgelder
auf Antrag, der von der Verwaltung/Quartiersmanagement bewilligt wird, vergeben.
Zweitens gibt es ­ wie in Bremen Tenever ­ die Form der Vergabe von Mitteln durch
eine Bürgerlegitimation.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Quartiersmanagement
,,generell als strategischer Ansatz zum systematischen Aufbau von selbsttragenden
sowie nachhaltig wirksamen personellen und materiellen Strukturen im Quartier
bezeichnet werden [kann], der folgende Elemente umfasst:
- gezielter Einsatz der kommunalen Ressourcen,

13
- Einbettung des gebietsbezogenen Quartiermanagement-Prozesses in eine
gesamtstädtische Entwicklungspolitik,
- handlungsfeld- und ebenenübergreifende Arbeitsweisen,
- Aktivierung und Befähigung (Empowerment) der Quartiersbevölkerung unter
intensiver Mitwirkung der lokalen Wirtschaft, ortsansässiger Institutionen (Schulen,
Kindertageseinrichtungen, Kirchen, Polizei) sowie lokaler Vereine, Initiativen und
Verbände"
(Franke, 2003).
Das unten stehende Schaubild veranschaulicht diese Definitionsansätze. Zusätzlich sind gut
die intermediären und vernetzenden Faktoren erkennbar; es sind nicht nur die Aufgaben
skizziert, sondern auch in welchem Horizont sich Quartiersmanagement bewegt, zum Einen
als Vermittler zwischen Bürger und Verwaltung, zum Anderen auch zwischen den Welten der
Politik und dem Markt.

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Abb. 1: Quartiermanagement: Aufgabenbereich und Organsisation
Die ,,Welt der Politik" kann dann noch einmal differenziert werden, denn die kommunale
Politik ist der Initiator und Begleiter des Instrumentes Quartiersmanagement und die
Bundespolitik die Instanz, die Mittel und wissenschaftliche Begleitung überwiegend bereit
stellt. Diese Verbindung der politischen Ebenen wird durch die jährlichen
Verwaltungsvereinbarungen zwischen Bund und Länder hergestellt: Darin werden die
Bestimmungen durch die Städtebauförderung festgelegt, worunter auch die Mittel und
Maßnahmen der Sozialen Stadt fallen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836619974
Dateigröße
925 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bremen – Sozialwissenschaften, Studiengang Politikwissenschaften
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,3
Schlagworte
quartiersmanagement bremen tenever stadtentwicklung sozialpolitik stadtteilentwicklung
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Titel: Quartiersmanagement als Lösungsstrategie akuter sozialräumlicher Probleme oder für eine nachhaltige und soziale Stadtteilentwicklung?
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