Informelles Lernen am Arbeitsplatz und Kompetenzentwicklung
Möglichkeiten zur Anpassung von formalen Bildungsangeboten am Beispiel eines Unternehmens
					
	
		©2003
		Magisterarbeit
		
			
				141 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Der Begriff lebenslanges Lernen taucht seit einigen Jahren als Dauerthema in Politik und Öffentlichkeit auf. Ein Wandel der Auffassung des Lernens durchzieht die Wissenschaft ebenso wie die Praxis. Das Lernen ist zu einer unerlässlichen Voraussetzung für das Bestehen in der heutigen Welt geworden. Vor allem auch in der Arbeitswelt kann auf ein kontinuierliches, lebensumfassendes Lernen nicht mehr verzichtet werden. Veränderungen des Marktes, Fortschritt und Innovation von Produkten und Arbeitsabläufen, Schlagwörter wie Globalisierung und Wissensmanagement erfordern Mitarbeiter und Führungskräfte, die weit über ihre konkreten Aufgaben hinaus (mit-)denken.
Die moderne Wirtschaft ist auf Arbeitskräfte angewiesen, die bestrebt sind, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten selbst organisiert und selbständig weiterzuentwickeln und sich nicht auf den Grundlagen ihrer Erstausbildung ausruhen. Unternehmen erwarten von ihren Mitarbeitern einen fortwährenden Lernprozess, um ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt gewährleisten zu können.
Deshalb ist es in einer Zeit, in der übergreifende Kompetenzen und Qualifikationen in fast jedem Bereich gefordert werden, nicht mehr ausreichend, Arbeit und Lernen getrennt voneinander zu betrachten. Es ist nur dann möglich, kontinuierlich und lebensumfassend zu lernen, wenn eine Beschränkung des Lernens auf formal organisierte Bildungsveranstaltungen aufgelöst und ein Lernen in allen Lebenslagen für den Einzelnen selbstverständlich wird.
Der Arbeitnehmer verbringt den größten Teil seines Tages am Arbeitsplatz und ist dort in alltägliche und komplexe Aufgaben eingebunden. Zeit für formal organisierte Weiterbildung ist bei den meisten Mitarbeitern rar und im Tagesgeschäft wird oft auf andere Lernaktivitäten zurückgegriffen. Der Arbeitsplatz sollte deshalb so ausgerichtet sein, dass ein Miteinander von Lernen und Arbeiten jedem Einzelnen erleichtert wird. Um den Arbeitsplatz zu einem Ort zu machen, an dem Lernprozesse dauerhaft stattfinden können, müsste das (Lern-)Engagement der Mitarbeiter seitens der Unternehmen gefördert und gefordert werden. Ein Lernen neben institutionalisierten Veranstaltungen und Weiterbildungsangeboten, also sogenanntes informelles Lernen, sollte durch die Rahmenbedingungen gewährleistet sowie die Anerkennung und Zertifizierung informell erworbener Kompetenzen möglich gemacht werden.
Das informelle Lernen ist in Deutschland noch wenig thematisiert und […]
	Der Begriff lebenslanges Lernen taucht seit einigen Jahren als Dauerthema in Politik und Öffentlichkeit auf. Ein Wandel der Auffassung des Lernens durchzieht die Wissenschaft ebenso wie die Praxis. Das Lernen ist zu einer unerlässlichen Voraussetzung für das Bestehen in der heutigen Welt geworden. Vor allem auch in der Arbeitswelt kann auf ein kontinuierliches, lebensumfassendes Lernen nicht mehr verzichtet werden. Veränderungen des Marktes, Fortschritt und Innovation von Produkten und Arbeitsabläufen, Schlagwörter wie Globalisierung und Wissensmanagement erfordern Mitarbeiter und Führungskräfte, die weit über ihre konkreten Aufgaben hinaus (mit-)denken.
Die moderne Wirtschaft ist auf Arbeitskräfte angewiesen, die bestrebt sind, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten selbst organisiert und selbständig weiterzuentwickeln und sich nicht auf den Grundlagen ihrer Erstausbildung ausruhen. Unternehmen erwarten von ihren Mitarbeitern einen fortwährenden Lernprozess, um ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt gewährleisten zu können.
Deshalb ist es in einer Zeit, in der übergreifende Kompetenzen und Qualifikationen in fast jedem Bereich gefordert werden, nicht mehr ausreichend, Arbeit und Lernen getrennt voneinander zu betrachten. Es ist nur dann möglich, kontinuierlich und lebensumfassend zu lernen, wenn eine Beschränkung des Lernens auf formal organisierte Bildungsveranstaltungen aufgelöst und ein Lernen in allen Lebenslagen für den Einzelnen selbstverständlich wird.
Der Arbeitnehmer verbringt den größten Teil seines Tages am Arbeitsplatz und ist dort in alltägliche und komplexe Aufgaben eingebunden. Zeit für formal organisierte Weiterbildung ist bei den meisten Mitarbeitern rar und im Tagesgeschäft wird oft auf andere Lernaktivitäten zurückgegriffen. Der Arbeitsplatz sollte deshalb so ausgerichtet sein, dass ein Miteinander von Lernen und Arbeiten jedem Einzelnen erleichtert wird. Um den Arbeitsplatz zu einem Ort zu machen, an dem Lernprozesse dauerhaft stattfinden können, müsste das (Lern-)Engagement der Mitarbeiter seitens der Unternehmen gefördert und gefordert werden. Ein Lernen neben institutionalisierten Veranstaltungen und Weiterbildungsangeboten, also sogenanntes informelles Lernen, sollte durch die Rahmenbedingungen gewährleistet sowie die Anerkennung und Zertifizierung informell erworbener Kompetenzen möglich gemacht werden.
Das informelle Lernen ist in Deutschland noch wenig thematisiert und […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 7461 
Fink, Daniela: Informelles Lernen am Arbeitsplatz und Kompetenzentwicklung - 
Möglichkeiten zur Anpassung von formalen Bildungsangeboten am Beispiel eines 
Unternehmens 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003  
Zugl.: Ludwig-Maximilians-Universität München, Universität, Magisterarbeit, 2003 
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http://www.diplom.de, Hamburg 2003 
Printed in Germany
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Abbildungsverzeichnis 
6
Tabellenverzeichnis 
7
Einführung und Fragestellung  
8
1 
Ausgangslage 
11
1.1  Wandel der Lernkulturen 
11
1.2  Ausgangslage im internationalen Vergleich 
14
2 
Konzeptionen und Definitionen des informellen Lernens  
16
2.1  Abgrenzung zu anderen Lernformen 
16
2.2  Unterschiedliche Konzeptionen und Aspekte 
20
2.2.1 
Informelles Lernen  bewusst und unbewusst 
20
2.2.2 
Informelles Lernen  Lernen im Alltag 
26
2.2.3 
Informelles Lernen  Lernen durch Erfahrung 
28
3 
Kompetenzen und Kompetenzentwicklung  
32 
3.1  Der Kompetenzbegriff 
32
3.1.1 
Unterschiedliche Ansätze des Kompetenzkonzepts 
33
3.1.2 
Qualifikation und Kompetenz 
37
3.1.3 
Schlüsselqualifikationen 
38
3.2  Kompetenzentwicklung 
39
4 
Informelle Lernprozesse am Arbeitsplatz und  Kompetenzentwicklung   43
4.1  Lernort Arbeitsplatz 
43
4.2  Kompetenzentwicklung durch informelles Lernen am Arbeitsplatz 
49
4.3  Förderung der Kompetenzentwicklung durch Förderung informellen Lernens 52
 _____________________________________________________________ 
4
5 
Datenerhebung zum informellen Lernen und der  Kompetenzentwicklung 
am Arbeitsplatz 
58
5.1  Hypothesen 
58
5.2  Das Unternehmen 
59
5.3  Methodisches Vorgehen 
60
5.3.1 
Wahl der Methode 
60
5.3.2 
Der Fragebogen 
62
5.3.3 
Das Lerntagebuch 
64
5.3.4 
Die Datenerhebung 
65
5.3.5 
Die Datenanalyse 
66
6 
Darstellung und Diskussion der Ergebnisse 
71
6.1  Die Ergebnisse des Fragebogens  
71
6.1.1 
Soziodemographische Beschreibung der Analysepopulation 
71
6.1.2 
Die Themengebiete informellen Lernens  
72
6.1.3 
Fähigkeiten und Kompetenzen aus der beruflichen Tätigkeit 
73
6.1.4 
Lern- und Informationsquellen 
76
6.1.5 
Der Zeitfaktor informellen Lernens  
79
6.1.6 
Nutzung von Weiterbildungsveranstaltungen 
80
6.2  Die Ergebnisse des Lerntagebuchs  
82
6.2.1 
Soziodemographische Beschreibung der Analysepopulation 
82
6.2.2 
Die Themengebiete des aufgezeichneten Lernens 
83
6.2.3 
Lern- und Informationsquellen 
86
6.2.4 
Anlässe des aufgezeichneten Lernens 
88
6.2.5 
Offene Fragen bzw. Vertiefungswünsche der Befragten 
91
6.3  Diskussion der Ergebnisse 
93
 _____________________________________________________________ 
5
7 
Konsequenzen für die betriebliche Weiterbildung  
102
7.1  Bedarf einer Anpassung organisierter Weiterbildung 
102
7.2  Möglichkeiten zur Anpassung betrieblicher Weiterbildung an informelle 
Lernprozesse 
104
7.2.1 
Lerninhalte und -ziele betrieblicher Weiterbildung 
104
7.2.2 
Thematisierung informellen Lernens 
105
7.2.3 
Zertifizierung informell erworbener Kompetenzen 
106
7.2.4 
Veränderung klassischer Strukturen betrieblicher Weiterbildung  107
7.2.5 
Ein Beispiel aus der Praxis: Arbeitsprozessorientiertes Lernen 
108
Fazit 
111
Literaturverzeichnis 
114
Anhang   
124
Fragebogen zum Thema informelles Lernen 
125 
Das verwendete Lerntagebuch 
130
Anforderungsprofil zur Führungskräfteauswahl 
136
Exemplarische Darstellung des Kodierleitfadens nach Mayring 
137
Exemplarische Darstellung der inhaltsanalytische n Auswertung nach Mayring  138
Selbständigkeitserklärung 
140
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Abb. 1: Entwicklungstendenzen des Lernens in der Informationsgesellschaft 
12 
Abb. 2: Compared Characteristics of Learning Experiences 
18 
Abb. 3: Handlung und Reflektion in Lernprozessen 
22 
Abb. 4: Weg ins Gedächtnis  Die Wahrnehmungsart beeinflusst das Erinnern 
29 
Abb. 5: Unterschiedliche Ansätze des Kompetenzkonzeptes 
33 
Abb. 6: Aktivitäts- und Handlungskompetenz 
36 
Abb. 7: Berufsrelevantes informelles Lernen: subjektgesteuert  subjektgebunden  45 
Abb. 8: Informelle berufliche Weiterbildung 1994 und 1997 in % der Befragten  46 
Abb. 9: Erfahrungslernen  formalisiert und informell 
48 
Abb. 10: Komponenten beruflicher Handlungskompetenz 
51 
Abb. 11: Modelle zur Verbindung non-formalen und informellen Lernens 
108 
Abb. 12: Rollen- und Aufgabenverteilung im Arbeitsprozessorientierten Lernen  109 
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Tab. 1: Soziodemographische Beschreibung der Analysepopulation (Fragebogen)   72 
Tab. 2: Themengebiete informellen Lernens  
73 
Tab. 3: In derzeitiger Tätigkeit eingesetzte Fähigkeiten und Kompetenzen 
74 
Tab. 4: In derzeitiger Tätigkeit eingesetzte Kompetenzen (in Kategorien)  
75 
Tab. 5: In bisherigen Tätigkeiten erworbene Kompetenzen (in Kategorien)  
76 
Tab. 6: Vergleich von (non-)formalen und informellen Lernangeboten 
77 
Tab. 7: Lern- und Informationsquellen für die Ausbildung von  
    Kompetenzen und Fähigkeiten 
77 
Tab. 8: Verwendete Quellen zur Klärung von Fragen am Arbeitsplatz 
78 
Tab. 9: Vergleich non-formaler und informeller Quellen zur Klärung  
    von Fragen am Arbeitsplatz 
78 
Tab. 10: Informelles Lernen in den letzten 12 Monaten 
79 
Tab. 11: Informelles Lernen in Stunden pro Woche  
80 
Tab. 12: Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen in Tagen 
81 
Tab. 13: Gründe für die Teilnahme an organisierter Weiterbildung 
81 
Tab. 14: Soziodemographische Beschreibung der  
      Analysepopulation (Lerntagebuch) 
83 
Tab. 15: Allgemeine Themen des aufgezeichneten Lernens  
84 
Tab. 16: Vergleich allgemeiner mit arbeitsplatzbezogenen Themen 
84 
Tab. 17: Arbeitsplatzbezogene Theme n des aufgezeichneten Lernens  
85 
Tab. 18: Lern- und Informationsquellen 
86 
Tab. 19: Quellen und Themenbereiche des aufgezeichneten Lernens 
88 
Tab. 20: Anlässe des aufgezeichneten Lernens  
89 
Tab. 21: Anlässe und Themenbereiche des aufgezeichneten Lernens 
90 
Tab. 22: Hätte gerne gewusst... / mehr dazu erfahren (in Kategorien)  
92 
Tab. 23: Hätte gerne gewusst... / mehr dazu erfahren (in Positionen) 
93 
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Der Begriff ,,lebenslanges Lernen" taucht seit einigen Jahren als Dauerthema in Poli-
tik und Öffentlichkeit auf. Ein Wandel der Auffassung des Lernens durchzieht die 
Wissenschaft ebenso wie die Praxis. Das Lernen ist zu einer unerlässlichen Voraus-
setzung für das Bestehen in der heutigen Welt geworden. Vor allem auch in der Ar-
beitswelt kann auf ein kontinuierliches, ,,lebensumfassendes" Lernen nicht mehr ver-
zichtet werden. Veränderungen des Marktes, Fortschritt und Innovation von Produk-
ten und Arbeitsabläufen, Schlagwörter wie Globalisierung und Wissensmanagement 
erfordern Mitarbeiter und Führungskräfte, die weit über ihre konkreten Aufgaben 
hinaus (mit-)denken.  
Die moderne Wirtschaft ist auf Arbeitskräfte angewiesen, die bestrebt sind, ihre 
Kompetenzen und Fähigkeiten selbst organisiert und selbständig weiterzuentwickeln 
und sich nicht auf den Grundlagen ihrer Erstausbildung ausruhen. Unternehmen er-
warten von ihren Mitarbeitern einen fortwährenden Lernprozess, um ihre Zukunfts- 
und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt gewährleisten zu können. 
Deshalb ist es in einer Zeit, in der übergreifende Kompetenzen und Qualifikationen 
in fast jedem Bereich gefordert werden, nicht mehr ausreichend, Arbeit und Lernen 
getrennt voneinander zu betrachten. Es ist nur dann möglich, kontinuierlich und le-
bensumfassend zu lernen, wenn eine Beschränkung des Lernens auf formal organi-
sierte Bildungsveranstaltungen aufgelöst und ein Lernen ,,in allen Lebenslagen" für 
den Einzelnen selbstverständlich wird.  
Der Arbeitnehmer verbringt den größten Teil seines Tages am Arbeitsplatz und ist 
dort in alltägliche und komplexe Aufgaben eingebunden. Zeit für formal organisierte 
Weiterbildung ist bei den meisten Mitarbeitern rar und im Tagesgeschäft wird oft auf 
andere Lernaktivitäten zurückgegriffen. Der Arbeitsplatz sollte deshalb so ausgerich-
tet sein, dass ein Miteinander von Lernen und Arbeiten jedem Einzelnen erleichtert 
wird. Um den Arbeitsplatz zu einem Ort zu machen, an dem Lernprozesse dauerhaft 
stattfinden können, müsste das (Lern-)Engagement der Mitarbeiter seitens der Unter-
nehmen gefördert und gefordert werden. Ein Lernen neben institutionalisierten Ver-
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anstaltungen und Weiterbildungsangeboten, also sogenanntes informelles  Lernen, 
sollte durch die Rahmenbedingungen gewährleistet sowie die Anerkennung und Zer-
tifizierung informell erworbener Kompetenzen möglich gemacht werden. 
Das informelle Lernen ist in Deutschland noch wenig thematisiert und erforscht. Erst 
in den letzten  Jahren wird der Ruf nach diesen informellen Lernprozessen auch in der 
Diskussion um die Kompetenzentwicklung immer lauter. Für den fachübergreifenden 
und umfassenden Kompetenzerwerb vor allem für das Berufsleben, kann informelles 
Lernen einen wesentlichen  Bestandteil darstellen. Es ist zu untersuchen, inwieweit 
Arbeitnehmer sich informellen Lernaktivitäten zuwenden, um sich weiterzubilden 
und welchen Stellenwert sie in der Kompetenzentwicklung des Einzelnen einneh-
men. 
Die folgenden Ausführungen gehen näher auf den Wandel der Lernkulturen in der 
heutigen Zeit ein. Zusätzlich wird ein Blick auf die internationale Ausgangslage ge-
worfen. Der theoretische Teil der vorliegenden Arbeit stellt vor allem informelles 
Lernen im Unterschied zu non-formalen und formalen Lernprozessen dar. Was ist 
informelles Lernen? Wo und wie findet es statt? Welche unterschiedlichen Aspekte 
beinhaltet das informelle Lernen? Schließlich wird ein Ausschnitt der Diskussion um 
den Kompetenzbegriff und die Kompetenzentwicklung eingehender betrachtet. Ein 
weiteres Kapitel wendet sich speziell dem Arbeitsplatz als Schauplatz informellen 
Lernens zu. Der Lernort Arbeitsplatz ist vor allem auch im Hinblick auf die dort ent-
stehenden und benötigten Kompetenzen interessant. 
Der praktische Teil untersucht konkret die informellen Lernprozesse am Arbeitsplatz 
und versucht, arbeitsplatzrelevante Kompetenzen zu erfassen. Die Studie bedient sich 
eines qualitativen Forschungsdesigns in Form einer Voruntersuchung durch einen 
Fragebogen und einer direkt anschließenden Hauptuntersuchung anhand eines Lern-
tagebuches. Auf Grundlage der Lerntagebücher, welche die Mitarbeiter der  Firma X
1
über den Zeitraum von vier Tagen geführt haben, und der Befragung durch den Fra-
gebogen wird informelles Lernen im Alltag und vor allem am Arbeitsplatz beleuch-
tet. Dazu zählen zum Beispiel die Unterweisung oder das Anlernen am Arbeitsplatz 
1
 Nachträglich anonymisiert 
 _____________________________________________________________ 
10
durch Kollegen, Vorgesetzte oder außerbetriebliche Personen, das Selbstlernen durch 
Beobachten und Ausprobieren, selbst gesteuertes Lernen mit Hilfe computerunter-
stützter Selbstlernprogramme, die Nutzung von Lernangeboten und ähnliches im 
Internet / Intranet, Qualitätszirkel und vieles mehr.  
Die Fragebögen und Lerntagebücher wurden von Personen verschiedenen Alters, 
Geschlechts und beruflicher Position bearbeitet. Das Datenmaterial wurde im Hin-
blick auf informelle Lernprozesse und  -inhalte analysiert und anhand eines Katego-
riensystems inhaltsanalytisch ausgewertet.  
Zusätzlich zu einer Zusammenführung der theoretischen Grundlagen und der Ergeb-
nisse aus der Praxis, werden denkbare Anpassungen des non-formalen Bildungsan-
gebotes an die informellen Lernstrukturen der Mitarbeiter und die daraus erworbenen 
Kompetenzen dargestellt. 
Auf der Grundlage von theoretischen Ausführungen zu den Themen informelles Ler-
nen und Kompetenzentwicklung, ergaben sich folgende zentrale Fragestellungen: 
· 
Inwieweit nutzen Arbeitnehmer informelle Lernformen am Arbeitsplatz?  
· 
In welchen Themenbereichen wird hauptsächlich informell gelernt? 
· 
Welche Kompetenzen entstehen aus informellen Lernprozessen?  
· 
Zeigen Führungskräfte andere Muster informellen Lernens als Nicht-
Führungskräfte? 
· 
Wie kann man informelle Lernprozesse mit formalen Angeboten ver-
knüpfen? 
· 
Wie muss der Arbeitsplatz auf Grundlage dieser Ergebnisse gestaltet wer-
den? 
· 
Wie könnten Lernstrukturen der Teilnehmer und das bestehende Bil-
dungsangebot aufeinander bezogen werden? 
In der vorliegenden Arbeit wurde auf eine Differenzierung von männlichen und 
weiblichen Bezeichnungen verzichtet. Die Personenbezeichnungen sind einheitlich 
in der maskulinen Form aufgeführt, außer sie betreffen eine bestimmte Person oder 
Personengruppe.  
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"Education is no longer the privilege of an elite or the concomitant of a particular 
age: to an increasing extent, it is reaching out to embrace the whole of society and 
the entire lifespan of the individual."  
(Faure, 1972, S. 160) 
1.1  Wandel der Lernkulturen  
Der Austritt aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit (Immanuel Kant) erfolgt 
durch Aufklärung und Lernen. Dies wiederum geschieht in einer allgemeinen Erst-
ausbildung, einer anschließenden Berufsausbildung oder einem Studium und wird 
später eventuell durch institutionell organisierte Weiterbildungsmaßnahmen ergänzt 
(vgl. Kirchhhöfer, 2000, S. 31). Dieses traditionelle Lernmodell aus der Zeit der 
Aufklärung ist in der heutigen Informationsgesellschaft nicht mehr tragbar. 
Gesellschaft und Wirtschaft befinden sich in einem ständigen, sich beschleunigenden 
Wandel, der alle Lebensbereiche mit einschließt. Schlagwörter wie Globalisierung, 
offene Märkte und Wissensmanagement verlangen neue Formen des Lernens. Die 
Betrachtungsweise von Lernprozessen verschiebt sich von einem klassischen, wis-
sensvermittelnden Lernmodell hin zu neu strukturierten, kontinuierlichen und  lebens-
langen Lernaktivitäten. Angeregt wurde die genauere Erforschung dieser neuen 
Lernformen durch das ,,Europäische Jahr des lebenslangen Lernens", das die Europä-
ische Union 1996 einleitete (vgl. Bulmahn, In: Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-
Entwicklungs-Management, 1999, S. 5). Um im Arbeitsleben erfolgreich bestehen zu 
können, ist es nicht mehr ausreichend, sich auf die institutionellen Bildungswege zu 
beschränken. Der alleinige Verlass auf die in Erstausbildung, Berufsausbildung oder 
im Studium erworbenen Kompetenzen reicht nicht mehr aus. Ebenso wenig kann 
eine sporadische Ergänzung durch den einen oder anderen weiterbildenden Kurs den 
Arbeitnehmer von heute charakterisieren.  
Die Erwerbsarbeit mit ihrem hohen zeitlichen Anteil an der Lebensgestaltung und als 
,,wichtigste Sozialisationsinstanz des Erwachsenen" (Trier, 1998, S. 217) sollte dem 
 _____________________________________________________________ 
12
Einzelnen die Möglichkeit bieten, sich selbst entfalten und bestätigen zu können. 
Dies fordert mehr Entscheidungskompetenz und Mitgestaltung im Arbeitsprozess 
(Laur-Ernst / Gutschmidt / Lietzau, 1992).  
Diese neue Situation stellt für den Arbeitnehmer eine gesteigerte Kompetenzanforde-
rung dar und verlangt einen verstärkten (Lern-)Einsatz des Individuums. Das heißt: 
der Einzelne muss lernen. Er muss lernen, mit den neuen Anforderungen umzugehen 
und lernen, sich in seinem Berufsleben fachlich, methodisch und arbeitsplatzüber-
greifend durchzusetzen. Das Lernen kann nicht allein auf die Erstausbildung und 
institutionalisierte Weiterbildung beschränkt werden. Das Schlagwort des ,,lebens-
langen Lernens" ist aktiv in der Praxis zu leben. 
Die Vorstellung von Lernprozessen ist heute weit weniger auf ein geradliniges und 
eingeschränkteres Lernen festgelegt. Lernen hat die unterschiedlichsten Formen an-
genommen und ist im Gegensatz zu den traditionell relativ starren Strukturen flexib-
ler und individualisierter geworden (vgl. Abbildung 1). 
Abbildung 1: Entwicklungstendenzen des Lernens in der Informationsgesellschaft 
(Quelle: Kirchhöfer, 2000, S. 31) 
Der Einzelne muss sich kontinuierlich selbständig und selbst organisiert um seine 
Weiterbildung kümmern, mit dem Ziel, berufliche Qualifikationen zu fördern, Kom-
 _____________________________________________________________ 
13
petenzen zu erwerben und sich in einer multikulturellen Gesellschaft behaupten zu 
können. Lernfeldgrenzen werden aufgelöst: neben institutionalisierter Weiterbildung 
werden Lernprozesse im Alltag, im Arbeitsprozess, im sozialen Umfeld sowie auch 
multimediales Lernen immer wichtiger (Bulmahn, In: Arbeitsgemeinschaft Qualifi-
kations-Entwicklungs-Management, 1999).  "Every individual must be in a position 
to keep learning throughout his life. The idea of lifelong education is the keystone of 
the learning society." (Faure, 1972, S. 181) 
Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, ihre Mitarbeiter stärker zu fördern und 
sich ihrer Weiterbildung anzunehmen, so dass daraus ein stetiges Wachstum dieses 
,,menschlichen Kapitals" entsteht. Firmen wollen nunmehr nicht nur den Einsatz der 
,,Hände ihrer Mitarbeiter", sondern zusätzlich den Einsatz ,,des Verstandes" (Wat-
kins / Marsick, 1992, S. 288).  Zur Bewältigung der gestiegenen Kompetenzanforde-
rungen an die Arbeitnehmer ist Lernen im Arbeitsprozess nötig. Lernen außerhalb 
institutionalisierter Bildung, sogenanntes informelles Lernen, gewinnt immer mehr 
an Bedeutung. Es bedarf jedoch einer allgemeinen Anerkennung des lebenslangen 
Lernens   des kontinuierlichen Lernens im Alltag wie auch in der Erwerbstätigkeit   
um Zielen wie zum Beispiel der persönlichen Entwicklung des Einzelnen, dem sozia-
len Zusammenhalt und wirtschaftlichem Wachstum näher zu kommen. Hierfür sind 
gemeinsame Strategien der Arbeitgeber und Arbeitnehmer nötig. (vgl. OECD, 1996,  
S. 87) 
Neben formalen Bildungsangeboten müssen informelle Lernprozesse viel mehr ange-
regt und genutzt werden, damit der Einzelne die Flut der Anforderungen adäquat zu 
bewältigen weiß und seine Kompetenzen kontinuierlich stärken und weiterentwi-
ckeln kann. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland in der Erforschung und 
vor allem in der praxisnahen Anerkennung des informellen Lernens anderen Ländern 
hinterher.
 _____________________________________________________________ 
14
1.2  Ausgangslage im internationalen Vergleich 
Das informelle Lernen wurde Anfangs hauptsächlich im Hinblick auf die Bildungs-
entwicklung der ,,Dritten Welt" diskutiert. In industrialisierten Ländern spielt vor 
allem die formale Ausbildung in Schulen  und Universitäten eine Rolle, wohingegen 
in den weniger industrialisierten Ländern mehr auf informelle Lernzusammenhänge 
zurückgegriffen werden muss, meist aufgrund fehlender oder nicht ausreichender 
Ressourcen. (Overwien, 1999)  
Doch auch in den industrialisierten Staaten nimmt die Bedeutung des informellen 
Lernens in der Bildungsdiskussion zu. Hierzulande wurde informelles Lernen das 
erste Mal im Zusammenhang um die Debatte des lebenslangen Lernens beachtet. Der 
Unesco-Bericht (Faure, 1972) hielt fest, dass informelles Lernen ungefähr 70% allen 
menschlichen Lernens umfasse. Gemeint sind Lernprozesse außerhalb organisierter 
Zusammenhänge und in sehr unterschiedlichen Bereichen des Lebens  
(Overwien, 1999).  
Deutschland kann dem internationalen Vergleich jedoch kaum standhalten, wenn 
Entwicklung und Erforschung des informellen Lernens in vergleichbaren europäi-
schen und außereuropäischen Ländern betrachtet werden (Dohmen, 2001).  
In den USA wird das außerschulische Lernen schon länger in höherem Maße ernst 
genommen. Vielleicht ist ein Grund hierfür die Berufsbildung, die sich noch stärker 
am praktischen Lernen am Arbeitsplatz orientiert als zum Beispiel das duale System 
in Deutschland. Mit Malcolm Knowles und seinen Arbeiten wurde das informelle 
Lernen in den 50er Jahren ein wichtiger Faktor in der amerikanischen Wissenschaft. 
(ebd.) 
Fast jede Hochschule in den USA bietet ein ,,Prior Learning Assessment" (PLA) an. 
Alternativ zum theoretischen Studium können hier über mehrere Jahre hinweg Punk-
te für bereits erworbene Erfahrungen gesammelt werden. So kann jeder einen allge-
mein gültigen Abschluss erwerben. (Klünsch, 2002) 
Nicht nur die USA haben schon länger Methoden gefunden, das Lernen außerhalb 
institutionalisierter Bildung zu bewerten und zu honorieren. Dies ist auch Ländern 
 _____________________________________________________________ 
15
wie zum Beispiel Frankreich, Großbritannien und Kanada gelungen, die schon er-
probte Zertifikate zur formalen Anerkennung informell erworbener Kompetenzen 
entwickelt haben. Seit 1985 kann sich zum Beispiel jeder französische Bürger kos-
tenlos ein Kompetenzgutachten ausstellen lassen, das seine informell erworbenen 
Kompetenzen auflistet und diese bewertet. (Klünsch, 2002) 
In Kanada entstand 1998 eine wichtige landesweite Studie zu informellem Lernen. 
Das Forschungsnetzwerk NALL ,,New Approaches  to Lifelong Learning" (URL: 
http://www.oise.utoronto.ca/depts/sese/csew/nall/) untersuchte unter der wissen-
schaftlichen Leitung von David Livingstone die Beteiligung und Anerkennung in-
formellen Lernens. Es wurden die vier Bereiche Beruf, ehrenamtliche Tätigkeiten in 
der Gemeinde, Haushalt und andere Interessensgebiete in die Studie mit einbezogen. 
(Livingstone, 2002) 
Kanada versucht einen Umschwung von der Ausrichtung der Kompetenzen auf spe-
zifische betriebliche Anforderungen hin zu einer Anpassung betrieblicher Anforde-
rung auf vorhandene, vor allem auch informell erworbene Kompetenzen. Diese in-
formell erworbenen Kompetenzen liegen in der Erwerbsarbeit oft brach, werden vom 
Arbeitgeber nicht anerkannt und vom Arbeitnehmer nicht genutzt. (Dohmen, 2001) 
Das Erfassen, Bewerten und die Anerkennung von informell erworbenen Kompeten-
zen wird im Prozess des ,,Prior Learning Assessment and Recognition" (PLAR) vor-
genommen. Als Instrument zur Aufzeichnung und Dokumentation von Lernstilen 
und  -strategien Erwachsener wurde das Skills and Knowledge Profile (SKP) entwi-
ckelt. (Ontario Institute for Studies in Education/University of Toronto, 1998) 
Auch in Großbritannien ist das Lernen außerhalb von Bildungsinstitutionen schon 
länger ein Thema. Verschiedene Institute (zum Beispiel Department for Education 
and Employment (DfEE), Economic & Social Research Council (ESRC), National 
Institute of Adult Continuing Education (NIACE)) erforschen in unterschiedlichen 
Projekten das informelle Lernen. Die Anerkennung außerschulisch erworbener 
Kompetenzen ist auch hier beispielsweise mit dem ,,National Vocational Qualificati-
on"-System (NVQ) (zum Beispiel URL: http://www.dfes.gov.uk/nvq/) schon einen 
Schritt weiter. 
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"The new educational ethos makes the individual the master and creator of his own 
cultural progress. Self-learning, especially assisted self-learning, has irreplaceable 
value in any educational system."  
(Faure, 1972, S. 209) 
Es ist nicht einfach, Lernen in bestimmte Kategorien einzuteilen. Für die weitere 
Auseinandersetzung mit dem Thema, werden nun mögliche Definitionen informeller 
Lernprozesse gegeben, deren Grenzen unter Umständen jedoch fließend sind.  
2.1  Abgrenzung zu anderen Lernformen 
Das informelle Lernen ist eine Lernform, die vom formalen Lernen und non-
formalen Lernen unterschieden wird. In der Literatur gibt es verschiedene Definiti-
onsansätze zu diesen Begriffen.  
Einerseits wird das  formale  Lernen als das Lernen in der anerkannten Ausbildungs-
laufbahn, also in öffentlichen Bildungsinstitutionen gesehen. Davon unterscheidet 
sich das  non-formale Lernen als ein Lernen in organisierten Kursen oder Seminaren, 
jedoch außerhalb des formalen Schulsystems. Gemeint sind hier meist kurzzeitige 
und freiwillig gewählte Programme in Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel der 
Volkshochschule, in Betrieben oder sozialen Einrichtungen. 
Das  informelle  Lernen ist davon abgegrenzt und beinhaltet jegliches Lernen, das au-
ßerhalb von Bildungseinrichtungen   egal ob staatlich, privat oder sozial    geschieht. 
(Schugurensky, 2000) 
Andererseits kann  formales Lernen als gesellschaftlich anerkanntes und organisiertes 
Lernen in Bildungsinstitutionen gesehen werden, sei es nun das Lernen innerhalb der 
 _____________________________________________________________ 
17
Schullaufbahn oder der Besuch eines Seminars zum Beispiel an der Volkshochschu-
le.  
Im Gegensatz dazu ist der Begriff  non-formales Lernen ein Überbegriff für alle Lern-
prozesse außerhalb geplanter Bildung, beinhaltet also auch informelles Lernen. 
(Dohmen, 2001)  
David Livingstone (2001) definiert diese einzelnen Lernformen über den Anteil der 
direktiven Kontrolle im Lernprozess. Sobald ein Lehrer über die Autorität verfügt, 
den Schüler vor dem Hintergrund eines vorgegebenen Lehrplans zu unterrichten und 
entscheiden zu können, welches Wissen der Schüler aufzunehmen hat, spricht Li-
vingstone von formaler Bildung. 
Sobald der Lerner von sich aus entscheidet, weiteres Wissen oder zusätzliche Fähig-
keiten zu erlangen und dies mit Hilfe eines Lehrers oder Trainers anhand eines orga-
nisierten Lehrplanes in die Tat umsetzt, handelt es sich um non-formale Bildung. 
Informelle Bildung ist laut Livingstone ein eher spontanes, zufälliges Lernen ohne 
organisierte Vorgaben, das zusammen mit einem Lehrer oder Mentor stattfindet. Ein 
Anleiten zum Erwerb von berufsbezogenen Fähigkeiten oder ein Begleiten in Ent-
wicklungsprozessen der Gemeinde sind Beispiele dafür. 
Im Unterschied zu informeller Bildung handelt es sich bei informellem Lernen um 
jegliche Aktivität, die ein Verstehen oder das Aneignen von Wissen oder von  Fähig-
keiten außerhalb fremd-organisierter Lehrpläne verfolgt und ohne direkten Lehrerbe-
zug abläuft. Der Lerner handelt in eigener Verantwortung und auf eigenen Antrieb. 
(ebd.) 
Eine zusammenfassende Tabelle (vgl. Abbildung 2, S. 18) von Ash / Klein (In: 
ILER-Newsletter, 1998) führt unterschiedliche Charakteristika des informellen und 
formalen Lernens auf. Es werden verschiedene Kategorien wie zum Beispiel der so-
ziale Kontext, die Interaktion, die Zeitkomponente und die Bewertung der Lerner-
gebnisse betrachtet. 
 _____________________________________________________________ 
18
Abbildung 2: Compared Characteristics of Learning Experiences 
Informal 
Formal 
Affect / choice 
fun, enjoyable, playful 
voluntary 
personal experience 
repetitive 
mandatory 
group experience 
Medium 
visually oriented 
real objects 
authentic tasks 
text oriented 
models and manipulatives 
tasks for teacher 
Social context 
social groups,  
individuals learning together 
cooperative activities 
learner direct 
multi-generational experiences 
whole group instruction 
individual student work 
teacher direct 
one age group 
Interaction 
highly interactive, learning by doing 
multi-dimensional interactions 
process oriented 
didactic 
variable levels  
topic oriented 
Motivation 
self directed 
intrinsic motivation 
"flow" experience 
other directed 
extrinsic motivation 
boredom and anxiety 
Time 
short term, self-paced 
open-ended 
life-long 
long term, teacher sets pace 
limited 
isolated lesson or longer unit 
Assessment 
self assessment 
based on feedback 
formal assessment 
Structure 
non-structured 
non-linear 
bottom-up 
highly structured 
linear, sequential 
top-down 
Philosophy 
practice to theory 
theory to practice 
Quelle: Ash, D. / Klein, C. (1998). Inquiry in informal learning environments. Manuscript in prepara-
tion. In: ILER-Newsletter, 1998 
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19
Informelles Lernen zeichnet sich demnach durch Freiwilligkeit und spielerische  E-
lemente aus. Es beschäftigt sich mit realen Lernobjekten und authentischen Aufga-
ben, wohingegen formales Lernen aus Aufgaben besteht, die für den Lehrer zu erle-
digen sind und an Modellen und Texten geschieht.  
Der soziale Kontext ist unter anderem aus mehreren Generationen zusammengesetzt 
und die Kontrolle über das Lernen geht eindeutig vom Lerner selbst aus. In formalen 
Lernsituationen gibt der Lehrer die Inhalte vor und richtet seine Instruktionen an eine 
einheitliche Altersgruppe. (Ash / Klein, 1998) 
Informelles Lernen entwickelt sich aus intrinsischer Motivation und kann bei Lerner-
folg und Bewältigung selbst gestellter Aufgaben eine Art ,,flow"-Erlebnis hervorru-
fen. Im Gegensatz zu formalem Lernen sind einzelne informelle Lernprozesse oft 
von kurzer Dauer, das heißt, sie beschäftigen sich in kurzen Abschnitten mit einem 
bestimmten Thema, das dann auch wieder fallen gelassen werden kann, und sie fol-
gen dem vom Individuum vorgegebenen Lerntempo. Sie sind jedoch auf lange Sicht 
ohne ein vorgegebenes Ende und dauern ein Leben lang. Themen werden immer 
wieder aufgegriffen und neue Bereiche angegangen. Diese Themen eignet sich der 
Lerner durch interaktives Handeln und ,,learning by doing" an. Die Interaktion findet 
in den unterschiedlichsten Dimensionen statt, ist stark prozessorientiert, nicht struk-
turiert und nicht linear. (vgl. Abbildung 2, S. 18) 
Ute Laur-Ernst definiert formalisiertes und informelles Lernen über die Begriffe 
,,Angebot" und ,,Nachfrage" (Laur-Ernst, 2000b, S. 58). Das  Angebot (Weiterbil-
dungsveranstaltungen, VHS-Kurse, Bildungsangebote, etc.) wird von Institutionen 
oder vom Staat vorgegeben  das Lernen findet also in formalem Rahmen statt.  
Im Gegensatz dazu wird aufgrund persönlicher und individueller  Nachfrage das in-
formelle Lernen angeregt. Bedingt durch Wissenslücken oder mangelnde Fähigkei-
ten, vorhandenes Interesse an einem bestimmten Bereich oder fehlenden Kompeten-
zen, beschäftigt sich das Individuum bewusst mit einem oder mehreren Themen, um 
diese Defizite auszugleichen und Informationen zu erhalten. In diesem Fall findet 
bewusstes und daher meist geplantes und selbst organisiertes informelles Lernen 
statt. (ebd.) 
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20
,,Informelles Lernen gehört zum Lernkontinuum. Es ist kein in sich geschlossenes 
Paket und keine genau abzugrenzende Kategorie." (Livingstone, 1999, S. 71) 
In den weiteren Ausführungen soll der Definitionsrahmen Schugurenskys (2000) 
verwendet werden. Informelles Lernen wird demnach, im Gegensatz zu formalen 
oder non-formalen Lernprozessen, als ein Lernen außerhalb jeglicher Bildungsein-
richtungen und ohne Kurs- oder Seminarorganisation aufgefasst. 
Informelles Lernen selbst beinhaltet unterschiedliche Aspekte und muss aus ver-
schiedenen Perspektiven betrachtet werden. Es reicht von unbewussten, beiläufigen, 
bis hin zu geplanten, selbst organisierten Lernprozessen. Livingstone (2002) ver-
gleicht informelles Lernen mit einem Eisberg: der größte Teil liegt unter Wasser ver-
borgen, in seiner Gesamtheit betrachtet, nimmt es jedoch enorme Ausmaße an. 
Unterschiedliche Konzeptionen und Aspekte des informellen Lernens sollen nach-
folgend genauer beleuchtet werden. 
2.2  Unterschiedliche Konzeptionen und Aspekte 
2.2.1  Informelles Lernen  bewusst und unbewusst 
Jede Form von Lernen hat immer sowohl eine bewusste wie auch eine unbewusste 
Komponente. In informellen Lernprozessen ist die unbewusste Komponente jedoch 
stärker vertreten als in formalen Lernprozessen. Nachdem formales Lernen in Bil-
dungsinstitutionen stattfindet und Wissenszuwachs und Lernfortschritt zum Ziel hat, 
ist das Lernen dort ein bewusstes Element. Im Rahmen des informellen Lernens kann 
das Lernen bewusst vom Lerner gesteuert oder bewusst aufgenommen werden, es 
kann jedoch auch unbewusst und beiläufig geschehen. Informationen werden in die-
sem Fall im Gedächtnis gespeichert, sind jedoch nicht sofort abrufbar und bewusst 
und können so auch schwierig ausgedrückt werden. Dieses Wissen wird als träges 
Wissen, tacit knowledge oder auch implizites Wissen bezeichnet (Livingstone, 2001; 
Polany, In: Staudt / Kley, 2001). 
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21
Beiläufiges Lernen 
Victoria Marsick und Karen Watkins, zwei amerikanische Professorinnen, stellten 
1992 eine Theorie des informellen und ,,incidental learning" auf. ,,Incidental lear-
ning" wird im nachfolgenden Text als ,,beiläufiges Lernen" bezeichnet. 
Sie definieren beide Lernformen als ein Lernen durch Erfahrung. Dabei zeigt sich als 
wichtiger Faktor, dass die Erfahrung außerhalb gewohnter und organisierter Struktu-
ren stattfindet. In neuartigen Situationen wird eine Art Überraschungseffekt, wenn 
nicht sogar eine Art des Unbehagens ausgelöst, aufgrund dessen ein Reflektieren 
über die bereits gemachten Erfahrungen angeregt wird. Reflektion und die Erkennt-
nis, einer neuartigen Situation gegenüberzustehen führt wiederum zu Informations-
suche und einer Erweiterung bzw. Veränderung des eigenen Denkens und Verhal-
tens. Daraus entsteht   laut Theoretikern wie Kolb, Jarvis und Dewey    Lernen 
(Watkins / Marsick, 1992). 
Das informelle Lernen kann sowohl geplant als auch ungeplant, also zufällig, erfol-
gen, zeigt jedoch normalerweise im Gegensatz zu reinem beiläufigen Lernen immer 
eine gewisse Art bewusster Beteiligung. Der Lernende weiß, dass in diesem Moment 
Lernen geschieht. Das beiläufige Lernen ist dagegen ,,embedded in people's closely 
held belief systems" (ebd., S. 288). Es ist ein Nebenprodukt anderer Handlungen und 
ist dem Lernenden nicht bewusst. Beiläufiges Lernen ist als ungeplantes, meist unre-
flektiertes Lernen ohne Ziel zu charakterisieren. Die Ergebnisse des Lernens können 
jedoch meist nur in  Handlungen zum Ausdruck gebracht werden, da sie unreflektiert 
bleiben. (ebd.) 
,,Unintentional adult learning is a fact of life for everyone; it is a concomitant of liv-
ing" (Peterson, 1979, In: Collins, 1996).  Sowohl das informelle wie auch dessen Un-
terkategorie, das beiläufige Lernen (Watkins / Marsick, 1992), sind Lernprozesse, die 
in den alltäglichen Ablauf eingebettet sind.  
Lernprozesse laufen in beiden Fällen ohne großartige Planung und Struktur ab. Sie 
unterscheiden sich jedoch durch den Grad des Bewusstseins des Lernvorgangs 
(ebd.). 
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22
Beiläufiges Lernen birgt immer die Gefahr, dass falsche Handlungsweisen oder In-
formationen aufgenommen werden, die sich durch ihren unbewussten Charakter fes-
tigen können, ohne berichtigt zu werden. Nicht jedes beiläufige  Lernen ist effektiv 
und zeigt Ergebnisse. Damit durch beiläufige Lernprozesse wirkliches Lernen ge-
schieht, muss die Aufmerksamkeit auf die meist in der Interaktion versteckten ,,er-
lernten" Informationen gelenkt werden. Dem Einzelnen müssen sie verdeutlicht  und 
von ihm eventuell berichtigt werden (Dohmen, 2001). Doch wie können unbewusste 
Prozesse explizit bewusst gemacht werden, damit der Lerner diese reflektieren kann? 
Zwei Punkte sind wichtig, um aus beiläufig gemachten Erfahrungen auch  zu lernen 
und nicht nur Erfahrungen  zu sammeln. Das heißt, nicht nur unbemerkt und nebenbei 
zu erfahren, sondern bewusst einen Lernprozess anzuregen. Es handelt sich hierbei 
um die zwei Komponenten ,,Handlung" und ,,Reflektion". (Watkins / Marsick, 1992) 
Folgende Grafik verdeutlicht den Stellenwert von Handlung und Reflektion in 
formalen, informellen und beiläufigen Lernprozessen. 
Abbildung 3: Handlung und Reflektion in Lernprozessen 
Reflektion vorhanden
Reflektion nicht vorhanden
Handlung vorhanden 
Informelles Lernen 
Beiläufiges Lernen 
Handlung nicht vorhanden
Formales Lernen 
Kein Lernen 
(vgl. Watkins / Marsick, 1992, S. 290)
Handlung stellt in diesem Fall die aktive Umsetzung der Erfahrungen dar. Sobald das 
Individuum   ob nun bewusst oder eher unbewusst   die gemachten Erfahrungen, 
Beobachtungen oder Erkenntnisse in der Praxis anwendet, findet Lernen statt. In 
formalen Lernsituationen ist die Handlung zunächst abwesend, jedoch wird schon 
während des Lernprozesses das Gelernte reflektiert, da es sich um ein rein geplantes 
und organisiertes Lernen handelt. 
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23
Um das  beiläufige Lernen als einen Subtyp des informellen Lernens deutlicher zu 
machen, hier ein paar Beispiele für beiläufige Lernprozesse: 
Lernen aus Fehlern, Austesten interpersoneller Beziehungen und das Internalisieren 
der Bedeutung von Handlungen anderer Personen (vgl. ebd., S. 291).  
Informelles Lernen weist neben den unbemerkten Komponenten, also dem erwähn-
ten beiläufigen Lernen, zusätzlich andere Elemente der Beiläufigkeit auf. Informelles 
Lernen zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es meist ohne großartige Pla-
nung abläuft. Der Lerner beschäftigt sich nebenbei   also sozusagen beiläufig   mit 
bestimmten Inhalten. Diese Beiläufigkeit bedeutet in den meisten Fällen, dass keine 
explizite Planung der Vorgehensweise und der genauen Themeninhalte durch den 
Lerner vorliegt. Diese ergeben sich in der Praxis oft spontan und werden aufgrund 
sich erschließender Informationen individuell erweitert und angepasst. Informelle 
Lernprozesse können jedoch auch explizit vom Lerner geplant sein. Vielleicht könnte 
man deshalb über informelles Lernen treffender sagen, dass es ohne großartige Pla-
nung  von Seiten anderer stattfindet. Denn informelle Lernprozesse zeichnen sich in 
erster Linie durch ihre Unabhängigkeit von  durch andere organisierte Lernaktivitäten 
aus.  
Informelles Lernen ist ein Mittel zum Zweck. Es wird eingesetzt als Maßnahme, (au-
ßerschulische) Probleme zu lösen, Situationen zu bewältigen und Lebensanforderun-
gen zu begegnen. Der Zweck ist nicht das Lernen selbst, sondern ,,die bessere Lö-
sung" (Dohmen, 2001, S.19) der Aufgabe. 
Implizites Lernen 
Ebenfalls als nicht-bewusstes und nicht-intentionales Lernen wird das implizite Ler-
nen bezeichnet. Auch dieses Lernen findet außerhalb formalisierter Lernveranstal-
tungen statt und ist eher auf das Lösen von Problemen und auf erfolgreiche Hand-
lungsstrategien ausgerichtet, als auf die explizite Beschäftigung mit Theorien und 
dem Lernen an sich. Deshalb wird informelles Lernen oft auch als implizites Lernen 
bezeichnet. (ebd.) 
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24
Implizites Lernen ist ein nicht verbalisierbares Lernen. Gemeint sind damit Lernvor-
gänge, die zum einen vom Einzelnen nicht als Lernen erkannt werden und zum ande-
ren nicht so leicht greifbar gemacht werden können. Beispiele dafür sind das Erler-
nen von Essensgewohnheiten von Kindern (sie lernen in unserer Kultur zum Bei-
spiel, keine Insekten zu essen) oder der Erwerb von Geschicklichkeit in einem be-
stimmten Spiel, das über Jahre hinweg regelmäßig unter Freunden gespielt wird. 
Dem Lerner ist in diesen Fällen nicht bekannt, dass etwas gelernt wurde, doch drü-
cken sich die Lernergebnisse im Verhalten aus. (Schugurensky, 2000) 
Das Gelernte kommt in Handlungen zum Vorschein und wird auch als implizites 
Wissen (vgl. Polany, 1985, In: Staudt / Kley, 2001, S. 235) bezeichnet. Implizites 
Wissen ist ein Wissen, das sich vor allem im Kompetenzerwerb und in Erfahrungen 
widerspiegelt, ganz anders als ein Wissen, das rein aus der Aufnahme von Fakten 
und Regeln erworben wurde (Dohmen, 2001).  
Ebenso wie das informelle Lernen ist das implizite Lernen in alltägliche und ganz-
heitliche Umwelterfahrungen integriert. Eine Förderung solcher Lernprozesse ist 
deshalb am besten durch Übung, Nachahmen, Spielen und unterschiedliche Aufga-
ben zu erreichen (vgl. ebd., S. 34). 
Das implizite Lernen kann nicht mit informellem Lernen gleichgesetzt werden, da 
das informelle Lernen weit über das hinausreicht, was implizites Lernen ausmacht. 
Durch den hohen Grad der Unbewusstheit bei impliziten Lernvorgängen ist es jedoch 
dem unbewussteren Teil  des informellen Lernens, also dem beiläufigen Lernen, ähn-
lich. Das beiläufige Lernen zeichnet sich jedoch gegenüber dem impliziten Lernen 
durch einen relativ höheren Grad der Bewusstheit aus (ebd.).  
Selbstgesteuertes Lernen 
Für einen erfolgreichen Lerner ist es wichtig, den Weg von einem oft unbewussten 
und zufälligen informellen Lernen hin zu einem zunehmend bewusster werdenden, 
selbst gesteuerten Lernen zu gehen.  
Selbstgesteuertes Lernen wird von Knowles als ,,aktives, selbstbestimmt-
nachfragendes Lernen im Austausch mit anderen   auch mit Beratern, Helfern, ,faci-
litators', Informationsquellen etc." (In: Dohmen, 2001, S. 39) verstanden.  
 _____________________________________________________________ 
25
Selbstgesteuertes Lernen ist insofern verwandt mit informellen Lernprozessen, als 
dass auch hier die Lernenden selbst über Ziele und Inhalte ihres Lernens bestimmen 
und in diesem Rahmen auch entscheiden können, ob und in welchem Ausmaß sie auf 
organisierte und institutionelle Lernangebote zurückgreifen möchten. Lernort, Zeit-
punkt, Ressourcen und Methoden sowie auch eventuelle Lernpartner werden vom 
Lernenden selbst organisiert und gewählt. (Kraft, 1999) 
Informelles Lernen und selbstgesteuertes Lernen berühren sich in ihren Eigenschaf-
ten als ein von ,,organisierter Fremdsteuerung unabhängiges Lernen" (Dohmen, 
2001, S. 41). Der Lerner verfügt sowohl bei selbstgesteuerten wie auch bei informel-
len Lernprozessen über die Entscheidungsgewalt hinsichtlich Inhalt, Methode und 
Ablauf. Selbstgesteuertes Lernen ist jedoch zu jeder Zeit bewusst, wohingegen in-
formelles Lernen neben den bewussten, selbst gesteuerten Komponenten einen deut-
lich höheren Anteil an Unbewusstheit aufweisen kann. 
Voraussetzungen, die der Lernende für das selbstgesteuerte Lernen mitbringen muss, 
betreffen sowohl den kognitiven Bereich, wie auch motivationale Komponenten. 
Kognitive Voraussetzungen gehen über Inhalts-, Aufgaben- und Strategiewissen hin 
zu Informationsverarbeitungsstrategien, Kontroll- und Ressourcenstrategien. Im mo-
tivationalen Bereich werden sowohl Bedürfnisse, Interessen, Ziele und Selbstwirk-
samkeit genannt wie auch selbstwerterhaltende Strategien und emotionale Prozesse. 
(Friedrich / Mandl, 1995) 
Diese Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen können  ebenso für informelle 
Lernprozesse übernommen werden. Informelles Lernen ist in seiner Natur unabhän-
gig von formalen und institutionellen Bildungsangeboten und bedarf daher ebenfalls 
eines hohen motivationalen Antriebs, sobald es vom Lerner bewusst ausgeübt und 
auf ein Ziel hin verfolgt wird. Ebenso sind kognitive Voraussetzungen wie Strategie- 
und Aufgabenwissen notwendig, um mit Lerninhalten erfolgreich umgehen zu kön-
nen, ohne den Rückhalt aus institutionellen Lehrveranstaltungen zu haben. 
Aus den vorhergehenden Ausführungen ist zu erkennen, dass das informelle Lernen 
sowohl bewusste wie auch unbewusste Komponenten besitzt und mit Lernformen 
wie dem impliziten oder selbstgesteuerten Lernen verglichen werden kann. Das bei-
 _____________________________________________________________ 
26
läufige Lernen kann als die unbewusste Form des informellen Lernens bezeichnet 
werden. 
2.2.2  Informelles Lernen  Lernen im Alltag 
Moll und Greenberg (ILER Newsletter, 1998) sehen jeden Haushalt als ,,in a very 
real sense, an educational setting in which the major function is to transmit knowl-
edge that enhances the survival of its dependents." 
Das informelle Lernen findet per definitionem außerhalb formaler und institutioneller 
Bildungseinrichtungen statt, das heißt unter anderem auch in alltäglichen settings, sei 
es nun der Beruf, der private und familiäre Bereich oder der alltägliche Lebensab-
lauf. Mit seinen Eigenschaften als selbstverständliches und praktisches Lernen ist das 
informelle Lernen in gewisser Weise ein Alltagslernen. (Dohmen, 2001)  
Vor allem im Zusammenhang mit dem "incidental learning"   dem beiläufigen Ler-
nen   wird gesagt, dass kein Tag vergehe, an dem wir nicht lernen würden: ,,It is 
impossible to live a day without learning something." (Mealman, 1993). 
Meist finden beiläufige Lernprozesse statt, während man in geplantes Lernen einbe-
zogen ist. Neben den beabsichtigten Lerninhalten nimmt man dort zusätzlich unge-
plante Informationen auf. Das beiläufige Lernen ist nichtsdestotrotz die alltäglichste 
Form des informellen Lernens und findet im Prinzip in den unterschiedlichsten Kon-
texten statt. (Mealman, 1993) 
Abzugrenzen von  informellem Alltagslernen sind jedoch die allgemeinen  Alltags-
wahrnehmungen. Das informelle Alltagslernen zeichnet sich gegenüber allgemeinen 
Alltagswahrnehmungen durch einen relativ stärkeren bewussten Umgang mit dem 
erworbenem Wissen aus. Informationen werden nicht nur wahrgenommen, sondern 
so verarbeitet, dass Lernen stattfindet. (Livingstone, 1999) 
Der Alltag wird immer mehr zu einem Umfeld, in dem komplexe Handlungsabläufe 
ihren Platz haben. Im Umgang mit den alltäglichen Situationen entstehen aufgrund 
der Anforderungen und Komplexität zunehmend auch arbeitsplatzrelevante Kompe-
tenzen. Informelles Lernen ergibt sich vor allem in Situationen, in denen bewährte 
Strategien nicht greifen, in denen keine Handlungsmuster vorgegeben sind, techni-
 _____________________________________________________________ 
27
sche, zwischenmenschliche oder andere Probleme auftreten oder neue Verhaltens-
weisen erforderlich sind (Kirchhöfer, 2000). Als informelle Lernfelder können be-
sonders Ehrenämter, Erziehungsarbeit, Hauswirtschaftsorganisation, Doppelbelas-
tungsmanagement, Budgetverwaltung, Umgang mit Medien und Haushaltstechniken, 
Beschäftigung mit Rechts-, Steuer- und Finanzierungsfragen, Funktionen in Verei-
nen, Nachbarschaft, Urlaubsplanung, Sprachen lernen, Diskussion und Kooperation 
etc. (vgl. Kirchhöfer, In: Dohmen, 2000, S. 130) hervorgehoben werden. Vor allem 
in diesen Bereichen entstehen durch informelles Lernen Kompetenzen, die übergrei-
fend, also auch am Arbeitsplatz eingesetzt werden können. 
Informelles Lernen als alltägliches Lernen hat jedoch auch seine Tücken. Die Gefahr, 
die in beiläufigem und alltäglichem Lernen liegt, besteht darin, nebenbei Informatio-
nen, Ansichten und Wissen aufzuschnappen, ohne weiter zu hinterfragen oder ohne 
sich dessen überhaupt aktiv bewusst zu sein. So können falsche Informationen, An-
sichten oder Wissensbausteine abgespeichert und schwieriger bewusst revidiert wer-
den. Richtige oder vielleicht noch unvollständige Informationen liegen als ,,tacit 
knowledge" brach und werden nicht aktiv und praktisch genutzt. Wichtig ist der be-
wusste Umgang mit alltäglichem informellem Lernen und dessen bewusste Reflekti-
on. (Laur-Ernst, 2000b) 
Informelles Lernen ist ,,prinzipiell nicht zu verhindern" (ebd., S. 59). Es geschieht 
überall in den unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen. Wie und wie gut der 
Einzelne informell lernt, geht auf individuelle Dispositionen wie Motivation, Kogni-
tionsstruktur und Kompetenzstand zurück. (ebd.) 
In der Bildungsdiskussion besteht ein Spannungsverhältnis zwischen den Anteilen 
des ,,realitätsabgehobenen fachsystematischen Wissen" und dem eingeschränkten 
Umgang mit alltäglichen ,,pragmatisch-problembezogenen" Alltagserfahrungen 
(Dohmen, 2001, S. 38). Sowohl der Einzelne wie auch die Bildungsinstitutionen 
müssen einen Weg finden, beide Seiten zu verbinden und Alltagserfahrungen und 
theoretisch fundiertes Wissen in ein ausgewogenes Gleichgewicht zu bringen. (Nähe-
res hierzu in Kapitel 7) 
 _____________________________________________________________ 
28
2.2.3  Informelles Lernen  Lernen durch Erfahrung 
Wie bereits erwähnt, geschieht Lernen durch Erfahrung vor allem in fremden und 
neuen Situationen. Aus der Handlungsforschung ist bekannt, dass man eher lernt, 
wenn ein Überraschungseffekt vorhanden ist, man sich also nicht in gewohnter Ma-
nier verhalten kann. In unbekannten Situationen kann nicht auf bewährte Routinen 
zurückgegriffen werden, sondern an die neuen Tatsachen muss mit gesteigerter Auf-
merksamkeit herangetreten werden. Der Bedarf nach kritischer Reflektion ist in die-
sen Situationen größer und kritische Reflektion ist ein guter Nährboden für Lernpro-
zesse. (Watkins / Marsick, 1992) 
Auf der anderen Seite kann man Erfahrungen nur dann generalisieren und  abstrahie-
ren, wenn man sie mit bereits vorhandenen Informationen verknüpfen kann. 
Was bedeutet der Begriff Erfahrung? Erfahrung setzt sich aus ,,Wissensbestandteilen, 
die verknüpft sind mit Wissenselementen, welche sich auf das emotional-moti-
vationale System der handelnden Person beziehen" zusammen (Franke, 2001, S.43). 
Durch die Verbindung der Wissenselemente mit dem emotional-motivationalen Sys-
tem spielen Emotionen bei erfahrungsbasiertem Wissen eine Rolle. Da der Einzelne 
ständig Informationen und Eindrücken ausgesetzt ist, erweitert er laufend sein Wis-
sen und seine Erfahrungen (Franke, 2001). Aber Erfahrungen müssen weiterverarbei-
tet werden, um daraus Wissen zu machen bzw. um daraus zu lernen. Durch zum Bei-
spiel Verknüpfung mit schon vorhandenen Wissensbausteinen oder Abstraktion wird 
Erfahrung in das bestehende Begriffssystem des Einzelnen integriert. Um themen- 
oder bereichsübergreifende Erfahrungen zu machen und neue Begründungs-
zusammenhänge zu schaffen, müssen erfahrungsbasierte Informationen über Analo-
gien generalisiert und verknüpft werden. (vgl. ebd., S. 43ff) 
Erfahrungslernen geschieht nach Hoffmann (1992, In: Franke, 2001) aufgrund des 
Vergleichs bisheriger ähnlicher Erfahrung auf dem Weg zum erwünschten Ziel und 
erfahrungsgemäß notwendigen Eigenschaften mit den realen Konsequenzen. Stim-
men diese überein, kann das Individuum davon ausgehen, dass es in Situationen die-
ser Art immer wieder zu diesen Konsequenzen kommen wird, das heißt, dass Abs-
traktionen und allgemeine Regeln erstellt werden können.  Bestehende Verknüpfun-
gen zwischen Erwartung und Eintreten der Konsequenzen werden in diesem Fall 
verstärkt. Bei Nichtübereinstimmung der erfahrungsgemäß erwarteten Konsequenzen 
 _____________________________________________________________ 
29
mit den real eintretenden wird dem Einzelnen bewusst, dass es sich um eine neue 
Situation handelt und er nicht auf bewährte erfahrungsbasierte Vorgehensweisen 
zurückgreifen kann. Hier muss der Einzelne handeln und reflektieren, um auch die 
neue und unbekannte Situation bewältigen zu können. Hoffmann setzt bei jeglichen 
Lernprozessen grundsätzlich Handlung voraus (vgl. Abbildung 3, S. 22). 
Es ist also wichtig, sowohl in neuen, wie auch bekannten Situationen Eindrücke und 
Informationen zu reflektieren und daraus zu lernen. 
Ebenso ist bekannt, dass die Art und Weise, in welcher der Einzelne Informationen 
und Eindrücke aufnimmt, das Erinnern beeinflusst. Informelles Lernen ist gekenn-
zeichnet durch Prozessorientierung und ,,learning by doing" (vgl. Abbildung 2,  
S. 18), das heißt, der Einzelne führt selbst aus, probiert und versucht sich an einer 
Lösung des Problems oder der Aufgabe. Wie in Abbildung 4 gezeigt, erinnert sich 
der Mensch an 90 % dessen, was er selbst ausführt, 70 % dessen, was er sieht und 
hört, wohingegen er lediglich 10 % von dem behält, was er nur liest. 
Abbildung 4: Weg ins Gedächtnis  Die Wahrnehmungsart beeinflusst das Erinnern 
(Quelle: FOCUS, 21. Oktober 2002, S. 72) 
Informelles Lernen wird oft mit Erfahrungslernen gleichgesetzt. Beide Lernformen 
haben vieles gemeinsam, aber gleichgesetzt werden können sie nicht. Das informelle 
Lernen kann jedoch von bereits bestehenden Erkenntnissen über das Erfahrungsler-
nen insofern profitieren, da beide Lernarten sehr eng verwandt sind und informelles 
Lernen im Gegensatz zum Erfahrungslernen noch wenig erforscht ist.  
(Dohmen, 2001) 
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Die Komponenten der Unmittelbarkeit und der Nicht-Organisation des informellen 
Lernens erlauben eine Verarbeitung von Reizstrukturen, Informationen und Sinnes-
eindrücken, die als ,,quasi natürliches Erfahrungslernen" (Dohmen, 2001, S. 27) be-
zeichnet werden können. Informelles Lernen baut auf die Erfahrungen außerhalb 
organisierter Bildung. Der Einzelne  macht Erfahrungen und mit jeder Erfahrung, die 
er macht, lernt er etwas dazu, wenn diese Erfahrungen untereinander verglichen und 
schließlich verallgemeinert werden können (Hoffmann, 1992, In: Franke, 2001). 
Erfahrungen bilden den Ausgangspunkt für Lernen. In der neuen, informellen Lernsi-
tuation können zurückliegende Erfahrungen immer wieder aufgegriffen und genutzt 
werden. (Dybowski, 1999) 
Von diesem natürlichen und ,,informellen" Erfahrungslernen ist jedoch das formal 
organisierte und unter pädagogischen Aspekten strukturierte Erfahrungslernen abzu-
grenzen. Denn gerade diese Art des Lernens wird in Betrieben im Rahmen der Be-
rufsausbildung und unter dem Standpunkt der arbeitsnahen und handlungsorientier-
ten Funktionen von Lernen geplant und eingesetzt (Laur-Ernst, 2000b). Außerhalb 
formalisierter und organisierter Bildungsangebote kann sich das informelle Erfah-
rungslernen zum Beispiel im Prozess der Arbeit entwickeln.  
Informelles Lernen muss jedoch ergänzt werden durch formal erworbenes Fachwis-
sen   alleine auf Erfahrungen zu bauen, ist in der Entwicklung von Kompetenzen zu 
wenig. Formal erworbenes Wissen dient als Hintergrund zur ,,Interpretation und 
Deutung der sinnlichen Wahrnehmung" (Dybowski, 1999, S. 19) der realen Situati-
on. 
Wichtig ist es, das informelle Lernen nicht auf sich alleine gestellt zu lassen. Eine 
Verbindung mit formalem Lernen würde sich im Kompetenzerwerb als durchaus 
fruchtbar erweisen, wenn formale Bildungsangebote sich ständig an der Praxis prü-
fen und ihre Inhalte laufend an dieser ausrichten würden (Schiersmann / Remmele, 
2002) (Näheres auch in Kapitel 7). 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (eBook)
- 9783832474614
- ISBN (Paperback)
- 9783838674612
- DOI
- 10.3239/9783832474614
- Dateigröße
- 1.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Ludwig-Maximilians-Universität München – Psychologie und Pädagogik, Pädagogik
- Erscheinungsdatum
- 2003 (November)
- Note
- 1,5
- Schlagworte
- personalentwicklung weiterbildung lernen alltag schlüsselqualifikation erfahrungslernen
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					