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Marketing für den ÖPNV

Dargestellt am Beispiel des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV)

©2003 Diplomarbeit 139 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Verkehrssituation in vielen Städten und Ballungsräumen der Bundesrepublik Deutschland lässt sich am besten mit dem Begriff „Verkehrskollaps“ beschreiben. Der Autoverkehr kommt in den Metropolregionen während der Hauptverkehrszeiten fast vollständig zum Erliegen. Aus dieser Gegebenheit resultiert ein steigender Attraktivitätsverlust der Städte als Lebensraum, da die immense Zunahme des motorisierten Individualverkehrs (MIV) zu starken Umweltbelastungen in Form von Lärm- und Abgasbelästigungen sowie einer wachsenden Zahl an Verkehrsunfällen führt. In Anbetracht dessen scheint es ersichtlich, dass die Probleme der steigenden Mobilitätsanforderungen der Zukunft nur auf der Basis eines leistungsfähigen und attraktiven öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) kompensiert werden können. Ein gut funktionierender ÖPNV wird somit zum entscheidenden Faktor jeglichen Verkehrs der Städte und Ballungsräume, da ohne ihn auch der MIV durch zunehmende Selbstblockade nicht mehr stattfinden kann. Als Hauptziel gilt es daher, das große, „schlafende“ Umsteigepotenzial auf den ÖPNV in der Zukunft verstärkt zu aktivieren.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung bewertet den anscheinend unaufhaltsamen Anstieg des Autoverkehrs und die damit verbundenen negativen Folgen für die Umwelt als kritisch. Es hat sich ein öffentliches und allgemeines Bewusstsein gebildet, welches die steigenden Mobilitätsbedürfnisse nicht mehr hauptsächlich durch motorisierte individuelle Verkehrsmittel gedeckt sieht. Stattdessen rücken Werte wie Umweltschutz, erlebbare Urbanität, körperliche Unversehrtheit und Lebensqualität in den Vordergrund. Gegenüber dem ÖPNV ist das Meinungsbild in der Öffentlichkeit dagegen durchaus positiv ausgeprägt. Aus rationaler Sicht ist man sich dessen bewusst, dass Busse und Bahnen entscheidend zur Entlastung der Umwelt und des Individualverkehrs beitragen. Nur durch einen kontinuierlichen Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur kann eine langfristige, umweltverträglichere Mobilitätsalternative zum Auto geschaffen werden. Eine Betrachtung der tatsächlich stattfindenden Verkehrsmittelwahl in den großen Städten verdeutlicht jedoch, dass eine Diskrepanz zwischen diesem öffentlichen Bewusstsein und dem tatsächlich stattfindenden individuellen Verkehrsverhalten besteht. Die Bürger loben zwar das Potenzial und die Fähigkeiten des öffentlichen Verkehrs, aber dieses Umdenken alleine führt in der Realität noch nicht unbedingt zum […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhalt

1. Einleitung
1.1 Einführung
1.2 Theoretische Grundlagen
1.3. Forschungsstand
1.4 Aufbau, Methode und Quellen

2. Begriffsdefinitionen
2.1. Rassismus
2.2. Antisemitismus
2.2.1 Europäisch-christlicher Antisemitismus
2.2.2 Arabisch-islamischer Antisemitismus
2.3 Extreme Rechte – Rechtsextremismus
2.4 Islamisten

3. Der Nationalsozialismus und sein Verhältnis zum Islam
3.1 Die ersten Kontakte zwischen dem Mufti und den Nationalsozialisten
3.2 Zwischen Flucht und Kooperation mit den „Achsenmächten“
3.3 Exkurs: Stohrers „Islam-Programm“
3.4 Unterredung des Mufti mit Ribbentrop und Hitler
3.5. Zwischen Agitation und militärischer Unterstützung
3.5.1 Das „Büro des Großmufti“ in Berlin und die DAL
3.5.2 Das islamische Zentral-Institut in Berlin
3.5.3 Die islamischen Ostlegionen und die Schulungen durch „Mulla-Lehrgänge“
3.5.4 Islamische Legionen auf dem Balkan
3.5.5 Islamische Schulungszentren der SS
3.6 Der Mufti als Akteur in der “Endlösung der Judenfrage”
3.7 Nazis im Nahen Osten im Exil

4. Ideologische Gemeinsamkeiten
4.1. Der Islam und der Nationalsozialismus aus der Sicht des Mufti
4.2 Mohamed Sabry und der Kommunismus als „gemeinsamer Feind“
4.3 Himmler und der Islam

5. Zwischenfazit

6. Aktuelle Projekte der Zusammenarbeit
6.1 Revisionismus
6 .2 Völkische Solidarität mit islamischen Staaten am Beispiel der Palästina- und Iraksolidarität

7. Schönhuber als Vordenker einer Allianz mit Islamisten

8. Längerfristige Perspektive einer Zusammenarbeit ? Untersuchung der ´Islam-Kontroverse` in ´Sleipnir` und die Islamdiskussion in den rechtsextremen Theorieorganen ´Nation & Europa` und ´Criticón`
8.1 Die Kontroverse in der ´Sleipnir` um das richtige Verhältnis zu Islamisten
8.2 Nation & Europa
8.3 Criticón

9. Rassismus der extremen Rechten gegen Muslime

10. Reaktionen der extremen Rechten auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 betrachtet unter der Perspektive ihrer möglichen Zusammenarbeit mit Islamisten

11. Abschlussdiskussion

Abkürzungsverzeichnis:

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Einführung

Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Rechtsextremisten und Islamisten? Diese Frage, der innerhalb der Rechtsextremismusforschung durchaus vereinzelt schon vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington nachgegangen wurde[1], erhielt jedoch durch diese eine neue Bedeutung.[2] Angesichts des Rassismus der deutschen extremen Rechten erscheint eine politische Kooperation mit Muslimen erst einmal als Widerspruch. Dass eine solche Konstellation aber nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch möglich ist, belegt neben aktuellen Beispielen[3] auch die historische Allianz zwischen den Nationalsozialisten und dem islamistischen und palästinensischen Führer Haji Amin el-Husseini, dem Mufti von Jerusalem.

Ist eine Kooperation in diesem Ausmaß jedoch unter den heutigen Umständen überhaupt noch denkbar, oder ist sie auch aufgrund der vielen in Deutschland lebenden Muslime, die oftmals im rassistischen Diskurs der deutschen extremen Rechten als Sinnbild für die Einwanderung herhalten müssen, nicht ausgeschlossen? Ich gehe von der These aus, dass die Möglichkeit der Kooperation gegeben ist, solange der Antisemitismus bei der deutschen extremen Rechten einen höheren Stellenwert einnimmt als der Rassismus, der sich gegen Muslime als Menschen anderer Herkunft richtet.

Gerade unter dem Aspekt des wiedererstarkten Antisemitismus[4], insbesondere in Europa und den arabischen Ländern, ist die Rechtsextremismusforschung dazu verpflichtet eine mögliche Allianz zwischen der extremen Rechten und Islamisten zu untersuchen. Dass ein solches Bündnis eine ernsthafte Gefahr für Juden, aber auch für den Staat Israel darstellen würde, darauf hat bereits im Januar 2001 der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, unmissverständlich hingewiesen. Seine Aufforderung ein solches Bündnis genauer zu untersuchen, muss auch als Aufforderung an die Politikwissenschaft verstanden werden.[5]

Gerade unter dem Aspekt der historischen Allianz zwischen den Nationalsozialisten und dem Mufti von Jerusalem, welcher auch der Onkel des heutigen palästinensischen Führers Jassir Arafat ist[6], und der fast vollständigen Ausrottung des europäischen Judentums durch die Nationalsozialisten, ist die Untersuchung einer solchen Allianz in Deutschland von besonderer Wichtigkeit.

Im Vordergrund dieser Arbeit steht deshalb die Frage, inwieweit und unter welchen Vorraussetzungen deutsche Rechtsextreme bereit sind, sich mittel- bis langfristig an islamistische Gruppierungen anzunähern und welche Gemeinsamkeiten sich auf ideologischer Ebene zwischen den jeweiligen Gruppierungen aufzeigen lassen, oder ob eine Zusammenarbeit rein strategischen Überlegungen geschuldet ist.

1.2 Theoretische Grundlagen

Da das Thema dieser wissenschaftlichen Arbeit die Untersuchung des Verhältnisses der extremen Rechten in Deutschland zu islamistischen Gruppen im Spannungsfeld von Rassismus und einer Sonderform des Rassismus, dem Antisemitismus, ist, verwende ich für diese Untersuchung als theoretische Grundlage eine Rassismustheorie.

Aufgrund der dieser Fragestellung implizierten These, dass es bei der extremen Rechten in Deutschland eine unterschiedliche Priorität bei der eigenen Bewertung ihrer rassistischen Konstruktion auf der einen Seite, und der antisemitischen Konstruktion auf der anderen Seite gibt, ist die daraus folgernde unterschiedliche Konstruktion des „Anderen“ durch die extreme Rechte in Deutschland ein zentraler Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit. Da der untersuchte Gegenstand ein noch weitgehend unerforschter ist, erschien keine Theorie als vollkommen für die Untersuchung geeignet. Im wesentlichen greife ich deshalb auf eine von Michael Minkenberg kritisch dargelegte Theorie zurück, die um für die Untersuchung anwendbar leicht modifiziert wurde. Im Folgenden soll diese nun vorgestellt werden:

Minkenberg beschreibt Rassismus als eine Konstruktion der dafür notwendigen Komponenten. Diese konstruierten Komponenten bestehen aus dem ´Eigenen`, welcher sich in der extremen Rechten aus dem Wir-Gefühl im Nationsgedanke (´Volksgemeinschaft`) speist, und in einem untrennbaren Wechselverhältnis mit den konstruierten ´Anderen` – Freund, Feind und Fremder – stehe.[7] Die Kategorien des konstruierten ´Anderen` übernimmt Minkenberg vom polnischen Soziologen Zygmunt Baumann.[8]

Während der Feind in einem antagonistischen Verhältnis zum Freund stehe und dessen ´Umkehrung` darstelle, verweist Minkenberg darauf, dass es sich bei dem Kriterium des ´Fremden`, „um eine soziale Konstruktion, um eine Differenzierung im Imaginären handelt, die darum aber nicht weniger real ist und sich immer auf real vorhandene Kriterien bezieht“[9]. Bei diesen Kriterien kann nach Minkenberg „zwischen »primordalen« oder phänotypischen Merkmalen (z.B. Hautfarbe), kulturellen Merkmalen (Religion) und Herkunftsmerkmalen (Region) unterschieden werden, die jeglicher askriptiven Differenzierung und Zuschreibung sozialer Identität zugrunde liegen“.[10] Er verweist ferner darauf, dass die Basis für Fremd- und Eigenidentität im klassischen Rassismus geschaffen wird, indem soziale und kulturelle mit biologischen und/oder angeborenen Merkmalen verknüpft werden. Dies geschehe allerdings im Kontext von gesellschaftlichen Macht- und Mehrheitsverhältnissen und sei daher kein Ausdruck einer „natürlichen“ oder anthropologischen konstanten Verhaltensweise, sondern vielmehr einer ideologischen Praxis.

Als Unterscheidungsmerkmale der Dichotomien `Freund` und `Feind` führt Minkenberg das „Kriterium der Naturalisierung von Differenzen“ an, welches auf Fremde, aber nicht auf Feinde zutreffe.

Da ´Rassen` ein Konstrukt sind und so von einem „Rassismus ohne Rassen“ gesprochen werden muß, haben sich in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung die Konzepte von Ethnizität und der Ethnien durchgesetzt, um Ausgrenzungsmechanismen besser begreifen zu können.[11] Laut Minkenberg ergibt sich jedoch ein Definitionsproblem. Der ursprüngliche griechische Begriff ethnos könne mit Stamm, Volk oder Nation übersetzt werden, während der französische Begriff ethnie, „eine historische Gemeinschaft mit kultureller Spezifik“[12] meine. Eine Unterscheidung des ´Eigenen` und des ´Fremden` anhand kultureller Gemeinsamkeiten, wie durch den Begriff ethnie in diesem Zusammenhang intendiert, lehnt Minkenberg ab, weil damit „alles und nichts gesagt“[13] werde.

Ein drittes u.a. von Heitmeyer[14] favorisiertes Konzept schlägt vor, dass beide vorherigen Konzepte (ethnos und ethnie) von Ethnizität „in den Dienst verschiedener Herrschaftsfunktionen und Interessen genommen werden, [und] je nach ihrer »Nutzbarkeit als Joker«“[15] eingesetzt werden können. Minkenberg kritisiert, dass das Konzept nur bedingt helfe, da dadurch das Problem nur auf eine andere Ebene verlagert werde – nämlich auf die Untersuchung der variablen Herrschaftsinteressen und Machtstrukturen. Auf diese Arbeit angewendet handelt es sich dann jedoch für die Zeit nach dem Nationalsozialismus nicht um eine Untersuchung der Herrschaftsinteressen im eigentlichen Sinn, sondern um Interessen der Rechtsextremisten zur Erlangung der Herrschaft. Aber auch gerade unter diesem Aspekt, dass die Zusammenarbeit von Islamisten mit deutschen Rechtsextremen, im ersten Teil unter der Prämisse, dass die extreme Rechte die Herrschenden stellte und im zweiten Teil sie diese Herrschaft ´nur` anstreben, untersucht wird, macht diesen theoretischen Ansatz für diese Arbeit interessant. Daher soll trotz der von Minkenberg vorgetragenen Kritik diesem dritten Konzept in dieser Arbeit gefolgt werden.

Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass es durch das vorgestellte Konzept zu einer Differenzierung des ´Anderen` kommen kann. Durch diesen Prozess der im Folgenden als eine ´Ethnisierung des Politischen` bezeichnet werden soll, können Islamisten generell als Vertreter gleicher Politikansätze wahrgenommen werden. Während ´die Juden` ebenfalls durch diese ´Ethnisierung des Politischen` als Vertreter absolut konträrer Politikansätze ethnisiert werden können. Somit kann eine ´Ethnisierung des Politischen` einerseits zur einer Wandlung vom ´Fremden` zum ´Freund` (bei Islamisten) und anderseits vom ´Fremden` zum ´Feind` (bei Juden) konstruiert werden. Aber auch eine genau umgekehrte Konstruktion ist demnach denkbar, wenn dies den Machtstrukturen und Herrschaftsinteressen entspricht. Die Theorie besagt demnach, dass durch eine Ethnisierung festlegt wird, wer zum ´Eigenen` gezählt und wer als ´Anderer` konstruiert wird. Die Unterteilung des ´Anderen` in ´Freund`, ´Feind` und ´Fremder` wird durch diese erwähnten Herrschaftsinteressen und Machtstrukturen konstruiert.

Es muss jedoch konstatiert werden, dass aufgrund der sich zum Teil stark überlappenden verschiedenen rechtsextremen Denkmuster „wie z.B. des Antisemitismus an der Schnittstelle von biologistischem Rassismus, Ethnozentrismus und Religio-Zentrismus“[16], eine durch die deutsche extreme Rechte vorgenommene allgemeingültige Trennung, wer als ´Feind` und wer als ´Fremder` betrachtet wird, nicht generell möglich ist.

Es ist zu untersuchen, ob die Ethnisierung des Politischen in Abhängigkeit von dem empfundenen Bedrohungsszenarium[17] für das ´Eigene`, also der imaginären Nation (Benidict Anderson), steht und demzufolge zu einer unterschiedlichen Einstufung des ´Anderen` - im untersuchten Gegenstand der ´Juden` und der ´Islamisten` - führt. Von dieser unterschiedlichen Bewertung, die laut der These auf die jeweilige Interessenslage und Machtstruktur zurückzuführen ist, hängt eine mögliche Zusammenarbeit mit den Islamisten ab, die untersucht werden soll.

Bei der Darstellung kann nicht immer eine klare Trennung zwischen ´Arabern` und ´Muslimen` vorgenommen werden, da diese klare Trennung auch nicht von der extremen Rechten vollzogen wird. Die Rechtsextremen sind sich aber darüber im Klaren, dass eine Zusammenarbeit mit Arabern immer auch gleichzeitig eine Zusammenarbeit mit Muslimen bedeutet. Dies ist allein schon der Tatsache geschuldet, dass zwischen 90% und 99% der Araber Muslime sind.[18]

1.3. Forschungsstand

Die etablierte Rechtsextremismusforschung hat sich bis zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 vor allem auf Einzelaspekte der Kooperation von deutschen Rechtsextremisten und Islamisten beschränkt und diese isoliert betrachtet. Einer dieser isoliert betrachteten Aspekte dieser Zusammenarbeit stellen die Untersuchungen zum Verhältnis des Mufti von Jerusalem, Haji Al-Husseini, und den Nationalsozialisten dar. Dass diese Zusammenarbeit mittlerweile als gut erforscht anzusehen ist, liegt vor allem an der Pionierarbeit jüdischer Wissenschaftler. Allen voran sind da Simon Wiesenthal und Joseph B. Schechtmann zu nennen. Simon Wiesenthal legte bereits 1947 einen Bericht zu der Zusammenarbeit des Mufti mit den Nationalsozialisten vor.[19] Dieser Bericht sollte vor allem dem Ziel dienen, den Mufti wegen Kollaboration mit den Nationalsozialisten vor ein Gericht zu bringen – es ist jedoch nie zu einer Anklage gekommen. Während Wiesenthals Bericht in vielen Punkten keine Beweise vorlegte, schloss Joseph Schechtmann 1965 mit seinem Buch „The Mufti and the Fuehrer“ weitgehend diese Lücke[20]. In der Folgezeit erschienen vor allem Werke, in denen diese Zusammenarbeit zwar thematisiert, aber nicht als Hauptgegenstand behandelten wurde. Dabei ist besonders das Buch von Tillmann[21], welches die deutsche Arabienpolitik während des ´Dritten Reiches` aus einer sozialistischen Perspektive betrachtete und die autobiographischen Aufzeichnungen des deutschen Gesandten Grobba[22] im Irak während des ´Dritten Reichs` zu erwähnen. Auch Autoren, die sich ausschließlich mit dem Leben des Mufti beschäftigten, erwähnen die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten nur als Randaspekt - dies trifft besonders auf die Dissertation von Mattar zu[23]. Erst wieder Klaus Gensicke stellte mit seiner Dissertation die Zusammenarbeit der Nationalsozialisten mit den Mufti in den Mittelpunkt seiner Arbeit.[24]

Weitere dargestellte Einzelaspekte dieser Zusammenarbeit zwischen der deutschen extremen Rechten und Islamisten finden sich gehäuft zur Zeit des Zweiten Golfkrieges wieder. Erwähnt wurde diese Zusammenarbeit sowohl in Zeitungen und Zeitschriften[25], als auch detaillierter in antifaschistischen Publikationen[26]. In diesem Zusammenhang wurde auch sehr vereinzelt auf die historische Allianz zwischen den Nationalsozialisten und dem Mufti hingewiesen.[27] Ein weiterer Aspekt, der in den letzten Jahren verstärkt thematisiert wurde, war die Zusammenarbeit deutscher Rechtsextremisten mit Islamisten auf dem Gebiet des Revisionismus.[28]

Erst durch den Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge, der durch zwei Islamisten verübt wurde, bei denen die Polizei u.a. Hitler-Bilder fand, und die Terroranschläge vom 11. September 2001 rückte die Gesamtbetrachtung diese Komplexes verstärkt in das Blickfeld der Politikwissenschaft. Als erste ausführlichere wissenschaftliche Darstellung dieser Zusammenarbeit ist die Arbeit von Heribert Schiedel und Anton Maegerle zu nennen[29]. Darüber hinaus erschienen in verschiedenen Tageszeitungen Beiträge, die eine solche Zusammenarbeit thematisierten[30]. Bis auf den Aufsatz von Maegerle/Schiedel, der sich aber auch auf die, allerdings detaillierte Darstellung der Verbindungen zwischen Islamisten und deutschen und österreichischen Rechtsextremisten beschränkt, und einem Aufsatz von Ursula Birsl[31], stellt die Erforschung der politischen Nähe von Islamisten und deutschen Rechtsextremisten ein Defizit in der Politikwissenschaft dar.

1.4 Aufbau, Methode und Quellen

Die Arbeit gliedert sich in zwei große Themenblöcke, die den Definitionen der verwendeten Begriffe angeschlossen sind. Da die Bezeichnungen „Rassismus“, „Antisemitismus“, „Rechtsextremismus“ und „Islamist“ bzw. „Islamismus“ in der Forschung als umstritten gelten können und vielfältig verwendet werden, wird zu Beginn der Arbeit festgelegt, wie die Begriffe in diesem Kontext zu verstehen sind.

Der erste Teil beschäftigt sich daran anschließend mit der Geschichte der Zusammenarbeit zwischen dem NS- Regime und den verschiedenen arabischen Organisationen und Führungspersönlichkeiten wie insbesondere dem Mufti von Jerusalem als historischem Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen islamischen Führern und der extremen Rechten bzw. den Nationalsozialisten. Dabei werden einerseits die verschiedenen Facetten und Probleme der Kooperation benannt, andererseits anhand ausgewählter Texte die ideologischen Überschneidungen zwischen Islamismus und Nationalsozialismus dargestellt und analysiert.

Anhand der ausführlichen Darstellung der Zusammenarbeit der Nationalsozialisten mit dem Mufti soll aufzeigt werden, ob die Gründe der Zusammenarbeit eher von strategisch-taktischen Überlegungen oder von einer ideologischen Überschneidung geprägt waren und auf welchen Ebenen die ideologischen Überschneidungen vorhanden waren. Aber es soll auch untersucht werden, ob und welche Grenzen es für die Zusammenarbeit gab, inwieweit der Rassismus der Nationalsozialisten eine Zusammenarbeit erschwert oder in Teilen unmöglich gemacht hat. Der Rückgriff auf die Historie scheint aber auch gerade vor dem Hintergrund einer erneuten Kooperation zwischen deutschen Rechtsextremen und Islamisten von Bedeutung und könnte diesen als positiver Anknüpfungspunkt dienen. Nach dem historischen und historisch-ideologischen Abschnitt wird im zweiten Teil untersucht, ob unter dem Eindruck, dass Deutschland ein Einwanderungsland geworden ist, in dem auch viele Muslime leben und in dem für Ethnopluralisten das Bedrohungsszenario ´Islam` als Gegner des ´christlichen Abendlandes` allgegenwärtig ist, eine Zusammenarbeit mit Islamisten nach wie vor vorstellbar ist. Sollte dem so sein, stellt sich wie im historischem Teil die Frage, ob die Basis dafür eine überschneidende Ideologie ist, die manifeste Grundlagen für gemeinsame politische Arbeit bietet oder ob es sich doch nur um rein strategische Überlegungen handelt, die keine langfristige Perspektive der Vernetzung ergeben können. Die Überschneidungen und Differenzen werden sowohl anhand tatsächlich stattfindender Zusammenarbeit, wie z.B. Solidaritätskampagnen für Palästina und den Irak, als auch den theoretischen Debatten innerhalb der extremen Rechten über den Islam untersucht. Als Quellengrundlage dienen hierzu insbesondere die Theoriezeitschrift der ´Neuen Rechten`, die `Criticón`, und das „Strategie- und Theorieorgan der Rechtsextremisten“[32], ´Nation & Europa`, aber auch andere Zeitungen der extremen Rechten wie ´Sleipnir`, ´Signal`, ´wir selbst` und weitere.

Auch wenn gerade nach den Terroranschlägen vom 11. September zunehmend über eine Allianz von Rechtsextremisten und Islamisten diskutiert wurde und wird, spielen die Reaktionen auf den 11. September in dieser Arbeit nur eine untergeordnete Rolle. Eine Fixierung auf die Rezeption des 11. Septembers durch Rechtsextreme, unter der Betrachtung einer sich daraus wohlmöglich ergebenden Allianz mit Islamisten, könnte nur eine Momentreaktion widerspiegeln und nicht aussagekräftig für eine mittel- bis langfristige Zusammenarbeit von der extremen Rechtem mit Islamisten sein.

Während sich die Untersuchungen im ersten Teil überwiegend auf Sekundärliteratur stützen, liegt im zweiten Teil im wesentlichen eine Quellenstudie vor. Dies ist u.a. dem Umstand geschuldet, dass der untersuchte Gegenstand, wie schon zuvor erwähnt, zwar zunehmend Eingang in die Forschung über Rechtsextremismus findet, die Veröffentlichungen dazu allerdings noch nicht sehr zahlreich sind.

2. Begriffsdefinitionen

2.1. Rassismus

„Die Absurdität des Rassismus erhöht sich noch durch die Unmöglichkeit, sich irgendwie auf eine allgemeingültige Definition für ´Rasse` festzulegen: Fast jeder der zahlreichen Autoren und Theoretiker hat seinen eigenen ´Rassen`- Begriff“[33]

Semantisch greift der Rassismus auf die Kategorie ´Rasse` zurück, so dass es erst einmal gilt, diesen Begriff zu erklären. Im modernen Sinn taucht die Bezeichnung der Rasse zuerst im Frankreich des späten 17. Jahrhunderts auf. Der Arzt und Forschungsreisende François Bernier benutzte „race“ als Synonym für „espèce“ (Spezies, Art, Gattung). Vom französischen „race“ wurde das Wort dann eingedeutscht.[34] Es diente somit vor allem in der Biologie zur Einteilung der Menschen in ´Großgruppen`, wurde dann aber von Rassisten zur pseudowissenschaftlichen Legitimation ihres Rassismus benutzt. Die Anzahl der definierten menschlichen ´Rassen` schwankt allerdings zwischen zwei und dreiundsechzig.[35] Dies zeigt deutlich, dass jedem Rassismus erst einmal eine Rassenkonstruktion vorausgeht und er somit nicht auf empirischen Wahrheiten beruht. Jost Müller schreibt dazu, „eine Konstruktion von ´Rassen` ist die Voraussetzung für Rassismus, denn Rassismus realisiert die Rassenkonstruktion, indem er sie konkretisiert.“[36]

Die Wiege des modernen Rassismus ist das Europa des 18. Jahrhunderts[37] und liegt somit in der Ära der Aufklärung. „Der Rassismus wurzelte sowohl in der Aufklärung als auch in der religiösen Wiedererweckungsbewegung des 18. Jhdts.“, so Mosse.[38]

Der Begriff "Rassismus" selbst taucht allerdings erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhundert auf.[39] Der "klassische" Rassismus beruft sich vornehmlich auf biologische Unterschiede und behauptet, dass die eigene konstruierte ´Rasse` anderen ´Rassen` biologisch überlegen sei. Damit wird die Herabsetzung und Ausgrenzung von Menschen anderer Herkunft und ethnischer Zugehörigkeit begründet und legitimiert. Dagegen betonen neuere Ausgrenzungsideologien eher die kulturellen Unterschiede und begründen damit die angebliche Überlegenheit der ´eigenen` Gruppe. Diese kulturellen Unterschiede werden wie im ´klassischen` Rassismus „als naturgegebene Fähigkeit einer Bevölkerung“[40] konstruiert.

Sowohl der biologische als auch der kulturelle Rassismus schafft erst die notwendigen Voraussetzungen das ´Eigene` und somit automatisch auch das ´Andere` zu konstruieren. Auf die Konstruktion des ´Eigenen` und der verschiedenen Konstrukte des ´Anderen` wurde bereits unter der Heranziehung der Rassismustheorie bei Minkenberg im Abschnitt 1.3. eingegangen.

Eine wissenschaftliche Legitimation wurde mit der Einführung des Begriffs Rasse in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen als Kategorie zur Systematisierung menschlicher Kollektivgruppen erreicht.

Es gibt viele im Detail unterschiedliche Rassismusdefinitionen. Eine der anerkanntesten Definitionen in der Wissenschaft ist die des Tunesiers Albert Memmi, da sie sowohl den kulturellen, als auch den biologistischen Rassismus umfasst. Seine Definition, die im Folgenden dargelegt wird, setzt sich v.a. aus vier Elementen zusammen:

1) Der Betonung von tatsächlichen oder fiktiven Unterschieden zwischen dem Rassisten und dem Opfer
2) Der Wertung dieser Unterschiede
3) Der Verallgemeinerung und Verabsolutierung der Unterschiede und damit
4) Der Legitimierung einer Aggression oder eines Privilegs.[41]

Daraus ergibt sich folgende Rassismusdefinition bei Memmi:

"Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“[42].."

Zur Verstärkung des Ausschlusses bzw. der Ausgrenzung des Opfers aus einer Gemeinschaft dient die Betonung des Unterschieds zwischen dem Rassisten und dem Opfer: „Es ist nicht der Unterschied, der stets den Rassismus nach sich zieht, es ist vielmehr der Rassismus, der sich den Unterschied zunutze macht. [...] Wenn es keinen Unterschied gibt, wird er vom Rassisten erfunden; gibt es ihn hingegen, dann wird er von ihm zu seinem Vorteil interpretiert“[43].

Zur Benennung dieser Unterschiede kommt eine Wertung hinzu, die die Unterlegenheit des Opfers und die Überlegenheit des Rassisten beweisen soll. Die Merkmale des ´Anderen` tragen stets ein negatives Gewicht, was zugleich heißt, dass die Merkmale des Rassisten positiv besetzt sind.

Der Rassismus hat immer ein kollektives Element, das zur Verabsolutierung, zur gesellschaftlichen und zeitlichen Verallgemeinerung führt. Die zugeschriebenen negativen Eigenschaften gelten immer für alle Angehörigen einer Gruppe (ob konstruiert, typisiert oder real) und zwar zeitlich unbeschränkt. Dieses kollektive Urteil führt somit zu einer Entindividualisierung. Das Individuum wird als Mitglied einer sozialen Gruppe betrachtet, deren Eigenschaften es zwangsläufig und endgültig besitzt. Die Charakterisierung des Opfers dient zur Rechtfertigung und Legitimierung für die Unterdrückung und Aggression.

2.2. Antisemitismus

2.2.1 Europäisch-christlicher Antisemitismus

„Der Antisemitismus heute gilt den einen als Schicksalsfrage der Menschheit, den anderen als bloßer Vorwand“.[44]

Was ist Antisemitismus? Innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses erscheint es schwierig, Antisemitismus zu definieren. Allein schon bei der Eingrenzung des Begriffs tauchen Probleme auf. So kritisiert Memmi, dass der Begriff des Antisemitismus zu weit sei.[45]

In der Wissenschaft wird er gemeinhin als „Sonderfall von Rassismus“[46] angesehen. Der israelische Historiker Moshe Zimmermann definiert Antisemitismus als ein Vorurteil, welches „«die» Juden – als vermeintliche Rasse, Nation, Religionsgemeinschaft oder soziale Gruppe – pauschal negativ bewertet und daraus im relevanten Fall auch soziale oder politische Konsequenzen zieht“[47].

Der Begriff ´Antisemitismus` wurde ursprünglich 1879 im Umkreis des Journalisten Wilhelm Marr geprägt, „um die Form einer sich wissenschaftlich verstehenden und säkular begründeten Ablehnung von Juden von der alten, nur emotionalen und religiösen Antipathie abzuheben“[48]. Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff Antisemitismus "Semitenfeindschaft", diese Feindschaft richtet sich aber ausschließlich gegen Juden, auch wenn die wörtliche Übersetzung „Semitenfeindschaft“ immer wieder zum Anlass genommen wird, um zu behaupten, ´Semiten` könnten gar keine Antisemiten sein.[49] Der Begriff „Semit“ ist jedoch lediglich eine linguistische Kategorie, die sich dementsprechend weder auf Abstammung noch Nation bezieht, sondern ausschließlich auf die Familie der semitischen Sprache, zu denen Arabisch, Hebräisch und Armenisch gehören.[50] Die Aneignung antisemitischer Ideologie durch ´Semiten` schließt sich somit keinesfalls aus.

Um Antisemitismus begrifflich von Antijudaismus abgrenzen zu können, erscheint es zunächst sinnvoll, die vorrangig religiös motivierte Judenfeindschaft darzustellen.

Das Phänomen des Antijudaismus reicht Jahrtausende zurück: Seit der Zerstreuung der Juden in alle Welt nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n.Chr. durch römische Truppen und der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert, sind antijüdische Vorfälle bekannt. Nach Schoeps hat diese Form der Judenfeindschaft „ihre Wurzeln in religiösen Überzeugungen, und zwar in der christlich-jüdischen Differenz, genauer in der Ablehnung des Judentums durch das Christentum und die christliche Welt“[51]. Bis heute werfen einige Christen ´den Juden` vor, ´ihren Erlöser Jesus Christus` ermordet zu haben. Dieser Antijudaismus schlägt sich auch im christlichen Schrifttum nieder und findet so seine Tradierung über die Jahrhunderte hinweg. Besonders im fanatisierten Klima der Kreuzzüge (11. - 13. Jahrhundert) kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die ´Christusmörder`. Der Jude wurde zum Sinnbild des „Antichristen“[52]. So sind viele Fälle überliefert, bei denen es bei Kreuzzügen zu Massenmorden an Juden kam und ganze Gemeinden ausgelöscht wurden (z.B. in Worms, Metz, Speyer und Mainz). In vielen Städten u.a. Trier suchten einige Juden in der Taufe ihre Rettung, denn ihr Rabbiner Micheas meinte: „es sei besser Christ zu sein, als Tag und Nacht für sein Leben zittern zu müssen“[53]. Die Kreuzzüge endeten in dem Moment, als sich die Juden unterwarfen, ihrem Glauben abschwörten und Christen wurden.[54] Um sie gleich erkennen zu können, wurde im Jahr 1215 auf dem Lateralkonzil verfügt, dass Juden durch eine besondere Kleidung oder Abzeichen gekennzeichnet sein müssten.

Als Markierung wurde der gelbe Stern („Juden bzw. Davidsstern“) eingeführt, er war aber weder eine Erfindung der Christen, noch der Nazis, die diese Stigmatisierung im Dritten Reich wieder aufnahmen[55], sondern wurde erstmals in Bagdad eingeführt.[56] Die Juden wurden „im christlichen Abendland zur Minderheit par exellence[57] [Hervorhebung im Original, J.R.]. Trotz der antijüdischen Massaker während der Kreuzzüge sieht Schoeps erst durch den Emanzipationsprozess Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts eine umfassende tödliche Bedrohung für die Juden: „Je mehr Rechte sie erhielten, je mehr sie sich an die Umgebungsgesellschaft in Kleidung, Sprache, Gestik und Verhalten anpaßten, desto bösartiger wurde die Ablehnung, auf die sie stießen“[58].

Die Verbreitung antisemitischer Hetzschriften, insbesondere der „Protokolle der Weisen von Zion“, und Berichte über angebliche jüdische Ritualmorde, sowie Übergriffe im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ließen vielen Juden keinen anderen Ausweg als den der Assimilation, welche in den meisten Fällen mit der Abkehr vom religiösen Judentum und der Konversion durch die Taufe einherging. Bezeichnend für diese Zeit war die Bemühung wissenschaftlicher Kreise, die dem Umfeld der ´Völkischen Bewegung` angehörten, dem antisemitischen Ressentiment und Hass ein wissenschaftliches Gewand zu verpassen. Ausgehend von Arthur Gobineau[59] wurden Juden nunmehr als eigene ´Rasse` betrachtet. Einer der völkischen Vordenker, Houston Steward Chamberlain, entwickelte in diesem Kontext einen Rassengedanken, bei dem zwei Gegensätze bestimmend sind: Zum einen der zwischen Homogenität und «Rassenchaos» und zum anderen der zwischen Ariern und Juden, „wobei letztere gerade aufgrund der sich aus ihrer Exklusivität ergebenden »Rassenreinheit« den Germanen, als der schöpferischen Rasse, gefährlich werden konnten“[60]. Dieser konstruierte Rassengegensatz wurde zum Motor der Geschichte. Der von Antisemiten ideologisch konstruierte und real umgesetzte Kampf, der in diesem Weltbild seit dem Tod Jesu zwischen ´arisch-christlicher` und der ´jüdisch-materialistischen` Weltanschauung besteht, die mit Liberalismus, Bolschewismus und Demokratie in Zusammenhang gebracht wird, kulminierte in der industriellen Massenvernichtung von Juden im ´Dritten Reich`, in dem das dargestellte Gedankengebilde auf die nationalsozialistische Rassenideologie übertragen wurde. Der wesentliche Unterschied zwischen dem religiös motivierten Antijudaismus und dem Phänomen des modernen Antisemitismus liegt darin, dass der Antijudaismus ´den Juden` durch Taufe eine Abkehr von ihrem aus christlicher Sicht bestehenden ´Irrglauben` ermöglichte und die Konversion sogar bezweckte, während der rassistisch unterlegte moderne Antisemitismus den Juden diesen Ausweg nicht mehr ermöglicht. Es ist nicht ´nur` der Glaube der gemeint ist, es ist der ganze Mensch. Damit wird der Antisemitismus zu einer Ideologie, die auf die Vernichtung aller Juden angelegt ist. Die heutige extreme Rechte beruft sich daran anknüpfend in Bezug auf den Antisemitismus in weiten Teilen auf das Schriftgut der ´Völkischen Bewegung` und des Nationalsozialismus.

Antisemitische Ressentiments sind jedoch keineswegs nur aus extrem rechten Kreisen zu vernehmen. Der linke, in letzter Zeit aber auch der rechte antisemitische Antiimperialismus[61] benutzt dafür gerne die Vokabel ´Antizionismus`. Der Antizionismus, der in den 60er Jahren nach dem 6-Tage-Krieg einen weitgehenden Konsens in der westeuropäischen Linken darstellte, und die damit verbundene einseitige Solidarität mit dem ´palästinensischen Volk`, war meist nichts anderes, als die Absprechung des Existenzrechts des Staates Israels, der als Folge der antisemitischen Verfolgung entstanden war. „Der Antisemitismus ist im Antizionismus enthalten wie das Gewitter in der Wolke“, schrieb Jean Améry 1969 in seinem Aufsatz über den „ehrbaren Antisemitismus“ – der in Anlehnung an Sartre damit schließt, dass es keinen ehrbaren Antisemitismus geben könne, denn was der Antisemit, wie immer er auch auftrete, im Sinn habe, sei allein der Tod des Juden.[62]

Antisemitismus äußert sich meist in aggressiver verbaler Form oder durch Schändungen jüdischer Grabstätten, aber verschiedentlich auch durch Brandanschläge (z.B. in den letzten Jahren auf Synagogen in Düsseldorf, Erfurt, Lübeck, Berlin-Kreuzberg) und Gewalt gegen Personen.

Durch die fast vollständige Ausrottung des europäischen Judentums und durch die Ansiedlung vieler Holocaustüberlebender in Israel, ist in westeuropäischen Ländern allerdings das Phänomen „Antisemitismus ohne Juden“ in allen gesellschaftlichen Schichten zu beobachten. Dass der Antisemitismus in Deutschland auch fast ohne die Existenz hier lebender Juden stark vorhanden ist, hat sich in den letzten Jahren auf erschreckende Weise gezeigt.[63]

2.2.2 Arabisch-islamischer Antisemitismus

Das Phänomen der schriftlich fixierten und real praktizierten „Feindschaft gegen Juden“ ist in der islamischen Welt nicht so alt wie der christlich-europäische Antisemitismus bzw. Antijudaismus. Im allgemeinen gilt der Islam als durchaus tolerante Religion gegenüber den Juden, auch wenn schon im Koran antijüdische Passagen zu finden sind.

Gerade weil Muslime keine Christen sind, war ein mit dem Christentum vergleichbarer Antisemitismus nicht bekannt. Denn während die Christen ihren Antisemitismus in dem angeblichen jüdischen ´Gottesmord` (eine im Christentum häufig anzutreffende Bezeichnung für die Kreuzigung Jesus) begründet sahen, wies der Islam die Vorstellung, dass Jesus Gottes Sohn war, zurück. Für den Islam war Jesus lediglich ein Gesandter Gottes, der aber laut Koran nicht von Juden getötet wurde: „Aber sie töteten ihn nicht, auch kreuzigten sie ihn nicht, sondern nur ein Ebenbild, das ihnen als Erscheinung gesandt wurde ... gewisslich töteten sie ihn nicht, sondern Gott erhob ihn zu sich in die Höhe (Koran, 4: 156-157)“[64]. Bemerkenswert ist, dass in den 1960er Jahren dann die Kreuzigung, die laut dem Koran nie statt gefunden hat, zu einem bedeutenden Thema der antisemitischen Propaganda wurde.[65] Neuerdings wird der Antisemitismus sogar damit begründet, dass die Juden Mohammed ermordet hätten.[66]

Diese anfängliche Toleranz des Islam gegenüber dem Judentum darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Juden stets Bürger zweiter Klasse waren (wie die Christen), und es auch zu gewalttätigen Verfolgungen, erzwungenen Konversionen und Verbannungen kam.

Ein Wandel hin zum weit verbreiteten Antisemitismus in der islamischen Welt wird in der Wissenschaft mit dem ´einsickern` des europäischen Antisemitismus in Verbindung gebracht. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden Ritualmordanklagen gegen Juden auch in der arabischen Welt beinahe zu alltäglichen Ereignissen und führten auch zu mehreren Pogromen. Wie schon erwähnt, hatte die Kennzeichnungspflicht durch den „Judenstern“ ihren Ursprung in Bagdad.[67]

Einen hohen Stellenwert nimmt seit den ersten größeren jüdischen Kolonien in Palästina der Antizionismus ein. Der Antizionismus muss jedoch ganz klar auch als Antisemitismus angesehen werden, da so gut wie keine Unterscheidungen zwischen Juden und Zionisten gemacht werden: „Juden sind Zionisten und Zionisten sind Juden, und alle sind in einer historischen religiösen-kulturellen Konfrontation gegen die Araber bzw. Muslime aufgestellt“[68], so Yaldin. Schon das Osmanische Reich erließ ein Einwanderungsverbot für Juden nach Palästina und verbot bzw. schränkte die Landverkäufe an nicht osmanische Juden ein. Auch in Zeitungen und Essays wurde zunehmend gegen den Zionismus Stellung bezogen. Als Palästina unter britischer Verwaltung stand, wurde speziell in London Druck auf die dortige Regierung ausgeübt, keinen jüdischen Staat zuzulassen. Ein Mittel der Propaganda war, das weit verbreitete antisemitische Ressentiment zu bedienen, welches davon ausging, dass die Juden eine kommunistische Gefahr darstellen würden.[69] Dieser Bestandteil antisemitischer Ideologie war auch ein wesentlicher Aspekt der Zusammenarbeit zwischen den Nationalsozialisten und dem Mufti von Jerusalem - er überdauerte aber auch die Zeit des Nationalsozialismus.

So war König Faisal von Saudi-Arabien bis zu seinem Tode von der Richtigkeit dieses Vorurteils überzeugt und auch der ägyptische Präsident Nasser bediente sich dieser These. Bis heute ist dieses Ressentiment Bestandteil der konservativen Presse in den arabischen Ländern.[70]

Als eine der bedeutendsten Veränderungen im arabischen Antisemitismus wird dessen Islamisierung angesehen. Lewis schreibt dazu:

„Ein ins Auge fallendes Beispiel für diesen Prozeß ist die in der Literatur und Bildungswesen zu beobachtende Verwandlung der jüdischen Widersacher des Propheten von einem belanglosen Ärgernis in einen großen Feind, in eine Verkörperung des ewigen Prinzips des Bösen“[71].

Es wurden zunehmend christliche und europäische antisemitische Schriften, wie Kanonikus Rohlings »Talmudjude« und die »Protokolle der Weisen von Zion« ins Arabische übersetzt, anfänglich überwiegend von Christen. In keiner anderen Sprache gibt es mehr Übersetzungen der Protokolle als im Arabischen. Insgesamt kam es nach Ende des 2. Weltkrieg zu einer Flut von antisemitischen Hetzschriften, die in ihrer Dämonisierung der Juden nur mit Nazideutschland zu vergleichen sind.[72] Die Thematisierung der Judenverfolgung im Dritten Reich zeugte und zeugt im Allgemeinen vom Fehlen jeglichen Mitgefühls bis hin zur offenen Leugnung des Holocaust.[73] Es wurde und wird argumentiert, die Juden würden ihr Leiden übertreiben, um es für eigene politische Zwecke (vor allem der Legitimierung israelischer Politik) auszunutzen. An dieser Argumentationsweise hat sich kaum etwas geändert, selbst im Jahr 2002 wird der Holocaust auch in regierungsnahen Tageszeitungen wie z.B. in Ägypten bestritten und als Erfindung der Juden dargestellt. Hitler werden sogar „große Vorwürfe“ gemacht, dass er nicht alle Juden umgebracht habe.[74] In diesem Kontext erscheint es wichtig zu erwähnen, dass die Verbindungen von arabischen und islamischen Führern mit Nazideutschland zum Teil sehr eng waren und über die politische Taktik hinaus gingen, denn sie beinhalteten eine nicht zu unterschätzende gemeinsame ideologische Komponente, wie an anderer Stelle noch aufgezeigt wird. In den Nachkriegsjahren kam es zu Pogromen in der islamischen und arabischen Welt gegenüber Juden. Diese Pogrome, verbunden mit staatlichen Repressionen (Beschlagnahme jüdischen Eigentums, Zwangsabgaben, Arbeitsplatzverlust, Einschränkung der Bewegungsfreiheit) hatten zur Folge, dass sich nach der Gründung des Staates Israels eine Fluchtbewegung aus den arabischen und islamischen Staaten nach Israel in Bewegung setzte. Bis auf wenige Ausnahmen verließen alle Juden diese Länder. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch die Mitwirkung von aus Deutschland in den Nahen Osten geflohener Altnazis, die die ideologische Grundlage dieser antisemitischen Vertreibung mit vorbereiteten.[75] Nach der Gründung des Staates Israel brachte der Kampf gegen Israel und dem sich vermeintlich dahinter verbergenden ´Weltjudentum` sowohl alte und als auch neue Verbündete. Anfänglich führte dies zu einer Zusammenarbeit mit der europäischen und nordamerikanischen extremen Rechten und später zunehmend mit Vertretern des wiederauflebenden Antisemitismus in der Linken. Während bei der Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen noch der Jude als verkappter Kommunist galt, lag bei der Zusammenarbeit mit der antisemitischen Linken nun das Hauptaugenmerk darauf, dass der Jude „Rassist“ sei, was sich im Zionismus ausdrücke. Dass Zionismus immer noch als eine besonders schlimme Form des Rassismus bezeichnet wird, hat sich nicht zuletzt auf der Konferenz der Vereinten Nationen gegen Rassismus im September 2001 im südafrikanischen Durban gezeigt. Unter der Führung arabischer und muslimischer Organisationen wurde Israel wiederholt des Völkermordes an den Palästinensern und der ethnischen Säuberung beschuldigt. Außerdem wurde behauptet, Israel sei ein „rassistischer Apartheidstaat“, der den „dritten Holocaust“ begehe.[76] Nicht verwundern darf daher ein Flugblatt welches dort verteilt wurde, es zeigt ein Bild Hitlers mit der Überschrift: „Wenn ich den Krieg gewonnen hätte, würde kein [...] palästinensisches Blut mehr vergossen“[77].

Ein entscheidender Wendepunkt stellte in der antisemitischen Betrachtungsweise der arabischen Welt der 6-Tage-Krieg dar, der auch das gerade beschriebene Bündnis mit westeuropäischen und US-amerikanischen Linken erst ermöglichte. Galt bis zum 6-Tage-Krieg ´der Jude` als ein Charakter, der nicht bereit sei für irgendetwas Opfer zu bringen, so stellte die militärische Stärke ´der Juden`, ihre Kampfbereitschaft, der Wille sich zu verteidigen, einen schweren Schock dar.[78] Für islamische Fundamentalisten war der 6-Tage-Krieg mit gemischten Gefühlen verbunden. Einerseits gab es auf ihrer Seite Freude über die »Niederlage des Tyrannen« Nassers, anderseits war die Freude vermischt „mit einem Gefühl der Erniedrigung angesichts der Demütigung der »Heimstätte des Islam« und dem Verlust von Ehre und islamischem Land“[79].

So veröffentlichte 1979 die Kairoer Zeitung al-Dawa (der Ruf), das Organ der islamistischen Moslembrüder, eine Serie unter der Überschrift »Kenne deinen Feind«, in der die vier Hauptfeinde der Moslems dargestellt wurden: Kreuzfahrer, Jude, Marxist und Säkularist. Während bei den Kreuzfahrern davor gewarnt wurde, sie mit allen Christen gleich zu setzen (denn schließlich gäbe es ja auch gute Christen) wurde propagiert, dass dies auf die Juden nicht zutreffe. Unterscheidungen zwischen Zionisten, Israelis und Menschen jüdischen Glaubens wurden abgelehnt, da der Feind ganz einfach der Jude sei, ganz gleich in welcher „Verkleidung“ er aufträte.[80]

Die Darstellung der beiden anderen Feindbilder, Marxist bzw. Kommunist und Säkularist lasse demnach erkennen, dass es sich bei ihnen entweder um Juden handeln müsse oder sie von diesen „dirigiert“ oder „manipuliert“ würden. Der Säkularist wird als heimtückischster und gefährlichster Feind des „wahren Islams“ hingestellt - zu dieser Gruppe zählten die Muslimbrüder 1979 u.a. Saddam Hussein und Gamal Abd el Nasser.[81] Auch in den heutigen arabischen Gesellschaften werden arabische Führer als „Juden“ oder als von „Juden gesteuert“ betrachtet. So wird auch der palästinensische Präsident Jassir Arafat des öfteren von seinen innerarabischen Feinden als „Agent der Juden bzw. Zionisten“ oder direkt als „Jude“ betitelt.[82]

Auch andere antisemitische Ressentiments bestehen weiterhin, so werden die Juden nach wie vor des Ritualmordes beschuldigt. Der verstorbene König Faisal äußerte mehrfach in Interviews, dass die Juden an christlichen und muslimischen Kindern den Ritualmord vollziehen und „deren Blut unter ihr Brot mischen und es essen“[83] würden. Eines der bekanntesten Beispiele für Ritualmordvorwürfe lieferte der saudiarabische Abgeordnete Marouf al-Dawalibi, als er vor der Konferenz der UN-Menschenrechtskommission zu religiöser Toleranz am 5.Dezember 1984 behauptete: „Im Talmud heißt es, dass ein Jude, wenn er nicht jedes Jahr das Blut eines nicht-jüdischen Mannes trinkt, auf ewig verdammt sein wird“[84]. In der regierungsnahen saudischen Zeitung Al-Riyadh veröffentlichte die Kolumnistin Dr. Umayma Ahmad Al-Jalahma von der King Faysal University in Al-Damman einen Artikel über das jüdische Purimfest. Darin behauptet die Autorin, dass das traditionelle Gebäck mit Menschenblut gefüllt wird:

„Das jüdische Volk ist verpflichtet, für dieses Fest Menschenblut aufzutreiben, damit ihre Geistlichen dieses Gebäck für die Feiertage vorbereiten können. [...]Das Opfer muss ein reifer Junge sein, natürlich kein Jude, sondern ein Muslim oder Christ. Sein Blut wird benutzt und zu Granulat verarbeitet. Der Geistliche vermengt die Körner dann mit dem Teig für das Gebäck, welches auch für das nächste Fest aufbewahrt werden kann. Für das Schlachten zum Pessachfest hingegen braucht man das Blut von christlichen und muslimischen Kindern, die nicht älter als zehn Jahre sein dürfen, wobei das Blut flüssig oder getrocknet in den Teig gemischt werden kann.“[85]

Im folgenden Teil des Artikels werden grausame Details des angeblichen Ritualmordes geschildert.

Nach der Veröffentlichung des Ritualmordartikels sah sich der Herausgeber der Zeitung nach ausländischen Protesten dazu veranlasst, den Inhalt des Artikels zu dementieren. Er sprach sich dafür aus, dass „eine idiotische und falsche Meldung, die über den Gebrauch von menschlichem Blut in den Lebensmitteln anderer Menschen - wer immer sie auch seien - berichtet, nicht veröffentlicht werden, weil es dies nirgendwo auf der Welt gibt."[86]

Dieser Vorfall verdeutlicht, dass es heutzutage nach wie vor zu extremen antisemitischen Ausfällen in islamischen- arabischen Ländern kommt und dies durchaus in regierungsnahen Organen, oder, wie im Fall der UN-Konferenz, von den Regierenden[87] selbst, diesen aber auch zum Teil öffentlich widersprochen wird. Dabei ist der Antisemitismus allerdings nicht nur islamistischen Organisationen inhärent, sondern findet sich ebenso bei säkularen Gruppierungen.

Ein Wandel des Gewandes, in dem der Antisemitismus auftritt, kann ebenfalls im Bezug auf die Thematik des westlichen Imperialismus in den arabischen Staaten nachvollzogen werden. Während kurz nach der Gründung Israels in den meisten arabischen Schriften zwischen Zionismus und Imperialismus eine direkte Verbindung gesehen wurde, und die Zionisten als Agenten oder Werkzeuge des Imperialismus betrachtet wurden, ist es jetzt genau umgekehrt. Die imperialen Mächte und Supermächte gelten als Marionetten der jüdischen Weltherrschaftspläne.[88] Schon 1989 konstatierte Bernhard Lewis, „um Parallelen des Auswuchses der Angst, des Hasses und des Vorurteils zu finden, muß man auf die Literatur der spanischen Inquisition, der Anti-Dreyfusards in Frankreich, der Schwarzen Hundert in Russland oder der Nazis zurückgreifen. Einige arabische Länder, inzwischen auch der Iran, sind zu den Hauptzentren des internationalen Antisemitismus geworden“[89].

Der Antisemitismus in Teilen der arabischen und islamischen Länder ist kein Randphänomen, sondern Bestandteil alltägliche Politik, was aber auf keinen Fall so gedeutet werden darf, dass alle Muslime bzw. Araber Antisemiten seien.

2.3 Extreme Rechte – Rechtsextremismus

Seit dem der Verfassungsschutz im Jahre 1974 den Begriff Rechtsradikalismus durch Rechtextremismus[90] ersetzt hat, ist die Bezeichnung Rechtsextremismus auch zum dominierenden Begriff in der Politikwissenschaft geworden. In dieser Zeit hat die Extremismusforschung starken Auftrieb bekommen. Dieser Forschungszweig geht im wesentlichen von der Totalitarismustheorie aus, welche besagt, dass „Rechtsextremismus“, „Linksextremismus“ und andere Formen des „Extremismus“, z.B. religiöser Fundamentalismus, die selben Grundlagen haben. Minkenberg kritisiert zu Recht, dass die Verwendung des Begriffs Rechtsextremismus gerade in Deutschland durch diese extremismustheoretische Betrachtung des Gegenstands oft ein bestimmtes Verfassungsverständnis beinhaltet, weshalb er den Begriff Rechtsradikalismus bevorzugt.[91] Trotz dieser Begriffsablehnung bezeichnet Minkenberg diejenigen politischen Bestrebungen, Parteien und Kräfte als rechtsextrem, „die gezielt auf die völlige oder weitgehende Abschaffung der in der Verfassung niedergelegten demokratischen Spielregeln hinarbeiten und dabei auch bereit sind, verfassungswidrige Mittel einzusetzen (Gewaltakzeptanz)“[92]

Mit dieser Definition liegt Minkenberg jedoch wieder sehr nahe an der Definition des Verfassungsschutzes und des Bundesinnenministeriums. Die Kritik an dem Begriff ´rechtsradikal`, dass dieser aufgrund seiner Wortherkunft ´an die Wurzel (lat. radix) gehen` bedeuten würde, und deshalb nicht der passende wissenschaftliche Begriff für den behandelten Gegenstand sei, teilt Minkenberg nicht. Er weist die Kritik jedoch lediglich mit dem Verweis auf die englische Verwendung des Begriffes „rechtsradikal“ zurück.[93]

Ich folge in diesem Punkt der Auffassung von Hans-Gerd Jaschke, der sich gerade aufgrund der mit der Extremismusforschung eng verbundenen Totalitarismusforschung dafür ausspricht, den Begriff Rechtsextremismus nicht dem Lager der Totalitarismustheoretiker zu überlassen.

„Um die herrschende Politik der Inneren Sicherheit, die Praxis staatlicher Maßnahmen gegen den Extremismus begründet untersuchen und kritisieren zu können, muß eine kritische Sozialwissenschaft den Begriff aufnehmen, um im Spiel zu bleiben.“[94]

Aus Bedenken, dass der Begriff Rechtsextremismus sofort zur Assoziation mit der Extremismusforschung führt, habe ich im Titel dieser Arbeit den Begriff in ´extreme Rechte` umgedreht. In den nun folgenden Ausführungen wird aber der Begriff Rechtsextremismus und extreme Rechte synonym verwandt. Eine kurze und präzise Definition von Rechtsextremismus ist aufgrund der Komplexität dieses Gegenstands meiner Meinung nach nicht möglich. Bei der weiteren Verwendung der Begriffe extreme Rechte und Rechtsextremismus lege ich die ausführliche Definition von Holzer[95] zugrunde.

Rechtsextreme Ideologie wird von Holzer als Syndromphänomen beschrieben, welches aus einem Bündel aus Einzelaussagen bestehe, die in erster Linie durch die Berufung auf das Prinzip der Natur/Natürlichkeit verbunden sind. Alles Natürliche kann nicht in Frage gestellt werden und entzieht sich so jeder Kritik. Demzufolge versteht der Rechtsextremismus sich als ´natürliche` bzw. ´biologische` Ideologie, alles Abgelehnte wird als ´widernatürlich` diffamiert.[96] Zentrale Elemente rechtsextremer Ideologie bilden die Begriffe ´Volk` und ´Volksgemeinschaft`. Bezugsgröße ist primär das ´deutsche Volk`, die Volksgemeinschaft wird in Form einer patriarchalisch-hierarchisch gegliederten Gesellschaft als Konzept der modernen Industriegesellschaft gegenübergestellt. Für Interessensgegensätze gibt es in dieser – notfalls mit Zwang – harmonisierten Gemeinschaft keinen Raum, sie bietet jedem Individuum vermeintliche Geborgenheit an dem ihm zustehenden Platz. Durch die Verpflichtung auf die Ganzheit des Volkes erhält jeder seinen Platz. Tendenzen und Bestrebungen, von der parlamentarischen Demokratie bis zum Kommunismus, die das Konstrukt der Volksgemeinschaft stören könnten, werden als angeblich „widernatürlich“ diffamiert. Notwendig ist ein starker Staat, der Stärke und Geschlossenheit nach innen und außen vermittelt. Durch die Konstruktion der Volksgemeinschaft wird das ´Eigene` und im gleichen Moment auch das ´Fremde`, welches außerhalb der Gemeinschaft zu stehen hat, mitkonstruiert. Dieser Ethnozentrismus soll im Weltmaßstab zu einem Ethnopluralismus führen, also zu einem weltweiten System der Apartheid („Deutschland den Deutschen“, „Türkei den Türken“, „Afrika den Afrikanern“).[97]

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zuschreibung der Sündenbockfunktion an bestimmte Gruppen (Ausländer, religiöse Minderheit, aber auch gewisse Wissenschaftler, insbesondere Soziologen, Politikwissenschaftler, Psychologen und Zeitgeschichtler sowie Politiker etablierter Parteien), die nach wie vor in enger Verknüpfung mit biologistischen Konzepten besteht. Diese ´Sündenbockgruppen` werden für ökonomische und gesellschaftliche Missstände verantwortlich gemacht. Sie erfüllen damit gleichzeitig eine Entlastungs- und Integrationsfunktion nach innen, indem von gesellschaftlich und ökonomisch begründeten Ängsten auf die Feindgruppe abgelenkt wird. Rationale Analysen werden durch Verschwörungstheorien zur Erklärung von negativen Folgen des sozialen Wandels oder anderer Probleme ersetzt.[98]

Ein ebenfalls sehr bedeutendes Element rechtsextremer Ideologie stellt die – wie Holzer sie nennt – „nationalisierende Geschichtsschreibung“ dar, welche sich aus dem Deutschnationalismus ergibt. Unter der Annahme, das ´deutsche Volk` sei unter den ´Völkern` ein besonderes, wenn nicht das Beste, ergeben sich erhebliche Probleme bei der Konfrontation mit der Tatsache, welche Verbrechen im Namen des deutschen Volkes begangen wurden. Diesem Problem wird einerseits durch die Hervorhebung der vermeintlich guten Seiten des Nationalsozialismus entgegnet, aber auch durch Verharmlosung, Leugnung oder gar Glorifizierung der Verbrechen und der Verbrecher („Ruhm und Ehre der Waffen-SS“). Diese Politik kulminiert in der international agierenden Bewegung des ´Revisionismus` (Selbstbezeichnung dieser Bewegung), die sich vorwiegend, aber nicht ausschließlich, auf die Leugnung des Holocaust konzentriert.[99]

Holzer führt an, dass der politische Stil des Rechtsextremismus zwar durch Gewaltlatenz und Gewaltakzeptanz geprägt sei, diese sich jedoch vorwiegend in verbalen Angriffen auf politische Gegner und Andersdenkende äußere. Der Übergang zu physischer Gewalt werde in erster Linie vom militanten Rechtsextremismus und Neonazismus vollzogen.[100] Somit liegt in diesem Punkt eine deutliche Differenz zu den Rechtsextremismusdefinitionen des Verfassungsschutzes und von Minkenberg vor.

2.4 Islamisten

So wie die Wissenschaft sich darüber einig ist, dass ´Islamisten` Anhänger des ´Islamismus` sind, so uneinig ist sich die Wissenschaft wie ´Islamismus` zu definieren sei.

Sowohl in der veröffentlichten Meinung, als auch in der wissenschaftlichen Literatur wird Islamismus oftmals als eine andere Bezeichnung für islamischen Fundamentalismus definiert. Dies birgt die Gefahr einer unzulässigen vereinfachten Darstellung islamischer Strömungen in sich, welche oftmals aus einem überheblichen westlichen Blickwinkel auf vermeintlich nur zwei von einander unterscheidbare Strömungen reduziert werden: Säkular-islamisch und fundamentalistisch-islamisch (wofür dann der Begriff ´islamistisch` als Pseudonym verwandt wird).

Um der Gefahr der vereinfachten Darstellung islamischer Strömungen zu entgehen, folge ich im weiteren der Definition von Heinz Halm[101]. Er betrachtet die islamistische Bewegung als eine sehr heterogene. Für ihn umfasst der Begriff Islamismus politische Ideologien auf islamischer Basis, welche allesamt Erscheinungen des 20. Jahrhunderts sind, die sich von vielfältigen Formen des traditionellen Islam abgesetzt haben.[102] Alle früheren islamistischen Bewegungen hatten eine antikolonialen Stoßrichtung und predigten den ´dritten Weg`, den `Weg des Islam` und lehnten und lehnen damit sowohl den Kapitalismus des Westens, als auch den mittlerweile weitgehend untergegangenen atheistisch geprägten Sozialismus ab.[103]

Die Wurzeln des Islamismus verortet Halm in den unterschiedlichsten Ursachen: durch die Kolonialherrschaft bedingte Zersetzung der traditionellen gesellschaftlichen Strukturen, Enttäuschung über das Versagen der nachkolonialen Regime, insbesondere in politischen und ökonomischen Fragen, aber auch in antiwestliche und antimodernistische Ressentiments.[104]

Trotz dieser teils antimodernistischen Ressentiments versteht sich die islamistische Bewegung als „Avantgarde der Moderne“[105]. Laut Halm enthalten ihre Ideologien objektiv betrachtet „eine Reihe von modernistischen Zügen, die sich mit traditionellen, vor allem auf dem gesellschaftlichen Sektor oft auch reaktionären Vorstellungen, in einer merkwürdigen Synthese mischen“[106]. Dies hat zur Folge, dass islamistische Strömungen und Organisationen sich oftmals nicht einig sind oder sich sogar feindlich gegenüber stehen: So standen sich z.B. das afghanische Talibanregime und das iranische ´Revolutionsregime´ in Todfeindschaft gegenüber. Laut Halm tragen islamistische Staats- und Gesellschaftsentwürfe durchweg totalitäre Zuge und eignen sich als Herrschaftsinstrument, um über bestimmte Gruppen einer Gesellschaft die Vorherrschaft zu legitimieren.[107]

3. Der Nationalsozialismus und sein Verhältnis zum Islam

Das wohl bekannteste Beispiel für die Zusammenarbeit der Nationalsozialisten mit islamischen Führern ist untrennbar mit dem Name Amin al-Husseini[108] verbunden. Al-Husseini stammte aus einer der führenden arabischen Familien Palästinas, welche seit Generationen über politischen Einfluss verfügte und ihm somit den Weg an die Spitze der palästinensischen Politik erheblich erleichterte[109]. Im Jahr 1920 gipfelte sein politischer Aufstieg mit der Übernahme des Postens ´Mufti von Jerusalem`, er selbst titulierte sich fortan mit dem ihm nicht offiziell zustehenden Titel ´Großmufti von Jerusalem` unter dem er auch dank der Propaganda der Nationalsozialisten bis heute bekannt ist.

3.1 Die ersten Kontakte zwischen dem Mufti und den Nationalsozialisten

Aus seiner offenen Sympathie für die nationalsozialistische Politik machte al-Husseini keinen Hehl. Schon zwei Monate nachdem Adolf Hitler zum deutschen Reichspräsidenten gewählt wurde nahm der Mufti Kontakte zu Deutschland auf. Am 31. März 1933 sandte Generalkonsul Wulf folgendes Telegramm nach Berlin:

„Mufti machte mir heute eingehende Ausführungen, daß Mohammedaner innerhalb und außerhalb Palästinas neues Regime Deutschlands begrüssen, und Ausbreitung faschistischer anti-demokratischer Staatsführung auf andere Länder erhoffen. Jetziger jüdischer Einfluß auf Wirtschaft und Politik sei überall schädlich und zu bekämpfen. Mohammedaner, um Juden in ihrem Wohlstand zu treffen, auf Erklärung Boykotts in Deutschland hoffen, dem sie dann in der ganzen mohammedanischen Welt mit Begeisterung beitreten würden.“[110]

Ein Hauptanliegen, welches der Mufti in seinen Kontakten mit den Nationalsozialisten zu verwirklichen hoffte, war der Wunsch, eine weitere Einwanderung von Juden, die eine Folge der Balfour-Erklärung[111] und ab August 1933 auch des Haavara-Abkommens[112] war, zu verhindern. Al-Husseini intensivierte seine Kontakte zu Vertretern der Nationalsozialisten im arabischen Raum. Als ihm wohlgesonnene Gesprächspartner dienten u.a. der Gesandte der Nationalsozialisten in Bagdad, Grobba, und der deutsche Generalkonsul in Jerusalem, Döhle. Noch zwei Tage bevor Döhle von den Briten verhaftet wurde, brachte al-Husseini in einem Gespräch mit ihm die Hoffnung zum Ausdruck, dass Deutschland dem arabischen „Kampf gegen Judentum sympathisch gegenüberstehe und bereit sei, diesen zu unterstützen“[113]. Die Unterstützung, die der Mufti einforderte, war eine öffentliche Erklärung Deutschlands, in der es sich gegen die Errichtung eines jüdischen Staates aussprechen sollte. Döhle gab jedoch zu bedenken, dass es aus diplomatisch-taktischen Gründen klug sei, „wenn die deutsche Sympathie für arabische Bestrebungen ... nicht zu stark in Erscheinung träte“[114]. Wohl aufgrund seines mangelnden Erfolgs in Gesprächen mit NS-Vertretern vor Ort entsandte der Mufti eine Vertrauensperson nach Berlin, um direkte Gespräche mit der NS-Führung in die Wege zu leiten. Zu einem Treffen mit führenden Nationalsozialisten sollte es im Oktober 1937 kommen. Der Leiter des sogenannten Judenreferats Herbert Hagen und sein Berater Adolf Eichmann reisten am 2. Oktober nach Haifa, um sich u.a. mit dem Mufti zu treffen. Aus Angst, aufgrund seiner Kontakte zu den Nationalsozialisten durch die Briten festgenommen zu werden, war der Mufti bereits nach haram esch-schrif im Libanon gereist, so dass es zu keinem Treffen mit Hagen und Eichmann kam. Im libanesischen Exil verbesserten sich die Beziehungen zwischen dem Mufti und den Nationalsozialisten. Sowohl die intensivierte Palästinapolitik, die durch die Reise von Hagen und Eichmann ihren Ausdruck fand, als auch die Tatsache, dass der Libanon für die Kontaktaufnahme zwischen dem Mufti und den Nationalsozialisten besser geeignet war, waren Gründe dafür. Der Aufstand der Araber in Palästina wurde fortan wesentlich durch Deutschland finanziert.[115]

Gensicke sieht in diesen Zahlungen allerdings trotzdem keine Änderungen der deutschen Palästinapolitik der Nichteinmischung. Die Unterstützung der Araber in Palästina war in Regierungskreisen nicht unumstritten, manche betonten die „notorisch politische Unzuverlässigkeit der Araber“[116], andere warnten davor, dass die Araber trotz deutscher Unterstützung nicht „vor rigorosen Maßnahmen gegen schutzlose deutsche Siedler ... zurückschrecken“[117] würden.

3.2 Zwischen Flucht und Kooperation mit den „Achsenmächten“

Al-Husseini musste unterdessen im Oktober 1939 sein Exil in Libanon aufgeben und in den Irak fliehen. Die französische Besatzungsmacht im Libanon hatte vom Mufti nach dem Kriegseintritt Frankreichs am 3.9.1939 eine Erklärung gefordert, dass er damit übereinstimme, dass die Franzosen den Krieg „gegen die Barbaren und für die Zivilisation führten“. Al-Husseini lehnte die Unterzeichnung unter eine solche Erklärung ab und floh trotz eines gegen ihn verhängten Hausarrestes nach Zahlung von Bestechungsgeld an den französischen Polizeichef in Syrien mit gefälschtem Pass in den Irak.[118] Viele seiner engsten Vertrauten folgten ihm. Zwischenzeitlich hatte der pro-britische Ministerpräsident Nuri Said alle nach Kriegsausbruch im Irak verbliebenen Deutschen interniert und seine diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abgebrochen, was den Mufti sehr erzürnte.[119] Vor Ort angekommen, erläuterten Parlamentarier dem Mufti, das Uneinigkeit bei den irakischen Führern darüber bestehe, wie die angestrebte Unabhängigkeit des Iraks zu erreichen sei – auf der Seite Englands oder der von Deutschland. Al-Husseini hat sich nach einigen Monaten der taktischen politischen Zurückhaltung energisch für die Wiederaufnahme der Beziehungen zu Deutschland eingesetzt.[120] Der Forderung Großbritanniens nach Entsendung von zwei Militärdivisionen an die Seite der Alliierten, konnte vom pro-britischen Staatschef des Iraks aufgrund des auch vom Mufti organisierten Widerstands nicht entsprochen werden.[121]

Im innerirakischen Machtkampf setzte sich zunehmend die pro-deutsche Seite unter Führung des arabisch-nationalistischen Generals Rashid Ali el-Gailani durch, der die Unterstützung des sogenannten „Golden Square“ hatte – einer einflussreichen pro-deutschen Gruppe der vier obersten irakischen Militärführer. Auch al-Husseini spielte eine immer einflussreichere Rolle im Irak, Ende 1940 stuften die Briten ihn als einflussreichste und respektierteste Person im Irak ein.[122] Er konnte nun ungehemmt seine pro-deutsche Haltung zeigen und versuchte den deutschen Interessen im Irak dienlich zu sein. Er nominierte für die wichtigsten Ämter viele seiner Gefolgsleute, oftmals syrische und palästinensische Flüchtlinge[123].

Wie fast alle Araber rechnete der Mufti 1940 mit einem Sieg der Achsenmächte im Krieg. Aus dieser Annahme heraus forcierte er seine Kontakte zu den Achsenmächten, insbesondere zu Deutschland. Er hoffte wohl, dass Deutschland sich nach einer aus seiner Sicht erfolgreichen Beendigung des Krieges mit der Anerkennung der Unabhängigkeit der arabischen und islamischen Staaten dafür bedanken würde, dass er sich als erster arabischer Führer deutlich auf ihre Seite gestellt hatte.[124]

Al-Husseini gründete ein ´Komitee für die Zusammenarbeit zwischen den arabischen Ländern`, welches aus führenden Politikern aus dem Irak, Syrien und Saudi-Arabien bestand und engen Kontakt mit ägyptischen Nationalisten pflegte.[125] Der Mufti fungierte außerdem als der Sprecher des Komitees.[126] Das Komitee beschloss, mit den Achsenmächten Verbindung aufzunehmen, mit dem Ziel, sie für die Anerkennung der Unabhängigkeit der arabischen Länder zu gewinnen. Die Nationalsozialisten sahen jedoch in einer solchen öffentlichen Anerkennung politisch mehr Nachteile als Vorteile, so dass Deutschland sich nur zu einer Abgabe einer Sympathieerklärung entschloss. Am 18.10.1940 übergab der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, von Weizsäcker, dem Privatsekretär al-Husseini die Sympathieerklärung:

„Deutschland, das stets von Gefühlen der Freundschaft für die Araber erfüllt war und den Wunsch hegt, daß sie gedeihen und glücklich werden und dem ihrer historischen und natürlichen Bedeutung entsprechenden Platz unter den Völkern der Erde einnehmen, hat seit jeher den Kampf der arabischen Länder zur Erlangung ihrer Unabhängigkeit mit Interesse verfolgt. Die arabischen Länder können auch weiter bei ihrem Bestreben, dieses Ziel zu erreichen, auf die volle Sympathie Deutschlands rechnen. Bei Abgabe dieser Erklärung befindet sich Deutschland in voller Übereinstimmung mit dem verbündeten Italien.“[127]

Der Text entsprach nicht den Wunschvorstellungen des Komitees, es wurde diesem jedoch zugesichert, dass „die Erklärung nur der erste Schritt auf dem Weg der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den arabischen Ländern“[128] sei. Nach Verbreitung der Sympathieerklärung über Rundfunksender und Zeitungen wurde sie laut dem damaligen Gesandten Deutschlands im Irak, Grobba, in allen islamischen und arabischen Ländern sehr stark begrüßt.[129] Der Mufti versuchte auch weiterhin, Deutschland für die Unabhängigkeitskämpfe in Arabien zu gewinnen. Dazu schrieb er u.a. einen persönlichen Brief an Hitler, in dem er betonte, dass die „wärmste Sympathie der arabischen Völker für Deutschland und die Achse“ eine von jeher bestehende Sache sei und die Araber nach Erfüllung gewisser moralischer und materieller Interessen bereit sein, „ihr Blut in dem heiligen Kampf“ anzubieten. Der Mufti unterließ es dabei nicht, seinem Hass gegen Juden Ausdruck zu verleihen. Die Juden seien „gefährliche Feinde, deren Geheimwaffen die Finanz, die Korruption und die Intrigen“ seien. Aufgrund der palästinensischen Frage seien alle Araber im Kampf gegen die Briten und die Juden vereint und wenn ihnen geholfen würde, die zionistischen Absichten zu vereiteln, würden insbesondere amerikanische Juden ihre Unterstützung für Großbritannien abbrechen, um sich von der Katastrophe zurückzuziehen.[130] Die Äußerungen zu den Juden legen nah, dass dem Mufti schon zu diesem Zeitpunkt ein zumindest ähnliche antisemitische Ideologie mit den Nationalsozialisten verband. Es muss aber auch berücksichtigt werden, dass der Mufti durchaus Forderungen gegenüber den Nationalsozialisten hatte und er darum antisemitische Äußerungen mit Bedacht wählte, um den Nationalsozialisten seine ideologische Nähe zu demonstrieren.

In einer Reaktion auf den persönlichen Brief des Mufti an Hitler schrieb Staatssekretär von Weizsäcker an den Mufti, dass der Führer den nationalen Kampf der Araber mit großem Interesse und Sympathie betrachten würde. Weiter führte von Weizsäcker aus:

„Deutschland, das niemals arabische Gebiete in seinem Besitz gehabt hat, hat keine territorialen Ziele im arabischen Raume. Es ist der Ansicht, daß die Araber, ein altes Kulturvolk, das seine Geeignetheit zur Verwaltungstätigkeit und seine militärischen Tugenden bewiesen hat, durchaus in der Lage sind sich selbst zu regieren.[131] Deutschland erkennt daher die volle Unabhängigkeit der arabischen Staaten, oder wo sie noch nicht erreicht ist, den Anspruch darauf an, sie zu erringen.“[132]

In dem Brief wird ferner betont, dass die Deutschen und Araber vereint im Kampf gegen die gemeinsamen Feinde England und die Juden seien, außerdem stellten die Deutschen den Arabern militärische und finanzielle Unterstützung in Aussicht.[133]

Aufgrund seines großen Einflusses im Irak und seiner extremen pro-nationalsozialistischen Haltung, diskutierte die britische Regierung des Premiers Churchill, ob sie den Mufti entführen oder ermorden lassen sollte. Die Operation der Briten zusammen mit einer zionistischen Untergrundorganisation schlug jedoch schon im Vorfeld fehl, nachdem der Anführer der zionistischen Untergrundorganisation bei einem Angriff durch ein deutsches Flugzeug getötet wurde.[134] Das Schicksal der pro-deutschen Politik war zunächst besiegelt, als die Briten im April im Irak einmarschierten. Zwar rief der Mufti in einer vom Radio am 9. Mai übertragenen Rede zum jihad (heiligen Krieg)[135] „gegen den größten Feind des Islam“[136] auf, womit England gemeint war, er musste jedoch zusammen mit Gailani und den vier Obersten des ´Golden Square` am 29. Mai nach Teheran fliehen. In den letzten Stunden des Gailani Regimes, noch ehe die Briten den Irak kurzzeitig wiederbesetzten, gab es am 1./2. Juni 1941 verheerende Pogrome an der jüdischen Bevölkerung Bagdads. Mehrere hundert Juden wurden ermordet, es gab tausende Verletzte, viele Häuser und Geschäfte wurden geplündert. Die antisemitische Propaganda des Mufti, seiner Anhängerschaft und der Nationalsozialisten hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Auf allen Ebenen, besonders bei der jungen Generation, stieß die Politik des Nationalsozialismus auf offene Begeisterung.[137]

Deutschland nahm gleich nach der Ankunft in Teheran Kontakt mit dem Mufti und Gailani auf, um ihnen zu signalisieren, dass die Nationalsozialisten trotz der Niederlage im Irak an ihnen festhalten und sie weiterhin, auch finanziell, unterstützen würden. Nachdem der Iran am 25. August von den Briten und Sowjets besetzt wurde, floh der Mufti nach Italien, wo Mussolini ihn persönlich empfing.

Nachdem der Mufti Mussolini für seinen Plan der Unabhängigkeit eines judenfreien Palästinas, Syriens und des Iraks gewinnen konnte, reiste er weiter nach Deutschland, um auch in Deutschland für eine Erklärung der Achsenmächte zur Unabhängigkeit der genannten Staaten zu werben. Er wollte dort mit dem Reichsaußenminister Ribbentrop, wenn möglich gar mit Hitler, zusammentreffen. Schließlich habe ihn ja auch Mussolini empfangen und von einem Treffen mit Hitler verspreche er sich große Propagandawirkung auf die ganze arabische und darüber hinaus auf die islamische Welt, so der Mufti. Außerdem führte der Mufti von Jerusalem aus, dass er in Rom wie in Berlin ein Büro eröffnen und eine arabische Legion aus arabischen Kriegsgefangenen aufstellen wolle.[138] Die Bedeutung, die die Achsenmächte al-Husseini zumessen wollten, war umstritten. Während der deutsche Botschafter in Rom erklärte, dass die italienische Regierung davor warnte, den Mufti „zu groß werden zu lassen“[139], erklärte der deutsche Botschafter in Madrid in seinen Vorschlägen für ein „Islam-Programm“, dass „die Anwesenheit des Groß-Muftis in Deutschland [...] nicht überschätzt werden könne“[140].

3.3 Exkurs: Stohrers „Islam-Programm“

Der deutsche [141] Botschafter in Spanien, von Stohrer, sah eine „große Bedeutung“ in der Kooperation mit der „islamischen Welt“ für die weitere Kriegsgestaltung, so dass er, um dieser Bedeutung gerecht zu werden, bei einer Visite in der Reichshauptstadt Berlin im November 1941 „Vorschläge für ein Islam-Programm“ vorlegte. Darin formulierte er, dass es „dringend erwünscht“ wäre, ein umfassendes deutsches Islam-Programm zu entwerfen - im Hinblick auf „die allgemeine Einstellung des Dritten Reichs gegenüber dem Islam“ und der „einzelnen Teile der islamischen Welt unter Berücksichtigung der lokalen Interessen dieser Länder“.

Er führte aus, dass die Ausarbeitung eines allgemeinen Programms einer Islam-Politik sowohl eine genaue Kenntnis der islamischen Religion erfordere, als auch deren Einstellung gegenüber dem Abendland, dem Christen- und Judentum. Von Stohrer betont, dass sich die nationalsozialistische Auffassung mit vielen islamischen Grundsätzen überschneide. Im Islam nehme der Führer durch seinen Kampf gegen das Judentum und als Gegner und Sieger über Frankreich und England, die Unterdrücker in islamischen Gebieten seien, „eine hervorragende Stellung“ ein. Außerdem lehne „der Islam – ähnlich wie der Nationalsozialismus – die Vermittlung zwischen Gott und Menschen durch „Geistliche“ im gewissen Sinne [ab], indem er den Scheichs oder Imams nur die Rolle von Lehrern und Richtern, aber nicht von Geistlichen zubilligt.“ Daher forderte von Stohrer „ein auf die Gewinnung der islamischen Welt eingestelltes großzügiges Programm auszuarbeiten“.

Wie schon erwähnt, sah er in der Anwesenheit des Muftis in Deutschland „einen Faktor, dessen Bedeutung nicht überschätzt werden könne“. Dieser Glücksfall müsse „voll und ganz ausgeschöpft werden“, indem z.B. eine weitschauende Propaganda in der islamischen Welt entfaltet werde. Wie dies geschehen solle, erläutert von Stohrer auch: Der Koran enthalte „eine Reihe von Sprüchen (Suren), die von jedem Islam-Kenner mit Leichtigkeit als prophetische Worte, die auf das Erscheinen des Führers hinweisen, ausgedeutet werden können. Wenn der Groß-Mufti sich hinter eine derartige Propaganda stellen würde, könnte man auf größte Erfolge rechnen.“

3.4 Unterredung des Mufti mit Ribbentrop und Hitler

Am 28. November 1941 traf der Mufti mit dem Reichsaußenminister Ribbentrop und später am Tag erstmals mit Adolf Hitler zusammen. An beiden Treffen nahmen auch Grobba und die Dolmetscher Schmidt und Eppler[142] teil.

Gegenüber Ribbentrop betonte der Mufti, dass „die Araber naturgemäß Freunde Deutschlands seien, weil beide gegen drei gemeinsame Feinde im Kampf stünden: die Engländer, die Juden und den Bolschewismus“[143]. Gensicke sieht diese Äußerung als opportunistisch an, da noch im Frühjahr 1941 ein Sekretär des Muftis dem „bolschewistischen Russland“ eine Sympathieerklärung für den arabischen Nationalismus versucht habe abzuringen – allerdings vergeblich.[144]

[...]


[1] Vgl. hierzu Kapitel 1.3.

[2] Dass Islamisten und Rechtsextremisten zum Teil identische Wahnvorstellungen haben, haben die schrecklichen Ereignisse des 11. September 2001 deutlich belegt. Das sich an jenem Tag abspielende Szenario war zumindest teilweise keine ´Erfindung` der islamistischen Attentäter, sondern war schon in den 80er Jahren Gegenstand rechtsextremer Fantasien - welche in der ´Bibel` der amerikanischen extremen Rechten, den ´Turner Diaries`, dargestellt wurden. In diesem, von dem wohl bekanntesten Rechtsextremisten Amerikas und erst kürzlich verstorbenen William Pierce geschriebenen antisemitischen Hetzwerk, schildert der Autor den Untergang New Yorks – des „jüdisch dominierten und verseuchten Zentrums des Weltkapitals“ – und beschreibt, wie „100 Stockwerke der Wolkenkratzer“ in sich zusammenbrechen. Zum Schluss begeht der Held der Geschichte ein Selbstmordattentat. Er lässt sein Flugzeug, welches eine 60-Megatonnen-Bombe an Bord trägt, ins Pentagon stürzen.( Eine deutsche Übersetzung der ´Turner Diaries` ist im Internet unter: http://www.natvan.com/german-turner/ [Stand 21. Juni 2002] abrufbar.) Aber auch schon die Nationalsozialisten wollten „Manhattan in einem Flammenmeer verbrennen lassen [ um den Juden eine Lektion zu erteilen“ (vgl. ´Jochen Thies`: Bomben auf Manhattan, in. DIE ZEIT Nr. 39/2001, S. 18).

Angesichts dieser Überschneidungen und dem zum Teil deutlichen Sympathiebekundungen mit den Flugzeug-Terroristen, da der gemeinsame Feind getroffen worden sei [vgl. Kap. 10], förderte ein gesteigertes Interesse an Wissen über eine mögliche Zusammenarbeit von Rechtsextremisten und Islamisten.

[3] Vgl. Kap. 6.

4 Nach einer Ende Juni 2002 veröffentlichte Studie der Anti-Defamation League (ADL) ist in mehreren europäischen Staaten, insbesondere in Deutschland, ein stark vorhandener Antisemitismus festgestellt worden. Welcher sich besonders im Zuge des Nahostkonflikts verstärkt in antiisraelischen Ressentiments äußere. In den letzten Jahren ist in Deutschland auch eine Zunahme antisemitisch motivierter Gewalttaten registriert worden. (vgl. Presseerklärung zur ADL-Studie, im Internet online unter: http://www.adl.org/PresRele/ASInt_13/4118_13.asp [Stand 1.10.02] und „Zunahme antisemitischer Straftaten in Deutschland“, im Internet online unter: http://www.hagalil.com/archiv/2000/08/antisemitismus.htm [Stand 1.10.02].

[5] Vgl. „Spiegel warnt vor Zusammengehen von Neonazis und Islamisten“, dpa-Meldung ohne Datumsangabe, im Internet online unter: http://www.jgdus.de/paul_spiegel.htm [Stand 12.07.02].

[6] Vgl. ´Burkhard Schröder`: Führer unter sich, in: TIP vom 29.5.96, im Internet online unter: http://www.burks.de/artikel/tip2296.html [Stand 2.7.02].

[7] Vgl. ´Michael Minkenberg`: Die neue radikale Rechte im Vergleich. USA, Frankreich, Deutschland, Wiesbaden 1998, S. 115.

[8] Baumann legt diese Kategorien in seinem Aufsatz „Moderne und Ambivalenz“ dar. Erstmals auf deutsch erschienen in: ´Ulrich Bielefeld` (Hrsg.); Das Eigene und das Fremde : neuer Rassismus in der alten Welt?, Hamburg 1991, S. 23-49.

[9] Michael Minkenberg, a.a.O., S. 115. In diesem Punkt steht Minkenberg im Widerspruch zu der im Kapitel 2.1. dargestellten Rassismusdefinition von Memmi, der im Gegensatz zu Minkenberg nicht die Auffassung vertritt, dass die Differenzierung sich immer auf real vorhandene Kriterien beziehen muss.

[10] Alle folgenden Zitate aus: Michael Minkenberg a.a.O., S. 115-116.

[11] Vgl. ebenda, S. 116f.

[12] Ebenda, S. 117.

[13] Ebenda.

[14] Vgl. ´Wilhelm Heitmeyer`: Ethnisch kulturelle Konfliktdynamiken in gesellschaftlichen Desintegrationsprozessen, in: ´Wilhelm Heitmeyer` / ´Rainer Dollhase` [Hrsg.]: Die bedrängte Toleranz. Ethnisch-kulturelle Konflikte, religiöse Differenzen und die Gefahren politisierter Gewalt . Frankfurt/Main 1996.

[15] Ebenda.

[16] Vgl. Minkenberg, a.a.O, S. 118.

[17] Das empfundene Bedrohungsszenario ist möglicherweise durchaus von tagesaktuellen Ereignissen abhängig. So kann beispielsweise bei der extremen Rechten der Anschlag auf die Synagoge in Djerba, bei dem 18 deutsche Touristen starben, so ein Ereignis sein, welches zu einer „Ethnisierung des Politischen“ führt, während der viel verheerendere Anschlag vom 11.9.01 aufs WTC als Anschlag aufs „verjudete“ New York begrüßt wurde (Zu den antisemitischen Reaktionen der deutschen Rechtsextremen vgl. Kap. 10).

[18] Vgl. ´Dr. Mario von Baratta`: Der Fischer Weltalmanach 2002, Frankfurt/Main 2001.

[19] Vgl. ´Simon Wiesenthal`: Großmufti – Großagent der Achse, Salzburg-Wien 1947.

[20] Vgl. ´Joseph B Schechtmann`: The Mufti and the Fuehrer, New York 1965.

[21] Vgl. ´Heinz Tillmann`: Deutschlands Araberpolitik im Zweiten Weltkrieg, Berlin 1965

[22] Vgl. ´Fritz Grobba`: Männer und Mächte im Orient, Göttingen 1967.

[23] Vgl. ´Phillip Mattar`: The Mufti of Jerusalem, New York 1988.

[24] Vgl. ´Klaus Gensicke`: Der Mufti von Jerusalem, Amin el-Husseini, und die Nationalsozialisten, Frankfurt/Main 1988.

[25] Vgl. beispielsweise: „Hey, Saddam“, in: DER SPIEGEL Nr. 5 1991, S. 97.

[26] Vgl. beispielsweise: „Die deutsche Rechte drückt Saddam Hussein die Daumen“, in: Antifaschistische Nachrichten vom 15.02.1991, S. 8.

[27] Vgl. beispielsweise ´Peter Kratz`: Antisemitismus als Basis treudeutscher Palästina-Solidarität, in: Der Rechte Rand, Nr.12, Mai 91, im Internet online unter: http://home.snafu.de/bifff/ANTISEM.htm [Stand 17.07.02].

[28] Vgl. beispielsweise ´Deborah E Lipstadt`: Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode, Hamburg 1996, S. 52f. und ´Götz Nordbruch`: Holocaustleugnung und Kampf gegen »Normalisierung«, in: Der Rechte Rand September/Oktober 2001, S. 19 - 20.

[29] Vgl. ´Anton Maegerle`/´Heribert Schiedel`: Krude Allianz - Das arabisch-islamistische Bündnis mit deutschen und österreichischen Rechtsextremisten, im Internet auf der Homepage der Dokumentationsstelle österreichischer Widerstand erschienen unter: http://www.doew.at/thema/rechts/allianz.html [Stand 12.8.02]und Rainer Fromm`: Reichskriegsflagge und Halbmond, in Allgemeine Jüdische Wochenzeitung vom 21. Dezember 2000.

[30] Vgl. beispielsweise: ´Eberhard Seidel`: Gesichter des Antisemitismus, in: die tageszeitung vom 9.12.2000, im Internet online unter: http://www.klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2000/12/antisemitismus.htm [Stand 04.06.02].

[31] ´Ursula Birsl`/´Ersen Bucak`/´Can Zeyrek`: Religiöser Fundamentalismus oder politischer Rechtsextremismus? Islamische Organisationen und Aktivitäten in der Bundesrepublik, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Juni 2002, S. 720 – 727.

[32] Vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): „Verfassungsschutzbericht 2001“, Berlin 2002, S. 129.

[33] Vgl. ´Immanuel Geiss`: Geschichte des Rassismus, Frankfurt/Main 1988, S. 38.

[34] Ebenda, S. 16f.

[35] Ebenda, S. 39.

[36] ´Jost Müller`: „Rassismus und die Fallstricke des gewöhnlichen Antirassismus. Diskurs, Formation und Funktion des Rassismus in Ökonomie und Politik“, S. 63, in: Widerspruch, Jg. 21/ Heft 21, S. 59-75.

[37] Vgl. ´George L Mosse`: Rassismus. Ein Krankheitssymptom in der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Königstein/Ts. 1978, S. 9.

[38] Ebenda, S. 10.

[39] Vgl. ´Robert Miles`: „Geschichte des Rassismus“, in Burgmer, Christoph: „Rassismus in der Diskussion“, a.a.O., S. 18ff.

[40] Vgl. ebenda, S. 10.

[41] Vgl. ´Albert Memmi`: Rassismus, Hamburg 1992, S. 165.

[42] Ebenda, S. 164.

[43] Ebenda, S. 167.

[44] ´Max Horkheimer`/ ´Theodor W. Adorno`: Dialektik der Aufklärung, Amsterdam 1947, S. 199.

[45] ´Memmi`, a.a.O., S. 165.

[46] ´Minkenberg`, a.a.O., S. 119, Tabelle 3.1.

[47] ´ Moshe Zimmermann`,: Der neue Antisemitismuskatechismus, im Internet online unter http://antisemitismus.juden-in-europa.de/europa/antisemiten.htm [Stand 3.10.02].

[48] ´Werner Bergmann`: Geschichte des Antisemitismus, München 2002, S. 6.

[49] Dieses Begründungsmuster taucht häufig bei den sogenannten Kurdistan-Solidaritätsgruppen auf, die die kurdische Arbeiterpartei PKK gegen den oft gegen sie erhobenen Vorwurf des Antisemitismus in Schutz nehmen wollen. Aber auch in der sogenannten Palästina-Solidarität wird so argumentiert: Araber seien Semiten und könnten daher keine Antisemiten sein. (Vgl. beispielsweise http://www.muslim-markt.de/Palaestina-Spezial/diverse/verfaelschung/antisemitismus.htm [Stand 25.8.2002]). Eine ähnliche ´Argumentation` findet sich auf der Homepage der NPD-Göttingen: „Da wir uns zum Beispiel mit dem Freiheitskampf des palästinensischen Volkes solidarisch erklären, können wir nicht antisemitisch sein, denn Araber sind auch Semiten. (im Internet online unter http://people.freenet.de/npd/artikel/vorurteil.htm [Stand 2.10.02]).

[50] Vgl. ´Robert Wistrich`: Muslim Anti-Semitism: A Clear and Present Danger, o.O. 2002, im Internet online unter: http://www.ajc.org/upload/pdf/WistrichAntisemitism.pdf [Stand 20.08.02].

[51] Schoeps, Julius H.: Vom Antijudaismus zum Antisemitismus, S. 14 in: Wank, Ulrich (Hrsg.): Der neue alte Rechtsradikalismus, München 1993, S. 11-32.

[52] Ebenda, S. 17.

[53] ´Regesten Aronius`, Nr. 189; zit. nach: ´Leon Poliakov`: Geschichte des Antisemitismus. Teil 1: Von der Antike bis zu den Kreuzzügen, Worms 1979, S. 39.

[54] Vgl. ´Wolfgang Benz`: Antisemitismus, in: ´Burgmer`, a. a. O., S. 80.

[55] ´Schoeps`, a .a .O., S. 17f.

[56] Vgl. dazu auch das Kapitel 2.2.2.

[57] ´Heribert A. Strauss`/ ´Norbert Kampe`: Antisemitismus. Von der Judenfeindschaft zum Holocaust, Frankfurt/Main 1988, S. 15.

[58] ´Schoeps`, a.a.O., S. 18.

[59] Vgl. IDGR-Lexikon: Joseph Arthur Graf von Gobineau, im Internet online unter: http://www.idgr.de/lexikon/bio/g/gobineau/gobineau.html [Stand 30.09.02].

[60] ´Bergmann`, a.a.O., S. 49.

[61] Damit soll nicht behauptet werden, dass Antiimperialismus immer antisemitisch sei, er kann es aber sein, genauso wie Antirassismus antisemitisch sein kann, jedoch es nicht automatisch ist (vgl. dazu auch Kap. 2.2.2).

[62] Vgl. ´Jean Améry`: Der ehrbare Antisemitismus, S. 7ff., in: Hermann L Gremliza [Hrsg.]: Hat Israel noch eine Chance?, Hamburg 2001, S.7-12.

[63] So behauptete die CDU während der sogenannten Spendenaffäre 1998, das gespendete Geld stamme aus dem Vermächtnis verstorbener Juden. Damit bediente die CDU das klassische antisemitische Ressentiment des ´reichen Juden`. Aber auch im Zuge der Entschädigungsforderungen ehemaliger Zwangsarbeiter kam es zu einer Fülle von antisemitischen Unterstellungen. Die Rede des Schriftstellers Martin Walsers anlässlich der Überreichung des Aachener Friedenspreises und der anschließende Streit mit Ignatz Bubis, dem damaligen Vorsitzenden des deutschen Zentralrats der Juden, haben die Möglichkeit, ohne großen Widerspruch antisemitische Ressentiments offen zu verlautbaren, stark erleichtert. Dies hat sich nicht zuletzt im Sommer 2002 in der sogenannten Möllemann-Affäre gezeigt, als der FDP-Vizevorsitzende eines der bekanntesten antisemitischen Klischees bediente, indem er behauptete Juden, (in diesem Fall der israelische Ministerpräsident Sharon und der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Friedmann) seien mitverantwortlich für den wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Bemerkenswert hierbei ist, dass Walser wie Möllemann auf breite Unterstützung im rechtsextremen Lager gestoßen sind. (vgl. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung: Endlich ein normales Volk? Vom rechten Verständnis der Friedenspreis-Rede Martin Walsers – Eine Dokumentation-, Duisburg 1999). Auf einer in Leipzig stattgefundenen Demonstration von Rechtsextremen mit über 2000 Teilnehmern gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ lautete die Parole eines der Fronttransparente „Solidarität mit Jürgen Möllemann!“ (vgl. dazu einen Bericht auf terz.org, im Internet online unter: http://www.terz.org/texte/texte_07_02/fdp.htm [Stand 6.10.02]).

[64] ´Bernhard Lewis`: »Treibt sie ins Meer« Die Geschichte des Antisemitismus, Frankfurt/M –Berlin 1989, S. 140.

[65] Ebenda, S. 207f.

[66] Vgl. ´Rivka Yaldin`: Antisemitismus in der arabischen Welt: Der Fall Ägypten, S. 260, in: ´H. A Strauss`./´W. Bergmann` /´Chr. Hoffmann` (Hrsg.): Der Antisemitismus der Gegenwart, Frankfurt/Main – New York 1990, S. 260-272.

[67] Vgl. ´Robert Wistrich`: Muslim Anti-Semitism: A Clear and Present Danger, a.a.O.

[68] ´Yaldin`, a. a. O., S. 263.

[69] ´Lewis`, a. a. O., S. 219f.

[70] Ebenda, S. 220f.

[71] ´Lewis`, a.a.O., S. 237.

[72] Vgl. ebenda, S. 241ff.

[73] Vgl. auch Kap. 6.1 .

[74] Vgl. ´Fatima Abdallah Mahmud`: Verflucht sind sie in Ewigkeit, in al-Akhbar vom 29. April 2002, im Internet online unter: http://www.memri.de/uebersetzungen_analysen/themen/antisemitismus/as_verfluchung_16_05_02.pdf [Stand 31.08.02].

[75] Vgl. dazu auch das Kap. 3.7.

[76] Vgl. Wistrich, Robert: „Muslim Anti-Semitism: A Clear and Present Danger“, a.a.O.

[77] Ebenda.

[78] Lewis, a. a. O., S. 229f.

[79] ´Emmanuel Sivan`: Islamischer Fundamentalismus und Antisemitismus, S. 89f., in: : ´H. A Strauss`./´W. Bergmann` /´Chr. Hoffmann` (Hrsg.), a.a.O., S. 84 – 98.

[80] Vgl. Lewis a. a. O., S. 229f. .

[81] Lewis, a. a. O., S. 232f. .

[82] Vgl. beispielsweise: „Ein halbes Jahrhundert umsonst gekämpft“, in Neuer Züricher Zeitung vom 27.03.99, im Internet online unter: http://www-x.nzz.ch/format/articles/187.html [Stand 2.10.02].

[83] Lewis, a.a.O., S. 234.

[84] Vgl. ´Gal Ben-Ari`: Die Saat des Hasses. Juden und Israel in den arabischen Medien, Holzgerlingen 2002, S. 24.

[85] Al-Riyadh vom 10. März 2002, zit. nach „The Middle East Media Research Institute (MEMRI)” im Internet online unter: http://www.memri.de/uebersetzungen_analysen/themen/antisemitismus/as_purim_15_03_02.html [Stand 24.8.02].

[86] Stellungnahme al-Sudairis vom 25. März 2002, zit. nach The Middle East Media Research Institute (MEMRI) im Internet online unter: http://www.memri.de/uebersetzungen_analysen/themen/antisemitismus/as_purim_25_03_02.html [Stand 24.8.02].

[87] Ein großes Problem in der arabischen Welt stellt der antizionistische Konsens der Regierenden dar. Diesen Konsens bekam auch der ägyptische Präsident Sadat zu spüren, als er Frieden mit Israel schloss. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags wurde Ägypten aus der arabischen Liga und der Gemeinschaft der arabischen Nationen ausgeschlossen.

[88] Lewis, a. a. O., S. 235.

[89] Ebenda, S. 235.

[90] Der Verfassungsschutz definiert Extremismus folgendermaßen: „Als extremistisch werden solche Bestrebungen bezeichnet, die den demokratischen Verfassungsstaat und seine fundamentalen Werte, seine Normen und Regeln ablehnen und darauf abzielen, die freiheitliche demokratische Grundordnung abzuschaffen und sie durch eine nach den jeweiligen Vorstellungen formierte Ordnung zu ersetzen. Gewalt wird dabei häufig als ein geeignetes Mittel zur Durchsetzung der eigenen Ziele gutgeheißen, propagiert oder sogar praktiziert.[...] Terminologisch ist zwischen dem Begriff "Extremismus" und dem Begriff "Radikalismus" zu unterscheiden, obwohl beide oft synonym gebraucht werden. Radikal ist eine Bestrebung, die gesellschaftliche Probleme und Konflikte bereits "von der Wurzel (lat. radix) her" anpacken will, nicht jedoch den demokratischen Verfassungsstaat ganz oder teilweise zu beseitigen beabsichtigt.“ Vgl Internetseite des Bundesministerium des Inneren, im Internet online unter: http://www.bmi.bund.de/services/lexikon/lexikon.jsp?key=E&hit=Extremismus&nodeID=null [Stand 31.8.02].

[91] Vgl. Minkenberg, a.a.O., S. 33.

[92] Ebenda, S. 34.

[93] Vgl. Ebenda..

[94] ´Hans-Gerd Jaschke`: Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Begriffe., Positionen, Praxisfelder, 2. Aufl., Wiesbaden 2001, S. 29.

[95] Vgl. ´Willibald I. Holzer`: Rechtsextremismus – Konturen, Definitionsmerkmale und Erklärungsansätze., in: Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus, Wien 1994, S. 12 – 96.

[96] Vgl. ebenda, S. 34f..

[97] Ebenda, S. 35ff.

[98] Ebenda, S. 53ff.

[99] Ebenda , S. 55ff.

[99] Ebenda, S. 64ff.

[100] Ebenda, S. 64ff.

[101] Vgl. ´Heinz Halm`: Der Islam: Geschichte und Gegenwart, München 2001, S.84 – 87. Heinz Halm ist Professor für islamische Geschichte an der Universität Tübingen.

[102] Vgl. ebenda, S.84.

[103] Vgl. ebenda, S. 85.

[104] Vgl. ebenda.

[105] Ebenda, S. 86.

[106] Ebenda.

[107] Vgl. ebenda.

[108] In einigen Quellen wird anstatt al-Husseini, el-Husseini geschrieben. Im Folgenden wird die am häufigsten auftauchende Schreibweise al-Husseini verwandt.

[109] Vgl. ´Gensicke`: a.a.O., S. 25.

[110] PA: Pol. Abt. III, Politik 2-Palästina, Bd. 1. DGK/Jerusalem an AA/Berlin, Telegramm Nr. 5, 31.3.1933, zit. n. ´Gensicke`, a.a.O., S. 45f.

[111] Am 2. November 1917 gab der britische Außenminister Balfour im Namen seiner Regierung eine Sympathieerklärung für zionistische Bestrebungen in Palästina ab. Die britische Regierung versprach in der Erklärung ihr Bestes zu tun, um die Errichtung einer „nationalen Heimstätte“ für Juden zu erleichtern. (Vgl. Mejcher, Helmut / Schölch, Alexander [Hrsg.]: Die Palästina-Frage 1917 – 1948, Paderborn 1981, S. 11.

[112] Das Haavara-Abkommen war ein 1933 zwischen dem nationalsozialistischen Reichswirtschaftsministerium, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) und der Anglo-Palastine Bank geschlossenes Transfer-Abkommen (Haavara ist das hebräische Wort für Transfer). Es ermöglichte jüdischen Einwandern oder Investoren, Kapital aus Deutschland in Form von Waren nach Palästina zu exportieren, und erleichterte die jüdische Auswanderung aus Deutschland. Die Nationalsozialisten befürworteten vor allem aus zwei Gründen das Haavara-Abkommen: Einerseits beschleunigte es die Auswanderung von Juden und anderseits war es als Maßnahme zu werten, den weltweiten Boykott Deutschlands durch Juden zu überwinden. Nach der Machtübernahme Hitlers hatten jüdische Gruppen weltweit einen Wirtschaftsboykott gegenüber deutschen Waren organisiert, um damit gegen die antisemitische Politik der Nationalsozialisten zu demonstrieren (vgl. Haavara-Abkommen, in: Gutman, Israel: Enzyklopädie des Holocaust. Band II, München 1998, S. 589f.).

Das Haavara-Abkommen gilt in rechtsextremen Kreisen teilweise als Beleg für die abwegige These, dass Adolf Hitler der wahre Begründer Israels sei. (vgl. Kardel, Henne>

[113] ´Gensicke`, a. a. O., S. 48.

[114] Ebenda, S. 48.

[115] Vgl. `Gensicke`, a.a.O., S. 56.

[116] ´Gensicke`, a. a. O. S. 47.

[117] Aufzeichnung des Legationssekretärs Schlobies (Pol. Abt.) 10.1.1939, ADAP, Serie D, Bd. V, Nr. 588, S. 671f., zit. nach ´Gensicke`, a.a.O. S. 56.

[118] Vgl. ´Grobba`, a.a.O., S. 192f. und ´Mattar`, a.a.O., S. 88.

[119] Vgl. ´Schechtmann`, a.a.O., S. 100.

[120] Vgl. ´Grobba`, a.a.O., S. 193.

[121] Vgl. ´Mattar`, a.a.O., S. 91.

[122] Vgl. ´Schechtmann` a.a.O., S. 102; ´Gensicke` a.a.O.,S.58 und ´Mattar` a.a.O., S. 94.

[123] Vgl. ´Gensicke`, a.a.O., S.59.

[124] Vgl. ´Schechtmann`, a.a.O., S. 103f.

[125] Vgl. ´Grobba`, a.a.O., S. 195.

[126] Vgl. ´Mattar`, a.a.O., S. 93.

[127] Vgl. ´Grobba`, a.a.O., S. 199.

[128] Ebenda.

[129] Vgl. ebenda, S. 200.

[130] ´Gensicke`, a.a.O., S. 64f.

[131] Damit reagierte von Weizäcker auf Bedenken aus den eigenen Reihen, dass die Araber als ´Semiten` ebenso wenig in der Lage seien einen Staat zu regieren, wie es die ´Juden` seien (vgl. ´Gensicke`, a.a.O., S. 84).

[132] PA AA, Handakte Ettel 5, 11.3.1941, zit. nach ´Gensicke`, a.a.O., S.67.

[133] Vgl. ´Schechtmann`, a. a. O., S. 107.

[134] Vgl. Mattar, a. a. O., S. 94f. und Schechtmann, a.a.O., S. 114ff.

[135] Dass das Umfeld des Muftis zum Teil bereit war, den jihad gegen all diejenigen auszurufen, die ihrem Traum von einem unabhängigen Palästina entgegenstanden, belegt folgende Notiz: „In der Zeit als die Armeen der Achse auf dem Höhepunkt ihrer Erfolge waren und die Alliierten dringend auf arabische Hilfe angewiesen waren, fragte der pro-britische Nuri Said Pasha, damaliger irakischer Außenminister, Dr. Kadri (damals Leibarzt des irakischen Königs König Feysal I), ob dieser dem Mufti einen Vorschlag über einen „deal“ unterbreiten könne. Die Briten würden das palästinensische Mandat abschaffen, die jüdische Immigration stoppen, die komplette Unabhängigkeit Palästinas bekannt geben, eine arabische Regierung einsetzen und im Austausch würden „die Araber Palästinas mit dem Großmufti als ihrem Kopf die Allierten im Krieg gegen die Achse unterstützen.“ Dr. Kadri hatte ein „vorbereitendes Gespräch“ zu diesem Thema mit Amin Bey AL-Faurmini, „einem Mitglied aus dem engsten Umfeld des Mufti“. Sie einigten sich auf einen Text für ein Statement in welchem der Mufti, falls die britische Regierung die oben aufgezählten Bedingungen akzeptieren würde, folgendes bestätigen sollte: sowohl „ich als auch das „Arab Higher Committee“ und die arabische Bevölkerung Palästinas werden uns nicht darauf beschränken die Alliierten im momentanen Krieg zu unterstützen. Wir sind bereit, als einen Preis für die Unabhängigkeit unseres Landes und unsere Freiheit, den Heiligen Krieg (jihad) gegen die Achsenmächte zu erklären.“ Der Text wurde an Nuri Said Pasha weitergeleitet. Anscheinend wurden keine weiteren Schritte unternommen (Middle East Opinion, Cairo, November 11, 1946). Vgl. Schechtmann a.a.O., S. 110 (Fußnote). Reaktionen des Mufti auf diese Erklärung sind nicht bekannt.

[136] Vgl. ´Gensicke`, a. a. O., S. 71 und ´Schechtmann`, a.a.O., S. 110f.

[137] Vgl. ´Robert Wistrich`: Der antisemitische Wahn, Ismaning 1987, S. 308.

[138] Vgl. ´Grobba`, a. a. O., S. 249ff.

[139] Ebenda, S. 255.

[140] Aufzeichnung v. Stohrer: Vorschläge für ein „Islam-Programm“ (18. November 1941), zit. nach, ´Bernd Phillipp Schröder`: Deutschland und der Mittlere Osten im Zweiten Weltkrieg, Göttingen 1975, S. 283.

141 Alle folgenden Zitate aus der Aufzeichnung v. Stohrer: Vorschläge für ein „Islam-Programm“ (18. November 1941), Pol. Arch. StS Ägypten 1, zit. nach Schröder, a.a.O., S. 283f.

[142] „Eppler wurde in Alexandria als Kind deutscher Eltern geboren und auch als solches beim deutschen Konsulat registriert. Nach dem Tod des Vaters heiratete die Mutter einen moslemischen Anwalt aus Ägypten, Saleh Gâaffer, welcher ihn adoptierte, und er konvertierte unter dem Namen Hussein zum Islam. Er lernte arabisch von seinem Kindermädchen und deutsch von seiner Mutter. 1935 besuchte er Mekka. Im Jahre 1938 entdeckte er während eines Aufenthaltes in Rom seine „Treue zum Deutschtum“ wieder und stellte sich in die Dienste der Nazis. 1939 kam er in Berlin an, mit einem deutschen Pass unter dem Namen seines Vaters John Eppler.“ Leonard Mosley, The cat and the mice, London 1958; zit. nach Schechtmann a.a.O., S. 122, Fußnote.

[143] ADAP, Serie D, Bd. XIII, Nr. 514, S. 714 f., zit. nach ´Gensicke`, a.a.O., S. 82.

[144] Vgl. ´Gensicke`, a.a.O., S. 82.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832468651
ISBN (Paperback)
9783838668659
DOI
10.3239/9783832468651
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hamburg – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (Juni)
Note
2,0
Schlagworte
dienstleistungsmarketing kommunikationspolitik marktforschung werbung dienstleistungsqualität
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Titel: Marketing für den ÖPNV
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