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Strategien zur Reduktion von Zinsänderungsrisiken bei festverzinslichen Wertpapieren

©2017 Bachelorarbeit 40 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit soll Strategien darlegen, wie es für festverzinsliche Wertpapierportfolios möglich ist, sich gegen Marktzinsänderungen zu schützen. Zunächst wird auf die Begriffsabgrenzung sowie die Bewertung von festverzinslichen Wertpapieren eingegangen. Im folgenden Kapitel werden explizit Risikokennzahlen wie Duration und Konvexität erläutert. Darauf aufbauend, werden Methoden zur Portfolioimmunisierung anhand von Beispielen illustriert. Als praktische Anwender dieser Strategien gelten vor allem Banken und Versicherungen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 32
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 33
TABELLENVERZEICHNIS 34
LITERATURVERZEICHNIS 35

1. Einleitung
Festverzinsliche Anleihen stellen für Banken, Versicherungen und
Kapitalanlagegesellschaften eine wichtige Anlageform dar. Festverzinsliche
Wertpapiere waren stets als sichere Anlage zu sehen, da zumal die Zinssätze, mit
denen sie bewertet wurden, über Jahre hinweg stabil waren. Zunehmende
Globalisierung der Finanzmärkte und stärker schwankende Zinsen führten dazu, dass
das Management von Risiken festverzinslicher Wertpapiere an Bedeutung gewonnen
hat. Insbesondere das Management von Zinsänderungsrisiken hat an Bedeutung
gewonnen.
1
Im zweiten Kapitel dieser Arbeit folgt ein überblicksmäßiger Ausschnitt zur
Begriffsabgrenzung, Bewertung, Risiken, sowie Arten von Anleihen. Darauf aufbauend
wird im dritten Kapitel explizit auf das Zinsänderungsrisiko, sowie dessen
Risikokennzahlen eingegangen. Im vierten Kapitel und Hauptteil der Arbeit werden
Strategien zur Absicherung des Zinsänderungsrisikos bei festverzinslichen
Wertpapieren dargelegt. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und einem
Überblick der einzelnen Strategien.
1.1 Problemstellung
Die derzeitige Niedrigzinspolitik beschäftigt einige Finanzanalysten und Investoren mit
der Frage: "Was passiert wenn der Zins steigt"? Denn der Leitzins hat einen
wesentlichen Einfluss auf Renditen von Anlagearten, insbesondere festverzinsliche
Anleihen.
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Der Kurs einer festverzinslichen Anleihe bewegt sich grundsätzlich in die
entgegengesetzte Richtung einer Zinsänderung: Fällt der Zins, steigt der Anleihekurs
und umgekehrt. Dieses Risiko wird als Zinsänderungsrisiko oder auch als Marktrisiko
bezeichnet. Das meist verwendete Risikomaß dafür ist die Duration.
3
Will sich der Investor gegen dieses Risiko schützen oder dies zumindest verringern, so
ist es notwendig, sich mithilfe von Strategien gegen Zinsänderungen abzusichern oder
genauer gesagt zu immunisieren.
4
1 Vgl. Uhlir & Steiner, 1983, S. 632ff.
2 Vgl. Parrish, 2016, Internetadresse: http://www.forbes.com/sites/steveparrish/2013/08/20/what-
happens-if-interest-rates-go-up/#f55a4d82c35e, Stand vom 16.09.2016.
3 Vgl. Dattatreya & Fabozzi, 2005, S. 22.
4 Vgl. Choudhry, 2003, S. 955.
1

In der Praxis hat dies vor allem bei Finanzdienstleitungsunternehmen, wie Banken und
Versicherungen einen hohen Stellenwert.
5
Thema dieser Bachelorarbeit sind die Besonderheiten betreffend den Schutz von
Zinsänderungen für festverzinsliche Wertpapiere.
1.2 Zielsetzung und zentrale Fragestellung
Den Umstand aufgreifend, dass Zinsänderungen laufend stattfinden können und diese
zu einem Kapitalverlust für Anleihebesitzer führen können, ist es notwendig sich gegen
dieses Risiko zu schützen. Ziel der Arbeit ist es daher, Möglichkeiten und Strategien
anzuführen, die Investoren haben, um ihr festverzinsliches Wertpapierportfolio zu
immunisieren.
Zentral wird dafür durch die vorliegende Arbeit folgende Fragestellung beantwortet:
Mithilfe welcher Strategien können sich Investoren gegen das Zinsänderungsrisiko
eines festverzinslichen Wertpapierportfolios schützen?
1.3 Aufbau der Arbeit und Methodisches Vorgehen
Um eine vollständige, literaturbasierte Beantwortung der zentralen Frage zu
gewährleisten, wird auf Fachliteratur über Anleihebewertung, Portfoliomanagement
und Risikomanagement von Wertpapieren zurückgegriffen.
Zu Beginn werden allgemeine Begriffserklärungen über festverzinsliche Wertpapiere,
sowie deren Arten, Bewertung und Risiken aufgezeigt. Im dritten Kapitel wird das
Zinsänderungsrisiko, sowie die Risikomaße Duration und Konvexität detailliert
behandelt. Um einen Bezug zur Praxis herzustellen, werden hierfür Beispiele
gerechnet. Das vierte Kapitel beinhaltet den Kernteil der Arbeit - die
Portfolioimmunisierung. Dieses gliedert sich in Prämisse, Strategien zur
Immunisierung, sowie Anwender solcher Strategien. Abgeschlossen wird die Arbeit
durch einen Überblick der Immunisierungsstrategien, sowie einer Zusammenfassung
der oben genannten Inhalte.
5 Vgl. Eling & Parnitzke, 2005, S. 323ff.
2

2. Anleihen
Da Anleihen, explizit festverzinsliche Wertpapiere, eine zentrale Rolle in dieser Arbeit
darstellen, wird diesen ein eigenes Kapital gewidmet. Zunächst wird auf die Begriffser-
klärung beziehungsweise Begriffsabgrenzung eingegangen. Darauffolgend werden
gängige Anleihearten dargelegt, sowie auf die Bewertung von Kuponanleihen einge-
gangen. Abschließend folgt ein Überblick der Risiken.
2.1 Begriffsabgrenzung
Eine Anleihe (englisch Bond) zählt zu den klassischen Mitteln der Fremdkapitalbeschaf-
fung. Dabei verpflichtet sich der Anleiheausgeber, beispielsweise ein Staat oder ein
Unternehmen, dem Anleihenehmer einen einmalig geliehenen Nennwert zuzüglich Zin-
sen nach der vereinbarten Periode zurückzuzahlen.
6
Die festverzinslichen Anleihen, bei denen der Emittent in regelmäßigen Abständen ei-
nen im Voraus fest vereinbarten Zinssatz auszahlt, weisen den dominierenden Anteil
der international gehandelten Anleihen aus.
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In dieser Arbeit sind ausschließlich Anleihen mit fixer Verzinsung, auch Straight Bonds
genannt, von Bedeutung.
2.2 Arten
Eine Anleihe wird entweder als Kupon- oder als Null-Kupon-Anleihe (englisch Zero-
bond) begeben. Letztere enthält keine laufenden Zinsausschüttungen, jedoch leistet
der Emittent am Ende der Laufzeit eine einzige Zahlung, die sämtliche Zinsen, als
auch die Tilgung enthält.
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Schuldverschreibungen, bei denen der Inhaber berechtigt ist, junge Aktien oder An-
leihen von dem Emittenten zu vorher festgelegten Bedingungen zu beziehen, werden
auch Optionsanleihen genannt.
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6 Vgl. Martellini, Priaulet & Priaulet, 2003, S. 4.
7 Vgl. Steiner, Bruns & Stöckl, 2012, S. 136.
8 Vgl. Beike & Schlütz, 2015, S. 275.
9 Vgl. Steiner, Bruns & Stöckl, 2012, S. 137.
3

Wandelanleihen, auch Convertible Bonds genannt, bewilligen dem Inhaber der Anleihe
in Aktien des Emittenten zu tauschen.
10
Anleihen mit variabler Verzinsung, auch Floater genannt, spielen in Bereichen der Fi-
nanzinnovation eine wesentliche Rolle. Dabei wird der zu zahlende Zins von einem
Referenzzinssatz abhängig gemacht. Der LIBOR und der EURIBOR zählen zu den ge-
läufigsten Referenzzinssätzen.
11
Wie schon erwähnt, sind in dieser Bachelorarbeit nur Kuponanleihen mit einer fixen
Verzinsung von Bedeutung. Diese wiederspiegeln die einfachste Form der Anleihen,
denn es wird lediglich ein fixer Zinssatz im Vorhinein vereinbart wird und diese Kupon-
zahlungen werden in regelmäßigen Abständen an den Anleihenehmer bis zum Ende
der Laufzeit bezahlt.
12
Wird in den folgenden Kapiteln von einer Anleihe gesprochen, so ist diese stets als
eine Kuponanleihe mit fixer Verzinsung in Verbindung zu bringen. Auf die Bewertung
dieser Anleiheart wird im folgenden Abschnitt eingegangen.
2.3 Bewertung
Für die Bewertung von Anleihen gelten die gleichen Grundsätze wie für die Bewertung
von anderen Vermögensgütern. Dabei spielt das Gesetz des einheitlichen Preises, das
besagt dass, ökonomisch identische Güter den gleichen Preis aufweisen müssen, eine
zentrale Rolle.
13
Das bekannteste Verfahren um den Anleihekurs zu bestimmen, ist die Barwertmetho-
de. Den Barwert erhält man, indem die zukünftigen Zahlungen, also die zukünftigen
Kuponzahlungen, auf den Betrachtungszeitpunkt abgezinst werden. Dies soll anhand
eines Beispiels verdeutlicht werden.
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10 Vgl. Steiner, Bruns & Stöckl, 2012, S. 137.
11 Vgl. Steiner, Bruns & Stöckl, 2012, S. 138.
12 Vgl. Beike & Schlütz, 2015, S. 278.
13 Vgl. Steiner, Bruns & Stöckl, 2012, S. 140.
14 Vgl. Beike & Schlütz, 2015, S. 337.
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Beispiel 2.1
Gegeben sei eine Anleihe mit einer Restlaufzeit von 3 Jahren, einen Nominalbetrag
von EUR 100.000, sowie einem Kupon von 6% jährlich. Der Marktzins liegt bei 5%.
Dabei ergibt sich folgender Cashflow Stream:
15
Um nun alle zukünftigen Zahlungen abzuzinsen, bedienen wir uns folgender Formel:
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Dabei erhalten wir einen Barwert, auch Present Value genannt, von EUR 102.723,26.
Wird nun der Barwert zum Nominalwert ins Verhältnis gesetzt, ergibt sich ein Kurs von
102,72%. Dies ist der rechnerische Kurs, der grundsätzlich auch die Stückzinsen bein-
haltet.
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Um nun Anleihen besser miteinander zu vergleichen zu können, ist es durchaus von
Vorteil sich die Rendite (englisch Yield-to-Maturity) zu berechnen. Das bedeutet, wir
benötigen den Zins, mit dem die zukünftigen Anleihezahlungen abgezinst werden
müssen, damit wir den aktuellen Börsenkurs erhalten. Grundsätzlich wird bei der Be-
rechnung des Effektivzinses auf die Formel des PV zurückgegriffen. Allerdings ergibt
15 Vgl. Beike & Schlütz, 2015, S. 337.
16 Vgl. Steiner, Bruns & Stöckl, 2012, S. 141.
17 Vgl. Beike & Schlütz, 2015, S. 340.
Abbildung 1: Cashflows einer Anleihe
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Beike & Schlütz,
2015, S. 337.
5

sich bei der Auflösung der Effektivzinsformel nach i eine Schwierigkeit, denn im Be-
rechnungsprozess tauchen Polynome höheren Grades auf.
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Um die Rendite der oben gegebenen Anleihe zu kontrollieren, kann die Berechnung
mit einer Tabellenkalkulation erfolgen. Dabei verwenden wir die Microsoft Excel Formel
IKV (Interne-Kapitalverzinsungs-Funktion) und wählen die Cashflows der Anleihe aus.
Wie in der Abbildung 2 dargestellt, erhalten wir richtigerweise als Rendite 5%.
2.4 Risiken
Keine Rendite ohne Risiko. Da hierfür auch die festverzinslichen Wertpapiere keine
Ausnahme darstellen, werden in diesem Kapitel die zentralen Risiken dargestellt.
Unter dem Zinsänderungsrisiko, auch Marktrisiko genannt, versteht man das Risiko,
dass sich das Marktzinsniveau ändert. Dieses lässt sich in Kurs- und Wiederanlagerisi-
ko unterteilen. Das Kursrisiko besagt, dass sich der Preis der Anleihe grundsätzlich in
die entgegengesetzte Richtung der Zinsänderung bewegt. Steigt (Fällt) der Zins, so
wird der Preis des festverzinslichen Wertpapiers fallen (steigen). Eine Kennzahl, um
dieses Risiko zu messen, ist die Duration.
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Auf diese wird im dritten Kapitel noch im
Detail eingegangen.
Cashflows, die aus den festverzinslichen Wertpapieren generiert werden, werden
grundsätzlich wieder reinvestiert. Das zusätzliche Einkommen einer derartigen Rein-
vestition ist von dem jeweiligen Marktzins abhängig. Sinkt der Marktzins, können die
zwischenzeitlichen Cashflows geringer verzinst werden. Die Gefahr, zu einem geringe-
ren Marktzins zu reinvestieren, wird als Wiederanlagerisiko bezeichnet.
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Daraus lässt
18 Vgl. Steiner, Bruns & Stöckl, 2012, S. 144.
19 Vgl. Dattatreya & Fabozzi, 2005, S. 22.
20 Vgl. Dattatreya & Fabozzi, 2005, S. 23.
Abbildung 2: Renditeberechnung mit einer Tabellenkalkulation
Quelle: eigene Darstellung
6

sich schließen, dass das Wiederanlagerisiko und das Kursrisiko gegensätzlich wirken.
Diese Art von Risiko und der Umgang mit diesen stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit.
Ein weiteres Risiko ist das Ausfallrisiko, oder auch Default Risk genannt. Dies entsteht,
wenn der Anleiheaussteller in Zahlungsverzug gerät oder zahlungsunfähig wird.
21
Weitere Risiken, auf welche nicht detailliert eingegangen wird, sind unter anderem
Timing Risk, Liquidity Risk, Maturity Risk, Inflation Risk, Exchange Risk, etc.
22
21 Vgl. Dattatreya & Fabozzi, 2005, S. 24.
22 Vgl. Dattatreya & Fabozzi, 2005, S. 24ff.
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3.Zinsänderungsrisiko
Da das Kurs-, sowie das Wiederanlagerisiko für diese Arbeit maßgeblich sind, sollen
diese gegenläufigen Risiken anhand eines Beispiels näher illustriert werden.
Beispiel 3.1
Angenommen, ein Investor kauft mit einem Anlagehorizont von 3,5 Jahren eine 10
jährige Anleihe mit einem jährlichen Kupon von 10%. Der Rücknahmekurs beträgt
100%. Außerdem beträgt der Marktzins 10% bei einer flachen Zinsstrukturkurve.
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Finden keine Zinsänderungen statt, so ist der Investor daher in der Lage die bereits
erhaltenen Kupons zu je 10% zu reinvestieren. Dabei erreichen die reinvestierten Ku-
pons des Investors einen Wert von EUR 347,16 nach 3,5 Jahren, bestehend aus EUR
300 Kuponzahlungen und EUR 47,16 Zinseszins. Zusätzlich kann der Investor die An-
leihe (mit einer Restlaufzeit von 6,5 Jahren) zu einem Preis von EUR 1.048,81 verkau-
fen. Den Preis berechnet man, wie bereits im ersten Kapitel erwähnt, durch die Abzin-
sung der zukünftigen Cashflows. Da die Anleihe nicht exakt am Tag der Kuponzahlung
verkauft wird, ist es nötig, auf das vierte Jahr abzuzinsen und die Stückzinsen zu ad-
dieren.
24
Addiert man nun den Verkaufspreis mit dem Wert der reinvestierten Kupons erhält
man einen Endwert von EUR 1.395,97.
Da keine Zinsänderungen stattgefunden haben, muss der Investor eine Rendite von
10 % erhalten.
25
23 Vgl. Johnson, 2010, S. 162.
24 Vgl. Johnson, 2010, S. 163.
25 Vgl. Johnson, 2010, S. 163.
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Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783961161362
ISBN (Paperback)
9783961166367
Dateigröße
900 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Wiener Neustadt – Finanzwissenschaften
Erscheinungsdatum
2017 (Juni)
Note
2,0
Schlagworte
Portfoliomanagement Zinsänderungsrisiko Duration Immunisierung
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