Ansätze zur Förderung der Akzeptanz von Paid Content Angeboten in Onlineausgaben von Printmedien
©2017
Bachelorarbeit
80 Seiten
Zusammenfassung
Mit der Entstehung und Entwicklung des Internets entstand auch das Thema des digitalen Wandels und somit der Digitalisierung von Medien. Digitalisierung bedeutet u.a. die Verlagerung des Medienkonsums ins Internet. Digitale Produkte wie journalistische Inhalte von Zeitungen und Zeitschriften uvm. können über das Internet abgerufen werden. Für die Verlage von Printmedien bedeutet diese Entwicklung neben vielen Chancen auch seit Jahren sinkende Reichweiten ihrer Printauflagen und somit schrumpfende Umsätze aus den Vertriebserlösen. Aus dieser Situation heraus entsteht unter anderen Erlösmodellen das Modell des „Paid Contents“, zu Deutsch das Modell der bezahlten Inhalte im Internet.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2.4.7
Technology Acceptance Model ... 31
3
Ansätze zur Förderung der Akzeptanz von Paid Content Angeboten ... 32
3.1
Barrieren der Akzeptanz von Paid Content Angeboten ... 32
3.1.1
Qualität der Inhalte ... 34
3.1.2
Preisgestaltung ... 36
3.1.3
Zahlungsmodalitäten ... 37
3.1.4
Exkurs ,,Mentalitätsbarriere" in Deutschland ... 42
3.2
Praxisbeispiele ... 42
3.2.1
Bild Zeitung... 43
3.2.2
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ... 44
3.2.3
Publikumszeitschrift Spiegel ... 46
3.2.4
Programm- und Publikumszeitschrift Hörzu ... 47
3.2.5
Publikumszeitschrift Bunte ... 47
3.2.6
Zusammenfassung der Erkenntnisse aus der Praxis-
Recherche ... 48
4
Handlungsempfehlungen... 50
5
Fazit und kritische Würdigung ... 53
5.1
Fazit ... 53
5.2
Kritische Würdigung ... 54
6
Weiterer Forschungsbedarf und Ausblick ... 56
6.1
Weiterer Forschungsbedarf ... 56
6.2
Ausblick ... 57
Anhang ...
Literaturverzeichnis ... ............
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht Zeitungsgattungen in Deutschland ... 8
Tabelle 2: Top 5 der auflagenstärksten überregionalen deutschen Tageszeitungen
... 10
Tabelle 3: Top 5 der auflagenstärksten deutschen Wochen- und
Sonntagszeitungen ... 10
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Top 10 der umsatzstärksten Publikumszeitschriften in Deutschland im
1. Halbjahr 2016 (in Millionen Euro) ... 15
Abbildung 2: Ausgabebereitschaft für Printmedien 2014/2015 ... 17
Abbildung 3: Durchschnittliche Ausgaben für kostenpflichtige Online-Angebote der
Printmedien in Deutschland im Jahr 2015 und im Jahr 2017 (in
Euro) ... 19
Abbildung 4: Benutzertypen entsprechend der Verhaltens- und
Einstellungsakzeptanz ... 23
Abbildung 5: Akzeptanzprozess ... 28
Abbildung 6: Gründe für die Nicht-Nutzung kostenpflichtiger journalistischer Online-
Inhalte 2016 ... 33
Abbildung 7: Genutzte Zahlungsmethoden für digitale Inhalte ... 41
Abbildung 8: Aktuelle Situation der Printmedienbranche... 53
Abkürzungsverzeichnis
Abo
Abonnement
App
Applikation
BDZV
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V.
FAZ
SZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Süddeutsche Zeitung
USA
United States of America (dt. Vereinigte Staaten von Amerika)
VDZ
Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
W&V
Werben und Verkaufen (Eigenname einer Zeitschrift)
ZMG
Zeitungs Marketing Gesellschaft
1 Einleitung
,,Das Medienhaus der Zukunft wird nur dann überlebensfähig sein, wenn es
mit neuen Geschäfts- und Erlösmodellen antritt. Der Printbereich bleibt
weiterhin der größte Umsatzträger, doch die Verlage müssen jetzt ihre
Online-Aktivitäten ausbauen"
(Alexander von Reibnitz, Geschäftsführer Print und Digitale Medien, Verband Deut-
scher Zeitschriftenverleger (VDZ))
,,Die Leute sind bereit, für Qualitätsinhalte zu zahlen. Es hat nur noch keiner
ernsthaft versucht."
(Rupert Murdoch, CEO News Corp.)
1.1 Relevanz des Themas
Mit der Entstehung und Entwicklung des Internets entstand auch das Thema des
digitalen Wandels und somit der Digitalisierung von Medien.
1
Neben vielen anderen
Bedeutungen für betroffene Bereiche bedeutet Digitalisierung also ebenfalls die
Verlagerung der Medien und somit des Medienkonsums ins Internet.
2
Für Konsu-
menten bedeutet dies heute, dass sie ihre Konsumbedürfnisse an jedem Ort inner-
halb kürzester Zeit befriedigen können. Digitale Produkte, wie journalistische
Inhalte von Zeitungen und Zeitschriften oder andere wie Filme und Musik, können
innerhalb von Sekunden über das Internet abgerufen werden. Handelt es sich um
ein physisches Produkt, wird der Einkauf dem Konsumenten bis vor die Haustür
gebracht, sodass dieser um seine Versorgung sicher zu stellen, nicht einmal das
Haus verlassen muss.
Für die Verlage von Printmedien bedeutet diese Entwicklung neben vielen neuen
Chancen auch eine seit Jahren sinkende Reichweite ihrer Printauflagen und somit
1
Vgl. Böxler (2012), S. 1.
2
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2016)
1
schrumpfende Umsätze aus den Vertriebserlösen.
3
Aus dieser Situation heraus
entsteht unter anderen Erlösmodellen, das Modell des ,,Paid Contents", zu Deutsch
das Modell der bezahlten Inhalte im Internet.
Die Annahme, dass Paid Content Modelle Zukunft haben, wird bereits von ersten
Studien unterstützt, die eine zunehmende Verschiebung des Konsums journalisti-
scher Inhalte ins Internet belegen. So soll z.B. das jährliche Umsatzwachstum für
den Bereich E-Magazines und E-Papers laut Prognosen bei ca. 25 Prozent liegen.
4
Zudem verbringen Internetnutzer heute bereits 36,7 Prozent der Zeit, die sie im
Internet surfen, auf Webseiten von Zeitungen und Zeitschriften.
5
Ein Hindernis auf
dem Weg zum Erfolg der Paid Content Modelle ist die noch zu geringe Zahlungs-
bereitschaft der Nutzer für journalistische Inhalte im Internet. Die Horizont, eine
Zeitung für Marketing, Werbung und Medien, berichtet, dass 97 Prozent der Deut-
schen keine kostenpflichtigen Angebote von Printmedien im Internet nutzen. Ein
Grund dafür sind die vielen kostenfreien Alternativen. Ein weiterer Nebeneffekt die-
ser zahlreichen kostenfreien Alternativen ist, dass auch die Zahlungsbereitschaft
für die journalistischen Printprodukte sinkt.
6
Ein Ausgleich der Einbußen der Print-
auflage mit Verkaufserlösen aus dem Onlinebereich, liegt also noch in weiter Fer-
ne.
In einer Studie des Medienunternehmens SevenOneMedia, gab jeder zweite der
Befragten an, dass er damit rechne, dass Printmedien an Relevanz verlieren wer-
den. Sie seien einfach zu gut im Internet abbildbar, als dass sie ihren Bestand wei-
ter halten könnten. Hinzu kommt der Vorteil der Schnelligkeit des Internets, was
besonders Printmedien anfällig für eine Substitution macht. Der Schnelligkeitsas-
pekt ist gerade für Tageszeitungen ein absolut entscheidender Faktor, da die Quali-
tät von Nachrichten, die den Hauptbestandteil einer Zeitung ausmachen, sich
dadurch auszeichnen, dass sie aktuell sind. Konsumenten wollen sofort informiert
3
Vgl. Statista (2016e); Statista (2016f)
4
Vgl. Hein (2016a)
5
Vgl. SevenOne Media (2012), S. 3 ff.
6
Vgl. Scharrer (2015)
2
werden, wenn es eine spannende Nachricht gibt und eben nicht erst am darauffol-
genden Tag. Die Schnelligkeit des Internets scheint hierfür geradezu prädestiniert.
7
Verlage von Printmedien sollten diese Entwicklung als Chance für ihre Onlinepro-
dukte sehen und daher Erlösmodelle wie Paid Content weiterentwickeln und för-
dern.
Neben der Problematik der sinkenden Verkaufserlöse, haben Verleger von Print-
medien auch mit ihrer sinkenden Attraktivität für Werbetreibende zu kämpfen. Aus
der sinkenden Reichweite der Printauflage folgen also nicht nur die direkten Einbu-
ßen bei den Verkaufserlösen, sondern auch indirekte wie die Einnahmen durch den
Verkauf von Werbeanzeigeplätzen.
8
Als kurzfristigen Ausgleich der sinkenden Einnahmen aus Verkauf und Werbung
reagieren viele Verlage vorerst mit einer Erhöhung der Verkaufspreise. Nur eines
von vielen Beispielen dazu ist die größte deutsche Tageszeitung: die Bild Zeitung.
9
Vor zehn Jahren kostete die Bild in ganz Deutschland noch 50 Euro-Cent. Heute
kostet sie, je nach Region, zwischen 60 und 80 Euro-Cent. Das entspricht einer
Erhöhung von 20 bis 60 Prozent.
10
Mit der Inflation allein ist diese Preiserhöhung
jedoch keinesfalls zu erklären, da diese im selben Zeitraum im Durchschnitt nur
1,62 Prozent in Deutschland betrug.
11
Die Folge einer Preiserhöhung ist auch aus
volkswirtschaftlicher Sicht einfach zu erklären: Steigt der Preis, sinkt die Nachfrage.
Besonders bei elastischen Gütern wie Informationen, bei denen die Konsumenten
schnell auf Alternativen zurückgreifen können, wirken sich Preiserhöhungen be-
sonders stark auf die Nachfrage aus. Das Umsteigen auf kostengünstigere Online-
ausgaben liegt daher nahe.
12
So wird also die Reichweite der Printausgabe indirekt
noch weiter verringert.
7
Vgl. SevenOne Media (2012), S. 12.
8
Vgl. Schubert (2005), S. 41.
9
Vgl. Focus (2005)
10
Vgl. Firley (2014)
11
Vgl. Statista (2016a)
12
Vgl. Krauß (2014)
3
Diese Probleme hätten jedoch keine Relevanz, wenn die Kosten für das Produzie-
ren einer Zeitung oder Zeitschrift ebenfalls sinken würden und die Gewinnformel
,,Gewinn = Erlös - Kosten" auf das gleiche Ergebnis käme.
Die Praxis sieht jedoch anders aus. Die Preise für Produktionsfaktoren, wie Energie
und Arbeit, steigen.
13
So schrumpft der Gewinn aufgrund der steigenden Kosten
und der sinkenden Erlöse immer weiter und es kommt zu Verlusten bzw. Jahres-
fehlbeträgen. Das Ergebnis dessen ist der stetig steigende Druck unter dem die
Printmedienverlage aktuell stehen.
Neben dem Druck aus der eigenen Branche, fühlen sich Medienunternehmer auch
von staatlichen Angeboten unter Druck gesetzt. Bei einer Umfrage des VDZs,
stimmten 88 Prozent der Befragten folgender Aussage zu: ,,Wenn ARD und ZDF
den Verlagen auf digitalen Plattformen mit durch Gebühren finanzierten Angeboten
kostenlose Konkurrenz machen, erschwert das die notwendige Erzielung digitaler
Vertriebserlöse durch die private Presse."
14
Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist ein möglicher Bankrott der Journalismus-
branche eine Katastrophe. In Deutschland arbeiten 22.000 festangestellte Journa-
listen und Journalistinnen in Medienunternehmen, deren Arbeitsstellen auf dem
Spiel stehen, wenn zu wenig Menschen bereit sind für journalistische Inhalte Geld
auszugeben.
15
Aus den genannten Gründen besteht dringender Handlungsbedarf in der Print-
medienbranche. Zudem stellen sie die Relevanz des Themas dar und geben infol-
gedessen den Anlass für diese Arbeit.
1.2 Ziel der Arbeit
Im Fokus dieser Arbeit steht vor allem der digitale Wandel bzw. die Digitalisierung
von Printmedien und
welche Auswirkungen diese auf die Erlösmodelle und somit
die Existenzsicherung der Printmedien- und Verlagsbranche hat und haben wird.
13
Vgl. BMWI (2016), S. 2.; Vgl. Statistisches Bundesamt (2016)
14
Vgl. VDZ (2016), S. 36.
15
Vgl. VDZ (2016), S. 15.
4
Insbesondere wird hierbei auf das digitale Erlösmodell Paid Content eingegangen,
welches als ein Hoffnungsträger der Branche gilt.
16
Paid Content Modelle stellen also eine mögliche Maßnahme dar, welche ergriffen
werden kann, damit Printmedienverlage in Zeiten des digitalen Wandels weiterhin
profitabel bleiben und unabhängiger von den Einnahmen ihrer Printauflage werden.
Ziel der Arbeit ist folglich, herauszuarbeiten, wie potenzielle Kunden zu tatsächli-
chen Kunden werden, die Paid Content Modelle akzeptieren und damit einherge-
hend bereit dazu werden, ihre finanziellen Mittel für redaktionelle Inhalte im Internet
zu verwenden. Hierzu soll der Begriff der Akzeptanz und wie diese gefördert wer-
den kann, im Rahmen einer theoriegeleiteten Untersuchung, analysiert werden.
Zudem wird ein aktueller Marktüberblick der Printmedienbranche gegeben und ak-
tuell eingesetzte Paid Content Modelle kritisch betrachtet, um folglich Ansätze zur
Förderung der Akzeptanz von Paid Content Angeboten in Onlineausgaben von
Printmedien entwickeln zu können. Diese werden in Form von Handlungsempfeh-
lungen für betroffene Unternehmen formuliert.
Es ergibt sich folgende Forschungsfrage:
,,Welche Möglichkeiten gibt es die Akzeptanz von Paid Content Angeboten der On-
line-Ausgaben von Printmedien zu fördern?"
1.3 Aufbau der Arbeit
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird in dieser Arbeit wie folgt vorgegangen:
Zunächst werden im zweiten Kapitel die für diese Arbeit wichtigen Begrifflichkeiten
definiert und der theoretische Hintergrund für die weitere Untersuchung dargestellt.
Dabei wird zuerst auf die Gattungen der Zeitungen und Zeitschriften inklusive histo-
rischer Entwicklung, aktuellem Marktüberblick und bisher eingesetzter Erlösmodelle
eingegangen. Im Anschluss wird der Begriff der Akzeptanz zunächst erläutert und
der aktuelle Forschungsstand mit den sich daraus ergebenden theoretischen Mo-
dellen zur Erklärung der Akzeptanz als Erfolgsfaktor für Innovationen vorgestellt.
16
Vgl. Zeit Online (2010)
5
Im dritten Kapitel werden vorhandene Ansätze zur Förderung der Akzeptanz von
Paid Content Angeboten zusammengefasst. Dabei wird zuerst auf die bestehenden
Barrieren der Akzeptanz von Paid Content eingegangen und anschließend Lö-
sungsvorschläge u.a. auch in Form von Praxisbeispielen vorgestellt. Im vierten Ka-
pitel werden Handlungsempfehlungen für betroffene Unternehmen abgeleitet und
somit die Forschungsfrage beantwortet. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden im
fünften Kapitel im Rahmen eines Fazits zusammengefasst und kritisch gewürdigt.
Das sechste Kapitel gibt einen Ausblick und zeigt den weiteren Forschungsbedarf
auf. Diese Arbeit bezieht sich aus Gründen der Aktualität des Themas ebenfalls auf
Internetquellen, da so aktuellere Informationen genutzt werden konnten.
6
2 Begrifflichkeiten und theoretischer Hintergrund
In diesem Kapitel werden die zugrunde liegenden Begriffe definiert und der theore-
tische Hintergrund des Themas dargestellt.
2.1 Gattungen der Zeitungen
Der Begriff ,,Zeitung" kommt ursprünglich aus dem Kölner Raum und bedeutete
nichts anderes als Nachrichten. Jegliche Art von Neuigkeiten, die verbreitet wur-
den, z.B. auch durch Briefe oder auch nur durch Gerede, wurden im weiteren Sin-
ne, also ebenfalls als Zeitung benannt. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich der
Begriff zu dem, was heute Zeitung genannt wird: Eine Nachrichtensammlung in
Textform, die regelmäßig herausgegeben wird. Klassische Zeitungen erscheinen
regelmäßig, z.B. täglich oder einmal in der Woche. Abzugrenzen sind Zeitungen
von Zeitschriften. Diese werden im weiteren Verlauf der Arbeit ebenfalls näher be-
trachtet.
17
Laut dem Duden ist die hauptsächliche Bedeutung des Begriffs Zeitung eine ,,täg-
lich bzw. regelmäßig in kurzen Zeitabständen erscheinende (nicht gebundene,
meist nicht geheftete) Druckschrift mit Nachrichten, Berichten und vielfältigem an-
deren aktuellem Inhalt".
18
Typische Ressorts in einer Zeitung sind Politik, lokale Nachrichten, Wirtschaft,
Sport und Kultur. Jedes Ressort hat eine eigene Redaktion, die unabhängig von
den anderen Ressorts arbeitet.
19
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) nennt die in der fol-
genden Tabelle (nächste Seite) dargestellten Zeitungsgattungen.
17
Vgl. Fachzeitungen (2017)
18
Duden (2016)
19
Vgl. Fachzeitungen (2017)
7
Tabelle 1: Übersicht Zeitungsgattungen in Deutschland
Zeitungsgattung
Beispiel
lokale und regionale Abonnementzeitungen
Hamburger Abendblatt
überregionale Zeitungen
Bild Deutschland
Straßenverkaufszeitungen
HinzKunzt
Wochenzeitungen
Die ZEIT
Sonntagszeitungen
Frankfurter Allgemeine Sonntags-
zeitung
Quelle: In Anlehnung an BDZV (2016b), S. 5.
Hinzu kommen die zeitungsähnlichen Anzeigenblätter. Der Hauptzweck eines An-
zeigenblatts ist die Verbreitung von Anzeigen. Sie sind kostenlos und werden
meistens ungefragt zugestellt. Anzeigenblätter bestehen nur zu etwa 25 Prozent
aus redaktionellem Text und zu 75 Prozent aus Werbeanzeigen. Bei regulären Zei-
tungen ist das Verhältnis in etwa umgekehrt.
20
2.1.1
Historische Entwicklung
Die Zeitungsbranche hat über 400 Jahre Geschichte in Deutschland.
21
Die erste
Zeitung der Welt erschien 1605 in Straßburg, welches zu dieser Zeit noch zum
deutschen Staatsgebiet gehörte. Johann Crolus druckte und verkaufte die Relation,
in der Nachrichten aus aller Welt standen. Zuvor wurden Zeitungen mühselig mit
der Hand abgeschrieben. Die erste täglich erscheinende Zeitung, also die erste
Tageszeitung der Welt, kam 1650 aus Leipzig unter dem Titel Einkommende Zei-
tungen vom Drucker und Verleger Timotheus Ritzsch.
22
Heute wird täglich eine Gesamtauflage von ca. 16,8 Millionen Tageszeitungs-
exemplaren in Deutschland verkauft damit ist Deutschland der größte Markt für
Tageszeitungen in West-Europa. Es erscheinen heute täglich ca. 351 verschiedene
Tageszeitungen mit rund 1.528 lokalen Ausgaben in Deutschland. Hinzu kommen
20
Vgl. Crossvertise (2017)
21
Vgl. Breyer-Mayländer (2015), S. 16.
22
Vgl. BDZV (2015), S. 2.
8
in etwa 21 Wochenzeitungen mit rund 1,7 Millionen Exemplaren und sieben Sonn-
tagszeitungen mit einer Auflage von ca. 2,9 Millionen.
23
Werden Print- und Digitalangebote der Zeitungen addiert, so erreichen Zeitungen
monatlich mehr als 85 Prozent der deutschen Bevölkerung.
24
63,2 Prozent der über
14-Jährigen lesen heutzutage regelmäßig eine gedruckte Tageszeitung und die
Webseiten der Zeitungen besuchen ca. 30,9 Millionen Unique User
25
über Desktop
Endgeräte. Hinzu kommen noch ca. zehn Millionen mobile Nutzer, die die Websei-
ten per Smartphone oder Tablet aufrufen. 67 Prozent der Online-Reichweite wird
dabei von der jüngeren Zielgruppe, den Lesern zwischen 14 und 29 Jahren, gene-
riert.
26
1995 wurden die ersten deutschen Zeitungen auch im Internet sichtbar. Darunter
die taz - die tageszeitung (Berlin), die Schweriner Volkszeitung, Die Zeit (Ham-
burg), die Süddeutsche Zeitung (München) und die Rheinische Post (Düsseldorf).
Mitte 1996 waren dann bereits insgesamt 41 Zeitungen im Internet vertreten. Heute
sind es etwa 662
27
und ca. 600 Applikationen (Apps) für Smartphones und Tab-
lets.
28
2.1.2
Überblick deutscher Zeitungsmarkt
Zur Gewinnung eines Überblicks des aktuellen deutschen Zeitungsmarkts werden
in den folgenden Tabellen (nächste Seite) die jeweils fünf größten deutschen Ta-
geszeitungen bzw. Wochen- und Sonntagszeitungen dargestellt.
23
Vgl. BDZV (2015), S. 1.
24
Vgl. ZMG (2016)
25
Anzahl unterschiedlicher Besucher einer Website innerhalb eines bestimmten Zeitraumes.
26
Vgl. BDZV (2015), S. 5.
27
Vgl. BDZV (2015), S. 15.
28
Vgl. BDZV (2016b), S. 21.
9
Tabelle 2: Top 5 der auflagenstärksten überregionalen deutschen Tageszeitungen
Rang Titel
Verkaufte Druckauflage
im 1. Quartal 2016
Vergleich zum
Vorjahreswert
1
Bild
1.882.473
-10,4%
2
Süddeutsche Zeitung
382.050
-2,6%
3
Frankfurter Allgemeine
Zeitung
252.676
-8,9%
4
Die Welt Gesamt (Die Welt
+ Welt Kompakt)
180.059
-10,5%
5
Handelsblatt
123.739
+1,5%
Quelle: In Anlehnung an Schröder (2016)
Die größten Einbußen machte nach prozentualem Anteil die Welt mit -10,5 Prozent,
die Bild rutscht unter die zwei Millionen Marke und das Handelsblatt verkauft als
einzige Tageszeitung mehr als im Vorjahresquartal.
Tabelle 3: Top 5 der auflagenstärksten deutschen Wochen- und Sonntagszeitungen
Rang Titel
Verkaufte Druckauflage
im 1. Quartal 2016
Vergleich zum
Vorjahreswert
1
Bild am Sonntag
1.012.515
-5,0%
2
Die Zeit
507.159
+0,4%
3
Welt am Sonntag
(+kompakt)
382.842
-4,5%
4
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung
254.291
-11,7%
5
Katholische Sonntags Zei-
tung für Deutschland (ge-
samt) incl. Neue Bildpost
37.748
-6,6%
Quelle: In Anlehnung an Schröder (2016)
10
Die Bild am Sonntag verliert im Gegensatz zu ihrem Tageszeitungs-Äquivalent pro-
zentual nur in etwa die Hälfte bei der verkauften Auflage. Die Zeit zeigt hier als ein-
ziger Titel eine wenn auch geringe Steigerung der Auflage mit einem Plus von
0,4 Prozent. Das größte Minus macht die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
mit -11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
29
2.2 Gattungen der Zeitschriften
Zeitschriften gehören zu den Presseerzeugnissen und sind nach einem festgeleg-
ten Rhythmus erscheinende Druckschriften, welche sich aus journalistischen Inhal-
ten und Werbeanzeigen zusammensetzen.
30
Zeitschriften sind von Zeitungen
abzugrenzen sie erscheinen seltener und sind für gewöhnlich auch umfangrei-
cher bzgl. der Seitenanzahl als eine Zeitung. Aufgrund des längeren Erscheinungs-
rhythmus (z.B. einmal im Monat oder quartalsweise) sind die Inhalte einer
Zeitschrift im Gegensatz zur Zeitung nicht der Aktualität verpflichtet. Je nach Aus-
richtung kann sich eine Zeitschrift auch mit Themen beschäftigen, die schon seit
Jahren bekannt sind, wie z.B. historischen Ereignissen. Ein weiterer Unterschied
zur Zeitung liegt in dem Erscheinungsbild des Druckerzeugnisses. Zeitschriften
werden normalerweise gebunden oder geheftet, während die Blätter einer Zeitung
lose ineinander gelegt werden.
31
Grundsätzlich wird zwischen Publikumszeitschriften und Fachzeitschriften unter-
schieden, wobei Publikumszeitschriften eher zu Unterhaltungszwecken gelesen
werden und sich vom Grundsatz her an eine breitere Zielgruppe wenden. Fachzeit-
schriften hingegen wenden sich eher an die spezielleren Interessen einer bestimm-
ten Berufsgruppe, wie z.B. die Zeitschrift Personalwirtschaft für Fachkräfte, die im
Personalbereich beschäftigt sind. Bei Publikumszeitschriften erfolgt eine weitere
Unterteilung in zwei Kategorien: ,,General Interest" und ,,Special Interest" Zeitschrif-
ten.
29
Vgl. Schröder (2016)
30
Vgl. Crossvertise (2017)
31
Vgl. Fachzeitungen (2017)
11
Erstere wenden sich an ein breites Publikum und behandeln in einer Zeitschrift
meist mehrere Themen gleichzeitig, wie z.B. Politik, Gesundheit oder gesellschaft-
liche Themen. Special Interest Zeitschriften hingegen richten sich dagegen eher an
eine Nischenzielgruppe aus Privatpersonen. Sie beinhalten speziellere Informatio-
nen zu einem bestimmten Themen- oder Sachbereich, wie z.B. einem bestimmten
Sport wie Golf, einem Wissensgebiet wie z.B. Meeresbiologie oder einem Hobby
wie Stricken.
32
Ähnlich dem Anzeigenblatt aus den Gattungen der Zeitungen, gibt es auch bei
Zeitschriften kostenfreie Alternativen. Eine davon ist die Kundenzeitschrift oder
auch Kundenmagazin genannt, welche von oder im Namen eines bestimmten Un-
ternehmens veröffentlicht wird und dementsprechend auch hauptsächlich dem
Zweck der Werbung für das Unternehmen dient. Der einzige Unterschied zu einem
reinen Werbeprospekt ist der enthaltene redaktionelle Teil.
33
2.2.1
Historische Entwicklung
Grundsätzlich ist die Entwicklung von Zeitung und Zeitschrift nicht scharf voneinan-
der zu trennen. Eine richtige Verbreitung erhielt das Konzept der Zeitschriften erst
im 18. Jahrhundert. Zeitungen beinhalteten nicht mehr nur neue Nachrichten, son-
dern wollten ihre Leser auch mit moralischen Themen ansprechen. So entsteht die
Zeitschrift als Weiterentwicklung der Zeitung. Zeitschriftentitel wie z.B. der Patriot
und die Moralische Wochenschrift enthielten Ratschläge für ihre Leser und Lese-
rinnen zum Familienleben und der Kinder-Erziehung, zu ,,Tugendhaftigkeit und Sitt-
lichkeit" und allgemein zum ordentlichen Leben am Hof. Teilweise wagten diese
Magazine sogar, wenn auch sehr zaghaft, Spott gegenüber Mitgliedern des königli-
chen Hofadels der Anfang des Boulevardmagazins wie wir es heute kennen. Die
erste ,,Frauenzeitschrift" der Welt erschien im Jahr 1725 unter dem Namen Die ver-
nünftigen Tadlerinnen. Die Themen waren damals jedoch noch etwas anders als
heutzutage, aufgrund der nicht dagewesenen Emanzipation.
34
32
Vgl. Crossvertise (2017)
33
Vgl. Schach (2015), S. 149 ff.
34
Vgl. Fachzeitungen (2017)
12
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2017
- ISBN (PDF)
- 9783961161218
- ISBN (Paperback)
- 9783961166213
- Dateigröße
- 7.9 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- FOM Hochschule für Oekonomie und Management gemeinnützige GmbH, Hochschulstudienzentrum Hamburg – Betriebswirtschaft
- Erscheinungsdatum
- 2017 (April)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- Akzeptanz Paid Content Printmedien Digitaler Wandel Internet Medien Medienkonsum
- Produktsicherheit
- Diplom.de