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Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung in Tennisvereinen

©2013 Bachelorarbeit 66 Seiten

Zusammenfassung

Am 7. Juli 1985 trug sich ein erst 17-jähriger „Rotschopf“ in die Tennis-Geschichtsbücher ein. Bis heute gilt Boris Becker als jüngster und erster ungesetzter Wimbledonsieger aller Zeiten. Schon während des 1985 laufenden Wimbledon-Turniers stiegen die Einschaltquoten im deutschen Fernsehen mit jeder Runde stark an. Im Jahre 1987 gewann das deutsche Damentennis dann ebenfalls einen Weltstar namens Steffi Graf hinzu. Mit dem Sieg der French Open in Paris schaffte sie ihren endgültigen Durchbruch. Die zweite Hälfte der 1980er-Jahre steht somit für die Blütezeit des deutschen Tennissports. Auch die Davis-Cup-Mannschaften und weitere Tennisspieler/-innen profitierten von diesen Weltstars und wuchsen über sich hinaus. In dieser Zeit verfolgten mehrere Millionen Zuschauer die Spiele von Boris Becker, Steffi Graf und Michael Stich im TV. Hunderttausende kleideten sich mit der entsprechenden Tennisausrüstung aus den Sportfachgeschäften ein und die Mitgliederzahl des DTB stieg in den 90er-Jahren sogar auf 2,3 Millionen. Ebenso wurden deutschlandweit viele neue Spielstätten mit Hilfe von Fördermitteln errichtet, die durch die Kommunen für die Vereine und Mitglieder zur Verfügung gestellt wurden. Von 1995 bis 2012 sanken die Mitgliedszahlen allerdings kontinuierlich und lagen 2012 nur noch bei ca. 1,5 Mio. Mitgliedern. Der Deutsche Tennisbund hat diesen negativen Trend erkannt und versucht durch gezielte Maßnahmen und Aktionen, in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und Vereinen, neue Mitglieder für den Tennissport zu begeistern.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2
Abstract zur Bachelorarbeit
,,Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung in
Tennisvereinen"
Von: Tim Hahn
Die Bachelorarbeit ,,Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung in Tennisvereinen"
verfolgt besonders zwei Ziele. Zum einen werden der Werdegang des Tennissports und
die Mitgliederentwicklung in Deutschland behandelt. Zum anderen werden Möglichkei-
ten zur Mitgliedergewinnung und -bindung präsentiert und durch den Autor bewertet.
Das Thema Mitgliedergewinnung und -bindung in Tennisvereinen ist aufgrund der im-
mer stärker werdenden Konkurrenz durch viele Freizeit- und Sporteinrichtungen beson-
ders aktuell. Ebenfalls spielen weitere äußere Einflussfaktoren, wie z.B. der demogra-
phische Wandel, eine entscheidende Rolle. Speziell die Tennisvereine haben heutzutage
mit einem starken Mitgliederschwund zu kämpfen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht
steht ein Großteil der Tennisvereine in einer starken Abhängigkeit zu den Mitgliedsbei-
trägen und Aufnahmegebühren.
Die Bachelorarbeit basiert auf einer Literaturanalyse, die von Bewertungen des Autors
unterstützt werden. Zunächst werden im theoretischen Teil die Grundlagen und Rah-
menbedingungen zur Gewinnung und Bindung von Mitgliedern im Tennissport vorge-
stellt. In diesem Zusammenhang spielen auch die Kenntnisse der Tennisfunktionäre im
Bereich Sportmarketing eine besonders große Rolle. Um die Mitglieder auch langfristig
an die Vereine zu binden, müssen die Vereine für ein ständiges Klima der Mitgliederzu-
friedenheit für alle Altersgruppen sorgen.
Zusammenfassend lässt sich nach der Bewertung der anschließenden Experteninter-
views feststellen, dass viele Institutionen aus dem Bereich Tennis verschiedene Maß-
nahmen vom DTB für die Mitgliedergewinnung und -bindung bereits anwenden. Vor
allem Kinder und Jugendliche sollen zukünftig noch stärker für den Tennissport begeis-
tert werden, sodass schon im frühen Alter Interesse an der Sportart gewonnen wird. Vie-
le Experten sehen die Ursache für den starken Mitgliederschwund in den fehlenden
,,Aushängeschildern" im deutschen Tennissport. Diese Arbeit stellt fest, dass mit der

3
gezielten Einbindung von diversen Maßnahmen, wie z.B. ,,Deutschland spielt Tennis",
zukünftig eine größere Chance zur Gewinnung neuer Talente und demzufolge auch zur
Entwicklung deutscher Topstars besteht, sodass Tennis entsprechend wieder medial
stärker vertreten sein würde. Zu den daraus resultierenden Effekten in Bezug auf Mit-
gliedsbeiträge und Sponsorengelder liefert die Bachelorarbeit erste Anhaltspunkte.
Übergeordnet lässt sich jedoch festhalten, dass es für die Organisationen des Tennis-
sports zwingend notwendig ist, sich zukünftig rechtzeitig mit weiteren Themen wie der
Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zu beschäftigen. Die gezielte In-
tegration wird z.B. beim DFB seit vielen Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Die Ten-
nisinstitutionen müssen sich insgesamt noch offener mit anderen Gesellschaftsgruppen
auseinandersetzen, sodass zukünftig größere Chancen auf einen Mitgliederzuwachs be-
stehen.

4
Inhalt
Abstract zur Bachelorarbeit ,,Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung in
Tennisvereinen"
2
Abkürzungsverzeichnis 6
Abbildungsverzeichnis 7
1
Einleitung 8
1.1
Tennis und sein Werdegang
8
1.2
Zielsetzung der Abschlussarbeit
9
1.3
Übersicht und Aufbau
10
2
Theoretische Grundlagen und Rahmenbedingungen zur Mitgliedergewinnung und -
entwicklung im Tennissport
11
2.1
Mitgliederentwicklung im deutschen Tennissport
11
2.1.1
Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung und -bindung
13
2.1.1.1 Einbindung von Flutlichtanlagen
15
2.1.1.2 Das Fitnessstudio im Verein
16
2.1.2
Kooperationen und Fusionen
18
2.2
Mitgliederzufriedenheit 19
2.2.1
Sportvereinskultur und Mitgliederbindung
19
2.2.2
Talent- und Nachwuchsförderung
20
2.3
Finanzierungspolitik in Tennisvereinen
21
2.3.1
Mitgliedsbeiträge und Aufnahmegebühren
22
2.3.2
Subventionen 23
2.3.3
Sponsoren 24
2.4
Sportmarketing 25
2.4.1
Social Media zur Mitgliedergewinnung
26
2.4.2
Image des Tennissports
28
2.5
Herausforderungen bei der Mitgliedergewinnung 29
2.5.1
Freizeitaktivitäten der deutschen Bevölkerung
30

5
2.5.2
Demographischer Wandel
33
2.5.3
Integration von Menschen mit Migrationshintergrund
34
2.5.4
Finanzielle und soziale Ungleichheit in Deutschland
36
2.5.5
Benchmark Fußball
36
3
Diskussion und Interpretation der Ergebnisse
39
3.1
Allgemeines zum qualitativen Interview
39
3.1.1
Vorteile des qualitativen Interviews
40
3.1.2
Nachteile des qualitativen Interviews
41
3.2
Auswahl der Befragten
42
3.3
Rahmenbedingungen für die Befragung
44
3.4
Ablauf des Interviews
45
3.5
Auswertungsmethode 46
4
Ergebnisse 47
4.1
Mitgliederschwund 47
4.2
Mitglieder-Stopp und dessen Notwendigkeit
48
4.3
Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
49
4.4
Kooperationen mit anderen Organisationen
50
4.5
Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung
51
4.6
Maßnahmen zur Mitgliederbindung
52
5
Diskussion der Ergebnisse
54
5.1
Qualität des Vorgehens
54
5.2
Schlussfolgerungen 54
5.3
Weiterer Forschungsbedarf
57
5.4
Fazit 58
6
Literaturverzeichnis 60
Anhang II: Leitfragen
66

6
Abkürzungsverzeichnis
AGs
Arbeitsgemeinschaften
BzgA
Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung
bzgl.
bezüglich
ca.
circa
DFB
Deutscher
Fußball
Bund
DTB
Deutscher Tennis Bund
E-Mail
Electronic-Mail
etc.
et
cetera
evtl.
eventuell
i.d.R.
in der Regel
ISBS
Institute for Sports, Business & Society
o.A.
ohne
Angabe
Mio.
Millionen
TC
Tennisclub
TSV
Turn- und Sportverein
TV
Television
u.a. unter anderem
u.v.a.m.
und viele andere mehr
VFL
Verein
für
Leibesübungen
vs.
versus
XING
Open Business Club
z.B.
zum Beispiel

7
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Mitglieder beim DTB ... 12
Abbildung 2: Mitglieder in deutschen Fitnessstudios ... 17
Abbildung 3: Einnahmequellen von Sportvereinen ... 22
Abbildung 4: Subventionen... 24
Abbildung 5: Das magische Viereck... 25
Abbildung 6: Soziale Netzwerke ... 27
Abbildung 7: Lieblingssportarten der Deutschen im TV ... 29
Abbildung 8: Mitgliederentwicklung beim DTB (1994-2012) ... 30
Abbildung 9: Außersportliche Freizeitaktivitäten ... 32
Abbildung 10: Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ... 35
Abbildung 11: Mitglieder von DFB und DTB im Vergleich ... 38
Abbildung 12: Qualitative vs. quantitative Verfahren ... 40

8
1
Einleitung
1.1
Tennis und sein Werdegang
Am 7. Juli 1985 trug sich ein erst 17-jähriger ,,Rotschopf" in die Tennis-
Geschichtsbücher ein. Bis heute gilt Boris Becker als jüngster und erster ungesetzter
Wimbledonsieger aller Zeiten. Schon während des 1985 laufenden Wimbledon-Turniers
stiegen die Einschaltquoten im deutschen Fernsehen mit jeder Runde stark an. Im Jahre
1987 gewann das deutsche Damentennis dann ebenfalls einen Weltstar namens Steffi
Graf hinzu. Mit dem Sieg der French Open in Paris schaffte sie ihren endgültigen
Durchbruch. Die zweite Hälfte der 1980er-Jahre steht somit für die Blütezeit des deut-
schen Tennissports. Auch die Davis-Cup-Mannschaften und weitere Tennisspieler/-
innen profitierten von diesen Weltstars und wuchsen über sich hinaus.
1
In dieser Zeit
verfolgten mehrere Millionen Zuschauer die Spiele von Boris Becker, Steffi Graf und
Michael Stich im TV. Hunderttausende kleideten sich mit der entsprechenden Tennis-
ausrüstung aus den Sportfachgeschäften ein und die Mitgliederzahl des DTB stieg in
den 90er-Jahren sogar auf 2,3 Millionen. Ebenso wurden deutschlandweit viele neue
Spielstätten mit Hilfe von Fördermitteln errichtet, die durch die Kommunen für die Ver-
eine und Mitglieder zur Verfügung gestellt wurden.
2
Von 1995 bis 2012 sanken die
Mitgliedszahlen allerdings kontinuierlich und lagen 2012 nur noch bei ca. 1,5 Mio. Mit-
gliedern.
3
Der Deutsche Tennisbund hat diesen negativen Trend erkannt und versucht
durch gezielte Maßnahmen und Aktionen, in Zusammenarbeit mit den Landesverbän-
den und Vereinen, neue Mitglieder für den Tennissport zu begeistern.
4
1
Vgl. Allmeroth, J. u.a.: 2002, S. 236 ff.
2
Vgl. Die Welt (21.05.2013), http://www.welt.de
3
Vgl. DTB (22.05.2013), http://www.dtb-tennis.de
4
Vgl. DTB (25.09.2013), http://www.dtb-tennis.de

9
1.2
Zielsetzung der Abschlussarbeit
Ziel dieser Arbeit soll es sein, dem Leser die Möglichkeiten zu einem erneuten Mitglie-
deranstieg aufzuzeigen. Wie kam es letztendlich zu diesem starken Fall? Was sind die
Ursachen? Welche finanziellen Folgen hat der starke Rückgang für den DTB und die
Vereine?
Als Vergleich soll dem Leser die Sportart Fußball mit dem Dachverband DFB dienen,
der mit fast 6,9 Mio. Mitgliedern im Jahr 2013 den höchsten Stand der Verbandsge-
schichte erreicht hat.
5
Im Bereich des ,,Benchmarks" Fußball werden z.B. laut einer
Studie von ,,ISBS" 40% der jugendlichen Fans von ihren Stars zum Sport treiben ani-
miert. Die Stars verschiedener Sportarten haben in diesem Zusammenhang eine Vor-
bildfunktion und eine besondere Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen.
6
Nach der Ära von Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich fehlten hierzulande al-
lerdings die Vorbilder für die Jugend, sodass Tennis immer mehr an öffentlicher Wahr-
nehmung verloren hat.
7
Ist dies der Hauptgrund für den starken Rückgang an Mitglie-
dern beim DTB und bei den vielen Tennisvereinen in Deutschland?
Aus diesen Überlegungen ergab sich der Arbeitstitel der vorliegenden Abschlussarbeit:
Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung in Tennisvereinen
Einige Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung und -bindung sind in vielen Tennisorga-
nisationen erst in den letzten Monaten eingeführt worden. Die neu entwickelten Maß-
nahmen und Möglichkeiten, die oftmals noch nicht mit der letzten Konsequenz in den
Vereinen integriert worden sind, lassen sich demzufolge auch noch nicht auf deren Er-
folge überprüfen. In Bezug auf die in der Vergangenheit innerhalb der Organisationen
aus dem Bereich des Tennissports begangenen Fehler und deren Folgen, z.B. bei der
Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, handelt es sich noch um ein mehr
oder weniger unerschlossenes Gebiet, woraus sich der explorative Charakter der in Um-
fang und Zeit begrenzten Bachelorarbeit ergeben hat.
Innerhalb der empirisch geprägten Untersuchung werden 4 Interviews mit Experten aus
verschiedenen Gebieten des Tennissports geführt.
Die vorliegende Abschlussarbeit verfolgt das Ziel, dem Leser anhand einiger Maßnah-
5
Vgl. DFB (15.07.2013), http://www.dfb.de
6
Vgl. Schmidt, S./Högele, D.: 2011, S. 8
7
Vgl. Die Welt (05.08.2013), http://www.welt.de

10
men und Möglichkeiten zu verdeutlichen, wie dem starken Mitgliederschwund von
vornherein hätte besser entgegengewirkt werden können. Die betriebswirtschaftliche
Perspektive der Organisationen aus dem Bereich des Tennissports wird in diesem Zu-
sammenhang besonders fokussiert. Es werden diesbezüglich nicht ausschließlich die
Ursachen für den starken Mitgliederschwund in den fehlenden ,,Zugpferden" im deut-
schen Tennissport gesehen. Vielmehr stellt sich hier die Forschungsfrage, warum diese
,,Zugpferde" nicht mehr vorhanden sind.
1.3
Übersicht und Aufbau
Um die oben dargestellte Fragestellung zu untersuchen, ist die Arbeit wie folgt aufge-
baut:
Die theoretischen Grundgedanken über die Mitgliedergewinnung und -bindung im Zu-
sammenhang mit den Rahmenbedingungen innerhalb der Organisationen aus dem Be-
reich des Tennissports werden in Kapitel 2 dargestellt. Im Kapitel 3 und 4 werden ver-
schiedene Untersuchungssubjekte von Einrichtungen aus dem Bereich des Tennissports
in Bezug auf die Mitgliederentwicklung und -bindung durchleuchtet. Das 3. Kapitel soll
dem Leser die Methode des Vorgehens genau erläutern, mit dessen Hilfe die Fragestel-
lung beantwortet wurde. In Kapitel 4 werden die Ergebnisse zu den einzelnen Leitfra-
gen aus den durchgeführten Experteninterviews beschrieben. In diesem Zusammenhang
werden im 5. Kapitel die Ergebnisse mit Hilfe von Hypothesen interpretiert und darge-
stellt. Ebenfalls soll hier das eigene Vorgehen kritisch reflektiert werden. Abschließend
wird ein Fazit in Bezug zum Tennissport und dessen zukünftige Chancen und Möglich-
keiten gezogen.

11
2
Theoretische Grundlagen und Rahmenbedingungen zur
Mitgliedergewinnung und -entwicklung im Tennissport
2.1
Mitgliederentwicklung im deutschen Tennissport
Die deutschen Sportvereine sind als Interessenorganisationen den Bedürfnissen der
Mitglieder verpflichtet. Über viele Jahre galt Tennis in Deutschland als eine der belieb-
testen Sportarten. Nach dem 2. Weltkrieg mussten der DTB mit den entsprechenden
Organisationen den deutschen Tennissport wieder neu aufbauen, da viele Tennisanlagen
zerstört und keine Schläger und Bälle mehr vorhanden waren. Die Mitgliedszahlen des
Deutschen Tennis Bundes stiegen seit dem 2. Weltkrieg trotz der schwierigen Situation
kontinuierlich und viele Menschen schlossen sich den Tennisvereinen an. Anfang der
80er Jahre konnte die Millionengrenze erreicht werden, die sich in den folgenden 10
Jahren sogar auf über 2 Mio. verdoppelte. Im Jahr 1994 wurde der Höchststand mit ca.
2,3 Mio. Mitgliedern erreicht. Allerdings folgte eine Regression Mitte der 90er Jahre.
8
In dem auf Seite 12 aufgeführten Schaubild lässt sich sehr gut der starke Rückgang der
Mitgliedszahlen von 1995 bis 2011 erkennen.
9
8
Vgl. DTB (28.08.2013), http://www.dtb-tennis.de
9
Vgl. Die Welt (05.08.2013), http://www.welt.de

12
Abbildung 1: Mitglieder beim DTB
Quelle: Die Welt (05.08.2013), http://www.welt.de
In der ,,Boom-Zeit" des Tennissports mussten sich viele Interessenten bei diversen Ver-
einen auf die langen Wartelisten setzten lassen, um zu einem späteren Zeitpunkt über-
haupt als Mitglied aufgenommen werden zu können. Heutzutage hat sich allerdings ei-
niges verändert, sodass den Vereinen die benötigten Interessenten und Mitglieder feh-
len.
10
Für viele Tennisvereine wird es immer schwieriger, die notwendigen Ressourcen
zur Aufrechterhaltung ihrer Institution zu beschaffen.
11
Die Sportvereine gelten in
Deutschland als die Basis des organisierten Sports und sollten i.d.R. über einen beson-
ders starken Bezug zu ihren Mitgliedern verfügen. Im Fokus stehen vor allem auch die
Mitgliedsbeiträge zur Finanzierung der Sportvereine.
12
Auch aus diesem Grund sollten
die Vereine die Ziele an den Mitgliederinteressen ausrichten, um die bereits vorhande-
nen Mitglieder fest an sich zu binden. Dies setzt wiederum Kenntnisse über die genauen
Interessen der Mitglieder voraus.
13
10
Vgl. Tennisverband Rheinland-Pfalz e.V. (21.07.2013), http://www.rlp-tennis.de
11
Vgl. Hermanns, A./Riedmüller, F.: 2001, S. 403
12
Vgl. Fahrner, M.: 2012, S. 178
13
Vgl. Braun, S./Finke, S.: 2010, S. 67

13
2.1.1
Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung und -bindung
Rund 72.000 neue Mitglieder konnten in den vergangenen 6 Jahren durch die Aktion
,,Deutschland spielt Tennis" gewonnen werden. Im Jahr 2013 haben erneut einige tau-
send Besucher die Chance wahrgenommen, Tennis kostenfrei und ohne weitere Ver-
pflichtungen zu testen. Zum Angebot vieler Vereine zwecks Mitgliedergewinnung ge-
hören ebenfalls reduzierte Mitgliedsbeiträge für bestimmte Personengruppen, Kleinfeld-
tennis, Probetraining oder auch diverse Schaukämpfe.
14
Durch die längere tägliche
Schulzeit, wie dies z.B. bei Ganztagsschulen üblich ist, werden Kinder zukünftig immer
weniger in der Lage sein, die verschiedenen Angebote der Sportvereine oder Verbände
zu nutzen. Hier wird besonders die Organisation des Trainings und Spielbetriebs für die
Tennisvereine zu einer besonders großen Herausforderung.
15
Was ist in diesem Zusam-
menhang zu tun? Die Vereine können den Schulen z.B. kostenlos Plätze und preiswerte
Hallenkapazitäten anbieten. Im Gegenzug unterrichten die Sportlehrer Tennis in der
Schule und stehen den Vereinen als Ansprechpartner zur Verfügung. Diese Lehrer ab-
solvieren zusätzlich einen Trainerlehrgang im Bereich Tennis und können evtl. auch
den Vereinsmitgliedern als Trainer zur Verfügung stehen. Das Ziel sollte langfristig die
Verzahnung von Schule und Verein sein.
Für die Tennisvereine ist die Mitgliedergewinnung und -bindung im Hinblick auf die
mittel- und langfristige Zukunftssicherung ein sehr wichtiges Themenfeld. In diesem
Zusammenhang hat der DTB mit den Landesverbänden es sich zur Aufgabe gemacht,
die Vereine zu unterstützen, um dadurch z.B. die Bindung der aktuellen Vereinsmitglie-
der zu stärken, neue Interessenten zu gewinnen oder ehemalige Vereinsmitglieder zu-
rückzugewinnen.
16
Es gibt vom DTB mittlerweile bundesweite Initiativen und Breiten-
sportprojekte zur Mitgliedergewinnung und -bindung, die von den Vereinen eigenstän-
dig realisiert werden können. Anhand der unten aufgeführten Aktionen können die Ten-
nisvereine die Attraktivität der Vereinsangebote wesentlich steigern.
17
14
Vgl. Osthessen Zeitung (15.06.2013), http://www.osthessen-zeitung.de
15
Vgl. Bezzenberger, R. u.a.: 2009, S. 8
16
Vgl. Rücker, V u.a.: 2010, S. 12
17
Vgl. Rücker, V u.a.: 2010, S. 21

14
DTB Tennis-Sportabzeichen
Die Ausrichtung eines Sportabzeichen-Events ermöglicht die gezielte Einbindung der
Freizeitsportler in das Clubleben.
Jugend Tennis Tag
Durch diese Aktion soll der Erstkontakt zur Sportart Tennis und zum Tennisverein her-
gestellt werden. Der Jugend Tennis Tag wird durch einige Verbände, mit dem Ziel der
Gewinnung von jugendlichen Neumitgliedern, zentral durchgeführt.
Hobbyrunde
Die Hobbyrunde richtet sich an Tennisbegeisterte, für die es nicht primär um harten
Wettkampf geht. Hobbyrunden sollen die Geselligkeit, die wichtige Kommunikation
und den Austausch zwischen den Vereinen fördern.
Schultennis
Durch Kooperationsmaßnahmen zwischen Schulen und Vereinen können personelle
und materielle Ressourcen beider Partner (Tennistrainer u. Lehrer oder Sporthallen u.
Tennisplätze) optimal genutzt werden.
Street Tennis
Street Tennis lässt sich durch seine starke Mobilität und ohne starres Regelwerk an fast
jede örtliche Gegebenheit anpassen (Straßen- und Schulfeste).
Beach Tennis
Der besondere Reiz von Beach Tennis liegt in der sommerlichen Verbindung von Sport,
Spaß und Taktik.
Kombination: Ski und Tennis oder Golf und Tennis
Viele Menschen sind mittlerweile zu anderen Sportarten ,,übergewandert" oder üben
parallel zum Tennis noch weitere Sportarten aus. Diesem Trend soll dadurch entgegen-
gewirkt werden, dass die Tennisvereine die Kombination mit anderen Sportarten als
Wettkampf anbieten.

15
Turnierformen im Breitensport
Die Einführung von vielen unterschiedlichen Wettbewerbsformen sollen das Tennis-
spiel noch attraktiver gestalten und sich somit den Bedürfnissen und dem Lebensstil der
Interessenten anpassen.
18
2.1.1.1 Einbindung von Flutlichtanlagen
Verbunden mit fallenden Mitgliederzahlen ist eine negative Entwicklung bzgl. der An-
zahl an Tennisplätzen und Vereinen zu verzeichnen. Dadurch mussten bereits viele
Tennishallen schließen, bzw. werden diese mittlerweile anders genutzt. In Deutschland
stehen mittlerweile ausreichend Außenanlagen zur Verfügung, die je nach Tageszeit
verschieden stark ausgelastet werden.
19
Viele Mitglieder diverser Tennisvereine haben
aufgrund der Lichtverhältnisse kaum noch die Möglichkeit, in den späten Abendstunden
Tennis auf den Außenanlagen auszuüben. Besonders berufstätige Personen können den
Tennissport aber überwiegend nur am späten Abend praktizieren. Flutlichtanlagen er-
möglichen die Ausübung des Tennissports auch in den späten Abendstunden. Dadurch
kann diese spezielle Zielgruppe als potenzielle Neumitglieder noch mehr angesprochen,
bzw. für die Vereine gewonnen werden. Auch Schüler, die durch den zunehmenden
Ganztagsbetrieb in den Schulen nur noch wenig Zeit haben, können von den Flutlicht-
anlagen profitieren. Langfristig verschaffen sich Tennisvereine so einen Wettbewerbs-
vorteil gegenüber anderen Vereinen und teilweise auch zu anderen Sportarten.
20
Der
Tennisclub TSV Wandsetal wirbt z.B. auf seiner Homepage mit den Vorteilen des Ten-
nisspielens in deren Club während der späten Abendstunden. Auf jedem Tennisplatz
befindet sich ein Flutlicht, das von den Mitgliedern selbstständig betätigt werden kann.
Besonders Berufstätige sollen durch mehr Flexibilität, auch in den Abendstunden im
Spätsommer und Herbst, von den Flutlichtern profitieren.
21
Beim diesjährigen Tennis-
Feriencamp des VFL Platte Heide wurden z.B. die Tenniseinheiten unter Flutlicht beim
18
Vgl. Rücker, V u.a.: 2010, S. 21 ff.
19
Vgl. Kleine, T. u.a.: 2012, S. 104 ff.
20
Vgl. RP Online (20.06.2013), http://www.rp-online.de
21
Vgl. TSV Wandsetal (15.06.2013), htp://www.eichtalpark-tennis.de

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2013
ISBN (PDF)
9783961160082
ISBN (Paperback)
9783961165087
Dateigröße
2.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
SRH Hochschule Riedlingen
Erscheinungsdatum
2016 (Juli)
Note
2,0
Schlagworte
Mitgliedergewinnung Mitgliederentwicklung Mitgliederbindung Tennis Mitgliederzufriedenheit Sportverein Tennisverein Tennissport
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Titel: Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung in Tennisvereinen
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