Bürokratie in der medizinischen Versorgung: Eine kritische Zustandsanalyse
					
	
		©2013
		Bachelorarbeit
		
			
				69 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:
1, Problem- und Aufgabenstellung:
Gesundheit gilt als ein fundamentales Gut, im Verständnis vieler Menschen als eines der höchsten Güter überhaupt. Denn ‘Gesundheit ist nicht nur ein individueller Wert, sondern eine Voraussetzung für Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistung, ein Wirtschafts- und Standortfaktor, die Voraussetzung für die Stabilität des Generationenvertrages und sie leistet einen Beitrag zur Teilhabe an der Gesellschaft und zur sozialen Gerechtigkeit.’ Dieses Gut zu erhalten ist nicht nur eine persönliche Aufgabe, sondern auch Aufgabe des Staates.
Das deutsche Gesundheitssystem galt über Jahre hinweg als eines der Hochwertigsten im Vergleich zu anderen internationalen Systemen. Doch seit geraumer Zeit wird dieser Status immer mehr in Frage gestellt. Das Gesundheitswesen in Deutschland wird seit den jüngsten Gesundheitsreformen zunehmend geprägt von steigendem Kostendruck und knapp bemessenen personellen Ressourcen. Das Spannungsfeld zwischen der Qualität der medizinischen Dienstleistungen und den verschärften wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erhöht sich.
Unter den Akteuren des Gesundheitssystems steigt zunehmend die Unzufriedenheit. Während Bundesregierung, Ärzte, Krankenhäuser, Krankenversicherer und Zulieferer darum kämpfen, ihre Interessen zu wahren, bleiben die Patienten besorgt und enttäuscht zurück. Mehr als die Hälfte der Bürger bekunden ihre Unzufriedenheit mit dem System.
Auf die wachsenden Besorgnisse und die Unzufriedenheit um das deutsche Gesundheitswesen reagierte der Gesetzgeber mit einer endlosen Reihe von Reformen. Jedoch haben die gesamten Entscheidungen der letzten Jahrzehnte zu einer unnötigen und unproduktiven Ausweitung der Bürokratie geführt. Immer mehr qualifizierte Mitarbeiter der Medizin, der Therapie oder der Pflege sind nicht mehr in der Lage, sich dem Versicherten und dem Patienten zeitlich ausreichend und qualifiziert zu widmen, da sie am Schreibtisch zunehmend Dokumentationen für Dritte erledigen müssen.
Jedes Jahr suchen in mehr als 500 Millionen Fällen Patienten in Deutschland den Rat ihres niedergelassenen Arztes. Krankenhäuser erbringen rund 20 Millionen stationäre Behandlungen. Hinzu kommen noch Leistungen der Pflege und weitere Dienstleistungen. [...]
	1, Problem- und Aufgabenstellung:
Gesundheit gilt als ein fundamentales Gut, im Verständnis vieler Menschen als eines der höchsten Güter überhaupt. Denn ‘Gesundheit ist nicht nur ein individueller Wert, sondern eine Voraussetzung für Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistung, ein Wirtschafts- und Standortfaktor, die Voraussetzung für die Stabilität des Generationenvertrages und sie leistet einen Beitrag zur Teilhabe an der Gesellschaft und zur sozialen Gerechtigkeit.’ Dieses Gut zu erhalten ist nicht nur eine persönliche Aufgabe, sondern auch Aufgabe des Staates.
Das deutsche Gesundheitssystem galt über Jahre hinweg als eines der Hochwertigsten im Vergleich zu anderen internationalen Systemen. Doch seit geraumer Zeit wird dieser Status immer mehr in Frage gestellt. Das Gesundheitswesen in Deutschland wird seit den jüngsten Gesundheitsreformen zunehmend geprägt von steigendem Kostendruck und knapp bemessenen personellen Ressourcen. Das Spannungsfeld zwischen der Qualität der medizinischen Dienstleistungen und den verschärften wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erhöht sich.
Unter den Akteuren des Gesundheitssystems steigt zunehmend die Unzufriedenheit. Während Bundesregierung, Ärzte, Krankenhäuser, Krankenversicherer und Zulieferer darum kämpfen, ihre Interessen zu wahren, bleiben die Patienten besorgt und enttäuscht zurück. Mehr als die Hälfte der Bürger bekunden ihre Unzufriedenheit mit dem System.
Auf die wachsenden Besorgnisse und die Unzufriedenheit um das deutsche Gesundheitswesen reagierte der Gesetzgeber mit einer endlosen Reihe von Reformen. Jedoch haben die gesamten Entscheidungen der letzten Jahrzehnte zu einer unnötigen und unproduktiven Ausweitung der Bürokratie geführt. Immer mehr qualifizierte Mitarbeiter der Medizin, der Therapie oder der Pflege sind nicht mehr in der Lage, sich dem Versicherten und dem Patienten zeitlich ausreichend und qualifiziert zu widmen, da sie am Schreibtisch zunehmend Dokumentationen für Dritte erledigen müssen.
Jedes Jahr suchen in mehr als 500 Millionen Fällen Patienten in Deutschland den Rat ihres niedergelassenen Arztes. Krankenhäuser erbringen rund 20 Millionen stationäre Behandlungen. Hinzu kommen noch Leistungen der Pflege und weitere Dienstleistungen. [...]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Frommann, Daniel: Bürokratie in der medizinischen Versorgung: Eine kritische 
Zustandsanalyse, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2013 
PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-3929-8 
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2013 
Zugl. Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Magdeburg, Deutschland, Bachelorarbeit, 
August 2013 
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg 
http://www.diplom.de, Hamburg 2013 
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis 
II
Inhaltsverzeichnis 
Abbildungsverzeichnis ...III
Abkürzungsverzeichnis ... IV
1   Einleitung ... 1
1.1 Problem- 
und 
Aufgabenstellung ...1 
1.2 
Aufbau und Leitfragen ...2 
1.3 Methodik 
...3 
2   Bürokratie und Bürokratisierung ... 4
2.1   Der Begriff Bürokratie und Max Weber ...4 
2.2   Bürokratisierung ...9 
2.3   Bürokratiekosten ... 11
2.4   Bürokratieabbau ...13
3   Das Gesundheitswesen in Deutschland ...17
3.1   Die Struktur des Gesundheitswesens ...17
3.2   Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ...20
3.3   Verwaltungsinstitutionen in der medizinischen Versorgung ... 21
3.4   Die ambulante und stationäre Versorgung ...23
3.5   Die Arzt- Patienten Beziehung ...23
4   Steuerung des Gesundheitswesens ...29
4.1   Steuerung und Regulierung ...29
4.2   Rationalisierung ...31
4.3   Rationierung ...32
4.4   Priorisierung ...33
5   Bürokratie in der medizinischen Versorgung ...35
5.1   Beispiele von Bürokratie ...35
5.1.1   Bürokratie in der Pflege ...35
5.1.2   Die elektronische Versichertenkarte ...37
5.1.3   Die Praxisgebühr ...38
5.1.4   Kassenanfragen ...39
5.1.5   Kodierrichtlinien ...40
5.1.6   Disease- Management -Programme (DMP) ...41
5.2   Ergebnisse bisheriger Untersuchungen ...42
6   Zusammenfassung ...46
7   Fazit ...52
Quellenverzeichnis ...56
Abbildungsverzeichnis 
III 
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung 1:  
Vor- und Nachteile bürokratischer Organisationen ... 8 
Abbildung 2:  
Bürokratiekosten in Deutschland nach Branchen ...12 
Abbildung 3:  
Abbau von Bürokratiekosten ...16 
Abbildung 4:  
Die organisatorischen Beziehungen der Hauptakteure im deutschen 
Gesundheitswesen ...19 
Abbildung 5:  
Beziehung der Akteure im deutschen Gesundheitswesen ...24 
Abbildung 6:  
Einschätzung der Bevölkerung zum Arztberuf ...27 
Abbildung 7:  
Auswirkung der Gesundheitsreform auf die Arzt- Patienten Beziehung ...28 
Abbildung 8:  
Umfrage Hartmannbund unter Assistenzärzten zu Arbeitsbedingungen ...44 
Abbildung 9:  
Ärztebefragung Attraktivität Arztberuf ...45 
Abkürzungsverzeichnis IV 
Abkürzungsverzeichnis 
AKR Ambulante 
Kodierrichtlinien 
AOK Allgemeine 
Ortskrankenkasse 
BIP Bruttoinlandsprodukt 
BMG Bundesministerium 
für 
Gesundheit 
DEVK Deutsche 
Eisenbahn-Versicherungskasse 
DGVP 
Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten 
DMP 
Disease- Management- Programm 
DRG 
Diagnosis Related Group 
EDV Elektronische 
Datenverarbeitung 
eGK elektronische 
Gesundheitskarte 
EU Europäische 
Union 
G-BA Gemeinsamer 
Bundesausschuss 
GKV Gesetzliche 
Krankenversicherung 
GMG  
Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung 
ICD International 
Statistical Classification of Diseases  
IGSF 
Institut für Gesundheits- System- Forschung  
IT Informationstechnik 
KBV Kassenärztliche 
Bundesvereinigung 
KPMG 
Klynveld, Peat, Marwick und Goerdeler International Cooperative 
MDK Medizinischer 
Dienst 
der Krankenversicherung 
MLP 
Marschollek, Lautenschläger und Partner AG 
NKR Normenkontrollrat 
OECD Organisation 
for 
Economic 
Co-operation and Development 
RSA Risikostrukturausgleich 
SGB  
Sozialgesetzbuch 
SKM  
Standard- Kostenmodell 
VFA Verband 
forschender 
Arzneimittelhersteller 
VSG Versorgungsstrukturgesetz 
WIWO Wirtschaftswoche 
ZEKO Zentrale 
Ethikkommission 
1   Einleitung 
1 
1   Einleitung 
1.1
Problem- und Aufgabenstellung 
Gesundheit gilt als ein fundamentales Gut, im Verständnis vieler Menschen als 
eines der höchsten Güter überhaupt.
1
 Denn ,,Gesundheit ist nicht nur ein indivi-
dueller Wert, sondern eine Voraussetzung für Wohlbefinden, Lebensqualität 
und Leistung, ein Wirtschafts- und Standortfaktor, die Voraussetzung für die 
Stabilität des Generationenvertrages und sie leistet einen Beitrag zur Teilhabe 
an der Gesellschaft und zur sozialen Gerechtigkeit."
2
  Dieses Gut zu erhalten ist 
nicht nur eine persönliche Aufgabe, sondern auch Aufgabe des Staates.  
Das deutsche Gesundheitssystem galt über Jahre hinweg als eines der Hoch-
wertigsten im Vergleich zu anderen internationalen Systemen. Doch seit ge-
raumer Zeit wird dieser Status immer mehr in Frage gestellt. Das Gesundheits-
wesen in Deutschland wird seit den jüngsten Gesundheitsreformen zunehmend 
geprägt von steigendem Kostendruck und knapp bemessenen personellen 
Ressourcen. Das Spannungsfeld zwischen der Qualität der medizinischen 
Dienstleistungen und den verschärften wirtschaftlichen Rahmenbedingungen 
erhöht sich.
3
Unter den Akteuren des Gesundheitssystems steigt zunehmend die Unzufrie-
denheit. Während Bundesregierung, Ärzte, Krankenhäuser, Krankenversicherer 
und Zulieferer darum kämpfen, ihre Interessen zu wahren, bleiben die Patienten 
besorgt und enttäuscht zurück. Mehr als die Hälfte der Bürger bekunden ihre 
Unzufriedenheit mit dem System.
4
Auf die wachsenden Besorgnisse und die Unzufriedenheit um das deutsche 
Gesundheitswesen reagierte der Gesetzgeber mit einer endlosen Reihe von 
Reformen. Jedoch haben die gesamten Entscheidungen der letzten Jahrzehnte 
zu einer unnötigen und unproduktiven Ausweitung der Bürokratie geführt. Im-
mer mehr qualifizierte Mitarbeiter der Medizin, der Therapie oder der Pflege 
1
 vgl. Wippermann, u.a. 2011, S. 11 
2
 Paul, Schmidt- Semisch, 2010 , S. 119 
3
 vgl. Gühl, 2012, S. 1 
4
 vgl. Porter, Guth, 2012, S. 2 
1   Einleitung 
2 
sind nicht mehr in der Lage, sich dem Versicherten und dem Patienten zeitlich 
ausreichend und qualifiziert zu widmen, da sie am Schreibtisch zunehmend Do-
kumentationen für Dritte erledigen müssen.
5
Jedes Jahr suchen in mehr als 500 Millionen Fällen Patienten in Deutschland 
den Rat ihres niedergelassenen Arztes. Krankenhäuser erbringen rund 20 Milli-
onen stationäre Behandlungen. Hinzu kommen noch Leistungen der Pflege und 
weitere Dienstleistungen.
6
 Jedoch beklagen die direkt am Prozess der medizini-
schen Versorgung Beteiligten, also Patienten und Ärzte den Mangel an Zeit für-
einander. In immer kürzerer Zeit müssen immer mehr Patienten behandelt wer-
den. Und mit jedem zusätzlichen Patienten steigt der Verwaltungsaufwand. 
Wichtiger als die Gesundheit des Menschen erscheint der Zwang zur Dokumen-
tation und zum Füllen von Papier. Das Individuum Mensch soll durch starre Vor-
lagen und vorgegebene Behandlungsweisen rationell, kostengünstig, standardi-
siert versorgt werden. 
Das Gesundheitswesen stellt mit einem Ausgabenvolumen von rund 278,3 Mil-
liarden Euro und 4,7 Millionen Beschäftigten in 2009 einen der bedeutendsten 
Zweige der deutschen Wirtschaft dar. Einer von zehn Arbeitsplätzen liegt im 
Bereich Gesundheitswesen, für welches 10,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 
ausgegeben werden. Das vom Geld im deutschen Gesundheitssystem immer 
weniger für die tatsächliche Patientenversorgung zur Verfügung steht, da die 
Verwaltung des Systems aufgrund bürokratischer Vorgaben und neuer Regulie-
rungsinstanzen immer aufwändiger wird, ist eine oft gehörte Vermutung, genau 
wie die diesbezüglich genannten, zum Teil sehr hohen Zahlen, die ,,gefühlt" 
deutlich über den offiziellen des Statistischen Bundesamtes liegen.
7
1.2
Aufbau und Leitfragen 
Inhalt dieser Arbeit soll die kritische Betrachtung der Folgen von Bürokratie auf 
unsere medizinische Versorgung sein. 
5
 vgl. Bandelow, Eckert, Rüsenberg, 2009, S. 231 
6
 vgl. Thielscher, 2012, S. 9 
7
 vgl. Blümel, Fuchs, Busse, 2013, S. 7 
1   Einleitung 
3 
Folgende Fragestellung soll beantwortet werden: 
Welche Auswirkungen hat die Bürokratie auf unsere medizinische Versorgung? 
Deshalb sollen zunächst im zweiten Teil der Arbeit die Begriffe und die Entste-
hung von Bürokratie im Allgemeinen erläutert werden.  
Anschließend, im dritten Teil, werden die Akteure im deutschen Gesundheits-
wesen, die Zusammenhänge und die Strukturen der medizinischen Versorgung 
dargestellt. Diese Organisationen und ihre Beziehungen zueinander unterliegen 
einer Steuerung und Regulierung, welche im vierten Abschnitt der Arbeit erläu-
tert werden, bevor es dann um konkrete Beispiele und Folgen der Bürokratie in 
der medizinischen Versorgung und bisherige Forschungsergebnisse zu diesem 
Thema geht. Zusammenfassend werden die wichtigsten Ergebnisse betrachtet, 
ein Fazit der gewonnenen Ergebnisse gezogen und auf weiteren Forschungs-
bedarf hingewiesen. 
1.3
Methodik 
Eine fundierte empirische Informationssammlung ist das Kernelement zur 
Überprüfung von wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Zusam-
menhängen. Zur Entscheidungsfindung, für die Planung von Strategien, oder 
auch nur mit dem Ziel, sich eine Meinung im ,,Konzert der demokratischen Ge-
sellschaft" zu verschaffen, ist ein breites Wissen über den Status Quo unum-
gänglich.
8
 Gleichwohl bedarf es eines Verständnisses der Zusammenhänge und 
Ursachen, die zu der aktuellen Situation geführt haben. 
Die Untersuchung ist als qualitative Literaturanalyse konzipiert. Berücksichtigt 
wurde die verfügbare aktuelle Fachliteratur, welche einen inhaltlichen Bezug zu 
der Untersuchungsfrage aufweist. Mittels einer systematischen Recherche in  
der gesundheitswissenschaftlichen Literatur und in den Online- Datenbanken  
von SpringerLink, Statista und WISO sollen die Grundfragen zu der medizini-
schen Versorgung und deren Steuerung, zu Bürokratie und deren Folgen und 
zur aktuellen Lage im Gesundheitssystem in Bezug auf Bürokratie ermittelt 
werden. 
8
 vgl. Diekmann, 2005, S. 11 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
4 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
2.1   Der Begriff Bürokratie und Max Weber 
Zunächst sollen die Begriffe definiert und beschrieben werden, die in Beziehung 
zur Entstehung von Bürokratie stehen und für die weiteren Ausführungen eine 
wichtige Rolle spielen. Es wird dargestellt seit wann es diese Form der ,,Herr-
schaft" gibt und warum Bürokratie entsteht. Welche Folgen hat Bürokratie und 
was sind mögliche Werkzeuge, um eine sich weiter ausbreitende Bürokratie zu 
vermeiden? 
Erstmals wurde der Begriff der ,,Bürokratie" von dem französischen Regie-
rungsbeamten Vincent de Gornay (1712 - 1759) verwendet. Er sprach mit Blick 
auf die - von ihm konstatierte - Reglementierungswut der Regierung von der 
,,bureaucratie" als der Krankheit der Schreibstuben und Kanzleien und bezeich-
nete diese als zuweilen vierte oder fünfte Regierungsform.
9
Der Begriff Bürokratie besteht aus zwei Teilen: 
,,bureau", welches Büro, Arbeitszimmer und Schreibtisch bedeutet 
,,cratie", welches für Herrschaft, Macht und Gewalt steht.
10
Die wissenschaftliche Fundierung von Bürokratie geht jedoch auf die Arbeiten 
von Max Weber (1864 - 1920) zurück, der ,,Bürokratie" als soziologischen 
Grundbegriff geprägt hat. Weber untersuchte Bürokratie unter dem Aspekt der 
Herrschaft, die er als ,,Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts, bei (..) 
[konkret benannten] Personen Gehorsam zu finden"
11
, definierte. Er unterschied 
dabei drei mögliche Herrschaftsformen: 
· die 
charismatische Herrschaft beruht auf der ,,außeralltäglichen Hingabe 
an die Heiligkeit oder Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person und der 
durch sie offenbarten oder geschaffenen Ordnungen"; sie ist demnach durch 
ein ,,Führer-Anhänger-Verhältnis" gekennzeichnet;  
9
 vgl. Wunder, 1986, S. 41 
10
 vgl. Eichhorn, 2002, S. 153 
11
 Weber, 1976, S. 28 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
5 
· die 
traditionelle Herrschaft, die sich ,,auf den Alltagsglauben an die Heilig-
keit von jeher geltender Traditionen und die Legitimität der durch sie zur Autori-
tät Berufenen" gründet und die somit durch ein ,,Herr-Diener-Verhältnis"  be- 
schreibbar ist und  
· die 
bürokratische Herrschaft, die Weber als ,,legale Herrschaft mit büro-
kratischem Verwaltungsstab" definiert, die ,,auf dem Glauben an die Legalität 
gesatzter Ordnungen und des Anweisungsrechts der durch sie zur Ausübung 
der Herrschaft Berufenen" aufbaut. Beim Herrschaftstyp Bürokratie besteht also 
ein Verhältnis ,,Vorgesetzter- Untergebener". 
12
Max Weber war der Erste, der den Begriff der Bürokratie geklärt und starke 
Thesen über die Funktion der Bürokratie in modernen Gesellschaften entwickelt 
hat. Für Weber hat Bürokratie zwei Bedeutungen. Auf der einen Seite ist sie die 
effizienteste Form der Verwaltung, die sowohl von Regierungen wie von Privat-
unternehmen als Mittel der Herrschaft eingesetzt wird. Auf der anderen Seite ist 
die Bürokratie sehr eng verknüpft mit dem Aufstieg des modernen Staates. Die-
ser Staat wird allgemein charakterisiert als ein System ,,legaler Herrschaft mit 
einem bürokratischen Verwaltungsstaat."
13
Webers Analysen zur Bürokratie prägen nach rund 80 Jahren nach wie vor die 
Vorstellungen über Politik und Verwaltung. Weber gilt als Wegbereiter der Or-
ganisationstheorie und der Verwaltungswissenschaften.
14
Webers Idealtyp der legalen Herrschaft zielt auf die Vermeidung jeglicher per-
sönlicher Willkür bei der Herrschaftsausübung und sichere Kontinuität und Pro-
fessionalität in der Erledigung der Aufgaben.
15
 Gemäß seiner Leitidee der fort-
schreitenden Rationalisierung sah Weber in der Bürokratie die reinste Form  
legaler Herrschaft und die höchste Stufe der Rationalität, die durch Sachlichkeit 
Unpersönlichkeit (im positiven Sinne als Unparteilichkeit) und Berechenbarkeit 
gekennzeichnet ist.
16
Welche Merkmale im Einzelnen für den Idealtyp der Bürokratie konstitutiv sind, 
hat Weber nirgendwo in der Form einer konsistenten Aufstellung dargelegt.  
12
 vgl. Weber, 1976, S. 124 
13
 Haller, 2009, S. 223 
14
 vgl. Bogumil, Jann, 2008, S. 137 
15
 vgl. Kirchhof, 2012,  S. 34 
16
 vgl. Armbrüster, Banzhaf, Dingemann, 2010, S. 17 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
6 
Daher sind immer wieder unterschiedliche Sichtweisen und Formulierungen in 
der Literatur dargestellt worden. Jedoch die am häufigsten gefundenen Merk-
male des Idealtyps Bürokratie nach Weber sind: 
x  Positionen/ Stellen als Bausteine der Organisation 
x  feste Amtskompetenzen und klare Amtshierarchie 
x  Regelgebundenheit und Unpersönlichkeit der Amtsführung 
x  Aktenmäßigkeit aller verwaltungstechnischen Abläufe 
x  Qualifiziertes und loyales Fachpersonal 
All diese Punkte kommen uns heute sehr bekannt vor und nicht zuletzt dank 
Weber sind sie zu einer Art Gemeingut  im Denken über Organisationen gewor-
den.
17
 Die von Weber reklamierte Effizienz bürokratischer Organisationen ist in 
vielfältiger Weise in Frage gestellt worden. Bürokratie wird geradezu als Syno-
nym für Ineffizienz, für pedantisches, engstirnig- formalistisches Denken und 
Handeln sowie als Krankheit, die der guten Verwaltung die Kraft raubt, verwen-
det.
18
Bürokratie unterscheidet sich von den anderen Herrschaftsformen insbesonde-
re durch ihre rechtsstaatliche und demokratische Ausrichtung. Damit ist deut-
lich, warum Weber in der Entwicklung der bürokratischen Verwaltung ,,die 
Keimzelle des modernen oczidentalen Staates"
19
 sieht. Bürokratie ist das Kenn-
zeichen jeder modernen Form von Verwaltung im öffentlich staatlichen Bereich, 
aber auch in weiteren Bereichen und Organisationen wie in Unternehmen, Be-
trieben, Verbänden, Parteien, Kirchen, usw., in denen Herrschaft auf der Basis 
einer rational-legalen Ordnung ausgeübt wird.
20
Bürokratische Organisationen bringen Vorteile aber auch Nachteile und Prob-
leme mit sich.  
Fast jede Organisation hat Vorteile der Bürokratie und nutzt diese. Ein Vorteil ist 
die Erstellung von organisationalen Hierarchien, die effizient Interaktionen zwi-
schen den organisationalen Ebenen kontrolliert aufzeigt. Somit klärt sie die 
Spezifikation der vertikalen Weisungsrechte und der  horizontalen Aufgabenbe-
ziehungen. Individuen können somit für die Art, wie sie etwas tun, verantwort-
17
 vgl. Preisendörfer, 2008, S. 100 
18
 vgl. Wimmer, 2004, S. 162 
19
 ebd. S. 128 
20
 vgl. Zimmermann, 2003, S. 46 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
7 
lich gemacht werden. Die Spezifikation der Rollen und die Nutzung von Regeln, 
Standardarbeitsanweisungen und Normen zur Regulierung der Ausführung von 
Aufgaben reduzieren Kosten, die mit der Kontrolle der Arbeit von Untergebenen 
verbunden sind und steigern die Integration innerhalb der Organisation. Ein wei-
terer Vorteil besteht darin, dass sie eine Position von der anderen trennt. Die 
Gerechtigkeit und Gleichheit der bürokratischen Auswahl, der Evaluation und 
des Entlohnungssystems ermuntern die Mitglieder, die Interessen und Erwar-
tungen der Organisation zu fördern und umzusetzen. Auf diese Weise fördert 
Bürokratie die Differenzierung, steigert die organisationalen Kernkompetenzen 
und erleichtert es, im Wettbewerb mit anderen Organisationen um knappe Res-
sourcen zu bestehen.
21
So wird bei bürokratischen Organisationen allgemein ihre technische Überle-
genheit gegenüber anderen Organisations- und Herrschaftsformen in komple-
xen, arbeitsteiligen und hochgradig differenzierten Gesellschaften hervorgeho-
ben. Betont wird vor allem die Objektivität, Stetigkeit, Berechenbarkeit, Planbar-
keit und Zuverlässigkeit der Bürokratie. 
Allerdings löst gerade die unpersönliche Objektivität ein Unbehagen an Büro-
kratie aus und lässt sie als befremdlich, wenn nicht gar bedrohlich erscheinen. 
Zu den Nachteilen und Problemen zählen unter anderem ,, die aufgeblähte Bü-
rokratie, die berühmten unnützen und überflüssigen Gesetze und Vorschriften, 
aber auch bürokratische Sprache, unverständliche bis absurde Vorschriften und 
Bescheide, unfreundliches Verhalten von Mitarbeitern der Verwaltung, Unper-
sönlichkeit, Rigidität, Dogmatismus, undurchschaubare Prozesse und Zustän-
digkeiten".
22
In der folgenden Tabelle sind Vor- und Nachteile der bürokratischen Organisati-
on im Sinne Max Webers gegenübergestellt. Unterschieden wird dabei zwi-
schen Vor- und Nachteilen für den Staat und für die Bürger auf vier grundle-
genden Dimensionen einer Organisation. 
21
 vgl. Jones, Bouncken, 2008, S. 331 
22
 vgl. Jann, Wegrich, Tiessen, 2007, S. 12 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
8 
Abbildung 1: Vor- und Nachteile bürokratischer Organisationen
23
Damit wird als ein generelles Problem jeder bürokratischen Organisation bzw. 
bei der grundsätzlichen Kritik am bürokratischen Prinzip die fehlende Anpas-
sung an sich wandelnde Ziele in einer sich permanent wandelnden gesellschaft-
lichen Umwelt deutlich. 
Bürokratien haben auf Grund ihrer strukturellen Merkmale in der Regel Schwie-
rigkeiten, sich dem sozialen Wandel anzupassen. In der Folge sinkt ihre Leis-
tungsfähigkeit, denn sie sind von Reformulierungen ihrer gesetzten Ordnung 
abhängig, um weiterhin effektiv zu sein. Und: Mit zunehmendem sozialem 
Wandel werden zwangsläufig die Anpassungsschwierigkeiten der Bürokratie 
größer.
24
Der Begriff ,,Bürokratie" ist also kein Begriff der heutigen Zeit, sondern existiert 
schon bereits seit mehreren Jahrhunderten. Die Bedeutung wie ,,Herrschaft des 
Büros" wurde schon lange vor der französischen Revolution als Schimpfwort 
genutzt. Er beschrieb einen negativen Zustand, in dem Verwalten zum Selbst-
zweck geworden war.
25
Bereits in einen Brief aus dem Jahre 1821 beschrieb der Reformer der preußi-
schen Verwaltung- Freiherr von Stein- das Grundübel der Bürokratie folgend: 
23
 Seibel, 1986, S. 142 
24
 vgl. Zimmermann, 2003, S. 44 
25
 vgl. Bogumil, Jann, 2008, S. 114 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
9 
,,... daß wir fernerhin von besoldeten buchgelehrten, interessenlosen, ohne Eigenthum 
seyenden Buralisten regiert werden...Diese 4 Worte enthalten den Geist unserer und 
ähnlicher geistlosen Regierungsmaschinen, besoldet, also Streben nach Erhalt und 
Vermehrung der Besoldeten;-buchgelehrt; also lebend in der Buchstabenwelt, und 
nicht in der wirklichen;- interessenlos, denn sie stehen mit keiner der den Staat ausma-
chenden Bürgerklasse in Verbindung; sie sind eine Kaste für sich, die Schreibkaste;- 
eigenthumslos, also alle Bewegungen des Eigenthums treffen sie nicht; es regne oder 
scheine die Sonne, die Abgaben steigen oder fallen, man zerstöre alte hergebrachte 
Rechte, oder lasse sie bestehen,...alles das kümmert sie nicht. Sie erheben ihren Ge-
halt aus der Staatskasse und schreiben, schreiben, schreiben im stillen mit wohlver-
schlossenen Thüren versehenen Bureau, unbekannt, unbemerkt, ungerühmt und zie-
hen ihre Kinder wieder zu gleich brauchbaren Schreibmaschinen an."
26
Noch heute ist der Begriff, zumindest außerhalb der Fachöffentlichkeit, eher 
negativ besetzt. 
Das Wort Bürokratie wird daher im nicht- wissenschaftlichen Sprachgebrauch 
oftmals für unpersönliches und formalistisches Verhalten der Verwaltung ver-
wendet und dient damit auch der Wertung. Eine solche Wertung sollte die Wis-
senschaft vermeiden. Dieser Begriff soll hier dennoch verwendet werden, da er 
gerade im Zusammenhang mit Deregulierung und dem Abbau von Verwaltung 
Verwendung findet. Das durchaus positiv besetzte Schlagwort ist hier Bürokra-
tieabbau.
27
 Aus individueller Perspektive sind die überpersönlichen Zwecke und 
Ziele der Bürokratie oftmals nicht einsehbar und verständlich. Darüber hinaus 
besteht die Gefahr, dass Bürokratie zum Selbstzweck wird, indem sie ihre inter-
ne Organisation gegenüber den eigentlichen Zielen in den Vordergrund stellt 
(Bürokratismus).
28
2.2   Bürokratisierung 
Die Debatte um Überregulierung und Bürokratisierung ist alles andere als neu. 
Auch die dabei diskutierten Maßnahmen zur ,,Bekämpfung bürokratischer Rege-
lungswut" sind keine Erfindungen des 21. Jahrhunderts. Vielmehr gehören Kla-
26
 vgl. Hattenhauer, 1980, S. 212 
27
 vgl. Steinhaus, 2008, S. 60 
28
 vgl. ebd. S. 43 
2   Bürokratie und Bürokratisierung 
10 
gen über bürokratische Hemmnisse und Überregulierung seit Jahren, wenn 
nicht Jahrzehnten, zum guten Ton- und das nicht nur in Deutschland.
29
Es scheinen die Belastungen, insbesondere von Unternehmen, durch bürokrati-
sche Regelungen auch weiterhin anzusteigen. Dies legen zumindest Ergebnis-
se der Befragung von Unternehmen nahe: So antworteten im Jahr 1994
58 
Prozent der befragten Unternehmen, die Belastung durch staatliche Bürokratie 
sei hoch oder sehr hoch, zehn Jahre später gaben dies 79 Prozent an.
30
Bürokratisierung ist also ein zu viel an Bürokratie. Sie wird in drei Dimensionen 
geteilt. Zu viel Staat, bürokratische Verfahren und zu viel Regulierung.
31
Der Umfang der Staatsaufgaben wird unter dem Begriff zu viel Staat kritisiert. 
Dabei ist dies nicht ein originäres Bürokratieproblem, sondern eher eine ord-
nungspolitische Frage, welche Aufgaben der Staat wahrnehmen soll und inwie-
weit dazu die Steuern der Bürger umverteilt werden. Die Ausgaben des Staates 
spiegeln in Deutschland weniger die Ausweitung der Aktivitäten wieder, als die 
sozialstaatliche Umverteilung, die inzwischen mehr als die Hälfte der Gelder 
aus dem Bundeshaushalt beanspruchen. Die Staats-, Steuer- und Abgabequo-
ten ähneln denen unserer europäischen Nachbarstaaten. Nur die Sozialabga-
benquote ist überdurchschnittlich hoch und belastet damit den Faktor Arbeit in 
Deutschland.
32
Die Probleme, die innerhalb der Behörden oder bei der Koordination zwischen 
den Behörden und deren Kontakt zum Bürger entstehen, werden als ,,bürokrati-
sche Verfahren" zusammengefasst: Langsame und schwerfällige Bearbeitung, 
interne Koordinationsprobleme, mangelndes Kostenbewusstsein, Unpersönlich-
keit, mangelnde Dienstleistungs- und Kundenorientierung, unverständliche 
Verwaltungssprache sind nur einige Beispiele. Zusätzliche Koordinations-
schwierigkeiten entstehen in Deutschland durch den Verwaltungsförderalismus 
sowie durch die Integration weiterer (nicht- staatlicher) Akteure wie Kammern 
und Genossenschaften in Genehmigungsverfahren.
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29
 vgl. Jann, Wegrich, Tiessen, 2007, S. 11 
30
 vgl. Kayser u. a. 2004, S. 17 
31
 vgl. Jann, Wegrich, Tiessen, 2007, S. 21 
32
 vgl. ebd. S. 25- 29 
33
 vgl. ebd. S. 45- 49 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2013
- ISBN (eBook)
- 9783842839298
- Dateigröße
- 1.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg – Medizinmanagement
- Erscheinungsdatum
- 2014 (März)
- Note
- 1,7
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					