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Einflußfaktoren auf Well-Being

©2013 Bachelorarbeit 48 Seiten

Zusammenfassung

Einleitung:
Das Verhalten von Personen wird häufig von ihrem Glauben daran gesteuert, dass bestimmte Ereignisse sie zufrieden machen (Gilbert, 2006). Die Wahl eines gut bezahlten Jobs, die Entscheidung für oder gegen eigene Kinder, der Bau eines Hauses und viele andere Lebensentscheidungen werden unter dem Aspekt getroffen, dass diese neuen Lebensumstände Wohlbefinden steigern oder erhalten. Das klappt mal mehr und mal weniger gut. Das Ziel, Wohlbefinden zu erlangen, ist ein bedeutsamer Motor menschlichen Verhaltens, und der Weg zu diesem Ziel ist individuell und situativ verschieden zu gestalten. Erstaunlicherweise ist es für die meisten Menschen nicht möglich, genau zu benennen, welche Faktoren für ihre Zufriedenheit ausschlaggebend sind. In den meisten Fällen sind wir zwar in der Lage zu erkennen, dass es uns gut geht, aber nicht in der Lage, zu beurteilen, was uns in der Zukunft gut tun wird. Die Suche nach Wohlbefinden scheint nach dem Versuch-und–Irrtum-Prinzip zu verlaufen mit dem Ziel, Wohlbefinden als ständigen Gefühlszustand zu etablieren.
Ein Teil der psychologischen Forschung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Faktoren zu identifizieren, die tatsächlich einen Einfluss auf das persönliche Wohlbefinden haben. Wäre die Psychologie in der Lage, Faktoren zu bestimmen, die messbar das Wohlbefinden des Einzelnen prägen, wäre das für viele Bereiche des Lebens von großem Interesse. Im privaten Bereich könnten Menschen von diesen Ergebnissen profitieren, indem sie diese Faktoren stärker in ihr Leben integrieren. Im öffentlichen Bereich könnten Gesundheitsprogramme, Arbeitsbedingungen und Bildungsprogramme diesen Erkenntnissen angepasst werden. Möglicherweise würden sich auf längere Sicht tief verwurzelte kulturelle Verhaltensweisen verändern. Das Interesse an der Forschung des Well-Being ist somit nachvollziehbar und in den letzten Jahren immer stärker geworden.
Eine Schwierigkeit bei der Betrachtung der Einflussfaktoren auf das Well-Being ist die Ungenauigkeit der grundlegenden Definitionen. So wird das Buch ‘Glück – The World Book of Happiness’, welches sich rühmt, das Fachwissen der ‘100 prominentesten Fachleute der Positiven Psychologie’ (Bormans, 2011, S.7) zu vereinen, mit dem Hinweis eingeleitet: ‘Obwohl es feine Bedeutungsunterschiede zwischen den Begriffen subjektives Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und Glück gibt, gehen wir in diesem Buch davon aus, dass sie das Gleiche bedeuten’ (Bormans, 2011, S.9). [...]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition von Wohlbefinden
2.1 Glück
2.2 Positiver und negativer Affekt
2.3 Lebenszufriedenheit
2.4 Subjektives Wohlbefinden

3 Einfluss demographischer Faktoren
3.1 Einkommen
3.1.1 Soziale Vergleiche
3.1.2 Investition von Zeit
3.1.3 Gewöhnung
3.1.4 Argumente für einen möglichen linearen Zusammenhang
3.2 Alter
3.3 Geschlecht
3.4 Gesundheit
3.5 Ehe
3.6 Demographische Faktoren insgesamt

4 Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren
4.1 Vererbung von Wohlbefinden
4.2 Stabilität von Wohlbefinden
4.3 Das Fünf-Faktoren-Modell
4.3.1 Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen und Gewissenhaftigkeit
4.3.2 Neurotizismus
4.3.3 Extraversion

5 Psychologisches Wohlbefinden
5.1 Ryff-Modell des PWB
5.1.1 Autonomie nach Ryff (1989)
5.1.2 Autonomie nach Ryan & Deci (2000)
5.1.3 Lebenssinn
5.2 Flow
5.3 PERMA

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zweidimensionale Stimmungskarte nach Watson und Tellegen (1985) (Quelle: Maltby et al., 2011, S. 801)

Abbildung 2: Klassifizierungslehre menschlicher Motivation (Quelle: Ryan & Deci, 2000, S. 61)

1 Einleitung

Das Verhalten von Personen wird häufig von ihrem Glauben daran gesteuert, dass bestimmte Ereignisse sie zufrieden machen (Gilbert, 2006). Die Wahl eines gut bezahlten Jobs, die Entscheidung für oder gegen eigene Kinder, der Bau eines Hauses und viele andere Lebensentscheidungen werden unter dem Aspekt getroffen, dass diese neuen Lebensumstände Wohlbefinden steigern oder erhalten. Das klappt mal mehr und mal weniger gut. Das Ziel, Wohlbefinden zu erlangen, ist ein bedeutsamer Motor menschlichen Verhaltens, und der Weg zu diesem Ziel ist individuell und situativ verschieden zu gestalten. Erstaunlicherweise ist es für die meisten Menschen nicht möglich, genau zu benennen, welche Faktoren für ihre Zufriedenheit ausschlaggebend sind. In den meisten Fällen sind wir zwar in der Lage zu erkennen, dass es uns gut geht, aber nicht in der Lage, zu beurteilen, was uns in der Zukunft gut tun wird. Die Suche nach Wohlbefinden scheint nach dem Versuch-und–Irrtum-Prinzip zu verlaufen mit dem Ziel, Wohlbefinden als ständigen Gefühlszustand zu etablieren.

Ein Teil der psychologischen Forschung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Faktoren zu identifizieren, die tatsächlich einen Einfluss auf das persönliche Wohlbefinden haben. Wäre die Psychologie in der Lage, Faktoren zu bestimmen, die messbar das Wohlbefinden des Einzelnen prägen, wäre das für viele Bereiche des Lebens von großem Interesse. Im privaten Bereich könnten Menschen von diesen Ergebnissen profitieren, indem sie diese Faktoren stärker in ihr Leben integrieren. Im öffentlichen Bereich könnten Gesundheitsprogramme, Arbeitsbedingungen und Bildungsprogramme diesen Erkenntnissen angepasst werden. Möglicherweise würden sich auf längere Sicht tief verwurzelte kulturelle Verhaltensweisen verändern. Das Interesse an der Forschung des Well-Being ist somit nachvollziehbar und in den letzten Jahren immer stärker geworden.

Eine Schwierigkeit bei der Betrachtung der Einflussfaktoren auf das Well-Being ist die Ungenauigkeit der grundlegenden Definitionen. So wird das Buch „Glück – The World Book of Happiness“, welches sich rühmt, das Fachwissen der „100 prominentesten Fachleute der Positiven Psychologie“ (Bormans, 2011, S.7) zu vereinen, mit dem Hinweis eingeleitet: „Obwohl es feine Bedeutungsunterschiede zwischen den Begriffen subjektives Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und Glück gibt, gehen wir in diesem Buch davon aus, dass sie das Gleiche bedeuten“ (Bormans, 2011, S.9). Ich werde diese Aussage als Anlass nehmen, meine Arbeit mit einen Blick auf diese kleinen oder auch größeren Bedeutungsunterschiede zu beginnen und das subjektive Wohlbefinden (SWB) als Konstrukt vorzustellen (Kapitel 2).

Bei der Durchsicht der Literatur zum Thema Well-Being wird weiterhin klar, dass es unter den Forschern verschiedene Ansichten über die Funktion und Auswirkungen von Wohlbefinden gibt. Je nach gedanklichem Ansatz erfüllen die Einflussfaktoren einen unterschiedlichen Zweck.

Eine Möglichkeit ist es, Wohlbefinden als Zustand zu betrachten, nach dem das Individuum strebt oder auch als Teil eines funktionalen Prozesses, der das Individuum dabei unterstützt, seine Ziele zu erreichen. Diese Betrachtung liegt dem subjektiven Wohlbefinden zugrunde. Damit wäre Wohlbefinden ein affektiver und kognitiver Zustand, der auf mögliche Zusammenhänge mit anderen Faktoren (z.B. soziodemografische Einflüsse oder Persönlichkeitseigenschaften) hin untersucht werden kann. In Kapitel 3 werden die Forschungsergebnisse zum Einfluss demografischer Faktoren auf das subjektive Wohlbefinden präsentiert. In Kapitel 4 der mögliche Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf das subjektive Wohlbefinden untersucht und diskutiert.

Eine weitere Möglichkeit ist es, Wohlbefinden als Resultat verschiedener Verhaltens- und Denkweisen zu definieren. Die Einflussfaktoren wären bei diesem Ansatz grundlegend wichtig für die Ausprägung des Wohlbefindens. Dieser Gedankengang liegt dem psychologischen Wohlbefinden (PWB) und ihm verwandten Konstrukten (Flow und PERMA) zugrunde. In Kapitel 5 werden diese Konstrukte vorgestellt und es wird auf die Unterschiede und die Berührungspunkte zum Konstrukt subjektives Wohlbefinden hingewiesen. Die für die Ausprägung des psychologischen Wohlbefindens notwendigen Faktoren werden dezidiert erläutert.

Abschließend wird, in Kapitel 6, kritisch betrachtet, welche Stärken und Schwächen die verschiedenen Konstrukte des Well-Beings haben und welche Einflussfaktoren besonders stark gewichtet werden sollten. Außerdem wird auf die Potentiale und Risiken der Well-Being-Forschung allgemein eingegangen.

Um sprachlich nicht zu stark zwischen dem Deutschen und dem Englischen hin und her zu springen, werden englische Bezeichnungen überwiegend in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Deshalb werde ich in der folgenden Arbeit das Wort Wohlbefinden anstelle des englischen Terms Well-Being verwenden. Das in der Literatur häufig synonym verwendete, aber meines Erachtens im Bedeutungsschwerpunkt unterschiedliche, Wort Happiness werde ich mit Glückserleben übersetzen. Die Begriffe werden so eingesetzt, wie sie in der Originalliteratur verwendet werden. Der besseren Lesbarkeit halber wird auf die Verwendung einer gendergerechten Sprache verzichtet.

2 Definition von Wohlbefinden

Wie zuvor erwähnt, sind die Definitionen im Bereich der Wohlbefindensforschung teilweise ungenau. Obwohl das Forschungsfeld relativ klar definiert ist, sind es die verwendeten Begriffe oft nicht. Es herrscht Uneinigkeit in der Verwendung der Terminologie. Häufig synonym verwendete Begriffe für Wohlbefinden sind Glück oder Glücklichsein, positive Affektbilanz, Lebenszufriedenheit und subjektives Wohlbefinden. Eine nähere Betrachtung dieser Begriffe ist notwendig, um ein solides Verständnis der Materie zu erlangen.

2.1 Glück

Die Frage was Glück ist, gerät schnell zu einer philosophischen Diskussion. Meist werden Schriften diverser Philosophen bemüht, wenn man versucht, eine Definition für diesen Begriff zu finden. Aristippos (zit. nach Maltby, Day & Macaskill, 2011) hatte schon vor ca. 2400 Jahren die Überzeugung vertreten, dass das Ziel menschlicher Existenz das Erreichen von Lust sei und für dieses Ziel auch gesellschaftliche Regeln gebrochen werden dürfen. Seiner Ansicht nach strebt der Mensch in allem seinem Tun nach dem maximalen Lustgewinn und er versucht gleichzeitig, Unlust oder Schmerz weitestgehend zu vermeiden. Diese Sichtweise wird als Hedonismus bezeichnet (Maltby et al., 2011). Laut Duden (2013) kann Glück als „angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat; Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung“ (Duden, 2013, online) definiert werden. Glück wird somit als Gefühl oder Stimmung beschrieben womit eine kurze oder mittelfristige Dauer impliziert wäre. Der Ursprung für dieses Gefühl liegt in Erlebnissen, die den (bewussten oder unbewußten) Wünschen des Individuums entsprochen haben.

2.2 Positiver und negativer Affekt

Bei Glück und Befriedigung von Lust scheint es sich um ähnliche Konstrukte zu handeln wie auch die Arbeit von Watson & Tellegen (1985) zeigt. Abbildung 1 zeigt die von Maltby et al. (2011) ins Deutsche übersetzte und angepasste Zirkumplexdarstellung ihrer Theorie .

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zweidimensionale Stimmungskarte nach Watson und Tellegen (1985)
(Quelle: Maltby et al., 2011, S. 801)

Sie vermuteten, dass sich die menschliche Gemütsverfassung grundsätzlich in zwei Hauptdimensionen einteilen lässt: positiven und negativen Affekt. Dabei werden positiver und negativer Affekt als zwei voneinander unabhängige Dimensionen beschrieben. Es werden folglich vier verschiedene Ausprägungen des Affektes beschrieben: hoher positiver Affekt, niedriger positiver Affekt, hoher negativer Affekt, niedriger negativer Affekt. Diese existieren in reiner Form, aber auch als Mischform. Als Mischformen werden die Aktivierungszustände Lust, Erregung, Unlust und Ruhe benannt. Den Aktivierungszuständen werden jeweils Gefühlszustände zugeordnet, die mit ihnen in Zusammenhang stehen. Bei der Betrachtung der Darstellung kann man nun erkennen, dass der Aktivierungszustand Lust mit dem Gefühlszustand glücklich in Zusammenhang steht und aus derselben Affektmischung entsteht. Es bedarf hohen positiven Affekts und niedrigen negativen Affekts (Watson & Tellegen, 1985).

Als Messinstrument haben Watson, Clark & Tellegen (1988) die Positive and Negative Affect Schedule (PANAS) vorgestellt. Bei der PANAS werden die Probanden gebeten, 20 Gemütszustände (10 dem positiven und 10 dem negativen Affekt zugeordnet) anhand einer 5 Punkte Skala (von ganz wenig oder gar nicht bis äußerst) dahingehend zu bewerten, wie sie sich in einem angegebenen Zeitraum gefühlt haben. Nach den Angaben von Watson et al. (1988) geben die Antworten bei einer kurzfristigen Zeitvorgabe (heute oder im Moment) einen guten Hinweis auf veränderliche Gemütszustände und bei einem längeren Zeitraum (in den letzten 12 Monaten oder generell) werden stabilen Persönlichkeitsmerkmalen ähnliche Daten offenbart.

Die PANAS gilt als reliables und valides Messinstrument für aktuelle Gefühlszustände und hat als solches große Verbreitung gefunden. Ob sie als generelles Wohlbefinden-Messinstrument gelten kann, wird jedoch häufiger bezweifelt (McDowell, 2010). Für die Probanden ist es durchaus schwierig, ihre aktuelle Affektlage von einer generellen Affektlage zu trennen. Falls der Test zu einem Zeitpunkt durchgeführt wird in dem der Proband eine für ihn ungewöhnlich schöne oder schwierige Situation durchlebt, wird das Ergebnis dahingehend verfälscht werden. Kahnemann und Krueger (2006) konnten in verschiedenen Experimenten nachweisen, dass die retrospektive Bewertung von Situationen häufig eine Verzerrung der situativen Empfindungen darstellt. Allerdings liegt bei näherer Betrachtung der Items die Vermutung nahe, dass in der langfristigen Bedingung eher Persönlichkeitsmerkmale wie Extraversion und Neurotizismus gemessen werden, welche in vielen Publikationen wiederum mit hohem oder niedrigem Glücksniveau der Probanden in Verbindung gebracht werden. Auf diesen Zusammenhang soll unter Punkt 4 ausführlicher eingegangen werden.

2.3 Lebenszufriedenheit

Das Konzept Lebenszufriedenheit stellt einen kognitiven Ansatz dar und beinhaltet Rückschau und Reflexion über Erlebtes. Akute Gefühle sollen weniger ins Gewicht fallen als verarbeitete Erlebnisse, getroffene Entscheidungen und Lebensqualität. Die von Diener, Emmons, Larson & Griffin (1985) konzipierte Satisfaction with Life Scale (SWLS) erfragt die generelle Bewertung des eigenen Lebens anhand von 5 Items. Die Beantwortung der Items wird durch eine 7-Punkte Skala ermöglicht (1-stimme überhaupt nicht zu bis 7-stimme sehr zu).

1. In den meisten Punkten ist mein Leben meinem Ideal nahe.
2. Meine Lebensbedingungen sind hervorragend.
3. Ich bin zufrieden mit meinem Leben.
4. Ich habe bisher die wichtigen Dinge, die ich mir von Leben wünsche, auch bekommen.
5. Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich fast nichts ändern.

(Diener, 2009, online)

Auch wenn die Formulierung der Items auf eine überwiegend kognitive Bewertung des Lebens als Ganzem abzielt und Lucas, Diener und Suh (1996) durch Multi-Trait-Multi-Method-Analyse zeigen konnten, dass Lebenszufriedenheit, positiver und negativer Affekt voneinander unabhängige Konstrukte darstellen, ist der Einfluss aktueller Emotionen nicht vermeidbar. Kahneman und Krueger (2006) konnten nachweisen, dass es einen Unterscheid zwischen der Art und Intensität der Empfindungen (z.B. Schmerz oder Freude) in der Situation und der Bewertung der Art und Intensität im Nachhinein gibt. So wurde beispielsweise die Dauer schmerzhafter Empfindungen rückblickend, im Kontext einer anschließenden angenehmen Situation, als kürzer oder nicht unangenehm erinnert (Kahneman & Krueger, 2006).

Meines Erachtens stellt sich bei Betrachtung der Items der SWLS vor allem die Frage, ob hohe Lebenszufriedenheit mit erlebtem Erfolg gleichzusetzen ist und nur ohne Wachstumsbedürfnis konstatiert werden kann? Wäre es nicht denkbar, dass eine hohe Lebenszufriedenheit besteht und zeitgleich ein Bedürfnis nach Veränderung und Entwicklung? Die Items 1,2 + 4 könnten von jemandem, der sehr zufrieden mit seinem bisherigen Leben ist, aber noch eine Menge zu erreichende Ziele und Träume hat, mit einer geringen Punktzahl versehen werden. In der Testauswertung bekäme diese Person eine mittlere Lebenszufriedenheit attestiert, dabei würde ein Interview möglicherweise eine überdurchschnittliche Lebenszufriedenheit offenbaren.

2.4 Subjektives Wohlbefinden

Glück und Lebenszufriedenheit sind also unterschiedliche Konstrukte, die in verschiedenen menschlichen Erlebnisbereichen (emotionalen oder kognitiven) des Menschen beheimatet sind. Es darf bezweifelt werden, ob die PANAS oder die SWLS alleine geeignet sind ein so komplexes Konstrukt wie Wohlbefinden zu messen. Unter dem Begriff subjektives Wohlbefinden (SWB) werden deshalb beide Komponenten zu einem Konstrukt zusammengefasst. Es berücksichtigt somit emotionale und kognitive Komponenten. Bedeutet das nun, dass es für das Wohlbefinden einer Person einer positiven Affektbilanz und einer überdurchschnittlichen Lebenszufriedenheit bedarf? Oder wären durchschnittliche Lebenszufriedenheit und neutrale Affektbilanz ausreichend? In einem Artikel von 2010 stellt Ian McDowell neun verschiedene Messinstrumente für den Bereich des Wohlbefindens vor. Er gelangt abschließend zu der Betrachtung, dass die meisten Messinstrumente für den generellen Forschungs- und Fragebogengebrauch entwickelt wurden und nicht die Genauigkeit besitzen, um individuelle Diagnostik zu ermöglichen (McDowell, 2010). Keine Berücksichtigung findet in seinem Artikel die Day Reconstruction Method von Kahneman, Krueger, Schkade, Schwarz & Stone (2004). Diese könnte eine veritable Lösung für die Individualdiagnostik sein. Sie ist ökonomisch auch kaum für große Stichproben geeignet, zeichnet aber ein detailliertes Bild der individuellen Affektbilanz über verschiedenste Lebenssituationen. Bei dieser von Kahneman et al. (2004) entwickelten Erhebungsmethode werden die Probanden gebeten täglich ein Formblatt auszufüllen. Sie notieren, was sie an dem Tag erlebt haben, den Zeitrahmen und die Umgebungsfaktoren für jede Aktivität und welche Affekte sie bei jeder Tätigkeit hatten. Die zeitnahe und systematische Bewertung aller Tätigkeiten des Tages macht die Affektmessung akkurater. Kahneman und Krueger (2006) betonen außerdem, dass die Tendenz sozial erwünscht zu antworten, durch das konkrete Fragen nach der kurz zuvor erlebten Situation reduziert wird.

SWB stellt einen Ansatz dar, der darauf zielt, Wohlbefinden unabhängig von soziokulturellen Faktoren messbar zu machen. Er wird für diese Fokussierung gelegentlich kritisiert, ist aber für viele Forscher, die die Zusammenhänge zwischen Wohlbefinden und äußeren Faktoren betrachten, das bislang gebräuchlichste Konstrukt. Forschungsziel vieler Wissenschaftler ist es seit geraumer Zeit den Faktoren auf die Spur zu kommen, die Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen und deren Förderung Wohlbefinden erhöhen könnte

3 Einfluss demographischer Faktoren

Kinder lachen mehr als Erwachsene, in Zeitschriften winken reiche Menschen sehr glücklich von ihrer Jacht und nicht wenige Menschen versprechen sich aus dem Bund fürs Leben mehr Lebenszufriedenheit. Alltagsbeobachtungen könnten zu dem Schluss veranlassen, dass Situationen und Umgebungsvariablen einen starken Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden haben. Die am häufigsten untersuchten demographischen Faktoren sind Einkommen, Alter, Geschlecht, Gesundheit und Ehe.

3.1 Einkommen

Die meisten empirischen Studien zum Zusammenhang zwischen Geld und Wohlbefinden kommen zu dem Schluss, dass es einen positiven nicht-linearen Zusammenhang gibt. Mit steigendem Einkommen steigt bis zu einem gewissen Grad auch das Wohlbefinden an um dann, bei weiter steigendem Einkommen, auf diesem Niveau zu verbleiben (Guardiola, Gonzalo-Gomez, Garcia-Rubio, Lendechy-Grajales, 2011). Erklärt wird der nicht-lineare Zusammenhang mit verschiedenen Faktoren.

3.1.1 Soziale Vergleiche

Das Einkommen dient primär zur Absicherung der Grundbedürfnisse. Ist ein gewisses Versorgungsniveau erreicht, treten andere menschliche Bedürfnisse stärker in den Vordergrund (Robertson & Cooper, 2011). Ab welchem Punkt ein Einkommen als ausreichend für die Grundbedarfssicherung empfunden wird, hat vor allem mit sozialen Vergleichen zu tun. Menschen vergleichen sich mit anderen Menschen ihrer Umgebung und ziehen daraus Rückschlüsse über ihr Leben und ihr Wohlbefinden (Easterlin, 1974). Die Vergleiche können sowohl mit realen Personen als auch mit idealisierten Personen (beispielsweise aus der Werbung) gezogen werden. Das Wohlbefinden nimmt messbar ab, wenn das eigene Einkommen im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen der Referenzgruppe zurückbleibt. (Guardiola et al., 2011). Guardiola et al. (2011) erhoben die Wohlbefindenswerte des mexikanischen Volkes der Maya und kamen zu dem Ergebnis, dass sie trotz geringer finanzieller Mittel über ein hohes Maß an Glücksempfinden verfügten. Sie führten diese Ergebnisse unter anderem auf geringe mediale Einflüsse und die gleiche finanzielle Situation aller Gruppenmitglieder zurück.

3.1.2 Investition von Zeit

In Industrienationen ist Werbung all gegenwärtig. Die so geweckten Bedürfnisse müssten dazu führen, dass Menschen ihr Einkommen nie als ausreichend zur Grundbedarfsdeckung empfinden. Dadurch dürfte ihr Wohlbefinden aber auch nicht ab einem bestimmten Punkt stagnieren, da mehr Einkommen direkt mit mehr Bedürfnisbefriedigung verknüpft ist. Einige Studien (Newman, Tay & Diener, 2013, Ábrahám, Velenczei & Szabo, 2012) konnten allerdings zeigen, dass freie Zeiteinteilung eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Wohlbefinden spielt. Die Implikationen dieser Studien erklären die Stagnation des Wohlbefindens auf zwei Arten. Die eine ist, dass Menschen ab einer gewissen Einkommensgrenze weniger Arbeiten, um mehr Zeit für angenehme, Wohlbefinden steigernde, Aktivitäten zu haben. Dadurch steigt ihr Wohlbefinden unabhängig vom Einkommen. Die andere ist, dass Menschen mehr arbeiten, um ihr Einkommen zu erhöhen, aber dadurch weniger Zeit für Wohlbefinden steigernde Freizeitaktivitäten zu haben. Dadurch steigt das Einkommen aber das Wohlbefinden stagniert (Kahneman, Krueger, Schkade, Schwarz & Stone, 2006).

3.1.3 Gewöhnung

Es scheint einiges dafür zu sprechen, dass sich Menschen auf Dauer auf einem bestimmten Wohlbefindensniveau einpendeln unabhängig von Faktoren wie beispielsweise Einkommen, wenn das Überleben gesichert ist. Brinkman, Coates und Janoff-Bulman (1978) konnten in einer Studie mit Lottogewinnern zeigen, dass nach einem Zeitraum von ungefähr einem Jahr das Wohlbefindensniveau der Gewinner wieder in die Nähe des ursprünglichen Niveaus erreichte. Auf diese Studie und die damit verbundenen Thesen wird unter Punkt 4.2 weiter eingegangen.

3.1.4 Argumente für einen möglichen linearen Zusammenhang

Nach einer aktuellen Studie von Diener, Tay und Oishi (2013) gibt es mittlerweile auch Hinweise für einen linearen Zusammenhang zwischen Einkommen und Wohlbefinden. Das hieße höheres Einkommen hätte auch über die Grundsicherung hinaus einen Wohlbefindens verstärkenden Einfluss. Dafür untersuchten sie die Daten von 838.154 Menschen aus 158 Ländern. Sie stellten fest, dass es Länder gab, in denen eine Einkommenssteigerung stetigen Einfluss auf Wohlbefindenssteigerung hatte. Nach Diener et al. (2013) kann dieser Fall eintreffen, wenn das gesteigerte Einkommen zu mehr Optimismus und finanzieller Zufriedenheit führt. Außerdem müssten die Personen mehr kaufen als vor der Einkommenssteigerung.

3.2 Alter

Nach einer Studie von Diener und Suh (1998) gibt es keinen starken Einfluss von Alter auf subjektives Wohlbefinden. Untersucht wurden Probanden im Alter von 20 bis über 80 Jahren. Es konnte kein Rückgang von Lebenszufriedenheit im Laufe des Lebens festgestellt werden, obwohl es im Alter vermehrt zum Rückgang von Faktoren kommt, welche mit Lebenszufriedenheit in Zusammenhang gebracht werden. Der Rückgang finanzieller Ressourcen durch die Rente, der Verlust von sozialen Kontakten im Zuge des Arbeitsverlustes und der Verlust eines Ehepartners durch Tod hatten nur einen geringen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit der älteren Probanden. Positiver Affekt scheint mit den Jahren leicht abzunehmen. Das könnte anhand der erwähnten einschneidenden Lebensereignisse erklärt werden oder mit der Beobachtung von Diener, Sandvic und Larson (1985), nach der die Intensität von Emotionen im Alter schwächer wird. Sie begründen diesen Befund unter anderem mit gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern, nach denen älteren Menschen stärker die Rolle in sich ruhender und erfahrener Personen zugewiesen wird. Weiterhin könnte Habituation eine Rolle spielen. Je älter Menschen werden, desto häufiger waren sie intensiven Erlebnissen ausgesetzt und haben gelernt Widrigkeiten zu überwinden. Das könnte in der Konsequenz zu einer Gewöhnung an emotionale Ereignisse führen und zu einer weniger ausgeprägten emotionalen Reaktion auf neue Erlebnisse. Die geringere Affektamplitude führen aber nicht zu einer niedrigeren Lebenszufriedenheit. Es scheint dementsprechend so zu sein, dass die Affektamplitude geringer wird und die Personen sich nicht als unglücklicher erleben. Denkbar wäre nach Diener et al. (1985) aber auch eine biologische Erklärung, nach der jüngere Personen über ein höheres autonomes Arousal verfügen. Diese stärkere Stimulation wäre eine gute biologische Grundlage, um die akuten Herausforderungen des Lebens leichter zu bewältigen.

3.3 Geschlecht

Bei Frauen ergaben die Befunde von Diener et al. (1985) ein höheres Niveau positiver Affekte als bei Männern. Die Unterschiede sind möglicherweise im gesellschaftlichen Rollenverständnis der Frau begründet. Die traditionelle Rolle der Frau beinhaltet verstärkt fürsorgliche und pflegende Tätigkeiten und könnte Frauen dazu bringen, emotionale Fähigkeiten stärker auszubilden. Durch dieses Rollenverständnis findet emotionales Verhalten bei Frauen auch gesellschaftlich eine stärkere Akzeptanz, was wiederum unterstützend auf die Intensität affektiven Erlebens bei Frauen wirkt (Diener, Suh, Lucas & Smith, 1999).

3.4 Gesundheit

Untersuchungen zwischen Gesundheit und subjektivem Wohlbefinden weisen auf einen signifikanten Zusammenhang hin. Die Stärke des gemessenen Zusammenhanges ist jedoch sehr unterschiedlich. So weisen Studien einen stärkeren Zusammenhang nach, die sich mit der wahrgenommenen Gesundheit beschäftigen (Røysamb, Tambs, Reichborn-Kjennerud, Neale & Harris, 2003). Studien die objektive Gesundheit erhoben stellten geringe Korrelationen fest (Watten, Vassend, Myhrer & Syversen, 1997). Auf die Zusammenhänge zwischen wahrgenommener Gesundheit und SWB wird unter Punkt 4.1 näher eingegangen. Der erstaunlichere Befund von kleinen Effekten der objektiven Gesundheit auf das SWB wird am häufigsten durch Adaption an die Umstände erklärt (Diener et al., 1999). Außerdem scheinen sich gesundheitlich angeschlagene Menschen häufig kognitiver Copingstrategien zu bedienen. Sie vergleichen sich beispielsweise mit Menschen denen es noch schlechter geht, um ein positiveres Bild ihrer eigenen Situation zu erhalten. In der Konsequenz bewerten sie ihr Wohlbefinden auf Nachfrage ebenfalls höher, was zu den geringen messbaren Auswirkungen der objektiven Gesundheit auf das SWB führen könnte. Tatsächlich scheint die Auswirkung von Gesundheit auf das Wohlbefinden von der Schwere der Erkrankung und den damit verbundenen Einschränkungen abhängig zu sein. Ab einem gewissen Einschränkungsgrad ist es für die Erkrankten schwierig, sich mancher Copingstrategien zu bedienen (Brickman et al., 1978).

3.5 Ehe

Über den Einfluss des Ehestandes auf das SWB wurde häufig geforscht und die meisten Studien haben einen positiven Zusammenhang gefunden (Diener, Gohm, Suh & Oishi, 2000). Über die Kausalität kann –wie bei den anderen Faktoren auch- keine Aussage gemacht werden. Es ist durchaus denkbar, dass Menschen mit stärkeren positiven Affekten und positiven Lebenserfahrungen attraktiver und vertrauenerweckender auf andere wirken und damit eher als Ehepartner in Frage kommen. Auch eine größere Bereitschaft, sich auf das Wagnis einer Ehe einzulassen, könnte damit assoziiert sein. In der anderen Richtung stellt eine Ehe auch ein soziales und kulturelles Ideal dar. Mit der Ehe verbunden sind Stabilität und enge positive Verbindungen zu anderen. Diener et al. (2000) konnten einen kulturellen Einfluss auf die Bewertung des Wohlbefindens im Zusammenhang mit der Ehe nachweisen. So war der Unterschied zwischen dem SWB von verheirateten und zusammenlebenden Probanden größer, wenn die Personen in einer Gesellschaft mit traditionelleren Werten lebten. In westlichen Nationen waren die Unterschiede gering. Die Unterschiede im SWB zwischen alleinlebenden Probanden und denen in einer Partnerschaft (unabhängig von der Institution Ehe) Lebenden waren deutlich größer. Es kann demzufolge vermutet werden, dass die empfundene enge positive Verbindung mit anderen ein wichtiger Faktor für den positiven Zusammenhang von Ehe und Wohlbefinden darstellt.

3.6 Demographische Faktoren insgesamt

Der Gesamtanteil der durch demographische Faktoren (Alter, Geschlecht, Einkommen, Beziehungsstatus) aufgeklärten Varianz schwankt je nach Studie zwischen 20% (Campbell, Converse & Rodgers, 1976) und 8% (Andrews & Withey, 1976). Leider sind diese Studien schon älter, aber diese Zahlen weisen trotzdem darauf hin, dass es andere Faktoren geben muss, die einen stärkeren Einfluss auf das Wohlbefinden ausüben. Wenn äußeren Faktoren als nicht so ausschlaggebend bezeichnet werden dürfen, erscheint es sinnvoll, den Blick auf innere Faktoren zu richten.

4 Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren

Lucas und Diener (2010) bezeichnen die angeborene Persönlichkeit einer Person als den Faktor, der am stärksten über die Ausprägung des subjektiven Wohlbefindens bestimmt. Wichtige Grundlagen für diese Annahme sind, neben dem geringen Einfluss von demographischen Variablen, Ergebnisse über Vererbung von Glücksempfinden und die Stabilität von Wohlbefinden bei mehreren Messungen über einen längeren Zeitraum.

4.1 Vererbung von Wohlbefinden

Lukas und Diener (2010) geben drei Zwillingsstudien als maßgeblich für ihre Argumentation der Vererbung von Wohlbefinden an. Um den Einfluss von Umweltfaktoren möglichst gering zu halten, werden zur Untersuchung von Vererbung gerne Zwillingsstudien verwendet. Dabei werden möglichst eineiige Zwillinge untersucht, die getrennt von einander aufgewachsen sind. Durch die fehlende gemeinsame Umwelt können so klarere Rückschlüsse auf die Bedeutung der gemeinsamen genetischen Disposition gezogen werden. Røysamb et al. (2003) haben anhand von Zwillingen die Zusammenhänge zwischen SWB und körperlicher Gesundheit untersucht. Ihre Ergebnisse legen einen genetischen Einfluss auf SWB nah. Sie beziffern diesen genetischen Einfluss auf das SWB auf ungefähr 50%. Allerdings erwähnen sie auch, dass „Moreover,and more importantly, the genes that influence well-being are to a high extent the same genes that influence perceived health.“ (Røysamb et al., 2003, S. 1142). Eine klare Trennung zwischen genetisch beeinflusstem Wohlbefinden und genetisch beeinflusster Gesundheit kann in dieser Untersuchung nicht vollzogen werden. Untersucht wurde nur die wahrgenommene Gesundheit der Probanden, nicht die medizinische. Dieser Faktor wurde nur durch ein Item erhoben. Es handelte sich um die Frage, wie die Probanden ihre aktuelle Gesundheit bewerten. Auch wenn Røysamb et al. (2003) anmerken, dass es sich bei dieser Messung durch nur ein Item, um eine Messung mit akzeptablen psychometrischen Eigenschaften handelt, wäre eine umfangreichere Messung von Gesundheit in diesem Zusammenhang wünschenswert gewesen. Die Ergebnisse des gemessenen Zusammenhangs zwischen wahrgenommener Gesundheit und SWB können in verschiedene Richtungen interpretiert werden. Es wäre möglich, dass Probanden, die sich momentan in einer guten seelischen Verfassung, sprich gutem Wohlbefinden, befinden, ihre Gesundheit positiver wahrnehmen und auch kleineren Unpässlichkeiten geringere Bedeutung beimessen. Ebenso denkbar wäre, dass eine als gut bewertete körperliche Verfassung eine positive Wohlbefindensbewertung zur Folge hat. Schwarz und Starck (1999) wiesen in einer Studie auf Reihenfolgeneffekte im Zusammenhang mit Lebenszufriedenheitsfragebögen hin. So kann die Reihenfolge der gestellten Frage das Ergebnis maßgeblich beeinflussen. Im Fall von Røysamb et al. (2003) wäre es möglich, dass die Beantwortung der Frage nach der wahrgenommenen Gesundheit von den vorangegangenen Wohlbefindens Fragen beeinflusst war. Ebenso ist es möglich, dass Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeitseigenschaften Körpersignale unterschiedlich deuten oder sogar wahrnehmen. Neurotizismus beispielsweise könnte bei hoher Ausprägung zur fehlerhaften Gefahrendeutung von körperlichen Signalen führen. Eine unterschiedliche Sensitivität gegenüber physiologischen Veränderungen wie erhöhter Herzschlagrate, Schwitzen oder Unruhe wurde bei Patienten mit Generalisierter Angststörung festgestellt (Pennebaker, 1981). Sie berichteten über Symptome, welche in Labormessungen nicht festgestellt werden konnten. Die Belastbarkeit der Ergebnisse von Røysamb et al. (2003) als solide Grundlage für die Vermutung von hohem genetischen Einfluss auf das Wohlbefinden erscheint mir demzufolge nicht als ausreichend.

Eine Studie von Tellegen, Lykken, Bouchard, Wilcox, Segal und Rich (1988) wird des Weiteren als Indikator für eine Vererbung von SWB angeführt. Diese Studie befasst sich jedoch mit der Vererbung von Persönlichkeitseigenschaften und nicht mit SWB im eigentlichen Sinne. Das es Persönlichkeitseigenschaften gibt, die stärker mit positiven Affekten assoziiert sind, wurde in dieser Arbeit bereits kurz erwähnt und wird später noch weiter ausgeführt. Eine Vermischung von Persönlichkeitseigenschaften und SWB sollte jedoch möglichst vermieden werden und ist deshalb für die Argumentation von Lukas und Diener (2010) ungünstig.

Als weitere Grundlage für ihre Beweisführung zitieren Lukas und Diener (2010) Stubbe, Posthuma, Boomsma und DeGeus (2005) welche ausschließlich den genetischen Einfluss auf Lebenszufriedenheit anhand der SWLS untersuchten. Sie beziffern diesen Einfluss auf 38%. Diese Studie ist am ehesten geeignet, eine Grundlage für die Vermutung zu bilden, dass SWB eine erbliche Komponente hat. Das Messinstrument SWLS ist (wenn auch mit, unter Punkt 2.3 erwähnten, Einschränkungen) geeignet, SWB zu erheben und so können die Ergebnisse von Stubbe et al. (2005) als Argumentationsgrundlage für einen Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren auf SWB dienen.

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783842835221
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität zu Köln – Psychologie
Erscheinungsdatum
2014 (März)
Note
1,7
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Titel: Einflußfaktoren auf Well-Being
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