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Rapucation

Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik

©2007 Bachelorarbeit 101 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Das Ziel dieser Honours-Arbeit ist die Herstellung eines als Lernmittel bislang nicht standardisierten Verfahrens für 5. und 6. Klassen. Es wird eine CD produziert, die textlich Unterrichtsinhalte vermittelt, sich hinsichtlich des Sounds jedoch an aktuell erfolgreichen deutschsprachigen Rapproduktionen orientiert.
Der durch die Rezeption des Tonträgers hervorgerufene Lerneffekt wird in einem Feldversuch auf seine Relevanz überprüft. Dazu stelle ich folgende These auf:
In den Lehrplänen der 5. und 6. Klasse sind Unterrichtsinhalte vorgegeben, die sich in Form von Rapmusik besser an Berliner Schüler dieser Klassenstufen vermitteln lassen als in herkömmlicher Textform. Die Beschäftigung mit den Inhalten wird den Schülern durch das Medium Musik erleichtert. Außerdem übernehmen die Rapvertonungen der Unterrichtsinhalte durch Reimbildungen, Strophen- und Refrainbildungen sowie durch Klangeffekte die Funktion sogenannter Eselsbrücken.
Zunächst soll geprüft werden, ob überhaupt öffentliches Interesse an einem derartigen Medium bestehen kann. Dazu erfolgt ein Überblick des Lehr- und Lernklimas an Berliner Schulen, wobei als Quellen hauptsächlich Artikel der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ im Veröffentlichungszeitraum zwischen März 2006 und Mai 2007 verwendet werden. Der Verzicht auf wissenschaftliches Material geschieht hier zum einen durch die gebotene Aktualität. Andererseits spielt für die elterliche Bewertung der CD der öffentliche Diskurs – der wohl eher durch die tagesaktuelle Presse bedingt ist – eine größere Rolle als wissenschaftliche Arbeiten.
Im Anschluss dieser Betrachtung folgt eine Zusammenfassung der bestehenden didaktischen Modelle. Diese Auseinandersetzung mit den theoretisch möglichen Lernsituationen orientiert sich am „Kleine[n] Handbuch didaktischer Modelle“ des Pädagogen Karl-Heinz Flechsig aus dem Jahre 1996, welches momentan lediglich als Internetversion vom Institut für kulturelle Didaktik e. V. angeboten wird. Es wird geprüft, welche didaktischen Modelle für Grundschüler Anwendung finden bzw. inwieweit Lehrkräfte die Rapucation-CD im Unterricht einsetzen könnten.
Der nächste Punkt der Gliederung „Reime im Bildungskontext“ beschäftigt sich mit vorhandenen gereimten Texten, die sich explizit an Schüler richten und/oder den Ansatz haben, Wissen zu vermitteln. Dabei werden das Phänomen der Eselsbrücken sowie ausgewählte Rapveröffentlichungen auf ihre Eigenheiten untersucht, um […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Robin Haefs
Rapucation
Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
ISBN: 978-3-8366-0746-9
Druck: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. School of Audio Engineering Berlin, Berlin, Deutschland, Bachelorarbeit, 2007
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http://www.diplomica.de, Hamburg 2008
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Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
Danksagung
Als erstes danke ich Vincent Stein für seine Begeisterungsfähigkeit, für seine Textkritik
und die professionelle Produktion der Songs. Ohne ihn wäre dieses Projekt nicht zustande
gekommen.
Natürlich gilt mein Dank den Lehrkräften, die die Tests an ihren Schulen ermöglicht
haben: Dorothea Ferrari, Michael Fromm, Helko Grimm, René Knop, Angela Koschitzki,
Sigrid Kuhnert-Buggenhagen, Juliane Müller, Viola Weikert und Timea Widdrus. Ganz
besonders danke ich hierbei Robin Berthold auch für das Bewerben meines Projekts im
AfS-Newsletter, Dorothea Lottermoser für das Korrekturlesen der Arbeitsblätter und
Daniela Wellner für die Organisation des Besuchs in ihrer Schule. Ich danke außerdem
jedem Kind, das an diesem Test teilgenommen hat, besonders für die vielen Kommentare.
Vielen Dank auch an die Sponsoren, die mir Preise für die Klassenbesten überließen:
Berliner Plattenbau, HipHop-Pott.de, HipHopStyles.de, HipHopVinyl.de, Sherin Kürten
sowie TVT Records Europe. Danke an Nico Bielefeld, Doa 21, DJ Little A, Mesia und
Pyranja, auch wenn es nicht mehr geklappt hat.
Danke an Bo Flower für das interessante Telefonat.
Bei Frank Lymann von der SAE Berlin bedanke ich mich für die schnelle und präzise
Beantwortung meiner Fragen.
Ich danke meiner Familie für die Anregungen und die Entspannung.
Meinen Freunden BierPimp, Igel, Majus, Nima, Rainer und Sookee danke ich für
konstruktive Diskussionen, Autoleihe, Hilfe beim Sortieren und Verschicken, Korrektur-
lesen und vor allem für die moralische Unterstützung in jeder Lebenslage.
Lucky Strike... sollte mir danken.
Danke an Peti, dass ich ihr nicht danken muss und dass es ist, wie es ist. Danke!

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
3
Inhaltsverzeichnis
1 Vorbemerkung ... 5
2 Zielsetzung und Aufbau... 5
3 Überblick des Lehr- und Lernklimas an Berliner Schulen ... 7
4 Didaktische Modelle ... 15
5 Reime im Bildungskontext ... 20
5.1
Eselsbrücken ... 21
5.2
Rap-Veröffentlichungen ... 22
5.2.1 Felix Janosa: ,,Das Rap-Huhn" ... 22
5.2.2 Felix Janosa: ,,Raptosaurus" ... 24
5.2.3 ,,Preposition Raps"... 26
5.2.4 Junge Dichter und Denker: ,,Das kleine Ein-mal-Eins singend lernen" ... 27
5.2.5 Junge Dichter und Denker: ,,Die 1ste" und ,,Klassische Gedichte als Rap" ... 28
5.2.6 Charlotte Flügel: ,,Fetzige Raps im Sachunterricht" ... 29
6 Herstellung und experimentelle Prüfung einer Rap-CD als Lernmittel... 31
6.1 Wahl der Zielgruppe ... 32
6.2
Themenrecherche... 33
6.3 Verfassen der Texte ... 36
6.3.1 ,,Mutter Erde" ... 38
6.3.2
,,Europa" ... 39
6.3.3
,,Fotosynthese"... 40
6.3.4 ,,Unser Berlin" ... 41
6.4
Musikproduktion... 42
6.4.1 ,,Mutter Erde" ... 43
6.4.2
,,Europa" ... 44
6.4.3
,,Fotosynthese"... 44
6.4.4 ,,Unser Berlin" ... 45
6.5
Testphase ... 45
6.6
Ergebnisse
und
Analyse... 47
6.6.1 Vergleich zwischen den Ergebnissen der Klassenarten... 49

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
4
6.6.2 Vergleich zwischen den Ergebnissen der Schüler der Rap-Klassen...52
7 Zukunftsperspektive der CD als Lernmittel...55
8 Quellenangaben...58
8.1 Quellen dieser Arbeit ...58
8.1.1 Literatur und Fachartikel...58
8.1.2
Internetquellen ...59
8.1.3 Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften ...62
8.1.4
Tonträger...70
8.1.5
Rahmenlehrpläne ...71
8.1.6 Sonstige Quellen ...75
8.2 Quellen der Materialien der Text- und Rap-Klassen ...76
9 Tabellen- und Diagrammverzeichnis ...78
10 Anhang...79
10.1
Rapucation-CD
10.2
Songtexte
10.3 Material für die Schüler der Text-Klassen
10.4
Multiple-Choice-Test
10.5 Fragebogen für die Schüler der Rap-Klassen
10.6 Merkzettel für die Lehrkräfte
10.7 Fragebogen für die Lehrkräfte
10.8 Informationen für die Eltern
10.9 Ausgewählte Kommentare der Schüler

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
5
1 Vorbemerkung
In dieser Arbeit wird bei allgemeinen Betrachtungen jeweils nur die maskuline Form des
grammatischen Genus für eine Personengruppe gebraucht. Dies geschieht aus Gründen der
kürzeren Schreibweise und der damit verbundenen besseren Lesbarkeit.
Der in dem Konzept zu dieser Arbeit verwendete Titel ,,Straßenschule" wurde im Laufe
der Recherche in ,,Rapucation" geändert. Ich gehe davon aus, dass dieses Kunstwort aus
,,Rap" und ,,Education" (zu deutsch: Bildung, Unterricht) weniger polarisierend wirkt. Das
Wort ,,Straße" findet momentan in vielen aktuellen deutschsprachigen Rapproduktionen
Erwähnung
1
und dürfte bei deren Kritikern schnell negative Assoziationen wecken.
In den Fußnoten werden die Literaturquellen in einer Kurzform bestehend aus Autor, Titel,
Erscheinungsjahr und Seitenzahl genannt. Internetquellen werden mit dem Titel der
Webseite, der URL und dem Zeitpunkt der Recherche belegt. Wird bei zwei oder mehreren
aufeinander folgenden Fußnoten die gleiche Quelle benutzt, so steht aus Gründen der
Übersichtlichkeit nach der ersten Nennung ,,ebd." (ebenda) in den folgenden Fußnoten.
2 Zielsetzung und Aufbau
Das Ziel dieser Honours-Arbeit ist die Herstellung eines als Lernmittel bislang nicht
standardisierten Verfahrens für 5. und 6. Klassen. Es wird eine CD produziert, die textlich
Unterrichtsinhalte vermittelt, sich hinsichtlich des Sounds jedoch an aktuell erfolgreichen
deutschsprachigen Rapproduktionen orientiert.
Der durch die Rezeption des Tonträgers hervorgerufene Lerneffekt wird in einem
Feldversuch auf seine Relevanz überprüft. Dazu stelle ich folgende These auf:
In den Lehrplänen der 5. und 6. Klasse sind Unterrichtsinhalte vorgegeben, die
sich in Form von Rapmusik besser an Berliner Schüler dieser Klassenstufen
vermitteln lassen als in herkömmlicher Textform. Die Beschäftigung mit den
Inhalten wird den Schülern durch das Medium Musik erleichtert. Außerdem
übernehmen die Rapvertonungen der Unterrichtsinhalte durch Reimbildungen,
Strophen- und Refrainbildungen sowie durch Klangeffekte die Funktion so
genannter Eselsbrücken.
1
Vgl. z. B.: Sido: Straßenjunge (Maxi-CD), 2006

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
6
Zunächst soll geprüft werden, ob überhaupt öffentliches Interesse an einem derartigen
Medium bestehen kann. Dazu erfolgt ein Überblick des Lehr- und Lernklimas an Berliner
Schulen, wobei als Quellen hauptsächlich Artikel der Berliner Tageszeitung ,,Der
Tagesspiegel" im Veröffentlichungszeitraum zwischen März 2006 und Mai 2007
verwendet werden.
2
Der Verzicht auf wissenschaftliches Material geschieht hier zum einen
durch die gebotene Aktualität.
3
Andererseits spielt für die elterliche Bewertung der CD der
öffentliche Diskurs ­ der wohl eher durch die tagesaktuelle Presse bedingt ist ­ eine
größere Rolle als wissenschaftliche Arbeiten.
Im Anschluss dieser Betrachtung folgt eine Zusammenfassung der bestehenden
didaktischen Modelle. Diese Auseinandersetzung mit den theoretisch möglichen
Lernsituationen orientiert sich am ,,Kleine[n] Handbuch didaktischer Modelle" des
Pädagogen Karl-Heinz Flechsig aus dem Jahre 1996, welches momentan lediglich als
Internetversion vom Institut für kulturelle Didaktik e. V. angeboten wird.
4
Es wird geprüft,
welche didaktischen Modelle für Grundschüler Anwendung finden bzw. inwieweit
Lehrkräfte die Rapucation-CD im Unterricht einsetzen könnten.
Der nächste Punkt der Gliederung ,,Reime im Bildungskontext" beschäftigt sich mit
vorhandenen gereimten Texten, die sich explizit an Schüler richten und/oder den Ansatz
haben, Wissen zu vermitteln. Dabei werden das Phänomen der Eselsbrücken sowie
ausgewählte Rapveröffentlichungen auf ihre Eigenheiten untersucht, um gegebenenfalls
deren positive Merkmale in die Entwicklung des eigenen Tonträgers einfließen zu lassen.
Auch die positiven Beispiele des oben erwähnten Punkts ,,Überblick des Lehr- und
Lernklimas an Berliner Schulen" werden in der folgenden Beschreibung des
Produktionsprozesses der Rapucation-CD hervorgehoben, um sich dabei an ihnen zu
orientieren. Anschließend wird die Wahl der Zielgruppe erläutert und die Themenwahl der
Songs begründet. Es folgen Informationen zum Verfassen der Songtexte sowie zur
Musikproduktion. Der Ablauf des bereits erwähnten Feldversuchs wird detailliert
beschrieben und dessen Ergebnisse auf ihre Gültigkeit und bezüglich der Validität der
These analysiert.
2
Im genannten Kapitel wird der Konjunktiv nur dann verwandt, wenn auch der zitierte Teil in den Quellen
im Konjunktiv steht.
3
Vgl.: Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14, 03.04.2006), S. 30
4
Vgl.: Kleines Handbuch, Karl-Heinz Flechsig | Vorwort, URL: http://www.ikud.de/handbuch0.htm
(19.07.2007, 12:50 Uhr)

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
7
Die Schlussfolgerung dieser Arbeit beschreibt die Zukunftsperspektive eines Lernmediums
nach Art der Rapucation-CD. Sie besteht aus einer Reflexion meiner Vorgehensweise
bezüglich der experimentellen Prüfung des mittels des Tonträgers hervorgerufenen
Lerneffekts. Dieser nennt auch Verbesserungsvorschläge, um den Versuch gegebenenfalls
für eine Veröffentlichung der CD zu wiederholen. Zusätzlich werden die Vorgaben
genannt, die für die Rapucation-CD von vornherein erst bei einer regulären
Veröffentlichung eine Rolle spielen werden sowie diejenigen, die sich im Laufe dieses
Creative Research Projects ergaben.
3 Überblick des Lehr- und Lernklimas an Berliner Schulen
Die in Punkt 2 genannten Quellen stellen das Lehr- und Lernklima an deutschen bzw.
speziell an Berliner Schulen denkbar schlecht dar. Die Atmosphäre in den Klassenräumen
wird häufig als aggressiv beschrieben. Den Schülern wird mangelnde Einsatzbereitschaft
und denjenigen mit Migrationshintergrund fehlender Integrationswille vorgeworfen. Diese
für einen effektiven Unterricht äußerst nachteiligen Voraussetzungen werden durch die
schlechte räumliche und personelle Situation der Schulen komplettiert.
Bei manchen genannten Phänomenen liegen die Ursachen klar auf der Hand, bei anderen
ist der kausale Zusammenhang im Rahmen dieser Arbeit nicht herzustellen.
5
In diesem
Gliederungspunkt soll demnach keine Schuldfrage geklärt werden.
Es ,,herrscht zweifellos Bildungsnotstand"
6
. Die Pisa-Studie aus dem Jahre 2001 zeigt,
dass ,,Deutschland, [...] was die Bildung seiner Kinder angeht, im internationalen Bereich
auf den hinteren Plätzen zu finden [ist] ­ neben Ländern wie Lettland und Mexiko"
7
. Auch
andere Untersuchungen liefern nicht weniger negative Ergebnisse: Der ,,Bärenstark-Test"
aus dem Jahr 2003, der die Deutschkenntnisse von Schulanfängern prüft, zeigt, dass in drei
5
Dass Lehrkräfte bedingt durch das Verhalten von Schülern krankgeschrieben werden, ist nachvollziehbar.
Durch krankheitsbedingte Ausfälle verschlechtert sich die Situation jedoch weiter, da diese oft nicht mit
Vertretungskräften ausgeglichen werden können. Die verbleibenden Lehrer sehen sich mit der pro Lehrkraft
höheren Anzahl von Schülern überfordert, was weitere krankheitsbedingte Ausfälle nach sich zieht.
6
Schülerhilfe (Hrsg.): Elternratgeber, 2003, S. 3
7
Ebd., S. 3

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
8
Berliner Bezirken mehr als die Hälfte der Kinder eine Sprachförderung bräuchte.
8
Auch
die Mathematikprüfung zum Erreichen des Mittleren Schulabschlusses 2006 offenbart ein
schlechtes Resultat. Die Durchschnittsnote in Berlin liegt bei 3,7, wofür das mangelnde
Verständnis der Textaufgaben seitens der Schüler als Grund genannt wird. Gerade die
Schüler nicht deutscher Herkunft schnitten hierbei schlecht ab.
9
Jede vierte Schule in Berlin hat ,,mehr als 40 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund"
10
.
Die Schüler der 2006 durch den ,,Brandbrief" bekannt gewordenen Rütli-Oberschule in
Berlin-Neukölln sind zu 83 Prozent nicht deutscher Herkunft.
11
An der Theodor-Plievier-
Oberschule in Berlin-Wedding gebe es sogar ,,einen faktischen Ausländeranteil von 92,6
Prozent ­ eine Zahl, die den ,Integrationsbegriff' geradezu ,ad absurdum' führen würde"
12
.
Der Zusammenhang zwischen Abstammung und Bildungsferne ist dabei nur indirekt zu
verstehen. In anderen Bundesländern existiert ein höherer Anteil von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund, dennoch schnitten hier die Schüler bei der
genannten Mathematikprüfung insgesamt besser ab.
13
Berlin unterscheidet sich von den
restlichen Ländern jedoch durch die Anhäufung von sozialen Brennpunkten.
14
Laut Pisa-
Studie ,,ist die Kopplung zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzerwerb praktisch
nirgendwo so stark wie im deutschen Bildungssystem"
15
.
Die Auswirkungen der sozialen Verteilung zeigen sich beispielsweise im bereits erwähnten
,,Brandbrief". Auf ,,[d]rei Seiten, verabschiedet von der Gesamtlehrerkonferenz ohne
Enthaltung, ohne Gegenstimme"
16
, wird berichtet, dass ,,[i]n vielen Klassen [...] das
Verhalten [...] durch totale Ablehnung des Unterrichtsstoffes und menschenverachtendes
Auftreten"
17
geprägt ist. ,,Aggressivität, Respektlosigkeit und Ignoranz [den] Erwachsenen
8
Vgl.: Vieth-Entus, Susanne: Im Problem-Dreieck. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.399, 12.12.2006), S.
14
9
Vgl.: Kneist, Sigrid: In Mathematik sind Berlins Schüler am schlechtesten. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe
19.260, 25.07.2006), S. 7
10
Hasselmann, Jörn; Vieth-Entus, Susanne: Schule in Not ­ Politik und Polizei alarmiert wegen
Jugendgewalt. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.186, 10.05.2006), S. 1
11
Vgl.: Vieth-Entus, Susanne: Zum Jahrestag: Rütli-Schule will ihre Türen öffnen. In: Der Tagesspiegel
(Ausgabe 19.470, 24.02.2007), S. 13 und Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14,
03.04.2006), S. 23
12
Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14, 03.04.2006), S. 30
13
Vgl: Martens, Daniela: Berliner Unterricht ­ zu individuell und teuer? In: Der Tagesspiegel (Ausgabe
19.262, 27.07.2006), S. 12
14
Vgl.: ebd., S. 12
15
Müller-Lissner, Adelheid: Armutszeugnis. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.344, 18.10.2006), S. 2
16
Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14, 03.04.2006), S. 22
17
Vieth-Entus, Susanne: Träume von einer Schule. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.400, 13.12.2006), S. 3

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
9
gegenüber"
18
sind an der Tagesordnung. ,,Einige Kollegen/innen gehen nur noch mit dem
Handy in die Klassen, damit sie über Funk Hilfe holen können."
19
Kurz nach der Veröffentlichung des Schreibens macht das Magazin ,,Der Spiegel" das
Thema zur Titelgeschichte und beschreibt ein ,,Klima, in dem der Satz ,Verpiss dich, du
Missgeburt!' als ganz normale Begrüßungsformel [...] gilt"
20
. ,,,Die Gewaltbereitschaft
unter Schülern hat enorm zugenommen. Es wird viel schneller und härter gedroht und
geschlagen'"
21
, wird der Präsident des Deutschen Lehrerverbands zitiert.
,,Schule in Not ­ Politik und Polizei alarmiert wegen Jugendgewalt"
22
titelt der
,,Tagesspiegel" im Mai 2006 und berichtet von der ,,anhaltenden Gewalt an Schulen"
23
in
Berlin. Erstmals wurde einem Schüler polizeilicher Personenschutz gewährt.
24
Dabei passieren die ,,Übergriffe schon an der Grundschule"
25
, wie ein halbes Jahr später
gemeldet wird. Insgesamt stieg die ,,Zahl der gemeldeten Gewaltvorfälle [im Schuljahr
2005/2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum] [...] um 76 Prozent"
26
. Besonders
auffällig ist ,,der überproportionale Anstieg der Vorfälle in Grundschulen von 198 auf
501"
27
. Im Mai 2007 heißt es: ,,Allein die Zahl der Angriffe auf Lehrer hat sich von 64
Vorfällen im Schuljahr 2001/02 auf 374 im Schuljahr 2005/06 vervielfacht."
28
Der
Bildungssenator Jürgen Zöllner ,,geht davon aus, dass hinter der zunehmenden Zahl von
Meldungen vor allem eine höhere Sensibilität der Lehrer und Schulräte steckt"
29
.
Die Situation der Lehrkräfte erscheint dennoch insgesamt problematisch. Theoretisch
klingt das Berliner ,,Schüler-Lehrer-Verhältnis"
30
zwar besonders vielversprechend: ,,Im
18
Ebd., S. 3
19
Vieth-Entus, Susanne: Der Rütli-Brief. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.473, 27.02.2007), S. 14
20
Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14, 03.04.2006), S. 25
21
Ebd., S. 30
22
Hasselmann, Jörn; Vieth-Entus, Susanne: Schule in Not ­ Politik und Polizei alarmiert wegen
Jugendgewalt. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.186, 10.05.2006), S. 1
23
Ebd., S. 1
24
Vgl.: ebd., S. 1
25
Buntrock, Tanja; Vieth-Entus, Susanne: Übergriffe schon an der Grundschule. In: Der Tagesspiegel
(Ausgabe 19.401, 14.12.2006), S. 9
26
Ebd., S. 9
27
Ebd., S. 9
28
Landeselternausschuss organisiert Tagung zur Schulgewalt. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.540,
08.05.2007), S. 16
29
Buntrock, Tanja; Vieth-Entus, Susanne: Übergriffe schon an der Grundschule. In: Der Tagesspiegel
(Ausgabe 19.401, 14.12.2006), S. 9
30
Martens, Daniela: Berliner Unterricht ­ zu individuell und teuer?. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.262,
27.07.2006), S. 12

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
10
Schnitt kommen [...] 13,7 Schüler auf einen Lehrer. 16 Schüler sind es im
Bundesdurchschnitt."
31
Viele der Stellen werden jedoch von dauerkranken Lehrern
blockiert. Die Zahl derer stieg in Berlin zwischen August 2006 und April 2007 von 740 auf
920.
32
Der Großteil der Kranken sind ,,vermutlich sogenannte Burn-out-Patienten"
33
.
,,Berliner Lehrer fühlen sich erschöpft"
34
lautet auch eine Schlagzeile des ,,Tagesspiegels"
im Dezember 2006. Die Lehrkräfte der Hauptstadt, die durchschnittlich knapp 50 Jahre alt
sind, müssen ein Drittel mehr arbeiten als noch vor einigen Jahren und immer wieder neue
Reformen verkraften.
35
,,Über 400 Reinickendorfer Lehrer [vermeldeten wegen
Überlastung] ihren ,inneren Abschied' aus dem Beruf [...]."
36
Anderthalb Wochen später
wird in der Zeitung ein Lehrer dahingehend zitiert, dass selbst die Neueinstellung
,,geeignete[r] Pädagogen angesichts der großen Klassen [und] der vielen Pflichtstunden"
37
keine Besserung brächte. ,,Immer mehr Kollegen [schrieben] ,Überlastungsanzeigen' [...],
da sie die Aufgaben der fehlenden Lehrer übernehmen müssten."
38
Neben der Blockierung der Stellen durch kranke Lehrer verschlechtern auch
Sparmaßnahmen und eine schlechte Bewerberlage die Lehrsituation. Lehrkräfte, die nur
ein Fach studiert haben, werden bevorzugt, da ihre Besoldung geringer ausfällt.
39
Auch
deshalb werden sogar ,,Pädagogen mit der Abschlussnote vier und solche, die schon einmal
,wegen Nichteignung entlassen worden waren'"
40
eingestellt, zitiert der ,,Tagesspiegel" die
Vorsitzende der ,,Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft" (GEW). Zusätzlich haben
,,40 Prozent der künftigen Lehrer Sprechstörungen"
41
. ,,17 Prozent fielen durch stimmliche
31
Ebd., S. 12
32
Vgl.: Vieth-Entus, Susanne: Druck auf dauerkranke Lehrer. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.521,
18.04.2007), S. 12
33
Ebd., S. 12
34
Vieth-Entus, Susanne: Berliner Lehrer fühlen sich erschöpft. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.389,
02.12.2006), S. 13
35
Vgl.: ebd., S. 13
36
Ebd., S. 13
37
Vieth-Entus, Susanne: Lehrer im Fitness-Test. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.400, 13.12.2006), S. 10
38
Vieth-Entus, Susanne: Jeder dritten Schule fehlen Lehrer. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.426,
11.01.2007), S. 10
39
Vgl.: Vieth-Entus, Susanne: Grundschule betteln um Lehrer ­ und gehen leer aus. In: Der Tagesspiegel
(Ausgabe 19.464, 18.02.2007), S. 14
40
Ebd., S. 14
41
40 Prozent der künftigen Lehrer haben Sprechstörungen. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.253,
18.07.2006), S. 26

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
11
Auffälligkeiten dermaßen aus dem Rahmen, dass sie zu einem Facharzt geschickt
wurden"
42
, ergab eine Studie der Universität Leipzig.
Aktuell fehlen jeder dritten Berliner Schule Lehrer.
43
,,40 Prozent der allgemeinbildenden
Schulen [verfügen] über keine Vertretungsreserve [...]."
44
Dies trifft auch auf sämtliche
Grundschulen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf zu.
45
Laut GEW werden zum ersten Halbjahr
2007/2008 in Berlin 250 neue Lehrer gebraucht.
46
Im Vorjahr planten ,,[e]inige Schulen
[...] vom ersten Tag Unterrichtsausfall ein"
47
. ,,[Z]wischen 2002 und 2004 [wurden] nur
13 neue Grundschullehrer eingestellt [...]."
48
Darüber hinaus sind ,,[v]iele Berliner Schulen [...] in einem erbärmlichen Zustand. Der
Sanierungsbedarf liegt bei etwa 1,5 Milliarden Euro"
49
. Der Bezirk Reinickendorf bräuchte
beispielsweise etwa 80 Millionen Euro, erhält aber nur 3 Millionen Euro aus dem Schul-
und Sportanlagensanierungsprogramm des Senats. Dazu kommt ein Teil der 5,5 Millionen
Euro für den Unterhalt aller öffentlichen Gebäude des Bezirks.
50
Trotz der schlechten Situation der staatlichen Schulen gibt es von verschiedenen
Institutionen immer wieder Versuche, Kindern ein attraktives Lernumfeld zu bieten. Nach
dem Motto ,,Was man selbst gebaut hat, zerstört man nicht."
51
wurden z. B. die Schüler
einer Kreuzberger Grundschule in die Gestaltung ihres Schulhofs miteinbezogen. Die
vierjährige Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Schülern und Eltern hat auch ,,das Klima
unter Schülern und Lehrern verbessert"
52
. ,,Eine schöne Umgebung baut Aggressionen
ab"
53
, wird der Schulleiter zitiert.
42
Ebd., S. 26
43
Vgl.: Vieth-Entus, Susanne: Jeder dritten Schule fehlen Lehrer. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.426,
11.01.2007), S. 10
44
Ebd., S. 10
45
Vgl.: ebd., S. 10
46
Vgl.: ebd., S. 10
47
Vieth-Entus, Susanne: Schule beginnt ­ Unterricht fällt aus. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.284,
18.08.2006), S. 9
48
Vieth-Entus, Susanne: Berlin sucht den Superlehrer. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.468, 22.02.2007),
S. 10
49
During, Rainer: Private sollen Schulen übernehmen. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.432, 17.01.2007),
S. 10
50
Vgl.: ebd., S. 10
51
Erst Mathe, dann auf die Baustelle. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.433, 18.01.2007), S. 14
52
Ebd., S. 14
53
Ebd., S. 14

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
12
Meistens sind solch positive Impulse jedoch nicht schulischen Ursprungs. Das Freizeit-
und Erholungszentrum Berlin (FEZ) bietet ,,[e]rlebnisorientiertes Lernen"
54
, das laut der
Pressesprecherin in den Schulen nicht stattfindet. Im ,,größte[n] Kinder- und
Jugendzentrum [Europas]"
55
stehen u. a. eine Schwimmhalle, eine Kletterwand sowie
mehrere Spielplätze zur Verfügung. Durch wechselnde Veranstaltungen und Kurse wird
ein attraktives Angebot geschaffen, wobei der Spaßaspekt im Vordergrund steht. Das
,,unsichtbare[] Lernen"
56
ist ein positiver Nebeneffekt.
57
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stellt 2006 für die Aktion ,,Schule und Fußball ­ ein
starkes Team" fünf Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln sollen 17.000
Schulen in Deutschland mit Fußbällen und Sportkleidung versorgt werden. ,,Das Projekt ist
ein Dankeschön an die Kinder aus allen Kulturen, die sich in Deutschland für die WM
begeistert haben"
58
und richtet sich gegen Fremdenfeindlichkeit. Die Aktion wird von
Nationalspielern begleitet.
59
Der hier genannte identifikationsstiftende Aspekt, nämlich die Vorstellung des Projekts in
den Schulen von bekannten Sportlern, scheint auch in anderen Fällen von schulischem und
außerschulischem Engagement ein besonders wichtiger zu sein. In einem Bericht über das
,,Freiwillige Soziale Jahr" wird ein Lehrer dahingehend zitiert, dass die Freiwilligen, die
ihren Dienst in der Schule verrichten ,,näher dran an den Jugendlichen [sind] und [...]
einiges besser vermitteln [können] als Lehrer"
60
.
Die Streetworker von ,,Gangway" sprechen ihre Klientel direkt an ihren Treffpunkten im
Neuköllner Kiez an, ,,um erst einmal Vertrauen zu schaffen"
61
. Nach einer gewissen Zeit
akzeptierten die Kinder und Jugendlichen die Sozialarbeiter und verbrächten Teile ihrer
Freizeit mit ihnen. Dies hätte auch zur Folge, dass es im betreffenden Kiez ruhiger in
Bezug auf Jugendkriminalität wird.
62
54
Jenkner, Carolin: ,,Kinder brauchen mehr als Nahrung". In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.520,
17.04.2007), S. 10
55
Ebd., S. 10
56
Ebd., S. 10
57
Vgl.: ebd., S. 10
58
DFB startet Projekt an 17.000 Schulen. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.310, 13.09.2006), S. 23
59
Vgl.: ebd., S. 23
60
Gartz, Katja: Zurück in die Klasse ­ fürs Freiwillige Soziale Jahr. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.417,
02.01.2007), S. 16
61
Buntrock, Tanja: Den Kiez nicht aufgeben. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.474, 28.02.2007), S. 10
62
Vgl.: ebd., S. 10

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
13
Auch in Berlin-Wedding ,,finden die Jugendlichen Vorbilder, mit denen sie sich
identifizieren können"
63
. Der Chef des Jugendprojekts ,,Kiezboom" war mit der Gruppe
,,Flying Steps" Weltmeister im Breakdance und bietet im Rahmen eines
Antigewaltprogramms Kampfsportkurse und Rap-Workshops an. Er holt ,,die Jugendlichen
da ab, wo sie sind"
64
. Trotz des Erfolgs und des Lobes seitens der Polizei ist das Projekt
durch die mangelnde Finanzierung durch das Bezirksamt gefährdet.
65
Die Berliner Polizei plant indes, mit Hilfe von Imamen auf kriminelle Jugendliche
muslimischen Glaubens einzuwirken. Bei Vernehmungen soll künftig auch der religiöse
Hintergrund erfragt werden. Ist der Jugendliche muslimischen Glaubens, soll
herausgefunden werden, welche Moschee die Familie besucht.
66
,,Die Vorbeter würden
große Autorität bei den Gläubigen genießen [...]."
67
Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) setzen zur Vorbeugung von Vandalismus auf
Identifizierung. Es ist geplant, Lehrlinge an Schulen zu schicken um über das Thema zu
diskutieren.
68
,,Wir sind jung und haben deshalb gute Möglichkeiten einen Zugang zu den
Jugendlichen zu finden"
69
, sagt ein Auszubildender.
Für die Berliner Schulen gestaltet es sich schwierig, Identifikation herzustellen. ,,Die
Jugendlichen sehen im Lehrer die Person, die sie mit Leistungsdruck belästigt, die das
Tempo vorgibt, dem sie nicht folgen können ­ und die ihnen verdammt fremd ist."
70
Obwohl wie beschrieben in der Rütli-Schule der Anteil der Schüler nicht deutscher
Herkunft bei über 80 Prozent liegt, gibt es dort ,,keinen Mitarbeiter aus anderen
Kulturkreisen"
71
. Der Erziehungswissenschaftler Peter Struck ist der Meinung, ,,dass es nur
hilft, wenn unerwünschtes Verhalten aus dem Mund von hochanerkannten Gleichaltrigen
63
Ebd., S. 10
64
Buntrock, Tanja; Stalinski, Sandra: Durchschlagende Erfolge. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.490,
16.03.2007), S. 12
65
Vgl.: Buntrock, Tanja: Den Kiez nicht aufgeben. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.474, 28.02.2007), S.
10
66
Vgl.: Jenkner, Carolin: ,,Kinder brauchen mehr als Nahrung". In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.259,
24.07.2006), S. 9
67
Ebd., S. 9
68
Vgl.: Yurdakul, Vivian: Wie du mir, so ich dir. In: Berliner Zeitung (Ausgabe 85, 10.04.2006), S. 27
69
Ebd., S. 27
70
Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14, 03.04.2006), S. 30
71
Vieth-Entus, Susanne: Träume von einer Schule. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.400, 13.12.2006), S. 3

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
14
verpönt wird und wenn erwünschtes Verhalten von hochanerkannten Gleichaltrigen
verstärkt wird"
72
.
,,Es gibt keine positiven Helden in dieser Schule"
73
, wird eine Lehrerin der Rütli-
Hauptschule von der Zeitschrift ,,Der Spiegel" zitiert. Im ,,Tagesspiegel" wird ein Fall
beschrieben, in dem an einer Schule ein wegen einer Vergewaltigung polizeibekannter
Jugendlicher auf Grund seiner Tat bejubelt wurde.
74
Laut der Polizei seien ,,auch die
selbsternannten Gangsterrapper von Bands wie ,Shokmuzik' oder ,Massiv'"
75
Schuld
daran, dass ,,Gewaltkarrieristen"
76
zu Vorbildern werden.
77
In der Welt vieler Schüler geht es nur noch um Respekt: ,,Respekt bekommt, wer cool und
wer stark ist, wer die richtige Kleidung trägt, die richtige Sprache spricht [und] die richtige
Musik hört."
78
Die ,,richtige Sprache"
79
ist in dem Fall die, die in der Zeitschrift ,,Der
Spiegel" als ,,Kanackensprache [!]"
80
bezeichnet wird, wobei auch deutsche Kinder und
Jugendliche ,,den Slang der Einwanderer"
81
sprechen. Zusammenfassend stellt das
Magazin fest: ,,Sie sind Ghetto-Kids, und sie wissen es. Und das Einzige, was ihnen
Selbstbewusstsein bringt, ist die Kultivierung [...] dieser Ghetto-Welt."
82
In Anbetracht des fast durchgängig negativen Bilds der Lehr- und Lernsituation an Berliner
Schulen sollte ein öffentliches Interesse an jeglicher Entwicklung neuer, attraktiver
Lernmedien bestehen. Womöglich kann die Rapucation-CD in einzelnen Fällen eine
Verbindung zwischen den für ein gesundes Lernklima problematischen Wertvorstellungen
mancher Schüler und der ,,fremden" Lehrkraft herstellen. ,,In Deutschland fehlt es Kindern
und Jugendlichen nicht an Disziplin, sondern an Herausforderungen und an Anerkennung
für Dinge, die [...] spannend sind."
83
, wird der Jugendforscher Christian Pfeiffer im
,,Tagesspiegel" zitiert.
72
Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14, 03.04.2006), S. 29
73
Ebd., S. 34
74
Vgl.: Lehmann, Armin: Junge Haie. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.492, 18.03.2007), S. 3
75
Ebd., S. 3
76
Ebd., S. 3
77
Vgl.: ebd., S. 3
78
Berg, Stefan etc.: Die verlorene Welt. In: Der Spiegel (Ausgabe 14, 03.04.2006), S. 24
79
Ebd., S. 24
80
Ebd., S. 35
81
Ebd., S. 24
82
Ebd., S. 26
83
Oswald, Andreas: Pflichtkurse für Eltern? In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.318, 21.09.2006), S. 32

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
15
4 Didaktische Modelle
Es bleibt die Frage, in welcher Art und Weise Unterricht an Schulen stattfindet. Um dies
zu beantworten werden im ersten Teil dieses Gliederungspunktes die von Karl-Heinz
Flechsig als für Grundschüler grundsätzlich geeignet dargestellten Lernmethoden benannt
und erklärt. Eventuell vorhandene Varianten der Modelle sind nicht berücksichtigt.
Das hier zitierte ,,Kleine[] Handbuch didaktischer Modelle" ging aus dem ,,Göttinger
Katalog Didaktischer Modelle" hervor,
84
einem Forschungsprojekt, das sich zur Aufgabe
gemacht hat, ,,die Vielfalt der [...] didaktischen Erfahrungen [...] zu erfassen und in ihren
verallgemeinerungsfähigen Merkmalen modellhaft zu rekonstruieren"
85
.
Arbeitsunterricht
Der Arbeitsunterricht, der historisch gesehen eine Reaktion auf den viel kritisierten
Frontalunterricht ist, zeichnet sich dadurch aus, dass neben dem Kopf (reproduktives
Denken) auch die Hände (produktives Denken) der Lernenden beansprucht werden.
Kommunikation unter den Schülern, die hierbei auch in Gruppen zusammenarbeiten, ist
durchaus erwünscht. Der Arbeitsunterricht zielt auf einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem
neben der Wissensaneignung der Erwerb von Handlungs- und Sozialkompetenzen im
Vordergrund stehen.
86
Erkundung
Als Erkundung werden die Beobachtung und die Datenerhebung bezeichnet, die direkt ,,am
Ort des Geschehens"
87
stattfinden. Vorher festgelegte Arbeitsaufgaben sollen die
Lernenden leiten, wobei die Beobachtung von Unerwartetem als positiver Nebeneffekt
anzusehen ist. Das Lernen außerhalb der Unterrichtsräume ist auf die meisten
84
Vgl.: Kleines Handbuch, Karl-Heinz Flechsig | Vorwort, URL: http://www.ikud.de/handbuch0.htm
(19.07.2007, 12:50 Uhr)
85
ebd.
86
Vgl.: Arbeitsunterricht: Gruppenunterricht ­ Projektunterricht, URL: http://www.ikud.de/handbuch3.htm
(19.07.2007, 12:50 Uhr)
87
Didaktisches Handeln: Erkundung ­ Einbettung in Lehrgänge, URL: http://www.ikud.de/handbuch5.htm
(19.07.2007, 12:50 Uhr)

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
16
Wissensgebiete anwendbar. Die Methoden- und die kommunikative Kompetenz (z. B. bei
Befragungen) werden gefördert.
88
Frontalunterricht
Charakteristisch für den Frontalunterricht sind die zeitliche Gliederung des Unterrichts
sowie die zur Lehrkraft ausgerichteten Stühle der Schüler.
Trotz mangelnder Ausbildung der Lehrer in Bezug auf dieses didaktische Modell und trotz
aller Kritik ist der Frontalunterricht europaweit die vorherrschende Unterrichtspraxis.
Ausgehend von der pädagogischen Reformbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts wird
der Frontalunterricht vor allem dahingehend kritisiert, dass der Lehrer das räumliche und
inhaltliche Zentrum bildet und die Schüler damit zur Passivität gezwungen sind.
Kompetenzen werden dadurch kaum ausgebildet. Der Unterricht dient in erster Linie zur
Vermittlung von Orientierungswissen, d. h. Begriffswissen.
89
Individualisierter Programmierter Unterricht
90
Lernprogramme vermitteln durch eine lineare, verzweigte oder komplett individuelle
Reihenfolge dem Lernenden in kleinen Schritten Orientierungswissen. Zusätzlich wird die
Sach- und Handlungskompetenz in Bezug auf das zu bedienende System gestärkt. Der
Schüler ist hierbei ein ­ natürlich durch den Spielraum des Programms begrenzt ­
handelndes Subjekt. Die Anreicherung mit audiovisuellen Elementen erhöht die
Attraktivität von Lernsoftware.
91
Kleingruppen-Lerngespräch
Das Kleingruppen-Lerngespräch ist ein strukturierter Meinungs- und
Informationsaustausch, hinter dem eine bewusste Lernabsicht, meist jedoch keine
bestimmte Lernaufgabe steht. Im Gegensatz zu anderen Gesprächsformen wie
88
Vgl.: ebd.
89
Vgl.: Kleines Handbuch ­ Frontalunterricht, URL: http://www.ikud.de/handbuch8.htm (19.07.2007, 12:50
Uhr)
90
Flechsig nennt als Zielgruppe für den Individualisierten Programmierten Unterricht (IPU) Lernende ab der
Altersstufe der Jugendlichen (14 bis 18 Jahre). In Anbetracht dessen, dass der Umgang mit Computern
mittlerweile auch zum Alltag von vielen Kindern gehören dürfte, findet das Software-unterstützte Lernen
auch hier Erwähnung.
91
Vgl.: Kleines Handbuch, Karl-Heinz Flechsig ­ Individualisierter Programmierter Unterricht, URL:
http://www.ikud.de/handbuch9.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
17
beispielsweise der Debatte muss hier nicht zwingend eine Rollenverteilung vorhanden
sein. Das Kleingruppen-Lerngespräch eignet sich zur Aneignung von Orientierungswissen
und zur Förderung der kommunikativen Kompetenz. Zielgruppe dieses didaktischen
Modells sind Jugendliche und Erwachsene, aber auch ältere Kinder, sofern diese mit den
Regeln eines strukturierten Gesprächs vertraut sind.
92
Lernausstellung
Lernausstellungen bezeichnen ,,offene Lernorte"
93
wie Museen, Messen, botanische und
zoologische Gärten, an denen Orientierungs- und Hintergrundwissen vermittelbar ist. Der
Lernerfolg hängt nicht nur von der Qualität der Ausstellung und der didaktischen
Professionalisierung der Angestellten ab.
,,Viele [Lernende] sind [es] gewohnt, Ausstellungen [...] als Unterhaltungsangelegenheiten
[...] zu interpretieren und diese Einstellung auch auf Lernausstellungen zu übertragen."
94
Um dies zu verhindern, sollten Lernaufgaben den Besuch einer Lernausstellung leiten. Die
Lernenden nehmen so die Rolle aktiver Beobachter und Fragesteller ein.
95
Lerndialog
Der Lerndialog ist ein ,,ausführliche[s] und geordnete[s] Zwiegespräch"
96
, bei dem einer
der Dialogpartner die Führung übernimmt oder beide auf einer Ebene miteinander
kommunizieren. Eine intensive geistige Bindung zwischen den Personen ist die
Vorraussetzung für einen ausführlichen Lerndialog, dessen Ziel die Gewinnung von
Selbsterkenntnissen für einen oder beide Teilnehmer ist.
Als Beispiel für einen Lerndialog ist die (Gesprächs-)Therapie genannt. In diesem
Zusammenhang wird auch der entscheidende Unterschied zum Kleingruppen-
Lerngespräch deutlich: ,,die gewisse Abschirmung gegenüber anderem Publikum"
97
.
98
92
Vgl.: Kleines Handbuch ­ 10. Kleingruppen-Lerngespräch, URL: http://www.ikud.de/handbuch12.htm
(19.07.2007, 12:50 Uhr)
93
Kleines Handbuch ­ Lernausstellungen, URL: http://www.ikud.de/handbuch13.htm (19.07.2007, 12:50
Uhr)
94
Ebd.
95
Ebd.
96
Kleines Handbuch ­ Lerndialog, URL: http://www.ikud.de/handbuch14.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)
97
Ebd.
98
Vgl.: ebd.

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
18
Lernkabinett
Hauptmerkmal für das didaktische Modell Lernkabinett ist das Lernen durch reale
Tätigkeiten in einer speziell dafür entwickelten Umgebung. Bestenfalls ist diese so
eingerichtet, dass die Schüler durch ,,Attraktionen"
99
Spaß am Lernprozess finden. Im
Unterschied zur Simulation sollen die Lernenden hierbei mit echten ­ teilweise
vereinfachten ­ Objekten, Medien und Werkzeugen umgehen. Mit einem Lernkabinett
lassen sich nicht nur Sach- sondern auch Methoden- und Selbstkompetenzen vermitteln, da
die Lernenden hier im Normalfall ohne Lernhelfer agieren.
100
Lernprojekt
Der Lernprozess bei einem Projekt findet wie bei der Erkundung außerhalb des
Klassenzimmers statt. Der Unterschied besteht im längeren Zeitraum des Lernprojekts und
in der Verantwortung des teilnehmenden Schülers. Für Grundschulkinder ist als Beispiel
die Umgestaltung des Schulhofs genannt, die als Projektunterricht realisierbar ist.
Das Lernprojekt verfolgt einen ganzheitlichen, fächerübergreifenden Ansatz und ist
geeignet, die Sach-, Sozial- und Selbstkompetenz der Lernenden auszubilden.
Orientierungs- und Handlungswissen werden praxisorientiert vermittelt.
101
Simulation
Bei einer Simulation wird die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit in lebensnahen
Situationen geschult. Die Lernenden sind hierbei von der Verantwortung, die die
entsprechende reale Umgebung mit sich brächte, entlastet. Das spielerische Element ist
charakteristisch für die Simulation und macht sie für die Lernenden besonders attraktiv.
102
Tutorium
Das Tutorium bezeichnet eine ,,begrenzte Lehrfunktion"
103
, die von einer eigentlich noch
lernenden Person in der gewohnten Lernumgebung übernommen wird. Das didaktische
99
Kleines Handbuch ­ Lernkabinett, URL: http://www.ikud.de/handbuch15.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)
100
Vgl.: ebd.
101
Vgl.: Kleines Handbuch ­ Lernprojekt, URL: http://www.ikud.de/handbuch18.htm (19.07.2007, 12:50
Uhr)
102
Vgl.: Kleines Handbuch ­ Simulation, URL: http://www.ikud.de/handbuch19.htm (19.07.2007, 12:50
Uhr)
103
Ebd.

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
19
Modell Tutorium meint den Lernprozess des Tutors während der Unterrichtsvorbereitung
und des Unterrichts. Es wird davon ausgegangen, dass der Lernende sich das
entsprechende Wissen besonders gut durch die Aufgabe der Wissensvermittlung aneignet.
Außerdem wird die didaktische Kompetenz geschult.
104
Die didaktischen Modelle Arbeitsunterricht, Erkundung, Lernausstellung, Lernkabinett,
Lernprojekt und Simulation, die sich an der Praxis orientieren und wahrscheinlich am
attraktivsten für den Lernenden sind, sind auch mit dem größten organisatorischen,
personellen und damit finanziellen Aufwand verbunden. Dabei wird die Lernausstellung
von der Grundschule gar nicht, das Lernprojekt und die Simulation nur selten angeboten.
105
Ebenso mit relativ hohem personellen Aufwand verbunden sind das Kleingruppen-
Lerngespräch sowie der Lerndialog, wobei letzterer nicht in der Grundschule stattfindet.
106
Nach Flechsig hat der IPU in allgemeinbildenden Schulen bisher ,,kaum Eingang
gefunden"
107
. Dieser Umstand mag sich in den vergangenen elf Jahren geändert haben
108
,
ist aber im Vergleich zum Frontalunterricht mit hohem finanziellem Aufwand verbunden.
Das Tutorium ist in der Grundschule nur außerordentlich guten Schülern vorbehalten.
109
Aus den genannten Gründen ,,sind nur wenige didaktische Modelle ­ oder gar nur eines,
nämlich Frontalunterricht ­ realisierbar"
110
schreibt Karl-Heinz Flechsig bereits im Jahr
1996. Auch aktuelle Quellen thematisieren dies: Der bildungspolitische Sprecher der
Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus Özcan Mutlu ist der Meinung, dass sich ,,immer
104
Vgl.: Kleines Handbuch ­ Tutorium, URL: http://www.ikud.de/handbuch20.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)
105
Vgl.: Kleines Handbuch ­ Lernausstellungen, URL: http://www.ikud.de/handbuch13.htm (19.07.2007,
12:50 Uhr); Kleines Handbuch ­ Lernprojekt, URL: http://www.ikud.de/handbuch18.htm (19.07.2007, 12:50
Uhr) und Kleines Handbuch ­ Simulation, URL: http://www.ikud.de/handbuch19.htm (19.07.2007, 12:50
Uhr)
106
Vgl.: Kleines Handbuch ­ 10. Kleingruppen-Lerngespräch, URL: http://www.ikud.de/handbuch12.htm
(19.07.2007, 12:50 Uhr) und Kleines Handbuch ­ Lerndialog, URL: http://www.ikud.de/handbuch14.htm
(19.07.2007, 12:50 Uhr)
107
Kleines Handbuch, Karl-Heinz Flechsig ­ Individualisierter Programmierter Unterricht, URL:
http://www.ikud.de/handbuch9.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)
108
Vieth-Entus, Susanne: Von Glühbirnen, Puppen und Mäusen. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.399,
12.12.2006), S. 14
109
Kleines Handbuch ­ Tutorium, URL: http://www.ikud.de/handbuch20.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)
110
Kleines Handbuch didaktischer Modelle von Karl-Heinz Flechsig, URL:
http://www.ikud.de/handbuch1.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
20
noch viel zu viele Lehrer [...] nicht vom Frontalunterricht trennen könnten"
111
. In einem
weiteren Tagesspiegel-Artikel, der die Schulsituation in Brandenburg beschreibt, sich aber
auch auf die in Berlin bezieht, heißt es, dass ,,oft noch immer der traditionelle
Frontalunterricht vor[herrsche]"
112
.
Dieser Umstand soll jedoch nicht zur Resignation führen, wie Karl-Heinz Flechsig betont:
,,Da die Vielfalt didaktischer Modelle aus Gründen der Unterschiedlichkeit von
Lernstilen, Lernmotivationen, Kompetenzen und Wissensgebieten genutzt
werden muß [!], damit effektives und humanes Lernen stattfinden kann,
müssen Spielräume innerhalb vorgegebener Kontexte erweitert und Kontexte
gegebenenfalls verändert und weiterentwickelt werden."
113
Die vorgegebenen Kontexte, dessen Spielräume durch den Einsatz einer Rapucation-CD
erweitert werden könnten sind sämtliche genannten didaktischen Modelle, auch wenn viele
davon in der Praxis für Grundschüler nicht relevant sind. Bei allen Lernmethoden, in denen
vorbereitend oder während des Lernprozesses Informationen gereicht werden, können
diese theoretisch auch in Form von Rapmusik vorliegen, sofern die technischen
Vorraussetzungen dafür erfüllt sind.
5 Reime im Bildungskontext
Im Folgenden wird untersucht, welche Formen von Rapmusik existieren, die sich an
Schüler richten und/oder sich die Vermittlung von Wissen zur Aufgabe machen. Dabei
spielt die Raptechnik sowie die musikalische Umsetzung, aber auch die grafische
Gestaltung der Cover und Begleithefte eine Rolle.
Vor der Analyse der ausgewählten Tonträger wird das Phänomen der Eselsbrücke
betrachtet. Eselsbrücken stellen gewissermaßen die historische Basis der Rap-
Lernmaterialien dar, die es sich zur Aufgabe machen, die Merkbarkeit von Inhalten durch
gereimte Sätze zu erleichtern.
111
Martens, Daniela: Berliner Unterricht ­ zu individuell und teuer? In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.262,
27.07.2006), S. 12
112
Metzner, Thorsten: Schlechtes Zeugnis für Brandenburgs Schulen. In: Der Tagesspiegel (Ausgabe 19.414,
29.12.2006), S. 15
113
Kleines Handbuch didaktischer Modelle von Karl-Heinz Flechsig, URL:
http://www.ikud.de/handbuch1.htm (19.07.2007, 12:50 Uhr)

Rapucation. Vermittlung von Unterrichtsinhalten durch Rapmusik
21
5.1 Eselsbrücken
Die Nutzung von Eselsbrücken ,,ist eine Mnemotechnik zum Einprägen von Fakten"
114
.
,,Dabei wird die assoziative Arbeitsweise des [visuellen und/oder akustischen]
Gedächtnisses [...] genutzt."
115
Es lassen sich verschiedene Kategorien feststellen.
Weniger mit dem Begriff der Eselsbrücke werden sicherlich Merkbilder (,,der Vergleich
des Umrisses Italiens mit einem Stiefel"
116
) und Witze (,,When do I become a beefsteak? ­
I hope never, Sir."
117
) verbunden. Populärer sind beispielsweise die Formen, bei denen
Anfangsbuchstaben bestimmter Elemente auf die Wörter eines Satzes übertragen werden,
um sich die Subjekte in einer bestimmten Reihenfolge zu merken. ,,Mein Vater erklärt mir
jeden Sonntag unsere neun Planeten"
118
ist ein bekannter Merkspruch dieser Art, bei dem
die Anfangsbuchstaben der Wörter denen der Planeten von Merkur bis Pluto
entsprechen.
119
Auch werden die ersten Buchstaben der zu merkenden Begriffe zu neuen
(Kunst-)Wörtern zusammengesetzt: Die ,,KLAPS-Regel" verweist darauf, dass Klammer-
vor Punkt- vor Strichrechnung geht.
120
Ähnlich funktioniert in diesem Zusammenhang das
Wort Magermilchjoghurt, in welchem alle Vokale in der richtigen Reihenfolge enthalten
sind.
121
Daneben gibt es weitere Formen von Merksprüchen wie Wortspiele (,,Gar nicht
schreibt man gar nicht zusammen."
122
) und bildhafte Vergleiche (,,In eine Lauge gehalten
färbt sich das Lackmuspapier blau, bei einer Säure rot."
123
).
Gereimte Eselsbrücken sind meist Zwei- oder Vierzeiler, die einen oder mehrere Fakten zu
einem bestimmten Thema in bildhafter Sprache wiedergeben. Dabei werden die wichtigen
Elemente häufig personifiziert. Die kurzen Gedichte bestehen oft aus jambischen Versen,
114
Merkspruch ­ Wikipedia, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Eselsbr%C3%BCcke (31.07.2007, 12:02
Uhr)
115
Ebd.
116
Rosky, Thomas: 400 Eselsbrücken für alle Fälle, S. 8
117
Ebd., S. 43
118
Ebd., S. 10 bis 11
119
Da der Pluto seit September 2006 nicht mehr als Planet angesehen wird (Vgl.: Degradierung: Pluto heißt
jetzt 134340, URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,436877,00.html (03.09.2007, 17:07
Uhr)) existiert bereits eine Vielzahl verschiedener Eselsbrücken, die sich auf die verbleibenden acht Planeten
beziehen. Als Beispiel wäre der Satz ,,Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel."
(Merkspruch ­ Wikipedia, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Merkspruch (03.09.2007, 17:10 Uhr)) zu
nennen.
120
Vgl.: Rosky, Thomas: 400 Eselsbrücken für alle Fälle, 2006, S. 101
121
Vgl.: ebd., S. 34
122
Ebd., S. 33
123
Ebd., S. 29

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836607469
DOI
10.3239/9783836607469
Dateigröße
2.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
SAE Berlin – Multimedia Arts
Erscheinungsdatum
2007 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
schule didaktik schulunterricht
Zurück

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