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Chancen und Risiken der Produktion von Biodiesel aus der Sicht eines mittelständischen Produzenten

©2007 Diplomarbeit 82 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Klimawandel, weltweite Energieknappheit, steigende Energiepreise sowie Risiken der Versorgungssicherheit aufgrund politischer Unruhen und Naturkatastrophen lenken alternative Energieträger in die öffentliche Diskussion wie nie zuvor. Die Auseinandersetzung um die künftige Energieversorgung bestimmt zusehends die politische Debatte. Biokraftstoffe stellen dabei aus Sicht der Europäischen Union (EU) und ihrer Mitgliedsstaaten eine praktikable Alternative im Kraftstoffsektor dar, langfristig fossile Kraftstoffe zu substituieren.
Der in Deutschland bekannteste und auf breiter Basis markteingeführte biogene Kraftstoff ist Biodiesel. Unter Biodiesel wird im Allgemeinen der nach Pressung und Umesterung gewonnene Fettsäuremethylester (FAME) verstanden, auf dem der Fokus der Arbeit liegt. Vor dem Hintergrund produkteigener Umweltwirkungen im öko-politischen Kontext, neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen und einer erheblichen Produktionsausweitung, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den vielseitigen externen Einflussfaktoren und ihren Auswirkungen auf den Biodieselmarkt. Untersuchungsziel der nachfolgenden Ausführungen ist es, zu prüfen, ob die momentanen Rahmenbedingungen des Biodieselmarktes in Deutschland zu weiteren Investitionen in die Produktion des biogenen Kraftstoffes berechtigen.
Gang der Untersuchung:
Anhand einer umfassenden Branchenanalyse zur Aufzeigung der Chancen und Risiken des Marktumfeldes sowie Auswertung unternehmensspezifischer Faktoren eines mittelständischen Produzenten, wird eine genauere Analyse der Biodieselbranche ermöglicht. Das Hauptaugenmerk dieser Analyse liegt hierbei auf den mittelständischen Produzenten, welche die Entwicklung des Biodieselmarktes durch ihre anfänglichen Investitionen entschieden gefördert haben. Hierbei stehen insbesondere die spezifischen Unterschiede zu großindustriellen Produzenten im Mittelpunkt der Betrachtung. Weiterhin wird anhand einer beispielhaften Deckungsbeitragsrechnung eines mittelständischen Biodieselproduzenten die unternehmensspezifischen Kosten und somit das generelle Absatzpotential analysiert und Implikationen für die strategische Planung des Unternehmens abgeleitet.
Ziel der Diplomarbeit ist es, angesichts der Abkehr einer steuerlichen Befreiung von Biodiesel und Pflanzenöl und des von der Bundesregierung gleichfalls vollzogenen Richtungswechsels zur Einführung eines verpflichtenden Marktanteils für Biokraftstoffe, relevante Informationen über […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christian Harms-Ensink
Chancen und Risiken der Produktion von Biodiesel aus der Sicht eines
mittelständischen Produzenten
ISBN: 978-3-8366-0644-8
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Universität Trier, Trier, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... III
Tabellenverzeichnis... III
Anhangsverzeichnis... IV
Abkürzungsverzeichnis...V
A Einführung ...1
I Zielsetzung und Gang der Untersuchung ...1
II Entstehung des Biodieselmarktes in Deutschland ...2
III Aktuelle Rahmenbedingungen biogener Kraftstoffe...5
B Branchenanalyse...8
I Rechtliche Rahmenbedingungen...9
1 Europäische Richtlinien ...9
2 Deutsche Gesetzgebung ...10
II Produktmerkmale...13
1 Allgemeine Eigenschaften...13
2 Energiebilanz...14
III Grundlegende Kennzeichen des Biodieselmarktes...15
1 Marktpotential ...15
2 Marktstruktur...18
IV Rohstoffbeschaffung ...19
V Absatzmärkte ...22
VI Substitutionsprodukte...26
1 Bioethanol ...26
2 Biogene Gase...27
3 Synthetische Kraftstoffe...28
VII Intensität des Wettbewerbes...29
C Unternehmensanalyse am Beispiel eines mittelständischen
Biodieselproduzenten ...32
I Rohstoffbeschaffung ...32
1 Rohstoffart...33
2 Rohstoffqualität...34
3 Rohstoffherkunft ...35
4 Kontraktplanung...36
II Produktionsprozess ...37
1 Kennzeichen und Entwicklungen...37
2 Skaleneffekte...40
III Absatzmarkt...41
1 Produktqualität ...41
2 Preispolitik und Absatzwege...42
3 Alternativprodukt Rapsölkraftstoff ...43

Inhaltsverzeichnis
II
IV weitere Kriterien der Unternehmensanalyse... 44
1 Lagerhaltung ... 45
2 Standort... 45
3 Kapitalbeschaffung ... 46
V Kuppelprodukte... 48
VI Strategisches Schaubild der Biodieselproduktion... 49
D Beispielhafte Deckungsbeitragsrechnung... 52
I Einführung und Rechnungen ... 52
II Auswertung und Implikationen ... 56
E Fazit und Ausblick ... 59
Anhang... 63
Literaturverzeichnis ... 71

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Biodieselproduktionskapazität in Deutschland ...4
Abb. 2: Einflussfaktoren der Wettbewerbintensität des Biodieselmarktes ...8
Abb. 3: Verlauf der Biodieselpreise und Dieselpreise 2004- Jul. 2007: ...24
Abb. 4: Biodieselabsatz nach Segmenten 2006 ...25
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Biokraftstoffquoten ...11
Tab. 2a: Jahresproduktionskapazitäten ...52
Tab. 2b: Deckungsbeitragrechnung 2006/2007 ...53
Tab. 2c: Plandeckungsbeitragsrechnung 2007/2008 inkl. dynamischer Energiesteuer ..55

Anhangsverzeichnis
IV
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Biodieselproduktion und Ziele in der EU 25 ... 65
Anhang 2: Produktionskosten und Absatzpotentiale Biokraftstoffe in der EU 25 ... 65
Anhang 3: Entwicklung des Kraftstoffverbrauchs in Deutschland ... 66
Anhang 4: Entwicklung der Rapsöl- und Biodieselpreise ... 66
Anhang 5: Anlagenkapazität Biodiesel in Deutschland 2007(inkl. Erweiterungspläne) 67
Anhang 6: Rapskursentwicklungen / MATIF... 68
Anhang 7: Kraftstoffersparnisse durch Pflanzenölbetrieb... 68
Anhang 8: Biodieselpreise ab Großhandel 2006/2007 inkl. Energiesteuer ... 69

Abkürzungsverzeichnis
V
Abkürzungsverzeichnis
AfA
Absetzung für Abnutzung
AGQM
Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V.
BBK
Bundesverband Biogene und Regenerative Kraft- und Treibstoffe
BHKW Blockheizkraftwerk
BioKraftQuoG
Biokraftstoffquotengesetz
BTL
Biomass to Liquids
dena
Deutschen Energie-Agentur GmbH
dt/ha
Dezitonne je Hektar
EEG
Erneuerbare Energien Gesetz
EnergieStG Energiesteuergesetz
EU
Europäische Union
FAME Fettsäuremethylester
FNR
Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe
GAP gemeinsame
Agrarpolitik
ha Hektar
IEA Internationale
Energieagentur
IFEU
Institut für Energie- und Umweltforschung
IPCC
Intergovernmental Panels on Climate Change
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
MBD Musterbiodiesel
MWV Mineralölwirtschaftsverband
e.V.
OMR
Oil Market Report
RME Rapsmethylester
t Tonnen
UFOP
Union zur Förderung von Öl und Proteinpflanzen e.V.
VDB
Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie

A Einführung
1
A Einführung
I Zielsetzung und Gang der Untersuchung
Der Klimawandel, weltweite Energieknappheit, steigende Energiepreise sowie Risiken
der Versorgungssicherheit aufgrund politischer Unruhen und Naturkatastrophen lenken
alternative Energieträger in die öffentliche Diskussion wie nie zuvor. Die Auseinander-
setzung um die künftige Energieversorgung bestimmt zusehends die politische Debatte.
Biokraftstoffe stellen dabei aus Sicht der Europäischen Union (EU) und ihrer Mitglieds-
staaten eine praktikable Alternative im Kraftstoffsektor dar, langfristig fossile Kraft-
stoffe zu substituieren.
Auf der internationalen Konferenz für Biokraftstoffe in Brüssel (5.-6.7.2007) unterstrich
der Präsident der Europäischen Kommission José Manuel Barroso das Potential alter-
nativer Kraftstoffe:
"Properly managed, biofuels have the potential to offer important benefits: they can reinforce
the EU's security of supply through diversification of energy sources, and they are one of the
few practical ways[...] to significantly reduce greenhouse gas emission in transport."
1
Diese Aussage verdeutlicht die bedeutende Rolle von Biokraftstoffen unter energie- und
klimapolitischen Zielsetzungen.
Der in Deutschland bekannteste und auf breiter Basis markteingeführte biogene Kraft-
stoff ist Biodiesel. Unter Biodiesel wird im Allgemeinen der nach Pressung und
Umesterung gewonnene Fettsäuremethylester (FAME) verstanden, auf dem der Fokus
der Arbeit liegt. Vor dem Hintergrund produkteigener Umweltwirkungen im öko-
politischen Kontext, neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen und einer erheblichen
Produktionsausweitung, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den vielseitigen
externen Einflussfaktoren und ihren Auswirkungen auf den Biodieselmarkt. Untersu-
chungsziel der nachfolgenden Ausführungen ist es, zu prüfen, ob die momentanen
Rahmenbedingungen des Biodieselmarktes in Deutschland zu weiteren Investitionen in
die Produktion des biogenen Kraftstoffes berechtigen.
Anhand einer umfassenden Branchenanalyse sowie Auswertung unternehmensspe-
zifischer Faktoren eines mittelständischen Produzenten, wird eine genauere Analyse der
Biodieselbranche ermöglicht. Das Hauptaugenmerk dieser Analyse liegt hierbei auf den
mittelständischen Produzenten, welche die Entwicklung des Biodieselmarktes durch
ihre anfänglichen Investitionen entschieden gefördert haben.
1
Barroso, José E. (2007).

A Einführung
2
Nach Ausführungen zur Entstehung des Biodieselmarktes und Aufzeigen der aktuellen
Rahmenbedingungen, werden mittels einer Branchenanalyse in Kapitel zwei zunächst
die Chancen und Risiken des Marktumfeldes aufgezeigt, anhand derer eine erste Be-
antwortung der Fragestellung ermöglicht wird. Auf Basis der Faktoren (Stärken und
Schwächen) der Unternehmensanalyse eines mittelständischen Produzenten im dritten
Kapitel, erfolgt als weiteres Ziel der Arbeit eine Erörterung der, durch derzeitige und
zukünftige Entwicklungen innerhalb der Branche implizierten, Strategieoptionen für
den mittelständischen Betrieb. Hierbei stehen insbesondere die spezifischen Unterschie-
de zu großindustriellen Produzenten im Mittelpunkt der Betrachtung. Um die grundle-
genden Fragestellungen abschließend zu beantworten, wird anknüpfend an die Unter-
nehmensanalyse im vierten Abschnitt der Arbeit das Betriebsergebnis des betrachteten
Unternehmens mittels Deckungsbeitragsrechnungen kalkuliert. Anhand der ermittelten
unternehmensspezifischen Kosten werden somit Implikationen und Ziele für die strate-
gische Planung des Unternehmens abgeleitet. Eine Zusammenfassung der wesentlichen
Ergebnisse der Arbeit, wie auch ein kurzer Ausblick auf die zukünftig zu erwartenden
Entwicklungen im Biodieselmarkt, erfolgt in Kapitel fünf.
II Entstehung des Biodieselmarktes in Deutschland
Die innovativ anmutende Idee zur Nutzung von Bioethanol oder Biodiesel als Kraftstoff
ist keineswegs neu. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannten Pioniere wie
Henry Ford und Rudolf Diesel die Nutzung von Agrarprodukten als möglichen Auto-
mobiltreibstoff. Jedoch setzten sich aus Kostengründen weltweit schnell erdölbasierte
Kraftstoffe im Verkehrssektor durch. In Europa entstand das Interesse für Biokraftstoffe
erstmals in den 90er Jahren.
Die Einführung der Flächenstilllegungsflächen zur Reduzierung der Getreideüberschüs-
se und Konsolidierung des EU Haushaltes im Rahmen der ersten Reformstufe der
gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 1992, war die erste rechtliche Rahmenbedin-
gung, die den Weg für den vermehrten Anbau nachwachsender Rohstoffe wie bspw.
Raps auf diesen Stilllegungsflächen ebnete und alternative Einkommensquellen für die
Landwirtschaft schuf. Da es sich bei Biodiesel um ein neues, für den Verbraucher
unbekanntes Produkt handelte und anfänglich beträchtliche Preisunterschiede zum
Dieselkraftstoff vorlagen, waren Absatzmengen in der Anfangsphase vergleichsweise
gering. Wachsende Praxiserfahrung der Konsumenten und die Einführung von Quali-
tätsstandards auf nationaler (E DIN 51606) und europäischer Ebene (DIN EN 14214)

A Einführung
3
führten zu verstärkter Akzeptanz des Treibstoffes gerade in Reinform (B100).
2
Die erste
industrielle Biodieselanlage ging 1995 in Betrieb. Heute hat sich Biodiesel vor allem im
Transportgewerbe sowie in der Landwirtschaft etabliert und ist in Reinform an mehr als
1900 öffentlichen Tankstellen erhältlich. Hauptabnehmer für B100 sind große Flotten-
betreiber im Speditionsgewerbe.
Weltweit werden fast ausschließlich fossile Benzin- und Dieselkraftstoffe im Straßen-
verkehr eingesetzt, was durch ihre hohe Energiedichte, einfache Handhabung und
Wirtschaftlichkeit begründet ist. Gleichzeitig sind sie mit einer Reihe bekannter
Nachteile verbunden. Die begrenzte Verfügbarkeit der Ressource Erdöl und externe
Effekte wie Umweltbelastungen durch Emission von Treibhausgasen und konventio-
nellen Schadstoffen, sind dabei die wichtigsten Motive, die zur Entwicklung langfristi-
ger Treibstoffalternativen führten.
3
Da Biodiesel im Gegensatz zu fossilen Kraftstoffen
aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird, basierte die Entstehung des Treibstof-
fes in erster Linie auf einer nachhaltigen Entwicklung. Hierbei wurde ein bewusst
kontrollierter Umgang mit nicht nachwachsenden Ressourcen aus Verantwortung ge-
genüber zukünftigen Generationen als Argument für den verstärkten Einsatz nachwach-
sender Rohstoffe angeführt.
4
Diese Argumentation beruht auf der Eigenschaft von
Biodiesel, bei bloßer Betrachtung der Input-Output Relation, nur so viel CO
2
ab-
zugeben, wie die Pflanze bei ihrem Wachstum aufgenommen hat (siehe Kap. B II).
Begünstigt wurde der Ausbau der Biodieselproduktion sowohl durch steuerliche Sub-
ventionen auf inländischer Ebene als auch durch die naturgegebenen Eigenschaften von
Biodiesel. Europäische Richtlinien zur Förderung von Biokraftstoffen unterstützten
zusätzlich die außerordentlich dynamische Entwicklung der Biodieselwirtschaft in
Deutschland, so dass sich der Absatz von Biodiesel in den letzten drei Jahren mehr als
verzehnfacht hat.
5
Im internationalen Vergleich hat Deutschland die Führungsposition
in der Kapazitätsentwicklung mit aktuell etwa vier Mio. Tonnen (t) Produktions-
kapazität übernommen. Damit nimmt Biodiesel heute mit etwa 14% einen beachtlichen
Anteil am gesamten Dieselverbrauch in Deutschland ein und stellt zudem den einzigen
Alternativkraftstoff dar, der flächendeckend über Tankstellen bzw. in Form loser Ware
angeboten wird.
6
Die folgende Abbildung illustriert die Entwicklung der deutschen
Produktionskapazitäten für den Treibstoff Biodiesel seit dem Jahr 2000.
2
Für Biodiesel galt in Deutschland seit 1997 die rechtsverbindliche Norm E DIN 51606. Die europäische
Norm DIN EN 14214 führte dazu, dass der Treibstoff behördlichen Kontrollmaßnahmen an öffentli-
chen Tankstellen unterliegt. Die eingeführte Normierung war eine Reaktion der Hersteller auf die bis
dahin uneinheitliche Qualität des Kraftstoffs und stellte ebenfalls eine Forderung seitens der Automo-
bilindustrie dar, die eine Freigabe der Fahrzeuge für Biodiesel nur unter einer zugesicherten Qualität
zustimmen wollte. Vgl. Kaup, Felix (2006), S. 52.
3
Vgl. Tönjes, Matthias (2006), S. 117.
4
Vgl. Friedrich, Axel et. al. (1993), S. 17; Kaup, Felix (2006), S. 22.
5
Vgl. UFOP (Hrsg.) (2006b).
6
Vgl. UFOP (Hrsg.) (2005), S. 40.

A Einführung
4
Abb.1: Biodieselproduktionskapazität in Deutschland
266.500
507.500 850.500
1.106.500
1.303.500
2.041.500
3.567.500
5.079.500*
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Jahr
Tonnen
*geschätzt
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an UFOP (Hrsg.) (2007b).
Nach Beginn der Entwicklung und Erzeugung des neuen Kraftstoffes zu Beginn der
neunziger Jahre, setzte mit Inkrafttreten der gesetzlichen Steuersubventionierung (bzw.
Steuerbefreiung) im Jahr 2004 und somit verlässlichen Rahmenbedingungen sowie
hoher Rohölpreise und guter Gewinnmargen ein Investitionsschub im Biodieselmarkt
ein, der in den letzten beiden Jahren für eine weitere enorme Ausweitung der Produkti-
onsstätten verantwortlich war. In Erwartung einer weiter wachsenden Nachfrage wurde
eine gewisse Planungssicherheit für Investitionen geschaffen, die zur Gründung kleiner
und mittlerer Biodieselproduzenten insbesondere in Deutschland führte.
7
Wie Abb. 1
weiterhin verdeutlicht, lassen weitere geplante Neuinvestitionen für das Jahr 2007 und
eine erwartete Verarbeitungskapazität von über fünf Mio. t kein Abschwächen des
Branchenwachstums in Deutschland erkennen.
Die Entstehung des Biodieselmarktes hat gezeigt, dass eine umfassende, staatliche
Förderung notwendig ist, um den Markteintritt von Biodiesel zu ermöglichen und lang-
fristige Wettbewerbsfähigkeit gegenüber konventionellen Treibstoffen beim derzeitigen
Stand der Technik und Höhe des Rohölpreises zu gewährleisten.
7
Die Konversion der agrarischen Energierohstoffe (Getreide, Zuckerrüben und Raps) wurde insbesondere
in den neuen Bundesländern gefördert, wo bis zu 50 % der Investitionskosten durch staatliche Investi-
tionszuschüsse, kofinanziert mit EU-Mitteln, sowie gesetzlich garantierter Investitionszulagen bezu-
schusst werden konnten. Für die einzelnen gewährten Beihilfen vgl. z.B. Europäische Kommission
(Hrsg.) (2004); Henke, Jan M. / Klepper, Gernot (2006), S. 5.

A Einführung
5
,,Ohne klare politische Strategien zur Ankurbelung der Nachfrage ist es schwierig, aufstre-
bende Biokraftstofftechnologien von der experimentellen Phase über die Pilotphase bis zum
vollständigen Produktionsstatus zu führen."
8
Begründet wird diese Förderung in Deutschland und der Europäischen Union nicht nur
durch klima-, sondern ferner durch energie- und agrarpolitische Zielsetzungen. Demzu-
folge soll die Ausweitung der Produktion von Biokraftstoffen und Substituierung fossi-
ler, importierter Rohstoffe zur Erhöhung der Energieversorgungssicherheit beitragen
und Einkommen sowie Arbeitsplätze im landwirtschaftlichen Sektor fördern.
III Aktuelle Rahmenbedingungen biogener Kraftstoffe
Im noch unveröffentlichten dritten Teil des neuen Weltklimaberichtes der Vereinten
Nationen wird darauf hingewiesen, dass das fossile Zeitalter bis spätestens 2020 seinen
Zenit überschritten haben muss, um eine Erderwärmung im Laufe des 21. Jahrhunderts
von mehr als zwei Grad Celsius abzuwenden. Speziell verkehrsinduzierte Treibhaus-
gasemissionen sind laut Bericht des Intergovernmental Panels on Climate Change
(IPCC) schneller gestiegen als in jedem anderen Energieverbraussektor und werden
nach Schätzungen bis 2030 im Vergleich zu heute jährlich um weitere 80% steigen.
9
Zu
den möglichen Maßnahmen gegen die fortschreitende Erderwärmung zählen die Exper-
ten des IPCC u. a. eine Ausweitung der Produktion von Biokraftstoffen.
10
Die Erhöhung
des Anteils von Biokraftstoffen am gesamten Kraftstoffverbrauch ist daher auch im
Hinblick auf die Einhaltung der im Kioto-Protokoll eingegangenen Verpflichtungen,
eine der wichtigen, politischen Zielsetzungen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Weite-
re Signale für positive Rahmenbedingungen der alternativen Kraftstoffe wurden jüngst
auf dem EU Gipfel in Brüssel im März 2007 gegeben. Hier verpflichteten sich die EU-
Staaten darauf den Ausbau der erneuerbaren Energien auf 20% des Energiemixes zu
erhöhen sowie den energetischen Mindestmengenanteil von Biokraftstoffen i.H.v. von
10% bis zum Jahr 2020 zu erreichen.
11
Laut dem ,,Fortschrittsbericht Biokraftstoffe" (siehe hierzu genauer Kap. B I) der Euro-
päischen Kommission vom 10.01.2007 sind Biokraftstoffe derzeit die einzige prakti-
8
Europäische Kommission (Hrsg.) (2006a), S. 3.
9
Die jährliche CO
2
Produktion im Verkehrssektor hat zwischen 1970 und 2004 um 222% zugenommen.
Größte Einzelquelle sind PKW und LKW mit 74% aller Verkehrsemissionen. Vgl. Mrasek, Volker
(2007).
10
Vgl. ebenda.
11
Vgl. Rat der europäischen Union (Hrsg.) (2007), S. 21.

A Einführung
6
kable Lösung, die Abhängigkeit der EU vom Erdöl im Verkehrsbereich zu reduzieren
und eine der wenigen Mittel zur signifikanten Verminderung verkehrsbedingter Treib-
hausgasemissionen, deren Anteil in der EU auf etwa 21% aller Treibhausgasemissionen
geschätzt wird.
12
Konkret bedürfe es eines klaren Signals in Form rechtsverbindlicher
Zielvorgaben statt bisheriger, freiwilliger Verpflichtungen, um Energiequellen im
Verkehrssektor zu diversifizieren und die EU- Wirtschaft auf momentan noch nicht
ausgereifte Alternativen im Verkehrssektor vorzubereiten. Damit wird die wichtige
Rolle der etablierten, biogenen Kraftstoffe als einzig möglicher Zwischenschritt hervor-
gehoben, fossile Kraftstoffe bis zum Markteintritt der zweiten Generation von Biokraft-
stoffen zu ersetzen. Auch wenn der größte Teil der in Deutschland erzeugten Biokraft-
stoffe mit ca. 80% auf FAME und Pflanzenöl entfällt, werden inzwischen ebenso die
Produktionskapazitäten für den Kraftstoff Bioethanol ausgebaut.
Diese durchweg positiven Rahmenbedingungen und Chancen für Biokraftstoffe auf
internationaler Ebene lassen sich zurzeit nicht auf den deutschen Biokraftstoffmarkt
übertragen. Die von der Biokraftstoffbranche nicht erwartete, schnelle Abkehr von einer
steuerlichen Befreiung der Biokraftstoffe Biodiesel und Pflanzenöl (Energiesteuergesetz
vom 01.08.06) und der von der Regierung gleichfalls vollzogene Richtungswechsel zur
Einführung eines verpflichtenden Marktanteils für Biokraftstoffe (Biokraftstoffquoten-
gesetz (BioKraftQuG) vom 01.01.2007) lösten in der gesamten Branche erhebliche
Unsicherheiten aus und führten zu einem Rückgang der Absatzzahlen von Biodiesel
(siehe Punkt B I). Der erstmalige Rückgang der abgesetzten Biodieselmenge an den
Tankstellen im Jahr 2006 wird demnach laut Informationen der Arbeitsgemeinschaft
Qualitätsmanagement Biodiesel e.V. (AGQM) im Wesentlichen auf die Auswirkungen
der Teilbesteuerung zurückgeführt.
13
Waren die Gewinne der Produzenten nach der
Steuerbefreiung hoch, ist die Wirtschaftlichkeit der bestehenden und zum Teil noch in
Bau befindlichen Produktionsstätten angesichts zunehmender Rohstoffpreise und sin-
kender Rohölpreise im Zeitraum August 2006 - Januar 2007 gegenwärtig oftmals nicht
mehr vorhanden.
14
Da der Rohölpreis die entscheidende Determinante für die Wettbewerbsfähigkeit von
Biokraftstoffen darstellt, tendierten Großverbraucher bei zuletzt nicht ausreichender
Differenz von Biodiesel zum Dieselpreis wieder mehr zum mineralischen Diesel.
15
Mit
12
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.) (2007), S.8.
13
Vgl. AGQM (Hrsg.) (2007), S. 1.
14
Vgl. Kaup, Felix (2007).
15
Aufgrund des geringeren Energiegehaltes muss ein Mehrverbrauch von Biodiesel beachtet werden, der
folglich eine preisliche Differenz zum Dieselpreis impliziert (siehe Kap. B V).

A Einführung
7
der Einführung der anteiligen Besteuerung von Biodiesel in Kombination mit einem
stetig sinkenden Rohölpreis betrug die Differenz in den ersten Monaten der Besteuerung
lediglich noch null bis vier Cent pro Liter (ct/l) (siehe hierzu Kap. B V). Somit ist nach
Aussagen der Union zur Förderung von Öl und Proteinpflanzen e.V. (UFOP), die den
ersten Bericht der Bundesregierung zur Steuerbegünstigung von Biokraftstoffen (2005)
fortführte, aus der festgestellten Überkompensation eine faktische Unterkompensation
von derzeit acht ct/l entstanden, die sich mit steigenden Steuerquoten weiter erhöhen
werde.
16
Sinkende Gewinnmargen und ein Rückgang des margenhöheren Reinkraft-
stoffmarktes als Konsequenz der sukzessiv steigenden Besteuerung und Ausweitung
von Produktionskapazitäten, resultierten somit in einem massiven Preisdruck und An-
gebotsüberhang. Als weitere Folge kam es zu Gesamtproduktionsrückgängen von
Biodiesel und Pflanzenöl von über 30%.
17
Im Zuge der Beimischungspflicht des BioKraftQuG ist der Mineralölindustrie eine
wichtige Bedeutung beizumessen, da oligopolistische Abnahmestrukturen auf eine
Vielzahl mittelständischer Produzenten treffen. Ein höherer Preisdruck entlang der
Wertschöpfungskette aufgrund der schwächeren Marktposition der Biodieselhersteller
ist laut des Bundesverbands Biogene und Regenerative Kraft- und Treibstoffe (BBK)
schon heute vorhanden. Weiterhin bleibt der grundsätzliche Zugang der mittelständi-
schen Biodieselproduzenten zur Beimischungsindustrie ungewiss. Erste Konkurse und
Anlagenstilllegungen, der Wiedereintritt des Tanktourismus der LKW-Biodieselflotte,
das Auslaufen vieler Altverträge sowie fehlender Vorkontrakthandel für das Jahr 2008
im B100 Markt, sind laut BBK weitere Kennzeichen für die aktuell risikobehaftete Lage
der mittelständischen Biodieselbranche in Deutschland.
18
Das erneuerte Energiesteuergesetz und die prekäre Lage des Biokraftstoffmarktes ver-
anlasste die Biokraftstoffbranche am 18. April 2007 eine Verfassungsbeschwerde gegen
die Bundesregierung einzureichen. Demnach wurde von der Branche eine Novellierung
des Gesetzes inklusive der Einführung einer dynamischen, an den Rohölpreis gekoppel-
ten Besteuerung von Biodiesel und Pflanzenöl gefordert. Das Bundesverfassungsgericht
entschied jedoch, dass der Abbau der steuerlichen Subventionierung von Biodiesel mit
dem Grundgesetz vereinbar ist und lehnte diese ab.
Im folgenden Kapitel werden die einleitend skizzierten Faktoren des Biodieselmarktes
anhand einer umfassenden Branchenanalyse intensiver betrachtet.
16
Die Berechnungen der UFOP veranschlagen jedoch zusätzlich einen Kaufanreiz in Höhe von fünf ct/l.
Vgl. UFOP (Hrsg.) (2007c).
17
Vgl. BBK (Hrsg.) (2007), S. 1 f.
18
Vgl. ebenda, S 1 f.

B Branchenanalyse
8
B Branchenanalyse
Der strategische Planungsprozess eines Unternehmens beginnt mit der Analyse und Prog-
nose der Umweltbedingungen und ­veränderungen, d.h. der externen Chancen und Risi-
ken. Eine Branchenanalyse dient demnach dazu, alle externen Einflussfaktoren auf die
gegenwärtigen und zukünftigen Tätigkeitsfelder sowie auf die strategische Flexibilität der
mittelständischen Unternehmung zu verifizieren. Aufgabe der Analyse soll es sein, die
Struktur und Dynamik des Wettbewerbs im Marktumfeld zu beschreiben sowie die Wett-
bewerbskräfte zu bestimmen, von denen Gewinnpotentiale und Entwicklungsperspektiven
der gesamten Branche abhängen. Unter Berücksichtigung der politischen, gesellschaftli-
chen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen wird zur Bestimmung der grund-
sätzlichen Wettbewerbsintensität des Biodieselmarktes im Folgenden eine Branchenanaly-
se nach Porter durchgeführt.
19
Um den staatlichen Eingriffen und Regulierungen der
Biodieselbranche Rechnung zu tragen, wird weiterhin auf eine modifizierte Branchenana-
lyse zurückgegriffen, die sowohl die Eingriffe des Staates
20
als auch die, für das Absatzpo-
tential relevanten, Produkteigenschaften berücksichtigt. Die Determinanten der Wettbe-
werbsintensität werden anhand folgender Abbildung veranschaulicht:
Abb. 2: Einflussfaktoren der Wettbewerbsintensität des Biodieselmarktes
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Porter, Michael E. (2000), S. 34.
19
Vgl. Porter, Michael E. (2000), S. 34.
20
Vgl. Hinterhuber, Hans H. (1984), S. 52.
Wettbewerbs-
intensität des
Biodieselmarktes
Markt-
potential
Produktmerk-
male
Absatzmarkt
Staatliche
Gesetzgebung
Rohstoff-
beschaffung
Substitu-
tionsprodukte
Grad der
Rivalität

B Branchenanalyse
9
I Rechtliche Rahmenbedingungen
Im folgenden Kapitel werden die, für die Biodieselproduktion relevanten, rechtlichen
Rahmenbedingungen auf europäischer und nationaler Ebene betrachtet. Da das Produkt
Biodiesel aufgrund der nichtvorhandenen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber fossilen Kraft-
stoffen auch weiterhin einer staatlichen Förderung bedarf und in erster Linie Impulse der
Gesetzgebung über fallende oder steigende Absatzpotentiale des biogenen Kraftstoffes
entscheiden, werden diese Rahmenbedingungen eingehend erläutert.
1 Europäische Richtlinien
Als Teil ihrer Strategie zur Förderung erneuerbarer Energieträger und einer effizienteren
Energienutzung hat die Europäische Union eine Reihe von maßgeblichen Richtlinien
erlassen. Erste entscheidende Zielsetzungen wurden im Rahmen des internationalen Kioto-
Protokolls von 1997 vereinbart, indem sich die EU verpflichtet bis zum Jahr 2010 ihre
jährlichen Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 8% zu verringern.
21
Zusätzliche,
politische Signale und Impulse zum Ausbau erneuerbarer Energieträger wurden seitens der
Europäischen Kommission im Weißbuch von 1997 und Grünbuch zur Energieversor-
gungssicherheit aus dem Jahr 2000 gegeben.
22
Durch die Verabschiedung der Richtlinie zur Förderung von Biokraftstoffen (2003/30/EG)
sowie der Richtlinie zur Besteuerung von Energieerzeugnissen (2003/96/EG)
23
wurde ein
gewisser Handlungsdruck für die Mitgliedsstaaten vorgegeben, Biokraftstoffe auf Grund-
lage von Mengenzielen zu einem strategischen Element der Kraftstoffversorgung zu entwi-
ckeln, bei gleichzeitigem Ermächtigungsspielraum in der Steuerbegünstigung auf nationa-
ler Ebene.
24
Die Biokraftstoffrichtlinie vom 8. Mai 2003 hat das Ziel, herkömmliche Kraftstoffe im
Verkehrssektor durch aus landwirtschaftlichen Kulturen gewonnene Biokraftstoffe, vor
allem Biodiesel und Bioethanol, zu ersetzen. Zur Realisierung dieses Ziels gibt die Richtli-
nie gemäß den Bestimmungen des Kioto-Protokolls zunächst Orientierungsziele bzw.
21
Die Erforschung, Förderung, Entwicklung und vermehrte Nutzung von neuen bzw. erneuerbaren Energie-
formen sowie die Verbesserung der Energieeffizienz in maßgeblichen Bereichen der Volkswirtschaft,
waren weitere Zielsetzung im Rahmen des Abkommens. Vgl. Bundesregierung (Hrsg.) (1997a).
22
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.) (1997), (2000).
23
Die Energiesteuerrichtlinie schafft für die Mitgliedsstaaten einen rechtlichen Rahmen, der es ihnen gestat-
tet bei der Besteuerung zwischen Biokraftstoffen und herkömmlichen Kraftstoffen zu unterscheiden. Vgl.
UFOP (Hrsg.) (2006a), S. 14.
24
Vgl. UFOP (Hrsg.) (2007a), S. 5.

B Branchenanalyse
10
Richtwerte vor und stellt den rechtlichen Rahmen für steuerrechtliche und andere nationale
Maßnahmen zur Förderung von Biokraftstoffen. Somit soll als Zielvorgabe für das Jahr
2010 der Anteil von Biokraftstoffen in der EU an allen Kraftstoffarten im Verkehrsbereich
5,75% betragen, mit dem Zwischenziel von 2% im Jahr 2005. Die Richtwerte sind dabei
nicht verbindlich und es besteht keine rechtliche Verpflichtung für die Mitgliedstaaten den
angestrebten Biokraftstoffanteil tatsächlich zu erreichen.
Der ,,Fortschrittsbericht Biokraftstoffe" der Europäischen Kommission vom 10.01.2007
kommt zu dem Ergebnis, dass bislang weder der Bezugswert von 2% erreicht wurde, noch
alle Mitgliedstaaten ihre eigenen Zielvorgaben erfüllt haben.
25
Insgesamt betrug der
Marktanteil von Biokraftstoffen in der EU bis zum Ende des Jahres 2005 etwa 1%. Nach
Auffassung der Kommission ist ein Biokraftstoffanteil von 4,2% im Jahr 2010 eine realis-
tische Einschätzung der zu erwartenden Ergebnisse derzeitiger Politik. Demnach werde das
Ziel der Biokraftstoffrichtlinie für das Jahr 2010 voraussichtlich nicht erreicht.
26
2 Deutsche Gesetzgebung
Wie in Kap. A II erläutert ist die aktuelle deutsche Spitzenstellung in Produktion und
Einsatz von Biodiesel insbesondere auf die langjährige Steuerbefreiung zurückzuführen,
die die Entwicklung eines Biodieselmarktes entscheidend forcierte. Die 2004 eingeführte
Steuerbefreiung für Biodiesel in Reinform sowie für den Beimischungsanteil, resultierte
aus einem Antrag Deutschlands auf Gewährung nationaler Beihilfen gemäß der EU Richt-
linie zur Besteuerung von Energieerzeugnissen. Diesen Antrag hat die EU- Kommission
als befristete Maßnahme für den Zeitraum 1. Januar 2004 bis zum 31. Dezember 2009
genehmigt.
Die im nationalen Mineralölsteuergesetz festgelegte, jährliche Prüfung auf Überkompen-
sation durch das Bundesfinanzministerium wurde seitens der Europäischen Kommission
ebenfalls anerkannt.
27
Damit wurde als Ziel der steuerlichen Maßnahme festgehalten, den
Unterschied zwischen den Produktionskosten von Biokraftstoffen und den Marktpreisen
entsprechender fossiler Kraftstoffe auszugleichen. Mit Änderung des Mineralölsteuerge-
setzes wurde damit in Deutschland eine gesetzlich verbindliche Regelung für Biokraftstof-
fe bis zum Jahr 2009 geschaffen. Zugleich lösten diese Rahmenbedingungen einen Investi-
25
Der Fortschrittsbericht der Europäischen Kommission an den Rat und das europäische Parlament beruht
auf einer Überprüfungsklausel (Art. 4, Abs. 2) der Biokraftstoffrichtlinie, laut der die Kommission bis
Ende 2006 über die Fortschritte bei der Verwendung von Biokraftstoffen Bericht zu erstatten hat und ge-
gebenenfalls Vorschläge zur Anpassung der Zielvorgaben machen kann.
26
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.) (2007), S. 7.
27
Vgl. Bundesregierung (Hrsg.) (1997) , § 2a Abs. 3.

B Branchenanalyse
11
tionsboom in Deutschland aus und aktivierten mit der Mineralölindustrie einen neuen
Nachfragesektor.
Die im ersten Bericht zur Steuerbegünstigung von Biokraft- und Bioheizstoffen der Bun-
desregierung an den Bundestag vom 21. Juni 2005 festgestellte Überförderung eines Liters
Biodiesels in Reinform in Höhe von fünf Cent, führte zur Einführung des novellierten
Energiesteuergesetzes (EnergieStG) am 15.07.2006.
28
Gemeinsam mit dem BioKraftQuG
vom 18.12.2006 wurden somit die Weichen für die nahe und mittlere Zukunft für Biokraft-
stoffe in Deutschland neu gestellt. Mit Inkrafttreten des Energiesteuergesetzes wurde ab
1. August 2006 eine stufenweise Steuerbelastung für Biodiesel und ab 1. Januar 2008 für
Pflanzenöl bis auf 45 ct/l im Jahr 2012 festgelegt. Die Steuerbelastung für Biodiesel liegt
derzeit bei neun ct/l und steigt ab 2008 um weitere sechs Cent jährlich. Reines Pflanzenöl
startet ab 2008 mit einer Besteuerung von zehn ct/l. Biodiesel und Pflanzenöl, die in der
Landwirtschaft als Reinkraftstoff eingesetzt werden, bleiben von der Energiesteuer befreit.
Laut dem BioKraftQuG wird zudem die Mineralölwirtschaft seit dem 1. Januar 2007
verpflichtet, einen wachsenden Mindestanteil von Biokraftstoffen bezogen auf den jeweili-
gen, jährlichen Gesamtabsatz eines Unternehmens zu vertreiben. Tab. 1 zeigt die nach dem
BioKraftQuG festgelegte Unterscheidung zwischen Mindest- und Gesamtbiokraftstoffquo-
ten bis zum Jahr 2015.
29
Tab. 1: Biokraftstoffquoten
Jahr
Gesamtquote
Mindestquoten
Dieselquote Benzinquote
2007
-
4,40%
1,20%
2008
-
2,00%
2009
6,25%
Mindestquote
2,80%
2010
6,75%
gilt auch
3,60%
2011
7,00%
für Folgejahre
2012
7,25%
Mindestquote
2013
7,50%
gilt auch
2014
7,75%
für Folgejahre
2015
8,00%
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an UFOP (Hrsg.) (2007a).
Mindestquoten sind obligatorisch und können durch Beimischung von Bioethanol oder
Biodiesel zu Otto- oder Dieselkraftstoff und durch in Verkehrbringen reinen Biokraft-
stoffes sichergestellt werden. Es zeigt sich, dass ab 2009 eine zusätzlich auf 8% steigende
Gesamtbeimischungsquote existiert, die bei konstanten Mindestquoten prinzipiell weiteres
Potential für Biodiesel im Beimischungsmarkt bietet, da hierfür die beiden Biokraftstoffe
28
Bedeutsam sind die seitens der Bundesregierung herausgestellten Argumente für eine maßvolle, künftige
Besteuerung sowie die Schaffung eines preislichen Anreizelementes zum Verbrauch von Biodiesel. Vgl.
Deutscher Bundestag (Hrsg.) (2005), S. 6.
29
Die Quoten beziehen sich auf den Energiegehalt der Kraftstoffe.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836606448
DOI
10.3239/9783836606448
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Trier – IV, Mittelstandsökonomie
Erscheinungsdatum
2007 (November)
Note
2,0
Schlagworte
deutschland biodiesel marktanalyse biokraftstoff rapsölkraftstoff branchenanalyse mittelständische unternehmen raps
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Titel: Chancen und Risiken der Produktion von Biodiesel aus der Sicht eines mittelständischen Produzenten
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