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Muslimische Kinder im Unterricht

Interreligiöser und interkultureller Dialog an deutschsprachigen Schulen

©2007 Diplomarbeit 139 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die österreichische Gesellschaft, insbesondere eine kleine Stadt wie Salzburg, ist schon lange nicht mehr monokulturell oder monoreligiös. Mit der steigenden Migration siedelten sich zunehmend Familien islamischer Herkunft an. Durch sie kommen fremde Lebensgewohnheiten zum Vorschein. Dies zeigt sich auch zunehmend an den österreichischen Hauptschulen, die von Schülern zahlreicher Nationalitäten mit muslimischem Religionsbekenntnis besucht werden.
Viele österreichische Schüler mit christlichem Religionsbekenntnis besuchen mittlerweile die Schule ohne oder mit geringer religiöser Vorbildung. Ein aber noch immer beachtlicher Anteil von muslimischen Mitschülern ist um einiges stärker in seinem Glauben verwurzelt als seine christlichen Mitschüler. Während es, insbesondere unter christlichen Kindern und Jugendlichen, ‚out’ ist, religiös zu sein, den Gottesdienst zu besuchen, zu beten, die Bibel oder religiöse Bücher zu lesen, ist für viele islamische Schüler der bekennende Glaube ein wichtiger Bestandteil in der Familie, wie auch in der Erziehung. Weiters ist der Anteil derer, die an höhere Mächte glauben, an das Überirdische, bei muslimischen Jugendlichen doppelt so hoch wie bei christlichen Jugendlichen.
Das andersartige Verhalten von muslimischen Schülern gegenüber Schülern österreichischer Abstammung mit christlichem Religionsbekenntnis kann zu Problemen führen. Hier kann man mit interkulturellem und interreligiösem Lernen ansetzen. Außerdem ist es von großer Bedeutung die etwaigen Sprachprobleme der muslimischen Schüler schnellst möglich zu verringern und mit ihren Eltern in Kontakt zu treten, damit ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann, die Kinder best möglich in die Klasse zu integrieren. Weiters kann der Kontakt mit den Eltern hilfreich sein um z.B. ihre soziale Situation, Immigrationshintergründe und Verhaltens- und Denkweisen besser verstehen zu können.
So ist es für die Lehrer notwendig, sich über die Haltungen und Werte, nach denen Muslime leben, genauso zu informieren wie über ihre Geschichte, deren aktuelle soziale Situation und den islamischen Glauben, der ihrer Denkweise, ihren Sitten und Bräuchen sowie ihren Urteilsnormen zugrunde liegt. Zusätzlich ist es förderlich die Hintergründe zu kennen, warum interreligiöses und interkulturelles Lernen in der heutigen Gesellschaft und Schule von so großer Bedeutung ist und welche Probleme im Umgang mit muslimischen Schülern auftreten können.
Ein weiterer Schritt, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Oliver Johann Altenberger
Muslimische Kinder im Unterricht
Interreligiöser und interkultureller Dialog an deutschsprachigen Schulen
ISBN: 978-3-8366-0570-0
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Pädagogische Akademie des Bundes Salzburg, Salzburg, Österreich, Diplomarbeit,
2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung...1
2. Überblick
über den Islam ...3
2.1. Der Prophet Mohammed...4
2.2. Der Islam - Die Religion ...5
2.2.1. Der Koran
5
2.2.2. Die Scharia
6
2.2.3. Die wichtigsten Abspaltungen des Islam
6
2.2.4. Die Glaubensgrundsätze und die Fünf Säulen des Islam
8
2.3. Der islamische Fundamentalismus ...10
2.3.1. Ziele der Fundamentalisten
10
2.3.2. Kampf der Kulturen
11
2.3.3. Hochkonjunktur des Islamismus
11
2.3.4. Radikal ­ fundamentalistische Terrororganisationen
14
2.4. Die Bedeutung des Islam im gesellschaftlichen Leben ...16
2.4.1. Familie im Islam
16
2.4.2. Kindererziehung im Islam
18
2.4.3. Die Stellung der Frau in der islamischen Gesellschaft
21
2.4.4. Feste und Feiertage im islamischen Jahr
24
2.4.5. Speisevorschriften im Islam
27
2.4.6. Das Alkoholverbot im Islam
29
3. Muslime
in Europa ...31
3.1. Die Geschichte der europäischen Muslime...31
3.2. Soziale Situation der immigrierten Muslime in Europa...33
3.2.1. Die unterschiedlichen Generationen
34
3.2.2. Türkische Jugendliche
36
3.3. Schwierigkeiten im christlich-muslimischen Dialog ...38
3.3.1. Sprachliche und soziale Barrieren
39
3.3.2. Kulturelle Unterschiede und psychologische Barrieren
40
3.3.3. Islamisches Menschenrechtsverständnis
42

II
4. Muslimische Kinder an österreichischen Schulen ... 45
4.1. Pädagogische Grundhaltung der Lehrer... 45
4.2. Elternarbeit ... 46
4.3. Sprachprobleme der muslimischen Schüler ... 47
4.4. Konflikte im Schulalltag ... 49
4.4.1. Klassenkreuz 49
4.4.2. Schulgottesdienst 49
4.4.3. Sport ­ und Schwimmunterricht
50
4.4.4. Klassenfahrten 50
4.4.5. Sexualerziehung 51
4.4.6. Mahlzeiten 52
4.4.7. Kunsterziehung 52
4.4.8. Kleidung 53
4.4.9. Rollenverständnis 53
4.5. Islamischer Religionsunterricht... 54
5. interkulturelles und interreligiöses Lernen ... 57
5.1. Interkulturelles Lernen ... 57
5.2. Interreligiöses Lernen ... 59
5.3. Ebenen des interreligiösen Lernens ... 60
5.4. Grenzen interkulturellen und interreligiösen Lernens ... 62
5.5. Chancen interkulturellen und interreligiösen Lernens... 64
6. Planung eines Religionenworkshops ... 67
6.1. Übersicht über den Ablauf ... 67
6.2. Erarbeitung verschiedener Themen der beiden Religionen... 67
6.3. Ausarbeitung eines interreligiösen Dialogs... 69
6.4. Tag der Exkursion ... 71
6.4.1. Erstellung der Leitfragen
71
6.4.2. Informationen über eine Moschee
73
6.4.3. Informationen über einen Dom und eine Kirche
74
6.4.4. Besuch einer Moschee (Gebetshaus)
76

III
6.4.5. Besuch eines Doms oder einer Kirche
77
6.5. Nachbereitung und interreligiöser Dialog Islam - Christentum ...77
6.6. Interkultureller und interreligiöser Kochtag...79
6.7. Einübung eines interkulturellen Liedes ...83
6.8. Vorbereitungen für den Präsentationstag ...83
6.9. Präsentationstag...85
6.10. Abschließende Betrachtung...86
7. Befragung von österreichischen Hauptschullehrern...89
7.1. Einleitung ...89
7.2. Inhalt der Studie...90
7.2.1. Persönliche Fragen
90
7.2.2. Fragen über die Schule
92
7.2.3. Fragen über den Unterricht
94
7.2.4. Fragen über muslimische Schüler
97
7.2.5. Fragen über das österreichische Schulsystem
98
7.3. Tabellen und Diagramme...101
8. Schlusswort...111
Quellenverzeichnis ... A
Anhang... E
8.1. Arbeitsblätter... H
8.2. Rezeptblätter ...L
8.3. Einladung und Einverständniserklärung für die Eltern ...Q
8.4. Abschlusslied... R

1
1. EINLEITUNG
Die österreichische Gesellschaft, insbesondere eine kleine Stadt wie Salzburg, ist
schon lange nicht mehr monokulturell oder monoreligiös. Mit der steigenden Mig-
ration siedelten sich zunehmend Familien islamischer Herkunft an. Durch sie
kommen fremde Lebensgewohnheiten zum Vorschein. Dies zeigt sich auch zu-
nehmend an den österreichischen Hauptschulen, die von Schülern
1
zahlreicher
Nationalitäten mit muslimischem Religionsbekenntnis besucht werden.
Viele österreichische Schüler mit christlichem Religionsbekenntnis besuchen mitt-
lerweile die Schule ohne oder mit geringer religiöser Vorbildung. Ein aber noch
immer beachtlicher Anteil von muslimischen Mitschülern ist um einiges stärker in
seinem Glauben verwurzelt als seine christlichen Mitschüler. Während es, insbe-
sondere unter christlichen Kindern und Jugendlichen, ,,out" ist, religiös zu sein, den
Gottesdienst zu besuchen, zu beten, die Bibel oder religiöse Bücher zu lesen, ist
für viele islamische Schüler der bekennende Glaube ein wichtiger Bestandteil in
der Familie, wie auch in der Erziehung. Weiters ist der Anteil derer, die an höhere
Mächte glauben, an das Überirdische, bei muslimischen Jugendlichen doppelt so
hoch wie bei christlichen Jugendlichen.
2
Das andersartige Verhalten von muslimischen Schülern gegenüber Schülern ös-
terreichischer Abstammung mit christlichem Religionsbekenntnis kann zu Proble-
men führen. Hier kann man mit interkulturellem und interreligiösem Lernen anset-
zen. Außerdem ist es von großer Bedeutung die etwaigen Sprachprobleme der
muslimischen Schüler schnellst möglich zu verringern und mit ihren Eltern in Kon-
takt zu treten, damit ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann, die Kinder
best möglich in die Klasse zu integrieren. Weiters kann der Kontakt mit den Eltern
1
Aus Gründen der Lesbarkeit verzichte ich auf die Form ,,Schülerinnen und Schüler" bzw.
SchülerInnen. Beim Begriff ,,Schüler" sind, soweit nicht gesondert angeführt, Angehörige bei-
derlei Geschlechts gemeint. Dies bezieht sich auf alle Fälle, in denen nicht explizit die weibli-
che Form gewählt wird, auch auf andere Ausdrücke (z.B. Muslime, Lehrer, etc.).
2
Vgl. Fuchs-Heinritz Werner: Religion. In: Arthur Fischer u.a.: Jugend 2000. 13. Shell Jugend-
studie. Opladen: Leske + Budrich, 2000. S. 162-177.

2
hilfreich sein um z.B. ihre soziale Situation, Immigrationshintergründe und Verhal-
tens- und Denkweisen besser verstehen zu können.
So ist es für die Lehrer notwendig, sich über die Haltungen und Werte, nach de-
nen Muslime leben, genauso zu informieren wie über ihre Geschichte, deren aktu-
elle soziale Situation und den islamischen Glauben, der ihrer Denkweise, ihren
Sitten und Bräuchen sowie ihren Urteilsnormen zugrunde liegt. Zusätzlich ist es
förderlich die Hintergründe zu kennen, warum interreligiöses und interkulturelles
Lernen in der heutigen Gesellschaft und Schule von so großer Bedeutung ist und
welche Probleme im Umgang mit muslimischen Schülern auftreten können.
Ein weiterer Schritt, um den Kindern die Integration zu erleichtern ist, dass die ös-
terreichischen Schüler, die ihnen fremde Kultur, Religion und die damit verbunde-
nen Denk- und Verhaltensweisen kennen lernen und achtsam wahrnehmen.
Der Religionenworkshop (besteht aus einzelnen Lehreinheiten) setzt sich das Ziel,
die Schüler für Gedanken über die eigene und die andere Religion zu sensibilisie-
ren. Es können zwar nur Anstöße gegeben werden, aber diese Stunden sollen
gezielt als Anregung dienen, sich mit den Religionen weiter auseinander zu set-
zen. Längerfristig gesehen sollen die Kinder mit dem Wissen über die eigene Reli-
gion zur Toleranz gegenüber anderen Religionen gelangen.
Ein weiterer wichtiger und interessanter Punkt ist, sich einen Überblick über die
aktuelle Situation an den österreichischen Hauptschulen zu verschaffen. Welches
Bild haben einige Lehrer generell von Muslimen, wie verhalten sie sich gegenüber
muslimischen Kindern im Unterricht und sind sie mit dem österreichischen Schul-
system in Bezug auf die Integration muslimischer Kinder zufrieden?
Um eine gute Integration für muslimische Kinder zu erlangen bedarf es nicht der
Arbeit eines einzigen Lehrers sondern der Arbeit des gesamten Lehrerteams, wel-
ches diese Kinder betreut.

3
2. ÜBERBLICK ÜBER DEN ISLAM
Leider macht der Islam in den heutigen Medien ein überwiegend schlechtes Bild
von sich. Spätestens seit dem Terroranschlag auf das ,,World Trade Center"
3
in
New York City geht in Europa das Gespenst des ,,Dschihad", des ,,Heiligen Krie-
ges"
4
um und hat alte Vorurteile bestätigt und neue Ängste geweckt. Auch Sad-
dam Hussein
5
berief sich auf den Koran, um seine militärischen Aktionen zu recht-
fertigen und die Bevölkerung des Iraks hinter sich zu versammeln.
Der Islam wird in Europa seit langer Zeit als etwas Bedrohliches empfunden.
6
Schon sehr bald nach Mohammeds Tod haben beduinische Reiterstämme
die neue Religion über Arabien, Nordafrika, und Persien ausgebreitet. Im
Jahre 711 drangen muslimische Truppen in Spanien ein, eroberten das
Land innerhalb von drei Jahren und standen 728 in Frankreich. Erst die ver-
lorene Schlacht bei Poitiers (732) gegen den Franken Karl Martell stoppte
den weiteren Siegeszug. Fast gleichzeitig erfolgte der Vorstoß in Richtung
Osten bis nach Indien hinein.
7
Schon damals gab es unterschiedliche Meinungen über die Muslime und nicht
wenige verbanden den Islam mit den Wörtern ,,blutrünstig, grausam und fana-
tisch". Heute sind viele Europäer der Meinung, dass die Denk- und Handlungswei-
sen der Muslime nicht der heutigen Zeit entsprechen und der Islam auf dem Weg
zurück ins Mittelalter sei. Warum diese Haltung entstehen konnte ist vor allem
3
Am 11. September 2001 wurde ein Terroranschlag auf das World Trade Center in New York
City von der islamistischen Terrororganisation Al ­ Quaida ausgeführt. Dabei wurden zwei
Flugzeuge von Islamisten entführt und in die Türme gelenkt. Es kamen insgesamt 2.973 Men-
schen ums Leben. Vgl. Terroranschläge am 11. September 2001. URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Terroranschl%C3%A4ge_am_11._September_2001_in_den_USA
[08.01.2007]
4
,,Dschihad" heißt übersetzt ,,sich bemühen, sich anstrengen, kämpfen". Dschihad ist ein wich-
tiger Bestandteil im islamischen Glauben. Im Koran kommt das Wort nur vier mal vor, dabei
bezeichnet es zweimal kriegerisches Handeln. Vgl. Dschihad. URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dschihad [04.09.2006]
5
Saddam Hussein war bis vor 3 Jahren der irakische Diktator. Er wurde im Jahr 2003 von einer
amerikanischen Streitmacht gestürtzt und wegen einem Massaker an 148 Schiiten im Juli
1982 im Jänner 2007 zum Tode verurteilt. Vgl. Der Tyrann starb im Morgengrauen. URL:
http://www.stern.de/politik/ausland/:Saddam-Hussein-Iraker-Tod-Tyrannen/579487.html
[08.01.2007]
6
Vgl. Thomas Schweer: Vorwort. In: Hazrat Mirza Tahir Ahmad u.a.: Der Koran. Vollständige
Ausgabe. 10. Auflage. München: Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co., 1992. S. 5.
7
Thomas Schweer : Vorwort. S. 5.

4
durch die andauernde Präsenz des islamischen Fundamentalismus in den Medien
zu erklären.
8
2.1. Der Prophet Mohammed
Auslöser für all diese Entwicklungen war unter Anderem das Leben und Wirken
des Propheten Mohammed, der um 570 n. Chr. in Mekka geboren wurde und 632
n. Chr. in Medina starb. Mit 25 Jahren heiratete er eine reiche Kaufmannswitwe.
Sie schenkte ihm drei Söhne und vier Töchter. Als Mohammed etwa 40 Jahre alt
war, erschien ihm der Erzengel Gabriel und befahl ihm, Gottes Botschaft zu ver-
künden. Fortan verstand sich Mohammed als Prophet und Warner. Er beschwor
die Einwohner Mekkas
9
, sich von der Vielgötterei abzuwenden und nur noch den
einen, wahren Gott anzubeten. 622 ging der Prophet mit seinen Getreuen nach
Medina
10
. Mit dieser Emigration, der Hidschra (= Reise), beginnt die islamische
Zeitrechnung. Die folgenden Jahre waren von gewaltsamen Unternehmungen ge-
prägt. Da Mekka von den Heiden beherrscht wurde, war Mohammed gezwungen,
die Stadt zu erobern und dabei die Juden zu vertreiben. Nach dem siegreichen
Einzug in Mekka verschonte Mohammed die Bevölkerung wie versprochen. Die
Kaaba reinigte er jedoch von Götzenbildern und anderen Kultsymbolen. Durch ihn
bekam die Kaaba eine neue Bedeutung indem er sagte, dass Abraham der Be-
gründer des Heiligtums gewesen wäre. Im Jahre 632, als er schon eine gefestig-
ten Anhängerschaft verzeichnen konnte, starb er. Für die Muslime ist Mohammed
der letzte Offenbarer unter all den anderen Propheten.
11
8
Vgl. Thomas Schweer : Vorwort. S. 5.
9
Mekka ist eine Stadt im westlichen Saudi-Arabien mit ca. 1,4 Millionen Einwohner. Für Nicht-
Muslime ist der Aufenthalt nicht gestattet. Vgl. Islam: Mekka und Medina.URL:
http://www.geistigenahrung.org/ftopic1028.html [14.08.2006]
10
Medina liegt ebenfalls im westlichen Saudi-Arabien und ist nach Mekka die zweitwichtigste
Heilige Stadt des Islam. Das Wort ,,Madina" heißt übersetzt Stadt. Vgl. Islam: Mekka und Me-
dina. URL: http://www.geistigenahrung.org/ftopic1028.html [14.08.2006]
11
Vgl. Thomas Schweer: Vorwort. S. 6-11.

5
2.2. Der Islam - Die Religion
Allah bezeugt, in Wahrung der Gerechtigkeit, dass es keinen Gott gibt außer
Ihm ­ ebenso die Engel und jene, die Wissen besitzen; es gibt keinen Gott
außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Allweisen. Wahrlich, die Religion vor Allah
ist Islam. Und die, denen das Buch gegeben ward, wurden uneins, erst nach-
dem das Wissen zu ihnen gekommen war, aus gegenseitigem Neid. Und wer
die Zeichen Allahs leugnet ­ dann, wahrlich, ist Allah schnell im Abrechnen.
Streiten sie aber mit dir ­ so sprich: ,,Ich habe mich Allah ergeben und ebenso
die, die mir folgen". Und sprich zu jenen, denen das Buch gegeben ward, und
zu den Analphabeten: ,,Habt ihr euch ergeben?" Haben sie sich ergeben, dann
sind sie sicher auf dem rechten Weg, wenden sie sich aber zurück, dann ob-
liegt dir nur die Verkündigung; und Allah achtet wohl der Diener.
12
Islam - das arabische Wort bedeutet ,,Unterwerfung" dem Willen Gottes. Vom sel-
ben Wortstamm abgeleitet ist ,,Muslim" - ,,der sich Unterwerfende". ,,Allah" heißt
Gott.
2.2.1. Der Koran
In der Zeit Mohammads gab es noch sehr viele Analphabeten, von ihm wird auch
behauptet, dass er nicht lesen und schreiben konnte. Wenn er eine ,,Offenbarung"
erhielt fing er an laut zu rezitieren und die Umstehenden lernten den Text aus-
wendig und gaben ihn so weiter. Diese Offenbarungen wurden im Laufe der Zeit
im Koran zusammengefasst. Der Koran ist in Suren eingeteilt, die wiederum aus
Versen zusammengesetzt sind. Nach einem didaktischen Prinzip steht die längste
Sure am Anfang des Buches und die kürzeste Sure am Ende. Der Koran ist für
Muslime ein heiliges Buch und entfaltet nur in der arabischen Sprache seine gan-
ze Heiligkeit. Die Araber sehen ihre Sprache als heilig, da sich ,,Allah" in dieser
Sprache offenbart hat. Der Koran gilt für die Muslime als das absolute Wort Gottes
und Mohammed war lediglich sein Sprachrohr. Der ,,geoffenbarte" Koran ist für die
Moslems nur eine Kopie, das Original befindet sich im Paradies bei ,,Allah". Alle
die den Koran auswendig können, bekommen den Titel ,,Hafis", das so viel heißt
12
Koran, Sure 3, Vers 19-21.

6
wie Bewahrer.
13
,,Alles was im Koran steht, ist dem Moslem so heilig, dass er nicht
einmal drüber nachdenken darf. Das alleine wäre für ihn schon eine Gottesläste-
rung."
14
2.2.2. Die Scharia
Im Koran kommt die Scharia nicht vor. Im täglichen Leben stand man sich aber
einigen Klärungen gegenüber, was als islamisch angesehen werden kann und
was nicht. Dadurch entstanden die Fatwas. Aus diesen Fatwas entwickelte sich
das islamische Recht. Darin werden das Ehe-, Kaufs-, Vertrags- und Strafrecht,
sowie die Beziehungen zu den nichtmuslimischen Ländern geregelt. Alle Fatwas
zusammen ergeben die Scharia. Wenn heute von der ,,Einführung der Scharia" als
Rechtssystem gesprochen wird, werden nur Teile davon eingeführt.
Die auf dem Koran basierende Scharia, gilt nur für Muslime. ,,Deshalb hat die is-
lamische Rechtssprechung ein besonderes Fremdenrecht und Recht für Minder-
heiten entwickelt." Die Scharia regelt für die Muslime ihr Verhalten zu Gott und zu
seinen Mitmenschen.
15
Da es unter islamischen Rechtsgelehrten keinen allgemeinen Konsens gibt
ist es nicht möglich von ,,der Scharia" zu sprechen, da es keine einheitliche
Scharia gibt. Kritik muss deshalb immer an konkreten Fatwas geübt wer-
den.
16
2.2.3. Die wichtigsten Abspaltungen des Islam
Vor allen entstandenen Glaubensrichtungen im Islam gab es den Urislam. Nach
dem Tod von Mohammed waren sich die Muslime nicht einig über die Nachfolge
13
Renate Golombek: Der Islam. Anatomie einer unbarmherzigen Religion. Frankfurt am Main:
Haag und Herchen, 1998. S. 16-19.
14
Renate Golombek: Der Islam. S. 19.
15
Vgl. Islam. URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Islam [Stand 11.12.2006]
16
Islam. URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Islam [Stand 11.12.2006]

7
Mohammeds, wer nun die Gruppe der Glaubensgemeinschaft leiten soll. Somit
kam es zu den Aufspaltungen.
2.2.3.1. Sunniten und Schiiten
Die Sunniten leiten ihren Namen von der Sunna ab. ,,Die Sunna ist die Überliefe-
rung des Lebens und Wirkens sowie der Aussprüche des Propheten Moham-
med."
17
Sie, die die Mehrheit der Muslime darstellen, erkennen als rechtmäßige
Nachfolger Mohammeds die Kalifen an.
18
Kalif kann derjenige werden, der von
seinen Anhängern, aufgrund seiner weltlichen Fähigkeiten, ausgewählt wird, ihre
Religionsgemeinschaft weltlich zu verteidigen.
19
Für die Schiiten musste der Nachfolger ein Mitglied der Familie sein und dies traf
nur auf einen namens Ali zu. Damit gelten als rechtsmäßige Nachfolger Moham-
meds bei ihnen statt den Kalifen die Imame, welche in der Nachfolge von Ali ste-
hen. Ein Imam ist der Vorsteher einer Gemeinde. Dieser Titel wird oft auch als
Ehrung an Personen gegeben, die eine besondere religiöse Autorität darstellen
und denjenigen wird sogar das Freisein von Sünden bescheinigt.
20
2.2.3.2. Aleviten
Die Aleviten beinhalten in ihrem Glauben viele Elemente aus verschiedensten vor-
islamischen Religionen. Das Alevitentum hat eine starke Anhängerzahl in der Tür-
kei. Sie gehen mit einigen religiösen Vorschriften, welche Muslime anderer Ab-
spaltungen für verpflichtend sehen, liberaler um. Für sie haben die Fünf Säulen
des Islam keine große Bedeutung. Viele beten wann, sie verrichten kein Ritualge-
bet, und wo, viele brauchen keinen speziellen Raum zum beten, sie wollen. Wei-
ters sind für sie die Lehren der Imame wichtiger als die Scharia, welche sie ableh-
17
Richtungen im Islam. URL: http://www.emmet.de/kon_isla.htm [11.12.2006]
18
Vgl. Richtungen im Islam. URL: http://www.emmet.de/kon_isla.htm [11.12.2006]
19
Vgl. Richtungen. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Islam#Richtungen [11.12.2006]
20
Vgl. Glauben im Islam. URL: http://www.interrel-kiel.kulturnetz-
sh.de/inter05.1/muslime/muslimeGl.htm [11.12.2006]

8
nen. Das Zentrum des Glaubens liegt nach ihrer Auffassung im Menschen selber.
Jeder ist für sich selber verantwortlich. Ein gutes Verhältnis zu den Mitmenschen
hat bei ihnen auch einen sehr hohen Stellenwert.
21
,,In der alevitischen Lehre ist
die Seele eines jeden Menschen unsterblich, sie strebt durch die Erleuchtung die
Vollkommenheit mit Gott an."
22
2.2.3.3. Sufismus
Der Islam besitzt einen esoterischen und einen exoterischen Aspekt. Sufismus ist
der innere Aspekt und die Bezeichnung für mystische Strömungen im Islam. Im
Sufismus richtet sich das religiöse Streben auf die persönliche Erfahrung der Got-
tesnähe oder in einigen extremen Varianten sogar des Einswerdens mit Gott. Dies
geschieht durch Meditation oder Praktiken, die zu Trancezuständen führen, etwa
rhythmische Bewegungen. Zum Beschreiten des Sufi-Pfades benötigen sie einen
spirituellen Meister, der von orthodoxer Seite
23
her abgelehnt wird, weil er von ih-
nen als Mittler zwischen den Gläubigen und Gott angesehen wird.
24
2.2.4. Die Glaubensgrundsätze und die Fünf Säulen des Islam
2.2.4.1. Glaubensgrundsätze
Der Muslim glaubt
·
an Allah, den Einen Gott,
·
an alle Gesandten Gottes und Muhammed als den letzten Gesandten,
·
an die Offenbarungsbücher (-schriften) und den Koran,
·
an die Engel,
·
an die Auferstehung (das Leben nach dem Tode) und
21
Vgl. Der Glaube der Aleviten. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Aleviten [11.12.2006]
22
Der Glaube der Aleviten. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Aleviten [11.12.2006]
23
Das Wort ,,orthodox" stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt so viel wie ,,rechts-
gläubig" oder ,,strenggläubig". Vgl. Orthodoxie. URL:
http://www.hanisauland.de/lexikon/o/orthodoxie.html
[08.01.2006]
24
Vgl. Islam. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Islam#Sufismus [11.12.2006]

9
·
an die Vorherbestimmung (sei es im Guten oder im Schlechten).
25
2.2.4.2. Fünf Säulen des Islam
Unter den Fünf Säulen des Islam versteht man die Fünf Hauptpflichten der Musli-
me. Dazu zählen:
Sahada - Das Glaubensbekenntnis
Die ,,Sahada" ist das Glaubensbekenntnis, mit dem sich der Muslim zu seinem
Glauben bekennt, Gott in Form, Wort und Tat anbetet und dem Propheten Mo-
hammed nachfolgt.
Salat - Das tägliche Pflichtgebet
Als ,,Salat" bezeichnet man das fünfmal täglich, vor Sonnenaufgang, nach dem
Sonnenhöchststand, nachmittags, nach Sonnenuntergang und abends stattfin-
dende Pflichtgebet. Dieses wird in einem genau festgelegtem Ritual (Blickrichtung
nach Mekka) durchgeführt.
Zakat - Die Armensteuer
Das ,,Zakat" ist die Entrichtung der Armensteuer. Mit den Einkünften der Armen-
steuer bestreitet der Staat die notwendigen Ausgaben für das Allgemeinwohl. Es
ist Pflicht für jeden Muslim, Almosen zu spenden. Früher diente diese Spende um
einen sozialen Ausgleich zwischen den Armen und Reichen zu schaffen.
Saum - Das Fasten
Das ,,Saum" ist das Fasten im Monat Ramadan. Im 9. Monat des islamischen Ka-
lenders wird von Morgens bis zum Sonnenuntergang gefastet.
25
Vgl. Glauben im Islam. URL: http://www.interrel-kiel.kulturnetz-
sh.de/inter05.1/muslime/muslimeGl.htm [11.12.2006]

10
Hadsch ­ Die Pilgerfahrt nach Mekka
Jeder Muslime sollte einmal in seinem Leben zur Kaaba, dem ersten Haus Gottes,
in Mekka wallfahren. Der dafür festgelegte Zeitpunkt der Pilgerfahrt ist zehn Wo-
chen nach dem Ende der Fastenzeit, im letzten Mondmonat.
26
2.3. Der islamische Fundamentalismus
Als islamischen Fundamentalismus bezeichnet man die radikal - religiösen Strö-
mungen in der islamischen Glaubensgemeinschaft, die vor allem in der heutigen
Zeit immer mehr an Einfluss gewinnen und sich in einer Vielzahl von Parteien und
Gruppierungen manifestieren. Sie missachten die Grund- und Menschenrechte
und die Religionsfreiheit. Religion und Staat sind nach dieser Auffassung untrenn-
bar miteinander verbunden. Alle, die nicht die gleiche Philosophie vertreten gelten
als ,,Ungläubige, als Feind, der Allah verrät"
27
. In Deutschland leben bereits über
drei Millionen Muslime, von denen 30.000 einer extremistischen Szene zugeordnet
werden können.
2.3.1. Ziele der Fundamentalisten
Gemeinsam ist all diesen Strömungen das Bestreben die Welt neu zu ordnen. Sie
wollen die westliche Globalisierung rückgängig machen und streben eine weltwei-
te Herrschaft an. Dabei sind alle Lebensbereiche gemäß einer buchstabengetreu-
en Auslegung des Korans zu gestalten. Eine internationale Gefahr stellen vor al-
lem die radikalen Erscheinungen des Fundamentalismus dar, da diese auch die
Ausübung von terroristischer Gewalt nach innen und außen propagieren. Sie be-
ziehen sich dabei auf die, im Koran enthaltene, Aufforderung zum ,,Dschihad". Sie
sehen es als heilige Pflicht alle Feinde des islamischen Glaubens mit Gewalt zu
26
Vgl. Thomas Schweer: Vorwort. S. 12.
27
Islamischer Fundamentalismus. URL: http://www.planet-
wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,EAA60BCAA61C3188E0340003BA5E0905,,,,,,,,,,,,,,,.html
[12.12.2006]

11
bekämpfen. So gehen ein Großteil der Flugzeuganschläge der letzten 20 Jahre
auf das Konto radikal - fundamentalistischer Terrororganisationen.
2.3.2. Kampf der Kulturen
Ein amerikanischer Politwissenschaftler namens Samuel Huntington hat im Jahre
1998 eine weltweit gewalttätige Auseinandersetzung zwischen den Muslimen und
Nichtmuslimen prognostiziert. Es ist auch nicht abzustreiten, dass im Westen und
im islamischen Raum gegenseitige Ablehnung besteht.
Die westliche Bevölkerung sieht die islamische Weltanschauung als rückschrittlich
an und vielen Muslimen erscheint die westliche Welt als Bedrohung aufgrund der
weltanschaulichen Freizügigkeit oder als heißersehnte, unerreichbare Konsum-
welt.
Obwohl es auch jüdische und christliche Fundamentalisten gibt, etwa in den
Reihen der israelischen Siedlerbewegung oder der protestantischen Freikir-
chen in den USA, gilt der Fundamentalismus in der westlichen Welt, in un-
serer Wahrnehmung, in aller Regel als ein rein islamisches Phänomen.
28
2.3.3. Hochkonjunktur des Islamismus
Die islamische Zivilisation wird als rückständig, chaotisch und der westlichen Ge-
sellschaft gegenüber als unterlegen empfunden. Sie sehen sich als Opfer der Glo-
balisierung und die große Vergangenheit, als sie Maßstäbe in Wissenschaft, Kunst
und Kultur setzten, ist schon lange vorbei. Dies ist für viele die Rechtfertigung für
den terroristischen Widerstand.
28
Islamischer Fundamentalismus. URL: http://www.planet-
wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,EAA60BCAA61C3188E0340003BA5E0905,,,,,,,,,,,,,,,.html
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12
Die islamistischen Terrororganisationen machen sich die Verunsicherung der is-
lamischen Bevölkerung zunutze und stellen folgende drei Thesen auf:
29
· Essentielle Unfähigkeit der Selbstkritik
In der islamischen Leseart ist der Westen das personifizierte Böse, alleinige
Verursacher der arabischen ­ islamischen Probleme und einzig an der
Schwächung und dem Untergang der islamischen Kultur interessiert.
· Zuflucht in der Geschichte
Epochen werden heraufbeschworen, als die arabische Kultur der westlichen
überlegen war.
· Trugschluss der Rückwärtsgewandtheit
Warum geht es den islamischen Gesellschaften schlecht? Weil sie vor Allah
in Ungnade gefallen sind. Was kann man dagegen tun? Die absolute Aus-
söhnung mit Allah anstreben durch die bedingungslose, kritiklose Unterwer-
fung unter seinen Willen und die Gebote des Koran.
30
Im Iran regieren Fundamentalisten, in Saudi ­ Arabien sind die Verhältnisse noch
viel schlimmer als im Iran und in Pakistan haben die Fundamentalisten 1979 die
Macht übernommen und die Scharia
31
wieder eingeführt, ebenso 1986 im Sudan
und in Bangla Desch.
In der heutigen Zeit sind in den oberen Schichten der islamischen Staaten Sitten
und Gebräuche alltäglich, welche dem Westen ähneln. Bei denjenigen, die von
dem entstandenen Kapitalismus nicht profitierten, verstärkte sich die Abneigung
gegenüber dem westlichen Lebensstil. Aus diesen Schichten stammt der Großteil
der Mitglieder von fundamentalistischen Organisationen. Aus dieser Schicht her-
29
Vgl. Islamischer Fundamentalismus. URL: http://www.planet-
wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,EAA60BCAA61C3188E0340003BA5E0905,,,,,,,,,,,,,,,.html
[12.12.2006]
30
Islamischer Fundamentalismus. URL: http://www.planet-
wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,EAA60BCAA61C3188E0340003BA5E0905,,,,,,,,,,,,,,,.html
[12.12.2006]
31
Immer, wenn von der ,,Einführung der Scharia" als Rechtssystem gesprochen wird, handelt es
sich nur um Teile der Scharia. Islam. Vgl. Scharia. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/scharia
[06.12.2006]

13
aus stammen auch die Frauen, die sich gerne verschleiern, um auf diese Weise
den Hass und Abneigung gegenüber den Westen zu zeigen.
32
,,In allen islamischen Ländern fällt auf, dass die Fundamentalisten von einem
wahnhaften Frauenhass besessen sind".
33
Die Ursache hierfür liegt zum Teil darin,
dass viele Frauen es geschafft haben, in Berufen wie Ärztinnen, Rechtsanwältin-
nen, usw. Fuß zu fassen. Bei der Ergreifung dieser Berufe werden sie als Konkur-
renz von den Männern angesehen. Um diese Konkurrenz auf dem schnellstmögli-
chen Weg wieder loszuwerden, wird die Ausübung gewisser Berufe als unisla-
misch angesehen und verboten. Weiters dulden Fundamentalisten es nicht, wenn
Frauen sich ohne männliche Begleitung und unverschleiert auf den Straßen be-
wegen. In Algerien wurde 1994 ein 17-jähriges Mädchen von Fundamentalisten
ermordet, weil sie keinen Schleier trug. Weiters wurden Frauen, die sich nach
achtzehn Uhr auf die Straße wagten, verprügelt, mit Rasiermessern und Säuren
verunstaltet und umgebracht.
Es sind nicht alle Moslems Fundamentalisten. Wenn dies ein Europäer behauptet,
wird das hingenommen, doch die Religion bringt eine nicht gewollte Mentalität
hervor, die Fundamentalisten gebiert. Im Unterschied zum Christentum gibt es im
Islam das Recht zum Töten. Dieses Recht tritt in Kraft, wenn jemand vom Glauben
abfällt, im Fall von Mord und im ,,Dschihad". Weiters ist das Leben eines Men-
schen in einem islamischen Staat nicht mehr viel Wert, wenn er von einem Religi-
onsscheich als Abtrünniger bezeichnet wird. 1992 wurde ein, in Ägypten bekann-
ter Schriftsteller aufgrund von nicht passenden Aussagen von einem Scheich als
abtrünnig bezeichnet und auf Grund dessen umgebracht.
34
Die von der Idee des Dschihad genährte Aggressivität des Islams findet in
den Fundamentalisten seinen direkten Ausdruck. Und die Fundamentalisten
können sich in allem, was sie tun, auf den Koran und die Scharia berufen.
Sie müssen dabei nicht einmal viel Interpretationsarbeit leisten.
35
32
Vgl. Renate Golombek: Der Islam. S. 134-135.
33
Renate Golombek: Der Islam. S. 135.
34
Vgl. Renate Golombek: Der Islam. S. 135-138.
35
Renate Golombek: Der Islam. S. 139.

14
Natürlich sind islamische Fundamentalisten davon überzeugt, besonders gute
Moslems zu sein, sie leben ja nur wie es im Koran steht und nach der islamischen
Rechtsordnung. Der islamische Fundamentalismus ist auch dafür bekannt, dass er
religiöse Prinzipien zu politischen Zwecken missbraucht. Dabei sollte nicht ver-
gessen werden, dass es im Islam keine Trennung zwischen Religion und Politik
gibt. Dabei sehen sie den Islam als die Lösung für alle Probleme, dass er für alle
Bereiche und Lebenslagen die richtige Antwort liefern kann. Weiters ist es nach
wie vor das Ziel der Fundamentalisten die Scharia wieder vollständig einzuführen
und eine islamische Wirtschaftsordnung herzustellen.
36
2.3.4. Radikal ­ fundamentalistische Terrororganisationen
2.3.4.1. Muslimbruderschaft
Eine der ältesten fundamentalistischen Organisationen ist die so genannte Mus-
limbruderschaft, die 1928 in Ägypten gegründet wurde. Heute ist diese Bruder-
schaft in fast der gesamten islamischen Welt verbreitet. Sie gilt als eine der ein-
flussreichsten politischen Bewegungen. Das Motto der Muslimbrüder ist:
37
,,Allah
ist unser Ziel. Der Prophet ist unser Führer. Der Qur'an ist unser Gesetz. Dschihad
ist unser Weg. Sterben auf dem Wege Allahs ist unsere größte Hoffnung."
38
,,Wahrscheinlich werden die Moslembrüder auch von Saudi ­ Arabien mit Öldollars
unterstützt. Sie wollen einen islamischen Staat errichten und scheuen zur Errei-
chung dieses Zieles keine Mittel".
39
Eine der wichtigsten Einnahmequellen in Ägypten ist der Tourismus. Um eine öko-
logische Destabilisierung des Staates zu erreichen, versuchen die Fundamentalis-
ten diesen Wirtschaftszweig durch gezielte Terroranschläge zu schwächen. Der
Staat wehrt sich dagegen, doch er führt keine wirksamen Maßnahmen gegen Ar-
36
Vgl. Renate Golombek: Der Islam. S. 139-142.
37
Vgl. Muslimbrüder. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder [12.12.2006]
38
Muslimbrüder. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder [12.12.2006]
39
Renate Golombek: Der Islam. S. 133.

15
mut und Elend durch. Gerade für die arme Bevölkerung ist eine fundamentalisti-
sche Organisation ein Auffangbecken.
40
Die Muslimbrüder haben heute in Ägypten etwa eine Million aktive Mitglie-
der und unterhalten verschiedene karitative Einrichtungen wie Krankenhäu-
ser und Sozialstationen, vor allem in den ärmeren Vierteln. Armenspeisun-
gen und die Schaffung von Arbeitsplätzen für Jugendliche haben dazu ge-
führt, dass die Muslimbrüder vor allem aus den unterprivilegierten Schich-
ten Unterstützung erfahren.
41
Auch in Syrien gibt es Moslembrüder. Sie wurden bekannt durch den Kamikaze ­
Angriff eines Moslembruders auf das syrische Luftwaffenhauptquartier. Dabei
wurden 50 unschuldige Menschen getötet.
42
Die Muslimbrüder zählen zu den einflussreichsten Elementen des islamischen
Fundamentalismus. Laut Selbstdarstellung gibt es diese fundamentalistische Ge-
meinschaft in über 70 Ländern.
43
Das Ziel der Moslembrüder ist es, ,,die Regierung
ihren jeweiligen Heimatstaaten abzulösen und einen islamischen Gottesstaat auf
Grundlage der Scharia zu errichten".
44
In der Bundesrepublik Deutschland sind die Moslembrüder mit 1800 Anhängern
vertreten, welche die Aufgabe haben, ihre Ideologie unter in Deutschland leben-
den Muslimen zu verbreiten um diese für sich zu gewinnen.
45
40
Vgl. Renate Golombek: Der Islam. S. 133.
41
Muslimbrüder. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder [12.12.2006]
42
Vgl. Renate Golombek: Der Islam. S. 133.
43
Vgl. Muslimbrüder. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder [12.12.2006]
44
Vgl. Die Muslimbruderschaft. URL: http://www.verfassungsschutz.niedersachsen.de/master
/0,,C806292_N808071_L20_D0_I541,00.html [12.12.2006]
45
Vgl. Die Muslimbruderschaft. URL: http://www.verfassungsschutz.niedersachsen.de/master
/0,,C806292_N808071_L20_D0_I541,00.html [12.12.2006]

16
2.3.4.2. Weitere islamische Terrororganisationen
Al Quaida
Diese Terrororganisation gibt es seit den 80er Jahren. Damals sollte sie Wider-
stand gegen die Sowjetunion leisten. Nach dem Rückzug der Sowjetunion über-
nahm Bin Laden die Kontrolle und baute sie zu einer globalen Terrororganisation
aus. Er baute eine Organisation auf, die mittlerweile zwischen 3000 und 5000 Mit-
glieder in 50 Ländern umfasst. Viele dieser Mitglieder werden speziell ausgebildet
und warten auf das Kommando für einen terroristischen Einsatz.
Hamas
Hamas ist die größte islamische Widerstandsbewegung in Palästina.
Hisbollah
Hisbollah heißt übersetzt ,,die Partei Gottes". Sie ist seit 1992 als Partei im libane-
sischen Parlament vertreten und der militärische Arm führt den Kampf gegen isra-
elische Truppen im Libanon.
46
2.4. Die Bedeutung des Islam im gesellschaftlichen Leben
2.4.1. Familie im Islam
Seit Beginn des 20 Jahrhunderts ist eine verstärkte Auseinandersetzung zwischen
Traditionalisten und Modernisten des islamischen Glaubens zu sehen und dies
spiegelt sich auch in den Familien wieder. In vielen Ländern ist nach wie vor die
Scharia die Hauptquelle der Gesetzgebung und dies engt den Spielraum für Ver-
änderungen stark ein. Es wurde immer wieder versucht die bürgerlich ­ rechtliche
Ehe, die von einer amtlichen Person geschlossen wird, durchzusetzen, um die
46
Vgl. Astrid Högemann: Islamischer Fundamentalismus. URL:
http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pon/19187.html [12.12.2006]

17
Registrierung der Ehe zu erreichen. Doch bis heute ist dies im Großteil der islami-
schen Länder nicht gelungen.
Selbst die Polygamie und das einseitige Scheidungsrecht ist bis jetzt nur in zwei
Ländern ­ der Türkei und Tunesien ­abgeschafft worden. In den meisten Ländern
hat der Ehemann die Möglichkeit, unter gewissen Einschränkungen, eine weitere
Ehe zu schließen, wenn die Frau keine Kinder bekommt, oder in schlimmeren Fäl-
len, wenn sie keinen Jungen auf die Welt bringt. Ein weiters Argument, warum die
mehrfache Eheschließung geduldet wird ist, dass sie die legale Form der Prostitu-
tion vorziehen.
Die Ehe und Scheidung gelten in erster Linie als private Angelegenheit des Man-
nes. Die Frau hat nach den traditionellen Auffassungen kein Recht zum Unterhalt
der Familie beizutragen, weil der Mann der ,,Besitzer" der Ehe und Familie ist. Der
Ehemann hat die ausschließliche Verantwortung und Sorgepflicht über die Fami-
lie, und somit darf er den unbedingten Gehorsam seiner Frau verlangen. In den
letzten Jahrzehnten gibt es immer mehr Frauen, die einem Beruf nachgehen. So-
mit stellt sich natürlich der Sinn des Unterschieds zwischen den Geschlechtern in
Frage.
Bei der Scheidung handelt es sich, genauso wie bei der Eheschließung, um ein
außergerichtliches Vorgehen. Der Mann kann ohne Angaben von Gründen die
Ehe für Beendet erklären. ,,Die reformistischen Modernisten berufen sich in die-
sem Fall auf Fehlentwicklung in der Geschichte ihrer Religion."
47
1959 wurde in Algerien gerichtlich festgelegt, dass im Falle einer Scheidung die
Mutter das Recht auf die Verpflegung und Erziehung der Kinder hat (Vorher wurde
ihr diese Möglichkeit verwehrt). Dieses Recht steht der Mutter zu, bis ein Sohn in
die Pupertät und ein Mädchen in das Heiratsalter kommt, dann hat der Junge das
Erziehungsrecht.
47
Otfried Weintritt: Zeitgenössische Verhältnisse. In: Sieferle Rolf Peter / Breuninger Helga:
Familie im Islam. Der europäische Sonderweg - Ein Projekt der Breuninger Stiftung. Band 9.
Stuttgart: Breuninger Stiftung GmbH, 2002. S. 53.

18
Weiters haben die weiblichen Nachkommen einen Erbanspruch, dieser wird aber
in den meisten muslimischen Ländern nicht berücksichtigt. Die koranische Erbre-
gelung begünstigt nach wie vor die Jungen. Diese erben, falls sie der einzige Sohn
sind, das Ganze, während eine Tochter nur Anspruch auf zwei Drittel hat und der
Rest auf die Verwandtschaft aufgeteilt wird. Nur die Türkei hat die Ungleichbe-
handlung der Geschlechter in Erbangelegenheiten aufgehoben.
Im islamischen Recht von Pakistan dürfen keine Kinder adoptiert werden, es sieht
nur eine Anerkennung der Elternschaft vor, wenn sich dadurch die Erbteile in auf-
steigender und absteigender Linie nicht verändern.
48
,,Das Kind kann aber weder
den Namen desjenigen tragen, von dem es angenommen wird, noch hat es einen
Anspruch auf den koranischen Erbteil."
49
2.4.2. Kindererziehung im Islam
Im Normalfall wünschen sich alle muslimischen Ehepaare Kinder. Wird der Kin-
derwunsch aus irgendeinem Grund nicht erfüllt, lastet ein großer Druck auf der
Ehefrau, weil sie meist als Ursache für diesen Umstand gesehen wird.
Bringt die Frau allerdings ein Kind zur Welt, ist man darüber sehr erfreut, noch
größer ist die Freude, wenn es sich bei dem Neugeborenen um einen Jungen
handelt. In einer traditionellen islamischen Familie wird dem Kleinkind ,,schon bald
das islamische Glaubensbekenntnis ins rechte Ohr gesprochen (,,Es gibt keinen
Gott außer Allah, und Muhammad ist sein Prophet")".
50
2.4.2.1. Religiöse Erziehung
Für Muslime ist ihre Religion die ,,natürliche Religion" von jedem Menschen auf der
Welt. Ein wichtiger Schritt, damit das Kind als Muslim heranwächst, ist in einer
48
Vgl. Otfried Weintritt: Zeitgenössische Verhältnisse. S. 49-55.
49
Otfried Weintritt: Zeitgenössische Verhältnisse. S. 55.
50
Kindererziehung im Islam. URL: http://www.ead.de/gebet/30tage/kindererziehung.htm
[13.12.2006]

19
traditionellen islamischen Familie die ,,religiöse Unterweisung des Kindes". Der
Sohn wird vom Vater und die Tochter von der Mutter in die religiösen Glaubens-
pflichten eingeführt, wie z.B. das tägliche rituelle Gebet, dem Fasten im Monat
Ramadan, das islamische Ehe- und Familiengesetz oder den Speise- und Reini-
gungsvorschriften. Muslimische Erziehung geschieht aber auch indirekt, da das
Kind mit islamischen Festen und Feiertagen, dem Fasten im Monat Ramadan,
usw. aufwächst.
2.4.2.2. Praktizierte Religion
Als praktizierende Religion verstehen die gläubigen Muslime das fünfmal täglich
gesprochene rituelle Gebet. Dabei sprechen sie auf arabisch verschiedene Koran-
verse. Interessant ist, dass es bei diesem Ritual darum geht die Koranverse spre-
chen zu können. Ob man dabei den Inhalt der Verse versteht kann nur von gerin-
ger Bedeutung sein, da nur wenige von den 1,3 Mrd. Muslimen Arabisch spre-
chen.
Ein Kind sollte mit 7 Jahren mit dem Gebet beginnen und es mit 10 Jahren be-
herrschen. Die Fünf Säulen des Islam und das Einhalten der täglichen Gebete
sind verpflichtend unter allen Muslimen.
Die Kinder nehmen auch an der 30-tägigen Fastenzeit teil. Bis zur Pubertät sollten
sie in der Lage sein, nach mehrfachen Steigerungen, die gesamte Fastenzeit ein-
halten zu können.
2.4.2.3. Vorbereitung auf das Leben als Mann oder Frau
Die Erziehung der Mädchen und Burschen kann als klassischer Erziehungsstil
angesehen werden. Das Mädchen wird auf ihre Rolle als Hausfrau vorbereitet,
übernimmt schon früh Haushaltspflichten und kann bereits in der Pubertät alle

20
Aufgaben der Mutter übernehmen. Weiters gelten die Mädchen ab der pubertären
Phase als heiratsfähig.
51
Jungen dagegen werden früh auf eine Identifizierung mit der Welt des Vaters
in der Moschee, der Öffentlichkeit und seinem Beruf hin geprägt. Im Schulbe-
such, der Bewegungs- und Entscheidungsfähigkeit, der Eigenverantwortung,
sowie oft selbst in der medizinischen Versorgung genießen sie deutliche Pri-
vilegien vor ihren Schwestern, und zwar auch dann, wenn diese älter sind.
52
In einigen islamischen Ländern müssen sich Kinder noch immer einer Beschnei-
dung unterziehen lassen. Bei Buben versteht man unter Beschneidung das Ent-
fernen der Vorhaut. Dies geschieht meist zwischen dem 7. und 10. Lebensjahr.
Die Beschneidung wird durch den Vater durchgeführt, da es seine Pflicht ist, diese
zu vollziehen. Nach dem islamischen Glaubensverständnis sind schon einige Pro-
pheten beschnitten auf die Welt gekommen. Aus medizinischer Sicht ist eine Be-
schneidung bei Jungen vorteilhaft, um geschlechtsspezifischen Krankheiten vor-
beugen zu können.
53
Bei Mädchen spricht man in Mitteleuropa nicht von Be-
schneidung sondern eher von ,,Genitalverstümmelung". Es werden jährlich noch
ca. zwei Millionen Mädchen weltweit beschnitten. Dabei werden die äußeren weib-
lichen Genitalien teilweise oder ganz beschnitten. Dadurch kann es zu unter-
schiedlichen Komplikationen kommen wie Probleme beim Urinieren oder bei der
Regelblutung, Unfruchtbarkeit oder sogar Tod durch Blutvergiftung oder Verblu-
tung. Nach der Beschneidung werden die Geschlechtsteile teilweise zugenäht und
erst in der Hochzeitsnacht oder bei der Geburt eines Kindes wieder geöffnet.
54
In den meisten Regionen in Afrika dient sie als Initiationsritual, durch das ein Mäd-
chen zur Frau wird. Danach ist die Frau heiratsfähig. Da die Beschneidung vor
51
Vgl. Kindererziehung im Islam. URL: http://www.ead.de/gebet/30tage/kindererziehung.htm
[13.12.2006]
52
Kindererziehung im Islam. URL: http://www.ead.de/gebet/30tage/kindererziehung.htm
[13.12.2006]
53
gl. Cédric Poyet: Die Beschneidung im Islam. Referat. URL: http://www.enfal.de/hitan.htm
[12.10.2006]
54
gl. Weibliche Beschneidung. URL: http://www.rlp-news.de/afrika-dossier/weibliche-
beschneidung.html [12.10.2006]

21
vorehelichem Sex schützen soll, wird sie oft als Schutz der Mädchen betrachtet.
Das führt sogar so weit, dass die meisten Männer nur beschnittene Frauen heira-
ten.
55
2.4.3. Die Stellung der Frau in der islamischen Gesellschaft
Die soziale Situation einer muslimischen Frau in der islamischen Gesellschaft ist
nicht so einfach zu beschreiben, da diese ganz unterschiedlich ist und von ver-
schiedenen Faktoren wie dem Herkunftsland, religiöser Verbundenheit oder der
Schichtzugehörigkeit abhängt. Es gibt also nicht ,,Das Lebensmodell einer islami-
schen Frau". Trotzdem gibt es viele Bereiche, die sich bei vielen ähneln und die
auch bei den in Europa lebenden Muslimen anzutreffen sind.
Egal ob die muslimische Frau immer zu Hause bei ihren Kindern ist, oder ob sie
als Rechtsanwältin arbeitet, eines haben viele dieser Frauen gemein. Die Rolle,
die sie in ihrer Familie einnehmen ist nicht von der religiösen Vorstellung losgelöst,
wie sich eine anständige Frau in der Familie zu verhalten hat. Auch heute noch
werden Mütter, die einen Sohn zur Welt bringen, als besonders achtenswert an-
gesehen.
Muslimische Frauen, besonders diejenigen die in Europa zwischen zwei Kulturen
leben müssen, empfinden oft eine innere Zerrissenheit, da sie einen Weg suchen
müssen, der beide Wege zu einem verbindet, um einerseits die heimische Kultur,
Tradition und Religion zu bewahren und sich andererseits an die westliche Gesell-
schaft anzupassen. Muslime sehen die Geschlechtertrennung im öffentlichen, reli-
giösen und manchmal sogar im privaten Raum als sehr wichtig. Nicht nur Männer,
sonder auch stark traditionsbewusste Frauen versuchen die Lebenswelten in ei-
nen Männer- und Frauenbereich zu trennen. Dadurch ist für manche Frauen der
Bewegungsspielraum sehr stark eingeschränkt und somit meiden sie eher den
gesellschaftlichen Kontakt als nichtmuslimische Frauen. Mütter fürchten sich auch
55
Weibliche Beschneidung. URL: http://www.rlp-news.de/afrika-dossier/weibliche-
beschneidung.html [12.10.2006]

22
vor dem Ehrverlust ihrer Töchter und das kann dazu führen, dass auch diese unter
einer Bewegungseinschränkung leiden, da sie von der Mutter, aber auch dem Va-
ter und deren Brüder beschützt werden. ,,Mädchen tragen früh Kopftücher in der
Schule und traditionelle islamische Kleidung. Es wird versucht sie von Sport-, und
Aufklärungsunterricht, von Klassenfahrten zu befreien."
56
Junge Frauen besuchen
auch seltener Universitäten als Männer. Der Grund dafür, liegt wiederum darin,
dass die Familien den guten Ruf gefährdet sehen, wenn sie alleine in einer Stadt
wohnen. Unterschiedliche Meinungen gibt es unter den Muslimen auch über das
Tragen der Kopftücher und islamischer Kleidung.
57
Die Stellung der Frau wird noch immer von dem in der ursprünglichen Scharia be-
schriebenen Familienrecht beeinflusst. Dies ist zugleich auch der einzige Teil der
Scharia, der sich auch in den westlich orientierten islamischen Ländern gehalten
hat. Dem Moslem werden dabei unvorstellbare Rechte gegenüber seiner Frau
eingeräumt. Der Mann hat gegenüber allen Familienmitgliedern die absolute Auto-
rität und wird zum Eigentümer der gemeinsamen Kinder erklärt. Vor allem wird das
islamische Familienrecht durch die Begriffe Verstoßung und Polygamie gekenn-
zeichnet.
2.4.3.1. Die Verstoßung
Der moslemische Ehemann hat das Recht, nach dem dreimaligen Ausspruch der
Formel ,,Ich verstoße dich" die Frau auf die Straße zu schicken. Im Koran gehen
zwei Textstellen auf die Verstoßung ein:
Und wenn sie sich zur Ehescheidung entschließen, dann ist Allah allhörend,
allwissend. Und die geschiedenen Frauen sollen in bezug auf sich selbst
drei Reinigungen zuwarten; und es ist ihnen nicht erlaubt, das zu verhehlen,
was Allah in ihrem Schoß erschaffen hat, wenn sie an Allah und an den
Jüngsten Tag glauben; und ihre Gatten haben das größere Recht, sie wäh-
renddessen zurücknehmen, wenn sie eine Aussöhnung wünschen. [...]
56
Christine Schirrmacher: Die Rolle der Frau im Islam. URL: www.evangelische-allianz-
bonn.de/FrauIslam.pdf [14.12.2006] S. 2.
57
Vgl. Christine Schirrmacher: Die Rolle der Frau im Islam. URL: www.evangelische-allianz-
bonn.de/FrauIslam.pdf [14.12.2006] S. 1-2.

23
Solche Trennung darf zweimal (ausgesprochen) werden; dann aber gilt, sie
(die Frauen) entweder in geziemende Art zu behalten oder in Güte zu ent-
lassen.
58
Der Mann hat das Recht auf die Kinder, auch wenn er mit seiner Frau nicht mehr
leiert ist. Er hat auch das Recht, während der drei monatigen Abwartezeit die Frau
wieder zurückzuholen, da sie in dieser Zeit noch sein Eigentum ist. Sollte er sie
nicht mehr zurückholen, muss er für ein viertel Jahr für den Unterhalt der Frau
aufkommen. Wie viel diese Unterhaltszahlung betragen soll steht in den Sternen.
Weiters ist im Koran über einen Frauentausch zu lesen:
,,Und wenn ihr eine Frau gegen eine andere tauschen möchtet und habt der einen
bereits einen Schatz gegeben, so nehmt nichts davon zurück. Möchtet ihr es etwa
durch Lüge und offenbare Sünde zurücknehmen?"
59
Ein muslimischer Ehemann kann somit, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben,
seine Frau gegen eine andere austauschen.
Die verstoßene Frau darf von sich aus keinen ,,neuen" Mann heiraten. Sie muss
warten und wird während dieser Zeit von ihrer Familie streng überwacht wie ein
junges Mädchen. ,,Sie darf mit einem Mann, der nicht zur Familie gehört, weder
sprechen noch flirten oder gar Geschlechtsverkehr haben".
60
2.4.3.2. Die Polygamie
Der Koran schreibt dazu:
Und wenn ihr fürchtet, ihr würdet nicht gerecht gegen die Waisen handeln,
dann heiratet Frauen, die euch genehm dünken, zwei oder drei oder vier;
und wenn ihr fürchtet, ihr könnt nicht billig handeln, dann (heiratet nur) ei-
nen oder was eure Rechte besitzt. Also könnt ihr das Unrecht eher vermei-
den.
61
58
Koran, Sure 2, Vers 228-230.
59
Koran, Sure 4, Vers 21.
60
Renate Golombek: Der Islam. S. 106.
61
Koran, Sure 4, Vers 4.

24
Ein guter Moslem muss also alle Frauen gerecht behandeln. Da dies aber auch
mit Geld verbunden ist, ist die Polygamie in den islamischen Ländern außer in
Saudi ­ Arabien und den Golfstaaten stark zurückgegangen. Aber sie ist im Prin-
zip gesetzlich noch in allen islamischen Ländern erlaubt.
62
2.4.4. Feste und Feiertage im islamischen Jahr
Von allen Muslimen gemeinsam werden nur zwei Feste gefeiert, das Opferfest
und das Fest des Fastenbrechens.
2.4.4.1. Das Fastenmonat Rammadan
Es existiert ein islamischer Kalender und Rammadan ist die Bezeichnung des
neunten Monats in diesem Kalender. Der Kalender ist so ausgerichtet, dass der
Ramadan jedes Jahr in einer anderen Jahreszeit stattfindet. Generell ist das Fas-
ten ein sehr wichtiger Bestandteil für einen gläubigen Muslimen. Während der
ganzen Fastenzeit dürfen sie den ganzen Tag über nichts essen, trinken, rauchen
und keinen Geschlechtsverkehr haben. ,,In diesem Monat soll der gläubige Muslim
in sich gehen, sich mit Feinden versöhnen und den Armen spenden."
63
Es soll durch den Verzicht auf die Konsumgüter eine Gleichheit zwischen der ar-
men und reichen Bevölkerung symbolisiert werden und gleichzeitig zum Nachden-
ken anregen.
Das Fasten im Rammadan ist für alle gläubigen Muslime verpflichtend. Ausge-
nommen vom Fasten sind lediglich Kranke, Alte, Schwangere, stillende Mütter
sowie Reisende.
62
Vgl. Renate Golombek: Der Islam. S. 103-107.
63
Gertrud Wagemann: Feste der Religionen. Begegnung der Kulturen. München: Kösel ­ Ver-
lag GsmbH, 2002. S. 103.

25
Es werden jeden Tag nur zwei Mahlzeiten zu sich genommen, die erste vor dem
Morgengrauen und die zweite nach Sonnenuntergang. Ab dem Zeitpunkt wo das
Fasten gebrochen werden darf, beginnt man oft nur mit einem leichten Mahl, wie
einer Olive oder einer Dattel. Das zweite Mahl nimmt man meist mit der ganzen
Familie zu sich, wobei die Menschen an diesen Abenden lange beisammen sitzen.
2.4.4.2. Das Fest des Fastenbrechens
Dabei handelt es sich um das Abschlussfest nach dem Fastenmonat Rammadan.
Das Fest beginnt, sobald im 10. islamischen Monat der Vollmond scheint. Das
Fest dauert zwischen zwei und drei Tagen, wobei die Kinder am ersten Tag schul-
frei haben. An diesem Tag wird noch vor dem Moscheebesuch das Fasten gebro-
chen. Der Vorstand des Haushalts soll eine Festgabe entrichten, die in den islami-
schen Ländern darin besteht, dass man den Armen etwas zu Essen gibt. In Euro-
pa wird meistens Geld gespendet. Die türkischen Muslime nennen dieses Fest
auch Zuckerfest, da an diesem Tag eine Vielzahl von verschiedenen beliebten
Süßspeisen verzehrt wird. An diesen Tagen stehen Besuche von Verwandten und
Freunden auf der Tagesordnung und die Kinder bekommen bei jedem Besuch
Geschenke.
2.4.4.3. Das Opferfest
Das Opferfest ist das größte im islamischen Glauben gefeierte Fest und soll daran
erinnern, wie Allah den Sohn Ibrahims vor dem Opfertod gerettet hat. Ibrahim hat-
te einen Sohn namens Ismail. Allah befahl Ibrahim seinen einzigen Sohn zu töten,
um zu zeigen, dass seine Liebe zu Allah noch größer sei als die Liebe zu seinem
Sohn. Als er seinem Sohn mit einem Messer die Kehle durchschneiden wollte,
gelang es ihm nicht, da mit einem Mal das Messer stumpf war. Damit war seine
Mission erfüllt, weil es nur eine Prüfung Allahs war, und an Stelle von Ismail opfer-
ten sie gemeinsam ein Schaf.
Überall auf der ganzen Welt werden zu dieser Zeit Opfertiere geschlachtet, welche
mit dem Kopf in Richtung Mekka schauen. Man lässt sie dabei durch die Hals-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836605700
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Pädagogische Hochschule Salzburg – Studiengang Hauptschule
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
2,0
Schlagworte
österreich muslim schüler interkulturelles lernen interreligiöses integration türkei islam
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Titel: Muslimische Kinder im Unterricht
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