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Kommunikation in amerikanischen Unternehmen

©2006 Magisterarbeit 93 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Mit der immer weiter zunehmenden Globalisierung ändert sich die wirtschaftliche, politische und kulturelle Dimension eines jeden Landes. Eine immer stärkere internationale Zusammenarbeit auf den unterschiedlichsten Gebieten ist heutzutage schon fast nicht mehr wegzudenken. Eine erfolgreiche Kooperation zwischen Unternehmen setzt eine reibungslose Kommunikation zwischen den Vertretern voraus. Handelt es sich um internationale Unternehmen, kommen zusätzlich Einflussfaktoren wie Sprache, Religion, Werte, politische Besonderheiten etc. hinzu, die unter Umständen so unterschiedlich und widersprüchlich sein können, dass nicht selten eine Zusammenarbeit gerade an diesen Faktoren scheitert. Eines der besten Beispiele dafür ist die gescheiterte BMW - Rover Fusion, die nachträglich unter anderem auf das fehlende Kulturverständnis (d.h. unterschiedliches Zeit-, Arbeits- und Werteverständnis) zurückgeführt wird. Solche Bespiele sind nicht selten und zeigen daher die Notwendigkeit zum gegenseitigen Verständnis, sowohl auf der sprachlichen Ebene (d.h. verstehen, was gesagt wird) als auch auf der kulturellen Ebene (d.h. verstehen, warum etwas gesagt wird).
Gang der Untersuchung:
Die hier vorliegende Arbeit hat keine zentrale Fragestellung, deren Beantwortung im Verlauf der Untersuchung herausgearbeitet werden soll. Sie stellt vielmehr einen Versuch dar, ein Thema fächerübergreifend und damit aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Dabei steht die Art und Weise der Kommunikation in amerikanischen Geschäftsbeziehungen im Mittelpunkt der Untersuchung. Zu wissen, wie man in Zeiten globaler Unternehmensvernetzung mit der amerikanischen Muttergesellschaft konfliktfrei zusammenarbeiten kann, ist eine in der Wirtschaft sehr gefragte (interkulturelle) Kompetenz. Es ist aber nicht ausreichend, sich einen Überblick über mögliche Handlungsempfehlungen, so genannten Do´s and Dont´s, zu verschaffen, da sie zumeist exemplarisch auf ganz bestimmte Situationen zugeschnitten und bei Abweichungen oftmals nicht mehr gültig sind.
Für das tiefere Verständnis von kulturellen Besonderheiten in der Kommunikation empfehlen sich folgende Fragen: Welche kulturspezifischen Werte beeinflussen die Kommunikationsformen in der amerikanischen Unternehmenskultur und wie sind diese Werte entstanden? Die erste Frage beschäftigt sich deshalb mit den amerikanischen Werten und Idealen, die am Modell der Kulturstandards greifbar gemacht werden (entspricht: […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Berta Krüger
Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
ISBN: 978-3-8366-0447-5
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Technische Universität Chemnitz, Chemnitz, Deutschland, Magisterarbeit, 2006
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
1
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINFÜHRUNG... 3
2. WARUM ,,UNTERNEHMENSKULTUR" KOMMUNIKATIONSFORMEN
PRÄGT... 5
2.1. K
OMMUNIKATION
­ B
EGRIFFSKLÄRUNG UND
B
EDEUTUNG
... 10
2.2. F
ORMEN DER
K
OMMUNIKATION
... 12
2.2.1. Verbale Kommunikation ... 13
2.2.2. Nonverbale Kommunikation... 14
2.2.3. Paraverbale Kommunikation... 15
2.3. Ü
BERBLICK ZUR
L
ITERATUR DES
F
ORSCHUNGSGEGENSTANDES
... 15
3. ZENTRALE AMERIKANISCHE KULTURSTANDARDS ... 17
3.1. B
EGRIFFSKLÄRUNG UND
B
EDEUTUNG
... 17
3.1.1.Egalitarismus - Gleichheitsdenken... 19
a.) Chancengleichheit... 20
b.) Status... 21
c.) Hierarchie ... 23
3.1.2. Individualismus ... 24
3.1.3. Handlungs- und Leistungsorientierung ... 28
4. URSACHEN FÜR DIE ENTWICKLUNG AMERIKANISCHER
KULTURSTANDARDS ... 31
4.1. P
ROTESTANTISCHE
S
TRÖMUNGEN UND PURITANISCHE
W
ERTE
... 33
4.1.1. Puritanischer Arbeitsethos oder Beruf als ,,Berufung" ... 34
4.1.2.Widerspruch zwischen Ablehnung von Machtkonzentration und Autokratie... 36
4.1.3. Trennung von Kirche und Staat als Vorraussetzung für Religionsfreiheit... 38
4.1.4. Gründungsmythen als Motor... 42
4.2. W
IRTSCHAFTLICHE
A
USPRÄGUNGEN
... 45
4.2.1. Protestantische Werte als wirtschaftliche Ideale ... 45
4.2.2. Die Politik des laissez-faire oder freies Unternehmertum ... 49
4.2.3. Eigenverantwortlichkeit und der minimale Staat ... 53

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
2
4.3. D
IE
O
RGANISATIONSSTRUKTUR AMERIKANISCHER
U
NTERNEHMEN
... 59
4.3.1. Führungsstil - eine Hierarchie unter Gleichen? ... 59
4.3.2. Wettbewerb... 62
4.3.3. Ethnozentrismus... 63
5. NIEDERSCHLAG DER KULTURSTANDARDS IN DER
UNTERNEHMENSKOMMUNIKATION ... 65
5.1. S
MALLTALK
... 66
5.2. D
IREKTHEIT
... 67
a.) Linearer Argumentationsstil und Konfliktvermeidung... 68
b.) Informationsfluss ... 69
5.3. I
NFORMALITÄT
... 71
a.) Mein Chef heißt ,,Bob" ... 73
b.) Informalität bei Anweisungen... 74
5.4. E
THNOZENTRISMUS
... 76
6. ZUSAMMENFASSUNG ... 79
7. LITERATURVERZEICHNIS ... 83
ANHANG ... 89

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
3
1. Einführung
Mit der immer weiter zunehmenden Globalisierung ändert sich die wirtschaftliche, politische
und kulturelle Dimension eines jeden Landes. Eine immer stärkere internationale Zusammen-
arbeit auf den unterschiedlichsten Gebieten ist heutzutage schon fast nicht mehr wegzuden-
ken. Eine erfolgreiche Kooperation zwischen Unternehmen setzt eine reibungslose Kommu-
nikation zwischen den Vertretern voraus. Handelt es sich um internationale Unternehmen,
kommen zusätzlich Einflussfaktoren wie Sprache, Religion, Werte, politische Besonderheiten
etc. hinzu, die unter Umständen so unterschiedlich und widersprüchlich sein können, dass
nicht selten eine Zusammenarbeit gerade an diesen Faktoren scheitert. Eines der besten Bei-
spiele dafür ist die gescheiterte BMW - Rover Fusion, die nachträglich unter anderem auf das
fehlende Kulturverständnis (d.h. unterschiedliches Zeit-, Arbeits- und Werteverständnis)
zurückgeführt wird. Solche Bespiele sind nicht selten und zeigen daher die Notwendigkeit
zum gegenseitigen Verständnis, sowohl auf der sprachlichen Ebene (d.h. verstehen, was
gesagt wird) als auch auf der kulturellen Ebene (d.h. verstehen, warum etwas gesagt wird).
Die hier vorliegende Arbeit hat keine zentrale Fragestellung, deren Beantwortung im Verlauf
der Untersuchung herausgearbeitet werden soll. Sie stellt vielmehr einen Versuch dar, ein
Thema fächerübergreifend und damit aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Dabei
steht die Art und Weise der Kommunikation in amerikanischen Geschäftsbeziehungen im
Mittelpunkt der Untersuchung. Zu wissen, wie man in Zeiten globaler Unternehmensvernet-
zung mit der amerikanischen Muttergesellschaft konfliktfrei zusammenarbeiten kann, ist eine
in der Wirtschaft sehr gefragte (interkulturelle) Kompetenz. Es ist aber nicht ausreichend, sich
einen Überblick über mögliche Handlungsempfehlungen, so genannten Do´s and Dont´s, zu
verschaffen, da sie zumeist exemplarisch auf ganz bestimmte Situationen zugeschnitten und
bei Abweichungen oftmals nicht mehr gültig sind.
Für das tiefere Verständnis von kulturellen Besonderheiten in der Kommunikation empfehlen
sich folgende Fragen: Welche kulturspezifischen Werte beeinflussen die Kommunikations-
formen in der amerikanischen Unternehmenskultur und wie sind diese Werte entstanden? Die
erste Frage beschäftigt sich deshalb mit den amerikanischen Werten und Idealen, die am
Modell der Kulturstandards greifbar gemacht werden (entspricht: Kapitel 3). Die zweite Frage
befasst sich mit den möglichen Ursachen und Faktoren, die für die Herausbildung der ameri-
kanischen Kulturstandards verantwortlich sind (entspricht: Kapitel 4). Die Mischung aus dem
Fachgebiet Interkulturelle Kommunikation und dem Fachgebiet der Kultur- und Länderstu-
dien USA, soll den Blick auf kommunikative Besonderheiten in amerikanischen Geschäftsbe-

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
4
ziehungen schärfen (entspricht: Kapitel 5). Das Bindeglied zwischen den zwei Bereichen
bildet dabei ,,Kultur", was sich schematisch wie folgt darstellen lässt:
Interkulturelle
Kommunikation
Interkulturelle
Kommunikation
Kultur- und
Länderstudien
Kultur- und
Länderstudien
Kultur
Kultur
Abbildung 1: Kultur als interdisziplinäres Bindeglied
Es handelt sich hier um ,,interkulturelle" Kommunikation, da die Kultur nie völlig losgelöst
von der Kultur des Autors betrachtet werden kann. Kulturbeschreibungen sind somit auch
immer Interpretationsformen aus einer ganz bestimmten, einer nationalen Perspektive heraus.
Da Kultur als bindendes Glied fungiert, bilden Aspekte amerikanischer Kultur den Mittel-
punkt der Untersuchung. Die auch heute noch immer wieder kehrende Kritik, dass die USA
eine ,,kulturlose" Nation sei, ist teils auf ihre Multikulturalität und teils auf ihr ,,junges Alter"
begründet, durch die der Nation eine ,,kulturelle Reife" abgesprochen wird. Tatsächlich aber
liegen solche Beurteilungen zumeist in der Annahme, dass Kultur aus ,,greifbaren" kulturellen
Zeugnissen besteht.
1
Dies ist aber nicht der Fall. Während man den USA in ökonomischer,
politischer und militärischer Hinsicht eine Führungsrolle zuspricht (greifbare Zeugnisse), wird
ihnen diese auf kultureller Ebene nicht zuerkannt. Diese Arbeit geht jedoch von einer ,,Kultur-
fähigkeit" jeder Nation aus, da selbst die kleinste Gruppe von Menschen Kulturen herauszu-
bilden vermag.
1
Vgl. Hofstede (1993), Thomas (2003), Fluck (2004), Trompenaars (1994)

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
5
2. Warum ,,Unternehmenskultur" Kommunikationsformen prägt
Wenn von ,,Unternehmenskultur" gesprochen wird, fasst man den darin enthaltenen Kultur-
begriff in der Regel enger als im allgemeinen Sprachgebrauch. Das Wort ,,Kultur" ist wie
andere in der Alltagssprache häufig verwendete Wörter in seiner Bedeutung sehr diffus. Das
liegt zum einen daran, dass das Wort in seinem vielschichtigen Gebrauch unterschiedliche
Bereiche erfassen kann. Viele verbinden mit Kultur die Gesamtheit der Errungenschaften
eines Volkes in den Bereichen der Kunst, Literatur, Architektur oder Musik, kurz der geisti-
gen und greifbaren Erzeugnisse einer Gesellschaft. In meiner Arbeit beziehe ich mich jedoch
auf den Kulturbegriff der Anthropologie, der trotz fachlicher Eingrenzung je nach Betrach-
tungsweise unterschiedliche Definitionen erlaubt. Hofstede, der in der Wirtschaftsliteratur oft
zitiert wird, beschreibt Kultur als ,,collective programming of the mind"
2
und meint damit
Kultur als das kollektive Bewusstsein einer Gesellschaft. Thomas Alexander, Professor für
Sozial- und Organisationspsychologie, greift diesen Gedanken auf und definiert ,,program-
ming" als ein Orientierungssystem, das ,,aus spezifischen Symbolen (z.B. Sprache, Gestik,
Mimik, Kleidung, Begrüßungsritualen) gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft, Organisa-
tion oder Gruppe tradiert, das heißt an die nachfolgende Generation weitergegeben"
3
wird.
Das entscheidende Wort in seiner Definition ist ,,Orientierung", die dem Menschen einer
Gruppe ermöglicht, sich in einer bestimmten Umweltsituation wie zum Beispiel im Berufsle-
ben, in der Interaktion mit anderen Menschen oder einfach im Restaurant ohne großen psychi-
schen Aufwand zurechtzufinden. Das Orientierungssystem einer Gruppe beeinflusst Wahr-
nehmungs-, Denk- und Verhaltensmuster, die nicht willkürlich oder zufällig entstehen, son-
dern von den Mitgliedern einer Gruppe geteilt und erwartet werden. Warum ist der Kulturbeg-
riff überhaupt relevant für die Auseinandersetzung mit ,,Unternehmenskultur"?
Die Unternehmenskultur ist die spezifische Kultur einer Gruppe, die aber nicht unabhängig
von anderen Gruppenkulturen existiert, sondern in wechselseitiger Beziehung steht. Das
Beziehungsgeflecht aus unterschiedlichen Sub- oder Gruppenkulturen, macht zusammenge-
nommen die eigentliche Kultur einer Nation aus. Eine Nation ist dabei als eine Art ,,Groß-
gruppe" mit ganz bestimmten Werten und Vorstellungen zu betrachten. Da sich Menschen
immer innerhalb von bestimmten Gruppen bewegen und dies auch größtenteils problemlos
und ohne große Anstrengung können, wird ein ,,großgruppenspezifisches" Orientierungssys-
tem angenommen, dass allen Mitgliedern (wenn auch zumeist unbewusst) bekannt ist. Nach
Thomas bilden Unternehmen oder Organisationen, die zweifelsfrei eine Art Gruppe darstel-
2
Hofstede (1993): S. 5
3
Thomas/Kinast/ Schroll-Machl (2003a): S. 22

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
6
len, ,,unabhängig von ihrer Größe [...] Kulturen aus, die mehr oder weniger stark das Verhal-
ten ihrer Mitglieder nach innen, also in der Interaktion mit anderen Organisationsmitgliedern,
und nach außen, also gegenüber außenstehenden Personen, beeinflussen"
4
. In der wissen-
schaftlichen Analyse von Unternehmenskultur greift man auf der deskriptiven Ebene vor-
nehmlich auf das Drei-Ebenen-Modell von Edgar H. Schein zurück:
Artefakte
materiell (Einrichtung, Kleidung etc.)
immateriell (Sprache, Rituale etc.)
Artefakte
materiell (Einrichtung, Kleidung etc.)
immateriell (Sprache, Rituale etc.)
Bekundete Werte und Normen
(espoused values)
Bekundete Werte und Normen
(espoused values)
Grundprämissen
(basic assumptions)
Grundprämissen
(basic assumptions)
Sichtbar, interpretationsbedürftig,
direkt zugänglich
teilweise bewusst
teilweise unbewusst
meist unbewusst
unsichtbar
nicht direkt zugänglich
,,erfolgreiche" Werte
Werden transformiert in
Grundprämissen
Grundprämissen
,,prüfen" neue Werte
und Normen
Artefakte beeinflussen
Werthaltungen
Werte rufen
Artefakte hervor
Abbildung 2: Das Drei-Ebenen-Modell der Unternehmenskultur
5
Laut Schein stellt die oberste Ebene die sichtbaren Artefakte eines Unternehmens dar, die
sowohl materieller (Kleidung, Ausstattung etc.) als auch immaterieller Art (Sprache etc.) sein
können. Sie sind das was die Außenwelt unmittelbar wahrnehmen kann. Die zweite Ebene
umfasst die gemeinsamen Werte, Normen und Verhaltensregeln, die von allen Organisati-
onsmitgliedern teils bewusst, teils unbewusst wahrgenommen und umgesetzt werden. Stoßen
nun bestimmte Werte und Normen auf eine breite Akzeptanz von Seiten der Unternehmens-
mitglieder, dann werden diese verfestigt und zu allgemein geteilten Grundprämissen des
Unternehmens umgewandelt. Trompenaars sagt: ,,A problem that is regularly solved disap-
pears from consciousness and becomes a basic assumption"
6
. Somit ist Unternehmenskultur
4
Thomas/ Kinast/ Schroll-Machl (2003a): S. 236
5
a.a.O.: S. 37
6
Trompenaars (1994): S. 8

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
7
nicht einfach nur gegeben, sondern sie wird von den Mitgliedern einer Gruppe aufgrund
sozial geteilter Normen und Werte kollektiv konstruiert.
7
Warum Kulturstudien und Wirt-
schaftsstudien in Zeiten globaler Vernetzung Hand in Hand gehen, drückt die Definition von
Heinen/Fank meiner Meinung nach am besten aus. Demnach bedeutet Unternehmenskultur,
dass Betriebswirtschaften in ihrem Agieren eine gewisse wert- und normbezogene Eigen-
ständigkeit entwickeln können, durch welche sie sich voneinander[...] abheben. Unter-
nehmenskultur äußert sich [...] in einer gemeinsamen Geisteshaltung und Denkweise der
Organisationsmitglieder. Sie beeinflusst Entscheidungen und Handlungen auf allen Hie-
rarchieebenen und in jeder Abteilung
8
.
So wie Kultur allgemein (Hypersystem), wird auch die Unternehmenskultur (Subsystem) von
Menschen geschaffen und gelebt (Denk-, Verhaltens- und Empfindungsmuster) und sollte
deshalb nie unabhängig von der Nationalkultur betrachtet werden. Die Nationalkultur weist
demnach Merkmale oder Standards auf, die alle Ebenen der Gesellschaft durchziehen. Tho-
mas bezeichnet diese Maßstäbe, Gradmesser und Bezugssysteme als Kulturstandards, die
über den Prozess der Sozialisation internalisiert, d.h. verinnerlicht, werden.
9
Das Teilen eines kognitiven Orientierungssystems (d.h. das kulturelle Wissen) bedingt zum
Beispiel ganz bestimmte soziale und kulturspezifische Erwartungsstrukturen über das, was
Menschen in einer bestimmten Situation sagen, denken oder tun sollen. Gerade in der inter-
kulturellen Begegnungssituation werden solche impliziten Erwartungen nicht deutlich, da ja
beide Interaktionspartner kulturbedingt über ganz spezifische Erwartungsstrukturen verfügen.
In der Unternehmenswelt dient Sprache als wesentliches Werkzeug in der Vermittlung von
Informationen, Werten und Zielen und ist somit die wichtigste Form der sozialen Interakti-
on.
10
In diesem Zusammenhang wird Sprache nicht nur als bloßes akustisches Instrument der
Artikulation gesehen, sondern vielmehr als sog. ,,sprachliches Handeln", dessen Art und
Weise sowohl kulturellen als auch subkulturellen Regeln und Beschränkungen unterliegt.
Wie werden Verhandlungen geführt? Wie direkt kann Kritik geäußert werden? Wie sind die
Einstellungen zur Arbeit? Wie ist die angemessene Anrede in geschäftlichen Situationen?
Welchen Wert hat Individualität in der Wirtschaft und wie wird sie geäußert? Offensichtliche
Regeln und Richtlinien der Unternehmenskultur (die sog. Artefakte) sind auch kulturell
unterschiedlich, können aber aufgrund ihrer Offensichtlichkeit, vergleichbar mit ,,Vokabeln",
relativ leicht erlernt werden.
11
Die den ,,Vokabeln" unterliegenden Werte und Normen einer
7
Vgl. Thomas/ Kinast/ Schroll-Machl (2003a)
8
zitiert nach: Schroll-Machl (2001): S. 136
9
Thomas (1999): S. 114
10
Thomas/ Kinast/ Schroll-Machl (2003a): S.101
11
Vgl. Knapp/Knapp-Potthof (1990), Müller (2000)

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
8
Gesellschaft hingegen, die die Frage nach dem Warum beantworten, werden in der Kommu-
nikation nicht sichtbar. In diesem Zusammenhang bedarf es der Auseinandersetzung mit den
Faktoren, die diese Werte, Normen und Regeln hervorbringen, um die amerikanische Unter-
nehmenskultur, ihren Einfluss und damit auch die Kommunikationsformen als ihr unmittelba-
res Output zu verstehen. Jedoch ist an dieser Stelle festzuhalten, dass Unternehmenskulturen
auch innerhalb der eigenen Landesgrenzen keineswegs homogen sind, sondern auch ganz
spezifische und einzigartige Merkmale, die nur in ganz bestimmten Unternehmen und Situati-
onen existieren, entwickeln können. So gibt es zum Beispiel bedeutende Unterschiede in der
Kommunikation zwischen Vertretern der Ost- und Westküste sowie entscheidende Unter-
schiede bei ethnischen Gruppen. Afroamerikaner beispielsweise oder die wachsende Gruppe
der Latinos haben in den USA Besonderheiten in der Kommunikation entwickelt, die sich von
der mainstream Kultur unterscheiden. Kulturstandards, als Teil der mainstream Kultur, sind
nicht starr, sondern bestehen immer aus einer Norm und einem Toleranzbereich, so dass trotz
der äußerlichen Unterschiede, der Kern unverändert bleibt. Kulturstandards haben Einfluss
auf alle Bereiche des Lebens und somit auch auf die Unternehmenskultur eines Landes. Diese
wiederum bringt Besonderheiten hervor, die vor allem in der Art und Weise der Kommunika-
tion hervortreten. Die Unternehmenskultur eines Landes entscheidet folglich darüber, in
welcher Art und Weise Dinge geäußert, debattiert oder kritisiert werden; sie prägt damit
entscheidend die Formen der Kommunikation. Helga Kotthoff betont, dass kulturelle Bestän-
de ,,via Kommunikation in die Psyche des Menschen integriert" werden und ,,dass sich mit
den Kommunikationsweisen nicht nur Erwartungshaltungen, sondern auch Gefühle verbin-
den"
12
. Sie nimmt an, dass Gefühle und eine bestimmte Erwartungshaltung der Grund dafür
sind, dass Menschen sich sowohl in intra- als auch in interkulturellen Situationen nicht voll-
ständig aneinander anpassen können, denn kulturspezifische Verhaltensweisen können nur
dann übernommen werden, wenn sie an keine negativen Gefühle gekoppelt sind. Ist eine
bestimmte Verhaltensweise an negative Gefühle gebunden, so wird diese zwar nicht über-
nommen, aber man kann zumindest lernen, sie im Rahmen der anderen Kultur und nicht der
eigenen zu interpretieren.
13
Mit der Aneignung von kommunikativen Formen, erwirbt das
Individuum nicht nur eine kommunikative, sondern auch eine kultur-spezifische soziale
Kompetenz.
Mit der immer weiter zunehmenden Globalisierung ändert sich die wirtschaftliche, politische
und kulturelle Dimension eines jeden Landes. Eine immer stärkere internationale Zusammen-
12
Kotthoff (1993): S. 325
13
Kotthoff (1993): S. 326f.

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
9
arbeit auf den unterschiedlichsten Gebieten ist heutzutage schon fast nicht mehr wegzuden-
ken. Eine erfolgreiche Kooperation zwischen Unternehmen setzt eine reibungslose Kommu-
nikation zwischen den Vertretern voraus. Handelt es sich um internationale Unternehmen,
kommen zusätzlich Einflussfaktoren wie Sprache, Religion, Werte, politische Besonderheiten
etc. hinzu, die unter Umständen so unterschiedlich und widersprüchlich sein können, dass
nicht selten eine Zusammenarbeit gerade an diesen Faktoren scheitert. Eines der besten Bei-
spiele dafür ist die gescheiterte BMW - Rover Fusion, die nachträglich unter anderem auf das
fehlende Kulturverständnis (d.h. unterschiedliches Zeit-, Arbeits- und Werteverständnis)
zurückgeführt wird. Solche Bespiele sind nicht selten und zeigen daher die Notwendigkeit
zum gegenseitigen Verständnis, sowohl auf der sprachlichen Ebene (d.h. verstehen, was
gesagt wird) als auch auf der kulturellen Ebene (d.h. verstehen, warum etwas gesagt wird).
Die hier vorliegende Arbeit hat keine zentrale Fragestellung, deren Beantwortung im Verlauf
der Untersuchung herausgearbeitet werden soll. Sie stellt vielmehr einen Versuch dar, ein
Thema fächerübergreifend und damit aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Dabei
steht die Art und Weise der Kommunikation in amerikanischen Geschäftsbeziehungen im
Mittelpunkt der Untersuchung. Zu wissen, wie man in Zeiten globaler Unternehmensvernet-
zung mit der amerikanischen Muttergesellschaft konfliktfrei zusammenarbeiten kann, ist eine
in der Wirtschaft sehr gefragte (interkulturelle) Kompetenz. Es ist aber nicht ausreichend, sich
einen Überblick über mögliche Handlungsempfehlungen, so genannten Do´s and Dont´s, zu
verschaffen, da sie zumeist exemplarisch auf ganz bestimmte Situationen zugeschnitten und
bei Abweichungen oftmals nicht mehr gültig sind.
Für das tiefere Verständnis von kulturellen Besonderheiten in der Kommunikation empfehlen
sich folgende Fragen: Welche kulturspezifischen Werte beeinflussen die Kommunikations-
formen in der amerikanischen Unternehmenskultur und wie sind diese Werte entstanden? Die
erste Frage beschäftigt sich deshalb mit den amerikanischen Werten und Idealen, die am
Modell der Kulturstandards greifbar gemacht werden (entspricht: Kapitel 3). Die zweite Frage
befasst sich mit den möglichen Ursachen und Faktoren, die für die Herausbildung der ameri-
kanischen Kulturstandards verantwortlich sind (entspricht: Kapitel 4). Die Mischung aus dem
Fachgebiet Interkulturelle Kommunikation und dem Fachgebiet der Kultur- und Länderstu-
dien USA, soll den Blick auf kommunikative Besonderheiten in amerikanischen Geschäftsbe-
ziehungen schärfen (entspricht: Kapitel 5). Das Bindeglied zwischen den zwei Bereichen
bildet dabei ,,Kultur", was sich schematisch wie folgt darstellen lässt:

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
10
Interkulturelle
Kommunikation
Interkulturelle
Kommunikation
Kultur- und
Länderstudien
Kultur- und
Länderstudien
Kultur
Kultur
Abbildung 1: Kultur als interdisziplinäres Bindeglied
Es handelt sich hier um ,,interkulturelle" Kommunikation, da die Kultur nie völlig losgelöst
von der Kultur des Autors betrachtet werden kann. Kulturbeschreibungen sind somit auch
immer Interpretationsformen aus einer ganz bestimmten, einer nationalen Perspektive heraus.
Da Kultur als bindendes Glied fungiert, bilden Aspekte amerikanischer Kultur den Mittel-
punkt der Untersuchung. Die auch heute noch immer wieder kehrende Kritik, dass die USA
eine ,,kulturlose" Nation sei, ist teils auf ihre Multikulturalität und teils auf ihr ,,junges Alter"
begründet, durch die der Nation eine ,,kulturelle Reife" abgesprochen wird. Tatsächlich aber
liegen solche Beurteilungen zumeist in der Annahme, dass Kultur aus ,,greifbaren" kulturellen
Zeugnissen besteht.
14
Dies ist aber nicht der Fall. Während man den USA in ökonomischer,
politischer und militärischer Hinsicht eine Führungsrolle zuspricht (greifbare Zeugnisse), wird
ihnen diese auf kultureller Ebene nicht zuerkannt. Diese Arbeit geht jedoch von einer ,,Kultur-
fähigkeit" jeder Nation aus, da selbst die kleinste Gruppe von Menschen Kulturen herauszu-
bilden vermag.
2.1. Kommunikation ­ Begriffsklärung und Bedeutung
Nach einschlägigen Untersuchungen verwenden Manager durchschnittlich 70 Prozent ihrer
Arbeitszeit zur Kommunikation.
15
In geschäftlichen Beziehungen nimmt die Kommunikation
damit eine entscheidende Position ein, die einer näheren Betrachtung bedarf. Aber nicht nur
zwischen Managern, sondern auch zwischen den Mitgliedern einer Gruppe oder innerhalb
eines Arbeitsfeldes, ist Kommunikation die Hauptvorrausetzung für effektives Arbeiten. In
Arbeits- und Projektgruppen müssen die Gruppenmitglieder ,,Strategien entwerfen, Verhand-
lungen führen, Veranstaltungen vorbereiten, neue Produkte entwickeln, Pläne erstellen und
realisieren, auftauchende Schwierigkeiten beheben"
16
, wobei sie sich vornehmlich kommuni-
14
Vgl. Hofstede (1993), Thomas (2003), Fluck (2004), Trompenaars (1994)
15
Knapp (2003): S. 109
16
Schroll-Machl (2003): S. 383

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
11
kativer Werkzeuge bedienen müssen. Um in geschäftlichen Situationen erfolgreich kommuni-
zieren zu können, bedarf es jedoch mehr als der bloßen Beherrschung sprachlicher Mittel.
Dazu ist es notwendig, dass man den Inhalt, d.h. das Bild, das einem vom Gesprächspartner
vermittelt wird, richtig versteht. Dabei wird zwischen der Message - dem propositionalen
Inhalt - und der Metamessage ­ der sozialen Beziehung zwischen Sprecher und Angesproche-
nem - unterschieden.
17
Man spricht hierbei von sozialer Beziehung, da die dabei entstehende
Kommunikationssituation von den Beteiligten aktiv konstituiert wird. In der Interkulturellen
Kommunikation bedient man sich oftmals eines aus der Sprachwissenschaft entlehnten
Kommunikationsmodells:
Sender
Sender
Empfänger
Empfänger
Kanal/Medium
Kanal/Medium
Inhalt
Form
Information
bestehend aus:
Kontext
Metamessage
Metamessage
Abbildung 3: Vereinfachtes Kommunikationsmodell
18
Unter Kommunikation versteht man also eine interpersonale Interaktion (zwischen Sender
und Empfänger), vollzogen mit Hilfe der Elemente eines im weiten Sinne sprachlichen Ko-
des, bestehend aus verbalen, paraverbalen und nonverbalen Handlungen.
19
In jeder Kommu-
nikationssituation gibt es zwei Hauptteile: das aktuelle Geschehen und den Kontext. Der
Kontext umgibt die Kommunikationssituation und hilft dem Gesprächspartner Zusammen-
hänge zu erkennen, Perspektiven zu setzen und die Bedeutungen von Informationen zu ver-
stehen. In Kulturen, in denen man sehr wenige Informationen benötigt um den Kontext zu
verstehen, werden Sachverhalte meist indirekt ausgedrückt, da man davon ausgehen kann,
dass der Beteiligte bereits ,,contexted" ist, d.h. dass er über Wissen verfügt. Japan und andere
asiatische Länder gehören zu dieser Gruppe und werden auch als High Context-Kulturen
bezeichnet. In diesen Kulturen sind Nachrichten oder Informationen schon situativ prädeter-
miniert oder durch nichtsprachliche Signale definiert. So reicht für Japaner eine kurze Notiz
17
Knapp (2003): S. 112
18
Korte/Müller/Schmied (1997): S. 4
19
Knapp/Knapp-Potthoff (1990): S. 66

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
12
über den Status des Gegenübers und sie können den dazugehörigen Kontext ,,aktivieren".
20
Das fast schon rituelle Austauschen der Visitenkarten in japanischen Geschäftssituationen hat
somit eine funktionale Bedeutung. Low Context-Kulturen verwenden jedoch viele Informatio-
nen, um das Gehörte in den richtigen Zusammenhang zu bringen.
21
In diese Kulturen ist in
der Kommunikation meist ein hoher Grad an Direktheit zu verzeichnen. Anders als in Japan
ist die Kommunikation in amerikanischen Geschäftssituationen viel stärker segmentiert.
,,Management und Mitarbeiter neigen dazu, den Informationsfluß unter strategischen und
persönlichen Gesichtspunkten zu regulieren und zu kontrollieren."
22
Kommunikation, die face-to-face, d.h. von Angesicht zu Angesicht, erfolgt, bedient sich
gleichzeitig unterschiedlicher Kommunikationskanäle, die durch bestimmte Signale (auch
cues genannt) angezeigt werden. Vertreter der gleichen Kultur haben ein gemeinsames Wis-
sen über diese Signale und können deshalb meist problemlos miteinander kommunizieren.
Sind die Vertreter jedoch aus unterschiedlichen Kulturen, so verfügt jeder über ein eigenstän-
diges Wissen, dass im Extremfall so unterschiedlich sein kann, dass es den Informationsfluss
stört oder gar verhindert. Die beschriebenen Zusammenhänge zwischen Kultur und den
Abläufen der Interaktion zwischen Sender und Empfänger treffen sowohl auf interkulturelle
als auch auf intrakulturelle Kommunikation zu. In der interkulturellen Interaktionssituation
kommt jedoch ein weiterer Aspekt hinzu ­ nämlich die Fremdsprache. Da dabei mindestens
ein Gesprächspartner nicht in seiner Muttersprache agiert, können Schwierigkeiten entstehen,
die eine größere Komplexität aufweisen und somit ein höheres Risiko für die Verständigung
bedeuten. Gutes Beherrschen der Fremdsprache allein, garantiert jedoch noch keinen Erfolg in
Geschäftsbeziehungen. Erst die Kenntnis über die unterschiedlichen Kommunikationsformen
mit all ihren ,,Schattierungen" und eine gewisse Sensibilität gegenüber den zugrunde liegen-
den Werten bilden einen ersten Schritt zum erfolgreichen Kommunizieren in ,,fremden Kultu-
ren".
2.2. Formen der Kommunikation
Kulturelle Unterschiede sind in sprachlichen Manifestationen verborgen und werden deshalb
oftmals verkannt. In der Interkulturellen Kommunikation, speziell auf dem Gebiet der ethno-
methodologischen Gesprächsforschung, ist ein Trainingsmodul entwickelt worden, dass
Interaktion auf kontrastiver Ebene betrachtet. Das Linguistic Awareness of Cultures (LAC)
beinhaltet ein Kriterienraster, nach dem kulturspezifische kommunikative Formen erfasst und
20
Otte (1996): S. 24
21
Hall (1989): S. 101f.
22
Kohlert/Delany/Regier (1999): S. 125

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
13
analysiert werden können.
23
Dieses Raster unterteilt die im weiten Sinne sprachlichen Ele-
mente der Kommunikation in drei Kategorien, die im Folgenden vorgestellt werden sollen.
2.2.1. Verbale Kommunikation
Zur verbalen Kommunikation zählt man sowohl den gesprochenen als auch den geschriebe-
nen Sprachwortschatz eines Menschen. Der Wortschatz ist kulturell geprägt, da er immer aus
der Erfahrung der Menschen entstanden ist. Jedes Wort (Lexikon) spielt somit einen Reali-
tätsausschnitt wieder, der in einer anderen Kultur eine stark abweichende Bedeutung tragen
und somit zu Kommunikationsstörungen führen kann. So meint ein Amerikaner mit friend
nicht zwangsläufig einen nahen Freund, sondern eher das, was wir in Deutschland mit ,,Be-
kannter" bezeichnen. Wenn ein Amerikaner von friend spricht, erwartet man als Deutscher
einen gewissen Grad an Intimität und wechselseitigen Verpflichtungen (z.B. Rat geben,
Zuhören, Einladungen etc.), denen ein Amerikaner aber im seltensten Fall nachkommt. Somit
assoziiert man mit dem Wort Freund oder friend unterschiedliche Handlungserwartungen, die
in einer Interaktion gleichsam automatisch aktiviert werden.
24
Lexikon und seine soziale
Bedeutung sind kulturell geprägt.
Wenn man sprachliche Äußerungen macht, dann vollzieht man gleichzeitig bestimmte sprach-
liche Handlungen, deren Ablauf in jeder Kultur anders geregelt ist. In der Diskursanalyse
bezeichnet man sie als Sprechakte. Sprechakte stehen in jeder Sprache durch eine Handlungs-
intention und eine Handlungsrealisierung miteinander in Beziehung, deren Kenntnis in inter-
kulturellen Begegnungssituationen entscheidend sein kann. Macht ein US Amerikaner einem
japanischen Geschäftsmann Komplimente, die jener ständig mit höflicher Bescheidenheit
zurückweißt oder relativiert, so könnte für sein Gegenüber der Eindruck entstehen, dass man
die Komplimente nicht ernst nimmt oder sich seiner eigenen Kompetenz nicht sicher genug
ist. Beide agieren jedoch kulturspezifisch, in dem sie die für ihre Kultur üblichen Ablauf-
schemata, d.h. Kompliment ­ dankende Annahme des Amerikaners und Kompliment ­ höfli-
che Zurückweisung des Japaners, verwenden. Die Sequenz bestimmter Sprechhandlungen
gibt dabei Aufschluss, welche sprachlichen Konventionen in einer Kultur präferiert und
welche vernachlässigt werden. Beispiele dafür sind der Grad an Direktheit/Indirektheit im
Konversationsstil sowie die Wahl eines entsprechenden Registers. Mit Register werden funk-
tionale Sprachvarianten bezeichnet, die an bestimmte Faktoren (wie Alter, Geschlecht, Status,
Machtposition etc.) gebunden sind. Das ,,Duzen" und ,,Siezen" in Deutschland ist ein Regis-
23
Vgl. Müller (2000): S. 23
24
Knapp (2003): S. 114

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
14
terbeispiel, deren Verwendung an oben genannte Faktoren gebunden ist.
25
Eine andere Kon-
vention bei der Organisation von Gesprächen betrifft die Wahl von Gesprächsthemen. Jede
Kultur hat Regeln dafür entwickelt, welche Themen in bestimmten Situationen zulässig und
welche Themen als Tabu-Themen zu behandeln sind. Eine Missachtung solcher Beschrän-
kungen kann in geschäftlichen Beziehungen zu langfristigen Störungen führen, denn nicht
selten werden bei Tabubrüchen persönliche Grenzen überschritten. Zur verbalen Kommunika-
tion zählt also alles, was auf lexikalischer Ebene artikuliert wird einschließlich Sprechakte
oder auch Diskurskonventionen allgemein, die interkulturell stark unterschiedlich sind.
2.2.2. Nonverbale Kommunikation
Verbale Kommunikation ist zwar das wesentlichste Mittel für die interpersonale Verständi-
gung, aber bei weitem nicht das einzige. Nonverbale Kommunikation schließt die Äußerun-
gen ein, die durch Gestik, Mimik, Körperdistanz (Proxemik) und Blickkontakt geäußert
werden.
26
Nonverbale Kommunikation ist wie die verbale Kommunikation eine Handlungsse-
quenz, die der Vermittlung von Bedeutungen dient.
27
Sie ist in hohen Maße kulturell geprägt,
da ein uns dasselbe Zeichen in anderen Kulturen etwas Verschiedenes, manchmal sogar
komplett Gegensätzliches bedeuten kann. Das Verneinen wird in Griechenland zum Beispiel
mit Kopfnicken untermalt - in Deutschland jedoch mit Kopfschütteln. Zur Mimik zählt auch
der Blickkontakt, der innerhalb der Kulturen unterschiedlich geregelt und praktiziert wird. So
stellt es in einigen Kulturen eine Tugend dar oder ist Teil der Etiquette (Deutschland, USA),
während er sich in anderen Kulturen aus Respekt oder Scham verbietet (asiatische oder arabi-
sche Kulturen). In der Diskursanalyse wird auch ,,Schweigen" als ,,Handlungssequenz" be-
trachtet, da es bewusst angewandt, eine Handlung implizieren kann, die im eigentlichen Sinne
keine aktive Handlung darstellt.
Einen oft vernachlässigten Bereich beschreibt die Proxemik. Als Proxemik versteht man dabei
die räumliche Distanz zwischen den Interaktionspartnern und im weitesten Sinne die räumli-
che Anordnung von Dingen allgemein.
28
In Deutschland hat man ein sehr ausgeprägtes
Raumverständnis, bei dem man sehr stark die Grenzen des anderen achtet. So schafft das
Händeschütteln zum Beispiel automatisch einen Raum (eine Armlänge) zwischen den Interak-
tionspartnern. In anderen Kulturen (z.B. Südeuropa, Südamerika oder Russland) ist das Über-
25
Müller (2000): S. 35
26
Vgl. Müller (2000), Knapp (2003), Thomas (2003a)
27
Maletzke (1996): S. 76
28
Müller (2000): S. 39

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
15
lappen von persönlichen Grenzen durchaus üblich und sogar erstrebenswert, denn personale
Beziehungen wiegen hier oftmals mehr als sachbezogene Beziehungen.
Obwohl nonverbale Kommunikation teilweise unbewusst abläuft, können einzelne Konventi-
onen oder Regeln, wenn einmal erkannt und bewusst wahrgenommen, relativ schnell dem
fremdkulturellen Kontext angepasst werden.
29
2.2.3. Paraverbale Kommunikation
Paraverbale Elemente sind nicht direkt mit Sprache oder Sprechen verbunden, bezeichnen
aber die Art und Weise wie man spricht. Zu diesem Bereich zählt man die Prosodie, die
Intonation, die Lautstärke und den Rhythmus des Sprechens, die wiederum sehr stark kultur-
abhängig sind. Japanische Studenten wundern sich deshalb oft, wie laut und direkt Amerika-
ner reden, während Amerikaner das schnelle und leise Reden der Japaner beklagen. Unter-
schiede in der Intonation können manchmal für Verwirrung sorgen, da es zum Beispiel Spra-
chen (z.B. indische) gibt, die Fragen mit fallender Intonation am Satzende formulieren, die
wiederum in anderen Sprachen als Aussage verstanden werden. Das Beherrschen von para-
verbalen Elementen wird oftmals als das i-Tüpfelchen in der Beherrschung einer Fremdspra-
che gesehen. Dieser Teil wird jedoch in der vorliegenden Arbeit vernachlässigt.
2.3. Überblick zur Literatur des Forschungsgegenstandes
Mittlerweile gibt es für Geschäftsleute, die sich auf einen Auslandaufenthalt in den Vereinig-
ten Staaten vorbereiten möchten, eine breite Auswahl an Büchern und Veröffentlichungen,
die ihnen den Einstieg in das amerikanische Berufsleben erleichtern sollen. Diese unterschei-
den sich jedoch erheblich in der inhaltlichen Qualität und praktischen Relevanz, denn nicht
selten handelt es sich um teils wahllose Zusammenstellungen von Do´s and Dont´s, d.h.
Geboten und Verboten des Ziellandes, die bei Weitem nicht ausreichend sind, um einen
Kulturkreis in seiner Besonderheit zu verstehen. Es ermöglicht dem Geschäftsmann anhand
von Reiseinformationen und Hinweisen zwar einen Zugang zur meist unbekannten Zielkultur,
jedoch sind solche oberflächlichen Beschreibungen für eine intensive Auseinandersetzung
nicht geeignet. Dem vorzuziehen sind sicherlich fachliche und wissenschaftliche Publikation,
die aufgrund ihrer Komplexität und Tiefgründigkeit ihren Fokus entweder auf eine bestimmte
Zielkultur legen oder auf einen ganz bestimmten Aspekt, den sie mit anderen Kulturen ver-
gleichend untersuchen.
29
Knapp/ Knapp-Potthoff (1990): S. 72

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
16
Hierbei erweisen sich u.a. Schroll-Machls (1996): ,,Kulturbedingte Unterschiede im Problem-
löseprozess bei deutschamerikanischen Arbeitsgruppen", Stahls/Langelohs/ Kühlmanns
(1999): ,,Geschäftlich in den USA: Ein interkulturelles Trainingshandbuch" oder Müllers/
Thomas´(1991): ,,Interkulturelles Orientierungstraining für die USA" sehr gut für den Ein-
stieg in die Thematik ,,Geschäftskontakte mit US Amerikanern" oder ,,kulturbedingte Unter-
schiede in der amerikanischen Geschäftswelt". Da die Geschäftskultur eines Landes jedoch
nicht isoliert existiert, sondern auch immer als Teil der jeweiligen mainstream-Kultur betrach-
tet werden muss, ist die Einbeziehung von Literatur über zentrale amerikanische Kulturstan-
dards durchaus hilfreich wie zum Beispiel: Hammond/Morrison (1996): ,,The Stuff Americans
Are Made Off: The Seven Cultural Forces That Define Americans", Stewart/Bennett (1991):
,,American Cultural Patterns. A Cross Cultural Perspective" oder Hall/Hall (1989): ,,Under-
standing Cultural Differences. Germans, Frenchs and Americans".
Der Bereich ,,Arbeitseinstellungen" ist besonders in der Arbeit von Kern (2004): ,,Arbeitsein-
stellungen im interkulturellen Vergleich: Eine empirische Analyse in Europa, Nordamerika
und Japan" und in Hofstedes (2001): ,,Culture´s Consequences: International Differences in
Work Related Values" ausführlich dargestellt.

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
17
3. Zentrale amerikanische Kulturstandards
3.1. Begriffsklärung und Bedeutung
Offensichtlich verfügen Menschen bei aller Unterschiedlichkeit im Denken, Fühlen und
Handeln über ein gemeinsames Wissen, dass es ihnen ermöglicht sich relativ konfliktfrei im
täglichen Leben zu bewegen. Jeder Mensch, unabhängig von seinem kulturellen Hintergrund,
besitzt die Fähigkeit, Angst, Zorn, Liebe, Freude oder das Verlangen nach Gemeinschaft und
Umgang mit Menschen, zu empfinden. Die Art und Weise wie man mit diesem Gefühlen
umgeht oder wie diese Gefühle ausgedrückt oder an die Außenwelt getragen werden, wird
jedoch durch die Kultur bestimmt und ist damit spezifisch. Kulturen haben Formen ausgebil-
det, die das Zusammen- und Überleben der Gesellschaft sicherstellen. Hammond/Morrison
vergleichen das mit dem Bedürfnis des ,,Essens": "[eating] illustrates how many radically
different ways there are to satisfy the same biological need for sustenance"
30
, d.h. jede Kultur
hat ihre eigene Art und Weise bestimmte Grundbedürfnisse des Menschen zu befriedigen.
Wenn man also kulturelle Zusammenhänge untersucht, so betrachtet man diese auch stets aus
seinem persönlichen kulturellen Hintergrund heraus. Die Untersuchung von Unterschieden
bedarf aus diesem Grund einer auf den Kulturrelativismus basierenden Einstellung. Unter
Kulturrelativismus versteht man dabei, ,,dass keine Kultur über irgendein absolutes Kriterium
verfügt, das sie ermächtigt, diese Unterscheidung auf die Hervorbringungen einer anderen
Kultur anzuwenden"
31
.
Die Menschen einer Gruppe orientieren sich demnach an einem System aus Werten, Normen
und Bewertungsmaßstäben, die im Laufe der Sozialisation verinnerlicht und tradiert werden.
Stewart und Bennett verstehen unter Werten:
[C]ultural values refer to the goodness or desirability of certain actions or attitudes
among members of the culture. As such, values prescribe which actions and ways of be-
ing are better than others. [...] Like assumptions, values are not in themselves behav-
iour. Rather, they are processes that govern what people in a particular culture agree
they ought to do.
32
Das Verb govern beschreibt sehr gut, dass der Prozess der Sozialisation und als Ergebnis die
Enkulturation
33
eines Menschen von Werten bestimmt wird, die nicht mehr bewusst wahrge-
nommen werden, die aber unbewusst kognitive Bereiche ,,regieren". Werte, die in weiten
Bereichen des Lebens wirksam sind, d.h. die sich als zentral für eine Kultur erweisen, werden
30
Hammond/Morrison (1996): S. 15
31
Hofstede (1993): S. 21
32
Stewart/Bennett (1991): S. 14
33
Wenn der Einzelne diese Elemente (wie Tradition, Werte und Normen) erfolgreich in seine Persönlichkeit
integrieren kann, wird er zum aktiven Mitglied (,,enkulturiert"), seiner Kultur, auf die er dann auch gestalte-
risch einwirkt.

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
18
als Kulturstandards
34
bezeichnet; sie können individuelle und gruppenspezifische Ausprägun-
gen hervorbringen. Die Kulturstandards sind wie bereits erwähnt nicht statisch, sondern
variieren zwischen einem Ideal- und einem Toleranzbereich
35
, innerhalb dessen entschieden
wird, welches Verhalten für die Mitglieder einer Kultur ,,als normal, selbstverständlich,
typisch und verbindlich angesehen werden sollte und welches Verhalten abzulehnen ist"
36
.
Kulturstandards vermitteln demnach die kollektiven, sozial verbindlichen Werte und Normen
einer Kultur, die von den anderen Mitmenschen verstanden, wenn auch nicht immer akzep-
tiert oder umgesetzt werden. Hierzu ein Beispiel: ,,Pünktlichkeit" wird in Deutschland von
fast allen Mitgliedern als gesellschaftlicher Wert geteilt. Das heißt man erwartet Pünktlichkeit
und missbilligt im Gegenzug einen Verstoß. Dennoch heißt es nicht, dass alle Deutschen
pünktlich sind. Der Unterschied ist jedoch, dass selbst ein ,,Zuspätkommender" sich in
Deutschland der Tatsache seiner Unpünktlichkeit bewusst ist.
Pünktlichkeit ist demnach ein Verhalten, das als Ergebnis auf ein zugrunde liegendes Muster,
was man mit Kulturstandard meint, zurückzuführen ist. In der kulturvergleichenden For-
schung hat man den Versuch unternommen, bestimmte Kulturstandards deskriptiv auf grund-
legende Dimensionen zurückzuführen, um somit alle Kulturen entlang dieser Dimensionen zu
beschreiben. Pionierarbeit leistete dabei der Niederländer Geert Hofstede, der über eine
weltweite Umfrage von IBM Mitarbeitern ,,arbeitsbezogene Wertvorstellungen" erfasste und
daraus insgesamt vier Kulturdimensionen
37
erarbeitete. Fons Trompenaars unterscheidet fünf
Kulturdimensionen
38
, nach denen sich kulturelles Handeln einordnen lässt. Diese Dimensio-
nen erweisen sich für den Kulturenvergleich als durchaus nützlich, sind jedoch zur Beschrei-
bung von einer Kultur notwendigerweise zu allgemein. Deshalb wird im Zuge der Analyse
nur auf kontrastiver Ebene darauf Bezug genommen.
In dieser Arbeit wird mit dem Konzept der Kulturstandards gearbeitet, da sie ,,für eine spezi-
fische Kultur typische Ausprägungen menschlichen Wahrnehmens, Fühlen, Denken und
Handeln zu erfassen"
39
vermögen. Sie durchziehen alle Ebenen der Gesellschaft und haben
Einfluss auf unsere Kommunikation. Kulturstandards sind einerseits einem langsamen kultu-
rellen Wandel unterworfen und andererseits Ergebnisse besonders prägender Momente in der
Geschichte einer Gesellschaft.
34
Dieser von Thomas A. geprägte Begriff wird in der Arbeit von: Kammhuber, S. (1998): ,,Kulturstandards in
der interkulturellen Kommunikation- Grobe Klötze oder nützliche Denkgriffe?" kritisch hinterfragt.
35
Vgl. Thomas (2003): S. 112
36
Thomas (2003): S. 112
37
Vgl. Hofstede, Geert (1993): ,,Interkulturelle Zusammenarbeit: Kulturen ­ Organisationen ­ Management"
38
Vgl. Trompenaars, Fons (1994): ,,Riding the Waves of Culture-Understanding Diversity in Global Business"
39
Kammhuber/ Schroll-Machl (2003): S. 20

Kommunikation in amerikanischen Unternehmen
19
Despite the transformations in America's life-styles, these core values have endured. [...]
[T]his tiny cluster of values holds Americans together as a single people and nation. They
are the unum in the national motto, e pluribus unum--the unity amid the variety of Ameri-
can life
.
40
Aus diesem Grund werden im anschließenden Kapitel die ,,zentralen amerikanischen Kultur-
standards"
41
beschrieben und im darauf folgenden Kapitel mögliche Ursachen ihrer Manifes-
tierung untersucht.
3.1.1. Egalitarismus - Gleichheitsdenken
Eine für die amerikanische Gesellschaft kennzeichnende Wertehaltung ist der Gleichheitsge-
danke. Das Gleichheitsdenken bedingt eine Bandbreite an Tendenzen und Handlungsstruktu-
ren, die in der amerikanischen Gesellschaft eine große Rolle spielen. Das Ideal der ,,Gleich-
heit" fußt auf der bereits in der amerikanischen Verfassung formulierten Überzeugung ,,all
men are created equal", d.h. dass alle Menschen gleich geschaffen und mit den gleichen
Rechten und Pflichten ausgestattet worden sind. Dabei zählen für sie weniger die angebore-
nen Eigenschaften oder die Privilegien (wie finanzielle Herkunft, Status etc.), die ein Mensch
durch seine Herkunft mitbringt, sondern vielmehr wie diese Eigenschaften im Laufe des
Lebens umgesetzt werden. Stewart und Bennett nehmen an:
[G]enerally, in American society, social background, money, or power bestow perhaps
fewer advantages than in any other major society. Lacking obligations to class and so-
cial position, Americans move easily from one group to another.
42
Amerikaner sind davon überzeugt, dass der geschaffene gesellschaftliche Rahmen der Gleich-
heit jedem Menschen die gleichen Chancen zur Verwirklichung seiner individuellen Träume
einräumt. Chancengleichheit ist somit ein ganz wichtiger Aspekt des Kulturstandards ,,Egali-
tarimus", der in der sozialen Gesetzgebung durch Quotenregelungen, sog. ,,Affirmative Ac-
tion", im Schutz von Minderheiten, in der Ablehnung von Bevormundung und in der Wahr-
nehmung von Status und Autorität seinen Niederschlag findet. Diese einzelnen Aspekte,
zusammengefasst in drei Teilkategorien, sollen nun näher beleuchtet werden.
40
Yankelovich (1994): S. 7
41
Die Liste der amerikanischen Kulturstandards ergibt sich aus der Zusammenfassung der untersuchten
Literatur von: Hammond u. Morrison (1996); Hofstede (1993); Lewis (2005); Niemeier, Campbell u. Dirven
(1998); Schroll-Machl (2001), (2003); Stahl/Langeloh /Kühlmann (1999); Stewart u. Bennett (1991); Thomas
(1991), (1999), (2003) und Trompenaars (1993).
42
Stewart/Bennett (1991): S. 89

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836604475
DOI
10.3239/9783836604475
Dateigröße
721 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Chemnitz – Philosophische Fakultät
Erscheinungsdatum
2007 (Juli)
Note
1,8
Schlagworte
innerbetriebliche kommunikation amerikanische unternehmen interkulturelle kulturstandards corporate identity unternehmensethik
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