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Business-Plan für eine Personalagentur mit Standort in der Slowakei

©2007 Diplomarbeit 98 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
In Zeiten der raschen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen und den damit einhergehenden Problemen der Arbeitslosigkeit, fehlenden bzw. geringen Wirtschaftswachstums sowie der sozialen und kulturellen Spannungen, erhält die Idee der Existenz- bzw. der Unternehmensgründung eine besondere Bedeutung. Es werden risikofreudige Menschen verlangt, die die Chance der Selbständigkeit erkennen und nutzen und die durch ihr entschiedenes und verantwortungsvolles Handeln zu wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stabilität sowie zum allgemeinen Wohlstand beisteuern. Die jungen, dynamischen Neugründer sind in jeder Volkswirtschaft große Hoffnungsträger. Sie geben nicht nur Impulse für mehr Wachstum, sondern sind auch die Quelle neuer Arbeitsplätze, kreativer Entwicklungen und Innovationen.
Die Slowakei ist dabei keine Ausnahme. Es handelt sich um ein junges, sich schnell entwickelndes Land. Es scheint fast so, als ob sie die Jahre unter der kommunistischen Herrschaft ungewöhnlich schnell hinter sich lassen will und förmlich alles Neue in sich aufsaugt. Der Gedanke an die Gründung eines Unternehmens in diesem dynamischen Land initiierte und inspirierte die Erstellung dieser Arbeit.
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich in erster Linie mit der Neugründung einer Personaldienstleistungsagentur und soll vor allem einem Rückkehrer, gegebenfalls einem ausländischen Investor, die Gegebenheiten, Besonderheiten sowie Vor- und Nachteile einer Existenzgründung in der Slowakei auf dem Markt für Personalüberlassung und -vermittlung vorstellen. Ziel ist es, wirtschaftliche Theorie und Praxis so zu vereinen, dass im Ergebnis ein wissenschaftlich-theoretisch fundiertes Konzept entsteht, das gleichzeitig eine praktikable Hilfestellung zu einem sinnvollen Marketingkonzept und zu einer risikominimierenden Vorgehensweise bei der Gründung einer Personalagentur bietet. Somit ergeben sich Abweichungen in der Gliederung, dem Aufbau und der Durchführung zu einem klassischen Business-Plan, mit dem sich die Gründer sonst ihren Kapitalgebern präsentieren.
Das gegründete Unternehmen mit dem Namen Student Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) wird in einem leistungsfähigen und zukunftsorientierten Markt tätig. Das beabsichtigte Dienstleistungsangebot umfasst die Arbeitnehmerüberlassung, private Personalvermittlung und weitere Leistung im Personalbereich an interessierte Betriebe. Kernprodukt des Unternehmens und der bedeutendste […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Daniela Karcolova
Business-Plan für eine Personalagentur mit Standort in der Slowakei
ISBN: 978-3-8366-0386-7
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Fachhochschule Frankfurt am Main - University of Applied Sciences, Frankfurt am
Main, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... III
Tabellenverzeichnis ...V
Abkürzungsverzeichnis ...VII
1 Einleitung ...1
1.1 Problemstellung und Zielsetzung ...1
1.2 Aufbau der Arbeit...3
2 Die Slowakei aus der Sicht des Rückkehrers ...5
2.1 Politische und wirtschaftliche Lage...5
2.1.1 Entstehung und politische Lage...5
2.1.2 Wirtschaftliche Lage...9
2.1.3 Arbeitsmarktsituation ...14
2.2 Gesellschaftliche und kulturelle Gegebenheiten ...17
2.2.1 Die unternehmerische Kultur in der Slowakei...17
2.2.2 Ausbildungssystem...20
3 Business-Plan ...23
3.1 Geschäftsidee...23
3.2 Marktübersicht...28
3.2.1 Kunden/Bewerber ...30
3.2.2 Konkurrenz ...31
3.2.2.1 Trenkwalder Personaldienste spol. s.r.o. ...31
3.2.2.2 Manpower Slovensko spol. s.r.o...32
3.2.2.3 Sonstige ...33
3.3.3 Standort...34
3.4 Marketing...37
3.5 Unternehmensorganisation ...43
3.5.1 Gründungsperson...43
3.5.2 Rechtsform...43

II
3.5.3 Organisation ... 45
3.6 Chancen und Risiken... 51
3.6.1 Chancen ... 51
3.6.2 Risiken... 53
3.7 Finanzierungsplan ... 55
3.7.1 Einnahmenseite ... 55
3.7.2 Entwicklung der Kostenpositionen ... 60
3.7.3 Bilanz-, Investitions- und Abschreibungsplanung ... 63
4 Ziele und Visionen... 69
5 Zusammenfassung... 71
Anhang ... 73
Literaturverzeichnis... 89
Interviews... 95

III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Internationaler Vergleich der Entwicklung des BIP-Zuwachses...10
Abbildung 2: Internationaler Vergleich der Arbeitslosenquote...14
Abbildung 3: Entwicklung der Arbeitslosenquote in einzelnen Regionen...15
Abbildung 4: Durchschnittlicher Stundenlohn je Arbeitsstunde in Euro. ...16
Abbildung 5: Größte Hindernisse bei der selbstständigen Unternehmung. ...18
Abbildung 6: Anzahl der Studenten und Absolventen der Hochschulen. ...22
Abbildung 7: Volumen der ausländischen Direktinvestitionen in Mio. Euro. ...36
Abbildung 8: Drei Wettbewerbsstrategien. ...40
Abbildung 9: Organigramm der Student GmbH, eigene Darstellung. ...46
Abbildung 10: Entwicklung des Gewinnes und Verlustes in Tsd. Euro. ...55
Abbildung 11: Entwicklung des Umsatzes in Tsd. Euro...56
Abbildung 12: Ertragsplanung...57
Abbildung 13: Externe Mitarbeiter im Einsatz...63
Abbildung 14: Entwicklung der Personalvermittlung. ...63
Abbildung 15: Karte der Slowakische Republik. ...82
Abbildung 16: Die Leistungen der Student GmbH. ...83
Abbildung 17: Preisliste der Student GmbH in Euro. ...84
Abbildung 18: Verteilung der Sozialabgaben in Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil...84
Abbildung 19: Fragebogen für den Kunden, beim dem die Student GmbH
den Auftrag nicht besetzten konnte. ...85
Abbildung 20: Dokumente die zu der Registrierung im Handelsregister benötigt
werden ...86
Abbildung 22: Vereinfachtes Strukturbild des slowakischen Bildungssystem. ...87

V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Entwicklung der Gewinn- und Verlustrechnung...73
Tabelle 2: Entwicklung der Bilanz. ...74
Tabelle 3: Entwicklung der Kapitalflussrechnung. ...75
Tabelle 4: Ertragsplanung...76
Tabelle 5: Einzelkostenplanung...77
Tabelle 6: Gemeinkostenplanung. ...78
Tabelle 7: Personalaufwandsplanung. ...79
Tabelle 8: Finanzplanung. ...80
Tabelle 9: Steueraufwandsplanung...80
Tabelle 10: Investitionsplanung...81

VII
Abkürzungsverzeichnis
BIP
Bruttoinlandsprodukt
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
EU
Europäische Union
GmbH
Gesellschaft mit beschränkten Haftung
i. d. R.
in der Regel
KMU
kleine und mittlere Unternehmen
NARMSP
Nationale Agentur für die Entwicklung und Unterstützung klei-
ner und mittelständischer Unternehmen
NATO
North Atlantic Treaty Organisation
Nr.
Nummer
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development
u. A.
und Anderen
u. Ä.
und Ähnliche
vgl.
vergleiche
WTO
World Trade Organization
z. B.
zum Beispiel

1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
In Zeiten der raschen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen und den
damit einhergehenden Problemen der Arbeitslosigkeit, fehlenden bzw. geringen Wirt-
schaftswachstums sowie der sozialen und kulturellen Spannungen, erhält die Idee der
Existenz- bzw. der Unternehmensgründung eine besondere Bedeutung. Es werden risiko-
freudige Menschen verlangt, die die Chance der Selbständigkeit erkennen und nutzen und
die durch ihr entschiedenes und verantwortungsvolles Handeln zu wirtschaftlicher und
gesellschaftlicher Stabilität sowie zum allgemeinen Wohlstand beisteuern. Die jungen,
dynamischen Neugründer sind in jeder Volkswirtschaft große Hoffnungsträger. Sie geben
nicht nur Impulse für mehr Wachstum, sondern sind auch die Quelle neuer Arbeitsplätze,
kreativer Entwicklungen und Innovationen.
Die Slowakei ist dabei keine Ausnahme. Es handelt sich um ein junges, sich schnell
entwickelndes Land. Es scheint fast so, als ob sie die Jahre unter der kommunistischen
Herrschaft ungewöhnlich schnell hinter sich lassen will und förmlich alles Neue in sich
aufsaugt. Der Gedanke an die Gründung eines Unternehmens in diesem dynamischen
Land initiierte und inspirierte die Erstellung dieser Arbeit.
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich in erster Linie mit der Neugründung einer Personal-
dienstleistungsagentur und soll vor allem einem Rückkehrer, gegebenenfalls einem aus-
ländischen Investor, die Gegebenheiten, Besonderheiten sowie Vor- und Nachteile einer
Existenzgründung in der Slowakei auf dem Markt für Personalüberlassung und
-vermittlung vorstellen. Ziel ist es, wirtschaftliche Theorie und Praxis so zu vereinen, dass
im Ergebnis ein wissenschaftlich-theoretisch fundiertes Konzept entsteht, das gleichzeitig
eine praktikable Hilfestellung zu einem sinnvollen Marketingkonzept und zu einer risi-
kominimierenden Vorgehensweise bei der Gründung einer Personalagentur bietet. Somit
ergeben sich Abweichungen in der Gliederung, dem Aufbau und der Durchführung zu
einem klassischen Business-Plan, mit dem sich die Gründer sonst ihren Kapitalgebern
präsentieren.
Das gegründete Unternehmen mit dem Namen Student Gesellschaft mit beschränkter
Haftung (GmbH) wird in einem leistungsfähigen und zukunftsorientierten Markt tätig.
Das beabsichtigte Dienstleistungsangebot umfasst die Arbeitnehmerüberlassung, private

2
Personalvermittlung und weitere Leistung im Personalbereich an interessierte Betriebe.
Kernprodukt des Unternehmens und der bedeutendste Umsatzträger ist dabei die Perso-
nalüberlassung (Zeitarbeit).
Die Innovation bei dieser originären Gründung ist, dass das Unternehmen ausschließlich
mit Studenten und Absolventen arbeitet und diese an produzierende und dienstleistungs-
anbietende Unternehmen in der Region Bratislava überlässt bzw. vermittelt. Eine solche
Spezialisierung (auf diesen Personenkreis gab es bis 2005) ist in dieser Form auf dem
Markt aber jetzt nicht gegeben. Als Standort der Student GmbH wird die Hauptstadt
Bratislava angenommen. Um Bratislava herum befindet sich eine schnell wachsende und
eine der wirtschaftlich stärksten Regionen Mitteleuropas. Durch die günstige geografische
Position (Region Wien - Bratislava) und die hohe Zahl an Universitäten und Hochschulen
sollte es an geeigneten Bewerbern - Mitarbeitern, aber auch Interessenten und späteren
Kunden nicht mangeln. Zugleich droht durch die schnelle Entwicklung der Region eine
Knappheit an Arbeitskräften. Aus diesem Grund muss das neu gegründete Unternehmen
mit mehr als nur mit finanziellen Anreizen für die Mitarbeiter arbeiten. Mit dem hier
entwickelten Konzept sollen die so genannten ,,Soft Skills", die von Arbeitgebern immer
mehr nachgefragt werden, den Arbeitnehmern angeboten werden. Es wird eine innovative
Software erstellt, die es ermöglicht den Mitarbeitern maßgeschneidert Servicedienste und
gegegbenfalls Seminare anzubieten. Die Software ermöglicht es darüber hinaus, auf Basis
von Datenbanken sowohl dem Bewerber als auch den potenziellen Arbeitgebern Zugriff
zu diesen Daten zu gewähren. Der Datenschutz wird dabei eingehalten. Mit einem sol-
chen Konzept werden sich für den Arbeitnehmer die Chancen und Möglichkeiten auf dem
Arbeitsmarkt vergrößern und gleichzeitig wird eine Bindung des neuen Mitarbeiters an
das Unternehmen hergestellt.
Die Zeitarbeit und die Personalvermittlung haben in Zeiten einer starken Konjunktur eine
gute Entwicklungschance. Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hängt zunehmend
von ihrer Flexibilität im Personalmanagement ab. Dies gilt insbesondere für Dienstleis-
tungsunternehmen, die immer schneller und konsequenter auf die nachhaltigen Verände-
rungen der Märkte und die Internationalisierung des Wettbewerbs reagieren müssen, um
den Anschluss an die global agierenden Unternehmen, die ,,Global Player", nicht zu
verlieren. Hier sind zunehmend flexible Lösungen gefordert, die auch einen kurzfristigen
Personalengpass oder temporäre Auftragsspitzen abfangen können. Gerade diese Ent-

3
wicklung kann genutzt werden, um in dem neu gegründeten Unternehmen teamorientiert,
kundenorientiert und vor allem ertragsstark arbeiten zu können.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Nach dieser Einleitung wird im Kapitel 2 die Slo-
wakei als Heimatland der Existenzgründerin vorgestellt. Dabei wird ein ausführlicher
Einblick in die politische Landschaft und wirtschaftliche Lage des Landes gegeben. Statt
nur die bekannten Fakten darzustellen, werden parallel dazu positive Auswirkungen der
Politik/politischen Entscheidungen sowie die wichtigsten wirtschaftlichen Weichenstel-
lungen, die die Entwicklung der Slowakei geprägt haben, vor dem Hintergrund der Un-
ternehmensgründung erläutern. Zudem werden die wirtschaftlichen Auswirkungen der
politischen Reformen dargestellt. Des Weiteren werden die Lage auf dem Arbeitsmarkt,
das Problem der Arbeitslosigkeit, aber auch die Situation der Zeitarbeitsunternehmen, die
in der Slowakei vertreten sind, beschrieben. Im zweiten Teil des Kapitels 2 wird die
slowakische Unternehmenskultur dargestellt. Das ist wichtig, weil dieser Aspekt in vielen
veröffentlichten Studien zum Wirtschaftsstandort Slowakei fehlt. Dabei werden die
anfangs schwierigen unternehmerischen Bedingungen beschrieben. Heute, viel mehr als
in der Vergangenheit, unterstützt der Staat die Unternehmer und die unternehmerischen
Aktivitäten. Da das Unternehmen Student GmbH nur mit Studenten arbeitet, wird auch
das slowakische Ausbildungssystem, das sich vom deutschen zum Teil stark unterschei-
det, näher beschrieben. Durch die Fokussierung auf Studenten kommt es aufgrund deren
Ausbildungs- und Studienpläne zu saisonalen Schwankungen des Angebots an Arbeits-
kräften.
Kapitel 3 stellt den praktischen Teil der Arbeit mit dem Business-Plan vor. Hier werden
das Gründungsvorhaben, die Zielsetzung und die konkrete Umsetzung des Planes be-
schrieben. Zu Beginn des Kapitels wird zunächst die Idee einer Unternehmensgründung
und ihrer Entstehung beschrieben. Im Folgenden werden die Dienstleistungen bzw. die
Produkte der GmbH dargestellt. Zudem werden die gesetzlichen Bedingungen, unter
denen eine Zeitarbeitsfirma entstehen und funktionieren kann, beschrieben. Die Abgren-
zung vom Wettbewerb, die Frage wie ein erfolgreiches Kundenmarketing durchgeführt
werden soll, und nicht zuletzt, wie externe und interne Mitarbeiter gewonnen werden
sollen, wird im Anschluss behandelt. Dazu gehört auch eine Analyse und Beschreibung
der Wettbewerber, die Marketing- und Vertriebskonzeption und die Finanzierung des

4
Vorhabens. Die Finanzierung ist im Anhang mit Hilfe von zehn Planungstabellen erläu-
tert.
Im Kapitel 4 werden die Ziele und Visionen beschrieben. Kapitel 5 bildet das Resümee
der Arbeit auf Basis der wichtigsten Eckpunkte.

5
2 Die Slowakei aus der Sicht des Rückkehrers
2.1 Politische und wirtschaftliche Lage
2.1.1 Entstehung und politische Lage
Die Slowakei liegt, wie die Slowaken gerne sagen, im Herzen Europas. Die unmittelbaren
Nachbarn dieses kleinen Staates mit einer Fläche von 490.000 km² und 5,4 Millionen
Einwohnern
1
sind die Tschechische Republik, Österreich, Ungarn, die Ukraine und Polen.
Die Slowakische Republik wurde am 01.01.1993 durch die Auflösung der föderalen
Tschechoslowakei gegründet und zählt damit zu den jüngsten Staaten Europas.
Der Entstehung der eigenständigen Slowakei geht eine lange Geschichte voller politischer
Umbrüche und dramatischer gesellschaftlicher Änderungen voraus. Die Slowakei bildete
zunächst im Jahr 1918 einen gemeinsamen Staat mit Tschechien; ein Zustand, der bis
1939 andauerte. Während des 2. Weltkrieges gab es unter der mit dem Faschismus sym-
pathisierenden Regierung des Dr. Tiso die ,,erste" vorübergehend selbstständige Slowaki-
sche Republik. Dieser Satellitenstaat des Dritten Reiches ging 1945 unter und wurde
wieder Bestandteil eines gemeinsamen Staates mit Tschechien, der Tschechoslowakei.
Bis 1989 war die Staatsform eine sozialistische Republik mit kommunistischer Regie-
rungsgewalt. Im November 1989 gab es in der Tschechoslowakei, wie in anderen kom-
munistischen Ländern Osteuropas, eine Welle der (zuerst studentischen) Proteste, die die
kommunistische Ära zum Fallen brachte. Die Tschechoslowakische Sozialistische Repu-
blik wurde in Tschecho-Slowakische Föderale Republik umbenannt. Zum ersten demo-
kratischen Präsident wurde der ehemalige Dissident Vaclav Havel gewählt. Im Jahr 1993
erfolgte dann eine friedliche Trennung beider Teilstaaten, die zur endgültigen Eigenstän-
digkeit der Slowakischen Republik führte.
Die Geburt der Slowakischen Republik im Jahr 1993 gestaltete sich zunächst problema-
tisch. Viele Institutionen und organisatorische Strukturen mussten neu etabliert werden,
da sie bis dahin in Prag angesiedelt waren. Gleichzeitig befand sich das Land vor einem
gewaltigen wirtschaftlichen Transformationsprozess. Der erste Ministerpräsident Vladi-
mir Meciar steuerte das Land in einer stark autokrativen Art, die zu einer internationalen
Isolation der Slowakei führte und das Land von wichtigen, für den Aufholungsprozess
notwendigen, ausländischen Investitionen abschnitt. Es kam zu einem starken Anstieg der
Arbeitslosigkeit und der Staatsverschuldung. Diese Entwicklung war ein wesentlicher
1
Vgl. http://www.statistics.sk, abgefragt am 25.10.2006.

6
Faktor bei den Parlamentswahlen und für den Machtwechsel im Jahr 1998. Gegen die
Partei von Vladimir Meciar bildete der nachfolgende Ministerpräsident Mikulas Dzurinda
ein breites Parteienbündnis, der die Slowakei wieder auf den Weg der europäischen
Integration führte.
In der Legislaturperiode von 1998 bis 2002 verabschiedete das Parlament mehrere Geset-
ze, die die ,,Deformationen" der Meciar-Ära beseitigten. Das politische System stabili-
sierte sich und seine demokratischen Elemente wurden gestärkt. In das politische System
wurden mehrere institutionelle Hindernisse gegen eventuelle autoritäre Versuchungen
eingebaut. Die Verfassungsnovellierungen schlossen einige Lücken, die es früher den
autoritären Kräften ermöglicht hatten, das Gewaltenteilungssystem zu ihren Gunsten zu
beeinträchtigen. Die novellierte Verfassung vertiefte den demokratischen Charakter des
Staates und verfeinerte die Regelung der Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen
Machtinstitutionen. Das slowakische System von Checks and Balances kam den Syste-
men der entwickelten Demokratien näher. Es wurden neue Institutionen wie der Vertreter
für Menschenrechte (Ombudsmann) und ein Justizrat eingerichtet, die Stellung des Ver-
fassungsgerichts wurde gestärkt und eine zweite (regionale) Selbstverwaltungsebene
wurde ins Leben gerufen. Die von Dzurinda geführten Regierungen genießen die ver-
stärkte Kooperation mit den Nachbarstaaten und die außen- sowie innenpolitischen
Schritte in Richtung Nato- und EU-Beitritt hatten dabei die höchste Priorität. Die politi-
schen Akteure nutzten internationale Hilfeleistungen als einen Hebel im Transformati-
onsprozess. Sie zeigten eine ausreichende Lernfähigkeit und nutzten die Vorschläge der
internationalen Organisationen zur Optimierung ihrer Politik.
Aus den Wahlen im Jahr 2002 ging der ,,alte" Ministerpräsident Mikulas Dzurinda ge-
stärkt durch eine einheitliche mitte-rechts-liberale Koalition
2
aus und regierte bis 2006.
Damit war Mikulas Dzurinda der am längsten amtierende Ministerpräsident seit Ende der
kommunistischen Ära. In seiner zweiten Amtszeit entwickelte sich die Slowakische
Republik zu einem attraktiven Wirtschafts- und Investitionsstandort. Besonders seit den
2
Mit seiner Partei Slowakische Demokratische und Christliche Union SDKU bildete er eine Koalition
mit der christlich-konservativen ungarischen Parteienkoalition SMK, den Christdemokraten KDH und
der liberalen Bürgerpartei ANO.

7
Wahlen im Jahre 2002
3
wurden weitere politische und wirtschaftliche Reformen zügig
umgesetzt.
Als die wichtigsten Reformen sind die Steuer-, Renten- und Arbeitsmarktreform zu
erwähnen. Dank dieser Reformen wird die Slowakei mittlerweile in internationalen
Wirtschaftskreisen als Reformvorbild gelobt. Die Weltbank hat die Slowakei in ihrem
Bericht Doing Business 2004 ­ Removing Obstacles to Growth als ,,Reformorientierteste
Wirtschaft der Welt" eingestuft.
4
Die Reformen und deren Auswirkung werden im nächs-
ten Abschnitt näher erläutert.
Innerhalb der Slowakei waren aber die Reformen vor allem in der Sozialpolitik heftig
umstritten. Die Lage der sozial Schwächeren (Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose und
Rentner) hat sich durch die radikalen Sozialkürzungen verschlechtert. Aus diesem Grund
5
kam es im Jahr 2005 zu einer Koalitionskrise, die zu einem Zerwürfnis zwischen den
regierenden mitte-rechts-liberalen Parteien führte. Die Opposition, geführt von Robert
Fico
6
, einem linksgerichteten Populisten, übte an den schmerzlichen Reformen heftige
Kritik, womit er immer größere Teile der Bevölkerung erreichen konnte. Damit wurde für
die Koalition um den Ministerpräsidenten Dzurinda die Weiterführung der Reformen
unmöglich.
Die Wahlen in Juni 2006 zeigten jedoch, dass trotz der ausgezeichneten wirtschaftlichen
Lage
7
die Reformen von der slowakischen Bevölkerung als zu schnell empfunden wur-
den. Wahrscheinlich deshalb haben die Oppositionspolitiker mit sozialen und nationalisti-
schen Parolen die Wahl gewonnen. Nach der gewonnenen Wahl hat der neue Regierungs-
chef Robert Fico angekündigt, entgegen der Rhetorik vor der Wahl, mittelfristig an der
politischen und wirtschaftlichen Ausrichtung des Landes wenig zu ändern. Mit seiner
Partei ,,Richtung" hat er eine Koalition mit der Slowakischen Nationalpartei SNS und der
3
In dem Wahljahr 2002 betrug das Staatsdefizit 7,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die
Arbeitslosigkeit lag bei fast 19 Prozent, jeder dritte Arbeitslose war langzeitarbeitslos und fast jeder
vierte Slowake lebte von staatlicher Unterstützung.
4
Vgl. http://rru.worldbank.org/Documents/DoingBusiness/Intro.pdf, abgefragt am 20.11.2006.
5
Als weitere Gründe wären Unzufriedenheit und einzelne Machtkämpfe zwischen den Koalitionspart-
nern zu nennen.
6
Der von Robert Fico gegründeten Partei ,,Richtung" gelang die Konsolidierung aller sozial-
demokratischen und links orientierten Parteien der Slowakei, womit sie zur stärksten Partei im Parla-
ment wurde.
7
Im Jahr 2006 wird die Slowakei nach Schätzung des Statistischen Amtes einen BIP-Zuwachs von über
7,9 Prozent, eine Arbeitslosigkeit von 12 Prozent und ein Staatsdefizit von unter 3 Prozent haben.
Quelle: www.statistics.sk, abgefragt am 30.10.2006.

8
Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten Vladimir Meciar HZDS gebildet. Auf Grund
des Bündnisses der linken ,,Richtung" mit der rechtspopulistischen SNS wurde die Partei
vom Europäischen Parlament scharf kritisiert. Doch die Wirtschaft soll unter seiner
Regierung an Dynamik nichts verlieren. Ein grundlegender politischer Kurswechsel oder
die Rückkehr zur unrühmlichen Meciar-Ära ist dank der Verankerung des Landes in den
europäischen Strukturen nicht zu erwarten. Die vorgenommenen Korrekturen der bisheri-
gen Reformen haben eher einen kosmetischen Charakter und sollten vor allem einer
Verbesserung der sozialen Lage dienen.
8
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Parteienlandschaft der Slowakischen Republik seit
den 90er Jahren einem starken Konsolidierungsprozess unterliegt. Trotz der kleinen
Fläche und Bevölkerungszahl existieren in der Slowakei über hundert Parteien, die meist
durch Auflösung, Neugründung oder Neuformierung von Bündnissen gegründet wurden.
Die jüngste Entwicklung zeigt jedoch, dass sich die politische Szene in der Slowakei zu
formieren beginnt. In den letzten Wahlen haben nur wenige stabile Parteien eine Chance
gehabt, ins Parlament einzuziehen und somit ihren Einfluss auf das politische Leben der
Republik geltend machen können.
9
Die Slowakische Republik erscheint damit heute als eine stabile parlamentarische Demo-
kratie. Staatsoberhaupt der Republik ist der Präsident,
10
politisch wird das Land jedoch
vom Ministerpräsidenten geführt, der einer Zentralregierung vorsitzt. Die Legislative liegt
in den Händen eines Einkammer-Parlamentes, dem so genannten Nationalrat der Slowa-
kischen Republik. Der Nationalrat wird für einen Zeitraum von vier Jahren in allgemei-
ner, gleicher, direkter und geheimer Wahl gewählt. Die Slowakei ist Mitglied der OECD
8
Die Dzurinda-Regierung hat die Sozialreformen ehrgeiziger als Hartz IV reformiert. Die Möglichkeit,
von Sozialhilfe zu leben, wurde beseitigt. Der bis zum Jahr 2002 geltende Sozialsatz wurde um die
Hälfte gekürzt. Erwerbsfähige erhalten den vollen Satz nur, wenn sie nachweislich Arbeit suchen, an
einer Trainingmaßnahme teilnehmen oder eine gemeinnützige Beschäftigung akzeptieren. Die Fico-
Regierung will mit konkreten Maßnahmen das Leben der Bevölkerung ,,erleichtern". So werden z. B.
die Rentner am Ende 2006 ein ,,Weihnachtsgeld" von Staat in Höhe von ca. 45-50 Euro bekommen.
Junge Familien bzw. junge Mütter bekommen vorrausichtlich ab 01.01.2007 für die Geburt des ersten
Kindes einen finanziellen Zuschuss von ca. 315 Euro. (Zum Vergleich - bisher betrug dieser Zuschuss
ca. 100 Euro).
9
Es haben sich ideologisch klar abgegrenzte politische Gruppierungen gebildet, die rechtsliberale,
sozialdemokratische und nationalistische Themen abdecken bzw. die Interessen der Minderheiten ver-
treten. Zurzeit gibt es im Parlament sechs große politische Parteien: Richtung, Bewegung für eine de-
mokratische Slowakei - HZDS, Slowakische Nationalpartei - SNS, Slowakische Demokratische und
Christliche Union - SDKU, Christlich Demokratische Bewegung - KDH und Ungarische Koalition -
SMK. (Eigene Übersetzung ).
10
Der jetzige amtierende Präsident ist Ivan Gasparovic. Der Präsident besitzt im Wesentlichen nur eine
repräsentative Aufgabe und während eines Verteidigungsfalls geht die Befehls- und Kommandoge-
walt über die Streitkräfte vom Minister der Verteidigung an ihn über.

9
und WTO und seit dem 1. Mai 2004 auch der Europäischen Union. Das Land gehört der
NATO an und ist ein nichtständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Hauptstadt und Sitz der Regierung sowie des Parlamentes ist Bratislava (deutsch auch
Pressburg genannt), ein politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes
mit ca. 452.000 Einwohnern. Bratislava ist damit nicht nur die Hauptstadt, sondern auch
die größte Stadt der Slowakei. Administrativ ist die Slowakei in 8 Regierungsbezirke
(Regionen) und 79 Landkreise unterteilt.
11
2.1.2 Wirtschaftliche Lage
Vor dem Hintergrund einer Unternehmensgründung bzw. Unternehmung im Allgemeinen
ist die Slowakei nicht nur als Land, sondern als Teil einer boomenden Region von Bedeu-
tung. Mit Hilfe steigender Exportleistung und starkem Wirtschaftswachstum gewinnen
die mittel- und osteuropäischen Länder als Investitionsstandorte in den letzten Jahren
immer mehr an Ansehen. Durch die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern wach-
sen innerhalb der Europäischen Union zunehmend neue und immer kaufkräftigere Märkte
vor Ort heran. Von den neuen EU-Ländern in Mittel- und Osteuropa bietet die Slowaki-
sche Republik großes Potenzial. Vor allem wegen der wirtschaftlichen Aufgeschlossen-
heit, des großen Angebots an gut ausgebildeten und qualifizierten Arbeitskräften, günsti-
gem Lohnniveau, niedrigen Produktionskosten sowie einer Investitionsförderung durch
den Staat und die Gemeinden, wird die Slowakei als Standort nicht nur von deutschen
Investoren gerne gewählt. Viele Unternehmen wollen außerdem die Zusammenarbeit mit
wichtigen nationalen Kunden, die bereits ihre Produktionsstätten in den mitteleuropäi-
schen Raum verlagert haben, sichern und vertiefen. Dazu kommt, dass die Slowakei im
Zentrum Mitteleuropas liegt und damit einen wichtigen Brückenkopf zwischen den alten
EU-Staaten und Osteuropa bildet. Über die Slowakei verlaufen die wichtigsten europäi-
schen Transportrouten (Auto-, Bahn- und Wasserverbindungen) sowie Öl- und Gas-
Pipelines. Im Radius von 1000 Kilometern um die Slowakei findet man einen Absatz-
markt von 220 Millionen Verbrauchern vor.
Die slowakische Wirtschaft hat seit Jahren eine der höchsten Wachstumsraten in der
mitteleuropäischen Region und es wird erwartet, dass sie in den nächsten drei Jahren noch
11
An der Spitze jedes Regierungsbezirkes steht der Vorsitzende des Bezirksamtes, an der Spitze des
Selbstverwaltungsbezirkes ein direkt gewählter Gouverneur.

10
weiter ansteigt. Während das BIP-Wachstum im Jahr 2005 bei 6 Prozent lag, erwartet das
Finanzministerium für das Jahr 2006 ein BIP-Wachstum von über 7,9
12
Prozent. Die
Wirtschaft befindet sich in bester Verfassung und für das Jahr 2007 rechnen die Experten
mit einem Plus von 8,2 Prozent.
13
Das anhaltend hohe Wirtschaftswachstum, die solide
Baukonjunktur, die zunehmende Konsumfreude und die massiven Investitionen vor allem
in die Automobilindustrie locken weitere Investoren in das kleine Land mit vielfältigen
Liefer- und Kooperationschancen.
Entwicklung des BIP-Zuwachses
0,0%
1,0%
2,0%
3,0%
4,0%
5,0%
6,0%
7,0%
8,0%
9,0%
2003
2004
2005
2006 (F)
2007 (F)
2008 (F)
Slowakei
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Abbildung 1: Internationaler Vergleich der Entwicklung des BIP-Zuwachses.
14
Die Slowakei hat traditionell sehr starke Industriezweige mit einem hohen Aufbaupoten-
zial, wie Automobil-, Maschinenbau-, Elektro-, Chemie-, Holz- und Papierindustrie, die
auch mit Hilfe zunehmender direkter ausländischer Investitionen wieder stark wachsen.
Aber auch Dienstleistungen im Bereich Shared Services Center, Informations- und Kom-
munikationstechnologie
15
, hier vor allem die Softwareentwicklung sowie die Forschungs-
und Entwicklungscenter, sind heute schon feste Komponenten der slowakischen Wirt-
12
Vgl. http://ekonomika.sme.sk/c/2980070/Zakladne-makroekonomicke-udaje-SR.html, abgefragt am
02.11.2006.
13
Vgl. www.statistics.sk, abgefragt am 28.12.2006.
14
Quelle:
Eurostat,
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page?_pageid=1996,39140985&_dad=
por-
tal&_schema=PORTAL&screen=detailref&language=de&product=EUROIND_NA&root=EUROIN
D_NA/euro_na/na_gdp/na010, abgefragt am 10.11.2006, F- aktuelle Prognose der Slowakischen Na-
tionalbank Q3/06, Quelle: http://nbs.sk, abgefragt am 12.11.2006.
15
Der amerikanische Computerhersteller Dell hat im Jahr 2003 die Kundenbetreuung für den deutsch-
sprachigen Raum vom Verkauf bis zum telefonischen Technical Support in ein Call Center in der
Slowakei verlagert. Im Jahr 2004 hat auch Konkurrent Hewlett-Packard sein internationales Kunden-
zentrum in der Slowakei errichtet.

11
schaft.
16
Neben diesen seit Jahren stark besetzten Wirtschaftsbranchen entwickelt sich die
Slowakei ungebremst auch in Zukunftsindustrien wie der Pharmabranche, Mikroelektro-
nik und Finanzindustrie weiter. Mit Abstand der größte Produktionszweig der Slowakei
ist nichtsdestotrotz die Automobilindustrie. Neben dem bestehenden Volkswagen-Werk
in Bratislava nehmen im Jahr 2007 zwei weitere Automobilfabriken, PSA Citroën Peuge-
ot und KIA-Hyundai, ihre Produktion auf.
17
Daneben engagieren sich viele internationale
sowie deutsche Firmen, z. B. US-Steel, Samsung, Sony, Siemens, Deutsche Telekom,
Motorola, EON, EdF oder RWE sehr erfolgreich in der Slowakei. Dazu kommen noch
zahlreiche Projekte ausländischer Investoren in anderen Wirtschaftszweigen wie das
Baugewerbe oder der Dienstleistungsbereich.
Die Wachstumsdynamik schlägt sich zunehmend in hohen Zuwachsraten beim Export
nieder. Der starke Einstieg der slowakischen Exportleistung ist dabei vor allen auf aus-
ländische Direktinvestoren in das verarbeitende Gewerbe zurückzuführen. Hier werden
laufend neue exportierende Fertigungen errichtet und ausgebaut.
18
Trotz dieser positiven Entwicklung hat die Slowakei noch viele wirtschaftliche und
gesellschaftliche Probleme zu bewältigen. Neben der hohen Arbeitslosigkeit gibt es ganze
Regionen, vor allem im Osten der Slowakei, die in der Entwicklung notorisch hinterher-
hinken. Im Raum Kosice-Presov-Banska Bystrica liegt die Arbeitslosenrate teilweise
zwischen 15 bis 20 Prozent. Der Bau von Autobahnen dorthin ist einer der Ansätze für
das Überbrücken dieser Unterschiede.
19
Die Regierung versucht durch verschiedene
finanzielle und steuerliche Anreize die unterschiedliche Entwicklung der Regionen kon-
vergieren zu lassen.
16
Vgl. http://www.sario.sk/?preco-investovat-v-sr, abgefragt am 20.11.2006. Die Studie heißt: ,,Warum
sollte man in der Slowakei investieren?" (Eigene Übersetzung). Sario ist eine staatliche slowakische
Agentur für Investitions- und Handelsförderung.
17
Ende 2006 wird Peugeot PSA in der westslowakischen Stadt Trnava, und bis Anfang 2007 Kia-
Hyundai in seinem ersten Europa-Standort in der nordslowakischen Stadt Zilina die Produktion auf-
nehmen. Die Slowakei wird dann mit einer prognostizierten Jahresproduktion von etwa 800.000 Autos
zum fünftgrößten Automobilproduzenten der Welt aufsteigen. Gemessen an der Einwohnerzahl von
nur 5,4 Millionen wird das Land mit jährlich fast 150 produzierten Autos pro 1.000 Einwohner sogar
die klare Nummer Eins der Welt sein.
18
Vgl. Laaser, Claus-Friedrich, Schreder, Klaus: Aufstrebende Standorte im Zentrum Europas: Die EU-
Partner Slowakei und Tschechische Republik, vgl. http://www.uni-kiel.de/ifw/presse/pm/2006/06_
01_23.htm, abgefragt am 26.10.2006.
19
Der Ausbau bis zu der Stadt Kosice (Ost-Slowakei) ist immer wieder ein beliebtes Wahlkampfthema.
Dabei ist das Autobahnnetz neben dem Bahnschienennetz einer der wichtigsten Indikatoren für die er-
folgreiche Entwicklung wirtschaftlich schwächerer Regionen.

12
Die gute Kondition der Wirtschaft ist auf die Reformen der Vorgängerregierung zurück-
zuführen, die international eine hohe Anerkennung genoss und die Slowakei zu einem der
wirtschaftsfreundlichsten Länder der Welt gemacht hat.
20
Eine der wichtigsten Reformen der Regierung Dzurinda war die Rentenreform. Mit der
Reform ist das Rentenalter auf 62 Jahre angehoben, die Mindestrente abgeschafft und die
Rentenhöhe stärker an die geleisteten Beiträge gekoppelt worden.
21
Die Rentenversiche-
rung wurde in ein Drei-Säulen-System umgestellt. Die erste Säule ist die klassische
staatlich organisierte und umlagenbasierte Rentenversicherung.
22
Die zweite Säule stellt
ein staatlich reguliertes kapitalgedecktes Aufsparsystem (Rentensparen) dar.
23
Die dritte
Säule ist ein Zusatzsparen und dient als ein Ergänzungssystem der ersten und zweiten
Säule.
24
Im Jahr 2003 hat das slowakische Parlament beschlossen, das Steuerrecht zu ändern. Die
Steuerreform ist im Januar 2004 in Kraft getreten und führte zu einem einheitlichen
Steuersatz von 19 Prozent für Einkommens-, Körperschafts- und Mehrwertsteuer.
25
Mit
der Reform wurde der Grundfreibetrag erhöht und die meisten Ausnahmetatbestände für
die unterschiedlichen Steuerarten gestrichen.
26
Mit diesen Maßnahmen wurde das Steuer-
system international beispiellos vereinfacht, Bürokratie auf der Staats- wie auch der
Unternehmensseite abgeschafft und jegliche Art der ,,Steueroptimierung" verhindert.
Entgegen der Meinung der Reformgegner stiegen die Steuereinnahmen des Staates dank
20
So zeichnete die Weltbank in ihrem Bericht ,,Doing business in 2005" die Slowakei als Erstes von
zwanzig Ländern aus, denen es in den vergangenen zwei Jahren am besten gelungen sei, gute Unter-
nehmensbedingungen zu schaffen. Die Weltbank stuft die Slowakei als Land mit dem größten Fort-
schritt unter 143 Ländern ein. Auch die OECD kam zu ähnlichen Ergebnissen.
21
Bisher konnten die Frauen je nach Kinderzahl ab 53, Männer ab 55 in die Rente gehen. Jeder Bürger
hatte Anspruch auf eine Mindestrente, während Beitragszahler einen Anspruch in Höhe von maximal
des 1,8-fachen der Mindestrente erwerben konnten.
22
Diese entspricht im Wesentlichen der Rentenfinanzierung in Deutschland. Ein Teil der Rentenbeiträge
wird vom Arbeitgeber und der zweite von Arbeitnehmer finanziert.
23
In dieser zweiten Rentensäule wird die Hälfte der Rentenbeiträge in eine vom Arbeitnehmer gewählte
privatrechtliche Gesellschaft überführt und es wird ein Kapitalstock für die zukünftige Rente aufge-
baut. Die Teilnahme in dieser Rentensäule ist für alle Berufseinsteiger Pflicht.
24
Hierbei handelt es sich um eine freiwillige kapitalgedeckte Rentenversicherung, die steuerlich von der
Regierung gefördert wird und ähnelt der deutschen ,,Riesterrente".
25
Bisher betrug der Standardsatz der Mehrwertsteuer 20 Prozent, der ermäßigte Satz 14 Prozent und der
Unternehmensteuersatz betrug 25 Prozent.
26
Vgl. Waltraut Peter: Die arbeitsmarkt- und sozialpolitische Reformen in der Slowakische Republik, in
IW-Trends 2/2006, Seite 1-15. Auch einen Kinderfreibetrag gibt es nicht mehr, stattdessen wird nur
eine erwerbsabhängige Steuergutschrift in Höhe von etwa 126 Euro pro Jahr und Kind angerechnet.
Mehr als 80 Prozent aller Ausnahmen und Abweichungen sind aufgehoben worden. So gibt es in der
Slowakei keine Grunderwerbssteuer, Dividendenbesteuerung, Erbschafts- oder Schenkungssteuer
mehr.

13
der breiten Steuerbemessungsgrundlage überplanmäßig, bei einem gleichzeitig wirtschaft-
lich attraktiven Steuersystem.
Auch auf dem Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren vieles verbessert. Hier setzte
die Dzurinda-Regierung Änderungen beim Kranken- und Arbeitslosengeld durch, novel-
lierte das Arbeitsrecht, verschlankte die Arbeitsverwaltung und startete eine aktive Ar-
beitsmarktpolitik.
27
Die Änderungen betreffen die Verlängerung der Höchstarbeitszeit
sowie die Möglichkeit der externen Teilzeitarbeit, die Wochenendarbeit und die Möglich-
keit von Überstunden in außerordentlichen Situationen und dringenden Fällen. Auf diese
Weise sollen die Arbeitsbeziehungen flexibler gestaltet werden. Weiterhin wurden die
Rechte der Arbeitnehmer beschnitten und die Hürden einer ordentlichen Kündigung
abgebaut. Das neue Arbeitsgesetzbuch hat weitere Fortschritte im Bereich der Gleichbe-
handlung beim Zugang zur Beschäftigung, beim beruflichen Aufstieg, in der Berufsaus-
bildung und bei den Arbeitsbedingungen geschaffen. Dank der vorgenommenen Arbeits-
marktreform besitzt die Slowakei heute einen der liberalsten und flexibelsten Arbeits-
märkte der Welt.
Mehrere ökonomische Faktoren zeigen, dass all diese Reformen für die Wirtschaftsstruk-
tur der Slowakei richtig waren. Mittelfristig ist ohne jegliche Anpassungen der wirtschaft-
lichen Rahmenbedingungen mit einem Wachstum der Wirtschaft um fünf Prozent pro
Jahr zu rechnen. Die Slowakei ist ihrem neu gewonnenen Image treu geblieben. Hatte im
Jahr 2004 die Einführung einer Einheitssteuer von 19 Prozent und der EU-Beitritt Auf-
merksamkeit erregt, waren es im Jahre 2005 die Rentenreform und der überraschende
Beitritt zum europäischen Wechselkursmechanismus (WKM II.).
28
Auch das Bekenntnis
der neuen Regierung zur Erfüllung den Maastricht-Kriterien für die Einführung des Euro
im Jahr 2009 und die Erfüllung der Lisabonner Strategie 2010 lässt eine weitere positive
Entwicklung erwarten.
Für die strategische, ökonomische Entwicklung der Slowakei (nicht nur auf dem Ar-
beitsmarkt) wird die Umsetzung von weiteren Reformschritten notwendig sein. Den
27
In der real-sozialistischen Vergangenheit hatte sich ein umfassendes soziales Netz herangebildet, das
überdimensioniert war. Die Grundprinzipien der Sozialpolitik waren deformiert, die Sozialleistungen
wurden flächendeckend gewährt. Das haben diese Reformen verändert.
28
Für die 10 neuen Mitgliedstaaten ist der Beitritt zum europäischen Wechselkursmechanismus ein
Kriterium für die Einführung des Euros. Schon im Jahr 2007 erwartet die slowakische Regierung
erstmals die Erfüllung aller Maastricht-Kriterien. Die Slowakei strebt an, den Euro zum 01.01. 2009
einführen zu können. Die Mehrheit der Slowaken begrüßt diese Entscheidung, nur 23 Prozent sind da-
gegen. Vgl. Jahresbericht der Slowakischen Nationalbank 2005, Seite 103.

14
Schwerpunkt sollte die Bildungsreform bilden, die sehr wichtig für die Qualität des
Wirtschaftswachstums und für das langfristige Wirtschaftsklima sind. Für die wirtschaft-
liche Weiterentwicklung ist eine weitere Reduzierung der unnötigen Bürokratie zu erzie-
len. Schritte in diese Richtung wurden von der neuen slowakischen Regierung schon
angekündigt.
Als ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes erscheint allein die neue
Regierung. Auch wenn keine größeren Anpassungen der Reformen zu erwarten sind,
könnten Teile der Reformen im Namen der sozialen Ideologie zurückgenommen werden.
Gleichzeitig könnte die angekündigte Steigerung der Staatsausgaben zu einer Erhöhung
des Staatsdefizits führen, was mit der Verschiebung der Euro-Einführung einhergehen
würde.
2.1.3 Arbeitsmarktsituation
Das größte Problem der slowakischen Wirtschaft neben der hohen Arbeitslosenquote
29
ist
ihre asymmetrische Verteilung auf die einzelnen Regionen. Die Arbeitslosigkeit sinkt nur
langsam und der Pessimismus vergangener Jahre macht den optimistischen Zukunftsein-
schätzungen nur langsam Platz. Obwohl die Slowakei ökonomisch sehr schnell wächst
und die Prognosen weiterhin gut sind, wird das Land auch künftig mit hoher Arbeitslo-
sigkeit kämpfen müssen. Die Slowakische Republik hat im Vergleich zu anderen europäi-
schen Ländern eine der höchsten Arbeitslosenraten.
30
2002
2003
2004
2005
2006*
Slowakei
18,7
17,6
18,2
16,3
12,3
Tschechische Republik
7,3
7,8
8,3
7,9
6,8
Ungarn
7,5
7,6
7,4
7,3
7,7
Polen
19,9
19,6
19,0
17,7
13,6
EU 15
7,6
8,0
8,1
7,9
7,6
Deutschland
8,2
9,0
9,5
9,5
8,0
Arbeitslosenquote
Abbildung 2: Internationaler Vergleich der Arbeitslosenquote.
31
29
Im November 2006 hatte die Slowakei laut Eurostat eine Arbeitslosenquote von 12,7 Prozent und
nach der Berechnung des slowakischen Arbeitsamtes 9,3 Prozent. Die Differenz ist auf unterschiedli-
che Berechnungsweisen zurückzuführen. Das Arbeitsamt führt statistisch nur die Arbeitslosen, die
sich aktiv um Arbeit bemühen (d. h. Arbeitslosenunterstützung beziehen).
30
Quelle: Eurostat, Euro-indicators; http://europa.eu.int/comm/eurostat, abgefragt am 27.10.2006. Zum
Vergleich: Im Jahr 2005 betrug die Arbeitslosenquote in Irland 4,3 Prozent, in Dänemark 4,5 Prozent
und in der Slowakei 16,3 Prozent.
31
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page?_pageid=1996,39140985&_dad=portal&_schema

15
Nachdem die erste Welle der ausländischen Investitionen die Arbeitsmärkte im Westen
des Landes leer gefegt hat, kommt es immer häufiger auch in problematischen Teilen der
Ostslowakei zur Ansiedlung von Produktionsstätten, die dort neue Arbeitsplätze schaffen.
Die Reduktion der Arbeitslosigkeit in diesen wirtschaftlich schwachen Regionen gehört
bis heute zu den wichtigsten Agenda-Punkten jeder Regierung. Die Lösung dieses Prob-
lems wird trotzdem wahrscheinlich noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Die Ursachen
hierfür sind die schwache Infrastruktur, das Bildungsniveau und der Frust der Langzeitar-
beitslosen. Nichtsdestotrotz haben die mutigen Reformen der vorherigen Regierungen
auch in diesen schwach entwickelten Regionen des Landes zu einer bedeutenden Senkung
der Arbeitslosigkeit geführt.
In Abbildung 3 kann man die starken Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen
erkennen. So existiert einerseits in der Region Bratislava praktisch keine bzw. nur eine
natürliche Arbeitslosigkeit und anderseits liegt die Arbeitslosigkeit in den Regionen
Kosice, Presov, Banska-Bystrica bei über 15 Prozent.
Entwicklung der Arbeitslosenquote in einzelnen Regionen
0%
5%
10%
15%
20%
25%
Q1
Q2
Q3
Q4
Q1
Q2
Q3
Q4
Q1
Q2
Q3
Bratislava
Trnava
Trencin
Nitra
Zilina
Banska Bystrica
Presov
Kosice
2005
2004
2006
Abbildung 3: Entwicklung der Arbeitslosenquote in einzelnen Regionen.
32
Als ein wichtiger Punkt bei der Senkung der Arbeitslosigkeit ist die Tatsache zu sehen,
dass die Slowakei im Vergleich zu anderen europäischen Ländern teils deutlich niedrigere
=PORTAL&screen=detailref&language=de&product=STRIND_EMPLOI&root=STRIND_EMPLOI/
emploi/em071, abgefragt am 20.11.2006. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an der
Erwerbsbevölkerung. *Angaben für das Jahr 2006 sind noch nicht vollständigt, in der Grafik sind die
Zahlen bis 11/2006.
32
Die Angaben für Jahr 2006 sind nur bis 10/2006 verfügbar, Quelle: http://www.upsvar.sk/rsi/ rsi.nsf/0/
2CA1CE2D0B9025ECC125716C0029747B?OpenDocument, abgefragt am 20.11.2006.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836603867
DOI
10.3239/9783836603867
Dateigröße
967 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main – 3, Wirtschaft und Recht, Studiengang Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2007 (Juni)
Note
1,3
Schlagworte
slowakei arbeitsvermittlung unternehmensgründung geschäftsplan zeitarbeitsunternehmen entrepreneurship marktanalyse business-plan personalagentur
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Titel: Business-Plan für eine Personalagentur mit Standort in der Slowakei
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