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Auswirkungen von Pensionszusagen auf die wirtschaftliche Lage

Ein Vergleich alternativer Periodisierungskonzepte

©2006 Diplomarbeit 83 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Seit Anfang 2005 schreibt die EU für kapitalmarktorientierte Konzerne verpflichtend die Anwendung der internationalen Rechnungslegungsstandards der IAS/IFRS (International Accounting Standards bzw. International Financial Reporting Standards) vor. Auch deutsche Unternehmen sind davon betroffen und müssen entsprechende Konzernabschlüsse aufstellen. Hinsichtlich der betrieblichen Altersversorgung bedeutet dies, dass in den Konzernabschlüssen nur noch ein einziges Verfahren zur Bewertung von betrieblichen Pensionszusagen erlaubt ist. Bei einem Anteil von 36% an der Marktkapitalisierung der DAX-30-Unternehmen (Stand: 31.12.2004) wird klar, dass die betriebliche Altersversorgung aus Sicht der Unternehmen eine große Bedeutung haben muss. Die Frage, nach welchen Regeln sie diese Verpflichtungen bewerten und periodisieren sollen, hat für sie ein großes Gewicht. Die Bewertungsmethode beeinflusst Bilanzrelationen und damit auch die Finanzierungskosten. Zunehmende bilanzielle Auslagerung der Verpflichtungen ist die Folge.
Gleichzeitig ist festzustellen, dass nach den IAS/IFRS bilanzierende Unternehmen zunehmend auf eine interne Erfolgsrechnung verzichten. Statt der klassischen Trennung von Kosten- und Leistungsrechnung auf der einen und dem Jahresabschluss auf der anderen Seite findet lediglich ein externes Rechnungslegungssystem nach IAS/IFRS Anwendung – auch auf interner Ebene. Begründet wird dies mit der Ausrichtung der IAS/IFRS an der Informationsfunktion des Jahresabschlusses. Wenn Investoren bestimmte Informationen erhalten, so die Idee, dann sei es nur konsequent, diese Informationen auch intern zu nutzen und auf ein zweites Rechnungssystem zu verzichten. Dafür spricht der in mehreren Standards der IAS/IFRS vorgeschriebene „Management Approach“. Er sieht vor, Daten des internen Reportings für die externe Rechnungslegung zu nutzen und so den Investoren die Sichtweise des Managements zu ermöglichen.
Insofern herrscht eine zweifache Konvergenz: Zum einen werden interne Daten und Informationen nach außen kommuniziert. Dies hat eine stärkere Bedeutung des Controlling für die externe Rechnungslegung zur Folge. Zum anderen dienen extern publizierte Informationen als Grundlage für interne Ergebnisgrößen.
Wenn nun aber einerseits nach IAS/IFRS durch den „Management Approach“ dem Controlling eine größere Bedeutung für die externe Rechnungslegung beigemessen wird, andererseits aber im Bereich der betrieblichen Altersversorgung […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christian Sasse
Auswirkungen von Pensionszusagen auf die wirtschaftliche Lage
Ein Vergleich alternativer Periodisierungskonzepte
ISBN: 978-3-8366-0341-6
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

1
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ...III
Symbolverzeichnis...V
Darstellungsverzeichnis ... VII
1. Einleitung... 1
2. Grundlagen ... 3
2.1
Pensionszusagen... 3
2.1.1
Gründe für eine betriebliche Altersversorgung... 3
2.1.2
Ausgestaltungsformen und Durchführungswege ... 4
2.2
Die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens... 6
2.2.1
Begriff und Ausprägungen ­ Erfolg, Vermögen, Finanzen ... 6
2.2.2
Bedeutung für das Controlling... 9
3. Existierende Periodisierungskonzepte und ihre Auswirkungen auf
die wirtschaftliche Lage... 14
3.1
Darstellung existierender Periodisierungskonzepte ... 14
3.1.1
Anwartschaftsbarwertverfahren ... 15
3.1.2
Gegenwartswertverfahren ... 22
3.1.3
Teilwertverfahren... 26
3.2
Vergleich der Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage... 32
3.2.1
Aus Controllingsicht relevanter Vergleichsmaßstab... 32
3.2.2
Erfolgslage ... 35
3.2.2.1
Anwartschaftsbarwertverfahren ... 36
3.2.2.2 Gegenwartswertverfahren ... 44
3.2.2.3
Teilwertverfahren... 47
3.2.3
Vermögenslage... 52
3.2.4
Finanzlage ... 54
3.2.5
Zwischenergebnis... 56
3.3
Weitere Problemfelder ... 58
4. Erläuterndes Beispiel... 62
5. Zusammenfassung... 67
Literaturverzeichnis... VII

III
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
Aufl.
Auflage
bAV
betriebliche
Altersversorgung
BetrAVG
Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung
bzw.
beziehungsweise
c.p.
ceteris
paribus
CVA
Cash Value Added
Darst.
Darstellung
DBO
Defined Benefit Obligation
DCF
Discounted Cash Flow
Diss.
Dissertation
EBIT
Earnings Before Interest and Taxes
EEI
Earned Economic Income
EStG
Einkommensteuergesetz
EU
Europäische
Union
EVA
Economic Value Added
f. folgende
ff.
fortfolgende
GE
Geldeinheit
ggf.
gegebenenfalls
GoB
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
HGB
Handelsgesetzbuch
Hrsg.
Herausgeber
IAS
International Accounting Standard
IASB
International Accounting Standards Board
IFRS
International Financial Reporting Standard
o.g.
oben
genannt
p.a.
pro
anno
PUC
Projected Unit Credit Method
ROCE
Return On Capital Employed
S. Seite

IV
SFAC
Statement of Financial Accounting Concepts
SFAS
Statement of Financial Accounting Standards
sog.
sogenannt
Sp.
Spalte
u.a.
und
andere
Univ.
Universität
US-GAAP
United States Generally Accepted Accounting Principles
u.U.
unter
Umständen
vgl.
vergleiche
WACC
Weighted Average Cost of Capital

V
Symbolverzeichnis
A Annuität
a
t
prozentualer Anteil des Leistungsbarwerts in Periode t
DBO
t
Verpflichtungsumfang in Periode t
TW
z
t
DBO
=
Verpflichtungsumfang nach dem Teilwertverfahren in Periode
z
EA
t
erdienter Anteil in Periode
t
i Zinssatz pro Jahr
LBW
t=v
Leistungsbarwert in Periode
v
m
Anzahl der Perioden der gesamten Dienstzeit
n
Anzahl der Perioden der Leistungsphase
SZF
t=z
Sonderzuführung in Periode
z
t Periode
v
Periode, in der der Versorgungsfall eintritt
z
Periode, in der die Pensionszusage erfolgt
Z
t
Zinsen in Periode
t
ZF
t
Zuführung in Periode
t

VII
Darstellungsverzeichnis
Darst. 1: Betriebliche Altersversorgung ... 5
Darst. 2: Versicherungsmathematische Verteilungsverfahren... 15
Darst. 3: Verteilungszeiträume ... 27
Darst. 4: Anwartschaftsbarwertverfahren bei 6% p.a. (ohne Effekte) ... 63
Darst. 5: Gegenwartswertverfahren bei 6% p.a. (ohne Effekte) ... 63
Darst. 6: Teilwertverfahren bei 6% p.a. (ohne Effekte)... 64
Darst. 7: Anwartschaftsbarwertverfahren bei 6% p.a. (mit Effekt I)... 64
Darst. 8: Gegenwartswertverfahren bei 6% p.a. (mit Effekt I) ... 65
Darst. 9: Teilwertverfahren bei 6% p.a. (mit Effekt I)... 65
Darst. 10: Anwartschaftsbarwertverfahren bei 8% p.a. (mit Effekten I und II) . 66

1
1.
Einleitung
Seit Anfang 2005 schreibt die EU für kapitalmarktorientierte Konzerne verpflich-
tend die Anwendung der internationalen Rechnungslegungsstandards der
IAS/IFRS (International Accounting Standards bzw. International Financial
Reporting Standards) vor. Auch deutsche Unternehmen sind davon betroffen und
müssen entsprechende Konzernabschlüsse aufstellen.
1
Hinsichtlich der betriebli-
chen Altersversorgung bedeutet dies, dass in den Konzernabschlüssen nur noch
ein einziges Verfahren
2
zur Bewertung von betrieblichen Pensionszusagen erlaubt
ist. Bei einem Anteil von 36% an der Marktkapitalisierung der DAX-30-Unter-
nehmen (Stand: 31.12.2004)
3
wird klar, dass die betriebliche Altersversorgung aus
Sicht der Unternehmen eine große Bedeutung haben muss. Die Frage, nach wel-
chen Regeln sie diese Verpflichtungen bewerten und periodisieren sollen, hat für
sie ein großes Gewicht. Die Bewertungsmethode beeinflusst Bilanzrelationen und
damit auch die Finanzierungskosten. Zunehmende bilanzielle Auslagerung der
Verpflichtungen ist die Folge.
4
Gleichzeitig ist festzustellen, dass nach den IAS/IFRS bilanzierende Unternehmen
zunehmend auf eine interne Erfolgsrechnung verzichten. Statt der klassischen
Trennung von Kosten- und Leistungsrechnung auf der einen und dem Jahresab-
schluss auf der anderen Seite findet lediglich ein externes Rechnungslegungssys-
tem nach IAS/IFRS Anwendung ­ auch auf interner Ebene. Begründet wird dies
mit der Ausrichtung der IAS/IFRS an der Informationsfunktion des Jahresab-
schlusses. Wenn Investoren bestimmte Informationen erhalten, so die Idee, dann
sei es nur konsequent, diese Informationen auch intern zu nutzen und auf ein
zweites Rechnungssystem zu verzichten.
5
Dafür spricht der in mehreren Standards
der IAS/IFRS vorgeschriebene ,,Management Approach". Er sieht vor, Daten des
internen Reportings für die externe Rechnungslegung zu nutzen und so den
Investoren die Sichtweise des Managements zu ermöglichen.
6
1
Vgl. Schwinger/Mühlberger (2004), S. 29.
2
IAS 19 schreibt die sog. Projected Unit Credit Method vor. Vgl. hierzu Kapitel 3.1.1.
3
Vgl. Jasper/Delvai (2005), S. 506.
4
Vgl. Pellens/Fülbier/Gassen (2006), S. 424.
5
Vgl. Weißenberger (2004), S. 72. und Kley (2006), S. 150-152.
6
Vgl. Wagenhofer (2006), S. 4.

2
Insofern herrscht eine zweifache Konvergenz: Zum einen werden interne Daten
und Informationen nach außen kommuniziert. Dies hat eine stärkere Bedeutung
des Controlling für die externe Rechnungslegung zur Folge. Zum anderen dienen
extern publizierte Informationen als Grundlage für interne Ergebnisgrößen.
7
Wenn nun aber einerseits nach IAS/IFRS durch den ,,Management Appro-
ach" dem Controlling eine größere Bedeutung für die externe Rechnungslegung
beigemessen wird, andererseits aber im Bereich der betrieblichen Altersversor-
gung explizit nur ein einziges Bewertungsverfahren zulässig ist, dann drängt sich
die Frage auf, ob dieses Verfahren auch aus Controllingsicht optimal ist. Falls dies
nicht der Fall sein sollte, hieße dies, dass im Zweifelsfall Investoren Manage-
mententscheidungen nur eingeschränkt nachvollziehen können. Informationen
hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens wären für die Adressa-
ten des Konzernabschlusses möglicherweise nicht aussagekräftig. Zur Beantwor-
tung der o.g. Frage soll deshalb in der vorliegenden Arbeit ein Vergleich der
denkbaren versicherungsmathematischen Verfahren durchgeführt werden. Der
dafür benötigte Vergleichsmaßstab soll ebenfalls hergeleitet werden.
Die Arbeit beginnt in Kapitel 2 mit begrifflichen Grundlagen zur betrieblichen
Altersversorgung und dem Begriff der wirtschaftlichen Lage. In Kapitel 3 schließt
sich eine Darstellung sowie der Vergleich der unterschiedlichen versicherungsma-
thematischen Verfahren an. Es bildet den Hauptteil der Arbeit. Die Darstellung
erfolgt sowohl formal als auch mit Bezug zu den Vorschriften der Rechnungsle-
gung. Der für den Vergleich notwendige Vergleichsmaßstab wird dort hergeleitet.
Kapitel 4 enthält ein Beispiel, dass die Auswirkungen der versicherungsmathema-
tischen Periodisierungskonzepte auf die Periodenerfolge eines Unternehmens
erläutert. Kapitel 5 schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse. Laufende
Pensionszusagen sowie die Frage, ab wann zugesagte Pensionsleistungen für den
Arbeitnehmer unverfallbar werden, sollen in der vorliegenden Arbeit nicht behan-
delt werden.
7
Vgl. Weißenberger/Arbeitskreis ,,Controller und IFRS" (2006), S. 347 f. und Wagenhofer
(2006), S. 3.

3
2.
Grundlagen
In diesem Kapitel sollen zunächst die beiden für die vorliegende Arbeit wesentli-
chen Begriffe erläutert werden. Zuerst werden kurz die Formen und Durchfüh-
rungswege von Pensionszusagen losgelöst von Rechnungslegungsnormen darge-
stellt. Im zweiten Teil des Kapitels erfolgt eine Darstellung des Begriffs der
wirtschaftlichen Lage. Außerdem wird die Bedeutung dieses Begriffs für das
Controlling aufgezeigt.
2.1
Pensionszusagen
2.1.1 Gründe für eine betriebliche Altersversorgung
Die Existenz von betrieblichen Altersversorgungssystemen
8
kann über eine ein-
zelwirtschaftliche und eine gesamtwirtschaftliche Sichtweise begründet werden.
Letztere erklärt betriebliche Altersversorgung als eine Art ,,dritte Säule" neben
privater und gesetzlicher Altersversorgung in Deutschland.
9
Aufgrund der Prob-
leme der umlagefinanzierten gesetzlichen Systeme kommt ihr eine wachsende
Bedeutung zu. Die im angelsächsischen Raum üblichen Pensionsfonds stellen dort
darüber hinaus einen wichtigen Mittelzufluss für die Kapitalmärkte
10
dar.
Auf der einzelwirtschaftlichen Ebene kann die betriebliche Altersversorgung von
zwei Seiten betrachtet werden. Zum einen ermöglicht sie es den Unternehmen, im
Wettbewerb um Mitarbeiter, vor allem um Führungskräfte, Personal zu binden
und als attraktiver Arbeitgeber aufzutreten. Zum anderen ermöglichen steuerliche
Regelungen den Unternehmen eine Finanzierung mittels Pensionsrückstellungen.
Solche Pensionsrückstellungen können als Substitut für anderes Fremdkapital
dienen und sind aufgrund ihrer Merkmale ein beliebtes Instrument zur Innenfi-
nanzierung. So stellen sie die wohl langfristigste Verbindlichkeit überhaupt dar
und können in einem gewissen Rahmen an die wirtschaftliche Entwicklung ange-
passt werden.
11
8
Diese können alternativ auch eine Invaliditäts- oder Hinterbliebenenversorgung umfassen.
9
Vgl. Wellisch (2004), S. 599.
10
Vgl. Arbeitskreis ,,Finanzierung" der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V.
(1998), S. 326.
11
Vgl. Gohdes/Meier (2003), S. 1377 f.

4
2.1.2 Ausgestaltungsformen und Durchführungswege
Prinzipiell können Pensionszusagen entweder vollständig durch das zusagende
Unternehmen abgewickelt werden, so dass dieses für die Pensionsleistungen
aufkommen muss (sog. unmittelbare Zusage) oder das zusagende Unternehmen
verpflichtet sich lediglich zur Zahlung von ,,Pensionsprämien" an einen externen
Dritten, der dann für die Leistung gegenüber den Pensionsempfängern verantwort-
lich ist (sog. mittelbare Zusage).
12
Beide Ausgestaltungsformen erlauben eine
Pensionsauszahlung in Renten- oder Kapitalform und sind grundsätzlich
13
sowohl
nach dem HGB (Handelsgesetzbuch) und den IAS/IFRS als auch nach den US-
GAAP (United States Generally Accepted Accounting Principles) erlaubt.
In Deutschland stehen Unternehmen für die betriebliche Altersversorgung insge-
samt fünf Durchführungswege zur Verfügung: Direktzusage, Direktversicherung,
Unterstützungskasse, Pensionskasse und Pensionsfonds, wobei lediglich die
Direktzusage in die Kategorie der unmittelbaren Zusagen fällt. In Deutschland
dominiert klar die Direktzusage,
14
während vor allem im angelsächsischen Raum
der Pensionsfonds diese Rolle
15
einnimmt.
Je nach Ausgestaltungsform und Durchführungsweg kann das zusagende Unter-
nehmen sich für leistungsdefinierte oder beitragsdefinierte Pensionszusagen
entscheiden. Bei der erstgenannten Variante wird zum Zusagezeitpunkt zwischen
Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine fixe Leistung für den Eintritt des Versor-
gungsfalls vereinbart. Bei der zweiten Variante wird nur die vom Arbeitgeber zu
leistende Prämie vereinbart. Allerdings verbleibt das Anlagerisiko bei beitragsde-
finierten Zusagen letztlich beim Arbeitnehmer.
16
Folgende Darstellung fasst die
Varianten der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland zusammen:
12
Vgl. Siepe (1997), S. 453. Speziell nach IAS 19 spielt diese Unterscheidung aber nur eine un-
tergeordnete Rolle. Vgl. dazu Mühlberger/Schwinger (2006), S. 13.
13
Auf die Feinheiten der Ausgestaltungsformen und der darauf anzuwendenden Rechts- und
Rechnungslegungsnormen soll hier im folgenden nicht eingegangen werden, da der Fokus der
vorliegenden Arbeit stärker auf den Periodisierungskonzepten liegt.
14
Vgl. Meier/Recktenwald (2006), S. 707. Zu den einzelnen Durchführungswegen vgl. Molzahn
(2006), S. 32-34.
15
Vgl. Wellisch (2004), S. 599.
16
Vgl. Planert (2006), S. 6 f. und Molzahn (2006), S. 34 f.

5
unmittelbar
mittelbar
Direktzusage
Direktversicherung
Unterstützungskasse
Pensionskasse
Pensionsfond
leistungsdefiniert
beitragsdefiniert
Pensionszusage
Darst. 1: Betriebliche Altersversorgung
(Quelle: eigene Darstellung)
Die Entscheidung für beitrags- oder leistungsdefinierte Zusagen wirkt sich auf die
Finanzlage des zusagenden Unternehmens aus. Der Grund liegt darin, dass bei-
tragsdefinierte Zusagen zwangsläufig mit einem Mittelabfluss beim Arbeitgeber
einhergehen, während bei leistungsdefinierten Zusagen zwei Möglichkeiten
bestehen: Zum einen können die Mittel intern im Unternehmen über Pensions-
rückstellungen angesammelt werden. Zum anderen kann die Ansammlung außer-
halb des Unternehmens, z.B. in einem Pensionsfonds, erfolgen.
17
Die Analyse der
Auswirkungen von Pensionszusagen auf die Finanzlage eines Unternehmens
erfolgt später unter Berücksichtigung der Rechnungslegungsnormen von HGB
bzw. IAS/IFRS in Kapitel 3.2.4. An dieser Stelle ist festzuhalten, dass die vorlie-
gende Arbeit keine beitragsdefinierten Zusagen behandelt, weil diese lediglich zu
einer einfachen Aufwandsbuchung führen.
18
Periodisierungskonzepte kommen
dann gar nicht zur Anwendung.
An der Durchführung einer betrieblichen Altersversorgungsmaßnahme ist jedoch
nicht immer nur der Arbeitgeber beteiligt. Auch der Arbeitnehmer kann dazu
beitragen, indem er auf einen Teil seines normalen Gehalts zugunsten einer späte-
ren Pensionsleistung ­ ob nun als Rente oder als Einmalzahlung ­ verzichtet.
Dieser Verzicht wird als sog. Entgeltumwandlung bezeichnet. Sie erlaubt es,
Pensionszusagen nicht als einseitiges ,,Geschenk" des Arbeitgebers, sondern
lediglich als Lohn- oder Gehaltssubstitut anzusehen.
19
17
Vgl. Pellens/Fülbier/Gassen (2006), S. 426.
18
Vgl. Mühlberger/Schwinger (2006), S. 13 f.
19
Vgl. Drukarczyk/Ebinger/Schüler (2005), S. 238.

6
Durch den Verzicht des Arbeitnehmers kommt es zu einem Kreditverhältnis
zwischen ihm und dem Arbeitgeber.
20
Da die Kompensation für den heutigen
Entgeltverzicht erst in der Zukunft erfolgt, wird sich der Arbeitnehmer nur dann
dazu entschließen, wenn er sich ökonomisch nicht schlechter stellt. Es muss also
Wertgleichheit zwischen den beiden Alternativen einer sofortigen Lohn- und einer
späteren Pensionszahlung herrschen. Da die Besteuerung von Altersbezügen meist
anders gestaltet ist als jene von Löhnen und Gehältern, muss bei der Herstellung
von Wertgleichheit neben einem Zins als Ausdruck für den Zeitwert auch die
Besteuerung Berücksichtigung finden.
21
Ein entsprechendes Kalkül, dass eine aus
Arbeitnehmersicht mindestens neutrale Pensionsleistung bestimmbar macht, soll
hier nicht behandelt werden. Es sei an dieser Stelle auf entsprechende Literatur
verwiesen.
22
Zu erwähnen ist aber noch, dass eine Entgeltumwandlung eine
Möglichkeit zur Finanzierung von betrieblicher Altersversorgung darstellt. So ist
der Extremfall denkbar, dass Pensionszusagen vollständig durch den Gehaltsver-
zicht der jeweils begünstigten Arbeitnehmer finanziert werden. Ein dabei auftre-
tender Steuervorteil des Unternehmens wäre prinzipiell zwischen Arbeitnehmer
und Arbeitgeber frei verhandelbar.
23
Festzuhalten bleibt, dass für Pensionszusagen verschiedenste Durchführungswege
und Ausgestaltungsformen denkbar sind. Die Entscheidung für eine davon hängt
von einer Vielzahl von Faktoren ab. Neben arbeits-, steuer- und handelsrechtli-
chen Regelungen spielt auch die Finanzierung eine Rolle. Da sie lediglich den
Arbeitnehmer belastet, bietet sich unter diesem Gesichtspunkt aus Unternehmens-
sicht die Entgeltumwandlung an.
2.2
Die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens
2.2.1 Begriff und Ausprägungen ­ Erfolg, Vermögen, Finanzen
Der Begriff der ,,wirtschaftlichen Lage" eines Unternehmens taucht zunächst im
Zusammenhang mit der externen Rechnungslegung auf. So verlangt das HGB für
20
Vgl. hierzu Kapitel 3.1.
21
Vgl. Dirrigl (1997), S. 56.
22
Vgl. z.B. die Arbeit von Drukarczyk/Ebinger/Schüler (2005), die auch Auswirkungen der
Sozialversicherungsbeiträge
berücksichtigt.
23
Vgl. Dirrigl (1997), S. 57.

7
Kapitalgesellschaften und Konzerne, dass der von diesen aufzustellende Lagebe-
richt ,,ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild" von Geschäftsver-
lauf, -ergebnis und der Lage des Unternehmens vermittelt.
24
Ähnliches fordert das
Rahmenkonzept der IAS/IFRS für den Jahresabschluss.
25
Auch jeder andere
ordentliche Kaufmann muss gemäß HGB seine Bücher so führen, dass ein sach-
verständiger Dritter sich über die Lage des Unternehmens informieren kann.
26
Die
wirtschaftliche Lage scheint also ein zentrales Thema der Rechnungslegung zu
sein. Zu fragen ist nun zunächst, was unter der wirtschaftlichen Lage zu verstehen
ist. In der Literatur ist eine Aufspaltung des Begriffs auf drei Teilbereiche üblich,
von denen jeder eine bestimmte Ausprägung des Oberbegriffs der wirtschaftlichen
Lage darstellt. Es wird unterschieden zwischen der Erfolgslage, der Vermögens-
lage und der Finanzlage.
27
Die Erfolgslage als erster Teilbereich beschreibt die Fähigkeit eines Unterneh-
mens, Erträge zu erwirtschaften, die die dabei entstehenden Aufwendungen exakt
decken oder übersteigen. Typische Messgröße zur Beurteilung der Erfolgslage ist
der Periodenerfolg. Ein möglichst hoher Periodenerfolg in einer jeweiligen Be-
richtsperiode wird dabei als optimal unterstellt. Seine Feststellung erfolgt im
externen Rechnungswesen mithilfe der Gewinn- und Verlustrechnung, im inter-
nen Rechnungswesen dagegen mittels der Kosten- und Leistungsrechnung.
28
Den
zweiten Teilbereich der wirtschaftlichen Lage bildet die Vermögenslage. Die
Vermögenslage umfasst die Veränderung des Vermögensbestandes im Lauf einer
Berichtsperiode. Der Anfangs- und der Endbestand des gesamten Vermögens
werden verglichen und eine Steigerung des Bestands vom Unternehmen als posi-
tiv angesehen. Zunächst muss aber hinsichtlich des Vermögensbegriffs selbst
differenziert werden zwischen dem Bruttovermögen, das dem Wert aller Aktiva
eines Unternehmens entspricht, und dem Nettovermögen, das dem Saldo aus
Aktiva und Fremdkapital entspricht und daher gleich dem Eigenkapital ist. In
beiden Fällen kann der Wert des Vermögens auf zwei Arten gemessen werden,
entweder mittels Gesamt- oder mittels Einzelbewertung. Die Gesamtbewertung
nimmt dabei eine Bewertung der zukünftig erwarteten Erträge vor und liefert so
24
Vgl. HGB, §§ 289 I, 315 I.
25
Vgl. Pellens/Fülbier/Gassen (2006), S. 106.
26
Vgl. HGB, § 238 I.
27
Vgl. Coenenberg (1986), S. 155.
28
Vgl. Rückle (1986), S. 171 und Coenenberg (2003), S. 581.

8
den Wert des Effektivvermögens, während die Einzelbewertung einer bilanziellen
Bewertung entspricht. Zwar ist die Effektivvermögensbewertung für die Jahresab-
schlussadressaten von größerem Interesse, aber im Rahmen der o.g. handelsrecht-
lichen Rechnungslegungsnormen kann eine solche Bewertung nicht stattfinden.
Dies liegt an den Jahresabschlussinstrumenten Buchführung und Bilanz. Sie
ermöglichen lediglich eine Bilanzvermögensbewertung, können aber immerhin
Hinweise auf eine wesentliche Änderung des Effektivvermögens geben.
29
Die
Finanzlage bildet schließlich den dritten Teilbereich. Sie bezieht sich auf die
Liquidität eines Unternehmens, also den Bestand an Zahlungsmitteln. Beeinflusst
wird dieser durch Ein- und Auszahlungen. Demnach beschreibt die Finanzlage die
Fähigkeit eines Unternehmens, seine Auszahlungen durch Einzahlungen zumin-
dest zu decken.
30
Angestrebt werden positive Einzahlungsüberschüsse. Beurteilt
werden kann die Finanzlage typischerweise mithilfe der Kapitalflussrechnung.
Die bisherigen Ausführungen beschränkten sich auf eine einzelne Berichtsperiode.
Diese einperiodische Sichtweise ist aber zu statisch und vernachlässigt, dass
Unternehmen in einer dynamischen Umwelt agieren. Deshalb kann die wirtschaft-
liche Lage eines Unternehmens nur dann zutreffend wiedergegeben werden, wenn
auch zukünftige Entwicklungen Berücksichtigung finden, hängt doch die Lage
eines Unternehmens stark von seiner künftigen Leistungsfähigkeit ab.
31
Im Rah-
men der Erfolgslage sind also auch jene Erfolgspotentiale zu erfassen, die für
positive Periodenerfolge in der Zukunft sorgen werden.
32
Es ist außerdem zu beachten, dass zwischen den einzelnen Teilbereichen der
wirtschaftlichen Lage nicht unerhebliche Interdependenzen bestehen. So geht eine
steigende Liquidität als Ausdruck der finanziellen Lage häufig mit einer Reihe
hoher Periodenerfolge einher. Auch die Vermögenslage ist mit den Periodenerfol-
gen verknüpft. Im System der doppelten Buchhaltung zeigen sich Periodenerfolge
nicht nur in der Erfolgsrechnung, sondern auch in der Bilanz. Werden nämlich
positive Periodenerfolge nicht ausgeschüttet, so erhöht sich c.p. das Eigenkapi-
tal,
33
das, wie erwähnt, dem Nettovermögen entspricht. Gemäß dem Lücke-
29
Vgl. zu diesen Ausführungen Moxter (1986), S. 346-349.
30
Vgl. Rückle (1986), S. 174.
31
Vgl. Leffson (1984), S. 37, Tz. 66.
32
Vgl. Busse von Colbe/Brotte (1998), S. 135 und Coenenberg (1986), S. 160 f.
33
Vgl. Wöhe/Bilstein (2002), S. 351 und Küting (2006), S. 1442.

9
Theorem besteht ein weiterer Zusammenhang zwischen Nettovermögen und
Periodenerfolgen: Eine Berücksichtigung von kalkulatorischen Zinsen bei den
Erfolgen und anschließende Diskontierung liefert hier den Marktwert des Eigen-
kapitals.
34
Darüber hinaus sind zur Bestimmung von Rentabilitätskennzahlen wie
ROCE (Return On Capital Employed) Informationen über Erfolg und Vermögen
nötig.
35
Auch Vermögen und Finanzen sind miteinander verbunden. Langfristig negative
Zahlungsströme werden zu einer Aufzehrung des Vermögens führen. Umgekehrt
führt eine Erhöhung des Eigenkapitals nicht nur zu einem höheren Nettovermögen,
sondern ­ sofern die Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen durchgeführt wird ­
auch zu einer verbesserten Liquidität. Diese Interdependenzen lassen eine isolierte
Beurteilung lediglich einzelner der genannten Teilbereiche nicht sinnvoll erschei-
nen. Vielmehr müssen jeweils alle drei Teilbereiche gemeinsam betrachtet werden,
um ein aufschlussreiches Bild der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens
gewinnen zu können. Hierbei kommt aber insbesondere der Erfolgslage eine
zentrale Stellung zu.
Bei den bisherigen Ausführungen zur wirtschaftlichen Lage wurde als Ausgangs-
und Bezugspunkt das externe Rechnungswesen gewählt. Doch auch für das inter-
ne Rechnungswesen, vor allem das Controlling, ist die wirtschaftliche Lage von
Relevanz.
2.2.2 Bedeutung für das Controlling
Unter Controlling wird die ,,ergebnisorientierte Steuerung eines Unternehmens
oder eines Konzerns durch Planung, Kontrolle und Information"
36
verstanden.
Insbesondere das eher kurzfristig ausgerichtete operative Controlling ist stark
ergebnisorientiert und daher an Informationen über die Erfolgslage interessiert.
37
Neben dem Ergebniscontrolling
38
sind aber auch andere Teilbereiche des Control-
34
Vgl. Kahle (2003), S. 776.
35
Vgl. Coenenberg (2003), S. 586 f.
36
Solaro (1998), S. 169.
37
Vgl. Dirrigl (1998a), S. 433 und Joos-Sachse (2001), S. 10.
38
Vgl. zu einer Abgrenzung des Begriffs ,,Ergebniscontrolling" Männel (1998), S. 234.

10
lings zumindest mittelbar auf Informationen über die Lage des Unternehmens
angewiesen. Es lassen sich drei interdependente Bereiche unterscheiden:
Der erste Bereich ist die Steuerung. Sie ist eine der Kernaufgaben des Control-
lings und dient der Koordination dezentraler Entscheidungen,
39
die typischerweise
mit Principal-Agent-Problemen einhergehen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden
daher Anreizsysteme eingesetzt, die bestimmten Kriterien genügen müssen, um
optimale Ergebnisse zu liefen. Zu diesen unter Oberbegriffen wie ,,Anreizverträg-
lichkeit" oder ,,Anreizkompatibilität" subsumierten Kriterien gehören Zielkon-
gruenz und Objektivität ebenso wie Manipulationsfreiheit, das Verhaltenssteue-
rungsprinzip, Controllability und eine relative Erfolgsmessung.
40
Interessant
hinsichtlich des Bezugs zur wirtschaftlichen Lage sind aber vor allem die im
Rahmen von Anreizsystemen eingesetzten Instrumente. Hier sind neben dem
Periodenerfolg selbst in erster Linie wertorientierte Performancekennzahlen wie
EVA (Economic Value Added), EEI (Earned Economic Income, auch als relatives
Beitragsverfahren bekannt
41
) oder CVA (Cash Value Added) zu nennen.
Diese Kennzahlensysteme sind zum einen über eine Erfolgsgröße, zum anderen
über eine Kapitaleinsatzgröße
42
mit der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens
verknüpft. Die Kapitaleinsatzgröße wird dabei zur Bestimmung der Kapitalkosten
benötigt. Ohne zu stark auf Details der einzelnen Kennzahlen eingehen zu wol-
len,
43
sei erwähnt, dass der Kapitaleinsatz anhand verschiedener Methoden ge-
messen werden kann. Neben dem noch nicht amortisierten Kapital (EEI) oder der
fortgeschriebenen Bruttoinvestitionsbasis (CVA) ist auch der jeweils aktuelle
Buchwert des Vermögens (EVA) denkbar. Letzteres bewirkt eine direkte Verbin-
dung zwischen der Vermögenslage und dem Kennzahlensystem EVA.
Der zweite Bereich umfasst die Beeinflussung der Fremdkapitalkosten. Hier ist
also in gewisser Weise ebenfalls der Steuerungsaspekt angesprochen. Die Fremd-
kapitalkosten eines Unternehmens sind auch für den zuvor erläuterten Bereich
relevant, da sie zur Bestimmung eines gewichteten Kapitalkostensatzes (Weighted
39
Vgl. Wagenhofer (2006), S. 15.
40
Vgl. zu diesen Kriterien Kahle (2003), S. 775 und Weißenberger (2005), S. 14 f.
41
Vgl. Baldenius/Fuhrmann/Reichelstein (1999), S. 59.
42
Vgl. zu den verschiedenen Kapitaleinsatzgrößen die Übersicht bei Dirrigl (1998b), S. 571.
43
Vgl. hierzu die Arbeiten von Crasselt/Pellens/Schremper (2000) oder Henselmann (2001).

11
Average Cost Of Capital, kurz: WACC)
44
benötigt werden. Auch die den Eigen-
kapitalgebern zur Verfügung stehenden Zahlungsströme, die im Rahmen des
Ertragswertverfahrens bei Unternehmensbewertungen genutzt werden, werden
durch die Zinszahlungen für Fremdkapital beeinflusst.
Diese Zinszahlungen hängen zu einem wesentlichen Teil von der Bonität des
Schuldners ab. Potentielle Fremdkapitalgeber werden einerseits ihre Entscheidung
über eine Kreditvergabe von eben dieser Bonität abhängig machen, andererseits
aber auch ihre Renditeforderung. Denn diese wird vom finanziellen Risiko des
Schuldners beeinflusst. Eine Möglichkeit für Fremdkapitalgeber, sich Informatio-
nen über die Bonität eines Unternehmens zu beschaffen, stellen externe Ratings
45
dar. Sie werden regelmäßig von darauf spezialisierten Agenturen erstellt, beson-
ders für börsennotierte Gesellschaften. Das Rating selbst soll den (Fremd-)
Kapitalmarkt über die Erfolgs- und Risikofaktoren des Unternehmens und damit
über die Ausfallwahrscheinlichkeit des Investments
46
informieren. Dabei werden
neben finanziellen und leistungswirtschaftlichen auch ,,weiche" Faktoren wie
Kundenzufriedenheit und Managementqualität berücksichtigt Es zeigt somit in
komprimierter Form die Fähigkeit des Unternehmens, seinen Zins- und Tilgungs-
verpflichtungen nachzukommen.
47
Damit knüpfen externe Ratings stets an die Finanzlage von Unternehmen an und
werden von dieser beeinflusst. Da die Bonität als Zielgröße des Ratings aber auch
von der Vermögensstruktur ­ besser: von der Struktur der Fristigkeit und Liqui-
dierbarkeit des Vermögens ­ abhängt, spielt auch die Vermögenslage eine gewis-
se Rolle. Aufgrund der aufgezeigten Interdependenzen zwischen Finanz-, Vermö-
gens- und Erfolgslage kann sich auch letztere auf das Rating auswirken. Dies
bedeutet, dass die Fremdkapitalkosten ebenfalls zumindest indirekt von allen
Teilbereichen der wirtschaftlichen Lage abhängen.
44
Vgl. zur Konzeption des WACC z.B. Lachnit/Müller (2002), S. 2554 f.
45
Vgl. zu einer Definition des Begriffs ,,externes Rating" Everling/Heinke (2001), Sp. 1755-
1757.
46
Investment im Sinne einer Fremdkapitalgewährung, z.B. über festverzinsliche Industrieanlei-
hen.
47
Vgl. Weber/Müller/Sorg (2004), S. 9-11 sowie Gohdes/Meier (2003), S. 1378.

12
Die Unternehmensbewertung
48
bildet den dritten Bereich. Hier kommt dem Cont-
rolling die Aufgabe zu, einerseits Planungen hinsichtlich der zu erwartenden
Zahlungsüberschüsse, andererseits die Bestimmung des relevanten Kalkulations-
zinses durchzuführen. Ausgangsbasis für die Ermittlung der Einzahlungsüber-
schüsse ist bei deren indirekter Ermittlung
49
der Periodengewinn. Dieser muss
nicht unbedingt in Form des handelsrechtlichen Jahresüberschusses vorliegen,
auch Pro-Forma-Größen wie EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) sind
möglich. Je nach gewähltem Bewertungskalkül
50
wird der zur Diskontierung
erforderliche Zinssatz von den Fremdkapitalkosten beeinflusst. Insbesondere auf
den zu den DCF (Discounted Cash Flow) -Verfahren gehörenden WACC-Ansatz
trifft dies zu. Unabhängig vom gewählten Kalkül muss jedoch für die Bestim-
mung des Eigenkapitalwerts das Fremdkapital berücksichtigt werden. Beim
Ertragswertverfahren geschieht dies über die geleisteten Zinszahlungen bei den
Einzahlungsüberschüssen, während Adjusted-Present-Value- und WACC-Ansatz
jeweils den Buchwert des Fremdkapitals in die Berechnung einbeziehen. Die
Höhe der Zahlungen an Fremdkapitalgeber bzw. die von ihnen geforderte Verzin-
sung beeinflussen also den Wert des Eigenkapitals. Wie gezeigt wurde, hängen
aber die Fremdkapitalkosten über Ratings wiederum von der wirtschaftlichen
Lage ab.
Die bereits erwähnten wertorientierten Kennzahlen sollen konzeptionell eine
Steigerung des Unternehmenswerts in einer Periode messen.
51
Da sie aus diesem
Grund eine kalkulatorische Verzinsung der Kapitaleinsatzgröße vorsehen, spielen
auch hier die Kosten des Fremdkapitals und damit Ratings eine Rolle. Diese drei
Bereiche des Controllings sind also interdependent und werden von den verschie-
denen Teilbereichen der wirtschaftlichen Lage beeinflusst.
Damit ist es auch für das Controlling von großer Bedeutung, richtige Kenntnis
von der aktuellen wirtschaftlichen Lage des eigenen Unternehmens zu haben.
Besonders deutlich wird dies bei nach IAS/IFRS aufgestellten Abschlüssen. Diese
48
Vgl. zur Technik der Unternehmensbewertung z.B. Drukarzcyk (2003), Mandl/Rabel (1997)
oder Henselmann/Kniest (2002).
49
Vgl. zur indirekten Ermittlung des Cashflows Pellens/Fülbier/Gassen (2006), S. 181 ff. und
Wöhe/Bilstein (2002), S. 25-27.
50
Es können DCF- und Ertragswertmethode unterschieden werden.
51
Vgl. Lachnit/Müller (2002), S. 2553.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836603416
DOI
10.3239/9783836603416
Dateigröße
569 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ruhr-Universität Bochum – Wirtschaftswissenschaft
Erscheinungsdatum
2007 (Mai)
Note
1,7
Schlagworte
betriebliche altersversorgung rechnungslegung pensionsrückstellung controlling
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Titel: Auswirkungen von Pensionszusagen auf die wirtschaftliche Lage
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