Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
Optimierung von Leistungen und Diensten auf der Grundlage von Mitarbeiter- und Kundenbefragungen
©2003
Diplomarbeit
173 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Marketingkonzept hat sich im privatwirtschaftlichen Bereich in hohem Maße bewährt. Es stellt sich nun die Frage, warum nicht auch öffentliche Verwaltungen das Marketingkonzept übernehmen sollten. Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten:
Durch Marketing kann ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger erreicht werden; es trägt zu kunden- und damit bedürfnisgerichteten Leistungen bei; es kann dabei helfen die Schaltermentalität durch kundennahes Denken zu ersetzen; es kann dazu beitragen öffentlicher Kritik entgegenzuwirken und mehr Unterstützung durch die Öffentlichkeit zu erzielen.
Am Beispiel der VG Kaisersesch wird aufgezeigt, wie unter Einbeziehung der Mitarbeiter und der Bürger ein Konzept erarbeitet werden kann, um in Zukunft noch bürgerfreundlicher zu arbeiten.
In den ersten fünf Kapiteln dieser Arbeit werden zunächst die theoretischen Grundlagen einer Datenerhebung vermittelt. Dabei werden insbesondere Fehler, die bei der Datenerhebung auftreten können, die Gestaltung der Fragebögen (Skalierungen etc.) und die Methoden der Datenerhebung und -gewinnung anhand von Beispielen erläutert.
Die dann folgenden Kapitel beschreiben die Vorgehensweise und die Ergebnisse der durchgeführten Erhebungen. Die Beschreibung der Vorgehensweise stützt sich dabei auf die vorangegangenen theoretischen Erläuterungen und erklärt im Einzelnen warum welche Methode angewandt wurde.
Auf Grund der Ergebnisse der Datenerhebung werden dann im letzten Kapitel Maßnahmen und Verbesserungsmöglichkeiten vorgeschlagen.
Gang der Untersuchung:
Damit die Frage: Ist die VG Kaisersesch als Dienstleistungsunternehmen anerkannt? beantwortet werden kann, müssen sowohl die Mitarbeiter der Verwaltung, als auch die Bürger der Verbandgemeinde mit Hilfe von Fragebögen befragt werden.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Befragung werden Maßnahmen vorgeschlagen, die helfen sollen die Ziele Verbesserung der Bürgernähe und des Bürgerservice zu erreichen. Im ersten Teil der Arbeit wird auf Grundlagen über die Durchführung einer Ist-Erhebung eingegangen.
Diese sollen dem Leser einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, Methoden und Vorgehensweisen einer Datenerhebung vermitteln. Kapitel 2 befasst sich zunächst mit der Definition des Begriffes Dienstleistung. Ebenso wird der Soll-Zustand eines Dienstleistungsbetriebes explizit dargestellt. Anschließend werden die messtheoretischen Grundlagen, welche zur […]
Das Marketingkonzept hat sich im privatwirtschaftlichen Bereich in hohem Maße bewährt. Es stellt sich nun die Frage, warum nicht auch öffentliche Verwaltungen das Marketingkonzept übernehmen sollten. Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten:
Durch Marketing kann ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger erreicht werden; es trägt zu kunden- und damit bedürfnisgerichteten Leistungen bei; es kann dabei helfen die Schaltermentalität durch kundennahes Denken zu ersetzen; es kann dazu beitragen öffentlicher Kritik entgegenzuwirken und mehr Unterstützung durch die Öffentlichkeit zu erzielen.
Am Beispiel der VG Kaisersesch wird aufgezeigt, wie unter Einbeziehung der Mitarbeiter und der Bürger ein Konzept erarbeitet werden kann, um in Zukunft noch bürgerfreundlicher zu arbeiten.
In den ersten fünf Kapiteln dieser Arbeit werden zunächst die theoretischen Grundlagen einer Datenerhebung vermittelt. Dabei werden insbesondere Fehler, die bei der Datenerhebung auftreten können, die Gestaltung der Fragebögen (Skalierungen etc.) und die Methoden der Datenerhebung und -gewinnung anhand von Beispielen erläutert.
Die dann folgenden Kapitel beschreiben die Vorgehensweise und die Ergebnisse der durchgeführten Erhebungen. Die Beschreibung der Vorgehensweise stützt sich dabei auf die vorangegangenen theoretischen Erläuterungen und erklärt im Einzelnen warum welche Methode angewandt wurde.
Auf Grund der Ergebnisse der Datenerhebung werden dann im letzten Kapitel Maßnahmen und Verbesserungsmöglichkeiten vorgeschlagen.
Gang der Untersuchung:
Damit die Frage: Ist die VG Kaisersesch als Dienstleistungsunternehmen anerkannt? beantwortet werden kann, müssen sowohl die Mitarbeiter der Verwaltung, als auch die Bürger der Verbandgemeinde mit Hilfe von Fragebögen befragt werden.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Befragung werden Maßnahmen vorgeschlagen, die helfen sollen die Ziele Verbesserung der Bürgernähe und des Bürgerservice zu erreichen. Im ersten Teil der Arbeit wird auf Grundlagen über die Durchführung einer Ist-Erhebung eingegangen.
Diese sollen dem Leser einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, Methoden und Vorgehensweisen einer Datenerhebung vermitteln. Kapitel 2 befasst sich zunächst mit der Definition des Begriffes Dienstleistung. Ebenso wird der Soll-Zustand eines Dienstleistungsbetriebes explizit dargestellt. Anschließend werden die messtheoretischen Grundlagen, welche zur […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Natalie Bank
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
ISBN: 978-3-8366-0327-0
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Fachhochschule Trier, Trier, Deutschland, Diplomarbeit, 2003
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Zusammenfassung
Das Marketingkonzept hat sich im privatwirtschaftlichen Bereich in hohem Maße bewährt.
Es stellt sich nun die Frage, warum nicht auch öffentliche Verwaltungen das Marketingkon-
zept übernehmen sollten. Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten:
Durch Marketing kann ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der Bür-
ger erreicht werden; es trägt zu kunden- und damit bedürfnisgerichteten Leistungen bei; es
kann dabei helfen die ,,Schaltermentalität" durch kundennahes Denken zu ersetzen; es kann
dazu beitragen öffentlicher Kritik entgegenzuwirken und mehr Unterstützung durch die Öf-
fentlichkeit zu erzielen.
Am Beispiel der VG Kaisersesch wird aufgezeigt, wie unter Einbeziehung der Mitarbeiter
und der Bürger ein Konzept erarbeitet werden kann, um in Zukunft noch bürgerfreundlicher
zu arbeiten.
In den ersten fünf Kapiteln dieser Arbeit werden zunächst die theoretischen Grundlagen ei-
ner Datenerhebung vermittelt. Dabei werden insbesondere Fehler, die bei der Datenerhe-
bung auftreten können, die Gestaltung der Fragebögen (Skalierungen etc.) und die Metho-
den der Datenerhebung und -gewinnung anhand von Beispielen erläutert.
Die dann folgenden Kapitel beschreiben die Vorgehensweise und die Ergebnisse der durch-
geführten Erhebungen. Die Beschreibung der Vorgehensweise stützt sich dabei auf die vo-
rangegangenen theoretischen Erläuterungen und erklärt im Einzelnen warum welche Me-
thode angewandt wurde.
Auf Grund der Ergebnisse der Datenerhebung werden dann im letzten Kapitel Maßnahmen
und Verbesserungsmöglichkeiten vorgeschlagen.
Inhaltsverzeichnis
Seite
1
Einleitung ... 1
1.1
Ziel der Arbeit... 2
1.2
Vorgehensweise ... 2
2
Grundlagen ... 4
2.1
Der Begriff der Dienstleistung ... 4
2.2
Dienstleistungsunternehmen...4
2.3
Öffentliche Verwaltungen ... 5
2.4
Messen und Messdaten ...7
2.5
Messniveaus ... 8
2.6
Skalierungen ... 10
2.7
Methoden der Datenanalyse ... 14
2.8
Fehler und Gütekriterien ... 23
3
Datenquellen und Datenmessung ... 35
3.1
Grundlagen ... 35
3.2
Verfahren der Zufallsauswahl... 37
3.3
Verfahren der bewussten Auswahl... 41
3.4
Mehrstufige und kombinierte Verfahren... 44
4
Methoden der Datengewinnung ... 49
4.1
Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Erstellung von Fragebögen... 51
4.2
Face-to-face-Umfrage ... 53
4.3
Telefonbefragung... 55
4.4
Online-Befragung... 57
4.5
Schriftliche Befragung ... 58
4.6
Befragungsmüdigkeit ... 62
4.7
Auskunftbereitschaft... 62
4.8
Auskunftsvergütung ... 63
5
Erhebungsablauf... 64
5.1
Gestaltung der Fragebögen ... 64
5.2
Auswahl der Erhebungseinheiten... 67
5.3
Auswahl der Methode der Datenerhebung ... 69
5.4
Auswahl der Methode der Datenauswertung... 70
5.5
Aufbau der Erhebung ... 71
6
Ergebnisse der Befragung... 75
6.1
Mitarbeiter... 75
2
6.1.1
Repräsentativität ... 75
6.1.2
Themenkomplex 1: Zufriedenheit am Arbeitsplatz ... 75
6.1.3
Themenkomplex 2: Zufriedenheit mit der Arbeit / Arbeitsauslastung ... 77
6.1.4
Themenkomplex 3: Informationsfluss ... 82
6.1.5
Themenkomplex 4: Weiterbildung ... 84
6.1.6
Themenkomplex 5: Vorgesetzter ... 87
6.1.7
Themenkomplex 6: Zusammenarbeit ... 89
6.1.8
Themenkomplex 7: Selbsteinschätzung ... 92
6.2
Bürger ... 95
6.2.1
Repräsentativität ... 95
6.2.2
Themenkomplex 1: Demographische Fragen ... 96
6.2.3
Themenkomplex 2: Erreichbarkeit des Rathauses... 102
6.2.4
Themenkomplex 3: Besucherfreundlichkeit / Service im Rathaus... 107
6.2.5
Themenkomplex 4: Zufriedenheit mit Mitarbeitern und der Einrichtung des
Gebäudes ... 113
7
Abgeleitete Maßnahmen ... 126
7.1
Mitarbeiter... 126
7.1.1
Maßnahmen zur Verbesserung der Zufriedenheit am Arbeitsplatz ... 126
7.1.2
Maßnahmen
zur
Verbesserung
der
Zufriedenheit
mit
der
Arbeit
/
Arbeitsauslastung ... 127
7.1.3
Maßnahmen zur Verbesserung des Informationsflusses ... 127
7.1.4
Maßnahmen zur Verbesserung der Weiterbildung... 128
7.1.5
Maßnahmen zur Verbesserung des Führungsverhaltens der Vorgesetzten... 128
7.1.6
Maßnahmen zur Verbesserung der Zusammenarbeit... 129
7.2
Bürger ... 129
7.2.1
Maßnahmen zur Verbesserung der Erreichbarkeit des Rathauses ... 129
7.2.2
Maßnahmen zur Verbesserung der Besucherfreundlichkeit... 130
7.2.3
Maßnahmen zur Verbesserung der Zufriedenheit mit den Mitarbeitern / - innen
und der Einrichtung des Gebäudes ... 131
7.3
Schlussbemerkung und Ausblick... 131
Literaturverzeichnis ... 134
Anlagen... 136
Stichwortverzeichnis ... 161
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kriterien von öffentlichen Verwaltungen... 6
Abbildung 2: Meßniveaus und ihre Eigenschaften... 9
Abbildung 3: Die gebräuchlichsten Skalierungsverfahren im Überblick... 11
Abbildung 4: Beispiele für in der Marktforschung verwendete Rating-Skalen ... 12
Abbildung 5: Absolute Häufigkeitsverteilung: Wartezeiten in den einzelnen Abteilungen... 16
Abbildung 6: relative Häufigkeitsverteilung: Wartezeiten in den einzelnen Abteilungen ... 16
Abbildung 7: kumulierte Häufigkeitsverteilung ... 17
Abbildung 8: Kreuztabelle... 20
Abbildung 9: Die gebräuchlichsten multivariaten Analyseverfahren im Überblick ... 22
Abbildung 10: Normalverteilung der p-Werte ... 24
Abbildung 11: Mit Sicherheitsfaktor t erweiterter Fehlerbereich ... 25
Abbildung 12: Grundformen von Auswahlverfahren... 44
Abbildung 13: ADMMSP Rahmenschema für mehrstufige geschichtete Auswahlverfahren 48
Abbildung 14: Anwendungsmöglichkeiten von GfK-CATI-Systemen ... 56
Abbildung 15: Vor- und Nachteile der Datenerhebungsmethode bei den Mitarbeitern ... 60
Abbildung 16: Vor- und Nachteile der Datenerhebungsmethode bei den Bürgern ... 61
Abbildung 17: Zufriedenheit mit den äusseren Bedingungen am Arbeitsplatz... 76
Abbildung 18: Wünsche zur Verbesserung der äusseren Bedingungen am Arbeitsplatz ... 77
Abbildung 19: Wünsche zur Gestaltung der Arbeitszeit ... 78
Abbildung 20: Beurteilung der Telearbeit... 79
Abbildung 21: Stosszeiten in der Verwaltung... 80
Abbildung 22: Häufigster Besuchstag... 80
Abbildung 23: Störfaktoren bei der Arbeit ... 82
Abbildung 24: Information über wesentliche Dinge der VG... 83
Abbildung 25: Informationsdefizite... 84
Abbildung 26: Zufriedenheit mit dem Weiterbildungsangebot ... 85
Abbildung 27: Hinderung an der Nutzung des Weiterbildungsangebotes ... 86
Abbildung 28: Fachliche Aufgabenerfüllung der Vorgesetzten... 87
Abbildung 29: Führungsverhalten der Vorgesetzten ... 88
Abbildung 30: Rechtzeitige Informationsweitergabe ... 88
Abbildung 31: Ausreichende Informationsweitergabe ... 89
Abbildung 32: Zusammenarbeit innerhalb der Abteilungen... 90
Abbildung 33: Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen ... 91
Abbildung 34: Abstimmung der Aufgaben ... 91
Abbildung 35: Zusammenarbeit per Intranet / eMail ... 92
Abbildung 36: Meinung über Ansehen bei den Bürgern... 93
Abbildung 37: Meinung über Ansehen bei den Mitarbeitern / - innen... 94
Abbildung 38: Repräsentativität der Altersklassen in den Ortschaften ... 96
Abbildung 39: Beteiligung an der Befragung nach Geschlecht ... 97
Abbildung 40:
Beteiligung an der Befragung nach Altersklassen ... 97
Abbildung 41: Antworthäufigkeit beider Geschlechter unterteilt nach Altersklassen... 98
Abbildung 42: Prozentuale Beteiligung nach Altersklassen in den Ortschaften... 99
Abbildung 43: Beteiligung an der Befragung unterteilt in Altersklassen ... 100
Abbildung 44: Prozentuale Beteiligung in den Ortschaften ... 101
Abbildung 45: Beteiligung in den Ortschaften in absoluten Zahlen ... 101
Abbildung 46: Erreichbarkeit des Rathauses ... 102
Abbildung 47: Darstellung der Erreichbarkeit... 103
Abbildung 48: Besuchshäufigkeit... 103
Abbildung 49: Besuchshäufigkeit in Abhängigkeit vom Alter... 104
Abbildung 50: Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten ... 105
Abbildung 51: Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten in Abhängigkeit vom Alter ... 105
Abbildung 52: Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten in Abhängigkeit vom Geschlecht ... 106
Abbildung 53: Wann sollte das Rathaus geöffnet haben ... 106
Abbildung 54: Zurechtfinden im Gebäude ... 107
Abbildung 55: Besuchte Abteilung / Abteilungen ... 108
Abbildung 56: Wartezeiten ... 108
Abbildung 57: Wartezeiten in der Bauverwaltung ... 109
Abbildung 58: Wartezeiten in der Finanzverwaltung ... 109
Abbildung 59: Wartezeiten in der Abteilung Abwasserwerk ... 110
Abbildung 60: Wartezeiten in der Zentral- und Schulverwaltung... 110
Abbildung 61: Wartezeiten in der Ordnungs- und Sozialverwaltung ... 110
Abbildung 62: Erledigung im Rathaus... 111
Abbildung 63: Internetkontakt mit der VG ... 112
Abbildung 64: Zufriedenheit mit dem Internetkontakt... 113
Abbildung 65: Gesprächsatmosphäre ... 114
Abbildung 66: Höflichkeit der Mitarbeiter / - innen ... 114
Abbildung 67: Fachkunde der Mitarbeiter / - innen ... 115
Abbildung 68: Verständlichkeit der Sprache ... 115
Abbildung 69: Umfang der Beratung ... 116
Abbildung 70: Bemühen das Anliegen der Bürger zu erfüllen... 116
Abbildung 71: Einrichtung der Büros ... 117
Abbildung 72: Übersichtlichkeit des Gebäudes... 117
Abbildung 73: Sanitäre Anlagen ... 118
Abbildung 74: Behindertengerechtheit des Gebäudes... 118
Abbildung 75: Häufigkeit der Note 1 ... 119
Abbildung 76: Häufigkeit der Note 2 ... 119
Abbildung 77: Häufigkeit der Note 3 ... 120
Abbildung 78: Häufigkeit der Note 4 ... 120
Abbildung 79: Häufigkeit der Note 5 ... 121
Abbildung 80: Häufigkeit der Note 6 ... 121
Abbildung 81: Bürgerfreundlichkeit der Verwaltung ... 122
Abbildung 82: Bürgerfreundlichkeit in Abhängigkeit vom Alter... 122
Abbildung 83: Bürgerfreundlichkeit in Abhängigkeit vom Geschlecht ... 123
Abbildung 84: Bürgerfreundlichkeit in Abhängigkeit von der besuchten Abteilung ... 123
Abbildung 85: Erfüllung der Dienstleistungskriterien... 132
Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Ablaufplan der Mitarbeiter- und Bürgerbefragung...136
Anlage 2: Bürgerfragebogen...137
Anlage 3: Mitarbeiterfragebogen...141
Anlage 4: Anschreiben für den Mitarbeiterfragebogen...146
Anlage 5: Anschreiben für den Bürgerfragebogen...147
Anlage 6: Bevölkerungsstruktur der VG Kaisersesch...149
Anlage 7: Stichprobenerhebung in den Ortschaften, gegliedert nach Altersklassen...150
Anlage 8: Erste Pressemitteilung...151
Anlage 9: Zweite Pressemitteilung...152
Anlage 10: Dritte Pressemitteilung über die Vorstellung der Ergebnisse...153
Anlage 11: Repräsentativität...155
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
1
1 Einleitung
Öffentliche Betriebe sind häufig Zielscheibe harter Kritik. Sie werden besonders in Zeiten
knapper Haushaltsmittel mit Bürokratie, Unfreundlichkeit, Willkür, Monopol, Ineffizienz, Defi-
zit und Verschwendung gleichgesetzt.
1
Mehr Kundennähe im Denken und Handeln bieten
öffentlichen Verwaltungen jedoch die Chance, eine Leistungsverbesserung zu erzielen und
damit auch der teils massiven öffentlichen Kritik entgegenzuwirken.
Bevor aber Veränderungen durchgeführt werden können, muss zunächst der Ist-Zustand
festgestellt werden. Erst mit Hilfe einer solchen Erhebung können Schwachstellen aufge-
deckt und Maßnahmen zur Verbesserung formuliert werden.
In dieser Arbeit wird ein Konzept zur Betrachtung einer öffentlichen Verwaltung als Dienst-
leistungsbetrieb und zur Überführung eines bestehenden Verwaltungsbetriebs in ein moder-
nes Dienstleistungsunternehmen erarbeitet und am Beispiel der VG Kaisersesch evaluiert.
Das Konzept sieht vor, allgemeine Kriterien für eine Verwaltung als Dienstleistungsunter-
nehmen zu erarbeiten und Wege zum Erreichen dieser Kriterien vorzuschlagen. Zur Evaluie-
rung wird zunächst ein Vorgehensmodell zur Umsetzung der zuvor erarbeiteten Kriterien ei-
ner bestehenden öffentlichen Verwaltung vorgeschlagen. Es sieht vor, ausgehend vom Ist-
Zustand zu prüfen,
ob die Verwaltung als Dienstleistungsbetrieb bei den Bürgern anerkannt ist,
den Verbesserungsbedarf zu ermitteln und
Maßnahmen zur Umsetzung zu erarbeiten.
Dieses Vorgehensmodell wird dann in der VG Kaisersesch angewandt und diskutiert.
Die Meinungen der Bürger sind hierbei von entscheidender Bedeutung, da sie als ,,Kunden"
die Abläufe und Prozesse beurteilen und somit zur Leistungsverbesserung beitragen kön-
nen.
Eine öffentliche Verwaltung hat öffentliche Aufgaben zu erfüllen. Im Gegensatz zu den Zie-
len öffentlicher Unternehmen ,,Gewinn" und ,,Gemeinwohl" haben öffentliche Verwaltungen
nur das Ziel ,,Gemeinwohl". Da sie sich nicht aus Umsatzerlösen sondern überwiegend aus
Steuern, Gebühren und Beiträgen finanzieren, wird von den Mitarbeitern der öffentlichen
Verwaltung Freundlichkeit, Leistungsbereitschaft und Effektivität vorausgesetzt.
2
Damit Mit-
1
vgl. Raffée, H., Fritz, W., Wiedmann, K.-P.: Marketing für öffentliche Betriebe. Hrsg. R. Köhler und H. Meffert,
Stuttgart; Berlin; Köln 1994, S. 15
2
vgl. Ebenda, S. 20/21
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
2
arbeiter dies aber erfüllen können, müssen bestimmte Voraussetzungen vorhanden sein
bzw. geschaffen werden. Zu den wichtigsten Voraussetzungen zählen Weiterbildung, Kom-
munikation, Arbeitsbedingungen. Aus diesem Grund müssen ebenso die Mitarbeiter in die
Betrachtungen über und Diskussion um eine öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsun-
ternehmen einbezogen werden.
Auch hier muss zunächst der Ist-Zustand festgestellt werden bevor Veränderungen durchge-
führt werden können. Daher wird zusätzlich auch eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt,
aus der hervorgeht, ob diese Voraussetzungen gegeben sind, und ob Handlungsbedarf be-
steht.
Auf der Grundlage der Mitarbeiter- und Bürgerbefragung werden dann Verbesserungsvor-
schläge und Maßnahmen zur Veränderung für eventuelle Schwachstellen herausgearbeitet.
1.1 Ziel der Arbeit
Ziel der Arbeit ist es, ein Konzept für eine öffentliche Verwaltung auszuarbeiten, in dem der
Weg zu einem Dienstleistungsunternehmen aufgezeigt wird. Es gilt zunächst mit Hilfe einer
Mitarbeiter- und Bürgerbefragung festzustellen, ob eine Verwaltung als Dienstleistungsbe-
trieb anerkannt ist. Dazu müssen auf der Basis von Gütekriterien für Dienstleistungen Berei-
che, sowohl aus Mitarbeiter- als auch aus Bürgersicht, aufgezeigt werden, bei denen Hand-
lungsbedarf besteht.
1.2 Vorgehensweise
Damit die Frage: ,,Ist die VG Kaisersesch als Dienstleistungsunternehmen anerkannt?" be-
antwortet werden kann, müssen sowohl die Mitarbeiter der Verwaltung, als auch die Bürger
der Verbandgemeinde mit Hilfe von Fragebögen befragt werden.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Befragung werden Maßnahmen vorgeschlagen, die
helfen sollen die Ziele "Verbesserung der Bürgernähe und des Bürgerservice" zu erreichen.
Im ersten Teil der Arbeit wird auf Grundlagen über die Durchführung einer Ist-Erhebung ein-
gegangen. Diese sollen dem Leser einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten,
Methoden und Vorgehensweisen einer Datenerhebung vermitteln.
Kapitel 2 befasst sich zunächst mit der Definition des Begriffes ,,Dienstleistung". Ebenso
wird der Soll-Zustand eines Dienstleistungsbetriebes explizit dargestellt. Anschließend wer-
den die messtheoretischen Grundlagen, welche zur Auswertung der Datenerhebung benö-
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
3
tigt werden erklärt. Diese sind im Einzelnen das Messen und die Messdaten, das Messni-
veau, die Skalierungen, die Fehlerarten, die Gütekriterien und die Methoden der Datenana-
lyse. Die Darstellung der Methoden der Datenanalyse beschränkt sich auf die für diese Ar-
beit relevanten Methoden aus der deskriptiven Statistik.
Die einzelnen Methoden zur Datengewinnung werden in Kapitel 3 dargestellt. Dabei werden
insbesondere die Erhebungsverfahren der Ad-hoc-Forschung dargestellt.
Der Unterschied zwischen Voll- und Teilerhebung und Sekundär- und Primärdaten wird im
Kapitel 4 erläutert, da sie entsprechend der jeweiligen Voraussetzung (Größe der Grundge-
samtheit, Aktualität der vorliegenden Daten) eingesetzt werden müssen und die Auswertun-
gen und Ergebnisse der daraus entstandenen Daten unterschiedlich zu bewerten sind.
Zu den Verfahren der Teilerhebung zählen die Zufallsauswahl (Kapitel 4.2), die bewusste
Auswahl (Kapitel 4.3) und die mehrstufigen und kombinierten Verfahren (Kapitel 4.4).
In den nun folgenden Kapiteln wird auf die durchgeführte Erhebung eingegangen.
Zunächst erfolgt die Darstellung des Erhebungsplans (Kapitel 5). In diesem Kapitel werden
die oben vorgestellten Verfahren und Methoden im Hinblick auf die Tauglichkeit für diese
Arbeit bewertet und ausgewählt. Es wird im einzelnen beschrieben, warum welche Verfah-
ren und Methoden angewandt werden.
Anhand der festgelegten Kriterien werden die Ergebnisse der Mitarbeiter- und Bürgerbefra-
gung bewertet (Kapitel 6). Auf dieser Grundlage werden im Kapitel 7 Handlungsempfeh-
lungen formuliert und Maßnahmen abgeleitet.
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
4
2 Grundlagen
Dieses Kapitel dient dazu, zunächst grundlegende Begriffe wie Dienstleistung, Dienstleis-
tungsunternehmen und öffentliche Verwaltung zu klären und zu definieren.
Anschließend werden dann die Grundlagen zur Ermittlung der Ist-Analyse vermittelt.
2.1 Der Begriff der Dienstleistung
Schüller definierte den Dienstleistungsbegriff 1967 folgendermaßen: ,,Jede menschliche Tä-
tigkeit ist im eigentlichen und ursprünglichen Sinne eine ,,Dienstleistung", das heißt eine
Leistung im Dienste eigener und / oder anderer Interessen. Man kann auch sagen: Das, was
der Mensch tut, um seine physische und psychische Arbeitskraft mit oder ohne Verbindung
zur materiellen Güterwelt in den Zweckbereich der menschlichen Bedürfnisbefriedigung zu
bringen, ist eine Dienstleistung." Dienstleistungen können also direkt am Menschen oder an
materiellen Gütern erbracht werden.
3
Die öffentliche Verwaltung ist somit dem Dienstleis-
tungssektor zuzurechnen. In diesem Bereich ist eine Differenzierung von anderen Verwal-
tungen aber nur durch die Qualität der Leistung zu erreichen. Die Qualität der Leistung wie-
derum ist stark abhängig von der Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter.
3
Diese Prob-
lembereiche lassen sich mit Erkenntnissen aus dem Internen Marketing lösen.
4
Nachdem nun festgestellt wurde, was Dienstleistungen sind, stellt sich die Frage ob die ver-
schiedenen Dienstleistungsunternehmen in ihrem Aufbau und ihrer Leistung heterogen sind.
Dies würde bedeuten, dass für alle Bereiche die gleichen Konzepte angewandt werden
könnten.
2.2 Dienstleistungsunternehmen
Dienstleistungsunternehmen stellen keine Einheit von gleichen Betrieben dar, sondern kön-
nen nach der Art ihrer Leistungserstellung unterteilt werden.
5
Steht die menschliche Leistung
im Erstellungsprozess (zum Beispiel Rechtsanwalt, Arzt, Verwaltung) im Vordergrund, so
spricht man von persönlichen Dienstleistungen. Leistungserstellungen, für die jedoch Au-
tomaten (beispielsweise Selbstbedienungsautomaten, EC-Automaten) eingesetzt werden,
bezeichnet man als automatisierte Dienstleistungen. Diese Unterteilung lässt sich jedoch
3
vgl. Meffert, H., Bruhn, M.: Dienstleistungsmarketing Grundlagen Konzepte - Methoden,
Wiesbaden 2000, S.27
3
vgl. Meffert, H., Bruhn, M.: a.a.O., S.511
4
siehe Kapitel 8 abgeleitete Maßnahmen
5
vgl. Meffert, H., Bruhn, M.: a.a.O., S. 31 f.
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
5
noch weiter gemäß des Gegenstandes der Leistungserstellung differenzieren. Dienstleistun-
gen können sich entweder auf Veränderungen an einem Objekt (zum Beispiel Inspektion
am Auto, Reparatur des Fernsehers) oder direkt auf den Menschen (zum Beispiel ärztliche
Untersuchung, Ausgabe des Führerscheins) beziehen. Weiterhin sind Dienstleistungen ge-
mäß ihrer Phasenorientierung zu unterscheiden. Dieser Unterschied liegt der Fragestellung
zugrunde, ob der Dienstleistungsnachfrager am Ergebnis (zum Beispiel Aushändigung
des Führerscheins, Reparatur des Autos) oder am Erstellungsprozess (zum Beispiel Trau-
ung, Theateraufführung) einer Dienstleistung interessiert ist.
Bei Verwaltungen handelt es sich also um Dienstleistungsunternehmen, deren persönliche
Dienstleistungen sich direkt auf Personen beziehen. Sie können dabei entweder ergebnis-
oder prozessorientiert sein.
Eine Unterteilung der Dienstleistungsbetriebe in Handels-, Bank-, Verkehrs-, Versicherungs-
und sonstige Betriebe sieht Wöhe vor.
6
Hiernach unterscheiden sich die einzelnen Betriebe
zum Einen in ihrer Art der Leistungserstellung und zum Anderen in der Art der Finanzierung.
Öffentliche Betriebe (Verwaltungen) sind gemäß dieser Unterteilung den sonstigen Betrie-
ben zuzurechnen und bedürfen vor allem auf Grund der Art der Finanzierung einer geson-
derten Betrachtung.
2.3 Öffentliche Verwaltungen
In der Betriebswirtschaftslehre existieren unterschiedliche Definitionen des Begriffs ,,öffentli-
cher Betrieb". Eichhorn bestimmt den Begriff folgendermaßen: ,,...Öffentliche Betriebe stellen
wirtschaftlich-technisch-soziale Einheiten dar, in denen Produktionsfaktoren auf der Grund-
lage öffentlichen Eigentums kombiniert werden."
7
Dieser eher allgemein gehaltene Begriff erstreckt sich auf zwei Gruppen von Institutionen.
8
Zum Einen sind dies öffentliche Verwaltungen (öffentliche Bruttobetriebe), die mit ihren
Einnahmen und Ausgaben in den öffentlichen Haushalt einer Gebietskörperschaft vollstän-
dig eingebunden sind und Allgemeinbedürfnisse decken. Zum Anderen zählen die öffentli-
chen Unternehmen, die nur über den abzuführenden Gewinn oder den zu deckenden Ver-
lust mit dem betreffenden öffentlichen Haushalt verbunden sind, zu den öffentlichen Betrie-
ben.
6
vgl. Wöhe, G., Döring, U.: Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre. München 2000, S.15
7
vgl. Eichhorn, P.: Organisation der öffentlichen Betriebe. in: Grochla, E. (Hrsg.), Handwörterbuch der Organisa-
tion, Stuttgart 1980, Sp. 1395-1407
8
vgl. Raffee, H., u.a.: a.a.O., S.19 f.
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
6
Die Hauptunterscheidungskriterien dieser beiden Gruppen von Institutionen liegen vor allem
in den Bereichen der Ziele, der Leistungsart, der Einnahmen, des Staatsanteils und der Eta-
tisierung.
Öffentliche Verwaltungen (öffentliche Unternehmen) verfolgen das Ziel des Allgemeinwohls
(Gewinn und Allgemeinwohl). Ihre Leistungsart ist gekennzeichnet durch die Erstellung von
Kollektivgütern (Individualgütern). Sie erzielen ihre Einnahmen hauptsächlich aus Steuern,
Gebühren und Beiträgen (überwiegend aus Umsatzerlösen). Der Anteil des Staates an öf-
fentlichen Verwaltungen beträgt 100%, der Anteil an öffentlichen Unternehmen 51%-100%.
Die Festlegung des Etats erfolgt in Brutto- (Netto-) Angaben.
9
Demnach ist die Verbandsgemeinde Kaisersesch, welche wir zur Evaluierung unserer Arbeit
heranziehen, eindeutig dem Bereich der öffentlichen Verwaltung zuzurechnen.
Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die Kriterien, die eine öffentliche Verwal-
tung ausmachen.
Mitarbeitersicht
Bürger- (Kunden) Sicht
Zufriedenheit am Arbeitsplatz
Erreichbarkeit des Rathauses
·
Verkehrsanbindung
·
Parkmöglichkeiten / Parkplatzsituation
Weiterbildung
Öffnungszeiten
Vorgesetzter
·
fachliche Aufgabenerfüllung
·
Führungsverhalten
Besucherfreundlichkeit
·
Wegweisung
·
Wartezeit
Informationsfluss
Internetauftritt / Webseite
Zusammenarbeit
·
Zusammenarbeit innerhalb der Abteilung
·
Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen
·
Abstimmung der Aufgaben
·
IntranetNutzung
Beurteilung der Mitarbeiter
·
Höflichkeit
·
Verständlichkeit der Sprache
·
Umfang der Beratung
·
Bemühen das Anliegen der Bürger zu erfüllen
Zufriedenheit mit der Arbeit / Arbeitsauslas-
tung
Einrichtung der Büros
Sanitäre Anlagen
Behindertengerechtheit des Gebäudes
Abbildung 1: Kriterien von öffentlichen Verwaltungen
9
vgl. Töpfer, A., Braun, G. E.: Marketing im staatlichen Bereich. Stuttgart 1989, S.15
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
7
Diese Kriterien dienen in unserem Konzept der Feststellung ob es sich bei einer Verwaltung,
in unserem Beispiel die VG Kaisersesch, um einen Dienstleistungsbetrieb handelt oder
nicht.
Im Folgenden werden nun die Grundlagen zur Ermittlung der Ist-Analyse erläutert. Zu die-
sen zählen die Messung und die Messdaten, das Messniveau und die einzelnen Möglich-
keiten der Skalierung.
2.4 Messen und Messdaten
Nach der Darstellung der für diese Arbeit relevanten Verfahren zur Datenauswertung, wer-
den mögliche Fehler, die bei Datenerhebungen auftreten können, genannt und deren Be-
rechnung erläutert. Abschließend wird unser Messinstrument
10
anhand der Gütekriterien
Objektivität, Reliabilität und Validität bewertet.
Die bei einer Datenerhebung untersuchten Einheiten (Personen) werden als Merkmalsträger
bezeichnet.
11
Sie weisen mindestens zwei in der Regel jedoch mehrere Merkmalsausprä-
gungen auf.
12
Die Merkmalsausprägungen (gut erreichbar/schlecht erreichbar, bürgerfreund-
lich/nicht bürgerfreundlich) werden häufig jedoch zwischen den Untersuchungseinheiten va-
riieren, das heißt die jeweilige Merkmalsdimension ist eine Variable. Um nun die Untersu-
chungseinheiten auf dieser Merkmalsdimension positionieren und miteinander vergleichen
zu können, müssen die Merkmalsausprägungen festgestellt und in Zahlenwerte überführt
werden.
Definition 2.1:
Unter Messen versteht man zunächst die systematische Beobachtung und Aufzeich-
nung von empirischen Sachverhalten, mithin die Datenerhebung.
Das Ergebnis der Messung ist die nach bestimmten Regeln vollzogene systematische Zu-
ordnung von Zahlen oder Symbolen zu beobachteten Merkmalsausprägungen auf den zu
untersuchenden Merkmalsdimensionen.
Durch diesen Messvorgang entstehen Daten, die sich dann in weiteren Schritten soweit ver-
dichten lassen, dass sie aussagekräftige Informationen als Grundlage für Entscheidungen
und Handlungsempfehlungen liefern.
10
Mitarbeiter- und Bürgerfragebogen
11
vgl. Berekoven, E. Eckert, W., Ellenrieder, P.: Marktforschung. Methodische Grundlagen und praktische An-
wendung, Wiesbaden 2001, S.68
12
vgl. Hüttner, M.: Grundzüge der Marktforschung. Berlin; New York 1989, S. 9
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
8
Definition 2.2:
Daten sind Messwerte einer bestimmten Variablen.
13
Diese Daten müssen in verschiedene Messniveaus unterteilt werden, um sie entsprechend
auswerten zu können.
2.5 Messniveaus
Um Messungen durchführen zu können, wird ein Instrument benötigt, das es ermöglicht
Zahlenwerte den Merkmalsausprägungen zuzuordnen. So wie bei der physikalischen Mes-
sung der Länge ein Meterstab benutzt wird, werden bei der Datenerhebung Skalen verwen-
det.
14
Man unterscheidet vier verschieden Skalenniveaus (Messniveaus):
1. Nominalskala
2. Ordinalskala
3. Intervallskala
4. Verhältnisskala (Ratioskala)
15
Nominalskala:
Hier erfolgt eine Klassifizierung, das heißt Zuordnung von Kategorien beziehungsweise Att-
ributen.
Klassische Beispiele für nominal skalierte Werte sind beispielsweise Geschlecht (männlich /
weiblich), in der Qualitätskontrolle (gut / schlecht) und Fragen, die nur mit ,,ja" oder ,,nein"
beantwortet werden können.
Ordinalskala:
Es erfolgt lediglich eine Zuordnung von Rangziffern; sie ermöglicht eine Anordnung, jedoch
ohne Definition der Intervalle.
16
Als Beispiel kann hier die Schulnotenskala von 1-6 angeführt werden.
17
13
vgl. Berekoven, E.: a.a.O. S. 69
14
vgl. Berekoven, E. u.a.: a.a.O. S. 70
15
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S. 10
16
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S. 10
17
vgl. Kapitel 6.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung (Frage 12)
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
9
Intervallskala:
Die Messung erfolgt in konstanten Einheiten, allerdings ohne festen Nullpunkt.
18
Intelligenzquotient und Kalenderzeit können hier beispielhaft genannt werden.
Verhältnisskala:
Die Messung erfolgt in konstanten Einheiten mit festem Nullpunkt.
19
Beispiele hierfür sind Temperaturmessung ( °C, °F ), A lter, Umsatz usw..
Nominal-, Ordinal-, Intervall- und Verhältnisskala bilden eine hierarchische Ordnung. Mit zu-
nehmendem Messniveau wachsen Aussagekraft und Informationsgehalt der Daten. Jedes
Messniveau besitzt neben seinen individuellen Eigenschaften auch die Eigenschaften der
untergeordneten Messniveaus.
Die folgende Abbildung veranschaulicht die Unterteilung der Skalen einschließlich ihrer ma-
thematischen Eigenschaften:
Abbildung 2: Messniveaus und ihre Eigenschaften
18
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S. 11
19
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S.11
Zunah-
me des
Infor-
ma-
tions-
gehal-
tes
nicht
metri-
sche
Daten
me-
trische
Daten
Meßniveau
Mathematische
Eigenschaften
der Meßwerte
Beschreibung der Mess-
werteigenschaften
Beispiele
Nominalniveau
A = A
B
Klassifikation:
Die Meßwerte zweier Un-
tersuchungseinheiten sind
identisch oder nicht iden-
tisch
Zweiklassig:
Geschlecht ( M / W ),
Mehrklassig:
Betriebstyp ( Discounter / Ver-
brauchermarkt / Supermarkt)
Ordinalniveau
Rangordnung:
Meßwerte lassen sich auf
einer MD als kleiner / grö-
ßer / gleich einstufen
Präferenz- und Urteilsdaten:
z.B. Ich werde immer, meistens,
nie rechtzeitig informiert
A > B > C
I
ntervallniveau
A > B > C
und
A B = B C
Intelligenzquotient,
Kalenderzeit
Rangordnung und Ab-
standsbestimmung:
Die Abstände zwischen
Meßwerten sind angebbar
Rationiveau
(Verhältnis-
skala)
Absoluter Nullpunkt:
Neben Abstandsbestim-
mung können auch Meß-
wertverhältnisse berechnet
werden
A = x
·
B
Alter
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
10
Anhand des ,,Alters" soll die Unterteilung der Skalen nochmals beispielhaft dargestellt wer-
den:
Das Alter lässt mit Hilfe der Verhältnisskala messen. Die Geburt bildet den natürlichen Null-
punkt. Auch lässt sich das Alter ohne Schwierigkeiten mit Hilfe der Intervallskala messen, da
die Geburt an einem bestimmten Datum stattgefunden hat. Zwar lassen sich die Tage in
konstanten Abschnitten messen, der Nullpunkt wurde jedoch willkürlich festgelegt.
20
Eine
Übertragung in die ordinalskalierte Messung mit einer Rangordnung ohne genaue Definition
der Intervalle ist dann möglich, wenn die Einheiten z.B. in Kleinkindalter, Teenageralter, Er-
wachsenenalter und Rentenalter eingeteilt werden. Eine Messung anhand der Ordinalskala
ist möglich, wenn die Merkmalsausprägungen alt bzw. jung sind.
Es wird deutlich, dass Daten höherer Messniveaus problemlos in niedrigere Niveaus über-
führt werden können. Es ist also bei der Erhebungsplanung das höchstmögliche Skalenni-
veau zu wählen, da eine Transformation in niedrigere möglichst ist, eine Umwandlung von
einem niedrigen in ein hohes Messniveau hingegen ausgeschlossen ist.
Die ordinalskalierte Merkmalsausprägung ,,männlich / weiblich" lässt sich weder in eine
Rangordnung (besser / schlechter) einordnen, noch verfügt sie über einen frei gewählten
oder natürlichen Nullpunkt.
Es genügt jedoch nicht, die einzelnen Merkmalsausprägungen in Skalenniveaus einzuord-
nen, sondern sie müssen auch tatsächlich messbar gemacht werden. Dies wird mit Hilfe der
Skalierungsverfahren erreicht.
2.6 Skalierungen
Das Ziel der Skalierungsverfahren besteht in erster Linie darin, theoretische, nicht beob-
achtbare Sachverhalte, wie z.B. Emotionen, Werte, Einstellungen, zu messen. Qualitative
Merkmale werden also in quantitative Größen transformiert.
Abbildung 3
gibt einen Überblick über die verschiedenen Skalierungsverfahren.
20
Der 08.07.2003 z.B. entspricht im islamischen Kalender dem Datum 9. Dschumada-l-Ula 1424
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
11
Abbildung 3: Die gebräuchlichsten Skalierungsverfahren im Überblick
21
Hauptunterscheidungskriterium ist dabei, ob die Positionierung der Untersuchungseinheit
auf der Skala durch Selbst- oder durch Fremdeinstufungsverfahren vorgenommen wird.
Im Folgenden wird nur das bei dieser Arbeit eingesetzte Verfahren der Selbsteinstufung nä-
her erläutert. Der wesentliche Unterschied des Fremdeinstufungsverfahrens, sowie dessen
einzelnen Durchführungsmöglichkeiten werden hier nur genannt.
2.6.1 Selbsteinstufungsverfahren
Die Rating-Skala wird bei Datenerhebungen auf Grund ihrer Vielseitigkeit und einfachen
Handhabung eingesetzt. Die Befragten werden aufgefordert ihre Position in der numeri-
schen, verbalen oder graphischen Skala anzugeben. Für die Datenauswertung werden die
einzelnen Antworten den darunter stehenden Zahlen zugeordnet.
21
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S.73
Skalierung i.w.S.
Selbstein-
stufung
Fremdein-
stufung
Subjektive
Fremdeinstufung
Objektive
Fremdeinstufung
Eindimensionale
Skalierung i.e.S.
Mehrdimensionale
Skalierung
Semantisches
Differential
Multiattributmodelle:
Fishbein-Ansatz,
Trommdorff-Ans
.
Multidimensionale
Skalierung (MDS)
Einfache
Rating
Skala
Verfahren der
Indexbildung
Likert-Skala
Thurstone-Sk.
Guttman- Sk
.
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
12
sehr gut
gut
weniger
überhaupt nicht
1
2
3
4
Weitere Beispiele für Maßstabsvorgaben zeigt Abbildung 4.
Abbildung 4: Beispiele für in der Marktforschung verwendete Rating-Skalen
22
22
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 75
gefällt mir sehr
gefällt mir gar nicht
Reines Kontinuum
Stimme überhaupt
Stimme voll
nicht zu
und ganz zu
monopolare Skala mit
Zahlenvergabe u. verbaler
Extrempunktbeschreibung
1 2 3 4 5 6
Stimme voll
Stimme Stimme eher Stimme gar
monopolare Skala mit
und ganz zu
eher zu nicht zu
nicht zu
verbaler Umschreibung aller
Antwortabstufungen
1 2 3 4
trifft
trifft
monopolare Skala mit
nicht zu
zu
grafischer Unterstützung
preisgünstig
teuer
bipolare Skala
-3 -2 -1 0 1 2 3
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
13
Die Ausprägung der Merkmale kann dabei, wie in der Abbildung ersichtlich monopolar oder
bipolar sein. Bei monopolaren Skalen bestehen zwischen dem Minimum und dem Maximum
verschiedenen Intensitätsgrade; bei bipolaren stellen die Pole der Skala Gegensätze dar.
Rating-Skalen liefern streng genommen nur ordinal skalierte Angaben. Üblicherweise wer-
den sie jedoch wie metrische Messdaten behandelt. Dies lässt sich damit begründen, dass
die Abstände auf einer grafisch dargestellten Skala von den Befragten als gleiche Intervalle
aufgefasst werden. Die mathematische Voraussetzung für eine Intervallskala ist damit erfüllt,
dass die Differenz zwischen den Werten 6 und 7 als ebenso groß wie der Unterschied zwi-
schen 3 und 4 wahrgenommen wird.
Im Allgemeinen werden bei Rating-Skalen 4 bis 7 Stufen vorgegeben, um die Diskriminati-
onsfähigkeit, das Unterscheidungsvermögen, der Befragten nicht zu überfordern. Fraglich
ist, ob nur eine Antwort möglich sein soll (forciertes Rating), oder ob Ausweichkategorien
(weiß nicht, keine Angaben) vorgesehen sein sollen. Für Skalen, die als ungeeignet emp-
funden werden, ist es ratsam eine solche Ausweichkategorie vorzusehen und diese neben
die Rating-Skala zu stellen.
In unserem Konzept ist beispielsweise bei der Frage 4 des Mitarbeiterfragebogens die Aus-
weichantwort ,,lässt sich in unserer Abteilung nicht verwirklichen" vorgesehen.
23
Das Hauptproblem bei Rating-Skalen ist die Neigung der Auskunftspersonen entweder Ex-
trempositionen oder aber mittlere Positionen anzukreuzen.
Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass bei einfachen Einstellungsmessungen der ermittelte
Wert nur auf einem Indikator beruht. Das bedeutet, dass die Befragten lediglich eine Frage
beantworten müssen. Das im Folgenden dargestellte Fremdeinstufungsverfahren, insbe-
sondere die Skalierungsverfahren im engeren Sinne, stützen sich auf mehrere Indikatoren,
die dann zu einem Skalenwert zusammengefasst werden.
2.6.2 Fremdeinstufungsverfahren
Wie beim Selbsteinstufungsverfahren werden die Fragen in Skalen dargestellt. Der ent-
scheidende Unterschied ist jedoch, dass, wie bereits oben beschrieben, nicht nur eine, son-
dern ein Vielzahl von Fragen beantwortet werden müssen. Die sich daraus ergebenen Wer-
te werden dann vom Untersuchungsleiter in der eigentlichen Messskala zusammengefügt
und der Befragte darauf positioniert. Damit ordnet sich die Auskunftsperson nicht wie beim
23
siehe Anlage 3 Mitarbeiterfragebogen
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
14
Selbsteinstufungsverfahren selbst auf der Skala ein, sondern dies geschieht durch den Un-
tersuchungsleiter, nachdem er die Einzelmesswerte miteinander verknüpft hat.
Bei dieser Vorgehensweise treten zwei Probleme auf. Zum Einen ist dies die Itemselektion,
das heißt die Auswahl und Zusammenstellung der Fragen. Zum Anderen bereitet die Positi-
onierung der Auskunftspersonen auf der eigentlichen Messskala (Reaktionsinterpretation)
Schwierigkeiten. Je nachdem, ob die Itemselektion und die Reaktionsinterpretation subjektiv
nach dem Empfinden des Untersuchungsleiters oder objektiv nach streng standardisierten
Verfahren vorgenommen wird, lassen sich die Fremdeinstufungsverfahren weiter unterteilen
in:
-
Verfahren der Indexbildung
-
Eindimensionale Skalierung im engeren Sinne
-
Mehrdimensionale Skalierung.
24
Nachdem nun die Grundlagen der Messung und der Einteilung der Daten vorgestellt sind,
greifen wir nun die Frage auf, welche Verfahren zur Datenauswertung herangezogen wer-
den können.
2.7 Methoden der Datenanalyse
Die verschiedenen Methoden der Datenerhebung
25
liefern in der Regel eine Vielzahl von Da-
ten. Diese gilt es aufzuarbeiten, zu verdichten und zu analysieren. Ziel ist es, die relevanten
Kenngrößen herauszufiltern und die Zusammenhänge ,,sichtbar" zu machen.
In diesem Kapitel werden nur die für diese Arbeit relevanten Verfahren der Datenauswer-
tung näher erläutert. Diese sind die univariaten und die bivariaten Verfahren, also Methoden
der deskriptiven Statistik. Die multivariaten Verfahren werden hier genannt, jedoch nicht nä-
her erklärt, da im Rahmen dieser Arbeit nur die Abhängigkeit von höchstens zwei Variablen
untersucht wird.
2.7.1 Univariate Verfahren
Eine univariate Analyse liegt dann vor, wenn nur eine Variable herausgegriffen und ihre Ver-
teilung über die einzelnen Elemente untersucht wird.
26
24
Zur ausführlichen Erläuterung der Fremdeinstufungsverfahren siehe Berekoven, L.: a.a.O. S. 76 ff.
25
siehe Kapitel 4 Methoden der Datengewinnung
26
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S.156
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
15
Zu den univariaten Verfahren zählen die eindimensionalen Häufigkeitsverteilung und die
Verfahren zur Ermittlung von Parametern der untersuchten Häufigkeitsverteilungen.
27
Die
wichtigsten Parameter sind die Lage- und Streuparameter, die der Charakterisierung von
Häufigkeitsverteilungen dienen.
2.7.1.1 Eindimensionale Häufigkeitsverteilungen
Eindimensionale Häufigkeitsverteilungen können sowohl in absoluten, als auch in relativen
Zahlen angegeben werden.
Bei der Interpretation von relativen Zahlen sollten, vor allem dann, wenn dichotome Merkma-
le (ja / nein, vorhanden / nicht vorhanden) dargestellt werden, einige Dinge beachtet werden:
So ist zum Beispiel die Aussage: ,,Nur 50 % der Bürger sind mit den Öffnungszeiten zufrie-
den", dann unzulässig, wenn nur zwei Personen an der Befragung teilgenommen haben.
Ebenso ist die Angabe: ,,Die Finanzabteilung hat im Zeitraum von einem Jahr eine Zunahme
von Besuchern in Höhe von 20 % zu verzeichnen", mehrfach unklar:
1. Eine Steigerung von 20 % kann je nach Ausgangslage viel oder wenig sein. (Eine Stei-
gerung um 100% ist z.B. dann wenig, wenn vorher nur ein Bürger diese Abteilung auf-
suchte.)
2. Es muss ebenfalls zwischen der Veränderung um Prozentpunkte und der prozentualen
Veränderung des bisherigen Anteils (Prozente von Prozenten) unterschieden werden.
So können sich die 20 % z. B. auf den bisherigen Besucheranteil von 10 % beziehen
(=12 % Anteil) oder aber eine Steigerung um 20 Prozentpunkte (= 30 % Anteil) bedeu-
ten.
28
Daher ist es sinnvoll, bei kleinen Gesamtheiten, unter 100 Elementen, auch die absoluten
Zahlen anzugeben.
Im Folgenden sollen nun die möglichen Darstellungsformen anhand eines Beispiels veran-
schaulicht werden.
Die Darstellung in absoluten Zahlen zeigt, wie lange die Bürger in den einzelnen Abteilun-
gen warten müssen.
27
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 192
28
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S. 161
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
16
Bauverwal-
tung
Finanzverwal-
tung
Abwasserwerk
Zentral- und
Schulverwal-
tung
Ordnungs-
und Sozial-
verwaltung
gesamt
gar nicht /
kaum
40
58
41
40
193
372
höchstens
10 min.
9
7
15
5
69
105
zwischen 10
und 30 min.
9
5
7
6
41
68
länger als 30
min.
1
1
1
5
8
gesamt
59
71
63
52
308
553
Abbildung 5: Absolute Häufigkeitsverteilung: Wartezeiten in den einzelnen Abteilungen
Bei der Darstellung in relativen Zahlen wird deutlich welcher Anteil von untersuchten Merk-
malsträgern auf einen Wert bzw. eine Klasse von Werten fällt.
Bauverwal-
tung
Finanzver-
waltung
Abwasser-
werk
Zentral- und
Schulver-
waltung
Ordnungs- und
Sozialverwal-
tung
gesamt
gar nicht / kaum
67,81%
81,69%
65,08%
76,92%
62,66%
67,27%
höchstens 10
min.
15,25%
9,86%
23,81%
9,62%
22,41%
18,98%
zwischen 10
und 30 min.
15,25%
7,04%
11,11%
11,54%
13,31%
12,30%
länger als 30
min.
1,69%
1,41%
1,92%
1,62%
1,45%
gesamt
100,00% 100,00% 100,00% 100,00%
100,00%
100,00%
Abbildung 6: relative Häufigkeitsverteilung: Wartezeiten in den einzelnen Abteilungen
Wenn eine Entwicklung insbesondere von Daten, die eine natürliche Ordnung haben, dar-
gestellt werden soll, geschieht dies häufig mit Hilfe eines Säulendiagramms. Ebenso sind
Kreisdiagramme und Banddiagramme zur Darstellung von einfachen Häufigkeitsverteilun-
gen möglich.
29
Kumulierte Häufigkeiten entstehen durch Addition der prozentualen Verteilungswerte. Führt
man dies bei der oben dargestellten Analyse der Wartezeit in den einzelnen Abteilungen
29
siehe Kapitel 6 Ergebnisse der Befragung
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
17
durch, so wird deutlich, dass mindestens 80% der Bürger in allen Abteilungen höchstens 10
Minuten warten mussten.
Bauverwal-
tung
Finanzverwal-
tung
Abwasserwerk Zentral- und
Schulverwal-
tung
Ordnungs-
und Sozial-
verwaltung
gesamt
gar nicht /
kaum
67,81%
81,69%
65,08%
76,92%
62,66%
67,27%
höchstens 10
min.
83,06%
91,55%
88,89%
86,54%
85,07%
86,25%
zwischen 10
und 30 min.
98,31%
98,59%
100,00%
98,08%
98,38%
98,55%
länger als 30
min.
100,00%
100,00%
100,00%
100,00%
100,00%
Abbildung 7: kumulierte Häufigkeitsverteilung
30
2.7.1.2 Häufigkeitsverteilungen
Häufigkeitsverteilungen stellen ein wichtiges Instrument zur übersichtlichen Darstellung ei-
ner großen Datenmenge dar. Da aber eine Vielzahl und auch Vielfalt von Häufigkeitsvertei-
lungen existieren, müssen diese systematisiert werden, um dann mit möglichst geringen In-
formationsverlusten aussagekräftige Angaben machen zu können. Diese Systematisierung
wird erreicht, indem man bestimmte Größen ermittelt, die die Häufigkeitsverteilungen mög-
lichst gut charakterisieren. Derartige Kenngrößen bezeichnet man als Parameter. Die wich-
tigsten Parameter von Häufigkeitsverteilungen sind Lage- und Streuparameter.
31
2.7.1.2.1 Lageparameter
Die wichtigsten Lageparameter sind die Mittelwerte. Sie kennzeichnen diejenige Ausprä-
gung eines Untersuchungsmerkmals, die für die ermittelte Häufigkeitsverteilung am wichtigs-
ten ist. Zu unterscheiden sind drei verschiedene Mittelwerte: Median, Modus und arithmeti-
sches Mittel.
32
Im Folgenden werden nun die einzelnen Mittelwerte anhand von Beispielen kurz erklärt:
Das arithmetische Mittel stellt den Durchschnittswert dar.
30
zu den Abbildungen 5-7 siehe Seite 108-110
31
vgl. Kobelt, H., Steinhausen, D.: Wirtschaftsstatistik für Praxis und Studium. Stuttgart 2000, S. 66
32
vgl. Berekoven, L..: a.a.O. S. 149
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
18
Bsp.: Xv = 2; 7; 9;
= (2+7+9) / 3 = 6
Das arithmetische Mittel beträgt also 6.
Der Median gibt den Wert an, bei dem 50 % größer und 50 % kleiner sind.
Bsp.:
Die Untersuchungsobjekte (Abteilungen der VG) müssen nach der Größe der Merkmalsaus-
prägung Besucherzahlen geordnet werden.
Der Median liegt also bei: 76 Besucher.
33
Mit dem Modus wird der häufigste Wert beschrieben.
Die Note die am häufigsten vergeben wurde ist die drei. Der Modus beträgt also drei.
34
Der Median und der Modus kommen in der Praxis nur dann zur Anwendung, wenn das a-
rithmetische Mittel durch Ausreißer stark verzerrt ist, oder minimal skalierte Daten vorliegen.
33
vgl. Kobelt, H., Steinhausen, D.: a.a.O., S. 73
34
vgl. Kobelt, H. und Steinhausen, D.: a.a.O. S.69
Abteilungen
A 1
A 2
A 3
A 4
A 5
Besucherzahlen
120
76
84
67
75
Abteilungen
A 4
A 5
A 2
A 3
A 1
Besucherzahlen
67
75
76
84
120
Merkmalsausprägung (Noten) Beobachtungshäufigkeit
1
12
2
18
3
21
4
16
5
4
6
4
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
19
Der Grund dafür ist, dass das arithmetische Mittel einer genügend großen Stichprobe (n>30)
auf Grund des zentralen Grenzwertsatzes stets normalverteilt ist. Es ist also möglich, ein
Vertrauensintervall anzugeben, in dem der wahre Mittelwert einer Grundgesamtheit liegt,
wenn der Mittelwert und die Streuung einer ausreichend großen Stichprobe vorliegen.
Wenn bei einer Bürgerbefragung eine ausreichend große Stichprobe (in unserem Fall
n=528) aus der Grundgesamtheit gezogen wurde, ist eine Verzerrung durch so genannte
,,Ausreißer" auszuschließen.
2.7.1.2.2 Streuparameter
Streuparameter bringen zum Ausdruck, wie dicht die Werte einer Beobachtungsreihe um ei-
nen Mittelwert liegen. Die wichtigsten Streuparameter sind die Varianz, die Standardabwei-
chung und die Spannweite.
·
Varianz
Die Varianz stellt das wichtigste und heute allgemein übliche Streuungsmaß in der Statistik
dar. Sie ergibt sich aus der durchschnittlichen quadratischen Abweichung der einzelnen Be-
obachtungswerte vom arithmetischen Mittel.
·
Standardabweichung
Die Standardabweichung ergibt sich aus der Quadratwurzel der Varianz. Andere Begriffe für
die Standardabweichung sind Streuung oder mittlere Abweichung.
Mit ihrer Hilfe lassen sich Fehlerintervalle um das arithmetische Mittel kennzeichnen. Bei der
Normalverteilung kann zudem angegeben werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit Werte in-
nerhalb dieser Fehlerintervalle liegen.
Die Varianz und die Standardabweichung dienen der Charakterisierung der Streuung von
Häufigkeitsfunktionen metrisch skalierter Merkmale. Da aber die Merkmalsausprägungen,
der in dieser Arbeit verwendeten Antwortvorgaben, fast ausschließlich nominal skaliert sind,
werden diese Streuparameter nicht angewandt.
35
·
Spannweite (Variationsbreite)
Bei der Spannweite wird die Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten Beobach-
tungswert einer geordneten Folge von Merkmalsausprägungen berechnet. Ähnlich dem a-
rithmetischen Mittel kann dieses Streumaß durch Ausreißer stark verzerrt werden. Für die-
sen Streuparameter sind mindestens ordinal skalierte Daten notwendig.
35
Das Alter ist zwar in eine Verhältnisskala einzuordnen, jedoch ist es eher relevant die Repräsentanz und nicht
die Streuung zu berechnen. siehe Kapitel 6.2 Repräsentativität der Bürgerbefragung
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
20
2.7.2 Bivariate Verfahren
Im Gegensatz zu den univariaten Verfahren werden bei den bivariaten Verfahren die Bezie-
hungen, also Abhängigkeiten, zwischen zwei Variablen untersucht.
Die Kreuztabellierung gilt dabei als subjektive Form der Untersuchung zweier Merkmalsaus-
prägungen. Ebenso können aber auch objektivere Verfahren, insbesondere die Regressi-
ons- und Korrelationsanalyse (deskriptive Statistik) sowie der Chi-Quadrat-Test (induktive
Statistik), angewandt werden.
36
2.7.2.1 Kreuztabellierung
Die Kreuztabellierung stellt das einfachste Verfahren zur Darstellung und zum Herausarbei-
ten von Zusammenhängen zwischen zwei Variablen dar. Dabei liegt der große Vorteil darin,
dass kein bestimmtes Skalenniveau vorausgesetzt ist. Es ist z.B. möglich Zusammenhänge
zwischen nominal skalierten Daten (Geschlecht
Beurteilung der Bürgerfreundlichkeit) zu
untersuchen.
In einer Matrix, der so genannten Kreuztabelle, werden alle möglichen Kombinationen von
Merkmalsausprägungen eingetragen. Die jeweilige Häufigkeit, mit der jede Kombination auf-
tritt, wird dem entsprechenden Feld zugeordnet.
37
Dabei ist zu beachten, dass theoretisch die Zahl, aller möglichen Kreuztabellierungen sehr
schnell sehr groß wird. Sie berechnet sich nach der Formel
(n/2) * (n-1). Das bedeutet, dass
sich bei nur 32 Fragen bereits 16 * 31 = 496 Kreuztabellen ergeben.
Die folgende Kreuztabelle zeigt die Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten in Abhängigkeit
vom Alter:
Abbildung 8: Kreuztabelle
Ein Zusammenhang zwischen Geschlecht und Zufriedenheit ist hier nicht zu erkennen. 75 %
der Frauen und 72 % der Männer sind zufrieden mit den Öffnungszeiten.
36
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S. 156
37
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 197
Geschlecht
Zufriedenheit
männlich weiblich keine Angaben
zufrieden
184
188
13
385
unzufrieden
68
54
5
127
keine Angabe
2
10
1
13
254
252
19
525
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
21
Ob sich dieses Ergebnis auf die Grundgesamtheit übertragen lässt, kann mit Hilfe des Chi-
Quadrat-Tests überprüft werden.
38
2.7.2.2 Einfache Korrelationsanalyse
Die einfache Korrelationsanalyse liefert ein Maß für die Stärke des linearen Zusammen-
hangs, unabhängig von der Wirkungsrichtung zwischen zwei metrischen Merkmalen. Auf
diesem Verfahren bauen eine Reihe von Multivariaten Verfahren
39
(zum Beispiel Faktoren-
analyse) auf. Sie stellt daher eines der wichtigsten Verfahren dar.
40
Da die im Rahmen dieser Arbeit festzustellenden Zusammenhänge nur auf nominal skalier-
ten Werten basieren, wird dieses Verfahren hier nicht näher erläutert.
2.7.2.3 Einfache Regressionsanalyse
Im Gegensatz zur Korrelationsanalyse, die lediglich die Stärke des linearen Zusammen-
hangs zwischen zwei Variablen misst, unterstellt und bestimmt die Regressionsanalyse ei-
nen Einfluss der Variablen X auf eine unabhängige Variable Y.
41
Insbesondere folgende Fragestellungen lassen sich mit Hilfe der Regressionsanalyse klä-
ren:
-
Wie stark ist der Einfuß der unabhängigen Variablen auf die abhängige Variable (Ursa-
chenanalyse)?
-
Wie verändert sich die abhängige Variable, wenn die unabhängige Variable verändert
wird (Wirkungsprognose)?
-
Wie wird sich die abhängige Variable im Zeitablauf ceteris paribus verändern (Trend-
prognose)?
42
Die einfache Regressionsanalyse wäre bei einer zweiten Erhebung anzuwenden, nachdem
Veränderungen durchgeführt worden sind. Mit ihrer Hilfe lassen sich dann die tatsächlich
eingetretenen Verbesserungen (Verschlechterungen) messen. Zu untersuchen wären Fra-
gen wie: ,,Hat sich die Zufriedenheit mit der Arbeit verbessert, nachdem die Verbesserungs-
vorschläge bezüglich der äußeren Bedingungen des Arbeitsplatzes umgesetzt worden
sind?"
43
38
Dieser Test ist ein Analyseverfahren der induktiven Statistik. Zur verständlichen Erläuterung siehe Kobelt, H.
und Steinhausen, D. a.a.O. S. 237 und 309 ff.
39
siehe Abbildung 8: Die gebräuchlichsten multivariaten Analyseverfahren im Überblick
40
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 198
41
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 199
42
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 202
43
siehe hierzu Kapitel 7 Maßnahmen zur Verbesserung der Zufriedenheit am Arbeitsplatz
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
22
2.7.3 Multivariate Verfahren
Multivariate Verfahren sind in der Lage, Zusammenhänge und Beziehungen zwischen drei
oder mehr Variablen zu analysieren. Das Ziel dieser Verfahren ist es, die Maße der Daten
soweit wie möglich, bei minimalem Informationsverlust, zu reduzieren.
44
Abbildung 8 gibt einen Überblick über die am häufigsten verwendeten multivariaten Analy-
severfahren.
Abbildung 9: Die gebräuchlichsten multivariaten Analyseverfahren im Überblick
45
Die Wahl eines bestimmten Verfahrens hängt vor allem vom Untersuchungsproblem und
nicht nur von dem Beziehungszusammenhang und dem Messniveau der Variablen ab.
44
vgl. Hüttner, M.: a.a.O. S. 156
45
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 204
Multivariate Ana-
lyseverfahren
Dependenzanalyse
(einseitige Ab-
hängigkeit)
Interdependenzanalyse
(gegenseitige Ab-
hängigkeit)
abhängige
Variable
metrisch
abhängige
Variable nicht
metrisch
Variablen
metrisch
Variablen
nicht metrisch
unabhängige
Variable met-
risch
unabhängige
Variable nicht
metrisch
unabhängige
Variable met-
risch
unabhängige
Variable nicht
metrisch
multiple Re-
gressionsana-
lyse
multiple Vari-
anzanalyse
multiple
Diskriminan-
zanalyse
- multidimensionale
Skalierung
- KFA
- Clusteranalyse
(nicht metrisch)
- Conjoint Meas-
urement
Baumanalyse
(AID)
- Clusterana-
lyse (metrisch)
- Faktorenana-
lyse
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
23
Auch wenn Datenanalysen häufig computergestützt durchgeführt werden, und damit fehler-
freie Ergebnisse liefern, können sie dennoch Fehler, die bei der Erhebungskonzeption und
-durchführung entstanden sind, nicht beheben oder mildern.
Ebenso können auch schon bei der Messung und der Einordnung von Daten Fehler auftre-
ten. Im folgenden Kapitel sollen diese nun exemplarisch dargestellt werden.
2.8 Fehler und Gütekriterien
Bei Datenerhebungen kann eine Vielzahl von Fehlern auftreten. Diese können systematisch
oder unsystematisch sein und auf allen Stufen der Erhebung
46
aus unterschiedlichen Grün-
den hervorgerufen werden.
2.8.1 Fehlerarten
Bei der Messung statistischer Massen kommt es auf Grund der Vielzahl von Daten, die reale
Sachverhalte abbilden sollen, zwangsläufig zu Fehlern. Diese werden in Zufallsfehler und
systematische Fehler unterteilt. Zufallsfehler sind solche, die gleichmäßig um einen richtigen
Wert streuen, so dass sie sich per Saldo ausgleichen. Systematische Fehler hingegen ver-
teilen sich nicht gleichmäßig um einen wahren Wert, sondern konzentrieren sich in eine be-
stimmte Richtung. Im Gegensatz zu systematischen Fehlern lassen sich Zufallsfehler mit
Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung quantifizieren.
Häufig ist mit Zufallsfehler der Stichprobenfehler beim Random Verfahren (Auswahlverfah-
ren) gemeint.
47
2.8.1.1 Zufallsfehler
Bei einer Stichprobenerhebung wird von den in der Stichprobe ermittelten Verhältnissen auf
die entsprechenden Werte in der Grundgesamtheit geschlossen. Bei dieser Hochrechnung
können natürlich Abweichungen (Fehler) zu den tatsächlichen Sachverhalten auftreten;
Vollerhebungen hingegen liefern sichere Ergebnisse.
Es stellt sich nun die Frage, wie dieser Stichprobenfehler ermittelt werden kann, bzw. wie
ein Sample angelegt sein muss, damit es eine bestimmte Stichprobenabweichung nicht ü-
berschreitet.
46
siehe Kapitel 2.7.1.2 systematische Fehler
47
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 63 ff.
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
24
Bei einer Stichprobenauswahl von n Elementen aus einer Grundgesamtheit N streuen die
Messwerte um den wahren Wert P. Als Streuungsmaß für den Stichprobenanteil p dient die
Varianz, als durchschnittliche quadratische Abweichung oder die Standardabweichung (
p ),
also die Quadratwurzel aus der Varianz. Das Streuungsmaß gibt an, wie weit der gemesse-
ne Wert nach oben bzw. unten vom tatsächlichen Wert der Grundgesamtheit abweicht.
Wenn die Gesamtfläche zwischen der x-Achse und einer Normalverteilungskurve mit 100 %
angenommen wird, umfasst der Bereich P ±
p = 68,3 % der Gesamtfläche. Auf die Stich-
probe übertragen, bedeutet dies, dass 68,3 % aller Ergebnisse in den Fehlerbereich (P ±
p) fallen.
Mit Hilfe von Abbildung 10 soll dies veranschaulicht werden.
Wendepunkt Wendepunkt
p
-3 -2 -1 0 1 2 3
Abbildung 10: Normalverteilung der p-Werte
48
Da eine Aussage, die für alle Denkbaren Fälle gilt, nicht ausreicht, wird der Fehlerbereich
um einen Sicherheitsfaktor (t) erweitert.
Der Fehlerbereich lautet nun: P ±
p
·
t.
Die nachstehende Abbildung zeigt an, bei welcher Größe von t das Stichprobenergebnis mit
welcher Wahrscheinlichkeit in den angegebenen Fehlerbereich fällt.
48
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 64
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
25
Abbildung 11: Mit Sicherheitsfaktor t erweiterter Fehlerbereich
Die Qualität von Stichproben misst sich daran wie genau der wahre Wert der Grundgesamt-
heit getroffen wird. Als Maße dienen hierzu die oben erläuterte Streuung und die Wahr-
scheinlichkeit.
Das Maß der Wahrscheinlichkeit (w) gibt an, inwieweit die ausgewiesene Streuung auch
tatsächlich zutrifft, wie sicher bzw. unsicher die Bandbreite ist.
Dies bedeutet also, dass wir eine umso aussagekräftigere Zahl erhalten, je mehr Stichpro-
ben gezogen werden.
Bei einer Datenerhebung ist in der Regel bekannt, wie genau das Stichprobenergebnis sein
soll (Streuung) und mit welcher Sicherheit die Aussage getroffen werden soll (Wahrschein-
lichkeit). Auf dieser Grundlage ist nun der Stichprobenumfang zu bestimmen.
Es gilt:
p =
p
·
q
49
n
p = Anteil der Elemente in der Stichprobe, welche die Merkmalsausprägungen aufweisen
q = Anteil der Elemente in der Stichprobe, welche die Merkmalsausprägungen nicht
aufweisen
n = Stichprobenumfang
Die Standardabweichung
p nimmt also bei steigender Stichprobenanzahl ab. Bezeichnet
man nun den größten zulässigen Fehler als e = t
·
p, so ergibt sich nach Umstellung fol-
gende Formel:
49
Diese Formel stellt eine Näherungsformel dar, die bei einem Stichprobenumfang von nicht mehr als 5 % der
Grundgesamtheit hinreichende Werte bringt.
Bei t = liegen ... Prozent aller möglichen Stichproben-
ergebnisse p für den (wahren) Anteilswert P im
Bereich P ±
p
·
t
1,00
68,3 %
2,00
95,5 %
3,00
99,7 %
3,29
99,9 %
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
26
n = t²
·
p
·
q
e²
Da p und q im Voraus nicht bekannt sind, ist es zweckmäßig den ungünstigsten Fall, näm-
lich 50 % anzusetzen.
Angenommen, ein Stichprobenverhältnis soll auf ± 5 % (e = 5) genau sein und eine Sicher-
heit von 99,7 % aufweisen (t = 3), so wäre ein Stichprobenumfang von
n = 9
·
50
·
50 = 900 erforderlich.
25
Ergänzend sind noch folgende Einschränkungen zu machen:
1. Die Darlegungen beziehen sich auf die Erfassung qualitativer Merkmalsausprägungen.
Bei der Erfassung quantitativer Merkmalswerte treten an die Stelle der Merkmalsanteile
die Mittelwerte der Stichprobe und Grundgesamtheit. Im Übrigen gelten dann aber die
gleichen Überlegungen.
2. Es wurde von einer uneingeschränkten Zufallsauswahl ausgegangen. Ein differenziertes
Random - Verfahren erfordert eine aufwendigere Berechnung. Die Auswahlverfahren
werden an anderer Stelle näher erläutert.
50
3. Die Fehlerberechnung bezieht sich auf das Gesamtergebnis. Soll mehrdimensional, also
für verschiedene Untergruppen gesondert analysiert werden, so bestimmen die Anforde-
rungen an die kleinste zu analysierende Stelle den Gesamtstichprobenumfang.
4. Eine mathematisch exakte Fehlerermittlung ist nur bei Random - Verfahren, nicht aber
bei den Verfahren der bewussten Auswahl möglich. Allerdings zeigen Erfahrungen der
Praxis, dass beide Erhebungsverfahren im Großen und Ganzen gleiche Ergebnisse er-
bringen, und somit bezüglich der Fehlerbereiche und des Stichprobenumfangs durchaus
eine sinngemäße Übertragung zulässig ist.
2.8.1.2 Systematische Fehler
Auf systematische Fehler lässt sich die Aussage ,,Je größer die Stichprobe, je geringer die
Fehlerzahl" nicht übertragen. Es ist zwar möglich, dass sich auch systematische Fehler ge-
genseitig aufheben, wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie sich noch verstärken.
51
Systematische Fehler können in allen Phasen der Datenerhebung auftreten und verschie-
dene Arten und Ursachen haben. In der folgenden Auflistung werden die wesentlichen Be-
reiche aufgeführt und Konsequenzen für unser Konzept gezogen:
50
Siehe Kapitel 2.7 Methoden der Datenanalyse
51
vgl. Berekoven, L.: a.a.O. S. 67ff.
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
27
1. Durch den Träger der Untersuchung hervorgerufene Fehler:
·
Fehler in der Erhebungsplanung
-
Verwendung unkorrekter ( z.B. veralteter ) Unterlagen
-
falsche Definition der Grundgesamtheit
-
Fehler in der Erhebungsstrategie (Auswahl und Kombination der Methodenelemente )
-
Fehler in der Erhebungstaktik ( z.B. Fragebogengestaltung )
-
Verwendung eines ungeeigneten Auswahlverfahrens und / oder Fehler bei der Verfah-
rensanwendung ( z.B. ungeeignete Quotierung )
·
Fehler in der Erhebungsdurchführung
-
mangelhafte Organisation der Feldarbeit
-
ungenügende Kontrolle
·
Fehler in der Auswertung
·
Fehler in der Interpretation und Darstellung der Ergebnisse
Anwendung auf die Feststellung der Bevölkerungsstruktur:
Zur Definition der Grundgesamtheit kann die vom statistischen Landesamt zur Verfügung
gestellte Angabe über die Bevölkerungsstruktur herangezogen werden. Es ist darauf zu ach-
ten, dass die Daten neueren Datums sind.
In unserem Beispiel stammen die Daten aus dem Jahre 2000 und können daher nicht als
veraltet angesehen werden.
Bei der Verwendung älterer Daten kann es zu leichten Verschiebungen in den Betrachtun-
gen einzelner Altersklassen kommen. Dies ist dann unerheblich, wenn, wie in unserem Fall
keine Quota-Auswahl
52
, sondern die einfache Zufallsauswahl nach dem Schlussziffernver-
fahren, vorgenommen wird.
2. Durch Interviewer hervorgerufene Fehler:
·
Verzerrung des Auswahlplanes
-
Quotenfälschung
-
Selbstausfüllung
-
nur Bekannte fragen
·
Verzerrung der Antworten:
-
Beeinflussung der Auskunftsperson durch äußeres Erscheinungsbild und Auftreten
-
suggestives Vorbringen der Fragen
-
selektive und / oder nachlässige Antwortregistrierung
52
Siehe Kapitel 3.3.1
Öffentliche Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen
28
Da die Mitarbeiter- und Bürgerbefragung schriftlich mittels Fragebogen erfolgt, kommt es zu
keinen Fehlern, die durch Interviewer hervorgerufen werden können.
Bei der Befragung direkt vor Ort im Rathaus werden die Bürger zwar von einem Mitarbeiter
auf die stattfindende Erhebung aufmerksam gemacht, jedoch ist der jeweilige Mitarbeiter an
der Beantwortung der Fragen nicht beteiligt. Sie bzw. er händigt lediglich den Fragebogen
aus.
3. Durch Probanden hervorgerufene Fehler
·
Non-Response-Fälle
-
Kontakt- und /oder Antwortverweigerung
-
Beantwortungsunfähigkeit
·
Falschbeantwortung
z.B. aufgrund von
-
Überforderung
-
Prestige
-
mangelnde Erinnerung
-
Drittbeeinflussung
Bei den durch Probanden verursachten Fehlern lassen sich lediglich die Non-Response-
Fälle feststellen. In unserem Beispiel kamen von insgesamt 1003 verschickten Fragebögen,
223 beantwortet zurück. Dies ergibt eine Rücklaufquote von 22,23%.
53
Problem:
Wer diese Fragebögen ausfüllt und ob dies auch wahrheitsgemäß geschieht, ist nicht er-
kennbar.
Lösungsvorschlag:
Zur Vermeidung von Falschbeantwortungen wird dem Fragebogen den Zusatz ,,Wenn Sie
Sich nicht mehr richtig erinnern, so lassen Sie die entsprechende Frage bitte aus!" beige-
fügt. Ob diese Anweisung befolgt wird, oder ob sich die Bürger keine Blöße geben wollen, ist
leider nicht überprüfbar.
Fazit:
Auf Grund der Vielfalt der möglichen auftretenden Fehler ist es verständlich, dass eine Ge-
samtwirkung nur geschätzt, aber nicht berechnet werden kann. Für die Auswertung bedeutet
dies, dass es durchaus möglich ist, dass diese, insbesondere die durch Probanden hervor-
gerufen werden, aber nicht feststellbar sind, verfälscht ist.
53
siehe Kapitel 6.2.1 Repräsentativität der Bürgerbefragung
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (eBook)
- 9783836603270
- DOI
- 10.3239/9783836603270
- Dateigröße
- 1.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Fachhochschule Trier - Hochschule für Wirtschaft, Technik und Gestaltung – Wirtschaft, Studiengang Marketing
- Erscheinungsdatum
- 2007 (Mai)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- kaisersesch verbandsgemeinde gemeindeverwaltung kundenorientierung zufriedenheit mitarbeiter umfrage verwaltung behörde dienstleistung kundenbefragung marketingkonzept
- Produktsicherheit
- Diplom.de