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Die Bedeutung der Markierung bei der Wahl zwischen Hersteller- und Handelsmarke aus Konsumentensicht

©2003 Diplomarbeit 83 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Vor dem Kauf eines Produktes trifft ein Käufer die Entscheidung dieses Produkt anderen vorzuziehen. Dieser Entscheidung liegen Informationen des Konsumenten über dieses Produkt zugrunde, die er zuvor aufgenommen und verarbeitet hat. Eine dieser Informationen ist die Markierung des Produktes. Diese kann von einem Hersteller- oder einem Handelsunternehmen stammen.
In Europa und Nordamerika gewinnen seit mehreren Jahren in vielen Produktkategorien aus dem Konsumgüterbereich händlermarkierte Produkte an Marktanteilen. Hieraus ergibt sich die Frage, welche Rolle die Markierung bei dieser Entwicklung einnimmt, und damit welche Bedeutung sie bei der Wahl zwischen hersteller- und händlermarkierten Alternativen aus Konsumentensicht hat.
Gang der Untersuchung:
Dies soll in dieser Arbeit geklärt werden, die wie folgt aufgebaut ist:
Im Anschluss an diese Einleitung gibt Kapitel II allgemeine Informationen bezüglich der Hersteller- und Handelsmarke. Hierzu werden zunächst Herstellermarke und Handelsmarke begrifflich definiert, in ihrer Geschichte beschrieben und voneinander abgegrenzt. Anschließend wird die angesprochene Marktanteilsentwicklung von Handelsmarkenprodukten dargestellt. Des weiteren wird kurz auf die Handelslandschaft und aktuelle Entwicklung der Discounter als treibende Kraft der Handelsmarken eingegangen.
Kapitel III beschäftigt sich als Kern dieser Arbeit damit, inwieweit der Nutzen der Markierung für den Konsumenten eine Ursache für die Stärke der Handelsmarken ist. Hierzu wird nach einem Literaturüberblick auf den Wahlprozess des Käufers und die Bedeutung der Markierung in diesem eingegangen. Daraus wird auf die Ursache des aktuellen Erfolges von Handelsmarkenprodukten geschlossen.
In Kapitel IV werden aus den Resultaten strategische Implikationen für das Management von Hersteller- und Handelsmarken abgeleitet. Die Schlussbetrachtungen in Kapitel V geben nach einem Zukunftsausblick über die mögliche Entwicklung der Beziehung zwischen Hersteller- und Handelsmarken einen Einblick in Limitierungen dieser Arbeit.
Erkenntnisse dieser Arbeit sind, dass die Markierung dem Konsumenten vor der Nutzung bei der Informationsgenerierung sowie während und nach der Nutzung zur Minderung des Risikos und Stiftung eines ideellen Nutzens dienen kann. Kamen diese Funktionen in früheren Zeiten den herstellermarkierten Gütern zu Gute, so gilt dies durch die Entwicklung der Produkte und deren Vermarktungstätigkeiten zunehmend […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Claudius Kohrt
Die Bedeutung der Markierung bei der Wahl zwischen Hersteller- und Handelsmarke
aus Konsumentensicht
ISBN: 978-3-8366-0174-0
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland, Diplomarbeit, 2003
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http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Vorwort
Claudius Kohrt hat sich in seiner Diplomarbeit ,,Die Bedeutung der Markierung bei der
Wahl zwischen Hersteller- und Handelsmarke aus Konsumentensicht" angesichts der
zunehmenden Bedeutung von Handelsmarken und Discountern im Lebensmitteleinzel-
handel mit einer hochaktuellen Thematik beschäftigt. Dies belegen nicht zuletzt die in
dieser Arbeit zusammengetragenen aktuellen und sehr detaillierten Informationen über
die Marktanteilsentwicklung von Handelsmarken. Claudius Kohrt legt seiner Arbeit die
These zugrunde, dass die von den Konsumenten empfundene Nutzendifferenz zwischen
Hersteller- und Handelsmarken aufgrund des gestiegenen Nutzens von Handelsmarken
abgenommen hat (These 1). Der gestiegene Nutzen ist dabei u. a. darauf zurückzufüh-
ren, dass sich das Marketing für Handelsmarken zunehmend an das von Herstellermar-
ken annähert. Besonders prägnant zeigt sich dies am Beispiel von Premium-Handels-
marken (z. B. Füllhorn von Rewe). In der Konsequenz geht damit auch die Bedeutung
der Markierung für die Wahl zwischen Hersteller- und Handelsmarke zurück (These 2).
Aufgrund einer umfassenden Auswertung sowohl der wissenschaftlichen Literatur als
auch von Praxis-Studien können die beiden Thesen empirisch gestützt werden. Für
Herstellermarken lässt sich daraus die Empfehlung ableiten, die Differenzierung zu den
Handelsmarken aufrechtzuerhalten bzw. zu stärken (z. B. über Produktinnovationen
oder emotionale Markenwelten). Häufig wird dies auch mit einer Konzentration auf die
starken Marken im Portfolio eines Markenartiklers einhergehen müssen, was die Elimi-
nation von Marken zur Folge hätte.
Dr. habil. Dirk Temme
Humboldt-Universität zu Berlin
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Institut für Marketing

© Claudius Kohrt
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... I
Abkürzungsverzeichnis...III
Abbildungsverzeichnis ...V
I Einleitung...1
II Allgemeines und aktuelles zur Hersteller- und Handelsmarke ...3
II.1 Definitorische
Grundlagen ...3
II.1.1 Die
Marke...3
II.1.2 Hersteller- versus Handelsmarke...4
II.1.3 Die unterschiedlichen Handelsmarkentypen ...6
II.2 Die Geschichte der Hersteller- und Handelsmarke ...8
II.2.1 Die Geschichte der Herstellermarke...8
II.2.2 Die Geschichte der Handelsmarke ...10
II.3 Die Marktanteilsentwicklung der Handelsmarken...11
II.3.1 Die aggregierte Marktanteilsentwicklung ...11
II.3.2 Die Marktanteile verschiedener Gütergruppen...14
II.4 Der Wandel in der Handelslandschaft und Einkaufsstättenwahl ...15
III Die Bedeutung der Hersteller- und Handelsmarkierung...19
III.1 Hypothesen ...19
III.2 Bestehende
Forschungsfelder ...20
III.3
Die Bedeutung der Markierung für den Konsumenten...21
III.3.1 Der
Wahlprozess...21
III.3.2 Der Nutzen der Markierung für den Konsumenten ...25

© Claudius Kohrt
II
III.3.3 Die Bedeutung der Markierung im Wahlprozess ...30
III.4
Die Ursachen für das Marktanteilswachstum der Handelsmarken ...34
III.4.1 Die Nutzendifferenz zwischen Hersteller- und Händlermarkierung ...34
III.4.1.1
Informationseffizienz...36
III.4.1.2 Risikoreduktion...36
III.4.1.3
Stiftung ideellen Nutzens...39
III.4.1.4 Zusammenfassung...39
III.4.2 Die Nutzendifferenz zwischen Handels- und Herstellermarken ist
gesunken ...40
III.4.2.1 Informationseffizienz...40
III.4.2.2 Risikoreduktion...41
III.4.2.3
Stiftung ideellen Nutzens...43
III.4.2.4 Zusammenfassung...43
III.4.3 Differenzierung zwischen Herstellermarke und Handelsmarke...44
IV Strategische Implikationen ...47
IV.1
Strategische Implikationen für das Management von Herstellermarken...47
IV.2
Strategische Implikationen für das Management von Handelsmarken...51
V Schlussbetrachtung...55
V.1 Zukunftsaussichten...55
V.2 Limitierungen...55
V.3 Fazit...56
Literaturverzeichnis ...59
Anhang...73

© Claudius Kohrt
III
Abkürzungsverzeichnis
Af. Alkoholfreie
a kurzfristige
Werbeeinflüsse
Nutzenkomponente eines Gutes, die sich intrinsisch aus diesem ergibt
subjektive Geschmacks- oder Nutzengewichtungen
c Konsument
C Choice
Set
e
Wahrnehmungsverzerrungen i. V. m psychosozialen Cues
stochastischer Nutzen bzw. Störwert mit Mittelwert Null
FMCG
Fast Moving Consumer Goods
GfK
Gesellschaft für Konsumforschung
GWB
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung
i, j, k, l
Marke i, j, k, l
Preissensibilität
LEH Lebensmitteleinzelhandel
m
Produkteigenschaft (m = 1, 2, ..., M)
µ
erwarteter Wert einer Eigenschaftsausprägung
m. Ks.
mit Kohlensäure
MarkenG Markengesetz
o. Ks.
ohne Kohlensäure
p Preis
q
wahrgenommene Produkteigenschaften (q = 1, 2, ..., Q)
PLMA
Private Label Manufacturers Association
S Konsumentensegment
wahrgenommenes Risiko bezüglich einer Eigenschaftsausprägung

© Claudius Kohrt
IV
t Zeit(punkt)
Werbesensibilität
UWG
Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb
U
systematischer Nutzen
WPRm.
Wasch-, Putz-, Reinigungsmittel
X objektive
Produkteigenschaft
X*
wahrgenommenen oder empfundenen Produkteigenschaft

© Claudius Kohrt
V
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Positionierung der Erscheinungsform von Handelsmarken gegenüber
Herstellermarken... 7
Abb.2: Marktanteilsentwicklung an FMCG ohne Frische im LEH in Deutschland ... 12
Abb.3: Marktanteilsentwicklung an FMCG ohne Frische im LEH in europ. Ländern... 14
Abb.4: Marktanteile Handelsmarken an FMCG ohne Frische... 15
Abb.5: Handelsmarkenumsatz im deutschen Lebensmittelhandel ... 17
Abb.6: Ein konzeptionelles Modell des Wahlprozesse der Konsumenten Wahl ... 22
Abb.7: Der Nutzen der Markierung aus Konsumentensicht... 27
Abb.8: Generalisierter Einfluss der Marke auf die Konsumentenwahl... 32
Abb.9: Gesamt-Markenwert vs. Tangibler Markenwert ... 35
Abb.10: Die zwei Ebenen der Strategie für Herstellermarkenunternehmen ... 48
Abb.11: Die zwei Ebenen der Strategie für Handelsmarkenunternehmen... 51

© Claudius Kohrt
1
I Einleitung
Vor dem Kauf eines Produktes trifft ein Käufer die Entscheidung dieses Produkt ande-
ren vorzuziehen. Dieser Entscheidung liegen Informationen des Konsumenten über
dieses Produkt zugrunde, die er zuvor aufgenommen und verarbeitet hat. Eine dieser
Informationen ist die Markierung des Produktes. Diese kann von einem Hersteller- oder
einem Handelsunternehmen stammen. In Europa und Nordamerika gewinnen seit meh-
reren Jahren in vielen Produktkategorien aus dem Konsumgüterbereich händlermarkier-
te Produkte an Marktanteilen. Hieraus ergibt sich die Frage, welche Rolle die Markie-
rung bei dieser Entwicklung einnimmt, und damit welche Bedeutung sie bei der Wahl
zwischen hersteller- und händlermarkierten Alternativen aus Konsumentensicht hat.
Dies soll in dieser Arbeit geklärt werden, die wie folgt aufgebaut ist:
Im Anschluss an diese Einleitung gibt Kapitel II allgemeine Informationen bezüglich
der Hersteller- und Handelsmarke. Hierzu werden zunächst Herstellermarke und Han-
delsmarke begrifflich definiert, in ihrer Geschichte beschrieben und voneinander abge-
grenzt. Anschließend wird die angesprochene Marktanteilsentwicklung von Handels-
markenprodukten dargestellt. Des weiteren wird kurz auf die Handelslandschaft und
aktuelle Entwicklung der Discounter als treibende Kraft der Handelsmarken eingegan-
gen. Kapitel III beschäftigt sich als Kern dieser Arbeit damit, inwieweit der Nutzen der
Markierung für den Konsumenten eine Ursache für die Stärke der Handelsmarken ist.
Hierzu wird nach einem Literaturüberblick auf den Wahlprozess des Käufers und die
Bedeutung der Markierung in diesem eingegangen. Daraus wird auf die Ursache des
aktuellen Erfolges von Handelsmarkenprodukten geschlossen. In Kapitel IV werden aus
den Resultaten strategische Implikationen für das Management von Hersteller- und
Handelsmarken abgeleitet. Die Schlussbetrachtungen in Kapitel V geben nach einem
Zukunftsausblick über die mögliche Entwicklung der Beziehung zwischen Hersteller-
und Handelsmarken einen Einblick in Limitierungen dieser Arbeit.
Erkenntnisse dieser Arbeit sind, dass die Markierung dem Konsumenten vor der Nut-
zung bei der Informationsgenerierung sowie während und nach der Nutzung zur Minde-
rung des Risikos und Stiftung eines ideellen Nutzens dienen kann. Kamen diese Funkti-
onen in früheren Zeiten den herstellermarkierten Gütern zu Gute, so gilt dies durch die
Entwicklung der Produkte und deren Vermarktungstätigkeiten zunehmend auch für
handelsmarkierte Ware. Dies geht so weit, dass beide Markierungstypen von Konsu-
menten zum Teil als wenig differenziert wahrgenommen werden.

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Die bisherige Forschung hat sich sowohl mit der Relevanz der Markierung für den
Konsumenten in seinem Entscheidungsprozess allgemein als auch mit den Ursachen für
die Stärke der Handelsmarkenprodukte aus verschiedensten Perspektiven auseinander-
gesetzt. Diese Arbeit soll diese beiden Forschungsfelder miteinander vereinen. Grund-
lage ist wissenschaftliche deutsche und nordamerikanische Literatur aus Büchern, Fach-
zeitschriften und Internetpublikationen der Bereiche Wirtschaft und Psychologie, sowie
aktuelle journalistische Literatur aus Fachzeitschriften, Fachzeitungen, allgemeinen
Zeitungen und Internetpublikationen.

© Claudius Kohrt
3
II
Allgemeines und aktuelles zur Hersteller- und Handelsmarke
Anmerkung: Der Begriff ,,Konsument" wird in dieser Arbeit für das Mitglied eines
Haushaltes verwendet, das die Kaufentscheidung trifft, unabhängig davon, ob es die
Ware selbst kauft oder konsumiert. In diesem Sinne fällt auch z.B. eine Mutter, die
Babynahrung für ihr Kind kauft auch unter den Begriff ,,Konsument". Gleiches gilt z.B.
sowohl für den Jugendlichen, der seine Mutter bittet ihm ,,Kinder-Schokolade" vom
Einkaufen mitzubringen, als auch den, der sie sich selbst zum Eigenverzehr kauft.
II.1 Definitorische
Grundlagen
II.1.1 Die
Marke
Aus juristischer Sicht ist der Begriff der Marke im Markengesetz (MarkenG) vom
1. Januar 1995 definiert. In § 3 (1) heißt es: ,,Als Marke können alle Zeichen, insbeson-
dere Wörter einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen, Hörzei-
chen, dreidimensionale Gestaltungen einschließlich der Form einer Ware oder ihrer
Verpackung sowie sonstige Aufmachungen einschließlich Farben und Farbzusammen-
stellungen geschützt werden, die geeignet sind, Waren oder Dienstleistungen eines
Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden." Ebenso sind im
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung (GWB) sowie im Gesetz gegen den unlauteren
Wettbewerb (UWG) weitere Legaldefinitionen des Markenbegriffes festgeschrieben
(vgl. Maretzki, 2001). Die Markierung hat demnach die Funktion ,,Auskunft über die
Herkunft einer Ware [zu] geben und dem Käufer eine Lieferung in gleichbleibender
oder verbesserter Güte [zu] sichern" (Hildebrandt, 1993, S. 196). Neben diesen juristi-
schen Definitionen der Marke als gewerbliches Schutzrecht lässt sich die Marke jedoch
auch als markiertes Produkt oder als Markierung an sich betrachten (vgl. Meffert, Bur-
mann, Koers, 2002). Bei der Betrachtung als markiertes Produkt wird die Marke als
Eigenschaftsbündel interpretiert, welches Sachgüter und Dienstleistungen umfassen
kann (vgl. Brockhoff, 1999). Die Betrachtung der Markierung an sich bezieht sich auf
die Konsumentensicht und basiert auf einem subjektiven, nachfragerbezogenen Mar-
kenverständnis. Die Marke kann somit ,,als ein in der Psyche des Konsumenten ... fest
verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer Dienst-
leistung definiert werden" (Meffert, Burmann, Koers, 2002, S. 6). Die Entwicklung des
Markenverständnisses im Laufe der Zeit wird durch Meffert, Burmann, Koers (2002, S.

© Claudius Kohrt
4
18-30) zusammengefasst. Diese Arbeit wird sich in den folgenden Kapiteln hauptsäch-
lich mit der Bedeutung der Marke aus Konsumentensicht beschäftigen.
II.1.2 Hersteller- versus Handelsmarke
In der Marketingtheorie und -praxis lässt sich die Art der Markierung von Konsumgü-
tern in Herstellermarke und Handelsmarke untergliedern. Die Bedeutung dessen für den
Konsumenten ist das zentrale Thema dieser Arbeit und wird in Kapitel III dargestellt.
Im nun Folgenden sollen die beiden Begriffe definitorisch voneinander abgegrenzt und
erläutert werden.
Synonyme für den Begriff der Herstellermarke in der Literatur sind im deutschen Mar-
kenartikel, Industriemarke und Fabrikmarke, im englischen National Brand und Manu-
facturer Brand. Für die Handelsmarke sind es im deutschen Eigenmarke und Hausmar-
ke und im englischen Private Label, Private Brand, Store Brand und Own Brand. (vgl.
u.a. Quelch, Harding, 1996, Ahlert, Kenning, Schneider, 2000, Müller-Hagedorn, 2001,
Meffert, Burmann, Koers, 2002). Viele Handelsmarkenprodukte werden nicht vom
Händler hergestellt. Auch Hersteller von Herstellermarkenware produzieren für Händler
Handelsmarkenware um Economies of Scale in der Produktion zu erzielen, überschüs-
sige Produktionskapazitäten zu nutzen, zusätzliche Verkäufe ohne Marketingkosten zu
erreichen und Preisdiskriminierung durch Imagedifferenzen zwischen Hersteller- und
Handelsmarken durchzuführen (vgl. Baltas, 1997). Die strategischen Vorteile für Händ-
ler ihre eigenen Marken zu vertreiben liegt einerseits darin, dass sie durch diese höhere
Margen erzielen können, andererseits darin, dass es einen Wettbewerbsvorteil auf hori-
zontaler, sowie einen Verhandlungsvorteil auf vertikaler Ebene darstellen kann. So
erweitert es das Angebot auf preislicher Ebene, differenziert vom Wettbewerber, ver-
bessert das Preiswürdigkeitsimage und kann Kundentreue schaffen. Aus diesen Grün-
den muss sich der Händler nicht bedingungslos auf Preiskämpfe mit den Wettbewerbern
einlassen (vgl. Strebinger, Schweiger, Forthcoming, Miquel, Caplliure, Aldas-Manzano,
2002). Außerdem verschafft sich der Handel durch das Anbieten von Eigenmarken auf
vertikaler Ebene eine stärkere Verhandlungsposition mit den Herstellern (vgl. Erdem et
al., 1999). Trotz allem zieht der Handel nach wie vor aus dem Vertrieb von Hersteller-
markenware einen erheblichen Nutzen. So erwarten viele Konsumenten die weit ver-
breiteten Herstellermarkenprodukte in jedem Handelsladen vorzufinden. Tun sie dies
nicht, könnten sie die Einkaufsstätte wechseln. Herstellermarken können demnach für
Händler Kundenbesuche generieren (vgl. Quelch, Harding, 1996).

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Hersteller- und Handelsmarke lassen sich auf der Basis des gewerblichen Schutzrechtes
durch das Eigentum an der Marke voneinander abgrenzen. Der Eigner bzw. Träger einer
Marke hat das Recht, ,,die Marke zu verwenden, sie zu bewerben, und die Eigenschaften
der dazugehörigen Produkte auszugestalten" (Müller-Hagedorn, 2001). Ist ein herstel-
lendes Unternehmen Eigner oder Träger dieses gewerblichen Schutzrechtes, handelt es
sich bei der markierten Ware um Herstellermarkenware. Ist ein Handelsunternehmen
Eigner oder Träger des gewerblichen Schutzrechtes, handelt es sich bei der Ware um
Handelsmarkenware (vgl. Schenk, 2001). In diesem Sinne definiert der Ausschuss für
Begriffsdefinitionen aus der Handels- und Absatzwirtschaft 1995 in Katalog E (S. 73)
die Herstellermarke bzw. Handelsmarke folgendermaßen:
,,Herstellermarken, ... sind Waren- oder Firmenkennzeichen, mit denen eine Hersteller-
unternehmung ihre Waren versieht. ... Handelsmarken, ... sind Waren- oder Firmen-
kennzeichen, mit denen eine Handelsunternehmung oder Verbundgruppe Waren mar-
kieren lässt, um die so gekennzeichneten Waren exklusiv und im Allgemeinen nur in
den eigenen Verkaufsstätten zu vertreiben. In der Praxis ist mit der Handelsmarke häu-
fig nicht nur das Kennzeichen selbst gemeint, sondern auch der Artikel, der damit ver-
sehen ist und der als Handelsmarkenartikel bezeichnet wird."
Ein weiteres Kriterium zur Abgrenzung zwischen Hersteller- und Handelsmarke ist, wer
der Hüter der Marke ist, d. h., wer die einzelnen zur Führung einer Marke notwendigen
Aktivitäten wie Marktanalyse, Produktentwicklung, Markttest, Produktion und Kom-
munikation koordiniert bzw. durchführt. Ist dies ein Industrieunternehmen, handelt es
sich um Herstellermarkenware. Bei Handelsmarkenware übernimmt der Handel einen
Teil oder alle Aktivitäten (vgl. Müller-Hagedorn, 2001).
Bisher grenzt diese Arbeit Handels- und Herstellermarke statisch auf juristischer und
instrumentaler Ebene voneinander ab. Weitere Abgrenzungsansätze fasst Meffert, Bur-
mann, Koers (2002, S. 18-30) oder Bruhn (2001, S. 6-8) zusammen. Die Sicht des
Konsumenten steht bis dato noch außen vor. Die für Marketingtheorie und ­praxis
wichtigen Erkenntnisse, ob ein Konsument zwischen Hersteller- und Handelsmarke
differenziert oder beide als Marke betrachtet, ob diese Betrachtungsweise dynamischer
oder statischer Natur ist und welche Bedeutung eine Markierung bei der Kaufentschei-
dung hat, wird im Rahmen dieser Arbeit geklärt werden.

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II.1.3 Die unterschiedlichen Handelsmarkentypen
Neben diversen Klassifikationskriterien realer Hersteller- und Handelsmarken, die u.a.
von Meffert, Burmann, Koers (2002, S. 135ff) sowie Ahlert, Kenning, Schneider (2000,
S.29ff) beschrieben werden, hat die Positionierung von Handelsmarken auf Preis- und
Qualitätsebene für die Wahl zwischen Hersteller- und Handelsmarken aus Sicht des
Konsumenten eine entscheidende Bedeutung. Durchschnittlich ist Handelsmarkenware
10 bis 50% billiger als Herstellermarkenware (vgl. Baltas, 1997, Ashley, 1998). Im
Laufe der Entwicklung (s. Kapitel II.2) sind folgende Handelsmarken entstanden:
- Gattungsmarken
- Klassische
Handelsmarken
- Premiumhandelsmarken.
Gattungsmarken, in der Literatur im deutschen auch Generika oder Diskonthandels-
marken und im Englischen No Names, No Labels oder Generics genannt, kennzeichnen
primär Basislebensmittel wie z.B. ,,A&P" von Tengelmann oder ,,Ja!" von Rewe, für
deren Produktion Basistechnologie ausreichend ist (vgl. Ahlert, Kenning, Schneider,
2000, Strebinger, Schweiger, Forthcoming). Sie erfüllen in der Regel nur die qualitati-
ven Mindestanforderungen und befinden sich im Preiseinstiegssegment oft ca. 50%
unter dem Preisniveau der Herstellermarkenartikel. Die Produkt- bzw. Verpackungsges-
taltung ist sehr einfach und zum größten Teil produktgruppenübergreifend. Ihre Profilie-
rung erfolgt somit hauptsächlich über den Preis (vgl. Meffert, Burmann, Koers, 2002).
Klassische Handelsmarken, in der Literatur auch Klassische Eigenmarken, Pseudomar-
ken, Gestaltmarken, Imitationshandelsmarken oder Quasi-Marken genannt (vgl. Stre-
binger, Schweiger, Forthcoming, Meffert, Burmann, Koers, 2002, o.V., 2000), kenn-
zeichnen in erster Linie größere Warenkategorien wie z.B. ,,Salto" Tiefkühlprodukte
oder ,,Erlenhof" Milchprodukte von Rewe. Sie streben eine starke Anlehnung an Her-
stellermarken an und imitieren dabei Funktion und Konsistenz dieser zu einem deutlich
niedrigeren Preis (vgl. Strebinger, Schweiger, Forthcoming). Dennoch liegt dieser in der
Regel ca. 20% über dem der Generika (vgl. Dick, Jain, Richardson, 1995). Die zur
Produktion erforderliche Technologie ist verglichen mit der der Herstellermarkenware
nur leicht im Rückstand (vgl. Ahlert, Kenning, Schneider, 2000), allerdings profilieren
sie sich bei vergleichbaren Qualitätsmerkmalen mit diesen durch einen deutlichen
Preisvorteil (vgl. Stickel, 1994). Die Produkt- bzw. Verpackungsgestaltung nimmt hier
eine weitaus wichtigere Stellung ein als bei den Gattungsmarken (vgl. Strebinger,
Schweiger, Forthcoming).

© Claudius Kohrt
7
Premium-Handelsmarken oder Präferenz-Handelsmarken markieren innerhalb der
Gruppe der Handelsmarkenware Produkte mit einer mit Herstellermarken vergleichba-
ren oder überlegenen Qualität (vgl. Strebinger, Schweiger, Forthcoming, Dunne, Nara-
simhan, 1999) und stellen nicht wie die anderen Handelsmarkenkategorien ,,Me-too"-
Produkte dar, sondern haben ein eigenständiges Positionierungskonzept (vgl. Strebin-
ger, Schweiger, Forthcoming, Horbert, 2000). Beispiele für Premium-Handelsmarken
sind ,,Füllhorn" von Rewe oder ,,Naturkind" von Tengelmann. Die Produkt- bzw. Ver-
packungsgestaltung spielt die gleiche Rolle wie für Herstellermarkenartikel und ist
somit sehr eigenständig und ein wichtiger Produktbestandteil. Preislich liegen diese
meist etwas unter den führenden Herstellermarken (vgl. Strebinger, Schweiger,
Forthcoming). Eine der weltweit erfolgreichsten Premium-Handelsmarken ist Loblow's
President Choice. Der zu dieser Dachmarke gehörende Schokoladenkeks ist Marktfüh-
rer in Kanada. Des weiteren werden in über 15 Supermarktketten der USA Produkte
dieser Marke vertrieben (vgl. Quelch, Harding, 1996). Folgende Abbildung nach Bruhn
(2001) soll die Positionierung der Erscheinungsform von Handelsmarken gegenüber
Herstellermarken verbildlichen:
Abb.1: Positionierung der Erscheinungsform von Handelsmarken gegenüber Herstellermarken
niedrige Qualität
niedriges
Preisniveau
hohes Preis-
niveau
hohe Qualität
Premium-
Handelsmarke
Zweit-/ Dritt-
Herstellermar-
Klassische
Herstellermar-
Premium-
Herstellermar-
Gattungs-
marke
Discount
Herstellermar-
Klassische
Handelsmarke

© Claudius Kohrt
8
II.2
Die Geschichte der Hersteller- und Handelsmarke
II.2.1 Die Geschichte der Herstellermarke
Die Markierung von Produkten kann mehrere Jahrtausende zurückverfolgt werden. So
gibt es Funde von markierter Ware aus Indien, die aus dem Zeitraum von ca. 1.300 v.
Chr. stammen, frühem chinesischem Porzellan und Tonkrügen aus dem ägyptischen
sowie römisch-griechischen Altertum (vgl. Keller, 1998). Diese wurden des öfteren weit
weg von ihrem Ort der Herstellung verkauft und viele Käufer achteten auf Stempel o.ä.
von zuverlässigen Töpfern als Qualitätsgarantie. Eigentums-, Herkunfts- und Zunftzei-
chen aus dem Mittelalter sind Vorläufer des modernen Markenbegriffs (vgl. Leitherer,
1956) und dienten u.a. dazu, Kundentreue zu erzielen, Angehörige der Monopolgilde zu
kennzeichnen und Hersteller minderwertiger Produkte zu verdrängen (vgl. Meffert,
Burmann, Koers, 2002). Ein englisches Gesetz von 1266 verlangte von Bäckern, Gold-
und Silberschmieden jedes verkaufte Produkt mit ihrer Markierung zu versehen, um ein
Qualitätsstandart zu erlangen (vgl. Keller, 1998). Ebenso machten sich die ersten Sied-
ler Nordamerikas die Markierung verschiedenster Waren zu Nutze, um den Kunden
durch äußere Produktmerkmale wie Bilder auf der Verpackung, auf die Herkunft des
Erzeugnisses aufzuklären, und erhofften sich damit potentielle Käufer zu ihren Gunsten
zu beeinflussen (vgl. Keller, 1998).
Die Entwicklung der Technologie, Infrastruktur und Gesellschaft ab Mitte des 19. Jahr-
hunderts bereiteten den Herstellermarkenprodukten den Weg zur großflächigen Etablie-
rung auf dem Massenmarkt (vgl. Keller, 1998). So konnten Produkte in großen Mengen
und hoher, jedoch schwankender (vgl. Meffert, Burmann, Koers, 2002) Qualität kosten-
günstig hergestellt und individuell verpackt werden, durch neue Transportmittel wie die
Eisenbahn großräumiger vertrieben und durch Kommunikationsmittel wie das z.B.
Telefon weiträumig kommuniziert werden (vgl. Keller, 1998). Der Kontakt zwischen
Hersteller und Konsumenten ging in diesem Massenmarkt verloren (vgl. Meffert, Bur-
mann, Koers, 2002). Gesetze, wie in den USA ,,Trademark laws", vereinfachten den
Markenschutz. Werbung wurde nach und nach gesellschaftlich akzeptiert. Die Handels-
landschaft weitete sich aus und bot ein weitflächiges System von Absatzmittlern (vgl.
Keller, 1998). Anfang des 20. Jahrhunderts diente die Markierung in erster Linie als
Eigentumskennzeichnung und Herkunftsnachweis (vgl. Linxweiler, 2001) für die in
innovativen Betriebsformen miteinander im Preiswettbewerb stehenden Händler (vgl.
Berekoven, 1978). Das Markenverständnis basierte auf der reinen Markierung des

© Claudius Kohrt
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Produktes. ,,Markenführung als betriebswirtschaftliches Managementkonzept existierte
noch nicht" (Meffert, Burmann, Koers, 2002, S.18).
Ab der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts begann sich die Vermarktung der Marken-
produkte zu verfeinern. Marktforschung, Werbung, Verkauf etc. wurden durch Speziali-
sierung auf einzelne Bereiche effektiver, Massenmarktprodukte etablierten sich somit
weiter bei den Konsumenten (vgl. Keller, 1998). Die Hersteller strebten konstante Wa-
renqualität, eine gleichartige Aufmachung der Produkte und einen überregionalen Ver-
trieb an. Durch technologische Fortschritte begünstigt, konnten sie von nun an indirekt
wieder mit ihren Konsumenten in Kontakt treten und ihren Einfluss auf den Verkauf
ihrer Waren im Handel durch Markenkommunikation und -bildung deutlich vergrößern
(vgl. Meffert, Burmann, Koers, 2002). Zukünftig sollte mit jeder Verbesserung und
Innovation im Bereich der Werbemedien ihr Einfluss auf den Abverkauf der eigenen
Erzeugnisse an den Konsumenten verstärkt werden (vgl. Hoch, Banerji, 1993). Durch
bis hierher genannte Begebenheiten konnte eine gleichbleibende, hohe Qualität zugesi-
chert, eine hohe Bekanntheit und eine weite Verfügbarkeit und Preisgleichheit erreicht
werden. In Verbindung hiermit begünstigte der wirtschaftliche Wachstum nach Ende
des Zweiten Weltkrieges und die in den meisten Warengruppen vorherrschende Situati-
on des Verkäufermarktes das klassische Markenartikelkonzept der Marke als Eigen-
schaftsbündel eines Produktes (vgl. Meffert, Burmann, Koers, 2002).
Ab Mitte der 1960er Jahre verschlechterte sich die gesamtwirtschaftliche Situation.
Gleichzeitig herrschte ein Überangebot an vielen Waren, und der Verkäufermarkt wan-
delte sich zum Käufermarkt. Ebenso wurde die gesetzliche Preisbildung des Handels
1967 aufgehoben und der Preis konnte nicht mehr als verlässliche Absatzvariable be-
trachtet werden. Um sich in dieser ungünstigen Situation zu helfen, begannen viele
Markenartikelhersteller den Absatzbereich zu systematisieren und sich ein Marketing
Know-how aufzubauen, das zu einer asymmetrischen Wissensverteilung zwischen
Hersteller und Handel führte. Dies nutzten erstere um ihre Produkte qualitätsorientiert
zu profilieren und ihre Marktposition zu verbessern. (vgl. Meffert, Burmann, Koers,
2002)
Zwischen Mitte der 1970er und Ende der 1980er Jahre waren die Rahmenbedingungen
für die Markenhersteller durch Sättigung, Preissensibilität und Überladung der Konsu-
menten mit Informationen, sowie hohe Imitationsgeschwindigkeit geprägt. Innovation
und die mittlerweile erwartete konstant hohe Qualität reichten nicht mehr um Markenar-
tikel von Nicht-Markenartikeln zu differenzieren. Demzufolge entdeckten die Hersteller

© Claudius Kohrt
10
neue Kommunikationswege, den ,,Below the line"-Bereich (Sponsoring, Promotion,
etc.). (vgl. Meffert, Burmann, Koers, 2002)
Die 1990er Jahre sind durch eine immer weiter fortschreitende Markeninflation und
Homogenisierung der Produktqualität, als Folge von Internationalisierung von Unter-
nehmen, Outsourcing (gleiche Lieferanten von Vorprodukten für konkurrierende End-
produkte) und schneller technologischer Wissensdiffusion geprägt. In diesem Rahmen
hat sich in vielen Bereichen die Dachmarkenstrategie gegenüber der Einzelmarkenstra-
tegie etabliert. Diese erleichtert eine Positionierung innerhalb der unüberschaubaren
Anzahl an Marken und verringert die Kosten im Angesicht des nötigen Mindestwerbe-
drucks bei Neueinführungen. (vgl. Meffert, Burmann, Koers, 2002).
II.2.2 Die Geschichte der Handelsmarke
Handelsmarken existieren ebenfalls seit Jahrhunderten und erlangten erstmals Bedeu-
tung als Haus- und Hofmarken im mittelalterlichen Handwerk und Handel (vgl. Schenk,
1994).
Ende des 19. Jahrhunderts waren das Warenhaus Wards (1975/76), der Lebensmittel-
einzelhändler Great Atlantic and Pacific Tea Company mit ihrem ,,Eight O'Clock
Breakfast Coffe (1882) und Supermärkte wie Safeway, Kroger, IGA und Certifeie
Grocers Pioniere in der Entwicklung und Verkauf von Eigenmarken (vgl. Hoch, Baner-
ji, 1993, Tamilia, Corriveau, Arguedas, 2000, Nandan, Dickinson, 1994). Mit dem
großen Wirtschaftsabschwung von 1929 wurden die Konsumenten preissensibler. Händ-
ler konnten ihre eigenen Marken mit größerer Marge fördern und leistungsschwache
Herstellermarken auslisten. Desweiteren kam der Handelsmarke zu Gute, dass Wer-
bung, die ausschließlich von Herstellern zur Absatzförderung genutzt wurde, für mani-
pulierend und geschmacklos gehalten, und von verschiedenen Bevölkerungssegmenten
zunehmend ignoriert wurde (Keller, 1998).
Ab Mitte der 1960er Jahre versuchte der Handel dem oben erwähnten Gefälle im Mar-
keting Know-how durch die Einführung einer qualitätsgleichen ,,Me-too" Strategie zu
begegnen (vgl. Schenk, 1994). Bei diesen Eigenmarken konnten sie die Markenartikel-
Preisbindung umgehen (vgl. Dölle, 2001). Grundlagen dieses Bestrebens waren u.a. der
Wettbewerb der Handelssysteme untereinander, sowie das Ziel größere Unabhängigkeit
von den Herstellern zu erlangen (vgl. Bruhn, 2001). ,,Die Handelsmarken gewannen in
dieser Zeit vornehmlich als strategisches Profilierungsinstrument von großen Filial- und
Verbundgruppen des Handels sowie Waren- und Versandhausunternehmen an Bedeu-

© Claudius Kohrt
11
tung" (Schenk, 1994, S. 58). Durch das vorherrschende Markenverständnis einer kon-
stanten Qualität, gleichbleibenden Aufmachung und Verfügbarkeit in weiten Absatz-
räumen der vorangegangenen Jahre, dachte man es den erfolgreichen Herstellermarken-
produkte gleich machen zu können. Dies gelang aufgrund der fehlenden Kommunikati-
on mit den Konsumenten nicht, so dass sich die Handelsmarken nur durch einen niedri-
geren Preis profilieren konnten (vgl. Meffert, Burmann, Koers, 2002).
Der gestiegenen Preissensibilität innerhalb der oben beschriebenen Marktsituation ab
Mitte der 1970er Jahre trug der Handel durch die Einführung von Gattungsmarken in
den Warengruppen des Lebensmitteleinzelhandels Rechnung. Grundlage dessen war es
eine kundenbindende Alternative zu den marktanteilsgewinnenden Discountern wie z.B.
Aldi zu schaffen. Der Handel hatte sich mittlerweile durch eine zunehmende Konzentra-
tion eine verstärkte Marktmacht gegenüber den Herstellern erarbeitet (vgl. Meffert,
Burmann, Koers, 2002).
Ab Mitte der 1980er Jahre begann die Einführung von Quasi-Marken als Alternative zu
den Zweit- oder Drittmarken der Herstellermarkenware. Hiermit wollten Händler den
aggressiven Preiswettbewerb untereinander reduzieren, indem sie versuchten sich durch
ein eigenes Einkaufsstättenprofil von ihren Wettbewerbern zu differenzieren (vgl.
Bruhn, 2001).
Seit den 1990er Jahren hat der Markteinfluss und Vermarktungs-Know-How des Han-
dels stark zugenommen. Der Konsument hat Vertrauen gegenüber Handelsmarkenpro-
dukten gewonnen, was die Möglichkeiten des Handels insbesondere im Lebensmittelbe-
reich Handelsmarkenware zu vermarkten, verstärkt hat. So entwickelte der Handel in
dieser Zeit Dach- und Einzelmarken als Premium-Handelsmarken als qualitativ mindes-
tens gleichwertige Alternative zu den marktführenden Herstellermarken. Grundlage für
diese Möglichkeit war die gewachsene Handelskonzentration, durch die die Handelssys-
teme das notwendige Fachwissen und Ressourcen zur Führung eigener Marken, die mit
den führenden Herstellermarken konkurrieren konnten, aufbauen konnten (vgl. Bruhn,
2001 und Anhang 6).
II.3
Die Marktanteilsentwicklung der Handelsmarken
II.3.1 Die aggregierte Marktanteilsentwicklung
Als Gruppe hatten Handelsmarkenprodukte in den USA in 77 von 250 Supermarktpro-
duktkategorien einen höheren Marktanteil an verkauften Stücken als die erfolgreichsten

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783836601740
DOI
10.3239/9783836601740
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Marketing
Erscheinungsdatum
2007 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
handelsmarke fabrikmarke kaufverhalten private label marke kaufentscheidung herstellermarke
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Titel: Die Bedeutung der Markierung bei der Wahl zwischen Hersteller- und Handelsmarke aus Konsumentensicht
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