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Konzeption, Durchführung und Evaluation eines integrativen Trainings zum Abbau von Redeangst

©2010 Diplomarbeit 219 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‘Ich erinnere mich noch genau, wie ich mein erstes Rundfunkinterview geben wollte …. Ich hatte mir vorher genau überlegt, was ich sagen wollte. Und konnte nicht mehr. Also, mein erstes Rundfunkinterview kam nicht zustande …. Weil ich so aufgeregt war, dass ich nichts sagen konnte.’ (Schröder).
Sogar der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder gesteht in einem Zeitungsinterview mit Anne Will vom 14.5.2005, dass sein erstes Rundfunkinterview auf Grund seiner besonders starken Aufgeregtheit nicht zustande gekommen sei. Erst mit der Zeit habe er gelernt, mit seiner Nervosität umzugehen. Doch was ist, wenn die Angst, öffentlich durch einen Sprechakt hervorzutreten, anhält und zu einer dauerhaften extremen Belastung wird? Im heutigen Berufsleben, aber auch im Studium, ist das Sprechen vor einer Gruppe kaum zu vermeiden und Redefähigkeiten werden in der Regel vorausgesetzt. So werden zur Erbringung von Studienleistungen neben Klausuren und schriftlichen Hausarbeiten oftmals Referate erwartet. Nach Horwitz versuchen redeängstliche Studierende besonders häufig Referate zu vermeiden, mit der Folge, dass sich die Studiendauer verlängert und die Studienzufriedenheit, der Studienerfolg und sogar die Berufsaussichten gemindert werden können. Stein, Walker und Forde stellten fest, Redeängstliche besitzen im Vergleich zu Nicht-Redeängstlichen eine geringere Ausbildung und sie verfügen über ein niedrigeres Einkommen.
Obgleich Sprechangst das Hauptmotiv für den Besuch eines Rhetorik-Kurses darstellt, wird in der Literatur zu Rhetorik nur vereinzelt darauf Bezug genommen. Vielmehr fokussiert diese auf negative Beschreibungen des Phänomens und nur selten werden Bewältigungsmethoden zur Überwindung von Redeangst angeführt. Zwar existiert durchaus reichlich populärwissenschaftliche Literatur zum Abbau von Redeangst, allerdings hält diese mitunter unpraktikable Ratschläge für öffentliche Redesituationen bereit, wie das Trinken von Alkohol zur Auflockerung, das Vermeiden eines Mittelscheitels oder das Tragen einer Brille. Wissenschaftliche Studien zu der Erforschung des Konstrukts Redeangst liegen vor allem im amerikanischen Raum vor – hierzulande finden sich vergleichsweise nur wenige. Demzufolge mangelt es im deutschsprachigen Raum auch an vielseitig einsetzbaren, empirisch überprüften Trainingskonzepten zur Reduktion von Redeangst, die theorieübergreifend verschiedene Methoden integrieren. Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Beitrag zu […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Antje Pollay
Konzeption, Durchführung und Evaluation eines integrativen Trainings zum Abbau von
Redeangst
ISBN: 978-3-8428-1402-8
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2011
Zugl. Universität Koblenz-Landau, Abt. Koblenz, Koblenz, Deutschland, Diplomarbeit,
2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2011

Danksagung
2
Danksagung
An erster Stelle gilt mein Dank Frau Dr. Gabriele Dlugosch für ihre herzliche und kom-
petente Betreuung sowie ihre unmittelbare Erreichbarkeit bei Rückfragen während der
Erstellung dieser Diplomarbeit. Außerdem danke ich Herrn Prof. Dr. Reinhold Jäger für
die Übernahme des Zweitgutachtens. Darüber hinaus möchte ich mich besonders bei
allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre aktive Mitarbeit in den einzelnen Trai-
ningssitzungen bedanken. Sie haben das Trainingskonzept mit Leben gefüllt und immer
wieder gezeigt, wofür sich die Arbeit lohnt. Desweiteren gebührt mein Dank den Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern der Psychotherapeutischen Beratungsstelle für Studierende
in Karlsruhe: Sabine Köster, Gabriele Ayadi-Lotthammer, Claudia Lauer, Claudia
Rapp, Boris Rothmann, Randolph Rüba und Brigitte Strauß-Flamm. Sie ermöglichten
mir, während meines Praktikums das Training durchzuführen und trugen mit hilfreichen
Ideen zum Gelingen der Untersuchung bei. Ich bedanke mich auch bei Herrn Dr. Jens
Heider und Frau Dr. Alexandra Zaby für die Bereitstellung einer Kamera sowie die Or-
ganisation eines Gruppenraumes im Psychotherapeutischen Weiterbildungsinstitut für
Psychologische Psychotherapie in Landau. Weiterhin möchte ich meiner Familie für die
vielfältige Unterstützung in der Diplomarbeitszeit danken sowie meinem Freund, Mar-
tin Straka, der mir in jeder Phase der Diplomarbeit eine große emotionale Stütze war.

Inhaltsverzeichnis
3
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung 6
1
Einleitung 8
2
Beschreibung von Redeangst
10
2.1
Definition
10
2.2
Manifestationsebenen und Symptomatik
11
2.2.1
Kognitive Ebene
12
2.2.2
Behaviorale Ebene
12
2.2.3
Physiologische Ebene
13
2.3
Epidemiologie
14
2.4
Einflussfaktoren im Redeangstgeschehen 15
2.4.1
Dispositionelle Einflüsse
15
2.4.2
Situative Einflüsse
16
2.5
Phasen des Redeangstgeschehens
17
3
Erklärungsansätze für Redeangst
18
3.1
Lerntheoretisch-behaviorale Ansätze
18
3.2
Das defizitäre Skill-Modell
19
3.3
Genetische und neurobiologische Faktoren
20
3.4
Psychodynamischer Ansatz
21
3.5
Kognitive Theorien
21
3.5.1
Erklärungsansatz nach A. Ellis
22
3.5.2
Kognitives Modell von Clark und Wells
23
3.6
Zusammenfassung 25
4
Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
26
4.1
Verhaltenstherapeutische Ansätze
26
4.1.1
Entspannungsverfahren 27
4.1.2
Systematische Desensibilisierung
28
4.1.3
Implosion und Flooding
29
4.1.4
Verhaltensübung und Videofeedback
29
4.2
Verfahren der kognitiven Umstrukturierung
30
4.2.1
Rational-Emotive Therapie nach A. Ellis
30
4.2.2
Visualisierungen 31
4.3
Skill-Trainingsprogramme 32
4.4
Integrative Verfahren
33
4.4.1
,,Integrative Approach" von Rossi und Seiler 34
4.4.2
Integratives Gruppen- und Einzeltraining von Beushausen
34
4.4.3
Integrativer Modifikationsansatz nach Whitworth und Cochran
36
4.5
Bewertung und Effektgrößen der Interventionsverfahren
37

Inhaltsverzeichnis
4
5
Das Trainingskonzept
39
5.1
Theoretische Ableitung und Konzeption des Trainings
39
5.2
Übungen des Improvisationstheaters als wesentlicher Baustein des Trainings
40
5.2.1
Definition und Ursprünge des modernen Improvisationstheaters
40
5.2.2
Improvisationsübungen als Interventionsmethode
41
5.3
Trainingsziele und Zielgruppe
44
5.4
Struktureller Rahmen und zeitlicher Ablauf
44
5.5
Haltung der Trainingsleiterin
45
5.6
Raum und Medien
45
5.7
Inhalte der einzelnen Sitzungen
46
5.7.1
Sitzung 1
46
5.7.2
Sitzung 2
51
5.7.3
Sitzung 3
53
5.7.4
Sitzung 4
58
5.7.5
Sitzung 5
62
5.7.6
Sitzung 6
66
5.7.7
Sitzung 7
67
6
Methode 71
6.1
Hypothesen und Fragestellungen
71
6.2
Untersuchungsdesign 73
6.3
Erhebungsinstrumente 75
6.3.1
Redeängstlichkeitsfragebogen 75
6.3.2
Skala Einschätzung der eigenen Redekompetenz
77
6.3.3
Trainingsbeurteilung 78
6.3.4
Soziodemographische und weitere Angaben
79
6.4
Rekrutierung der Stichprobe
79
6.5
Beschreibung der Stichprobe
81
6.6
Datenanalyse
82
6.6.1
Überprüfung der Hypothese 1 und Hypothese 5
84
6.6.2
Überprüfung der Hypothesen 2 bis 4 und 6 bis 8
84
6.6.3
Exkurs: Signifikanzniveau der zu prüfenden Hypothesen
85
7
Ergebnisse 86
7.1
Deskriptive Analyse
86
7.1.1
Trainingsbeurteilung 86
7.1.1.1 Feedbackbögen im Anschluss der Sitzungen
86
7.1.1.2 Gesamtbewertung des Trainings
88
7.1.2
Redeangst 97
7.1.3
Einschätzung der eigenen Redekompetenz
98
7.2
Hypothesenprüfende Analyse
99
7.2.1
Hypothesen zu Redeangst
99
7.2.2
Hypothesen zur Einschätzung der eigenen Redekompetenz
101
8
Diskussion 104
8.1
Interpretation der zentralen Ergebnisse
104
8.1.1
Trainingsbeurteilung 104
8.1.1.1
Feedbackbögen im Anschluss der Sitzungen
104
8.1.1.2 Gesamtbewertung des Trainings
106

Inhaltsverzeichnis
5
8.1.2
Redeangst 110
8.1.3
Einschätzung der eigenen Redekompetenz
112
8.2
Methodenkritische Reflektion
113
8.3
Ausblick
115
Literaturverzeichnis
118
Tabellenverzeichnis 133
Abbildungsverzeichnis 135
Abkürzungsverzeichnis 136
Anhang 137

Zusammenfassung
6
Zusammenfassung
Öffentliches Sprechen ist im heutigen Studienalltag und auch im Berufsleben fast un-
umgänglich geworden. Dabei kann ein gewisses Maß an Nervosität von aktivierender
Wirkung sein, starke Redeangst jedoch mindert die Vortragsleistung und führt bei den
Betroffenen häufig zu einem hohen Leidensdruck (vgl. Beushausen, 2009; Horwitz,
2001). Wie Meta-Analysen zeigen, erweist sich besonders die Kombination verschiede-
ner Interventionsverfahren als geeignet, um Redeangst zu reduzieren (vgl. Allen, Hunter
& Donahue, 1989; Hsu, 2009). Im deutsch-sprachigen Raum ist ein deutlicher Mangel
an psychologisch fundierten und empirisch überprüften multimodalen Interventions-
maßnahmen zu verzeichnen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb, auf der
Basis aktueller Erkenntnisse der Redeangstforschung ein integratives Gruppentraining
zum Abbau von Redeangst zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Das entwi-
ckelte integrative Training erstreckte sich über sieben im Wochenrhythmus stattfinden-
de Trainingssitzungen mit einer Dauer von jeweils 90 Minuten. Es wurden modifizie-
rende Verfahren auf kognitiver, behavioraler und physiologischer Ebene angewendet.
Dabei kamen auch Übungen des Improvisationstheaters als relativ neue und unerforsch-
te Interventionsmethode zum Einsatz. Die Überprüfung der im Rahmen dieser Arbeit
aufgestellten Hypothesen zur Wirksamkeit des integrativen Trainings fand an zwei
Stichproben redeängstlicher Studierender des Hochschulraums Karlsruhe und Landau
mittels eines Wartegruppendesigns mit Messwiederholung statt. Als Erhebungsinstru-
mente wurden der Redeängstlichkeitsfragebogen von Spitznagel, Schlutt und Schmidt-
Atzert (2000), die Skala Einschätzung der eigenen Redekompetenz von Schlutt (1995)
sowie ein selbst entwickelter Fragebogen zur Trainingsbeurteilung verwendet. Während
unmittelbar nach einer ersten Datenerhebung die Treatmentgruppe das integrative Trai-
ning erhielt, nahm nach einer zweiten Datenerhebung, also im Anschluss an das Trai-
ning der Treatmentgruppe, die Wartegruppe an dem Training teil. Weitere Daten beider
Gruppen wurden nach dem Training der Wartegruppe erhoben. Die Untersuchungser-
gebnisse deuten trotz methodischer Einschränkungen darauf hin, dass das entwickelte
integrative Gruppentraining dazu beitragen kann, Aufgeregtheit als eine Dimension von
Redeangst zu senken sowie die selbsteingeschätzte Redekompetenz zu erhöhen ­ Effek-
te, die auch längerfristig bestehen bleiben. Ob das Training auch Besorgtheit als eine
weitere Dimension von Redeangst zu reduzieren vermag, kann auf Grund dieser Studie

Zusammenfassung
7
nicht eindeutig beantwortet werden. Die Gesamtbewertung des Trainings durch die
Teilnehmer
1
fiel in allen abgefragten Bereichen meist positiv aus; sie berichteten außer-
dem von vielfältigen positiven Veränderungen im Umgang mit der eigenen Redeangst.
1
Bei der Verwendung der männlichen Form von Bezeichnungen, wie Teilnehmer oder Redner, sind
weibliche Personen selbstverständlich auch gemeint.

Einleitung
8
1 Einleitung
Ich erinnere mich noch genau, wie ich mein erstes Rundfunkinterview geben
wollte ... Ich hatte mir vorher genau überlegt, was ich sagen wollte. Und konn-
te nicht mehr. Also, mein erstes Rundfunkinterview kam nicht zustande ...
Weil ich so aufgeregt war, dass ich nichts sagen konnte. (Schröder, 2005, zitiert
nach Will, 2005, S.8)
Sogar der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder gesteht in einem Zeitungsinter-
view mit Anne Will vom 14.5.2005, dass sein erstes Rundfunkinterview auf Grund sei-
ner besonders starken Aufgeregtheit nicht zustande gekommen sei. Erst mit der Zeit
habe er gelernt, mit seiner Nervosität umzugehen. Doch was ist, wenn die Angst, öffent-
lich durch einen Sprechakt hervorzutreten, anhält und zu einer dauerhaften extremen
Belastung wird? Im heutigen Berufsleben, aber auch im Studium, ist das Sprechen vor
einer Gruppe kaum zu vermeiden und Redefähigkeiten werden in der Regel vorausge-
setzt. So werden zur Erbringung von Studienleistungen neben Klausuren und schriftli-
chen Hausarbeiten oftmals Referate erwartet. Nach Horwitz (2001) versuchen rede-
ängstliche Studierende besonders häufig Referate zu vermeiden, mit der Folge, dass sich
die Studiendauer verlängert und die Studienzufriedenheit, der Studienerfolg und sogar
die Berufsaussichten gemindert werden können. Stein, Walker und Forde (1996) stellten
fest, Redeängstliche besitzen im Vergleich zu Nicht-Redeängstlichen eine geringere
Ausbildung und sie verfügen über ein niedrigeres Einkommen.
Obgleich Sprechangst das Hauptmotiv für den Besuch eines Rhetorik-Kurses darstellt
(Allhof & Berner, 1983), wird in der Literatur zu Rhetorik nur vereinzelt darauf Bezug
genommen. Vielmehr fokussiert diese auf negative Beschreibungen des Phänomens und
nur selten werden Bewältigungsmethoden zur Überwindung von Redeangst angeführt
(Pearson, DeWitt, Child, Kahl & Dandamudi, 2007). Zwar existiert durchaus reichlich
populärwissenschaftliche Literatur zum Abbau von Redeangst, allerdings hält diese
mitunter unpraktikable Ratschläge für öffentliche Redesituationen bereit, wie das Trin-
ken von Alkohol zur Auflockerung (Ammelburg, 1990), das Vermeiden eines Mittel-
scheitels oder das Tragen einer Brille (Sarnoff, 1992). Wissenschaftliche Studien zu der
Erforschung des Konstrukts Redeangst liegen vor allem im amerikanischen Raum vor ­
hierzulande finden sich vergleichsweise nur wenige. Demzufolge mangelt es im
deutschsprachigen Raum auch an vielseitig einsetzbaren, empirisch überprüften Trai-

Einleitung
9
ningskonzepten zur Reduktion von Redeangst, die theorieübergreifend verschiedene
Methoden integrieren. Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Beitrag zu diesem For-
schungsbereich geleistet werden, indem ein integratives Training zum Abbau von Rede-
angst auf der Basis aktueller psychologischer Forschungsergebnisse konzipiert, durch-
geführt und evaluativ überprüft wird.
Zunächst erfolgt in Kapitel 2 eine umfassende Beschreibung des Konstrukts Redeangst.
Dabei wird dieses gegenüber ähnlichen Erscheinungsformen abgegrenzt, seine Manifes-
tationsebenen und Symptomatik sowie seine Epidemiologie werden geschildert und
erläutert. In Kapitel 3 werden unterschiedliche Erklärungsansätze zur Entstehung und
Aufrechterhaltung von Redeangst dargestellt und bewertet. Das 4. Kapitel beschäftigt
sich mit einigen wichtigen therapeutischen Interventionsmethoden zur Reduktion von
Redeangst, die unterschiedlich stark ihre Manifestationsebenen berücksichtigen und auf
verschiedenen Erklärungsmodellen basieren. Verhaltenstherapeutische Methoden, kog-
nitive Strategien, Skill-Trainings und besonders integrative Ansätze werden hinsichtlich
ihrer Wirksamkeit anhand empirischer Belege einer ausführlichen Betrachtung unterzo-
gen. In Kapitel 5 wird die im Rahmen dieser Arbeit geleistete Konzeption eines integra-
tiven Gruppentrainings zum Abbau von Redeangst erläutert. Kapitel 6 eröffnet den em-
pirisch-methodischen Teil der Arbeit durch die Darlegung der Hypothesen und
Fragestellungen, des Versuchsdesigns, der Erhebungsinstrumente sowie der verwende-
ten Auswertungsverfahren. Außerdem wird die Zusammensetzung der Stichprobe aus-
führlich beschrieben. Die Untersuchungsergebnisse werden in Kapitel 7 präsentiert und
in Kapitel 8 mit Referenz auf die im Rahmen der Arbeit gesetzten Ziele abschließend
diskutiert.

Beschreibung von Redeangst
10
2 Beschreibung von Redeangst
In diesem Kapitel wird zunächst der Versuch einer Definition des Konstrukts Redeangst
unternommen. Im Anschluss daran werden seine einzelnen Manifestationsebenen be-
schrieben sowie auch epidemiologische Gesichtspunkte berücksichtigt. Auf situative
und personenbezogene Einflussfaktoren im Redeangstgeschehen wird abschließend
eingegangen.
2.1 Definition
In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Begriffen, die nicht selten synonym für
Redeangst und Sprechangst verwendet wird, wie Publikumsangst (,,audience anxiety"),
Lampenfieber (,,stage fright"), Kommunikative Befangenheit (,,communication appre-
hension") oder soziale Angst (,,social anxiety"). Auch wenn sich die einzelnen Be-
zeichnungen durchaus auf verwandte Sachverhalte beziehen und Situationen beschrei-
ben, in denen Menschen die Erfahrung, ,,ein soziales Objekt zu sein" als Belastung
erleben, unterscheiden sie sich hinsichtlich bestimmter Merkmale. Die Unterschiede
bestehen vor allem dahingehend, auf wie viele und auf welche Arten von belastenden
Situationen Bezug genommen wird. Publikumsangst und Lampenfieber etwa beschrei-
ben die Angst, mit einer Darbietung jeglicher Art (z.B. tanzen oder Theater spielen) vor
ein Publikum zu treten. Kommunikative Befangenheit und Sozialangst stellen generelle-
re Ängste dar, die über spezifische Publikumssituationen hinaus gehen ­ diese Ängste
können sich auch im Gespräch mit nur einer Person zeigen. Soziale Angst wiederum
erfordert nicht zwingend eine orale Kommunikation, sondern sie kann auch an Ängste
vor anderen Verhaltensäußerungen (z.B. essen, trinken) in der Öffentlichkeit geknüpft
sein (vgl. Beushausen, 1996). Die Begriffe Sprechangst und Redeangst werden verwen-
det, um die spezifische Angst zu beschreiben, die ,,im Zusammenhang mit tatsächli-
chem oder antizipiertem Sprechen vor einer Gruppe bzw. einem Publikum auftritt"
(Kriebel, 1992, S. 51). Als prototypische Situation nennt Kriebel (1992) das Halten ei-
ner Rede. Gleichzeitig können aber auch Ansprachen vor Gästen, ein Referat, Vorlesen
in einer Klasse oder ein Diskussionsbeitrag Sprechangst hervorrufen.
Neben Kriebel (1992) geben Haubl und Spitznagel (1983) eine umfassende Definition
von Sprechangst, welche die kognitiv-emotionale und physiologische Manifestations-
ebene des Konstrukts berücksichtigt und darüber hinaus zwischen einer dispositionellen

Beschreibung von Redeangst
11
(,,trait") und einer situationsbezogenen (,,state") Komponente analog zu Spielbergers
(1972) Trait-State-Differenzierung der Angst unterscheidet:
Sprechangst bezeichnet gelernte, transitorisch auftretende oder habituelle Be-
fürchtungen, Besorgnisse, emotionale bzw. psychophysiologische Reaktionen
auf bloß vorgestellte oder tatsächlich zu vollziehende Leistungen (vortragen,
vorsprechen, rezitieren, vorsingen, vorstellen, diskutieren, usw.) in Anwesenheit
eines imaginierten oder real vorhandenen Publikums. (S. 712)
Haubl und Spitznagel (1983) vernachlässigen in ihrer Definition jedoch die behaviorale
Ebene, auf der sich Sprechangst auch manifestieren kann. Demgegenüber heben
Fremouw und Breitenstein (1990) in ihrer sonst relativ allgemein gehaltenen Definition
diesen Aspekt besonders hervor. Sie verstehen unter Sprechangst ,,maladaptive
cognitive and psychological reactions to environmental events that results in ineffective
public speaking behavior" (S. 455) und stellen somit ein defizitäres Sprechverhalten in
den Vordergrund.
Im Rahmen dieser Arbeit werden die Begriffe Redeangst und Sprechangst synonym mit
dem Fokus auf formelle Redesituationen verwendet, also auf Situationen, in denen Indi-
viduen vor einem mehr oder weniger großen Publikum einen Vortrag oder eine Rede
halten. Anhand der vorangegangenen Überlegungen wird folgende Arbeitsdefinition
festgelegt:
Bei Redeangst bzw. Sprechangst handelt es sich um transitorisch auftretende oder habi-
tuelle kognitive, motorische und psychophysiologische Reaktionen auf die Anforde-
rung, vor einem realen oder vorgestellten Publikum durch einen öffentlichen Sprechakt
(Prototyp: Vortrag) in Erscheinung zu treten.
2.2 Manifestationsebenen und Symptomatik
Redeangst manifestiert sich auf einer kognitiven, behavioralen und physiologischen
Ebene (Beushausen, 2009). Dementsprechend kann sie über verbal-introspektive Maße,
physiologisch-autonome Parameter sowie Verhaltensbeobachtungen operationalisiert
werden (vgl. Kriebel, 1992). Im Folgenden sollen die Manifestationsebenen von Rede-
angst genauer dargestellt werden.

Beschreibung von Redeangst
12
2.2.1 Kognitive Ebene
Zentrale Sprechangst-Symptome auf kognitiver Ebene sind Befürchtungen, bestimmte
Leistungserwartungen nicht erfüllen zu können und deshalb durch ein Publikum negativ
beurteilt zu werden (Beushausen, 1996). So beschäftigen sich Redeängstliche vor allem
mit der Angst, bei einem Vortrag ins Stocken zu geraten, Angstsymptome wie Zittern
zu zeigen, einen Blackout zu haben oder stupide, sinnlose, beschämende Sachen zu sa-
gen oder zu machen (Stein et al., 1996). Diese aufgabenirrelevanten Kognitionen kon-
kurrieren mit aufgabenbezogenen Kognitionen, was auf Grund von Interferenzen zu
inadäquatem Sprechverhalten, z.B. in Form von Versprechern oder fehlendem Blick-
kontakt, führen kann (Daly, Vangelisti & Lawrence, 1989). Carver und Scheier (1992)
untermauern diese These, indem sie feststellten, dass Redeängstliche in Redesituationen
weniger aufgabenorientierte Kognitionen aufweisen als Nicht-Redeängstliche. Die von
Redeangst Betroffenen richten also ihre Aufmerksamkeit vermehrt auf sich selbst und
weniger auf ihre Umgebung und die zu lösenden Aufgaben. Darüber hinaus manifestie-
ren sich Sprechangst-Symptome auf kognitiver Ebene auch dadurch, dass Hoch-
Redeängstliche ihre sprecherische Kompetenz in Redesituationen im Vergleich zu ande-
ren als eher gering bewerten (K. Ellis, 1995).
2.2.2 Behaviorale Ebene
Die behaviorale Ebene beschreibt konkret sichtbare Verhaltensmuster in bestimmten
Situationen (Reinecker, 1993). Rossi und Seiler (1990) beobachteten folgende Sympto-
me bei Redeängstlichen, die abhängig von dem Ausmaß der Redeangst entweder isoliert
oder in Kombination auftreten können:
1) Stimme: zittrig, gepresst, leise, monoton, hohe Stimmlage
2) Redefluss: stecken bleiben, stammeln, Versprecher, unpassende Pausen, ver-
zögerte Wortfindung, Sprechblockaden
3) Atmung: gesteigerte Atemfrequenz, Luftschnappen, schweres Atmen
4) Mund und Kehle: wiederholtes Schlucken, wiederholtes Räuspern
5) Gesichtsausdruck: kein Blickkontakt, Augenrollen, angespannte Gesichts-
muskeln, Grimassieren, Tics, ausdrucksloses Gesicht
6) Arme und Hände: steif, bewegungslos, angespannt, zappelig, zittrig
7) Körperbewegung: Schritte, scharrende Füße, von einem Fuß auf den anderen
treten, hin und her schwanken

Beschreibung von Redeangst
13
Die behaviorale Ebene betreffen außerdem Verhaltensstrategien des Ausweichens, der
Flucht und Vermeidung, indem z.B. das Halten eines Referats hinausgeschoben oder
umgangen wird (Horwitz, 2001).
2.2.3 Physiologische Ebene
Laut Beushausen (1996) erfolgen bei Angst in einer Redesituation auf Grund einer star-
ken Innervierung durch das sympathische Nervensystem ein Anstieg der Herzfrequenz,
des Blutdrucks, der Schweißdrüsenaktivität, der Vasokonstriktion der Hautgefäße, des
Muskeltonus und der Atemfrequenz. An den Synapsen der peripheren Nervenendungen
wird vermehrt Noradrenalin und im Nebennierenmark vermehrt Noradrenalin und Ad-
renalin freigesetzt, wodurch der Körper in einen Zustand höchster Reaktionsbereitschaft
(z.B. zur Flucht) versetzt wird. So berichteten in Selbst-Report-Studien Hoch-
Redeängstliche verstärkt von gastrointestinalen, kardiopulmonalen Reaktionen sowie
Orientierungslosigkeit und benommenen Körperempfindungen (Addison, Ayala, Hun-
ter, Behnke & Sawyer, 2004; Witt et al., 2006). Bei diesen Untersuchungen ist aller-
dings kritisch zu sehen, dass keine objektiven Messinstrumente eingesetzt, sondern le-
diglich die subjektiv empfundene physiologische Erregung erfasst wurden. Studien, die
objektive Messinstrumente zur Überprüfung der Herzrate in einer Redesituation ver-
wendeten, konnten nur teilweise größere Zusammenhänge zwischen Redeangst und
Herzfrequenz feststellen (vgl. Beatty & Behnke, 1991). So sollte bei solchen Messun-
gen jedoch das Ausmaß der Belastung in einer Redesituation besondere Beachtung fin-
den, wie Beatty und Behnke (1991) in einer Untersuchung heraus fanden: An zwei
Gruppen maßen sie die Herzrate unmittelbar vor und während einer Redesituation und
erfassten zusätzlich per Fragebogen die habituelle Redeangst der Studienteilnehmer.
Während die Probanden der einen Gruppe einen Vortrag vor nur einer Person hielten,
bestand das Publikum bei der anderen Gruppe aus 15-20 Personen sowie einem Beurtei-
ler, der die Vortragenden benotete. In dieser Studie wiesen nur die Hoch-
Redeängstlichen der erstgenannten Gruppe im Vergleich zu den Niedrig-
Redeängstlichen eine signifikant höhere Herzschlagfrequenz auf, was darauf hinweist,
dass Hoch-Redeängstliche schon in wenig belastenden Situationen eine übermäßige
Aktivierung erfahren. In stark belastenden Redesituationen dagegen unterscheiden sich
Niedrig-Redeängstliche und Hoch-Redeängstliche nicht in ihrem objektiv gemessenen
Erregungsniveau.

Beschreibung von Redeangst
14
2.3 Epidemiologie
Zu der Frage nach der Prävalenz von Redeangst liegen in der Forschungsliteratur unter-
schiedliche Daten vor: In einer Studie von Kriebel (1992) gaben 45% der befragten Stu-
dierenden an, sich vor öffentlichen Redesituationen zu fürchten. In der aktuellen Aus-
gabe des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen, dem DSM-
IV-TR (Saß, Wittchen & Zaudig, 2003), wird sich bei dieser Frage auf eine Studie be-
zogen, nach der 20% der Befragten über ausprägte Ängste bei öffentlichem Sprechen
berichteten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Ruscio et al. (2008) in einer Repli-
kation des ,,National Comorbidity Survey" in den USA, wonach die Lebenszeit-
Prävalenz für Angst vor öffentlichem Reden mit 21% angegeben wird. Darüber hinaus
sei auf eine Untersuchung der Psychotherapeutischen Beratungsstelle für Studierende in
Karlsruhe von 2009 hingewiesen, in der rund 20% der ratsuchenden Studierenden eine
starke Belastung und etwa 30% eine mittlere Belastung auf Grund von Redeängsten
angaben. Auch wenn Kriebel (1992) vermutlich von einer zu hohen Prävalenz von Re-
deangst ausgeht, wird deutlich, dass es sich um ein weit verbreitetes Phänomen handelt.
Beushausen (1992) bezeichnet Sprechangst sogar als eine der am weitesten verbreiteten
Ängste bei sonst unauffälligen Personen.
In der Forschungsliteratur besteht Uneinigkeit darüber, ob sich Männer und Frauen in
ihren Redeangstwerten unterscheiden: Während Beushausen (1996) in ihrer Studie kei-
ne Geschlechterunterschiede finden konnte, deuten die Ergebnisse von Behnke und Sa-
wyer (1999, 2000) sowie Spitznagel, Schlutt und Schmidt-Atzert (2003) daraufhin, dass
Frauen tendenziell redeängstlicher sind als Männer. Die Befunde der letztgenannten
Autoren decken sich mit Studienergebnissen zu allgemeiner Angst, nach denen eben-
falls Frauen höhere Werte aufweisen (vgl. Krohne, 1996). Als mögliche Ursachen für
Geschlechterunterschiede werden genetische Faktoren angenommen, wie eine genetisch
bedingte höhere Emotionalität bei Frauen, als auch Sozialisationsfaktoren, die dazu füh-
ren können, dass Männer ihren Gefühlen weniger Ausdruck geben und insgesamt ver-
bal-dominanter auftreten (vgl. Schlutt, 1995).
Als typischen Zeitpunkt für den Beginn von Redeangst gaben in einer Studie von Stein
et al. (1996) die meisten redeängstlichen Personen retrospektiv betrachtet die Pubertät
oder frühe Adoleszenz an. Je nach externen Anforderungen kann sich das Ausmaß von
Redeangst im Verlauf der Entwicklung noch verändern. So können im Studium Refera-
te und Prüfungsgespräche erforderlich werden, die erst die Redeangst zu Tage treten

Beschreibung von Redeangst
15
lassen (vgl. Steinbuch, 2005). Redeangst kann gemäß Steinbuch (2005) die Studienzu-
friedenheit und den Studienerfolg sehr beeinträchtigen, denn durch das Umgehen von
Referaten und Prüfungssituationen können sich die Studiendauer und in Folge sogar die
Berufsaussichten verschlechtern. Und tatsächlich verfügen nach einer Studie von Stein
et al. (1996) redeängstliche Personen über ein geringeres Einkommen und einen niedri-
geren Ausbildungsgrad als Nicht-Redeängstliche.
2.4 Einflussfaktoren im Redeangstgeschehen
Das Ausmaß der Redeangst in einer Redesituation wird sowohl durch situative als auch
durch personenspezifische Faktoren beeinflusst (Harris, Sawyer & Behnke, 2006). Im
Folgenden sollen einige ausgewählte redeangstrelevante Merkmale einer genaueren
Betrachtung unterzogen werden.
2.4.1 Dispositionelle Einflüsse
Auch wenn bisher kein typisches Persönlichkeitsprofil bei Hoch-Redeängstlichen ge-
funden werden konnte, wurden immer wieder Versuche unternommen, Persönlichkeits-
korrelate zu identifizieren. So fanden Daly und Stafford (1984, zitiert nach Beushausen,
1996) soziale Fähigkeiten wie die Kontaktfähigkeit oder eine Tendenz zur Selbstöffnung
oder Selbstachtung im umgekehrten Verhältnis zu Redeangst stehend. Auch das Selbst-
wertgefühl scheint invers mit Redeangst korreliert zu sein, bei Frauen allerdings stärker
als bei Männern (Spitznagel et al., 2003). Positive Korrelationen hingegen finden sich
zwischen Redeangst und Perfektionismus (Wegricht, 2001). Zudem zeigte sich in einer
Studie von Dwyer und Cruz (1998) ein positiver Zusammenhang zwischen den Werten
Hoch-Redeängstlicher und deren Introversionswerten, während die Werte Niedrig-
Redeängstlicher positiv mit Extraversion korrelierten. Von den vier Copingstrategien
Ablenkung, Bewältigung, Flucht und Zureden ergab sich die höchste Korrelation zwi-
schen Redeängstlichkeit und Fluchtverhalten. Darunter lagen die Korrelationen von
Redeängstlichkeit mit Bewältigung, gefolgt von Redeängstlichkeit mit Ablenkung
(Spitznagel et al., 2003). Das heißt, Redeängstliche tendieren eher dazu, Redesituatio-
nen zu verlassen als sich gezielt mit ihnen auseinander zu setzen.

Beschreibung von Redeangst
16
2.4.2 Situative Einflüsse
Neben dispositionellen Einflüssen existieren eine Vielzahl situativer Faktoren, die auch
auf das Redeangstempfinden Einfluss nehmen können. Laut Buss (1980) stellen vor
allem das ,,im Rampenlicht stehen" (conspiciousness) sowie die Neuartigkeit (novelty)
der Situation angstauslösende Faktoren der Redeaufgabe dar, denn in einer bislang un-
bekannten Situation kann schwieriger auf vertraute Verhaltensstrategien zurück gegrif-
fen werden (Beushausen, 2009). Eine wesentliche Rolle hinsichtlich des Ausmaßes von
Redeangst spielt der Rahmen, in dem der Vortrag gehalten wird: Je formeller die Rede-
situation ist, desto größer ist auch die Angst des Sprechers. Dies hängt damit zusam-
men, dass in einer Situation mit hohem Formalitätsgrad sehr rigide festgelegt ist, was
für ein Verhalten angebracht wäre (Buss, 1980). Überdies steigt das Redeangstempfin-
den an, wenn ein Vortrag durch einen Prüfer bewertet wird (Gramer & Saria, 2007).
Denn in bewerteten Redesituationen nimmt sich das Individuum besonders stark als
soziales Objekt wahr, die öffentliche Selbstaufmerksamkeit ist erhöht. Ebenso scheinen
die Redezeit und der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe entscheidende Faktoren für das
Ausmaß von Redeangst zu sein: Je länger die Rede oder der zu haltende Vortrag und je
schwieriger die Aufgabe ist, desto größer ist auch die Angst (Beushausen, 1996).
Eine Reihe von Studien (z.B. Ayres, 1990; Hilmert, Christenfeld & Kulik, 2002;
Pertaub, Slater & Baker, 2002) untersuchten verschiedene Merkmale des Publikums, die
ferner das Redeangstempfinden beeinflussen können. Die Befunde der Studien lassen
folgende Schlussfolgerungen zu:
1) Die Redeangst ist größer, je höher der Status der Zuhörerschaft ist, von dem ab-
hängt, ob der Sprecher oder das Publikum definiert, welches Verhalten ange-
messen ist. Allerdings kann eine Person mit hohem Status größere Angst auslö-
sen als dieselbe Person zusammen mit einer statusniedrigeren Person (Seta,
Crisson, Seta & Wang, 1989).
2) Je größer die Gruppe ist, desto größer ist auch die Redeangst, wobei gemäß Buss
(1980) eine Erhöhung der Gruppengröße von 10 auf 20 Personen die Angst mehr
verstärken wird als eine Erhöhung von 100 auf 200 Personen.
3) Die Redeangst ist größer, wenn die Zuhörer neutral oder negativ auf den Vortrag
reagieren.
4) Je größer die Ähnlichkeit zwischen dem Redner und seinem Publikum ist, desto
weniger redeängstlich ist dieser.

Beschreibung von Redeangst
17
Harris et al. (2006) fanden heraus, dass rund 20% der Varianz der kognitiven Zustands-
Redeangst durch Situationsfaktoren aufgeklärt werden können. Weitere Forschung ist
jedoch von Nöten, um zu klären, in welcher Weise bestimmte Situationsfaktoren inter-
agieren oder wann sie einen unabhängigen Einfluss ausüben.
2.5 Phasen des Redeangstgeschehens
Das Ausmaß der Redeangst kann je nach zeitlichem Abstand von der eigentlichen
Sprechsituation variieren. Demzufolge wird das Redeangstgeschehen in der Literatur
häufig in eine Antizipationsphase, die eigentliche Sprechsituation und eine Postphase
unterteilt (vgl. Beushausen, 1996; Pörhölä, 1997; Spitznagel et al., 2000). Pörhölä
(1997) wies nach, dass sich die Herzfrequenz von Rednern in der Vorbereitungszeit bis
zur eigentlichen Redekonfrontation erhöht, während des Vortrags langsam wieder ab-
nimmt und danach wieder auf das Ausgangsniveau zurückgeht. Auch Spitznagel et al.
(2000) zeigten mit Hilfe ihres selbst entwickelten Fragebogens, die Aufgeregtheit als
eine Dimension von Redeangst ist unmittelbar vor der Redekonfrontation am stärksten
ausgeprägt. Die Besorgtheitskognitionen hingegen bleiben laut den Autoren über das
gesamte Redeangstgeschehen hinweg stabil.
Die Antizipationsphase wurde von Behnke und Sawyer (1999) noch differenzierter un-
tersucht, indem sie den Ausprägungsgrad der Zustandsangst sowie der habituellen
Angst bei Ankündigung einer Redeaufgabe, bei der Vorbereitung einer Rede und kurz
vor dem Halten des Vortrags überprüften. Dabei ergab sich sowohl für die Zustands-
angst als auch für die habituelle Angst ein V-förmiger Verlauf, das heißt, bei der An-
kündigung der Redeaufgabe fand sich bei den Probanden die zweithöchste Ausprägung
der Angst, die in der Vorbereitungszeit abfiel und kurz vor der Rede wieder sehr stark
anstieg. Als Messinstrument kam in dieser Untersuchung jedoch lediglich das State-
Trait-Angstinventar von Spielberger, Gorsuch und Lushene (1970) zum Einsatz, das
nicht Redeangst im Speziellen erfasst, sondern nur eine allgemeine State- und Trait-
Angst.

Erklärungsansätze für Redeangst
18
3 Erklärungsansätze für Redeangst
Selbstverständlich existiert kein allumfassendes Modell zur Entstehung und Aufrechter-
haltung von Redeangst. Vielmehr liegt eine Vielzahl an theoretischen Überlegungen
vor, die zum einen die Vielschichtigkeit und Komplexität des Gegenstandsbereichs als
auch die Heterogenität der verschiedenen Denkrichtungen in der Psychologie aufzeigt.
In diesem Kapitel werden einige Erklärungsansätze zur Entstehung von Redeangst her-
ausgegriffen, die je nach Bedeutungsgrad für diese Arbeit verschieden ausführlich dar-
gestellt und bewertet werden.
3.1 Lerntheoretisch-behaviorale Ansätze
Lerntheoretische Ansätze zur Erklärung der Entstehung von Redeängsten gehen von der
Bildung klassisch konditionierter Stimulus-Response-Assoziationen aus. So kann in
einer Redesituation ein Publikum durch Bestrafung des Redners (z.B. durch Auslachen)
oder auch durch Ignoranz einen negativen Reiz erzeugen, auf den der Redner mit Angst
reagiert (Stuve, 1998). Ein anfänglich neutraler Stimulus (NS) also, die Redesituation,
kann auf Grund der raum-zeitlichen Kopplung mit einem angstauslösenden
unkonditionierten Stimulus (UCS), der Bestrafung, zu einem negativen konditionierten
Stimulus (CS) aufsteigen, der eine konditionierte emotionale Reaktion (CR), die Rede-
angst, auslöst. Entsprechende Lernerfahrungen in Redesituationen werden oft in der
Kindheit gemacht und internalisiert. Und auch in der weiteren Entwicklung werden sie
bei der Einschätzung ähnlicher Situationen herangezogen, mit der Folge, dass diese
wenn möglich vermieden werden, um die erwarteten aversiven Konsequenzen zu um-
gehen (Beushausen, 2004; Stuve, 1998). Im Sinne Mowrers (1960) Zwei-Faktoren-
Theorie kann also die konditionierte angstauslösende Redesituation gleichzeitig zu ei-
nem diskriminativen Hinweisreiz werden, indem sie eine Signalfunktion für Vermei-
dungsverhalten übernimmt, das getreu der operanten Konditionierung auf Grund des
Ausbleibens der aversiven Angstreaktion negativ verstärkt wird. Somit bleiben neue
positive Erfahrungen in Redesituationen aus. Kriebel (1986) unterscheidet desweiteren
zwischen aktivem und passivem Vermeidungsverhalten von Redeängstlichen: Aktives
Vermeidungsverhalten äußert sich in vermehrtem Reden oder ,,Witzemachen", um einer
gefürchteten negativen Bewertung bei einem Sprechakt auszuweichen. Der Sprecher
beschäftigt sich dann also weniger mit den Aufgabenanforderungen als vielmehr mit der

Erklärungsansätze für Redeangst
19
Vermeidung von Kritik mittels eines verstärkten Redeflusses, der auch als Logorrhöe
bezeichnet wird (Kriebel, 1986). Unter passivem Vermeidungsverhalten fasst die Auto-
rin das Nicht-Erscheinen bei einem Vortrag oder andere Fluchtreaktionen, wie das Ab-
brechen eines Vortrags, zusammen. Vor allem bei der Logophobie, eine extreme Aus-
prägung von Sprechangst mit einer gleichzeitig hohen klinischen Relevanz, ist passives
Vermeidungsverhalten kennzeichnend (Kriebel, 1986,1992).
Tatsächlich existieren Befunde, nach denen Redeängstliche in ihrer Kindheit seltener
positive Sprecherfahrungen gemacht haben und insgesamt von ihren Eltern weniger zu
Sprechaktivitäten ermutigt wurden (vgl. Kriebel, 1992). Dennoch gibt es Personen, die
nach einer oder gar mehreren negativen Redeerfahrungen keine intensiven Redeängste
entwickelt haben. Zudem sollten retrospektive Angaben in Bezug auf soziale Ängste
grundsätzlich mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden, da sie auch Ausdruck einer
Suche der Betroffenen nach Erklärungen sein können (Reinecker, 1993).
Ängste können sich nicht nur durch den direkten Kontakt mit aversiven Situationen
entwickeln, sondern gleichfalls indirekt. Dieses auf Bandura (1969) zurückgehende
Konzept besagt, dass allein durch die Beobachtung von Modellen Angst und Vermei-
dungsverhalten stellvertretend erworben werden können. Dementsprechend können
Kinder ihre Eltern in deren Kommunikationsverhalten nachahmen, was bei einem man-
gelhaften Vorbild zu der Verinnerlichung eines fehlerhaften Modells kommunikativer
Fertigkeiten führen kann. Freilich müssen gemäß Stangier, Heidenreich und Peitz
(2009) aber noch weitere Aspekte wie genetische Faktoren für die Übereinstimmung
zwischen sozialen Ängsten, worunter auch Redeängste fallen, der Kinder und deren
Eltern verantwortlich gemacht werden (siehe Kap. 3.3).
3.2 Das defizitäre Skill-Modell
Das defizitäre Skill-Modell erklärt die Entwicklung von Redeangst mit dem unvollstän-
digen Erwerb sprecherischer Kompetenzen. Danach gelingt es dem Redner auf Grund
seiner sprecherischen Defizite nicht, den sozialen Anforderungen gerecht zu werden, die
mit Redesituationen einhergehen. In Folge dieser Unzulänglichkeiten können reale wie
auch vorgestellte Redesituationen zu aversiven Stimuli werden, die bei den Betroffenen
Angst hervorrufen (Beushausen, 1996). Dementsprechend fand Ayres (1986) einen po-
sitiven Zusammenhang zwischen der Redeangstausprägung und den sprecherischen
Defiziten, die als solche von den redeängstlichen Probanden wahrgenommenen wurden.

Erklärungsansätze für Redeangst
20
Auch objektive Beurteiler bewerteten in einer Studie von Daly et al. (1989) Hoch-
Redeängstliche im Vergleich zu Niedrig-Redeängstlichen als schlechtere Redner. Aller-
dings scheint das Problem laut Daly, Caughlin und Stafford (2009) bei den meisten Be-
troffenen nicht in einem Skill-Defizit per se zu liegen, sondern vielmehr in einer lang-
sameren Entwicklung oder einem ineffektiven Einsatz von Redefertigkeiten. Somit
verfügen Hoch-Redeängstliche möglicherweise durchaus über spezifische Redekompe-
tenzen, jedoch lähmt oder reduziert ihre starke Angst in einer Redesituation entspre-
chende sozial kompetente Verhaltensweisen.
3.3 Genetische und neurobiologische Faktoren
Genetische Prädispositionen werden als eine wichtige Grundlage für die Entwicklung
von Redeängsten angesehen. Wie Zwillingsstudien ergaben, ist bei sozialen Ängsten
insgesamt von einer mittleren Heritabilität von 30 bis 50% auszugehen (Kendler,
Karkowski & Prescott, 1999). Laut Beatty und McCroskey (2000) soll Kommunikati-
onsbesorgnis sogar bis zu 80% genetisch bedingt sein.
Ein neurobiologischer Erklärungsansatz bezüglich der Entstehung von sozialer Angst
betrifft vor allem Gebiete des limbischen Systems wie Hippocampus, Amygdala und
Septum, die bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Gefahrenreizen im Gehirn
mitwirken. Der Hippocampus verbindet dabei die konditionierten Reize (z.B. desinte-
ressierte Mimik eines Zuhörers) mit Hinweisreizen des Kontextes (z.B. Sprechen vor
einer Gruppe). Die Amygdala als Zentrale des limbischen Systems vermittelt zwischen
den Sinnesinformationen und vegetativ-motorischen Angstreaktionen: Sie verfügt nicht
nur über direkte neuronale Verbindungen zu sensorischen Thalamuskernen, sondern
auch über Faserverbindungen zu spezifischen Kernen des Hirnstamms, welche eine An-
passung der Körperfunktionen an eine erkannte Gefahrenlage regeln. Somit erwirkt die
Amygdala eine Furchtreaktion, ohne dass dieser eine kortikale Analyse vorausgeht. Da-
rüber hinaus können durch ihre neuronalen Verbindungen in weite Teile des cerebralen
Cortex auch bewusste Bewertungsprozesse in Gang gesetzt werden, welche die Basis
für die kognitiv vermittelte Angst bilden. Insbesondere die Aktivität des präfrontalen
Cortex wird als neuronale Grundlage in Bezug auf Vermeidungs- und Rückzugsverhal-
ten angesehen (Horwitz, 2001; Stangier et al., 2009).
Neurobiologische Studien zu Redeangst im Speziellen sind bislang rar. Furmark et al.
(2002) zeigten mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, dass sozialphobische Patienten,

Erklärungsansätze für Redeangst
21
die unter starker Redeangst litten, eine deutlichere Aktivierung der Amygdala bei öf-
fentlichem Sprechen aufwiesen als nicht-redeängstlichen Kontrollpersonen. Ebenso
ergaben Untersuchungen zu dem Konzept der sogenannten ,,Behavioral Inhibition",
einem Vulnerabilitätsfaktor bei der Entstehung von sozialen Ängsten, dass Personen mit
einer ausgeprägten Tendenz zu gehemmtem Verhalten in neuartigen Situationen eine
verstärkte Aktivierung der Amygdala verzeichneten, wenn ihnen Bilder mit unbekann-
ten Gesichter gezeigt wurden.
3.4 Psychodynamischer Ansatz
Die Vertreter psychodynamischer Theorien gehen davon aus, dass innere Ängste auf
äußere Objekte übertragen werden. In Bezug auf Redeangst kann der Wunsch nach
Aufmerksamkeit eine innere Bedrohung darstellen, da dieser in der Kindheit, z.B. in der
Interaktion mit den Eltern oder Geschwistern, einen Konflikt herbeigeführt hat. Demzu-
folge ist mit dem Wunsch nach Aufmerksamkeit gleichzeitig die Angst vor Zurückwei-
sung und vor den eigenen Aggressionen im Falle eines Scheiterns verbunden, die nun
durch deren Projektion auf ein äußeres Objekt, wie die Redesituation, abgewehrt wird.
Durch den Konflikt zwischen dem Wunsch nach einer positiven Selbstdarstellung und
der inneren Bedrohung desselbigen entwickeln sich regressive Verhaltensweisen, wie
Schweigen oder Flucht, die sich dann in einer Redesituation zeigen können (Kriebel,
1984; Steinbuch, 2005).
Der psychodynamische Ansatz scheint zwar geeignet, den Gegenstandsbereich der Re-
deangst zu rekonstruieren, jedoch werden Wechselwirkungen zwischen dem Individu-
um und der Umwelt außer Acht gelassen (Kriebel, 1986). Auch Kognitionen, die Perso-
nen herausbilden, um eine Situation zu definieren und Bewältigungsstrategien
auszuprobieren, werden in dem psychodynamischen Erklärungsansatz von Ängsten
vollständig vernachlässigt.
3.5 Kognitive Theorien
Im Folgenden soll anhand des Erklärungsansatzes von A. Ellis (1980, zit. nach Watson
& Dodd, 1991) und dem Modell von Clark und Wells (1995) die Bedeutung von kogni-
tiven Prozessen bezüglich der Entstehung von Redeangst herausgearbeitet werden.

Erklärungsansätze für Redeangst
22
3.5.1 Erklärungsansatz nach A. Ellis
In einem Interview von Watson und Dodd (1991) formuliert A. Ellis, Begründer der
Rational-Emotiven Therapie (RET), seine Annahmen bezüglich der Entstehung von
Redeangst. Er beruft sich dabei auf die theoretischen Grundsätze der RET, indem er
Redeangst primär den dysfunktionalen kognitiven Prozessen einer Person zuschreibt.
Danach verursacht nicht das Ereignis, also die Redesituation als solche (= ,,activating
event"), ein Verhalten oder ein Gefühl (= consequence"). Vielmehr führen die Bewer-
tungen und Interpretationen (=
,,belief system"), die auf sogenannten
,,mussturbatorischen Ideologien" gründen, zu Redeangst. A. Ellis (1977) geht von drei
,,mussturbatorischen Ideologien" aus, die er nochmals in 12 zentrale irrationale Ideen
weiter aufgliedert. Im Zusammenhang mit Redeangst verweist er auf die irrationalen
mussturbatorischen Gedanken, einen formal und inhaltlich perfekten Vortrag halten und
unbedingt einen guten Eindruck bei dem Publikum hinterlassen zu müssen. Ein nicht-
mussturbatorischer Gedanken hingegen könnte lauten: ,,Ich würde gerne eine gute Rede
halten, aber wenn es mir nicht gelingt, gelingt es mir eben nicht" (A. Ellis, 1980, zitiert
nach Watson & Dodd, 1991, S. 205). Dieser funktionale Gedanke zielt darauf ab, sich
unabhängig von der Leistung als einen Menschen mit Stärken und Schwächen anzu-
nehmen. Irrationalen Überzeugungen können gemäß A. Ellis (1977) dadurch aufrecht
erhalten werden, indem die eigenen irrationalen Bewertungen einer Situation als deren
Eigenschaften angesehen werden. Die entsprechende Reaktion auf die Situation wird
wiederum als Beweis für die Richtigkeit der (irrationalen) Bewertung gedeutet. Für die
Entstehung eines irrationalen Bewertungssystems nimmt der Begründer der RET so-
wohl genetische Prädispositionen, als auch frühe Indoktrinationen durch die Eltern, Ge-
schwister und Gesellschaft an (A. Ellis, 1962, 1977, 2008).
Die Annahmen von A. Ellis (1980, zitiert nach Watson & Dodd, 1991) zur Erklärung
von Redeangst konnten empirisch fundiert werden: So korrelierten in einer Studie von
Wegricht (2001) irrationale Einstellungen von Personen hoch signifikant mit Redeangst.
Ferner zeigte sich in einer Untersuchung von Vassilopoulos (2005), dass Hoch-
Redeängstliche häufiger negative Gedanken aufweisen als Niedrig-Redeängstliche.
Kritiker der Theorie bemängelten die ungenaue Definition des Begriffs ,,Irrationalität",
den A. Ellis (1962, 1977) synonym mit vielen anderen Begriffen wie ,,unrealistisch",
,,dysfunktional", ,,magisch" und ,,unvernünftig" verwendete (vgl. Davison, Neale &
Hautzinger, 2007; V. Quekelberghe, 1979).

Erklärungsansätze für Redeangst
23
3.5.2 Kognitives Modell von Clark und Wells
Das kognitive Modell von Clark und Wells (1995), aufbauend auf Arbeiten von Beck,
Emery und Greenberg (1985), gibt eine detaillierte Beschreibung und Spezifizierung der
kognitiven Mechanismen, die einer Sozialen Phobie zugrunde liegen sollen. Da in aktu-
ellen Forschungsarbeiten Redeangst zunehmend als ein spezifischer Subtyp der Sozia-
len Phobie aufgefasst wird (vgl. Blöte, Kint, Miers & Westenberg, 2009; Cox, Clara,
Sareen & Stein, 2008), soll dieses Modell im Folgenden näher erläutert werden. Im Ge-
gensatz zu den meisten anderen Erklärungsansätzen versuchen Clark und Wells (1995)
zu erklären, warum Redeängstliche selbst bei mehrmaliger Konfrontation mit einer Re-
desituation nicht zwangsweise an diese habituieren; ebenso muss es nicht unbedingt zu
einer Korrektur irrationaler Annahmen kommen. Gemäß den Autoren spielen bei der
Aufrechterhaltung sozialer Ängste vor allem fehlerhafte Prozesse in der Informations-
verarbeitung eine entscheidende Rolle.
Stangier et al. (2009) erklären das Modell von Clark und Wells (1995) anhand einer
spezifischen Redesituation. Abbildung 1 verdeutlicht daran anlehnend die Hauptkom-
ponenten des Modells sowie die wechselseitigen Beziehungen der einzelnen Elemente
zueinander.
Abbildung 1. Das kognitive Modell von Clark und Wells (1995) in Anlehnung an das Beispiel von
Stangier et al. (2009)
Frühe Erfahrung:
z.B. von Lehrer vor Klasse wegen stockendem Vor-
trag abgewertet worden
Gedanken:
z.B.: ,,Ich werde bei meinem Beitrag stammeln und
alle werden denken, ich bin ein Trottel. Ich werde in
letzter Konsequenz das Studium nicht schaffen."
Selbstfokussierung der Aufmerksamkeit/
Kognitive Repräsentation des Selbst:
z.B. Vorstellung, vorne zu stehen, wie ein Clown zu
wirken, bleich, mit Schweißperlen auf der Stirn, mit
unkonditionierten Bewegungen; die Kommilitonen
flüstern sich zu: ,,Wie armselig und jämmerlich"
Sicherheitsverhalten:
Vorher z.B. sich ein detailliertes Konzept
ausarbeiten, während des Vortrags z.B.
alles wörtlich ablesen, Pausen vermeiden
Angstsymptome:
z.B. Herzklopfen, Mundtrockenheit,
Schwitzen, Kopfleere, Kurzatmigkeit
Situation:
z.B. Vorbereitung auf ein Referat

Erklärungsansätze für Redeangst
24
Nach Clark und Wells (1995) werden in einer Redesituation bei redeängstlichen Perso-
nen Erfahrungen wach gerufen und negative Schemata aktiviert, die sich auf die eigene
Person oder auf die Wahrnehmung der Bewertung durch andere beziehen. Diese negati-
ven Schemata, die sich meist in der Kindheit entwickeln, äußern sich in Form von nega-
tiven automatischen Gedanken, die mit Sicherheitsverhalten, Selbstfokussierung der
Aufmerksamkeit sowie Angstsymptomen (siehe Abbildung 1) interagieren. Personen
mit starker Redeangst greifen auf Grund automatischer negativer Gedanken zu soge-
nannten Sicherheitsverhaltensweisen, mit der Absicht, einer befürchteten negativen
Bewertung durch andere vorzubeugen. So können Redeängstliche ein Referat ,,Wort für
Wort" vorbereiten, um etwaig auftretende Formulierungsschwierigkeiten zu umgehen.
Ein weiteres Beispiel für ein Sicherheitsverhalten ist die Erklärung von Angstsympto-
men wie sehr starkes Schwitzen durch die Hitze im Raum. Tatsächlich jedoch führt sol-
ches Verhalten selbst zu einer nachteiligen Konsequenz für Redeängstliche: Denn wenn
eine befürchtete negative Bewertung nicht eintritt, wird daraus nicht geschlossen, dass
bisherige Befürchtungen unbegründet waren, sondern dass sich das Sicherheitsverhalten
als erfolgreich erwiesen hat. Die unbegründete Angst wird somit aufrechterhalten und
die Sicherheitsverhaltensweisen werden auch zukünftig als Strategie zur Angstbewälti-
gung eingesetzt (Clark & Wells, 1995; Stangier et al., 2009).
Gemäß Clark und Wells (1995) beeinflussen die negativen automatischen Gedanken
redeängstlicher Personen auch ihre Angstsymptome. Darüber hinaus erzeugen sie eine
erhöhte Selbstaufmerksamkeit, die sich in einer intensiven Selbstbeobachtung aus-
drückt. So suchen Redeängstliche in ihrem eigenen Verhalten verstärkt nach Anzeichen
für mögliche ,,Fehler" oder ,,Peinlichkeiten" und nutzen dazu interne Informationen wie
eigene Gedanken oder Körperempfindungen. Diese internen Informationen (z.B.
Schwitzen) werden auf negative soziale Bewertungen fehlattribuiert, so dass die betrof-
fenen Personen in eine Art Teufelskreislauf geraten können, in dem sich die initiale Er-
regung und deren Fehlattribution gegenseitig aufschaukeln. Für die tatsächlich stattfin-
dende Redesituation bleibt dann nur noch wenig Aufmerksamkeit übrig, und ungewollt
steigt die Wahrscheinlichkeit, das befürchtete peinliche oder inadäquate Verhalten zu
zeigen (Clark & Wells, 1995; Horwitz, 2001; Stangier et al., 2009).
Eine besondere Bedeutung im kognitiven Modell von Clark und Wells (1995) wird au-
ßerdem den antizipatorischen und den nachträglichen Prozessen der Informationsverar-
beitung beigemessen. So können automatische negative Gedanken bereits im Vorfeld
einer Redesituation aktiviert werden, wodurch die Angst intensiviert und ein negativer

Erklärungsansätze für Redeangst
25
Ausgang wahrscheinlich wird. Doch auch im Anschluss an eine Redesituation unterzie-
hen Redeängstliche ihren Vortrag einer kritischen Prüfung, indem sie diesen in allen
Einzelheiten reflektieren und auf mögliche ,,Fehltritte" hin analysieren. Die erlebte
Angst sowie die verstärkte Selbstaufmerksamkeit verzerren allerdings die nachträgliche
Situationsanalyse, was dazu führen kann, dass die Situation im Nachhinein negativer
eingeschätzt wird, als sie tatsächlich war (Stangier et al., 2009).
Es lassen sich verschiedene Studien anführen, welche die zentralen Annahmen dieses
kognitiven Modells in Bezug auf Redeangst empirisch stützen. Beispielsweise konnten
Daly et al. (1989) eine erhöhte Selbstaufmerksamkeit bei Hoch-Redeängstlichen nach-
weisen, indem sie im Anschluss an deren Vorträge Befragungen zu Merkmalen der
Umgebung (z.B. Farbe der Wand) durchführten. Desweiteren sollten die Redner ihre
Kognitionen in der Redesituation in einem nachträglichen Protokoll beschreiben. Dabei
konnten Hoch-Redeängstliche im Vergleich zu Niedrig-Redeängstlichen sowohl weni-
ger Umgebungsmerkmale als auch eine größere Anzahl an selbstbezogenen Kognitio-
nen erinnern. Überdies konnte von Mansell und Clark (1999) die Annahme der
Fehlattribution von Körperempfindungen bei sozialängstlichen Personen bestätigt wer-
den. In ihrer Studie überschätzten hochängstliche Studierende nach dem Halten einer
Rede negative Aspekte der Erscheinung (z.B. unsicher wirken) in dem gleichen Aus-
maß, wie sie in der Redesituation Körperempfindungen wahrnahmen. Bei niedrig sozi-
alängstlichen Studierenden lag dieser Zusammenhang nicht vor.
3.6 Zusammenfassung
Angesichts der theoretischen Ausführungen und empirischen Befunde lässt sich feststel-
len, dass kein Ansatz allein die Entstehung von Redeangst erklären kann. Vielmehr he-
ben die verschiedenen Erklärungsansätze unterschiedliche Faktoren hervor und berück-
sichtigen jeweils nur einen Teil der Ursachen: So liegt der Fokus der traditionellen
Lerntheorien auf ,,traumatisierenden" Lernerfahrungen (z.B. vor einer Gruppe bloß ge-
stellt werden), soziale Lerntheorien hingegen erklären die Entstehung von Redeangst als
Folge eines Skill-Defizits. Psychodynamische Theorien betonen das Bedürfnis nach
Selbstdarstellung, das auf Grund internalisierter Werte oder externalisierter Verbote als
Bedrohung empfunden wird. Genetische Prädispositionen und neurobiologische Fakto-
ren, wie eine erhöhte Erregbarkeit der Amygdala, sind bei der Herausbildung von Rede-
angst ebenso von Bedeutung wie kognitive Theorien, die irrationale Gedanken in den
Vordergrund stellen und so die Aufrechterhaltung der Angst erklären können.

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
26
4 Interventionsverfahren zur Reduktion von Re-
deangst
Vor allem im amerikanischen Raum steht ein breites Spektrum an Methoden zur Be-
handlung von Redeangst zur Verfügung, wie die Durchsicht der Literatur ergab. In die-
sem Kapitel sollen einige der gängigsten und am besten empirisch überprüften Verfah-
ren vorgestellt werden, die zu einem großen Teil auch bei der Konzipierung des
integrativen Trainings Beachtung fanden. Zunächst wird auf verhaltenstherapeutische
Methoden wie Flooding und Implosion eingegangen, im Anschluss daran werden kogni-
tive Ansätze sowie Skill-Trainings erläutert, und abschließend erfolgt eine Beschrei-
bung integrativer Ansätze. Außerdem findet ein Vergleich der vorgestellten Interventi-
onsverfahren hinsichtlich ihrer Effektivität statt. Auf weitere Ansätze, deren detaillierte
Beschreibung über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen würde, sei an dieser Stelle
verwiesen, wie z.B. die Lefkoe-Methode (Cunningham, Lefkoe & Sechrest, 2006), das
Selbstverbalisations-Training (Meichenbaum, 1985), das Self-Modeling (Renner, 2002),
das Multimodale Modell (Dwyer, 2000) oder die Virtuelle Therapie (Slater, Pertaub,
Barker & Clark, 2006). Gesprächspsychotherapeutische, tiefenpsychologische oder psy-
choanalytische Verfahren werden nicht dargestellt, weil sie sich selten spezifisch mit
Redeangst beschäftigen und deshalb nicht mit anderen Methoden hinsichtlich ihrer
Wirksamkeit vergleichbar sind (Beushausen, 1996).
4.1 Verhaltenstherapeutische Ansätze
Verhaltenstherapeutische Maßnahmen betonen die aktive Rolle des Menschen bei der
Bewältigung von Problemen, sie sind handlungsorientiert und bieten ,,Hilfe zur Selbst-
hilfe" (Wassmann, 2009). Wesentliche verhaltenstherapeutische Verfahren zum Abbau
von Redeangst sind die Systematische Desensibilisierung (SD), die Implosion, das
Flooding sowie Rollenspiele, die nachstehend erklärt und diskutiert werden. Viele die-
ser Methoden führen eine Konfrontation des Klienten mit der angstauslösenden Situati-
on herbei, mit der Intention, dass dieser die Erfahrung macht, die angstauslösende Situa-
tion durchaus ertragen zu können, da die antizipierten unangenehmen Konsequenzen
dauerhaft ausbleiben (vgl. Fliegel, Groeger, Künzel, Schulte & Sorgatz, 1998). Das
Vorgehen der konfrontativen Verfahren wird in seiner Sinnhaftigkeit auch durch die

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
27
Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer (1960) unterstrichen, gemäß derer die Vermeidung
einer angstbesetzten Situation durch das Ausbleiben negativ erworbener Reaktionen
noch verstärkt wird (vgl. Kap. 3.1). Nur durch eine Konfrontation mit der angstauslö-
senden Situation könne die ursprünglich gelernte Reiz-Reaktions-Verbindung gelöscht
werden.
4.1.1 Entspannungsverfahren
Innerhalb der Angstbewältigungsstrategien stellt die Fähigkeit zur Entspannung ein
wichtiges Element dar. Mit Hilfe von Entspannungsverfahren können die physiologi-
schen Begleiterscheinungen von Angst so beeinflusst werden, dass sie mit Angstreakti-
onen inkompatibel sind (Linden, 2008). Zahlreiche Varianten von Entspannungspro-
grammen liegen vor, mit denen auch Redeangst reduziert werden kann ­ eine davon ist
die sogenannte Progressive Muskelrelaxation (PMR) von Jacobson (1938), die nachste-
hend vorgestellt wird.
Die PMR von Jacobson (1938) basiert auf der Annahme, dass bei Angst eine erhöhte
Aktivität des sympathischen Nervensystems eine Anspannung der Muskeln bewirkt.
Durch eine muskuläre Entspannung mittels der PMR soll nun die Angst reduziert wer-
den. Bei ihrer Anwendung werden fortschreitend (progressiv) einzelne Muskelgruppen
des Körpers gezielt an- und entspannt mit dem Zweck, die unterschiedlichen Empfin-
dungen wahrzunehmen, die mit dem Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung
der Muskeln einhergehen. Auf diese Weise erlangt eine Person nicht nur eine verbesser-
te Körperwahrnehmung, sondern sie lernt gleichfalls, eine muskuläre Entspannung
selbst herbeizuführen. Gerade in Redeangst auslösenden Situationen spielt die Kontrolle
muskulärer Spannung eine große Rolle, auch um sogenannten ,,physiologischen Feed-
back-Schleifen" entgegen zu wirken (Allhoff, 1983).
Dass durch den Einsatz der PMR Redeangst reduziert und das Halten einer Rede er-
leichtert werden kann, zeigten Hazlett-Stevens und Borkovec (2001). Das Verfahren
sollte jedoch bei einem Lernenden als aktive Bewältigungsmethode eingeführt werden,
um sie während der Redevorbereitung oder Redepräsentation einzusetzen. So wiesen in
einer Untersuchung von Osberg (1981) redeängstliche Studierende, welche die PMR
während der Vorbereitung einer Rede und in der eigentlichen Redesituation anwende-
ten, weniger Redeangst auf als Studierende, welche die PMR losgelöst von der Redesi-
tuation durchgeführt hatten.

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
28
4.1.2 Systematische Desensibilisierung
Ayres und Hopf (1993) konstatierten Anfang der 90er Jahre, dass die SD nach Wolpe
(1958) die am meisten verbreitete und dokumentierte Methode zur Behandlung von
Redeängstlichen sei. Die SD, ein dem klassischen Konditionierungsparadigma abgelei-
tetes Modifikationsverfahren, versucht isolierte Reize von Angstreaktionen zu entkop-
peln. Das Vorgehen der Interventionsmethode bezüglich einer Behandlung von Rede-
angst besteht zunächst darin, dass die verschiedenen redeangstauslösenden Situationen
bzw. Teilsituationen hinsichtlich ihres Grades der Angstauslösung hierarchisch geordnet
werden (Rossi und Seiler, 1990). Anschließend wird mit dem Betroffenen eine Ent-
spannungsübung, wie die PMR, durchgeführt, bevor er dazu aufgefordert wird, sich die
für ihn am wenigsten angstauslösende Teilsituation vorzustellen (z.B. die Vorbereitung
eines Vortrags). Gelingt es ihm, diese ohne Angstgefühle zu visualisieren, kann die in
der Hierarchie nächsthöhere angstauslösende Teilsituation vorgestellt werden. So wird
die individuell erstellte Angsthierarchie stufenweise abgearbeitet bis schließlich jede
Teilsituation (nahezu) angstfrei vorgestellt werden kann. Eine allgemein in Gruppen
anwendbare Angsthierarchie, die sich auf die Situation ,,Rede halten" bezieht, kann bei
Deffenbacher (1974) nachgelesen werden.
Die Wirksamkeit der SD hinsichtlich einer Reduzierung von Redeangst konnte mittels
einer Vielzahl an Studien belegt werden (Ayres & Hopf, 1987; Ayres, Hopf & Will,
2000; McCroskey, 1972; Goss, Thompson & Olds, 1978). In Bezug auf die Wirkme-
chanismen der SD liegen unterschiedliche Erklärungsansätze vor: Nach Wolpe (1958)
findet bei der Anwendung des Modifikationsverfahrens eine Art Gegenkonditionierung
statt, indem die Angst durch die Auslösung einer mit ihr unvereinbaren Reaktion (z.B.
Entspannung) gehemmt wird. Diese sehr lerntheoretische Begründung ist jedoch um-
stritten, so gilt die gemeinsame Anwendung der beiden Kernelemente der SD ­ die Ent-
spannung und die Angsthierarchie ­ mittlerweile zwar als besonders effektiv, wenn
auch nicht als zwingend notwendig (Kriz, 2007). Andere Autoren (z.B. Kriebel, 1984)
gehen bei der SD vor allem von kognitiven Umbewertungsprozessen aus, die in Folge
der intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Angst und der gefürchteten Situati-
on erfolgen. Darüber hinaus ist von Gewöhnungseffekten durch eine mehrfache Darbie-
tung der Angstreize auszugehen (vgl. Finn, Sawyer und Schrodt, 2009).
Rossi und Seiler (1990) kritisieren, dass die SD trotz einer Reduktion der subjektiv
empfundenen Redeangst nicht dazu beiträgt, geeignetere Redekompetenzen zu vermit-

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
29
teln und die Klienten bei erfolgreicher Anwendung der Methode lediglich ,,...more re-
laxed about their inability to perform effectively" (S. 53) sind. Das Verfahren veranlas-
se redeängstliche Personen außerdem dazu, sich nur auf die angsterregenden Gedanken
zu fokussieren, anstatt diese durch konstruktive Alternativgedanken zu ersetzen. Ferner
bemängeln die Autoren das aufwendige Erstellen einer Angsthierarchie sowie die
Nicht-Überprüfbarkeit einer angemessenen Visualisierung der angstauslösenden Teilsi-
tuationen durch die Betroffenen. Die Nicht-Überprüfbarkeit sei besonders bei Gruppen-
behandlungen ein Problem.
4.1.3 Implosion und Flooding
Bei der Anwendung von Implosion und Flooding wird der Klient unmittelbar und direkt
der angstauslösenden Situation ausgesetzt, wobei verhindert werden soll, dass er aus der
Situation flüchtet oder diese vermeidet. Dadurch kommt es in der Regel zunächst zu
einem sehr starken Anstieg der Angst, die jedoch im weiteren Verlauf abnimmt, wenn
die erwarteten Befürchtungen nicht eintreten. Eine redeängstliche Person wird also so
lange mit einer öffentlichen Redesituation konfrontiert, bis sich ihre Angst reduziert.
Während bei der Implosion die Konfrontation mit der Angstsituation ausschließlich in
der Vorstellung (in-sensu) stattfindet, wird sie beim Flooding in der realen Umwelt (in-
vivo) durchgeführt (vgl. Fliegel et al., 1998).
Die Wirksamkeit dieser Verfahren der Reizüberflutung wurde mehrfach durch Untersu-
chungen in den 70er Jahren belegt (vgl. Mylar & Clement, 1972; Kirsch, Wolpin &
Knutson, 1975). Auch in einer aktuellen Studie zeigten Finn et al. (2009), dass allein
durch das wiederholte Präsentieren eines Vortrags eine Angstreduktion herbeigeführt
werden kann. Allerdings können Methoden wie Flooding und Implosion für den Klien-
ten auf Grund der unmittelbaren und massiven Konfrontation mit der Angstsituation
äußerst anstrengend sein, was ein umsichtiges und routiniertes Vorgehen des Therapeu-
ten oder Trainers unbedingt notwendig macht (Fliegel et al., 1998).
4.1.4 Verhaltensübung und Videofeedback
Unter Verhaltensübungen können eine Reihe an verhaltenstherapeutischen Techniken
subsumiert werden, unter denen das Rollenspiel eine zentrale Rolle einnimmt
(Beushausen, 1996). Das Rollenspiel fungiert als Modell einer realen Problemsituation,
in dem der Klient neue Verhaltensweisen ausprobieren und erwerben kann (Zimmer,

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
30
2009). Auch in Bezug auf Redeangst lässt sich in einem Gruppentraining eine öffentli-
che Redesituation simulieren, innerhalb der Verhaltensmöglichkeiten erprobt werden
können, die einen besseren Umgang mit der eigenen Redeangst ermöglichen
(Beushausen, 2004). Dabei kann auch der Schwierigkeitsgrad der Redesituation variiert
werden, z.B. indem die Anzahl der Zuhörer systematisch vergrößert oder der Vortrag
vor einer Videokamera gehalten wird. Eine Videoaufzeichnung bietet sich außerdem an,
um sich den Vortrag des Klienten noch einmal unter bestimmten Gesichtspunkten anzu-
sehen und auf Verhaltensfortschritte oder veränderungswürde Verhaltenseinheiten hin-
zuweisen (vgl. Zimmer, 2009). Darüber hinaus hilft der Einsatz von Videofeedback der
redeängstlichen Person dahingehend, die Qualität des eigenen Vortrags objektiver zu
betrachten: So konnte nachgewiesen werden, dass durch Videofeedback bestehende
Diskrepanzen zwischen dem eigenen Werturteil und dem von Beobachtern reduziert
werden können (Rodebaugh & Chambless, 2002). Außerdem bewerteten sozial ängstli-
che Personen in einer Studie von Kim, Lundh und Harvey (2002) ihre auf Video aufge-
zeichnete Rede positiver, wenn sie diese aus Sicht eines Fremden beurteilen sollten.
4.2 Verfahren der kognitiven Umstrukturierung
Verfahren der kognitiven Umstrukturierung wie die RET nach A. Ellis (1962) oder die
kognitive Therapie nach Beck (1976) basieren auf der Identifikation und Infragestellung
dysfunktionaler Überzeugungen, Annahmen und Schlussfolgerungen (Ambühl, Meier &
Willutzki, 2006). Da die meisten kognitiven Verfahren zur Reduktion von Sprechangst
in Anlehnung an die RET konzipiert wurden (Beushausen, 1996), soll diese im Folgen-
den als prototypisches kognitives Behandlungsverfahren von Redeängstlichen genauer
vorgestellt werden. Zusätzlich wird das Verfahren der Visualisierung erklärt, das in Be-
zug auf Redeangst vor allem durch Ayres und Hopf (1985) angewendet wurde, die ähn-
lich wie A. Ellis (1962) den Kognitionen bei der Entstehung von Redeängsten eine be-
sondere Rolle beimessen.
4.2.1 Rational-Emotive Therapie nach A. Ellis
Eine wesentliche Grundannahme der RET von A. Ellis (1962) besteht darin, dass psy-
chische Störungen in irrationalen Kognitionen begründet sind. Die Analyse der irratio-
nalen Kognitionen nimmt A. Ellis mittels eines prozessualen A-B-C-Schemas vor: Da-
bei ist A das auslösende Ereignis (activating event), B steht für die Kognitionen einer
Person zu dem jeweiligen Ereignis (beliefs), und C beschreibt die emotionalen und ver-

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
31
haltensmäßigen Reaktionen der Person auf ihre Kognitionen (consequence). So könnte
beispielsweise eine Redesituation bei einer sprechängstlichen Person den angsterzeu-
genden Gedanken hervorrufen: ,,Ich darf kein inhaltliches Detail bei meinem Vortrag
vergessen" (vgl. auch Kap. 3.5.1). Im therapeutischen Prozess der RET geht es nun zu-
nächst darum, dem Patienten das ABC-Schema zu vermitteln, seine irrationalen Über-
zeugungen ausfindig zu machen und diese schließlich mittels eines sokratischen Dia-
logs im wörtlichen Sinne ,,infrage zu stellen". So wird das ABC-Schema noch um die
Komponente D (dispute) erweitert, die das Diskutieren der irrationalen Überzeugungen
beschreibt. Im Idealfall tritt daraufhin der gewünschte Effekt E (effect) ein, indem der
Patient eine Modifikation seines eigenen Bewertungssystems vornimmt (A. Ellis, 2008;
A. Ellis & Grieger, 1979; Watson & Dodd, 1991).
Die Wirksamkeit der RET zeigte sich auch in zahlreichen Untersuchungen zu Testangst,
Stottern und Redeangst (Ayres & Hopf, 1987; DiGiuseppe & Miller, 1979). In einer
Studie zum Abbau von Redeangst konnte die signifikante Überlegenheit der RET ge-
genüber einem Entspannungstraining und einer unbehandelten Kontrollgruppe nachge-
wiesen werden (Trexler & Karst, 1972).
4.2.2 Visualisierungen
Eine weitere Methode zur Reduktion von Redeangst ist die von Ayres und Hopf (1985)
vorgestellte Technik der Visualisierung, bei der sich der Betroffene in der Phantasie
ausmalt, wie er eine Redesituation erfolgreich bewältigt. Er visualisiert also nicht nur
die redeangstauslösende Situation, sondern auch ein effektives Bewältigungsverhalten.
Dadurch kann gemäß Ayres und Hopf (1993) eine positive Neubewertung der angstaus-
lösenden Situation erfolgen, durch die auch der Umgang mit einer realen Redesituation
erleichtert wird. Damit jedoch tatsächlich funktionale Kognitionen bezüglich einer Vor-
tragssituation entwickelt werden, sollte der Therapeut oder Trainer den Visualisierungs-
prozess mit Hilfe eines sogenannten ,,Visualisierungsskripts" lenken, indem er Schritt
für Schritt Visualisierungsanweisungen gibt (Ayres und Hopf, 1985, 1993; Ayres, Hopf,
Hazel, Ayres-Sonandré & Wongprasert, 2009).
Die Visualisierung führt nach einer Studie von Ayres und Hopf (1990) nicht nur zu
kurzfristigen, sondern auch zu langfristigen Effekten hinsichtlich einer Redeangstreduk-
tion. Insbesondere Personen, die unter sehr starken Redeängsten leiden, können von
diesem Verfahren profitieren (Ayres & Hopf, 1985). Dennoch ist sein Wirkeffekt im

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
32
Vergleich zu den Effekten der RET und SD etwas geringer ausgeprägt (Ayres & Hopf,
1987).
Einige Jahre nach der Entwicklung der zuvor beschriebenen ,,Standardform" der Visua-
lisierung erweiterten Ayres und Hopf (1992) das Verfahren um eine Leistungskompo-
nente: Bei der ,,Performanz-Visualisierung" stellt sich ein Sprechängstlicher ein ange-
nehmes Gespräch mit einem guten Freund vor, während er zeitgleich eine
Entspannungsübung durchführt. Im Anschluss daran sieht er eine Videoaufzeichnung
eines erfolgreichen Sprechers, die er sich möglichst gut einprägen soll. Mit Hilfe dieses
mentalen Bildes, das er durch das Betrachten des Modells erwirbt, soll er nun einige
Male visualisieren, ebenso erfolgreich eine Rede zu halten.
Aus Untersuchungen von Ayres und Hopf (1992) sowie Ayres (2005) lässt sich schlie-
ßen, dass beide Visualisierungsvarianten Redeangst zu reduzieren vermögen, die Per-
formanz-Visualisierung jedoch darüber hinaus zu einer besseren Vortragsleistung führt:
So zeigten sich Redeängstliche nach einer Performanz-Visualisierung weniger gehemmt
oder rigide bei ihrer Redepräsentation als Probanden, mit denen die Standardform der
Visualisierung durchgeführt wurde. Bei einer Anwendung der Performanz-
Visualisierung ist allerdings immer die potenzielle Imaginationsfähigkeit der Teilneh-
mer zu berücksichtigen ­ schließlich ist die Wirkung des Verfahrens entscheidend da-
von abhängig, ob und inwieweit lebendige Bilder von sich als erfolgreicher Sprecher
erzeugt werden können (Ayres, Hopf & Ayres, 1994).
4.3 Skill-Trainingsprogramme
Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Verfahren zur Redeangstbewältigung gehen
Skill-Trainings bei Redeängstlichen von einem Defizit an spezifischen Fertigkeiten aus,
die benötigt werden, um angstfrei und erfolgreich eine Rede zu halten. Skill-Programme
haben die Funktion, adäquate Fertigkeiten, die für Redesituationen wichtig sind, bei den
Betroffenen zu entwickeln, um so Redeangst indirekt abzubauen (Kelly & Keaten,
2009). Unter ,,Redeskills" wird in diesem Zusammenhang eine ,,aufeinander abge-
stimmte, gut organisierte und situationsgerechte Kombination einzelner Verhaltens-
komponenten verstanden" (Beushausen, 1996, S. 67), worunter mimische und gestische
Reaktionen, aber auch rhetorische Fertigkeiten fallen, welche die Stimmmodulation und
-qualität oder den Redeaufbau betreffen. Verschiedene Skill-Trainings können inhaltlich
sehr große Unterschiede aufweisen und deshalb nur schwer einem Vergleich unterzogen

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
33
werden. Trotzdem lassen sich einige Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Verfahrens-
weisen und inhaltlichen Schwerpunkte herausarbeiten, welche die folgenden sind:
1) Vermittlung eines wünschenswerten Zielverhaltens in einer Redesituation, spe-
ziell auf stimmliche, mimische und gestische Vortragsaspekte bezogen (z.B.
Burnley, Cross & Spanos, 1993; Fremouw & Zitter, 1978; Phillips, 1986)
2) Durchführung von Verhaltensübungen, meist in Form von Kurzreden, um das
gewünschte Zielverhalten mit Hilfe eines positiven Modells einzuüben (z.B.
Phillips, 1986)
3) Vermittlung von Methoden zur Redestrukturierung und zum Argumentations-
aufbau (Phillips, 1986; Pribyl, Keaten & Sakamoto, 2001)
4) Einsatz von Feedbackverfahren (Video-, Trainer- und Gruppenfeedback) (z.B.
Burnley et al., 1993; K. Ellis, 1995)
Verschiedene Studien, welche die Wirksamkeit von Skill-Trainings hinsichtlich eines
Abbaus von Redeangst untersuchten, konnten zeigen, dass Skill-Trainings in der Lage
sind, Redeangst insbesondere auf ihrer Verhaltensebene zu reduzieren (Burnley et al.,
1993; Marshall, Parker & Hayes, 1982; Pribyl, Keaten & Sakomoto, 2001; Schroeder,
2002). Nach A. Ellis (1980, zitiert nach Watson & Dodd, 1991) werden jedoch dysfunk-
tionale Kognitionen von Redeängstlichen durch die Teilnahme an einem Skill-Training
nicht verändert, und bleiben weiterhin unterschwellig bestehen. Somit liegt vermutlich
die Stärke von Skill-Verfahren vor allem in der Herbeiführung von Verhaltensänderun-
gen bei Redeängstlichen; Symptome auf kognitiver und physiologischer Ebene hinge-
gen können durch andere Interventionsmethoden effektiver reduziert werden (Kelly und
Keaten, 2009).
4.4 Integrative Verfahren
Seit einigen Jahren werden zunehmend integrative Verfahren zum Abbau von Rede-
angst entwickelt, die durch eine Kombination verschiedener Behandlungsmethoden auf
mehr als eine Manifestationsebene von Redeangst Einfluss nehmen (vgl. Beushausen,
1996; Burnley et al., 1993; Kozasa & Leite, 1998; Rossi & Seiler, 1990; Whitworth &
Cochran, 1996). Allerdings sind solche Ansätze im Gegensatz zu einzelnen Interventi-
onsmethoden, wie die SD, bislang deutlich seltener empirisch überprüft worden. Nach-
stehend werden drei integrative Verfahren vorgestellt, deren Wirksamkeit in verschie-
denen Studien überprüft wurde.

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
34
4.4.1 ,,Integrative Approach" von Rossi und Seiler
Rossi und Seiler (1990) konzipierten den sogenannten ,,Integrative Approach" (IA), der
sich im Wesentlichen aus der PMR, Übungen zur Tiefenatmung, der Visualisierung
angstbesetzter Redesituationen sowie aus Techniken der kognitiven Umstrukturierung
zusammensetzt. Das Hauptziel des IA ist es, die negative Erfahrungen und Befürchtun-
gen einer redeängstlichen Person im Rahmen eines instruierten ,,mentalen Prozesses"
umzuformen. Dies geschieht, indem sich an den zuvor mittels PMR und Atemübungen
eingeleiteten Entspannungszustand die Methode der Visualisierung anschließt.
In einer Studie von 1990 überprüften Rossi und Seiler, ob ein multimodaler Ansatz wie
der ihrige eher als die SD eine Reduktion von Redeangst bewirkt: Einer Gruppe von
redeängstlichen Studierenden gaben sie ein Tonband mit Instruktionen zur eigenständi-
gen Durchführung des IA, eine andere Gruppe erhielt stattdessen ebenso auf einem
Tonband eine Anleitung zur Anwendung der SD. Im Anschluss an das Selbststudium
der Studierenden wurden die Redeangstwerte beider Gruppen verglichen. Der Vergleich
ergab, beide Interventionsverfahren führen zu einer signifikanten Verringerung der Re-
deangstwerte, doch erweist sich der IA in introspektiven (Fragebögen) und psychophy-
siologischen Messungen (Herzfrequenz, Blutdruck, u.a.) gegenüber der SD tendenziell
überlegen. Bei dieser Studie ist allerdings neben der fehlenden Kontrollgruppe und der
geringen Stichprobengröße als problematisch anzusehen, dass die Teilnehmer lediglich
Tonbänder mit Anweisungen zur SD oder zum IA erhielten. Denn ob und inwieweit alle
Teilnehmer der Studie sich in gleichem Maße an dem Training beteiligten, konnte so
weder überprüft noch gesteuert werden.
4.4.2 Integratives Gruppen- und Einzeltraining von Beushausen
Eines der wenigen empirisch geprüften integrativen Verfahren aus dem deutschsprachi-
gen Raum zur Behandlung von Sprechangst stammt von Beushausen (1996). Dieses
Integrative Gruppen- und Einzeltraining (IGE) beinhaltet eine Reihe von modifizieren-
den Methoden auf kognitiver, motorischer und physiologischer Ebene, die an häufig
verwendete und therapeutisch ausgerichtete Standardverfahren angelehnt sind. Unter
der Bedingung des Gruppentrainings erstreckt sich das IGE auf fünf Sitzungen à 2 ½
Stunden, bei Einzeltrainings auf 10 Sitzungen à 60 Minuten. Darüber hinaus wurde das
integrative Gruppentraining auch als Blockseminar konzipiert.

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
35
Verfahren auf kognitiver Ebene
Von zentraler Bedeutung innerhalb des IGEs ist die reflektierte Auseinandersetzung mit
der eigenen Sprechangst sowie das schrittweise Akzeptieren dieser, weshalb zunächst
eine Analyse der individuellen Angstsymptome und -verhaltensweisen erfolgt. In die-
sem Kontext wird auch ein ,,Angstkreislauf" mit den Teilnehmern erarbeitet, wobei
gleichsam Möglichkeiten aufgezeigt werden, auf welche Weise dieser unterbrochen
werden kann. Dazu gehört auch, die Angstgedanken auf ihren Realitätsgehalt hin zu
überprüfen und individuell abgestimmte Selbstinstruktionen gemäß A. Ellis (1977) und
Meichenbaum (1985) zu formulieren. Bei Teilnehmern, denen ein direkter Zugang zu
ihren inneren Selbstaussagen nur schwer gelingt, wird eine mit Visualisierungen ver-
bundene Gedankenanalyse durchgeführt (Beushausen, 1996).
Verfahren auf physiologischer Ebene
Ein fester Bestandteil des IGEs ist das Verfahren der PMR, das die psychophysiologi-
sche Erregung in einer Redesituation kontrollierbar und veränderbar machen soll. In der
ersten Trainingssitzung wird die PMR separiert angewandt, in den folgenden Sitzungen
wird sie noch durch Atem- und Visualisierungsübungen ergänzt. Dabei werden die
Atemübungen als aktive Bewältigungsstrategie vermittelt, um einer erhöhten Atemfre-
quenz auf Grund der überwiegenden Nutzung des thorakalen Atemraumes (Leistungs-
atmung) entgegenwirken zu können. Außerdem kommen weitere Stimmübungen zum
Einsatz, welche helfen sollen, die physiologische Sprechstimmlage während eines Re-
debeitrags einzuhalten (Beushausen, 1996).
Verfahren auf behavioraler Ebene
Im IGE werden auch Übungen zur Erweiterung der sprecherischen Kompetenzen der
Teilnehmer angewendet. Dabei definiert Beushausen (1996) sprecherische Kompetenz
weniger unter Berufung auf klassische Konzepte der Rhetorik, sondern sie bezieht sich
vor allem auf Kriterien selbstsicheren Verhaltens, die sich in der Gestik, Mimik und
Körperhaltung zeigen können. Zudem orientiert sich die Autorin an dem Assertiveness-
Trainings-Programm von Ullrich de Muynck und Ullrich (1976), mit dem verschiedene
soziale Kompetenzen eingeübt werden können, wie auf selbstsichere Weise ,,Forderun-
gen zu stellen", ,,Gespräche zu beginnen und zu beenden", ,,Lob und Kritik zu äußern"
oder ,,Nein zu sagen". Im IGE werden genau diese Fertigkeiten in Rollenspielen erprobt
und per Video aufgezeichnet, denn laut Beushausen (1996) führen diese langfristig zu
einem günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen in Sprechsitua-

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
36
tionen. Desweiteren wird Small-Talk geübt, das Paraphrasieren im kontrollierten Dia-
log, das Führen von Arbeits- und Bewerbungsgesprächen und Diskussionen sowie das
Halten von freien Reden (Beushausen, 1996). Das Training zielt also nicht nur darauf
ab, selbstsicherer in öffentlichen Redesituationen agieren zu können, sondern es soll
auch die soziale Interaktionsfähigkeit der Teilnehmer insgesamt verbessert werden.
Im IGE werden die Teilnehmer jeweils im Anschluss an die Trainingssitzungen ermu-
tigt, das Gelernte auch im Alltag anzuwenden. Deshalb erhalten sie nach jeder Sitzung
Arbeitsmaterial für zu Hause wie Zusammenfassungen, Selbstbeobachtungsbögen oder
Merklisten mit wichtigen Stichpunkten.
Beushausen (1996) konnte eine Wirksamkeit sowohl für das integrative Gruppen- als
auch für das integrative Einzeltraining belegen: Die Treatmentgruppe zeigte in ihrer
Studie im Vergleich zu der Wartegruppe signifikante Veränderungen auf den Variablen
Sprechangst, Kontaktangst, nicht Nein sagen können und Schuldgefühle, die auch bei
einer Follow-up-Messung nach 6 Wochen noch nachgewiesen werden konnten. Über-
dies gaben in 12 Monate später stattfindenden telefonischen Interviews 80% der Befrag-
ten an, die im Training vermittelten Fertigkeiten noch immer einzusetzen, und 85% wa-
ren mit ihrem Sprechverhalten zufriedener als vor dem Training.
4.4.3 Integrativer Modifikationsansatz nach Whitworth und Cochran
Whitworth und Cochran (1996) kombinierten innerhalb eines 17-wöchigen-Basis-
Sprech-Kurses für Studierende Skill-Trainings-Elemente mit dem Verfahren der Visua-
lisierung sowie der Communication-Orientation Motivation Therapy (COM-Therapy)
nach Motley und Molloy (1994). Die Skill-Trainings-Komponente umfasste das Lernen
von Sprechfertigkeiten und Strategien zur Vorbereitung eines Vortrags sowie das Hal-
ten von Vorträgen. Die Methode der Visualisierung führten die Autoren zweimal nach
einer kurzen Atemübung durch, indem sie das Visualisierungsskript von Ayres und
Hopf (1985) verwendeten. Zwei weitere 50-minütige Trainingssitzungen widmeten sich
der COM-Therapy, die versucht, Redeängstlichen eine Redesituation nicht als Leis-
tungssituation, sondern als Kommunikationssituation zu vermitteln. Grundsätzlich ten-
dieren Personen in Redesituationen entweder zu einer Kommunikationsorientierung
oder zu einer Leistungsorientierung, wobei letztere eher eine Redeangst begünstigt
(Motley & Molloy, 1994). Nach Ansicht der Autoren befürchten Redeängstliche, dass
Zuhörer primär auf mündliche Fertigkeiten eines Redners sowie auf dessen äußeres Er-

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
37
scheinungsbild fokussieren und dabei sehr kritisch in ihrer Bewertung sind. Um diesen
irrationalen Befürchtungen entgegen zu wirken, zielen Motley und Molloys (1994)
Techniken darauf ab, verstärkt den kommunikativen Aspekt einer Redesituation heraus-
zuarbeiten, in der es hauptsächlich darum gehen soll, dem Publikum sachbezogene In-
formationen zu vermitteln.
Whitworth und Cochran (1996) testeten ihren integrativen Modifikationsansatz in einer
Studie mit 232 Studierenden. Dabei bildeten sie vier Gruppen: Eine Gruppe, die das
zuletzt beschriebene Training erhielt, bestehend aus dem Skill-Training, der Methode
der Visualisierung und der COM-Therapy; eine Gruppe, die lediglich Visualisierungs-
und Skill-Trainings-Übungen durchführte; eine Gruppe, die nur das Skill-Training ab-
solvierte und eine Kontrollgruppe, die keine Intervention bekam. Die Auswertung der
Untersuchung ergab, dass die Redeangstwerte der Teilnehmer der erstgenannten Gruppe
am meisten reduziert werden konnten und sich signifikant von den Werten der Teil-
nehmer der Kontrollgruppe unterschieden. Die einzige Gruppe, deren Veränderungs-
werte sich hingegen nicht signifikant von den Werten der Kontrollgruppe unterschied,
war die ,,Skill-Gruppe". Whitworth und Cochran (1996) nehmen anhand dieser Ergeb-
nisse an, integrative Verfahren, die Entspannungstechniken, Skill-Trainings-Elemente
und Methoden der kognitiven Umstrukturierung, wie die COM-Therapy, zusammen
führen, sind wirksamer gegenüber einem einzeln angewendeten Interventionsverfahren.
Eine vollständige Überprüfung möglicher Kombinationen von Verfahren (z.B. COM-
Therapy und Visualisierung) blieb jedoch in der Studie von Witworth und Cochran
(1996) aus.
4.5 Bewertung und Effektgrößen der Interventionsverfahren
Soll ein quantitativer Vergleich hinsichtlich der Effektivität verschiedener Behand-
lungsmethoden angestellt werden, so ist das Hinzuziehen von Meta-Analysen notwen-
dig. Allen et al. (1989) analysierten 97 Studien, die entweder die SD, Verfahren kogni-
tiver Modifikation (KM), Skill-Trainings oder eine Kombination dieser
Interventionsmethoden untersuchten. Dabei zeigte sich, alle überprüften Verfahren füh-
ren zu einer Reduktion von Redeangst, sie unterscheiden sich aber in ihrer Effektivität:
Die Kombination aus einem Skill-Training, der SD und einem Verfahren der KM er-
weist sich am effektivsten bei der Behandlung von Redeängstlichen; die Durchführung
eines einzelnen Skill-Trainings ist hingegen am wenigsten effektiv. Die Autoren kamen
außerdem zu dem Schluss, dass die Kombination von drei Interventionsmethoden

Interventionsverfahren zur Reduktion von Redeangst
38
(r = .55) effektiver ist als die Kombination von zwei Methoden (r reicht von .24 bis .29)
oder die Anwendung eines einzelnen Verfahrens (r reicht von .16 bis .29). Die Ergeb-
nisse sind jedoch kritisch zu betrachten, da in die Analyse nur zwei Studien eingingen,
die drei Interventionsmethoden kombinierten. Darüber hinaus wurden ausschließlich
introspektive Messdaten einbezogen. Hsus (2009) Meta-Analyse von 27 Studien, die
alle an Studierenden durchgeführt wurden, berücksichtigt neben introspektiven Maßen
auch Verhaltensmaße. Darüber hinaus wurde in mehr als zwei Drittel der analysierten
Studien ein Pretest-Posttest-Design mit einer Kontrollgruppe verwendet, um Gefähr-
dungen der internen Validität zu kontrollieren. Auch in dieser Meta-Analyse schloss das
Skill-Training am schlechtesten ab: Während alle anderen analysierten Methoden ent-
weder einen mittleren oder großen Effekt in Bezug auf die selbstberichtete Redeangst
zeigten, konnte bei dem Skill-Training kein Effekt festgestellt werden. Allerdings ging
auch nur eine Studie in die Meta-Analyse ein, die ein Skill-Training zur Reduktion von
Redeangst verwendete. Folgt man den weiteren Ergebnissen der Meta-Analyse, so re-
duzieren Trainings, die solche Interventionsmethoden integrieren, die auf allen drei
Manifestationsebenen der Angst ansetzen, mit einer großen Effektivität die Trait-
Redeangst und mit einer mittleren Effektivität die State-Redeangst. Verhaltenssympto-
me wie Rigidität, Unruhe und Gehemmtheit lassen sich nicht nur mittels einer
Performanzvisualisierung mit großer Effektivität reduzieren, sondern ebenfalls durch
integrative Verfahren, die ein Skill-Training, die SD und die Technik der Visualisierung
kombinieren.

Das Trainingskonzept
39
5 Das Trainingskonzept
In diesem Kapitel wird auf Grundlage der bisher angestellten theoretischen Überlegun-
gen das Konzept eines integrativen Trainings zur Reduktion von Redeangst abgeleitet.
Dazu werden die Ziele, der Inhalt und der Aufbau des Trainings ausführlich dargestellt
sowie dessen Rahmenbedingungen (zeitlicher Ablauf, Raum, Medien) erläutert.
Der Begriff ,,Training" wird in diesem Zusammenhang gewählt, um die Eigeninitiative
und -verantwortung der Teilnehmer im Sinne der Selbstmanagement-Therapie nach
Kanfer, Reinecker und Schmelzer (2005) zu betonen. Überdies soll eine pathologische
und soziale Stigmatisierung Redeängstlicher durch den Begriff ,,Therapie" vermieden
werden. Da sich Therapien zudem meist über einen längeren Zeitraum als sieben Sit-
zungen erstrecken und die Behandlung eines Individuums durch einen dafür ausgebilde-
ten Experten erfolgt, scheint der Begriff ,,Training" in diesem Kontext geeigneter.
5.1 Theoretische Ableitung und Konzeption des Trainings
Die aktuellen Ergebnisse der Redeangstforschung machen deutlich, dass integrative
Verfahren gegenüber der Anwendung einzelner Methoden in der Regel einen höheren
Wirkeffekt hinsichtlich eines Abbaus von Redeangst erzielen (Allen et al., 1989; Hopf
& Ayres, 1992; Hsu, 2009; Whitworth & Cochran, 1996) (vgl. Kap. 4.5). Auf Grund
dessen wurde ein Training konzipiert, das verschiedene Interventionsansätze miteinan-
der verbindet und dadurch versucht, auf alle drei Manifestationsebenen von Redeangst,
also auf die kognitive, die behaviorale und die physiologische Ebene, Einfluss zu neh-
men. Konkret beinhaltet das Training Entspannungsübungen, Skill-Trainings-
Komponenten, Verhaltensübungen sowie Übungen zur kognitiven Umstrukturierung.
Zusätzlich werden Übungen aus dem Improvisationstheater angewendet, die auf der
Verhaltensebene, aber auch auf der kognitiven Ebene von Redeangst Veränderungen
herbeiführen sollen (vgl. Kap. 5.2). Damit das Gelernte auch im (Studien-)Alltag er-
probt wird, erhalten die Teilnehmer im Anschluss an jede Sitzung spezifische Hausauf-
gaben.
Kriterien zur Auswahl geeigneter Interventionen waren vor allem eine praktische Hand-
habbarkeit der Methoden sowie ihre experimentell nachgewiesene Wirksamkeit. Spezi-
fische Übungen und Inhalte aus bereits bestehenden Trainings wurden teilweise origi-

Das Trainingskonzept
40
nalgetreu, teilweise modifiziert in das Konzept mit aufgenommen. Darüber hinaus wur-
den Workshops und Literatur zum Thema Improvisationstheater gesichtet, um daraus
relativ neue Interventionsmaßnahmen abzuleiten und in das Konzept einzufügen. Das
Erlernen von Grundhaltungen wie Akzeptanz und Achtsamkeit, die sich als essentiell
für einen besseren Umgang mit Redeangst herausgestellt haben, kommen außerdem bei
dem Trainingskonzept zum Tragen. Das hier konzipierte Training soll also redeängstli-
chen Personen ein möglichst breites Set an Übungen zur Verfügung stellen, damit mög-
lichst viele Teilnehmer mit unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen davon profitie-
ren und ein flexibles Bewältigungsverhalten für Redesituationen entwickeln können.
Der Aufbau des Trainings und seine Dramaturgie wurden auf Basis der Literatur von
Briegel (2002), Hartmann, Funk und Arnold (2000), Horwitz (2001) und Revers (2004)
sowie bereits angewendeter integrativer Trainings geplant. Darüber hinaus gaben die
Autoren wichtige Hinweise zur Vorbereitung auf das Training als Trainingsleiterin.
Auch wenn vor allem im amerikanischen Raum bereits zahlreiche Studien zu Redeangst
durchgeführt worden sind und ,,public speaking courses" in vielen amerikanischen Uni-
versitäten Pflichtveranstaltungen sind, wurde bei Durchsicht der Literatur dennoch deut-
lich, dass es an der empirischen Überprüfung von integrativen Trainings zum Abbau
von Redeangst, insbesondere im deutschsprachigen Raum, mangelt.
5.2 Übungen des Improvisationstheaters als wesentlicher
Baustein des Trainings
Da auch Übungen des Improvisationstheaters Teil des integrativen Trainings sind, diese
aber bislang nur selten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bei Redeängstlichen untersucht
wurden, soll im Anschluss an den Versuch einer Definition überlegt werden, inwiefern
Improvisationsübungen bei einem Abbau von Redeangst hilfreich sein können.
5.2.1 Definition und Ursprünge des modernen Improvisationstheaters
Improvisation leitet sich von dem lateinischen Wort improvisus ab, was mit ,,unvorher-
gesehen" übersetzt werden kann (Meyer, 1998). Dementsprechend geht es beim Impro-
visationstheater um das ,,ungebundene, spontane Spiel mit nur geringen Vorgaben, ohne
festgelegten Handlungsfaden und mit unerwartetem Ausgang" (Weintz, 2003, S. 197).
So fallen die Textfindung (Autor), die Handlungsgestaltung (Regie) und die Darstellung
(Schauspiel) bei den improvisierenden Akteuren zusammen (Koch und Streisand,

Das Trainingskonzept
41
2009). Die Ursprünge des modernen Improvisationstheaters gehen zurück in die 60er
Jahre nach Chicago, wo sich die erste Improvisationstheatergruppe zusammen fand.
Seither haben sich viele unterschiedliche Varianten dieser Theaterform entwickelt. Eine
der populärsten Formen des Improvisationstheaters ist der von dem Theaterpädagogen
und Schauspiellehrer Keith Johnstone in den 70er Jahren in Kanada ausgearbeitete
,,Theatersport". Bei diesem treten zwei oder mehrere ,,Theaterteams" gegeneinander an
und erfinden abwechselnd ­ inspiriert durch knappe Vorgaben des Publikums hinsicht-
lich bestimmter Handlungsinhalte, des Genres, etc. ­ spontan Texte, Handlungen sowie
deren Darstellungsweise. Techniken des Improvisationstheaters werden jedoch nicht nur
im Schauspiel und Theater eingebunden, sondern zunehmend auch in der pädagogi-
schen und therapeutischen Arbeit (Koch & Streisand, 2009).
5.2.2 Improvisationsübungen als Interventionsmethode
,,Wir alle haben eine Phobie, nämlich die, auf einer Bühne zu stehen und angestarrt zu
werden, und diese Phobie ist heilbar", sagt Johnstone (2008, S. 46), der Erfinder des
Theatersports. Der Autor hat sein eigenes pädagogisches Konzept der (Schau-
spiel-)Lehre entwickelt, das bei der Behandlung einer solchen ,,Phobie" helfen soll. Sein
Konzept besteht aus einer Vielzahl an Improvisationsübungen zur Förderung verschie-
dener Kompetenzen, die auch hinsichtlich des Umgangs mit Redesituationen von Be-
deutung sein können. So zielen die Improvisationsübungen vor allem darauf ab, Spon-
taneität bei den Akteuren freizusetzen, was bedeutet, ganz im Moment zu sein und
sämtliche Sicherheitsverhaltensweisen abzulegen (Dixon, 2000). Gerade Redeängstliche
wenden häufig ein Sicherheitsverhalten an, um möglichst die Situation zu kontrollieren
und befürchtete negative Konsequenzen zu umgehen, was jedoch eher noch zu einer
Aufrechterhaltung der Angst beitragen kann (vgl. Kap. 2.2.1). Gelingt es hingegen, sol-
ches Sicherheitsverhalten zu reduzieren, kommt es in der Regel auch zu einem Abbau
der Angst (Wells et al., 1995). Da im Improvisationstheater in der Interaktion mit weite-
ren Akteuren kaum etwas planbar ist und keiner weiß, was als nächstes passiert, sind
Sicherheitsverhaltensweisen hier nur schwerlich anwendbar. Schließlich erfordert die
Spielsituation, sich mit größtmöglicher Offenheit auf sie einzulassen und Vertrauen in
die eigenen Einfälle zu setzen (Johnstone, 2008).
Gemäß A. Ellis (1980, zitiert nach Watson & Dodd, 1991) besteht Redeangst aufgrund
des Vorhandenseins irrationaler Gedanken, die in Form von ,,Muss-Sätzen" abgespei-
chert sind (vgl. Kap. 3.5.1 & Kap. 4.2.1). Gerade hier können Improvisationsübungen

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842814028
DOI
10.3239/9783842814028
Dateigröße
8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Koblenz-Landau – 8 Diplom-Psychologie
Erscheinungsdatum
2011 (Mai)
Note
1,0
Schlagworte
redeangst redehemmungen integrative verfahren training improvisationstheater
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Titel: Konzeption, Durchführung und Evaluation eines integrativen Trainings zum Abbau von Redeangst
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