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Nachhaltige Geldanlagen

Investments im Zeichen der Clean Technology

©2010 Diplomarbeit 120 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‘Die Wüsten der Erde empfangen in sechs Stunden mehr Energie von der Sonne, als die Menschheit in einem ganzen Jahr verbraucht’.
Schmelzende Pole und Gletscher, steigende Meeresspiegel, zunehmende Wetterextreme mit Jahrhundertfluten und monatelangen Dürreperioden. Die Folgen des Klimawandels sind im Jahr 2010 bereits unverkennbar. Schafft es die Menschheit nicht, die oft nur nationalen Bestrebungen einiger Länder zu bündeln und möglichst rasch in global verpflichtende Abkommen umzusetzen, sehen die Prognosen für die Zukunft düster aus: Bis zum Jahr 2100 dürfte die Erdtemperatur um bis zu 4 Grad Celsius steigen, was ein vollständiges Verschwinden der Gletscher und Eismeere zur Folge hätte. Der Meeresspiegel würde um sechs Meter steigen, viele Küstenregionen auf der ganzen Welt wären dann nicht mehr bewohnbar.
Mittlerweile lassen viele Regierungen ihren jahrelangen Ankündigungen endlich konkrete Taten folgen, allen voran die dt. Bundesregierung: Energie aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie soll bis 2020 deutschlandweit ungefähr die Hälfte des allgemeinen Strombedarfs decken und somit das prägende Element der künftigen Stromversorgung bilden. Prognosen zur Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze in diesem Bereich erwarten eine Steigerung von aktuell 300.000 auf bis zu einer halben Million. Auch andere große Nationen haben den Trend im Bereich der Erneuerbaren Energien (EE) längst erkannt: Mit einem Investitionsvolumen von mehr als 150 Mrd. Euro in alternative Energien in den kommenden zehn Jahren zeigt der ‚Obama-Effekt‘ in den USA allmählich Wirkung. Auch China holt auf und fördert nachhaltige Projekte mit aktuell ca. 40% seines rund 580 Mrd. USD schweren Konjunkturprogramms in. Länder wie Japan, Brasilien oder Südkorea- um nur einige zu nennen- befinden sich auf dem Vormarsch und fördern bereits in großem Stil umweltschonende Verfahren zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen und im Bereich Wasserwirtschaft. Experten der Internationalen Energieagentur taxieren das weltweite Investitionsvolumen in den nächsten 20 Jahren im Bereich der EE auf fast 5.000 Mrd. Euro.
Das enorme Potential im Segment der nachhaltigen Technologien haben die großen Konzerne längst erkannt und richten ihre Geschäftsmodelle konsequent auf den Mega-Trend aus. ‘Hier tun sich gigantische Wachstumschancen für grüne Technologien auf’, verteidigte Siemens-CEO Peter Löscher kürzlich die Milliarden-Investitionen des Konzerns in […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Mario Rothenbücher
Nachhaltige Geldanlagen
Investments im Zeichen der Clean Technology
ISBN: 978-3-8428-0607-8
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Würzburg, Deutschland, Diplomarbeit,
2010
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vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Vorwort
I
Vorwort
Die Idee für die vorliegende Arbeit entstand aus meinem persönlichen Interesse
und der Begeisterung für Finanz- und Kapitalmärkte. Verstärkt durch die
aktuellen Fehlentwicklungen an den internationalen Finanzmärkten und durch
meine Mitarbeit im studentischen Netzwerk für Wirtschaftsethik habe ich mich
bereits seit einiger Zeit mit alternativen Kapitalanlageoptionen befasst. Als ich
das Marktsegment der ,Nachhaltigen Geldanlagen' entdeckte, setzte ich mich
eingehender mit dieser Thematik auseinander. Das große Potential in diesem
noch jungen und unausgereiften Markt, bestärkte mich in meinem Entschluss,
meine Diplomarbeit dieser besonderen Thematik zu widmen.
Mit der Erstellung dieses Manuskriptes möchte ich dazu beitragen, das
Bewusstsein über den Einsatz von Kapital, insbesondere bei Geldanlagen, zu
wecken und zu schärfen. Geldanlagen dienen nicht nur dem Kapitalerhalt und
der -vermehrung, sondern besitzen noch eine weitere bisweilen kaum
beachtete Funktion: Die Mittelverwendung. Dessen eingedenk hat jeder
Mensch die Möglichkeit, sein Geld nicht nur arbeiten zu lassen, sondern konkret
etwas damit zu bewirken.
Bedanken möchte ich mich bei meiner Familie für die Korrektur und der
Hilfestellung bei schwierigen Fragen. Besonders gilt dieser Dank meinen Eltern
Iris und Karl-Heinz, die mich während meiner bisherigen schulischen und
studentischen Ausbildung immer voll unterstützt haben.
Bedanken möchte ich mich auch bei meinem Kommilitonen Andreas Wagner,
der mir besonders bei der technischen Umsetzung dieser Arbeit zur Seite
stand.
Darüber hinaus gilt mein besonderer Dank Herrn Prof. Dr. Franz-Josef
Eichhorn. Durch diverse Vorlesungen im Grund- und Hauptstudium hat er mein
Interesse für die Chancen und Möglichkeiten auf den Finanz- und
Kapitalmärkten geschärft und meine Kenntnisse weiterentwickelt. Bei der
Konzeption dieser Arbeit und den damit verbundenen Fragestellungen stand er
mir mit hohem persönlichem Engagement zur Seite. Des Weiteren gilt mein
Dank Prof. Dr. Wieland Weiss für die Zweitkorrektur dieser Arbeit.

Inhaltsverzeichnis
II
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ... I
Inhaltsverzeichnis ... II
Abbildungsverzeichnis ... V
Tabellenverzeichnis ... VI
Abkürzungsverzeichnis ... VII
1 Einleitung... 1
1.1 Auf dem Weg in das regenerative Zeitalter- die Clean Technology... 1
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit ... 4
2 Grundlegendes zu Nachhaltigen Geldanlagen ... 6
2.1 Begriffserklärung ... 7
2.2 Historie ... 13
2.3 Die Auswirkungen nachhaltiger Geldanlagen ... 16
3 Gegenwärtige Marktanalyse und Akteure ... 20
3.1 Entwicklung und Marktanteile nachhaltiger Geldanlagen ... 20
3.1.1 Weltweit ... 20
3.1.2 USA ... 21
3.1.3 Europa ... 23
3.1.4 Deutschland ... 25
3.1.5 Weitere EU-Länder... 27
3.1.6 Emerging Markets ... 29
3.2 Investoren und Zielgruppen nachhaltiger Investments ... 30
3.2.1 Private Investoren ... 31

Inhaltsverzeichnis
III
3.2.2 Institutionelle Investoren ... 35
3.3 Anbieter nachhaltiger Geldanlagen ... 38
4 Strategien nachhaltigen Investierens ... 44
4.1 Aktiver Ansatz ... 45
4.2 Passiver Ansatz... 46
4.2.1 Negative Selektion ... 46
4.2.2 Positive Selektion ... 48
4.2.3 Best-in-class-Ansatz ... 50
5 Nachhaltige Anlageprodukte ... 52
5.1 Direkte nachhaltige Investments ... 53
5.1.1 Nachhaltige Aktien ... 54
5.1.2 Nachhaltige Anleihen ... 57
5.1.3 Nachhaltige geschlossene Fonds ... 59
5.1.3.1 Windkraftfonds ... 61
5.1.3.2 Solar- bzw. Photovoltaikfonds ... 63
5.1.3.3 Waldfonds ... 65
5.1.4 Nachhaltige Immobilien ... 67
5.2 Indirekte nachhaltige Investments ... 69
5.2.1 Nachhaltige Bankeinlagen ... 69
5.2.2 Nachhaltige Investmentfonds ... 71
5.2.2.1 Nachhaltige Aktienfonds ... 72
5.2.2.2 Nachhaltige Rentenfonds ... 77
5.2.2.3 Nachhaltige Indexfonds ... 79
5.2.3 Nachhaltige Zertifikate ... 82
5.2.4 Nachhaltige Altersvorsorge ... 85
6. Defizite und Risiken nachhaltiger Geldanlagen ... 88
6.1 Missbrauch des Terminus Nachhaltigkeit und mangelnde Transparenz ... 88
6.2 Schwachstellen innerhalb der Nachhaltigkeitsansätze ... 90

Inhaltsverzeichnis
IV
6.3 Erhöhtes Klumpenrisiko ... 92
7. Fazit und Ausblick ... 93
Literaturverzeichnis ... X

Abbildungsverzeichnis
V
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
,Die Konjunkturzyklen nach Nikolai Kondratjew'
... 3
Abb. 2:
,Begriffsabgrenzungen Nachhaltige Geldanlagen'
... 6
Abb. 3:
,Vom Magischen Dreieck zum Magischen Viereck'
... 12
Abb. 4:
,Volumen des nachhaltig investierten Kapitals in Regionen'
... 21
Abb. 5:
,Entwicklung des Socia
lly Responsible Investing in den USA ...
1995 -
2009'
... 22
Abb. 6:
,Entwicklung Anzahl und Volumen nachhaltiger Publikumsfonds
...
in Europa 1999 -
2009'
... 24
Abb. 7:
,Verteilung des Gesamtvolumens nachhaltiger Investments in
...
Europa (Stand 01.01.2008)'
... 28
Abb. 8:
,
Investoren nachhaltiger
Geldanlagen'
... 33
Abb. 9:
,Übersicht über Konzepte nachhaltigen Investierens'
... 45
Abb. 10:
,Beispiel für Herkunft und Systematik
von Negativkriterien '
... 47
Abb. 11:
,Klassifizierung nachhaltiger Anlageformen'
... 53
Abb. 12:
,Mittelverwendung bei der Kreditvergabe der GLS Bank'
... 71
Abb. 13:
,Vergleich
der Wertentwicklung grüner Aktienfonds mit normalen ...
Aktienfonds innerhalb der letzten 5 Jahre'
... 75
Abb. 14:
,Verteilung der Anlagethemen sowie Verteilung der nachhaltigen
...
Anlagezertifikate nach Zertifikat
arten'
... 84
Abb. 15:
,Europäisches Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds'
.. 90

Tabellenverzeichnis
VI
Tabellenverzeichnis
Tab. 1:
,Charakteristika privater und institutioneller Investoren`...31
Tab. 2:
,Umwelt
- und Ethi
kbanken in Deutschland im Überblick'...41
Tab. 3:
,Zehn nachhaltige Aktien im Überblick'...
...56
Tab. 4:
,Übersicht fünf populärer nachhaltiger Aktienfonds'...76

Abkürzungsverzeichnis VII
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
ABS
Alternative Bank Schweiz
AEG
Alterseinkünftegesetz
AG
Aktiengesellschaft
AT
Österreich
AuM
Assets under Management
BE
Belgien
BP
Beyond Petroleum
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CHF
Schweizer Franken
DAX
Deutscher Aktienindex
DE
Deutschland
DESERTEC
Desert and Technology
DGNB
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
DJSI
Dow Jones Sustainability Index
DJSIS
Dow Jones Sustainability Index Series
dt.
deutsch
EE
Erneuerbare Energien
EEG
Erneuerbares Energiengesetz
EIRIS
Ethical Investment Research Service
EK
Eigenkapital
EKK
Evangelische Kreditgenossenschaft
E.ON
Energy On, größter nicht-staatlicher Energiekonzern der
Welt
et al.
et alii (und andere)
etc.
et cetera
evtl.
eventuell
ETF
Exchange Traded Fund
EU
Europäische Union
EUROSIF
European Sustainable Investment Forum

Abkürzungsverzeichnis VIII
EZB
Europäische Zentralbank
FTSE
Financial Times Stock Exchange
GBP
Britische Pfund
gem.
gemäß
GIV
Gesamtinvestitionsvolumen
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GmbH &. Co. KG Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Compagnie
Kommanditgesellschaft
HNWI
High Net Worth Individuals
Hrsg.
Herausgeber
i.d.R.
in der Regel
Imug
Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft
Jhdt.
Jahrhundert
KAG
Kapitalanlagegesellschaft
Kap.
Kapitel
KGV
Kurs-Gewinnverhältnis
LOHAS
Lifestyle of Health and Sustainability
LEED
Leadership in Energy and Environmental Design
lt.
laut
mind.
mindestens
Mio.
Millionen
Mrd.
Milliarden
NAI
Naturaktienindex
NGO
Non Government Organisation
NL
Niederlande
OECD
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
ÖGUT
Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
Öko-Dax
Ökologischer Deutscher Aktienindex
PR
Performance Ratio
RWE
Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk, zweitgrößter
Energieversorgungskonzern in Deutschland
S.
Seite
SAM
Sustainability Asset Management
SIF
Social Investment Forum

Abkürzungsverzeichnis IX
sog.
sogenannt
SRI
Socially Responsible Investment
Tab.
Tabelle
u.a.
unter anderem
US
United States
USA
United States of America
USD
US-Dollar
u.U.
unter Umständen
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel
ZKB
Zürcher Kantonalbank

Einleitung 1
1 Einleitung
1.1 Auf dem Weg in das regenerative Zeitalter- die Clean
Technology
,,
Die Wüsten der Erde empfangen in sechs Stunden mehr Energie von der
Sonne, als die Menschheit in einem ganzen Jahr verbraucht
."
1
(Gerhard Knies, Aufsichtsratsvorsitzender DESERTEC)
Schmelzende Pole und Gletscher, steigende Meeresspiegel, zunehmende
Wetterextreme mit Jahrhundertfluten und monatelangen Dürreperioden. Die
Folgen des Klimawandels sind im Jahr 2010 bereits unverkennbar. Schafft es
die Menschheit nicht, die oft nur nationalen Bestrebungen einiger Länder zu
bündeln und möglichst rasch in global verpflichtende Abkommen umzusetzen,
sehen die Prognosen für die Zukunft düster aus: Bis zum Jahr 2100 dürfte die
Erdtemperatur um bis zu 4 Grad Celsius steigen, was ein vollständiges
Verschwinden der Gletscher und Eismeere zur Folge hätte. Der Meeresspiegel
würde um sechs Meter steigen, viele Küstenregionen auf der ganzen Welt
wären dann nicht mehr bewohnbar.
2
Mittlerweile lassen viele Regierungen ihren jahrelangen Ankündigungen endlich
konkrete Taten folgen, allen voran die dt. Bundesregierung: Energie aus Sonne,
Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie soll bis 2020 deutschlandweit
ungefähr die Hälfte des allgemeinen Strombedarfs decken und somit das
prägende Element der künftigen Stromversorgung bilden. Prognosen zur
Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze in diesem Bereich erwarten eine
Steigerung von aktuell 300.000 auf bis zu einer halben Million.
3
Auch andere
große Nationen haben den Trend im Bereich der Erneuerbaren Energien (EE)
längst erkannt: Mit einem Investitionsvolumen von mehr als 150 Mrd. Euro in
alternative Energien in den kom
menden zehn Jahren zeigt der ,Obama
-
Effekt`
4
in den USA allmählich Wirkung. Auch China holt auf und fördert nachhaltige
1
Sander/Fath/Leiner (2010), S.87.
2
Vgl. Sander/Fath/Leiner (2010), S.416.
3
Vgl. BMU (2010) und Sander/Fath/Leiner (2010), S.8.
4
Mit dem sog. ,Obama
-
Effekt` verbinden viele Amerikaner die Wunschvorstellung eines Um
-
denkens in der amerikanischen Politik durch die Wahl des Präsidenten Barack Obama,
besonders auf den Gebieten des Umweltschutzes, der Außenpolitik und der Sozialpolitik.

Einleitung 2
Projekte mit aktuell ca. 40% seines rund 580 Mrd. USD schweren
Konjunkturprogramms in. Länder wie Japan, Brasilien oder Südkorea- um nur
einige zu nennen- befinden sich auf dem Vormarsch und fördern bereits in
großem Stil umweltschonende Verfahren zur Energieerzeugung aus
erneuerbaren Quellen und im Bereich Wasserwirtschaft.
5
Experten der
Internationalen Energieagentur taxieren das weltweite Investitionsvolumen in
den nächsten 20 Jahren im Bereich der EE auf fast 5.000 Mrd. Euro.
6
Das enorme Potential im Segment der nachhaltigen Technologien haben die
großen Konzerne längst erkannt und richten ihre Geschäftsmodelle konsequent
auf den Mega-
Trend aus. ,,Hier tun sich gigantische Wachstumschancen für
grüne Technologien auf",
7
verteidigte Siemens-CEO Peter Löscher kürzlich die
Milliarden-Investitionen des Konzerns in umweltfreundliche Zukunfts-
technologien.
Wissenschaftler und Zukunftsforscher sehen in den Innovationen und der
Entwicklung der Clean Technology die Kernelemente des nächsten
Kondratjew-Zyklus. Die sog. Theorie der langen Wellen, vom russischen
Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratjew zu Beginn des 20. Jhdt.
konzipiert, beschreibt regelmäßige Konjunkturbewegungen, die sich im Abstand
von 40 bis 60 Jahren durch tiefgreifende Reorganisationsprozesse und
Basisinnovationen vollziehen und erneuern.
8
5
Vgl. Sander/Fath/Leiner (2010), S.408-409.
6
Vgl. BMU (2010).
7
Sander/Fath/Leiner (2010), S.85.
8
Vgl. Hopfenbeck (2002), S.105-106.

Einleitung 3
Abb. 1:
,Die Konjunkturzyklen nach Nikolai Kondratjew'
9
Der sechste Kondratjew-Zyklus, der kurz nach der Jahrtausendwende
begann, steht neben dem Aufschwung der asiatischen Länder unter dem Stern
der Biotechnologie, Gesundheit, Ressourcenproduktivität und wirtschaftlichen
Ökologisierung.
10
Der Überbegriff Clean Technology subsumiert all jene
Produkte, Herstellungsverfahren und Serviceleistungen, die keine oder nur
geringe Mengen nichterneuerbarer Energien verbrauchen und gleichzeitig die
verstärkte Nutzung EE bzw. den nachhaltigen Umgang mit erneuerbaren
Rohstoffen fördern.
11
Die Implementierung des Mega-Trends Nachhaltigkeit in den Finanzsektor ist
bereits in vollem Gange. Seit Jahren steigen Angebot und Nachfrage von
Geldanlagen, die soziale, ethische oder ökologische Kriterien berücksichtigen.
Die Krise an den Finanzmärkten der vergangenen zweieinhalb Jahre, die
9
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sander/Fath/Leiner (2010), S.242.
10
Vgl. SPN (2009).
11
Vgl. Sander/Fath/Leiner (2010), S.423 und Upgang (2009), S.62.
1780er
1840er
1890er
1940er
1980er
2000er
1815er
1873er
1914er
1973er
2002er
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1. Kondratjew
2. Kondratjew 3. Kondratjew
4. Kondratjew
5. Kondratjew

Einleitung 4
vielerorts zu einem radikalen Umdenken und zu einer Abkehr von reiner
Gewinnmaximierung geführt hat, beschleunigt den Wachstumsprozess in
diesem Markt. Der Ruf nach sinnvollen alternativen Kapitalanlagen wird nicht
nur bei Großinvestoren, die häufig unter massiven öffentlichen Druck stehen,
sondern auch bei immer mehr Privatanlegern laut.
Kritiker prophezeien dem Boom der nachhaltigen Investments allerdings ein
ebenso rasches Ende wie einst der Dotcom-Blase der Internetfirmen zu Beginn
des Jahrtausends. Dass der Markt der nachhaltigen Investments eine ähnliche
Entwicklung wie der der sog. New Economy hinlegt, glauben viele Experten
jedoch nicht. Das benötigte Kapital in der Cleantech-Branche ist um ein
Vielfaches höher, die Zeit bis zum tatsächlichen Erfolg eines Geschäftes
wesentlich länger und das Marktpotential weitaus größer.
12
Und schließlich- und
das sei lt. Investorenlegende John Doerr, der einst Unternehmen wie Amazon
und Google finanzierte und sich nun in Unternehmen aus dem
Umweltschutzbereich engagiert, das Wichtigste- gehe es bei diesem
Investment nicht um Bits und Pixel, sondern ,,um das Überleben der
Menschheit."
13
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Oberste Zielsetzung bei der Konzeption der vorliegenden Arbeit ist es, einem
uninformierten interessierten Leser einen allgemeinen Überblick über den
Teilmarkt der nachhaltigen Geldanlagen zu verschaffen. Spezielle Kenntnisse
über den Finanzmarkt und über Kapitalanlagen werden dabei nicht
vorausgesetzt. Bewusst hat sich der Autor dabei auf keine spezielle Anlageform
konzentriert, um dem Ziel einer ganzheitlichen Abbildung möglichst nahe zu
kommen. Dass dabei die eine oder andere Information an der Oberfläche bleibt
und nicht jedes Anlagevehikel bis in kleinste Details analysiert werden konnte,
schuldet dieser Intention. Dem Autor erschien es jedoch reizvoller, den Markt in
12
Vgl. Upgang (2009), S.64.
13
Upgang (2009), S.63.

Einleitung 5
seiner Gesamtheit darzustellen, anstelle der Fokussierung auf einzelne Aspekte
wie Produkte, Ratingprozesse u.a.
14
Die Struktur der Arbeit gliedert sich analog der Kapitelaufteilung in fünf große
Themenbereiche: Nach der Einleitung geht es im zweiten Kapitel (2) um
grundlegende Aspekte wie den Versuch einer Begriffsdefinition, die
geschichtliche Entwicklung und die Auswirkungen von nachhaltigen
Geldanlagen. Im anschließenden Abschnitt (3) wird die Entwicklung dieses
Marktes und der nationale sowie globale Markt analysiert. Zudem gibt das
Kapitel Aufschluss über Marktakteure- zum einen die Anbieter, zum anderen die
Investoren nachhaltiger Investments. Wie man soziale, ethische oder
ökologische Kriterien in eine Geldanlage implementieren kann, zeigt der
nächste Abschnitt (4), der sich mit den unterschiedlichen Strategien beschäftigt.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem fünften Kapitel (5), in dem es um die
konkreten nachhaltigen Anlageformen geht. Zu guter letzt werden im letzten
Abschnitt (6) Defizite und Nachteile der nachhaltigen Geldanlagen thematisiert.
Abschließend folgen ein kurzes Fazit und ein Ausblick für die kommenden
Jahre.
Um den Anspruch einer praxisorientierten Arbeit gerecht zu werden, hat sich
der Autor um die Einbringung aktueller Bezüge und Produktbeispiele bemüht.
Einzelne Produktabbildungen stellen dabei keinesfalls Empfehlungen seitens
des Autors dar, sondern dienen lediglich der besseren Veranschaulichung. Mit
aktuellen Informationen aus Fach- und Tagespresse versucht der Autor den
gegenwärtigen Stand der Dinge wiederzugeben, wohlwissend, dass der
Schnelllebigkeit im Finanzsektor kaum Rechnung getragen werden kann. So
sind Zahlen von gestern i.d.R. heute schon wieder veraltet. Aufgrund des
Mangels zeitgemäßer Literatur auf dem Gebiet der nachhaltigen Geldanlagen
wurde bei der Datenerhebung zu großen Teilen auf Studien und Publikationen
einzelner Institutionen sowie auf Finanzportale im Internet zurückgegriffen.
14
Trotz des Bestrebens des Autors, einen vollständigen Querschnitt des Marktsegments nach-
haltiger Geldanlagen abzubilden, musste aus Platzgründen auf wenige Themen wie bei-
spielsweise Mikrofinanzierungen verzichtet werden. Im Kap. 5.1.3 Nachhaltige unternehme-
rische Beteiligungen/ Geschlossene Fonds beschränkt sich die Lektüre auf die Bereiche
Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse/Holz. Eine Einbeziehung weiterer EE wie z.B. Was-
ser oder Geothermie war aus Platzgründen ebenfalls nicht möglich. Für nähere Informationen
zu anderen Gebieten der EE empfiehlt der Autor die Lektüre von Sander/Fath/Leiner (2010).

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 6
2 Grundlegendes zu Nachhaltigen Geldanlagen
Socially Responsible Investments, Grünes Geld, ethisch-ökologische
Geldanlagen, Sustainability Investments, Öko-Aktien, Ethik-Fonds, Corporate
Citizenship- im Zusam
menhang mit der Bezeichnung ,Nachhaltige Geldanlagen'
kursiert im deutschen sowie im angloamerikanischen Raum eine große Anzahl
unterschiedlichster Begrifflichkeiten.
15
Die folgende Abbildung gibt einen
Überblick über die verschiedenen Begriffe und Produkte:
Abb. 2:
,
Begriffsabgrenzungen
Nachhaltige Geldanlagen'
16
Im Folgenden wird zunächst erläutert, was der Begriff Nachhaltige Geldanlagen
bedeutet und ob es überhaupt eine eindeutige Definition dafür gibt. Des
Weiteren wird der geschichtliche Hintergrund und der eigentliche Sinn und
Zweck von nachhaltigen Geldanlagen thematisiert und näher beleuchtet.
15
Vgl. Werner (2009), S.6.
16
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Werner (2009), S.21.
Nachhaltige Geldanlagen
Verwendete Begriffe
Produktbezeichnungen
Wortverbindungen
·
Nachhaltigkeit
·
Gutartigkeit
·
Zukunftsfähigkeit
·
Grünes Geld
·
Gutmensch
·
Verantwortung
·
Ökologie
·
Corporate Social
Resonsibility
·
Ökologische Investments
·
Sozial verantwortliche
Investition
·
Umwelt-Technologie-
Fonds
·
Umweltaktien
·
Umweltzertifikat
·
Umwelt-Fonds
·
Öko-Fonds
·
Öko-Pionier-Fonds
·
Öko-Aktien
·
Greenwashing
·
Socially responsible
Investment
·
Corporate Citizenship
·
Social Investment
·
Sustainability Index
·
Öko-Effizienz-Prinzip
·
Ökologische
Unternehmenspolitik
·
Ökologisches
Kapitalmarktsegment
·
Ethical Investments

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 7
2.1 Begriffserklärung
Der Terminus ,Nachhaltige Geldanlage' setzt sich zusammen aus den Wörtern
Nachhaltigkeit und Geldanlage. Nachhaltigkeit beschreibt im Allgemeinen eine
Entwicklung, ,,die den gegenwärtigen Bedarf zu decken vermag, ohne
gleichzeitig späteren Generationen die Möglichkeit zur Deckung des ihren zu
verbauen."
17
In der Forstwirtschaft schon seit über 200 Jahren bekannt
(,,Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann!"
18
) taucht der
Begriff im wirtschaftspolitischen Diskurs erstmals richtig 1987 auf, als die World
Commission of Environment and Development
19
der Vereinten Nationen ein
Konzept zur Nachhaltigkeit erstellte.
20
Auf dieser Basis entwickelten die
Vereinten Nationen fünf Jahre später das sog.
,Drei
-Säulen-
Modell'
.
Nachhaltige Entwicklung soll demnach auf Basis von Ökologie, Gesellschaft
und Sozialem sowie Ökonomie stattfinden. Wichtig dabei ist, dass alle drei
Säulen als gleichrangig erachtet werden. Ökonomische, ökologische und
soziale Interessen werden also gleichermaßen berücksichtigt.
21
Allerdings
können dabei schnell Zielkonflikte innerhalb der einzelnen Säulen entstehen.
So kollidiert beispielsweise Ökologie mit Sozialem, wenn der Staat auf
Grundlage wirtschaftlicher Vorgaben einen Haushalt erstellt, der mit sozialen
Kürzungen verbunden ist. Daran zeigt sich, dass der Wunsch nach
Gleichrangigkeit der einzelnen Säulen in der Praxis oftmals nur schwer
durchsetzbar ist, was eine große Schwäche im Modell der drei Säulen
offenbart.
22
Als weitere Meilensteine für die internationalen Bemühungen, den
weit
gefassten
Begriff
Nachhaltigkeit
in
konkrete,
verpflichtende
Rahmenvorgaben zu zwängen, können die Klimakonferenz in Kyoto 1997 und
der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002 betrachtet
werden.
23
Während in Kyoto sich nicht alle teilnehmenden Staaten auf
allgemein-verbindliche Ziele verständigen konnten, wurde in Johannesburg
17
Gabriel (2007), S.24.
18
Schuler (2006), S.21.
19
Die damalige Kommission stand unter Vorsitz der norwegischen Politikerin Gro Harlem
Brundtland, weswegen die Vereinigung im Folgenden nur noch als
,
Brundtland Kommis-
si
on'
bzw. das Konzept als
,
Brundtland-Bericht
`
bezeichnet wurde.
20
Vgl. Upgang (2009), S.60.
21
Vgl. Upgang (2009), S.61.
22
Vgl. Gabriel (2007), S.33-34.
23
Vgl. Pinner (2008), S.19-20.

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 8
zumindest ein politisches Commitment zum Thema Nachhaltigkeit und
nachhaltige Entwicklung
24
erkennbar, wenn auch hier die Ergebnisse vielerorts
als zu unkonkret kritisiert wurden.
25
Im Zuge wachsenden Umweltbewusstseins und der zunehmenden
Sensibilisierung der Gesellschaft gegenüber ökologischen Themen ist das Wort
Nachhaltigkeit in den letzten Jahren zu einem Mode-Begriff geworden. Nahezu
jedes Unternehmen schmückt sich damit, nachhaltig zu wirtschaften und Wert
auf eine nachhaltige Entwicklung zu legen. Um das Wort Nachhaltigkeit hat sich
ein Hype gebildet, der jedoch anstelle wissenschaftlicher Fundierung mehr und
mehr politische und gesellschaftliche Interessenslagen akzentuiert.
26
Hier
besteht leicht die Gefahr, von dem ursprünglichen Verständnis von
Nachhaltigkeit, nämlich beim wirtschaftlichen Handeln immer auch die
Vision von ökologischer Tragfähigkeit und sozialer Gerechtigkeit mit
einzubeziehen, abzurücken. Ein so weit gefasster Begriff wie Nachhaltigkeit
hängt in seiner Ausformung und konkreten Umsetzung immer von den
einzelnen Interessen und Zielvorstellungen der jeweiligen Akteure ab.
27
Unter einer Geldanlage, präziser gesagt einer Kapitalanlage, versteht man die
Investition von Geldbeträgen in ein Finanzprodukt mit dem Ziel, einen
Wertzuwachs bzw. einen Ertrag zu erwirtschaften. Neben dem Ertragsziel, der
Rentabilität, kennzeichnet sich eine Geldanlage auch noch durch die Ziele
Sicherheit und Liquidität.
28
Während die Rentabilität an dem finanziellen Erfolg einer Geld- und
Vermögensanlage gemessen wird, richtet sich die Sicherheit nach den Risiken,
denen sie unterworfen ist. Das können z.B. Zinsänderungs- und Kursrisiken,
ebenso wie Geldwert- und Währungsrisiken sowie das Rückzahlungsrisiko an
sich sein. Liquidität richtet sich nach der Möglichkeit, eine Anlage in Bargeld
umzuwandeln, also der Verfügbarkeit des Geldes.
24
Die beide Begriffe ,Nachhaltigkeit' und ,nachhaltige Entwicklung' werden in der Literatur meist
synonym verwendet.
25
Vgl. Gabriel (2007), S.27-28.
26
Vgl. Delbeck (2008), S.9.
27
Vgl. Gabriel (2007), S.28.
28
Vgl. Grill/Perczynski (2003), S.162-164.

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 9
Mit dem ,
Magischen Dreieck der Kapitalanlage
'
wurde ein entsprechendes
Model geschaffen, das die wechselseitigen Interaktionen der unterschiedlichen
Ziele anspricht. Ein Kapitalanleger muss sich also
immer fragen: 'Wie viel
Ertrag möchte ich erwirtschaften, welches Risiko will ich dabei eingehen und
wie lange kann ich u.U. auf mein Geld verzichten.'
29
Zwischen den einzelnen
Zielen einer Geldanlage besteht ein gewisses Spannungsverhältnis, d.h. der
Anleger muss eine Art Kompromiss eingehen. So sind höhere Renditen
beispielsweise zwangsläufig mit einem größeren Risiko verbunden, genauso
wie eine kurzfristige Anlage i.d.R. weniger Ertrag bringt als eine langfristige.
30
Für den Begriff ,Nachhaltige Geldanlagen' existiert in der Literatur keine
allgemein anerkannte Standarddefinition. Trotz zahlreicher Annäherungen bleibt
der Begriff vielfach eine leere Worthülse, hinter dem sich keine eindeutigen
Kriterien festmachen lassen.
31
Das Spektrum der Interpretationen ist groß und
reicht von Umwelt- bzw. Klimaschutz über EE bis hin zum Thema
gesellschaftliche Verantwortung und dem fairen Handel.
32
Die jeweilige
Auslegung hängt immer auch vom Standpunkt des Betrachters ab. Aufgrund
der unterschiedlichen Ausprägungen und der Vielzahl synonym verwendeter
Begriffe sah sich im Jahr 2004 eine interdisziplinär zusammengesetzte
Expertengruppe veranlasst, zentrale Themen und Standards rund um das
Thema nachhaltige Geldanlagen zu benennen und zu präzisieren.
33
Die
Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating und das Wuppertal Institut für
Klima, Umwelt und Energie haben auf Basis des Drei-Säulen-Modells eine Art
Kriterienkatalog erstellt und somit die klassische Finanzanalyse um das Thema
Nachhaltigkeit erweitert.
34
Demnach erfordern nachhaltige Geldanlagen gemäß
der Darmstädter
35
Definition:
36
29
Vgl. Deml et al. (1996), S.13-18.
30
Vgl. Pinner (2003), S.28.
31
Vgl. Hartwieg (2009), S.B9.
32
Vgl. Kremer (2010), S.112 und Financial Times Deutschland (2009a).
33
Vgl. Gabriel (2007), S.84.
34
Vgl. Faust/Scholz (2008), S.137 und Delbeck (2008), S.11.
35
D
er Name ,Darmstädter Definition' leitet sich vom Tagungsort der Konferenz, Darmstadt, ab.
36
Vgl. Hoffmann/Scherhorn/Busch (2004), S.6-7.

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 10
In ökonomischer Sicht, dass
Gewinne auf Basis langfristiger Produktions- und Investitionsstrategien
statt in kurzfristiger Gewinnmaximierung erwirtschaftet werden,
Erträge aus Finanzanlagen in vertretbarer Relation zu den Erträgen der
realen Wertschöpfung stehen,
die Erfüllung elementarer Bedürfnisse nicht gefährdet wird,
Gewinne nicht auf Korruption beruhen.
In ökologischer Sicht soll die Gewinnerzielung im Einklang stehen mit der
der Steigerung der Ressourcenproduktivität,
der Investition in erneuerbare Ressourcen,
der Wiedergewinnung und Wiederverwendung verbrauchter Stoffe,
der Funktionsfähigkeit globaler und lokaler Ökosysteme.
In sozialer und kultureller Sicht soll die Gewinnerzielung im Einklang stehen
mit
der Entwicklung des Humankapitals (z.B. Verantwortung für
Arbeitsplätze, Aus- und Weiterbildung, Vereinbarkeit von Beruf und
Familie usw.),
der Entwicklung des Sozialkapitals (z.B. Schaffung von Erwerbschancen,
Ausgewogenheit zwischen den Generationen, diskriminierungsfreier
Umgang mit Minderheiten, Förderung zivilgesellschaftlichen Handelns),
der Entwicklung des Kulturkapitals (z.B. Respekt vor kultureller Vielfalt
unter Wahrung persönlicher Freiheitsrechte und gesellschaftlicher
Integrität, Mobilisierung der Potenziale kultureller Vielfalt).
Somit bietet die Darmstädter Definition Nachhaltiger Geldanlagen ein recht
umfassendes und differenziertes Verzeichnis von Anforderungen, das eine
nachhaltige Geldanlage erfüllen soll. Oberstes Ziel der Initiatoren der
Projektgruppe war es, ,,...dem Begriff und Verständnis von Nachhaltigkeit in
Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Verwaltung mehr Klarheit und Stringenz zu
verschaffen. So kann in der Öffentlichkeit und ganz besonders bei Investoren
das Bewusstsein gestärkt werden, dass nachhaltige Geldanlagen ein Schlüssel

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 11
für die Förderung einer zukunftsfähigen Wirtschaft sind."
37
Die ,Darmstädter
Definition Nachhaltiger Geldanlagen' ist der biswe
ilen einzige Versuch, offiziell
anerkannte Maßstäbe zu etablieren, um eine nachhaltige Geldanlage als solche
klar zu definieren.
38
Allerdings verursacht die genaue Zuordnung einzelner
Vermögenswerte hinsichtlich der Kriterien Ökologie und Soziales/ Kulturelles
oftmals Schwierigkeiten, da sich die exakte Wirkung nicht immer genau und
präzise messen lässt.
39
Eine andere Methodik, nachhaltige Geldanlagen zu definieren bzw. eine
eindeutige Abgrenzung zu konventionellen Geldanlagen herzustellen, zeigt sich
am Zielsystem einer Geldanlage. Das berei
ts erwähnte ,Magische Dreieck der
Geldanlage'
- bestehend aus den Zielen Rentabilität, Sicherheit und Liquidität-
wird für den nachhaltig interessierten Investor zum ,Magischen Viereck'.
40
Den
Anleger interessiert neben den genannten drei Kriterien zusätzlich, was mit
seinem Geld passiert bzw. was die Bank mit seinem Geld macht:
41
Die
Mittelverwendung, der Verwendungszweck der Kapitaleinlage rücken ins
Blickfeld.
42
Durch die Integration nachhaltiger Konzepte erreicht die Geldanlage
eine neue vierte Ebene, wie die folgende Abbildung zeigt:
37
Hoffmann/Scherhorn/Busch (2004), S.2
38
Das European Social Investments Forum (EUROSIF) hat für den Bereich der Nachhaltigkeits-
und Publikumsfonds Transparenzrichtlinien erlassen, deren sich Unternehmen freiwillig
unterziehen können und dann ein Gütesiegel bekommen. Mehr dazu im Kap. 6.2.
39
Vgl. Faust/Scholz (2008), S.139.
40
Vgl. Pinner (2008), S.57 und DAS INVESTMENT (2009)
41
Vgl. Deml et al. (1996), S.18-21.
42
Pinner (2003) und Upgang (2009) bezeichnen die vierte Dimension nicht als Mittelverwen-
dung, sondern als ethische bzw. nachhaltige Verantwortbarkeit.

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 12
Abb. 3:
,Vom Magischen Dreieck zum Magischen Viereck'
43
Somit kann der Anleger seine persönlichen Zielvorstellungen von sozialen und
ökologischen Themen mit in die Anlageentscheidung integrieren. Die
ökonomische Komponente, die der Begriff Nachhaltigkeit ebenfalls enthält,
steckt in diesem Fall bereits in der Rentabilität.
44
Die Konflikte innerhalb der
einzelnen Felder bleiben allerdings bestehen, d.h. der Anleger muss sich nach
wie vor Gedanken um die Gewichtung zwischen den einzelnen Zielen machen.
Gemäß seinen persönlichen Präferenzen muss er eine Entscheidung treffen
und abwägen, welcher Zielsetzung er Vor- bzw. Nachrang einräumt. Denn
nachhaltige Investments sind in der Regel längerfristige Anlagen, was
beispielsweise mit dem Ziel kurzfristiger Liquidität kollidiert.
Anhand der Herleitung der Begriffe Nachhaltigkeit und Geldanlage wird
deutlich, was nachhaltige Investments charakterisiert: Neben den Kernzielen
einer Kapitalanlage- Ertrag, Sicherheit und Verfügbarkeit- fließen in größerem
oder kleinerem Maße, je nach individueller Neigung des Anlegers, auch immer
43
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Pinner (2008), S.58 und Finette (2007), S.23-25.
44
Vgl. Pinner (2003), S.28.
Liquidität
Sicherheit
Rentabilität
Rentabilität
Liquidität
Sicherheit
Mittelverwendung/
nachhaltige
Verantwortbarkeit
Magisches Dreieck
Magisches Viereck
Integration
nachhaltiger Konzepte
& extrafinanzieller
Ideen

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 13
sozial-gesellschaftliche, unternehmens-ethische und ökologische Perspektiven
in die Investmententscheidung mit ein. Es existiert keine allgemeingültige
Definition, welche durch verbindliche Standards nachhaltige Investments qua
definitionem als solche abgrenzt, es dreht sich jedoch alles um den
zusätzlichen vierten Aspekt: Die Berücksichtigung von außerökonomischen
Wertemaßstäben bei der Beurteilung einer Geldanlage.
45
Dabei reicht
zumindest das theoretische Vorhandensein einer Chance auf nicht-finanziellen
Erfolg (egal ob ethisch, ökologischer oder sozialer Art) schon aus. Eine
nachhaltige Geldanlage kann als solche rückblickend nicht entwertet werden,
sollte sich herausstellen, dass die außerökonomischen Zielsetzungen nicht
erreicht wurden.
46
Aus der Fülle unzähliger Fachausdrücke, die inhaltlich das Gleiche implizieren,
hat sich der Autor für die vorliegende Arbeit für die Terminologie ,Nachhaltige
Geld
anlagen' entschieden. Diese ist die in Deutschland am meisten verwendete
Begrifflichkeit und besitzt zudem die größte Objektivität. Im amerikanischen
Raum spricht man in der Regel von ,Socially Responsible Investments',
während man sich im angelsächsischen
Raum meist dem Begriff ,Ethical
Investments' bedient.
47
2.2 Historie
Wer glaubt, nachhaltige Geldanlagen seien erst in den letzten Jahren bzw.
Jahrzehnten entstanden, der irrt. Die Ursprünge reichen zurück bis in die
griechische Antike, in der bereits der Philosoph Aristoteles die Untrennbarkeit
von Wirtschaft und Ethik erkannte und gemeinsam mit der Politik die
Grundlagen der praktischen Philosophie entwickelte.
48
Weitere Ansätze
sozialen bzw. ethischen Handelns sind darüber hinaus zu Beginn unserer
45
Vgl. Faust/Scholz (2008), S.141 und Werner (2009), S.31.
46
Vgl. Werner (2009), S.31.
47
Bezeichnungen wie ökologische Investments oder auch ethische Geldanlagen implizieren
schon allein durch ihren Namen immer einen speziellen Schwerpunkt, während der Begriff
nachhaltig das ganze Spektrum von ökologisch, gesellschaftlich-verantwortlich bis unterneh-
mens-ethisch und sozial mit einschließt.
48
Vgl. Werner (2009), S.27.

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 14
Zeitrechnung vor mehr als 2000 Jahren erkennbar:
49
,,Du sollst ihm weder dein
Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben."
50
Im 18.Jhdt. zogen
sich die Quäker
51
aus religiösen Motiven aus dem Geschäft mit dem
Sklavenhandel zurück, da sie jede Betätigung in diesem Bereich für
unvereinbar mit ihren Glaubensprinzipien hielten.
52
Mit dem ,Pioneer Fund'
wurde 1928 von der Glaubensgemeinschaft der Methodisten in den USA der
erste Ethikfonds aufgelegt. Ziel war der Ausschluss sämtlicher sog. ,Sin Stocks',
also Aktien von Unternehmen, die ihr Geld mit Tabak, Alkohol oder Glücksspiel
verdienten.
53
Die nächste Etappe in der Geschichte nachhaltiger Geldanlagen
sind die 60er Jahre des letzten Jhdts., insbesondere die Zeit des Vietnam-
Krieges. Im Zuge der an Gewicht gewinnenden ökologischen und pazifistischen
Bewegungen versuchten Tausende von Kleinaktionären, Einfluss auf die
Geschäftspolitik des US-Chemie-Konzerns Dow Chemical zu nehmen, da
dieser
Napalm
für
den
Vietnam-Krieg
produzierte.
Durch
Massendemonstrationen und dem Aufruf zum internationalen Boykott verlor der
Konzern rasch an öffentlichem Ansehen. Viele Anleger verkauften im Zuge
dessen ihre Anteile und der Aktienkurs fiel merklich.
54
Als Folge des Vietnam-
Krieges wurde 1971 der ,World Pax Fund' aufgelegt, dessen Vermögen nur in
Unternehmen investiert wurde, die nicht in der Waffen- und Rüstungsindustrie
aktiv
waren.
55
Ein
anderes
Beispiel
für
die
Wirksamkeit
von
gesellschaftspolitischem Engagement, das das Interesse ethischer Investoren
auf sich zog, war die Anti-Apartheid-Bewegung in Südafrika in den späten
1970ern. Mit Hilfe der sog. ,Shareholder
-
Advocacy'
56
kauften vor allem US-
Banken Aktien von Unternehmen, die geschäftliche Beziehungen zum
südafrikanischen Regime unterhielten. Durch Ausübung der erworbenen
Aktienstimmrechte auf den Hauptversammlungen konnte man medienwirksam
49
Vgl. Osthoff (2008), S.10.
50
Aus der heiligen Schrift (1981), S.166 nach Levitikus 25, 36-37.
51
Bei den ,Quäkern' handelt es sich um eine im 17. Jhdt. in England gegründete evangelisch
-
puritanische Glaubensgemeinschaft, vgl. Wahrig (2006), S.1184-1185.
52
Vgl. Broadhurst/Watson/Marshall (2003), S.XII.
53
Vgl. Rotthaus (2009), S.40 und Schneider (2006), S.120-121.
54
Vgl. Weber (2001), S.12 und Werner (2009), S.28.
55
Vgl. Rotthaus (2009), S.41.
56
Das Instrumentarium des Protest-Engagements hat sich gehalten und findet unter der Be-
zeichnung ,Kritische Aktionäre' bis heute in den USA und Europa Anwendung.

Grundlegendes zu nachhaltigen Geldanalagen 15
öffentlichen Protest gegen das Apartheid-Regime erheben.
57
Durch den damit
verbundenen dramatischen Abfluss von Geldern aus Südafrika und die marode
wirtschaftliche Situation hat diese Form von Aktivismus in großem Ausmaß zum
Ende der Apartheid beigetragen und 1994 konnten erstmals demokratische
Wahlen
in
Südafrika
stattfinden.
58
Seit
diesen
gemeinsamen
gesellschaftspolitischen Unterfangen sind Prinzipien ethischen Investierens in
den USA nicht mehr wegzudenken. 1982 wurde das American Social
Investment Forum gegründet, eine Art professionelle Beratungs- und
Informationsstelle für jeden nachhaltig interessierten Investor.
59
Auch in Europa
fand seit den1970ern ein allmählicher Prozess des Umdenkens statt, der vom
gesteigerten ökologischen Bewusstsein der Gesellschaft getragen wurde.
60
Die
breite Öffentlichkeit zeigte zunehmend Interesse an ethischen und ökologischen
Fragestellungen bei der Geldanlage. 1974 wurde die erste ethisch-ökologische
Bank Europas gegründet- die GLS Gemeinschaftsbank eG in Bochum.
61
Der
richtige Durchbruch und der damit verbundene Einzug in die Produktpaletten
der Kreditinstitute gelangen den nachhaltigen Geldanlagen jedoch erst in den
letzten 20 Jahren. Waren es anfangs noch die traditionellen Sparformen, die
überwiegend von den grünen Geldhäusern (siehe dazu später Kap.3.3 Anbieter
nachhaltiger Geldanlagen) angeboten wurden, etablierten sich nun immer mehr
ethisch und ökologisch orientierte Fonds auf dem Markt, zuerst in
Großbritannien, kurze Zeit später dann auch in Deutschland.
62
Weitere
Meilensteine in der Geschichte nachhaltiger Investments war die Gründung
namhafter Indices wie 1997 der Naturaktienindex (NAI) und 1999 der Dow
Jones
Sustainability
Index
(DJSI).
63
In
jeder
Produktsparte-
ob
Lebensversicherung, Fondssparplan oder Zertifikat- konnte der nachhaltig
orientierte Investor nun fündig werden. Einen regelrechten Boom, der sich
besonders deutlich in der Gewinnung von Marktanteilen niederschlägt (siehe
dazu Kapitel 3.1 Entwicklung und Marktanteile) erlebten die Geldanlagen in den
57
Vgl. Gabriel (2007), S.91-92.
58
Vgl. Osthoff (2008), S.14-15.
59
Es dauerte knapp zehn Jahre, bis das europäische Pendant gegründet wurde: das UK Social
Investment Forum 1991, vgl. Broadhurst/Watson/Marshall (2003), S.XIII.
60
Vgl. Gabriel (2007), S.92.
61
Vgl. Rotthaus (2009), S.41.
62
Vgl. Schneider (2006), S.120, Pinner (2008), S.69 und Gabriel (2007), S.92.
63
Vgl. Rotthaus (2009), S.41-42 und Schneider (2006), S.120.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842806078
DOI
10.3239/9783842806078
Dateigröße
1022 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt; Würzburg – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2010 (November)
Note
1,3
Schlagworte
grüne geldanlagen socially responsible investment investmentfonds aktie negative selektion
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Titel: Nachhaltige Geldanlagen
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