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Empirischer Vergleich verschiedener Kalkulationsmethoden variabel verzinster Produkte und ihre Auswirkung auf die Banksteuerung

©2010 Masterarbeit 54 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die globale Wirtschaftskrise der letzten zwei Jahre hatte ihren Ursprung im Finanzsystem. Zugleich gehören die Kreditinstitute und die Unternehmen der Automobilindustrie zu den größten Verlierern der Rezession. Marktzinsvolatilitäten und die damit verbundenen Risiken haben die Liquidität der Banken und das Kundenvertrauen stark beeinflusst. Einige von ihnen meldeten Insolvenz an (z.B. in den USA, Island), anderen wurde vom Staat geholfen, aber sie mussten Auswege durch Verbesserung der Steuerung und Kontrolle suchen. Insbesondere das Geschäftsmodell der genossenschaftlichen Institute und Sparkassen mit dem Schwerpunkt im Retail-Geschäft zeigte sich dabei vergleichsweise robust. Damit verbunden entstand für viele Kreditinstitute in dieser Zeit die Notwendigkeit, das Refinanzierungsportfolio über das Kundengeschäft effektiver und effizienter zu gestalten und zu verwalten. Die enormen Schwankungen der Marktzinsen und das entsprechende Kundenverhalten haben beträchtliche Probleme für Finanzinstitute verursacht und können nur durch Steuerungsmaßnahmen auf der Managementebene beseitigt werden.
Im Kern dieser wissenschaftlichen Arbeit werden solche Maßnahmen zur Verbesserung der Kalkulationseffizienz bei variabel verzinsten Produkten, die von der Entwicklung der Marktzinssätze abhängig sind, behandelt.
Die Arbeit basiert auf den praktischen und theoretischen Kenntnissen, welche während des Praktikums in einer Sparkasse sowie auch im Studium erworben wurden und gliedert sich in folgende Kapitel:
1) im ersten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen des Bankcontrolling dargestellt;
2) das nächste befasst sich mit der Definition und der Vorstellung variabel verzinster Produkte;
3) eine empirische Zusammenstellung unterschiedlicher Kalkulationsmethoden variabel verzinslicher Bankgeschäfte wird im dritten Kapitel der Thesis vorgenommen. Es werden auch internationale Erfahrungen bei der Bewertung variabler Produkte analysiert und Optimierungsvorschläge erwähnt;
4) schließlich wird eine kurze Zusammenfassung über die Ergebnisse der Arbeit vorgestellt.
Bei der Anfertigung dieser Arbeit beruft sich der Autor auf die wissenschaftlichen Werke von Thomas Ho und Sang Lee ‘Generalized Ho-Lee Model: A Multi-Factor State-Time Dependent Implied Volatility Function Approach’, von Manuela Ender ‘Methoden zur Abbildung variabler Geschäfte im Vergleich’, von Simon Babbs und Ben Nowman ‘Econometric Analysis of a Continous Time Multifactor […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Andriy Chopun
Empirischer Vergleich verschiedener Kalkulationsmethoden variabel verzinster
Produkte und ihre Auswirkung auf die Banksteuerung
ISBN: 978-3-8366-4607-9
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Frankfurt (Oder), Deutschland, MA-
Thesis / Master, 2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

2
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
... 3
Abkürzungsverzeichnis
... 4
Einleitung
... 5
A. Modelltheoretische Grundlagen eines ertragsorientierten Bankcontrolling
... 7
I. Erfolgs- und Ergebnisrechnung im Rahmen der Marktzinsmethode
... 7
1.1. Bedeutung der Margenkalkulation für die Erreichung des Zinserfolgs ... 7
1.2. Ermittlung des periodenbezogenen Cashflow und Fristentransformation als
Kernelemente des Treasury - Konzepte ... 9
1.3. Problematik der Risikosteuerung und Duplizierbarkeit von Bankgeschäften ... 11
II. Strategie als konzeptionelle Voraussetzung des erfolgreichen Bankmanage-
ment
... 13
2.1. Strategische Ansätze in der Gesamtbanksteuerung... 14
2.2. Vertriebsplanung und -prognose aus der Sicht des strategischen Bankcontrolling . 16
2.3. Modell des Quality Management als strategisches Steuerungsinstrument ... 17
B. Variabel verzinste Produkte und ihre Rolle im Refinanzierungsportfolio der
Sparkasse
... 20
I. Definitionen und Arten variabel verzinslicher Bankprodukte
... 20
1.1. Variabel verzinste Bankgeschäfte mit determinierter Kapitalbasis ... 21
1.2. Variabel verzinste Bankgeschäfte mit nicht determinierter Kapitalbasis ... 21
II. Vor- und Nachkalkulation variabel verzinster Produkte
... 22
III. Zinsänderungsrisiko und Umsteigeeffekt am Beispiel der Entwicklung von
Spar- und Sichteinlagen
... 24
C. Empirischer Vergleich der Kalkulationsmethoden variabel verzinster
Bankprodukte
... 25
I. Hedging der Zinsrisiken im Hinblick auf die Bewertung variabel verzinslicher
Geschäfte
... 25
1.1. Anwendung gleitender Durchschnitte im Kundengeschäft und Vorgehensweise
bei der Festlegung verschiedener Mischungsverhältnisse ... 26
1.2. Elastizitätskonzept und Constant-Maturity-Bond Ansatz ... 30
1.3. Dynamische stochastische Modelle ... 34
1.3.1. Das klassische Vasicek-Modell... 35
1.3.2. Zinsstrukturmodell auf Basis des Ho/Lee Diskontierungsfaktors ... 37
II. Optimierungsvorschläge und internationale Erfahrung bei der Kalkulation
variabel verzinster Bankprodukte
... 40
Fazit
... 45
Anhang
... 46
Literaturverzeichnis
... 49

3
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.
Beispiel der Margenkalkulation ... 9
Abbildung 2.
Darstellung des Barwertkonzeptes ... 11
Abbildung 3.
Das EFQM Excellence Modell ... 18
Abbildung 4.
Berechnung der Zahlungsreihen im Laufe der Vorkalkulation ... 23
Abbildung 5.
Methoden zur Abbildung variabel verzinster Produkte ... 25
Abbildung 6.
Replikationsportfolio nach dem Konzept der gleitenden Durchschnitte . 26
Abbildung 7.
Beispiel der Zurechnung von Ausgleichszahlungen ... 28
Abbildung 8.
Margenanalyse für betrachtete Spareinlage ... 30
Abbildung 9.
Möglichkeiten der Disponierung des Kreditvolumens ... 31
Abbildung 10.
Zinselastizitätskurve ... 33
Abbildung 11.
Barwert-Profil eines 5-Jahres-Constant-Maturity-Bond (fallende
Zinsen; in Mio.EUR) ... 34
Abbildung 12.
Abweichungen zwischen der tatsächlichen Zinsstruktur und der
kalibrierten Zinsstruktur des Zinsstrukturmodells von Vasicek ... 37
Abbildung 13.
Baumkonstruktion für Short Rate nach Ho-Lee ... 38
Abbildung 14.
Beispiel der Einzelkalkulation in VARAN (unter Berücksichtigung der
Ausgleichszahlungen) ... 46
Abbildung 15.
Beispiel der Berechnung der Key Rate Duration in Excel ... 47
Abbildung 16.
Bestandsentwicklung für das variable Produkt X der Sparkasse
gegenüber Juli 2007 ... 47
Abbildung 17.
Bestandsentwicklung für das variable Produkt Y der Sparkasse
gegenüber Juli 2007 ... 48
Abbildung 18.
Ermittlung der Ho-Lee Diskontierungsfaktoren und der Short Rates ... 48
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1.
Lösung optimaler Mischungsverhältnisse mittels ,,Solver"-Funktion ... 29
Tabelle 2.
Ermittlung der Zinselastizitäten durch die Regressionsanalyse ... 32
Tabelle 3.
Marktwertermittlung mit Hilfe der Modellparameter von Ho-Lee ... 39
Tabelle 4.
Ermittlung des MVs mittels Solver-Funktion (ohne Berücksichtigung der
Ausgleichszahlungen) ... 46

4
Abkürzungsverzeichnis
GKM Geld- und Kapitalmarkt
EK Eingenkapital
MZM Marktzinsmethode
ZÜ Zinsüberschuss
DBS Durchschnittsbilanzsumme
KW Kapitalwert
SGF Strategische Geschäftsfelder
TQM Total Quality Management
EFQM European Foundation of Quality Management
Sog. so genannte
VVP Variabel verzinste Produkte
BWP Bundeswertpapier
AV Absatzvolumen
KM Konditionsmarge
MZ Marktzins
CMB Constant-Maturity-Bond
u.U.
unter Umständen
i.d.R in der Regel
OTC
over-the-counter

5
Einleitung
Die globale Wirtschaftskrise der letzten zwei Jahre hatte ihren Ursprung im Finanzsys-
tem. Zugleich gehören die Kreditinstitute und die Unternehmen der Automobilindustrie
zu den größten Verlierern der Rezession. Marktzinsvolatilitäten und die damit verbun-
denen Risiken haben die Liquidität der Banken und das Kundenvertrauen stark beeinf-
lusst. Einige von ihnen meldeten Insolvenz an (z.B. in den USA, Island), anderen wurde
vom Staat geholfen, aber sie mussten Auswege durch Verbesserung der Steuerung und
Kontrolle suchen. Insbesondere das Geschäftsmodell der genossenschaftlichen Institute
und Sparkassen mit dem Schwerpunkt im Retail-Geschäft zeigte sich dabei vergleich-
sweise robust. Damit verbunden entstand für viele Kreditinstitute in dieser Zeit die
Notwendigkeit, das Refinanzierungsportfolio über das Kundengeschäft effektiver und
effizienter zu gestalten und zu verwalten. Die enormen Schwankungen der Marktzinsen
und das entsprechende Kundenverhalten haben beträchtliche Probleme für Finanzinsti-
tute verursacht und können nur durch Steuerungsmaßnahmen auf der Managementebene
beseitigt werden.
Im Kern dieser wissenschaftlichen Arbeit werden solche Maßnahmen zur Verbesserung
der Kalkulationseffizienz bei variabel verzinsten Produkten, die von der Entwicklung
der Marktzinssätze abhängig sind, behandelt.
Die Arbeit basiert auf den praktischen und theoretischen Kenntnissen, welche während
des Praktikums in einer Sparkasse sowie auch im Studium erworben wurden und glie-
dert sich in folgende Kapitel:
1) im ersten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen des Bankcontrolling darges-
tellt;
2) das nächste befasst sich mit der Definition und der Vorstellung variabel verzinster
Produkte;
3) eine empirische Zusammenstellung unterschiedlicher Kalkulationsmethoden variabel
verzinslicher Bankgeschäfte wird im dritten Kapitel der Thesis vorgenommen. Es wer-
den auch internationale Erfahrungen bei der Bewertung variabler Produkte analysiert
und Optimierungsvorschläge erwähnt;
4) schließlich wird eine kurze Zusammenfassung über die Ergebnisse der Arbeit vorges-
tellt.
Bei der Anfertigung dieser Arbeit beruft sich der Autor auf die wissenschaftlichen Wer-
ke von Thomas Ho und Sang Lee "Generalized Ho-Lee Model: A Multi-Factor State-
Time Dependent Implied Volatility Function Approach", von Manuela Ender ,,Metho-

6
den zur Abbildung variabler Geschäfte im Vergleich", von Simon Babbs und Ben
Nowman ,,Econometric Analysis of a Continous Time Multifactor Generalized Vasicek
Term Structure Model: International Evidence" und andere.

7
A. Modelltheoretische Grundlagen eines ertragsorientierten Bankcont-
rolling
I. Erfolgs- und Ergebnisrechnung im Rahmen der Marktzinsmethode
Die Banksteuerung hat große Bedeutung für die moderne Finanzwelt. Sie besteht aus
zwei Komponenten. Zum einen soll die Bank ertragsorientiert sein, d.h. der Bankbetrieb
richtet sich auf die Erwirtschaftung eines Gewinns und zum anderen müssen die damit
verbundenen Risiken berücksichtigt und in das Steuerungssystem einbezogen werden.
Diese beiden Komponenten bedingen sich gegenseitig, weil die Ertragserhöhung i.d.R
nur durch das Eingehen neuer Risiken erfolgen kann, die sowohl zur Steigerung als auch
zur Minderung des Erfolgs der Bank führen können.
In der Bankpraxis wendet man verschiedene Systematiken bei der Rechnungslegung und
Beurteilung des Geschäftsergebnisses an. Einige von diesen basieren auf den Annahmen
des Shareholder-Value - Ansatzes und schätzen den Unternehmenswert als periodenbe-
zogene diskontierte Cashflows (so genanntes Discounted-Cashflow­Verfahren). Solche
wertorientierte Methoden stellen die EK-Rendite in den Mittelpunkt der Betrachtung,
wobei es häufig umstritten ist, ob ihr eine zentrale Rolle im Bankergebnis zuzuschreiben
ist
1
. Deshalb wird die ertragsorientierte bilanzielle Erfolgsrechnung als theoretische
Grundlage im Rahmen dieser Masterarbeit angenommen. Obwohl sie auch kritisch hin-
terfragt wurde, bildete der bilanzielle Ansatz eine wichtige Voraussetzung für das Ent-
stehen der im Bankbereich schon seit Jahren verwendeten Marktzinsmethode (MZM).
1.1. Bedeutung der Margenkalkulation für die Erreichung des Zinserfolgs
Erstmalig thematisiert am Anfang der 80er Jahre hat sich die MZM zu einem führenden
und überlegenen Modell im Bankbereich entwickelt und verliert nichts von ihrer Rele-
vanz in der Zeit der Internationalisierung der Weltwirtschaft. Sie führt die Bewertung
einzelner Geschäfte mithilfe des Opportunitätsprinzips durch
2
. Die MZM erlaubt eine
Produktkalkulation, bei der der Nominalzins an die Zinssätze des Geld- und Kapital-
marktes (GKM) angelehnt ist und die Konditionen im Kundengeschäft als Ergebnis des
Aushandelns gestaltet werden. Im Gegensatz zur traditionellen Pool-Methode, bei der
man einer Aktiv-Position die gesamte Passiva zuordnet oder zur Schichtenbilanz-
Methode mit expliziter Zuordnung der Aktiv- und Passivpositionen bietet sich im Rah-
1
Vgl. Rolfes, Bernd: Gesamtbanksteuerung, Stuttgart: Schäffer -Poeschel, 1999, S.9.
2
Vgl. Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement, 7 Aufl., Band 1, Wiesbaden 2001,
S.70.

8
men der Marktzinsmethode die Möglichkeit an, auf die Einordnung der Bilanzpositionen
zu verzichten. Die Berechnung wird opportunistisch durch die Messung der Aktivge-
schäfte am fristenkongruenten Refinanzierungsgeschäft (Briefkurs) und der Passivge-
schäfte am fristenkongruenten Anlagegeschäft (Geldkurs) ausgeführt
3
. Infolgedessen
wird eine objektive, marktbezogene und vollständige Bewertung einzelner Geschäfte
gewährleistet, die von den institutsbezogenen Durchschnittszinssätzen unabhängig
bleibt.
Die Information über die Ergebnisse im Kundengeschäft liefern die Margen bzw. die
Konditionsbeiträge. Sie stellen einen wichtigen Bestandteil der MZM dar und sind die
Differenz a) im Kreditgeschäft: zwischen dem effektiven Ertragszins (Sollzins) und dem
kalkulatorischen Kostenzins (Habenzins); b) im Anlagegeschäft: zwischen einem kalku-
latorischen Ertragszins (Sollzins) und einem effektiven Kostenzins (Habenzins)
4
.
Man unterscheidet zwischen:
- Bruttozinsspanne bzw. Zinsüberschuss (ZÜ);
- Strukturmarge bzw. Strukturbeitrag;
- Konditionsmarge bzw. Konditionsbeitrag.
Der Zinsüberschuss ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Zinsertrag und dem
Zinsaufwand und gehört zu einem der wichtigsten Beurteilungskriterien im Bankge-
schäft. Mittels Dividieren des Zinsüberschusses durch die durchschnittliche Bilanzsum-
me (DBS) kann die Bruttozinsspanne berechnet werden.
Bei der Ermittlung der Strukturmarge betrachtet man die Fristentransformation, welche
eine Bank am Geld- und Kapitalmarkt durch den Refinanzierungsmechanismus ausüben
kann, sofern die Festzinsbindung zwischen Aktiva und Passiva abweichend ist. Voraus-
gesetzt, dass eine normale (steigende) Zinsstruktur mit höheren langfristigen Zinssätzen
zu erwarten ist, wird für die Bank profitabel, das Geld kurzfristig aufzunehmen und
langfristig auszuleihen. Umgekehrt verhält es sich bei einer inversen (fallenden) Zins-
struktur: die Bank macht dann Gewinne, wenn sie Geld langfristig aufnimmt und kurz-
fristig ausleiht.
3
Vgl. Handbuch S-DWH: Zahlungsstromorientierte Kalkulation, PARSYS, Finanz Informatik GmbH &
Co. KG, Ausgabe 20, vom 11/2008.
4
Vgl. Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement..., S.44.

9
Die Konditionsmarge stellt die Differenz zwischen dem Kundensollzins und dem fris-
tenkongruenten GKM-Zins im Falle eines Aktivgeschäftes und zwischen dem GKM-
Zins und dem Kundenhabenzins bei einem Passivgeschäft. Der Konditionsbeitrag um-
fasst die mit dem Durchschnittsvolumen multiplizierten Konditionsmargen auf den Pas-
siv- und Aktivseiten (siehe Beispiel der Margenkalkulation).
Abbildung 1. Beispiel der Margenkalkulation
5
Damit die Margenkalkulation in der Praxis als wichtiges Steuerungsinstrument zum
Ausdruck kommt, muss das Kalkulationskonzept strukturell in das Steuerungssystem
einer Bank eingebunden werden. Dies stößt auf eine Reihe von Anwendungsschwierig-
keiten. Als Weiterentwicklung der MZM auf Basis des Margenkalküls wurde das Bar-
wertkonzept vorgeschlagen.
1.2. Ermittlung des periodenbezogenen Cashflow und Fristentransformation als
Kernelemente des Treasury - Konzeptes
Während das Margenkalkül als zeitpunktbezogene Konzeption zu betrachten ist, ergibt
die Barwertbetrachtung eine Anzahl von periodischen Ergebnisgrößen, die auf ein ge-
genwärtiges Betrachtungsmoment ausgewiesen sind. Somit besteht ein wesentlicher
Unterschied im zeitlichen Anfall des Überschusses. Im Rahmen der Barwertberechnung
schreibt man die diskontierten Zinsergebnisse, die Betriebs- und Risikokosten zu jedem
Abschlusszeitpunkt in der Kundenkalkulation gut. Die Cashflow ­ Methode ist für die
5
Vgl. Paul, Stephan; Horsch, Andreas; Stein, Stefan: Wertorientierte Banksteuerung I: Renditenmana-
gement, Frankfurt School Verlag GmbH, 2005, S.92-94.

10
Beurteilung sowohl der Kundengeschäfte als auch der Transaktionen auf dem Interban-
kenmarkt gut geeignet. Die Schwierigkeiten bei der Anwendung dieses Modells beste-
hen nur im Fall der variabel verzinsten Produkte (z.B. Sichteinlagen, Kontokorrentkre-
dite) und deren Ablauffiktionen. Für diese sind keine festen Laufzeiten vorhanden. Bei
der Berücksichtigung dieser Produkte können die Beträge, welche die über Ablauffikti-
on erwarteten Fälligkeiten übersteigen, entweder als ,,Neugeschäftsbarwert" gutge-
schrieben werden oder als Misch-Ergebnisrechnung mit ihrem periodischen Konditions-
beitrag einfließen
6
.
Laut Schierenbeck (2001) lassen sich 2 Systematiken bei der Ermittlung des Konditi-
onsbeitrag-Bartwertes unterteilen (siehe Abbildung 2):
- 1) die erste präsentiert eine Methode, nach der die Kundengeschäfte durch die zah-
lungsstrukturkongruenten Gegengeschäfte bei der Cashflow-Berechnung ausgeglichen
werden. Angenommen, dass eine flache Zinsstruktur zur Verfügung steht, wird der
Margenbarwert nach der folgenden Formel ermittelt
7
:
n
r
ZSM
r
ZSM
r
ZSM
NB
CF
)
1
(
...
)
1
(
1
3
2
2
1
+
+
+
+
+
+
+
-
=
wobei
: CF ­ Margenbarwert;
NB ­ Nominalbetrag aus dem Kundengeschäft;
ZSM ­ Zahlungsströme in jeder Periode von 1 bis n;
r ­ Refinanzierungszins
Der Vorteil dieser Systematik besteht darin, dass die Risiken der Zinsänderung ausge-
schlossen und die Zahlungen in jeder Periode durch die Refinanzierungsströme kom-
pensiert werden.
- 2) die zweite Konzeption gründet sich auf der Verwendung der Abzinsungsfaktoren,
die aus den sog. Forward Rates abzuleiten sind. Die Forward Rates stellen die Rendite
für die potenziellen Geschäfte dar und orientieren sich an der aktuellen Zinsstruktur.
Anhand der Verrentung ist es möglich, den Konditionsbeitrag-Barwert in den Konditi-
onsbeitrag umzuwandeln. Auf solche Weise ergibt sich die Konditionsmarge, die der
wichtigste Informationslieferant im Kundengeschäft ist.
Mithilfe des Barwertkonzeptes lässt sich ein Treasury - Ergebnis bestimmen. Es ist ei-
ner Zentraldisposition zuzurechnen und umfasst sowohl den Ertrag aus der periodischen
Fristentransformation
als auch der durch das Barwertkalkül zu ermittelnde Fristen-
transformationsbeitrags-Barwert
und die Veränderung des Konditionsbeitrags-
6
Vgl. Rolfes, B.: Gesamtbanksteuerung..., S.18ff.
7
Vgl. Wimmer, Konrad: Wertorientierte Vertriebssteuerung, Sonderausgabe für Sparkassen -
Finanzgruppe, 2004, S.79.

11
Barwertes
8
.
Für eine barwertige Analyse der Fristentransformationsbeiträge müssen die
vollständigen Zahlungsströme bei der Refinanzierung am Geld- und Kapitalmarkt unter
der aus dem Barwertkonzept abgeleiteten Bedingung, dass der Fristentransformations-
beitrags-Barwert im Zeitpunkt t
0
gleich 0 ist, verfügbar sein. In den folgenden Zeitpunk-
ten ergibt sich der Barwert als Abzinsung der Kurswerte der ausstehenden Zahlungs-
ströme des GKM-Geschäfts mit den Zerobond-Abzinsfaktoren. Dabei ist die Bewegung
der Zinsstrukturkurve zu berücksichtigen. Das Treasury als Zentraldisposition führt die
Fristentransformation auf Basis der Spekulationen auf steigende, konstante oder sinken-
de Zinsen durch
9
. Die Effekte, welche erst mit den Veränderungen der Zinsstrukturkur-
ve auftreten, werden bei der Gesamtrechnung in Betracht gezogen.
Abbildung 2. Darstellung des Barwertkonzeptes
10
Überführbarkeit auf einem
vollkommenen Kapitalmarkt
Da das Treasury­Konzept sich auf den Annahmen der Barwertmethode gründet, lässt
sich seine Wirtschaftlichkeit nur im Zusammenhang mit der grenznutzenorientierten
Bewertung des Barwertkalküls beurteilen. Dementsprechend muss der Barwert-Ansatz
als Erweiterung der MZM mit dem Grundmodell über sämtliche Komponenten harmo-
nisiert werden. Dies setzt weitere Verbesserungen der Erfolgs- und Ergebnisrechnung
voraus und bildet eine Plattform für zukünftige Forschungen. Eine mögliche Erweite-
rung des Modells könnte durch das Konzept der Liquiditätsprämien in der Zinsstruktur
erfolgen, die analog der Risikoprämien im Kreditgeschäft zu erwirtschaften sind.
1.3. Problematik der Risikosteuerung und Duplizierbarkeit von Bankgeschäften
Als wichtiges Element der Ergebnisrechnung im Rahmen der MZM nahm die Risiko-
steuerung in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung zu. Die schwankenden Zins-
8
Vgl. Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement..., S.216.
9
Vgl. Faust, Martin: Bestimmung der Eigenkapitalkosten im Rahmen der wertorientierten Unterneh-
menssteuerung von Kreditinstituten, Tectum Verlag, 2002, S.234-235.
10
Vgl. Stephan, P.; Horsch, A.; Stein, S.: Wertorientierte Banksteuerung..., S.120.
Barwertkonzept als investitionstheoretische Erweiterung des
Grundmodels der MZM
KW-Ermittlung mit perio-
denspezifischen Abzinsfak-
toren
Duplikation von Zah-
lungsströmen durch
Gegengeschäfte am
GKM

12
sätze zwingen die Banken zum Ausbau der Organisationseinheiten, die für die Vermei-
dung bzw. Verringerung des Zinsänderungsrisikos und dessen Einfluss auf den Zins-
überschuss verantwortlich sind. Auf Grund bestehender Interdependenzen zwischen den
Ertrags- und Risikodimensionen verschärfen sich die Unsicherheiten bei der Planung
und Prognose zukünftiger Bankerfolge.
Die Risikosteuerung bedarf einer eindeutigen Risikodefinition. Nach Perridon/Steiner
(,,Finanzwirtschaft der Unternehmung", 2007) wird Risiko als ,,Gefahr, dass der tat-
sächliche Wert eines Ergebnisses aufgrund von nicht vorgesehenen Veränderungen der
relevanten Einflussfaktoren in negativer Weise vom erwarteten Wert abweicht
" defi-
niert. Zu diesen Faktoren zählen die Marktzinssätze, deren Volatilitäten sowie die Stei-
gung der Zinsstrukturkurve, welche wesentlich auf die Finanzlage einer Bank wirken
können. In diesem Zusammenhang betrachtet man das Zinsänderungsrisiko entweder in
Verbindung mit der Auswirkung der Zinsschwankungen auf den Substanzwert oder auf
die zukünftigen Zahlungsströme
11
. Damit die Cashflow-Struktur über einen langen Zeit-
raum konstant bleibt, greifen die Banken zu passiven Treasury-Strategien. Diese richten
sich nicht auf kurzfristige Zinsprognosen aus und lassen die Erwirtschaftung einer lang-
fristig höheren Rendite erwarten.
In seinem Aufsatz zum BIZ-Quartalsbericht (Dezember 2002) gliedert William B. Eng-
lisch das Zinsänderungsrisiko in drei Formen auf:
-
Neubewertungsrisiko entsteht dann, wenn die Durchschnittsrendite der
Aktiva (Passiva) sich schneller an die Veränderungen der Marktzinssätze
anpasst als diese der Passiva (Aktiva). Das kann vor allem durch die Inkong-
ruenzen bei den Eigenschaften (wie z.B. Laufzeitunterschiede) von Aktiv- und
Passivpositionen bedingt sein.
-
Basisrisiko entsteht bei einer Zugrundelegung unterschiedlicher Basiszinssätze
bei der Bewertung variabler aktivischer oder passivischer Bankprodukte.
-
Zinsstrukturkurvenrisiko wird durch den unterschiedlich starken Einfluss der
Volatilitäten der Zinsstrukturkurve auf Bankgeschäfte generiert.
In der Praxis trifft man am häufigsten eine Mischung dieser drei Risikoarten, deren
Steuerung das Vorhandensein notwendiger Informationen wie die Wahrscheinlichkeit
der vorzeitigen Kredittilgung oder des Zurückziehens der Einlagen infolge der Konditi-
11
Vgl. English, William. B.: Zinsänderungsrisiko und Nettozinsmargen der Banken, In: BIZ-
Quartalsbericht, vom Dezember 2002, S.76ff.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783836646079
DOI
10.3239/9783836646079
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2010 (Mai)
Note
2,0
Schlagworte
produkte durchschnitt ho-lee model vasicek zinselastizität
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Titel: Empirischer Vergleich verschiedener Kalkulationsmethoden variabel verzinster Produkte und ihre Auswirkung auf die Banksteuerung
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