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Mobile Tagging

Potenziale für das Mobile Business

©2009 Diplomarbeit 107 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Statistisch gesehen besitzt jeder Deutsche bereits heute mehr als ein Handy, Tendenz steigend. Dank wachsender Übertragungsraten und neuer Technologien, wie dem Universal Mobile Telecommunication System (UMTS) und dem High Speed Downlink Packet Access (HSDPA), wird die Nutzung mobiler Datendienste über mobile Endgeräte immer komfortabler, schneller und kostengünstiger. Die Vision, immer und überall online zu sein, ist für viele Nutzer deshalb schon heute Realität.
Unter dem Begriff Mobile Business (M-Business) entstehen neue Wertschöpfungsprozesse, die bestehende Strukturen des Electronic Business (E-Business) komplementieren oder auch substituieren. Mobile Tagging dient dabei als innovative Zugangstechnologie, die eine schnelle und einfache Konnektivität zu mobilen Diensten durch das Scannen eines Barcodes mit der Kamera eines mobilen Endgerätes ermöglicht. Der Ursprung der Technologie liegt in der Logistik, in der Barcode-Scanning bereits seit den 80er Jahren für die automatische Identifikation, speziell in der Warenwirtschaft, eingesetzt wird. Das Mobile Tagging kann somit im weitesten Sinne als Folgeinnovation der bereits bekannten Barcodetechnologie für den mobilen Einsatz verstanden werden. Kernaufgabe ist die Verknüpfung von realen Gegenständen mit digitalen Informationen, weshalb in diesem Zusammenhang die Begriffe Physical World Connection und Internet der Dinge häufig Anwendung finden. Neben einer Einordnung dieser Begrifflichkeiten sollen vor allem die technischen Aspekte des Mobile Tagging, wie Barcode-Symbologien, deren Syntax und Datenformate, sowie Standardisierungsaspekte internationaler Institutionen beleuchtet werden.
Da die Potenziale der Technologie für die Informations-, Kommunikations- und Transaktionsmöglichkeiten des M-Business bislang weitestgehend unerforscht sind, stellt eine Analyse der Einsatzgebiete und Potenziale den Kern dieser Arbeit dar. Als Anschauungsobjekt dient der Vorreitermarkt Japan, auf dem Mobile Tagging bereits seit 2003 erfolgreich eingesetzt wird. Da die asiatischen und europäischen Märkte aufgrund differierender Marktstrukturen jedoch nicht direkt miteinander vergleichbar sind, werden auch hiesige Marktbarrieren und Hindernisse untersucht. Ziel der Arbeit ist somit eine ganzheitliche Darstellung der jungen Technologie sowie eine Beantwortung der folgenden Frage: Warum konnte sich Mobile Tagging in Deutschland bislang nicht durchsetzen und welche Schritte sind notwendig, um […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Marvin Hegen
Mobile Tagging
Potenziale für das Mobile Business
ISBN: 978-3-8366-4293-4
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland,
Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

III
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... III
1
Evolution des Mobilfunkmarktes ... 1
2
Mobile Business ... 3
2.1
Abgrenzung zum Electronic Business ... 3
2.2
Die Entwicklung des Mobile Web ... 5
2.3
Charakterisierung mobiler Anwendungen ... 8
2.3.1 Mobilität und Erreichbarkeit ... 8
2.3.2 Sekundenschnelle Verfügbarkeit ... 9
2.3.3 Lokalisierung ... 9
2.3.4 Identifikation ... 10
2.4
Einschränkungen mobiler Anwendungen ... 11
2.4.1 Bildschirm ... 11
2.4.2 Tastatur... 11
2.4.3 Bedienbarkeit und Navigation ... 12
2.4.4 Fragmentierung der Geräteplattformen ... 12
2.5
Nutzeneffekte des Mobile Business ... 13
2.6
Akteure des Mobile Business ... 15
2.7
Geschäftsfelder im Mobile Business ... 16
2.8
Erfolgsfaktoren und Akzeptanzprobleme im Mobile Business ... 18
3
Mobile Tagging ... 21
3.1
Begriffsdefinition und Historie ... 21
3.2
Mobile-Tagging-Prozess ... 23
3.3
Direct Linking versus Indirect Linking ... 24
3.4
Barcodes ... 25
3.4.1 Anforderung an Codes ... 25
3.4.1.1
Datenkapazität ... 26
3.4.1.2
Datendichte ... 27
3.4.1.3
Fehlererkennung und -korrektur ... 27
3.4.1.4
Robustheit ... 28
3.4.1.5
Look and feel ... 29
3.4.2 Standardcodes... 29
3.4.2.1
Strichcode ... 29
3.4.2.2
Aztec Code... 30
3.4.2.3
Data Matrix ... 31
3.4.2.4
QR-Code ... 32

Inhaltsverzeichnis
IV
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
3.4.3 Proprietäre Codes ... 33
3.4.3.1
Beetagg ... 33
3.4.3.2
Shotcode ... 34
3.4.3.3
EZcode ... 35
3.4.3.4
Microsoft tag ... 35
3.4.4 Gegenüberstellung der Code-Typologien ... 36
3.5
Datenformate ... 37
3.6
Syntax ... 39
3.6.1 Near Field Data Exchange Format ... 39
3.6.2 NTT DoCoMo Syntax ... 40
3.6.3 Flashcode Reader International Syntax ... 41
3.6.4 Content Recognition ... 42
3.7
Readersoftware ... 42
3.8
Sicherheit von Codes ... 44
3.9
Vergleich mit konkurrierenden Technologien ... 45
3.9.1 Bluetooth ... 45
3.9.2 Radiofrequenzidentifikation ... 46
3.9.3 Objekterkennung... 47
3.9.4 Premium-SMS und WAP-Push ... 48
3.9.5 Gegenüberstellung der Technologien ... 49
4
Einsatzgebiete und Potenziale ... 51
4.1
Differenzierung unterschiedlicher User-Szenarien ... 52
4.1.1 Public Tagging ... 52
4.1.2 Private Tagging ... 53
4.1.3 Commercial Tagging ... 53
4.2
Einsatzgebiete und Anwendungsfälle ... 54
4.2.1 Mobile Publishing ... 55
4.2.2 Mobile Marketing ... 57
4.2.3 Location Based Services ... 59
4.2.4 Extended Packaging ... 61
4.2.5 Mobile Shopping und Mobile Ticketing ... 63
4.2.6 Mobile Price Comparison ... 65
4.2.7 Mobile Authentication ... 66
4.3
Erfolgsfaktoren ... 68
4.4
Problemstellungen ... 70
4.5
Standardisierung und Interoperabilität ... 71
4.5.1 Akteure des Ökosystems ... 72
4.5.2 Erstellungsprozess ... 73

Inhaltsverzeichnis
V
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
4.5.3 Ausleseprozess ... 74
4.5.4 Gegenwärtige Situation des Standardisierungsprozesses ... 75
5
Checkliste für erfolgreiche Mobile-Tagging-Kampagnen ... 77
5.1
Auswahl der Code-Variante... 77
5.2
Auswahl der Readersoftware ... 78
5.3
Anpassung der Inhalte ... 78
5.4
Kampagnen-Management ... 79
5.5
Veröffentlichung der Codes ... 81
6
Management Summary ... 83
Anhang ... 85
Quellenverzeichnis ... 87
Abkürzungsverzeichnis ... 99

1
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
1 Evolution des Mobilfunkmarktes
Statistisch gesehen besitzt jeder Deutsche bereits heute mehr als ein Handy, Tendenz
steigend. Dank wachsender Übertragungsraten und neuer Technologien, wie dem
Universal Mobile Telecommunication System (UMTS) und dem High Speed
Downlink Packet Access (HSDPA), wird die Nutzung mobiler Datendienste über
mobile Endgeräte immer komfortabler, schneller und kostengünstiger. Die Vision,
immer und überall online zu sein, ist für viele Nutzer deshalb schon heute Realität.
Unter dem Begriff Mobile Business (M-Business) entstehen neue Wertschöpfungs-
prozesse, die bestehende Strukturen des Electronic Business (E-Business) komple-
mentieren oder auch substituieren [WAMS09, S. 405]. Mobile Tagging dient dabei
als innovative Zugangstechnologie, die eine schnelle und einfache Konnektivität zu
mobilen Diensten durch das Scannen eines Barcodes mit der Kamera eines mobilen
Endgerätes ermöglicht. Der Ursprung der Technologie liegt in der Logistik, in der
Barcode-Scanning bereits seit den 80er Jahren für die automatische Identifikation,
speziell in der Warenwirtschaft, eingesetzt wird [DATA04, S. 6]. Das Mobile Tag-
ging kann somit im weitesten Sinne als Folgeinnovation der bereits bekannten Bar-
codetechnologie für den mobilen Einsatz verstanden werden. Kernaufgabe ist die
Verknüpfung von realen Gegenständen mit digitalen Informationen, weshalb
in diesem Zusammenhang die Begriffe Physical World Connection und Internet der
Dinge häufig Anwendung finden. Neben einer Einordnung dieser Begrifflichkeiten
sollen vor allem die technischen Aspekte des Mobile Tagging, wie Barcode-
Symbologien, deren Syntax und Datenformate, sowie Standardisierungsaspekte in-
ternationaler Institutionen beleuchtet werden. Da die Potenziale der Technologie für
die Informations-, Kommunikations- und Transaktionsmöglichkeiten des M-Business
bislang weitestgehend unerforscht sind, stellt eine Analyse der Einsatzgebiete und
Potenziale den Kern dieser Arbeit dar. Als Anschauungsobjekt dient der Vorreiter-
markt Japan, auf dem Mobile Tagging bereits seit 2003 erfolgreich eingesetzt wird.
Da die asiatischen und europäischen Märkte aufgrund differierender Marktstrukturen
jedoch nicht direkt miteinander vergleichbar sind, werden auch hiesige Marktbarrie-
ren und Hindernisse untersucht. Ziel der Arbeit ist somit eine ganzheitliche Darstel-
lung der jungen Technologie sowie eine Beantwortung der folgenden Frage: Warum
konnte sich Mobile Tagging in Deutschland bislang nicht durchsetzen und welche
Schritte sind notwendig, um der Technologie zu einer flächendeckenden Verbreitung

Evolution des Mobilfunkmarktes
2
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
zu verhelfen? Ein Vergleich mit konkurrierenden Technologien, wie Bluetooth, Ra-
diofrequenzidentifikation (RFID) und Optical Charakter Recognition (OCR), zeigt
die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Formen multimedialer Mobilkommu-
nikation und deren Einfluss auf unsere moderne Informations- und Kommunikati-
onsgesellschaft. Am Ende der Arbeit werden anhand einer Mobile-Tagging-
Checkliste konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen gegeben, die den
Einsatz der Technologie in Erwägung ziehen.

3
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
2 Mobile Business
Während der Markt für mobile Kommunikation langsam an seine Wachstumsgren-
zen stößt, weist die Nutzung mobiler Datendienste enormes Potenzial für die kom-
menden Jahre auf [BAUE08, S. 4]. Forrester Research prognostiziert, dass sich die
europäischen Nutzerzahlen des mobilen Internets von 40 Millionen Nutzern im Jahr
2008 auf 125 Millionen Nutzer im Jahr 2013 mehr als verdreifachen werden
[FORR08, S. 1]. Das Handy hat sich dadurch vom reinen Kommunikationsgerät zum
Alleskönner entwickelt. Funktionen verwandter Geräte, wie MP3-Player, Kamera
und Personal Digital Assistant (PDA), wurden adaptiert und sorgen für Konkurrenz
mit diesen Sparten. Aber auch Applikationen, die bislang nur vom heimischen PC
bekannt waren, finden vermehrt Anwendung im mobilen Sektor und bilden somit die
Grundlage für das M-Business. Vor allem der überragende Kundennutzen, immer
und überall erreichbar zu sein, erklärt, wie das Mobiltelefon in kürzester Zeit zum
reichweitenstärksten Medium avancieren konnte [GIOR05, S. Vff]. Als der 3rd
Screen neben PC und Fernsehgerät hat das Mobiltelefon einen zunehmenden Ein-
fluss auf die moderne Informations- und Kommunikationsgesellschaft erlangt
[WAMS09, S. 405]. Bei der Entwicklung neuer Anwendungen wird dabei allerdings
häufig vergessen, dass sich Mobiltelefone erheblich von stationären Computern un-
terscheiden. Zum einen unterliegen die Geräte Einschränkungen bezüglich der Dar-
stellung und Bedienung, zum anderen sind die Bedürfnisse und Einsatzszenarien der
Anwender gänzlich unterschiedlich. Deshalb verlangt das M-Business nicht nur nach
neuen Technologien, sondern vor allem auch nach neuen Inhalten und Prozessen.
Mobile Tagging stellt hierbei sowohl die Technologie als auch die Möglichkeit zur
Nutzung neuartiger Prozesse zur Verfügung, um das Handy in die Wertket-
te einfacher, schneller und fehlerresistenter zu integrieren.
2.1 Abgrenzung zum Electronic Business
Nach der Definition von Wirtz versteht man unter dem Begriff M-Business ,,die An-
bahnung, Unterstützung und Aufrechterhaltung von Leistungsaustauschprozessen mit
Hilfe elektronischer Netze und mobiler Zugangsgeräte" [STOR05, S. 7]. Diese Defi-
nition lässt schon darauf schließen, dass M-Business als eine spezielle Ausprägung
des E-Business zu verstehen ist. Während das E-Business zum Austausch von Infor-
mationen auf alle elektronischen Kommunikationstechniken zurückgreift, unter-

Mobile Business
4
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
scheidet sich das M-Business durch die Beschränkung auf drahtlose Kommunikation
und die Verwendung mobiler Endgeräte. Unter dem Begriff der drahtlosen Kommu-
nikation fallen neben dem primär genutzten Mobilfunk ebenso die Technologien
Wireless LAN, Bluetooth und Infrarot. Ein weiteres Differenzierungsmerkmal zwi-
schen M- und E-Business ergibt sich aus dem Einsatz mobiler Endgeräte, zu deren
Spektrum alle Geräte gezählt werden, die für den mobilen Einsatz konzipiert wurden.
Dies gilt vor allem für die Kriterien der Größe, des Gewichts und der ortsunabhän-
gigen Verfügbarkeit. Darunter fallen neben Mobiltelefonen vor allem Smartphones,
PDAs und andere Handhelds. Laptops werden aufgrund ihrer Größe und ihres Ge-
wichtes in der Regel nicht zu den mobilen Endgeräten gezählt. Durch die aktuelle
Entwicklung der Subnotebooks könnte sich dies in Zukunft jedoch än-
dern [TURO04, S. 2]. Ein wesentlicher Aspekt, der derzeit noch gegen eine Einord-
nung von Notebooks in die Gattung der mobilen Endgeräte spricht, ist, dass
Notebooks dem Kriterium der ständigen ortsunabhängigen Verfügbarkeit nicht ge-
recht werden. Sie sind zwar transportabel, während des Transports in der Regel aber
nicht sekundenschnell nutzbar.
Neben den Begrifflichkeiten des E- und M-Business werden häufig auch analog
Electronic Commerce und Mobile Commerce verwendet. Während der Begriff
Commerce früher hauptsächlich in Kombination mit Warenverkehr sowie dem
marktmäßigen Austausch unter Transaktionspartnern verwendet wurde und somit
häufig einer Abgrenzung von ,,Business to Business" (B2B) und ,,Business to Con-
sumer" (B2C) diente, werden die Begriffe heute meist synonym verwendet
[THOM06, S. 76]. In dieser Arbeit werden im weiteren Verlauf die Begriffe
E-Business und M-Business als Überbegriffe verwendet. M-Business darf dabei je-
doch weder auf den digitalen Verkauf von Waren und Dienstleistungen, noch auf den
elektronischen Austausch von Daten und Informationen zwischen den Beteiligten
reduziert werden. Kernaufgabe ist nicht die digitale Informationsübermittlung, diese
ist allenfalls die Grundvoraussetzung, sondern die Verknüpfung der Medien und die
daraus entstehende Konvergenz von Aufgaben und Prozessen [THOM06, S. 78].
Ähnlich dem E-Business lassen sich auch mobile Anwendungen durch ihre Transak-
tionspartner unterscheiden. Eine Unterteilung der Geschäftsfelder erfolgt in Kapi-
tel 2.7.

Mobile Business
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
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2.2 Die Entwicklung des Mobile Web
Das Mobile Web geht auf zwei Megatrends der letzten 20 Jahre zurück, die das
Kommunikations- und Informationsverhalten der Menschen wesentlich geprägt ha-
ben. Einerseits auf das Internet, welches als umfassende Informationsquelle diente,
und andererseits auf das Mobiltelefon, welches eine zuvor vollkommen unbekannte
Mobilität, Erreichbarkeit und Kommunikation ermöglichte. Beide Technologien wei-
sen bahnbrechende Erfolge in ihrer Adaption bei den Kunden auf, weshalb das mobi-
le Internet von Experten seit geraumer Zeit als der nächste große Megatrend prog-
nostiziert wird [ALBY08, S. 21ff]. Eine Studie der European Competitive Telecom-
munications Association (ECTA) zur Breitbandinternetverbreitung in Europa vom
März 2009 hat ergeben, dass die Breitbanddurchdringung in Deutschland im Sep-
tember 2008 bereits auf 27,5% gestiegen ist. Auf 100 Bürger kommen somit 27,5
Breitbandanschlüsse. Auch wenn Deutschland damit nicht an der europäischen Spit-
ze liegt, ist dies eine beachtliche Abdeckung [EURO09, S. 4f].
Abb. 1: Teilnehmerentwicklung und Penetration in deutschen Mobilfunknetzen [Daten entnommen
aus BUND09]
Auch die Verbreitung von Mobiltelefonen hat eine ähnliche Entwicklung durchlau-
fen. In Deutschland hat die Penetrationsrate im Mobilfunk bereits Ende 2006 die
Einhundertprozentmarke überschritten. Das bedeutet: Statistisch betrachtet besitzt
jeder Bundesbürger mindestens ein Handy. Abbildung 1 zeigt, dass im 4. Quartal
2008 die Zahl der Mobilfunkteilnehmer sogar bei über 107 Millionen und somit bei
über 130% lag [BUND09, S. 1]. Eine flächendeckende Verbreitung der Technolo-
gien ist somit gegeben.
130%
%

Mobile Business
6
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
Für eine Konvergenz sind neben der Durchdringung von Internetzugängen aber vor
allem auch die Nutzungshäufigkeit und das Nutzerverhalten von entscheidender Be-
deutung. Die ARD/ZDF-Online-Studie 2008 hat ergeben, dass 62% aller Webnutzer
das Internet als ,,täglichen Begleiter für alle möglichen Fragen und Themen" sehen
[EIME08, S. 5]. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Inter-
netnutzung von zwei Stunden täglich wider. Insgesamt waren 2008 bereits 59,6% der
Frauen und 72,4% der Männer in Deutschland online [EIME08, S. 7]. Auf die Funk-
tionen, die man vom heimischen PC kennt, wollen viele Nutzer nun auch im mobilen
Leben nicht verzichten. Dazu gehören unter anderem die Informationsbeschaffung
mit Hilfe von Suchmaschinen, das Senden und Empfangen von E-Mails, Online
Banking und Instant Messaging. Der nächste logische Schritt ist somit eine Konver-
genz von Internet und Mobiltelefon zum Mobile Web. Diese Prognose wird aller-
dings schon seit vielen Jahren abgegeben, ohne dass sich das mobile Internet, und
somit auch das M-Business, in der Vergangenheit flächendeckend durchsetzen konn-
ten. Bei Betrachtung der Vergangenheit des Mobile Webs lassen sich schnell Gründe
dafür finden, warum eine flächendeckende Verbreitung bislang ausgeblieben ist.
Das Mobile Web existiert bereits seit 1997. Die Entwickler Ericsson, Nokia, Motoro-
la und Openwave entwickelten das Wireless Applikation Protocol (WAP) mit dem
Ziel, das Internet auf das Handy zu bringen. Die ersten Angebote waren allerdings
sehr technikorientiert und unverhältnismäßig teuer [KÜLL06 S. 34]. Des Weiteren
führte die Einführung der Wireless Markup Language (WML), einer auf XML basie-
renden stark vereinfachten HTML-Fassung, dazu, dass bei den Nutzern die Empfin-
dung auftrat, das mobile Internet sei ein gänzlich anderes. Dieser Effekt wurde durch
die meist von den Providern vorgeschalteten Portalseiten, die nur beschränkten Zu-
griff auf das Internet ermöglichten, verstärkt. Dadurch kam es zu einer unterschiedli-
chen Wahrnehmung der Internetnutzung und nicht selten zu Frustrationen bei den
WAP-Nutzern, hervorgerufen durch langsame Datenverbindungen und überteuerte
Tarife [ALBY08, S. 21ff].
Auch der General Packet Radio Service (GPRS) konnte nicht den erwarteten Erfolg
herbeiführen. Zwar war es durch eine paketorientierte Übertragung möglich, jeder-
zeit online zu sein und E-Mails abzurufen ohne den Sprachkanal zu blockieren, aber
die Geschwindigkeit von GPRS konnte die Nutzer, die damals schon an DSL ge-
wohnt waren, nicht zufriedenstellen.

Mobile Business
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
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Erst mit der Einführung von UMTS und theoretischen Übertragungsraten von bis zu
7,2 Mbit/s wurde eine Vielzahl von Internetanwendungen für das Mobiltelefon inte-
ressant. Die Versteigerung der UMTS-Lizenzen für 50 Milliarden Euro in Deutsch-
land führte im Jahr 2000 allerdings dazu, dass auch die Verbreitung dieser Technolo-
gie verlangsamt wurde. Neben den Lizenzkosten fielen für die Netzbetreiber zudem
enorme Investitionen für die Bereitstellung der Hardware und den Aufbau der Netze
an. Dies hat nicht nur den zögerlichen Netzausbau, sondern auch die anfangs teuren
Datentarife hervorgerufen. Diese Gegebenheiten haben dazu beigetragen, dass das
mobile Internet von den Nutzern in der Vergangenheit eher verhalten angenommen
wurde [ALBY08, S. 21ff].
In den letzten zwei Jahren sind allerdings hohe Wachstumsraten zu verzeichnen. Ab-
bildung 2 zeigt eine Studie der BITKOM, die ergeben hat, dass 2008 bereits 15,9
Millionen UMTS-Anschlüsse bereitgestellt wurden. Bis Ende 2009 sollen sogar 22,7
Millionen Deutsche mit einem mobilen High-Speed-Anschluss versorgt sein
[BITK09].
Abb. 2: UMTS-Anschlüsse in Deutschland [eigene Darstellung in Anlehnung an BITK09]
Aber der alleinige Verkauf von UMTS-fähigen Telefonen ist noch kein Erfolgsgarant
für den Durchbruch des mobilen Internets, schließlich muss dieses auch genutzt wer-
den. Dazu müssen weitere Faktoren, wie die technischen Voraussetzungen der Mo-
biltelefone in Bezug auf Display, Tastatur und Handling sowie das Angebot von mo-
bil angepassten Internetseiten und Applikationen gegeben sein.

Mobile Business
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Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
2.3 Charakterisierung mobiler Anwendungen
,,Das Handy ersetzt nicht den Heim-PC.
Es ersetzt Kaugummi und Zigaretten."
Mizoku Ito [KÜLL06, S. 169]
Wie das Zitat von Mizoku Ito verdeutlicht, ersetzt die mobile Internetnutzung nicht
die Internetnutzung am PC. Vielmehr werden die Nutzer im mobilen Web ,,in ein
ganzheitliches intelligentes System eingebunden, indem Offline-, Online- und die
mobile Welt miteinander vernetzt und dem Nutzer dadurch medienübergreifende
situationsspezifische Angebote ermöglicht werden" [BAUE08, S. 4]. Diese Aussage
wird von einer europaweiten Studie von TNS Infratest bestätigt, demnach 6% der
Nutzer seit Einführung des mobilen Internets weniger, 79% genauso viel und 15%
mehr Zeit im Internet verbringen [ONLI07, S. 27]. Zurückzuführen ist dies auf die
vollkommen unterschiedlichen Charakteristika und Einsatzgebiete von Handy und
PC, die zu neuen Anwendungsfeldern führen. Im Folgenden werden die elementaren
Unterschiede zwischen den Medien erläutert und die Eigenheiten von mobilen An-
wendungen hervorgehoben.
2.3.1 Mobilität und Erreichbarkeit
Die Ortsunabhängigkeit mobiler Endgeräte ist der wesentliche Vorteil des
M-Business. Unabhängig vom aktuellen Aufenthaltsort kann der Nutzer jederzeit
Echtzeit-Informationen abrufen und Transaktionen durchführen. Die Mobilität, die
ständige Erreichbarkeit und die Allgegenwärtigkeit der Informationsverarbeitung
werden auch häufig als Ubiquitous oder Pervasive Computing bezeichnet
[LEHN02, S. 19]. Durch den Vorteil der Mobilität kann der Nutzer direkt am Point
of Interest (POI) oder Point of Sale (POS) angesprochen werden und hat jederzeit
Zugriff auf Netzwerke, Produkte und Dienstleistungen [MASK09a, S. 9]. Allgemein
stiften Informationen im M-Business den höchsten Nutzen, wenn sie mit einem spe-
ziellen Objekt, beispielsweise mit einem Produkt oder Ort, verknüpft sind und den
Nutzer bei einem konkreten Problem unterstützen. Durch die Mobilität sind die abge-
rufenen Informationen meist sehr viel zeitkritischer als bei Abfragen vom PC. Die
wenigsten Anwender werden auf dem Mobiltelefon ausgiebige Recherchen durch-
führen. Vielmehr stehen Probleme, wie der Abruf von Fahrplanauskünften, Wegbe-
schreibungen oder situationsbedingte Informationen im Vordergrund. Der Fokus

Mobile Business
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
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liegt somit nicht auf der Ausführlichkeit der Informationen, sondern vielmehr auf
deren Aktualität und schnellen Zugänglichkeit. Die Mobilität ist folglich nicht nur
für den Empfang von E-Mails, sondern auch für zeitkritische Anwendungen, wie
Börsenapplikationen oder Lagerbestandsabfragen, von Bedeutung [STOR05, S. 7].
Der Begriff der Mobilität darf nicht mit dem Begriff der Transportfähigkeit verwech-
selt werden. Während ein Laptop dem Kriterium der Transportfähigkeit gerecht wird,
kann dieser während des Transports, zum Beispiel in der Straßenbahn, nicht oder nur
eingeschränkt genutzt werden und erfüllt somit nicht das Kriterium der Mobilität.
2.3.2 Sekundenschnelle Verfügbarkeit
Ein großer Vorteil von Mobiltelefonen ist ihre dauerhafte Verfügbarkeit. In der Re-
gel sind Handys nahezu immer aktiviert und in wenigen Sekunden mit dem Internet
verbunden. Diese Mobilität verändert nicht nur die Nutzungshäufigkeit des Internets,
sondern auch das Informations-, Kommunikations- und Transaktionsverhalten der
Nutzer [LEHN02, S. 7]. Im Vergleich zu Computern werden mobile Dienste deshalb
vermehrt in Nischenzeiten genutzt. Dies entspricht Zeiten von unter 5 Minuten, wie
etwa in der Straßenbahn, auf dem Weg zur Arbeit oder während Wartezeiten. Um
diesem geänderten Nutzerverhalten gerecht zu werden, müssen Inhalte und Anwen-
dung dementsprechend konzipiert werden. Des Weiteren erwartet der mobile Nutzer,
im Gegensatz zu stationären Internetnutzern, eine unmittelbare Wertschaffung oder
Belohnung. Ein Browsen, wie man es vom heimischen PC kennt, findet auf dem
Handy nur in den seltensten Fällen statt. Das Auffinden punktgenauer Informationen
in kürzester Zeit stellt auch Suchmaschinen vor neue Herausforderungen
[BREI09, S. 38].
2.3.3 Lokalisierung
Die Lokalisierung mobiler Endgeräte ermöglicht eine Vielzahl neuer Geschäftsmo-
delle, bei denen die aktuelle Position des Mobiltelefons genutzt wird. Um eine Loka-
lisierung und damit verbundene Dienste zu ermöglichen, ist eine Standortermittlung
des Mobiltelefons notwendig. Dieser als Ortung bezeichnete Prozess kann entweder
vom Nutzer selbst oder von einer externen Instanz initiiert werden. Als Positioning
bezeichnet man den Prozess, bei dem sich das Mobiltelefon, im Rahmen eines akti-
ven Vorgangs, selbst ortet. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei dem Tracking um
einen passiven Vorgang, bei dem das Mobiltelefon von einer Basisstation geortet

Mobile Business
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Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
wird. Eine Ortung kann mit Hilfe mehrerer Verfahren durchgeführt werden. Wäh-
rend frühere Ortungsverfahren eine manuelle Ortseingabe erforderten, erfolgt die
Positionierung heute meist automatisch. Man unterscheidet zwischen einer Satelli-
tenortung und einer Ortung innerhalb bestehender drahtloser Kommunikationsnetze.
Für die Satellitenortung wird bislang das Global Positioning System (GPS) einge-
setzt, das eine Ortung durch Messung der Signallaufzeit zu mehreren Satelliten vor-
nimmt. Diese als Triangulierung bezeichnete Standortermittlung ermöglicht Positi-
onsbestimmungen mit einer Genauigkeit von bis zu 25 Metern, wobei die Genauig-
keit durch spezielle Berechnungsverfahren noch erhöht werden kann. Nachteil der
Satellitenortung ist zum einen die Notwendigkeit einer speziellen Hardware im Mo-
biltelefon und zum anderen eine klare Sicht zu mindestens drei der Satelliten. Im
Gegensatz zu GPS funktioniert eine Ortung über drahtlose Kommunikationsnetze
auch in geschlossenen Räumen. Diese erfolgt über den Mobilfunk mit Hilfe einer
Zellidentifikation. Hierbei wird ermittelt, in welcher Mobilfunkzelle das aktuelle
Gerät angemeldet ist, wobei die Genauigkeit bei diesem Verfahren durch die Größe
der Zelle bestimmt wird. In Städten kann eine Präzision von mehreren hundert Me-
tern erreicht werden, während in ländlichen Regionen nur mehrere Kilometer mög-
lich sind. Durch die Messung von Signallaufzeiten zu anderen Zellen kann die Ge-
nauigkeit jedoch erhöht werden [TURO04, S. 74ff].
2.3.4 Identifikation
Im Gegensatz zu Computern sind Mobiltelefone durch vertragliche Rahmenbedin-
gungen eindeutig einem einzelnen Nutzer zuzuordnen. Durch die Registrierung eines
Subscriber Identity Module (SIM) in Form einer SIM-Karte können Mobiltelefone
nach Vertragsabschluss als persönliches Dokument betrachtet und somit als Kredit-
karte oder für Zugangsberechtigungen genutzt werden [BREI09, S. 18]. Gerade dem
Bereich des Mobile Payments, dem Bezahlen mit dem Handy, werden deshalb große
Potenziale zugesprochen. Auch wenn die Entwicklung massentauglicher Mobile-
Payment-Anwendungen noch auf sich warten lässt, gibt es bereits heute erste An-
wendungen, die eine Abrechnung, unter anderem über die Handyrechnung, ermögli-
chen. Auch eine spezielle Form des Short Message Services (SMS) basiert auf der
Funktion der eindeutigen Identifikation. Dieser als Premium-SMS bezeichnete
Dienst wird zum Bezahlen von kleinen Beträgen über die Handyrechnung, bei-
spielsweise für den Download von Spielen und Klingeltönen, genutzt.

Mobile Business
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
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2.4 Einschränkungen mobiler Anwendungen
Aufgrund ihrer Größe und Handhabung unterliegen mobile Endgeräte einigen Ein-
schränkungen, welche die Nutzung von bekannten Anwendungen aus dem
E-Business erschweren oder sogar unmöglich machen. Im Folgenden werden die
Einschränkungen und deren Auswirkungen näher erläutert.
2.4.1 Bildschirm
Eine der wichtigsten Kriterien beim Handykauf bleibt nach wie vor die Größe des
Gerätes, weshalb auch die Displaygröße nach oben beschränkt ist. Zwar haben sich
Handybildschirme in Größe und Funktionsumfang deutlich weiterentwickelt, aber
eine Darstellung wie am heimischen Computer wird aufgrund der Größenrestriktion
wohl nie erreicht werden. Weitere Nachteile ergeben sich zudem durch die Nut-
zungsorte von Mobiltelefonen, die häufig ungünstige Lichtverhältnisse mit sich brin-
gen. Auch wenn einige Handys, wie das iPhone von Apple oder Geräte mit Win-
dows-Mobile-Betriebssystem, bereits heute die Anzeige von normalen Webseiten
ermöglichen, ist es dennoch essentiell, die Nachteile kleiner Bildschirme bei der
Entwicklung mobiler Anwendungen zu berücksichtigen. Nach einer Studie
von Accenture ist für 39% der bisher nicht im mobilen Internet aktiven Nutzer die
kleine, unübersichtliche Darstellung auf Handy-Displays der entscheidende Faktor
gegen eine Nutzung [ACCE09, S. 11]. Deshalb entwickeln viele große Internetporta-
le speziell auf einzelne Handys zugeschnittene Anwendungen. Beispiele hierfür sind
die Applikationen von Sport1.de und Spiegel Online, die zusätzlich zu mobil ange-
passten Webseiten Applikationen für das iPhone im App Store anbieten, um die nati-
ven Handyfunktionen bestmöglich auszunutzen, die Bedienfreundlichkeit zu erhöhen
und Nachteile durch die Displaygröße zu reduzieren.
2.4.2 Tastatur
Ebenso wie das Display unterliegt auch die Handytastatur der Größenrestriktion des
Mobiltelefons. Zwar weisen einige Handys neben Mehrfachbelegungs-Tastaturen
mittlerweile auch computerähnliche QWERTZ-Tastaturen auf, aber eine Bedienung
wie am PC ist auch damit nicht möglich. Eine Eingabe von Daten auf Webseiten
oder in Applikationen ist dadurch deutlich langsamer [ALBY08, S. 65]. Besonders
das Abtippen langer URL-Adressen ist auf der dafür ungeeigneten Handytastatur
mühsam, zeitaufwändig und fehleranfällig, was einige potentielle Nutzer des mobilen

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Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
Internets abschreckt. Aus einer Studie zur mobilen Internetnutzung aus dem Jahr
2008 geht hervor, dass viele Nutzer bislang mit der Mobile-User-Experience unzu-
frieden sind: Mehr als jeder fünfte Nutzer findet es zu kompliziert, mit seinem Mo-
biltelefon auf Webseiten zu navigieren [ACCE09, S. 9f].
2.4.3 Bedienbarkeit und Navigation
Neben den Nachteilen der Hardware haben einige Handymodelle auch mit Nachtei-
len durch unübersichtliche Menüführung und geringe Usability zu kämpfen
[ALBY08, S. 65]. Dies gilt insbesondere für die Navigation im mobilen Web, bei der
nicht wie am heimischen PC auf eine Maus zurückgegriffen werden kann. Ein
Touchscreen kann die Menüführung im Vergleich zu einer Navigation über
die Handytastatur deutlich vereinfachen. Aber selbst mit einem Touchscreen kann
nicht die Präzision der Computermaus erreicht werden und somit auch nicht die
Komplexität üblicher Benutzeroberflächen [ALBY08, S. 65].
2.4.4 Fragmentierung der Geräteplattformen
Bei einer Beobachtung der heutigen Marktsituation mobiler Endgeräte fällt auf, dass
sowohl die Situation der Hardware- als auch der Softwarekompatibilität gravierende
Unterschiede zum PC-Markt aufweisen. Während bei PCs im weitesten Sinne eine
Homogenität bezüglich der Hardwareplattformen und Betriebssysteme besteht, ist
der Markt für mobile Endgeräte dementgegen mit heterogenen Strukturen konfron-
tiert. Fehlende Standards erschweren die Entwicklung mobiler Anwendungen, wes-
halb sich Entwickler häufig zwischen aufwändigen Parallelentwicklungen oder einer
beschränkten Reichweite entscheiden müssen [ALBY08, S. 66].
Tabelle 1: Marktanteile Smartphone Betriebssysteme 2008 [Daten entnommen aus CANA08, S. 1]
Q3 / 2008
Q3 / 2007
Veränderung
Symbian OS
46,6 %
68,1 %
- 31,6 %
Apple iPhone OS
17,3 %
3,6 %
+ 380,56 %
RIM (Blackberry)
15,2 %
10,6 %
+ 43,97 %
Microsoft
(Windows Mobile)
13,6 %
12,2 %
+ 11,46 %
Linux
5,1 %
4,4 %
+ 15,91 %
Andere
2,2 %
1,2 %
+ 83,34 %
Tabelle 1 zeigt die Verteilung mobiler Betriebssysteme für Smartphones im dritten
Quartal 2008. Während Symbian lange Zeit die absolute Marktführerschaft behaup-

Mobile Business
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
13
ten konnte, mussten in den letzten Jahren deutliche Rückgänge verzeichnet werden
[CANA08, S. 1]. Um eine große Masse an Nutzern abzudecken, genügt es heute
nicht mehr, für nur ein Betriebssystem zu entwickeln. Für das flächendeckende An-
gebot mobiler Software ist eine Entwicklung für mindestens vier, besser fünf unter-
schiedliche Plattformen erforderlich. Da die verschiedenen Betriebssysteme in der
Regel nicht zueinander kompatibel sind und auch keine Programmiersprache exis-
tiert, die betriebssystemübergreifend eingesetzt werden kann, ist die Entwicklung
mobiler Anwendungen meist mit einer Mehrfachentwicklung für die verschiedenen
Systeme verbunden [MASK09c, S. 8ff]. Auch Java, die als plattformunabhängig
geltende Programmiersprache, konnte sich bislang nicht auf allen Systemen durch-
setzen. Dies liegt weniger an der Programmiersprache an sich, als an der virtuellen
Maschine, welche für die Interpretation des plattformunabhängigen Bytecodes von
Nöten ist. Diese virtuelle Maschine ist nicht auf jedem mobilen Betriebssystem ver-
fügbar oder oft nur mit beschränktem Versionsumfang ausgestattet. Während im PC-
Markt mit einer Entwicklung für Windows ca. 90% der Nutzer erreicht werden kön-
nen, muss eine mobile Applikation mindestens in Java2ME (Android, RIM), .NET
(Windows Mobile), Cocoa (iPhone) und C++ (Symbian) entwickelt werden, um eine
ähnlich große Zielgruppe zu erreichen.
2.5 Nutzeneffekte des Mobile Business
Um die Nutzeneffekte im M-Business zu verstehen, ist es sinnvoll, die zuvor durch
das E-Business geschaffenen Nutzeneffekte zu betrachten. Wird von einem stationä-
ren Angebot ausgegangen, ergaben sich durch die Einführung von E-Business soge-
nannte Electronic Added Values, die für den Erfolg von E-Business-Anwendungen
verantwortlich waren. Im E-Business konnten Güter erstmals orts- und zeitunabhän-
gig bestellt werden. Daraus ergaben sich die bedeutendsten Electronic Added Values,
nämlich die Verringerung von zeitlichen und räumlichen Beschränkungen. Weitere
Nutzeneffekte waren Multimedialität und Interaktivität, die bei TV und Radio nicht
gegeben sind.
Ähnlich dem E-Business können auch mobile Anwendungen nur dann erfolgreich
sein, wenn sie einen Mehrwert, in diesem Fall einen Mobile Added Value, gegenüber
den bisherigen E-Business-Anwendungen aufweisen. Neben geeigneten Geschäfts-
modellen ist deshalb vor allem der Kundennutzen entscheidend [BREI09, S. 31].

Mobile Business
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Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
Abbildung 3 stellt die Entwicklungsschritte vom stationären Angebot bis zum E- und
M-Business dar.
Abb. 3: Vom E- zum M-Business [eigene Darstellung in Anlehnung an TURO04, S. 154]
Mobile Added Values lassen sich direkt aus der Charakterisierung mobiler Anwen-
dungen aus Kapitel 2.3 ableiten. Durch die dauerhafte Erreichbarkeit und die sekun-
denschnelle Verfügbarkeit des Mobiltelefons ergibt sich eine Ubiquität, also eine
dauerhafte Verfügbarkeit von Informationssystemen, die im E-Business nicht exis-
tiert. Dadurch können zeitkritische und private Daten erhalten werden, selbst wenn
man über andere Kommunikationsformen nicht erreichbar ist. Neben der Omniprä-
senz des Mediums sind weitere Mobile Added Values durch die eindeutige Identifi-
zierung der Nutzer gegeben. Viele Aufgaben lassen sich dadurch im Vergleich zu
E-Business-Anwendungen automatisieren, da eine manuelle Nutzeridentifizierung
nicht von Nöten ist. Der entscheidende Mobile Added Value ergibt sich allerdings
aus der Kontextsensitivität von Anwendungen und Daten, die durch Personalisie-
rung, Interaktivität oder Ortsbezogenheit geschaffen wird [TURO04, S. 157ff]. Die
Kontextsensitivität beschreibt den Vorgang, bei dem das Umfeld eines Benutzers
erfasst und ausgewertet wird, um die für ihn relevanten Dienste einzugrenzen und
aktiv anzubieten [MASK09b, S. 28]. Nicht zuletzt deshalb werden Location Based
Services (LBS) und objektbezogene Dienste als die aussichtsreichsten Anwendungen
im M-Business gehandelt. Ein Beispiel ist das von McDonalds für das iPhone entwi-
ckelte Programm MC-Finder. Durch eine Nutzer-Lokalisierung und einen Abgleich
mit Online-Kartenmaterial kann das Programm immer die nächste McDonalds-
Filiale anzeigen und eine Wegbeschreibung liefern. Ein Service, der sowohl kontext-
bezogene Mehrwerte als auch Mehrwerte durch Lokalisierung liefert und somit den
Nutzen herkömmlicher E-Business-Lösungen übersteigt. Weitere Beispiele wären
Preisvergleiche, die direkt im Supermarkt, am POI oder am POS durchgeführt wer-

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den können, oder auch Verkehrsnachrichten und Staumeldungen, die mit Hilfe von
Push-Diensten zum Zeitpunkt des Geschehens direkt auf das Handy des Nutzers
übermittelt werden.
2.6 Akteure des Mobile Business
Die Akteure im M-Business besetzen aufgrund unterschiedlicher Strategien und Ziel-
setzungen unterschiedliche Wertschöpfungsbereiche. Abbildung 4 zeigt die wichtigs-
ten Akteure des M-Business und ihre Aufgaben in Form einer Wertkette.
Abb. 4: Wertschöpfungskette im M-Business [eigene Darstellung in Anlehnung an MASK09b, S. 15]
Die dargestellten Wertschöpfungsbereiche sind stark miteinander verknüpft und
stehen in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zueinander. So werden GPS-Dienste
nur dann genutzt, wenn die Endgerätehersteller entsprechende Hardware in die
Modelle einbauen [SCHE01, S.92]. Grundvoraussetzung für einen funktionierenden
Markt ist eine funktionale Infrastruktur. Um dies gewährleisten zu können, werden
unter anderem Infrastrukturlieferanten benötigt, die Hard- und Software für den
Betrieb der drahtlosen Netze liefern. Des Weiteren sind diese häufig auch für das
Setzen von Standards verantwortlich. Das Kerngeschäft der Endgerätehersteller ist
das Bereitstellen der benötigten Mobiltelefone für die Endkunden. Es ist allerdings
auffällig, dass die Hersteller häufig über ihre Unternehmensgrenze hinweg auch in
andere Bereiche der Wertschöpfungskette vordringen. Dies gilt insbesondere für den
Bereich der Plattformentwicklung. Nokia ist zum Beispiel Anteilseigner bei dem
mobilen Betriebssystem Symbian und auch Apple und Google liefern eigene

Mobile Business
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Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
Betriebssysteme und das passende Mobiltelefon in einem. Diese Disintermediation,
die auch schon aus dem Bereich des E-Business bekannt ist, setzt sich weiter fort und
ist häufig bei Anbietern mit gutem Kontakt zu den Endkunden zu beobachten
[VINC02, S. 38]. So betreiben sowohl Gerätehersteller als auch Netzbetreiber häufig
eigene Portale und versuchen somit, zusätzlich mit Inhalten Geld zu verdienen. Ein
Beispiel ist der App Store von Apple, mit dessen Hilfe iPhone-Nutzer Software von
Drittanbietern, sogenannten Application Providern, herunterladen können. Von den
Erlösen fließen 30% an Apple.
Die Netzbetreiber sind vor allem für die Mobilfunktarife und den Zugang zu den
Mobilnetzen verantwortlich. Aber auch hier ist eine Disintermediation zu
beobachten. Neben Portalen, die gerade zu Zeiten von WAP sehr beliebt waren,
versuchen die Netzbetreiber auch mobile Bezahlsysteme aufzubauen und dringen
damit in einen Bereich vor, der ebenso von Banken als auch von neuen Anbietern
angepeilt wird.
Besonderen Stellenwert haben auch die Content Provider, bei denen es sich häufig
um etablierte Unternehmen, wie Verlagshäuser oder TV-Sender, handelt
[KÜLL06, S. 34]. Als essentiell gilt eine Anpassung der Inhalte auf mobile Formate,
um den in Kapitel 2.3 und 2.4 besprochenen Charakteristika und Einschränkungen
von Mobiltelefonen zu entsprechen. Hierfür fehlen jedoch oftmals geeignete
Geschäftsmodelle, was nicht zuletzt auf die sehr niedrige Zahlungsbereitschaft der
Kunden zurückzuführen ist. Neben den Content Providern agieren auch sogenannte
Content Aggregatoren, die bestehende Inhalte bündeln und aufbereiten, um diese
dann gesammelt auf Portalen anzubieten. Ein Beispiel hierfür ist das Unternehmen
Jamba, das Klingeltöne, Handyspiele und ähnliches aggregiert und über ihr Portal an
Endkunden vertreibt [MASK09b, S.13ff].
2.7 Geschäftsfelder im Mobile Business
Geschäftsbeziehungen im M-Business lassen sich wie im E-Business durch die betei-
ligten Transaktionspartner beschreiben. Neben den Kunden ,,Consumer" (C) können
auch Unternehmen ,,Business" (B) und der Staat ,,Administration" (A) im
M-Business aktiv werden. Langfristig bergen mobile Anwendungen in Geschäftsbe-
ziehungen zwischen allen Beteiligten enorme Potenziale. Bislang dominieren jedoch
die Beziehungen zwischen Unternehmen und Kunden (B2C) sowie die Beziehungen
zwischen Unternehmen (B2B). Herausragendes Potenzial ergibt sich vor allem aus

Mobile Business
Mobile Tagging Potenziale für das Mobile Business
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der Tatsache, dass nahezu jeder Deutsche immer und überall sein Handy bei sich
trägt. Deshalb ist das M-Business gerade für die Interaktion mit Kunden von beson-
derer Bedeutung. Im Rahmen dieser Arbeit liegt der Schwerpunkt auf den Aus-
tauschverhältnissen zwischen Kunden und Unternehmen (B2C).
Abb. 5: Geschäftsfelder des M-Business [Daten entnommen aus KÜLL06, S. 62f; LEHN02, S. 17]
Abbildung 5 stellt die Geschäftsfelder des M-Business im B2C und B2B dar. Im
B2C lassen sich M-Business-Anwendungen in vier primäre Kategorien unterteilen.
Mobile Transaktionen, die häufig mit Mobile Commerce gleichgesetzt werden, be-
schreiben den mobilen Warenverkehr. Dies umfasst unter anderem die Kategorie des
Mobile Ticketings, bei dem der Kunde Tickets für Veranstaltungen oder Verkehrs-
verbindungen direkt mit dem Handy erwerben kann. Des Weiteren fallen darunter
auch jegliche Transaktionen des Mobile Couponing, bei dem Kunden Coupons auf
ihr Handy geschickt bekommen, die sie später für Rabatte oder Präsente einlösen
können. Nicht zuletzt gehören mobile Bestellsysteme, mit denen es möglich ist, über
das Mobiltelefon Waren zu bestellen, zu dem Feld der mobilen Transaktionen.
Unter dem Sammelbegriff der mobilen Kommunikation werden alle Anwendungen
summiert, die zur Verständigung zweier Parteien dienen. Neben den bekannten Vari-
anten der SMS, des Multimedia Messaging Service (MMS) und der E-Mail fallen
auch mobile Warn- und Überwachungsdienste in diese Kategorie.
Für den Erfolg des M-Business sind nicht zuletzt die vermittelten Inhalte von aus-
schlaggebender Bedeutung. Mobile Content lässt sich unterteilen in Mobile Informa-
tion und Mobile Entertainment. Während Informationsdienste meist aktuelle Infor-

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mationen wie News, aktuelle Sportergebnisse oder Börsenkurse liefern, steht bei
Entertainment-Diensten die Unterhaltung im Mittelpunkt. Darunter fallen Branchen
wie Mobile Games, Mobile TV und die Klingeltonindustrie.
Bisherige B2B Anwendungen siedeln sich vor allem in den Bereichen Mobile Supply
Chain Management, Mobile Customer Relationship Management und Mobile En-
terprise Management an. Durch einen direkten Datenzugriff von nahezu überall sol-
len vor allem die Arbeitsschritte in Prozessketten verkürzt werden. Da bisherige Pro-
zesse jedoch nur selten an diese Umstände angepasst sind, ist zu Beginn meist ein
aufwändiges Prozessreengeneering erforderlich [SCHE01, S. 102ff].
2.8 Erfolgsfaktoren und Akzeptanzprobleme im Mobile Bu-
siness
Dem M-Business wird zweifelsohne ein immenses Potenzial in den kommenden
Jahren zugesprochen. Aber in der Vergangenheit konnten die hohen Erwartungen oft
nicht erfüllt werden. Nicht zuletzt die überzogenen UMTS-Gebühren von ca.
50 Milliarden Euro verdeutlichen den Hype um das mobile Internet. Die hohen Li-
zenzgebühren haben vor allem dazu geführt, dass notwendige Investitionen
in Enabling-Technologien zurückgestellt wurden. Dies betrifft vor allem Strukturen
in den Bereichen Mobile Payment, Sicherheit und Lokalisierung. Hinzu kommt eine
gespannte Finanzsituation, welche die Netzbetreiber zu teuren Nutzungsgebühren
zwingt. Hohe Kosten für Endgeräte und Internetzugänge sowie in der Vergangenheit
niedrige Übertragungsgeschwindigkeiten führen dazu, dass potentielle Kunden ver-
unsichert sind und abwarten. Daraus entsteht ein Henne-Ei-Problem, das es zu über-
winden gilt [MASK09b, S. 31-42]. Es stellt sich die Frage, warum das M-Business
bislang nicht bei der breiten Masse angekommen ist, obwohl es in anderen Ländern,
wie Japan, gelungen ist, die bestehenden Markthemmnisse zu überwinden.
In Japan setzt man seit zehn Jahren auf i-Mode, einen Service, der im weitesten Sin-
ne mit dem in Europa angesiedelten WAP vergleichbar ist. Im Rahmen eines Walled
Garden, also eines abgegrenzten Portals, wurden exklusive und regulierte Inhalte und
Services für mobile Zugriffe zur Verfügung gestellt. Mit dem i-Mode-Service konnte
der nahezu monopolistische Mobilfunkbetreiber NTT DoCoMo seit 1999 ca. 48 Mil-
lionen Nutzer für sein mobiles Portal gewinnen [NTTD09b]. Im Vergleich zum
WAP System in Deutschland hat NTT DoCoMo von Beginn an darauf geachtet, ein
Ökosystem zu schaffen, bei dem alle Beteiligten gewinnbringend arbeiten konnten.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2009
ISBN (eBook)
9783836642934
DOI
10.3239/9783836642934
Dateigröße
4.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg – Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftliches Institut
Erscheinungsdatum
2010 (Februar)
Note
1,0
Schlagworte
mobile tagging code business marketing internet
Produktsicherheit
Diplom.de
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Titel: Mobile Tagging
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