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Ökonomische Nachhaltigkeit von Community based Tourism Projekten in wirtschafltich benachteiligten Regionen

©2007 Diplomarbeit 140 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Reisen in Entwicklungsländer sind immer noch im stetigen Wachstum. Gründe dafür gibt es viele und Fakt ist, dass der Tourismus für wirtschaftlich benachteiligte Regionen oft die einzige Einkommensmöglichkeit ist. Genau dies wird allerdings immer wieder kritisiert. Diesen Regionen fehlt es meist an Kapital, Infrastruktur und auch an Know-how um aus eigener Kraft eine funktionierende Tourismusindustrie aufzubauen. Diese Faktoren führen dann zu ökonomischer Abhängigkeit gegenüber ausländischen Investoren, unkontrolliertem Massentourismus sowie auch ökologischen und sozio-kulturellen Problematiken. Experten fordern daher seit Jahren einen Tourismus, der es einer Region ermöglicht, sich nachhaltig langfristig zu entwickeln.
Das Credo der Nachhaltigkeit, ökologisch, sozio-kulturell wie auch ökonomisch ist es, verfügbaren Ressourcen so zu nutzen, dass sowohl den Bedürfnissen der gegenwärtigen Generation entsprochen wird, als auch zukünftige Generationen ihrerseits die Möglichkeit haben ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Ein Weg um dieses Ziel zu erreichen, sind so genannte Community based Tourism Projekte (in weiterer Folge kurz CBT-Projekte genannt).
Sie sind Instrumente mit denen eine erfolgreiche Implementierung von nachhaltigem touristischem Fortschritt in Entwicklungsländern (EL) ermöglicht werden kann und bei der die Partizipation der Einheimischen dabei imMittelpunkt steht.
Seit einigen Jahren werden diese Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt. Um ihren langfristigen Erfolg zu gewährleisten, muss die Bevölkerung sowohl am Aufbau, als auch an der Weiterentwicklung des Tourismus beteiligt sein. Tourismusplaner müssen sich mit den örtlichen Gegebenheiten auseinandersetzen und vor allem die Lebensumstände der Bewohner berücksichtigen. Der partizipatorische Ansatz des CBT wird mit folgender Aussage von Dahles / Keune unterstrichen:
‘Community-based tourism would seek to strengthen institutions designed to enhance local participation and promote the economic, social, and cultural well-being of local people’.
Viele erfolgsversprechende CBT-Projekte scheitern jedoch schon in den ersten Jahren. Ein Grund dafür ist in vielen Fällen das Nichtbeachten wirtschaftlicher Kriterien. Um lokale Partizipation, Umwelt- und Ressourcenschutz, und eine Erhöhung der Lebensqualität für die Bevölkerung zu erreichen, muss auch mit unternehmerischem Denken und Marktorientierung agiert werden. Denn wie eingangs […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Julia Weger
Ökonomische Nachhaltigkeit von Community based Tourism Projekten in wirtschafltich
benachteiligten Regionen
ISBN: 978-3-8366-4115-9
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. MCI - Management Center Innsbruck GmbH, Innsbruck, Österreich, Diplomarbeit,
2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG ...1
1.1 A
USGANGSSITUATION UND ERWEITERTE
P
ROBLEMSTELLUNG
...1
1.2 Z
IEL UND
Z
WECK DER
A
RBEIT
...3
1.3 A
UFBAU UND
I
NHALT
...4
2 NACHHALTIGKEIT ...5
2.1 D
IE HISTORISCHE
E
NTWICKLUNG VON
N
ACHHALTIGKEIT
...5
2.2 N
ACHHALTIGKEITSABKOMMEN
...6
2.2.1 G
RO
H
ARLEM
B
RUNDTLAND
-B
ERICHT
...6
2.2.2 K
ONFERENZ DER
V
EREINIGTEN
N
ATIONEN IN
R
IO DE
J
ANEIRO
1992 ...7
2.2.3 R
EPORT OF THE
W
ORLD
S
UMMIT ON
S
USTAINABLE
D
EVELOPMENT
...8
2.3 D
EFINITION VON
N
ACHHALTIGKEIT
...9
2.4 K
ONZEPT DER STARKEN UND DER SCHWACHEN
N
ACHHALTIGKEIT
...13
2.4.1 S
CHWACHE
N
ACHHALTIGKEIT
...13
2.4.2 S
TARKE
N
ACHHALTIGKEIT
...14
2.5 D
IE DREI
S
ÄULEN DER
N
ACHHALTIGKEIT
...15
2.5.1 Ö
KOLOGISCHE
N
ACHHALTIGKEIT
...15
2.5.2 S
OZIO
-
KULTURELLE
N
ACHHALTIGKEIT
...16
2.5.3 Ö
KONOMISCHE
N
ACHHALTIGKEIT
...17
2.5.4 N
ACHHALTIGKEIT DER
Ö
KONOMIE
...18
2.5.4.1 Neoklassische Umweltökonomie ...18
2.5.4.2 Ökologische Ökonomik ...19
2.6 B
EWERTUNG VON
N
ACHHALTIGKEIT
...20
2.7 F
AZIT
...24
3 TOURISMUS IN ENTWICKLUNGSLÄNDERN ...25
3.1 D
IE HISTORISCHE
E
NTWICKLUNG DES
T
OURISMUS IN
E
NTWICKLUNGSLÄNDERN
...27
3.2 A
USWIRKUNGEN DES
T
OURISMUS IN WIRTSCHAFTLICH BENACHTEILIGTEN
R
EGIONEN
...28
3.2.1 Ö
KOLOGISCHE
A
USWIRKUNGEN DES
T
OURISMUS
...29
3.2.1.1 Positive ökologische Auswirkungen des Tourismus ...29
3.2.1.2 Negative ökologische Auswirkung des Tourismus ...30
3.2.2 S
OZIO
-
KULTURELLE
A
USWIRKUNGEN DES
T
OURISMUS
...31
3.2.2.1 Positive sozio-kulturelle Auswirkungen ...31
3.2.2.2 Negative sozio-kulturelle Auswirkungen...32
3.2.3 Ö
KONOMISCHE
A
USWIRKUNGEN DES
T
OURISMUS
...33
3.2.3.1 Positive ökonomische Auswirkungen des Tourismus ...33
3.2.3.2 Negative ökonomische Auswirkungen des Tourismus ...34
3.3 T
OURISMUS IN DER
E
NTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT
...37
3.4 F
AZIT
...38
4 NACHHALTIGKEIT IM TOURISMUS ...39
4.1 D
IE HISTORISCHE
E
NTWICKLUNG VON
N
ACHHALTIGKEIT IM
T
OURISMUS
...39
4.2 D
EFINITION TOURISTISCHER
N
ACHHALTIGKEIT
...43

IV
4.2.1 D
EFINITIONEN TOURISTISCHER
N
ACHHALTIGKEIT IM
V
ERGLEICH
...43
4.2.2 S
ANFTER
T
OURISMUS VS
.
N
ACHHALTIGER
T
OURISMUS
...47
4.3 D
IE DREI
S
ÄULEN VON
N
ACHHALTIGKEIT IM
T
OURISMUS
...48
4.3.1 Ö
KOLOGISCHE
N
ACHHALTIGKEIT IM
T
OURISMUS
...49
4.3.2 S
OZIO
-
KULTURELLE
N
ACHHALTIGKEIT IM
T
OURISMUS
...49
4.3.3 Ö
KONOMISCHE
N
ACHHALTIGKEIT IM
T
OURISMUS
...50
4.4 A
LTERNATIVE NACHHALTIGE
T
OURISMUSFORMEN
...52
4.4.1 P
RO
-P
OOR
T
OURISM
...52
4.4.2 Ö
KOTOURISMUS
...53
4.5 O
PERATIONALISIERUNG TOURISTISCHER
N
ACHHALTIGKEIT
...54
4.5.1 I
NDIKATORENSYSTEME ZUR
O
PERATIONALISIERUNG
...54
4.5.2 K
ENNZAHLEN ÖKONOMISCHER
N
ACHHALTIGKEIT
...56
4.6 F
AZIT
...57
5 DIE NACHHALTIGKEIT VON PROJEKTEN ...58
6 COMMUNITY BASED TOURISM ...60
6.1 B
EGRIFFSKONSTRUKTION
C
OMMUNITY BASED
T
OURISM
...60
6.1.1 D
ER
B
EGRIFF
C
OMMUNITY
...63
6.1.2 P
ARTIZIPATION
...65
6.1.2.1 Partizipationsformen ...65
6.1.2.2 Partizipationsformen im Tourismus ...67
6.1.2.3 Die Bedeutung von Partizipation für den Tourismus ...68
6.1.2.4 Probleme und Schwierigkeiten der Partizipation ...70
6.2 P
RINZIPIEN DES
C
OMMUNITY BASED
T
OURISM
...71
6.3 O
RGANISATIONSFORMEN DES
C
OMMUNITY BASED
T
OURISM
...73
6.3.1 E
XKURS
:
P
UBLIC
P
RIVATE
P
ARTNERSHIP
...75
6.3.2 E
XKURS
:
J
OINT
V
ENTURE
...76
6.4 S
TAKEHOLDER IM
C
OMMUNITY BASED
T
OURISM UND DEREN
Z
IELSETZUNGEN
...76
6.4.1 D
IE
C
OMMUNITY
...77
6.4.2 D
IE
R
EGIERUNG
...77
6.4.3 D
IE
P
RIVATWIRTSCHAFT
...77
6.4.4 D
IE
T
OURISTEN
...77
6.4.5 NGO
S
...78
6.5 P
ROBLEMFELDER DES
C
OMMUNITY BASED
T
OURISM
...79
6.5.1 A
USBILDUNG UND
A
RBEIT
...79
6.5.2 M
ARKTZUGANG
...80
6.5.3 M
ARKETING UND
D
ISTRIBUTION
...81
6.5.4 F
INANZIERUNGSPROBLEMATIKEN
...82
6.5.5 E
VALUIERUNG DER WIRTSCHAFTLICHEN
A
SPEKTE
...84
6.6 U
MSETZUNG WIRTSCHAFTLICHER
N
ACHHALTIGKEIT VON
CBT ...85
6.6.1 O
PERATIONALISIERUNG ÖKONOMISCHE
N
ACHHALTIGKEIT VON
CBT
P
ROJEKTEN
...87
6.6.1.1 Operationalisierungssystem nach Maldonado...87
6.6.1.2 Operationalisierungssystem nach Baumgartner ...89
6.7 F
AZIT
...91
7 EMPIRISCHE STUDIE ...93
7.1 A
USGANGSLAGE UND
Z
IEL
...94

V
7.2 F
ORSCHUNGSDESIGN
...94
7.2.1 M
ETHODOLOGIE
...94
7.2.2 U
NTERSUCHUNGSGEGENSTAND
...97
7.2.3 D
ATENTRÄGER UND
B
EWERTUNG
...98
7.2.3.1 Untersuchungsrelevante Texte ...98
7.2.4 K
ATEGORIENSYSTEM
...99
7.3 A
NALYSEERGEBNISSE UND
H
YPOTHESENÜBERPRÜFUNG
... 100
7.3.1 H
AUPTKATEGORIE
A
RBEIT
... 101
7.3.2 H
AUPTKATEGORIE
F
INANZIERUNG
/
I
NVESTITION
... 102
7.3.3 H
AUPTKATEGORIE
M
ARKETING
/
D
ISTRIBUTION
... 103
7.3.4 H
AUPTKATEGORIE
M
ARKTSITUATION
/
U
NTERNEHMEN
... 104
7.3.5 H
AUPTKATEGORIE
S
ONSTIGE
K
RITERIEN
... 104
7.4 F
AZIT DER
A
NALYSE
... 105
8 SCHLUSSBETRACHTUNG UND AUSBLICK ... 106
9 LITERATURVERZEICHNIS ... 108
10 ANHANG ... A

VI
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNG 1: NACHHALTIGKEITSDEFINITION ... 12
ABBILDUNG 2: MANAGEMENTREGELN NACHHALTIGER ÖKONOMISCHER ENTWICKLUNG ... 18
ABBILDUNG 3: SCHLÜSSELINDIKATOREN ÖKONOMISCHER NACHHALTIGKEIT DER WIRTSCHAFT .. 22
ABBILDUNG 4: INTERNATIONALE ANKÜNFTE ... 25
ABBILDUNG 5: EINKÜNFTE AUS DEM TOURISMUS ... 26
ABBILDUNG 6: INTERNATIONALE TOURISTENANKÜNFTE, 1950 - 2005 ... 26
ABBILDUNG 7: PHASEN DER TOURISMUSFÖRDERUNG ... 37
ABBILDUNG 8: INTERNATIONALE ERKLÄRUNGEN ZU TOURISMUS UND NACHHALTIGKEIT ... 41
ABBILDUNG 9: NACHHALTIGKEIT VON PROJEKTEN ... 59
ABBILDUNG 10: NACHHALTIGER COMMUNITY BASED TOURISM ... 61
ABBILDUNG 11: FORMEN DER PARTIZIPATION NACH PRETTY ... 66
ABBILDUNG 12: PARTIZIPATIONSFORMEN NACH TOSUN ... 67
ABBILDUNG 13: PARTIZIPATIONSFORMEN NACH PALM ... 68
ABBILDUNG 14: GRUNDPRINZIPEN DES CBT ... 71
ABBILDUNG 15: ORGANISATIONSFORM VS. PARTIZIPATIONSSTUFE ... 73
ABBILDUNG 16: PARTIZIPATIONSFORMEN NACH WESCHE / DRUMM ... 74
ABBILDUNG 17: KRITERIEN ZUR BEWERTUNG ÖKONOMISCHER NACHHALTIGKEIT VON CBT ... 88
ABBILDUNG 18: BESTEHENDEN INDIKATORENSYSTEMEN VS. POBS ... 89
ABBILDUNG 19: INDIKATOREN ÖKONOMISCHER NACHHALTIGKEIT LT. BAUMGARTNER... 90
ABBILDUNG 20: THEORETISCHER KRITERIENKATALOG ... 92
ABBILDUNG 21: ABLAUFMODELL INDUKTIVER UND DEDUKTIVER QUALITATIVER INHALTSANALYSE
... 96
ABBILDUNG 22:. SELEKTION DER DATENTRÄGER ... 98
ABBILDUNG 23: UNTERSUCHUNGSRELEVANTE TEXTE... 98
ABBILDUNG 24: KATEGORIENSYSTEM ... 99
ABBILDUNG 25: ABSOLUTE HÄUFIGKEITEN DER NENNUNGEN: ... 100
ABBILDUNG 26: PROZENTUALE DARSTELLUNG DER HÄUFIGKEITEN ... 101
ABBILDUNG 27: PROZENTUALE VERTEILUNG DER HAUPTKATEGORIE ARBEIT ... 101
ABBILDUNG 28: PROZENTUALE VERTEILUNG DER HAUPTKATEGORIE FINANZIERUNG / INVESTITION
... 102
ABBILDUNG 29: PROZENTUALE VERTEILUNG DER HAUPTKATEGORIE MARKETING / DISTRIBUTION
... 103
ABBILDUNG 30: PROZENTUALE VERTEILUNG MARKTSITUATION / UNTERNEHMEN ... 104

VII
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
CBT
Community based Tourism
EL
Entwicklungsland / Entwicklungsländer
EZ
Entwicklungszusammenarbeit
GTZ
Gesellschaft für technische Zusammenarbeit
IADB
Inter-American Development Bank
IIC
Inter-American Investment Corporation
IIPT
International Institute for Peace through
Tourism
MIF
Multilateral Investment Fund
NGO
Non Government Organization
NRO
Nicht-Regierungs-Organisation
ODI
Overseas Development Institute
PAT
Programa Andinas Tropicales
PPP
Public Private Partnership
SNV
Stichting Nederlandse Vrijwilligers
Korrekter Name heute: SNV Netherlands
Development Organization
UNEP
United Nations Environment Program
UNESCO
United Nations Educational, Scientific and
Cultural Organization
WSSD
World Summit on Sustainable Development
WTO
World Tourism Organization
WTTC
World Travel & Tourism Council

1
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und erweiterte Problemstellung
Reisen in Entwicklungsländer sind immer noch im stetigen Wachstum. Gründe dafür gibt
es viele und Fakt ist, dass der Tourismus für wirtschaftlich benachteiligte Regionen oft die
einzige Einkommensmöglichkeit ist.
1
Genau dies wird allerdings immer wieder kritisiert.
Diesen Regionen fehlt es meist an Kapital, Infrastruktur und auch an Know-how um aus
eigener Kraft eine funktionierende Tourismusindustrie aufzubauen. Diese Faktoren führen
dann
zu
ökonomischer
Abhängigkeit
gegenüber
ausländischen
Investoren,
unkontrolliertem Massentourismus sowie auch ökologischen und sozio-kulturellen
Problematiken. Experten fordern daher seit Jahren einen Tourismus, der es einer Region
ermöglicht, sich nachhaltig langfristig zu entwickeln.
2
Das Credo der Nachhaltigkeit, ökologisch, sozio-kulturell wie auch ökonomisch ist es,
verfügbaren Ressourcen so zu nutzen, dass sowohl den Bedürfnissen der gegenwärtigen
Generation entsprochen wird, als auch zukünftige Generationen ihrerseits die Möglichkeit
haben ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
3
Ein Weg um dieses Ziel zu erreichen, sind so genannte Community based Tourism
Projekte (in weiterer Folge kurz CBT-Projekte genannt).
Sie sind Instrumente mit denen eine erfolgreiche Implementierung von nachhaltigem
touristischem Fortschritt in Entwicklungsländern (EL) ermöglicht werden kann und bei der
die Partizipation der Einheimischen dabei im Mittelpunkt steht.
Seit einigen Jahren werden diese Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit
eingesetzt. Um ihren langfristigen Erfolg zu gewährleisten, muss die Bevölkerung sowohl
am Aufbau, als auch an der Weiterentwicklung des Tourismus beteiligt sein.
Tourismusplaner müssen sich mit den örtlichen Gegebenheiten auseinandersetzen und
vor allem die Lebensumstände der Bewohner berücksichtigen.
4
Der partizipatorische
Ansatz des CBT wird mit folgender Aussage von Dahles / Keune (2002) unterstrichen:
Community-based tourism would seek to strengthen institutions designed to enhance local
participation and promote the economic, social, and cultural well-being of local people.
5
1
vgl. Vorläufer, 1996, S. 2ff.
2
vgl. Häusler, 2004a, S. 340.
3
vgl. de Gijsel, 1997, S. 23f.
4
vgl. Häusler, 2004a, S. 341.
5
Dahles / Keune, 2002, S. 6.

2
Viele erfolgsversprechende CBT-Projekte scheitern jedoch schon in den ersten Jahren.
Ein Grund dafür ist in vielen Fällen das Nichtbeachten wirtschaftlicher Kriterien. Um lokale
Partizipation, Umwelt- und Ressourcenschutz, und eine Erhöhung der Lebensqualität für
die Bevölkerung zu erreichen, muss auch mit unternehmerischem Denken und
Marktorientierung agiert werden. Denn wie eingangs erwähnt, ist die Wirtschaft eine der
drei Säulen der Nachhaltigkeit. Ökonomische Nachhaltigkeit wird als Ziel oft in den
Hintergrund gestellt, obwohl sie die Basis für den Erfolg einer ganzheitlichen
Nachhaltigkeitsstrategie darstellt. Das Vernachlässigen ökonomischer Zielsetzungen führt
dazu, dass Projekte kurze Zeit nach Ablauf der Fremdfinanzierung nicht mehr
weiterlaufen.
6
A recurring problem with many community-based ecotourism projects that have been
established as part of externally funded and assisted initiatives has been a tendency not to
continue satisfactorily after the life of the aid programme.
7
Auch sind externe Geldgeber aufgrund ausbleibender wirtschaftlicher Erfolge nicht mehr
gewillt in das Projekt zu investieren. Damit wird dann genau das Gegenteil der
eigentlichen Zielsetzung erreicht. Menschen werden desillusioniert, sozio-kulturelle
Differenzen zwischen den Industrieländern und den Entwicklungsländern werden wieder
größer und die Region oft mit einem noch größeren finanziellen Defizit belastet als
vorher.
8
6
vgl. Häusler, 2004b, S. 147ff.
7
WWF, 2001, S. 24.
8
vgl. Häusler, 2004b, S. 147ff.

3
1.2 Ziel und Zweck der Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Beantwortung folgender Forschungsfrage:
Wie lässt sich die ökonomische Nachhaltigkeit von CBT-Projekten in wirtschaftlich
benachteiligten Ländern operationalisieren?
Aufgrund der in der Ausgangssituation dargelegten Problematiken soll herausgefunden
werden, mit welchen Kriterien und Maßnahmen sich die ökonomische Nachhaltigkeit von
CBT-Projekten optimal umsetzen und messbar machen lässt. Ziel der theoretischen
Aufarbeitung des Themas soll sein, Schlussfolgerungen für die Erstellung eines idealen
Kriterienkatalogs ziehen zu können. Die für diese Arbeit festgesetzte theoretische
Forschungsfrage soll dann durch die Zielsetzung des Empirieteils hinterfragt und
bereichert werden. Darin gilt es zu erkennen, welche der Kriterien von
Geberorganisationen angewandt werden. Sinn dabei ist es, etwaige Defizite zwischen
Theorie und Praxis im Bezug auf die Umsetzung ökonomischer Nachhaltigkeit zu
erkennen.
Die Erreichung des Hauptziels verlangt weiter, eine sorgfältige Annäherung an das
Thema durch eine Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeit im
Tourismus, da sie als Grund- und Ausgangslage der Thematik gelten.
In diesem theoretischen Teil, soll es zu einer sorgfältigen analytischen Hinleitung und
übersichtliche Abhandlung des Themas bieten.

4
1.3 Aufbau und Inhalt
Der erste Teil der Arbeit basiert auf einer umfassenden Literaturrecherche. Um die
Aktualität zu gewährleisten werden Artikel aus Fachzeitschriften sowie Online Artikel von
einschlägigen Homepages zu diesem Thema herangezogen.
Dadurch kommt es zu einer grundlegenden theoretischen Aufarbeitung des Themas. Ziel
dabei ist es, die Problematik vom Abstrakten zum Konkreten hin zu erfassen
.
Die ersten beiden Kapitel der Arbeit befassen sich grundlegend mit den Themen
Nachhaltigkeit, Tourismus in Entwicklungsländern sowie mit Nachhaltigkeit im Tourismus
um die allgemeinen Rahmenbedingungen darzustellen. Genauer eingegangen wird dabei
auf den Aspekt der ökonomischen Nachhaltigkeit.
In den nächsten Kapiteln wird dann auf das Thematik der Nachhaltigkeit von Projekten
sowie explizit auf den Community based Tourism eingegangen. Dessen
Rahmenbedingungen werden aufgegriffen und es soll herausgefunden werden welche
Probleme für dieses Instrument charakteristisch sind und warum diese auftreten. Vor
allem die wirtschaftliche Sichtweise wird dabei wieder in den Mittelpunkt der Diskussion
gestellt.
Aufbauend auf die theoretischen Erkenntnisse soll dann zum Abschluss dieses Teils zur
konkreten theoretischen Definition eines Kriterienkataloges kommen mittels dem die
ökonomische Nachhaltigkeit der CBT-Projekte umgesetzt und messbar gemacht werden
kann.
Dieser Katalog dient dann als Grundlage für den empirischen Teil.
Eine Inhaltsanalyse von Projektevaluationen, -anträgen, -berichten sowie schriftlichen
Auskünften Gespräche mit Expert gibt Aufschluss darüber, inwieweit die theoretisch
erfassten Kriterien in der Praxis bereits umgesetzt werden.

5
2 Nachhaltigkeit
2.1 Die historische Entwicklung von Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung werden im deutschen Sprachgebrauch
weitgehend synonym verwendet.
9
Es sind dies zwei von rund 20 gängigen Übersetzungen
des englischen Terminus Sustainability , dessen Kernaussage ist, die Funktionsfähigkeit
eines Systems aufrecht zu erhalten .
10
Im deutschen Sprachraum ist Nachhaltigkeit ein seit Ende des 18. Jahrhunderts
bekannter Begriff. Hans Carl von Carlowitz bezeichnet damit in seinem Werk, Sylvicultura
Oeconomica, den Grundsatz, natürliche Ressourcen nur so zu nutzen, dass ihre
langfristige Erhaltung und Nutzbarkeit durch spätere Generationen gewährleistet wird.
Nachhaltigkeit steht hier im speziellen forstwirtschaftlichen und somit ökologischen
Kontext, welcher besagt, dass dem Wald nicht mehr Holz entnommen werden soll als er
nachwachsen kann, damit die Ressourcen dauerhaft erhalten bleiben.
11
Begriffsdefinitionen
nachhaltige Entwicklung mit Einfluss auf Wirtschaft und
Gesellschaft, sind allerdings erst vor kurzem entstanden. Ausschlaggebend dafür war die
erste kritische Hinterfragung der vorherrschenden Wirtschaftswachstumspolitik, im 1972
erschienenen Bericht des Club of Rome The limits of growth . Mittels eines
mathematischen Modells wird darin die zukünftige Entwicklung der Menschheit
dargestellt. Da die Haltung des Verfassers gegenüber der Entwicklung der Menschheit
sehr pessimistisch ist, erregt der Bericht besonders viel Aufsehen.
12
Im selben Jahr wird
bei der United Nations Conference on the Human Environment in Stockholm erstmals die
fortschreitende Zerstörung der Umwelt thematisiert.
13
15 Jahre später veröffentlicht die UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung (World
Commission for Environment and Development, WCED) den Bericht Our common
future . Nach der Vorsitzenden der Kommission, Gro Harlem Brundlandt, auch
Brundtland-Bericht benannt, stellt er die globalen Umwelt- und Entwicklungsprobleme
der Erde dar, analysiert sie und gibt Lösungsvorschläge, um sicherzustellen, dass die
menschliche Entwicklung dauerhaft gesichert werden kann und es zu keinen weiteren
Umweltzerstörungen kommt.
9
Schulz, 2001, S. 375.
10
vgl. Spangenberg, 2005, S. 21.
11
vgl. Schulz, 2001, S. 375.
12
vgl. Barbian, 2001, S. 15f.
13
vgl. United Nations, 2002, S. 2.

6
Ein weiterer Meilenstein wird 1992 bei der United Nations Conference on Environment
and Development in Rio de Janeiro gesetzt. Das auf dieser Konferenz erarbeitete
Aktionsprogramm Agenda 21 , enthält wichtige politische Schritte zur Realisierung des
Nachhaltigkeitsvorsatzes.
14
Zehn Jahre nach Rio trifft man sich 2002 in Johannesburg zum World Summit on
Sustainable Development. Die Vereinten Nationen versuchen auf dieser Konferenz einen
gemeinsamen, konstruktiven Weg zu finden, um die nachhaltige Entwicklung weiter zu
implementieren und für deren weltweite Anerkennung zu sorgen.
15
Wesentliche Schritte
für das Konzept der nachhaltigen Entwicklung werden auch in der WTO-Konferenz in
Doha (2001) und der UN-Entwicklungskonferenz (2002) in Monterrey gesetzt. Zahlreiche
weitere Konferenzen nach 1992 tragen zur Verankerung der Nachhaltigkeit in der
Gesellschaft bei.
2.2 Nachhaltigkeitsabkommen
Nachfolgend werden der Brundtland-Bericht, die Agenda 21 sowie der Report of the
World Summit on Sustainable Development kurz vorgestellt, da das Thema Nachhaltigkeit
besonders mit diesen drei Abkommen in die internationale Diskussion aufgenommen und
einer breiten Bevölkerung bekannt gemacht wurde. Aus diesem Grund stellen sie einen
wichtigen Bestandteil für die Entwicklung des Nachhaltigkeitskonzeptes dar.
2.2.1 Gro Harlem Brundtland-Bericht
Der Bericht Our common future ist 1987 durch die fünf Jahre zuvor eingesetzte
Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (kurz WCED genannt) entstanden. Die
Vorsitzende dieser Kommission war die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro
Harlem Brundtland. Die Kommission setzt sich aus Mitgliedern aus 22 Ländern mit
unterschiedlichen politischen, kulturellen und religiösen Anschauungen zusammen. Zum
ersten Mal wird nachhaltige Entwicklung einer größeren, nicht nur wissenschaftlich
orientierten Öffentlichkeit nahe gebracht.
16
14
vgl. Barbian, 2001, S. 15ff.
15
vgl. United Nations, 2002, S. 2.
16
vgl. Barbian, 2001, S. 18.

7
Durch seine optimistische Haltung gibt der Brundtland-Bericht Hoffnung für die Zukunft:
Our common Future , is not a prediction of ever increasing environmental decay, poverty,
[ ]. We see instead the possibility for a new era of economic growth, one that must be
based on policies that sustain and expand the environmental resource base.
17
Die Kommission glaubt daran, dass die Menschheit die Fähigkeit besitzt, die Entwicklung
nachhaltig zu gestalten. Nachhaltige Entwicklung ist für die Kommission nichts Statisches,
vielmehr ist sie ein ganzheitlicher, langfristiger Änderungsprozess. Die Kommission ist
sich jedoch bewusst, dass dieser Änderungsprozess keinesfalls leicht sein und ohne
politische Unterstützung nicht zu vollziehen sein wird.
18
2.2.2 Konferenz der Vereinigten Nationen in Rio de Janeiro 1992
Zu einem wesentlichen Punkt im Prozess der Implementierung von nachhaltiger
Entwicklung wird die Konferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro vom 3. bis 14.
Juni 1992. 178 Staaten kommen zusammen, um über die Zukunft des Überlebens auf der
Erde und über den Zustand der Welt und deren Rettung zu beraten. 150 Staaten
unterzeichnen
die
darin
ausgearbeitete,
völkerrechtlich
verbindende
Biodiversitätskonvention sowie die Klimarahmenkonvention.
19
Alle teilnehmenden Staaten
erkennen die dringende Notwendigkeit endlich handeln zu müssen. Es werden daher drei
weitere Dokumente erarbeitet, welche zwar keinen völkerrechtlich bindenden Charakter
haben, aber wesentliche Handlungsanweisungen für ein effizientes, nachhaltiges
Ressourcenmanagement beinhalten. Diese sind die Rio Declaration on Environment and
Development, das Statement of Forest Principals und die Agenda21.
Die Agenda21 reflektiert den globalen Wunsch und die allgemeine politische Verpflichtung
in den Bereichen Entwicklung und Umwelt zusammen zu arbeiten. Die Verantwortung
dafür liegt in erster Linie bei den Regierungen.
20
Sie haben dafür zu sorgen, dass die
nachhaltige Entwicklung auf allen staatlichen Ebenen zu tragen kommt.
21
17
WCED, 1997, S. 1.
18
vgl. ebenda, S. 8.
19
vgl. Barbian, 2001, S. 19f.
20
vgl. Bartenstein, 2004, S. 221.
21
vgl. Schulz, 2001, S. 383.

8
In den 40 Kapiteln der Agenda21 werden wesentliche Handlungsfelder für eine
nachhaltige Entwicklung aufgezeigt. Diese werden folgend gegliedert:
22
1. Soziale und wirtschaftliche Aspekte
2. Umweltaspekte
3. Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen und nicht-staatlicher Organisationen in der
Umwelt- und Entwicklungspolitik
4. Instrumente der Umsetzung
Mit der Agenda21 wird erstmals versucht, nachhaltige Entwicklung zu operationalisieren.
Es werden keine Definitionen entwickelt, dafür werden konkrete Handlungsanweisungen
gegeben um eine nachhaltige Entwicklung umzusetzen.
2.2.3 Report of the World Summit on Sustainable Development
Zehn Jahre nach Rio treffen sich die Vereinten Nationen erneut um vom 26. August bis 4.
September 2002 in Johannesburg über die Zukunft des Planeten Erde zu beraten.
Aufgrund der sich weltweit verschlechternden wirtschaftlichen Situation und der
wachsenden Gefahr des Terrorismus ist die Stimmung pessimistischer als zehn Jahre
zuvor in Rio de Janeiro. Umweltthemen rücken daher in den Hintergrund und man widmet
sich vermehrt wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten.
23
Der von 178 Staaten ausgearbeitete Aktionsplan baut auf die Handlungsfelder der
Agenda 21 sowie auf die Erkenntnisse weiterer Konferenzen der Vereinten Nationen und
anderer internationaler Abkommen seit 1992.
24
22
vgl. Barbian, 2001, S. 20.
23
vgl. Bartenstein, 2004, S. 221.
24
vgl. United Nations, 2002, S. 8.

9
2.3 Definition von Nachhaltigkeit
Kofi Annan fasst am Word Environment Day 2002 das Konzept nachhaltiger Entwicklung
sehr kurz und prägnant zusammen.
Sustainable development rests on three pillars: economic growth, social progress and
protection of our environment and natural resources.
25
Die ehemals rein umweltbezogene Bedeutung von Nachhaltigkeit hat sich zu einem
ganzheitlichen Begriff, der alle Bereiche des Lebens umfasst, entwickelt.
Als Ausgangspunkt für das Prinzip nachhaltiger Entwicklung gilt in der Literatur in den
meisten Fällen die im Brundtland Bericht gegebene Erklärung:
Sustainable development is development that meets the needs of the present without
compromising the ability of future generation to meet their own needs. [ ] Thus the goals of
economic and social development must be defined in terms of sustainability in all countries
developed or developing, market-orientated or centrally planned.
26
Vornholz (1996) führt dazu aus, dass entsprechend dieser Definition das Hauptziel von
Nachhaltigkeit darin besteht, die Existenzbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten für
gegenwärtige und zukünftige Generationen langfristig zu sichern. Die Definition bezieht
sich auf gesellschaftliche Werte wie die Gerechtigkeit gegenüber zukünftiger
Generationen oder jene der internationalen Gerechtigkeit und ist somit als normatives
Konzept
27
anzusehen. Dies betrifft einerseits die Verpflichtung der Industriestaaten
gegenüber der Entwicklungsländer, andererseits wird bei dieser langfristigen Perspektive
darauf Rücksicht genommen, dass die heute lebenden Menschen durch ihre
Entscheidungen nicht nur ihre eigene Situation beeinflussen, sondern auch die Zukunft.
28
In den 40 Kapiteln der Agenda21 sowie im Report of the World Summit on Sustainable
Development im Jahr 2002 in Johannesburg werden ein neues, dauerhaftes
Umweltmodell und zahlreiche Ziele und Aufgaben zu dessen Erreichung definiert. Zu
einer klaren Definition von Nachhaltigkeit kommt es allerdings nicht.
29
25
http://www.bdix.net/sdnbd_org/world_env_day/2001/sdnpweb/sdi/international_day/wed/UN-Sec-
message.htm
26
WCED, 1987, S. 43.
27
Erklärung des Autors: Laut der Definition aus Meyers Lexikon, handelt es sich bei einem normativen
Konzept um eine verbindlich anerkannte, richtungsweisende Theorie.
28
vgl. Vornholz, 1997, S. 23.
29
vgl. Rogall, 2004, S. 26; United Nations, 2002.

10
Wie der Brundtlandbericht und auch die Agenda21 forcieren die Vereinten Nationen im
Report of the World Summit on Sustainable Development wiederum die drei Säulen der
Nachhaltigkeit Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.
[...] to advance and strengthen the interdependent [...] reinforcing pillars of sustainable
development economic development, social development and environmental protection
at the local, national, and global levels.
30
In Johannesburg wird der ökonomischen Komponente jedoch weit mehr Bedeutung
beigemessen als in der Agenda 21.
31
Ein Aspekt der in der Literatur immer wieder aufscheint, ist die von Spangenberg (2005)
definierte institutionelle Ebene. Er trennt diese von der sozialen Nachhaltigkeitsebene und
beschreibt mit ihr die so genannte gesellschaftliche Nachhaltigkeit.
32
In weitere Folge wird jedoch von den drei Säulen der Nachhaltigkeit ausgegangen und es
werden die Aspekte der Bevölkerung und der Gesellschaft gemeinsam unter dem Begriff
soziale Entwicklung geführt.
Ein wesentlicher Faktor zur erfolgreichen Implementierung nachhaltiger Entwicklung ist
die Partizipation der Bevölkerung. Durch das Entstehen und die Entwicklung der lokalen
Agenda21 auf kommunaler Ebene kommt es zu einer breiten Partizipation am Konzept
nachhaltiger Entwicklung.
33
Die Rio Declaration on Environment and Development führt zum Thema Partizipation
Folgendes aus:
Environment issues are best handled with the participation of all concerned citizens, at the
relevant level. [ ] Indigenous people and their communities and other local communities
have a vital role in environmental management and development because of their
knowledge and traditional practices. States should recognize and duly support their identity,
culture and interests and enable their effective participation in the achievement of
sustainable development.
34
30 United Nations, 2002, S. 1.
31 vgl. United Nations, 2002.
32 vgl. Spangenberg, 2005, S. 12.
33 vgl. Heinrichs, 2005, S. 44.
34 United Nations, 1992, S. 9f.

11
Im Report of the World Summit on Sustainable Development wird sich die Kommission
noch deutlicher der Notwendigkeit von Partizipation bewusst:
We recognize that sustainable development requires a long term perspective and broad-
based participation in policy formulation, decision-making and implementation at all levels.
35
Dadurch
wird
klar,
dass
ohne
Beteiligung
der
Bevölkerung
an
den
Entscheidungsprozessen hin zum Konzept der nachhaltigen Entwicklung dessen
ganzheitliche
Ausführung
nicht
möglich
sein
kann.
Der Mensch als Individuum wird im Report of the World Summit on Sustainable
Development grundsätzlich als wesentlicher Bestandteil von nachhaltiger Entwicklung in
den Mittelpunkt gerückt. So spricht sich die Kommission u.a. für Menschenrechte, Friede
und Stabilität aus.
36
Betrachtet man diese Punkte, so wird klar, dass Nachhaltigkeit weit mehr ist, als ein
ökologisches Konzept. Es ist vielmehr ganzheitlich zu betrachten, einschließlich der
Integration aller daran Beteiligten Individuen. Es soll daher folgende Definition von
Nachhaltigkeit für diese Arbeit gelten:
35
United Nations, 2002, S. 4.
36
vgl. Ebenda, S. 3f.

12
Abbildung 1: Nachhaltigkeitsdefinition
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Vornholz, 1997, S.25
Die Grafik zeigt deutlich, dass es sich bei nachhaltiger Entwicklung um ein ganzheitliches
Modell handelt. Es geht aus von den Werten internationaler, intra- und intergenerationeller
Gerechtigkeit, welche in gleichem Maße die Bereiche Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt
beeinflussen. Sie stehen in engem Zusammenhang miteinander und können nicht isoliert
voneinander betrachtet werden. Zur erfolgreichen Implementierung nachhaltiger
Entwicklung ist die volle Partizipation der Bevölkerung notwendig, da sie ein integraler
Bestandteil des gesamten Konzeptes ist.
Wertesystem:
Internationale , intra- & intergenerationelle
Gerechtigkeit
Umwelt
Wirtschaft
Gesellschaft
PARTIZIPATION

13
2.4 Konzept der starken und der schwachen Nachhaltigkeit
Hinsichtlich der Operationalisierung von Nachhaltigkeit lassen sich mehrere Konzepte der
ökonomischen und ökologischen Dimension von Nachhaltigkeit unterscheiden. Als
allgemeine Ausgangspunkte dafür dienen naturwissenschaftlich-ökologische Erkenntnisse
aufgrund derer versucht werden, Handlungsanweisungen für den Umgang mit
regenerativen und nicht regenerativen, natürlichen Ressourcen zu finden. Konzepte der
Nachhaltigkeit werden hierbei gravierend darin unterschieden, inwieweit die Substitution
von natürlichem Kapital durch Sachkapital möglich ist.
37
Die Literatur bietet hierzu
verschiedene Abstufungen, die von sehr schwacher bis hin zu sehr starker Nachhaltigkeit
reichen.
38
Kritisch anzumerken ist aber, dass die zeitliche Perspektive vollkommen
vernachlässigt wird. Das Konzept der strikten Nachhaltigkeit würde einen gravierenden
Strukturwandel erfordern. Dieser ist ohne extreme ökonomische und soziale Kosten
jedoch nicht möglich. Es ist allerdings auch offensichtlich, dass mit dem heutigen
Wirtschafts- und Lebensstil zwar die gegenwärtigen Bedürfnisse erfüllt werden, aber die
Chancen zukünftiger Generationen die ihren zu erfüllen, zerstört werden.
39
2.4.1 Schwache Nachhaltigkeit
Beim Konzept der schwachen Nachhaltigkeit sind die Ausbeutung natürlicher Ressourcen
und die Belastung der Umwelt zulässig, da sie als unvermeidlich angesehen werden.
40
Es
wird unterstellt, dass nahezu alle Funktionen des natürlichen Kapitals durch andere
Kapitalarten substituiert werden können.
41
Der durchschnittliche Nutzen zukünftiger
Generationen muss in diesem Konzept mindestens dem heutigen durchschnittlichen
Nutzen entsprechen.
42
Damit ist die gegenwärtige Generation dazu verpflichtet, den
eigenen Ressourcenverbrauch bei ihren Nachfahren entsprechend zu entschädigen.
43
37
vgl. Schulz, 2001, S. 376.
38
vgl. Ott, 2004, S. 97.
39
vgl. de Gijsel, 1997, S. 22.
40
vgl. ebenda, S. 21.
41
vgl. Schulz, 2001, S. 376.
42
vgl. Ott, 2004, S. 101.
43
vgl. de Gijsel, 1997, S. 20ff.

14
2.4.2 Starke Nachhaltigkeit
Im Konzept der starken Nachhaltigkeit, so wie es Hermann Daly entwickelt hat, ist eine
Zerstörung der Natur nicht weiter zulässig. Es wird eine weitgehende Komplementarität
zwischen Natur- und Sachkapital unterstellt.
44
Es wird daher eine Substitution zwischen
den Kapitalarten ausgeschlossen. Nachfolgende Generationen sollen denselben
Naturzustand vorfinden wie gegenwärtige.
45
Durch diese Verneinung der Möglichkeit der
Substitution ist für Daly auch ein unendliches Wirtschaftswachstum nicht relevant.
46
Argumentation hierfür ist einerseits, dass Naturkapital und Sachkapital in Produktion und
Konsumprozessen regelmäßig in einem komplementären Verhältnis stehen, andererseits
der hohe Eigenwert von Naturkapital durch seine natürliche Integrität. Um eine dauerhafte
Konstanz des natürlichen Kapitalstocks im Rahmen der starken Nachhaltigkeit
gewährleisten zu können, entwickelten seine Vertreter (u.a. Daly, Pearce und Turner) drei
Managementregeln. Sie besagen:
47
Die Abbaurate natürlicher Ressourcen soll nicht deren Regenerationsrate überschreiten.
Stoffeinträge in ein Umweltmedium sollen nicht höher als dessen Assimilationsfähigkeit
sein, sodass keine Gefährdung seiner Funktion resultiert.
Nicht-regenerative Ressourcen sollen nur soweit genutzt werden, als dass ein
gleichwertiger Ersatz in Form regenerativer Ressourcen oder einer höheren Produktivität
natürlicher Ressourcen in ihrer Nutzung gewährleistet ist.
44
vgl. Ott, 2004, S. 139.
45
vgl. de Gijsel, 1997, S. 20ff.
46
vgl. Daly, S. 63.
47
vgl. Schulz, 2001, S. 377f.

15
2.5 Die drei Säulen der Nachhaltigkeit
Wie eingangs erläutert, basiert das Konzept nachhaltiger Entwicklung auf den drei Säulen
Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Diese Aspekte, ökologische, soziokulturelle sowie
ökonomische, werden nachfolgend genauer erläutert. Laut Goodland (o.J) ist eine klare
Abgrenzung der unterschiedlichen Formen erforderlich, auch wenn es in bestimmten
Punkten zu Überschneidungen kommen kann.
48
Da sich die Arbeit im Speziellen auf die ökonomische Nachhaltigkeit und deren
Operationalisierung stützt, wird in diesem Kapitel im Besonderen darauf eingegangen.
2.5.1 Ökologische Nachhaltigkeit
Der ökologische Aspekt gilt, wie in Kapitel 2.1. schon erwähnt, als Ursprung der
Nachhaltigkeitsdiskussion. Soll die Auffassung von Vornholz (1996) dargestellt werden,
dann wird bei den ökologischen Aspekten der Nachhaltigkeit die Erhaltung bzw.
Verbesserung von natürlichen Lebensgrundlagen gefordert. Wesentlich dabei sind die
Erhaltung des natürlichen Ökosystems und die Artenvielfalt. Eine positive, nachhaltige
Entwicklung kann nur dann erfolgen, wenn die Natur langfristig, d.h. auch für zukünftige
Generationen erhalten wird.
49
Das Ökosystem bietet nicht nur die Lebensgrundlage aller
irdischen Aktivitäten, es dient auch als Aufnahmemedium anthropogener Emissionen und
als Quelle natürlicher Ressourcen.
50
Auch im Brundtland-Bericht wird auf die Notwendigkeit des Ressourcenerhalts
hingewiesen. Es wird darin vermerkt, dass das Problem des Artensterbens und der
zerstörten Umwelt in politische Programme aufgenommen werden muss.
51
Auch in der
Rio Declaration on Environment and Development wird auf die Notwendigkeit der
Installation einer effektiven umweltbezogenen Gesetzgebung hingewiesen, denn die
Artenvielfalt und das Ökosystem tragen entscheidend zum Wohlergehen der Menschheit
bei. Es ist klar, dass es im Laufe der Zeit, entgegen der Meinung von Vertretern der
starken Nachhaltigkeit, zu Veränderungen kommen kann. Es sollte jedoch allen Arten der
höchstmögliche Schutz gewährleistet werden.
52
Besonders wichtig ist es, dass der Schutz
48
vgl. Goodland, o.J., S.1.
49
vgl. Vornholz, 1997, S. 26.
50
vgl. Schulz, 2002, S. 375.
51
vgl. WCED, 1987, S. 13; United Nations, 1992, S. 10.
52
vgl. WCED, 1987, S. 148.

16
der Umwelt in den gesamten Prozess nachhaltiger Entwicklung integriert wird. Er kann
nicht als isolierter Bestandteil betrachtet werden.
53
2.5.2 Sozio-kulturelle Nachhaltigkeit
Die Säule der soziokulturellen Nachhaltigkeit bezieht sich auf zwei Aspekte. Einerseits
behandelt sie die Fragestellung inwieweit sich Veränderungen in Ökonomie und Ökologie
auf das soziale Gefüge einer Gesellschaft auswirken, anderseits betrachtet sie die
sozialen Normen der Gesellschaft.
54
Nachhaltige Entwicklung fordert vor allem eine
Erhöhung der Chancengleichheit und einen sozialen Ausgleich.
55
Die Aufgabe einen
sozialen Ausgleich zu erreichen, sollte laut Rawl in der Hand des Staates liegen. So
besagt sein Maximum Kriterium, dass der Staat darauf abzielen sollte, die Wohlfahrt des
am schlechtesten gestellten Gesellschaftsmitglieds zu maximieren.
56
Diese Verantwortung des Staates wird auch in jenen Nachhaltigkeitsabkommen
dargestellt, die in der vorliegenden Arbeit umrissen werden. Insbesondere in der
Agenda21 und im Report of the World Summit on Sustainable Development werden
Strategien zur Beseitigung von Armut entwickelt. Ein sehr klares Statement zu sozialer
Gerechtigkeit wird im Report of the World Summit on Sustainable Development gegeben:
We commit ourselves to building a humane, equitable and caring global society, cognizant
of the need for human dignity for all.
57
Ein weiteres Element der soziokulturellen Nachhaltigkeit ist die Gleichberechtigung der
Frauen. Nachhaltige Entwicklung muss gewährleisten, dass die Rechte der Frauen,
Emanzipation sowie die Gleichberechtigung der Geschlechter in allen Bereichen der
Entwicklung beachtet werden.
58
Neben diesem Aspekt zählen auch Freiheit, kulturelle
Vielfalt, das Mitbestimmungsrecht der Völker sowie die demokratische Mitbestimmung zur
soziokulturellen Dimension der Nachhaltigkeit.
59
53
vgl. United Nations, 1992, S. 9.
54
vgl. Schulz, 2002, S. 376.
55
vgl. Vornholz, 1997, S. 26.
56
vgl. Mankiw, 2004, S. 469.
57
United Nations, 2001, S. 1.
58
vgl. ebenda, S. 4.
59
vgl. Vornholz, 1997, S. 26.

17
2.5.3 Ökonomische Nachhaltigkeit
Sustainable Development, in the long run, is by definition an economic necessity. Its
essential meaning is that we should not destroy the natural basis of our wealth so that
development can go on forever.
60
Mit diese Aussage wird die Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens deutlich. Die
wirtschaftlichen Aspekte von Nachhaltigkeit beziehen sich in erster Linie auf die Sicherung
materieller Lebensgrundlagen. Ziel ist es durch wirtschaftliche Entwicklung die
Lebensqualität langfristig aufrechtzuerhalten bzw. zu verbessern.
61
Wirtschaftliches
Wachstum ist notwendig, um Nachhaltigkeit erfolgreich zu implementieren. Die Definition
von Wachstum muss jedoch auf anderen Werten beruhen als noch vor 30 Jahren.
Demnach sollte wirtschaftliches Wachstum einen geregelten Ressourcenverbrauch
forcieren um das Naturkapital zu erhalten, die Einkommensverteilung verbessern und den
Grad der Anfälligkeit einer Nation gegenüber wirtschaftlicher Krisen verringern.
62
Ein
weiterer wesentlicher Punkt der ökonomischen Nachhaltigkeit ist die Erhaltung des
ökonomischen Kapitalstocks.
63
Rogall (2004) hat auf Basis des deutschen Bundestages eine Reihe von
Managementregeln aufgestellt, welche zur Implementierung ökonomischer Nachhaltigkeit
notwendig sind. Sie sind in der folgenden Grafik dargestellt.
64
60
von Weizsäcker, 2004, S. 27.
61
vgl. Vornholz, 1997, S. 25f.
62
vgl. WCED, 1987, S. 53.
63
vgl. Schulz, 2001, S. 375.
64
vgl. Rogall, 2004, S. 30.

18
MANAGMENTREGELN
ÖKOLOGISCHER
NACHHALIGKEIT
Bedürfnis-
befriedigung
Lenkung durch Preise
Positive wirtschaftliche
Rahmenbedingungen
Verbesserung der
wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit
Abbildung 2: Managementregeln nachhaltiger ökonomischer Entwicklung
Quelle: Eigene Darstellung, Daten entnommen aus Rogall, 2004, S. 30.
2.5.4 Nachhaltigkeit der Ökonomie
Nachhaltigkeit in der Ökonomie stellt ein integratives Bewirtschaftungsprinzip dar,
welches ökonomische, ökologische und soziale Ziele beinhaltet.
65
Aus dieser Erkenntnis
heraus sind zwei wirtschaftswissenschaftliche Richtungen entstanden, auf die im
Folgenden kurz eingegangen wird.
2.5.4.1
Neoklassische Umweltökonomie
Neoklassische Ökonomen sehen die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen als
ökonomisches Problem, das dementsprechend nur ökonomisch gelöst werden kann. Die
Ökonomie hat laut dieser Lehre die Aufgabe, für eine stetige Wohlfahrtssteigerung zu
sorgen. Es wird versucht, mit verschiedenen ökonomischen Messmethoden einen
optimalen Naturnutzungs- oder Naturbelastungspunkt zu errechnen. Es geht in dieser
Schule somit nicht um den maximalen Schutz aller Lebewesen, sondern vielmehr darum,
dass die Sanierungskosten aufgrund der Umweltbelastungen nicht überhand nehmen.
66
65
vgl. Reinings, 1997, S. 20.
66
vgl. Rogall, S. 40.

19
2.5.4.2
Ökologische Ökonomik
Von Vertretern der ökologischen Ökonomie wie dem Amerikaner H.E. Daly werden die
Restriktionen des ökologischen Systems besonders stark in den Vordergrund gestellt.
67
Das Hauptziel dieser wissenschaftlichen Disziplin ist die Integration von ökologischen
ökonomischen Ansätzen und Ansichten. Die ökologische Ökonomik zielt nicht darauf ab,
monodisziplinäre Ansätze total zu verwerfen. Vielmehr soll darauf Rücksicht genommen
werden, dass konventionelle Methoden und die bestehenden analytischen Instrumente
der verschiedenen Disziplinen eine angemessene Anwendung finden.
68
Anders als die
neoklassische Umweltökonomie, die sich rein auf das ökonomische Allokationsproblem
der Nachhaltigkeit bezieht, werden von der ökologischen Ökonomik ökologische und
soziale Probleme voll berücksichtigt.
67
vgl. Schulz, 2001, S. 382.
68
Reinnings, 1997, S. 21f.

20
2.6 Bewertung von Nachhaltigkeit
Operationalisierung bedeutet, die Erfassung von bestimmten Größen, die theoretische
Begriffe und Hypothesen im Hinblick auf ihre empirische Überprüfbarkeit, verfügbar zu
machen. Dies geschieht durch Angabe von konkret überprüfbaren Zielvorgaben und
Schritten.
69
Bezogen auf das Konzept der Nachhaltigkeit ist die Operationalisierung
zwischen der begrifflichen und inhaltlichen Gestaltungsebene und der Umsetzungs- bzw.
Implementierungsebene positioniert.
70
Baumgartner konstatiert, dass die Ausarbeitung eines Zielsystems sowie die Entwicklung
von Merkmalen, anhand derer sich die Erreichung des entwickelten Zielsystems messen
lassen, als Grundvoraussetzungen von Operationalisierung im Kontext der Nachhaltigkeit
gelten. Ein ausgearbeitetes Indikatorensystem dient dazu, Abweichungen des
Istzustandes zum festgelegten Sollzustand zu erkennen.
71
Es erfasst spezifizierte Werte,
verarbeitet diese und gibt so Hinweise auf vergangene bzw. zukünftige Veränderungen.
72
Die meisten Indikatorensysteme im Bezug auf Nachhaltigkeit gibt es derzeit im Bereich
der Ökologie. Defizite gibt es hingegen im ökonomischen und sozio-kulturellen Bereich.
Die Problematik bei der Entwicklung von Indikatoren in diesen Bereichen liegt vor allem
darin, dass die jeweiligen Zielvorgaben nicht miteinander kompatibel sind.
73
Damit Indikatorensysteme richtig interpretiert werden können, muss die Voraussetzung
der einfachen Verständlichkeit erfüllt werden. Sie sollten daher wie Albert Einstein schon
sagte so einfach wie möglich sein, aber nicht einfacher sein. Diese Voraussetzung
beschränkt die zulässige Anzahl der Indikatoren. Um operationalisierbar zu sein, sollte ein
solches System 20 bis 30 Indikatoren nicht überschreiten.
74
Eine wahrheitsgemäße
Darstellung aller Aspekte nachhaltiger Entwicklung ist allerdings mit einzelnen nicht
integrativen Indikatoren nicht möglich.
75
69
vgl. Meyers Lexikonverlag, 2007.
70
vgl. Baumgartner, 1998, S. 22.
71
vgl. Baumgartner, 1998, S. 22.
72
vgl. Schulz, 2001, S. 131.
73
vgl. ebenda.
74
vgl. Spangenberg, 2005, S. 251.
75
vgl. Schulz, 2001, S. 383f.

21
Da in der vorliegenden Arbeit die Operationalisierung ökonomischer Nachhaltigkeit
fokussiert wird, soll nachfolgend auf ein Indikatorensystem eingegangen werden, welches
versucht, diese im ganzheitlichen Kontext zu erfassen. Obwohl in der Literatur eine
Vielzahl von Indikatoren ökonomischer Nachhaltigkeit existiert, wird der ganzheitliche
Aspekt selten hinterfragt. Spangenbergs System ermöglicht diese Betrachtungsweise.
Das von Spangenberg (2005) entwickelte System baut auf drei hierarchischen Ebenen
auf. Orientoren
76
, Kriterien und Indikatoren bilden eine Hierarchie mit fallender
wissenschaftlicher
Belastbarkeit
und
zunehmender
Subjektivität
und
Operationalisierbarkeit. Orientoren dienen demzufolge der Strukturierung, Kriterien der
Konkretisierung und Indikatoren der Operationalisierung der ökonomischen Nachhaltigkeit
der Wirtschaft.
77
Anhand dieser Methode kristallisieren sich für Spangenberg folgende
Schlüsselindikatoren heraus:
76
Die Orientorentheorie wurde für die Gewinnung allgemeingültiger Einsichten über die Nachhaltigkeit
komplexer entwicklungsfähiger Systeme in einer dynamischen Systemumwelt entwickelt. Grundanliegen ist
es, auf einer relativ hohen Abstraktionsebene allgemeingültige Antworten auf die Frage zu finden, wie in
entwicklungsfähigen Systemen Szenarien, Politiken und Entwicklungspfade evaluiert und unter verschiedenen
Alternativen eine Auswahl im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung getroffen werden kann. (vgl. Spangenberg
(2005) nach Omann(2004), S. 163)
77
vgl. Spangenberg, 2005, S. 163.

22
Abbildung 3: Schlüsselindikatoren ökonomischer Nachhaltigkeit der Wirtschaft
Wirtschaft
·
Inflationsrate
·
Verhältnis von Erhaltungs- und Neuinvestitionen
·
Außenhandelsbilanz
·
Veränderungsgeschwindigkeit des Produktspektrums: Produkte, die jünger als zwei Jahre sind
·
Entwicklung und Auslastung der Produktionskapazitäten
·
Bevölkerungsanteil in Versorgungsarmut
·
Diversitätsfaktor für Grundnahrungsmittel, Transport, Bildung und Gesundheitsfürsorge:
durchschnittliche Zahl der Alternativen
·
Redundanz essenzieller Prozesse, Dienstleistungen, Institutionen und Infrastrukturen: Anteil mit
mindestens doppelter, unabhängiger Bereitstellung
Staat
·
Schuldendienstanteil an den Staatsausgaben
·
Durchschnittlicher Zeitbedarf für institutionelle Veränderungen: Gesetze, Institutionen, Infrastruktur
·
Korruptionsrate (Transparency International Index CPI)
·
Anteil von Arbeit, Umwelt und Kapital am Steueraufkommen
·
Anteil der staatlichen Abschöpfung an den Überschüssen der Wirtschaft
Gesellschaft
·
UNDP Gender Empowerment Measure GEM
·
Aktive und regelmäßige Internetnutzung je 1.000 Einwohner
·
Kreative Produkte (Patente, Bücher, Kunstwerke, Musikstücke) je 1.000 Einwohner/innen u. Jahr
·
Lebenserwartung bei Geburt
·
Lebenslanger Zeitaufwand für Bildung und Erziehung
Arbeit und Sozialordnung
·
Arbeitslosenquote, davon Langzeitarbeitslose
·
Anteil prekärer Arbeitsverhältnisse
·
Anteil der in Armut aufwachsender Kinder
·
Strukturmobilitätsquote: Anteil Gutverdienende, die aus gut verdienenden Elternhäusern stammen.
·
Einkommensverteilung oberstes/unterstes Quintil (5 Prozent)
Umwelt
·
Verbrauch an Umweltraum ( throughput )
·
Naturschutzfläche in Prozent der Landesfläche
Quelle: Spangenberg, 2005, S. 258.

23
Die österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik definiert in einem Positionspaper
einen weiteren wesentlichen Indikator, welcher zur Operationalisierung von ökonomischer
Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene keinesfalls außer Acht gelassen werden darf.
Demnach ist Regionalität ein zentraler Aspekt, welcher zunehmend an Bedeutung
gewinnt. Besonderes wesentlich ist dies im Personalrekruting und in der
Materialbeschaffung. Beide Ressourcen sollen soweit wie möglich aus der Region
bezogen werden.
78
78
vgl. ÖGUT, S. 7ff.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836641159
DOI
10.3239/9783836641159
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Management Center Innsbruck Internationale Fachhochschulgesellschaft mbH – Tourismus, Unternehmensführung in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft
Erscheinungsdatum
2010 (Januar)
Note
2,9
Schlagworte
nachhaltiger tourismus community tourism ökonomische nachhaltigkeit entwicklungsland benachteiligung
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Titel: Ökonomische Nachhaltigkeit von Community based Tourism Projekten in wirtschafltich benachteiligten Regionen
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