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SVEA-reklam: 'Du gamla, du fria …'

Schwedische Werbung in Deutschland

©2007 Magisterarbeit 166 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das große Interesse an Skandinavien und speziell an Schweden ist ein Phänomen, welches nicht nur Skandinavisten zugeschrieben werden kann, sondern das sich zugleich auf ein breites Publikum in Deutschland beziehen lässt. In vielerlei Hinsicht werden die Deutschen beispielsweise durch die Massenmedien mit dem nordischen Nachbarn konfrontiert. So ist es interessant zu beobachten, dass die Darstellung Skandinaviens in der Werbung nicht nur vom Möbelunternehmen Ikea genutzt wird, sondern ebenso bei Produktdarstellungen anderer Unternehmen wiederzufinden ist.
Das Land als einen positiven Imagefaktor zu nutzen ist in der Werbung eine beliebte Strategie, um sich durch einen positiven Zusatz von Mitbewerbern abzugrenzen.
Durch die nicht zu übersehende Präsenz in den Medien ist auch Werbung ein Massenkulturphänomen, das u.a. kulturelle Angleichungen oder (scheinbare) Verschiedenheiten und Fremdartigkeiten in einem breiten Maße kommunikativ macht. Im Werbefernsehen werden in höchst komprimierter Form die populären Lebensentwürfe, Mythologien, Sitten, Gebräuche, Traditionen und ethischen Postulate verschiedener Völker und Kulturen zitiert und verkaufsästhetisch präpariert –, die den ZuschauerInnen u.a. von ihren eigenen Erfahrungen, Träumen und Wunschvorstellungen sowie vom übrigen Programm her bekannt sind.
Skandinavische Produkte haben in Deutschland ein gutes Ansehen, und der Zusatz ‘Made in Sweden’ ist positiv konnotiert. Werbung nutzt die Merkmale des Herkunftslandes Schweden, um mit ihnen das jeweilige Produkt zu vermarkten. Die Merkmale des Herkunftslandes Schweden werden gegenwärtig auffällig häufig in der Werbung genutzt, um durch sie Produkte attraktiver zu machen.
In der vorliegenden Arbeit gilt es, die Hintergründe für die Nutzung des Herkunftslandes Schweden in der Produktwerbung zu erforschen. Welche Faktoren spiegeln sich in der Verknüpfung eines Produktes mit Schweden wider? Es gilt herauszufiltern, welche schwedischen Images und Stereotype in der Werbung präsentiert und evoziert werden, wie und warum sie in Deutschland wirken und wodurch eine Absatzförderung erreicht werden kann.
In dieser Untersuchung findet sich natürlich auch der populärste Vertreter ‘schwedischer Werbung’ wieder: der Möbelriese IKEA. Nicht zuletzt durch ‘IKEA’ ist mancher Deutsche in der Lage, einige schwedische Vokabeln zu übersetzen. Die Präsenz von IKEA-Werbung verstärkte auch die Präsenz Schwedens in Deutschland. Der Erfolg von IKEA ist […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Nadine Knurr
SVEA-reklam: 'Du gamla, du fria ...'
Schwedische Werbung in Deutschland
ISBN: 978-3-8366-3973-6
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Deutschland,
Magisterarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
S. 5
2. Themeneingrenzung und Struktur der Arbeit
S.
00
9
3. Begriffsbestimmungen
S.
0
12
3.1 Werbung
S.
0
12
3.1.1 Werbung in Deutschland
S.
0
16
3.2 Stereotyp
S.
0
19
3.2.1 Nationalstereotyp
S.
0
22
3.3 Image
S.
0
24
3.3.1 Nationalimage
S.
0
25
3.4 Symbol
S.
0
26
3.4.1 Nationalsymbol
S.
0
27
3.5 Werbung mit Stereotypen, Images und Symbolen
S.
0
28
3.5.1 Die Darstellung vom Fremden in der Werbung
S.
0
31
3.5.2 Der "Country of Origin"-Effekt
S.
0
32
4. Der Blick von Deutschland nach Schweden
S.
0
34
4.1 Entstehungsgeschichte einer Faszination
S.
0
37
4.1.1 Carl Larsson und IKEA
S.
0
40
4.1.2 Astrid Lindgren und Idylle
S.
0
44
4.1.3 Tourismus und Natur
S.
0
45
4.1.4 Qualität und Innovation
S.
0
48
4.2 Das Schweden in Deutschland ­ Eine Zusammenfassung
S.
0
50
3

5. Schwedische Werbung in Deutschland
S.
0
53
5.1 Historie ­ der Norden in der Werbung
S.
0
54
5.1.1 Schweden in der Werbung
S.
0
56
5.2 Schwedische Werbung in Deutschland
S.
0
68
5.2.1 Telia
S.
0
69
5.2.2 IKEA
S.
0
72
5.2.3 SEB
S.
0
75
5.2.4 Lätta
S.
0
79
5.2.5 WASA
S.
0
82
5.2.6 Lysell
S.
0
84
5.3 Schweden und Werbung ­ Stereotype, Symbole und Images S.
0
87
5.3.1 Funktion und Wirkung
S.
0
90
5.4 Werbeerfolg
S. v93
6. Schlussbetrachtung
S.
0
95
7. Literatur- und Quellenverzeichnis
S.
0
99
8. Anhang
S. 107
8.1 Interview
S. 108
8.2 Bildmaterial
S. 116
8.3
Digitales Material
S. 117
4

1. Einleitung
Das große Interesse an Skandinavien
1
und speziell an Schweden ist ein Phä-
nomen, welches nicht nur Skandinavisten zugeschrieben werden kann, son-
dern das sich zugleich auf ein breites Publikum in Deutschland beziehen
lässt. In vielerlei Hinsicht werden die Deutschen beispielsweise durch die
Massenmedien mit dem nordischen Nachbarn konfrontiert. So ist es inter-
essant zu beobachten, dass die Darstellung Skandinaviens in der Werbung
nicht nur vom Möbelunternehmen Ikea genutzt wird, sondern ebenso bei
Produktdarstellungen anderer Unternehmen wiederzufinden ist.
Das Land als einen positiven Imagefaktor zu nutzen ist in der Wer-
bung eine beliebte Strategie, um sich durch einen positiven Zusatz von Mit-
bewerbern abzugrenzen.
Durch die nicht zu übersehende Präsenz in den Medien ist auch
Werbung ein Massenkulturphänomen, das u.a. kulturelle Anglei-
chungen oder (scheinbare) Verschiedenheiten und Fremdartigkeiten
in einem breiten Maße kommunikativ macht. Im Werbefernse-
hen werden in höchst komprimierter Form die populären Lebensent-
würfe, Mythologien, Sitten, Gebräuche, Traditionen und ethischen
Postulate verschiedener Völker und Kulturen zitiert und ver-
kaufsästhetisch präpariert ­, die den ZuschauerInnen u.a. von
ihren eigenen Erfahrungen, Träumen und Wunschvorstellungen
sowie vom übrigen Programm her bekannt sind.
2
Skandinavische Produkte haben in Deutschland ein gutes Ansehen,
und der Zusatz ,,Made in Sweden" ist positiv konnotiert. Werbung nutzt die
Merkmale des Herkunftslandes Schweden, um mit ihnen das jeweilige Pro-
dukt zu vermarkten. Die Merkmale des Herkunftslandes Schweden werden
1
Skandinavien soll in der vorliegenden Arbeit synonym für die Länder Dänemark, Schweden, Norwegen
und Finnland stehen, die in Deutschland allgemein unter diesem Begriff zusammengefasst werden.
2
Spieß, Brigitte: ,,Ohne Fremde nichts Eigenes. Das Fremde in der Werbung:
Bilder aus der Dritten Welt als Projektionsfläche für Sehnsüchte und Träume industrieller Gesellschaften".
In: Schmidt, Siegfried J. und Spieß, Brigitte (Hg.):
Werbung, Medien und Kultur,
Opladen: Westdeutscher
Verlag, 1995, S. 79-86, hier: S. 79.
5

gegenwärtig auffällig häufig in der Werbung genutzt, um durch sie Produkte
attraktiver zu machen.
In der vorliegenden Arbeit gilt es, die Hintergründe für die Nutzung
des Herkunftslandes Schweden in der Produktwerbung zu erforschen. Wel-
che Faktoren spiegeln sich in der Verknüpfung eines Produktes mit Schwe-
den wider? Es gilt herauszufiltern, welche schwedischen Images und Stere-
otype in der Werbung präsentiert und evoziert werden, wie und warum sie
in Deutschland wirken und wodurch eine Absatzförderung erreicht werden
kann.
In dieser Untersuchung findet sich natürlich auch der populärste
Vertreter ,,schwedischer Werbung" wieder: der Möbelriese IKEA. Nicht zu-
letzt durch ,,IKEA" ist mancher Deutsche in der Lage, einige schwedische
Vokabeln zu übersetzen. Die Präsenz von IKEA-Werbung verstärkte auch die
Präsenz Schwedens in Deutschland. Der Erfolg von IKEA ist nicht nur einem
guten Produkt zuzuschreiben, sondern zugleich der hervorragenden Werbe-
strategie des schwedischen Möbelkonzerns. IKEA nutzte die in Deutschland
bestehende positive Konnotation Schwedens und entwickelte daraus einen
unverkennbaren Stil, der durch seine reale Präsenz, in Form von 39 Filia-
len in Deutschland
3
, und durch die hohe mediale Präsenz in den deutschen
Massenkommunikationsmittel einem großen Publikum bekannt ist.
Schweden ist auf dem deutschen Markt durch eine Reihe von Unter-
nehmen vertreten, deren Herkunft unterschiedlich stark bekannt ist, deren
Eigenschaften jedoch ähnlich eingeschätzt werden: ,,I första hand känner
tyskarna till Ikea, Volvo, Saab, H&M och Ericsson. [...]. Produkterna förknip-
pas med tradition, kvalitet och design."
4
Die deutsche Wahrnehmung dieser
Merkmale als ,,schwedisch" beruht auf einem langen Entstehungsprozess,
3
http://www.ikea.com/ms/de_DE/about_ikea/press_room/press_release/national/hannover.html
aufgerufen am 07.01.2007.
4
Lundberg, Lars-Olof:
Bilder av Sverige i utlandet. En studie om förändringar, nuläge och mätmetoder
,
Stockholm: Xerox/Utrikesdepartementet, 2005. S. 155.
6

der seine Wurzeln bis in vergangene Jahrhunderte zieht. Die Hintergründe
dieses Prozesses zu erläutern, wird Teil dieser Arbeit sein. In den vergan-
genen Jahrzehnten wurden die Deutschen durch die Werbung häufig mit
dem Land Schweden, seinen Einwohnern und deren Sprache konfrontiert.
Sie lernten ,,Midsommar", ,,Lucia" und ,,Knut" kennen, sie aßen ,,Kanelbullar",
kauften kleine Plüsch-Elche und ließen ihre Kinder im ,,Småland" spielen.
Dies sind nur einige Eindrücke aus dem Werbebild von IKEA. Das Unter-
nehmen entwickelte sich zum erfolgreichsten Möbelkonzern Deutschlands.
Mit mehr als 17 Prozent des Gesamtumsatzes ist Deutschland für IKEA der
wichtigste Markt.
5
Die Bekanntheit IKEAs ist nicht zuletzt auf die hohe Präsenz in den
Medien zurückzuführen. Viele Bilder Schwedens konnten erst durch eine
allgegenwärtige Werbung im Alltagswissen der Deutschen verankert wer-
den. Und da IKEA bis heute die Grundstruktur der Vermarktung des ,,typisch
Schwedischen" nicht aufgegeben hat, ist von einem Erfolg dieser Strategie
auszugehen. Da nicht nur IKEA auf die Präsentation von Schwedenbildern in
der Werbung zurückgreift, soll sich diese Untersuchung auf die Gesamtheit
der Werbung mit schwedischer Konnotation beziehen.
In der vorliegenden Arbeit soll herausgearbeitet werden, welche Fak-
toren für eine Werbung mit der Herkunftsangabe Schweden bedeutend sind.
Wie ist es einem Unternehmen möglich, sich oder ein Produkt zu vermarkten,
indem es hervorhebt, dass es schwedisch ist? Dabei sollen nicht das Produkt
oder die einzelnen Werbeanzeigen allein Gegenstand der Untersuchung sein,
sondern vielmehr die Hintergründe, die Entstehungsfaktoren und der Erfolg
solcher Werbung in Deutschland. In diesem Zusammenhang müssen auch
Begriffe wie Stereotyp, Image und Symbol erläutert werden, weil davon aus-
5
http://www.ikea.com/ms/de_DE/about_ikea/facts_figures/factsfigures06.pdf, aufgerufen am 07.01.2007.
7

zugehen ist, dass Schweden in der Werbung stark vereinfacht und stereotyp,
basierend auf einem bestimmten Image und durch Symbole dargestellt wird.
So ist es für die schwedische Werbung nicht wichtig, Schweden authentisch
darzustellen, vielmehr soll sie Schweden so zeigen, wie es der deutsche Rezi-
pient gerne sehen möchte und es auf das Produkt oder die Marke anwendbar
ist. Die Untersuchung nimmt somit ebenso Bezug auf die in Deutschland
vorherrschenden Schwedenbilder, um damit die Bilder in der Werbung zu
erklären und ihre Wirkung zu begründen. Es kann natürlich nicht Bezug
auf alle Details genommen werden, die das Schwedenbild in Deutschland
und in deutscher Werbung prägten, es soll jedoch eine Tendenz anhand aus-
gewählter Beispiele aufgezeigt werden. Da hier hauptsächlich die positiven
Bilder wichtig erscheinen, soll das (positive) Image herausgearbeitet werden,
der Blick der Deutschen auf das ,,Bullerbü-Land".
6
,,Das Grundsortiment soll in Skandinavien für >typisch IKEA< ste-
hen und außerhalb von Skandinavien für >typisch schwedisch<."
7
So soll in
der vorliegenden Arbeit das ,,typisch Schwedische", welches die Werbung
suggeriert, herausgearbeitet werden und seine Instrumentalisierung un-
tersucht und begründet werden. Ein aktuelles Beispiel einer Werbung mit
schwedischer Konnotation liefert die schwedische Bank SEB, die mit dem
Elch, mit ,,Midsommar" und ,,St. Lucia" wirbt. Bildwelt und Argumentations-
struktur dieser und anderer Werbekampagnen sollen Gegenstand der Arbeit
sein. In der Untersuchung soll somit das Phänomen ,,Schwedische Werbung"
erörtert werden. Nicht eine detaillierte Gesamtdarstellung soll Kern der Ar-
beit sein, sondern vielmehr sollen an ausgewählten Beispielen die Entste-
hung ,,schwedischer Werbung", ihr Hintergrund, ihre Funktion und Wirkung
im Raum Deutschland beschrieben und erklärt werden. Einleitend wird eine
6
Vgl. Jungbluth, Rüdiger:
Die 11 Geheimnisse des IKEA-Erfolgs.
Frankfurt/New York: Campus, 2006, S. 187.
7
Zitat Kamprad in: Jungbluth, Rüdiger:
Die 11 Geheimnisse des IKEA-Erfolgs,
2006, S. 187.
8

Eingrenzung des Themas vorgenommen und die Struktur der Arbeit vorge-
stellt.
2. Themeneingrenzung und Struktur der Arbeit
Der Begriff ,,schwedische Werbung" soll in der vorliegenden Arbeit als Sy-
nonym für werbliche Kommunikation stehen, die eine Konnotation zu dem
Land Schweden, der schwedischen Sprache oder den Schweden als Bevöl-
kerungsgruppe herstellt. Dies umfasst sämtliche Kommunikationselemente
der Werbung, wobei die Medien Print und TV durch ihre Visualisierbarkeit
den besten Zugang herstellen können.
Zum Begriff ,,schwedische Werbung" existiert keine allgemeingül-
tige Definition in der Literatur, da er eigens für diese Arbeit kreiert wurde.
Der Begriff ,,schwedische Werbung" umfasst Werbung für Produkte schwe-
discher Unternehmen, vorrangig jedoch jegliche Art von Werbung, die mit
unterschiedlichen Methoden einen Bezug zu Schweden, zu den Bewohnern
oder der Sprache Schwedens herstellt.
Zur Einführung in das Thema werden Begriffe definiert und erläu-
tert, deren Verständnis für die folgenden Betrachtungen grundlegend ist.
Hier wird sich auf die wichtigsten Begriffe beschränkt, um einen sinnvollen
Überblick zu gewährleisten. Erläuterungen der elementaren Begriffe Wer-
bung, Stereotyp, Image und Symbol sollen als Grundgerüst zum Verständnis
beitragen und im Hinblick auf das Thema ,,schwedische Werbung" für den
näheren Betrachtungszusammenhang spezifiziert werden. Die Situation der
deutschen Werbelandschaft und deren Charakteristika sollen umrissen wer-
den, da dies zum Gesamtverständnis des Themenkomplexes ,,schwedische
9

Werbung" beiträgt. Dazu sollen Aspekte und Grundstrukturen der Begrif-
fe Nationalstereotyp, Nationalimage und Nationalsymbol elaboriert werden,
da sie in ,,schwedischer Werbung" eine Verwendung finden. Ausgegangen
wird von einer stereotypen Darstellung Schwedens, also von ,,nationalen"
Stereotypen und dem Gebrauch von Symbolen und Images, die Bezug auf
Schweden nehmen. Diese Art Werbung zu gestalten wird in der Fachspra-
che als ,,Country of Origin"-Effekt oder Herkunftslandeffekt bezeichnet. Ein
Effekt der Werbung, der die Benutzung des Herkunftslandes in Verbindung
mit dem beworbenen Produkt zum Zwecke der Umsatzsteigerung umfasst.
Auch Dallmann stellt fest, dass Produkte in manchen Fällen nur aufgrund
des ,,kommunizierten kulturellen Images"
8
gekauft werden.
Im Folgenden werden einige Grundvoraussetzungen für den Erfolg
,,schwedischer Werbung" erörtert. Hier wird von einer Faszination für das
Land Schweden ausgegangen, die den Erfolg der Werbung bedingt. Es sollen
die Historie und die Entstehungsfaktoren skizziert und auf die heutige Situa-
tion in Deutschland eingegangen werden. ,,Das Bild vom Fremden ist abhän-
gig von den vorherrschenden Modellen und deren sich verändernden Funk-
tionen in einer Kultur."
9
Aufgrund dessen soll zusätzlich ein Blick auf die
deutsche Gesellschaft gegeben werden. Wie kam es zu dem heute virulenten
Schwedenbild, und welche Faktoren in Deutschland bedingen wiederum den
Erfolg der zu untersuchenden ,,schwedischen Werbung"? Welche positiven
Bilder gibt es in Deutschland, wie sind sie entstanden? Zunächst soll dazu
ein kurzer historischer Überblick über die Entstehung von Nordenbildern in
Deutschland gegeben werden. Einzelne Punkte werden hervorgehoben, um
an ihnen die Entwicklung und die Hintergründe einer gewachsenen ,,Nor-
den-Affinität" zu ergründen. Einzelne Aspekte, wie die Kunst des Malers Carl
8
Dallmann, Katharina M.:
Kultur und Werbung. Eine theoretische und empirische Analyse zum Einfluß
kultureller Dimensionen auf die Konzeption und Gestaltung von Werbung am Beispiel deutscher und
japanischer Zeitschriftenwerbung.
Delmenhorst: Verlag Siegfried Rieck, 1998, S. 94.
9
Groth, Sibylle:
Bilder vom Fremden. Zur Konstruktion kultureller Stereotype im Film.
Marburg: Tectum
Verlag, 2003, S. 38.
10

Larsson, die Literatur der Schriftstellerin Astrid Lindgren und der Skandina-
vientourismus in Deutschland werden herausgenommen, um an ihnen die
Entstehung und Manifestation einer Bewunderung für Schweden bis in die
Gegenwart zu veranschaulichen. Diese Erkenntnisse sollen dann auf den
Untersuchungsgegenstand ,,schwedische Werbung" angewandt werden.
An ausgewählten Werbebeispielen sollen die zuvor verdeutlichten
Strukturen aufgezeigt werden. Wie bereits beschrieben, wird hier keine Ge-
samtdarstellung ,,schwedischer Werbung" gegeben, sondern es soll durch
einzelne Werbekampagnen ein Überblick geschaffen werden. Exemplarisch
sollen Anzeigen zur Veranschaulichung herangezogen und betrachtet wer-
den. Um eine übersichtliche Struktur zu gewährleisten und um die Zahl der
Quellen einzugrenzen sollen lediglich Werbungen aus der Zeit nach dem Jahr
1945 in die Analyse einbezogen werden. Vornehmlich finden jedoch zeitge-
nössische Anzeigen Beachtung, um dem Anspruch der Aktualität zu genü-
gen. Lediglich in der Beschreibung der Historie von ,,schwedischer Werbung"
wird auf ältere Anzeigen zurückgegriffen. Die Auszüge aus den Werbekam-
pagnen stellen sich aus Printanzeigen und Werbespots zusammen. Sie sollen
jeweils in einer Einzelbetrachtung analysiert und im Hinblick auf den Unter-
suchungsgegenstand gedeutet werden. Die dazu angewandte Methode wird
zuvor präsentiert. Es wurde eine begrenzte Zahl repräsentativer Werbungen
selektiert, da eine Darstellung sämtlicher deutscher Werbung mit einem Be-
zug zu Schweden den Rahmen dieser Arbeit weit übersteigen würde.
Darauf folgend sollen die virulenten Stereotype, Images und Symbo-
le der ,,schwedischen Werbung" im Hinblick auf ihre Funktion und Wirkung
in Deutschland zusammengefasst und erörtert werden und abschließend in
einem Gesamtzusammenhang betrachtete werden.
11

3. Begriffsbestimmungen
Im Folgenden soll durch die theoretischen Begriffsbestimmungen ein Grund-
gerüst für das Verständnis des Themenkomplexes ,,schwedische Werbung"
geschaffen werden.
3.1. Werbung
Die Werbung ist ein Kommunikationselement der Massenmedien. Von der
ursprünglichen Absicht über ein Produkt
10
zu informieren, wandelte sich die
Werbung hin zu einer Vermittlung von Emotionen.
11
Diese Emotionen wer-
den auf unterschiedlichste Weise sowie auf verschiedenen Ebenen genutzt,
um einem Produkt die gewünschte Konnotation anzuheften, es so von an-
deren, adäquaten Produkten zu differenzieren und dadurch letztendlich den
Umsatz des Unternehmens zu steigern.
12
Werbung möchte durch Emotionen
manipulieren. ,,Erklärtes Ziel aller Werbung ist die Einflussnahme auf Mei-
nungen, Einstellungen und Verhaltensweisen der Umworbenen".
13
Der Begriff Werbung umfasst mehrere Bereiche, so soll er für diese
Arbeit nicht synonym für den Bereich der klassischen Werbung stehen, das
heißt die anonyme werbliche Ansprache über die Massenmedien, sondern
auch andere Kommunikationsinstrumente, wie zum Beispiel das Sponsoring
oder die Verkaufsförderung, beinhalten.
14
Zum grundlegenden Verständnis werden im Folgenden der Begriff
Werbung und sein Bedeutungsumfeld definiert und erklärt.
Bis heute gibt es keine allgemeingültige Definition des Begriffes Werbung,
es sollen jedoch exemplarisch einige Definitionen zur Veranschaulichung
10
Der Begriff ,,Produkt" soll im Weiteren allgemein gültig sein für das jeweils zu vermarktende Objekt, d.h.
auch für z.B. Dienstleistungen.
11
Vgl. Kloss, Ingomar:
Werbung.
München: Oldenbourg, 2000. 2., völlig überarbeitete und stark erweiterte
Auflage, S. 38-43.
12
Ausgeklammert wird hier politische bzw. soziale Werbung, die nicht das Ziel der Umsatzsteigerung hat
13
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft:
Werbung in Deutschland 2006.
Berlin: Verlag edition ZAW,
2006. S. 27.
14
Vgl. Kloss:
Werbung,
2000, S. 4.
12

vorgestellt werden. Schweiger und Schrattenecker definieren Werbung als
eine ,,beabsichtigte Beeinflussung von marktrelevanten Einstellungen und
Verhaltensweisen ohne formellen Zwang unter Einsatz von Werbemitteln
und bezahlten Medien."
15
In einem Marketinglexikon wird Werbung wie folgt
definiert: ,,Sie [Werbung] ist der bewusste, gezielte und kostenverursachende
Einsatz gezielter Werbemittel in unterschiedlichsten Werbeformen zur Be-
einflussung von (potentiellen) Austauschpartnern."
16
Kloss bezeichnet Werbung als eine ,,spezifische Form der Kommu-
nikation"
17
und sieht die Beeinflussung als ein zentrales Element jeglicher
Kommunikation.
18
Meffert und Bolz definieren Werbung als ,,die absatz-po-
litischen Zwecken dienende, absichtliche und zwangfreie Kundenbeeinflus-
sung mit Hilfe spezieller (Massen-) Kommunikationsmittel."
19
Die steigende Angebotsvielfalt und die damit einhergehende Pro-
dukt- und Markengleichartigkeit führte dazu, dass sich ein Produkt durch
besondere Charakteristika differenzieren musste, um den Konsumenten auf
sich aufmerksam zu machen und seine Einstellung undsein Verhalten hin-
sichtlich des Produktkonsums, zu beeinflussen. Diese Beeinflussung ver-
sucht Werbung meist mit Hilfe einer emotionalisierten Darstellung des Pro-
duktes. Kloss erweitert den Begriff der Beeinflussung und spricht von einer
,,emotionalen Konditionierung". Dies leitet er von dem Begriff der klassischen
Konditionierung
20
aus der Psychologie ab: ,,Durch gleichzeitige Darbietung
einer Marke mit einem emotionalen Reiz erhält die Marke einen emotiona-
len Erlebnisgehalt."
21
Werbung greift ebenso bereits vorhandene emotiona-
le Werte auf, um durch eine Verbindung zu dem zu bewerbenden Produkt
eine Verkaufsförderung zu erwirken. Hier spielt der Begriff ,,Faszination"
eine tragende Rolle. Kloss beschreibt, wie Werbung versucht Erlebniswelten
15
Schrattenecker, Gertraud und Schweiger, Günter:
Werbung. Eine Einführung,
Stuttgart: UTB, 2001. S. 102.
16
Vahlens Großes Marketing Lexikon.
München: Beck/Vahlen, 2001, 2. Auflage, S. 1891.
17
Kloss:
Werbung,
2000, S. 2.
18
Vgl. ebd., S. 5.
19
Meffert, Heribert und Bolz, Joachim:
Internationales Marketing-Management.
Stuttgart (u.a.): Kohlhammer,
1994. 2., völlig überarbeitete Auflage, S. 183.
20
Vgl. Kloss:
Werbung,
2000, S. 81.
21
Ebd., S. 81.
13

zu konstruieren und dabei auf Erlebnisse zurückgreift, von denen die Ver-
braucher fasziniert sind.
22
Ebenso hebt er hervor, dass es ein Hauptanliegen
der Werbung sei, Images zu schaffen, oder bereits vorhandene Images auf
Produkte zu übertragen.
23
Nöth beschreibt einen semantischen Transfer von
Attributen, der durch die zusammenhängende Darbietung von einem be-
kannten Objekt mit einem unbekannten Objekt ausgelöst wird:
Statt die positiven Merkmale des Produkts ikonisch zu zei-
gen, was ohnehin nur bei den visuellen Produktmerkmalen
möglich ist, wird das Produkt in Kontiguität zu wertvollen Ob
jekten, Filmstars oder ähnlichen Bildelementen dargestellt, um
durch die Kontiguität mit deren begehrenswerten Attributen ei-
nen semantischen Transfer auszulösen. Die positiven Merkmale der
wertvollen, berühmten oder begehrenswerten Figur im Kontext der
Produkte werden auf das weniger bekannte oder geschätzte
Produkt übertragen.
24
Es ist hierbei wichtig, negative Aspekte gänzlich auszublenden, um eine ne-
gative Konnotation zu dem zu umwerbenden Produkt zu vermeiden. ,,Daher
versucht die Werbung überwiegend, etwas Positives zu vermitteln, Erlebnis-
welten, mit denen sich die Menschen identifizieren können."
25
Werbung greift
Elemente auf, mit denen der Verbraucher bestimmte Emotionen verbindet.
Durch sie soll der Konsument ein bestimmtes Image zum Produkt aufbauen.
Werbung versucht, Emotionen hervorzurufen, die sich dann unmittelbar auf
das Produkt, die Marke oder den Hersteller übertragen lassen. Breidenbach
hebt ebenso hervor, dass Werbung von Assoziationen lebt. Der Betrachter
überträgt vermeintliche Eigenschaften von zum Beispiel einer Person oder
eines Landes auf das beworbene Produkt.
26
,,Um diesen Bedeutungstransfer
vornehmen zu können, muss die Werbung an die im Betrachter vorhande-
22
Vgl. ebd., S. 20-21.
23
Vgl. ebd., S. 104.
24
Nöth, Winfried:
Handbuch der Semiotik.
Stuttgart/ Weimar: 1999. 2., vollständig neu bearbeitete und
erweiterte Auflage mit 89 Abbildungen. S. 511.
25
Kloss:
Werbung
, 2000, S. 7.
26
Breidenbach, Joana:
Deutsche und Dingwelt. Die Kommodifizierung nationaler Eigenschaften und die
Nationalisierung deutscher Kultur
(= Interethische Beziehungen und Kulturwandel; Band 22),
Münster/Hamburg: Lit, 1994. S. 168.
14

nen Vorstellungen anknüpfen."
27
Das bedeutet, Werbung greift existierende
Vor- und Einstellungen der Verbraucher zu bestimmten Objekten auf, um
sie mit dem gewünschten Produkt zu verbinden. Die bereits vorhandenen
Einstellungen, Emotionen oder Vorstellungen bestimmen ebenso jene zum
dargestellten Produkt. Bezogen auf den Untersuchungsgegenstand der
,,schwedischen Werbung" kann also ein Imagetransfer von einem Land auf
das Produkt des Landes bewirkt werden. Auf dieses ,,Made in"- Phänomen
wird in Kapitel 3.5.2 näher eingegangen.
Ein solcher Transfer ist auch in umgekehrter Richtung möglich. Ge-
nauso wie zum Beispiel ein Land Einstellungen zu einem Produkt beeinflus-
sen kann, können Produkte ebenso Einstellungen zu einem Land mitbestim-
men: ,,Deutsche Produkte stehen in der englischen Werbung für deutsche
Menschen, essentialisieren diese und (re)produzieren bestehende nationale
Stereotype
28
."
29
Diese Annahme stellt einen wichtigen Aspekt für die weite-
ren Ausführungen dar, da zu untersuchen bleibt, wie sich diese Wechselbe-
ziehung am Beispiel der ,,schwedischen Werbung" gestaltet. Wurden von der
Werbung bereits bestehende Vorstellungen und Stereotype der Deutschen
aufgegriffen oder sind solche teilweise auch erst aus der Werbung entstan-
den? Werbung stellt ein (massenmediales) Kommunikationsmittel dar, wel-
ches durch Beeinflussung versucht, den Verbraucher zum Kauf eines Pro-
duktes zu motivieren, dies oft mit einer emotionalen Konnotation. Wie sich
diese emotionalisierte Darstellung in Bezug auf Schweden zeigt, wird im
Folgenden untersucht.
27
Ebd., S. 169.
28
Zu dem Begriff des Stereotyps, des nationalen Stereotyps und zu Werbung als Vermittler von Stereotypen
folgen weitere Ausführungen in Kapitel 3.2 und Kapitel 3.3.
29
Breidenbach:
Deutsche und Dingwelt,
1994, S. 271-272.
15

3.1.2. Werbung in Deutschland
Die Arbeit zieht zur Veranschaulichung Beispiele deutscher Werbekampa-
gnen heran. An dieser Stelle soll daher als Grundlage ein kurzer Überblick
über die Geschichte und die Eigenarten der deutschen Werbung und des
deutschen Werbemarktes gegeben werden. Um einen solchen gewährleis-
ten zu können, wird hauptsächlich die deutsche Werbegeschichte in der Zeit
nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtet.
Der deutsche Werbemarkt ist einer der größten weltweit. Tausende
Werbebotschaften kämpfen täglich um die Aufmerksamkeit der Konsumen-
ten. Deutschland steht im globalen Werbegeschäft der Medien an fünfter
Stelle, hinter den USA, Japan, China und Großbritannien.
30
Werbung wird in
Deutschland nicht nur geduldet, sondern auch akzeptiert und sogar als un-
terhaltend wahrgenommen.
31
Die Geschichte der Werbung in Deutschland begann bereits im Mit-
telalter mit den Warenanpreisungen von Marktschreiern. Wolter beschreibt
die Geschichte der Werbung und merkt an, dass die ,,moderne Werbung"
durch das Aufkommen von Massenartikeln entstand, die einem großen Kreis
von Interessenten bekannt gemacht werden sollten und somit den Gebrauch
von massenkommunikationsfähigen Anzeigen einleiteten.
32
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die deutsche Werbung eben-
so wie die gesamte deutsche Wirtschaft bei null. Produkte mussten nicht
aufwändig beworben werden, es galt vielmehr, über ihre Existenz zu infor-
mieren, da auf sämtlichen Märkten ein immenser Nachfrageüberschuss be-
stand.
33
Zur kurzen Veranschaulichung der Werbesituation in Deutschland soll nun
30
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft:
Werbung in Deutschland 2006,
2006. S. 22.
31
Vgl. ZAW, 2006, S.29.
32
Zur Geschichte der Werbung vgl. Wolter, Stefanie:
Die Vermarktung des Fremden. Exotismus und die
Anfänge des Massenkonsums.
Frankfurt a. M.: Campus Verlag, 2005, S. 48-52.
33
Vgl. Kloss, Ingomar:
Werbung,
2000, S. 38.
16

die Einteilung der Werbeentwicklung nach Kloss eingebracht werden. Kloss
unterteilt die Entwicklung der Werbung nach dem Zweiten Weltkrieg in Wer-
bung der ersten bis fünften Art.
34
In der ersten Phase waren Positionsabgrenzungen gegenüber der Konkur-
renz nicht notwendig, es genügte sich beim Verbraucher ,,zurückzumelden".
Die Werbung der zweiten Art manifestierte sich in einer Anreicherung von
emotionalen Elementen in der Werbung. Da die Angebotsfülle der Produkte
sich wandelte, mussten mehr Emotionen und Images in Werbungen einge-
fügt werden, um Aufmerksamkeit erregen zu können. Die Werbung verkaufte
und bewarb keine schlichten Produkte mehr, sondern zugleich Leitbilder und
Images. Die sechziger Jahre leiteten die dritte Art der Werbung ein. Hier kam
es zu einer sogenannten Emanzipation der Werbekommunikation. Werbung
sah sich zunehmend einer gesellschaftlichen Kritik ausgesetzt, was dazu
führte, dass sie immer raffinierter wurde. ,,Werbung wurde selbstbewusster,
wurde zum Selbstzweck, Werbung nahm sich selbst auf den Arm."
35
So lernte
die Gesellschaft, mit den Eigenarten der Werbung umzugehen. Die Werbung
der vierten Art stellt Kloss unter das Motto: ,,Wer gute Werbung macht, macht
auch gute Produkte."
36
Werbung war nicht länger ein geduldetes Beiwerk,
sondern wurde als unterhaltsam betrachtet. Die letzte Episode, die Werbung
der fünften Art, wurde gekennzeichnet durch Provokation. Nicht die heile
Welt war Grundpfeiler vieler Werbebotschaften, sondern es wurde mit der
,,kaputten Welt" provoziert.
37
Ein legendäres Beispiel dieser Werbeart ist die
Kampagne der Modefirma Benetton. Diese schockierte durch die realisti-
sche Darstellung von tabuisierten Themen, wie zum Beispiel durch die Ab-
bildung eines von seiner Krankheit gezeichneten Aidskranken im Kreise der
Familie.
34
Vgl. ebd., S. 38-43.
35
Ebd., S.38
36
Ebd., S.39.
37
Vgl. ebd., S. 42.
17

Heute kann man davon ausgehen, eine Mischung aus all diesen Epi-
soden dargeboten zu bekommen. Deutsche Werbung informiert, sie emotio-
nalisiert, sie provoziert und sie schockiert. All diese Elemente sind laut den
Werbern nötig, um sich Gehör zu verschaffen. Durch die heutige Größe des
deutschen Werbemarktes kam es in der Werbung zu einer Kommunikations-
flut, die dazu führte, dass Produkte neue Ebenen der Werbung nutzen muss-
ten, um bei den Verbrauchern Aufmerksamkeit zu erregen. So kam es zum
Beispiel zu einer emotionalisierten Darstellung der umworbenen Produkte.
Der intensive Kostenaufwand, der in Deutschland nötig ist, um eine
erfolgreiche Werbekampagne durchzuführen, bedingt zugleich eine ge-
wisse Zurückhaltung der Werbenden. Ein Misserfolg ginge mit erheblichen
finanziellen Einbußen einher. So führt dieser Umstand dazu, dass im Ver-
gleich zu anderen Ländern die Werbung in Deutschland eher seriös und zu-
rückhaltend eingeschätzt werden kann. Ausgefallene Elemente werden eher
selten und sehr vorsichtig genutzt, um Werbeetats nicht zu verschwenden.
Die deutsche Werbung untersteht einem gesetzlich vorgegebenen Rahmen
sowie ethischen Normen, welche durch den deutschen Werberat kontrolliert
werden. Der Werberat ist in der Lage, ,,unangemessene" Werbekampagnen
zu stoppen, agiert aber nach klar definierten Regeln und stellt somit ein kal-
kulierbares Risiko dar. Der Geschmack der deutschen Konsumenten hinge-
gen kann weniger klar definiert werden und stellt folglich ein unkalkulier-
bares Risiko dar. Daher bietet der Aufbau simpler, positiv konnotierter und
,,ungefährlicher" Erlebniswelten, wie sie im Zusammenhang mit dem Land
Schweden evoziert werden, eine wirkungsvolle und beliebte Werbemethode
in Deutschland.
18

3.2.1 Stereotyp
Die folgenden Erläuterungen sollen zum grundlegenden Verständnis des
Begriffes ,,Stereotyp" und seines Zusammenhanges mit der Darstellung von
Schweden in der Werbung dienen. Ausgegangen wird hier von einer stereo-
typen Darstellung Schwedens in der deutschen Werbung.
Werbung muss Inhalte schnell und klar kommunizieren, um wir-
ken zu können. Dies gelingt mit Hilfe von Stereotypen, die in ihrer Funktion
komplexe Inhalte strukturiert und reduziert wiedergeben:
Stereotypen dienen der Selbst- und Fremddefinition, sie sind
eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe, indem sie Wahrneh-
mungs- und Verarbeitungsprozesse durch Reduktion und Verein-
fachung erleichtern oder beschleunigen.
38
Der Begriff ,,Stereotyp" wird in unterschiedlichen Forschungsdisziplinen
untersucht. So ist er zum Beispiel Teil der Psychologie, der Soziologie, der
Philosophie, der Geschichte, der Politik und der Kommunikations- und Kul-
turwissenschaft.
39
Eine interdisziplinäre Betrachtung ist also unerlässlich,
welches es allerdings auch erschwert, einen Konsens zu finden. Die Defi-
nitionen aus den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen können
nicht zu einer allgemeingültigen Definition zusammengefasst werden, son-
dern sollen zur Einführung in das Thema und der Veranschaulichung dienen
und exemplarisch für die unterschiedlichen Forschungsdisziplinen sein.
In der historischen Stereotypenforschung werden Stereotype als
,,[...]in Worte oder Bilder gefaßte [!] verallgemeinerte Wahrnehmungen der
Welt; [...]" gesehen.
40
Bausinger bezeichnet das Stereotyp als den ,,wissen-
38
Wernecken, Jens:
Wir und die anderen...: Nationale Stereotype im Kontext des Mediensports
(= Beiträge des Instituts für Sportpublizistik, Band 6), Berlin: Vistas, 2000. S. 34.
39
Dabrowska, Jarochna:
Stereotype und ihr sprachlicher Ausdruck im Polenbild der deutschen Presse.
Eine textlinguistische Untersuchung
(= Studien zur deutschen Sprache; Band 17), Tübingen: Narr, 1999. S.53.
40
Hahn, Hans Henning: ,,12 Thesen zur Stereotypenforschung", in: Hahn, Hans Henning und Mannová, Elena
[Hg.]:
Nationale Wahrnehmungen und ihre Stereotypisierung: Beiträge zur historischen Stereotypenforschung
(= Oldenburger Beiträge zur Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas; Band 9), Frankfurt a. M., Berlin (u.a.):
Lang, 2007, S. 15-24, hier: S. 16.
19

schaftlichen Begriff für eine unwissenschaftliche Einstellung."
41
Psychologen nutzen in der Regel den Begriff des ,,sozialen Stereo-
typs", der sich auf Menschen beziehungsweise Gruppen bezieht.
42
Stereotypen werden als kognitive Schemata betrachtet, die durch eine
vereinfachte Repräsentation der sozialen Umwelt eine schnelle
und effektive Informationsverarbeitung zulassen und so als
Orientierungsmuster dienen.
43
In der Psychologie werden sie als eine Vereinfachung von Denkstrukturen
beschrieben. Sie dienen dazu, die Welt besser ordnen zu können, Komplexi-
tät zu reduzieren und eine kognitive Strukturierung vorzunehmen.
In der Sozialpsychologie werden Stereotype zu sozialen Objekten,
das heißt zum Beispiel gegenüber Nationen oder Ländern, als ,,kulturelle
Stereotype" bezeichnet.
44
Von Bassewitz beschreibt Stereotype aus der sozi-
alpsychologischen Sicht:
Ein Stereotyp ist ein emotional besetztes, entweder ganz oder teilweise
tatsachenwidriges und auf soziale Objekte gerichtetes Werte-
urteil oder ein Konglomerat aus Werteurteilen, das ein Individuum
im Prozess der Sozialisation und Umwelterfahrung erwirbt, und
das Veränderungen gegenüber resistent ist.
45
Walter Lippmann, der den Begriff des Stereotyps aus der Druckersprache
entlehnte, und 1922 erstmals in seinem Buch ,,Public Opinion" verwendete,
beschreibt die Umgebung zu einem Stereotyp wie folgt:
We are told about the world before we see it. We imagine most things
before we experience them. And those preconceptions, unless educa
41
Bausinger, Hermann: ,,Name und Stereotyp", in: Gerndt, Helge (Hg.):
Stereotypvorstellungen im Alltagsleben.
Beiträge zum Themenkreis Fremdbilder - Selbstbilder ­ Identität,
Festschrift für Georg R. Schroubek zum
65. Geburtstag(= Münchner Beiträge zur Volkskunde; Band 8), München: Münchner Vereinigung für
Volkskunde, 1988, S. 13-19, hier: S. 13.
42
Winkelmann, Thomas:
Alltagsmythen vom Norden. Wahrnehmung, Popularisierung und Funktionalisierung
von Skandinavienbildern im bundesdeutschen Modernisierungsprozess
(= Imaginatio borealis. Bilder des
Nordens, Band 10), Frankfurt a.M., Berlin (u.a.): Lang, 2006. S.89.
43
Ebd., S.89.
44
Vgl. ebd., S. 89.
45
Bassewitz, Susanne von:
Stereotype und Massenmedien. Zum Deutschlandbild in französischen Tageszeitungen,
Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, 1990, S.21.
20

tion has made us acutely aware, govern deeply the whole
process of perception.
46
Im Alltagsgebrauch ist der Begriff Stereotyp meist negativ behaftet, wobei er
in seiner Grunddefinition weder mit einer positiven noch mit einer negati-
ven Konnotation gesehen wird. Die Entsprechung wäre hier eher der Begriff
,,Vorurteil", welcher meist als negative Haltung gegenüber einer Gruppe ge-
sehen wird.
47
Stereotype sind besonders resistent gegenüber Veränderungen, sie
sind durch eine klare Widerlegung keinesfalls leicht korrigierbar und eben-
so wenig empirisch falsifizierbar.
48
Beindorf geht davon aus, dass Stereotype
nicht kurzfristig oder spontan entstehen, sondern dass sie über eine länge-
re Zeitspanne aufgebaut und rezipiert werden müssen. Eine Wertung oder
Mitteilung, welche die Grundlage für eine Stereotypisierung darstellt, muss
in einem homogenen Personenkreis mehrfach wiederholt werden, um aktiv
reproduziert werden zu können.
49
Die Stereotypen selbst sind nicht nur auf die Gesellschaft ge-
richtete Phänomene, sie sind auch gesellschaftlich bedingt. Stereo-
typisierungsprozesse laufen zwar im Individuum ab, sind aber da-
bei stets durch gesellschaftliche Kommunikation vermittelt.
50
In Anlehnung an Tajfel beschreibt Groth zwei Ebenen der Funktion von Ste-
reotypen: die individuelle und die soziale. Demnach übernimmt die indivi-
duelle Ebene die Funktion der kognitiven Strukturierung, wohingegen die
soziale Ebene soziale Kausalität und Differenzierung ermöglicht.
51
Beide
Ebenen können als Teil der Umgebung ,,schwedischer Werbung" betrachtet
werden, wobei die soziale Ebene hier in Bezug auf Intergruppen-Beziehun-
46
Lippmann, Walter:
Public Opinion,
New York (u.a.): Free Press Paperback Edition, 1997, S. 59.
47
Vgl. Groth, Sibylle:
Bilder vom Fremden,
2003, S. 22.
48
Vgl. Hahn, Hans Henning:
12 Thesen zur Stereotypenforschung,
2007, S.20.
49
Vgl. Beindorf, Claudia:
Sie tanzte nur einen Sommer. Konstruktion und Rezeption von Stereotypen
(= Arbeitspapiere ,,Gemeinschaften" ; Band 4), Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin, 1996, S. 13.
50
Bassewitz, Susanne von:
Stereotype und Massenmedien,
1990, S. 18.
51
Vgl. Groth, Sibylle:
Bilder vom Fremden,
2003, S. 32.
21

gen hervorgehoben werden kann.
Die Werbung bedient sich Stereotypen, um komplexe Aussagen re-
duziert und aufbereitet zu kommunizieren. Der Konsument soll innerhalb
kürzester Zeit komplexe Werbebotschaften rezipieren und verstehen. Wer-
bung lässt zugleich Stereotype entstehen, rekurriert und tradiert sie. Um dem
Anspruch zu genügen, dem Konsumenten eine positive Werbewelt zu prä-
sentieren, finden in der Werbung meist nur positive Stereotype, sogenann-
te ,,Idealbilder" Verwendung.
52
In Bezug auf den Untersuchungsgegenstand
,,schwedische Werbung", sind Stereotype über fremde Länder von besonders
großem Interesse, da sie einen Bezug zu der Darstellung von Schweden in
deutscher Werbung herstellen.
3.2.2 Nationalstereotyp
Die volkskundliche Stereotypenforschung beschäftigt sich mit der Entste-
hung und Vermittlung nationaler Stereotype:
Da wir weder Zeit noch Gelegenheit haben, uns intensiv mit
Details aus anderen Teilen der Welt auseinanderzusetzen [!],
entwerfen wir in unseren Köpfen verkürzte und reduzierte Bilder
der Menschen und ihres Lebens in anderen Kulturen.
53
Von Bassewitz nutzt den Begriff der nationalen Stereotype als Entsprechung
zu stereotypen Einstellungen gegenüber einer anderen Nation. Sie führt die
Entstehung nationaler Stereotype auf einen Informationsmangel zurück, der
die Bereitschaft zur Stereotypisierung steigen lässt.
54
Bausinger hebt dazu
hervor, dass bereits gebildete nationale Stereotype unsere Wahrnehmung
52
Vgl. Bonacker, Kathrin:
Hyperkörper in der Anzeigenwerbung des 20. Jahrhunderts,
Marburg: Jonas Verlag,
2002, S. 21.
53
Kleinsteuber, Hans J.: ,,Stereotype, Images und Vorurteile- Die Bilder in den Köpfen der Menschen" In:
Trautmann, Günter:
Die hässlichen Deutschen? Deutschland im Spiegel der westlichen und östlichen
Nachbarn
(= Ausblicke: Essays und Analysen zu Geschichte und Politik) Darmstadt: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, 1991, S. 60-68, hier: S. 62.
54
Vgl. Bassewitz, Susanne von:
Stereotype und Massenmedien,
1990, S. 23-24.
22

beeinflussen. Vorhandene Stereotype verleiten zu einer selektiven Wahr-
nehmung. Dies führt zum Beispiel dazu, dass sich erlernte Stereotype über
ein fremdes Land durch eine Auslandsreise nicht einfach abbauen lassen.
55
Hahn betont, dass in Bezug auf Gruppen zwischen zwei Arten von
Stereotypen unterschieden werden muss, die in einem bestimmten Verhältnis
zueinander stehen: das Auto- und das Heterostereotyp. Diese sind vergleich-
bar mit einem Selbst- und einem Fremdbild. Nationale Stereotype können im
allgemeinen als Heterostereotype gesehen werden. Hahn hebt hervor, dass
die Entstehung eines Heterostereotyps immer durch ein bereits vorhandenes
Autostereotyp bedingt ist. Ein Heterostereotyp entsteht ausgehend von dem
Autostereotyp der stereotypisierenden Person.
56
Bezogen auf den Untersu-
chungsgegenstand dieser Arbeit würde das bedeuten, ein Stereotyp, welches
sich bei einem Deutschen gegenüber Schweden oder seiner Bevölkerung he-
rausgebildet hat, basiert auf dessen Zugehörigkeit zu Deutschland und den
damit verbundenen Charakteristika. Menschen erstellen Bilder einer ande-
ren Kultur durch den Vergleich mit der eigenen. Übertragen auf den Begriff
des nationalen Stereotyps betont von Bassewitz: ,,Nationale Stereotype sind
sozial und politisch strukturiert, d.h. sie differieren bei genauerer Untersu-
chung hinsichtlich der sozialen und politischen Merkmale der Person, die
stereotypisiert."
57
Auch Groth sieht Stereotypisierungsprozesse ,,histori-
schen und soziokulturellen Wandlungen"
58
unterlegen. Dieser Zusammen-
hang macht es für das weitere Vorgehen unerlässlich, den Ausgangspunkt
der Untersuchung, Deutschland, die Deutschen und die deutsche Werbung,
mit in die Arbeit einzubeziehen.
Ein interessanter Aspekt der Auto- und Heterostereotyp-Beziehung ist die
Gefahr der ,,self-fulfilling-prophecy". Starke Fremdbilder können durch eine
55
Bausinger, Hermann: ,,Stereotypie und Wirklichkeit" In: Jensen, Thomasund Nielsen, Helge(Hg):
Landes-
kunde im universitären Bereich.
Vorträge des Symposions am 6., 7. und 8. April 1987 (= TEXT & KONTEXT,
Sonderreihe; Band 24), Kopenhagen/München: Wilhelm Fink Verlag, 1988, S. 36- 49, hier: S. 43.
56
Hahn, Hans Henning:
12 Thesen zur Stereotypenforschung,
2007, S.22.
57
Bassewitz, Susanne von:
Stereotype und Massenmedien,
1990, S. 23.
58
Groth, Sibylle:
Bilder vom Fremden,
2003, S. 38.
23

kontinuierliche Rezeption zu Selbstbildern werden, das externe Heterostere-
otyp entwickelt sich zu einem internen Autostereotyp.
59
Ein themenbezoge-
nes Beispiel liefert Silke Göttsch-Elten zur Darstellung schwedischer Kultur
durch Artur Hazelius, welches in Kapitel 4.1 näher erläutert wird.
Um den sehr weit gefassten Begriff des Stereotyps zu differenzieren,
soll bei der Untersuchung von ,,schwedischer Werbung" der Begriff des Nati-
onalstereotyps beibehalten werden.
3.3. Image
Da der Transfer von Images ein zentrales Thema der Werbung darstellt, soll
nun eine Abgrenzung des Begriffes Image zu dem des Stereotyps vorge-
nommen werden. ,,Images knüpfen wie Stereotypen an reale Situationen an,
reichen aber bewusst [!] weit darüber hinaus."
60
Weiss Richard beschreibt
das Image als ,,die wahrgenommenen und beurteilenden Eigenschaften ei-
nes bestimmten Gegenstandes".
61
Aber das Image erfüllt dennoch ähnliche
Funktionen wie das Stereotyp. Es hilft, komplexe Strukturen zu reduzieren,
sie aufzubereiten und fehlendes Wissen zu ergänzen. Der Imagebegriff wird
vorrangig auf Marken oder Produkte bezogen, kann aber ebenso auf andere
Bezugsobjekte übertragen werden. Ein signifikanter Unterschied des Images
zum Stereotyp ist, dass ein Image von seinem Träger erschaffen und beein-
flusst werden kann. Dazu kommt die Funktion der ,,Verhaltensrelevanz von
Images".
62
Durch die Möglichkeit des Imageträgers, Aufnahme und Verar-
beitung von Informationen zu steuern, ist eine Beeinflussung des Verhaltens
der Imageempfänger möglich. Weiss Richard weist darauf hin, dass sich ein
Image aus verschiedenen Komponenten erstellt. Zum einen aus der affekti-
59
Vgl. ebd., S. 33.
60
Kleinsteuber, Hans J.:
Stereotype, Images und Vorurteile,
1991, S. 64.
61
Weiss Richard, Mirja:
Struktur und Stabilität von Landesimages
(= Berner betriebswirtschaftliche Schriften;
Band 30) Bern/Stuttgart(u.a.): Verlag Paul Haupt, 2003, S. 15-16.
62
Ebd., S. 17.
24

ven Komponente, welche die auf den Imagegegenstand bezogenen Gefüh-
le darstellt, und zum anderen aus der kognitiven Komponente, welche sich
aus den subjektiven Kenntnissen über den Imagegegenstand generiert.
63
Ein
Image ist meist komplexer, subjektiver und affektgeladener als ein Stereotyp.
Zur Erweiterung und als direkter Bezug zur Untersuchung ,,schwedische
Werbung" soll der Begriff Nationalimage eingeführt werden.
3.3.1. Nationalimage
Ein Nationalimage umfasst ähnliche Charakteristika wie das bereits be-
schriebene Image, ist jedoch auf das Bild von fremden Ländern spezifiziert.
Winkelmann beschreibt ein Nationalimage als ,,die vereinfachte und auf be-
stimmte Sachverhalte reduzierte Vorstellung, die Menschen von einem be-
stimmten Land respektive einer bestimmten Region haben."
64
Der Begriff des
Nationalimages kann als mehrdimensional gesehen werden und ist laut Kurz
geprägt von der Geschichte des Landes, seinen Traditionen, seinen histori-
schen und gegenwärtigen Persönlichkeiten, von den erzeugten Produkten
und vorrangig von der Kultur, den Werten und der Lebensart seiner Bewoh-
ner.
65
Im Umfeld der Werbung beschreibt Weiss Richard ein Nationalimage
in Anlehnung an Kühn als ,,die subjektiven, mehrdimensionalen, das Kauf-
verhalten beeinflussenden, stereotypen Vorstellungen von den wirtschaftli-
chen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Eigenheiten eines Lan-
des, seiner Institutionen und Einwohner."
66
Ein Nationalimage umfasst somit
nicht nur das Bild von einem Land, sondern beinhaltet zugleich Sichtweisen
auf die dem Land eigenen Faktoren. Für die weitere Untersuchung soll der
Begriff Nationalimage verwendet werden.
63
Ebd., S. 16.
64
Winkelmann, Thomas:
Alltagsmythen vom Norden,
2006, S.95.
65
Kurz, 1994, zitiert in: Weiss Richard, Mirja:
Struktur und Stabilität von Landesimages,
2003, S. 24.
66
Weiss Richard, Mirja:
Struktur und Stabilität von Landesimages,
2003, S. 22.
25

3.4. Symbol
Menschliche Kommunikation beruht auf konventionalisierten Symbolen.
Als Teil des Kommunikationsangebotes greift so auch die Werbung auf die
Verwendung von Symbolen zurück.
67
Zugleich sind Symbole durch ihren
Wiedererkennungswert bei der Darstellung von Ländern in der Werbung si-
gnifikant. Durch eine kurze Repräsentation ist es der Werbung möglich, eine
kognitive Verbindung zwischen dem Produkt und dem Land hervorzurufen.
Allgemein reduzieren Symbole ,,ein komplexes Ganzes auf ein einfa-
ches, an sich unbedeutendes, durch den stellvertretenden Bezug aufs Ganze
aber bedeutungs-, wert- und sinngeladenes Zeichen".
68
Bei der Anwendung
von Symbolen ist das Publikum, dem sie präsentiert werden, sowie der Be-
deutungszusammenhang entscheidend. ,,Symbole sind Worte, Gesten, Bil-
der oder Gegenstände, die spezifische Bedeutungen nur für diejenigen be-
inhalten, die sich einer gemeinsamen Kultur zugehörig fühlen."
69
Symbole
können mehrere Deutungsdimensionen beinhalten und sind als Träger von
Bedeutungen variierbar. Somit können Symbole in unterschiedlichen Kul-
turkreisen mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt sein. Für die ,,schwe-
dische Werbung" sind also nur Symbole relevant, die in dem vordefinierten
Raum Deutschland und für die Gruppe der Deutschen das Land Schweden
oder ,,schwedisch" verkörpern. Eine Bestimmung der ,,schwedischen" Sym-
bole folgt in Kapitel 5.
Die Werbung bedient sich der Kreation symbolischer Welten, um
den Konsumenten eine individuelle Realität konstruieren zu lassen, in der
das Produkt wiederum diese Realität symbolisiert. Dabei fügen sich die vi-
suelle und die verbale Ebene, das Bild und die Sprache, zu einem komplexen
67
Vgl. Schütte, Dagmar:
Das schöne Fremde. Anglo-amerikanische Einflüsse auf die Sprache der deutschen
Zeitschriftenwerbung
(= Studien zur Kommunikations-wissenschaft; Band 16) Opladen: Westdeutscher
Verlag, 1996, S. 121.
68
Künzli, Arnold: ,,Die Funktion des Symbols in der Politik" in: Benedetti, Gaetano/ Rauchfleisch, Udo (Hg.):
Welt der Symbole. Interdisziplinäre Aspekte des Symbolverständnisses,
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1988, S. 234-246, hier S. 234.
69
Kloss, Ingomar:
Werbung,
2000, S. 344.
26

Symbol zusammen.
70
Welche Symbolwelten in der schwedischen Werbung
evoziert werden, soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Im Fol-
genden wird der Begriff Symbol im Zusammenhang mit der Darstellung ei-
nes Landes spezifiziert.
3.4.1 Nationalsymbol
Nationale Symbole erfüllen eine repräsentative Funktion. Nach Claudia
Beindorf verweisen sie auf ,,Mythen, historische Fakten und/oder Besonder-
heiten in der Mentalität der bezeichneten, besser: symbolisierten Nation."
71
Nationale Symbole müssen, neben ihren repräsentativen Eigenschaften, als
Konstruktion gesehen werden. Es bedarf einer Ausformung und Stabilisie-
rung des Phänomens, dem sie zugeordnet werden sollen. Ein Symbol benötigt
Kontinuität in einer Gruppe, um funktionieren und repräsentieren zu kön-
nen und ist besonders gut ausformbar, wenn es einen wahren Kern enthält.
Beindorf sieht nationale Symbole auch als ein Bild, welches widerspiegelt,
wie eine Nation gesehen werden will und betrachtet sie als stark überladen
von positiven Konnotationen.
72
Nationalsymbole verdeutlichen das Selbst- und das Fremdbild einer
Nation und spiegeln diese in der Werbung wider: ,,In ihrer (individuellen wie
massenmedialen) Anwendung werden nationale Symbole zu Inhalten von
Auto- und Heterostereotypen [...]".
73
In Bezug zur ,,schwedischen Werbung" werden ,,schwedische" Sym-
bole genutzt, um den direkten Bezug zur schwedischen Nationalität herzu-
stellen und auf den Ursprung des Produktes zu verweisen. Nationalsymbole
werden zugleich in den Massenmedien zur Ausformung nationaler Stereo-
70
Vgl. Schütte, Dagmar:
Das schöne Fremde,
1996, S.124.
71
Beindorf, Claudia:
Sie tanzte nur einen Sommer,
1996, S. 18.
72
Vgl. ebd., S.18.
73
Ebd., S. 18.
27

type genutzt und stellen ebenso einen Teil von einem Landesimage dar. In
der Anzeigenanalyse wird überprüft, ob sich diese Aussagen unterstützen
lassen.
3.5 Werbung mit Stereotypen, Images und Symbolen
Die massenmediale Informationsvermittlung ist gezwungen, Inhalte zu re-
duzieren und zu bündeln, da die bereitgestellte Fülle an Informationen die
Kapazitäten der Sender wie auch der Empfänger überfordern würde. Da-
durch übernehmen die Medien eine selektierende Funktion und beeinflus-
sen dadurch die Wahrnehmung der Empfänger. Im Falle der Werbung kommt
hinzu, dass sie kein reiner Informationsvermittler ist, sondern Einstellungen
und Verhaltenweisen der Empfänger konkret beeinflussen möchte und somit
Inhalte deutlich stärker selektiert.
74
Kleinsteuber sieht die Werbung und ih-
ren Gebrauch von Stereotypen als Lieferant ,,verzerrender Weltbilder".
75
Die Verwendung von Stereotypen, Images und Symbolen in der
Massenkommunikation ist folglich unvermeidbar. Sie nehmen eine Orien-
tierungsfunktion ein, bündeln komplexe Inhalte und tragen somit zur Ver-
einfachung der Informationsverarbeitung bei.
Die bekannte, vorrangige Funktion von Werbung ist es, den Absatz
des beworbenen Produktes zu steigern. Da für die Werbung jedoch nur eine
minimale Darstellungs- und Wahrnehmungszeitspanne zur Verfügung
steht, müssen Inhalte kurz und prägnant vermittelt werden:
Durch die additive Struktur der Werbung, die Aufteilung der Wer-
beleisten in 30-Sekunden-Sinneinheiten, die sich aus unter
schiedlichen Werbegenres zusammensetzen, wird dem Rezipienten
74
Mosbach, Doris:
Bildermenschen-Menschenbilder. Exotische Menschen als Zeichen der neueren deutschen
Printwerbung
(= Köper-Zeichen-Kultur; Band 3), Berlin: Berlin Verlag, 1999, S. 311.
75
Kleinsteuber, Hans J.:
Stereotype, Images und Vorurteile,
1991, S.67.
28

Wirklichkeit in überschaubaren Narrationseinheiten präsen-
tiert und so Komplexität reduziert.
76
Hilfreich sind dabei solche vorgeformten Zeichen und Bedeutungseinheiten,
die mehrdimensionale Inhalte vermitteln können und bereits durch kurze
Präsentation Aufmerksamkeit erregen. In diesem Zusammenhang soll nun
der Einsatz von Stereotypen, Images und Symbolen speziell in der Werbung
vorgestellt werden.
Die Nutzung von Stereotypen in der Werbung ist, wie bereits be-
schrieben, nahezu unumgehbar. Jedoch werden mit der ständigen Wie-
derholung bestehende Stereotype verstärkt und zugleich neue Stereotype
geschaffen. Durch die massenmediale Verbreitung von Werbung können
unbekannte Informationen vermittelt werden und mittels Reduktion und
Wertung zu einem Stereotyp im gesellschaftlichen Diskurs werden. Dies ist
besonders in Bezug auf fremde Objekte möglich, deren realer Kontakt mit
den Konsumenten nicht gegeben ist. Ein fremdes Land eignet sich somit sehr
gut, in der Werbung stereotyp dargestellt zu werden. Gefestigte Nationalste-
reotype können dann in der Werbung genutzt werden. Die Instrumentalisie-
rung nationaler Stereotype in der Werbung stellt sich so dar, dass die Cha-
rakteristika des Landes zusammen mit dem Produkt präsentiert und beide
so verknüpft werden.
77
Hoffmann unterstreicht in diesem Zusammenhang
die Funktion von nationalen Stereotypen in der Werbung. Nationale Stere-
otype können durch eine imaginäre Verbindung ein Produkt hervorheben
und es mit einem Zusatznutzen anreichern, welcher das Produkt in seiner
Vergleichbarkeit zu anderen Produkten differenzieren kann:
Dieser Zusatznutzen eines Produktes wird durch zeichenhafte Ver-
76
Führer, Bettina:
Werbung und Mythos. Grundlagen, Strategien, Praxis,
2005, S.99.
77
Vgl. Breidenbach:
Deutsche und Dingwelt,
1994, S. 169.
29

mittlung, durch die Verlagerung des Werbekontextes in ein fremdes,
,,exotisches", von profaner Alltagserfahrung der eigenen
Kultur möglichst unterschiedliches ethnisches Gefüge geschaf-
fen oder umgekehrt bewusst mit Werten aus dem eigenen
kulturellen Bezugsrahmen in Verbindung gebracht.
78
So finden positive nationale Stereotype in der Werbung eine häufige Ver-
wendung.
Stereotype haben in der Werbung eine Reihe von Anwendungsebe-
nen. Ein Stereotyp kann zugleich ein Produktmerkmal deutlich herausstel-
len, es kann einen Witz ausmachen oder lediglich der Unterhaltung dienen.
Auch das Image spielt in der Werbung eine tragende Rolle. Da das
Image im Vergleich zum Stereotyp emotional geladener ist, kann es noch
deutlicher Lebensstile und sozial Erwünschtes vermitteln. In Bezug auf die
Werbung sieht Kleinsteuber das Image als ,,wesentlich Bestandteil und Er-
gebnis werbepsychologischer Anstrengungen."
79
Werbung muss versuchen,
einem Produkt einen objektiv nicht vorhandenen Vorteil durch einen psy-
chologischen Unterschied zu verleihen:
Die kommunikative Leistung besteht darin, Erlebniszusammen-
hänge zwischen einem Produkt und Tatbeständen, die zunächst
nicht als zusammengehörig erlebt werden, zu vermitteln: Gefühle,
Stimmungen, Leitbilder, Lebensstile.
80
Kleinsteuber sieht in dem stetigen Aufbau von Images gleichzeitig ein Pro-
blem, da sie das Denken und Fühlen der Menschen vereinnahmen und so
den Bezug zur Realität erschweren.
81
Der Begriff Image kann sich auf unter-
schiedliche Objekte beziehen. In der Werbung steht er im Zusammenhang
mit einem Produkt, einer Marke oder einem Hersteller oder wie bereits ange-
78
Hoffmann, Edgar: ,,Russland und der Westen in der Werbung" in: Rösch, Olga (Hg.):
Stereotypisierung des
Fremden. Auswirkungen in der Kommunikation
(= Wildauer Schriftenreihe Interkulturelle Kommunikation;
Band 4), Berlin: 2000, S. 85- 112, hier: S.91.
79
Kleinsteuber, Hans J.:
Stereotype, Images und Vorurteile,
1991, S. 64.
80
Kloss, Ingomar:
Werbung,
2000, S. 123.
81
Vgl. Kleinsteuber, Hans J.:
Stereotype, Images und Vorurteile,
1991, S. 65.
30

führt, mit einem Land. Gemein haben aber alle Formen, dass sich ihre Cha-
rakteristika auf ein anderes Objekt übertragen lassen. Dieser Imagetransfer
ist ein beliebtes Stilmittel in der Werbung und Hauptbestandteil der ,,schwe-
dischen Werbung".
Symbole sind ebenfalls allgegenwärtig in der Werbung. In Bezug auf
,,schwedische Werbung" werden vermehrt nationale Symbole gezeigt, um die
schwedische Herkunft des Produktes hervorzuheben und dies als besonderes
Stilmittel anzuwenden. ,,Denn Werbung, die gezielt mit kulturellen Symbo-
len arbeitet, lockt Konsumentinnen mit der Konstruktion einer persönlichen
und sozialen Identität, die über die Marke zum Ausdruck gebracht werden
soll."
82
Auch Hoffmann spricht der Verwendung von nationalen Symbolen in
der Werbung einen Zusatznutzen zu. Sie legen durch ihre zeichenhafte Ver-
mittlung den Bezugsrahmen zu einer anderen Kultur fest und sind ein Stil-
mittel der Werbung.
83
In der Werbung werden zudem gerne Symbolfiguren
kreiert, die ein Produkt oder eine Marke wiederholt repräsentieren und diese
personifizieren: ,,Werbefiguren haben den großen Vorteil, daß sie Marken-
und Markenimages verkörpern und emotional aufladen können."
84
Ein Bei-
spiel für ,,schwedische Werbung" wäre der Sprecher der IKEA-Werbung, der
die deutsche Werbung schon seit Jahrzehnten mit seinem ,,schwedischen"
Akzent untermalt und jede IKEA-Werbung unverkennbar begleitet.
3.5.1 Die Darstellung vom Fremden in der Werbung
Die Darbietung eines Produkts in Verbindung mit fremden Ländern und
Kulturen ist häufig ein genutztes Stilmittel der Werbung. Groth bringt in
diesem Zusammenhang den Begriff Exotismus hervor und definiert ihn als
82
Wolter, Stefanie:
Die Vermarktung des Fremden,
2005, S. 54-55.
83
Vgl. Hoffmann, Edgar: ,,Ethnostereotype in der russischen Werbekommunikation" in: V. Rainer, Franz und
Stegu, Martin (Hg.):
Wirtschaftssprache: anglistische, germanistische und slawische Beiträge,
Frankfurt,
1998, S. 229-274, hier: S.234.
84
Kloss, Ingomar:
Werbung,
2000, S. 173.
31

bezeichnend für ,,[...] eine Einstellung oder Haltung, die sich durch eine be-
sonders positive Bewertung des jeweils Fremden oder für dessen Vorliebe
auszeichnet."
85
Mosbach beschreibt als wesentliches Motiv des Exotismus in
der Werbung den Wunsch nach Zivilisationsflucht, den Eskapismus. Auch
Groth hebt die Funktion des Fremden als ,,[...] Projektionsfläche für Sehn-
süchte und Wunschvorstellungen"
86
hervor. Menschen versuchen den ihnen
bekannten zivilisatorischen Zwängen zu entkommen, um sich den ,,immer
umfangreicheren Verhaltensregeln dieses Gefüges entziehen zu können."
87
Die Darstellung des Fremden in der Werbung begann schon am Anfang des
19. Jahrhunderts, als Produkte in einem exotischen Zusammenhang präsen-
tiert wurden um ,,die Welt für das Auge aufzubereiten und damit die Menge
zu locken."
88
Hier wurde allerdings eher mit nicht-europäischen Ländern ge-
worben. Jedoch die Intention, durch eine Differenzierung vom Eigenen Neu-
gierde und Wünsche zu wecken, ist mit der Darstellung europäischer Länder
durchaus vergleichbar.
3.5.2 Der "Country of Origin"-Effekt
Das Land, aus dem ein Produkt stammt, kann ein wichtiges Kriterium bei der
Produktbeurteilung sein. Die werbliche Vermarktung eines Produktes durch
die Hervorhebung seines Herkunftslandes, nennt man in der Werbesprache
"Country of Origin"-Effekt, oder Herkunftslandeffekt. Die Verwendung dieses
Effektes kann sich in der Produktbeurteilung und in der Kaufabsicht mani-
festieren.
89
Eine Voraussetzung für das Eintreten dieses Effektes ist, ein deut-
licher Hinweis auf das Herkunftsland des Produktes. Dieser Hinweis kann
einen Imagetransfer vom Herkunftsland auf das zu beurteilende Produkt in-
85
Groth, Sibylle:
Bilder vom Fremden,
2003, S.23.
86
Ebd., S.23.
87
Mosbach, Doris:
Bildermenschen-Menschenbilder,
1999, S. 141.
88
Ebd., S. 28.
89
Vgl. Weiss Richard, Mirja:
Struktur und Stabilität von Landesimages,
2003, S. 34.
32

itialisieren.
90
Vorrangig sind es dabei die globalen Kompetenzen eines Lan-
des, welche die Produktbeurteilung beeinflussen sollen.
91
Ländern werden
von seinen Betrachtern verschiedene globale Kompetenzen zugesprochen.
So wird beispielsweise Italien als vertrauenswürdiger Lieferant guter Weine
akzeptiert, während französischer Käse allgemein als Delikatesse bewor-
ben werden kann. Die Nationalität der Zielgruppe ist ein wichtiger Faktor,
der die Wirkung der Werbung beeinflusst. Kulturelle Unterschiede bedin-
gen den Effekt, den die Konnotation mit einem Land erzeugt. Die Produkt-
beurteilung hängt von den ,,konkreten positiven (negativen) Ausprägungen
des entsprechenden Landesimages"
92
ab. So muss eine Werbung, die auf ein
Nationalimage ausgerichtet ist, auf die ,,historischen und gegenwärtigen
Beziehungen der Länder abgestimmt werden."
93
Schweden kann somit nicht
als ein Garant für eine verkaufsfördernde Wirkung stehen. Welche Faktoren
bedingen, dass Schweden gerade in der deutschen Werbung gerne als Wer-
bemittel verwendet wird, soll in dieser Arbeit herausarbeitet werden.
Die Identifikation eines Herkunftslandes in einer Produktwerbung
kann anhand verschiedener verbaler wie non-verbaler Hinweise evoziert
werden. Dazu zählen zum Beispiel explizite Erwähnungen, fremdsprachiger
Text oder non-verbale Hinweise auf Landesfarben, Wappen oder die Darstel-
lung jeglicher Symbole, die als landestypisch interpretierbar sind.
94
Einer der bekanntesten Herkunftslandhinweise stellt sicher das La-
bel ,,Made in Germany" dar. Es hat sich als ein Markenzeichen für Qualität
etabliert, welches in nahezu jedem Land interpretiert werden kann. Heraus-
gebildet hat es sich teils aus Wissen über die deutsche (Produkt)-Geschichte,
teils aus den eigenen Erfahrungen der Verbraucher mit deutschen Produk-
ten. Auch hier werden hauptsächlich Nationalstereotype zur Beurteilung
90
Vgl. ebd., S. 39.
91
Kloss, Ingomar:
Werbung,
2000, S. 132.
92
Weiss Richard, Mirja:
Struktur und Stabilität von Landesimages,
2003, S. 55.
93
Dallmann, Katharina M.:
Kultur und Werbung,
1998, S. 98.
94
Vgl. Weiss Richard, Mirja:
Struktur und Stabilität von Landesimages,
2003, S. 38.
33

von deutschen Produkten hinzugezogen.
95
Der Herkunftslandeffekt bezieht sich aber nicht nur auf die ihm vom
Konsumenten zugesprochenen Kompetenzen eines Landes oder seiner Ein-
wohner, sondern zugleich auf die Sympathie oder Antipathie, die er einem
Land oder dessen Einwohnern entgegenbringt. Weiss Richard bezeichnet
die Beurteilung eines Produktes über ein Nationalimage als Effekte kogniti-
ver Art und die Beurteilung über assoziierte Emotionen als Effekte affektiver
Art. Kognitive Effekte entstehen durch primär rational gesteuerte Argumen-
te zur Kaufentscheidung, welche auf den Attributen des Herkunftslandes
basieren. Affektive Effekte treten auf, wenn die assoziierten Emotionen der
Konsumenten mit dem Herkunftsland den Kaufentscheidungsprozess beein-
flussen.
96
Am Beispiel Schwedens sind beide Effekte wiederzufinden. Schwe-
den bietet zur Produktbeurteilung Landeskompetenzen wie beispielsweise
Sicherheit und Traditionsbewusstsein. Schweden verfügt jedoch ebenso über
ein sehr positives Image im Ausland, welches gerade in Deutschland sehr
emotionsgeladen ist. Die einzelnen Faktoren dieser Einstellungen sollen im
Laufe dieser Untersuchung herausgefiltert werden.
4. Der Blick von Deutschland nach Schweden
Schweden ist für Deutschland nicht nur ein nordischer Nachbar, sondern ein
Teil Skandinaviens, der einen besonders guten Ruf genießt. Kriminalromane
aus Schweden werden in Deutschland schon seit Anfang des 20. Jahrhun-
derts gelesen, und entwickelten seit Beginn der 1990er Jahre eine Faszina-
tion. IKEA verzeichnet seit einigen Jahren den höchsten Umsatz weltweit in
Deutschland, und das Wachstum des Möbelunternehmens scheint kein Ende
95
Vgl. Breidenbach:
Deutsche und Dingwelt,
1994, S. 175.
96
Vgl. Weiss Richard, Mirja:
Struktur und Stabilität von Landesimages,
2003, S. 41- 45.
34

zu nehmen. Als Reiseland kann Schweden zu den beliebtesten der Deut-
schen gezählt werden, für das Jahr 2005 verzeichnete das schwedische Amt
für Statistik über 2,5 Millionen Übernachtungen deutscher Gäste. Eine Stu-
die zum Sympathieempfinden der Deutschen zeigte einen deutlichen Ima-
gegewinn der skandinavischen Länder: Auf die Frage, welche von 18 aus-
gewählten Ländern am meisten an Gunst und Ansehen gewonnen hätten,
gab die Mehrheit der Befragten Skandinavien an.
97
Diese Sympathie beruht
auf unterschiedlichen Bildern, die in Deutschland bezüglich der nordischen
Nachbarn vorherrschen. Besonders im Hinblick auf Schweden sind diese Bil-
der meist ausschließlich positiv gefärbt.
Das folgende Kapitel soll nun einen Umriss der Hintergründe für die
Entstehung dieser positiven Bilder skizzieren, wobei ein Blick auf die nega-
tiven Bilder jedoch nur am Rand gegeben werden soll. Da bei schwedischer
Werbung meist ausschließlich auf positive Bilder zurückgegriffen wird, blei-
ben sie im Vordergrund der Skizzierung.
Zu dem Begriff des Schwedenbildes in Deutschland muss hinzuge-
fügt werden, dass die Ergebnisse der folgenden Ausführungen nicht als re-
präsentativ gesehen werden können. Um Repräsentativität gewährleisten zu
können, müsste eine wissenschaftliche Untersuchung, die auf einer operati-
onalisierten Vorgehensweise basiert, vorgenommen werden. Da eine solche
Studie oder vergleichbare Sekundärliteratur zum aktuellen Schwedenbild
in dem gewünschten Umfang gegenwärtig nicht existiert, werden die Er-
gebnisse aus den zuvor angeführten Betrachtungen und der zur Verfügung
stehenden Literatur hergeleitet. Die Vorstellung des Landes Schweden in
Deutschland wird nun an einigen Bildern exemplarisch und veranschauli-
chend präsentiert, um Wirkungszusammenhänge erkennen zu lassen.
97
http://www.openpr.de/news/79866/Neue-Studie-L-er-Image-Profile-2006-erforscht-erstmalig-das-
Sympathieempfinden-der-Deutschen.html aufgerufen am 23.12.2006. Schweden wurde mit Dänemark,
Norwegen und Finnland unter der Einheit Skandinavien zusammengefasst.
35

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836639736
Dateigröße
6.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn – Philosophische Fakultät, Kommunikationswissenschaften
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
2,1
Schlagworte
schweden werbung nationalstereotype ikea schwedenbild
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Titel: SVEA-reklam: 'Du gamla, du fria …'
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