Lade Inhalt...

Web 2.0 im Kundenbindungsmanagement von Unternehmensberatungen

©2009 Diplomarbeit 126 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
04.11.2008 – Das amerikanische Volk hat gewählt: Barack Obama wird der 44. Präsident der Vereinigten Staaten. Doch wie hat der afroamerikanische Kandidat mit kenianischer Abstammung, der auch in den USA bis vor zwei Jahren kaum bekannt war, das scheinbar Unmögliche möglich gemacht? Einer der entscheidenden Faktoren für Obamas Wahlerfolg ist sein mustergültiger Einsatz des Web 2.0 für die Kommunikation und Vermarktung seiner Botschaft an das amerikanische Volk: Yes, we can! Das Wahlkampfteam hat das Potenzial der neuen Medien erkannt und die Chancen des ‘Mitmach-Webs’ gezielt genutzt. Sei es in Communities, wie MySpace, welche als ‘Think Tank’ und somit zur konkreten Einbindung des Wählers in die Wahlkampfkampagne genutzt wurden, oder auch auf Videoplattformen wie YouTube. Dort wurden die Wähler motiviert, eigene Inhalte, wie z.B. Wahlkampfspots, hochzuladen um sie einer Vielzahl von Internetnutzern zugänglich zu machen. Von Seiten des Wahlkampfteams von Obama gab es ein umfangreiches Angebot von Inhalten (z.B. Mitschnitte von bedeutenden Reden) für den Wähler. Der Kontakt zu den potenziellen Wählern wurde über alle Kanäle des Web 2.0 gesucht. Obamas Erfolgsrezept: Wähler(ein)bindung durch Offenheit und Interaktion. Davon können nicht nur die Politik, sondern auch Unternehmen lernen.
Vergleichbar mit dieser Wahlkampfkampagne wird der Aufbau und die Pflege direkter Kundenbeziehungen künftig in nahezu allen Marktfeldern zu einem zentralen Erfolgsfaktor avancieren. Homburg und Krohmer konstatieren, dass der Kundenbindung vor allem im Business-to-Business (B2B) Bereich eine wachsende Bedeutung zukommen wird. Im Kontext dieser Arbeit liegt dabei die Fokussierung auf dem Dienstleistungsmarketing im B2B Bereich. Im Dienstleistungsmarketing nehmen die konsequente Kundenorientierung und die Einbindung der Kunden in den Innovationsprozess einen besonderen Stellenwert ein. In diesem Zusammenhang stellt Meffert fest: ‘Erfahrungen auf vielen Dienstleistungsmärkten haben gezeigt, dass letztlich nur durch eine konsequente Kundenorientierung Chancen zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen bestehen.’ Für Dienstleistungsanbieter ist die Bindung ihrer organisationalen Kunden besonders wichtig, wenn sie für diese Kunden hoch individualisierte Leistungen erbringen, wie es zum Beispiel in der Unternehmensberatung der Fall ist. Der Beratungsmarkt befindet sich aktuell im Wandel: veränderte Anforderungen der Klienten an die Berater, ausgeprägte […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Jascha Oevermann
Web 2.0 im Kundenbindungsmanagement von Unternehmensberatungen
ISBN: 978-3-8366-3254-6
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Fachhochschule Regensburg, Regensburg, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und der Verlag, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Hochschule Regensburg
Fachbereich Betriebswirtschaft
Web 2.0 im Kundenbindungsmanagement
von Unternehmensberatungen
Verfasser:
Jascha Oevermann
Matrikelnummer: 2222331
Semestergruppe: BW8
Brudergasse 216
86899 Landsberg am Lech
Betreuer:
Prof. Dr. Weissman
Abgabetermin: 10. Juni 2009
Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades
Diplom-Betriebswirt (FH)

Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
IV
Abbildungsverzeichnis
V
Tabellenverzeichnis
VII
I.
Einleitung
1
1. Einführung
2
1.1. Begründung der Themenwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
1.2. Problemstellung und Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
1.3. Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
II. Grundlagen
7
2. Informationspolitische Grundlagen
9
2.1. Entwicklung des Web 2.0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
2.1.1. Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
2.1.2. Technische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
2.1.2.1. RSS-Feeds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
2.1.2.2. Permalinks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.1.2.3. Trackbacks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.1.2.4. Tagging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.2. Der soziologische Wandel - das Zeitalter der Prosumenten . . . . . . . . . . . . . . 14
2.3. Wissensmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.3.1. Zum Wissensbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.3.2. Explizites und implizites Wissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.3.3. Implizites Wissen als Quelle verteidigungsfähiger Wettbewerbsvorteile . . . . 17
2.3.4. Kodifizierung vs. Personalisierungsstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.3.5. Wissensfluss in der Unternehmenspraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.4. Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3. Branchenspezifische Grundlagen
21
3.1. Die Dienstleistung Beratung und deren konstitutive Merkmale . . . . . . . . . . . . 21
I

Inhaltsverzeichnis
II
3.2. Begriff der Unternehmensberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
3.3. Markt der Unternehmensberatungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
3.4. Beratermarketing als Antwort auf die veränderten Umweltbedingungen . . . . . . . 25
3.5. Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
4. Marketingtheoretische Grundlagen
27
4.1. Dienstleistungsmarketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
4.2. Vom Transaktionsmarketing zum Beziehungsmarketing . . . . . . . . . . . . . . . 28
4.3. Kundenbindungsmanagement im Beziehungsmarketing . . . . . . . . . . . . . . . . 29
4.3.1. Nachfragerseitg: Erfolgskette 2.0 zur Erklärung des Kundenbindungsprozesses 31
4.3.2. Anbieterseitig: CRM im Kundenbindungsprozeß der Anbieter . . . . . . . . 35
4.4. Kundenbindungsmanagement in Unternehmensberatungen . . . . . . . . . . . . . . 37
4.5. Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
III. eCRM: Kundenbindungsmanagement im Web 2.0
42
5. eCRM
44
5.1. Aktueller Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
5.2. Grundlagen des eCRM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
5.2.1. Begriff des eCRM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
5.2.2. Potenziale und Ziele des eCRM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
5.2.3. Kategorisierung der Web 2.0-Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
5.2.3.1. Ansätze in der Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
5.2.3.2. Bewertung des eCRM-Ansatzes im Kontext des Beratermarketings 49
5.2.4. Kategorisierung im Kontext des Beratermarketings . . . . . . . . . . . . . . 50
5.3. Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
6. Web 2.0-Anwendungen im Beratermarketing
54
6.1. Kundenbindung durch Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
6.1.1. Mashups . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
6.1.2. Corporate Pod- & Videocasts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
6.2. Kundenbindung durch Interaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
6.2.1. Corporate Wikis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
6.2.2. Corporate Blogs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
6.3. Kundenbindung durch Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
6.3.1. Online-Communitites . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
6.4. Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
7. Web 2.0 im KBM von UB: Neun Argumente für eine Einführung
79
7.1. 1. Erhöhung der Klientenloyalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Inhaltsverzeichnis
III
7.2. 2. Möglichkeit durch den Einsatz von Web 2.0-Instrumenten ein innovatives und
fortschrittliches Image zu präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
7.3. 3. Unterstützung des Wissensmanagements . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
7.4. 4. Möglichkeit eine fortschrittliche UK in Kooperation mit den Mitarbeitern zu ent-
wickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
7.5. 5. Bessere Klientenkommunikation durch die neuen Instrumente . . . . . . . . . . . 85
7.6. 6. Einfache Möglichkeit zu zeigen, dass man ,,auf Augenhöhe" mit dem Klienten agiert 87
7.7. 7. Empfehlungen als Resultat eines erfolgreichen KBM . . . . . . . . . . . . . . . . 88
7.8. 8. Bessere Positionierung in Suchmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
7.9. 9. Geringe Kosten im Vergleich zu klassischen Marketingmaßnahmen . . . . . . . . 91
IV. Praxisbetrachtung und abschließendes Fazit
93
8. Analyse des Beratermarketings der UB Weissman & Cie.
94
8.1. Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
8.2. Beratermarketing und Web 2.0 bei W & C. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
8.3. Zukünftige Herausforderungen für W & C. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
9. Schlussbetrachtung
98
Anhang
101
Literaturverzeichnis
105

Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
AG
Aktiengesellschaft
BDU
Bund Deutscher Unternehmensberatungen
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
B2B
Business-to-Business
B2C
Business-to-Consumer
CEO
Chief Executive Officer
CLV
Customer Lifetime Value
CRM
Customer Relationship Management
eCRM
electronic Customer Relationship Management
IT
Informations-Technologie
Jg.
Jahrgang
IuK
Informations- und Kommunikationstechnologien
KBM
Kundenbindungsmanagement
Tab.
Tabelle
UB
Unternehmensberatung
UK
Unternehmenskultur
vgl.
vergleiche
WWW
World Wide Web
z.B.
zum Beispiel
IV

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.1. Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
Abbildung 2.1. Informationsfluss im klassischen WWW und im Web 2.0 . . . . . . . . . . .
9
Abbildung 2.2. Permalinks bei www.basicthinking.de . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Abbildung 2.3. Beispiele des Trackback-Einsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Abbildung 2.4. Die populärsten Tags beim Fotokatalog flickr.com . . . . . . . . . . . . . . . 14
Abbildung 2.5. Wissensarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Abbildung 2.6. Wissensmanagementstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Abbildung 2.7. Wissens-Kreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Abbildung 3.1. Aufteilung des Gesamtmarktes nach Beratungsfeldern in 2006 . . . . . . . . 23
Abbildung 3.2. Bestimmungsfaktoren des Beratungsmarktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Abbildung 4.1. Perspektiven der Kundenbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Abbildung 4.2. Erfolgskette 2.0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Abbildung 4.3. Das Confirmation/Disconfirmation-Paradigma . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Abbildung 4.4. Wirkungszusammenhänge in Phase 2 der Erfolgskette 2.0 . . . . . . . . . . . 34
Abbildung 4.5. CRM-Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Abbildung 4.6. Ziele des CRM-Ansatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Abbildung 4.7. Faktoren zur Fortführung von Klientenbeziehungen nach Beratungsgröße . . . 39
Abbildung 5.1. Möglichkeiten des eCRM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Abbildung 5.2. Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0-Instrumenten im Rahmen des kommunika-
tiven CRM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Abbildung 6.1. Placeopedia.com verknüpft geografische Daten mit Wikipedia-Einträgen . . . 55
Abbildung 6.2. Video-Podcast der Bundeskanzlerin und Audio-Podcast der Tagesschau . . . 57
Abbildung 6.3. Online Podcast-Angebot der Universität Stanford . . . . . . . . . . . . . . . 57
Abbildung 6.4. Die Startseite von Wikipedia.de . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Abbildung 6.5. Wiki der Rolotec AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Abbildung 6.6. DocMorris-Blog als Beispiel für einen CEO-Blog . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Abbildung 6.7. Frostablog als Beispiel für einen Mitarbeiter-Blog . . . . . . . . . . . . . . . 69
Abbildung 6.8. Community-Seite des fiat500 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Abbildung 6.9. Einbindung der Community in das Online-Portal der Rational-AG . . . . . . . 75
Abbildung 7.1. Höselbarth-Lay-Index 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
V

Abbildungsverzeichnis
VI
Abbildung 7.2. Die Positionierung der Weiterempfehlung in der Erfolgskette 2.0 . . . . . . . 89
Abbildung 7.3. Suchergebnisse für den Begriff ,,Unternehmensberatung" . . . . . . . . . . . . 90

Tabellenverzeichnis
Tabelle 2.1. Web 1.0 vs. Web 2.0-Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Tabelle 4.1. Paradigmenwechsel vom Transaktions- zum Beziehungsmarketing . . . . . . . . 28
Tabelle 5.1. Ansätze in der Fachliteratur zur Kundenbindung in den neuen Medien . . . . . . 53
VII

Teil I.
Einleitung
1

1. Einführung
1.1. Begründung der Themenwahl
04.11.2008 ­ Das amerikanische Volk hat gewählt: Barack Obama wird der 44. Präsident der Ver-
einigten Staaten. Doch wie hat der afroamerikanische Kandidat mit kenianischer Abstammung,
der auch in den USA bis vor zwei Jahren kaum bekannt war, das scheinbar Unmögliche möglich
gemacht? Einer der entscheidenden Faktoren für Obamas Wahlerfolg ist sein mustergültiger Ein-
satz des Web 2.0 für die Kommunikation und Vermarktung seiner Botschaft an das amerikanische
Volk: Yes, we can! Das Wahlkampfteam hat das Potenzial der neuen Medien
1
erkannt und die
Chancen des ,,Mitmach-Webs"
2
gezielt genutzt. Sei es in Communities
3
, wie MySpace
4
, welche
als ,,Think Tank"
5
und somit zur konkreten Einbindung des Wählers in die Wahlkampfkampagne
genutzt wurden, oder auch auf Videoplattformen wie YouTube
6
. Dort wurden die Wähler motiviert,
eigene Inhalte, wie z.B. Wahlkampfspots, hochzuladen um sie einer Vielzahl von Internetnutzern
zugänglich zu machen. Von Seiten des Wahlkampfteams von Obama gab es ein umfangreiches
Angebot von Inhalten (z.B. Mitschnitte von bedeutenden Reden) für den Wähler. Der Kontakt
zu den potenziellen Wählern wurde über alle Kanäle des Web 2.0 gesucht. Obamas Erfolgsrezept:
Wähler(ein)bindung durch Offenheit und Interaktion.
Davon können nicht nur die Politik, sondern auch Unternehmen lernen.
7
Vergleichbar mit dieser Wahlkampfkampagne wird der Aufbau und die Pflege direkter Kunden-
beziehungen künftig in nahezu allen Marktfeldern zu einem zentralen Erfolgsfaktor avancieren.
8
Homburg und Krohmer konstatieren, dass der Kundenbindung vor allem im Business-to-Business
(B2B) Bereich eine wachsende Bedeutung zukommen wird.
9
Im Kontext dieser Arbeit liegt dabei
die Fokussierung auf dem Dienstleistungsmarketing im B2B Bereich. Im Dienstleistungsmarketing
1
Neue Medien werden definiert als ,,Sammelbegriff der digitalen Technologie für alle Arten von elektronischer
Kommunikation, die seit der Online-Kommunikation entstanden sind." Wirtz, (2002), S. 178
2
Vgl. dazu Abschnitt 2.1 auf Seite 9 Entwicklung des Web 2.0
3
Eine Community bezeichnet ,,eine Gemeinschaft im Internet." Wirtz, (2002), S. 34
4
www.myspace.com
5
,,Think Tank" wird laut Wikipedia definiert als ,,Eine Denkfabrik (nach engl. Think tank; auch: Public Policy
Institution, PPI) ist ein Forschungsinstitut oder eine informelle Gruppe meist von Politikern, Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlern oder Unternehmern, die gemeinsam politische, soziale und wirtschaftliche Konzepte oder
Strategien entwickeln und entsprechende öffentliche Debatten fördern (= wissenschaftliche Politikberatung)."
http://de.wikipedia.org/wiki/Think_Tank , Zugriff am: 12.02.2009
6
www.youtube.com
7
Vgl. Stieber, (2008), S. 22 - 28
8
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg, (2008), S. 860
9
Vgl. Homburg/Krohmer, (2006), S. 1079
2

1. Einführung
3
nehmen die konsequente Kundenorientierung
10
und die Einbindung der Kunden in den Innovations-
prozess
11
einen besonderen Stellenwert ein. In diesem Zusammenhang stellt Meffert fest: ,,Erfah-
rungen auf vielen Dienstleistungsmärkten haben gezeigt, dass letztlich nur durch eine konsequente
Kundenorientierung Chancen zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen bestehen."
12
Für Dienstleis-
tungsanbieter ist die Bindung ihrer organisationalen Kunden besonders wichtig
13
, wenn sie für diese
Kunden hoch individualisierte Leistungen erbringen, wie es zum Beispiel in der Unternehmensbera-
tung der Fall ist.
14
Der Beratungsmarkt befindet sich aktuell im Wandel: veränderte Anforderungen
der Klienten an die Berater
15
, ausgeprägte Konsolidierungstendenzen
16
sowie eine verschärfte Kon-
kurrenzsituation
17
haben zu einer neuen Qualität des Wettbewerbs geführt. Lindemann betont diese
Entwicklung: ,,Die Beraterbranche ist erwachsen geworden. Damit unterliegt sie den gleichen Gesetz-
mäßigkeiten und Anforderungen wie andere reife Branchen. Ein professionell betriebenes Marketing
gehört hier ... dazu."
18
Der Wettbewerbsdruck des Marktes steigert folglich den Anspruch an eine
konsequente markt- und kundenorientierte Unternehmensführung, um sich vom Wettbewerb zu dif-
ferenzieren und langfristige und wertschöpfende Kundenbeziehungen aufzubauen.
19
Dieser Ansatz
lässt sich allerdings nur dann konsequent und erfolgsversprechend verwirklichen, wenn dem unter-
nehmerischen Handeln eine individuell angepasste und zeitgemäße Marketingkonzeption zugrunde
liegt. Unternehmerische Entscheidungsträger stehen in diesem Zusammenhang vor einer Vielzahl
komplexer Entscheidungsprobleme.
20
Das meist geringe Marketingbudget bei kleinen- und mittel-
ständischen
21
UB stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
Ein Lösungsansatz besteht in der Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstech-
nologien (IuK)
22
. Die modernen IuK eröffnen die Chance den kanalübergreifenden, zeit- und orts-
unabhängigen Dialog mit den Klienten zu wirtschaftlich tragbaren Kosten zu verwirklichen.
23
Dies
ermöglicht eine effizientes KBM, trotz geringen Budgets, auch für kleine Unternehmen. Die Dienst-
leister stehen dabei in der Verantwortung, durch eine aktive Auseinandersetzung mit den neuen Me-
dien, eine konsequente marktorientierte Unternehmensführung auf Basis eines umfassenden Marke-
10
Vgl. Meffert/Bruhn, (2006), S. 3; dazu auch Barchewitz/Armbrüster, (2004), S. 67
11
zur Einbindung des Kunden in den Innovationsprozess vgl. Herstatt/Sander, (2004), S. 2; sowie Mef-
fert/Burmann/Kirchgeorg, (2008), S. 862f.
12
Meffert/Bruhn, (2006), S. 3
13
Wie wertvoll es ist bestehende Kunden zu halten, anstatt neue Kunden gewinnen zu müssen zeigt Gerdes auf, in
seiner Arbeit wird betont ,,dass es etwa fünf bis sieben Mal mehr kostet, einen Neukunden zu gewinnen, als eine
bestehende Kundenverbindung zu erhalten." Gerdes, (2008), S. 447; dazu auch vgl. Bauer/Göttgens/Grether,
(2001), S. 120
14
Vgl. Homburg/Krohmer, (2006), S. 1079
15
Vgl. Grass, (2002), S. 6; dazu auch Najda, (2001), S. 2 - 3; sowie Jeschke, (2004), S. 29
16
Vgl. Kailer/Walger, (2000), S. 32; sowie Najda, (2001), S. 2
17
Vgl. Grass, (2002), S. 4; dazu auch Barchewitz/Armbrüster, (2004), S. 65; und Najda, (2001), S. 2
18
Lindemann, (2006), S. 1
19
Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg, (2008), S. 860; dazu auch Jeschke, (2004), S. 116 ­ 117
20
Vgl. Jeschke, (2004), S. 115 - 116
21
Als mittelständisch gelten ,,Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Mio. Euroe bzw. weniger als 50
Mio. Euro oder mit zehn bis 499 Beschäftigte." Gabler Wirtschaftslexikon, (2004), S. 2066
22
Informations- und Kommunikationstechnologie ,,bezeichnet alle Ressourcen, die Informationen speichern, trans-
formieren und kommunizieren." Wirtz, (2002), S. 90
23
Vgl. Wirtz, (2006), S. 5

1. Einführung
4
tingmanagements voranzutreiben und auf diese Weise zukünftige Wettbewerbsvorteile durch eine
überlegene Kundenbindung zu generieren.
24
1.2. Problemstellung und Zielsetzung
,,What the consultant is selling is a promise of a service that will meet the client's needs and resolve
the problem. Why should a potential client buy a mere promise?"
25
Neben vielen anderen Unter-
nehmen stehen auch die Unternehmensberatungen vermehrt vor der Frage wie sie Vertrauen in ihre
Leistungsversprechen generieren können. Die Frage der Unsicherheit
26
beim Einkauf immaterieller
Dienstleistungen ist in der Zeit großer wirtschaftlicher Probleme ein wesentlicher Faktor für die
Entscheidungsträger in nahezu allen Unternehmen.
27
Für die Entscheidungsträger ist es rational,
bei der Beauftragung das Risiko für das Unternehmen und für sich selbst so niedrig wie möglich
zu halten. ,,Geht der Auftrag an ein etabliertes Unternehmen mit einem sehr guten Ruf, so ist
die Zustimmung der Vorgesetzten leichter zu erhalten", formuliert es Prof. Dr. Dietmar Fink, der
mit seinen Studien zum Image der Unternehmensberatungen bekannt geworden ist, im Fachbeitrag
von Oltmann/Diekmann zum Thema Entscheider erreichen. Es wird weiterhin zitiert: ,,Und wenn
ein Projekt scheitert, dann hilft es auch, wenn ein Anbieter mit einem großen Namen beschäftigt
wurde. Dann kann man niemand einen Vorwurf machen".
28
Diese dramatischen Veränderungen auf
dem Markt für Unternehmensberatungen können zwar von großen international agierenden Un-
ternehmen, aufgrund ihres überlegenen Marketingsbudgets und der Möglichkeiten im Marketing
Unsicherheiten zu beseitigen, gut bewältigt werden.
29
Im Gegensatz zu den kleineren Mitbewerbern
sind die Großen UB also gut positioniert. Für Constultants unterhalb der Markenliga
30
wird sich
die Lage allerdings noch verschlechtern. ,,Berater, die ihre Jobs bislang beim Mittelmanagement
akquiriert haben, sehen nach den neuen Vergaberegeln alt aus", wird Manger-Wiemann weiterfüh-
24
Vgl. Jeschke, (2004), S. 341
25
Kubr, (2002), S. 648
26
Die Unsicherheiten werden dadurch begründet, dass im Dienstleistungsbereich die Kunden aufgrund der Intangi-
bilität der Leistung eher einem Anbieter treu bleiben, wenn sie mit ihm zufrieden sind. Beim Wechsel gäbe es
bspw. das Risiko eines Fehlkaufs. Gerade in der wirtschaftlich angespannten Situation des Jahres 2009 ist dieser
Faktor von großer Bedeutung. Vgl. Schneider/Kornmeier, (2006), S. 42
27
Vgl. Jeschke, (2004), S. 148ff.
28
Oltmanns/Diekmann, (2009), S. 272 und die dort zitierte Literatur
29
Eva Manger-Wiemann von Cardea, einem auf Beratungsvermittlung spezialisierten Dienstleister, führt dazu in
der Sonderbeilage Consulting der Financial Times Deutschland (FTD) aus, dass die großen Marken gerade in
Zeiten der Krise und der daraus resultierenden Unsicherheiten gute Voraussetzungen haben. ,,Die sind gut bei
den Vorständen eingeführt" wird Manger-Wiemann zitiert. Aufgrund der neuen Beauftragungsregelungen ,,Nur
der Vorstand und die zweite Ebene dürfen noch beauftragen" zitiert die FTD den BCG-Chef Christian Veith,
zählen diese Kontakte als unschätzbar großer Vorteil. Vgl. Gloger, (2009)
30
FTD verwendet den Begriff der Markenliga ohne weitere Erläuterungen. Gemäß einer Studie der Personal- und Mar-
kenberatung Dr. Frank Höselbarth wird angenommen, dass darunter bspw. gemäß des Höselbarth-Lay-Index 2007
die Top 10 Beratungsunternehmen (Vgl. Abbildung 7.1) eingestuft nach ihrer Markenstärke als Gradmesser ver-
wendet werden können. Die drei Beurteilungskriterien der Markenstärke von Unternehmensberatungen setzen sich
zusammen aus dem gesteigerten Betriebsergebnisses beim Kunden, dem Ruf sowie der Bekanntheit der Manage-
mentberatungen. Man kann davon ausgehen, dass es für kleine- und mittelständische UB schwierig ist bei den Di-
mensionen Bekanntheit, Image und darauf aufbauend der Leistungsbeurteilung (Einfluss auf das Betriebsergebnis)
mit den großen UB auf Augenhöhe zu agieren. Vgl. http://www.hoeselbarth-lay-index.com/html/hli2007.html ,
Zugriff am: 15.04.2009

1. Einführung
5
rend zitiert.
31
Es stellt sich somit die Frage wie kleine und mittelständische Unternehmen, mit
eingeschränkten personellen und finanziellen Möglichkeiten, ein effizientes KBM und darauf basie-
rend ein Empfehlungsmarketing aufbauen können, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Web 2.0
als neues Medium bietet in diesem Zusammenhang viele Möglichkeiten. Dieses Bewußtsein scheint
aber noch nicht allgemein bekannt zu sein. Zwar besitzen in den Unternehmensberatungen bereits
95 Prozent der Mitarbeiter Erfahrungen mit den neuen Medien, hier wird jedoch vor allem das
Internet als einfaches Informationsmedium genutzt. Najda stellt dazu fest: ,,Beratungsunternehmen
fehlen offenbar geeignete Konzepte, wie sie unter den gegebenen Rahmenbedingungen [bspw. mit
den bestehenden personellen Kapazitäten, oder den vorhandenen finanziellen Mitteln] eine effektive
und effiziente Zusammenarbeit mit dem Kunden gewährleisten können."
32
Die kleinen und mittelständischen UB stehen deshalb zunehmend vor der Herausforderung, die
Möglichkeiten des Web 2.0 zu erkennen und als wirksames Instrument zur Kundenbindung einzu-
setzen. Ziel dieser Arbeit ist deshalb darzustellen welche Möglichkeiten sich durch die Verbreitung
und technische Entwicklung des Web 2.0 für die zukünftige Nutzung im KBM von kleinen und
mittelständischen UB ergeben. Es sollen in diesem Zusammenhang grundsätzliche Überlegungen
zur Nutzung von Web 2.0-Anwendungen im KBM aufgezeigt werden.
1.3. Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in vier Teilabschnitte. Zunächst erfolgt in Teil I (Kapitel 1) eine
Einführung und Hinleitung zum Thema.
In Teil II (Kapitel 2 - 4) werden Grundlagen für die spätere Betrachtung der Web 2.0-Instrumente
und deren Einsatzpotenziale im Bereich des KBM gelegt. Die Entwicklung des Web 2.0 und dessen
konstitutive Charakteristika sowie die Evolution der Verbraucher zu so genannten Prosumenten sind
Bestandteil des 2. Kapitels. Abgerundet wird dieses Kapitel durch die Betrachtung des Wissensma-
nagements im Kontext der neuen Technologien. Anschließend wird in Kapitel 3 die Branche der UB
näher analysiert. Das Branchenumfeld, die Entwicklung des Beratermarketings sowie die Notwen-
digkeit der Neustrukturierung von Marketingmaßnahmen werden dabei diskutiert. Den Abschluss
des zweiten Teils bildet Kapitel 4 mit den Marketingtheoretischen Grundlagen. Aufbauend auf dem
Bedarf an neuen Marketingansätzen wird hier die Veränderung vom Transaktionskostenansatz zum
beziehungsorientierten Ansatz thematisiert. Im Rahmen dieses neuen Managementansatzes werden
Kundenbindungsaspekte, sowohl von Nachfrager- als auch von Anbieterseite aufgezeigt. Den Ab-
schluss bildet eine zusammenfassende Einordnung der Bedeutung von Kundenbindungsmaßnahmen
im Kontext der UB.
Nach dem die notwendigen Grundlagen erarbeitet wurden, stellt Teil III (Kapitel 5 - 7) nun den
31
Vgl. Gloger, (2009)
32
Najda, L. (2001), S. 3

1. Einführung
6
Kernteil der vorliegenden Arbeit dar. Zunächst wird in Kapitel 5 eine Zusammenfassung der ak-
tuellen Literatur zum Thema des KBM im Web 2.0 aufgezeigt und die erarbeiteten Erkentnisse,
etwa die Zielsetzungen des Einsatzes der Web 2.0-Instrumente sowie die Ansätze zur Erreichung
dieser Zielsetzungen, näher erläutert. Zum Abschluss des Kapitels wird eine Kategorisierung der
Web 2.0-Anwendungen im Kontext des Beratermarketings vorgenommen und visualisiert. Welche
Web 2.0-Anwendungen es gibt und wie sie für das KBM eingesetzt werden können zeigt Kapi-
tel 6. Hier werden die Instrumente gemäß der vorherigen Kategorisierung eingeordnet und näher
diskutiert. Nach der allgemeinen Erläuterung werden die konkreten Einsatzmöglichkeiten im KBM
von UB vorgestellt. Nach dem die verhaltenswissenschaftlichen Grundlagen gelegt wurden und die
Web 2.0-Instrumente ausführlich vorgestellt sind, ermöglicht der abschließende Argumentationsteil
in Kapitel 7 einen Überblick über die Vorteile und Nutzen des Einsatzes der Instrumente.
Teil IV (Kapitel 8 - 9) rundet die Arbeit mit einer Praxisanalyse sowie einer kurzen Schlussbe-
trachtung ab. Die mittelständische UB Weissman & Cie. wird dabei in Kapitel 8 kurz präsentiert
und auf Basis eines Interviews in Bezug auf das Marketingmanagement und den Einsatz der neuen
Technologien näher untersucht. Auf Basis dieser Erkenntnisse erarbeitet der Autor Herausforde-
rungen für die zukünftige Gestaltung des Marketingmanagements in der UB. Die Arbeit endet in
Kapitel 9 mit einer Schlussbetrachtung. Abb. 1.1 zeigt abschließend die einzelnen Module in einer
Übersicht.
Abb. 1.1.:
Aufbau der Arbeit
Quelle: eigene Darstellung

Teil II.
Grundlagen
7

Im Folgenden werden die Themenkomplexe der Informationspolitik, Branchenspezifische sowie
Marketingtheoretische Fragestellungen, die zum Verständnis der Themenstellung von grundlegen-
der Bedeutung sind, ausgeführt.
Die Charakteristika der neuen Technologien als Basis der Themenwahl, hier mit dem Fokus auf
der Technologie des Web 2.0, deren Auswirkungen auf Konsumenten und den daraus resultierenden
neuen Formen des Wissensmanagements werden im ersten Kapitel thematisiert. Im Anschluss wird
der Markt der Unternehmensberatungen dargestellt. In diesem Kontext werden zunächst Grundla-
gen zum Beratungsbegriff und der Beratungsleistung aufgezeigt. Anschließend wird der Markt der
Unternehmensberatungen analysiert und die Notwendigkeit des Beratermarketings, inklusive deren
innerbetriebliche Positionierung, erörtert. Im letzten Abschnitt wird das Dienstleistungsmarketing
als Grundlage des beziehungsorientierten Marketingansatzes diskutiert. Nach einer Herleitung der
modernen Ausprägung des Beziehungsmarketings von der veralteten Betrachtungsweise des Trans-
aktionsmarketing, werden verhaltenswissenschaftliche Grundlagen zur Erklärung der Instrumente
zur Kundenbindung vorgestellt. Den Abschluss bildet eine Vorstellung der Instrumente des CRM als
technologischer Praxisansatz zum Management der Kundenschnittstellen sowie eine Betrachtung
der Begründungszusammenhänge zum Einsatz des Beziehungsmarketing in Unternehmensberatun-
gen.
8

2. Informationspolitische Grundlagen
2.1. Entwicklung des Web 2.0
2.1.1. Theoretische Grundlagen
1989 war der Grundgedanke von Tim Berners-Lee, damals Mitarbeiter im europäischen Forschungs-
zentrum für Teilchenphysik (CERN), ein System für die wissenschaftliche Forschung zu entwickeln
das den schnellen und unkomplizierten Austausch von Informationen über aktuelle Arbeiten und
Ergebnisse unter diversen Forschungsgruppen ermöglicht. Der Leitgedanke hierbei war, Informati-
onseinheiten über Verweise so miteinander zu vernetzen, dass eine einfache Navigation zwischen
ihnen, auch für nicht IT-Experten möglich ist. Diese Vernetzung über so genannte Hyperlinks
33
bildet noch heute die Basis des WorldWideWeb.
34
Die Bereitstellung der Informationen und Dienst-
leistungen war lange Zeit, wie in Abb. 2.1 links dargestellt, relativ wenigen Anbietern vorbehalten,
die die technischen Voraussetzungen hatten sowie über das Know-how verfügten um eigene Webser-
ver
35
zu betreiben und mit Informationen zu füllen.
36
Hierdurch ergab sich eine Bereitstellungsa-
Abb. 2.1.:
Informationsfluss im klassischen WWW und im Web 2.0
Quelle: Schiele/Hähner/Becker, (2008), S. 5 - 6
symmetrie. Wenige Informationsproduzenten standen einer sehr großen Zahl von entsprechenden
33
Als Hyperlink (engl. für ,,Verknüpfung, Verbindung, Verweis") bezeichnet man einen Querverweis auf ein an-
deres Dokument innerhalb eines Hypertextes, der automatisch durch das ,,Hypertextsystem" verfolgt werden
kann. Das Konzept von Hyperlinks entspricht funktional dem Querverweis oder der Fußnote aus der konventio-
nellen Literatur, bei der das Ziel des Verweises allerdings in der Regel manuell aufgesucht werden muss. Vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperlink , Zugriff am: 05.05.2009
34
Schiele/Hähner/Becker, (2008), S. 4 - 5
35
Ein Web-Server ist ,,Ein Server, der ausschließlich für die Bereitstellung und Verwaltung von Web-Seiten im
Internet oder auch Intranet zuständig ist. Auf Anforderung überträgt er Web-Seiten mittels HTTP zu einem
Browser, der HTML lesen kann." Gabler Wirtschaftslexikon, (2004), S. 273
36
Vgl. Schiele/Hähner/Becker, (2008), S. 5
9

2. Informationspolitische Grundlagen
10
Konsumenten gegenüber.
37
Im Web 2.0 löst sich dieses Missverhältnis auf. Wie in Abb. 2.1 auf
der rechten Seite aufgezeigt treten die Informationskonsumenten nun auch aktiv als Produzen-
ten auf. Die Konsumenten beginnen eigene Inhalte zu erstellen und zu veröffentlichen. In diesem
Kontext ist eine Entwicklung des Internets im Rahmen des Web 2.0 weg von einer starren Informa-
tionsquelle, hin zu einem interaktiven ,,Mitmachmedium", zu konstatieren.
38
Im Jahre 2006 wurde
der Konsument sogar vom amerikanischen TIME Magazin zur Person des Jahres gewählt. ,,TIME
meint damit die weltweiten Internetnutzer, die das neue Informationszeitalter aktiv gestalten und
sich das Internet in einem nicht erwarteten Maße zu Eigen gemacht haben."
39
Geprägt und po-
pularisiert wurde der Begriff des Web 2.0 vor allem durch Tim O'Reilly: Web 2.0 beschreibt nach
O'Reilly den Übergang von Anwendungen, die das WWW als reine Informationsquelle begreifen,
zu Anwendungen, die das WWW als Ausführungsplattform nutzen und über Nutzeffekte mit an-
deren Benutzern einen steigenden Mehrwert bieten.
40
Als Beispiele können Youtube
41
, ein Dienst,
der es Anwendern erlaubt eigene Videos zu veröffentlichen, oder die Internetpräsenz Flikr
42
, die
es ermöglicht anderen Bilder zugänglich zu machen, genannt werden. Um die Charakteristika des
Web 2.0 herauszustellen, hat O'Reilly typische Web 2.0 Dienste klassischen Internet-Anwendungen
des so genannten Web 1.0 zugeordnet, die eine identische Zielsetzung verfolgen (vgl. Tab. 2.1).
43
Tab. 2.1.:
Web 1.0 vs. Web 2.0-Anwendungen
Quelle: O'Reilly, T. (2005)
Kilian/Hass/Walsh formulieren dazu folgendes
Beispiel: Die Angebote von DoubleClick und
Google AdSense dienen eigentlich beide der
Vermarktung von Internet-Werbung. Während
DoubleClick die klassischen Werbebanner, ohne
größere Anpassung an die jeweiligen Besucher
einer Website vermarktet hat, basiert Google
AdSense auf den Suchbegriffen der Nutzer und
ermöglicht damit ein kontextabhängiges Marke-
ting mit der konkreten Möglichkeit der Fokus-
sierung bestimmter Nutzergruppen.
44
Ein wei-
teres Beispiel nennen Komus/Wauch: im klas-
sischen Web 1.0 stand die von Experten erstellte Encyclopaedia Britannica als Lexikon nur gegen
Entgelt zur Verfügung, im Web 2.0 ist es nun das kostenlose und unabhängige von Nutzern er-
stellte Wikipedia.
45
Die Entwicklung des Web 2.0 hat ernorme Auswirkungen auf die Möglichkeiten
der Konsumenten, diese können das Internet nutzen und sich aktiv als Informationsproduzenten
37
Vgl. Schiele/Hähner/Becker, (2008), S. 5 - 6
38
Vgl. Kilian/Hass/Walsh, (2008), S. 4
39
Holland, (2009), S. 100 und die dort zitierte Literatur
40
Vgl. O'Reilly, (2006)
41
www.youtube.com
42
www.flikr.com
43
Vgl. O'Reilly, (2005)
44
Vgl. Kilian/Hass/Walsh, (2008), S. 5
45
Vgl. Komus/Wauch, (2008), S. 2

2. Informationspolitische Grundlagen
11
betätigen. Welche Techniken sie dabei unterstützen und welche Bedeutung diese Techniken in der
heutigen Zeit haben, wird im folgenden Abschnitt vorgestellt.
2.1.2. Technische Grundlagen
Da die Thematik der Web 2.0-Anwendungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht analysiert und be-
wertet wird, verfolgt dieser Abschnitt vor allem das Ziel notwendiges Basiswissen im Kontext von
Web 2.0-Anwendungen anzubieten. Hierfür werden die vier wichtigsten Ausprägungen von techni-
schen Errungenschaften im Web 2.0 kurz vorgestellt.
2.1.2.1. RSS-Feeds
Technik
Abonnementdienste spielen bei vielen Anwendungen im Web 2.0 eine große Rolle. ,,Abon-
nementdienste sorgen dafür, dass Benutzer neue Inhalte einer Website (z.B. von Nachrichtendiens-
ten) automatisch angezeigt bekommen. Diese Dienste werden als Feeds bezeichnet. Feeds kehren
das bisherige Informationsparadigma um: Statt sich die Informationen zu holen, bekommt der Nut-
zer sie automatisch geliefert."
46
Am bekanntesten ist dabei die Technologie der RSS-Feeds (Real
Simple Syndication).
47
Diese ,,stellen eine Technologie dar, die es dem Nutzer ermöglicht, die In-
halte einer Webseite - oder Teile davon - zu abonnieren oder in andere Webseiten einzufügen"
und gehören bereits zum Standardangebot des Internets.
48
Bspw. werden abonnierte Podcasts
automatisch auf dem Rechner des Nutzers heruntergeladen. Die Technologie der ,,Really Simple
Syndication" (RSS) automatisiert also den Abruf regelmäßig aktualisierter Informationen im Inter-
net.
49
Als Beispiel können Weblogs
50
genannt werden, diese verfügen meistens über eine derartige
Abonnement-Funktion.
51
Bedeutung
Der Empfänger geht selbständig ein Abonnement ein und gibt sein Einverständnis
(durch den Abruf, bzw. die Registrierung) zum Empfang der Informationen (Pull-Prinzip
52
). Im
Kontext der neuen Technologien ermöglicht das eine individuelle One-to-One Kommunikation und
in diesem Zuge die individualisierte Ansprache der Kunden. Abonnementdienste entsprechen generell
den arrivierten Instrumenten des KBMs im Rahmen der Kommunikationspolitik.
53
46
Infopark, (2008), S. 4
47
Vgl. Möhlenbruch/Dölling/Ritschel, (2008), S. 206; sowie Infopark, (2008), S. 4
48
Möhlenbruch/Dölling/Ritschel, (2008), S. 206; Vgl. Infopark, (2008), S. 4
49
Vgl. Clement/Papies, (2008), S. 337
50
Vgl. vertiefend zur Thematik der Weblogs Abschnitt 6.2.2
51
Vgl. Meier/Stormer, (2008), S. 199
52
Der Client sendet also in regelmäßigen Abständen Anfragen zur Aktualisierung des RSS-Feed an den Server. Sind
neue Informationen vorhanden, werden diese automatisch abgerufen und dem Nutzer zur Verfügung gestellt. Vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/RSS-Feeds , Zugriff am: 17.03.2009
53
Vgl. Möhlenbruch/Dölling/Ritschel, (2008), S. 207

2. Informationspolitische Grundlagen
12
2.1.2.2. Permalinks
Technik
Eine weitere technische Grundlage bilden die Permalinks. ,,Mit Permalinks (gebildet
aus der englischen Wortgruppe ,permanent links`) ist es möglich, auf einzelne Artikel oder Ar-
tikelversionen einer Website dauerhaft zu verlinken. Das hört sich trivial an, erlaubt aber, be-
liebige Beiträge als Grundlage von Diskussionsforen, Chats und ähnlichen dialogorientierten An-
wendungen zu nutzen."
54
Permalinks sollen sicherstellen, dass die referenzierten Objekte zum
einen immer über eine einheitliche URL anstatt in verschiedener Form verlinkt werden und zum
anderen, dass die Adressen dauerhaft in dieser Form erhalten bleiben. Diese Form der Verlin-
kung wird vor allem im Bereich der Weblogs genutzt.
55
Abb. 2.2 zeigt drei Beispiele für Perma-
links beim, laut www.deutscheblogcharts.de, bekanntesten Deutschen Blog www.basicthinking.de.
Abb. 2.2.:
Permalinks bei www.basicthinking.de
Quelle: www.basicthinking.de
Bedeutung
Unter anderem wird das auffin-
den, auch bereits archivierter Beiträge, durch
diese Technik vereinfacht. Der mit Abstand be-
deutenste Faktor ist jedoch dass Permalinks von
Suchmaschinen als eigene Adresse geführt wer-
den. Somit kann ein Blog etwa viele Links und
Einträge in Suchmaschinen produzieren und
die Unternehmung mit Hilfe dieses Blogs im
Kontext verschiedener Suchanfragen entspre-
chend positionieren.
56
Bender fasst das zusam-
men und sieht als Vorteil der Permalinks ,,eine
Erleichterung der Weiterempfehlung einzelner
Beiträge und damit ihrer Verbreitungsfähigkeit
aber auch eine bessere Position in den Suchma-
schinen".
57
Aufgrund des Verweises vieler Links
auf einen Blog, ist die potenzielle Trefferquote
höher. Ausserdem sind diese Blogs in den Such-
maschinen präsenter als nichtverlinkte Beiträge
und werden somit häufiger als relevante Quellen
angezeigt.
58
54
Infopark, (2008), S. 5
55
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Permalink , Zugriff am: 17.03.2009
56
Vgl. Stanoevska-Slabeva, (2008), S. 226
57
Bender, (2008), S. 185
58
Vgl. Bender, (2008), S. 185

2. Informationspolitische Grundlagen
13
2.1.2.3. Trackbacks
Technik
Trackbacks liefern den Autoren Informationen darüber wer ihre Artikel verlinkt hat und
wie der verlinkte Beitrag verwendet wurde.
59
Diese Technik ist fast ausschließlich im Bereich der
Weblogs relevant. ,,Spielerisch leicht können so Aktionen und Reaktionen erzeugt und nachverfolgt
werden - ein Konzept, das dem unidirektionalen HTML-Hyperlink weit überlegen ist."
60
Wikipedia
definiert den Begriff der Trackbacks als ,,eine Funktion .. , mit der Weblogs Informationen über
Backlinks in Form von Reaktionen bzw. Kommentaren durch einen automatischen Benachrich-
tigungsdienst untereinander austauschen können".
61
Abb. 2.3 zeigt exemplarisch Trackbacks bei
einem Blog der Universtität Osnabrück.
Abb. 2.3.:
Beispiele des Trackback-Einsatzes
Quelle: http://www.blogs.uni-osnabrueck.de/podcast-university/2008/08/19/verbesserung-der-qualitat-von-seminaren-
durchenhanced-podcasts-und-yovistocom/
Bedeutung
Vor allem im wissensintensiven Bereich ist es von Interesse, welche Vernetzungsop-
tionen es gibt. Die Trackback-Funktion kann in diesem Zusammenhang interessante Aufschlüsse
darüber geben, ob in einem Blog Bezug auf den eigenen Blog genommen wurde.
62
In der wissen-
schaftlichen Fachliteratur könnte man sich Trackback etwa so vorstellen wie eine Informationsquelle,
die automatisch über Zitationen in anderen Quellen oder in der Sekundärliteratur benachrichtigt
wird.
2.1.2.4. Tagging
Technik
Im Rahmen dieser Technik kann jeder Nutzer beliebige Ressourcen (z.B. Links und
Lesezeichen) mit einem Tag beschreiben.
63
,,Tagging bezeichnet eine Technik, mit der Benutzer
von ihnen gelesene Webseiten oder Einzelbeiträge mit frei wählbaren Begriffen verschlagworten
59
Vgl. Möhlenbruch/Dölling/Ritschel, (2008), S. 208
60
Infopark, (2008), S. 5
61
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Trackback , Zugriff am: 17.03.2009
62
Vgl. Bender, (2008), S. 185
63
Vgl. Holland, (2008), S. 95; sowie Vgl. Möhlenbruch/Dölling/Ritschel, (2008), S. 208

2. Informationspolitische Grundlagen
14
können (,,Tags setzen"). Das Tagging erweitert die klassischen Keywordstrategien und ermöglicht
auf der Basis kollektiver Intelligenz eine sehr viel präzisere und nachvollziehbarere Kategorisierung
von Daten."
64
Häufig wird eine bereits definierte Anzahl von Stichworten vorgegebenen, wobei es
dem Nutzer freisteht eine Kategorisierung zu wählen.
65
Bedeutung
,,Inhalte werden auf diese Weise durch verschiedene subjektiv gewählte Schlagworte
beschrieben. Die aus dem Tagging resultierenden Vernetzungen erreichen oftmals umfassendere
Informationsmöglichkeiten als Suchmaschinen."
66
Abb. 2.4 zeigt exemplarisch die populärsten, aus
dem
Tagging
der
Nutzer
resultierenden,
Tags
beim
Fotokatalog
flickr.com.
Abb. 2.4.:
Die populärsten Tags beim Fotokata-
log flickr.com
Quelle: http://www.flickr.com/photos/tags , Zugriff:
14.03.2009
Durch diese Technik können interessante Web-
seiten und Produkte leicht anderen zugänglich
und (wieder-) auffindbar gemacht werden und
erhalten dadurch den Charakter einer persönli-
chen Empfehlung mit der Folge einer erhöhten
Glaubwürdigkeit.
67
,,Auf diese Weise ist es nicht
nur möglich, über die Anzahl der nutzenden
User die Popularität einer Seite abschätzen zu
können, sondern einfach über die Tagsuche und
die Verknüpfungen interessante thematisch ver-
bundene Seiten zu finden."
68
Als Beispiele für
die Nutzung dieser Technik können die Dienste
del.icio.us (Online-Bookmarks) und flickr.com
(Fotokatalog) genannt werden.
69
Die Frage wie sich die Veränderungen auf die
Verhaltensweisen der Kunden ausgewirkt hat,
ist Bestandteil des folgenden Abschnitts.
2.2. Der soziologische Wandel
- das Zeitalter der Prosumenten
Der heutige Konsument ist gewohnt ein Mit-
spracherecht zu haben, in Sekundenschnelle die gewünschte Information zu finden und Produkte
bzw. Dienstleistungen individuell zugeschnitten geliefert zu bekommen. Aus dem ,,Consumer" wird
ein ,,Prosumer" ­ Neologismus aus dem Begriff Konsument (Verbraucher) und Produzent (Herstel-
64
Infopark, (2008), S. 4; zum Begriff der kollektiven Intelligenz vgl. die Ausführungen im Rahmen des Abschnittes
6.2.1
65
Vgl. Möhlenbruch/Dölling/Ritschel, (2008), S. 208
66
Möhlenbruch/Dölling/Ritschel, (2008), S. 208 und die dort zitierte Literatur
67
Vgl. Töpfer/Silbermann/William, (2008), S. 668
68
Holland, (2009), S. 95
69
Vgl. Infopark, (2008), S. 4

2. Informationspolitische Grundlagen
15
ler).
70
Dieser wird definiert als ,,Kunde, der nicht nur standardisierte Produkte, sondern auch nach
individuellen Kriterien .. gestaltete Produkte erwirbt."
71
Ein breiterer Definitionsansatz findet sich
im Gabler Wirtschaftslexikon, welches den Prosumer als ,,Person aus dem Kreis der Konsumenten,
die in die Produktionstätigkeit des Produzenten einbezogen wird. Der Prosumer kann so Einfluss
auf die Produkteigenschaften nehmen" beschreibt.
72
Der Prosumer ist also kein gewöhnlicher Kun-
de, er möchte sich persönlich engagieren. Das geschieht unter anderem durch den interaktiven
Erfahrungsaustausch mit anderen Konsumenten. Bei Amazon
73
kann der Besucher zum Beispiel
zu beliebigen Büchern eigene Rezessionen verfassen.
74
Gropp/Rösger stützen sich in ihrem Bei-
trag zum Konsumentenverhalten auf eine Studie der IBM Global Business Services, nach der etwa
40 Prozent der unter 30-Jährigen entweder bereits als Prosumenten aktiv sind, oder zumindest
daran interessiert sind. Bei den älteren sind es immerhin noch ein Viertel der Befragten, die zum
,,Prosumenten-Dasein" tendieren.
75
Im besten Fall profitieren beide, also Anbieter und Prosument,
davon. Das Unternehmen erhält wertvolle Informationen über bspw. die Präferenzen und Bedürfnisse
und der Prosument erhält auf sein Profil individuell zugeschnittene Informationen. Durch die erwei-
terten Informationen über den Konsumenten ist das Unternehmen also in der Lage personalisierte
Informationen bereitzustellen und dem Konsumenten so einen Mehrwert, etwa aufgrund von einem
vermindertem Zeitaufwand für die Suche, zu bieten.
76
Eine weitere Motivationstheorie stellen Rei-
necke/Kurzmann auf. Sie betrachten den Prosumer weiterführend als ,,Co-Innovator" im Rahmen
der Kundenintegration. Unter dem Typus des ,,Co-Innovator" verstehen die beiden Autoren ,,eine
kooperative Geschäftsbeziehung zwischen Kunde und Anbieter, in der der Nutzen für beide Parteien
offensichtlich gegeben ist. Innovationen werden in Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt."
Die Motivation des Kunden basiert dabei auf der Annahme, dass der Kunde die Zusammenarbeit
auf gleicher Augenhöhe als Wertschätzung empfindet und am Ende noch von bedürfnisorientier-
ten Produkten profitieren kann.
77
Die Integration der Konsumenten in die Unternehmensaktivitäten
stellt einen bedeutenden Aspekt im Rahmen der Kundenbindung und Innovationsförderung dar. Der
Stellenwert von Prosumenten ist folglich sehr groß. Die Frage in welcher Form und durch welche
Technologien und Systeme die Integration überhaupt realisiert werden kann und vor allem ob die
internen Strukturen überhaupt ausreichend sind, hängt vom Wissensmanagement der Unterneh-
mung ab. Im nächsten Abschnitt wird deshalb ein konstitutiver Rahmen des Wissensmanagements
aufgezeigt.
70
Vgl. Meier/Stormer, (2008), S. 90
71
Wirtz, (2002), S. 220
72
Gabler Wirtschaftslexikon, (2004), S. 2435
73
www.amazon.de
74
Vgl. Meier/Stormer, (2008), S. 91
75
Vgl. Gropp/Rösger, (2008), S. 348
76
Vgl. Meier/Stormer, (2008), S. 91
77
Reinecke/Kurzmann, (2008), S. 14

2. Informationspolitische Grundlagen
16
2.3. Wissensmanagement
,,Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens." (Albert Einstein 1879 ­ 1955)
78
Lehner betont dass dies auch für den Unternehmenserfolg gilt und zwar heutzutage mehr denn
je.
79
,,Die Ressourcenkenntnis und Interpretation der Wettbewerbsdynamik, zu der z.B. die Kon-
kurrenten, die Kundenpräferenzen, die sich ständig weiterentwickelnden Technologien etc. gehören,
sind ein Basisbereich der strategischen Arbeit eines (wissensintensiven) Unternehmens."
80
2.3.1. Zum Wissensbegriff
Als Grundlage zur Diskussion des Wissensmanagements gilt es den Wissensbegriff genauer zu er-
läutern. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Wissen als "die Gesamtheit der Kenntnisse und
Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Das Wissen basiert auf Daten
und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen aber immer an eine Person gebunden."
81
2.3.2. Explizites und implizites Wissen
Diese Definition baut auf der Unterscheidung von explizitem und implizitem Wissen auf. Abb. 2.5
soll die Unterscheidung und die verschiedenen Charakteristika der beiden Ausprägungen veranschau-
lichen.
Abb. 2.5.:
Wissensarten
Quelle: Eigen Darstellung in Anlehnung an Lehner, (2008), S. 48 - 49
Eine Differenzierung der beide Ausprägungen wird auf Basis der Transferierbarkeit des Wissens
aufgezeigt. Das explizite Wissen nimmt dabei die Stufe des gespeicherten Wissens ein, welches
78
Lehner, F. (2008), S. IX
79
Vgl. Lehner, F. (2008), S. IX
80
Meffert, H./Burmann, C./Kirchgeorg, M. (2008), S. 785
81
Gabler Wirtschaftslexikon (2004), S. 3390

2. Informationspolitische Grundlagen
17
leicht weitergegeben werden kann, z.B. ist es möglich auf Grundlage dessen eine Aufgabe zu erfül-
len. Beim impliziten Wissen wird eine Kombination von Wissen mit der persönlichen Komponente,
wie individueller Erfahrung oder persönlicher Vorstellung, angenommen. Eine Transferierbarkeit ge-
staltet sich als schwierig, da sich dieses Wissen der formalen Erfassung weitestgehend entzieht.
Das Wissen alleine befähigt die betreffende Person nicht eine spezifische Aufgabe zu erfüllen, es
gilt bspw. zunächst Erfahrung zu sammeln. Osterloh/Frost gehen davon aus, dass das implizite
Wissen
in der heutigen Zeit als Quelle nachhaltig verteidigungsfähiger Wettbewerbsvorteile gese-
hen werden kann. Es gilt als schwer imitierbar, wenn es gelingt dieses Wissen erfolgreich in den
Wissensmanagementprozess zu integrieren.
82
2.3.3. Implizites Wissen als Quelle verteidigungsfähiger Wettbewerbsvorteile
Die gestiegene Bedeutung von Informationen und Wissen für die Unternehmensführung machen es
erforderlich, der Verwaltung dieser Ressourcen einen entsprechend höheren Aufwand zu schenken.
83
In den 90er Jahren wurde das Wissensmanagement vorrangig als Aufgabe der Informationstech-
nologie gesehen. Es ging darum, das Wissen aus den Köpfen der Menschen in Datenbanken zu
übertragen. Diese Datenbanken erwiesen sich bald als Datenfriedhöfe: Das dort gespeicherte Wis-
sen (explizites Wissen) wurde selten gepflegt und noch seltener aufgerufen. Das wertvollste Wissen
steckt nicht in Datenbanken, sondern in den Köpfen der Mitarbeiter (implizites Wissen).
84
Der Satz
,,Wenn Hewlett Packard wüsste, was Hewlett Packard weiß." bringt zum Ausdruck, worum es nach
Osterloh/Frost beim Wissensmanagement geht: ,,Wie wird aus individuellem Wissen ein gemeinsa-
mes organisatorisches Wissen, das auch dann noch bestehen bleibt, wenn einzelne Individuen das
Unternehmen verlassen?"
85
Die Erkenntnis, dass das Erfahrungswissen in den Köpfen der Mitarbei-
ter Gold wert ist, ist allerdings nicht neu. Es gilt die Frage zu beantworten wie Unternehmen diese
komplexen, personengebundenen Informationen systematisch verfügbar machen können.
2.3.4. Kodifizierung vs. Personalisierungsstrategie
Um Wissensmanagement intern zu verankern, haben Unternehmen typischerweise die Auswahl zwi-
schen zwei Strategien: Kodifizierungs- und Personalisierungsstrategie.
Während bei der Kodifizierung überwiegend technologieorientierte Maßnahmen des Wissensma-
nagements eingesetzt werden, geht es bei der Personalisierung in erster Linie darum, das perso-
nengebundene Wissen zu identifizieren, der Allgemeinheit, bzw. die in den Fachbereich arbeitenden
Mitarbeitern zugänglich zu machen und diese Personen weiter zu qualifizieren.
86
Ziel könnte es
sein, ein gewisses Maß an Unabhängigkeit von spezifischen Mitarbeitern aufzubauen. Dies trifft
82
Vgl. Osterloh, M./Frost, J. (2004), S. 3392
83
Vgl. Lehner, F. (2008), S. 1
84
Vgl. Rolotec AG (2009), (http://www.rolotec.ch/wissenswiki/index.php/Wissensmanagement_2.0 , Zugriff am:
22.01.2009)
85
Osterloh, M./Frost, J. (2004), S. 3392
86
Vgl. Rolotec AG (2009), (http://www.rolotec.ch/wissenswiki/index.php/Wissensmanagement_2.0 (letzter Zu-
griff: 22.01.2009))

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836632546
DOI
10.3239/9783836632546
Dateigröße
17.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Regensburg – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2009 (Juli)
Note
1,3
Schlagworte
wissensmanagement dienstleistungsmarketing beratermarketing
Zurück

Titel: Web 2.0 im Kundenbindungsmanagement von Unternehmensberatungen
Cookie-Einstellungen