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Analyse der Einflussfaktoren beim Roaming zwischen heterogenen drahtlosen Kommunikationstechnologien

©2008 Diplomarbeit 98 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Inhaltsangabe:
Der Innovationsdruck unter den Herstellern von modernen Kommunikationslösungen und die weiter zunehmende Nutzung von Mobilkommunikationslösungen haben unter anderem dazu geführt, dass die bisherigen Grenzen zwischen Mobilfunk- und Festnetztelefonie, aber auch zwischen unterschiedlichen Funktechnologien immer weiter verschwimmen. Zukunftsträchtige Kommunikationslösungen erlauben daher eine möglichst nahtlose Nutzung unterschiedlicher Technologien. Dadurch wird einerseits die Flexibilität und Erreichbarkeit der Nutzer erhöht, andererseits werden Mehrwertdienste und Kostenvorteile der unterschiedlichen Kommunikationsmöglichkeiten vereint. Ein Hauptaugenmerk der Hersteller liegt dabei auch auf der Nutzung von Wireless Local Area Networks (WLAN) als Medium für die Sprachübertragung. Kommunikationssysteme, die sowohl WLAN als auch Mobilfunk mit den Eigenschaften von modernen Kommunikationslösungen verbinden, werden häufig unter der Bezeichnung ‘Fixed Mobile Convergence’ (FMC) zusammengefasst.
Die zentrale Herausforderung bei der nahtlosen Nutzbarkeit von zumeist firmeneigenen WLAN und öffentlichen Mobilfunknetzen ist die möglichst störungs- und unterbrechungsfreie Übergabe (Roaming) der Sprachverbindung zwischen den beiden Funktechnologien. Erste Ansätze führten diesen Wechsel nicht automatisch durch, sondern machten den Eingriff des Nutzers erforderlich. Der Nutzer musste den Roaming-Vorgang am Mobilgerät selbst einleiten und bestätigen, so dass der Wechsel im laufenden Gespräch kaum sinnvoll möglich war. Neuere Systeme übernehmen diesen Roaming-Vorgang automatisch. Der Nutzer einer solchen Lösung kann, je nach Hersteller, lediglich bestimmte Schwellwerte einstellen und den Vorgang so an seine Bedürfnisse anpassen.
Um ein möglichst störungsfreies Roaming zu gewährleisten, sind vor allem zwei Aspekte von zentraler Bedeutung: Die Minimierung der Verbindungsaufbauzeiten und die richtigen Schwellwerte für das Auslösen eines Roaming-Vorgangs. Grundvoraussetzung für einen störungsfreien Übergang sind darüber hinaus aber auch die richtige Zellplanung und die Auswahl eines möglichst effizienten Handover- und Roaming-Verfahrens.
Aufgabenstellung und Zielsetzung:
Derzeit bieten erst wenige Hersteller Fixed-Mobile-Convergence-Lösungen für WLAN und Mobilfunk an. Dabei ist festzustellen, dass diese Lösungen sich sowohl in ihren Ansätzen, als auch in Umfang und Realisierung unterscheiden. Die objektive Analyse und Bewertung, der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Nick Schirmer
Analyse der Einflussfaktoren beim Roaming zwischen heterogenen drahtlosen
Kommunikationstechnologien
ISBN: 978-3-8366-3812-8
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Fachhochschule Aachen, Aachen, Deutschland, Diplomarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

5
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, die mich während der
Dauer meiner Diplomarbeit unterstützt haben.
Insbesondere gilt mein Dank Prof. Dr.-Ing. Martin Ossmann, Herrn Dr. Michael Wall-
baum, Herrn Dr. Frank Imhoff, Herrn Dipl.-Ing. Jindrich Slavik und Herrn Dipl.-Ing.
Hans Höfken für die Unterstützung bei der Erstellung und die umfassende und gute
Betreuung dieser Arbeit sowie allen Mitarbeitern von ComConsult Beratung und Pla-
nung GmbH, die mir stets mit Rat und Tat zur Seite standen.
Bedanken möchte ich mich auch bei den Firmen, die mir für die Diplomarbeit ihre
Soft- und Hardware zur Verfügung gestellt haben und mir bei Fragen behilflich waren.
Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie und insbesondere meiner Freundin,
die mich während meiner gesamten Studienzeit bedingungslos unterstützt hat. Gera-
de bei Ihr möchte ich mich für die vielen, mit Geduld ertragenen Entbehrungen wäh-
rend dieser Arbeit ganz herzlich bedanken.
Und nicht zuletzt meinen Freunden, insbesondere Diplom-Informatiker (FH) Daniel
Meinhold, der mir oft mit hilfreichen Ratschlägen und Anregungen geholfen hat.
Aachen, im August 2008
Nick Schirmer

7
Gliederung
1.
Kapitel: Einführung...9
1.1
Aufgabenstellung und Zielsetzung...9
1.2
Aufbau und thematische Abgrenzung ...10
1.3
Konventionen...11
2.
Kapitel: Grundlagen ...13
2.1
Global System for Mobile Communications ...13
2.1.1
Gesprächsaufbau...15
2.1.2
Handover und Roaming ...15
2.1.3
Verwendete Sprachcodecs...16
2.2
Wireless Local Area Networks ...17
2.2.1
IEEE 802.11-Standard...19
2.2.2
Handover und Roaming ...20
2.2.3
Anforderungen an ein Voice-Ready-WLAN ...22
2.2.4
Aspekte der Zellplanung...23
2.2.5
Zellplanung bei ComConsult Beratung und Planung GmbH ...29
2.3
Voice-over-IP und Voice-over-WLAN ...32
2.3.1
Session Initiation Protocol ...35
2.3.2
Verwendete Codecs ...36
3.
Kapitel: Fixed Mobile Convergence...39
3.1
Strukturelle Anforderungen ...40
3.2
Umsetzung von Leistungsmerkmalen und Diensten...40
3.3
Aspekte der Netzwerkplanung ...41
3.3.1
Abrupter Verbindungsverlust zwischen zwei WLAN-Zellen ...42
3.3.2
Ausfall des WLAN ...42
3.3.3
Probleme bei Voice over WLAN ...43
4.
Kapitel: Testreihen...45
4.1
Versuchsaufbau ...45
4.2
Analyse der Signalisierung ...52
4.2.1
Siemens HiPath Mobile Connect...52
4.2.2
Avaya one-X Mobile Dual-Mode...54
4.3
WLAN-Signalstärke und Sprachqualität ...57
4.4
Delay-Messungen...60
4.5
Handover zwischen zwei Wireless-LAN-Zellen...62
4.6
Seamless Roaming...64
4.6.1
GSM nach WLAN ...65
4.6.2
WLAN nach GSM...65

8
5.
Kapitel: Ergebnisse ...67
5.1
WLAN-Signalstärke und Sprachqualität ...68
5.2
Delay-Messungen...73
5.3
WLAN-Handover...76
5.4
Seamless Roaming...81
5.5
Qualität und Umfang der einzelnen Lösungen...84
6.
Kapitel: Zusammenfassung und Ausblick...89
Ausblick...90
Abbildungsverzeichnis...93
Tabellenverzeichnis ...96
Abkürzungsverzeichnis...97
Literaturverzeichnis und Links ...101

9
1. Kapitel: Einführung
Der Innovationsdruck unter den Herstellern von modernen Kommunikationslösungen
und die weiter zunehmende Nutzung von Mobilkommunikationslösungen haben unter
anderem dazu geführt, dass die bisherigen Grenzen zwischen Mobilfunk- und
Festnetztelefonie, aber auch zwischen unterschiedlichen Funktechnologien immer
weiter verschwimmen. Zukunftsträchtige Kommunikationslösungen erlauben daher
eine möglichst nahtlose Nutzung unterschiedlicher Technologien. Dadurch wird ei-
nerseits die Flexibilität und Erreichbarkeit der Nutzer erhöht, andererseits werden
Mehrwertdienste und Kostenvorteile der unterschiedlichen Kommunikationsmöglich-
keiten vereint. Ein Hauptaugenmerk der Hersteller liegt dabei auch auf der Nutzung
von Wireless Local Area Networks (WLAN) als Medium für die Sprachübertragung.
Kommunikationssysteme, die sowohl WLAN als auch Mobilfunk mit den Eigenschaf-
ten von modernen Kommunikationslösungen verbinden, werden häufig unter der Be-
zeichnung ,,Fixed Mobile Convergence" (FMC) zusammengefasst.
Die zentrale Herausforderung bei der nahtlosen Nutzbarkeit von zumeist firmeneige-
nen WLAN und öffentlichen Mobilfunknetzen ist die möglichst störungs- und unter-
brechungsfreie Übergabe (Roaming) der Sprachverbindung zwischen den beiden
Funktechnologien. Erste Ansätze führten diesen Wechsel nicht automatisch durch,
sondern machten den Eingriff des Nutzers erforderlich. Der Nutzer musste den Roa-
ming-Vorgang am Mobilgerät selbst einleiten und bestätigen, so dass der Wechsel im
laufenden Gespräch kaum sinnvoll möglich war. Neuere Systeme übernehmen die-
sen Roaming-Vorgang automatisch. Der Nutzer einer solchen Lösung kann, je nach
Hersteller, lediglich bestimmte Schwellwerte einstellen und den Vorgang so an seine
Bedürfnisse anpassen.
Um ein möglichst störungsfreies Roaming zu gewährleisten, sind vor allem zwei As-
pekte von zentraler Bedeutung: Die Minimierung der Verbindungsaufbauzeiten und
die richtigen Schwellwerte für das Auslösen eines Roaming-Vorgangs. Grundvoraus-
setzung für einen störungsfreien Übergang sind darüber hinaus aber auch die richti-
ge Zellplanung und die Auswahl eines möglichst effizienten Handover- und Roaming-
Verfahrens.
1.1 Aufgabenstellung und Zielsetzung
Derzeit bieten erst wenige Hersteller Fixed-Mobile-Convergence-Lösungen für WLAN
und Mobilfunk an. Dabei ist festzustellen, dass diese Lösungen sich sowohl in ihren
Ansätzen, als auch in Umfang und Realisierung unterscheiden. Die objektive Analyse
und Bewertung, der jeweils für das Roaming verwendeten Verfahren, soll dabei Be-
standteil dieser Arbeit sein.
Im Zuge der Analyse sollen dabei folgende Aspekte genauer untersucht werden:
·
Roam-In / Roam-Out: Einfluss des Wechsels der Kommunikationstechnologie auf
die Qualität und die Unterbrechungsfreiheit der übertragenen Sprache. Untersu-
chung der verwendeten Verfahren und deren Schwellwerte zur Beurteilung der
einzelnen Lösungen.

10
·
WLAN-Handover: Untersuchung der entstehenden Verzögerungszeit (Delay) und
der möglichen Unterbrechungen, bezüglich der Übertragung der Sprache, beim
Wechsel von einer WLAN-Zelle zur nächsten. Überprüfung des Einflusses von
simulierter Lastzunahme in den WLAN-Zellen auf die Qualität des Handover.
·
Sprachqualität: Anhand des PESQ-Verfahrens
[IDT]
(Perceptual Evaluation of
Speech Quality) nach ITU-T P.862
1
wird die Sprachqualität eines WLAN-
Gesprächs mit dem MOS-Wert (Mean Opinion Score)
[ITU-T]
bewertet. An-
hand der ermittelten Werte soll ein Vergleich der möglichen Qualitäten im WLAN
und GSM erstellt werden.
·
WLAN-Planung: Einfluss der Stärke des WLAN-Signals auf die Sprachqualität
und die Sicherheit des Handovers zwischen zwei WLAN-Zellen. Beeinträchtigung
des Roaming-Vorgangs zwischen WLAN und GSM, durch mögliche Störungen
des WLAN-Signals. Unterschiede bei der Planung eines WLAN für reine Daten-
übertragung und der Planung eines WLAN für Sprachübertragungen in Echtzeit.
Zur Ermittlung der einzelnen Bewertungskriterien wird eine Testumgebung aufgebaut,
in welcher die von den Herstellern zur Verfügung gestellten FMC-Lösungen, bezüg-
lich der relevanten Aspekte untersucht werden. Die entsprechende Testumgebung
bietet ebenfalls die Möglichkeit die Umgebungsvariablen wie Netzlast, Paketverlust
oder Verzögerungszeiten (Delay) variabel zu justieren und so die Reaktionen des
getesteten Systems zu untersuchen.
1.2 Aufbau und thematische Abgrenzung
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wird zunächst auf technologische Grundlagen
wie das Global System for Mobile Communications (GSM), WLAN, Voice over IP
(VoIP) und Voice over WLAN (VoWLAN) eingegangen. Außerdem wird eine WLAN-
Zellplanung beispielhaft anhand des Gebäudes der ComConsult Beratung und Pla-
nung GmbH demonstriert. Im Zuge der Ausführung werden einige wichtige Problem-
stellungen, die sich bei einer Zellplanung ergeben näher erläutert.
Im dritten Kapitel wird das Thema Fixed Mobile Convergence betrachtet. Erklärungen
zu den Grundlagen und Probleme bei der Realisierung werden aufgezeigt und ihrer
Relevanz nach abgewogen. Nach Erläuterung der Testaufbauten und der Erklärung,
welche Werte mit dem jeweiligen Aufbau gemessen werden sollen, werden dann im
vierten Kapitel die Messergebnisse der einzelnen Hersteller-Lösungen aufgelistet. Im
fünften Kapitel werden dann auf Grundlage der erarbeiteten Ergebnisse der Testrei-
hen die qualitativen Unterschiede der einzelnen Lösungen diskutiert und bewertet.
Zusätzlich werden Vergleiche bezüglich der verwendeten Medien und die allgemei-
nen Vor- und Nachteile von Fixed Mobile Konvergenz Lösungen besprochen. Ein
Fazit und ein Ausblick auf mögliche Verbesserungen für künftige Lösungen bilden
den Abschluss dieser Arbeit.
1
International Telecommunication Unit Telecommunication Standardization Sector

11
In dieser Arbeit geht es nicht darum, ein neues Verfahren zu entwickeln oder neue
Techniken aufzuzeigen. Es werden standardisierte Technologien wie in Kapitel 2 be-
schrieben verwendet, um die einzelnen Hersteller-Lösungen zu vergleichen und die
Tauglichkeit der Lösung für ihren tatsächlichen Einsatz dieser abzuwägen.
Die von den Herstellern zur Verfügung gestellten Systeme werden alle mit derselben
WLAN-Struktur getestet, um vergleichbare Werte zu erhalten. Ebenfalls aus Grün-
den der Vergleichbarkeit, werden für alle Tests dieselben Endgeräte (Mobiltelefone)
verwendet. Die zum Einsatz kommende Software ist entweder Open Source oder die
nötigen Lizenzen wurde von den Herstellern zur Verfügung gestellt. Die Systeme
wurden durch Techniker der Hersteller an die vorhandene WLAN-Struktur angepasst.
Die verwendeten Mobiltelefone wurden ausdrücklich von den Herstellern als kompa-
tibel angegeben und die Software der Hersteller wurde für diese Endgeräte entwi-
ckelt.
Es geht in dieser Arbeit nicht um den Vergleich der möglichen Fixed-Mobile-
Convergence (FMC) Techniken (DECT/GSM, Personal Number Service, ...) oder
Ebenen (Prozesskonvergenz, Dienstkonvergenz, Netzkonvergenz, Gerätekonver-
genz), sondern um die qualitative Analyse des Roaming-Vorgangs der FMC-
Lösungen die sich mit GSM und WLAN befassen.
1.3 Konventionen
In der vorliegenden Arbeit werden folgende typografische Konventionen verwendet:
Kursivschrift
Bezeichnet neue Begriffe, Dateinamen und -endungen, Pfadnamen, Verzeichnisse
und Zitate.
Nichtproportionalschrift
Bezeichnet URLs, E-Mail-Adressen, Befehle, Optionen, Parameter, Literaturhinweise
und Argumente.
Wenn keine Originalbilder verwendet werden können, werden für Netzdiagramme die
Symbole aus Abbildung 1.1 genutzt.

12
Datenbank
Netzwerk
(-Ausschnitt)
Base Station Controller
Mobiltelefon Sendemast
Gateway
Serververbund
Sendebereiche
Funkzelle
PC
WLAN
Controller
Server
Ethernet
Analog
Telefon
WLAN
Telefon
Headset
IP
Telefon
Digital
Telefon
Hybride
TK-Anlage
Nutzer
HiPath
8000
HiPath
4000
Siemens
OptiPoint
Mobile
Connect
Avaya
Tk-Anlage
Avaya IP
Deskphone
PBX
IP-PBX
Notebook
Access
Point
Siemens
HWC C10
Abbildung 1.1: Verwendete Symbole

13
2. Kapitel: Grundlagen
Sprachkommunikation erfolgt heute auf vielfache Weise und mithilfe unterschiedlichs-
ter Technologien. Im Zusammenhang mit FMC sind hier insbesondere Mobilfunk-
technologien und WLAN zu nennen. Im Folgenden wird kurz auf diese Technologien
eingegangen.
2.1
Global System for Mobile Communications
Das Global System for Mobile Communications (GSM) ist das erste volldigitale, zell-
basierte Mobilfunknetz, das sich nahezu weltweit zu einem einheitlichen Standard
entwickelt hat. In Abbildung 2.1 ist die Grundstruktur eines GSM-Netzes mit den
wichtigsten Komponenten dargestellt.
Festnetz
Übergang
zum Festnetz
Funkzelle
Funkzelle
Mobile Station
Base Transceiver
Station
Base Transceiver
Station
Base Station
Controller
Base Station Subsystem
Mobile Switching Center
Mobile Switching Center
HLR
VLR
AUC
EIR
HLR
VLR
AUC
EIR
Gateway
Mobile Switching Center
Abbildung 2.1: Vereinfachter Aufbau des GSM-Netzes
Die Hauptbestandteile des GSM-Netzes sind
­
Mobile Station: Das GSM-Mobiltelefon, das aus Sende- / Empfangseinheit
und dem Subscriber Identity Module (SIM), zur Identifikation des Nutzers be-
steht.
­
Base Transceiver Station: Die Base Transceiver Station ist eine GSM-
Basisstation, hiermit bezeichnet man das Sende- und Empfangsequipment

14
einer oder mehrerer Funkzellen. Die BTS ist die direkte Schnittstelle zwi-
schen dem Netzbetreiber und dem Mobiltelefon
­
Base Station Controller: Dieser verwaltet zumeist mehrere Base Transceiver
Stationen. Der Base Station Controller ist die Steuerungseinheit, die die Res-
sourcen der angeschlossenen Base Transceiver Stationen verwaltet, die
Funkverbindungen überwacht und gegebenenfalls einen Zellwechsel (ein
Handover einleitet).
­
Base Station Subsystem: Als Base Station Subsystem bezeichnet man eine
zusammengehörende Einheit aus mehreren Base Transceiver Stationen und
einem Base Station Controller.
­
Mobile Switching Center: Die eigentlichen Vermittlungsknoten für Gespräche
und die Lokalisierung der einzelnen Nutzer, sind die Mobile Switching Center.
Sie übernehmen dieselben technischen Aufgaben, wie die Vermittlungskno-
ten im Festnetz und steuern die Base Station Controller. Alle für diese Auf-
gaben benötigten Informationen speichern die Mobile Switching Center in
verschiedenen Datenbanken.
­
Home Location Register (HLR): Diese Datenbank speichert folgende Infor-
mationen über Teilnehmer die Kunden des Netzbetreibers sind: Teilnehmer,
Kundennummer, verfügbare Dienste, Status des Endgerätes (an- oder aus-
geschaltet) und ob sich der Teilnehmer gerade im Bereich dieses Mobile
Switching Centers befindet. Diese Datenbank befindet sich an der Home Lo-
cation des Teilnehmers.
­
Visitor Location Register (VLR): Hier werden temporär die Status-Daten aller
Nutzer und ihrer Endgeräte gespeichert, die sich gerade im Einzugsbereich
des Mobile Switching Centers befinden. Dazu zählen unter anderem die ak-
tuelle Position und der Status des Teilnehmers. Diese Daten besorgt sich
das VLR vom jeweiligen HLR, damit vom Teilnehmer angeforderte Dienste
ohne erneute Rückfragen ausgeführt werden können.
­
Authentication Center (AUC): Daten, wie Authentisierungs-Schlüssel und ­
Algorithmen, welche benötigt werden, um festzustellen, ob ein Teilnehmer
berechtigt ist, das Netz zu benutzen, sind im Authentication Center hinterlegt.
­
Equipment Identity Register (EIR): Das Geräteregister enthält alle im Netz
zugelassenen Mobiltelefone. Diese werden dort in drei Listen geführt. In der
weißen Liste stehen alle unbedenklichen, registrierten Geräte, die graue Lis-
te enthält alle möglicherweise fehlerhaften Mobiles und in der schwarzen Lis-
te sind alle defekten beziehungsweise gestohlenen Geräte aufgeführt. Aller-
dings ist die Führung eines EIR optional und nicht bei jedem Netzbetreiber
üblich.
Bei GSM teilen sich bis zu sieben Endgeräte auf der Grundlage des Time-Division-
Multiple-Access-Verfahrens (TDMA) einen Kanal. Dafür wird eine Sprachkodierung
(Codec) verwendet, die möglichst viele redundante Sprachdaten entfernt.

15
2.1.1 Gesprächsaufbau
Nachdem ein Nutzer an seinem Mobiltelefon eine Nummer gewählt hat, wird diese
mittels der gerade verwendeten Base Transceiver Station an das zuständige Mobile
Switching Center weitergeleitet. Das Mobile Switching Center überprüft, ob der ange-
rufene Teilnehmer in seinem Home Location Register registriert ist. Sollte der Nutzer
zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Visitor Location Register angemeldet sein, so
befindet sich im HLR ein Querverweis darauf. Falls der Zielteilnehmer zu diesem
Zeitpunkt gar nicht ins Netz eingebucht ist, erhält der Anrufende eine Mitteilung.
Ist der Zielteilnehmer im Netz verfügbar, so wir der Verbindungswunsch an das für
ihn zuständige Mobile Switching Center und von dort aus über den Base Station
Controller und die Base Station Transceiver Station an das Mobiltelefon geleitet.
Nachdem sich dieses gegenüber dem Mobile Switching Center identifiziert hat, wird
der Anruf durchgestellt und das mobile Endgerät klingelt.
2.1.2 Handover und Roaming
Damit ein mobiler Nutzer von anderen Teilnehmern erreicht werden kann, muss sein
Mobilgerät ständig in der Lage sein, Suchanfragen zu empfangen und zu beantwor-
ten. Dazu genügt die Lokalisierung in einer gewissen Granularität, wie der gesamten
Location Area (Zuständigkeitsbereich eines Mobile Switching Centers) in der das
Mobilteil gerade eingebucht ist. Der genaue Standort innerhalb des Gebietes ist nicht
bekannt. Um den daraus resultierten Aufwand im Kernnetz so gering wie möglich zu
halten und die Akku-Laufzeiten des Mobiltelefons zu verlängern, meldet sich dieses
nur alle paar Stunden oder wenn es die Location Area wechselt. Das mobile Endge-
rät hingegen scannt permanent alle Signale der sich in seinem Bereich befindlichen
Zellen und entscheidet anhand der Pegel, welche Zelle es nutzt.
Unter dem Handover versteht man im GSM-Netz die Übergabe eines laufenden Ge-
spräches oder einfach die Zuständigkeit für einen Mobilfunkteilnehmer, von einer
Netz-Zelle an eine andere. Das Handover bezeichnet also eine der wichtigsten
Grundfunktion des zellular aufbauten GSM-Netzes. Ausschlaggebend für die Einlei-
tung eines solchen Inter-Cell-Handovers können zum Beispiel die Qualität der Funk-
verbindung oder die Verkehrslast der verwendeten Zelle sein.
Eine weitere Reaktionsmöglichkeit bietet das Intra-Cell-Handover, bei dem zumeist
aufgrund schlechter Qualität eines Kanals, ein neuer Kanal innerhalb der verwende-
ten Zelle genutzt wird.
In GSM-Terminologie bezeichnet Roaming den Wechsel zwischen zwei unterschied-
lichen Betreiber-Netzen. Dieser Wechsel kann sich zum Beispiel zwischen den Net-
zen zweier Betreiber innerhalb eines Landes ereignen, die ein Roaming-Abkommen
miteinander haben. Es bezeichnet aber auch den Wechsel zwischen den Netzbetrei-
bern unterschiedlicher Länder. Verlässt nun ein Mobiltelefon-Nutzer den Abde-
ckungsbereich seines Netzbetreibers, so werden seine Nutzerdaten an das andere
Netzwerk übergeben. Neben dieser technischen Übergabe ist allerdings ein kauf-
männisches Roaming-Abkommen zwischen den beiden Netzbetreibern nötig, damit
der Teilnehmer auch in dem ausländischen Netz erreichbar bleibt.

16
2.1.3 Verwendete
Sprachcodecs
Bei der Verwendung eines GSM-Telefons wird die Sprache in ein digitales Signal mit
13 Bit Auflösung und 8 kHz Samplerate konvertiert und anhand einer Merkmalsex-
traktion, die auf Spracherkennung basiert, komprimiert. Da diese Extraktion auf
menschlicher Sprache basiert, schränkt sie die Übertragungsqualität anderer Geräu-
sche, die nicht auf menschlicher Sprache basieren, stark ein. In Tabelle 2.1 sind die
verwendeten Codecs mit ihren Bitraten aufgelistet.
CODEC
Bitrate
(kBit/s)
Full Rate Codec
13
Half Rate Codec
12,2
Enhanced Full Rate Codec
5,6
Adaptive Multirate Codec
4,75 - 12,2
Tabelle 2.1: GSM Sprachcodecs
Der erste GSM-Sprachcodec war der Full-Rate-Codec, der im Gegensatz zu G.711
(64 kBit/s) bei ISDN nur eine Netto-Datenrate von 13 kBit/s benötigt. Der beim Full-
Rate-Codec verwendete Algorithmus zur Sprachcodierung erreicht trotz des hohen
Komprimierungsgrads eine akzeptable Sprachqualität
[SIP2007] [Badach2004
]
.
Die geringe Bitrate ist der große Vorteil des Half-Rate-Codecs, denn die Luftübertra-
gungsspezifikation für GSM erlaubt das Aufspalten eines Sprachkanals in zwei Un-
terkanäle, die unterschiedliche Anrufe aufrechterhalten können. Auf diese Weise
kann mit einem Sprach-Codec, der nur die Hälfte der Kanalkapazität verwendet, die
Kapazität einer Zelle verdoppelt werden. Allerdings ist die Sprachqualität des Half-
Rate-Codec so schlecht, dass er heute im Allgemeinen nicht verwendet wird. Die
Netzbetreiber verwenden diesen Codec meist nur, wenn eine Funkzelle überlastet ist.
Eine Weiterentwicklung des Full-Rate-Codecs ist der Enhanced-Full-Rate-Codec, der
mit derselben Datenrate arbeitet, aber einen leistungsfähigeren Algorithmus mit ei-
nem anderen Kodierungsverfahren
[Badach2004]
verwendet und bei gutem Funk-
kanal eine Sprachqualität liefert, die dem Niveau von ISDN-Telefongesprächen
(G.711a) nahe kommt.
Beim Adaptive Multirate Codec handelt es sich um einen parametrierbaren Codec,
der unterschiedliche Datenraten verwenden kann. Er verschiebt dabei die verwende-
ten Bits zwischen Sprachdaten und Fehlerkorrektur. Das bedeutet, dass das Mobil-
funknetz während eines Gesprächs die Bitfehlerhäufigkeit ermittelt und danach die
am besten geeignete Ausprägung des Codecs auswählt.

17
2.2 Wireless Local Area Networks
Ein Wireless Local Area Network (WLAN) bietet im Prinzip dieselben Funktionalitäten
wie ein kabelgebundenes LAN. Im Gegensatz zu den traditionellen LAN-Strukturen
ist es jedoch teilweise unabhängig von den Einschränkungen, die sich bei diesen
durch die Verkabelung ergeben.
Ein WLAN kann nicht nur dazu genutzt werden, ein vorhandenes LAN zu erweitern,
um Bereiche abzudecken, die für eine Verkabelung unzugänglich sind. Es bietet
auch die Möglichkeit der Integration mobiler Benutzer mit verschiedenen Standorten
und durch das Betreiben von Ad-Hoc-Netzwerken, die schnelle kurzzeitige Verbin-
dung von mobilen Teilnehmern.
Unter dem Begriff WLAN lassen sich im Prinzip alle drahtlosen lokalen Netzwerke
zusammenfassen, die zur Datenübertragung vor allem Funktechnologien verwenden.
In dieser Arbeit beschränke ich mich auf die nach IEEE 802.11 (Institute of Electrical
and Electronics Engineers) standardisierten WLAN-Systeme, abzüglich Infrarot (IR).
Weitergehende Informationen zu WLAN Technologien bietet eine Vielzahl von Bü-
chern
[Stein2004]
und
[Geier2002]
.
In Abbildung 2.2 ist der Aufbau der Infrastruktur eines WLAN mit den typischen Kom-
ponenten stark vereinfacht dargestellt. Anfänglich lagen sowohl Management, als
auch Funktionalität des WLAN in den Access Points. In den letzten Jahren entwickel-
te sich der Trend weg von den funktionalen Access Points (Zugangspunke zum
WLAN), hin zu WLAN Controllern, die im LAN eingesetzt werden. Dadurch wandert
die Steuerung und Funktionalität vom Access Point, der damit als thin (engl.: dünn)
bezeichnet wird, in den WLAN Controller im LAN.
Dieser Wandel begründet sich sowohl in dem damit zentralisierten Management, da
Änderungen nicht mehr an jedem Access Point einzeln durchgeführt werden müssen,
sondern von zentraler Stelle verteilt werden konnten, als auch in der Weiterentwick-
lung der WLAN Funkstandards. Da ein Standardwechsel meist den Austausch aller
Access Points zur Folge hat, und diese mit abnehmender Komplexität/Funktionalität
auch günstiger werden, können so erheblich Kosten bei der Umrüstung eingespart
werden.

18
LAN
PC
File-Server
WLAN-Controller
Laptop mit
WLAN-Adapter
Access Point
Access Point
Abbildung 2.2: Vereinfachter Aufbau eines WLAN
Die Hauptkomponenten eines Controller-basierten WLAN sind:
- Access Point: In einem WLAN fungiert der Access Point (Zugangspunkt) als
Brücke zwischen dem drahtgebundenen Netzwerk und dem Funk-LAN. An
ihm melden sich die mobilen Teilnehmer an und erhalten so Zugang zum an-
geschlossenen Netzwerk. Jeder Access Point bildet eine in sich geschlossene
Funkzelle, deren Reichweite von
-
Sendeleistung
- Frequenzbereich
- Strahlencharakteristik
der
Antenne
- Übertragungsverfahren
und
- Datenrate
abhängig ist. Innerhalb von Gebäuden liegt die typische Reichweite eines
802.11a Netzwerkes zwischen 5 und 10 m bei 54 MBit/s, abhängig von bauli-
chen Gegebenheiten.
- WLAN-Controller: Damit bezeichnet man die zentrale Steuereinheit für Access
Points. Hier können sowohl individuelle Einstellungen für einzelne Access
Points, als auch generelle Einstellungen für alle Access Points gemanaged
werden. Der WLAN-Controller bildet die zentrale Steuerungseinheit des
WLAN und übernimmt das Management des Handovers bzw. Roamings im
WLAN, sowie Aufgaben der Sicherheit und Authentifizierung (vergleiche
Abbildung 2.3).
- Mobiler Teilnehmer: Unter diesem Begriff werden alle Geräte zusammenge-
fasst, die das WLAN nutzen, um sich mit dem LAN oder dem Internet zu ver-
binden. Dazu zählen zum Beispiel PDAs, Notebooks und Personal Computer

19
mit einer WLAN-Karte (als Chip, Mini-PCI-Karte, PCMCIA-Karte, Bluetooth-
oder USB-Stick), aber auch WLAN-Telefone oder Dual-Mode-Mobiltelefone.
Abbildung 2.3: Management-Oberfläche eines Siemens WLAN-Controllers
2.2.1 IEEE
802.11-Standard
Die 802.11-Standards gehören in die 802-Familie des Institute for Electrical and
Electronic Engineers (IEEE), das sich unter anderem mit der Standarisierung der lo-
kalen Netze befasst. Sie beschreiben die Luftschnittstelle zwischen Wireless-Clients
und Zugangspunkten. Gegliedert sind die 802.11-Standards in eine Initialspezifikation
und diverse Erweiterungen, welche mit unterschiedlichen Buchstaben gekennzeich-
net sind. Die Ent- bzw. Weiterentwicklung von 802.11-Standards wird in diversen IE-
EE-Arbeitsgruppen betrieben. Bei den Standards hilft die Schreibweise bei der Un-
terscheidung, denn Kleinbuchstaben beschreiben Anhänge, sogenannte Amend-
ments, während Großbuchstaben eigene Standards darstellen.
802.11
Der Basisstandard 802.11 wurde 1997 verabschiedet und arbeitet mit Datenübertra-
gungsraten von 1 MBit/s und 2 MBit/s. Hier wurden Standards für das 2.4 GHz-Band
mit den zwei Modulationsverfahren Frequency Hopping Spread Spectrum (FHSS)
und Direct Sequence Spread Spectrum (DSSS) zur Datenübertragung eingeführt
[Geier2002]
.

20
802.11b
Mit 802.11b entwickelte die zugehörige Arbeitsgruppe eine im 2.4 GHz ISM-Band
(Industrial, Scientific, and Medical Band) und zum Basisstandard kompatible physika-
lische High Speed-Schicht. Sie ermöglicht Datenübertragungsraten von 5.5 MBit/s
und 11 MBit/s und wurde von der Wireless Ethernet Compatibility Alliance (WECA)
unter dem Namen Wi-Fi zertifiziert.
802.11a
802.11a ist der erste der 802-11-Standards, welcher im 5 GHz-Band operiert. Ein
Ausweichen auf das 5 GHz-Band ergab sich aus der vielseitigen Nutzung des
2.4 GHz-Bandes und den daraus resultierenden Störungsquellen. Mit einer maxima-
len Übertragungsrate von 54 MBit/s ist er der erste WLAN-Standard der sich der Ge-
schwindigkeit des verdrahteten LAN annähert.
802.11g
Der g-Standard ist eine natürliche Erweiterung des b-Standards. Er bietet eine Über-
tragungsgeschwindigkeit bis zu 54 MBit/s und operiert ebenfalls im 2.4 GHz-Band.
802.11i
Die 2004 verabschiedete Erweiterung beschäftigt sich mit Authentifizierung und Ver-
schlüsselung im WLAN. Zur Verschlüsselung wird der Advanced Encrytion Standard
(AES) verwendet, der die DES-Verschlüsselung (Data Encrytion Standard) ablöst. Als
Authentifizierungsstruktur wird RADIUS (Remote Authentification Dial-In User) ver-
wendet. Durch Einführung dieses Standards wird das WEP-Verschlüsselungs-
Verfahren (wired equivalent privacy) durch Wi-Fi Protected Access (WPA) und Wi-Fi
Protected Access 2 (WPA2) abgelöst. Neben der resultierenden Sicherheit ist für uns
bei dieser Erweiterung auch der zeitliche Aspekt interessant. Die zur Überprüfung
und Verschlüsselung benötigte Zeit könnte negative Einflüsse auf einen Handover-
oder Roaming-Vorgang haben.
802.11n
Die Arbeitsgruppe 802.11n arbeitet an dem zweiten Entwurf zum n-Standard, welcher
Datenübertragungsraten bis zu 600 MBit/s, durch die Multiple-Input / Multiple-Output-
Technik (MIMO), mittels mehrerer Empfangs- und Sendeantennen ermöglichen soll.
Ein WLAN nach 802.11n soll kompatibel zu b und g sein und wird der nächste Stan-
dard werden, der zukünftige WLAN-Strukturen prägen wird.
Es gibt noch ergänzende Standards wie e, p, s und weitere, die allerdings für diese
Arbeit unberücksichtigt bleiben können. Da die verwendeten Mobiltelefone lediglich
WLAN-Netze nach b/g und a unterstützen, die zur Zugriffssteuerung und Verschlüs-
selung den Standard 802.11i verwenden sind diese ausschlaggebend für die Be-
trachtung und Bewertung der Verfahren.
2.2.2 Handover und Roaming
Im WLAN-Bereich wird der Wechsel eines Clients von einer WLAN-Zelle in eine an-
dere als Handover bezeichnet. Häufig wird diese Vorgang im WLAN jedoch auch als
Roaming bezeichnet, was im Hinblick auf die Mobilfunknetze zu Verwechslungen
führen könnte und hier daher vermieden wird.

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Der Handover-Vorgang ist bei der Übertragung von Sprache ein sehr kritischer Be-
reich, da hier erhebliche Verzögerungen oder sogar Paketverluste und damit erhebli-
che Qualitätseinbußen bei der Sprachübertragung auftreten können. Verzögerung
entsteht u.a. auf Schicht 2 zwischen den Access Points und auf Schicht 3 bei der
Konfiguration von IP-Adresse, Re-Routing und Authentifizierung. Einige Hersteller
unterstützen darüber hinaus auch Preemptive Roaming, das den Client bereits an
benachbarten Access Points anmeldet, obwohl er sich noch gar nicht in Reichweite
befindet. Das ermöglicht einen nahtloseren Übergang sobald der Client in Reichweite
des nächsten Access Point kommt.
Ein Handover-Vorgang von einem Access Point zum nächsten besteht aus mehreren
Schritten. Hier ist zunächst die Reauthentifizierung zu nennen. Damit die bestehende
Verschlüsselung erhalten bleibt, ist in den meisten Fällen das Aushandeln eines neu-
en Keys gemäß 802.11i erforderlich. In einigen Fällen erhält der Client eine neue IP-
Adresse und der IP-Traffic muss zum neuen AP gelangen, mit dem der Client dann
verbunden ist. Wird im Netzwerk ein QoS-Kontext (Quality of Service) gemäß
802.11e konfiguriert, so muss dieser erhalten bleiben, um die Servicequalität und die
erforderliche Übertragungsgeschwindigkeit sicherzustellen. All diese Schritte sind bei
jedem Access-Point-Wechsel notwendig, ohne dass der Benutzer etwas davon be-
merken sollte.
Ein weiteres Problem ist die mit zunehmender Entfernung des Client vom Access
Point sinkende Datenübertragungsrate bis hinunter zu 1 MBit/s. Damit können unter
Umständen Störungen auftreten, obwohl schon früher ein Access Point mit besserer
Übertragungsrate in Reichweite gewesen wäre. WLANs nach IEEE 802.11 verwen-
den den Mobile Controlled Handover (MCHO) für den Zellwechsel. Eine Kanalmes-
sung wird dabei nur endgeräteseitig durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissen
entscheidet ausschließlich das Mobilgerät über einen durchzuführenden Handover.
Beim Einsatz von Thin-Access-Point-Systemen kann der zentrale WLAN-Controller,
dem alle Access Points bekannt sind, die sich in Reichweite des Clients befinden,
den Handover schon früher auslösen, so dass dem Client immer die bestmögliche
Übertragungskapazität zur Verfügung steht.
Die bei einem Handover zwischen zwei WLAN-Zellen entstehende Unterbrechung
konnte in Testreihen
[ToBo2007]
bei der ComConsult Beratung und Planung GmbH
auf einen Bereich von 120-160 ms eingegrenzt werden (siehe Abbildung 2.4). Hierzu
wurden mehrere Handover-Vorgänge des WLAN-Handheld-Telefons zwischen zwei
Access Points provoziert. Dabei wurden die Laufzeiten der einzelnen RTP-Pakete
(Real Time Transport Protocol) aufgezeichnet und als Zwischenankunftszeiten aufge-
tragen.
Durchschnittlich wurde alle 20 Millisekunden ein RTP-Paket empfangen. Die starken
senkrechten Ausschläge in Abbildung 2.4 zeigen die einzelnen Handover-Vorgänge
des WLAN-Telefons an. Diese Handover können in einem WLAN-Telefonat als
Knackser bzw. kurze Aussetzer wahrgenommen werden. Betrachtet man z.B. die
Messung in Abbildung 2.4, so liegt der größte Teil der Zwischenankunftszeiten unter-
halb von 60 ms. Ein empfangsseitiger Jitter-Buffer von 60 ms wäre demnach gut ge-
eignet um die schwankenden Ankunftszeiten auszugleichen. Jedoch müssen Pakete

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die später als 60 ms verzögert ankommen verworfen werden, was beim Empfänger
zu einem Knacksen führen kann.
Abbildung 2.4: Gemessene Handover-Zeiten
[ToBo2007]
Wie bereits erwähnt bezeichnet im Kontext der WLAN-Technologie Roaming dieselbe
Funktion wie das Handover. Es beschreibt den unterbrechungsfreien Wechsel von
einer Funkzelle in eine andere. In dieser Arbeit, möchte ich die Begriffe allerdings
trennen und bezeichne diesen Vorgang des Zellwechsels, innerhalb einer WLAN-
Struktur, als Handover. Mit dem Begriff Roaming bezeichne ich den Wechsel der
Übertragungstechnologie (zum Beispiel WLAN nach GSM oder GSM nach WLAN),
worauf ich im Kapitel 3 Fixed Mobile Konvergenz näher eingehen werde.
2.2.3 Anforderungen an ein Voice-Ready-WLAN
Im Allgemeinen gelten die Anforderungen bezüglich Sprach- und Videoübertragung,
welche man an ein LAN stellt, auch für das WLAN. Da WLAN in der Regel geringere
Datenübertragungsraten bietet, müssen andere Wege gefunden werden, um diesen
Nachteil auszugleichen. Aufgrund der größeren Flexibilität gegenüber einem kabel-
gebundenen LAN begnügt man sich aber auch mit etwas schlechteren Ergebnissen,
wie man es auch schon beim GSM-Netz im Vergleich zur herkömmlichen Telefonie
getan hat. Schnelle und sichere Authentifizierung sowie Quality of Service oder ge-
nügend Reserven durch Over-Provisioning sind einige wichtige Rahmenpunkte.
Durch die fehlende Verkabelung ergeben sich jedoch auch bisher irrelevante Ge-
sichtspunkte:
-
Handover-Zeiten: Die in Kapitel 2.1.2 beschriebenen Handover-Zeiten müssen
möglichst gering gehalten werden, damit diese die Übertragung der Sprache
nicht beeinträchtigen.
-
Grenzwerte für Signalstärke: Damit eine durchgängig gute Sprachqualität garan-
tiert werden kann, müssen im gesamten Gebiet des WLAN festgelegte Grenz-
werte für die Signalstärke eingehalten werden. Dazu müssen sich die einzelnen
Funkzellen bis zu einem bestimmten Grad überlappen, um so auch das rechtzei-
tige Handover zu begünstigen.

23
-
Rechtzeitiges Handover: Ein bekanntes Problem bei Wireless-LAN Geräten ist
die rechtzeitige Einleitung des Handovers/Roamings. Es muss eine software-
gesteuerte Schranke eingerichtet werden, ab der das System selbstständig den
Handover- / Roaming-Vorgang einleitet.
-
Schnelle Authentifizierung: Die Zugriffssteuerung sollte den Zeitbedarf des Han-
dover- / Roaming-Vorgangs nicht negativ beeinflussen.
-
Sicherheit: Es muss trotz Handover-Beschränkungen ein sicheres Verfahren zur
Authentifizierung der mobilen Nutzer gewählt werden.
-
Kanalplanung: Zur Kanalplanung stehen nur wenige interferenzfreie Kanäle zur
Verfügung (siehe Kapitel Aspekte der Zellplanung).
2.2.4 Aspekte der Zellplanung
Einige Aspekte dürfen bei der Zellplanung eines WLAN nicht außer Acht gelassen
werden, da diese die Nutzung des WLAN insbesondere für die Sprachübertragung
nachhaltig beeinflussen oder sogar unmöglich machen können.
Störquellen
Durch die schnelle Verbreitung der WLAN-Technologie kommt es in vielen Gebieten
mittlerweile zu Häufungen von Netzen. Da man bei der Kanalwahl stark einge-
schränkt ist, kommt es hier schnell zu negativer Beeinflussung der Netze untereinan-
der.
Im Bereich der 2.4 GHz-Netze (802.11b/g) können in Deutschland 13 Kanäle genutzt
werden. Dabei beträgt der Kanalabstand 5 MHz, jedoch die Kanalbreite etwa 20 MHz.
Daraus ergeben sich effektiv nur drei interferenzfrei, gleichzeitig nutzbare Kanäle. In
Abbildung 2.5 wurden beispielhaft die Kanäle 1, 6 und 11 gewählt, um eine Mögliche
Kombination darzustellen. Die Hinzunahme eines weiteren Access Points zur Erwei-
terung des WLAN macht eine komplette Neuplanung der Kanäle notwendig.
Nutzt man statt dessen das 5 GHz-Band, (802.11a) so ist die Kanalplanung erheblich
einfacher, allerdings wird dieses Frequenzband nicht von allen Fixed-Mobile-
Convergence-Systemen unterstützt und es verringert sich die Reichweite der einzel-
nen Access Points.
Durch das beschränkte Frequenzband, das nicht ausschließlich von WLAN genutzt
wird, entstehen weitere Störquellen. Weiterhin können bei der Kanalplanung zum
Beispiel Bewegungsmelder, die in vielen Bürogebäuden montiert sind, ein erstzu-
nehmendes Problem darstellen. Manche Bewegungsmelder verwenden Mikrowellen
im 2.4 GHz-Band und stören das gesamte Spektrum der WLAN-Kanäle 1 bis 11. Soll-
te dies in dem zu versorgenden Gebäude der Fall sein, so wäre es ratsam die Bewe-
gungsmelder vor der Einführung von WLAN zu ersetzen.
Nach der Berücksichtigung von solchen und ähnlichen Störungsquellen, bleibt noch
die Überprüfung der möglichen Interferenzen zwischen den einzelnen Access Points,
um ein möglichst stabiles WLAN-Netz zu realisieren.

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Abbildung 2.5: Zellplanung und Frequenzraster IEEE 802.11b
Auch andere Störquellen wie DECT-Telefone, Mikrowellen und weitere Funk-
gerätschaften wie Funk-Tastaturen, müssen bei der Planung berücksichtigt werden.
Je nach Grad der Beeinträchtigung des Kanals kann dieser aus der Kanalplanung
ausgeschlossen werden. Auf jeden Fall muss die Beeinträchtigung bekannt sein,
damit der Grund für eventuelle Probleme mit Sendern auf diesem Kanal eingeplant
werden kann.
Bauliche Hindernisse
Schon vor der Planung sollte man die baulichen Gegebenheiten der zu versorgenden
Umgebung kennen, damit die Einflüsse der Dämpfung unterschiedlicher Materialien
in die Berechnungen mit einfließen können. Schwierige Hindernisse sind Metalltüren,
da sie ein Handover, bei zu schnellem Schließen, nahezu unmöglich machen können.
Die in einem Gebäude verwendeten Materialien haben typische Dämpfungseigen-
schaften, die Einfluss auf die Berechnung der Access Point Standorte haben. Man-
che Wände oder Decken dürfen aufgrund von Statik oder Brandschutzvorschriften
nicht durchbohrt werden, so dass unter Umständen einige gewählte Standorte für
Access Points nicht genutzt werden können oder die Kabelverbindungen zu den Ac-
cess Points über Umwege verlegt werden müssen.
Bei der Bestimmung der Standorte für die Access Points muss man sich vom zwei-
dimensionalen Modell trennen. Bei der dreidimensionalen Planung geht es nicht nur
darum, mögliche Dämpfungen in Abhängigkeit von Deckenmaterialien mit einzube-
rechnen, sondern auch die Berücksichtigung von eventuellen Interferenzen durch die
Installation von Access Points auf anderen Etagen.
Typische im industriellen Umfeld zu berücksichtigende Gegebenheiten sind vorhan-
dene Kabeltrassen, Kabelrinnen an Kranbahnen und Unterflursysteme. Aber auch
bewegliche Störquellen, die nur zeitweise auftauchen wie Kräne, Laufkatzen und
Fahrzeuge, z.B. LKW in Ladezonen können Störungen des Netzes hervorrufen.

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Nutzt man zur Simulation ein Planungs-Tool, so dürfen nicht nur die baulichen Gege-
benheiten betrachtet werden, sondern auch die vorhandenen Maschinen, Gitterbo-
xen und Hochregale können negative Einflüsse auf die Sendeleistung haben.
Allgemein
Allgemein lässt sich die Zellplanung in acht Schritte unterteilen. Im ersten Schritt
muss man sich mit dem zu versorgenden Gebiet vertraut machen. Der zweite Schritt
umfasst die Auswahl der richtigen Antennen, wobei ein fundiertes Wissen über die
Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Technologien nötig ist. Schritt drei und vier
beinhalten die Auswahl der geeigneten Montageplätze für die Antennen und die Be-
stimmung der Zellgröße. Zur Planung der Zellgröße kann man Messungen oder Si-
mulationssoftware verwenden.
Im nächsten Schritt wird das gesamte Gebiet ausgeleuchtet, um die tatsächliche Ab-
deckung zu überprüfen. Schritt sechs berechnet mit den gemessenen Ergebnissen,
ob die gemessene Bandbreite für die in einer Zelle zu erwartende Anzahl von Teil-
nehmern ausreicht. Die Schritte sieben und acht beinhalten eine eventuell notwen-
dige Kanalplanung und eine Überprüfung des Netzes auf Interferenzen.
Ein sehr hilfreiches Werkzeug zur WLAN-Planung sind Site-Survey-Tools. Sie ermög-
lichen Simulationen mit realistischen Werten (vergleiche Abbildung 2.6) und ihre Er-
gebnisse können für die später notwendige Dokumentation genutzt werden.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836638128
DOI
10.3239/9783836638128
Dateigröße
4.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Aachen – Elektrotechnik und Informationstechnik
Erscheinungsdatum
2009 (November)
Note
1,0
Schlagworte
fixed mobile convergence avaya siemens hipath kommunikation unified communications
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Titel: Analyse der Einflussfaktoren beim Roaming zwischen heterogenen drahtlosen Kommunikationstechnologien
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