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Demenz im Alter

Soziale Arbeit mit Betroffenen und Angehörigen

©2009 Diplomarbeit 76 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In Deutschland leben derzeit etwa 1,2 Mio. Menschen mit einer Demenz. Der Betroffene hat zuerst kognitive Störungen und verliert innerhalb von wenigen Jahren, bisher ganz alltägliche Fähigkeiten. Seine Orientierungs- und Urteilsfähigkeit lassen immer weiter nach, so dass er nicht mehr in der Lage ist, seine Umwelt objektiv wahrzunehmen und sein Handeln auf der Grundlage des logischen Denkens zu vollziehen. Empfindungen wie Angst, Frust und Unsicherheit nehmen nun immer weiter Einzug in sein Leben. Sein Wesen und seine Persönlichkeit verändern sich in den folgenden Jahren so sehr, dass es für die Angehörigen mit großen Schwierigkeiten und Leid verbunden ist, ihn in dieser Lebensphase zu begleiten.
Einer kürzlich im Britisch Medical Journal veröffentlichten Studie zufolge, sind Singles im Alter doppelt so oft von einer Demenz betroffen, als andere Hochbetagte in einer Partnerschaft. Das Risiko steigt demnach um das Dreifache, wenn Menschen im mittleren Alter geschieden oder verwitwet leben. In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurden durch ein schwedisches Institut etwa 2000 Menschen mit rund 50 Jahren befragt. Diese Befragung wurde bei 1400 von ihnen 1998 erneut durchgeführt. Als ein Grund für dieses Resultat, wird die in Partnerschaften intensivere kognitive und soziale Herausforderung angeführt. Zudem sind gleichaltrige Single-Frauen weniger betroffen als Single-Männer. Eine signifikante Beziehung zwischen intellektueller Leistungsfähigkeit und dem Risiko an einer Demenz zu erkranken, wird schon seit Jahren vermutet. In der gleichen Fachzeitschrift wurde am 7. April 2009 eine andere Studie mit 4809 Teilnehmern von über 50 Jahren veröffentlicht. Darin sahen britische und US-amerikanische Forscher einen Zusammenhang zwischen Passivrauchen und dem Risiko an einer Demenz zu erkranken. Laut dieser Studie war das Krankheitsrisiko um 44% erhöht.
Demenzen stellen für das Gesundheitssystem einen bedeutenden Kostenfaktor dar, denn die mittleren Kosten für einen Patienten lagen 2006 bei jährlich 40 Tsd. Euro und mit 26,6 Mrd. Euro gehören psychische- und Verhaltensstörungen zu den teuersten Bereichen. In Anbetracht dieser Lasten, wächst der Druck einer möglichen Epidemie schnell beizukommen, auch weil mit einer weiteren Zunahme der Krankenzahlen in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen ist. Anlässlich großer Gefahren für die Gesellschaft, rückt dieses Thema immer wieder in den Blick des öffentlichen Interesses. Ein […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Ozan Baba
Demenz im Alter
Soziale Arbeit mit Betroffenen und Angehörigen
ISBN: 978-3-8366-3466-3
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Universität Duisburg-Essen, Standort Essen, Duisburg, Deutschland, Diplomarbeit,
2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung...4
1.1 Hintergrund
4
1.2 Ziel der Arbeit
7
1.3 Aufbau der Arbeit
8
1.4 Gliederung der Arbeit
9
2 Diagnostik...11
2.1 Epidemiologie und demografischer Wandel
11
2.2 Prävalenz und Inzidenz der Demenzen
13
2.3 Definition
15
2.3.1 Medikamentöse Behandlung
15
2.3.2 Therapie ohne Medikamente
16
2.4 Klassifizierung
16
2.4.1 Nach ICD-10
16
2.4.2 Nach DSM 4
19
2.5 Formen der Demenz
19
2.5.1 Demenz vom Alzheimer-Typ
19
2.5.2 Vaskuläre Demenz
21
2.5.3 Weitere Formen
21
2.6 Symptome
22
2.7 Die 3 Stadien der Demenz
22
2.7.1 Leichte Demenz
22
2.7.2 Mittelschwere Demenz
23

2.7.3 Schwere Demenz
23
2.8 Screeningverfahren
24
3 Betroffene und pflegende Angehörige...26
3.1 Der Alltag eines Menschen mit Demenz
26
3.2 Spezifische Verhaltensweisen
29
3.3 Pflegende Angehörige
30
3.4 Beratung
32
4 Juristisches...37
4.1 Problemstellung
37
4.2 Betreuung
38
4.2.1 Vollmacht
40
4.2.2 Vorsorgevollmacht
40
4.2.3 Patientenverfügung
40
4.2.4 Pflegeversicherung
41
5 Soziale Arbeit...42
5.1 Die Aufgabe der sozialen Arbeit
42
5.1.1 Personenzentrierte Gesprächsführung
44
5.1.2 Humor
46
5.1.3 Langsamkeit
48
5.2 Dementia Care Mapping
48
5.3 Therapieformen
49
5.3.1 Integrative Therapie
50
5.3.2 Gedächtnistraining
51

5.3.3 Selbsterhaltungstraining
51
5.3.4 Biografiearbeit
52
5.3.5 Millieutherapie
53
5.3.6 Realitäts-Orientierungs-Training
55
5.3.7 Validation
55
5.3.8 Kunsttherapie
57
5.3.9 Physiotherapie und Bewegungstherapie
57
5.4 Memory-Klinik und Angehörigenarbeit
58
6 Zusammenfassung und Fazit...60
7 Abbildungsverzeichnis...67
8 Abkürzungsverzeichnis...68
9 Quellenverzeichnis...69
Anhang
A1 Subjektive-Beschwerde-Skala
A2 Mini-Mental-Status-Test
A3 Uhrenzeichentest
A4 Gießener Beschwerdebogen
A5 Patientenverfügung ­ Beispiel
A6 Leitlinien der deutschen Alzheimer Gesellschaft

4
1 Einleitung
1.1Hintergrund
In Deutschland leben derzeit etwa 1,2 Mio. Menschen mit einer Demenz.
1
Der Betroffene hat zuerst kognitive Störungen und verliert innerhalb von
wenigen Jahren, bisher ganz alltägliche Fähigkeiten. Seine Orientierungs-
und Urteilsfähigkeit lassen immer weiter nach, so dass er nicht mehr in der
Lage ist, seine Umwelt objektiv wahrzunehmen und sein Handeln auf der
Grundlage des logischen Denkens zu vollziehen. Empfindungen wie Angst,
Frust und Unsicherheit nehmen nun immer weiter Einzug in sein Leben.
Sein Wesen und seine Persönlichkeit verändern sich in den folgenden Jah-
ren so sehr, dass es für die Angehörigen mit großen Schwierigkeiten und
Leid verbunden ist, ihn in dieser Lebensphase zu begleiten.
Einer kürzlich im Britisch Medical Journal veröffentlichten Studie zufolge,
sind Singles im Alter doppelt so oft von einer Demenz betroffen, als andere
Hochbetagte in einer Partnerschaft. Das Risiko steigt demnach um das
Dreifache, wenn Menschen im mittleren Alter geschieden oder verwitwet
leben. In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurden durch
ein schwedisches Institut etwa 2000 Menschen mit rund 50 Jahren befragt.
Diese Befragung wurde bei 1400 von ihnen 1998 erneut durchgeführt. Als
ein Grund für dieses Resultat, wird die in Partnerschaften intensivere kogni-
tive und soziale Herausforderung angeführt. Zudem sind gleichaltrige Sing-
le-Frauen weniger betroffen als Single-Männer. Eine signifikante Beziehung
zwischen intellektueller Leistungsfähigkeit und dem Risiko an einer Demenz
zu erkranken, wird schon seit Jahren vermutet. In der gleichen Fachzeit-
schrift wurde am 7. April 2009 eine andere Studie mit 4809 Teilnehmern von
über 50 Jahren veröffentlicht. Darin sahen britische und US-amerikanische
Forscher einen Zusammenhang zwischen Passivrauchen und dem Risiko
an einer Demenz zu erkranken. Laut dieser Studie war das Krankheitsrisiko
um 44% erhöht.
2
1
Vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. 2008
2
Vgl. AFP 2009

5
Demenzen stellen für das Gesundheitssystem einen bedeutenden Kosten-
faktor dar, denn die mittleren Kosten für einen Patienten lagen 2006 bei
jährlich 40 Tsd. Euro und mit 26,6 Mrd. Euro gehören psychische- und Ver-
haltensstörungen zu den teuersten Bereichen.
3
In Anbetracht dieser Lasten,
wächst der Druck einer möglichen Epidemie schnell beizukommen, auch
weil mit einer weiteren Zunahme der Krankenzahlen in den nächsten Jahr-
zehnten zu rechnen ist. Anlässlich großer Gefahren für die Gesellschaft,
rückt dieses Thema immer wieder in den Blick des öffentlichen Interesses.
Ein besonderes Merkmal von Demenzerkrankungen ist ihre große Vielfalt,
weshalb fundiertes Wissen darum wenig verbreitet ist. Den heute sehr hete-
rogenen Formen von Altersdemenz, stehen nur mäßige Erfolge in der For-
schung nach Heilungsmöglichkeiten gegenüber bzw. befinden sich erste
Durchbrüche noch in den Startlöschern.
Das Fachwissen in diesem Bereich ist sehr weit gefächert und so gehen
auch Meinungen von Experten des Öfteren eigene Wege. Hier ist ein deutli-
ches Vorankommen nur durch eine intensive Auseinandersetzung mit der
Thematik möglich.
Derzeit ist das Alter selbst der wichtigste Risikofaktor um an einer Demenz
zu erkranken.
4
Und durch die Verbesserung des Lebensstandards in den
Industrienationen, steigt auch die Lebenserwartung der Menschen. Der Vor-
freude über einen langen und glücklichen Lebensabend, steht heute aber
auch die Besorgnis gegenüber, selbst einmal betroffen zu sein. Menschen
mit Demenz stehen besonders in der Anfangsphase schnell vor großen
Hürden, schwierigen Fragen und Unsicherheiten vor einer ungewissen und
betrübenden Zukunft. In vielen Fällen wird dieser Zustand von einem
Schamgefühl begleitet, der sich schnell mit dem gesellschaftlichen Rückzug
ausdrückt und so den Mut offen Hilfen zu nutzen versperrt. Die Antwort liegt
also neben einer positiv verlaufenden Forschung auch in der allgemeinen
Mentalität im Umgang mit Demenz.
3
Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland 2006
4
Vgl. Kastner et al. 2007, S. 81

6
Für Menschen mit Demenz und ihre Pflegepersonen, gibt es gegenwärtig
verschiedene Anlaufstellen und Therapiekonzepte oder Selbsthilfegruppen.
Dort können sie regelmäßig zusammenkommen, um sich auszutauschen
und Entlastung zu finden. Viele kommen aber erst, wenn der Grad an Er-
schöpfung und das Gefühl allein gelassen zu sein schon fühlbar sind. Denn
zu Beginn herrscht auch die Einstellung, fähig zu sein, eigenständig mit der
Situation zurechtzukommen. Aber so einfach scheint es dann auch nicht zu
sein. Denn viele Menschen mit Demenz sind bei den ersten Anzeichen der
Krankheit noch voll im Berufsleben eingegliedert und verschließen sich den
nahenden Vorboten. Sie sind im Stande alles zu ignorieren, was einige Zeit
später ihr ganzes Leben verändern wird. Sogar können sie recht lange in
der Lage sein, ihrer Umwelt eine heile Welt vorzumachen. Sie gestehen
sich nicht ein, dass etwas nicht stimmt. Dabei wäre es gerade jetzt an der
Zeit den Arzt aufzusuchen, um eine umgehende Versorgung zu ermögli-
chen. Es ist die Angst vor der Wahrheit. Die Sorge vor den ungewissen
Konsequenzen und keine Vorstellung darüber zu haben, was sie nun erwar-
tet.
Das Berufsfeld Soziale Arbeit steht besonders im Umgang mit Altersde-
menz vor großen Herausforderungen. Denn Menschen mit Demenz leben in
ihrer eigenen Welt und dabei entbehrt ihr Verhalten neben unzähligen Defi-
ziten auch einer gewissen Rationalität. Deshalb muss sich ein Sozialarbeiter
zunächst ein über Grundlagen deutlich hinausgehendes Wissen über Diag-
nostik, Therapie und Zukunftsperspektiven betreffend demenzieller Erkran-
kungen aneignen. Neben ihren Aufgaben in der Beratung, haben sie eine
begleitende Funktion. Sie unterstützen sowohl Menschen mit Demenz, als
auch die Pflegeperson. Dabei geht es nebst Alltagsgestaltung und Lebens-
bewältigung, auch um die Aufklärung hinsichtlich Hilfen bei der Versorgung,
behördlichen Angelegenheiten, finanziellen Möglichkeiten sowie um das
Anbieten und vermitteln von unterstützenden Maßnahmen und weiteren
Ansprechpartnern. Soziale Arbeit ist ein Instrument, das durch institutions-
übergreifendes Wissen, Wege verkürzen kann, um den Prozess von Hilfe
und Unterstützung zu beschleunigen.

7
Durch ihre fachlichen Kenntnisse in der Arbeit mit pflegebedürftigen Men-
schen, soll Soziale Arbeit ein hohes Maß an Kompetenzen hinsichtlich Auf-
gabenverständnis und Handlungsmethoden bieten. Diese Prozesse ge-
schehen nicht etwa willkürlich, sondern werden schon im Vorfeld als Aufga-
benfeld und in Form einer Tätigkeitsbeschreibung definiert und vertraglich
festgehalten. Da er seine Tätigkeit zudem dokumentiert, können in der Zu-
kunft Verbesserungen in der Betreuungsqualität und Handlungsstrategien,
auch anderen Berufsfeldern zugutekommen.
1.2 Ziele der Arbeit
Soziale Arbeit gewinnt im Bereich der Altersdemenz immer mehr an Bedeu-
tung. Ein Ziel dieser Arbeit, liegt in der Untersuchung der Möglichkeiten, die
sich grundsätzlich in der Betreuung und Beratung dementer Menschen und
ihrer Pflegeperson ergeben.
Das Anliegen zur Verbesserung der Lebensqualität des Dementen, stellt
sozialpädagogische Bemühungen vor eine beachtliche Aufgabe. Denn auch
wenn die Notwendigkeit der Unterstützung für einen Menschen mit Demenz
nicht in Frage steht, möchte ich die maßgeblichen Unterschiede der sozia-
len Arbeit gegenüber einer reinen Hilfstätigkeit aufzeigen. Also ob der Fun-
dus an Kompetenzen und Fachwissen überhaupt nötig ist oder dies viel-
leicht sogar von einer nur angelernten Hilfskraft bewerkstelligt werden kann.
Weiterhin möchte ich Konzepte und Ansätze von sozialer Arbeit aufzeigen
sowie ein Grundverständnis über Ethik und Moral näher bringen und ihre
Anwendbarkeit untersuchen. Dies bezüglich wird der Begriff des Therapeu-
ten von mir ganz bewusst mit dem des Sozialarbeiters in einer ganz nahen
Beziehung gesehen und verwendet. Denn ein Sozialarbeiter kann sich
durch den Erwerb von immer mehr Kenntnissen und Qualifikation auch wei-
tere Tätigkeitsfelder erschließen. Zugleich möchte ich herausfinden, wie
sich Soziale Arbeit in den nächsten Jahrzehnten orientieren dürfte und wel-
che Möglichkeiten die derzeitigen Ressourcen bieten.

8
Ein wichtiger Kerngedanke dieser Arbeit ist auch, dass sich die Meinungs-
bildung über Altersdemenz stark auf ihren Krankheitscharakter bezieht.
Demenz bringt Leid, macht Menschen unglücklich! Sie zerstört Familien, es
gibt keinen Ausweg und alles ist verloren! Ich möchte verdeutlichen, welche
Konsequenzen dieses Denken zur Folge hat. Ob eventuell andere Einstel-
lungen und Perspektiven günstigere Voraussetzungen für das zukünftige
Geschehen bilden und sich damit sinnvollere Alternativen ergeben.
1.3 Aufbau
Bei meinen Ausführungen habe ich mich zwecks angenehmerer Lesbarkeit
und damit der höheren Effizienz, für die männliche Form entschieden. Es
sind also beide Geschlechter gemeint. Ferner beziehen sich meine Aussa-
gen stets auf Deutschland und auf Abweichungen hiervon, werde ich im
Text hinweisen. Aufgrund bisheriger Nachforschungen, wurde ich auf teil-
weise große Differenzen bei Zahlen und Daten aufmerksam. Hierzu nutze
ich möglichst aktuelle Quellen, denen ich zugleich besondere Seriosität un-
terstelle. Eine hohe Verlässlichkeit bleibt aber oft zu wünschen. Die Gründe
hierfür werde ich später erläutern.
Um dem Rahmen der Arbeit überschaubar zu halten, habe ich mich auf die
häufigsten Demenzen beschränkt, dies soll jedoch über die Vielfalt der
Krankheitsbilder nicht hinwegtäuschen. Der Begriff Alzheimer ist nicht stell-
vertretend für alle Demenzformen. Deshalb verwende ich vorzugsweise
Mensch mit Demenz, dementer Mensch, Altersdemenz, Dementer und De-
menzpatient. Begriffe wie Demenzerkrankung oder demenzielle Krankheit
sehe ich als angebracht. Auch wenn ich sie schon im Vorfeld als Meinung-
sbildend und -prägend betrachte, sind sie wegen ihrer Gebräuchlichkeit
auch wichtig für die bessere Lesbarkeit. Jedoch seltener um den Blick er-
höht auf den Menschen, die Person zu richten und weniger auf die Krank-
heit. Der Begriff der Pflegeperson, steht zugleich für den pflegenden Ange-
hörigen und im rechtlichen Sinne für den Betreuer.

9
Bei meinen Ausführungen zu Therapiemethoden, habe ich mich auch auf
die gute Praktizierbarkeit berufen und selektiere deshalb. Da die Komplexi-
tät zum Thema Demenz nur schwer überschaubar ist, werde ich meine Aus-
führungen auf der Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens möglichst präzi-
se und sachlich halten.
Bei Recherche der Literatur, steht die Bibliothek der Universität Duisburg-
Essen (Campus Essen), an oberster Stelle. Das Literaturverzeichnis und
genutzte Internetquellen sowie alle genutzten PDF Dateien/Broschüren,
liegen als CD bei. Zur besseren Darstellung von Abbildungen, wurde von
mir OCR-Software zur Texterkennung eingesetzt, um die Darstellung ange-
nehmer zu gestalten.
1.4 Gliederung der Arbeit
In Kapitel 2 beschreibe ich zunächst die Veränderungen in der Bevölke-
rungsstruktur und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Häufig-
keit von Demenzen und mache Angaben zur Entwicklung in den nächsten
Jahrzehnten. Nach den Klassifikationen und Definitionen, fahre ich fort mit
den Symptomen sowie den häufigsten Formen von Altersdemenz und einer
ausführlichen Erklärung zum Hergang der jeweiligen Krankheitsstadien.
Nach der Schilderung von Krankheitsbildern folgen schließlich gängige Tes-
tungsverfahren, die einem Arzt bei seiner Diagnosestellung, behilflich sein
sollen.
Kapitel 3 gibt einen überschaubaren Einblick in den Alltag eines Dementen.
Auf Beschreibungen von typischen Vorgängen, die bereits in anfänglichen
Stadien vorkommen, folgen einfache Tipps und Hilfen zum besseren Um-
gang mit schwierigen Verhaltensweisen. Darauf folgt ein näherer Einblick in
die Situation des pflegenden Angehörigen sowie verschiedener Möglichkei-
ten die seiner Entlastung dienen können. Schließlich komme ich zum Feld
der Beratung, ihrer Funktion und weiteren Möglichkeiten, die als unterstüt-
zende Elemente gelten.

10
In Kapitel 4 geht es um rechtliche Fragen, die möglichst früh geklärt werden
sollten. Sie bilden im Vorfeld ein wichtiges Mittel, um später als Pflegeper-
son auch handlungsfähig zu bleiben. Hier geht es in erster Linie um die
Wünsche und Anliegen des Patienten, die er jedoch in den späteren Sta-
dien oft nicht mehr äußern kann. Er braucht nun jemanden, der diese Auf-
gabe in seinem Namen bzw. seiner Interessen übernimmt.
In Kapitel 5 beziehe ich mich zuerst auf die allgemeinen Funktionen und
Konzeptionen sozialer Arbeit und befasse mich darauf folgend mit Beson-
derheiten, die sich aus der Arbeit mit dementen Menschen ergeben. An-
schießend gehe ich auf die therapeutische Tätigkeit des Sozialarbeiters ein,
stelle weitere Grundeinstellungen dar und gebe einen kurzen Einblick in
verschiedene Therapieverfahren. Dieses Kapitel endet mit der Aufgabe und
Funktion von Memory-Kliniken und Angehörigentreffen.
In Kapitel 6 fasse ich meine Arbeit zusammen. Dabei stelle ich nochmal je-
des einzelne Kapitel kurz vor und erläutere wesentliche Kernaussagen.
Weiterhin mache ich Ausführungen hinsichtlich der Erreichung meiner vor-
her beschriebenen Ziele. Durch eine letzte Betrachtung dieser Diplomarbeit,
werfe ich einen Blick auf die soziale Arbeit und seiner Bedeutung in der Ar-
beit mit dementen Menschen. Anschließend schildere ich, welche Proble-
matiken ich als besonders wichtig erachte. Dabei zeige einige Kernelemen-
te im Umgang mit der Demenz und der Situation von Pflegepersonen auf.
Zu guter Letzt beende ich das Thema, mit einem kurzen Bezug zur gesund-
heitspolitischen Betrachtungsweise von Altersdemenz und einem Fazit.

11
2 Diagnostik
2.1 Epidemiologie und demografischer Wandel in Deutschland
Die Angaben über die rasche Ausbreitung der Demenzen machen die Wich-
tigkeit der Auseinandersetzung mit dieser Krankheit sichtbar. Denn mit fort-
schreitendem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit an einer Demenz zu
erkranken. Dieser Prozess ist auf dem Hintergrund der demografischen
Entwicklung zu betrachten, die der erheblichen Zunahme hochbetagter
Menschen, einen seit 30 Jahren anhaltenden Geburtenrückgang entge-
genstellt. Auch durch die zunehmende Belastung für das Gesundheitssys-
tem, ist eine sozialpolitische Bedeutung präsenter denn je.
5
Zwar gilt die Demenz vom Alzheimer-Typ als die häufigste Krankheitsform,
aber tatsächlich sind Mischformen mit neurodegenerativen und vaskulären
Veränderungen erheblich häufiger vorzufinden. Durch neue neurobiologi-
sche Möglichkeiten, kommt das klassische Demenzkonzept ins Wanken, so
z.B. die bisher besondere Bedeutung von Gedächtnisstörungen in Frage
gestellt wird.
6
Weiterhin sind erheblich mehr Frauen betroffen als Männer.
Das Verhältnis liegt bei etwa 70 zu 30 %. Dies hat seine Ursache in der er-
höhten Lebenserwartung bei Frauen, weshalb der Anteil an Frauen im hö-
heren Alter mit Fortschreiten des Krankheitsverlaufs nochmal drastisch zu-
nimmt. Mit einem Alter von 90 Jahren sind knapp die Hälfte aller Menschen
von einer Demenz betroffen, mit 95 Jahren etwa 70%. Vermutlich werden
es ab dem hundertsten Lebensjahr 90 % sein.
7
´
8
In Altenpflegeheimen ha-
ben etwa 60 % der Bewohner Störungen, die dem Demenzsyndrom zu-
geordnet werden.
9
5
Vgl. Falk 2004, S. 13f.
6
Vgl. Förstl 2009, S. 5f.
7
Vgl. Bickel 2008, S. 2
8
Vgl. Fischer 2006, S. 210
9
Vgl. Bruder 2009, S. 433

12
Von den in Deutschland 1,2 Mio. Erkrankten, befinden sich etwa 930000 im
mittelschweren oder schweren Krankheitsstadium. Über die Hälfte dieser
Fälle werden der Demenz des Alzheimer Typus (DAT) zugeordnet.
10
Bei der
gegenwärtigen Entwicklung wird bis zum Jahre 2050 mit einer Verdoppe-
lung der Demenz, allein vom Alzheimer Typus auf insgesamt 1,8 Mio. Men-
schen gerechnet.
11
Die 2006 erschienenen Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in Deutsch-
land, sagen einen Geburtenrückgang voraus und damit auch die Verminde-
rung der Anzahl potenzieller Mütter. 2005 wurde 20% der Bevölkerung von
unter 20 jährigen gestellt und 19% waren 65 Jahre bzw. älter. Der Rest, al-
so 61%, bestehen aus Erwerbstätigen.
Bis 2050 wird die Zahl der Erwerbstätigen auf etwa 50% sinken.
Der Anteil derer ab 65 Jahren, wird auf 30% steigen.
Etwa 15% werden unter 20 Jahre alt sein.
12
Im Jahre 2004 lag in die durchschnittliche Lebenserwartung zum Zeitpunkt
der Geburt, betreffend Jungen bei 75,9 und Mädchen bei 81,5 Jahren. Auf
Grund der besseren sozialen und medizinischen Versorgung der Bevölke-
rung, wird in Zukunft ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung prognosti-
ziert.
13
10
Vgl. Techtmann 2008, S.1
11
Vgl. Alzheimerinfo 2009
12
Vgl. Statistisches Bundesamt 2006b, S. 5
13
Vgl. ebenda S. 37-40

13
2.2 Prävalenz und Inzidenz der Demenzen
Demenzen gehören bei älteren Menschen gemeinhin auch zu den häufigs-
ten psychiatrischen Erkrankungen. Etwa alle 5 Jahre ist eine Verdoppelung
der auftretenden Fälle und damit ein exponentieller Anstieg zu beobach-
ten.
14
Dabei wird durch eine Prävalenz die Anzahl von Menschen in einer Bevöl-
kerung bezeichnet, die insgesamt und zu einem bestimmten Zeitpunkt von
einer Krankheit betroffen sind.
15
Auf Seiten der westlichen Welt sind 6 ­ 8 %
der Menschen mit 65 Jahren und älter von mittelschweren oder schweren
Formen einer Demenz betroffen. Schätzungsweise ist nochmal die gleiche
Anzahl von einer fraglichen oder leichten Demenz erkrankt.
16
Jedoch ist populärer Literatur, betreffend Demenzerkrankungen, eine ge-
wisse Verlässlichkeit der Zahlen und Daten zu entnehmen. Die Realität ist
aber davon weit entfernt und die Studien der letzten 3 Jahrzehnte weichen
deutlich voneinander ab. Zugleich sind aber auch Screeningverfahren, die
auch zur Ermittlung von Zahlen zur Prävalenz eingesetzt finden, dafür mit-
verantwortlich. Es gibt nämlich oft Schwierigkeiten in der Gewichtung von
kognitiven und nichtkognitiven Faktoren, die hier Einfluss nehmen. Weiter-
hin wird deutlich, wie fließend der Übergang von einfachen Störungen des
Gedächtnisses bis hin zu einer Demenz sein können. Die Forschung beruht
aber auch meist auf Momentaufnahmen und geht auf individuelle Fälle nicht
weiter ein.
17
Mit einer Inzidenz wird die Anzahl jener Menschen bezeichnet, die bei einer
anfänglichen Gesundheit innerhalb eines Jahres erkranken.
18
Die Inzidenz
der Demenzen liegt mit über einem Prozent, bei etwa 280.000 jährlich.
19
14
Vgl. Hegedusch 2004, S. 19
15
Vgl. Bickel 2008, S.1
16
Vgl. Förstl 2009, S. 5f
17
Vgl. Kitwood 2005, S. 51
18
Vgl. Bickel 2008 S, 1
19
Vgl. Ackermann 2006, S. 97

14
Abb.1: Bickel 2008 S. 1f. (leicht verändert)

15
2.3 Definition
,,Weg vom Geist" bzw. ,,ohne Geist"
20
Diese beiden Übersetzungen be-
zeichnen zudem die wesentlichen Merkmale dieser Erkrankung, nämlich
den Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Am Anfang der Altersdemenz
stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit. Die
Fähigkeit der Betroffenen Sachverhalte zu verstehen, sich damit auseinan-
der zusetzen und zu beurteilen, ist zunehmend gestört. Im weiteren Krank-
heitsverlauf gehen Inhalte des Langzeitgedächtnisses zunehmend verloren.
Der Betroffene verliert so nach und nach die im Laufe seines Lebens erwor-
benen Fähigkeiten.
21
Zum ersten Mal wurde der Begriff im 18. Jahrhundert von zwei französi-
schen Forschern verwendet, die damit jene Art von geistigem Verfall und
Idiotie beschrieben, die durch Gehirnläsionen oder -krankheiten entsteht.
22
2.3.1 Medikamentöse Behandlung
Zur pharmakologischen Behandlung von Menschen mit Demenz, gibt es
eine Vielzahl von Medikamenten. Mit ihnen kann derzeit eine Verbesserung
in der Lebensqualität, aber auch der kognitiven Leistungsfähigkeit erreicht
werden. In günstigen Fällen wurde eine Verlangsamung in den Krankheits-
symptomen von etwa einem Jahr erzielt. Die Auswahl der Medikamente ist
von der speziellen Krankheitsform abhängig. Manche haben zur Aufgabe,
die Konzentration des Botenstoffs Acetylcholin zu regulieren. Dieser Boten-
stoff gilt einer der Auslöser für Gedächtnis- und Lernstörungen, Problemen
bei der Konzentration und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus. Leis-
tungsverbesserungen durch Einnahme solcher Medikamente wurden be-
reits beobachtet. Andere Medikamente wie Memantine beeinflussen das
Glutamat-System. Diesem wird eine große Bedeutung bei der Entstehung
von Gedächtnis zugeordnet. Im Zentralnervensystem gilt das Glutamat als
20
Vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2008, S. 5
21
Vgl. Techtmann 2008
22
Vgl. Feil 2000, S. 35

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836634663
DOI
10.3239/9783836634663
Dateigröße
712 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Duisburg-Essen – Bildungswissenschaften, Studiengang Soziale Arbeit: Beratung und Management
Erscheinungsdatum
2009 (September)
Note
1,3
Schlagworte
demenz angehörige pflege lebensqualität alzheimer
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