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Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS

©2009 Studienarbeit 58 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Durch die Zusammensetzung eines Basisvertrages und einem oder mehreren Derivaten lässt sich eine große Anzahl Strukturierter Produkte erstellen. Diese zum Teil sehr komplexen Konstruktionen können sehr hohe Renditen erzielen, aber auch hohe Risiken in sich bergen.
Dass die Risiken von Strukturierte Produkte zum Teil unterschätzt wurden, sieht man darin, dass mit ABS Papieren ein Teil von Ihnen den Ursprung der aktuellen Finanzmarktkrise mitverantworten. Man kann sogar noch weitergehen und behaupten, dass es den beinahe Zusammenbruch mehrerer Banken ohne Strukturierte Produkte wohl nicht gegeben hätte. Als namenhafte Beispiele können hierbei Goldmann und Sachs, die Depfa Bank, oder die KFW genannt werden. Auch Privatanleger mussten im Bereich Zertifikate hohe Verluste verkraften, was daran liegt, dass den Anlegern Risiken nicht bewusst wurden.
Die Fragen die sich nun stellen, ist wie solche Posten in der Bilanz ausgewiesen werden und ob damit auch die Risiken der jeweiligen Finanzinstrumente dargestellt werden.
Gang der Untersuchung:
Aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten, wird in dieser Arbeit untersucht, wie Strukturierte Produkte zu bilanzieren sind und in wieweit die Risiken in der Bilanz dargestellt werden.
Eine Darstellung, wie Finanzinstrumente im Allgemeinen bilanziert werden, ist im Anhang zu finden. Dies ist kein Hauptaugenmerk der Arbeit, soll aber die Möglichkeit bieten, ein allgemeines Verständnis der Bilanzierung von Finanzinstrumente zu schaffen.
Im ersten Kapitel des Hauptteiles wird auf die Bilanzierung Strukturierter Produkte eingegangen. Zunächst müssen dabei verschiedenen Fachtermini definiert und Strukturierte Produkte genau abgegrenzt werden. Des Weiteren wird die Bilanzierung von Trägerinstrument mit derivativem Finanzinstrument, die getrennte Bilanzierung und die Fair Value Option betrachtet. Dies wir durch verschiedene Beispiele vertieft.
Die Behandlung von Hedging soll, obgleich es sehr wohl Verbindungen und sogar spezielle Kommentierungen zu dem Zusammenspiel von Hedging und Strukturierten Produkten gibt, ausgeschlossen werden. Dies liegt daran, dass die Betrachtung von Strukturierten Produkten im speziellen erfolgen soll.
Im Anhang wird auch auf die im Jahr 2008 vorgenommenen Änderungen des IAS 39 eingegangen. Dieser stehen in keinem direkten Zusammenhang mit Strukturierten Produkten, sollen aber aufgrund der Wichtigkeit kurz aufgeführt werden.
Am Ende der Arbeit […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Bernhard Mortensen
Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS
ISBN: 978-3-8366-2881-5
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Berufsakademie Villingen-Schwenningen, Villingen-Schwenningen, Deutschland,
Studienarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS I
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abkürzungsverzeichnis III
Abbildungsverzeichnis
V
Tabellenverzeichnis VI
1 Einleitung
1
1.1
Problemstellung
1
1.2
Ziel
und
Aufbau
1
2 Bilanzierung und Bewertung von Strukturierten
Produkten
2
2.1
Definition
2
2.2 Grundlagen der Bilanzierung und Bewertung
7
2.2.1 Einheitliche Bilanzierung
8
2.2.2 Getrennte Bilanzierung
10
2.2.2.1
Basisvertrag 11
2.2.2.2 Kriterien für getrennte auszuweisende
eingebettete Derivate
12
2.2.2.3
Eingebettete
Derivate
14
2.2.2.4
Beispiele
16
2.2.3
Fair-Value-Option
18
2.2.4 Methode der Zerlegung
19
2.2.5 Mehrere eingebettete Derivate
21
2.2.6 Unmöglichkeit einer sachgerechten Zerlegung und
getrennten
Bewertung
21
2.2.7 Grundlage und Zeitpunkt der Beurteilung
22

Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS II
3
Zusammenfassung
Ausblick
23
Appendix
25
Appendix 1: Bilanzierung
ohne
Trennung 26
Appendix 2: Trennung eines Derivates mit Optionscharakter
28
Appendix 3: Trennung eines Derivates ohne Optionscharakter
33
Appendix 4: Trennung eines Derivates von einem
35
Nicht-Finanzinstrument
Appendix 5: Grundlagen Finanzinstrumente
37
Appendix 6 : Neuregelung der Bilanzierung aufgrund der
Finanzmarktkrise
44
Verzeichnis der Verordnungen, Rundschreiben und Standards
47
Literaturverzeichnis
48

Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS III
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
ABS asset-backed
securities
AFS available-for-sale
AFV
at fair value through profit or loss
AG
Aktiengesellschaft
Application Guidance
Art.
Artikel
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
bzw. beziehungsweise
DAX
Deutscher Aktien Index
EU Europäische
Union
EUREX European
Exchange
Euribor
Euro Interbank Offered Rate
EG Europäische
Gemeinschaft
FVO Fair
Value
Option
GuV
Gewinn und Verlustrechnung
HFT
held for trading
HGB Handelsgesetzbuch
Hrsg. Herausgeber
HTM held-to-maturity
IAS International
Accounting Standard(s)
IASB International
Accounting Standards Board
IASC International
Accounting Standards Committee
IFRS
International Financial Reporting Standards

Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS IV
IDW
Das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V
IG Implementation
Guidance
i.H.v.
in Höhe von
LAR
loans and receivables
LAC
liabilities measured at amortised cost
lt. laut
NBRL Neubewertungsrücklage
OL other
liabilities
o.O.
ohne Ort
RFRN
Reverse Floating Rate Note
Rz. Randzahl
S. Seite
Tab. Tabelle
Verbl. Verbindlichkeiten
vgl. vergleiche
z.B. zum
Beispiel

Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS V
Abbildungsverzeichnis
Abb.
Seite
1 Unterscheidung Basisvertrag und Strukturiertes Produkt
5
2 Kumulative Bedingungen für ein Derivatives Finanzinstrument
6
3 Abspaltungskriterien
12
4 Trennungsprüfung
14
5 Ansatz und Bewertung
bei
Trennung
18
6
Übersicht zu den Vorschriften von Finanzinstrumenten
37
7 Übersicht Finanzinstrumente
37
8 Kategorisierung
finanzieller
Vermögenswerte
39
9 Kategorisierung finanzieller
Verbindlichkeiten
40
10 Erstmaliger Wertansatz
41
11 Folgebewertung von finanziellen Vermögenswerten je nach Kategorie 42
12 Folgebewertung von finanziellen Verbindlichkeiten je nach Kategorie
43

Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS VI
Tabellenverzeichnis
Tab.
Seite
1 Unterschiedliche
Definitionen
Strukturierter
Produkte
3

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Durch die Zusammensetzung eines Basisvertrages und einem oder mehreren De-
rivaten lässt sich eine große Anzahl Strukturierter Produkte erstellen. Diese zum
Teil sehr komplexen Konstruktionen können sehr hohe Renditen erzielen, aber
auch hohe Risiken in sich bergen.
Dass die Risiken von Strukturierte Produkte zum Teil unterschätzt wurden, sieht
man darin, dass mit ABS
1
Papieren ein Teil von Ihnen den Ursprung der aktuellen
Finanzmarktkrise mitverantworten. Man kann sogar noch weitergehen und be-
haupten, dass es den beinahe Zusammenbruch mehrerer Banken ohne Struktu-
rierte Produkte wohl nicht gegeben hätte. Als namenhafte Beispiele können hier-
bei Goldmann und Sachs, die Depfa Bank, oder die KFW genannt werden. Auch
Privatanleger mussten im Bereich Zertifikate hohe Verluste verkraften, was daran
liegt, dass den Anlegern Risiken nicht bewusst wurden.
Die Fragen die sich nun stellen, ist wie solche Posten in der Bilanz ausgewiesen
werden und ob damit auch die Risiken der jeweiligen Finanzinstrumente darge-
stellt werden.
1.2 Ziel und Aufbau
Aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten, wird in dieser Arbeit unter-
sucht, wie Strukturierte Produkte zu bilanzieren sind und in wieweit die Risiken in
der Bilanz dargestellt werden.
Eine Darstellung, wie Finanzinstrumente im Allgemeinen bilanziert werden, ist im
Anhang zu finden. Dies ist kein Hauptaugenmerk der Arbeit, soll aber die Möglich-
keit bieten, ein allgemeines Verständnis der Bilanzierung von Finanzinstrumente
zu schaffen.
Im ersten Kapitel des Hauptteiles wird auf die Bilanzierung Strukturierter Produkte
eingegangen. Zunächst müssen dabei verschiedenen Fachtermini definiert und
Strukturierte Produkte genau abgegrenzt werden. Des Weiteren wird die Bilanzie-
1
Hier sind die Asset-Backed-Security gemeint, welche Hypotheken amerikanischer Privatpersonen als
Sicherheiten haben. Durch den Ausfall dieser Papiere sind eine Anzahl verschiedener Banken in
Schwierigkeiten geraten. Meist sind solche ABS Papiere Strukturierte Produkte.

rung von Trägerinstrument mit derivativem Finanzinstrument, die getrennte Bilan-
zierung und die Fair Value Option betrachtet. Dies wir durch verschiedene Bei-
spiele vertieft.
Die Behandlung von Hedging soll, obgleich es sehr wohl Verbindungen und sogar
spezielle Kommentierungen zu dem Zusammenspiel von Hedging und Strukturier-
ten Produkten gibt, ausgeschlossen werden. Dies liegt daran, dass die Betrach-
tung von Strukturierten Produkten im speziellen erfolgen soll.
Im Anhang wird auch auf die im Jahr 2008 vorgenommenen Änderungen des IAS
39 eingegangen. Dieser stehen in keinem direkten Zusammenhang mit Struktu-
rierten Produkten, sollen aber aufgrund der Wichtigkeit kurz aufgeführt werden.
Am Ende der Arbeit erfolgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und
ein kurzer Ausblick.
2 Bilanzierung Strukturierter Produkte
Im Anhang wird unter dem Kapitel ,,Finanzinstrumente" auf die Bilanzierung von
Finanzinstrumenten im Allgemeinen eingegangen. Darauf kann eine Betrachtung
der Rechnungslegungsregeln von Strukturierten Produkten im speziellen aufbau-
en.
2.1 Definition
In diesem Kapitel ist es zunächst wichtig, Strukturierte Produkte von den übrigen
Finanzinstrumenten abzugrenzen, da es sehr unterschiedliche Auslegungen des
Begriffes gibt.
Dafür muss zunächst eine Definition von Finanzinstrumenten im Allgemeinen er-
folgen. Unter einem Finanzinstrument versteht man lt. IAS 39.8 i.V.m IAS 32.11
einen Vertrag, der gleichzeitig bei dem einen Unternehmen zu einem finanziellen
Vermögenswert und bei einem anderen Unternehmen zu einer finanziellen Ver-
bindlichkeit oder einem Eigenkapitalinstrument führt.
Strukturierte Produkte stellen besonders ausgestaltete Finanzinstrumente da. Auf
Grund dessen soll nun eine Übersicht über unterschiedliche Definitionen des Beg-
riffes ,,Strukturierte Produkte" gegeben werden, um daraus die Definition abzulei-
ten, welche der Arbeit zugrunde liegt.

Tab.1: Unterschiedliche Definitionen Strukturierter Produkte
Strukturierte Produkte
Quelle: Definition:
BaFin Rundschreiben
vom 3/1999:
Strukturierte Produkte S.2
Bei einem strukturierten Produkt handelt es
sich um einen Anlagegegenstand, bei dem
ein Kassainstrument mit einem oder mehre-
ren derivativen Finanzinstrument(en) i.S.d.
BAV-Rundschreibens R 7/95 Teil A Abschnitt
II.2 fest zu einer rechtlichen und wirtschaftli-
chen Einheit verbunden ist.
Handbuch strukturierte
Finanzinstrumente S.1
Als strukturierte Finanzinstrumente werden
ganz allgemein aus mehreren Komponenten
bestehende, auf Markt- und Kundenbedürf-
nisse zugeschnittene Finanzinstrumente be-
zeichnet, bei denen Vermögensgegenstände
oder Schulden mit derivativen Finanzinstru-
menten verknüpft werden.
Rechnungslegung von Financial Instruments
nach IFRS S.477
Unter einem strukturierten Finanzinstrument
wird folglich ein Finanzinstrument verstanden,
dass sich aus einem nicht-derivativen Basis-
vertrag und einem (oder mehreren) die Zah-
lungsströme des Basisvertrages modifizie-
renden eingebetteten Derivaten zusammen-
setzt.
Structured Products & Hybrid Securities S.1
The combination of a fixed income security
(typically, a fixed rate bond) and a derivative
contract (a forward or option) to create a fi-
nancial product has become a standard
mechanism for enabling investors to broaden
the range of investment opportunities to
monetize their market expectations.
2
Erfolgsweg Zertifikate: Strukturierte Produkte in
der Beratungspraxis S.13
Rein rechtlich gesehen handelt es sich um
Inhaberschuldverschreibungen des jeweiligen
Emittenten. [...] Die Kombination einer Inha-
berschuldverschreibung mit solchen Finanz-
instrumenten wird in der Praxis ,,Zertifikat",
,,Strukturiertes Zertifikat" oder ,,Strukturiertes
Produkt" genannt [...].
IAS 39.10
Ein eingebettetes Derivat ist Bestandteil eines
strukturierten (zusammengesetzten) Finanz-
instrumentes, das auch einen nicht derivati-
ven Basisvertrag enthält, mit dem Ergebnis,
dass ein Teil der Cashflows des zusammen-
gesetzten Finanzinstruments ähnlichen
Schwankungen ausgesetzt ist wie ein freiste-
hendes Derivat.
IDW RS HFA 22
Die Ausgestaltung strukturierter Finanzin-
strumente besteht i.d.R. darin, dass ein Ba-
sisinstrument mit einem oder mehreren Deri-
vaten vertraglich zu einer Einheit verbunden
ist.
2
Eigene Übersetzung: Ein festverzinsliches Wertpapier (i.d.R. eine festverzinsliche Anleihe) und ein Derivat
(ein Forward oder eine Option) zu einem Finanzprodukt zu kombinieren, ist ein Standardprozess gewor-
den, um den Investoren eine breitere Auswahl an Produkten zu bieten, welche ihnen ermöglicht ihre
Markterwartungen in bare Münze umzuwandeln.

Auf der Grundlage dieser Definitionen und vor allem unter Berücksichtigung der
relevanten Standards, ist folgend Begriffsbestimmung entstanden, welche dieser
Arbeit zugrunde liegt:
Strukturierte Produkte
3
sind Vermögenswerte bzw. Verbindlichkeiten, welche hin-
sichtlich ihrer Laufzeit, Verzinsung oder Rückzahlung besondere Ausstattungs-
merkmale aufweisen. Sie setzten sich zusammen aus einem Basisvertrag, wel-
cher nicht-derivativ ist und einem oder mehreren eingebetteten Derivate, welche
die Zahlungsströme des Basisvertrages modifizieren. Der Basisvertrag und das
Derivat bilden wirtschaftlich und rechtlich eine Einheit. Das bedeutet, dass weder
das Derivat noch der Basisvertrag separat auf Dritte übertragen werden können.
Das Strukturierte Produkt im ganzem, muss ähnlichen Zahlungsstromschwankun-
gen ausgesetzt sein, wie ein freistehendes Derivat.
Um diese Deutung anwenden zu können, muss nun noch dargestellt werden, was
Derivate sind und was ein Basisvertrag ist.
Ein Basisvertrag kann jedes nicht-derivatives Finanzinstrument, in welches ein De-
rivat eingebettet werden kann, sein. Als Beispiel ist eine festverzinsliche Anleihe
mit Kündigungsrecht des Emittenten zu nennen. Würde die Anleihe ohne Kündi-
gungsrecht emittiert werden, würde dem Käufer der Anleihe regelmäßig Zinsen
zufließen und am Ende der Laufzeit der Nominalbetrag mit Zinsen. Diese Anleihe
ohne Kündigungsrecht, stellt den Basisvertrag da. Durch das Kündigungsrecht
können sich die Zahlungsströme wesentlich verändern. Das Kündigungsrecht stellt
ein eingebettetes Derivat da, weil der Emittent das Recht hat, die Anleihe jederzeit
zurückzuzahlen. Somit kann es sein, dass dem Käufer weniger Zinszahlungen zu-
fließen und auch die Rückzahlung des Nominalbetrages früher stattfindet als an-
fänglich ausgewiesen. Dieses Beispiel wird in der folgenden Abbildung dargestellt.
Unter Strukturiertem Produkt, versteht man in diesem Fall die Ausübung des Kün-
digungsrechts des Emittenten, vor Fälligkeit.
3
In dieser Arbeit wird der Begriff Strukturiertes Produkt mit dem Begriff zusammengesetztes oder hybrides
Finanzinstrument gleichgesetzt.

Abb.1: Unterscheidung Basisvertrag und Strukturiertes Produkt
-150
-100
-50
0
50
100
150
t 0
t 1
t 2
t 3
t 4
t 5
Basisvertrag
Strukturiertes Produkt
In der Abbildung ist zu erkennen, dass in beiden Fällen in t0 eine Anschaffungs-
zahlung von 100 erfolgt. Betrachtet man nun den Basisvertrag alleine, so fließen
den Käufer regelmäßig die Zinszahlungen zu (t1 bis t5) und am Ende der Laufzeit
erfolgt vom Emittenten zusätzlich die Rückzahlung des Nominalbetrages. Betrach-
tet man nun die möglichen Zahlungsströme des Strukturierten Produktes, so ergibt
sich ein anderes Bild. Der Emittent nimmt am Ende von t3 sein Kündigungsrecht
war. Somit fließen den Käufer der Anleihe in t3 der Nominalbetrag und die Zinsen
für t3 zu. Somit haben sich durch das eingebettete Derivat die Zahlungsströme
wesentlich geändert.
Was ein Derivat ist, wird in den Rechnungslegungsstandards festgelegt. In IAS
39.9 wird aufgezählt, welche Bedingungen ein Derivatives Finanzinstrument ku-
mulativ erfüllen muss, damit es als ein solches gilt. Die Voraussetzungen sind in
der nachfolgenden Abbildung dargestellt.

Abb.2: Kumulative Bedingungen für ein Derivatives Finanzinstrument
4
Die drei Hauptmerkmale sind die Änderung des Wertes des Derivats, wenn sich
ein bestimmter Basiswert ändert, die geringen Anschaffungskosten im Vergleich
zum Basiswert und dass die Erfüllung in der Zukunft liegt.
Ein Beispiel für ein Derivat ist eine Lang-Call-Option auf eine Aktie. Der Wert die-
ses Calls ändert sich mit der Wertänderung der Basis, also der Aktie. Die Anschaf-
fungskosten sind im Vergleich zur Aktie um einiges geringer, und die Erfüllung
liegt in der Zukunft.
5
Ein eingebettetes Derivate liegt nur dann vor, wenn es integraler Vertragsbestand-
teil des Basisvertrages ist und somit nicht separat auf Dritte übertragen werden
kann. Ein eingebettetes Derivat muss somit daraufhin geprüft werden, ob es auf-
grund der Vertragsbedingungen separat vom Basisvertrag handelbar ist. Ein sepa-
rat veräußerbares Derivat gilt nicht als eingebettetes Derivat. Es ist somit nach
den für Derivate geltenden Rechnungslegungsvorschriften zu bilanzieren und in
der Kategorie held for trading abzubilden.
6
Nachdem die Begriffe Finanzinstrument, Basisvertrag, Strukturiertes Produkt, De-
rivat und eingebettetes Derivat definiert wurden, ist nun eine Abgrenzung von
Strukturierten Produkten zu synthetischen Produkten erforderlich.
Bei synthetischen Produkten handelt es sich jeweils um eigenständige Vertrags-
abschlüsse von Finanzinstrumenten, welche rechtlich und wirtschaftlich voneinan-
der unabhängig sind. Die separaten Verträge werden aufgrund unternehmerischer
4
IAS 39.9
5
Je nach Typ am Ende der Laufzeit (Europäische Variante) oder währen der gesamten Laufzeit (Amerika-
nische Variante).
6
Vgl. Kuhn S./ Scharpf P. (Rechnungslegung von Financial Instruments nach IFRS) S. 477-478

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836628815
DOI
10.3239/9783836628815
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen, früher: Berufsakademie Villingen-Schwenningen – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2009 (April)
Note
2,2
Schlagworte
ifrs bilanzierung finanzinstrumente bilanzierungsbeispiele strukturierte produkte
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Titel: Bilanzielle Darstellung Strukturierter Produkte nach IFRS
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