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Gestützte Kommunikation (Facilitated Communication = FC)

Eine Möglichkeit zur Kommunikation für nichtsprechende Menschen mit autistischem Verhalten?

©2007 Bachelorarbeit 36 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
„auch ein stummer will sich artikulieren/ auch er hat ein recht auf sprache/ ohne sprache sind wir tote isolierte ausgestoßene apparaturen eine wichtige arbeit stummen die sprache beizubringen“.
Diese Zeilen hat Birger Sellin, ein Nichtsprechender mit autistischen Verhaltensauffälligkeiten, mit Hilfe der Methode der Gestützten Kommunikation geschrieben. Im englischen Sprachraum ist diese als „Facilitated Communication“ bzw. in der Abkürzung „FC“ bekannt und wurde von Rosemary Crossley in Australien entwickelt. Obwohl diese Methode weltweit verbreitet ist, wird sie dennoch kontrovers diskutiert.
FC stellt eine Möglichkeit zur Verständigung für Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen dar. Dabei gibt ein so genannter Stützer (Facilitator) dem Anwender Hilfestellung an Hand, Arm oder Schulter, die elektronische oder nicht-elektronische Kommunikationshilfe, z. B. eine Bilder-, Symbol- oder Buchstabentafel oder eine Tastatur, zu nutzen und sich so der Umwelt verbalsprachlich mitzuteilen.
Kritiker stellen hier berechtigte Fragen:
Schreibt tatsächlich der Gestützte oder etwa der Stützer?
Inwieweit ist es denkbar, dass der Assistent durch das Führen der Hand, des Armes etc. das Zeigen oder Tippen der Buchstaben unbewusst bzw. bewusst manipuliert?
Wie kann überprüft werden, dass die Mitteilung wirklich vom Gestützten stammt?
Wie ist es möglich, dass der Mensch, der sich verbal nicht oder nur rudimentär mit etlichen Variationen von sprachlichen Auffälligkeiten mitteilen kann, plötzlich durch FC differenziert ausdrückt?
Allen Zweifeln wird die Basis entzogen, sobald das Ziel, unabhängig zu schreiben, erreicht wurde und FC als Training zur Erreichung dieses Ziels dient.
Gang der Untersuchung:
Bevor die verschiedenen Positionen von Pro und Kontra ausgearbeitet werden, wird die psychische Störung „Autismus“ definiert und das Kanner-Syndrom von der Asperger-Störung unterschieden.
Den typischen Autisten gibt es nicht. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine individuelle Entwicklungsstörung, die von Mensch zu Mensch variierende Verhaltensauffälligkeiten zeigen kann. Ein spezifisches Merkmal bei Menschen mit frühkindlichen autistischen Zügen sind diverse sprachliche Besonderheiten, wie z.B. Echolalie, Pronomenreversion, Neologismus, Wortfindungsstörung und Mutismus. Das dritte Kapitel widmet sich diesen Besonderheiten.
Vorwiegend nichtsprechende Menschen mit autistischem Verhalten leiden häufig unter Isolation […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Claudia Piefer
Gestützte Kommunikation (Facilitated Communication = FC)
Eine Möglichkeit zur Kommunikation für nichtsprechende Menschen mit autistischem
Verhalten?
ISBN: 978-3-8366-2593-7
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. FernUniversität Hagen, Hagen, Deutschland, Bachelorarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Inhaltsverzeichnis
i
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1
2 Autismus eine Begriffsklärung
3
2.1 KannerSyndrom
4
2.2 AspergerStörung
5
3 Sprachliche Besonderheiten bei Menschen mit Frühkindlichem Autismus 7
3.1 Echolalie
7
3.2 Pronomenreversion
8
3.3 Neologismus
9
3.4 Wortfindungsstörung
9
3.5 Mutismus
10
4 Gestützte Kommunikation (FC)
11
4.1 Begriffsklärung und Klassifikation
11
4.2 Geschichte
12
4.3 Für wen kommt die Methode in Frage?
13
4.4 Grundregeln für Stützer
14
4.5 Physische und psychische Unterstützung in verschiedenen
Anwendungsgebieten
14
4.6 Rahmenbedingungen
17
4.7 Anbahnung und Reduzierung der Stützung
17
5 Rechtliche Konsequenzen von FC
19
6 Qualitative und quantitativexperimentelle Studien
21
6.1 Qualitative Studien
21
6.2 Quantitativexperimentelle Studien
22
7 Was bedeutet FC für Menschen mit autistischem Verhalten?
27
8 Abbildungsverzeichnis
29
9 Literaturverzeichnis
30
Erklärung
33

1 Einleitung
1
1 Einleitung
,,auch ein stummer will sich artikulieren
auch er hat ein recht auf sprache
ohne sprache sind wir tote isolierte ausgestoßene apparaturen eine wichtige arbeit
stummen die sprache beizubringen" (Sellin 2006, S. 82).
Diese Zeilen hat Birger Sellin, ein Nichtsprechender mit autistischen Verhaltens-
auffälligkeiten, mit Hilfe der Methode der Gestützten Kommunikation geschrie-
ben. Im englischen Sprachraum ist diese als ,,Facilitated Communication" bzw. in
der Abkürzung ,,FC" bekannt und wurde von Rosemary Crossley in Australien
entwickelt. Obwohl diese Methode weltweit verbreitet ist, wird sie dennoch kont-
rovers diskutiert.
FC stellt eine Möglichkeit zur Verständigung für Menschen mit Kommunikati-
onsbeeinträchtigungen dar. Dabei gibt ein so genannter Stützer (Facilitator) dem
Anwender Hilfestellung an Hand, Arm oder Schulter, die elektronische oder
nicht-elektronische Kommunikationshilfe, z. B. eine Bilder-, Symbol- oder Buch-
stabentafel oder eine Tastatur, zu nutzen und sich so der Umwelt verbalsprachlich
mitzuteilen.
Kritiker stellen hier berechtigte Fragen:
·
Schreibt tatsächlich der Gestützte oder etwa der Stützer?
·
Inwieweit ist es denkbar, dass der Assistent durch das Führen der Hand,
des Armes etc. das Zeigen oder Tippen der Buchstaben unbewusst bzw.
bewusst manipuliert?
·
Wie kann überprüft werden, dass die Mitteilung wirklich vom Gestützten
stammt?
·
Wie ist es möglich, dass der Mensch, der sich verbal nicht oder nur rudi-
mentär mit etlichen Variationen von sprachlichen Auffälligkeiten mitteilen
kann, plötzlich durch FC differenziert ausdrückt?
Allen Zweifeln wird die Basis entzogen, sobald das Ziel, unabhängig zu schrei-
ben, erreicht wurde und FC als Training zur Erreichung dieses Ziels dient.
Bevor die verschiedenen Positionen von Pro und Kontra ausgearbeitet werden,
wird die psychische Störung ,,Autismus" definiert und das Kanner-Syndrom von
der Asperger-Störung unterschieden.
Den typischen Autisten gibt es nicht. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine
individuelle Entwicklungsstörung, die von Mensch zu Mensch variierende Ver-

1 Einleitung
2
haltensauffälligkeiten zeigen kann. Ein spezifisches Merkmal bei Menschen mit
frühkindlichen autistischen Zügen sind diverse sprachliche Besonderheiten, wie z.
B. Echolalie, Pronomenreversion, Neologismus, Wortfindungsstörung und Mu-
tismus. Das dritte Kapitel widmet sich diesen Besonderheiten.
Vorwiegend nichtsprechende Menschen mit autistischem Verhalten leiden häufig
unter Isolation und Einsamkeit. Ohne verbale Kommunikation gestaltet es sich für
sie schwierig, soziale Kontakte zu knüpfen, wie beispielsweise Freundschaften zu
schließen oder zu festigen. Für sie muss eine alternative Kommunikationsmög-
lichkeit gefunden werden.
Im vierten Kapitel wird die Methode der Gestützten Kommunikation beschrieben.
Es wird aufgezeigt, für wen die Methode geeignet ist, welche Voraussetzungen
der Stützer mitbringen sollte und welche Art von physischer und psychischer
Stütze bei verschiedenen Anwendungsgebieten notwendig sein kann. Nachdem
die Rahmenbedingungen erläutert wurden, wird der Frage nachgegangen, wie die
Anbahnung und die Reduzierung verlaufen sollten.
Das fünfte Kapitel beschreibt exemplarisch, welche rechtlichen Konsequenzen
sich durch FC für die Nutzer sowie für Stützer und Außenstehende ergeben kön-
nen.
Im sechsten Kapitel werden die verschiedenen kontroversen Positionen anhand
von Studien qualitativer und quantitativ-experimenteller Art gegenübergestellt,
indem zentrale Kritikpunkte angeführt werden. Diese Gesichtspunkte werden so-
wohl aus der Sicht der Befürworter als auch aus der der Gegner diskutiert.
Abschließend wird im letzten Kapitel anhand der Fragestellung, was FC für Men-
schen mit autistischem Verhalten bedeutet, ein Resümee gezogen.

2 Autismus ­ eine Begriffsklärung
3
2 Autismus - eine Begriffsklärung
Der Begriff Autismus leitet sich vom griechischen Wort ,,autòs" für ,,selbst",
,,selbstbezogen" ab. Der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler hat diese Bezeich-
nung erstmals 1911 verwendet, um Menschen mit Schizophrenie, die sich in ihre
eigene psychische Welt zurückgezogen haben, zu beschreiben (Klein 1997, S. 25).
Heutzutage zählen autistische Störungen zu den bekanntesten Krankheitsbildern
im Fachbereich der Kinderpsychiatrie. Von 10000 Kindern leiden zwei bis vier
Kindern an dieser Erkrankung. dabei sind drei- bis viermal mehr Jungen als Mäd-
chen, betroffen (Möller 1996, S. 405).
Im Laufe der Jahre haben viele Wissenschaftler Konzepte entwickelt, in denen sie
das vielseitige Erscheinungsbild des Autismus beschreiben und zu erklären versu-
chen. Z. B. sind Kanner und Asperger dem Hereditären/Genetischen Ansatz zu-
zuordnen. Delacato, Rimland, Lempp und Weber vertreten den Organologischen
Ansatz. Sie gehen davon aus, dass die vorliegenden Wahrnehmungsstörungen und
Störungen in der Informationsverarbeitung kognitiven Ursprungs sind und als
Folge davon affektive Besonderheiten bei den Betroffenen auftreten.
Im Psychogenen Ansatz von Bettelheim, Mahler und Tinbergen und Tinbergen
wird genau entgegengesetzt argumentiert. Dort sind die Wahrnehmungsstörungen
affektiven Ursprungs und als Wirkung daraus weisen die Betroffenen kognitive
Besonderheiten auf.
Den Ansätzen gemeinsam ist das Hauptsymptom der kommunikativen Schwierig-
keiten in Interaktion mit anderen Menschen. Die Kommunikation wird in engem
Zusammenhang mit der Wahrnehmung gesehen, so dass davon ausgegangen wer-
den kann, dass eine Wahrnehmungsstörung ursächlich für autistische Verhaltens-
auffälligkeiten ist.
Der amerikanische Psychiater Kanner und der österreichische Kinderarzt Asper-
ger haben in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts unabhängig voneinander
als erste das Erscheinungsbild des Autismus beschrieben. Auch wenn sie sich in
manchen Punkten unterscheiden, so haben sie auch Gemeinsamkeiten. Insgesamt
wird hier deutlich, wie facettenreich die Palette der autistischen Verhaltensauffäl-
ligkeiten ist und dass es den typischen Autisten nicht gibt. Im Folgenden werden
das Kanner-Syndrom und die Asperger-Störung näher dargestellt. Das Asperger-
Syndrom sei hier vollständiger Weise erwähnt und vom Kanner-Syndrom abge-

2 Autismus ­ eine Begriffsklärung
4
grenzt, um die Vielfältigkeit von autistischen Verhaltensauffälligkeiten und ihre
individuelle Unterschiedlichkeit aufzuzeigen. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird
auf der Basis des Frühkindlichen Autismus nach Kanner argumentiert, weil die
sprachlichen Besonderheiten dieser Form grundlegend für den Einsatz der Ge-
stützten Kommunikation sind.
2.1 Kanner-Syndrom
Kanner beschreibt 1943 den Frühkindlichen Autismus, der den Psychotischen
Störungen zuzuordnen ist und heute unter der Bezeichnung ,,Frühkindlicher Au-
tismus" oder ,,Kanner-Syndrom" bekannt ist. Auffälligkeiten sind bereits ab der
Geburt festzustellen und fallen meist mit dem ersten Lebensjahr auf. Es treten
massive Verhaltensauffälligkeiten auf, die sich im Verlauf des zweiten Lebensjah-
res wieder mäßigen, jedoch ein Leben lang bestehen bleiben.
Als Kardinalsymptom beschreibt Kanner die ,,Extreme Abkapslung von der per-
sonalen Umwelt" (Sautter 1989, S. 17) und ,,Ängstliches Beharren auf Gleich-
erhaltung der dinglichen Umwelt (in der räumlichen wie in der zeitlichen Dimen-
sion)" (ebd., S. 17). Menschen mit autistischem Verhalten isolieren sich von ihrer
Umgebung und sind kaum in der Lage, Kontakt nach außen aufzunehmen. Selbst
Blickkontakt meiden die Betroffenen. (Möller 1996, S. 405 f.). Es fällt auf, dass
die Betroffenen zwanghaft bemüht sind, die Umfeldgestaltung in gleich bleiben-
dem Zustand zu behalten. Jede noch so kleine Veränderung, z. B. das Verstellen
eines Möbelstückes, die Ordnung der Spielsachen, die Stellung des Marmeladen-
glases auf dem Frühstückstisch, sogar die Ausrichtung der Teppichfransen können
zu massiven inneren Unruhezuständen und Ängsten führen (vgl. Holtzapfel 1988,
S. 50). Normalerweise sind sie sehr darauf bedacht, dass ihr Tag nach ganz be-
stimmten Strukturen und Regeln verläuft. ,,Auffallend ist ihr Sinn für Symmetrie"
(ebd.). Abweichungen können auch hier Ängste und Erregungszustände auslösen.
Als Sekundärsymptome nennt Kanner eine Retardierung der Sprachentwicklung,
die zur Folge hat, dass 30% der verhaltensauffälligen Kinder gar nicht sprechen
und somit die Störung des Mutismus vorhanden ist. Andere Kinder leiden häufig
unter Sprachbesonderheiten wie Echolalie, Pronomenreversion, Neologismus und
anderen Störungen. Motorisch sind Kinder mit Frühkindlichem Autismus unauf-
fällig bis geschickt, wenn sie auch bizarre Formen der Bewegung, so genannte
Stereotypien, aufweisen (Dörner 1996, S. 107).

2 Autismus ­ eine Begriffsklärung
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Ihre Emotionalität wird als disharmonisch beschrieben und ist geprägt von Wut-
ausbrüchen und Apathie. Empathisches Einfühlungsvermögen oder der Wunsch
nach emotionaler Nähe fehlen. Dieses Phänomen wird in Brauns Autobiographie
an folgender Textpassage deutlich: ,,Warum waren die Haha [die Mutter, Anm.
der Verf.] und der Heimer traurig? Nur weil sich der Dachs [der Vater, Anm. der
Verf.] kurz nach Mitternacht entschlossen hatte, auf den Friedhof umzuziehen?
Ohne ihre Hilfe wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, an einem solchen
Tag zu weinen." (Brauns 2004, S. 226).
Der ICD-10 kategorisiert den Frühkindlichen Autismus unter ,,Tiefgreifende Ent-
wicklungsstörungen". In dieser Gruppe sind Störungen aufgelistet, welche durch
qualitative Abweichungen in den wechselseitigen sozialen Interaktionen und
Kommunikationsmustern geprägt sind (vgl. ICD-10 2006, S. 366). Das bedeutet:
,,Die Entwicklung der Persönlichkeit litt und/oder leidet unter massiven Störun-
gen, nicht die Persönlichkeit als solche ist gestört" (Sautter 1998, S. 21).
Frühkindlicher Autismus wird im ICD-10 wie folgt definiert:
,,Diese Form der tief greifenden Entwicklungsstörung ist durch eine abnorme oder
beeinträchtigte Entwicklung definiert, die sich vor dem dritten Lebensjahr manifes-
tiert. Sie ist außerdem gekennzeichnet durch ein charakteristisches Muster abnor-
mer Funktionen in den folgenden psychopathologischen Bereichen: in der sozialen
Interaktion, der Kommunikation und in eingeschränkten stereotyp repetitivem Ver-
halten. Neben diesen spezifischen diagnostischen Merkmalen zeigt sich häufig eine
Vielzahl unspezifischer Probleme, wie Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wut-
ausbrüche und (autodestruktive) Aggression." (ICD-10 2006, S. 366).
2.2 Asperger-Störung
Asperger hat 1944 die Autistische Psychopathie beschrieben. Heute ist dieses Stö-
rungsbild unter dem Namen ,,Autistische Persönlichkeitsstörung" oder ,,Asperger-
Syndrom". bekannt. Verhaltensauffälligkeiten treten bereits bei Geburt auf, wer-
den jedoch meist erst ab dem zweiten Lebensjahr als solche bemerkt und bleiben
ein Leben lang erhalten. Das Kardinalsymptom ist die ,,Einengung des Bezugs zur
personalen Umwelt - Fehlen jeglicher affektiven Begleiterscheinungen des Ver-
haltens" (Sautter 1989, S. 17). Laut Asperger entwickelt sich die Sprache bei den
Kindern sehr früh, häufig noch bevor sie das Laufen erlernen, und ist geprägt von
einigen sprachlichen Besonderheiten wie Neologismus. Jedoch wird nicht wie
beim Kanner-Syndrom erwähnt, dass es zu Mutismus kommen kann. Im Unter-
schied zum Frühkindlichen Autismus weisen die Kinder, die Asperger beobachtet

2 Autismus ­ eine Begriffsklärung
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hat, motorische Ungeschicklichkeiten auf. Ihre Intelligenz wird als durchschnitt-
lich bis überdurchschnittlich eingestuft, auch wenn sich das auf den Alltag selten
auswirkt. Die Gefühlswelt wirkt disharmonisch und geht mit Ängsten und depres-
siven Verstimmungen einher (ebd., S. 17 f.).
Die Prognose ein relativ ,,normales" Leben zu führen, wird günstiger angegeben
als beim Frühkindlichen Autismus (Dilling 1997, S. 197).
Im ICD-10 wird das Asperger-Syndrom folgendermaßen erklärt:
,,Diese Störung von unsicherer nosologischer Validität ist durch dieselbe Form
qualitativer Abweichungen der wechselseitigen sozialen Interaktionen, wie für den
Autismus typisch, charakterisiert, zusammen mit einem eingeschränkten, stereoty-
pen, sich wiederholenden Repertoire von Interessen und Aktivitäten. Die Störung
unterscheidet sich vom Autismus in erster Linie durch fehlende allgemeine Ent-
wicklungsverzögerung bzw. den fehlenden Entwicklungsrückstand der Sprache
und der kognitiven Entwicklung. Die Abweichungen tendieren stark dazu, bis in
die Adoleszenz und das Erwachsenenalter zu persistieren. Gelegentlich treten psy-
chotische Episoden im frühen Erwachsenenleben auf." (ICD-10 2006, S. 368).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836625937
DOI
10.3239/9783836625937
Dateigröße
387 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FernUniversität Hagen – Kultur- und Sozialwissenschaften, Erziehungswissenschaft
Erscheinungsdatum
2009 (Februar)
Note
2,7
Schlagworte
gestützte kommunikation facilitated communication autismus rosemary crossley kommunikationshilfe
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Titel: Gestützte Kommunikation (Facilitated Communication = FC)
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