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Printanzeigen und visuelle Kommunikation

Analyse von ausgewählten Printanzeigen des Automobilherstellers Porsche im Zeitverlauf

©2008 Bachelorarbeit 58 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Otto Neurath nannte das 20 Jahrhundert „Jahrhundert des Auges“, denn so folgert er: „Die modernen Menschen empfangen einen großen Teil ihres Wissens und ihrer allgemeinen Bildung durch bildhafte Eindrücke, Illustrationen, Lichtbilder, Filme. Die Tageszeitungen bringen von Jahr zu Jahr mehr Bilder. Dazu kommt das gesamte Reklamewesen, das einerseits mit optischen Signalen, andererseits auch wieder mit Darstellungen arbeitet.“
Schon damals war seine Prognose, dass sich mit den neuen Visualisierungen in Werbung, Unterhaltung und Publizistik ein ganz neuartiges „Netz visueller Argumente“ ausbilden wird. Im Zuge der Globalisierung scheinen visuelle Kommunikationssysteme, die ohne oder nur mit wenig Sprache auskommen, einen erhöhten Stellenwert zu bekommen.
Die hier vorgelegte Arbeit möchte die Aussage, dass Automobilanzeigen (Printanzeigen) unterschiedlicher Hersteller im Jahr 1975 noch aus durchschnittlich 210 Wörtern, 1985 aus 120 Wörtern und 1995 nur noch aus 55 Wörtern bestanden haben , in Bezug auf ihren allgemeinen Trend empirisch überprüfen und diese in den Kontext der in der relevanten fachlichen Literatur ausgeführten Erkenntnisse der visuellen Kommunikation stellen. Die Arbeit ist sowohl sekundäranalytisch wie auch empirisch angelegt.
In Kapitel 1 findet sich ein allgemeiner, theoretischer Teil, welcher die Theorie der visuellen Kommunikation in Hinblick auf die vorgelegte Arbeit kurz beleuchtet und ein Exkurs zum Thema Werbung.
In Kapitel zwei werden die der Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen und Fragestellungen beschrieben. Daran anschließend findet sich eine kurze Beschreibung der verwendeten Methoden und Geschichte, Grundzüge und Zielsetzung der Methode der Inhaltsanalyse. Des weiteren werden die Auswertungsmodalitäten und die Kategorien (Variablen) dargestellt.
In Kapitel 3 findet sich die Auswertung und Analyse der Printanzeigen des Automobilherstellers Porsche, analysiert im Zeitverlauf (Longitudinalanalyse). Herangezogen wurden Printanzeigen bzw. Inserate der letzten 5 Jahrzehnte. Diese wurden hinsichtlich ihrer visuellen und textlichen Darstellung und Kommunikation bzw. des Verhältnisses zwischen „Bild und Wort“ untersucht. In diesem Kapitel werden auch die aufgestellten Hypothesen beantwortet.
Den Abschluss bilden der „Anhang“ und das Literaturverzeichnis. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Grafik- und Tabellenverzeichnis3
0.Einleitung4
1.Visuelle Kommunikation im Kontext der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Grafik- und Tabellenverzeichnis

0. Einleitung

1. Visuelle Kommunikation im Kontext der Untersuchung
1.1. Exkurs: Werbung

2. Hypothesen - Forschungsleitende Fragestellungen
2.1. Methodisches zur Inhaltsanalyse
2.1.1. Zur Geschichte der Inhaltsanalyse und deren „theoretischer Herkunft“
2.1.2. Grundzüge der theoretischen Annahmen
2.1.3. Zielsetzung der Methode
2.2. Kategorien und Kodieren
2.2.1. Kodieren und Reliabilität
2.2.2. Zu den Auswertungsmodalitäten
2.2.3. Die Auswertungs-Kategorien (Variablen)der untersuchten Printanzeigen

3. Auswertung der quantitativen und qualitativen Ergebnisse der Untersuchung der Printanzeigen und Beantwortung der Hypothesen
3.1. Anzahl der Inserate
3.2. Farbliche Darstellung der Printanzeigen im Zeitverlauf
3.3. Darstellungsart der Printanzeigen: Zeichnung oder Foto
3.4. Wort- und Bildanteile der Printanzeigen im Zeitverlauf
3.5. Anzahl der Worte in den Printanzeigen im Zeitverlauf
3.6. Positionierung des Textes in den Printanzeigen im Zeitverlauf
3.7. Art der Information der Printanzeigen im Zeitverlauf
3.8. Header in den Printanzeigen im Zeitverlauf
3.9. Die Art der Produktdarstellung in den Printanzeigen im Zeitverlauf
3.10. Die dominierenden Farben in den Printanzeigen im Zeitverlauf
3.11. Die dominierenden Farben der dargestellten Autos in den Printanzeigen im Zeitverlauf

Anhang

Weiterführende Literatur und Anmerkungen zur Inhaltsanalyse

Auswahl analysierter Printanzeigen

Auswahl analysierter Printanzeigen

Literatur

Grafik- und Tabellenverzeichnis

Grafik 1: Anzahl der untersuchten Inserate nach Jahren

Grafik 2: Zwei- und mehrfarbige Anzeige

Grafik 1Grafik 3: Zeichnung oder Foto nach Erscheinungsjahr

Grafik 4: Textfläche in Prozent des Bildfläche (Jahresmittelwerte)

Grafik 5: Anzahl der Worte (Jahresmittelwerte) nach Erscheinungsjahr

Grafik 6: Positionierung des Textes

Grafik 7: Art der Information

Grafik 8: Header ja / nein

Grafik 9: Art der Produktdarstellung im Zeitverlauf

Grafik 10: Die Darstellung des Produktes

Grafik 11: Die dominierende Farbe in den Printanzeigen

Grafik 12: Die dominierenden Farben der dargestellten Autos in den Printanzeigen

Tabelle 1: Header in den untersuchten Printanzeigen nach Erscheinungsjahr

0. Einleitung

Otto Neurath nannte das 20 Jahrhundert „Jahrhundert des Auges“, denn so folgert er:

„Die modernen Menschen empfangen einen großen Teil ihres Wissens und ihrer allgemeinen Bildung durch bildhafte Eindrücke, Illustrationen, Lichtbilder, Filme. Die Tageszeitungen bringen von Jahr zu Jahr mehr Bilder. Dazu kommt das gesamte Reklamewesen, das einerseits mit optischen Signalen, andererseits auch wieder mit Darstellungen arbeitet.“[1]

Schon damals war seine Prognose, dass sich mit den neuen Visualisierungen in Werbung, Unterhaltung und Publizistik ein ganz neuartiges „Netz visueller Argumente“ ausbilden wird. Im Zuge der Globalisierung scheinen visuelle Kommunikationssysteme, die ohne oder nur mit wenig Sprache auskommen, einen erhöhten Stellenwert zu bekommen.

Die hier vorgelegte Arbeit möchte die Aussage, dass Automobilanzeigen (Printanzeigen) unterschiedlicher Hersteller im Jahr 1975 noch aus durchschnittlich 210 Wörtern, 1985 aus 120 Wörtern und 1995 nur noch aus 55 Wörtern bestanden haben[2], in Bezug auf ihren allgemeinen Trend empirisch überprüfen und diese in den Kontext der in der relevanten fachlichen Literatur ausgeführten Erkenntnisse der visuellen Kommunikation stellen. Die Arbeit ist sowohl sekundäranalytisch wie auch empirisch angelegt.

In Kapitel 1 findet sich ein allgemeiner, theoretischer Teil, welcher die Theorie der visuellen Kommunikation in Hinblick auf die vorgelegte Arbeit kurz beleuchtet und ein Exkurs zum Thema Werbung.

In Kapitel zwei werden die der Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen und Fragestellungen beschrieben. Daran anschließend findet sich eine kurze Beschreibung der verwendeten Methoden und Geschichte, Grundzüge und Zielsetzung der Methode der Inhaltsanalyse. Des weiteren werden die Auswertungsmodalitäten und die Kategorien (Variablen) dargestellt.

In Kapitel 3 findet sich die Auswertung und Analyse der Printanzeigen des Automobilherstellers Porsche, analysiert im Zeitverlauf (Longitudinalanalyse). Herangezogen wurden Printanzeigen bzw. Inserate der letzten 5 Jahrzehnte. Diese wurden hinsichtlich ihrer visuellen und textlichen Darstellung und Kommunikation bzw. des Verhältnisses zwischen „Bild und Wort“ untersucht. In diesem Kapitel werden auch die aufgestellten Hypothesen beantwortet.

Den Abschluss bilden der „Anhang“ und das Literaturverzeichnis.

1. Visuelle Kommunikation im Kontext der Untersuchung

Menschen bewegen sich in einer Welt aus Zeichen und Symboliken. Um in dieser Welt zu kommunizieren verwenden wir die verschiedensten Zeichen und haben für diese eigene Systeme. Ein Zeichen ist immer in Kombination mit dem Zeichensender zu sehen; Berührung, Klang, Buchstaben, Bildzeichen, Zahlen etc sind ebenso als individuelle Zeichen zu sehen. Wir haben uns ein System geschaffen in dem wir uns zurechtfinden und kulturell bedingt verständigen können.

Aus den Abbildern der Sinnbilder und Aufzeichnungen des verbalen Klanges entwickelte sich die Schrift und die visuellen Symbole bekamen eine einheitliche Norm und wurden zu einem allgemein gültigen Kommunikationsmittel. Neben dieser neuen Art zu kommunizieren bestanden auch weiterhin die Zeichen und Symbolsysteme die einen wichtigen Teil im alltäglichen Leben einnehmen.

Da die Symbolsprache immer leicht und schnell verständlich sein sollte, ist sie sehr einfach und leicht zu decodieren oder sollte sie sein, damit jedermann sie rasch rezipieren und decodieren kann.[3]

Diese Zeichen und Bilder um uns herum prägen unsere Wahrnehmung, sie verändern unsere Realität, sie beeinflussen unsere Selbstwahrnehmung und die Wahrnehmung unserer Umwelt.

Wir schaffen Bilder und sind den Bildeindrücken ausgeliefert und kommen nicht umhin diese aufzunehmen, bewusst und unbewusst.

Nie war die Vielfalt der visuellen Kommunikationsmittel und quantitative Output von Bilder so mannigfaltig wie heute; zumal die visuellen Kommunikationsmittel aus dem 19. Jahrhundert wie Straßenplakate oder Zeitungskarikaturen wie die modernen Internet Bilder oder Hochglanzfotos ihre Daseinsberechtigung haben und sich nicht ausschließen oder konkurrieren wie man meinen könnte, sondern einander konvergieren.

Die Forschung der visuellen Kommunikation hebt sich stark von der „verbalen Kommunikationsforschung“, da die Logik der Bilder eine andere ist, wie die Logik der Texte.

Bilder und Texte können sich überlappen, sich widersprechen oder ergänzen. Die visuelle Kommunikation ist eine Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft und kann in drei unterschiedlicher Aspekte visueller Kommunikation unterteilt werden.

Die drei ebenen der visuellen Kommunikationsforschung sind:

1. Produktionsanalyse

Sie untersucht die Entstehungsbedingungen und die Produktionsstrukturen; sie fragt nach dem Entstehungskontext: wann ist ein Bild wie entstanden?

2. Produktanalyse

Der Schwerpunkt dieser Analyse liegt auf der Bedeutungsebene. Sie untersucht die Materialität und das Motiv des Bildes und fragt nach den bildimmanenten Bedeutungen: was ist auf dem Bild wie dargestellt?

3. Wirkungsanalyse

Sie untersucht die Wirkungen und Rezeptionsformen von Bildern; sie fragt nach den Adressaten und Rezipienten. Auf wen wirkt das Bild wie und unterschiedlich?

Diese Unterteilung soll dem schier endlosen Feld visuelle Kommunikation etwas begreiflicher machen.[4]

Das Bild als zentrales Mittel der visuellen Kommunikation hat auch in der Werbung größte Bedeutung, da die moderne Werbung immer mehr dominierende Bilder einsetzt und Text meist nur als Verstärkung benutzt. Dem Bild kommt eine zentrale Wichtigkeit zugute und soll dem zu Bewerbenden Produkt verkaufsförderlich sein. Kroebel-Kriel untersucht in seinem Buch Bildkommunikation, Imagerystrategien für die Werbung 1996 die Bedeutung und Image des Bildes und definiert das Bild in diesem Kontext: „Ein Bild ist die Aufzeichnung eines realen oder fiktiven Gegenstandes, die dem Gegenstand ähnlich ist und deswegen wie der Gegenstand wahrgenommen werden kann.“[5]

In der Werbung gibt es nicht nur den Imageryansatz sondern auch den psychologischen und soziologischen Ansätzen kommt eine wichtige Rolle zu, welche auch „die Brücken“ zur visuellen Kommunikation abseits der Werbebilder bauen. So zum Beispiel setzt sich Michael Krzeminski (2001; Krzeminski/Neck 1994) mit dem Bereich des „Social Marketing“ auseinender.[6]

Zur optimalen Aufnahme von dargestellter Kommunikation ist die Bild-Text Kombination für unsere Auffassung wohl die am besten geeignete. Das Bild als Symbol schafft den emphatischen Zugang und das Geschriebene unterstreicht und bekräftigt das Bild. Isotype sollten sehr klar und simpel dargestellt werden und auf den ersten Blick leicht zu erfassen sein und sollen zur aktiven Interpretation aufrufen. Wenn ein Bild ohne Text dargestellt wird, so nennt Neurath dies ein „ visuelles Argument “, ein Bild das für sich selbst spricht, den Betrachter anspricht und nicht langweilt. Bilder transportieren weit mehr als lediglich das dargestellte Objekt oder ein Symbol. All das gesellschaftlich und kulturell angelernte Wissen um ein Symbol spielt in ein einziges Bild mit hinein und gibt somit dem Betrachter einen individuellen großen Interpretationsspielraum.[7]

Es gibt zwei Verfahren für das Umsetzen von sprachliche Produkt- und Dienstleistungsinformationen. Es gibt die direkte oder indirekte Umsetzung ins Bild durch das Auslösen von Assoziationen.[8]

- Direkte Umsetzung heißt die einfache Abbildung eines Sachverhalts. Solche direkten Abbildungen in der Werbung beziehen sich meist auf Produkteigenschaften, -wirkung oder -nutzen in Form eines Nutzenvergleichs.[9]

Wenn es eine direkte Umsetzung eines Sachverhalts ins Bild gibt dann ist es von Vorteil, wenn ein klares inneres Bild entstehen kann denn sprachliche Zusätze sollen das Bildverständnis erleichtern und keinesfalls korrigieren.[10]

- Unter Indirekten Umsetzung versteht man einen Sachverhalt durch das Abbilden eines anderen darzustellen. Hier sollen die gängigsten Verfahren dieser Art der Umsetzung aufgezeigt werden:
- die freie Bildassoziationen: dabei werden Bilder in einer Produkt- oder Dienstleistungsanzeige geboten, die offensichtlich nichts mit diesen zu tun haben. Die daraus erlaubte Vermittlungsfreiheit von Assoziationen ergibt sich aus der räumlichen Anordnung der Bilder, denn nur durch das räumliches Zusammenfügen zweier Bilder entstehen vor unseren inneren Augen automatisch Assoziationen, da bei der gedanklichen Verarbeitung dieser versucht wird, die beiden in einem sinnvollen Zusammenhang zu bringen und ein harmonisches Ganzes herzustellen.[11]
- -Die Bildanalogien: Wie der Name schon sagt, wird von einem Gegenstand ein neuer abgebildet, der als Modell dient, um den Betrachter zu motivieren einen Vergleich zu ziehen und dem Gegenstand Eigenschaften des Modells zuzuordnen Hier wiederum spielt ist die räumliche Anordnung der Gegenstände eine wichtige Rolle.[12]
- Bildmetaphern: Manche Bilder haben auch neben ihre tatsächliche Bedeutung eine übertragene metaphorische Bedeutung, kann ein Bild auch zu einem Symbol werden und als aussagekräftigem Symbol Träger rezipiert werden.[13]

In diesem Sinne hat das konkrete Phänomen „ Produkt “ nicht nur Funktionen sondern kann auch Sinn und Bedeutung transportieren. Diese Bedeutungen werden nicht nur über die physisch beobachtbaren Merkmale vermittelt sondern werden auch im Prozess der Werbung konstruiert, indem die Produkte mit Zeichen und Zeichenwelten verbunden werden.[14]

1.1. Exkurs: Werbung

Heute versteht man zumeist unter "Werbung" eher die Wirtschafts- oder Konsumgüterwerbung, die jedoch auch keine Erfindung unserer Zeit ist,[15] sondern ihre Ursprünge bereits in der Antike hat.[16] So sind bereits aus römischer Zeit Werbeinschriften auf Schildern und Mauern überliefert. Im Mittelalter dominierten zunächst mündliche Formen der Werbung. Trommler und Marktschreier machten auf die zu kaufenden Waren aufmerksam, wobei das "reclamare" der Marktschreier die Wurzel des Wortes "Reklame" bildet. Mit der Verbreitung des Papiers und der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert erschienen Werbetexte immer häufiger auch als Messekataloge oder Flugblätter. Zwei Jahrhunderte später kamen Zeitungen und Zeitschriften als schriftliche Träger der Werbung hinzu. Jedoch begann erst mit Aufkommen der industriellen Revolution und der damit einhergehenden Massenproduktion von Konsumgütern aller Art im 19. Jahrhundert die "moderne" Wirtschaftswerbung in Form von Plakaten und anderen "graphischen Werbeträgern" (Sowinski 1979: 11). Allerdings wurde bis in die zweite Dekade des 20. Jahrhunderts für diese Aktivitäten noch überwiegend der Begriff "Reklame" verwendet.

Der Boom der Wirtschaftswerbung wurde jedoch durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Erst zu Beginn der fünfziger Jahre und mit dem einsetzenden "Wirtschaftswunder" erfuhr diese einen erneuten Aufschwung. Gleichzeitig orientierte sich die Werbebranche an den in den USA entwickelten Methoden der tiefenpsychologischen Einflussnahme. Das heißt, es ging in der Werbung nicht nur um eine positive Darstellung der Waren, sondern verstärkt auch um ein suggestives Ansprechen von unbewussten Wünschen und Ängsten der Konsumenten, um diese zum Produktkauf zu bewegen (Sowinski 1979: 14). Eines der ersten (Standard-) Werke, das sich mit dem Thema "Werbung" in den fünfziger Jahren auseinandersetzt, geht folglich sehr kritisch mit den tiefenpsychologischen Finessen der Werbebranche um.

Als eines der frühen deutschen Standardwerke über Werbung kann die 1968 zum ersten Mal erschienene und bereits zitierte Arbeit von Ruth Römer: „Die Sprache der Anzeigenwerbung“ gelten. Dieses Werk stellt allerdings keine soziologische, sondern vielmehr eine linguistische Analyse dar und wurde somit zum Wegbereiter zahlreicher sprachwissenschaftlicher Arbeiten, die die Sprache der Werbung als Forschungsgegenstand zu entdecken begannen. Dass es sich bei der "Sprache" der Werbung tatsächlich um eine eigene Sprachform handelt, lässt sich sicherlich schon daran erkennen, dass Werbung generell als solche zu erkennen ist.

Römer, die 1500 Anzeigen in bundesrepublikanischen Illustrierten und Zeitungen auf Wortwahl, Satzbau und rhetorische Mittel hin analysierte, definierte "Wirtschaftswerbung" wie folgt: "Die öffentliche Bekanntmachung von Firmennamen, Warennamen und Aussagen über Waren, angeregt von dem Erzeuger oder dem Verkäufer der betreffenden Ware in der Absicht, den Absatz der Ware zu fördern, heißt Wirtschaftswerbung" (Römer 1971: 9).

Interessanterweise lehnt sich Römers Aussage eher an wirtschaftswissenschaftliche Definitionen an. So zitiert sie auch aus dem Wörterbuch der Wirtschaft: "Werbung, Wirtschaftswerbung, ist der Inbegriff aller Maßnahmen, die mit Hilfe persönlicher und sachlicher Mittel darauf gerichtet sind, eine Unternehmung bekanntzumachen, für die Erzeugnisse derselben in der breiten Öffentlichkeit zu werben und so letzthin den Absatz derselben zu fördern" (Römer 1971: 9 f). Die Definition von Römer berücksichtigt, obwohl die Autorin die Sprache der Werbung zu beschreiben versucht, weder spezifische sprachliche noch visuelle Mittel und bleibt in ihrer Beschreibung wertfrei. Diese Aspekte sind beiden Definitionen gemein, ebenso die der Werbung zugeschriebenen Intentionen, d.h. die Bekanntmachung von Werbetreibenden und Produkten sowie deren Absatzförderung. Wie dies allerdings geschehen soll, anhand welcher sprachlich-visuellen und konkreten medialen Mittel, wird nicht thematisiert. Ebenso wenig wird die Rolle des Konsumenten oder sozialer Strukturen in dieser Begriffsbestimmung angesprochen. Anders als bei Packard wird die Werbung also neutral und quasi isoliert von den gesellschaftlichen Gegebenheiten definiert und auch nicht als tiefenpsychologisch-persuasiver Akt beschrieben. Seit Römers linguistischer Arbeit fand die Werbesprache als sprachwissenschaftliches Forschungsfeld eine rasche Verbreitung. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass bereits 1972 ein methodisch-didaktisches Werk erschien, das den Titel Sprache der Anzeigenwerbung trug. In diesen Arbeitsunterlagen für den Deutschunterricht zitiert der Autor J. D. Bödeker zwar dieselbe Definition von Werbung aus dem Wörterbuch der Wirtschaft wie bereits R. Römer, allerdings ergänzt er das "was ist Werbung" um ein "wie wirkt Werbung". Dazu schreibt er: "Wahrscheinlich wirkt der bildliche, graphische und musikalische Teil der Werbung überwiegend auf das Unterbewusstsein, der sprachliche, zumal schriftsprachliche Teil überwiegend auf das Bewusstsein der Menschen" (Bödeker 1972: 1).[17]

Im nachfolgenden Jahrzehnt rückte auch die Analyse der Werbebilder und –zeichen weiter in den Vordergrund. Dabei handelt es sich meines Erachtens um eine Entwicklung, die möglicherweise mit den immer stärker visualisierten Wahrnehmungsgewohnheiten im Fernseh- und Computerzeitalter im Zusammenhang steht. So kommt Bechstein 1987 in ihrer Arbeit: „Werbliche Kommunikation: Grundinformationen zur semiotischen Analyse von Werbekommunikaten“ zu der folgenden Schlussfolgerung: „ Die der Werbung zugeordnete Funktion besteht im möglichst effektiven, d. h. konsumstimulierenden, Transfer informativer und / oder persuasiver Aussageinhalte. Um diesem Zweck gerecht zu werden, bedient sich der Werbetexter sprachlicher und optischer Techniken der Argumentation bzw. Persuasion, deren Effektivität bisher jedoch nur ansatzweise verifiziert werden konnte (Seite 311).

Wenn Werbung in den neunziger Jahren zum akzeptierten "festen Kulturbestandteil im Rahmen der modernen Informationsgesellschaft" (Zielke 1991: 21) geworden ist, so liegt es nahe, genauer zu untersuchen, welche Interdependenzen zwischen beiden bestehen. Dementsprechend beschreibt Baumgart 1992 in ihrer Arbeit „Die Sprache der Anzeigenwerbung“ die enge Verbindung zwischen (werbe-)sprachlichen und gesellschaftlichen Besonderheiten: "Und ebenso wie die Werbung als ein Spiegel des Zeitgeistes und der allgemeinen Befindlichkeit der Gesellschaft betrachtet werden kann, gibt auch – oder gerade - die Sprache dieses Phänomens über die Träume, Wünsche, Sehnsüchte und Idealbilder einer Kultur Auskunft" (Seite 311).

Anders als noch in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts gilt Werbung nicht mehr als wirklichkeitsverschleiernd, sondern vielmehr als ein Spiegelbild gesellschaftlicher Trends und Strömungen. Dieser modifizierte Blickwinkel ergibt sich meiner Meinung nach zum einen aus der seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems veränderten Situation in Europa, die von einer politischen Entideologisierung gekennzeichnet ist. Zum anderen wird der Verbraucher, zumindest in den modernen Dienstleistungsgesellschaften, als mündiger Rezipient von Werbebotschaften gesehen, der sich deren manipulativen, verkaufsfördernden Charakters durchaus bewusst ist.

Zusammenfassend möchte ich Werbung demnach, in Anlehnung an Zielke, wie folgt definieren: Werbung beschreibt den Versuch von Werbetreibenden, durch den Einsatz von Werbemitteln über zwischengeschaltete Medien mit einer Gruppe von Personen zu kommunizieren. Dabei bedienen sich die Werbetreibenden visueller, akustischer und sprachlicher Informations- und Persuasionsmittel, welche auf die im Kommunikationsprozess anonymen und passiven Empfänger dergestalt wirken sollen, dass sie zu im Sinne des Senders wahrnehmbaren und aktiven Rezipienten (Käufern) des Beworbenen werden. Die in Werbebotschaften enthaltenen Informationen sprechen die kognitiv-intellektuelle Seite des Empfängers an. Persuasiv-emotionale Inhalte im Kommunikationsprozess der Werbung appellieren hingegen an unterbewusste Bedürfnisse und Wünsche, die einerseits archetypisch-universell sind, andererseits in ihrer materiellen Ausprägung vom gesellschaftlich-historischen Kontext abhängig sind und somit eine Affinität zur Stereotypen-Verwendung nahe legen.

2. Hypothesen - Forschungsleitende Fragestellungen

In dieser Arbeit wurde der Versuch unternommen, unter Heranziehung der im Seminar verwendeten und vorgestellten Literatur die erarbeiteten Ergebnisse in den Kontext der Erkenntnisse der visuellen Kommunikation zu stellen. Die der Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen und forschungsleitenden Fragestellungen werden im Folgenden dargestellt.

- Ist in den Printanzeigen des Automobilherstellers Porsche im Longitudinalverlauf eine Reduktion der textlichen Inhalte (eine quantitative Abnahme) festzustellen?
- Ist in den Printanzeigen des Automobilherstellers Porsche eine Dominanz des Visuellen auf Kosten der Schriftlichkeit festzustellen? Wie drückt sich eine solche, mögliche Dominanz des Visuellen aus, wie stellt sie sich dar?
- Kommen die aktuellen Printanzeigen mit weniger Sprache aus als in vorangegangenen Jahrzehnten?
- Ist die angenommene quantitative Abnahme zeitlich, kontinuierlich erfolgt?
- Was sind mögliche Gründe für diese Entwicklung?
- Ist die interkulturelle, globalisierte Kommunikation, ein Grund dafür, warum heute mehr und mehr Sprache durch multikodale visuelle Zeichenkomplexe und Bilder ersetzt wird?

Anmerkung:

Die Methode der Auswertung ist an die der Inhaltsanalyse angelehnt, welche auch Kategorien wie die Größe der Anzeige, die farbliche Gestaltung, die Emotionalisierung bzw. Nicht-Emotionalisierung der Anzeigen beinhaltet.[18] Die Auswertung, Kodierung und Kategorisierung wurden händisch vorgenommen (anhand von Ausdrucken), in einem weiteren Arbeitsschritt in Excel kodiert und anschließend zur Quantifizierung und für weitere Berechnungen in das in den Sozialwissenschaften gebräuchliche Auswertungsprogramm SPSS übertragen.

[...]


[1] Otto Neurath: Statistische Hieroglyphen, in: Österreichische Gemeindezeitung, 3. Jg., Nr. 10, Wien 1926, zit. nach Schriften Band 3, S.40.

[2] Vgl. Holger Jung, Jean-Remy von Matt: Momentum, Die Kraft, die Werbung heute braucht, Berlin: Lardon Media 2002, S.295.

[3] Vergl. dazu: Frank Hartmann, Erwin K. Bauer, Bildersprache, Otto Neurath Visualisierungen, Facultas Verlags und Buchhandels AG Wien 2006, S. 15,16

[4] Vergl. dazu: Marion G. Müller, Grundlagen der visuellen Kommunikation, Theorieansätze und Methoden, UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2003, S. 13-17

[5] Kroeber-Riel , Werner, Bildkommunikation. Imagerystrategien für die Werbung,2. Auflage, München 1996, S. 35

[6] Vergl. dazu: Marion G. Müller, Grundlagen der visuellen Kommunikation, Theorieansätze und Methoden, UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2003, S.186-187

[7] Vergl.dazu: Frank Hartmann, Erwin K. Bauer, Bildersprache, Otto Neurath Visualisierungen, Facultas Verlags und Buchhandels AG Wien 2006, S83-85

[8] Vergl. dazu: Kroeber-Riel , Werner, Bildkommunikation. Imagerystrategien für die Werbung,2. Auflage, München 1996, S 123

[9] ebd. S 124

[10] ebd. S. 125

[11] ebd. S126

[12] ebd. S130

[13] ebd. S133

[14] Karmasin Helene; Produkten als Botschaften; Frankfurt/ Wien: Redline Wirtschaft bei ueberreuter; 2004, S203-204)

[15] Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs "Werbung" geht auf das indogermanische Wort *kuerp- zurück, das so viel bedeutet wie "sich drehen" und im Althochdeutschen in den Verben "werban" (sich wenden) und "werben" (drehen) seinen Niederschlag fand. Das in der Tierwelt übliche Drehen und Wenden des Vogelmännchens bei der Balz führte schließlich zu der Bedeutung von "werben " als "sich bemühen um etwas" (Römer 1971: 15). Die Begriffe "Liebes- " bzw. "Brautwerbung" verdeutlichen diesen etymologischen Hintergrund.

[16] Einen detaillierten Überblick über die Geschichte der Werbung von der Antike bis zum 20. Jahrhundert geben u. a. Ruth Römer, Die Sprache der Werbung, Düsseldorf 1971 und Bernhard Sowinski, Werbeanzeigen und Werbesendungen, München 1979.

[17] Bödeker unterscheidet also zwischen der Persuasions- und Informationsfunktion der Werbung und schreibt ihr jeweils spezifische Träger zu. Seine Beschreibung ist nicht wertend und gleichzeitig komplexer als die vorangegangenen. Allerdings bleibt Bödekers Aussage sehr vage ("wahrscheinlich") und deshalb wenig greifbar. Wie in der Werbung versucht wird, auf das Unterbewusste Einfluss zu nehmen, wird von F. Paepcke vier Jahre später genauer beschrieben:

[18] Da mittels Inhaltsanalyse die oben beschriebene Untersuchung der Automobilanzeigen durchgeführt wird, ist es notwenig in diesem Kontext auch auf nicht im Seminar verwendete Literatur zurückzugreifen: Hier ein Auszug der verwendeten Literatur hinsichtlich der Methode der Inhaltsanalyse: z.B.: Merten Klaus: Inhaltsanalyse. Einführung in Theorie, Methode und Praxis. 2. verbesserte Auflage, Westdeutscher Verlag, Opladen 1995, Herkner Werner: Inhaltsanalyse. In: Jürgen van Koolwijk/Mari Wieken-Mayser (Hrsg.): Techniken der empirischen Sozialforschung, Band 3, Harder Theodor: Werkzeug der Sozialforschung, München 1974.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836620185
Dateigröße
8.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Wien – Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Schlagworte
visuelle kommunikation werbung automobilhersteller porsche printanzeige
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Titel: Printanzeigen und visuelle Kommunikation
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