Konzeption einer Balanced Scorecard für die öffentliche Verwaltung
					
	
		©2006
		Diplomarbeit
		
			
				117 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Betriebswirtschaftliches Denken und Handeln hat in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Stellenwert im Arbeitsalltag deutscher Verwaltungen bekommen. Der steigende Kostendruck öffentlicher Kassen und die umfassende Kritik am ineffizienten, bürgerfernen und nicht transparenten Verwaltungshandeln bereiteten den Weg für einen umfassenden und aufwendigen Reformprozess, der Anfang der 90er Jahre mit der Einführung des Neuen Steuerungsmodell begann und noch Jahre andauern wird.
Derzeit beschäftigt sich eine große Zahl deutscher Verwaltungen mit der Einführung des NKF. Dahinter verbirgt sich die in der Industrie standardisiert verwandte kaufmännische Buchführung, die den besonderen Erfordernissen des Verwaltungshandelns angepasst worden ist. Die Verwaltungen erhoffen sich durch die Darstellung der Geldströme auf den Konten, in der Gewinn- und Verlustrechnung und der Abbildung der tatsächlichen Finanzlage der Behörde zunächst in der Behördenbilanz und dann in einer Konzernbilanz mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit. Spätestens ab dem Haushaltsjahr 2008 müssen Gemeinde und Gemeindeverbände in Nordrhein-Westfalen gem. § 1 Abs. 1 NKFEG Nordrhein-Westfalen ihre Geschäftsvorfälle nach dem System der doppelten Buchführung erfassen und zum Stichtag 1.1.2009 eine Eröffnungsbilanz aufstellen.
Für die öffentliche Verwaltung bedeutet das NKF jedoch nicht nur eine Umstrukturierung der Finanzbetrachtung, sondern ist auch die Basis für ein ziel- und ergebnisorientiertes Verwaltungshandeln. Wo bislang das Geldverbrauchskonzept der Kameralistik die Finanzplanung dominierte, soll es zukünftig um Output und Outcome gehen.
In dieser Form ist das NKF praktische Abbildung eines Paradigmenwechsels. Die Haushaltsansätze der verbrauchsorientierten Kameralistik wurden zwar sorgfältig geplant, doch fehlte an vielen Stellen der direkte Bezug zum Leistungsergebnis der Verwaltung. Die Frage lautete auch in der Vergangenheit wie viel Geld brauchen wir wofür. Diese Betrachtung war jedoch nicht aus Leistungszielen oder gar strategischen Zielen abgeleitet, sondern entstanden primär aus den Erfordernissen des operativen Handelns der Verwaltung i. d. R. auf Basis vergangenheitsbezogener Messgrößen und war somit auch für ein wirksames Controlling unzureichend. Im NKF sollen zunächst Ziele definiert und dann die erforderlichen Finanzmittel zur Zielerreichung bereitgestellt werden.
Während dieses umfangreichen Modernisierungsprozesses werden die […]
	Betriebswirtschaftliches Denken und Handeln hat in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Stellenwert im Arbeitsalltag deutscher Verwaltungen bekommen. Der steigende Kostendruck öffentlicher Kassen und die umfassende Kritik am ineffizienten, bürgerfernen und nicht transparenten Verwaltungshandeln bereiteten den Weg für einen umfassenden und aufwendigen Reformprozess, der Anfang der 90er Jahre mit der Einführung des Neuen Steuerungsmodell begann und noch Jahre andauern wird.
Derzeit beschäftigt sich eine große Zahl deutscher Verwaltungen mit der Einführung des NKF. Dahinter verbirgt sich die in der Industrie standardisiert verwandte kaufmännische Buchführung, die den besonderen Erfordernissen des Verwaltungshandelns angepasst worden ist. Die Verwaltungen erhoffen sich durch die Darstellung der Geldströme auf den Konten, in der Gewinn- und Verlustrechnung und der Abbildung der tatsächlichen Finanzlage der Behörde zunächst in der Behördenbilanz und dann in einer Konzernbilanz mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit. Spätestens ab dem Haushaltsjahr 2008 müssen Gemeinde und Gemeindeverbände in Nordrhein-Westfalen gem. § 1 Abs. 1 NKFEG Nordrhein-Westfalen ihre Geschäftsvorfälle nach dem System der doppelten Buchführung erfassen und zum Stichtag 1.1.2009 eine Eröffnungsbilanz aufstellen.
Für die öffentliche Verwaltung bedeutet das NKF jedoch nicht nur eine Umstrukturierung der Finanzbetrachtung, sondern ist auch die Basis für ein ziel- und ergebnisorientiertes Verwaltungshandeln. Wo bislang das Geldverbrauchskonzept der Kameralistik die Finanzplanung dominierte, soll es zukünftig um Output und Outcome gehen.
In dieser Form ist das NKF praktische Abbildung eines Paradigmenwechsels. Die Haushaltsansätze der verbrauchsorientierten Kameralistik wurden zwar sorgfältig geplant, doch fehlte an vielen Stellen der direkte Bezug zum Leistungsergebnis der Verwaltung. Die Frage lautete auch in der Vergangenheit wie viel Geld brauchen wir wofür. Diese Betrachtung war jedoch nicht aus Leistungszielen oder gar strategischen Zielen abgeleitet, sondern entstanden primär aus den Erfordernissen des operativen Handelns der Verwaltung i. d. R. auf Basis vergangenheitsbezogener Messgrößen und war somit auch für ein wirksames Controlling unzureichend. Im NKF sollen zunächst Ziele definiert und dann die erforderlichen Finanzmittel zur Zielerreichung bereitgestellt werden.
Während dieses umfangreichen Modernisierungsprozesses werden die […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Diana Levermann 
Konzeption einer Balanced Scorecard für die öffentliche Verwaltung 
ISBN: 978-3-8366-1980-6 
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008 
Zugl. Fachhochschule Südwestfalen, Abteilung Hagen, Hagen, Deutschland, 
Diplomarbeit, 2006 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2008 
Printed in Germany
Diplomarbeit BSC
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Diana Levermann
Abkürzungsverzeichnis 
III 
Abbildungsverzeichnis 
V 
1 
Einleitung 
1 
2 
Das Konzept der Balanced Scorecard 
5 
2.1 Grundlagen der Balanced Scorecard 
5 
2.2 Elemente der Balanced Scorecard 
10 
      2.2.1  Vision, Mission und Strategie 
11 
      2.2.2    Kennzahlen in der Balanced Scorecard 
13 
      2.2.3  Die Finanzperspektive 
16 
      2.2.4  Die Kundenperspektive 
17 
      2.2.5  Die interne Prozessperspektive 
18 
      2.2.6  Die Lern- und Entwicklungsperspektive (Potenzialperspektive) 
19 
      2.2.7  Unternehmensspezifische Perspektiven 
21 
      2.2.8  Strategische Ziele 
23 
2.3 Positionierung mehrerer Balanced Scorecards in einer
 Organisation 
24 
3  Grundsätze strategiefokussierter Organisationen 
26 
3.1 Grundsatz der Operationalisierung der Strategie 
27 
3.2 Ausrichtung der Organisation an der Strategie 
28 
3.3 Strategie als ,,Everyone´s Everyday Job" 
29 
3.4 Strategie als kontinuierlicher Prozess 
30 
3.5 Mobilisierung des Wandels durch die Führung 
32 
4  Ablauf der Implementierung einer Balanced Scorecard 
33 
4.1 Planungsrichtung der Balanced Scorecard 
33 
4.2 Projektorganisation
35 
4.3 Unternehmenskultur 
37 
4.4 Stärken-Schwächen und Chancen-Risiko-Analyse 
39 
4.5 Potenzialanalyse 
42 
4.6 Entwicklung der Balanced Scorecard 
43 
4.6.1 Ableitung der strategischen Ziele 
43 
4.6.2 Aufbau von Ursache-Wirkungs-Beziehungen 
46 
Diplomarbeit BSC
                           II                                   
Diana Levermann
4.6.2.1 Ableitung ausgehend von der Potenzialperspektive 
47 
4.6.2.2 Ableitung ausgehend von der Finanzperspektive 
47 
4.6.2.3 Ableitung ausgehend von der Kundenperspektive 
48 
4.6.2.4 Darstellung über Ursache-Wirkungs-Matrizen 
49 
4.6.3 Auswahl der Messgrößen 
49 
4.6.4 Festlegung der Zielwerte 
50 
4.6.5 Bestimmung der strategischen Aktionen 
52 
5  Berichtswesen mit der Balanced Scorecard 
54 
5.1 Das Balanced-Scorecard-Cockpit 
57 
5.2 Interne und externe Berichts-Scorecard 
60 
6  Entwicklung einer Balanced Scorecard für die öffentliche              
      Verwaltung 
62 
6.1 Allgemeine Rahmenbedingungen 
62 
6.2 Mission und Vision 
67 
6.3 Erarbeitung der Strategie 
70 
      6.3.1 Die SWOT-Analyse 
72 
      6.3.2 Ableitung der Strategie 
75 
6.4 Entwicklung der Balanced Scorecard 
77 
      6.4.1 Auswahl der Perspektiven 
77 
      6.4.2 Aufbau der Perspektiven 
78 
      6.4.3 Ableitung der strategischen Ziele 
81 
      6.4.4 Aufbau von Ursache-Wirkungs-Ketten 
83 
      6.4.5 Auswahl der Messgrößen und Festlegung der Zielwerte 
86 
      6.4.6 Bestimmung der strategischen Aktionen 
90 
7    Berichten mit der Balanced Scorecard 
92 
8    Zusammenfassung und Ausblick 
104 
Diplomarbeit BSC
                           III                                   
Diana Levermann
Abkürzungsverzeichnis 
a. a. O. 
am angegebenen Ort 
Abb. 
Abbildung 
Abs. 
Absatz 
Art. 
Artikel 
BSC 
Balanced Scorecard 
bzw. 
beziehungsweise 
ca. 
circa 
EDV 
Elektronische Daten-Verarbeitung 
etc.  
et cetera 
evtl.  
eventuell 
f. 
folgende Seite 
ff. 
folgende Seiten 
gem. 
gemäß 
GemHVO 
Verordnung über das Haushaltswesen 
der Gemeinden im Land Nordrhein-
Westfalen 
(Gemeindehaushaltsverordnung 
Nordrhein-Westfalen  GemHVO NRW) 
GG 
Grundgesetz 
ggf. 
Gegebenenfalls 
GO 
Gemeindeordnung Nordrhein-
Westfalen 
hrsg. 
herausgegeben 
Hrsg. 
Herausgeber 
i. d. R. 
in der Regel 
KGSt 
Kommunale Gemeinschaftsstelle für 
Verwaltungsvereinfachung 
MK 
Märkischer Kreis 
NKF 
Neues Kommunales 
Finanzmanagement 
Diplomarbeit BSC
                           IV                                   
Diana Levermann
NKFEG 
Gesetz zur Einführung des Neuen 
Kommunalen Finanzmanagements für 
Gemeinden im Land Nordrhein-
Westfalen (NKF Einführungsgesetz 
Nordrhein-Westfalen) 
NPO 
Nonprofit-Organisation 
NSM 
Neues Steuerungsmodell 
o. V. 
ohne Verfasser 
o. J. 
ohne Jahr 
ROI 
Return on Investment 
S. 
Seite 
sog. 
so genannte 
vgl. 
vergleiche 
z. B.  
zum Beispiel 
ROCE 
Return on Capital Employed 
Diplomarbeit BSC
                           V                                   
Diana Levermann
Abbildungsverzeichnis 
Abb. 1: Die vier Perspektiven der Balanced Scorecard 
 7 
Abb. 2: Ursache-Wirkungs-Beziehungen 
 8 
Abb. 3: Übersetzung der Mission in gewünschte Ergebnisse 
 11 
Abb. 4: Dreidimensionalität von Kennzahlen 
 14 
Abb. 5: Mögliche Perspektiven auf ein Unternehmen 
22 
Abb. 6: Abbildung der Wertschöpfung mit strategy maps 
 27  
Abb. 7: Strategischer Managementprozess mit der BSC 
 31  
Abb. 8: SWOT-Analyse 
 40  
Abb. 9: Softwareunterstützte Abbildung eines Ziels 
 57  
Abb. 10: Steuerungsradar im Berichtswesen 
 59  
Abb. 11: Kunden-Cockpit 
 60  
Abb. 12: Auszug aus dem Leitbild des MK 
 68  
Abb. 13: Strategisches Umfeld einer Stadt 
 71 
Abb. 14: Auszug aus den Mittelfristigen Enwicklungszielen des MK 
 75 
Abb. 15: Haus der BSC für den MK 
 80  
Abb. 16: Ursache-Wirkungs-Ketten MK 
 83 
Abb. 17: BSC für den MK 
 89  
Abb. 18: Berichtsbogen 
 92 
Abb. 19: Transformierter Berichtsbogen 
 93  
Abb. 20: Steuerungsradar 2006 
 94  
Abb. 21: Steuerungsradar 2006  2008 
 95 
Abb. 22: Kundencockpit 
 100 
Abb. 23: Prozesscockpit 
 101 
Abb. 24: Lernen- und Entwicklungscockpit 
 102 
Abb. 25: Finanzcockpit 
 103 
 Diplomarbeit BSC                                   1
Diana Levermann
1 
Einleitung 
Betriebswirtschaftliches Denken und Handeln hat in den vergangenen Jahren 
einen beachtlichen Stellenwert im Arbeitsalltag deutscher Verwaltungen 
bekommen. Der steigende Kostendruck öffentlicher Kassen und die 
umfassende Kritik am ineffizienten, bürgerfernen und nicht transparenten 
Verwaltungshandeln bereiteten den Weg für einen umfassenden und 
aufwendigen Reformprozess, der Anfang der 90er Jahre mit der Einführung 
des Neuen Steuerungsmodell
1
 begann und noch Jahre andauern wird. 
Insbesondere das NSM ist zentraler Ausgangspunkt für eine neue 
Betrachtungsweise des Verwaltungshandelns. Der ursprüngliche 
Schwerpunkt lag in der Reformierung der Binnenorganisation der 
Verwaltung.
2
 Die Kernpunkte des NSM
3
 sind neben der dezentralen 
Ressourcenverantwortung, der Dienstleistungsorientierung, der Erarbeitung 
von Leitbildern und der Verflachung von Hierarchieebenen insbesondere die 
Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung, des Controllings, des 
Berichtswesens und des ergebnis- und wirkungsorientierten Neuen 
Kommunalen Finanzmanagements
4
. 
Derzeit beschäftigt sich eine große Zahl deutscher Verwaltungen mit der 
Einführung des NKF. Dahinter verbirgt sich die in der Industrie standardisiert 
verwandte kaufmännische Buchführung, die den besonderen Erfordernissen 
des Verwaltungshandelns angepasst worden ist. Die Verwaltungen erhoffen 
sich durch die Darstellung der Geldströme auf den Konten, in der Gewinn- 
und Verlustrechnung und der Abbildung der tatsächlichen Finanzlage der 
Behörde zunächst in der Behördenbilanz und dann in einer Konzernbilanz 
mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit. Spätestens ab dem Haushaltsjahr 
1
 Im folgenden Text wird der Begriff NSM verwendet. Das NSM ist auch bekannt als New 
Public Management (NPM). Die KGSt hat im deutschsprachigen Raum den Begriff des NSM 
geprägt. 
2
 Vgl. Weißer, in: Innovative Verwaltung, 27. Jahrgang, 04/2005, S. 14, und Busch, München 
2004, S. 111, sowie Budäus / Reichard, Schauer, in: Public Management, Heft 50, S. 10 
3
 Vertiefend bei Busch, München 2004, S. 111 
 Diplomarbeit BSC                                   2
Diana Levermann
2008 müssen Gemeinde und Gemeindeverbände in Nordrhein-Westfalen 
gem. § 1 Abs. 1 NKFEG Nordrhein-Westfalen ihre Geschäftsvorfälle nach 
dem System der doppelten Buchführung erfassen und zum Stichtag 1.1.2009 
eine Eröffnungsbilanz aufstellen.
5
Für die öffentliche Verwaltung bedeutet das NKF jedoch nicht nur eine 
Umstrukturierung der Finanzbetrachtung, sondern ist auch die Basis für ein 
ziel- und ergebnisorientiertes Verwaltungshandeln. Wo bislang das 
Geldverbrauchskonzept der Kameralistik die Finanzplanung dominierte, soll 
es zukünftig um Output und Outcome
6
 gehen.
7
In dieser Form ist das NKF praktische Abbildung eines Paradigmenwechsels. 
Die Haushaltsansätze der verbrauchsorientierten Kameralistik wurden zwar 
sorgfältig geplant, doch fehlte an vielen Stellen der direkte Bezug zum 
Leistungsergebnis der Verwaltung.  Die Frage lautete auch in der 
Vergangenheit ,,wie viel Geld brauchen wir wofür". Diese Betrachtung war 
jedoch nicht aus Leistungszielen oder gar strategischen Zielen abgeleitet, 
sondern entstanden primär aus den Erfordernissen des operativen Handelns 
der Verwaltung i. d. R. auf Basis vergangenheitsbezogener Messgrößen und 
war somit auch für ein wirksames Controlling unzureichend.
8
 Im NKF sollen 
zunächst Ziele definiert und dann die erforderlichen Finanzmittel zur 
Zielerreichung bereitgestellt werden.
9
Zentrales Element des NKF ist das Produkt, dessen Beschreibung im 
Haushaltsplan
10
 ein Abbild seiner Inhalte und Leistungen, seiner 
4
 Im folgenden Text wird der Begriff NKF verwendet. 
5
 Vgl. Freytag / Hamacher /  Wohland, Stuttgart 2005, B I § 1, S. 18 
6
 Outcome = Wirkung 
7
 Vgl. Freytag / Hamacher / Wohland, Stuttgart 2005, B III § 4, S. 175 
8
 Vgl. Brüggemeier, München und Mering 1998, S. 65 
9
 Vgl. Pfreundschuh, in: Der Gemeindehaushalt, 106. Jahrgang, 01/2005, S. 6 
10
 Der Haushaltsplan beinhaltet einen Ergebnisplan und einen Finanzplan, in dem die 
Finanzen der gesamten Gemeinde abgebildet werden. Er enthält zudem mindestens 17 
Teilpläne, für jeden Produktbereich einen, in denen die Aufgaben der Verwaltung detailliert 
dargestellt werden. Die Produktorientierung dieser Teilpläne ergibt sich aus § 4 Abs. 1 
GemHVO. 
 Diplomarbeit BSC                                   3
Diana Levermann
quantitativen und qualitativen Ziele und seiner finanziellen Ressourcen sein 
soll. Daneben werden Kennzahlen und Zielwerte für das konkrete Produkt 
von den Produktverantwortlichen festgelegt, die ein Controlling
11
 und damit 
das Einleiten von Maßnahmen zur Sicherung der Zielerreichung ermöglichen 
sollen. 
Der Wandel von einer reaktiven zu einer aktiven Verwaltungssteuerung ist 
ein umfassender Prozess, der jedoch notwendig ist, wenn das NKF in vollem 
Umfang erfolgreich sein soll. Die Beschreibung der Produkte allein reicht für 
einen Erfolg der Verwaltungsreform nicht aus. Die Verwaltungsführung muss 
sich mit strategischen Gedanken auseinandersetzen und sich für klare Ziele 
der Verwaltung entscheiden, um die gewünschten Ergebnisse sowohl 
inhaltlich wie finanziell zu erreichen.
12
Während dieses umfangreichen Modernisierungsprozesses werden die 
öffentlichen Verwaltungen mit einer ganzen Reihe von 
betriebswirtschaftlichen Denkmodellen und Arbeitswerkzeugen konfrontiert, 
die jedoch nicht immer eins-zu-eins auf öffentliche Verwaltungen übertragbar 
sind. Neben der Monopolstellung der Verwaltung, der Verpflichtung zum 
Allgemeinwohl, der fehlenden Gewinnorientierung und Freiheit bei der 
Aufgabenwahl, der Aufgabenvielfalt, der Beeinflussbarkeit durch politische 
Gremien und der Zwitterstellung zwischen Dienstleistungs- und 
Eingriffsverwaltung gibt es eine ganze Reihe zu beachtender 
Besonderheiten, die eine Modifikation dieser Instrumente unumgänglich 
machen. 
Zahlreiche Beratungsfirmen beschäftigen sich damit, in Verwaltungen 
Leitbilder, Kundenbefragungskonzepte oder ein Qualitätsmanagementsystem 
zu installieren. Die komplexeste und zugleich schwierigste Fragestellung für 
alle Akteure ist jedoch die Frage nach der Gesamtstrategie einer Verwaltung, 
11
 Vertiefend zu ,,Controlling in der öffentlichen Verwaltung" bei Bähr, Sternenfels 2002, und 
Berens / Hoffjan, Stuttgart 2004, sowie Brüggemeier, München und Mering 1998 
12
 Vgl. Pfreundschuh, in: Innovative Verwaltung, 26. Jahrgang, 09/2004, S. 23 
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Diana Levermann
verbunden mit einem ganzheitlichen Betrachtungssystem, das die 
Überwachung der Umsetzung der strategischen Ziele möglich macht. 
Auf dem Weg zum modernen Unternehmen Verwaltung erscheint es sinnvoll, 
den Versuch zu starten, die zahlreichen Reformansätze unter einem Dach zu 
bündeln und sie in eine nachvollziehbare und klare Struktur zu gießen und 
damit die vorhandenen Einzelinstrumente zielgerichtet einzusetzen.
13
Als betriebswirtschaftliches Konzept haben bereits einige Träger hoheitlicher 
Aufgaben die Balanced Scorecard genutzt, wie z. B. die Stadt Passau und 
die Bundeswehr
14
. Als spezielle Art der Konkretisierung, Darstellung und 
Verfolgung von Strategien vor dem Hintergrund monetärer und nicht-
monetärer Größen, die aus der ursprünglichen Kritik an der starken 
finanziellen Ausrichtung von Managementsystemen entstanden ist, erscheint 
es sinnvoll, zu untersuchen, ob und in wieweit die Balanced Scorecard für die 
öffentliche Verwaltung das geeignete Instrument für die Umsetzung der 
Reformprozesse sein könnte. 
Die Kreisverwaltung des Märkischen Kreises mit Sitz in Lüdenscheid befindet 
sich in dem bereits geschilderten Reformprozess. Im Märkischen Kreis leben 
in fünfzehn Städten und Gemeinden ca. 467.000 Einwohner.
15
 Er wurde 
1975 im Zuge der kommunalen Neuordnung aus den Kreisen Iserlohn, 
Altena und Lüdenscheid gebildet. Im Rahmen des NSM wurde in der 
Verwaltung in den vergangenen Jahren unter anderem ein Leitbild entwickelt 
und ein Controlling-System installiert. Für die strategische Steuerung der 
Kreisverwaltung entwickelte die Verwaltungsführung zudem Mittelfristige 
Entwicklungsziele. 
13
 Budäus / Reichard / Schauer, in: Public Management, Heft 50, S. 11 
14
 Vgl. Bombosch / Rüdiger, in: Innovative Verwaltung, 25. Jahrgang, 06/2003, S. 22 ff. 
15
 Vgl. Märkischer Kreis, abrufbar im Internet unter URL: http://www.maerkischer-
kreis.de/portrait/daten_fakten_zahlen.php 
 Diplomarbeit BSC                                   5
Diana Levermann
Im Folgenden werden die Grundlagen des Balanced-Scorecard-Konzeptes 
für gewinnorientierte Unternehmen und der Ablauf der Entwicklung und 
Implementierung einer Balanced Scorecard vorgestellt.
16
 Im Anschluss daran 
erfolgt die Entwicklung einer fiktiven Balanced Scorecard basierend auf dem 
Leitbild und den Mittelfristigen Entwicklungszielen des Märkischen Kreises 
unter Berücksichtigung der besonderen Rahmenbedingungen der 
öffentlichen Verwaltung. 
2 
Das Konzept der Balanced Scorecard 
2.1 
Grundlagen der Balanced Scorecard 
Ausgangspunkt für die Konzeption der Balanced Scorecard Anfang der 90er 
Jahre durch Robert S. Kaplan und David P. Norton war die Kritik an der 
eindimensionalen Betrachtungsweise klassischer Kennzahlensysteme. Im 
Zentrum der Betrachtung der traditionellen Messinstrumente standen 
insbesondere monetäre Erfolgsgrößen.
17
 Diese Instrumente waren 
vergangenheitsorientiert, zeigten nur kurzfristigen Erfolg an und waren nur 
unzureichend mit den strategischen Zielsetzungen des 
Gesamtunternehmens verbunden.
18
Die Balanced Scorecard setzt an diesem Problempunkt mit einem neuen 
Steuerungsverständnis an. Mit ihr können nicht nur die finanziellen 
Ergebnisse der Unternehmenstätigkeit abgebildet werden, sondern auch die 
Leistungstreiber, also diejenigen Faktoren, die zur Erbringung der 
unternehmerischen Leistung ursächlich und verantwortlich sind.
19
16
 Auf die Vorbereitung und Durchführung von Workshops und auf das mit der 
Implementierung der BSC verbundene Projektmanagement wird inhaltlich nicht vertiefend 
eingegangen. 
17
 Vgl. Horváth  Partners, Stuttgart 2004, S. 2 
18
 Vgl. Scherer / Alt, Stuttgart 2002, S. 13 
19
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 30 und Morganski, München 2003, S. 17, sowie 
Müller, Stuttgart 2005, S. 90 
 Diplomarbeit BSC                                   6
Diana Levermann
Balanced Scorecard bedeutet übersetzt etwa ,,ausgewogene Punktekarte". 
Auf ihr werden diejenigen Informationen des Unternehmens abgebildet, die 
für die strategische Entwicklung relevant sind. Ihre Ausgewogenheit besteht 
sowohl in der Darstellung des Unternehmens, als auch in der Einbeziehung 
aller Unternehmensteile und der Kommunikation über alle 
Hierarchieebenen.
20
Ausgehend von Mission, Vision und Strategie schlugen Kaplan und Norton 
vor, aus der Strategie des Unternehmens strategische Ziele abzuleiten und 
sie vier Perspektiven zuzuordnen. Neben der Finanzperspektive entwickelten 
Kaplan und Norton die Kundenperspektive, die Perspektive der internen 
Geschäftsprozesse und die Perspektive Lernen und Entwicklung.
21
Für die Implementierung einer Balanced Scorecard in einem Unternehmen 
ist es daher notwendig, zunächst eine Mission, Vision und eine Strategie zu 
entwickeln und diese über die Gestaltung von Zielen und Maßnahmen 
schlüssig zu operationalisieren. Durch die konsequente Ableitung 
strategischer Ziele und der daraus folgenden Ableitung konkreter 
strategischer Aktionen ermöglicht die Balanced Scorecard einen logisch 
nachvollziehbaren Übergang von der Strategieformulierung zur 
Strategieumsetzung.
22
 ,,Translating Strategy to Action" nennen Kaplan und 
Norton diesen Prozess. Durch den Einsatz einer Balanced Scorecard ist es 
zudem möglich, die mit der Strategie verbundenen Aufwendungen im Budget 
des Unternehmens zu berücksichtigen.
23
Die Betonung der finanziellen Ziele bleibt im Konzept der Balanced 
Scorecard mit Blick auf Unternehmen der freien Marktwirtschaft erhalten, 
schwächt ihre Dominanz aber deutlich ab, indem sie den drei anderen 
Perspektiven das gleiche Gewicht wie der finanziellen Perspektive gibt. 
20
 Vgl. Friedag / Schmidt, Freiburg im Breisgau 2002, S. 19 
21
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 24 
22
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 18, kritische Betrachtung bei Weber / Schäffer, 
Wiesbaden 2000, S. 8 
 Diplomarbeit BSC                                   7
Diana Levermann
Abb. 1: Die vier Perspektiven der Balanced Scorecard (Quelle: Kaplan / Norton, Stuttgart 
1997, S. 9) 
23
 Vgl. Friedag / Schmidt, Freiburg im Breisgau 2002, S. 40 und Morganski, Kissing 2003, S. 
18 
 Diplomarbeit BSC                                   9
Diana Levermann
Die vier Perspektiven der Balanced Scorecard stehen nicht isoliert 
nebeneinander, sondern in einer Mittel-Zweck-Relation.
24
 Sie sind Abbild der 
Voraussetzungen und Maßnahmen, die für eine Umsetzung der Strategie 
notwendig sind. Durch die Betrachtung der Ursache-Wirkungs-Beziehungen 
der Ziele in den verschiedenen Perspektiven kann das gesamte 
Leistungsspektrum eines Unternehmens von der Leistungserstellung bis zum 
Leistungsergebnis dargestellt werden. 
Die konkrete Zuordnung von Zielen und Kennzahlen zu den einzelnen 
Perspektiven soll eine Vernachlässigung der Perspektiven und eine damit 
verbundene einseitige Betrachtung bei der Ableitung und Verfolgung von 
Zielen vermeiden. Sie soll gleichzeitig eine Strukturierung der Denkprozesse 
ermöglichen und eine Verdeutlichung der Zusammenhänge erreichen.
25
Abb. 2: Ursache-Wirkungs-Beziehungen (Quelle: Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 29) 
Der gedankliche Ansatz soll aber nicht nur eine Strukturierung der Ziele nach 
den Gesichtspunkten der Perspektiven beinhalten, sondern vor allem auch 
zu einer ausgewogenen Betrachtung des unternehmerischen Handelns 
24
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 28 
25
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 18, und Horváth  Partners, Stuttgart 2004, S. 3 
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führen. Die Ausgewogenheit der Balanced Scorecard besteht insbesondere 
in einem ausbalancierten Abbild 
·  kurzfristiger- und langfristiger Ziele, 
·  interner und externer Beziehungen, 
·  von Ergebniskennzahlen, die für eine ex-post-Kontrolle genutzt 
werden können, 
·  von Leistungstreibern, die als ex-ante-Indikator dienen können, und 
·  von monetären und nicht-monetären Kennzahlen.
26
Die Balanced Scorecard soll nicht nur im Rahmen einer einmaligen Aktion 
entwickelt werden, sondern als ganzheitliches Managementsystem
27
 im 
Steuerungskreislauf
28
 des Unternehmens einen festen Platz finden und damit 
auch Basis für interne und externe Berichte sein. Friedag und Schmidt 
unterscheiden für die besonderen Zwecke der Darstellung des 
Unternehmens auch gegenüber externen Interessengruppen zwischen der 
Führungs-Scorecard und der Berichts-Scorecard.
29
Die Balanced Scorecard ist Grundlage dafür, in systematischen Prozessen 
die Unternehmensstrategie umzusetzen und rückzukoppeln.
30
 Sie soll jedoch 
nicht dazu dienen, das Unternehmen einem bereits formulierten Ziel 
anzupassen und lediglich zu kontrollieren, sondern sie soll als 
Kommunikations-, Informations- und Lernsystem verstanden werden.
31
Das Grundkonzept der Balanced Scorecard ist ein formaler Denkrahmen, der 
im Prinzip auf jede Organisation angewendet werden kann. Voraussetzung 
dafür ist eine spezifische Anpassung an die konkrete Anwendungssituation. 
26
 Vgl. Morganski, Kissing 2003, S. 15 
27
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 11 
28
 Näheres enthält der Abschnitt 3.4, S. 30. 
29
 Vgl. Friedag / Schmidt, Planegg bei München 2004, S. 88 ff.; Näheres enthält der 
Abschnitt 5.2, S. 60. 
30
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 19 
31
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 24 
 Diplomarbeit BSC                                   11
Diana Levermann
Diese Anpassung betrifft nicht nur Ziele und Kennzahlen, sondern kann auch 
eine Modifikation der vier Perspektiven notwendig machen.
32
Eine allgemeingültige Balanced Scorecard, die standardisiert für jede 
Organisation genutzt werden kann, gibt es daher nicht.
33
 Die gedankliche 
Struktur der Balanced Scorecard ist das Handwerkszeug für eine individuelle 
Umsetzung. Entscheidend für den Umsetzungserfolg ist der praxisnahe 
Übertrag der Kernaussagen und Kernelemente des Konzeptes, die alle 
bekannten Varianten der Balanced Scorecard gemein haben.
34
2.2 
Elemente der Balanced Scorecard 
Voraussetzung für die Arbeit mit der Balanced Scorecard ist das 
Vorhandensein einer Vision, einer Mission und einer Strategie. Ausgehend 
von diesen Elementen wird erst die Balanced Scorecard aufgebaut.  
Im Folgenden werden für das Verständnis der Balanced Scorecard die 
Inhalte von Vision, Mission und Strategie, die Eigenschaften von Kennzahlen 
in der Balanced Scorecard, die Perspektiven und die Vorgehensweisen bei 
der Ableitung strategischer Ziele vorgestellt. 
32
 Vertiefend zur Anpassung der Perspektiven für die öffentlichen Verwaltung und NPO vgl. 
Scherer / Alt, Stuttgart 2002, S. 18 ff. 
33
 Vgl. Friedag / Schmidt, Freiburg im Breisgau 2002, S. 222 
34
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 46 
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2.2.1  Vision, Mission und Strategie 
Vision und Mission bilden die Grundlage für jede Unternehmensstrategie.
35
Abb. 3: Übersetzung der Mission in gewünschte Ergebnisse (Quelle: Kaplan / Norton, 
Stuttgart  2001, S. 67) 
Die Mission beschreibt das Selbstverständnis der Organisation. Sie zeigt, wie 
sich das Unternehmen selbst einschätzt, was es in seinem Umfeld darstellen 
will oder wie es gesehen werden möchte.
36
 Die Mission wird häufig auch als 
Leitbild oder Unternehmensphilosophie bezeichnet. Das Leitbild beschreibt 
verbindlich für alle Mitarbeiter
37
 den Handlungsrahmen des Unternehmens 
35
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 6 
36
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 6, und Friedag / Schmidt, Freiburg im Breisgau 2002, 
S. 91 
37
 Im nachfolgenden Text wird aufgrund der besseren Lesbarkeit ausschließlich die 
maskuline Form verwandt. 
 Diplomarbeit BSC                                   13
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sowie Verhaltens- und Leitungsgrundsätze. In sofern kommt dem Leitbild 
eine Funktion als eine Art ,,Unternehmensverfassung" zu.
38
Die Vision beantwortet die Frage nach den langfristigen Zielen der 
Organisation. Die Vision ist die Wunschvorstellung des Unternehmens.
39
 Die 
Ziele auf dieser Ebene sind eher vage und sollen Antriebsmotor für das 
unternehmerische Handeln und Motivator für die Mitarbeiter sein.
40
 Die 
Vision zeigt, wohin die Organisation in ihrer Gesamtheit gehen will und 
welche Absichten verfolgt werden. Sie darf sich in der Gestaltung ihres 
Zukunftbildes allerdings nicht zu weit von der Realität entfernen, da die 
Umsetzung sonst unmöglich wird. 
Erst nach der Formulierung von Vision und Mission kann die Ausgestaltung 
der Strategien erfolgen. Strategien sind langfristig wirkende 
Grundsatzentscheidungen, die einen bestimmten Handlungsrahmen bzw. 
eine bestimmte Route festlegen.
41
 Die Strategie erfüllt keinen Selbstzweck, 
sie steht nicht isoliert im Managementprozess, sondern ist eng angebunden 
an die Mission und an die Vision. Die Strategie ist das Bindeglied zwischen 
der Vision und der operativen Ebene des tatsächlichen Handelns der 
Mitarbeiter.
42
 Die Strategie dient der Erfüllung der Vision. Sie beantwortet die 
Frage ,,wie kommen wir dahin" bzw. ,,was müssen wir tun, um dahin zu 
gelangen". 
Die Strategie eines Unternehmens ist wie die daraus entwickelte BSC ein 
Unikat. Letztlich spiegelt die Strategie eines Unternehmens wieder, was die 
Führungsebene denkt und welche Maßnahmen zur Erreichung der Vision 
notwendig sind.
43
38
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 7 
39
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 21 
40
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 8 
41
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 47 
42
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 2001, S. 66 f. 
43
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 2001, S. 67 
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2.2.2  Kennzahlen in der Balanced Scorecard 
Kennzahlen liefern Informationen, in wieweit ein konkretes Ziel erreicht wird. 
Sie geben verdichtete Informationen über bestimmte Fakten, Prozesse oder 
Zusammenhänge wieder.
44
 Kennzahlen dienen der Definition von 
Zielvorgaben, der Analyse und der Kontrolle. Im Rahmen der Balanced 
Scorecard dienen sie der Präzisierung und der Messung der Zielerreichung  
im Ergebnis und während des Leistungserstellungsprozesses zur Erreichung 
der strategischen Ziele.
45
 Sofern eine direkte Messung nicht möglich ist, 
werden indirekte Größen, sog. Indikatoren, eingesetzt. Dabei reicht häufig 
ein Indikator allein nicht aus, sondern es ist die Betrachtung mehrer 
Indikatoren, die in einem bestimmten System zueinander stehen, 
erforderlich. 
Viele Kennzahlen haben sich mittlerweile als Standards etabliert. Der 
Entwicklung weiterer individueller Kennzahlen sind keine Grenzen gesetzt. 
Ihre Erarbeitung erfordert Kreativität und Weitsicht. In Frage kommen i. d. R. 
Grundzahlen und Verhältniszahlen. 
Grundzahlen sind absolute Zahlen, die in einen Vergleich zu anderen Zahlen 
gesetzt werden. Verhältniszahlen können sowohl Gliederungszahlen als 
auch Beziehungszahlen oder Messzahlen sein. Gliederungszahlen sind 
Teilmassen, die in Relation zu einer Gesamtmasse gesetzt werden, wie z. B. 
prozentualer Anteil der Kosten einer Filiale zu den Gesamtkosten aller 
Filialen eines Bezirkes. Beziehungszahlen beschreiben einzelne Massen, die 
in logischen Beziehungen in Relation gesetzt werden z. B. Versandkosten 
pro Kunde. Messzahlen sind auch bekannt als Indexzahlen und werden 
gebildet, indem eine gleichartige Größe zeitlich oder örtlich auf eine 
gemeinsame Basis bezogen wird. Ein bekannter Index ist zum Beispiel der 
Lebenshaltungsindex. Die Kennzahlen der Folgejahre beziehen sich alle auf 
einen Basiswert und liefern daher eine Verlaufsinformation.
46
44
 Vgl. Bähr, Sternenfels 2002, S. 73, und Ziegenbein, Ludwigshafen (Rhein) 2001, S. 110 
45
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 53 
46
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 55 f. 
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Diana Levermann
Bei der Definition von Kennzahlen stellt die Balanced Scorecard besondere 
Anforderungen an die Anwender, da alle Kennzahlen dreidimensional 
definiert werden müssen. Ausgehend vom Grundgedanken der Balanced 
Scorecard, verschiedene Blickwinkel darzustellen, werden die Kennzahlen in 
der ersten Dimension den einzelnen Perspektiven zugeordnet. In der zweiten 
Dimension erfolgt eine Unterscheidung zwischen kurz- und langfristig 
orientierten Kennzahlen. In der dritten Dimension wird in Erweiterung der 
klassischen Kennzahlensysteme noch nach Früh- und  Spätindikatoren 
differenziert.
47
Abb. 4: Dreidimensionalität von Kennzahlen (Quelle: Morganski, München 2003, S. 46) 
Die gängigen Kennzahlen, die aus der Bilanz und der Gewinn- und 
Verlustrechnung abgeleitet werden wie z. B. Renditen, ROI oder Cash-Flow-
Größen sind Spätindikatoren. Diese Indikatoren stehen am Ende eines 
Prozesses und leiten sich aus dem betriebswirtschaftlichen Ergebnis ab. 
Diese Indikatoren lassen bei ihrer Betrachtung im Zeitreihenvergleich 
grundsätzlich auch Schlüsse über zukünftige Entwicklungen zu, bleiben aber 
in ihrer Blickrichtung vergangenheitsorientiert. Frühindikatoren hingegen sind 
47
 Vgl. Friedag / Schmidt, Freiburg im Breisgau 2002, S. 43 
 Diplomarbeit BSC                                   16
Diana Levermann
auf einen frühen Zeitpunkt eines Prozesses ausgerichtet. Dies kann der 
Beginn oder eine frühe Phase des Prozesses sein. Frühindikatoren 
beantworten nicht die Frage nach dem später zu erwartenden Gewinn, 
sondern beantworten die Frage, in wieweit die aktuell notwendigen 
Aufgaben, die ein späteres Ergebnis sicherstellen sollen, erfüllt oder 
wahrgenommen werden.
48
 Erst durch die Kombination beider 
Betrachtungsweisen kann eine vollständige und verlässliche Betrachtung 
erfolgen. 
Bei der Auswahl der Kennzahlen ist eine Ausgewogenheit der Dimensionen 
wichtig. So sollen nicht nur Frühindikatoren oder nur kurzfristige Kennzahlen 
ausgewählt werden. Vielmehr muss das ausgewogene Spektrum der 
Perspektiven sich auch in der Auswahl der Kennzahlen wieder finden.
49
Sofern ein Unternehmen nicht über Messgrößen für alle strategischen Ziele 
verfügt, jedoch eine überwiegende Anzahl bereits vorhanden ist, bedeutet 
das nicht, dass die Balanced Scorecard durch das Fehlen von Kennzahlen 
nicht funktionieren kann. Hier wird vielmehr darauf abgestellt, dass die 
Balanced Scorecard auch dann grundsätzlich arbeitsfähig ist, wenn einige 
wenige Kennzahlen fehlen. Diese fehlenden Kennzahlen können für eine 
Übergangszeit durch schriftliche Berichte über Maßnahmen ersetzt werden. 
Um die Funktionsfähigkeit der Balanced Scorecard dauerhaft sicherzustellen, 
müssen die fehlenden Messgrößen allerdings ergänzt werden. 
50
Sorgfältig sollte mit der Aggregation einzelner Kennzahlen zu Indizes 
umgegangen werden. Die Konstruktion und Berechnung verschiedener 
Messgrößen macht nur dann Sinn, wenn die verwendeten Parameter 
zusammenhängen. Indexwerte müssen einer inhaltlichen Analyse 
unterzogen werden, um genaue Aussagen zu erhalten, denn ein gutes 
Indexergebnis kann ein schlechtes Ergebnis eines einzelnen Parameters 
48
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 45 
49
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 47 
50
 Vgl. Norton / Kaplan, Stuttgart 1997, S. 139, und Horváth  Partners, Stuttgart 2004, S. 
228 f. 
 Diplomarbeit BSC                                   17
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verdecken. Als erste Aussage über einen Trend ist ein Indexwert jedoch 
durchaus geeignet, sofern dies situativ angebracht erscheint.
51
2.2.3  Die Finanzperspektive 
Die Finanzperspektive beantwortet die Frage, ob und inwieweit die 
Umsetzung der Unternehmensstrategie eine Verbesserung des finanziellen 
Ergebnisses des Unternehmens bedeutet.
52
 Sie hat bei gewinn- und 
umsatzorientierten Unternehmen eine überragende Stellung.
53
Die Ziele der Finanzperspektive sind gleichzeitig der ,,Fokus für die Ziele und 
Kennzahlen der anderen Balanced-Scorecard-Perspektiven"
54
 und definieren 
zugleich ,,die von einer Strategie erwartete finanzielle Leistung"
55
.  
Bei der Auswahl der Kennzahlen gibt es keine eindeutige Entscheidung, 
welche Kennzahlen die richtigen sind. Wie für das Gesamtkonzept der 
Balanced Scorecard gilt auch hier, dass eine Anpassung an die 
Erfordernisse der konkreten Steuerungssituation notwendig ist. Für die 
Beurteilung der Erfordernisse bei der Auswahl der Messgrößen ist es 
beispielsweise wichtig, zu berücksichtigen, auf welche Entwicklungsstufe des 
Produktlebenszyklus sich die Kennzahlen beziehen. So ist bei der Auswahl 
der Kennzahlen eine Differenzierung nach den Phasen Wachstum, Reife und 
Ernte notwendig.
56
Für die meisten Unternehmen sind Kennzahlen, die die Rentabilität, die 
Liquidität und die Sicherheit messen, wichtig.
57
 Häufig verwandte 
Spätindikatoren in diesem Bereich sind unter anderem Kennzahlen zur 
51
 Vgl. Horváth  Partners, Stuttgart 2004, S. 229 
52
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 33 
53
 Vgl. Scherer / Alt, Stuttgart 2002, S. 18, und Berens / Hoffjan, Stuttgart 2004, S. 112 
54
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 104 
55
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 34 
56
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 47 ff., und Morganski, München 2003, S. 104 
57
 Vgl. Morganski, München 2003, S.104 
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Kapitalrentabilität, zu Umsatzveränderungen, zu 
Unternehmenswertveränderungen oder der cash flow.
58
 Frühindikatoren 
können dadurch gebildet werden, dass nicht einzelne, sondern mehrere Ziele 
in einem zeitlichen Ablauf verfolgt werden. Die zeitlich vorgelagerten Ziele 
sind dann Frühindikatoren für die späteren Ziele.
59
Insgesamt beschreibt die Finanzperspektive ,,die materiellen Ergebnisse der 
Strategie in traditionellen finanziellen Messgrößen"
60
. Sie beschreibt die 
erwünschten Ergebnisse der Strategie und enthält viele Nachlaufindikatoren. 
Die Finanzperspektive hat daher sowohl die kürzeste wie auch die längste 
Reichweite der vier Perspektiven. Die kürzeste, weil in ihr die Ergebnisse der 
Vergangenheit oder die zukünftigen Erwartungen an die Ergebnisse 
dargestellt werden, und die längste Reichweite, weil die finanziellen Mittel 
Voraussetzung für den zukünftigen Potenzialaufbau darstellen.
61
2.2.4  Die Kundenperspektive 
Im Rahmen der Zuordnung der Ziele und Kennzahlen in der 
Kundenperspektive sollen zentrale Fragen nach dem Verhalten des 
Unternehmens gegenüber dem Kunden beantwortet werden. Diese 
Perspektive wird häufig als die entscheidende Perspektive angesehen, 
sofern das Unternehmen den Kunden im Mittelpunkt seiner Tätigkeit sieht. 
Daneben bleibt zu beachten, dass das Erreichen der Ziele der 
Finanzperspektive im ganzen Ausmaß häufig nur erreicht werden kann, 
wenn die Kundenziele erfüllt werden.
 62
Wichtige Kernkennzahlen in diesem Bereich sind z. B. Marktanteil, 
Kundenakquisition, Kundentreue, Kundenzufriedenheit und die sich daraus 
58
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 33 
59
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 117 
60
 Vgl. Norton / Kaplan, Stuttgart 2004, S. 28 
61
 Vgl. Horváth  Partners, Stuttgart 2004, S. 173  
 Diplomarbeit BSC                                   19
Diana Levermann
ergebende Kundenrentabilität.
63
 Als Frühindikatoren kommen diejenigen 
Kennzahlen in Betracht, die im Rahmen einer erfolgreichen Vermarktung 
dem Kunden einen besonderen Nutzen oder Mehrwert eröffnen, z. B. in 
Form von Produkt- und Serviceeigenschaften, in einer besonderen 
Kundenbeziehung oder in Form eines bestimmten Images. In Frage kommen 
dabei z. B. die Reaktionsgeschwindigkeit auf Kundenwünsche, 
Lieferpünktlichkeit, Servicezeiten oder Kennzahlen zum Produktnutzen.
64
2.2.5  Die interne Prozessperspektive 
Die interne Prozessperspektive beschäftigt sich daher mit der Frage, wie die 
Prozesse auszusehen haben, damit die Interessen der Kunden und der 
Kapitalanleger befriedigt werden können.
65
 In der internen 
Prozessperspektive werden die kritischen Prozesse des Unternehmens 
abgebildet.
66
 Diese Prozesse sind der Schlüssel zur Erreichung der Ziele der 
finanziellen Perspektive und der Kundenperspektive.  
Im Unterschied zu herkömmlichen Performance-Measurement-Ansätzen 
werden mit der Balanced Scorecard nicht nur vorhandene Prozesse 
kontrolliert und optimiert, sondern es wird versucht, diejenigen Prozesse 
heraus zu finden, die für die Strategieumsetzung am ehesten einen Erfolg 
versprechen.
67
Im Rahmen der internen Prozessperspektive soll dementsprechend nicht nur 
eine inhaltliche Auseinandersetzung mit vorhandenen Prozessen erfolgen, 
sondern die gesamte Wertschöpfungskette wird ausgehend vom 
Innovationsprozess, in dem der Markt identifiziert wird und die Schaffung des 
62
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 66, und Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 
34 
63
 Vgl. Morganski, München 2003, S. 55 ff. 
64
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 71 - 73, und a. a. O., S. 82 - 87 
65
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 35, und a. a. O., S. 126 
66
 Vgl. Kaplan / Norton, Stuttgart 1997, S. 89 
67
 Vgl. Ehrmann, Ludwigshafen (Rhein) 2003, S. 35 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2006
- ISBN (eBook)
- 9783836619806
- DOI
- 10.3239/9783836619806
- Dateigröße
- 7.3 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Fachhochschule Südwestfalen; Abteilung Hagen – Verbundstudiengang Betriebswirtschaft, Studienrichtung Wirtschaftsrecht
- Erscheinungsdatum
- 2008 (September)
- Note
- 2,0
- Schlagworte
- balanced scorecard public management kennzahlensystem controlling
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					