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Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft

Räumliche Standortstruktur- bzw. -entwicklung, Standortbewertung am Beispiel der Messestadt Frankfurt

©2006 Doktorarbeit / Dissertation 270 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die deutsche Messewirtschaft ist weltweit führend. 23 Messeplätze verfügen zusammen über eine Hallenfläche von über 2,5 Mio. Quadratmetern. Jährlich veranstalten sie rund 140 überregionale Messen und Ausstellungen mit mehr als 170.000 Ausstellern und über 10 Mio. Besuchern. Zwei Drittel der global wichtigen Leitmessen finden auf deutschem Boden statt, drei der vier größten Messegelände der Welt liegen in Deutschland und sechs der zehn umsatzstärksten Messegelände der Welt haben hier ihren Sitz. Jedes Jahr sorgen die Aussteller und Besucher mit ihren Investitionen in die Messepräsenz allein in Deutschland für einen Umsatz von über 10 Milliarden Euro.
Der deutsche Messemarkt ist seit dem Jahr 2001 erheblich unter Druck geraten. Nicht nur die Wettbewerber, wie global agierende Messeorganisationen, die den lukrativen europäischen Markt selbst für sich gewinnen möchten, sondern auch die schwache Konjunktur verhindert wesentliche Belebungsimpulse der internationalen Fachmessen in Deutschland. Eine Entwicklung, der die deutschen Großmessen aktiv begegnen müssen, wollen sie nicht wesentliche Anteile an aggressive, flexible und dynamisch operierende „außerdeutsche“ Veranstalter verlieren.
Zudem wirkt sich die Globalisierung in einer Intensivierung des Wettbewerbs der Messe- und Kongressveranstalter um neue ebenso wie um themengleiche Veranstaltungen aus. Auf der einen Seite müssen sie sich gegen andere Kommunikationskanäle behaupten, auf der anderen Seite konkurriert eine Vielzahl von Veranstaltungen und Messegesellschaften untereinander. Und letztendlich kämpfen alle um die knappe Aufmerksamkeit, das nachlassende Interesse und die Budgets ihrer Kunden (sowohl der Aussteller als auch der Besucher). Sämtliche Budgets der Unternehmen stehen zur Disposition. Selten wurden diese so konsequent hinsichtlich ihrer Notwendigkeit und Höhe überprüft wie in der jetzigen Zeit der schwachen Konjunktur. Dies gilt v.a. für Ausgaben, die kurzfristig reduzierbar sind oder gestrichen werden können.
Im Fokus der Diskussion stehen dabei nicht selten die Ausgaben für Vertriebs- und Marketingaktivitäten, die im Zusammenhang mit Messen stehen. Verstärkt wurde diese Tendenz noch durch die Ereignisse des 11. September 2001. Etliche Unternehmen aus dem Ausland haben ihre Aktivitäten im Bereich der Messen und Ausstellungen mit der Begründung reduziert, die Mitarbeiter nicht unnötig durch verstärkte Reiseaktivitäten gefährden zu wollen.
Darüber […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Martin Uhlendorf
Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
Räumliche Standortstruktur- bzw. -entwicklung, Standortbewertung am Beispiel der
Messestadt Frankfurt
ISBN: 978-3-8366-0148-1
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, Deutschland, Dissertation /
Doktorarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Vorwort
I
Vorwort
Den Anstoß zu dieser Arbeit gab meine berufliche Tätigkeit für die Ausstellungs- und
Messe GmbH des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, die mit der Frankfur-
ter Buchmesse die weltweit größte und wichtigste Medienmesse organisiert. Seit Mai
2001 wird der Marktforschungsbereich der Frankfurter Buchmesse von mir geleitet.
Diese umfassende praktische Tätigkeit sowie die wissenschaftliche Beschäftigung
mit dem Themenfeld Messe- und Ausstellungswirtschaft in meiner Diplomarbeit, hat
mich zu dieser Dissertation motiviert. Dabei ging es v.a. darum, das Themenfeld aus
Sicht eines generalistischen Praktikers zu beleuchten. Die bisher vorgelegten Arbei-
ten sind thematisch meist sehr eng auf den jeweiligen Fachbereich oder ein speziel-
les Thema begrenzt. Für meine berufliche Praxis ebenso wie für die Dissertation
haben sich die, im verwandten Themenbereich der Veranstaltungs-, Kongress- und
Tagungswirtschaft, gesammelten Erfahrungen als nützlich erwiesen. Die 2001 vorge-
legte Diplomarbeit mit dem Titel ,,Veranstaltungs- und Mehrzweckhallen im Rahmen
des Event-Tourismus, empirische Analysen zu Kundenzufriedenheit, Einzugsberei-
chen und Eventmarketing, dargestellt anhand der Beispiele Halle Münsterland in
Münster, Stadthalle Bremen und Westfalenhallen in Dortmund" war der thematische
und berufliche Einstieg in die eng verwandte Messebranche. Die Dimensionen in der
Messewirtschaft sind jedoch ganz Andere. Die deutlich höhere Internationalität der
Kunden, die höhere Zahl von Besuchern
1
, das globale Marketing und letztlich die
ungleich höhere Presseresonanz bei Messen und Ausstellungen, machen die Bran-
che so interessant.
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der deutschen Messe- und Ausstel-
lungswirtschaft im Allgemeinen und stellt am Raumbeispiel der Messestadt Frankfurt
am Main spezielle Entwicklungen dar. Die Bedeutung von Messen und Ausstellun-
gen für die Entwicklung von Raumstrukturen ist bisher in der Geographie nur unzu-
reichend untersucht worden. Weltweit gilt die Teilnahme an den großen deutschen
Messen als unverzichtbar. Zwei Drittel aller Leitmessen finden in Deutschland statt.
Insgesamt werden in Deutschland jährlich ca. 900
2
Messen und Ausstellungen
durchgeführt. Die Internationalität ist hoch: im Durchschnitt kommen 50% der Aus-
steller aus dem Ausland. Damit ist die Messewirtschaft die internationalste Kommu-
1
Die Frankfurter Buchmesse wird von rund 300.000 und die IAA (Internationale Automobilausstellung,
alle 2 Jahre in Frankfurt) sogar von rund 1.000.000 Besuchern frequentiert.
2
nach AUMA-Messe-Guide Deutschland 2003.

Vorwort
II
nikationsbranche in Deutschland. Doch der Messemarkt ist in Bewegung geraten.
Die schwierige Wirtschaftslage drückt auf die Ergebnisse, wichtige Aussteller bleiben
führenden Fachmessen fern oder wandern zu Konkurrenzveranstaltungen ab. Die
Nachwirkungen des 11. Septembers 2001, ein deutlicher Rückgang des Wirtschafts-
wachstums und des Außenhandelsvolumens, ein unverändert schlechtes Konsum-
klima, die fortdauernde Krise der New Economy und Kürzungen der Kommunikati-
onsetats in einigen Unternehmen können als weitere Ursachen für rückläufige Ge-
schäftentwicklungen der Messewirtschaft angeführt werden. Der Kostendruck in der
ausstellenden Wirtschaft hat sich erhöht. Gleichzeitig ist das Effizienzdenken bei
Ausstellern und Besuchern gestiegen. Die Ansprüche an die Kommunikationsqualität
der Messe und an die Geländeinfrastruktur sowie die Aufenthalts- und Servicequalität
steigen. Gleichzeitig erhöhen die meisten Veranstalter ihre Hallenkapazitäten. Dies
führt zu einem steigenden Konkurrenzdruck unter den Veranstaltern auf nationaler
und internationaler Ebene.
Danken möchte ich meinem Arbeitgeber, der Ausstellungs- und Messe GmbH, da mir
die dortige Tätigkeit Anregungen und Motivation zu dieser Arbeit gegeben hat und
sich zwischen der Dissertation und der praktischen Tätigkeit immer wertvolle Syner-
gien ergeben haben. Weiterhin möchte ich der Deutschen Messebibliothek in Berlin
für die Bereitstellung von Literatur danken. Außerdem danke ich Herrn Prof. Dr.
Heinz Heineberg sowohl für die Betreuung als auch für die Korrektur meiner Arbeit.
Nicht zuletzt möchte ich meiner Lebensgefährtin Simone Lagies danken, die in der
nicht immer einfachen Phase der Doppelbelastung durch Beruf und Dissertation zu
mir gehalten hat. Nicht zuletzt für das Korrekturlesen der Arbeit und die diversen
Entbehrungen möchte ich mich bei Ihr bedanken.

Inhaltsverzeichnis
III
Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
- Räumliche Standortstruktur- bzw. -entwicklung, Standortbewertung
am Beispiel der Messestadt Frankfurt -
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorbemerkung
I
Verzeichnis der Abbildungen
VIII
Verzeichnis
der
Tabellen
X
Verzeichnis
der
Karten
XII
Verzeichnis der Abkürzungen
XIII
1. Einführung und methodisches Vorgehen
1
1.1. Problemstellung und Zielsetzung der Untersuchung
1
1.2. Erfahrungsstand und theoretische Grundlagen
2
1.3. Definitorische Grundlagen der Messe- und Ausstellungswirtschaft
3
1.3.1. Definition Messe
3
1.3.2.
Definition
Ausstellung
4
1.3.3.
Weitere
Definitionen
6
1.4. Das Messewesen und seine Akteure
7
1.4.1.
Die
Aussteller
7
1.4.2.
Die
Besucher
8
1.4.3.
Die
Messegesellschaften
9
1.5. Einordnung der Untersuchung in die Geographie
10
1.6.
Der
Messe-Tourismus
12
1.7. Methodische Grundlagen und Aufbau der Arbeit
13
2. Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
15
2.1. Rechtlicher Rahmen und Verwaltungsfragen
15
2.2.
Betreiberkonzepte
16
2.3. Ablauf eines ,,typischen Messebesuchs"
20
2.4.
Kennziffern
21
2.4.1.
Umschlaghäufigkeit
21
2.4.2.
Ausstellerintensität
23
2.4.3.
Besucherintensität
23
2.4.4.
Besucherdichte
23
2.4.5.
Internationalität
23

Inhaltsverzeichnis
IV
2.4.6. Kapazitäten der deutschen Messeplätze
26
2.5.
Die
deutsche
Messewirtschaft
28
2.6. Verkehrsaspekte von Messe- und Ausstellungsveranstaltungen
36
2.6.1.
Fremden-
und
Geschäftsreiseverkehr
36
2.6.2.
Verkehrsgeographische
Lage
38
2.7. Bedeutung und Funktion von Messen im Marketing- und Kommunikations-Mix 40
2.7.1.
Messen
im
Marketing-Mix
41
2.7.2.
Messen
im
Kommunikations-Mix
42
2.8. Erfolgskontrollen
45
2.9. Marktforschung im Messebereich
50
3. Typisierung von Messen, Ausstellungen und Auswirkungen
55
von Messeplätzen auf das Städtesystem
3.1. Ausgewählte Messe- und Ausstellungstypen
55
3.2. Vergleichende Beurteilung und Bedeutung von Messen und Ausstellungen
60
3.2.1.
Ausstellerzahlen
61
3.2.2.
Besucherzahlen
61
3.2.3.
Flächenzahlen
63
3.3. Die FKM (Freiwillige Kontrolle der Messe- und Ausstellungszahlen)
65
3.4.
Die
Analyse
der
Standortstruktur
67
3.5.
Messestädte
70
3.5.1.
Frankfurt/Main
74
3.5.2.
Dortmund
76
3.5.3. Berlin
77
3.5.4.
Düsseldorf
78
3.5.5. Essen
79
3.5.6.
Hamburg
80
3.5.7.
Hannover
81
3.5.8. Köln
82
3.5.9.
Leipzig
83
3.5.10.
München
84
3.5.11.
Nürnberg
85
3.5.12.
Stuttgart
87
4. Historische und gegenwärtige Entwicklung des deutschen
88
Messe- und Ausstellungswesens und zukünftige Planungen
4.1.
Die
historische
Entwicklung
88

Inhaltsverzeichnis
V
4.1.1. Die Entwicklung in der DDR
90
4.1.2. Die Entwicklung in der BRD
91
4.2. Standortbedingungen der deutschen Messen
94
4.3.
Das
gegenwärtige
Wettbewerbsumfeld
97
4.4. Aktuelle Entwicklungstendenzen des Messe- und
103
Ausstellungswesens in der BRD
4.5. Absagen bzw. räumliche Verlegungen von Messeveranstaltungen
105
4.6. Förderung der Messewirtschaft
109
5. Wirtschaftliche und räumliche Bedeutung des Messe-
114
und Ausstellungswesens
5.1. Beschäftigungs- und Umsatzeffekte bei den Veranstaltungsgesellschaften
114
5.2. Ausgewählte Auswirkungen des Messe- und Ausstellungstourismus
116
auf die Standortgemeinden und deren Umland
5.3. Auswirkungen von Messen und Ausstellungen auf die Hotel- und
119
Gaststättenwirtschaft
5.4. Teilmärkte des deutschen Messemarktes
122
5.4.1.
Die
Messeveranstalter
122
5.4.2.
Der
Messebau
124
5.4.3.
Die
Messelogistik
126
5.4.4.
Sonstige
Dienstleistungen
127
5.5. Wichtige Institutionen des deutschen Messemarktes
128
5.5.1. Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen
128
Wirtschaft e.V. (AUMA)
5.5.2. Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe-
129
und Ausstellungszahlen (FKM)
5.5.3. Fachverband für Messe- und Ausstellungsbau (FAMAB)
130
5.5.4.
Forum
Marketing-Eventagenturen
(FME)
130
5.5.5. Fachverband für Messen und Ausstellungen e.V. (FAMA)
131
5.5.6.
Sonstige
Zusammenschlüsse
131
5.5.7. Internationale Verbände und Zusammenschlüsse
132
5.5.7.1. International Federation of Exhibition Services (IFES)
132
5.5.7.2. International Exhibition Logistics Association (IELA)
133
5.5.7.3. European Major Exhibition Centres Association (EMECA)
133
5.5.7.4. Union des Foires Internationakes (UFI)
133
5.5.7.5. Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC)
134
5.6.
Der
internationale
Messemarkt
135

Inhaltsverzeichnis
VI
5.6.1.
Europa
136
5.6.2.
USA
141
5.6.3.
Asien
144
5.7. Einflüsse der Aktivitäten ausländischer Messeveranstalter
145
5.8.
Konjunkturelle
Einflüsse
146
5.9.
Globalisierung
und
Internationalisierung
147
6.
Neuere
Tendenzen
im
Messebereich
152
6.1.
Tagungen
und
Kongresse
152
6.2.
Messen
und
Internet 155
6.3. Arbeitsmarkt und Aus- bzw. Weiterbildung im Bereich der Messewirtschaft
161
6.4.
Event-Marketing
166
6.5.
Der
Image-Begriff
im
Messebereich 169
6.6. Elektronische Registrierung und Ticketing als zentrale Themen der
170
Besuchererfassung
6.7. Standbau und Standdesign
171
6.8. Konsequente Kunden- und Serviceorientierung
175
6.9. Privatisierung
178
7. Benchmarking und Erfolgskontrolle von Messeveranstaltungen
181
7.1. Notwendigkeit einer nutzenorientierten Messebeteiligungsplanung
181
und ­kontrolle
7.2. Ziele von Messebeteiligungen
184
7.2.1.
Systematisierung
von
Messebeteiligungszielen
187
7.2.2.
Bedeutung
von
Messebeteiligungszielen
189
7.2.3. Erfassung und Kontrolle der Zielerreichung bei Messebeteiligungen
190
7.2.4. Methoden zur Erfassung der Zielerreichung
191
7.3. Phasenspezifische Aktivitäten der Aussteller
198
7.3.1.
Vor-Messe-Aktivitäten
199
7.3.2.
Messe-Aktivitäten
199
7.3.3.
Nach-Messe-Aktivitäten 202
7.4. Konkurrenzanalyse
203
7.5. Benchmarking-Analyse
204
8. Bewertung des Messestandortes Frankfurt/Main
207
8.1.
Tourismus
in
Frankfurt/Main
207
8.2.
Messe
Frankfurt
212

Inhaltsverzeichnis
VII
8.3. Standortfaktoren der Messestadt Frankfurt/Main
213
8.4. Lage, Erreichbarkeit und Ausstattung der Veranstaltungsstätten
219
8.5.
Marktstrukturen
220
8.6.
Der
Tagungs-
und
Kongressmarkt
222
9. Fazit und Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit
226
9.1.
Zusammenfassung
der
zentralen
Ergebnisse
226
9.2.
Anforderungen
an
Messegesellschaften 226
9.3. Zukunft und Potentiale des Kommunikationsinstruments Messe
227
10.
Literaturverzeichnis
236

Abbildungsverzeichnis
VIII
Verzeichnis der Abbildungen
Abb. 1: Definition der Begriffe ,,Messe" und ,,Ausstellung"
5
Abb. 2: Das Messewesen und die externen Einflüsse auf das Messewesen
7
Abb. 3: Messebesuchertypologie
8
Abb. 4: Die Tourismuswirtschaft (im engeren und weiteren Sinn)
12
Abb. 5: Regionalökonomisch relevante Wechselbeziehungen zwischen Messe
17
und Standort
Abb. 6: Organisationsformen von Messe- und Ausstellungsveranstaltern
19
Abb. 7:
Messe
im
Kommunikations-Mix
40
Abb. 8: Position von Messen im Vergleich zu anderen Kommunikationsmitteln
43
Abb. 9: Eignung von Messen und Ausstellungen für die Erreichung von
45
Unternehmenszielen
Abb. 10: Von Unternehmen eingesetzte Erfolgsmessungen
50
Abb. 11: Vom
Marketing
zur
Marktforschung
53
Abb. 12: Entwicklung der Aussteller der deutschen Messewirtschaft von
61
1970 bis 2004
Abb. 13: Entwicklung der Besucher der deutschen Messewirtschaft von 1970 bis 2004 62
Abb. 14: Entwicklung der vermieteten Fläche der deutschen Messewirtschaft
64
von 1970 bis 2004
Abb. 15: Standortfaktoren
für
Messen
70
Abb. 16:
Bedeutungsfelder
der
Messestadt
71
Abb. 17: Erscheinungsformen
des
Städtetourismus 117
Abb. 18: Messekosten
der
deutschen
Aussteller
128
Abb. 19: Anlässe
für
Events
168
Abb. 20: Funktionsnetz
eines
Messestandes 173
Abb. 21: Der
konzeptionelle
Messestand
175
Abb. 22: Hauptziele
des
Messebesuchs
189

Abbildungsverzeichnis
IX
Abb. 23: Systematisierung der Methoden zur Messeerfolgskontrolle
196
Abb. 24: Saisonale Schwankungen in der Hotellerie Frankfurts im Jahr 2004
209
Abb. 25: Das
Frankfurter
Messegelände
213
Abb. 26: Standort-Szenario zu den wirtschaftlichen Verflechtungen im Messebetrieb 218
der
Messe
Frankfurt

Tabellenverzeichnis
X
Verzeichnis der Tabellen
Tab. 1: Eigentumsverhältnisse deutscher Messegesellschaften
18
Tab. 2: Auslastung ausgewählter Messeplätze im Jahr 2004
22
Tab. 3: Kennziffern der internationalen/überregionalen deutschen Messewirtschaft
25
ab 1970
Tab. 4: Ausstellungskapazitäten der Messeplätze Deutschlands mit überregionaler
28
Bedeutung im Jahr 2004
Tab. 5: Vermietete Fläche, Aussteller und Besucher 2000 und 2004
32
Tab. 6: Reichweiten
von
Messen
56
Tab. 7: Kriterien für verschiedene Erscheinungsformen von
58
Messen und Ausstellungen
Tab. 8: Veranstaltungstypologie
59
Tab. 9: Messeplatz
Europa
150
Tab. 10: Betriebe und Betten sowie Gäste und Übernachtungen
208
in Frankfurter Hotels, Pensionen und Gasthöfen 1990-2003
Tab. 11: Gäste, Übernachtungen, Bettenauslastung und durchschnittliche
208
Verweildauer im Frankfurter Beherbergungsgewerbe 2003
nach Betriebsgröße
Tab. 12: Herkunft ausländischer Gäste in Frankfurt in den Jahren 2002 und 2003
210
Tab. 13: Städtevergleich 2004: Angekommene Gäste und Übernachtungen in acht
210
Großstädten
Tab. 14: Städtevergleich 2003 zu 2004: Angekommene Gäste und Übernachtungen
211
in acht Großstädten
Tab. 15: Verkehrsleistungen ausgewählter deutscher Verkehrsflughäfen 2003
214
Tab. 16: Die größten Probleme in Frankfurt/Main im Dezember 2004
216
Tab. 17: Das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in den 14 größten Städten
217
und Deutschland 1999 und 2003

Tabellenverzeichnis
XI
Tab. 18: Tagungskapazitäten des Congress Centers Messe Frankfurt
219
Tab. 19: Hotelangebot in Frankfurt nach Preiskategorien zu Messezeiten 2004
220
Tab. 20: Frankfurter Messen in den Jahren 2002 und 2003
221
Tab. 21: Entwicklung der Messe Frankfurt 1999-2003
222
Tab. 22: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort
223
Frankfurt/Main 2003 und 2004
Tab. 23: Zahl der Studierenden an der Universität Frankfurt/Main im
224
Wintersemester 2004/2005

Kartenverzeichnis
XII
Verzeichnis der Karten
Karte 1: Ausstellungskapazitäten der Messeplätze Deutschlands mit überregionaler
27
Bedeutung im Jahr 2004
Karte 2: Umsätze der Messeplätze Deutschlands mit überregionaler Bedeutung
30
in den Jahren 2002 bis 2004
Karte 3: Vermietete Fläche der Messeplätze Deutschlands mit überregionaler
34
Bedeutung im Jahr 2004 im Verhältnis zur Gesamthallenfläche
Karte 4: Die Messeplätze Deutschlands mit überregionaler Bedeutung in Relation
35
zur Bevölkerungsdichte
Karte 5: Aussteller und Besucher der Messeplätze Deutschlands mit überregionaler
63
Bedeutung in den Jahren 2000 und 2004
Karte 6: Zahl der FKM-geprüften Messen in Deutschland 2004
66

Abkürzungsverzeichnis
XIII
Verzeichnis der Abkürzungen
A Autobahn
Abb.
Abbildung
Abs.
Absatz
AG
Aktiengesellschaft
AGB
Allgemeine
Geschäftsbedingungen
AIIC
Association International des Interprètes de Conférence
AIPC
Association International Palais de Congres
AMP
Auslandsmesseprogramm
AUA Austrian
Airlines
AUMA
Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.
BRD
Bundesrepublik Deutschland
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CATI
Computer
Assisted
Telephone
Interviewing
DDR
Deutsche Demokratische Republik
d.h.
das
heißt
DIHK
Deutscher Industrie- und Handelskammertag
DM
Deutsche
Mark
EDV
Elektronische
Datenverarbeitung
EQA
European
Quality
Award
etc.
et cetera
EUCUSA
European Customer Satisfaction Association
e.V.
eingetragener
Verein
evtl.
eventuell
EVVC
Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centen e.V.
FAMAB Fachverband Messe- und Ausstellungsbau
FKM
Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und
Ausstellungszahlen
g
Gramm
gem.
gemäß
GG
Grundgesetz
ggf.
gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
HaustechÜVO
Verordnung über die Überwachung haustechnischer Anlagen
HBauO Hamburger
Bauordnung
Hg.
Herausgeber
IDFA
Interessengemeinschaft Deutscher Fachmessen und Ausstellungsstäd-
te
idR.
in
der
Regel
ILS
Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung
i.S.
im Sinne
IUK
Informations-
und
Kommunikationstechnologie
IT
Informationstechnologie
Kap.
Kapitel
KG
Kommanditgesellschaft
km
Kilometer
LBO
Landesbauordnung
m
Meter
Quadratmeter
min.
Minuten
mind.
mindestens
Mio.
Millionen
MZ
Münstersche
Zeitung
NRW
Nordrhein-Westfalen

Abkürzungsverzeichnis
XIV
ÖPNV
Öffentlicher Personennahverkehr
o.J.
ohne
Jahr
o.O.
ohne
Ort
PKW
Personenkraftwagen
rd.
rund
RVM
Regionalverkehr
Münsterland
GmbH
S.
Seite
sog.
sogenannt
t Tonnen
Tab.
Tabelle
u.a.
unter anderem
u.a.m.
und andere mehr
v.a.
vor
allem
vgl.
vergleiche
VStättVO
Versammlungsstättenverordnung
WN
Westfälische
Nachrichten
z.B.
zum
Beispiel
z.Z.
zur
Zeit

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
1
1. Einführung und methodisches Vorgehen
1.1. Problemstellung und Zielsetzung der Untersuchung
Die deutsche Messewirtschaft ist weltweit führend. 23 Messeplätze verfügen zusammen
über eine Hallenfläche von über 2,5 Mio. Quadratmetern
1
. Jährlich veranstalten sie rund 140
überregionale Messen und Ausstellungen mit mehr als 170.000 Ausstellern und über 10 Mio.
Besuchern. Zwei Drittel der global wichtigen Leitmessen finden auf deutschem Boden statt,
drei der vier größten Messegelände der Welt liegen in Deutschland und sechs der zehn
umsatzstärksten Messegelände der Welt haben hier ihren Sitz. Jedes Jahr sorgen die Aus-
steller und Besucher mit ihren Investitionen in die Messepräsenz allein in Deutschland für
einen Umsatz von über 10 Milliarden Euro.
Der deutsche Messemarkt ist seit dem Jahr 2001 erheblich unter Druck geraten. Nicht nur
die Wettbewerber, wie global agierende Messeorganisationen, die den lukrativen europäi-
schen Markt selbst für sich gewinnen möchten, sondern auch die schwache Konjunktur
verhindert wesentliche Belebungsimpulse der internationalen Fachmessen in Deutschland.
Eine Entwicklung, der die deutschen Großmessen aktiv begegnen müssen, wollen sie nicht
wesentliche Anteile an aggressive, flexible und dynamisch operierende ,,außerdeutsche"
Veranstalter verlieren. Zudem wirkt sich die Globalisierung in einer Intensivierung des Wett-
bewerbs der Messe- und Kongressveranstalter um neue ebenso wie um themengleiche
Veranstaltungen aus (nach: Zoller, 1990, S. 42). Auf der einen Seite müssen sie sich gegen
andere Kommunikationskanäle behaupten, auf der anderen Seite konkurriert eine Vielzahl
von Veranstaltungen und Messegesellschaften untereinander. Und letztendlich kämpfen alle
um die knappe Aufmerksamkeit, das nachlassende Interesse und die Budgets ihrer Kunden
(sowohl der Aussteller als auch der Besucher). Sämtliche Budgets der Unternehmen stehen
zur Disposition. Selten wurden diese so konsequent hinsichtlich ihrer Notwendigkeit und
Höhe überprüft wie in der jetzigen Zeit der schwachen Konjunktur. Dies gilt v.a. für Ausga-
ben, die kurzfristig reduzierbar sind oder gestrichen werden können. Im Fokus der Diskussi-
on stehen dabei nicht selten die Ausgaben für Vertriebs- und Marketingaktivitäten, die im
Zusammenhang mit Messen stehen. Verstärkt wurde diese Tendenz noch durch die Ereig-
nisse des 11. September 2001. Etliche Unternehmen aus dem Ausland haben ihre Aktivitä-
ten im Bereich der Messen und Ausstellungen mit der Begründung reduziert, die Mitarbeiter
nicht unnötig durch verstärkte Reiseaktivitäten gefährden zu wollen. Darüber hinaus wurde
die Tendenz auch durch Diskussionen über die Sinnhaftigkeit von Messen im Allgemeinen
unterstützt. Obwohl in Fachkreisen ein Konsens darüber besteht, dass elektronische Medien
reale Messen und Kongresse nicht ersetzen können, ist den perspektivischen Möglichkeiten
des Internets hinsichtlich eines verbesserten Serviceangebots für Messekunden, und der
1
Stand: 2003.

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
2
damit einhergehenden Veränderung des Wettbewerbs, zwischen Veranstaltern Beachtung
zu schenken (nach: Süddeutsche Zeitung, 2000, S. V3/7).
Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine wirtschaftsgeographisch geprägte Analyse der deut-
schen Messe- und Ausstellungswirtschaft. Hierzu ist es nötig folgende Bereiche näher zu
erörtern:
- die historische Entwicklung von Messen und Ausstellungen
- Analyse des Gesamtmarktes hinsichtlich Angebot und Nachfrage und
- die Wettbewerbssituation (national und international)
1.2. Erfahrungsstand und theoretische Grundlagen
Die Verfügbarkeit wissenschaftlicher Veröffentlichungen zur Messe- und Ausstellungswirt-
schaft ist gering und statistisches Datenmaterial zu diesem Thema wird nur in unzureichen-
der Weise veröffentlicht. Auf jeden Fall steht die Zahl der Veröffentlichungen in keinem Ver-
hältnis zur großen wirtschaftlichen Bedeutung dieses Bereichs
2
. Die nach wie vor mangelnde
Markttransparenz kann v.a. auf die starke Konkurrenz zurückgeführt werden, die unter den
verschiedenen Ausrichtern von Messeveranstaltungen herrscht.
Mit der Einrichtung der Deutschen Messebibliothek beim AUMA 1997 in Köln
3
hat sich die
Situation hinsichtlich der Beschaffung von Literatur wesentlich verbessert. Die Nutzung durch
Studenten und Wissenschaftler aus ganz Deutschland ­ ca. 300 Besucher jährlich ­ beweist,
dass die Wahrnehmung der Messe- und Kongresswirtschaft durch Forschung und Lehre
ständig zunimmt. Die Bibliothek verfügt über die umfangreichste und aktuellste Sammlung
deutschsprachiger messefachlicher Literatur. Unter
www.deutsche-messebibliothek.de
ist
eine Onlinerecherche des Präsenzbestandes möglich. Angehende Messemanager werden
bei der Recherche vor Ort, sowie bei der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten durch Fach-
referenten des AUMA unterstützt. Das angegliederte Antiquariat umfasst mehr als 400 Bän-
de zur Geschichte des Messewesens. Mehr als 600 Dissertationen und Diplomarbeiten
stehen ebenso zur Verfügung wie über 600 Exemplare messefachlicher Literatur. Die ständig
wachsende Zeitschriftensammlung bietet mehr als 2.000 verschlagwortete Artikel. Das deut-
sche Messewesen wird vom AUMA sehr umfassend dokumentiert
4
.
Neben den Befunden von fachbezogenen Publikationen, Untersuchungen der sog. ,,grauen
Literatur" (wie z.B. unveröffentlichter Gutachten), selbst durchgeführten Recherchen sowie
telefonischen/schriftlichen Unternehmensbefragungen werden auch Quellen ohne direkten
Bezug zur Messe- und Ausstellungswirtschaft genutzt. Dies entspricht dem Grundgedanken
der interdisziplinären Vorgehensweise von Geographen.
2
Vgl. Kap.5.
3
Heute in Berlin.
4
Siehe Literaturverzeichnis.

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
3
1.3. Definitorische Grundlagen der Messe- und Ausstellungswirtschaft
Messen und Ausstellungen sind unter dem Oberbegriff der Marktveranstaltungen zusam-
mengefasst, worunter ,,organisierte Treffen einer Vielzahl von Anbietern und Nachfragern" zu
verstehen sind (nach: Berekhoven, 1978, S.25). Im Gegensatz zu anderen Dienstleistungs-
anbietern ist ein Messeveranstalter somit vor die Herausforderung einer zweiseitigen bzw.
dualen Positionierung der Veranstaltungen gestellt (nach: Goehrmann, 1998, S. 1653 f.).
Einerseits muss er potenzielle Aussteller und andererseits potenzielle Besucher für eine
Teilnahme an einer Messe gewinnen.
Zu den Hauptformen der Marktveranstaltungen zählen:
- Warenmärkte
- Auktionen
- Börsen
- Messen
- Ausstellungen
1.3.1. Definition Messe
Die zentrale Definition des Messebegriffs findet sich in §64 Gewerbeordnung: ,,Eine Messe
ist eine zeitlich begrenzte, im allgemeinen regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung, auf
der eine Vielzahl von Ausstellern das wesentliche Angebot eines oder mehrerer Wirtschafts-
zweige ausstellt und überwiegend nach Muster an gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbli-
che Verbraucher oder Großabnehmer vertreibt" (aus: Gewerbeordnung der Bundesrepublik
Deutschland, § 64 Abs.1). Messen werden in der Literatur überwiegend als Marketinginstru-
mente betrachtet (nach: Neglein, 1992, S. 17).
Eine Messe ist charakterisiert durch die konkrete Verkaufsanbahnung, das Abschließen von
Geschäftsbeziehungen und das gezielte Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage.
Messen sollen den persönlichen Dialog zwischen Ausstellern und Besuchern ermöglichen
und eine Produktschau, verbunden mit sinnlich-emotionaler Wahrnehmung, darstellen. Der
Messebesucher ist intensiv in das Messegeschehen eingebunden, denn über die Gewinnung
von Informationen hinaus, verbindet er mit dem Messebesuch idR. die Anbahnung und Ab-
wicklung von Geschäftsabschlüssen (nach: Wochnowski, 1996, S.57). Idealerweise ermögli-
chen Messen den Dialog zwischen Unternehmen, Presse, Wissenschaft und Politik. Sie
dienen als integrativer Bestandteil der Kommunikation zwischen verschiedenen Unterneh-
men sowie zwischen Unternehmen und privaten Konsumenten (nach: Schleswig-
Holsteinischer Landtag, 2001, S.8). Messen sind Branchenplattformen und insbesondere
auch Plattformen für die internationale Geschäftsanbahnung. Hierbei helfen sie, Vertriebs-
kosten zu senken, da der Außendienst eine Vielzahl internationaler Kontakte innerhalb des
Messezeitraums an einem Standort bündeln kann. Messen lassen sich hinsichtlich Themen-

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
4
bezug, räumlichem Bezug sowie Zielgruppenbezug charakterisieren. Hinsichtlich des räumli-
chen Bedeutungsumfangs wird zwischen Regionalmessen, nationalen Messen und internati-
onalen Messen unterschieden. Hinsichtlich des Standortes unterscheidet man Inlands- und
Auslandsmessen. Es gibt Messekonzepte, die an einen Standort gebunden sind, sogenannte
stationäre Messen, sowie Messekonzepte, die auch auf andere Standorte übertragen wer-
den können, die mobilen Messen. Thematisch kann man zwischen Universalmessen, die
sich auf eine Vielzahl von Branchen beziehen, und spezialisierten Fachmessen, die bran-
chenorientiert, funktionsorientiert oder themenbezogen sein können, differenzieren. Messen
lassen sich mit Kongressen zu sogenannten Kongressmessen kombinieren, wobei entweder
die Leitfunktion vom Kongress und dessen Themenstellung ausgeht oder die Messe in ihrem
Begleitprogramm um einen Kongress erweitert wird.
,,Messen sind Veranstaltungen mit Marktfunktion, bei denen die Zeit- und Ortsplanung weit-
gehend durch den Veranstalter bestimmt wird. Sie ermöglichen Firmen der Angebotsseite
die Präsentation ihrer Produkte und eine begleitende firmen- und produktbezogene Informa-
tion beziehungsweise Kommunikation mit der Nachfrageseite, repräsentiert durch den Mes-
sebesucher. Messen sind Bestandteile des Systems der Marketinginstrumente der Produkte
und Leistungen anbietenden Firmen und Institutionen (aus: Spiegel-Verlag, 1992, S.15). Das
Phänomen ,,Messe" kann empirisch in sehr unterschiedlich ausgeprägten Erscheinungsfor-
men vorgefunden werden. Systematisierungen versuchen diese Erscheinungsformen z.B.
anhand der folgenden Kriterien zu strukturieren (z.B. Funke, 1986, S.4):
- geographische Herkunft der Messebeteiligten
- Breite des Angebotes
- angebotene Güterklassen
- beteiligte Branchen und Wirtschaftsstufen
- Funktion der Veranstaltung (Informations- oder Ordermesse)
1.3.2. Definition Ausstellung
,,Eine Ausstellung ist eine zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstel-
lern ein repräsentatives Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsge-
biete ausstellt und vertreibt oder über dieses Angebot zum Zweck der Absatzförderung in-
formiert" (aus: Gewerbeordnung der Bundesrepublik Deutschland, §65). Aus dieser Definiti-
on lassen sich einige grundlegende Unterschiede zwischen Messen und Ausstellungen
ableiten. Zunächst wird deutlich, dass auf Messen der Gedanke des gewerblichen Handels
im Vordergrund steht. Bei Ausstellungen hingegen werden keine Geschäfte getätigt, sondern
eher die Repräsentation von Unternehmen und die Information über das Angebot betont.
Auch konzentriert sich eine Messe in erster Linie auf Fachbesucher. Ausstellungen sind
grundsätzlich der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Bei Messen wird die turnusmäßige Wie-

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
5
derholung explizit betont, Ausstellungen können auch einmalige Veranstaltungen sein. Aller-
dings kommt es auf Messen immer weniger zu direkten Kaufabschlüssen. Der Informations-
gedanke tritt immer mehr in den Vordergrund, der tatsächliche Handel findet oft erst im An-
schluss an die Messe statt. Hinsichtlich der Zielgruppe unterscheidet man zwischen Fach-
und Publikumsausstellung.
Die Ausstellung unterscheidet sich also von der Messe insbesondere durch die Art des An-
gebots, den Veranstaltungszweck (Informationsfunktion) und die Art der Besucher. Messen
richten sich vorwiegend an gewerbliche Besucher, v.a. an Groß- und Einzelhändler, Han-
delsvertreter, Großabnehmer und Gewerbetreibende. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass
angesichts der dynamischen Entwicklungen im Messewesen die Grenzen zwischen Messen
und Ausstellungen verwischen (nach: Peters, 1992, S.16). Zunehmend werden auch Messen
für die Allgemeinheit geöffnet (nach: Stoeck, 2003, S. 56). Der Begriff Publikumsmesse
signalisiert, dass der Messebegriff häufig auch bei der Ansprache der allgemeinen Öffent-
lichkeit Verwendung findet, wenngleich nach der oben diskutierten definitorischen Abgren-
zung der Ausstellungsbegriff zutreffend wäre. Somit werden in der Realität Veranstaltungen
vielfach kaum in idealtypischer Weise als Messe oder Ausstellung einzuordnen sein.
Die definitorisch scharfe Trennung zwischen Messe und Ausstellung ist in der Praxis oft nicht
möglich, da diese Veranstaltungen häufig zusammen mit Kongressen, Tagungen, Sympo-

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
6
sien, Workshops, Verbands- und Firmenveranstaltungen durchgeführt werden. Die sich
verändernde Praxis hat mittlerweile gezeigt, dass die Begriffsbestimmungen des Gesetzge-
bers nicht mehr haltbar sind (nach: Peters, 1992, S.16). Die Gründe hierfür sind z.B.:
- die Messe-Definition trifft im Grunde nur noch auf Mustermessen zu
- Messen haben nicht mehr ausschließlich Marktcharakter, sondern entwickeln sich zuneh-
mend zu Informationsveranstaltungen
- Fachausstellungen bestehen nicht überwiegend aus einer Informationsveranstaltung, son-
dern dienen auch dem direkten Verkauf
- der Zugang zu Messen wird teilweise auch der Allgemeinheit ermöglicht
Eine Vermischung beider Begrifflichkeiten ist eingetreten.
1.3.3. Weitere Definitionen
Vermietete Standfläche
Entsprechend der Definition des AUMA wird die im Rahmen einer Messeveranstaltung ver-
mietete Standfläche nach verschiedenen Kriterien bemessen. Die Nettofläche besteht aus
der tatsächlich von den Ausstellern gemieteten und bezahlten Fläche sowie der Fläche für
Sonderschauen. Die Bruttofläche besteht aus der Nettofläche sowie den dazugehörigen
Verkehrs- und Serviceflächen. Die vermietete Fläche wird in Hallenfläche und Freigelände-
fläche untergliedert.
Kongress
Der Begriff Kongress ist aus dem lateinischen Wort congressus = Zusammenkunft abgeleitet,
wird im Veranstaltungswesen jedoch unterschiedlich definiert. Vielfach wird im deutschspra-
chigen Raum ,,Kongress" als Sammelbegriff für Zusammenkünfte jeglicher Art angesehen
und deshalb häufig synonym zu Tagung, Konferenz und Seminar verwendet (nach: Schrei-
ber, 1999, S.5). Eine sehr offene Definition lautet: ,,Der Kongress ist eine auf einen Tag oder
mehrere Tage begrenzte, genau definierte Zusammenkunft vorwiegend ortsfremder Perso-
nen zwecks vorwiegend wissenschaftlichem oder fachlichem Informationsaustausch mit
vorausbestimmtem Programm" (nach: Dettmar, 2000, S.3).
Messewirtschaft
Der Begriff Messewirtschaft schließt alle mit der Messe beteiligten Interessengruppen ein
und ist sehr umfassend. Neben der Hauptinteressengruppe, bestehend aus Veranstalter
sowie der ausstellenden und besuchenden Wirtschaft, hat sich ein expansives Gewerbe rund
um die Dienstleistung ,,Messe" etabliert. Hierzu zählen Messedienstleister, das lokale Ge-
werbe, Medien, Verbände, Besitzgesellschaften sowie Messestädte (nach: Taeger, 1993, S.
32-33).

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
7
1.4. Das Messewesen und seine Akteure
Das Messewesen wird in Theorie und Praxis oft auch als Messemarkt oder Messewirtschaft
bezeichnet. Trotz feiner definitorischer Abgrenzungen wird unter diesen Begriffen idR. das
Zusammenspiel von Messeangebot durch die Veranstalter und Messenachfrage durch die
Aussteller und Besucher verstanden (nach: Taeger, 1993, S.32).
1.4.1. Die Aussteller
Zur Zielgruppe der Aussteller gehören im Messewesen all jene Unternehmen, Organisatio-
nen oder natürliche Personen, die Teile von Flächenkapazitäten im Rahmen einer Veranstal-
tung anmieten, um die von ihnen produzierten Güter oder Dienstleistungen vorzustellen und
anzubieten. Sie nehmen pro Teilnehmer eine eigenständige, von Mitbewerbern abgetrennte,
Fläche ein. Als Aussteller wird nach AUMA-Definition gezählt, wer auf einem räumlich abge-
grenzten, bezahlten Messestand Waren oder Leistungen mit eigenem Personal anbietet.
Diese Aussteller werden auch als ,,Direktaussteller" bezeichnet. Zusätzliche Firmen, die
durch einen anderen Aussteller vertreten werden, dürfen nicht zu der Zahl der Aussteller
addiert werden. Gemeinschaftsstände bei denen mehrere Unternehmen zusammenge-
schlossen sind, werden nur als ein Aussteller gezählt.
Eine Messebeteiligung ist für den Aussteller mit hohen Investitionskosten und einem Risiko
verbunden (nach: Selinski/Sperling, 1995, S.70), denn der Nutzen und Erfolg sind im Voraus

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
8
und im Nachhinein nur schwierig quantifizierbar. Für den dauerhaften Erfolg eine Messever-
anstaltung ist die Befriedigung der wirtschaftlichen Bedürfnisse der Aussteller das zentrale
Entscheidungskriterium. Die Aussteller streben mit ihrer Beteiligung eine Vielzahl von Zielen
an: die Konsolidierung von bestehenden und den Eintritt in neue Märkte, unmittelbare Ver-
käufe, die Installation neuer oder die Verbesserung bestehender Vertriebsnetze, die Erhö-
hung der Kundenzahlen sowie Konkurrenzbeobachtungen. Zur ausstellenden Wirtschaft
zählen praktisch alle produzierenden Unternehmen, aber auch Importeure, Großhändler und
zahlreiche Dienstleistungsanbieter.
1.4.2. Die Besucher
Der zweite Teil der Primärzielgruppe direkter Nachfrager sind die Besucher als individuelle
Teilnehmer ohne eigene Standfläche. Ihr finanzieller Beitrag zu Fachmessen besteht am
Messeplatz Deutschland idR. aus der Entrichtung eines Eintrittsentgeltes. Bei Fachmessen
bestehen die Besucher aus gewerblichen Wiederverkäufern oder anderen Fachpersonen,
die sich bei der Registrierung als solche legitimieren. Lediglich in zeitlich begrenzten Sonder-
fällen (z.B. an Publikumstagen) sind Privatbesucher zugelassen.
Die Besucher sind eine wesentliche Zielgruppe und als konstituierender Faktor oder Produk-
tionsfaktor der Messegesellschaften zu betrachten (nach: Huber, 1994, S.163). Sie lassen
sich, wie in Abb. 3 dargestellt, strukturieren:
Aussteller werden sich nur an Messen beteiligen, wenn genügend und ,,richtige" Interessen-
ten anwesend sind (nach: Peters, 1992, S.25). Daher zählen die Besucher, neben den Aus-
stellern, zu den primären Bedarfsträgern. Sie gelten als wichtige Nachfrager nach dem Mes-
se- und Ausstellungsangebot (nach: Taeger, 1993, S.93). Die Fachbesucher sind aus kom-

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
9
merziellen Gründen an der Nutzung von Messen interessiert. Sie bereiten sich idR. gründlich
auf den Besuch vor. Die zweite Besuchergruppe stellen die Privatbesucher dar, die auch als
allgemeines Publikum bezeichnet werden. Weitere Besuchergruppen können sich z.B. aus
Verbänden, prominenten Persönlichkeiten, Regierungsstellen und führenden Politikern zu-
sammensetzen. Messegesellschaften schmücken ihre Veranstaltungen gern mit Politikern.
Politiker wiederum nutzen die Kommunikationsfunktion der Messen gern, um ihre politischen
Ideen einer wichtigen Zielgruppe und mit Hilfe der anwesenden Medien einer breiten Öffent-
lichkeit zu übermitteln (nach: Roloff, 1992, S.83). Messegesellschaften bemühen sich um
eine intensive, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Interessenvertretern der Besu-
cher, um thematisch und konzeptionell marktkonforme Veranstaltungen mit hoher Akzeptanz
anzubieten (nach: Huber, 1994, S. 92).
Der Anzahl der Besucher werden die tatsächlich verkauften Eintrittskarten zugrunde gelegt.
Dauerausweise zählen einfach, Ehrenkarten, Ausstellerausweise, Pressekarten etc. werden
nicht berücksichtigt. Weitere Zahlen, die von der FKM im Rahmen von Fachbesucher-
Strukturtests erhoben werden, sind die regionale Herkunft der Besucher, die vertretenen
Wirtschaftszweige, der Einflussgrad der Besucher bei Beschaffungsentscheidungen sowie
die berufliche Stellung und der Aufgabenbereich im besuchenden Unternehmen. Weitere
wichtige Indikatoren für die Qualitätsmessung einer Veranstaltung sind darüber hinaus die
durchschnittliche Aufenthaltsdauer sowie die Häufigkeit vorangegangener Messebesuche.
Messen werden letztlich auch für den Besucher veranstaltet. Nur die Existenz eines ausrei-
chenden Besucherpotentials rechtfertigt die Durchführung einer Messe und die Beteiligung
der Aussteller (nach: Neglein, 1992. S.23).
1.4.3. Die Messegesellschaften
Messegesellschaften sind die Unternehmen, die Messegelände und Ausstellungshallen
entweder selbst als Veranstalter oder einem Veranstalter zur Durchführung von Messen und
Ausstellungen auf vertraglicher Grundlage zur Verfügung stellen (nach: Güllemann, 2004,
S.107). Messegesellschaften trennen manchmal aus fiskalischen und steuerrechtlichen
Gründen Besitz und Betrieb und spalten sich in Besitz- und Betriebsgesellschaften
5
. Messe-
unternehmen werden vorwiegend als GmbH, aber auch als AG geführt. Die Messegesell-
schaften gehören idR. mehrheitlich der jeweiligen Stadt und/oder dem Bundesland ihres
Standortes. Im Unterschied zum anglo-amerikanischen Raum treten die Messegesellschaf-
ten nicht nur als Vermieter auf, sondern organisieren und realisieren vielfach Eigenveranstal-
tungen. Sie sind dann zugleich Veranstalter. Unter Messeveranstalter ist derjenige zu ver-
stehen, der eine Messe eigenverantwortlich, also im eigenen Namen und auf eigene Rech-
nung plant, organisiert und durchführt. Er ist für den Inhalt und den Ablauf der Veranstaltung,
5
Z.B. die Messe Frankfurt.

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
10
für die Finanzen und die Haftungsfrage wirtschaftlich und rechtlich verantwortlich. In
Deutschland sind dies zumeist die großen Messegesellschaften, die als Spezialveranstalter
von Messen und Ausstellungen auftreten und zumeist gleichzeitig auch die Betreiber der
Messegelände sind. Nicht selten treten aber auch Verbände als Veranstalter einer Messe
auf. Erwähnt seien beispielsweise die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt, die
vom Verband der Deutschen Autoindustrie durchgeführt wird, oder die Frankfurter Buchmes-
se, die der Verband des deutschen Buchhandels
6
ausrichtet.
1.5. Einordnung der Untersuchung in die Geographie
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich u.a. mit der räumlichen Verortung von Messeplätzen.
Da somit der Raum und seine Bestimmungsfaktoren im Mittelpunkt der Untersuchung ste-
hen, behandelt diese Arbeit eines der klassischen Forschungsthemen der Geographie (nach:
Lange, 1998, S.15). Messegesellschaften sind im Rahmen einer Systematisierung der Wirt-
schaftszweige in Deutschland dem tertiären Sektor, d.h. dem Dienstleistungssektor zugeord-
net. Die vorliegende Arbeit gehört thematisch in die Anthropogeographie. Dabei werden
verschiedene Teildisziplinen des anthropogenen Kräftefeldes berührt. Ausgehend von den
Daseinsgrundfunktionen spielen folgende Aspekte eine Rolle:
- Arbeiten
- sich versorgen und konsumieren
- sich bilden
- sich erholen
- Verkehrsteilnahme
Als geographisch relevante Teildisziplinen sind zu nennen:
- Wirtschaftsgeographie
- Industriegeographie
- Geographie des tertiären Wirtschaftssektors
- Zentralitätsforschung
- Geographie des Bildungswesens- und -verhaltens
- Geographie des Freizeitverhaltens / Fremdenverkehrsgeographie (vgl. Kap. 2.6.)
- Verkehrsgeographie
Die Siedlungsgeographie spielt bei der Entfernung des Wohnortes zum Messegelände eine
Rolle. Die physische Geographie hat keine zentrale Bedeutung für die Arbeit. Allenfalls
kommen klimatische Besonderheiten in Betracht. Dabei kann extreme Witterung das Besu-
cherverhalten beeinflussen. Neben geographischen sind noch juristische Fragen von Bedeu-
6
Börsenverein des deutschen Buchhandels.

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
11
tung. Die Bereiche Messemarketing, Kundenzufriedenheit und Benchmarking sind thema-
tisch den Wirtschaftswissenschaften zuzuordnen. Die Messe- und Ausstellungswirtschaft ist
ein ideales Arbeitsfeld für Geographen, da diese im Studium die Arbeitsweise einer Vielzahl
von Disziplinen kennen lernen und sich nicht an starre Fachgrenzen hält.
Messen und Ausstellungen können als eigene Branche oder als Bestandteil des Tourismus
betrachtet werden. Allerdings ist der Tourismus eher konsumbestimmt, während Messen und
Kongresse wirtschaftlichen Nutzen durch Wissensvermittlung erzielen und damit als betrieb-
liche Investitionen einzustufen sind. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist dabei größer als der
Nutzen für den einzelnen Teilnehmer (vgl: AUMA, Edition, 2002, S. 29). Der Teilmarkt der
Tagungs- und Kongresswirtschaft schafft ca. 970.000 Vollzeitarbeitsplätze, womit direkt oder
indirekt jeder dritte Arbeitsplatz im Tourismus gestellt wird (nach: Henschel, 2003, S.1000).
Für die Auswahl eines Messestandortes sind primäre Standortfaktoren wie die Qualität und
Funktionalität der Hallen und Kongresseinrichtungen, die Verkehrsanbindung einschließlich
des Parkplatzangebotes, die Quantität und Qualität der Beherbergungs- und Bewirtungs-
möglichkeiten, eine wirksame Infrastruktur
7
sowie die regionale, nationale oder internationale
Akzeptanz des Messeplatzes ausschlaggebend. Gleichzeitig gewinnen sekundäre Faktoren,
z.B. das kulturelle Angebot, oder natürliche Faktoren
8
immer mehr an Bedeutung.
Messen berühren eine Vielzahl von geographisch relevanten Themen. Der Bereich der Wirt-
schaftgeographie wird durch die ökonomischen Effekte, die durch Messen und Ausstellun-
gen in der Messeregion ausgelöst werden, berührt. Sozikulturell leisten Messen selbst durch
ihre Veranstaltungen einen kulturellen Beitrag, da die Rahmenveranstaltungen und zusätzli-
chen Freizeiteinrichtungen auch der in der Messestadt lebenden Bevölkerung zugute kom-
men. Ökologische Aspekte spielen für die Durchführung von umweltschonenden Veranstal-
tungen eine Rolle. Die Messegesellschaften können direkt auf die Standgestaltung der Aus-
steller einwirken, z.B. durch die Verpflichtung zur Nutzung wiederverwendbarer Werkstoffe,
oder durch eine den ökologischen Anforderungen entsprechende Infrastruktur, z.B. Förde-
rung des ÖPNV (nach: Selinski/Sperling, 1995, S.255).
Die Fremdenverkehrsgeographie stellt einen eigenständigen Forschungsbereich der Geo-
graphie und der relevanten Nachbarwissenschaften dar. Zu den Aufgaben der Fremdenver-
kehrsgeographie gehören v.a. die Struktur- und Prozessanalyse von Räumen unter dem
Einfluss der verschiedenen Arten des Fremdenverkehrs. Definieren kann man den ,,Frem-
denverkehr" bzw. den ,,Tourismus" als Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die
sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Auf-
enthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- und Aufenthaltsort ist (nach: KAS-
PAR, 1996, S.16).
7
Z.B. Vorhandensein von Wirtschaftsunternehmen, Verbänden, wissenschaftlichen und anderen
Einrichtungen.
8
Z.B. die geographische Lage, Klima etc.

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
12
1.6. Der Messe-Tourismus
Messe Tourismus ist das vorübergehende Verlassen des gewöhnlichen Aufenthaltsortes
sowie der Aufenthalt in der Fremde aus Messebeteiligungsmotiven (nach: Freyer, 1999, S.).
Messereisen werden von Ausstellern und Fachbesuchern anlässlich von Messen, Ausstel-
lungen und Tagungen unternommen. Der Messe-Tourismus umfasst einen sehr breiten
Nachfrage- und Angebotsbereich. Er reicht vom Geschäfts-Tourismus, Event-Tourismus bis
hin zum Städte-Tourismus. Messen und Ausstellungen haben starke Auswirkungen auf die
Infrastruktur einer Stadt und auf die Tourismusentwicklung einer Region. Insofern kann man
Messen und Ausstellungen auch als typische touristische Leistungsträger betrachten (nach:
Freyer, 2001, S.110 ff.). Man kann sie auch als Instrument der Wirtschaftsförderung allge-
mein sehen und als Mittel zur Imagestärkung einer Stadt, sowohl im nationalen als auch im
internationalen Rahmen.
Messen und Ausstellungen gehören zum Bereich der ,,typischen Tourismuswirtschaft" oder
der ,,Tourismuswirtschaft im engeren Sinne". Dieser Bereich ist unbestritten dem Tourismus-
bereich zuzurechnen, wenn auch mit unterschiedlichem Anteil für Inlands-, Auslands- Nah-,
Fern-, Urlaubs-, Kongress-, Messe-, Geschäftstourismus oder Tagesausflugsverkehr. Er
umfasst all jene Betriebe, die typische Tourismusleistungen erbringen, also Leistungen, die

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
13
in direktem Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr und der Reise stehen (nach: Freyer,
2001, S.110). Der Messe-Tourismus ist auch Teil des Städtetourismus. Städte können aus
geschäftlichen Anlässen wie auch aus Freizeitgründen Ziel einer Reise sein. Diese beiden
Typen des Städte-Tourismus lassen sich auch nach dem Zeitpunkt einer Reise unterschei-
den. Die saisonale Verteilung der Geschäftsreisen konzentriert sich im Unterschied zum
Erholungsreiseverkehr auf die Monate Februar bis Juni und von September bis November.
Im Wochenverlauf konzentrieren sich die Privatreisen auf das Wochenende, während Ge-
schäftsreisen vorrangig an Werktagen stattfinden. Diese zeitliche Ergänzung ist für das
Gastgewerbe und andere touristische Leistungsträger ein wichtiger Faktor bezüglich der
Auslastung. Je nach Motiv und Aufenthaltsdauer unterscheidet man privat bedingten Ta-
gesausflugs-/Tagesveranstaltungsverkehr, Städtereiseverkehr und beruflich bedingten Ta-
gesgeschäftsverkehr, Tagungs- und Kongresstourismus, Ausstellungs- und Messe-
Tourismus und sonstigen Geschäftsreiseverkehr.
1.7. Methodische Grundlagen und Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der deutschen Messe- und Ausstellungswirtschaft
aus geographischer Sicht, was bedeutet, dass raumwissenschaftliche Belange im Vorder-
grund des Interesses stehen. Dazu gehören die Analyse von Standortfaktoren, die sich z.B.
aus der räumlichen Lage und Struktur, der verkehrlichen Erreichbarkeit und oberzentralen
Funktion sowie aus den Distanzen zu konkurrierenden Standorten ergeben und die für den
Erfolg einer Messestadt von eminenter Bedeutung sind. Im Kapitel 2 wird zunächst die deut-
sche Messewirtschaft allgemein betrachtet und v.a. auf Grundstrukturen und verkehrliche
Aspekte der Messewirtschaft eingegangen. In diesem Zusammenhang werden wichtige
Kennziffern der Messewirtschaft vorgestellt, die Wettbewerbsanalysen ermöglichen (vgl.
Kap. 2.4). Vertieft wird dies im Kapitel 3, indem Messen und Ausstellungen typisiert und
anhand verschiedener Kriterien miteinander verglichen werden. Dabei wird die Standort-
struktur analysiert und die wichtigsten deutschen Großmesseplätze werden einzeln vorge-
stellt (Kap. 3.5.). Die jetzige Standortstruktur lässt sich allerdings nur mit der historischen
Entwicklung erläutern. Deshalb wird in Kapitel 4 u.a. auf die unterschiedliche Entwicklung in
der BRD und der DDR eingegangen und die jeweiligen Standortbedingungen herausgearbei-
tet. Danach werden, in Kapitel 5, die aktuellen wirtschaftlichen und räumlichen Auswirkungen
von Messen und Ausstellungen untersucht, wobei auch wichtige Teilmärkte des deutschen
Messemarktes und der internationale Messemarkt untersucht werden. Die Dynamik und die
Veränderungsprozesse im deutschen und internationalen Messewesen fasst das anschlie-
ßende, zukunftsgerichtete Kapitel 6 zusammen. Abgeschlossen werden die in Kapitel 2
dargestellten Wettbewerbsanalysen und die in Kapitel 3 vorgenommene Typisierung, durch
die Betrachtungen in Kapitel 7, das die Aktivitäten, Ziele und Erfolge von Messeveranstal-

Kap.1: Einführung und methodisches Vorgehen
14
tungen systematisiert. Die Verfahrensweise der Untersuchung basiert im Wesentlichen auf
der Methodik der empirischen Raumforschung. Kern dessen ist das Kapitel 8 mit dem
Raumbeispiel Frankfurt am Main. Am Beispiel dieses Großmesseplatzes werden u.a. die
Standortfaktoren analysiert und die touristischen und wirtschaftlichen Verflechtungen mit der
Stadt herausgearbeitet. Das Raumbeispiel wird auch im Hinblick auf die in den Kapiteln 1-7
erarbeiteten Erkenntnisse hin untersucht. Das Kapitel 9 fasst schließlich die wesentlichen
Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick in die Zukunft.

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
15
2. Die deutsche Messe und Ausstellungswirtschaft
2.1. Rechtlicher Rahmen und Verwaltungsfragen
Im juristischen Bereich spielen bei Messen v.a. die, das jeweilige Unternehmen betreffenden,
Rechtsvorschriften eine Rolle. Zu nennen sind hier z.B. die Unternehmensverfassung, das
Steuerrecht, Investitionsvorschriften und das Patentrecht. International wirken auf juristischer
Ebene außerdem die Rechtsregeln für die Geschäftsabwicklung wie z.B. Exporterleichte-
rung, die wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen sowie heimatlandspezifische Rechtsvor-
schriften (z.B. Handelsverbote). Die bisherige Versammlungsstättenverordnung ,,VstättVO
1978" wurde nach fast 25 Jahren durch die Muster-Versammlungsstättenverordnung
(MVStättV 2002) abgelöst. Wesentliche Änderungen, die sich durch die vollständig neu
strukturierte MVStättV ergeben, sind die Entwicklung von übergreifenden Bau- und Betriebs-
vorschriften für unterschiedliche Arten von Versammlungsstätten, die Reduzierung des Ge-
samtumfanges der Vorschriften von bislang 131 auf 48 Paragraphen und die Erweiterung
des Anwendungs- und Geltungsbereiches. Messe- und Ausstellungshallen werden erstmals
von der neuen Verordnung erfasst und Gaststätten wieder in den Anwendungsbereich ein-
bezogen (nach: Löhr/Gröger, 2003, S.5). Die von der Bauministerkonferenz (ARGEBAU)
beschlossene Muster-Versammlungsstättenverordnung dient allen Ländern als Muster für
den Erlass weitgehend identischer landesrechtlicher Vorschriften über den Bau und Betrieb
von Versammlungsstätten. Ziel der MVStättV ist es, durch Regelungen zum Bau und Betrieb
von Versammlungsstätten einen möglichst optimalen Schutz von Personen während ihres
Aufenthaltes und eine rasche Evakuierung bei Eintritt von Schadensfällen aus Versamm-
lungsstätten zu gewährleisten. In der auf 48 Paragraphen reduzierten MVStättV wurde kon-
sequent darauf geachtet, dass das für die Neuerrichtung und den Betrieb bestehender Ver-
sammlungsstätten erforderliche Sicherheitsniveau dem aktuellen Kenntnisstand der Sicher-
heitstechnik angepasst wurde (nach: Löhr/Gröger, 2003, S.73).
Die MVStättV gliedert sich in 7 Teile:
Teil 1 (Allgemeine Vorschriften) bestimmt den Anwendungsbereich und definiert die Begriffs-
bestimmungen für alle Arten von Versammlungsstätten.
Teil 2 (Allgemeine Bauvorschriften) enthält fünf Gliederungsabschnitte, die ebenfalls für alle
Arten von Versammlungsstätten gelten. Das Rettungswegesystem wurde unter Berücksichti-
gung aktueller sicherheitstechnischer Anforderung neu konzipiert und berücksichtigt künftig
auch die spezielle Betriebsform von Ausstellungen und Messen in Hallen.
Teil 3 (Besondere Bauvorschriften) enthält zwei Gliederungsabschnitte, die besondere Bau-
vorschriften für Großbühnen und für Versammlungsstätten mit mehr als 5.000 Besucherplät-
zen enthalten.
Teil 4 (Betriebsvorschriften) gliedert sich auf in vier weitere Abschnitte, in denen die Be-
triebsvorschriften zusammengefasst werden.

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
16
Teil 5 (Zusätzliche Bauvorlagen) regelt die für Neubauvorhaben und bei Nutzungsänderun-
gen bzw. Erweiterungen zusätzlich vorzulegenden Bauvorlagen und Pläne (Brandschutzkon-
zept, Rettungswegeverlauf, Bestuhlungspläne etc.).
Teil 6 (Bestehende Versammlungsstätten) regelt die für bestehende Versammlungsstätten
erforderlichen Anpassungen und legt damit den Bestandsschutz für bestehende Versamm-
lungsstätten fest.
Teil 7 (Schlussvorschriften) legt die nach dieser Verordnung in Verbindung mit der MBO
relevanten Ordnungswidrigkeiten fest und enthält Bestimmungen zum In- bzw. Außer-Kraft-
Treten der Verordnung.
Die Grundlage für den Bau von Versammlungsstätten ist zunächst die, auf der Musterbau-
ordnung (MBO) beruhende jeweilige Landesbauordnung, deren Bestimmungen durch die
jeweilige Landes-Versammlungsstättenverordnung modifiziert und konkretisiert werden.
Das Interesse von Messeveranstaltern ist es, die Messen und Ausstellungen nach den eige-
nen Wünschen zu gestalten und grundsätzlich nur diejenigen Bewerber als Aussteller oder
Besucher zuzulassen, die ihren Vorstellungen entsprechen (nach: Wirth, 1985, S.32). Eine
Anspruchsgrundlage, die nur einen Anspruch auf Zulassung zu Messen und Ausstellungen
gewährt, gibt es nicht. §70 GewO z.B., die einzige Anspruchsgrundlage, die sich ausdrück-
lich nur auf Veranstaltungen bezieht, richtet sich nicht nur gegen Veranstalter, die festgesetz-
te Messen und Ausstellungen ausrichten, sondern auch gegen Veranstalter von festgesetz-
ten Groß-, Wochen-, Spezial- und Jahrmärkten sowie von festgesetzten Volksfesten, ohne
dass ausdrücklich zwischen den einzelnen Veranstaltungsarten unterschieden wird. Der
fundamentale Unterschied zwischen Messen und Ausstellungen einerseits und den Märkten
und Volksfesten andererseits, liegt darin, dass auf Messen und Ausstellungen ein mehr oder
weniger umfassender Überblick über das Angebot der veranstaltungsgegenständlichen
Marktsegmente geboten werden muss. Auf Messen muss, nach der Legaldefinition des §64
GewO, das wesentliche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige gezeigt werden,
während auf Ausstellungen, nach der Legaldefinition des §65 GewO, ein repräsentatives
Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete zu zeigen ist. Hin-
gegen werden auf Märkten und Volksfesten Waren angeboten, ohne dass ein Überblick über
das Warenangebot des betreffenden Wirtschaftszweiges oder Wirtschaftsgebietes ange-
strebt wird. Die Begriffe ,,Messen" und ,,Ausstellungen" sind nicht gesetzlich geschützt (nach:
Stober, 1989, S.1115).
2.2. Betreiberkonzepte
In Deutschland handelt der überwiegende Teil der Messebetreiber in privater Rechtsform,
meist als GmbH (nach: Taeger, 1993, S.46). Einige wenige Messegesellschaften nutzen die
Gesellschaftsform der Genossenschaft. Ein Vorteil bei der Begründung einer GmbH besteht

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
17
darin, dass die aufzubringenden Mittel begrenzt sind. Die Beteiligung öffentlicher Anteilseig-
ner erübrigt eine erhöhte Sicherheitshinterlegung zum Zweck der Kapitalbeschaffung und der
Risikoabsicherung. Eine AG hat im Gründungsvorgang erhebliche formale Anforderungen zu
erfüllen. Zudem ist sie weit reichenden Bilanzvorschriften und Veröffentlichungszwängen
unterworfen. Die Messegesellschaften befinden sich jeweils zum überwiegenden Teil in
öffentlicher Hand des Bundes, der Länder und der Kommunen sowie als symbolische Grö-
ßen (bis 5%) bei Handwerks-, Handelskammern oder Wirtschaftsverbänden (nach: Groth,
1992, S.161). Die größten Anteile liegen dabei meist bei der Stadt und beim Bundesland
(vgl. Busche, 1992, S. 72). IdR. besitzt die Kommune einen Anteil, der sich zwischen 50%
und 100% bewegt, während das jeweilige Bundesland einen Anteil zwischen 0% und 50%
hält. Geringe Anteile, die maximal 10% betragen, besitzen örtlich ansässige Industrie- und
Handelskammern, Handwerkskammern und andere regionale Wirtschaftsorganisationen
bzw. kommunale Tochtergesellschaften. Die öffentlich-rechtlichen Eigentümer investieren
Mittel in Messegelände, Messehallen und begleitende Infrastrukturen, meist aus Gründen
der mittelbaren Rentabilität. Die sog. ,,Umweg-Rentabilität" bezieht sich auf die örtlich und
regional anfallenden Umsätze in anderen Wirtschaftsbereichen, die durch die Messe indu-
ziert werden, wie beispielsweise im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Transportgewerbe
(Taxis) oder bei Speditionen, Standbauern, Hostessenvermittlungen, Werbeagenturen etc..
Folglich befruchtet eine erfolgreiche Messe die lokale und regionale Wirtschaft und schafft
zusätzliche Arbeitsplätze. Staatliches Interesse an der Funktionsfähigkeit des Messewesens
besteht auch darin, dass Messen und Ausstellungen hervorragend dazu geeignet sind, die
Wirtschaftskraft der Stadt oder des jeweiligen Landes zu dokumentieren (vgl. Schwermann,
1976, S. 38-51).

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
18
Tab.1: Eigentumsverhältnisse deutscher Messegesellschaften
Messegesellschaft Stammkapital
in Mio.
Stadt
%
Land
%
IHK Sonstige
%
Messe Berlin GmbH
(Betriebsgesellschaft)
Eigentümer der Hallen
20,7
-
98,8
100
0,7
BAO 0,3
ZVEI 0,1
VDMA 0,1
Messe Düsseldorf
GmbH (Betriebs- u.
Besitzges.)
15,3
56,5 20 1,75 Industrieterrain
Düsseldorf-
Reisholz AG 20 Hand-
werkskammer 1,75
Messe Essen GmbH
(Betriebs- und Besitz-
ges.)
14,3
99,87
-
-
Privat Gesellschafter 0,13
Messe Frankfurt GmbH
(Betriebs- u. Besitzges.)
179 60
40
-
-
Messe Friedrichshafen
GmbH (Betriebsgesell-
schaft) Int.
Bodenseemesse GmbH
(Besitzgesellschaft)
0,18
2,56
50
98
-
2
1
Handwerkskammer 2
ZF Friedrichshafen 2
11 Privatgesellschafter 44
Handwerkskammer 1
Hamburg Messe +
Congress GmbH
(Betriebs- u. Besitzges.,
für CCH nur Betriebs-
ges.)
10,2
- 100 -
-
Deutsche Messe-AG,
Hannover (Betriebs- u.
Besitzges.)
76,7
49,70
49,7
-
Land Bremen 0,4
Landkreis Hannover 0,2
Karlsruher Messe- und
Kongress GmbH (Be-
triebsgesellschaft)
Eigentümer der Hallen
1
100
100
- -
-
Köln Messe GmbH
(Betriebs- u. Besitzges.)
51,1
9,1
20
0,7
Groß- und Außenhandel 0,1
Einzelhandelsverband 0,1
Handwerkskammer 0,1
Gastgew.beinnung 0,1
Leipziger Messe GmbH
(Betriebs- u. Besitzges.)
51,1 50
50
-
-
Messe München GmbH
(Betriebs- u. Besitzges.)
248,66
49,9
49,9
0,1
Handwerkskammer für Ober-
bayern 0,1
Nürnberg Messe GmbH
(Betriebs- u. Besitzges.)
51,1
49,94
49,94
0,06
Handwerkskammer für Mittel-
franken 0,6
Stuttgarter Messe- und
Kongress GmbH
(Betriebs- u. Besitzges.)
27,6 100
- -
-
Quelle: AUMA, Stand: 16.07.2003
Eine Interessenvertretung und ein Interessenausgleich finden in den üblichen gesellschafts-
rechtlichen Gremien statt. Vornehmlich ist dies, neben der Gesellschafterversammlung, der
Aufsichtsrat ­ dieser setzt sich allerdings nicht zwingend nach den Eigentumsverhältnissen
zusammen. Vertretern der Wirtschaft werden Sitz und Stimme im Aufsichtsrat eingeräumt ­
der Wirtschaft wird somit vom Staat eine entscheidende Mitwirkung zuteil. Der Aufsichtsrat
setzt sich aus Vertretern von Stadt, Land und Wirtschaft zusammen. In welcher Konstellati-
on, bleibt den jeweiligen Eigentümern überlassen. Dem Aufsichtsrat wird die Aufgabe zuteil,

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
19
auf eine ausreichende, zielkonforme Auslastung der Messefaszilitäten seitens der Messege-
sellschaft zu achten (vgl. Taeger, 1993, S. 79). Die Mitglieder des Aufsichtsrates einer Mes-
segesellschaft vertreten diese maßgeblich nach außen und können hier die Geschäftsfüh-
rung bei ihren Aktivitäten einflussreich unterstützen. Entsprechend zählen die Aufsichtsräte
zu den bedeutendsten Promotoren und damit Multiplikatoren des Unternehmens. Die starke
Beteiligung der öffentlichen Institutionen bei den Betreibern der deutschen Fachmessege-
sellschaften steht im Gegensatz zu den Verhältnissen bei den meisten internationalen Mes-
segesellschaften, die sich entweder völlig in privater Hand befinden oder lediglich staatlich
unterstützt werden. Von Privaten betriebene Messegesellschaften verfolgen als Hauptziel die
Gewinnmaximierung bzw. die attraktive Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Sie sind
darauf angewiesen, die einzusetzenden Mittel selbst zu erwirtschaften. Ziel dieser Veranstal-
tungen ist die wirtschaftliche Rentabilität der Veranstaltungen. Privatveranstalter treten idR.
als reine Betreibergesellschaften ohne eigene Messekapazitäten auf.
Das einzige völlig privat geführte Messegelände Deutschlands liegt in Sinsheim (nach: VDI
Nachrichten, 25.01.2002, S.6). In den vergangenen zwölf Jahren hat sich Sinsheim dabei zur
drittgrößten Messe in Baden-Württemberg entwickelt. Mit 10.000 m² Fläche im Jahr 1989 auf
einem alten Fabrikgelände gestartet, verfügt das Gelände inzwischen über 70.000 m².
Die meisten Messegesellschaften sind als GmbH organisiert, bei denen das Bundesland
oder die Stadt Anteilseigner ist. Die Gesellschaften sind deshalb aber keine öffentlichen
Unternehmen, sondern sog. Eigengesellschaften der öffentlichen Hand oder gemischt-
öffentliche Unternehmen (nach: Huber, 1994, S.46). Bei der Beurteilung von öffentlichen
Finanzhilfen für die Eigengesellschaften wird zwischen zwei Arten unterschieden: erstens

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
20
den finanziellen Hilfen während des laufenden Geschäfts, wie Verlustausgleich, nicht gefor-
derte Ausschüttungen etc. und zweitens den ,,Finanzspritzen" für den Bau neuer oder die
Modernisierung bestehender Messegelände, die als Subventionen bezeichnet werden. In
ihrer Funktion als Anteilseigner einer Messegesellschaft stellen die öffentlichen Haushalte
den Unternehmen Kapital im Zuge der Eigenfinanzierung zur Verfügung. Zusätzlich zum
Stammkapital mehren Kapitalaufstockungen im laufenden Geschäft das Firmenvermögen.
Außerdem werden Bürgschaften gegeben und auf Gewinnausschüttungen oder Zinsen für
das eingesetzte Kapital verzichtet. Besonders durch Verlustausgleiche greifen die öffentli-
chen Haushalte in das marktwirtschaftliche Geschehen ein. Rote Zahlen oder eine Unterde-
ckung im operativen Geschäft werden in Erwartung besserer Ergebnisse in den kommenden
Geschäftsjahren. Dies führt dazu, dass die Messegesellschaften nie unter den wirtschaftli-
chen Druck geraten, dem andere Unternehmen ausgesetzt sind.
2.3. Ablauf eines ,,typischen Messebesuchs"
Ein typischer Messeablauf kann in Anlehnung an Publikationen des AUMA
9
grob in 7 Phasen
unterteilt werden:
1. Recherchen und Vorplanung
2. Planung
3. Vorbereitung
4. In letzter Minute
5. Am Messeplatz
6. Während der Messe
7. Nacharbeit und Auswertung
Zur ersten Phase gehört die interne Überprüfung der eigenen Produkte, das Sammeln von
Informationen (z.B. zur Wirtschaftsregion, zur Messelandschaft, zur Branchensituation) und
das Gewichten von Informationen. Dazu gehört u.a. die Überprüfung der Produkte auf ihre
internationale Wettbewerbsfähigkeit bzw. Exportfähigkeit, die Einschätzung von Daten zu
Markt und Messen, der Abgleich mit unternehmenspolitischen Zielen und eine Schätzung der
Gesamtkosten. Den Abschluss dieser ersten Phase bildet das Fällen einer Entscheidung für
oder gegen die Messeteilnahme. Diese sollte mindestens neun Monate vor Messebeginn
gefallen sein. Bei einer positiven Entscheidung für die Messe ist darin eingeschlossen die
Auswahl der Exponate, die Bestimmung der Standgröße, die Bestimmung eines Messe-
Koordinators und das Treffen betriebsinterner Vorbereitungen. Die zweite Phase ,,Planung"
beinhaltet das Anmelden, die Planung der Reise, die firmeninterne Vorbereitung und die
9
U.a.: Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (Hg.): Erfolg auf Auslandsmes-
sen, ein Ratgeber für Auslandsmessebeteiligungen, Köln 2000.

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
21
persönliche Vorbereitung. Damit geht die zweite Phase direkt in die Dritte über. Dort wird der
Stand geplant, die Standbeschriftung und Graphik festgelegt, der Standbauer beauftragt,
Kontakte u.a. mit der Außenhandelskammer und der Botschaft gesucht, die Reisedaten
bestätigt, Kosten zusammengestellt, der Gesundheitsschutz überprüft und die richtige Klei-
dung gewählt. Zur vierten Phase gehört die Zusammenstellung eines Sicherheitspaketes
(Kopien aller relevanten Unterlagen), die Herstellung von Erreichbarkeit und das Beschaffen
von Reiseliteratur. In der fünften Phase am Messeplatz wird das Messegelände besucht, der
Standbetrieb vorbereitet, die Leistungen des Betreibers (u.a. Standbau, technische Infra-
struktur, Katalog-Eintrag) werden kontrolliert, bei Kunden nachgefasst und offizielle Kontakte
geknüpft.
In der sechsten Phase während der Messe wird beobachtet, das Warenangebot der Konkur-
renz geprüft und Tagesberichte angefertigt. Diese enthalten Angaben zu den Messebesu-
chern, zu den Standbesuchern, Angaben zu Firma und Funktion des Besuchers, das Inte-
resse an bestimmten Produkten, gewünschte Folgemaßnahmen, eine Einschätzung des
potentiellen Kunden sowie eine Beurteilung des Messetages und eventueller Besonderhei-
ten. Das Beobachten beinhaltet u.a. die Qualität der Aussteller, die Qualität der Besucher
und die Organisation der Messe. In der siebten und letzten Phase schließlich findet die
Nacharbeit und Auswertung statt. Dabei wird die Zielerreichung überprüft, eine Fehler- und
Mängelanalyse durchgeführt, Berichte geschrieben, Aufträge bestätigt, Zusagen eingehalten,
Interessenten angeschrieben und eine erneute Teilnahme überdacht.
Im Rahmen der Inanspruchnahme der Dienstleistung ,,Messe" durchläuft der Kunde eine
Sequenz von Einzelepisoden, die sich zu einem Kundenprozess zusammenfassen lassen
(vgl.: Stauss/Seidel, S.206-211). Für den Messebesucher bedeutet dies, dass der Besuch
einer Messe, neben der vom Messeveranstalter gebotenen Dienstleistung, aus einer ganzen
Reihe von weiteren Teilleistungen besteht. Die Inanspruchnahme dieser Gesamtleistung
erfordert vom Messebesucher einen erheblichen organisatorischen und zeitlichen Aufwand.
2.4. Kennziffern
2.4.1. Umschlaghäufigkeit
Unter betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Aspekten ist die Auslastung des
vorhandenen Flächenpotentials von herausragender Bedeutung (nach: Deutsches Institut für
Wirtschaftsforschung (Hg.), Messen und Ausstellungen als expansive Dienstleistungen,
Berlin 1985, S. 35). Diese Auslastung wird allgemein durch die Umschlaghäufigkeit darge-
stellt, und zwar durch die Gegenüberstellung von vermieteter Fläche und vorhandenem
Potential:

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
22
Umschlaghäufigkeit = vermietete Standfläche/verfügbare Bruttofläche
Tab. 2: Auslastung ausgewählter Messeplätze im Jahr
2004
Messefläche
( Ausstellungskapazität, brutto in m²)
Messestädte *
Gesamtfläche Vermiete
Fläche
Umschlag-
häufigkeit
Hannover 553.145
1.595.807
2,88
Frankfurt/Main 413.431
1.591.556
3,85
Köln 338.000
1.165.359
3,45
Düsseldorf 266.900
1.563.625
5,86
München (Neue Messe)
370.000
1.027.786
2,78
Berlin 260.000
396.656
1,53
Nürnberg 212.000
722.629
3,41
Essen 130.000
346.533
2,67
Leipzig 134.200
299.034
2,23
Friedrichshafen 81.500
194.188
2,38
Hamburg 73.400
242.285
3,30
Augsburg 113.000
36.532
0,32
Stuttgart 64.500
306.161
4,75
Karlsruhe (Neue Messe)
62.000
69.496
1,12
Dortmund 48.235
92.293
1,91
Pirmasens 75.000
17.357
0,23
Sinsheim 50.160
93.759
1,87
Bremen 140.400
32.953
0,23
Saarbrücken 51.919
90.440
1,74
Offenburg 56.458
42.819
0,76
Wiesbaden 21.700
2.868
0,13
Offenbach 18.000
34015
1,89
Freiburg 53.500
69.819
1,31
1-25 Gesamt
3.587.448
10.033.970
2,80
* Standorte mit mind. einer Veranstaltung der Kategorie "überregional/international"
Quelle: AUMA, Statement 2004, Auma_MesseGuide2005,
Angaben der Messegesellschaften
Bereits an dieser Stelle wird jedoch deutlich, dass je nach Betrachtungsweise und Zielrich-
tung unterschiedliche Begriffsinhalte und damit auch andere Quantitäten in die Rechnung
eingehen.
Die Messung der Umschlaghäufigkeit ermöglicht eine Quantifizierung der unternehmerischen
Effizienz und bietet eine direkte Vergleichsmöglichkeit der Performanz mehrerer Messege-
sellschaften miteinander (nach: Nittbaur, 2001, S. 162). Anhand der Berechnung der Um-
schlaghäufigkeit lässt sich feststellen, wie häufig die gesamte Nettofläche einer Messege-
sellschaft pro Jahr vermietet wurde. Anhand der Umschlaghäufigkeit lässt sich feststellen,
wie gut die Messegelände über das Jahr verteilt ausgelastet werden. Dieser Quotient setzt
sich dabei zusammen aus der Zahl der insgesamt durchgeführten Messen und Ausstellun-
gen und der pro Messe von den Ausstellern nachgefragten Standfläche. Die Umschlaghäu-

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
23
figkeit lässt jedoch weder Aussagen über die Quantität der auf diesen Messen vertretenen
Besucher noch über die Qualität von Ausstellern und Besuchern zu. Die Umschlaghäufigkeit
kann durch Auf- und Abbauzeiten nicht beliebig erhöht werden. Eine ähnliche Maßzahl ist
der sog. ,,Geländeumschlagskoeffizient" (GUK) (nach: Möller, 1989, S. 64). Dieser Koeffizient
wird als Quotient aus der Summe der in einem Veranstaltungsjahr vermieteten Bruttoflächen
und der jeweiligen Größe des Messegeländes ermittelt.
2.4.2. Ausstellerintensität
Aufgabe von Messen und Ausstellungen ist es, ein möglichst repräsentatives Angebot dar-
zustellen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage an Bedeutung, wie viele Aussteller auf
einer fixierten Fläche die Möglichkeit zur Selbstdarstellung und zum Verkauf haben. Dieser
Zusammenhang wird ausgedrückt durch:
Ausstellerintensität = Aussteller/ vermietete Standfläche
Der reziproke Wert dieser Größe gibt zugleich Auskunft über die durchschnittliche Standflä-
che.
2.4.3. Besucherintensität
Ein weiterer Indikator für die Flächennutzung ist die Relation
Besucherintensität = Besucher/ vermietete Standfläche
Diese Kennziffer gewinnt insbesondere durch den Vergleich ähnlicher Veranstaltungen an
Bedeutung.
2.4.4. Besucherdichte
Aus der Sicht der Veranstalter und der Aussteller zugleich ist eine weitere Kennziffer von
Bedeutung, die sich nicht auf Flächen und deren Auslastung ­ Intensität ­ bezieht, sondern
eine unmittelbare Relation zwischen Besucher und Aussteller herstellt. Definiert wird
Besucherdichte = Besucher/Aussteller
2.4.5. Internationalität
Von überragender Bedeutung für den Charakter des deutschen Messewesens ist die Inter-
nationalität. Orientiert am verfügbaren Datenmaterial sei diese definiert als
Internationalität = ausländische Aussteller/Aussteller insgesamt
Der AUMA hat Leitsätze zur Typologie von Messen und Ausstellungen festgelegt. Demnach
gilt eine Messe als international, wenn der Anteil ausländischer Aussteller mit eigenem Stand
mindestens 10% der Gesamtausstellerzahl beträgt und mindestens 5% der Fachbesucher
aus dem Ausland kommen. Die Zahl der asiatischen Aussteller auf dem Messeplatz
Deutschland ist erneut deutlich gestiegen ­ im Jahr 2002 wurden 15% mehr Firmen aus

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
24
Asien registriert als im Vorjahr. Der Anteil an allen ausländischen Ausstellern erreichte
23,1% (2001: 20,4%) (nach: AUMA, Messewirtschaft 2002/2003, Bilanz, 2003, S. 22). Be-
sonders hohe Zuwachsraten verzeichneten die VR China mit 30% auf rund 4.600 Aussteller;
Taiwan (+24% auf 4.200), Indien (+18% auf 2.050) und Korea (+15% auf knapp 1.000 Fir-
men). Deutlich zurückgegangen ist dagegen die Zahl japanischer Aussteller; sie sank um
über 20% auf rund 740. Gründe dafür sind u.a. die fortdauernde Schwäche der japanischen
Wirtschaft und das relativ hohe Preisniveau, das Importe aus anderen asiatischen Ländern
begünstigt, die vergleichbare Qualitäten liefern. Insgesamt wurden im Jahr 2002 82.735
ausländische Aussteller registriert, das entspricht einem Anteil von 49,9% an allen Ausstel-
lern internationaler Messen. Die Zahl der Aussteller aus Europa ging insgesamt nur leicht
zurück, um 2,4% auf jetzt knapp 54.000. Allerdings werden dahinter Strukturverschiebungen
sichtbar: in 2002 waren im Vergleich zu 2001 über 5% weniger EU-Unternehmen präsent,
gleichzeitig aber rund 10% mehr Firmen aus Mittel- und Osteuropa. Gegen den Trend wach-
sen aus Westeuropa z.B. die Beteiligungen aus Dänemark (+9%), den Niederlanden (+5%)
und der Schweiz (+4%). Die türkischen Beteiligungen stiegen um 25%. Herausragende
Zuwächse aus Mittel- und Osteuropa wurden für Litauen (+30%), Bulgarien (+20%), Slowe-
nien (+13%) und die Tschechische Republik (+11%) registriert. Die wieder verstärkten Ex-
portbemühungen Serbiens und Montenegros zeigen sich in einer Verdopplung der Ausstel-
lerzahl. Erheblich geringer fielen die Beteiligungen aus Amerika aus. Insgesamt war ein
Rückgang um fast 6% festzustellen, der fast ausschließlich auf das Konto der USA ging (-
9%). Die Beteiligungen aus Lateinamerika nahmen dagegen leicht zu (+2%). Brasilien stei-
gerte sein Engagement in Deutschland um 13% auf mehr als 500 Aussteller, sogar Argenti-
nien legte um 22% zu. Afrika verzeichnete einen leichten Rückgang um gut 3%. Der größte
afrikanische Aussteller in Deutschland, Südafrika, erhöhte seine Beteiligungen gegen den
Trend um 14% auf fast 500. Für Australien wurde mit rund 410 Firmen eine konstante Betei-
ligung registriert. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Beteiligungen aus den Industrieländern
kaum noch steigen, teilweise auch leicht zurückgehen; offensichtlich sind die Potentiale hier
weitgehend ausgeschöpft. Erhebliche Zuwachsraten sind v.a. für Schwellenländer festzustel-
len. Größter Aussteller auf dem Messeplatz Deutschland war auch im Jahr 2002 Italien mit
11.870 Beteiligungen vor Großbritannien (5.592), Frankreich (5.546), den USA (4.836) und
den Niederlanden (4.687). Es folgen die VR China (4.607), Spanien (4.382), Taiwan (4.231),
Schweiz (3.386) und Österreich (3.221).
Eines der wichtigsten Bewertungskriterien von Messen ist der geographische Einzugsbereich
einer Messeveranstaltung (nach: Prüser, 1997, S.40). Die Aussteller versuchen, mit ihrer
Messepräsentation einen möglichst großen Teil des für sie relevanten Marktes zu erreichen,
so dass aus ihrer Sicht die Attraktivität einer Veranstaltung steigt, je mehr der Einzugsbe-
reich des Publikums mit den gewählten regionalen Marktsegmenten übereinstimmt. Für die

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
25
Besucher kommt es darauf an, möglichst vollständig das für sie in Frage kommende Anbie-
terfeld in Augenschein nehmen zu können, so dass sie Wert auf ein internationales Ausstel-
lerspektrum legen. Um den Besuchern und Ausstellern Orientierungshilfe zu geben, ist es
üblich, zwischen regionalen, nationalen und internationalen Veranstaltungen zu unterschei-
den. Diese Kategorisierung ist allerdings nur eingeschränkt tauglich, da idR. nicht angege-
ben wird, ob das Publikum oder die Ausstellerschaft internationaler bzw. regionaler Herkunft
ist. Darüber hinaus haben die Veranstalter erkannt, dass das Attribut ,,international" eine
gewisse Zugkraft hat, so dass allgemein eine Neigung zu erkennen ist, damit relativ ,,groß-
zügig" umzugehen.
Tab. 3: Kennziffern der internationalen/überregionalen deutschen Messewir-
schaft ab 1970
Jahr Aussteller Inland Ausland Besucher Vermietete
Fläche (m²)
1970 48.196 31.204 16.992 4.446.582 2.526.602
1971 47.311 31.049 16.262 4.317.330 2.695.544
1972 48.094 30.967 17.127 4.525.955 2.674.956
1973 51.774 33.738 18.036 5.298.221 2.140.251
1974 52.928 33.919 19.009 4.575.797 3.062.815
1975 54.754 34.300 20.454 5.286.003 3.238.326
1976 56.151 35.290 20.861 4.949.418 3.194.149
1977 64.163 39.943 24.220 6.743.350 3.711.842
1978 68.074 42.769 25.305 6.138.864 3.610.638
1979 72.312 46.423 25.889 7.883.178 3.673.345
1980 76.436 48.400 28.036 6.700.051 3.824.443
1981 75.693 45.411 30.282 6.930.680 3.859.193
1982 80.775 49.729 31.046 6.813.747 4.002.852
1983 81.638 49.045 32.593 7.536.892 4.073.853
1984 86.611 52.224 34.387 7.026.619 4.190.958
1985 88.204 51.774 36.430 7.870.260 4.379.287
1986 94.442 57.888 36.554 7.632.064 4.742.480
1987 91.890 52.723 39.167 8.208.931 4.447.551
1988 99.917 58.877 41.040 7.863.061 4.682.746
1989 109.380 61.669 47.711 9.994.054 5.268.062
1990 110.966 64.315 46.651 8.196.474 5.074.010
1991 120.619 67.766 52.853 9.543.516 5.668.260
1992 130.802 76.561 54.241 9.009.047 6.038.548
1993 131.007 73.343 57.664 8.968.482 5.865.497
1994 132.728 75.164 57.664 8.934.347 5.796.214
1995 141.721 76.996 64.134 10.354.565 6.308.608
1996 144.730 80.395 65.335 8.996.413 6.066.172
1997 151.402 81.262 70.140 9.754.928 6.336.565
1998 154.391 82.617 71.774 9.355.467 6.497.135
1999 161.158 83.975 77.183 10.098.385 6.595.416
2000 174.612 93.055 81.557 10.259.115 7.195.556
2001 167.980 84.306 83.674 10.691.527 7.104.295
2002 165.859 83.124 82.735 9.218.276 6.639.204
2003 160.238 76.659 83.579 9.547.291 6.118.937
2004 166.977 78.867 88.110 9.675.845 6.617.683
Quelle: telefonische Anfrage beim AUMA

Kap.2: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
26
2.4.6. Kapazitäten der deutschen Messeplätze
Die deutschen Messeplätze mit überregionaler Bedeutung verfügten am 1.1.2003 über
2.580.991m² Hallenfläche, 0,8% mehr als ein Jahr zuvor. Das ergab eine Umfrage des AU-
MA (nach: AUMA-Mitteilungen, Nr.8, 30.04.2003). Investiert wurden in 2002 rund 350 Mio. ,
zum kleineren Teil in Erweiterungen, v.a. aber in Modernisierungen und Serviceverbesse-
rungen. Bis Ende 2008 wollen die Messeplätze mit überregionaler Bedeutung rund 950 Mio.
in die qualitative und quantitative Optimierung ihrer Gelände investieren. Die Mittel fließen
in technische Modernisierungen bestehender Hallen, den Ausbau von Serviceeinrichtungen,
die Erweiterung von Kongresskapazitäten und die Ausweitung der Ausstellungsflächen. Die
Hallenkapazitäten sollen bis Ende 2008 um 113.000 m² auf dann 2.694.000 m² steigen. Das
entspricht einem Zuwachs von 4,3% oder rund 0,7% pro Jahr, etwa ebenso viel wie im Jahr
2002. Zum Vergleich: vom 1.1.2000 bis zum 1.1.2004 wuchs die Kapazität um 7,9%, also um
2% pro Jahr. Das ergab eine Umfrage des AUMA im Frühjahr 2004. Die Investitionen für die
geplanten Erweiterungen, für Ersatz und Modernisierung bestehender Hallen sowie für den
Ausbau von Serviceeinrichtungen und Kongresskapazitäten werden 1,72 Mrd. betragen ­
344 Mio. pro Jahr. Zum 1.1.2004 verfügten die überregionalen deutschen Messeplätze
über eine Hallenfläche von 2.639.000 m², 2,3% mehr als ein Jahr zuvor. Bei der Bewertung
der Gesamtkapazität ist zu berücksichtigen, das rund 100.000 m² Hallenfläche nur ein oder
zwei Mal pro Jahr genutzt werden, weil für diese Flächen Dauermietverträge mit Ausstellern
einzelner Veranstaltungen bestehen. Investiert wurden im Jahr 2003 rund 268 Mio. . Diese
Mittel flossen außer in Erweiterungen auch in erheblichen Umfang auch in die Modernisie-
rung von Technik und Serviceleistungen. Die Entwicklung der deutschen Messeplätze zeigt,
dass sich die zur Verfügung stehenden Hallenkapazitäten zwischen 1995 und 2004 um rund
15% erhöhten. Vor dem Hintergrund eines bereits bestehenden Überangebotes führt dies zu
verschärfter Standortkonkurrenz. Wie die Karte 1 und Tabelle 4 zeigen, belaufen sich die
Hallenkapazitäten der deutschen Messestädte
10
mittlerweile auf insgesamt mehr als 2,6 Mio.
m². Auf dem ersten Platz rangiert dabei mit knapp 500.000 m² Fläche in Hallen die Messe
Hannover, die zugleich mit deutlichem Abstand zu Mailand, den weltweit größten Messe-
standort darstellt
11
. Dem schließen sich- mit jeweils deutlich über 200.000 m² Hallenfläche ­
die Städte Frankfurt/Main, Köln und Düsseldorf an. Über 100.000 bis 160.000 m² Hallenflä-
chen stehen an den Messestandorten München, Berlin, Nürnberg, Essen und Leipzig zur
Verfügung. Dahinter folgen rund 20 weitere Standorte mit unter 100.000 m² Fläche in über-
dachten Hallen. Immer mehr deutsche Messeplätze sind von der Kapazität her in der Lage
auch größere Messen auszurichten. Bedenkt man die zunehmende Austauschbarkeit der
Veranstaltungsorte, werden daher andere Fähigkeiten wichtiger (z.B. Serviceangebote).
10
Mit mind. einer Veranstaltung der Kategorie ,,überregional/international".
11
Vgl. Kap. 5.6.: dort sind die größten Messegelände weltweit dargestellt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783956361791
ISBN (Paperback)
9783836601481
Dateigröße
6.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Münster – Geowissenschaften, Promotionsstudiengang Wirtschaftsgeographie
Erscheinungsdatum
2007 (Februar)
Note
1,5
Schlagworte
messe event ausstellung messestadt standort
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Titel: Die deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft
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