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Möglichkeiten der (teil-)automatisierten Publizierung von Printmedien aus XML-Daten

Unter Berücksichtigung eines Corporate Designs

©2006 Diplomarbeit 101 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Immer mehr Unternehmen entscheiden sich heutzutage für den Einsatz von Content Management Systemen in Verbindung mit strukturierten XML-Daten für das Erstellen, Verwalten und Publizieren interner und externer Informationen. Der Grund hierfür sind steigende Ansprüche an Qualität, Aktualität und Flexibilität technischer Information auf der Anwenderseite und gestiegener Kosten- und Zeitdruck durch globalen Wettbewerb und kürzere Produktlebenszyklen auf der Herstellerseite. Gegen diesen scheinbaren Widerspruch versprechen Content-Management-Systeme (CMS) in Verbindung mit den Methoden Single Source Publishing und Cross Media Publishing Abhilfe. Mit CMS können Inhalte medienneutral erstellt, abgelegt, verwaltet, wieder verwendet und in verschiedenen Ausgabemedien wie Papier, Internet, CD-Rom oder WAP publiziert werden.
Problemstellung:
Der Dienstleister Cross Media Documentation GmbH (im Folgenden CMD genannt) unterstützt die Firma Krohne Messtechnik GmbH & Co. KG. bei der Implementierung und Anwendung des XML-basierten CMS Noxum Publishing Studio 4. Im CMS werden Handbücher, technische Datenblätter und Kurzanleitungen (QuickStart Manuals genannt) erstellt, die anschließend in einem (teil-)automatisiertem Satzprozess als druckfertige PDF-Dateien ausgegeben werden sollen.
Da die Handbücher und technischen Datenblätter im CMS als medienneutrale XML-Daten vorliegen, muss ein Weg gefunden werden, diese XML-Daten in ein Printlayout zu überführen. Dabei soll das Corporate Design der Firma KROHNE umgesetzt werden, auch wenn automatisierten Satzprozessen der Ruf anhängt, typografisch und layouttechnisch eher mittelmäßige Ergebnisse zu liefern. Unter den verschiedenen Lösungsmöglichkeiten existieren sowohl teil- als auch vollautomatisierte Lösungsansätze, von denen einige über proprietäre und andere über standardkonforme Technologien realisiert werden.
Für CMD wird im Zuge dieser Diplomarbeit ein geeigneter Lösungsweg ermittelt, um die XML-Daten aus dem CMS (teil-)automatisiert in ein druckfertiges, Corporate Design-konformes PDF umzuwandeln.
Hierzu werden zunächst verschiedene Lösungsansätze in Hinblick auf ihre Tauglichkeit untersucht. In einer Vorauswahl werden daraufhin diejenigen Ansätze, die für die Problemstellung dieser Diplomarbeit prinzipiell geeignet scheinen, einer genaueren Betrachtung unterzogen und anschließend tabellarisch miteinander verglichen. Dabei wird auf die Rahmenbedingungen bezüglich des CMS und des […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Benjamin Schoene
Möglichkeiten der (teil-)automatisierten Publizierung von Printmedien aus XML-Daten
Unter Berücksichtigung eines Corporate Designs
ISBN-13: 978-3-8366-0024-8
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Hochschule Karlsruhe ­ Technik und Wirtschaft, Karlsruhe, Deutschland,
Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung...1
2.
Grundlagen ...3
2.1.
Publishing ... 3
2.1.1.
Traditionelles Publishing... 4
2.1.2.
Modernes Publishing ... 5
2.1.3.
Single Source Publishing... 5
2.1.4.
Cross Media Publishing... 6
2.2.
XML ... 7
2.2.1.
Inhalt... 7
2.2.2.
Struktur ... 9
2.2.3.
Gestalt... 9
2.3.
Content Management ... 10
2.3.1.
Content... 10
2.3.2.
Content Management... 11
2.3.3.
Content Management Systeme ... 11
2.4.
Corporate Design ... 12
3.
Lösungsansätze und Vergleich ...15
3.1.
Untersuchte Lösungsansätze... 15
3.1.1.
Adobe
®
FrameMaker
®
... 16
3.1.2.
Adobe
®
InDesign
®
... 17
3.1.3.
CSS3 ... 17
3.1.4.
Microsoft
®
Word ... 18
3.1.5.
QuarkXPress
®
... 20
3.1.6.
TeX ... 20
3.1.7.
XSL-FO ... 22
3.2.
Vorauswahl einiger Lösungsansätze... 24
3.2.1.
Adobe
®
FrameMaker
®
... 24
3.2.2.
Adobe
®
InDesign
®
... 33
3.2.3.
XSL-FO ... 36
3.3.
Gegenüberstellung der Vorauswahl ... 41
3.3.1.
Allgemeine Eigenschaften... 41
3.3.2.
Automatisierung ... 42
3.3.3.
Eignung... 42
3.3.4.
Typografie ... 43
3.3.5.
Grafiken, Tabellen, Farben... 43
4.
Rahmenbedingungen und Wahl einer Lösung...44
4.1.
Rahmenbedingungen ... 44
4.1.1.
Die Firma KROHNE Messtechnik GmbH & Co. KG... 44
4.1.2.
Einführung in das CMS Noxum Publishing Studio... 44
4.2.
Die Struktur der XML-Daten im CMS... 46
ii

Inhaltsverzeichnis
4.3.
Erfassung von Inhalten in Justsystems XMetaL
®
... 48
4.3.1.
Anlegen von neuen Inhaltsobjekten ... 48
4.3.2.
Erfassung von Textinhalten ... 50
4.3.3.
Erfassung von Grafiken ... 52
4.3.4.
Erfassung von Tabellen ... 53
4.4.
Erfassung von technischen Produktdaten... 54
4.5.
Zusammenstellen von Publikationen im CMS ... 55
4.5.1.
Anlegen von neuen Strukturobjekten ... 55
4.5.2.
Gestaltung der Strukturobjekte im Struktureditor ... 55
4.6.
Workflows, Rechte und Versionierung im CMS... 56
4.6.1.
Rich Clients und Smart Clients ... 56
4.6.2.
Workflows ... 56
4.6.3.
Rollen- und Rechteverteilung... 57
4.6.4.
Versionierung ... 58
4.7.
Das Corporate Design für Handbücher ... 59
4.7.1.
Farben ... 59
4.7.2.
Titelseite ... 59
4.7.3.
Innenseiten... 59
4.7.4.
Typografie ... 61
4.7.5.
Tabellen ... 62
4.7.6.
Platzierung von Grafiken, Tabellen, Elementen... 62
4.8.
Wahl einer Lösung... 62
5.
Realisierung ausgewählter Seitenelemente ...65
5.1.
Anlegen von MIF-Templates ... 65
5.2.
Transformation der XML-Daten in das MIF-Format ... 66
5.2.1.
Schritt 1: Auflösen der Objektreferenzen... 67
5.2.2.
Schritt 2: Hinzufügen von Layoutinformation ... 68
5.2.3.
Schritt 3: Generierung des MIF-Dokuments ... 69
5.2.4.
Schritt 4: PDF-Export... 71
5.3.
Exemplarischer Code-Ausschnitt ... 71
5.4.
Umsetzung der Titelseiten-Elemente... 78
5.4.1.
Produktfoto ... 79
5.4.2.
Symbole ... 80
5.4.3.
Krohne-Logo ... 81
5.4.4.
Produktname und Dokumentbeschreibung... 81
5.4.5.
Aufzählung ... 82
5.5.
Die generierte Beispieltitelseite ... 83
6.
Bewertung der Lösung ...84
7.
Zusammenfassung ...86
8.
Schlussbemerkung ...88
iii

Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis ...89
Abbildungsverzeichnis...93
Tabellenverzeichnis ...94
Abkürzungsverzeichnis...95
iv

1. Einleitung
1. Einleitung
Immer mehr Unternehmen entscheiden sich heutzutage für den Einsatz von Content
Management Systemen in Verbindung mit strukturierten XML-Daten für das Erstellen,
Verwalten und Publizieren interner und externer Informationen. Der Grund hierfür
sind steigende Ansprüche an Qualität, Aktualität und Flexibilität technischer Informa-
tion auf der Anwenderseite und gestiegener Kosten- und Zeitdruck durch globalen
Wettbewerb und kürzere Produktlebenszyklen auf der Herstellerseite. Gegen diesen
scheinbaren Widerspruch versprechen Content-Management-Systeme (CMS) in Ver-
bindung mit den Methoden Single Source Publishing und Cross Media Publishing
Abhilfe. Mit CMS können Inhalte medienneutral erstellt, abgelegt, verwaltet, wieder
verwendet und in verschiedenen Ausgabemedien wie Papier, Internet, CD-Rom oder
WAP publiziert werden.
Der Dienstleister Cross Media Documentation GmbH (im Folgenden CMD genannt)
unterstützt die Firma KROHNE Messtechnik GmbH & Co. KG (im Folgenden KROH-
NE genannt) bei der Implementierung und Anwendung des XML-basierten CMS No-
xum Publishing Studio 4
®
. Im CMS werden Handbücher, technische Datenblätter und
Kurzanleitungen (QuickStart Manuals genannt) erstellt, die anschließend in einem
(teil-)automatisiertem Satzprozess als druckfertige PDF-Dateien ausgegeben werden
sollen. Da die Handbücher und technischen Datenblätter im CMS als medienneutrale
XML-Daten vorliegen, muss ein Weg gefunden werden, diese XML-Daten in ein
Printlayout zu überführen. Dabei soll das Corporate Design der Firma KROHNE um-
gesetzt werden, auch wenn automatisierten Satzprozessen der Ruf anhängt, typogra-
fisch und layouttechnisch eher mittelmäßige Ergebnisse zu liefern. Unter den ver-
schiedenen Lösungsmöglichkeiten existieren sowohl teil- als auch vollautomatisierte
Lösungsansätze, von denen einige über proprietäre
1
und andere über standardkonfor-
me
2
Technologien realisiert werden.
Problemstel-
lung
Für CMD wird im Zuge dieser Diplomarbeit ein geeigneter Lösungsweg ermittelt, um
die XML-Daten aus dem CMS (teil-)automatisiert in ein druckfertiges, Corporate De-
sign-konformes PDF umzuwandeln. Hierzu werden zunächst verschiedene Lösungs-
ansätze in Hinblick auf ihre Tauglichkeit untersucht. In einer Vorauswahl werden dar-
aufhin diejenigen Ansätze, die für die Problemstellung dieser Diplomarbeit prinzipiell
geeignet scheinen, einer genaueren Betrachtung unterzogen und anschließend tabella-
risch miteinander verglichen (siehe Kapitel 3 und 4). Dabei wird auf die Rahmenbe-
Zielsetzung
1
proprietär: Herstellerspezifisch, mit undokumentierten bzw. geheim gehaltenen Eigenschaften behaftet.
(vgl. Schiedermeier 1997)
2
standardkonform: nicht-proprietär, d. h. gemäß einem offenen, dokumentierten Standard.
Benjamin Schoene
1

1. Einleitung
dingungen bezüglich des CMS und des Corporate Design eingegangen. Die Realisie-
rung und Implementierung der in dieser Arbeit ermittelten Lösung erfolgt durch CMD
und die Noxum
®
GmbH, wobei Noxum
®
für die programmiertechnischen Aspekte zu-
ständig ist. Um nachfolgend zu klären, wie gut sich die strengen Vorgaben des Corpo-
rate Designs im (teil-)automatisierten Satzprozess tatsächlich umsetzen lassen, wird
eine Handbuch-Titelseite im CMS erstellt und anschließend als Print-PDF publiziert.
Anhand dieser Titelseite werden auszugsweise Details der Realisierung vorgestellt
(siehe Kapitel 5). In der darauf folgenden Bewertung wird die Lösung hinsichtlich der
Qualität der Ergebnisse und ihrer Vor- und Nachteile beurteilt.
Benjamin Schoene
2

2. Grundlagen
2. Grundlagen
Im Folgenden werden die für diese Arbeit relevanten Themenbereiche Publishing,
strukturierte Daten und Content Management in ihren Grundzügen dargestellt. Darauf
aufbauend werden die verschiedenen Möglichkeiten der (teil-)automatisierten Print-
Publikation von XML-Daten genauer betrachtet.
2.1. Publishing
Der Begriff Publishing hat als Anglizismus Einzug in den deutschen Sprachgebrauch
gehalten. Wie bei vielen Anglizismen ist es nicht einfach, eine deutsche Entsprechung
zu finden. Dasselbe gilt für die diversen Komposita wie software publishing, single
source publishing, desktop publishing oder web publishing, in denen das Wort Publis-
hing vorkommt. Ried und Rothfuss liefern eine allgemeine Definition zu Publishing,
die elektronische wie nicht-elektronische Ausgabemedien, menschliche wie nicht-
menschliche Nutzer sowie alle Publikationstypen einschließt:
Definition
Publishing
,,Wir verstehen unter ,Publishing' das gezielte Verbreiten oder Zugänglichmachen von
aufbereiteten, zumindest prinzipiell persistenten Nutzdaten, das nicht auf einen kleinen,
bestimmt abgegrenzten Kreis von Nutzern, die durch gegenseitige Beziehungen oder
durch Beziehung zum Veranstalter unmittelbar untereinander verbunden sind, be-
schränkt ist." (Ried/Rothfuss 2003:19).
Die Allgemeinheit der Definition macht deutlich, wie schwer der Begriff des moder-
nen Publishing zu greifen ist, und wie viele Bereiche er heutzutage umfasst, vom Buch
bis zur Software.
Die deutschen Begriffe Publikation und publizieren haben eine enger gefasste Bedeu-
tung, da Printmedien betont und elektronische Medien wie das Internet vernachlässigt
werden. So umschreibt das Duden Fremdwörterbuch publizieren mit ,,1. ein (literari-
sches od. wissenschaftliches) Werk im Druck erscheinen lassen, veröffentlichen. 2.
publik machen, bekannt machen" (Duden 2005:861). Publikation wird folgenderma-
ßen umschrieben: ,,1. publiziertes, im Druck erschienenes Werk. 2. Veröffentlichung,
Publizierung" (Duden 2005:861). Daran anknüpfend wird in dieser Diplomarbeit der
Begriff Publishing für Ablaufschemata und Prozesse verwendet (vgl. Ried/Rothfuss
2003:28). Der Begriff Publikation hingegen wird für eine bestimmte Sicht auf einen
Informationsbestand (vgl. Ried/Rothfuss 2003:19) bzw. für das Ergebnis eines Publis-
hing-Prozesses gebraucht. Analog wird der Begriff Publizieren für denjenigen Teil-
schritt im Publishing-Prozess verwendet, der die Publikation in ihrer finalen Erschei-
nungsform unmittelbar hervorbringt ­ beispielsweise den Druck oder die
Formatierung von XML-Daten mit anschließender PDF-Generierung.
Definition
Publikation,
publizieren
Benjamin Schoene
3

2. Grundlagen
Grundsätzlich lassen sich Publishing-Prozesse in zwei verschiedene Ansätze untertei-
len: Einerseits das ,traditionelle', andererseits das ,moderne' Publishing (vgl.
Ried/Rothfuss 2003:23). Das Wort traditionell ist in diesem Kontext nicht mit veraltet
gleichzusetzen. Die Unterschiede werden in den folgenden Unterkapiteln näher erläu-
tert.
2.1.1. Traditionelles Publishing
Das traditionelle Publishing lässt sich durch folgende Merkmale charakterisieren:
Merkmale
· Die Distribution erfolgt aktiv zum Konsumenten hin (information push).
· Die Produktion erfolgt aus Sicht der fertigen Publikation und ist optimiert auf die
endgültige Gestalt in einem speziellen Zielmedium (Layoutlastigkeit).
· Eine Wiederverwendung der Informationen ist mühsam oder überhaupt nicht mög-
lich, da Einzelbestandteile unkontrolliert verquickt werden. Die fertige Publikation
ist etwas Endgültiges.
· Es ist keinerlei Automatisierung vorhanden (vgl. Ried/Rothfuss 2003:25-26).
Ein Beispiel für den traditionellen Ansatz ist die Zeitschriftenproduktion, die häufig
nach folgendem Schema abläuft: Ein Redakteur liefert den Text, ein Grafiker die Bil-
der, und ein Layouter fügt beide Einzelbestandteile mit Hilfe eines Layoutprogramms
wie QuarkXPress
®
manuell und passgenau zusammen. Von Beginn an wird auf das
Zielmedium Zeitschrift hingearbeitet. Sollen einzelne Bestandteile wie Texte oder
Bilder für eine Internetpräsenz übernommen werden, müssen diese mühsam aus der
Satzdatei herauskopiert werden oder im unstrukturierten Ablagesystem (sofern dort
noch vorhanden) gesucht werden.
Zeitschriften-
produktion
Abbildung 2-1: Ablaufschema traditionelles Publishing (vgl. Ried/Rothfuss 2003:25)
Der traditionelle Ansatz eignet sich für einmalige layoutlastige Anwendungen, bei-
spielsweise aus dem Werbe- und Marketingbereich, da sich hierbei vor allem optisch
sehr hochwertige und individuelle Ergebnisse erzielen lassen. Diese Anwendungen
verlangen häufig einen künstlerischen Anspruch, um sich von der Masse abzuheben
und Aufmerksamkeit zu generieren. Für das Thema der vorliegenden Diplomarbeit ist
dieser traditionelle Ansatz nicht relevant, er diente lediglich dem Zweck einer klareren
Begriffsabgrenzung.
layoutlastige
Anwendungen
Benjamin Schoene
4

2. Grundlagen
2.1.2. Modernes Publishing
Für das moderne Publishing sind folgende Merkmale charakteristisch:
Merkmale
· Die Distribution erfolgt sowohl aktiv zum Konsumenten hin (information push)
als auch durch Bereitstellung eines Angebots, das der Konsument von sich aus ge-
zielt abfragen kann
3
(information pull).
· Die Produktion erfolgt aus Sicht möglichst modularer und reibungsloser Publis-
hing-Prozesse und ist optimiert auf die Trennung von Inhalt und endgültiger Ges-
talt in den jeweiligen Zielmedien (Inhaltslastigkeit
4
).
· Die Wiederverwendbarkeit der Informationen ist gegeben. Einzelbestandteile sind
wieder trennbar und die fertige Publikation ist nicht endgültig, sondern lediglich
eine Aggregatsform der Inhalte.
· Viele Schritte im Publishing-Prozess erfolgen (teil-)automatisiert
(vgl. Ried/Rothfuss 2003:28-29).
Das moderne Publishing leitet sich aus Bereichen wie dem Mengensatz, der Techni-
schen Dokumentation und Zeitungsredaktionssystemen ab (vgl. Ried/Rothfuss
2003:26). Hier werden höhere Stückzahlen an strukturell ähnlich aufgebauten, häufig
umfangreichen Dokumenten publiziert.
Abbildung 2-2: Ablaufschema modernes Publishing (vgl. Ried/Rothfuss 2003:28)
Beispiele für modernes Publishing sind das Single Source Publishing (SSP) und das
Cross Media Publishing (CMP). Es handelt sich hierbei um Arbeitsmethoden, nicht
um konkrete informationstechnische Umsetzungen. Beide Methoden werden in den
nachstehenden Abschnitten näher erläutert.
2.1.3. Single Source Publishing
SSP lässt sich als Mehrfachverwendung von Quellinformationen in verschiedenen
Anwendungen begreifen (vgl. Ziegler 2004:20). Rockley definiert den Begriff des SSP
folgendermaßen:
Definition SSP
3
Ein Beispiel hierfür sind Internetportale, in denen Konsumenten gezielt nach Informationen suchen.
4
Wilhelm spricht in diesem Zusammenhang von der ,,contentorientierten Inhalteproduktion" (Wilhelm
2001).
Benjamin Schoene
5

2. Grundlagen
,,[...] single sourcing means writing information once and using it many times. It does
not mean writing it and then copying and pasting it into another source, or modifying
the information for different needs such that you have multiple sources. Information e-
lements are ,referenced' into the document for reuse or drawn from a database."
(Rockley 2001:189).
Ein Beispiel für SSP sind modulare Informationsbausteine bzw. Module wie Sätze,
Absätze oder ganze Kapitel, die nur einmal erstellt und als Referenz in mehrere Do-
kumente eingefügt werden. Auf diese Weise lassen sich Redundanzen im Informati-
onsbestand weitgehend vermeiden. Inhalte werden zentral an einer Stelle (dem Modul)
gepflegt und müssen nicht mehrfach in allen Dokumenten, die diese Inhalte enthalten,
gepflegt werden. Viele CMS vergeben bei Änderungen an Inhalten automatisch neue
Versionsnummern an Module und Dokumente. So können Änderungen systematisch
nachvollzogen werden. Durch die zentrale Pflege der Informationen ergibt sich eine
deutlich reduzierte Fehleranfälligkeit gegenüber der manuellen Änderung in jedem
einzelnen Dokument.
Module
Ob Module besser aus einem Satz oder einem ganzen Kapitel bestehen, muss von Fall
zu Fall abgewogen werden. Mit steigender Modulgranularität bzw. sinkender Modul-
größe sinken zwar die Redundanzen im Informationsbestand. Der Verwaltungsauf-
wand steigt jedoch erheblich (vgl. Ziegler 2005:40). Die meisten Unternehmen erach-
ten eine mittlere Modulgröße auf Kapitel- oder Absatzebene als sinnvoll (vgl. Fritz et
al. 2005:32).
Modulgröße
Da SSP eine Methode ist, ist es an keine spezifischen Technologien gebunden. Viel-
mehr tut sich ein Spektrum an technischen Umsetzungsmöglichkeiten auf. Eine einfa-
che und preiswerte SSP-Lösung wäre beispielsweise ein Word-Dokument als PDF
abzuspeichern und dieses PDF auf einer CD-ROM und einer Internetseite zu verwen-
den. In diesem Fall dient das Word-Dokument als Quelle. Die teuerste und leistungs-
fähigste SSP-Lösung wäre z. B. ein XML-basiertes CMS, welches modulare Textbau-
steine verwaltet und in mehrere Dokumente referenziert (vgl. Sander 2002:6f). Das ab
Kapitel 4 beschriebene CMS Noxum Publishing Studio
®
ist ein solches CMS.
Umsetzung
2.1.4. Cross Media Publishing
Während SSP darauf beruht, dieselben Inhalte mehrfach in verschiedenen Dokumen-
ten zu verwenden, beispielsweise in mehreren Handbüchern, liegt die Betonung bei
CMP auf der Aufbereitung medienneutraler Daten für verschiedene Zielmedien. Von
CMP ist z. B. die Rede, wenn ein und dasselbe Dokument in einem CMS als Print-,
Web- und Hilfedokument publiziert wird, oder wenn mit einem Desktop-Publishing
(DTP)-Programm wie Adobe FrameMaker
®
®
Dokumente als PDF-Datei und zusätz-
lich als HTML-Help-Datei abgespeichert wird.
Benjamin Schoene
6

2. Grundlagen
Die Methoden SSP und CMP lassen sich kombinieren. Dokumente können nach der
SSP-Methode zusammengestellt werden und anschließend nach der CMP-Methode in
verschiedenen Ausgabemedien publiziert werden. Gerade in modernen CMS werden
die beiden Methoden häufig kombiniert: Dokumente werden aus XML-Modulen zu-
sammengesetzt und anhand verschiedener Stylesheets für das jeweilige Ausgabemedi-
um aufbereitet.
2.2. XML
Die Extensible Markup Language (XML) ist eine Metasprache zur Beschreibung von
Auszeichnungssprachen. Im Gegensatz zu HTML oder TeX besitzt XML keine feste
Anzahl von Auszeichnungselementen, sondern Elemente können für beliebige An-
wendungen frei definiert werden (vgl. Harold 2001:3). Bekannte XML-Vokabulare für
spezielle Anwendungen sind DocBook für Softwaredokumentationen, XHTML für
Webbrowser oder MathML für das Erfassen und Darstellen mathematischer Gleichun-
gen. XML ist eine Teilmenge von SGML und wurde 1998 vom World Wide Web Con-
sortium (W3C) als offener Standard verabschiedet.
Metasprache
In dieser kurzen Einführung kann keine vollständige Beschreibung von XML und
flankierenden Standards stattfinden. Deshalb wird im Folgenden lediglich eine für
diese Arbeit wichtige Eigenschaft von XML beschrieben, ohne tief in die Materie ein-
zusteigen: Die Trennung von Inhalt, Struktur und Gestalt
5
.
2.2.1. Inhalt
XML-Dokumente sind plattformunabhängig. Sie bestehen aus reinem Unicode-Text
und sind daher sowohl menschen- als auch maschinenlesbar. Der Text im XML-
Dokument ist unterteilt in Zeichendaten und Auszeichnungselemente (Markup). Die
Zeichendaten sind die eigentlichen Inhalte des Dokuments, das Markup liefert Meta-
daten (Daten über Daten) zu diesen Inhalten und strukturiert die Inhalte.
Das folgende Code-Beispiel zeigt ein einfaches XML-Dokument zur Erfassung von
Adressen. Zum besseren Verständnis ist das Markup in normaler und Zeichendaten in
fetter Schrift dargestellt:
XML-
Dokument
5
Zur Vertiefung seien Harold 2001 sowie Kay 2004 empfohlen.
Benjamin Schoene
7

2. Grundlagen
<adressen>
<kontakt>
<name anrede="Herr">Maier</name>
<adresse>
<strasse>Dahlbergstraße</strasse>
<hausnummer>123</hausnummer>
<plz>12345</plz>
<ort>Karlsruhe</ort>
</adresse>
<tel>123456789</tel>
<email></email>
</kontakt>
</adressen>
Am Beispiel ist erkennbar, wie das Markup Metadaten zu den Zeichendaten liefert.
Die Metadaten stellen wertvolle Informationen sowohl für den Menschen als auch für
die maschinelle Weiterverarbeitung dar. Durch die Textbasiertheit und aussagekräftige
Metadaten sind Inhalte in XML-Dokumenten auf lange Sicht sicher gespeichert. Die
Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass noch in 20 Jahren mit einem simplen Texteditor auf
die Inhalte zugegriffen werden kann. Proprietäre Dateiformate können dies nicht ge-
währleisten.
XML-Dokumente bestehen in erster Linie aus ineinander verschachtelten Elementen.
Jedes Element besteht aus einem Start- und einem End-Tag, jeweils in spitzen Klam-
mern (z. B.
<strasse> und </strasse>
). Zwischen Start- und End-Tag dürfen
weitere Elemente, Zeichendaten oder einfach nichts vorkommen. Elemente können
durch Attribute im Start-Tag näher beschrieben werden. Im obigen Beispiel besitzt das
Element
<name>
ein Attribut namens
anrede.
Der Attributwert
"Herr"
des Attri-
buts sagt aus, dass sich hinter dem Namen Maier eine männliche Person verbirgt.
XML-Attribute liefern demnach Daten über Metadaten.
Elemente und
Attribute
XML-Dokumente, die einige simple Grundregeln befolgen, werden als wohlgeformt
bezeichnet. Nur wohlgeformte XML-Dokumente können maschinell weiterverarbeitet
werden. Die wichtigsten Regeln sind:
Wohl-
geformtheit
· Ein XML-Dokument muss exakt ein Wurzelelement besitzen, das alle weiteren
Elemente enthält. Im Beispiel ist
<adressen>
das Wurzelelement.
· Jedes Start-Tag muss durch ein dazugehöriges End-Tag geschlossen werden. Le-
diglich leere Elemente dürfen in einem einzigen Tag zusammengefasst werden.
<email></email>
im Beispiel ist ein leeres Element und kann deshalb durch
<email/>
ersetzt werden.
· Elemente dürfen ineinander verschachtelt werden, eine Überlappung ist jedoch
unzulässig.
<tel><email>12345678</tel></email>
ist demnach ungültig
(vgl. Harold 2001:144ff).
Benjamin Schoene
8

2. Grundlagen
2.2.2. Struktur
Mit XML können neue Auszeichnungssprachen beschrieben werden, so genannte
XML-Vokabulare bzw. XML-Dokumenttypen. Die Grammatik eines XML-Vokabulars
ist in einer Document Type Definition (DTD) oder einem XML-Schema festgehalten.
Der Unterschied zwischen DTDs und Schemata ist, dass DTDs ursprünglich für
SGML-Dokumente entwickelt wurden und eine eigene Syntax besitzen. XML-
Schemata sind selbst wohlgeformte XML-Dokumente und wurden speziell für XML
entwickelt. Schemata können ein XML-Vokabular exakter beschreiben als DTDs.
DTD / Schema
In einer DTD bzw. einem XML-Schema ist festgelegt, welche Elemente, Attribute,
Entitäten und Notationen wie oft und in welcher Beziehung zueinander in einem
XML-Dokument eines bestimmten Dokumenttyps vorkommen dürfen. Die DTD bzw.
das Schema definiert die Struktur eines Dokumenttyps, unabhängig von den Inhalten,
die in den einzelnen XML-Dokumenten vorkommen (vgl. Harold 2001:211f).
Dokumenttyp
Anhand einer DTD oder eines Schemas kann überprüft werden, ob ein XML-
Dokument einer vorgegebenen Struktur entspricht. Ein XML-Dokument, das die
Struktur einer bestimmten DTD oder eines Schemas einhält, wird als gültig bezeichnet
(und ist damit auch wohlgeformt).
2.2.3. Gestalt
XML-Dokumente enthalten Inhalte in strukturierter Form. Sie enthalten jedoch keine
Informationen darüber, wie diese Inhalte präsentiert werden sollen. Deshalb betrachten
menschliche Leser in den seltensten Fällen reine XML-Inhalte. XML-Dokumente
werden meist in Formate umgewandelt, die am Bildschirm oder als Ausdruck betrach-
tet werden können, beispielsweise HTML oder PDF. Für den Austausch zwischen
Software-Applikationen wird XML ebenfalls häufig in andere Datenmodelle umwan-
deln.
Mit Hilfe von eXtensible Stylesheet Language: Transformations (XSLT) lassen sich
Struktur und Inhalt eines XML-Dokuments für soeben beschriebene Zwecke umwan-
deln (vgl. Kay 2004:1). XSLT ist Teil der eXtensible Stylesheet Language (XSL). XSL
wurde für die Präsentation von XML-Inhalten auf Bildschirmen, Seitenmedien oder
Audiowiedergabegeräten entwickelt (vgl. Kay 2004:21).
XSL / XSLT
XSLT-Prozessoren wandeln XML-Dokumente mit Hilfe von XSLT-Stylesheets in das
gewünschte Ausgabeformat um. Das Ausgabeformat kann XML, HTML, TeX oder
eins von vielen weiteren möglichen Formaten sein. XSLT-Stylesheets sind selbst gül-
tige XML-Dokumente.
Benjamin Schoene
9

2. Grundlagen
Das folgende XSLT-Stylesheet transformiert die Zeichendaten des Elements <strasse>
aus dem Beispiel in Abschnitt 2.2.1 für die HTML-Ausgabe. Das HTML-Grundgerüst
ist bereits im Stylesheet enthalten:
XSLT-
Stylesheet
<?xml version="1.0" encoding="utf-8"?>
<xsl:stylesheet version="2.0"
xmlns:xsl="http://www.w3.org/1999/XSL/Transform">
<xsl:template match="/">
<html>
<head>
<title>Adressen</title>
</head>
<body>
<p>
<xsl:value-of select="//strasse"/>
</p>
</body>
</html>
</xsl:template>
</xsl:stylesheet>
Das HTML-Ergebnisdokument wird im Browser folgendermaßen dargestellt (siehe
Abbildung 2-3).
Abbildung 2-3: Ansicht im Browser
2.3. Content
Management
2.3.1. Content
Die deutsche Übersetzung für Content ist Inhalt. Trotzdem wird im Deutschen auf das
Wort Content zurückgegriffen. Dies lässt darauf schließen, dass Content eine spezielle
Form von Inhalt bzw. Information darstellt. Content-Wire liefert zunächst eine Erklä-
rung, wie Information zu Content wird:
Definition
Content
,,Content: Raw information becomes content when it is given a useable form intended
for one or more purposes. [...] Information passed casually around in the world is not
content. It becomes content when we grab it and try to make some use of it." (Content-
Wire 2006).
Information wird demnach erst zu Content, wenn sie für bestimmte Zwecke eingesetzt
werden soll und somit einen definierten Nutzen hat. Kampffmeyer beschränkt Content
weiter auf elektronische Systeme und definiert Content als ,,[...] Information in struk-
turierter, schwach strukturierter und unstrukturierter Form, die in elektronischen Sys-
Benjamin Schoene
10

2. Grundlagen
temen zur Nutzung bereitgestellt wird" (Kampffmeyer 2003). Eine weitere Eigen-
schaft von Content ist, dass er sich stets aus Inhalten und Metadaten über diese Inhalte
zusammen setzt (vgl. Kampffmeyer 2003).
Aus den vorhergehenden Definitionen lässt sich folgern: Information darf als Content
bezeichnet werden, wenn sie durch aussagekräftige Metadaten für mindestens einen
definierten Zweck in elektronischen Systemen nutzbar gemacht wurde.
2.3.2. Content Management
Wörtlich übersetzt bedeutet Content Management die Verwaltung von Content. Wil-
helm liefert folgende Definition für Content Management:
Definition
Content
Management
,,Content Management ist Handling digitaler Informationen in allen Prozessen bzw.
Prozessschritten von der Entstehung bis zur Distribution und Verwendung. Planung,
Steuerung und Produktion von digitalen Inhalten und Inhaltselementen erfolgt dabei in
der Form, dass eine bedarfs- und benutzergerechte Aufbereitung von Informationen aus
unterschiedlichen Quellen für unterschiedliche Medien erfolgen kann. Content Mana-
gement ist dabei nicht allein technisch bedingt sondern setzt vor allem bei menschzent-
rierten Anwendungen ein Umdenken zur contentorientierten Inhalteproduktion voraus
und stellt daher eine große Anforderung an die Organisationsgestaltung und -
entwicklung." (Wilhelm 2001).
Wilhelm macht klar, dass Content Management in erster Linie eine Verwaltungsaufga-
be ist. Auf welche Art und mit welchen Mitteln diese Aufgabe zu bewältigen ist bleibt
offen. Der Einsatz eines Content Management Systems ist daher keine zwingende
Voraussetzung und erst recht keine Garantie für erfolgreiches Content Management,
sondern schlichtes Mittel zum Zweck.
Vielmehr erfordert ein Content Management-Projekt professionelle und gründliche
Planung von Beginn an, eine systematische Betreuung über den gesamten Lebenszyk-
lus sowie die bedingungslose Unterstützung aller beteiligten Menschen. Die Leis-
tungsfähigkeit einer Software ist dagegen zweitrangig (vgl. Ried/Rothfuss
2003:136ff).
2.3.3. Content Management Systeme
Content Management Systeme (CMS) sind Softwareapplikation, die Menschen bei der
Content Management-Aufgabe unterstützen. Moderne CMS bieten folgende Funktio-
nalitäten:
Funktionen
· Erstellung von Content (direkt oder durch Anbindung weiterer Programme),
· Verwaltung von Content (Content Management im engeren Sinn),
· Bereitstellung von Content (Publikation, Distribution),
· Kontrolle von Content (Rechte, Workflows, Versionierung) (vgl. Kampffmeyer
2003).
Benjamin Schoene
11

2. Grundlagen
Hierbei speichert das CMS den Content ­ Textinhalte, Mediendaten aller Art oder
ganze Dokumente ­ in einem einzigen (logischen) Bestand, dem Content Repository.
Wichtig ist dabei die konsequente Trennung von Inhalt, Struktur und Gestalt, die bei-
spielsweise durch den SGML-/XML-Standard umgesetzt werden kann (XML-Instanz,
DTD und Stylesheets).
Mittlerweise ist eine unübersichtliche Anzahl an CMS auf dem Markt erhältlich. Die
CMS haben unterschiedlichste technische Hintergründe und Ansprüche und sind dem-
entsprechend verschieden. Aus Sicht der technischen Dokumentation kann grob zwi-
schen folgenden Kategorien von CMS unterschieden werden (aufsteigend nach Kom-
plexität sortiert):
Arten von
CMS
· Dokumenten Management Systeme (DMS) dienen ausschließlich der Verwaltung
und Versionierung von Dateien.
· Web-Content-Management-Systeme (WCMS) dienen der Erstellung und Verwal-
tung von umfangreichen Internetseiten.
· XML-Component-Management-Systeme verwalten strukturierte XML-
Dokumente auf einer Ebene mittlerer Granularität (beispielsweise auf Kapitel-
bzw. Abschnittsebene) und finden hauptsächlich in der technischen Dokumentati-
on Verwendung. Ein Beispiel für diese Kategorie ist das Noxum Publishing Stu-
dio
®
(siehe Abschnitt 4.1.2)
· Allgemeine SGML-/XML-Systeme verwalten SGML-/XML-Daten auf einer sehr
feingranularen Ebene. Es existieren daher keine Dokumente mehr im klassischen
Sinn. Diese Systeme sind hochflexibel, da sie generelle Schnittstellen bieten, die
an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden müssen (vgl. Holzmann
2004:24ff)
6
.
2.4. Corporate
Design
Corporate Design ist Teil der Corporate Identity eines Unternehmens. Die Corporate
Identity kann in Parallele zur Ich-Identität eines Menschen gesehen werden, die sich
aus Erscheinung, Worten und Taten zusammensetzt. Ebenso setzt sich die Unterneh-
mens-Persönlichkeit (Corporate Identity) aus dem schlüssigen Zusammenhang der
drei Säulen Unternehmens-Erscheinungsbild (Corporate Design), Unternehmens-
Kommunikation (Corporate Communications) und Unternehmens-Verhalten (Corpora-
te Behaviour) zusammen (siehe Abbildung 2-4). Die Corporate Identity mit ihren drei
Bestandteilen repräsentiert das manifestierte Selbstverständnis eines Unternehmens
Corporate
Identity
6
Zur Vertiefung des Themas seien Ried/Rothfuss 2003, Fritz et al. 2005 sowie die deutschsprachige
Internetseite http://www.contentmanager.de empfohlen.
Benjamin Schoene
12

2. Grundlagen
nach außen und innen. Die Wahrnehmung der Corporate Identity in der Öffentlichkeit,
das Fremdbild eines Unternehmens, wird als Corporate Image bezeichnet (vgl. Bir-
kigt/Funck/Stadler 1998:18ff).
Abbildung 2-4: schematische Darstellung der Corporate Identity (vgl.
Birkigt/Funck/Stadler 1998:19)
Insbesondere der visuelle Teil der Corporate Identity, das Corporate Design, hat bei
der Beurteilung eines Unternehmens durch Dritte einen hohen Stellenwert. Beim Se-
hen handelt es sich um den wichtigsten aller Sinne. Meist entsteht durch die visuelle
Wahrnehmung von Produkten, Geschäftspapieren oder einer Website der erste Ein-
druck von einem Unternehmen. Ein Corporate Design sollte demnach langfristige
Wiedererkennbarkeit gewährleisten und trotzdem weiterentwickelt werden können,
um immer auf der Höhe der Zeit zu sein (vgl. Paulmann 2005:72ff).
Corporate
Design
Corporate Design beinhaltet die konsistente Verwendung von Typografie, typografi-
schem Raster, Bildstil, Farben, Logos, Formen usw. in allen visuellen Kommunikati-
onsmedien. Auf diese Weise wird jedes Produkt, jede Publikation oder jedes Firmen-
fahrzeug sofort mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht. Damit dieses Ziel
erreicht werden kann, fordert Bollwage die gestalterische Koordination nach einheitli-
chen Vorgaben durch eine zentrale Stelle (vgl. Bollwage 2005:96).
Grund-
elemente
Das Corporate Design findet sich in allen für das jeweilige Unternehmen relevanten
visuellen Kommunikationsmedien wieder, hier einige Beispiele:
Medien
· Literatur: Handbücher, Kataloge, Geschäftsberichte, Broschüren, technische Da-
tenblätter
· Geschäftsausstattung: Brief-/Faxbogen, Briefumschlag, Visitenkarten, Angebots-
vorlage, Formulare, Verträge, Stempel
· Werbemittel: Produkt- und Imageanzeigen, Plakate, Personalanzeigen, Banden-
und Verkehrsmittelwerbung
Benjamin Schoene
13

2. Grundlagen
· Digitale Medien: Internetseite, Terminals, PDA, Handy
· Interne Drucksachen: Hauszeitschrift, Urkunden, Leitsystem, Türschilder, Arbeits-
verträge
· Architektur / Ausstattung: Produkte, Verpackungen, Gebäude, Messestand, Fuhr-
park, Kleidung, Fahnen (vgl. Paulmann 2005:78).
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Umsetzung eines Corporate
Design für das Medium Handbuch in einem teilautomatisierten Publishing-Prozess.
Benjamin Schoene
14

3. Lösungsansätze und Vergleich
3. Lösungsansätze und Vergleich
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, XML-Dokumente (teil-)automatisiert in ein Print-
Layout zu überführen. Sie alle im Detail zu besprechen ist an dieser Stelle nicht mög-
lich. Dieses Kapitel liefert daher einen knappen Überblick über mögliche Lösungsan-
sätze und betrachtet eine Vorauswahl der Lösungsansätze genauer.
3.1. Untersuchte
Lösungsansätze
Lösungsansätze zur (teil-)automatisierten Umwandlung von XML-Daten in druckfer-
tige Printlayouts funktionieren nach folgendem stark vereinfachten Prinzip: XML-
Daten werden entweder mittels XSL-Transformation bzw. mit Hilfe eines Programms
in eine Satzdatei umgewandelt, oder sie werden nach definierten Regeln in eine beste-
hende Satzdatei importiert. Die Satzdatei kann von einem Satzsystem weiterverarbei-
tet werden. Das Satzsystem generiert aus der Satzdatei eine PDF- oder Postscript-
Datei (Abbildung 3-1).
Grundprinzip
Abbildung 3-1: Umwandlung XML nach PDF (allgemein)
Die Lösungsansätze unterscheiden sich unter anderem im Automatisierungsgrad und
in der Verwendung proprietärer oder standardkonformer Dateiformate und Software:
Automatisie-
rungsgrad
· Bei einer Teilautomatisierung können an der Satzdatei letzte manuelle Nachbear-
beitungen vorgenommen werden, bevor sie als PDF-Datei exportiert wird. In
Abbildung 3-1 ist die teilautomatisierte Lösung durch dunkelblaue Pfeile gekenn-
zeichnet. Dagegen sind bei einer Vollautomatisierung keine korrigierenden Ein-
griffe in das Endergebnis möglich (hellblaue Pfeile).
Benjamin Schoene
15

3. Lösungsansätze und Vergleich
Dateiformate
· Das standardkonforme XML-Dokument wird in eine Satzdatei umgewandelt oder
importiert (siehe Abbildung 3-1). Diese Satzdatei kann je nach Lösungsansatz ein
proprietäres oder standardkonformes Dateiformat besitzen. Die Weiterverarbeitung
erfolgt meist durch proprietäre Software (Satzsysteme). Das zum Schluss generier-
te PDF-Format zur Visualisierung des Satz- und Umbruchergebnisses ist ein
proprietäres, aber offen gelegtes Dateiformat
7
der Firma Adobe
®
. Durch seine Po-
pularität ist das PDF-Format de facto zum Standard avanciert, Teilmengen sind
genormt worden (vgl. Adobe 2006). 95 % der CMS-Anwender in Deutschland
verwenden PDF als Ausgabeformat für Print-Produkte (vgl. Fritz et al. 2005:101).
In den folgenden Unterabschnitten werden mögliche Lösungsansätze zur Umwand-
lung von XML nach PDF knapp skizziert.
3.1.1. Adobe
®
FrameMaker
®
Adobe FrameMaker
®
®
ist ein Satzsystem und zurzeit in der Version 7.2 erhältlich. Die
Stärken des Produkts liegen weniger in der Erstellung grafisch aufwändiger Hoch-
glanzbroschüren als im stabilen Authoring und Publishing komplexer und umfangrei-
cher Dokumente für verschiedene Ausgabemedien, beispielsweise in der technischen
Dokumentation. Daher wird das Programm vorwiegend von Technischen Redakteuren
oder Buchverlegern verwendet.
Adobe FrameMaker
®
®
besitzt u. a. ausgereifte Funktionen für Indizes, Inhaltsver-
zeichnisse, Querverweise, Kopfzeilen, automatische Nummerierungen und unterstützt
viele Grafikformate. Das Programm lässt sich im unstrukturierten Modus wie ein
normales Layout-Programm verwenden. Im strukturierten Modus bietet es eine ausge-
reifte XML-Authoring Umgebung und kann als Editor und Formatierer für XML Do-
kumente verwendet werden. Adobe FrameMaker
®
®
stellt folgende XML-Funktiona-
litäten zur Verfügung:
Funktionen
· Strukturierte XML-Authoring Umgebung mit WYSIWYG-Funktion
· Unterstützung von DTDs und Schemata, Validierung von XML-Dokumenten wäh-
rend der Bearbeitung
· Formatierung von XML-Dokumenten für die qualitativ hochwertige Druck- und
PDF-Ausgabe
· Kopplung an XML-kompatible Systeme, beispielsweise Content Management
Systeme (vgl. Adobe 2005a:2).
7
Die PDF-Spezifikation findet sich im Internet unter
http://partners.adobe.com/public/developer/pdf/index_reference.html
Benjamin Schoene
16

3. Lösungsansätze und Vergleich
Die Publishing-Funktionen für XML nach PDF in Adobe FrameMaker
®
®
lassen sich
teil- oder vollautomatisiert über proprietäre Dateiformate nutzen. Für eine Vollautoma-
tisierung muss das Produkt in der Server-Ausführung erworben werden.
Die Eigenschaften von Adobe FrameMaker
®
®
als Formatierer für XML-Daten werden
in Abschnitt 3.2.1 detaillierter beschrieben.
3.1.2. Adobe
®
InDesign
®
Adobe InDesign
®
®
, zurzeit in der Version 4.0 (auch als Version CS2 bekannt) erhält-
lich, ist ebenfalls ein Satzsystem der Firma Adobe
®
. Die Stärken von Adobe InDe-
sign
®
®
liegen in der professionellen Typografie, der freien Gestaltung layoutlastiger,
grafisch anspruchvoller Printmedien wie Zeitschriften, Broschüren oder Werbeanzei-
gen, sowie in der hochwertigen PDF-Ausgabe für Print. Die Anwender sind vorwie-
gend Grafikdesigner, Werbeagenturen oder Zeitschriften, aber auch technische Redak-
teure. Vor allem durch die grafische Ausrichtung hebt sich Adobe InDesign
®
®
vom
technisch orientierten Adobe FrameMaker
®
®
ab (siehe Abschnitt 3.1.1).
Adobe InDesign
®
®
besitzt Funktionen für den XML Import und Export. Die Layout-
Engine kann dabei als Formatierer für XML-Daten verwendet werden. Die XML-
Fähigkeiten sind:
Funktionen
· XML-Import in eine Adobe InDesign
®
®
-Satzdatei mit Zuordnung von XML-
Inhalten zu Absatz- und Zeichenformatvorlagen der Satzdatei
· Validierung gegen eine DTD
· XML-Export (vgl. Stühlen 2005).
Der Formatierungsvorgang für XML-Daten mit anschließender PDF-Generierung läuft
in Adobe InDesign
®
®
teilautomatisiert über proprietäre Dateiformate ab. Eine manuel-
le Nachbearbeitung ist dadurch möglich. Die Automatisierung bestimmter Prozesse
lässt sich über Programmierung mit JavaScript oder VBScript erzielen (vgl. Adobe
2005b:26). Weiterhin kann das Produkt von Drittanbietern in einer Server-Ausführung
erworben werden, die sich in vollautomatisierte Publishing-Workflows integrieren
lässt.
Die Eigenschaften von Adobe InDesign
®
®
als Formatierer für XML-Daten wurden seit
der Version 2.0 stetig ausgebaut. Sie werden in Abschnitt 3.2.2 näher untersucht.
3.1.3. CSS3
Cascading Style Sheets (CSS) ist eine vom W3C entwickelte Formatierungssprache
für HTML- und XML-Dokumente und somit ein anerkannter Standard (vgl. Bos
1998). CSS wurde ursprünglich für die Formatierung von HTML- und XML-
CSS
Benjamin Schoene
17

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783956360954
ISBN (Paperback)
9783836600248
Dateigröße
4.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft – Fakultät für Sozialwissenschaften, Studiengang Technische Redaktion
Erscheinungsdatum
2006 (Dezember)
Note
1,3
Schlagworte
electronic publishing corporate identity technische dokumentation content management system informationstechnologie
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Titel: Möglichkeiten der (teil-)automatisierten Publizierung von Printmedien aus XML-Daten
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