Die Anwendbarkeit des Open Source-Prinzips für die Musikbranche
©2006
Diplomarbeit
116 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Geschäft mit Musik und ihren Künstlern hat schon vor vielen Jahrzehnten professionelle Formen angenommen und sich als Wirtschaftszweig Musikbranche im täglichen Wirtschaftsleben etabliert. Verbesserte Technologien auf dem Tonträgermarkt, wie beispielsweise die Einführung der CD, haben der Branche speziell in den 80er und 90er Jahren einen wahren Boom beschert. Doch schon seit Ende der 1990er Jahre setzen sich mittlerweile sinkende Umsatz- und Absatzzahlen in der deutschen Tonträgerindustrie fort. Ein Vergleich zum weltweiten Markt liefert dabei ähnlich schlechte Ergebnisse für die beteiligten Akteure des Musikmarktes.
Als Hauptgründe lassen sich hierfür das massenhafte Brennen von CDs, das illegale Tauschen von MP3-Dateien (so genanntes Filesharing) über Tauschbörsen im Internet sowie falsche Strategien der in der Musikbranche tätigen Unternehmen anführen. Damit drohen großen wie kleinen Künstlern, Labels, Plattenfirmen, Agenturen und Produzenten möglicherweise existenzbedrohende Verluste.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die frei verfügbaren Download- und Vervielfältigungsmöglichkeiten als Open Source-Prinzip die Musikbranche beeinflussen und welche Strategien die einzelnen Unternehmen wählen können, um den auftretenden Problemen entgegentreten zu können.
In diesem Kontext wird zu Beginn die Verletzung des Urheberrechts untersucht und die Download- und Brennmöglichmöglichkeiten als illegale Aktivitäten festgehalten. Hierdurch wird neben der wirtschaftlichen auch eine juristische Forderung zur Lösung dieses Problems laut.
Die Herleitung geeigneter Strategien für die Musikindustrie geschieht dabei auf der genauen Betrachtung der entscheidenden Einflussfaktoren, die sich einerseits aus den neuen Medien und andererseits aus den spezifischen Branchenstrukturen und Verhaltensweisen der Akteure innerhalb der Musikbranche zusammensetzen. Die Seite der Kunden darf hierbei nicht unberücksichtigt bleiben und dient als wichtiger Einfluss für die Musikbranche, um Vor- und Nachteile eines effizienten Open Source-Ansatzes optimal für die Firmen in der Musikbranche erörtern zu können.
Bevor jedoch in dieser Diplomarbeit sinnvoll Strategien entwickelt werden können, soll auch das Wissensmanagement miteinbezogen werden und einen entscheidenden Beitrag für den Entstehungsprozess von notwendigen Maßnahmen leisten. Dieser Ansatz liefert wichtige Erkenntnisse, um den Gedanken wie schafft man aus Wissen Originalität […]
Das Geschäft mit Musik und ihren Künstlern hat schon vor vielen Jahrzehnten professionelle Formen angenommen und sich als Wirtschaftszweig Musikbranche im täglichen Wirtschaftsleben etabliert. Verbesserte Technologien auf dem Tonträgermarkt, wie beispielsweise die Einführung der CD, haben der Branche speziell in den 80er und 90er Jahren einen wahren Boom beschert. Doch schon seit Ende der 1990er Jahre setzen sich mittlerweile sinkende Umsatz- und Absatzzahlen in der deutschen Tonträgerindustrie fort. Ein Vergleich zum weltweiten Markt liefert dabei ähnlich schlechte Ergebnisse für die beteiligten Akteure des Musikmarktes.
Als Hauptgründe lassen sich hierfür das massenhafte Brennen von CDs, das illegale Tauschen von MP3-Dateien (so genanntes Filesharing) über Tauschbörsen im Internet sowie falsche Strategien der in der Musikbranche tätigen Unternehmen anführen. Damit drohen großen wie kleinen Künstlern, Labels, Plattenfirmen, Agenturen und Produzenten möglicherweise existenzbedrohende Verluste.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die frei verfügbaren Download- und Vervielfältigungsmöglichkeiten als Open Source-Prinzip die Musikbranche beeinflussen und welche Strategien die einzelnen Unternehmen wählen können, um den auftretenden Problemen entgegentreten zu können.
In diesem Kontext wird zu Beginn die Verletzung des Urheberrechts untersucht und die Download- und Brennmöglichmöglichkeiten als illegale Aktivitäten festgehalten. Hierdurch wird neben der wirtschaftlichen auch eine juristische Forderung zur Lösung dieses Problems laut.
Die Herleitung geeigneter Strategien für die Musikindustrie geschieht dabei auf der genauen Betrachtung der entscheidenden Einflussfaktoren, die sich einerseits aus den neuen Medien und andererseits aus den spezifischen Branchenstrukturen und Verhaltensweisen der Akteure innerhalb der Musikbranche zusammensetzen. Die Seite der Kunden darf hierbei nicht unberücksichtigt bleiben und dient als wichtiger Einfluss für die Musikbranche, um Vor- und Nachteile eines effizienten Open Source-Ansatzes optimal für die Firmen in der Musikbranche erörtern zu können.
Bevor jedoch in dieser Diplomarbeit sinnvoll Strategien entwickelt werden können, soll auch das Wissensmanagement miteinbezogen werden und einen entscheidenden Beitrag für den Entstehungsprozess von notwendigen Maßnahmen leisten. Dieser Ansatz liefert wichtige Erkenntnisse, um den Gedanken wie schafft man aus Wissen Originalität […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung 1
1.1. Die Krise in der Musikbranche...
1
1.2. Die Chancen und Gefahren als Problemstellung...
4
1.3. Urheberrechte... 5
2. Die Musikbranche 9
2.1. Historische
Entwicklung... 10
2.2. Branchenstruktur... 12
2.2.1. Die Majors... 13
2.2.2. Die Independents... 15
2.3. Traditionelle
Wertschöpfungskette... 16
2.4. Produkte und Dienstleistungen... 17
3. Die Rolle der neuen Medien 19
3.1. Neue
Medien... 19
3.1.1. Das MP3-Zeitalter... 20
3.2. Digitalisierung in Unternehmen... 22
3.2.1. Wertschöpfungskette bei digitalen Unternehmen... 23
4. Das Open Source-Prinzip 24
4.1. Allgemeine Open Source-Definition... 24
4.1.1. Elemente des Prinzips... 25
4.2. Open
Source-Software... 25
4.2.1. Entstehungsgeschichte... 26
4.3. Wissensmanagement... 28
4.3.1. Wissens(ver-)teilung... 31
4.3.2. Explizites und implizites Wissen... 33
4.3.3. Wettbewerbsvorteile durch Wissen... 34
5. Das Open Source-Prinzip in der Musikbranche 38
5.1. Abgrenzung des Open Source Begriffs... 38
5.1.1. Hintergrundwissen für die Begriffsdefinition... 39
5.1.2. Modifizierung des Prinzips... 43
5.2. Ökonomische Vor- und Nachteile... 45
5.2.1. Aus der Sicht der Musikbranche... 46
5.2.2. Aus Konsumentensicht... 50
6. Strategien für Unternehmen der Musikbranche 54
6.1. Strategie
und
Planung... 54
6.2. Maßnahmen der Unternehmen... 56
6.2.1. Rechtliche Schritte gegen Tauschbörsen... 57
6.2.2. Rechtliche Schritte gegen Benutzer... 58
6.2.3. Spoofing... 59
6.3. Marketingstrategien... 60
6.3.1. Produktpolitik... 61
6.3.2. Distributionspolitik... 64
6.3.3. Preispolitik... 66
6.3.4. Kommunikationspolitik... 68
6.4. Kooperationen
mit
Geschäftspartnern... 70
6.5. Ausweitung des Geschäftsfeldes... 72
7. Fazit 74
7.1. Zusammenfassung... 74
7.2. Ausblick... 76
Anhang
...
78
Interview mit Dr. Hartmut Spiesecke
...
95
Abbildungsverzeichnis
...
97
Abkürzungsverzeichnis
...
98
Literatur- und Quellenverzeichnis
...
100
1
1. Einführung
,,Musik ist gestaltete Zeit (im Gegensatz etwa zur bildenden Kunst, die Raum
gestaltet). Musik kann nur als Ablauf in der Zeit erlebt werden."
)
1
Das Geschäft mit Musik und ihren Künstlern hat schon vor vielen Jahrzehnten
professionelle Formen angenommen und sich als Wirtschaftszweig Musikbranche im
täglichen Wirtschaftsleben etabliert. Verbesserte Technologien auf dem
Tonträgermarkt, wie beispielsweise die Einführung der CD, haben der Branche
speziell in den 80er und 90er Jahren einen wahren Boom beschert. Doch seit
wenigen Jahren verzeichnet die Musikbranche drastische Umsatzeinbrüche. Als
Hauptgründe lassen sich hierfür das massenhafte Brennen von CDs, das illegale
Tauschen von MP3-Dateien (so genanntes ,,Filesharing") über Tauschbörsen im
Internet sowie falsche Strategien der in der Musikbranche tätigen Unternehmen
anführen. Damit drohen großen wie kleinen Künstlern, Labels, Plattenfirmen,
Agenturen und Produzenten möglicherweise existenzbedrohende Verluste.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die frei verfügbaren Download- und
Vervielfältigungsmöglichkeiten als Open Source-Prinzip die Musikbranche
beeinflussen und welche Strategien die einzelnen Unternehmen wählen können, um
den auftretenden Problemen entgegentreten zu können.
1.1. Die Krise in der Musikbranche
Schon seit Ende der 1990er Jahre setzen sich mittlerweile sinkende Umsatz- und
Absatzzahlen in der deutschen Tonträgerindustrie fort. Ein Vergleich zum weltweiten
Markt liefert dabei ähnlich schlechte Ergebnisse für die beteiligten Akteure des
Musikmarktes.
Ein Blick in das Jahr 2002 belegt hierbei diese Aussage, da alleine der deutsche
Markt einen Umsatzrückgang von 11,3% zum Vorjahr meldet. Der Gesamtumsatz lag
in diesem Jahr in Deutschland noch bei runden 2,1 Milliarden Euro. Bereits ein Jahr
später, also 2003, meldet die deutsche Musikbranche einen Rekordverlust von
19,8%. Dies bedeutet einen Rückgang des Umsatzes von 2,054 Milliarden Euro im
Jahr 2002 auf 1,648 Milliarden Euro im Jahr 2003.
)
2
Schaut man sich die Halbjahreszahlen 2005 des Bundesverbandes der phono-
graphischen Wirtschaft e.V. an, lässt sich ein Negativtrend für den Absatz von
Tonträgern weiterhin feststellen. Zwar konnte man mit geschätzten 8,5 Millionen
kostenpflichtigen Downloads eine Steigerung im Downloadmarkt erreichen, allerdings
sank zeitgleich der Tonträgerabsatz trotz steigender Verkaufszahlen von CDs um 7,6
Millionen Stück.
_________
)
1
Wikipedia (2005c), http://de.wikipedia.org/wiki/Musik
)
2
vgl. Bundesverband der phonographischen Wirtschaft e.V./ Deutsche Landesgruppe der IFPI e.V.
(2005c), http://www.ifpi.de/jb/2004/umsatz.pdf
2
,,Das sind wichtige Signale für den Musikmarkt, der allerdings weiterhin schwierig
bleibt"
)
3
, kommentiert der ehemalige Vorsitzende der deutschen Phonoverbände
Gebhardt diese Jahreszahlen
.
Die beiden Hauptgründe für die schlechten Umsatzzahlen in der Musikbranche der
letzten Jahre sind das massenweise Brennen und Vervielfältigen von CDs sowie das
kostenlose Downloaden von Musikdateien bei Tauschbörsen im Internet. Begünstigt
durch ständige Verbesserungen digitaler Technologien sind weltweite Netzwerke im
Internet entstanden, die es Computerbenutzern ermöglichen, extern auf private
Bestände von Dateien jeglicher Art zugreifen zu können. Besonders durch die
Komprimierungstechnologie MP3 lassen sich so Musikdateien einfach auf Rechnern
verwalten. In Form von Filesharing können die Benutzer dieser P2P-Tauschbörsen
schnell gewünschte Musikstücke bei allen anderen angebundenen Benutzern finden
und herunterladen. Gerade unter der jüngeren Generation ist das kostenlose
Herunterladen von Musiktiteln im Internet mittlerweile zum Volkssport geworden.
Aber auch die einfache Vervielfältigung einer CD durch Brennen der gewünschten
Musiktitel auf einen leeren CD-Rohling ist zu einem echten Problem der
Musikindustrie geworden. Als Beweis hierfür lässt sich anführen, dass 2002 erstmals
mehr CD-Rohlinge verkauft wurden als Tonträger.
)
4
Eine Studie der GfK, die im Auftrag des Bundesverbandes der phonographischen
Wirtschaft 2005 erstellt wurde, unterstreicht diese Aussage der zunehmenden Anzahl
gebrannter CDs. Im Jahr 2005 stieg die Anzahl gebrannter Rohlinge in Deutschland
von 747 auf 819 Millionen (+10%). Den Hauptanteil beim Brennen nehmen dabei
gebrannte Musik-CDs ein. Die Anzahl mit Musik bespielten Rohlingen ist seit 1999
von 58 auf 317 Millionen gestiegen. Im gleichen Zeitraum sank aber die Anzahl
verkaufter Musikalben von 198 auf 133 Millionen. Bei einer Befragung für diese
Studie gaben 40% an, im Jahr 2004 Tonträger gekauft zu haben. Ein Fünftel jedoch
bezieht die gewünschte Musik illegal durch Downloaden und Brennen.
)
5
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Musikindustrie in einer tiefen Krise steckt.
Technologische Erneuerungen finden zwar bei den Konsumenten immer größere
Beliebtheit, da der Umgang mit den Medien und Musik immer einfacher wird, aber
eben diese Neuerungen fügen den Unternehmen der Musikbranche einen
beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden zu. Somit liegt die Vermutung nahe, dass die
Unternehmen aktuell noch nicht in der Lage sind, diese Neuerungen für sich
gewinnbringend zu nutzen.
Allerdings spielen in der Krise der Musikindustrie noch weitere Faktoren eine nicht
ganz unwichtige Rolle. Mitte der 1990er sanken die Musikproduktionen und die
Branche antwortete mit einer wahren Veröffentlichungsflut. Jeder noch so kleine
Trend wurde dankbar aufgefasst. Die riesige Anzahl der Veröffentlichungen
entwertete das Ansehen der mittelgroßen und kleinen Künstler. Gleichzeitig
explodierten die Gagen der Superstars, da sie als Gewinngarantie betrachtet
wurden.
__________
)
3
Bundesverband der phonographischen Wirtschaft e.V./ Deutsche Landesgruppe der IFPI e.V.
(2005a), http://www.ifpi.de
)
4
vgl. Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 7
)
5
vgl. Bundesverband der phonographischen Wirtschaft e.V./ Deutsche Landesgruppe der IFPI e.V.
(2005), http://www.ifpi.de/wirtschaft/brennerstudie2005.pdf
3
Die Kosten der Plattenfirmen stiegen ins Unermessliche und die Aufbauarbeit
kleinerer oder gar unbekannter Künstler wurde zugunsten schnellerer,
gewinnversprechender Projekte völlig ignoriert. Der nicht mehr anwachsende Markt
führte zu vielen Konzentrationsprozessen innerhalb der Musikbranche. Die vier
Majors, die größten und umsatzstärksten Plattenfirmen der Branche, haben einen
gesamten Marktanteil von 80%. Mögliche Strategien für die Branche wurden somit
zulasten der kleinen Plattenfirmen wegweisend von den Majors aufgezeigt.
Zusätzlich zu diesen erschwerten Faktoren für eine stabile Musikwirtschaft wird
Musik als Konsum- und Freizeitgut der Konsumenten verstanden und ist daher der
wirtschaftlichen Lage untergeordnet. Ein ganzes Bündel von Gründen lässt sich
somit zusammentragen, warum die Musikbranche und dort speziell die
Tonträgerindustrie einen starken Rückgang der Verkaufszahlen zu verzeichnet hat.
)
6
Im Mai 1999 startete Napster mit seiner Tauschbörse im Internet. Ein breites
Spektrum an Musiktiteln lag zentral auf Servern von Napster für Musikkonsumenten
für den Download bereit. Der Erfolg dieser bis dato einmaligen Tauschbörse war
derart immens, dass die Plattenindustrie gezwungen war, darauf zu reagieren. Die
Plattenindustrie leitete juristische Verfahren gegen die Betreiber der Napster-
Tauschbörse ein. Aber auch Künstler wie die Hardrockband Metallica setzten sich
dafür ein, dass diese Tauschbörse geschlossen wird. Sowohl die Plattenindustrie als
auch Künstler sahen in der Verbreitung von Musiktiteln über Tauschbörsen die
Gefahr, dass niemand mehr bereit wäre, für Musik zu zahlen. Die Verletzung der
Urheberrechtsgesetze bildete dabei die rechtliche Grundlage der Klagen seitens der
Plattenindustrie. Nach einem schwierigen Rechtsstreit wurde schließlich die
Schließung der Napster-Tauschbörse bewirkt. Doch ein echter Erfolg war dies nicht
für die Musikbranche, da nun Tauschbörsen wie Pilze aus dem Boden geschossen
sind. Neben einer Reihe von Klagen gegen Betreiber von Tauschbörsen, verfolgte
man nun auch die Strategie, einzelne Benutzer zu verklagen (siehe Kapitel 6.2.1.
und 6.2.2.), jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Neben dieser Möglichkeit, den
Problemherd zumindest ansatzweise in den Griff zu bekommen, offenbaren
Friedrichsen et al noch weitere Probleme, da die Tonträgerindustrie folgende
technologische Aspekte wenig berücksichtigt hat:
)
7
1. P2P-Tauschbörsen agieren dezentral, da die Benutzer untereinander verbunden
sind und sich so das Netzwerk bildet, d.h. die Dateien liegen nicht zentral auf Servern
(wie z.B. bei Napster), sondern auf den jeweiligen Rechnern der einzelnen Benutzer.
Eine Einstellung des Betriebs von P2P-Tauschbörsen gestaltet sich daher äußerst
schwierig.
2. Der Kopierschutz bei CDs lässt sich mit bestimmten Softwareprogrammen einfach
umgehen. Außerdem laufen manche kopiergeschützte CDs nicht in älteren CD-
Playern oder in Laufwerken mancher PCs. Somit sind kopiergeschützte CDs weder
allgemein benutzerfreundlich noch technisch ein adäquates Mittel gegen
massenhaftes Brennen.
__________
)
6
vgl. Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 7 f.
)
7
vgl. Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 10
4
Einem geeigneten Lösungsansatz für die Probleme in der Musikbranche konnte man
bislang noch nicht entscheidend näher kommen. Die technologische Entwicklung und
das dadurch neu entstandene Konsumentenverhalten hat die ganze Musikbranche
unter Zugzwang gesetzt. Die Branche befindet sich offenbar in einer tiefen Krise.
1.2. Die Chancen und Gefahren als Problemstellung
,,Was vor einigen Jahren noch als Wunschtraum schien, rückt heute angesichts
enormer Fortschritte der Digitaltechnik, der Datenkompression und der
Netztechnologie in greifbare Nähe. Für die Musikschaffenden und die Musikwirtschaft
öffnet sich das Fenster zu einer völlig neuen Verbreitungsform für ihr Produkt, und
das ist nicht nur etwa die CD, sondern die Musik selber. (...) Es stellt sich die Frage,
wie die Entwicklungsfähigkeit von Musik kulturell und wirtschaftlich im neuen
technologischen Umfeld gewährleistet werden soll."
)
8
Peter Zombik, Geschäftsführer des Bundesverbandes der phonographischen
Wirtschaft e.V., stellt mit dieser Aussage sehr treffend das Dilemma der
technologischen Entwicklung dar. Aber auch von Künstlerseite gibt es Einwände
gegen die aktuellen Entwicklungen in der Musikbranche. Bon Jovi beklagen in ihrem
Lied ,,Last man standing", dass es nur noch wenige großartige Künstler gibt und die
Plattenfirmen ihre Strategiewahl eher nach Trends ausrichten, als Qualität zu fördern:
,,So keep your pseudo-punk, hip-hop, pop-rock junk and your digital downloads."
)
9
Einerseits bieten die Fortschritte besonders in den neuen Medien Möglichkeiten für
Unternehmen, durch deren Verwendung das Arbeitsverhalten noch effizienter
gestaltet werden kann. Andererseits kommt mit dieser Chance für die Unternehmen
auch das Problem auf, dass eben diese technologischen Neuerungen von
Benutzerseite gegen die wirtschaftlichen Interessen der Musikbranche eingesetzt
werden können, wie die bereits erwähnten Download- und Brennmöglichkeiten. Die
rechtlichen Rahmenbedingungen sind momentan noch nicht soweit, dass die neuen
Verbreitungswege optimal von der Plattenindustrie genutzt werden können, da
rechtliche Streitfragen erst geklärt werden müssen (siehe Kapitel 1.3.).
Onlineanbieter und Tauschbörsen wollen von den aufstrebenden, technologischen
Entwicklungen partizipieren, wenn es um die Verteilung des Gewinns geht. Die
Tonträgerindustrie, die als Rechteinhaber versucht, diese Informations- und
Telekommunikationsunternehmen rechtlich daran zu hindern, ihre Produkte zu
verbreiten, kann nur schwer und langsam kleinste Teilerfolge erzielen. Von einem
Erfolg, der den Tonträgerunternehmen vollkommene Rechtssicherheit gewährleistet
und sie damit vor Substitutionswirkungen effektiv schützt, ist die Musikbranche also
noch ein gutes Stück entfernt.
__________
)
8
Zombik, P. (1998), http://www.ifpi.de/recht/re/06.htm
)
9
Textzeile aus dem Lied ,,Last man standing" von Bon Jovi (2005)
5
,,...hier steht dem Hersteller keine ausschließliche Rechtsposition zur Seite, mittels
derer er das im Internet zum Abruf bereithalten von Musikdateien, die durch eine
Kopie seiner Tonträger erstellt worden sind, verhindern kann. Allerdings kann er
insoweit (...) alles zu dem Verfügbarmachen notwendigen Vervielfältigungsakte
(Digitalisierung und Server Upload) untersagen (§ 85 I S.1 UrhG)
)
10
und damit auch
nach geltendem Recht gegen Anbieter nicht-autorisierter MP3-Dateien vorgehen."
)
11
Somit stellt sich also die Frage nach der optimalen Balance: Wie viel Umsatzverlust
durch die neuen Technologien verträgt die Musikwirtschaft bei gleichzeitiger eigener
Verwendung dieser Medien? Der rechtliche Rahmen wird dabei zu einer wichtigen
Komponente für die betroffenen Parteien.
1.3. Urheberrechte
Bereits mit Beginn der Renaissance rückte die Individualität mehr in den Vordergrund
und den Autoren wurden plötzlich Privilegien eingeräumt, mit denen ihre Werke
belohnt werden sollten. Das Privileg als Schutz ist dabei als Persönlichkeitsrecht zu
verstehen, da es sich nur auf den Autor bezog. Allerdings brachte dies den Urhebern
noch kein Profit. Erst im Laufe der Zeit kamen weitere Privilegien hinzu, wie z.B.
Territorialprivilegien, die einen Nachdruck in gewissen Gebieten verboten.
Eigentumsähnliche Rechte an geistigen und sonstigen schöpferischen Leistungen
und damit verbunden der immaterielle Besitz wurden dann im 18. Jahrhundert
konkreter und fanden langsam Einzug in die Gesetzbücher der verschiedenen
Länder. Heute ist das Urheberrecht fest als Gesetz verankert und dient dem Schutz
kultureller Geistesschöpfungen auch Werke genannt wie Texte, musikalische
Kompositionen und Aufnahmen, Bilder, Filme, Rundfunksendungen, Fotografien und
Theaterinszenierungen.
)
12
,,Das Werk als immaterielles Gut wird konsumiert, ohne dass dem Urheber die
Nutzung überhaupt bekannt wird. Die Ubiquität der Werke (...) bedingt, dass die
fehlende faktische Zugangsbeschränkung zum Werk (der Urheber kann sein Werk
nicht einsperren und an das Ende des Werkgenusses keine Registrierkasse setzen),
durch eine juristische Zugangsbeschränkung ersetzt wird."
)
13
An dieser Aussage wird verdeutlicht, dass ein Werk geschützt wird, um das
Eigentumsrecht des Urhebers nicht zu verletzen. Tritt nun ein Nutzen der weiteren
Verwertung eines fremden Werkes ein, soll dafür der wirtschaftliche Wert des
selbigen entsprechend entlohnt werden. Bei einem Tonträgermarkt mit CDs, MCs
oder Schallplatten stellt sich die Anwendung der Urheberrechte selbst für Laien, die
nicht so mit der rechtlichen Grundlage von Urhebergesetzen vertraut sind, als ein
überschaubares und nachvollziehbares Feld der juristischen Lehre dar.
__________
)
10
Urheber- und Verlagsrecht (2003), § 85 I S.1 UrhG
)
11
Hoeren, T. (2003), S. 18
)
12
vgl. Wikipedia (2005f), http://de.wikipedia.org/wiki/Urheberrecht
)
13
Dillenz, W./ Gutmann, D. (2004), S. 2
6
Mit den technologischen Entwicklungen, die auch den herkömmlichen
Tonträgermarkt stark beeinflussen, bieten sich nun dem Musikfreund komplett neue
Möglichkeiten, mit dem Gut Musik umzugehen. Dass jeder Benutzer des Internets mit
Hilfe von neuen Komprimierungsprogrammen wie das MP3-Format im Netz
veröffentlichte Musik herunterladen, kopieren und wieder ins Netz stellen kann,
erbost aber nicht nur Musiker, sondern stellt auch den urheberrechtlich tätigen
Juristen vor ganz neue Fragen.
Eine Reihe neuer Gesetze wurde in den 1990er Jahren verabschiedet wie etwa von
der UN-Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) die beiden Abkommen
,,WIPO Copyright Treaty (WCT)" und den ,,WIPO Performances and Phonograms
Treaty (WPPT)". Die Bundesregierung hat erst mit dem Inkrafttreten der Novelle des
Urheberrechtsgesetzes im September 2003 die EU-Richtlinie in deutsches Recht
umgesetzt. So ist das Umgehen eines Kopierschutzes einer CD generell verboten.
Private Kopien, die den Nutzen einer Sicherungskopie decken sollen, dürfen zwar
grundsätzlich erstellt werden, aber nur, ohne dabei einen vorhandenen Kopierschutz
zu umgehen. Zusätzlich ist das Herunterladen von Programmen und Dateien aus
offensichtlich rechtswidrigen Quellen (wie den Tauschbörsen im Internet) für den
privaten Gebrauch künftig rechtswidrig. Privatpersonen machen sich zwar nach der
Novellierung des Gesetzes nicht strafbar, es drohen aber unter Umständen hohe
Schadenersatzforderungen der Industrie.
)
14
Private Nutzer digitaler Medien sind also dabei von einer ganzen Reihe neuer
Bestimmungen betroffen. Die Medienindustrie klagt über ein mangelndes
Unrechtsbewusstsein der Verbraucher. Die Informationsseite iRights.info versucht
mit ihrer Internetpräsenz, den rechtlichen Rahmen vor allem privaten Nutzern
digitaler Medien näher zu erläutern und fordert: ,,Um Verbraucher zu befähigen, in
dieser verwirrenden Medienlandschaft verantwortungsvoll zu handeln, gehören dazu
auch Kenntnisse des Urheberrechts."
)
15
Der Autor oder Komponist als Urheber darf über nahezu alles bestimmen, was mit
seinem Werk gemacht wird. ,,Er darf entscheiden, wann und wie es aufgeführt wird,
ob Musiker es einspielen oder bearbeiten dürfen, wie es veröffentlicht wird, ob es im
Fernsehen oder Radio gesendet wird und so weiter. Ohne seine Zustimmung sind
nur bestimmte Nutzungshandlungen zulässig, die nicht in der Öffentlichkeit
stattfinden (zum Beispiel die Vervielfältigung zu privaten Zwecken). Das
Urheberrecht währt vom Zeitpunkt seiner Entstehung bis 70 Jahre nach dem Tod des
Urhebers. Stirbt der Urheber, geht das Recht auf seine Erben über."
)
16
Ein Blick in das Urheberrechtsgesetz zeigt, dass neben dem Urheberrecht auch noch
ein Leistungsrecht am Endprodukt existiert: das Recht des Tonträgerherstellers. Die
Rechte des Urhebers und des Tonträgerherstellers sind dabei sehr eng miteinander
verknüpft.
Das Leistungsrecht eines Tonträgerherstellers an einem urheberrechtlich
geschützten Werk wird dabei als Werknutzungsrecht verstanden: ,,Auf welche Art, mit
__________
)
14
vgl. Wikipedia (2005f), http://de.wikipedia.org/wiki/Urheberrecht
)
15
iRights.info (2005), http://www.irights.info/index.php?id=310
)
16
iRights.info (2005a), http://www.irights.info/index.php?id=298
7
welchen Mitteln und innerhalb welcher örtlichen und zeitlichen Grenzen das Werk
von einem Werknutzungsberechtigten (§ 24 Abs.1 Satz 2)
)
17
benutzt werden darf,
richtet sich nach dem mit dem Urheber abgeschlossenen Vertrag."
)
18
Wenn die Musikaufnahmen ohne Einwilligung der Rechteinhaber wie Komponisten,
Künstler und Tonträgerhersteller in einem Netzwerk angeboten werden, so ist dies
wegen der Verletzung von Urheber- und Leistungsschutzrechten illegal. Der
Bundesverband der phonographischen Wirtschaft e.V. äußert sich in diesem
Zusammenhang zu Filesharing-Systemen wie folgt:
,,Das Speichern von Musikaufnahmen (in komprimierter Form) auf der Festplatte
eines Computers stellt eine Vervielfältigung gemäß § 16 UrhG dar, egal, ob die
Aufnahme von einer CD auf die Festplatte kopiert oder von einem anderen Rechner
heruntergeladen und dann abgespeichert wird. Das Bereitstellen der auf der
Festplatte gespeicherten Aufnahmen zum Abruf durch andere Teilnehmer des
Filesharing-Netzes fällt unter das neue ,,Recht der Zugänglichmachung" (,,Right of
Making Available") gem. § 19a UrhG. Dieses neue Recht steht auch
Tonträgerherstellern zu (§ 85 Abs. 1 UrhG). Schon nach altem Recht konnten
Tonträgerhersteller aber die nicht genehmigte öffentliche Wiedergabe ihrer
Tonträgeraufnahmen in Filesharing-Systemen über § 96 Abs. 1 UrhG untersagen."
)
19
Um einen genaueren Überblick über die rechtliche Lage im Umgang mit dem
Problem von Filesharing-Systemen zu erhalten, sei auf die hier angesprochenen
Paragraphen im Urheber- und Verlagsrecht verwiesen.
)
20
Besonders in der Verwendung urheberrechtlich geschützter Werke bei P2P-
Tauschbörsen im Internet gibt es noch einen großen Handlungsbedarf, den
gesetzlichen Rahmen weiter auf das digitale Zeitalter anzupassen und
entsprechende Gesetze zu verabschieden. Einzelne User können zwar von der
Musikindustrie juristisch belangt werden (siehe Kapitel 6.2.2.), aber die Frage nach
einer legalen Verbreitungsform über P2P-Tauschbörsen drängt sich deutlich in den
Vordergrund.
Die Musikindustrie sieht sich gezwungen, auf diese Entwicklungen zu reagieren.
Speziell entwickelte Urheberrechtsformen für den MP3-Markt, wie z.B. das Digital
Rights Management (DRM) erzielen aber noch nicht den gewünschten Erfolg.
,,Kernfunktion eines DRM-Systems ist, den Zugang und die Nutzung für ein digitales
Gut entsprechend den Vorgaben des Rechteinhabers oder eines Intermediars zu
ermöglichen. Der Content muss authentisch und integer sein, die Nutzung muss
abgerechnet und Rechtsverletzungen verfolgt werden können."
)
21
In der Praxis stellt sich dies wie folgt dar. Bei einem legalen MP3-Erwerb durch einen
Kauf bei einem kostenpflichtigen Downloadportal im Internet, wie z.B. Musicload,
iTunes etc. stehen dem Konsumenten nur eine bestimmte Kopier- und Brennanzahl
__________
)
17
Urheber- und Verlagsrecht (2003), § 24 Abs.1 Satz 2 UrhG
)
18
Dillenz, W./ Gutmann, D. (2004), S. 108
)
19
Braun, T.
(2005), http://www.ifpi.de/recht/filesharing.htm
)
20
Urheber- und Verlagsrecht (2003)
)
21
Fränkl, G./ Karpf, P. (2004), S. 30
8
der vorliegenden Musikdatei zur Verfügung. ,,Am weitesten verbreitet sind die DRMS
,,Windows Media DRM" von Microsoft und ,,iTunes" von Apple. Beide ermöglichen
eine genaue Einstellung der Berechtigungen und können für verschiedene Audio-
und Videodateien verwendet werden. (...). Für Musik existieren weitere Verfahren,
etwa das in iTunes verwendete ,,FairPlay" von Apple für AAC-Dateien sowie Ansätze
von RealAudio/Helix."
)
22
Einem Missbrauch in Form einer massenhaften Verbreitung
soll damit vorgebeugt werden. Allerdings stellen diese Mechanismen bislang noch
keinen zuverlässigen Schutz dar, da sie wie kopiergeschützte CDs für einen
halbwegs erfahrenen Computeranwender einfach zu umgehen sind.
Urheberrechte bilden somit die Basis jeglicher Rechtsstreitigkeiten zwischen der
Musikindustrie auf der einen Seite und den illegalen Aktivitäten bei einzelnen
Benutzern, Tauschbörsen- und Onlinebetreibern auf der anderen Seite. Weitere
Gesetze werden nötig sein, um zumindest die rechtlichen Probleme beseitigen zu
können.
__________
)
22
Wikipedia (2005b), http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Rights_Management
9
2. Die Musikbranche
Die Begriffe ,,Musikbranche", ,,Musikindustrie" und ,,Musikwirtschaft" sind im weitesten
Sinne identisch zu verstehen. Manche Autoren bringen bei dieser Terminologie
jedoch eine Hierarchie mit ein, um den Begriffen unterschiedliches Gewicht zu
geben. So kann man die Musikindustrie auch als untergeordneten Bereich der
Musikwirtschaft wieder finden. Sie ,,beschreibt die im 20. Jahrhundert einsetzende
industriell organisierte Herstellung musikbezogener Trägermedien und deren
massenhafte Verbreitung."
)
23
Nach Wicke umfasst der Begriff der Musikwirtschaft ,,alle Wirtschaftsbetriebe sowie
öffentliche und private Aktivitäten (...), die zum Zweck des Einkommenserwerbs im
Rahmen der Schaffung, Verbreitung und Erhaltung von Musik Leistungen erbringen
oder Produkte erstellen."
)
24
Hummel grenzt ganz ähnlich einen Kernbereich der Musikwirtschaft ab, der sich
,,ausschließlich mit der Produktion, Verwertung, Darbietung und Verteilung von Musik
befasst."
)
25
Das Produkt dieser Branche ist Musik in all seinen unterschiedlichen Ausführungen
und Möglichkeiten, die sich hierdurch den Unternehmen in der Firma bieten (siehe
Kapitel 2.4.). Der Markt für Musikprodukte ist traditionell so aufgebaut, dass Musik
einerseits als öffentliches Gut im Rundfunk und andererseits als privates Gut im
Handel verstanden wird.
)
26
Die Tonträgerindustrie als untergeordneter Bereich der
Musikbranche deckt dabei die Nachfrage auf diesem Markt. Eine Aufschlüsselung
der verschiedenen Marktteilnehmer erscheint sinnvoll, um die Strukturen innerhalb
dieser Branche besser verstehen zu können. Eine Schlüsselrolle fällt dabei auf die
Plattenfirmen mit der Untereilung in Major- und Independent-Unternehmen (siehe
Kapitel 2.2.1. und 2.2.2.).
Der Einstieg für weitere Untersuchungen soll erleichtert werden, indem an dieser
Stelle kurz eine Branche allgemein dargestellt werden soll. Porter geht aus von der
,,Definition einer Branche als einer Gruppe von Unternehmen, die Produkte
herstellen, die sich gegenseitig nahezu ersetzen können."
)
27
Im engen Zusammenhang mit dem Begriff ,,Branche" stehen auch die Begriffe
,,relevanter Markt" und ,,Wirtschaftssektor". Es ist die Aufgabe einer
Unternehmensführung, die Marktsituationen und Marktbegebenheiten genau zu
analysieren und für ihre Unternehmung klar abzustecken, um den für das
Unternehmen in Frage kommenden relevanten Markt am effizientesten bedienen zu
können. Hierbei liegt der Fokus auf dem unternehmerischen Umfeld.
___________
)
23
Strack, J. (2005), E-Book, S. 1
)
24
Wicke, P. (2002), http://www.rz.hu-berlin.de/fpm/texte/musikind.htm
)
25
Hummel, M. (1997), S. 37
)
26
vgl. Buhse, W. (2004), S. 211
)
27
Porter, M.E. (1992), S. 27
10
Das strategische Management knüpft an diese unternehmensexterne Sichtweise an
und wird durch unternehmensinterne Faktoren ergänzt, indem es sich mit den
Planungen und Zielsetzungen beschäftigt, die für das Erwirtschaften eines Gutes
notwendig sind. Das für das Unternehmen relevante Geschäftsfeld bestimmt dann
die Zugehörigkeit zu einer gewissen Branche.
Die Musikindustrie ist dabei der Wirtschaftszweig, der sich rund um die Produktion
und Vermarktung von Musik beschäftigt. Der Begriff vereinigt verschiedenste
Bereiche ausgehend von den Künstlern und Produzenten, die Musik kreieren und
entstehen lassen. Für den Produktionsprozess von Musik auf Tonträger wie CDs,
LPs etc. zeichnen sich drei Stufen ab: In der ersten Stufe entsteht die Musik durch
Künstler in Musikstudios. Nachdem die Musiktitel im Studio fertig produziert und
gemastert wurden, gehen sie in der 2. Stufe in die Presswerke. In der letzten Stufe
sorgt dann das Label, das die Künstler unter Vertrag hat, für die Verbreitung und
Promotion der hergestellten Tonträger. Die gesamte Wertschöpfungskette, die sich
für den Tonträgermarkt ergibt, wird in Kapitel 2.3. dargestellt.
Ferner sind ein geeigneter Marketing-Mix und die Wahl richtiger Vertriebskanäle
unverzichtbar für den Erfolg des Tonträgers (siehe Kapitel 6.3.). Die Musikverlage,
Urheberrechtgesellschaften (BMI) und Verwertungsgesellschaften (GEMA) bis hin zu
den Interessenverbänden der Plattenindustrie (IFPI) sind weitere wichtige Stützen,
die bei einer Betrachtung aller Teilnehmer der Musikbranche nicht fehlen dürfen.
2.1. Historische Entwicklung
,,Die Geschichte der Musik steht mit dem technischen Fortschritt in enger Beziehung.
(...) Seit der Erfindung des Grammophons 1890 haben in den letzten über hundert
Jahren Erfindungen wie Schallplatte, Rundfunkgerät, Fernsehen, Tonband sowie
Audio- und Videokassette immer neue Möglichkeiten geschaffen, Musik in
verbesserter Qualität für einen Massenmarkt zu veröffentlichen."
)
28
Thomas Edison läutete 1877 mit der Erfindung des Phonographen die
Geburtsstunde der Tonträgerindustrie ein. Doch erst wenige Jahre später setzte sich
das Grammophon von Emile Bender durch.
)
29
Diese neuen Geräte boten nun dem
Anwender erstmals die Möglichkeit, Musik aufzuzeichnen und in Form eines
Tonträgers beliebig oft abzuspielen.
Früh wurde das wirtschaftliche Potential mit Musikaufnahmen deutlich, so dass
Komponisten und Musikverleger 1909 eine Änderung des US-amerikanischen
Urheberrechts bewirkten, bei der die ,,mechanische Reproduktion unter das für den
Notendruck bereits geltende Vervielfältigungsrecht gestellt wird. (...) Die
Tonträgerindustrie erschließt sich mit dem Repertoire der Verlage eine nahezu
unerschöpfliche Quelle an verwertbarer Musik."
)
30
__________
)
28
Buhse, W. (2004), S. 43
)
29
vgl. Wicke, P. (2002), http://www.rz.hu-berlin.de/fpm/texte/musikind.htm
)
30
Strack, J. (2005), E-Book, S. 13
11
Wenig später in den 1920er Jahren wurde der Tonträgerabsatz positiv von der
Etablierung des Rundfunks beeinflusst. Allerdings orientierten sich die Musikverlage
in ihrer Veröffentlichungspolitik eher am Rundfunk als an der Tonträgerindustrie, da
der Rundfunk schnell eine lukrative Einnahmequelle für die Musikverlage darstellte.
Die Tonträgerindustrie reagierte darauf, indem sie eigene Repertoirestrukturen
entwickelten. Diese Konkurrenzsituation zwischen Rundfunk und Tonträgerindustrie
dauerte nicht allzu lange, da die Tonträgerindustrie begann, dem Rundfunk
Tonträger zu überlassen, um so einen Werbeeffekt zu erzielen.
)
31
Der Tonfilm entwickelte sich ab 1927 und kann als ein weiterer Akteur im
Musikgeschäft gesehen werden, da die Filmmusik auf Tonträgern eine ideale
Plattform darstellt, um die Filme zu bewerben. Um sich die Rechte an den
Filmmusiken zu sichern, entwickelte die Filmindustrie ein Interesse am
Verlagsgeschäft. Eine Reihe von Fusionen von Musikverlagen und
Filmgesellschaften kam somit zustande.
)
32
,,Mit diesen Interessenallianzen aus Film-
und Verlagsindustrie, Film- und Tonträgerindustrie sowie Rundfunk- und
Tonträgerindustrie ist ein integrierter Zusammenhang entstanden, in dem sich auf der
Grundlage von Musik die unterschiedlichsten Technologien, kulturellen Medien und
kommerziellen Interessen in einem komplexen Wechselverhältnis befinden.
Symptomatisch dafür werden Unternehmensstrukturen, in denen Schallplatten-,
Tonfilm- und Radiofirmen zusammengeschlossen sind. (...). Obwohl diese (...)
Entwicklungsphase die Musikindustrie in einen Firmen- und Interessenverbund um
die Musik herum verwandelt, bilden sich im Inneren dieser Firmenkonglomerate
arbeitsteilig angelegte Unternehmensstrukturen heraus, die zu einer klaren
organisatorischen und administrativen Trennung von der auf dem Konsumgütermarkt
angesiedelten phonographischen Technik einerseits und der in den kulturellen
Zusammenhängen verankerten Tonträgerproduktion andererseits führen. Der
Musikmarkt wird damit zunehmend als eigenständiges Feld angesehen und
bearbeitet."
)
33
In wissenschaftlichen Veröffentlichungen nach dem zweiten Weltkrieg wurden dann
erstmals Misstöne gegenüber der Musikindustrie laut. Die Kommerzialisierung der
Kulturindustrie, die industrialisierte Produktion von Kultur, sei der Werteverlust einer
geistigen Schöpfung. ,,Die Kunst würde in ein stereotypes und standardisiertes
Gerüst gezwängt und so ihrer Kreativität beraubt."
)
34
Mitte der 1970er Jahre änderten sich die Hauptzielgruppen der Tonträger- und
Rundfunkindustrie. Während der Rundfunksektor mit seiner Hörerschaft gewachsen
ist und nun mit seinen Rundfunksendungen diese Zielgruppe bedient, konzentrierte
sich die Tonträgerindustrie von nun an verstärkt auf die jüngere Generation, die der
12-24 Jährigen, deren ,,musikalische Vorlieben allerdings nicht mehr in
Rundfunksendungen berücksichtigt werden."
)
35
__________
)
31
vgl. Strack, J. (2005), E-Book, S. 14
)
32
vgl. Wicke, P. (1995), S. 1351 f.
)
33
Wicke, P. (1995), S. 1352
)
34
Wikipedia (2005d), http://de.wikipedia.org/wiki/Musikindustrie
)
35
Strack, J. (2005), E-Book, S. 16
12
Die Musikindustrie entwickelte fortan neue Konzepte, um Zielgruppen zu polarisieren.
1983 entstand in den USA der Musikfernsehsender MTV, der mittlerweile in vielen
Ländern der Welt nationale Ableger gefunden hat. Neben MTV Deutschland zählt
heute VIVA zu den Musikfernsehsendern in Deutschland, die aktuelle und
vergangene Musiktrends nicht nur auf die Fernsehgeräte in den Kinderzimmern
projizieren. Auch Erwachsene unter den Musikfans sollen mit diesem damals neuen
Entertainmentkonzept angesprochen werden.
Die Musikbranche hat sich somit von einer einfachen Tonträgerindustrie am Ende
des 19. Jahrhunderts hin zu einer multidimensionalen Entertainmentbranche
entwickelt. Musik wird schon lange nicht mehr nur als eine Komposition auf einem
Tonträger verstanden, sondern vielmehr als ein Bündel vieler unterschiedlicher
Möglichkeiten, die sich besonders durch neue Technologien ergeben haben.
2.2. Branchenstruktur
Die Musikbranche lässt sich wie bereits schon erwähnt in mehrere Teilmärkte
untergliedern. Folgende Abbildung soll dies verdeutlichen:
Abbildung 2.1: Geschäftsinhalte der Musikbranche
)
36
__________
)
36
Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 19; vgl. Kulle, J. (1998), S. 119
Kernbereich
u.a.
Komponisten
Textdichter
Interpreten
Produzenten
Tonstudio
Vorgelagerte Märkte
u.a. Musikverlage,
Audioträgerhersteller
Nebengelagerte
Märkte
u.a.
Merchandise
Film/ Video
Werbung
Sponsoring
Komplementäre/
Substitutive Märkte
u.a.
Rundfunk/
Musikfernsehen
Konzerte
Nachgelagerte Märkte
u.a. Importeure,
Diskotheken
Geschäftsinhalte der Musikbranche
13
Der Tonträgermarkt ist der Kernbereich in der Musikbranche. Parallel dazu bestehen
vor-, nach- und nebengelagerte sowie komplementäre Märkte. So setzt sich das
Strukturengerüst der Musikwirtschaft zusammen. Zwischen den einzelnen
Teilmärkten besteht eine Menge von Abhängigkeiten, wobei der Tonträgermarkt eine
dominante Rolle einnimmt und für den Erfolg der gesamten Branche
mitverantwortlich ist.
)
37
In noch jungen Branchen haben Firmen die Möglichkeit, durch ihr strategisches
Verhalten die Branchenstruktur zu beeinflussen und zu gestalten.
)
38
Die
Musikbranche kann dabei nicht mehr als ganz junge Branche angesehen werden, da
sich in ihrer Entwicklung bestimmte Grundstrukturen entwickelt haben. Um später
Strategien und Maßnahmen für Unternehmen in der Musikbranche besser entwickeln
zu können, sollen die Major- und Independent-Unternehmen an dieser Stelle näher
betrachtet werden (siehe Kapitel 2.2.1. und 2.2.2.).
2.2.1. Majors
Als Majors bezeichnet man die großen Tonträgerunternehmen und Musikkonzerne,
die international organisiert sind und somit ihre Produkte weltweit vertreiben. Wicke
nennt in diesem Zusammenhang zunehmende Konzentration und Zentralisierung
sowie Produktintegration und Produktdiversifikation als die entscheidenden
Merkmale eines Major-Unternehmens.
)
39
Aktuell gibt es vier Major-Unternehmen: ,,Sony BMG Music Entertainment", ,,Warner
Music Group" (WMG), ,,Universal Music Group" (UMG) und ,,EMI Music". Alle vier
Major-Unternehmen sind jeweils durch Unternehmenskonzentrationen
gekennzeichnet, so dass oftmals im Firmennamen mehrere Plattenfirmen auftauchen
oder die Unternehmen gleich als Unternehmensgruppe zusammengefasst wurden.
Die letzte große Firmenkonzentration fand 2004 statt. Damals fusionierten ,,Sony
Music Entertainment" und die ,,Bertelsmann Music Group" (BMG) zu ,,Sony BMG
Music Entertainment". Dies zeigt, dass die großen Unternehmen nicht nur ihr
Augenmerk auf kleinere Plattenfirmen richten, sondern auch eine Elefantenhochzeit
in Betracht ziehen.
Für diesen Konzentrationsprozess innerhalb der Tonträgerindustrie können
verschiedene Gründe angeführt werden. Zum einen steigt der Werbeaufwand zur
Markteinführung eines Tonträgers wegen der steigenden Anzahl von
Veröffentlichungen und es liegen kürzere Produktlebenszyklen vor. Außerdem ist der
Wettbewerb in der Musikbranche eine international zu führende Angelegenheit, da
Musiker zugleich national und international vermarktet werden müssen. Eigene
Länderabteilungen für die jeweiligen nationalen Märkte sind dabei von wichtiger
Bedeutung. Jedoch können nur die größten Tonträgerfirmen sich diese Arbeitsweise
leisten. Ferner hat die Verhandlungsstärke bekannter Künstler zu teils utopischen
Summen geführt, die die Finanzkraft kleiner Unternehmen übersteigt.
__________
)
37
vgl. Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 19
)
38
vgl. Porter, M.E. (1992), S. 290
)
39
vgl. Wicke, P. (1995), S. 1345
14
Eine weitere Ursache für die Konzentrationsprozesse der Majors ist die durch
Internationalisierung und schnelleren Produktumschlag verschärfte Konkurrenz
zwischen den Tonträgerfirmen.
)
40
Die Übersicht ,,Konzentrationsprozesse der Tonträgerindustrie" (siehe Tabelle 1 im
Anhang) illustriert die Konzentrationen der Plattenfirmen seit 1980. Die doch hohe
Anzahl der Konzentrationen zeigt, dass die Branche in Bewegung ist, um das noch
vorhandene Potential auf dem Musikmarkt weiter auszuschöpfen. Die Majors
erreichen mit ihren global operierenden Unternehmensstrukturen und der deutlich
überlegenen Finanzstärke gegenüber den Independents eine klare
Marktführungsrolle. Weltweit kontrollieren die Majors 70% am Musikmarkt über ihre
Marktanteile. In Deutschland haben sie sogar 80% Marktanteil.
)
41
Marktanteile der Majors in %
78%
22%
Majors
Independents
Abbildung 2.2: Marktanteile der Majors und Independents in Europa 2001
)
42
Ein Major ist einerseits ein eigenständiges Label, bei dem häufig die Tonträger der
großen Superstars veröffentlicht werden, andererseits hat es auch mehrere Sub-
Labels unter Vertrag, um auch kleinere Marktnischen bedienen zu können. Das
Major-Unternehmen hat hierbei eine Stellung als Holding-Company inne. Eine
bestimmte Markenidentität kann ein Major als Dachorganisation somit nicht
aufbauen, um spezielle Musikrichtungen und Thematiken an die Kunden zu
übermitteln.
__________
)
40
vgl. Kulle, J. (1998), S. 143; Strack, J. (2005), E-Book, S. 17
)
41
vgl. Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 23 f
)
42
Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 24
Marktanteile der Majors und Independents in Europa 2001
26,5
17,8
13,3
11,4
8,9
0
10
20
30
Universal
EMI
Sony
Warner
BMG
15
Die Hauptaufgaben für Majors bestehen im Marketing und hier besonders in den für
Plattenfirmen wichtigen Bereichen Promotion und Vertrieb. Auch die A&R-Funktion
ist wichtig, um Künstler zu betreuen und neue Talente zu entdecken. Allerdings
konzentrieren sich hierbei die Majors lieber mehr auf ihre Gewinn versprechenden
Superstars, als neue Bands und Künstler sukzessive aufzubauen. Diese Arbeit wird
gerne den Sub-Labels oder den Independents überlassen.
)
43
Neben der eigentlichen Aufgabe der Labelarbeit haben Majors in den letzen Jahren
begonnen, mit der Übernahme und Bildung von Presswerken, Tonstudios,
Musikverlagen, Konzert- und Künstlermanagementagenturen etc. eine noch
effektivere Bearbeitung auf dem Musikmarkt zu erlangen, um so Synergien aus den
unterschiedlichsten Bereichen zu nutzen.
)
44
2.2.2. Independents
Es existiert auf dem Tonträgermarkt neben den aktuell vier Major-Konzernen auch
eine Vielzahl an kleinen Plattenfirmen. Im Gegensatz zu den großen Major-
Unternehmen sind die Independents, auch ,,Indies" genannt, ,,kleine Labels, die
unabhängig von Großkonzernen Musik eigenständig vermarkten."
)
45
Doch oftmals
bestehen zwischen den Majors und den Independent-Unternehmen Vertriebs- und
Beteiligungsabkommen, da die kleineren Independents nicht über ein so gutes
Vertriebsnetz wie Majors verfügen, um die hergestellten Tonträger flächendeckend
dem Handel und somit den Musikfreunden und Konsumenten zum Kauf
anzubieten.
)
46
Somit ist eine Unabhängigkeit auf Seiten der Independents nicht immer vollständig
gewährleistet. Vormehr hebt die Hauptunterschiede der großen und kleinen
Plattenfirmen hervor und definiert Independents als kleine Firmen, ,,deren
Unabhängigkeit und Selbständigkeit darin besteht, musikalisch/kulturell
eigenständige Wege zu gehen unter Umständen auch Musik am Markt vorbei zu
produzieren sich vom Mainstream der Major-Companies abzuheben, alternativ/
individuell zu sein mit dem Ziel, eine Alternative anzubieten."
)
47
Besonders in Bereichen abseits des Mainstreams finden sich Musikkonsumenten bei
Independents gut aufgehoben. Denn hier richten sich die Musik sowie ganze
kulturelle und soziale Verknüpfungen, die erst mit der Musik entstehen, an bestimmte
Zielgruppen. Medien wie TV-Sender, Rundfunkanstalten und Zeitschriften, um nur
die wichtigsten hier aufzuzählen, haben das Potential der Musik von Independents
schon länger erkannt und versuchen, durch bestimmte Formate sich diesen
Zielgruppen anzunehmen. ,,Die zielgruppenorientierte Programmstruktur des
Rundfunks fördert die Entstehung vieler neuer Independents genannter
Kleinunternehmen innerhalb der Tonträgerindustrie, die immer neue Marktnischen
__________
)
43
vgl. Almer, W. (2002), S. 53
)
44
vgl. Almer, W. (2002), S. 58 f.; Gurk, C. (1996), S. 30; Hull, G.P. (1998), S. 35
)
45
Bertelsmann-Stiftung (2001), S. 278
)
46
vgl. Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 25
)
47
Vormehr, U. (1993), S. 111
16
entdecken und zu feststehenden Repertoire-Kategorien ausbauen, wodurch es zu
einer wachsenden Fragmentierung des Musikmarktes kommt."
)
48
Durch das Erreichen einzelner Zielgruppen mit entsprechender Musik und den
dazugehörigen Künstlern haben die Independents somit eine bestimmte ,,Basisnähe
und Glaubwürdigkeit"
)
49
erlangt. Dadurch können jene Firmen Trends und
Konsumentenverhalten oftmals gut einfangen und liefern somit wichtige Daten für die
Marktforschung. Diese Rolle führte auch schon häufiger zu Joint Ventures zwischen
Major- und Independent-Unternehmen. In Deutschland zählen zu den wichtigsten
Independents SPV, Efa, Rough Trade, Edel und Zyx. Die beiden letzteren weisen
jedoch schon majorähnliche Strukturen auf und sind somit keine echten
Independent-Labels mehr. Sie schafften es, den Majors Marktanteile abzunehmen
und sind sogar dem Bundesverband der phonographischen Wirtschaft e.V.
beigetreten.
)
50
Weitere Unterschiede zwischen diesen beiden Unternehmenstypen
finden sich in Tabelle 2 im Anhang, wobei die wichtigsten Bereiche direkt miteinander
verglichen werden.
2.3. Traditionelle Wertschöpfungskette
Die traditionelle Wertschöpfungskette besagt, dass der Wert eines Produkts oder
Dienstleistung nicht nur aus dem fertigen Endprodukt besteht, sondern aus sehr
vielen Einzelkomponenten, die in den einzelnen Wertschöpfungsstufen entstehen.
Die verschiedenen Wertschöpfungsstufen stellen somit die Wertschöpfungskette dar.
Für die Musikwirtschaft ergeben sich dabei grundsätzlich vier Wertschöpfungsstufen
bei der Produktion des traditionellen Gutes Musik in Form eines Tonträgers:
In der ersten Stufe stehen die Künstler, die für die produzierten Musiktitel bezahlt
werden wollen. Diese Stufe ist mit der Finanzierung eines Projektes am Anfang der
Wertschöpfungskette identisch. Die Entlohnung für das Werk der Künstler erfolgt in
der Regel durch eine Plattenfirma. Die nächste Stufe beinhaltet die Produktion der
Musiktitel in einem Tonstudio sowie die Herstellung des Tonträgers in Presswerken.
An den fertig hergestellten Tonträger knüpft die 3. Stufe an. Hier sind Marketing- und
Werbeaktivitäten sowie die Logistik nötig, um das Produkt überhaupt in der letzten
Stufe der Wertschöpfungskette anbieten zu können. Es muss darauf hingewiesen
werden, dass die Erst- und Zweitverwertung in der vierten und letzten
Wertschöpfungsstufe parallel nebeneinander laufen. Die Zweitverwertung ist durch
die öffentliche Wiedergabe der Tonträger eine notwendige Marketingmaßnahme für
den erfolgreichen Absatz und Konsum in der Erstverwertung. Bei der Erstverwertung
stehen der Handel und die Kunden als Endkonsumenten im Vordergrund. Hierbei
fließt Geld an alle Marktteilnehmer der vorgelagerten Stufen zurück. Folgende
Abbildung soll diese unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette
verdeutlichen:
__________
)
48
Strack, J. (2005), E-Book, S. 15
)
49
Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 26
)
50
vgl. Kulle, J. (1998), S. 138
17
Abbildung 2.3: Wertschöpfungskette des Tonträgermarktes
)
51
Marktrelevante Veränderungen durch technische Neuerungen setzen die
Plattenfirmen unter Druck, da die Wertschöpfungsketten an diese Veränderungen
angepasst werden müssen, um ein effizientes Wirtschaften weiterhin sicher zu
stellen.
)
52
Speziell die Ausrichtung eines Unternehmens auf digitale
Unternehmensstrukturen verändert die traditionelle Wertschöpfungskette
grundlegend (siehe Kapitel 3.2.).
2.4. Produkte und Dienstleistungen
Das Herzstück der Musikbranche bildet die Tonträgerindustrie mit ihrer Produktion
von Tonträgern in verschiedenen Ausführungen. Die Audio-CD stellt auch 2005 noch
trotz vieler technischer Innovationen das gängigste Medium zur körperlichen
Musikverbreitung dar. Sie wurde 1980 von Philips und Sony mit 0,78 Gigabyte
Speicherplatz eingeführt und kam rund zwei Jahre später erstmals in den Handel.
)
53
Der einfache Umgang mit CDs verdrängte die bis dahin bewährten Tonträger MCs
und Schallplatten, die nach wie vor besonders in der DJ-Szene gerne nachgefragt
werden, fast gänzlich vom Markt. Aber auch Musikliebhaber entscheiden sich beim
Kauf von Tonträgern heute noch gerne für Vinyl, da es sich hierbei um die ersten
Original-Ausgaben der damals veröffentlichten Musiktitel handelt.
__________
)
51
vgl. Strack, J. (2005), E-Book, S. 21; Zerdick, A./ Picot, A. u.a. (2001), S. 64
)
52
vgl. Friedrichsen, M./ Gerloff, D./ Grusche, T./ von Damm, T. (2004), S. 22 f
)
53
vgl. Buhse, W. (2004), S. 44
1. Stufe
2. Stufe
3. Stufe
4. Stufe
Autoren und
Künstler
wirtschaftliche
Produktion
Vertrieb
Verwertung
Schaffung des
Werks
finanzielle
Absicherung
Bindung von
Kreativität
Produktion des
Tonträgers
Logistik
Marketing
Werbung
Erstverwertung:
Absatz über Handel
und Clubs, Konsum
Zweitverwertung:
Verwertung in
Rundfunk und
Fernsehen
Wertschöpfungskette des Tonträgermarktes
18
Mit dem Beginn der Digitalisierung fanden neue Produktideen den Einzug in die
Produktpalette der Musikbranche. Musik-DVDs lösten die alten VHS-Cassetten ab.
Die aber wohl bekannteste Erfindung durch die Digitalisierung ist zweifelsohne das
MP3-Format, das dem Benutzer eine Vielzahl neuer Möglichkeiten im Umgang mit
Musik bietet. Nachdem es bereits seit einigen Jahren illegale Tauschbörsen im
Internet gibt, wo die Benutzer kostenlos an Musik herankommen (siehe hierzu Kapitel
1.1.), hat die Musikbranche spezielle MP3-Downloadportale entwickelt, wo sich der
Kunde kostenpflichtig seine gewünschten Lieder herunterladen kann. Die heute
gängigsten Downloadportale sind in Deutschland Musicload, ein
Tochterunternehmen von T-Online, sowie iTunes der US-amerikanischen Firma
Apple als internationale Konkurrenz (siehe Abbildung 1 im Anhang). Horowitz, COO
von Universal Music Group, bestätigte vor Analysten und Investoren in London 2005
das Potential der MP3-Downloads. Der digitale Markt ist ,,die Wachstumsmaschine in
den kommenden Jahren"
)
54
. Daher will die Universal Music Group auch in Zukunft
sich von einem reinen Tonträgerunternehmen in Richtung Music-Entertainment-
Unternehmen positionieren. Ein Blick nach Deutschland belegt diesen Trend. In den
ersten drei Geschäftsquartalen 2005 hat Musicload 9,5 Millionen Songs absetzen
können. Alleine im Oktober 2005 kamen weitere 1,7 Millionen Songs dazu. Sowohl
die Kundenzahlen, mittlerweile rund 1,75 Millionen, als auch der Angebotsumfang
der zum kostenpflichtigen Download verfügbarer Titel steigen.
)
55
Neben den Verkäufen von Tonträgern und der Weiterlizenzierung von Musiktiteln gibt
es für Plattenfirmen weitere Einnahmequellen. Das Herunterladen von Klingeltönen
für das Handy ist momentan dabei die wohl lukrativste Geldquelle. So haben
Tonträgerunternehmen 2004 weltweit vier Milliarden US-Dollar mit dem Verkauf von
Klingeltönen verdient.
)
56
Plattenfirmen sind häufig auch an Verkäufen von
Merchandisingprodukten ihrer Künstler umsatzbeteiligt und sind manchmal darüber
hinaus mit dem Management der Künstler betraut. Aber auch andere Unternehmen
in der Musikbranche, abseits der Tonträgerwirtschaft, machen mit Musik gute
Geschäfte. Als gute Beispiele hierfür lassen sich Konzertagenturen, die Konzerte und
Tourneen von Künstlern veranstalten, Ticketservice-Firmen und Grafikagenturen als
eine Auswahl an Dienstleistungsunternehmen, aber auch Musikzeitschriften, wie
etwa das bekannte Rolling Stone Magazin, anführen.
Musik wird also schon lange nicht mehr nur als reine Komposition eines
Musikstückes verstanden. Die vielen Möglichkeiten, die sich für die Unternehmen in
der Musikbranche durch neue Geschäftsfeld- und Produktideen bieten, sind sehr
vielseitig und können den Firmen neue Einnahmequellen bringen. Eine neue
Unternehmensausrichtung und Anpassung auf veränderte Marktbegebenheiten, wie
sie der Präsident von UMG fordert, ist dabei die Herausforderung einer gesamten
Branche.
__________
)
54
Musikmarkt (2005f), http://www.musikmarkt.de/content/news/news_2.php3?h=83&bid=16461
&th=16461
)
55
vgl. Musikwoche (2005), http://www.mediabiz.de/newsvoll.afp?Nnr=193071&Biz=musicbiz
&Premium=N&Navi=00000000&T=1
)
56
vgl. Musikmarkt (2005c), http://www.musikmarkt.de/content/news/news_2.php3?bid=14834
19
3. Die Rolle der neuen Medien
Bevor im nächsten Kapitel das Open Source-Modell in seinem allgemeinen Prinzip
dargestellt wird, so dass dann im weiteren Verlauf dieser Arbeit die Anwendungs-
möglichkeiten für die Musikbranche besser diskutiert werden können, soll an dieser
Stelle die Rolle der neuen Medien dargestellt und näher betrachtet werden, da sie
die Basis für die Veränderungen und die daraus resultierenden Probleme für die
Musikwirtschaft bilden, aber auch Strategien zulassen.
3.1. Neue Medien
Die rasante technologische Entwicklung und die steigende Bedeutung interaktiver
Medien in den letzten Jahren haben die unterschiedlichsten Bereiche in Technik,
Wirtschaft und Konsumverhalten grundlegend verändert. Kreativität und
technologischer Fortschritt sind die Impulsgeber der Marktentwicklung.
)
57
Eine
Schlüsselrolle kommt dabei den neuen Medien zu.
Grundsätzlich versteht man unter neuen Medien einen Sammelbegriff für
Informationssysteme und dienste sowie Kommunikationsmittel zur Individual- und
Massenkommunikation, die durch die Entwicklung neuer Technologien entstanden
sind. Hierbei ist anzumerken, ,,dass sie maßgeblich auf einer Verschmelzung der
Computer- und Nachrichtentechnik basieren, neue Formen der Informations-
übertragung und/oder Speicherung beinhalten und damit neue Möglichkeiten der
Kommunikation erschließen."
)
58
Der Ausdruck ,,Neue Medien" ist jedoch keinesfalls
erst in den letzten Jahren neu entstanden. Die Anfänge des Radios und später des
Fernsehens wurden schon als neue Medien bezeichnet. Blickt man auf Videotext und
BTX zurück, findet man weitere Beispiele, dass neue Medien schon Mitte der 1980er
Jahre Verwendung fanden. Aber besonders durch die steigende Bedeutung der
Digitalisierung blühten die neuen Medien erst im letzten Jahrzehnt massenwirksam
auf. Abbildung 2 im Anhang belegt dies mit dem Absatz von diversen Leermedien.
Als wichtigste neue Medien lassen sich heute das World Wide Web, E-Mail, CDs,
DVDs, das MP3-Format sowie der generelle Datenaustausch via Internet festhalten,
wobei hier nicht nur die illegalen Filesharing-Börsen gemeint sind, sondern auch
Streamingmöglichkeiten. In diesem Zusammenhang erfreuen sich im Internet
Onlineradiosender immer größerer Beliebtheit. Die Kennzeichen der neuen Medien
sind im Allgemeinen die rechnergestützte Handhabung, das digitale Vorliegen der
Daten sowie die Interaktivität beim Umgang mit diesen Daten.
)
59
Die individuelle Anpassung von Produkten, entsprechend den Bedürfnissen und
Vorgaben des Benutzers, ist eine weitere wichtige Funktion der neuen Medien.
Gerade im Zusammenhang mit Produkten und Dienstleistungen liefern die neuen
Medien ein großes Potential zur Wettbewerbsprofilierung, indem sie als
___________
)
57
vgl. Zombik, P. (1998), http://www.ifpi.de/recht/re/06.htm
)
58
Meffert, H. (1985), S. 2
)
59
vgl. Wikipedia (2005e), http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Medien
20
Produktergänzung eingesetzt werden. Value added services sind Dienstleistungen,
die dem Kunden einen Zusatznutzen generieren, indem die Leistungen des
Kernprodukts um zusätzliche Leistungsbündel ergänzt werden. Ein typisches Beispiel
für value added services ist etwa ein angebotener Kundendienst im Internet.
)
60
Diese
wichtige Eigenschaft des Zusatznutzens scheinen die Unternehmen der
Musikbranche vorerst verschlafen zu haben, da man erst im Laufe der Zeit die
vielseitigen Möglichkeiten erkannte und nun langsam versucht, sie in den
Arbeitsprozess der Plattenfirmen zu integrieren.
Nicht nur innerhalb einer Firma bieten sich eine Reihe neuer Möglichkeiten durch den
Einsatz neuer Medien (siehe hierzu auch Kapitel 3.2.), sondern es bilden sich auch in
den letzten Jahren verstärkt Kooperationen zwischen Unternehmen, um gemeinsam
auf diesem weiterhin aufstrebenden Markt zu operieren. Da sich eine Vielzahl an neu
formierten Partnerschaften aufzählen lassen würden, ist hier nur eine kleine Auswahl
aus dem Jahr 2005 aufgelistet: Die Internet-Tauschbörse RealNetworks und
Microsoft schließen eine Partnerschaft für digitale Musik.
)
61
Die wieder
auferstandene Webseite Napster, mittlerweile ein Online-Musik-Abo-Dienst, geht
einen Deal mit Clear Channel Entertainment ein, ein führendes
Konzertveranstaltungsunternehmen in den USA, wobei Nutzer dann künftig auch auf
exklusive Live-Aufnahmen aus der Musikabteilung von Clear Channel Entertainment
zugreifen können.
)
62
Die Universal Music Group und der Mobilfunkanbieter Vodafone
haben sich auf eine strategische Partnerschaft im Bereich Mobile Music verständigt.
Beide Unternehmen wollen ein breites Spektrum an Real- und Ringbacktönen, Full-
Track Audio- und Video-Downloads sowie Videostreams anbieten.
)
63
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, die neuen Medien haben den breiten
Einzug in die wichtigsten Bereiche unseres täglichen Lebens im wahrsten Sinne des
Wortes spielerisch gemeistert. Der Multimediasektor, als Synonym für den Bereich
der neuen Medien, liefert aktuell eine der stärksten Wirtschaftskräfte weltweit. Die
damit verbundenen Möglichkeiten für Unternehmen und Konsumenten besonders im
Musikmarkt erscheinen beinahe grenzenlos. Es soll hier noch kurz auf das MP3-
Format als eines der Aushängeschilder der neuen Medien eingegangen werden, da
es, wie schon bereits erwähnt, weitreichende Veränderungen mit sich gebracht hat
und für den heutigen Musikmarkt eine immens wichtige Rolle spielt.
3.1.1. Das MP3-Zeitalter
Das MP3-Format wurde vom Fraunhofer-Institut in Erlangen entwickelt und als Teil
des MPEG-1-Standards 1992 festgeschrieben. Seit 1995 existiert es mit der
Dateienendung MP3, worunter man ein Dateiformat zur verlustbehafteten
__________
)
60
vgl. Deges, F. (1999), S. 103 f.
)
61
vgl. Musikmarkt (2005e), http://www.musikmarkt.de/content/news/news_2.php3?bid=16518&th
=16518
)
62
vgl. Musikwoche (2005a), http://www.mediabiz.de/newsvoll.afp?Nnr=192529&Biz=musicbiz
&Premium=N&Navi=00000000
)
63
vgl. Musikmarkt (2005i), http://www.musikmarkt.de/content/news/news_2.php3?bid=17015&th
=17015
21
Audiokompression versteht. Musiktitel können so auf Festplatten einfach gespeichert
und abgespielt werden und verbrauchen dabei weit aus weniger Speicherplatz als
eine normale Audio-CD. Durch das so genannte ,,ID3 Tag", das jedoch nicht Teil des
offiziellen MPEG-Standards ist und erst später hinzugefügt worden ist, lassen sich
MP3-Dateien mit zusätzlichen Informationen wie Name des Künstlers, Musiktitel,
Albumtitel, Erscheinungsjahr etc. sowie ein weiterer möglicher Kommentar
versehen.
)
64
Diese Eigenschaften bringen für Musikfreunde eine Reihe von Vorteilen mit sich, da
man seinen privaten Musikbestand übersichtlich archivieren und auf einer Festplatte
speichern kann, sich nach Belieben eine Auswahl gewünschter Musiktitel auf einer
Audio-CD zusammenstellen oder einfach nur auf einen mobilen MP3-Player
übertragen kann und somit unterwegs in den Genuss der Musik kommt. Es entstehen
immer mehr neue Möglichkeiten, MP3s zu verwenden. Mobile MP3-Player sind da
nur der Anfang. Portable MP3-Player haben sich in den letzten Jahren zum
Verkaufsschlager entwickelt. Seit es kleine MP3-Player für die Hemd- oder
Hosentasche mit bis zu 80 GB Festplattenkapazität gibt, kann man geradezu von
einem Boom sprechen. Apples ,,iPod" ist dabei zum Trend geworden und bietet dem
Anwender digitalen Genuss durch seine vielseitigen Möglichkeiten wie das Abspielen
von MP3s, Kalender-, Weck- und Terminfunktion und Speichern von Bildern und
sonstigen Dateien.
Selbst der Einsatz von herkömmlichen Schallplatten bei DJs scheint in Gefahr, da
MP3s hier mit der entsprechenden Technik (z.B. mit ,,FinalScratch" der Firma
Stanton) ausgerüstet, dem Anwender neue Möglichkeiten bieten, Musik aufzulegen.
Hierbei wird ein spezielles Wandlungsgerät benötigt, das die MP3s, die z.B. auf
einem Laptop gespeichert sind, auf die beiden speziellen Timecode-Platten
überträgt. FinalScratch eröffnet somit ,,eine neue Dimension der Flexibilität und
Funktionalität in der vinyl-basierten Kontrolle von digitalen Musikdateien."
)
65
Die Digitalisierung von Musik steht bei dem MP3-Format im Vordergrund und
definiert dabei die Position von Musik neu, da ,,eine Aufspaltung des traditionellen
Marktes in einen Online- und einen Offline-Bereich" vorliegt.
)
66
Die Reihe der
technischen Innovationen steigerten auch die Attraktivität des Internets, wodurch es
erst zu einem geeigneten Distributionskanal für Musik geworden ist.
Der Charakter der neuen MP3-Komprimierungstechnologie gestaltet bewährte
Strukturen der Musikbranche komplett neu, so dass häufig von einer ,,MP3-
Revolution" oder ,,digitalen Revolution" die Rede ist. Diese Begriffe haben sicherlich
ihre Berechtigung, da eine Revolution tief greifende Veränderungen in Wirtschaft,
Kultur, Wissenschaft, Gesellschaft und der politischen Organisation symbolisiert.
Dieses neue Format gewinnt für die Musikwirtschaft in sofern an Bedeutung, da es
herkömmliche Tonträger teilweise ersetzen kann. Ob MP3s diese in Zukunft gänzlich
vom Markt verdrängen werden, ist nach heutigem Stand schwer abzuschätzen.
Sicher scheint aber, dass der Siegeszug des MP3-Formats die Absatzmengen von
CDs weiter schwinden lassen.
__________
)
64
vgl. Zander, H. (2000), S. 98
)
65
Stanton (2005), http://www.stanton-dj.de/products/endprodukt.asp?art=1339&kat=186
)
66
Strack, J. (2005), E-Book, S. 28
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2006
- ISBN (eBook)
- 9783956360275
- ISBN (Paperback)
- 9783832496524
- Dateigröße
- 1.6 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, BWL I
- Erscheinungsdatum
- 2006 (Juni)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- musikindustrie download urheberrecht marketing-mix
- Produktsicherheit
- Diplom.de