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Zielmarkt Türkei

Erfolgreich exportieren und investieren

©2004 Diplomarbeit 110 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei reichen viele Jahrhunderte zurück. Zwischen den beiden Ländern hat sich in diesem Zeitraum eine Freundschaft gebildet, die auch heute noch gepflegt wird.
Gegenwärtig bestimmten drei Faktoren diese Beziehung: politisch die türkische Kandidatur für den EU-Beitritt, menschlich die Anwesenheit von ca. 2,5 Mio. Menschen türkischer Abstammung in Deutschland und wirtschaftlich die intensiven Handelsbeziehungen.
Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei reichen viele Jahrhunderte zurück. Zwischen den beiden Ländern hat sich in diesem Zeitraum eine Freundschaft gebildet, die auch heute noch gepflegt wird.
Gegenwärtig bestimmten drei Faktoren diese Beziehung: politisch die türkische Kandidatur für den EU-Beitritt, menschlich die Anwesenheit von ca. 2,5 Mio. Menschen türkischer Abstammung in Deutschland und wirtschaftlich die intensiven Handelsbeziehungen.
1964 wurde das „Deutsch-Türkische Abkommen über soziale Sicherheit“ verabschiedet. Die Migration türkischer Arbeitnehmer hielt bis zum Anwerbestopp 1973 an. Heute leben diese türkischen Gastarbeiter zum Teil schon in der 4. Generation in Deutschland.
Wie bereits erwähnt, ist die Türkei im Bereich der militärischen Zusammenarbeit seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Partner. Die Tatsache, dass mehr als 2 Mio. türkische Staatsbürger in Deutschland leben, verleiht dieser Beziehung einen besonderen Charakter, und wirkt sich auch auf die Innenpolitik der beiden Länder aus.
Diese positive Haltung der jetzigen Bundesregierung unter Gerhard Schröder zum EU-Beitritt der Türkei hat den Beziehungen einen neuen Impuls gegeben und die beidseitigen Kontakte intensiviert.
Seit 1980 hat sich der gegenseitige Handel versechsfacht, und die in der Türkei engagierten deutschen Unternehmen haben am andauernden Aufschwung des Landes teilhaben können. Damals war der aus Deutschland in die Türkei exportierte Warenwert höher als der Wert der Importe nach Deutschland. Heute ist dieses Verhältnis beinahe ausgeglichen.
Traditionell ist Deutschland der wichtigste Handelspartner des Landes. Im Vergleich dazu stand die Türkei 2002 auf Platz 20 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Der Anteil der BRD am gesamten Exportvolumen der Türkei betrug 2003 15,8 % und am Importvolumen 13,6 %.
Wie bereits im Handel nimmt Deutschland auch im Bezug auf Fremdinvestitionen einen wichtigen Platz ein. Ende Juni 2003 lag Deutschland mit einem […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9218
Bicen, Nilüfer: Zielmarkt Türkei - Erfolgreich exportieren und investieren
Hamburg: Diplomica GmbH, 2006
Zugl.: Fachhochschule München, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

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Die Türkei ist seit Jahren ein wichtiger strategischer Partner für Deutschland
sowohl unter politisch als auch unter wirtschaftlichem Aspekt. Deutsche Un-
ternehmen verstärken zunehmend ihre Tätigkeit auf dem türkischen Markt.
Sowohl als Exportland als auch für Direktinvestitionen ist die Türkei ein inte-
ressanter Zielmarkt für Deutschland geworden. Vor diesem Hintergrund ist
die Zielsetzung der vorliegenden Diplomarbeit, deutschen Unternehmen alle
wichtigen Faktoren des Zielmarktes Türkei zu erläutern und mögliche Enga-
gementformen aufzuzeigen. Außerdem soll Einblick in den Geschäftsalltag
und die Besonderheiten der Mentalität gegeben werden.

Inhaltsverzeichnis Seite
Abbildungsverzeichnis
1
I. Informationen über das Land
2
1. Das Land
2. Die Mentalität
3. Die Politik
II. Investitionschancen deutscher Unternehmen
in der Türkei
6
1. Deutschland und Türkei - alte Freunde
1. 1 Geschichte der türkisch-deutschen Beziehungen
1. 2 Politische Beziehungen
1. 3 Wirtschaftsbeziehungen
2. Beitritt der Türkei in die EU ­ Herausforderung für die Vertiefung der wirt-
schaftlichen Zusammenarbeit
2. 1 Die Türkei - ein Teil Europas und langjähriger Partner der EU
2. 2 Gründe für die europäische Perspektive
2. 3 Gegenargumente, die gar keine sind
2. 4 Entwicklung und aktueller Stand der Beitrittsverhandlungen
2. 5 Fazit und Ausblick
3. Die Offenheit für Direktinvestitionen und Export
3. 1 Investitionsanreize
3. 1. 1 Förderung durch den Bund
3. 1. 2 Förderprogramme der Förderbank Bayern (LfA)
3. 1. 3 Investitionsförderung durch die türkische Regierung
3. 2 Freizonen
3. 3 Steuervergünstigungen
4. Das Wachstum des Marktes Türkei
4. 1 Wirtschaftliche Entwicklung
4. 2 Entwicklungen in Branchen und Sektoren
4. 3 Wachstumsbranchen
III. Formen des Engagements in der Türkei
40
1 Export
1. 1 Außenhandel
1. 2 Einfuhrvorschriften
1. 2. 1 Begleitpapiere
1. 2. 2 Einfuhrbeschränkungen
1. 2. 3 Angebote
1. 2. 4 Technische Vorschriften und Normen
1. 3 Zollvorschriften
1. 4 Einfuhrnebenabgaben
1. 5 Zollverfahren
1. 6 Recht

2. Jointventures mit türkischen Unternehmen
2. 1 Vor- und Nachteile von Jointventures
2. 2 Arten von Jointventure
2. 3 Gründung eines Jointventure
2. 4 Erfolg mit einem Jointventure
2. 5 Interkulturelle Managementprobleme
3. Direktinvestitionen
3. 1 Allgemein
3. 1. 1 Investitionsklima
3. 1. 2 Investitionsvorbereitung
3. 1. 3 Investitionsrecht
3. 2 Gründung einer Tochtergesellschaft
3. 2. 1 Gesellschaftsformen
3. 2. 2 Die Aktiengesellschaft
3. 2. 3 Die Gesellschaft mit begrenzter Haftung
IV. Markterkundung
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1. Kontaktaufnahme
2. Marktforschung
2. 1 Quellen für Marktanalysen
2. 2 Institute im Einzelnen
2. 3 Auftragsvergabe an MaFo-Unternehmen
V. Werbung
81
1. Struktur des Werbemarktes
2. Werbeträger
3. Werbeagenturen im Einzelnen
4. Werbemaßnahmen
5. Öffentlichkeitsarbeit
6. Gesetzliche Grundlagen
7. Kundenerwartungen und Verbraucherverhalten
VI. Wissenswertes
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1. Einreise und Aufenthalt
2. Einfluss religiöser Feste auf das Geschäftsleben
3. Personalbereich
4. Besonderheiten in der Geschäftswelt
Quellenverzeichnis
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Abbildung 1: Der Außenhandel der Türkei mit Deutschland
8
Abbildung 2: Deutsche Direktinvestionen in der Türkei
8
Abbildung 3: türkisch-stämmige Unternehmen in Deutschland
9
Abbildung 4: BSP-Volumen Weltrangliste der Länder
13
Abbildung 5: Umsätze in den Freizonen
27
Abbildung 6: Wirtschaftliche Eckdaten 2002 bis 2004
29
Abbildung 7: BSP und der Wachstum in ausgewählten Branchen
29
Abbildung 8: Staateinnahmen und ­ausgaben
30
Abbildung 9: Entwicklung der Arbeitslosenquote 2002 bis 2004
31
Abbildung 10: Wachstum Dienstleistungsindustrie
32
Abbildung 11: Branchenzahlen der Textilindustrie
33
Abbildung 12: Branchenzahlen der KfZ-Industrie
34
Abbildung 13: Chemische Industrie Lieferant für folgende Branchen
35
Abbildung 14: Branchenzahlen der chemischen Industrie
35
Abbildung 15: Branchenzahlen der Maschinenbau
36
Abbildung 16: Branchenzahlen der Tourismusbranche
38
Abbildung 17: Internationalisierungsgrade
40
Abbildung 18: Außenhandel der Türkei
40
Abbildung 19: Exporte nach Warengruppen
41
Abbildung 20: Importe nach Warengruppen
41
Abbildung 21: Einschlägige Einfuhrverbote/-beschränkungen für 2003 43
Abbildung 22: Auswahl von verbrauchssteuerpflichtigen Waren
46
Abbildung 23: In der Türkei genehmigte und realisierte Direktinvestitionen
aller Länder
61
Abbildung 24: Veränderung der Direktinvestitionsströme von der EU in die
MPL 2001 gegenüber 2000
61
Abbildung 25: Direktinvestitionsströme von der EU in die MPL
61
Abbildung 26: durchschnittlich verlangte Preise für Marktforschung
81
Abbildung 27: Werbeausgaben gesamt
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Abbildung 28: Werbung nach Sektoren
83
Abbildung 29: Die wichtigsten Werbemarken
83
Abbildung 30: Aufteilung der Werbeausgaben auf die Werbeträger
83
Abbildung 31: Erreichbarkeit der Konsumenten durch Werbeträger
84
Abbildung 32: Fernsehsender die die meisten Werbespots erhielten
84
Abbildung 33: Aufteilung der Werbespots auf einzelne Sendungen
85
Abbildung 34: Auflagenzahlen der wichtigsten Printmedien
85
Abbildung 35: Vertrauen der Konsumenten in Medien
86
Abbildung 36: Schulbildung der Internetnutzer
86
Abbildung 37: Die größten Werbeagenturen der Türkei
88
Abbildung 38: Verbrauchermoralindex
91
Abbildung 39: Wichtige Gesetze für Werbung und Verbraucherschutz
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Die Türkei liegt im äußersten Südosten Europas zwischen dem Schwarzen
Meer und dem Mittelmeer und bildet somit eine Brücke zwischen Europa und
Asien. Die Gesamtfläche des Landes beträgt 779 452 qm; davon entfallen
etwa 97 % auf den asiatischen Teil (Anatolien) und ca. 3 % befinden sich auf
dem europäischen Kontinent (Thrakien).
Während der europäische Landesteil mit 23 764 qm der Größe Hessens ent-
spricht, ist der asiatische Teil mit 755 688 qm mehr als doppelt so groß wie
die Bundesrepublik Deutschland. Beide Teile werden getrennt durch den
Bosporus, das Marmara-Meer und die Dardanellen. Landesgrenzen beste-
hen zu Griechenland und Bulgarien im europäischen Teil sowie zu Georgien,
Armenien, Iran, Irak und Syrien im asiatischen Teil des Landes.
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Die Türkei ist in 81 Provinzen gegliedert und diese wiederum in 838 Land-
kreise sowie weitere Unterkreise und Gemeinden.
Mit über 10 Mio. Einwohnern ist Istanbul die größte Stadt der Türkei, gefolgt
von der Hauptstadt Ankara (3,3 Mio.) und Izmir (2,3 Mio.). Daneben gibt es
sechs weitere Millionenstädte.
Ankara, seit dem Jahre 1923 Hauptstadt der Türkei, ist eine moderne, mittel-
europäisch wirkende Stadt. Sie ist Sitz des Parlaments und der Ministerial-
verwaltung, und dort befinden sich die Hauptverwaltungen der großen
Staatsunternehmen.
Istanbul ist die unangefochtene Handels- und Wirtschaftsmetropole der Tür-
kei und hat den wichtigsten Hafen des Landes. Über 50 % des türkischen
Außenhandels werden über Istanbul abgewickelt. Izmir, Hafenstadt an der
Ägäisküste, ist zweitwichtigster Hafen und Industriezentrum des Landes.
Die größten Flughäfen des Landes, die im internationalen Linienverkehr an-
geflogen werden, sind Istanbul, Ankara und Izmir. Antalya und Dalaman ha-
ben insbesondere für den internationalen Flugtourismus große Bedeutung.
1
www.tuerkei.de.

3
Internationale Zollflughäfen befinden sich in Istanbul (Atatürk), Ankara (E-
senboga), Izmir (Cigli) und Antalya.
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EVÖLKERUNG
Ende 2003 betrug die Einwohnerzahl ca. 70 Mio. bei einem jährlichen Bevöl-
kerungszuwachs von 1,55 %. Mit diesem Wachstum ist die Türkei immer
noch als Schwellenland einzustufen, denn die Bevölkerungszuwächse kön-
nen volkswirtschaftlich nicht durch entsprechende Steigerungen des Sozial-
produkts kompensiert werden.
Aufgrund der relativ hohen Zuwachsrate ist der Bevölkerungsanteil junger
Menschen sehr hoch. Die Aufteilung nach Altersgruppen stellt sich im Ein-
zelnen wie folgt dar (Ende 2003): Altersgruppe bis 14 Jahre: 29,4 %; 15 bis
64 Jahre: 65 %; ab 65 Jahre: 5,6 %. Der männliche Anteil der Bevölkerung
beträgt 51 %, der weibliche 49 %. In den Städten leben gegenwärtig über 60
%, auf dem Land knapp 40 % der Menschen. Die Landflucht hält weiter an.
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Die Türkei ist ein Staat, der aus vielen Mosaiksteinchen der Kulturen zu-
sammengekommen ist.
In Anatolien existierten während der gesamten Geschichte manchmal bis zu
sechzig verschiedene Fürstentümer und Stadtstaaten nebeneinander. So
wurden viele unterschiedliche Sprachen gesprochen ­ ein derartiges Ge-
misch sucht auf der Welt seinesgleichen.
Die verschiedenen Kulturen prägen heute noch das Bild des Landes. Im all-
täglichen Leben findet man viele Bräuche und Sitten, die bis in die heutige
Zeit gepflegt werden. Besonders Familienfeste und Hochzeiten werden noch
nach hundert Jahre alten Ritualen gefeiert, auch wenn die Volksmusik Platz
machen musste für die türkische Popmusik. So kann man sagen, die westli-
che Kultur ist auch ein Teil des Mosaiks geworden. Das Land am Bosporus
2
Türkische Botschaft Berlin, www.tcberlin.de.

4
hat heute eine Kultur die mit der westlichen Weltsicht übereinstimmt, in ihrem
Kern aber türkisch ist.
3
Wenn man das türkische Volk beschreiben wollte, wären gastfreundlich,
warmherzig, liebenswert und sympathisch die ersten Eigenschaften die ge-
nannt werden würden. Sie sind bereit die letzte Scheibe Brot mit dem ande-
ren zu teilen. Wird einem Gast eine Tasse türkischer Mokka angeboten und
dieser würde diesen zurückweisen, würde das den Gastgeber verletzen. Ein
türkisches Sprichwort sagt: ,,Eine Tasse Mokka bleibt 40 Jahre in Erinne-
rung". Es ist eine Ehre und die Pflicht, einen Gast aufs Beste zu bewirten,
denn man sagt, dass jeder, der an die Tür klopft, ein Gast Gottes ist.
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ELIGION
Etwa 99 % der Türken sind Muslime. Der Islam - vorwiegend sunnitischer
Ausrichtung, aber mit großer alewitischer Minderheit von 15 bis 20 Mio. - ist
nicht Staatsreligion und hat daher keinen direkten Einfluss auf Verwaltung
oder Wirtschaft.
Darüber hinaus gibt es kleine christliche Minderheiten, z. B. ca. 70 000 gre-
gorianische Armenier, rd. 20 000 Katholiken, etwa 3 000 Griechisch-
Orthodoxe und ca. 15 000 Syrisch-Orthodoxe. Außerdem leben etwa 25 000
Juden in der Türkei.
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Nach dem Ersten Weltkrieg stand das multiethnische und multireligiöse Os-
manische Reich vor dem Ende. 1923 wurde unter General Mustafa Kemal
Atatürk die Türkische Republik gegründet und Atatürk wurde erster Präsident
des Landes. Atatürk wollte einen nach Westen ausgerichteten demokrati-
schen und laizistischen Staat. Unter seiner Regierung wurden zahlreiche Re-
formen realisiert, die die Türkei Schritt für Schritt politisch und kulturell ver-
westlichten. So führte er u. a. eine europäisch geprägte Rechtsordnung ein
und ersetzte das arabische durch das lateinische Alphabet.
3
Türkisches Kultusministerium, www.kultur.gov.tr .

5
Atatürk hat einen Staat geschaffen, der nach westlichem Vorbild aus einer
Nation mit einer einheitlichen Sprache und der anatolischen Geschichte als
nationalem Erbe bestehen soll.
Auch nach dem Tod des Staatsgründers (1938) blieben die folgenden Regie-
rungen auf dem vorgezeichneten Weg, sie lösten innerhalb eines halben
Jahrhunderts das Verkehrsproblem und förderten durch den Bau von Was-
sertalsperren die Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie. Anatolien hat
heute die Schwierigkeiten, die sich aus geomorphologischen Bedingungen
ergaben, überwunden.
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ERFASSUNG
Die derzeit gültige Verfassung der Türkei wurde am 7. November 1982 ver-
abschiedet. Demnach definiert sich die Türkei als "demokratischer, laizisti-
scher und sozialer Rechtsstaat", der "dem Wohl der Gemeinschaft, der nati-
onalen Solidarität und Gerechtigkeit, den Menschenrechten und dem Natio-
nalismus Atatürks" verbunden ist.
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TAATSOBERHAUPT
Der Staatspräsident fungiert in der Türkei als "Hüter der Verfassung" der "die
Anwendung der Verfassung und die ordentliche und harmonische Tätigkeit
der Staatsorgane" beaufsichtigen soll.
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EGIERUNG
Die Regierung der Türkei wird vom Ministerrat gebildet, dem es obliegt, die
Gesetze durchzuführen. Der Ministerrat wird aus dem Ministerpräsidenten
und den Ministern gebildet. Für die Wahl des Ministerpräsidenten stellen die
Parteien Kandidaten auf, und der Präsident benennt dann denjenigen, von
dem er annimmt, dass er die notwendige Parlamentsmehrheit hinter sich
bringt. Die Minister wiederum werden vom Ministerpräsidenten aus den Ab-
geordneten gewählt und vom Staatspräsident ernannt.

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Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei reichen viele Jahr-
hunderte zurück. Zwischen den beiden Ländern hat sich in diesem Zeitraum
eine Freundschaft gebildet, die auch heute noch gepflegt wird.
Gegenwärtig bestimmten drei Faktoren diese Beziehung: politisch die türki-
sche Kandidatur für den EU-Beitritt, menschlich die Anwesenheit von ca. 2,5
Mio. Menschen türkischer Abstammung in Deutschland und wirtschaftlich die
intensiven Handelsbeziehungen.
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Im 19. Jahrhundert wurden die bereits vorhandenen bilateralen Beziehungen
im politischen Bereich erweitert um die militärische und später auch die wirt-
schaftliche Zusammenarbeit.
Schon vor dem 1. Weltkrieg lebten Türken in Deutschland. 1913 waren in
Berlin 1 301 türkische Studenten und Arbeiter gemeldet.
Mit dem Ende des türkischen Befreiungskrieges wurde zwischen der neu
gegründeten türkischen Republik und Deutschland im Mai 1924 ein Abkom-
men unterzeichnet, welches das Ziel hatte, die diplomatischen Beziehungen
wieder aufzunehmen und zu stärken.
Nach Hitlers Machtübernahme und während des 2. Weltkrieges fanden zahl-
reiche deutsche Wissenschaftler Zuflucht am Bosporus. Mit der Kriegserklä-
rung der Türkei an Deutschland am 2. August 1944 wurden die diplomati-
schen Beziehungen erneut unterbrochen. Am 24. Juli 1951 erklärte die Nati-
onalversammlung der Türkei den Kriegszustand für beendet.
Am 30. Oktober 1961 nahm die Beziehung zwischen den beiden Ländern
eine neue Form an, die beide Länder sowohl gesellschaftlich als auch poli-
tisch stark geprägt hat. Es wurde eine Vereinbarung zur ,,Regelung der Ver-
mittlung türkischer Arbeitnehmer in die BRD" unterzeichnet. Im Rahmen die-
ser Vereinbarung kamen 1962 die ersten türkischen Arbeitnehmer nach
Deutschland.

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1964 wurde das ,,Deutsch-Türkische Abkommen über soziale Sicherheit"
verabschiedet. Die Migration türkischer Arbeitnehmer hielt bis zum Anwerbe-
stopp 1973 an. Heute leben diese türkischen Gastarbeiter zum Teil schon in
der 4. Generation in Deutschland.
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Wie bereits erwähnt, ist die Türkei im Bereich der militärischen Zusammen-
arbeit seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Partner. Die Tatsache,
dass mehr als 2 Mio. türkische Staatsbürger in Deutschland leben, verleiht
dieser Beziehung einen besonderen Charakter, und wirkt sich auch auf die
Innenpolitik der beiden Länder aus.
Diese positive Haltung der jetzigen Bundesregierung unter Gerhard Schröder
zum EU-Beitritt der Türkei hat den Beziehungen einen neuen Impuls gege-
ben und die beidseitigen Kontakte intensiviert.
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ANDEL ZWISCHEN BEIDEN
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Seit 1980 hat sich der gegenseitige Handel versechsfacht, und die in der
Türkei engagierten deutschen Unternehmen haben am andauernden Auf-
schwung des Landes teilhaben können. Damals war der aus Deutschland in
die Türkei exportierte Warenwert höher als der Wert der Importe nach
Deutschland. Heute ist dieses Verhältnis beinahe ausgeglichen.
Traditionell ist Deutschland der wichtigste Handelspartner des Landes. Im
Vergleich dazu stand die Türkei 2002 auf Platz 20 der wichtigsten Handels-
partner Deutschlands. Der Anteil der BRD am gesamten Exportvolumen der
Türkei betrug 2003 15,8 % und am Importvolumen 13,6 %.
5
4
Vgl. Özren, C., ,,Die Beziehungen der beiden deutschen Staaten zur Türkei", Münster
1999, Seite 150 ff.
Türkische Botschaft Berlin, www.tcberlin.de/de/index.htm.
5
Bund türkisch-europäischer Unternehmer www.bteu.de/www.bteu.de/wirtschaftsbeziehungen .
Auswärtiges Amt,
www.auswaertiges-amt.de/www./de/laenderinfos
.

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Abb. 1: Der Außenhandel der Türkei mit Deutschland (in Mio. US$)
Jahr
Export
Import
Außenhandels-
bilanz
1999
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5 880,1
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2000
5 179,8
7 198,2
- 2 018,4
2001
5 366,9
5 335,4
+ 31,5
2002
5 868,8
7 041,5
- 1 172,7
2003
7 452,8
9 400,0
- 1 947,2
Jan.-Feb. 2004 (2003)
1 265,5 (1 104,8)
1 501,1 (1 023,9)
- 235,6 (+ 80,9)
*Schätzung
Quelle: Jahreswirtschaftsprogramm 2004, Staatliches Planungsamt DPT, Ankara
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d Bekleidung (41,6 %), Elektrogeräte (9,2 %), Produkte der
Automobil- und deren Zuliefererindustrie (8 %), Kessel und Maschinen (7,8
%), Fertigkonfektion (5,2 %), Essobst (3,9 %), Obst- und Gemüseprodukte
(2,5 %), Kautschuk und Kautschukprodukte (1,7 %) sowie Lederwaren
(1,6%).
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d Kessel und Maschinen (27,1 %), Elektrogeräte (11,5 %), Pro-
dukte der Automobil- und deren Zuliefererindustrie (10,7 %), Plastik (6,9 %),
Eisen und Stahl (3,4 %), optische Geräte (3,1 %), chemische Erzeugnisse (3
%), Schiffe (3 %), Apothekenwaren (3 %) und Kartonpappe (2,6 %).
D
EUTSCHE
I
NVESTITIONEN IN DER
T
ÜRKEI
Wie bereits im Handel nimmt Deutschland auch im Bezug auf Fremdinvestiti-
onen einen wichtigen Platz ein. Ende Juni 2003 lag Deutschland mit einem
Investitionsvolumen von 4 586,95 Mio. US$ in der Türkei hinter Frankreich
und den Niederlanden auf Rang 3. Heute existieren in der Türkei über 1 000
Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung.
6
Abb. 2: Deutsche Direktinvestionen in der Türkei (Mio. US$)
600
0
200
400
800
1998
1999
2000
2001
2002
1.HJ 2003
genehmigte Direktinvestitionen
Quelle: Halbjahresbericht 2003 des
Staatlichen Statistikinstituts DIE
6
Auslandsinvestorenverband YASED, www.yased.org.tr.

9
T
ÜRKISCHE
I
NVESTITIONEN IN
D
EUTSCHLAND
Nachdem in den 60er Jahren die ersten Gastarbeiter nach Deutschland ka-
men zeigte sich Ende der 80er Jahre, dass sie sich dauerhaft hier niederlas-
sen werden. Diese Entwicklung brachte mit sich, dass aus den Arbeitneh-
mern mit der Zeit Arbeitgeber wurden.
Eine Studie des Verbandes ATIAD und der Unternehmensberatung KPMG
des Jahres 2001 ergab folgendes Ergebnis:
7
Abb. 3: türkisch-stämmige Unternehmen in Deutschland
2001
2010*
Anzahl
55 000
106 000
Jahresumsatz
25 Mrd.
96 Mrd.
Arbeitsplätze
293 000**
650 000
* Schätzung **40 % der Beschäftigen nicht-türkischer Herkunft
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Schaut man auf die Landkarte oder bewertet man die Geschichte und die
Kultur, könnte man sich die Beantwortung der Frage "Gehört die Türkei zu
Europa?" relativ leicht machen. Die Antwort würde eher negativ ausfallen.
Stellt man die Frage politisch und wirtschaftlich, könnte die Antwort positiv
ausfallen.
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Die Türkei hat sich immer als ein äußerst zuverlässiger NATO-Verbündeter
erwiesen und wird in Zukunft als süd-östlicher Pfeiler des westlichen Bünd-
nisses weiter an Bedeutung gewinnen.
Aber nicht nur deswegen besteht Anlass dazu, der partnerschaftlichen Be-
ziehung zur Türkei besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Sondern vielmehr
7
Vgl. ATIAD Positionspapier zu Türkei-EU-Beziehungen anlässlich des Besuchs beim Prä-
sidenten des Europäischen Parlaments, Herrn Pat Cox. Brüssel, 4. Dezember 2003.
www.atiad.org.
8
Dr. Werner Langen MdEP CDU/CSU, ,,Schriften zur Europäischen Integration 02/00",
www.cdu-csu-ep.de, Seite 5.
9
Vgl.
Themenpapier Nr. 7 des Europäischen Parlaments: ,,Die Türkei und ihre Beziehungen
zur Europäischen Union", www.europarl.eu.int/enlargement/briefings .

10
wegen der Sonderbeziehung zwischen der EU und der Türkei, die viel inten-
siver ist als die für 2010 angestrebte Freihandelszone der EU mit den Mittel-
meerdrittstaaten.
Die 3 Mio. türkisch-stämmigen Bürger, die in der EU leben und arbeiten, bil-
den nicht nur wirtschaftlich und sozial, sondern auch zunehmend kulturell
eine Brücke, die auf Dauer die Türkei auch gesellschaftlich mit der EU enger
verbinden wird. So können die mentalen Unterschiede, die oftmals als un-
überwindbare Hindernisse bezeichnet werden, als Besonderheiten einer gro-
ßen Gemeinschaft ­ die ein Mosaik zahlreicher Kulturen bilden soll ­ akzep-
tiert werden.
Im Bereich der Außenwirtschaft unterstützt die Türkei schon jetzt konstant
die Strategie der EU auf eine umfassende, weltweite Öffnung der Märkte.
Durch die Zollunion ist eine der vier Grundfreiheiten des Binnenmarktes ­ die
Freiheit des Warenverkehrs zwischen der EU und der Türkei ­ bereits reali-
siert worden.
Auch im Bereich des Wettbewerbs gelten bereits europäische Standards.
Die Freiheit des Kapitalverkehrs ist seit 2003 durch die Angleichung des tür-
kischen Rechts wirklich, und die Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit
wird in wenigen Jahren folgen.
Wie die genannten Punkte deutlich machen, hat die Türkei bereits einen ein-
deutigen Kurs Richtung EU eingelegt, obwohl die Frage des Beitritts immer
noch offen steht.
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Um das Potenzial der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit der Türkei
besser ausschöpfen zu können, hat sich besonders die deutsche Wirtschaft
frühzeitig für den Beitritt des Landes ausgesprochen. Der Ausbau der Wirt-
schaftsbeziehungen wird einen entscheidenden Beitrag zur weiteren Annä-
herung der Türkei an die EU leisten. Zahlreiche Wirtschaftsverbände (u. a.
BDI, ATIAD)
10
fordern deshalb von Seiten der EU zunächst die Berechenbar-
10
BDI = Bundesverband der deutschen Industrie
TÜSIAD = Verband Türkischer Industrieller und Unternehmer Vertretung in Deutschland
ATIAD = Verband Türkischer Unternehmer und Industrieller in Europa e. V.

11
keit für die nächsten Schritte der Türkei auf dem Weg zur EU und dann vor
allem eine klare Perspektive.
Folgende Aspekte
11
sollen den EU-Beitritt der Türkei begründen:
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Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Türkei und der EU haben sich
seit Beginn der Zollunion im Jahr 1996 besonders dynamisch entwickelt.
47 % der türkischen Gesamtausfuhren mit einem Volumen von 22,1 Mrd.
US$ in 2003 wurden mit der EU abgewickelt. Die Türkei hat sich ihrer-
seits zu einem wichtigen Markt für die EU entwickelt. Die türkischen Ein-
fuhren aus der EU erreichten 2003 ein Volumen von rund 31,5 Mrd. US$.
Dies entspricht rund 46 % aller türkischen Einfuhren.
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Die Erfahrung mit den Beitrittsländern in Mittel- und Osteuropa zeigt, dass
die Aussicht auf eine volle Einbindung in den Binnenmarkt der Entwick-
lung von Handel und Investitionen starke Impulse verleihen kann. Eine
ähnliche Entwicklung, die dem Wachstum und dem Aufbau von Beschäf-
tigung in der gesamten EU zugute kommt, ist auch für die Türkei zu er-
warten. Nach dem Beitritt werden europäische Firmen höhere Renditen
aus ihren Direktinvestitionen in der Türkei erzielen. Aufgrund der türki-
schen qualifizierten Arbeitnehmerschaften, der Absorptionskapazität, dem
touristischen Potenzial und der Lage an der Kreuzung eurasischer Märkte
und Energienetzwerke wird bei einer EU-Mitgliedschaft die Wirtschaft
durch das Erbringen von Neuinvestitionen zusätzlich belebt.
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Die türkische Wirtschaft ist für Infrastrukturprojekte in den benachbarten
Regionen strategisch besonders gut positioniert. Im ,,Deutsch-Türkischen
Kooperationsrat" wird intensiv über Möglichkeiten beraten, Partnerschaf-
ten zwischen deutschen und türkischen Unternehmen zur weiteren Er-
11
Vgl. ATIAD Positionspapier zu Türkei-EU-Beziehungen anlässlich des Besuchs beim Prä-
sidenten des Europäischen Parlaments, Herrn Pat Cox. Brüssel, 4. Dezember 2003.
www.atiad.org.

12
schließung der Märkte in diesen Regionen zu bilden. Eine Intensivierung
der Zusammenarbeit europäischer und türkischer Unternehmen bei die-
sen Projekten, insbesondere in den Bereichen Rohstoffe und Energie,
käme der gesamten EU zugute.
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Eine Studie von ATIAD und KPMG kam zum Ergebnis, dass im Jahre
2010 ca. 140 000 türkischstämmige Unternehmen in Europa einen Jah-
resumsatz von 120 Mrd. und 810 000 Arbeitsplätze schaffen werden.
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Eine klare europäische Perspektive könnte die Reformkräfte in der Türkei
stärken und zur Überwindung der strukturellen Ungleichgewichte in der
türkischen Wirtschaft beitragen. Wenn die Türkei den Empfehlungen des
IWF und der OECD folgt und die notwendigen Strukturreformen sowie die
Privatisierung vorantreibt, könnte das Land auf einen dynamischen
Wachstumspfad einschwenken. Bei einer entschlossenen und konse-
quenten Reformpolitik der türkische Regierung wäre in den kommenden
Jahren nach Einschätzung vieler Institute mit überdurchschnittlichen
Wachstumsraten zu rechnen. Von dieser Entwicklung würden positive
Impulse für die gesamte europäische Wirtschaft ausgehen. Die junge, dy-
namische und unternehmerisch denkende Bevölkerung und Wirtschaft
der Türkei sind groß genug, um Wachstum in der Türkei und zugleich in
der EU entstehen zu lassen.
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Als Bündnispartner in der NATO und als Mitglied in der OECD, der
EBRD, der OSZE sowie des Europarates ist die Türkei schon jetzt ein
wichtiger Partner der EU bei der Sicherung des Friedens und der politi-
schen Stabilität in der Region und weltweit. Frieden und Sicherheit sind
für eine dynamische Entwicklung der Wirtschaft grundlegend. Die Per-
spektive einer Mitgliedschaft könnte diese stabilisierende Rolle der Türkei
in der westlichen Staatengemeinschaft stärken. Die geografische Lage

13
der Türkei, die Beziehung zu ihren Nachbarländern und ihre Kontakte zur
islamischen Welt, zu Russland und Zentralasien werden der EU einen
größeren internationalen Einfluss einräumen.
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Seit Jahren zeigt die türkische Regierung, wie entschlossen sie ist, Hür-
den abzubauen und für den schnellstmöglichen EU-Beitritt des Landes al-
les erforderliche umzusetzen. Die vorherige Regierung hat bereits zahl-
reich Verfassungsänderungen vorgenommen. So wurde die Todesstrafe
abgeschafft und die Menschenrechte gestärkt.
Auch die jetzige Regierung unter Ministerpräsident Erdogan hat schon
beim Regierungswechsel ausdrücklich betont, dass der eingelegte Kurs
auf die EU mit Priorität eingehalten wird. Seit dem Regierungswechsel im
November 2002 sind 100 Reformgesetze verabschiedet worden, um die
Kopenhagener Kriterien zu erfüllen.
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Mit einer Bevölkerung von 69 Millionen, einer exportorientierten Wirtschaft
und der sich schnell entwickelnden Informationsgesellschaft wird die Tür-
kei mit ihrem Beitritt die Größe des europäischen Binnenmarktes erwei-
tern und seine Wettbewerbsfähigkeit steigern. Mit einer durchschnittlichen
Wachstumsrate des BSP von 6 % in den vergangenen 20 Jahren stellt
das Land ein großes Wirtschaftspotenzial dar.
Abb. 4: BSP-Volumen Weltrangliste der Länder
Unter den ersten zwanzig
Rängen sind nur fünf EU-
Staaten, wobei keiner der
Staaten dabei ist, der zum
1. Mai 2004 der EU beige-
treten ist!
Rang Land
BSP-Volumen in Mrd. US$
1 USA
10
450
2 China
5
989
3 Japan
3
651
4 Indien
2
664
5 Deutschland
2
160
6 Frankreich
1
558
7 Großbritannien
1
528
8 Italien
1
455
9 Russland
1
376
10
...
Brasilien 1
376
17
...
Türkei 489,7
Quelle: www.zaman.com.tr

14
2
2
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3
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Wenn man Diskussionen über die Aufnahme der Türkei in die EU verfolgt,
werden fast immer die gleichen Argumente vorgebracht, warum der Beitritt
nicht stattfinden kann oder soll. Bei genauerer Betrachtung der genannten
Argumente stellt man allerdings fest, dass diese kein Hindernis für ein Euro-
pa mit der Türkei darstellen. Anhand folgender Ausführungen
12
soll dies ge-
zeigt werden.
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Nach den Anschlägen von Istanbul im November 2003 war in politischen
Reihen die Diskussion entfacht, ob mit dem Beitritt der Türkei in die EU ,,das
Terrorproblem in die EU importiert werden würde".
Der Schauplatz der Anschläge war zwar die Türkei, doch die Täter gehörten
einer internationalen Terrororganisation an. Die Terroristen beabsichtigen,
durch die Anschläge die westlichen Länder zu schwächen und die Stabilität
in Europa zu stören. Dass die Türkei als islamisches Land ins Visier dieser
Terroristen gekommen ist, wurde anfangs in der Öffentlichkeit mit großer
Verwunderung aufgefasst. Doch die Nähe der Türkei zu Europa und zu den
USA unter der Regierung einer gemäßigten islamischen Partei stellte für die
radikal-islamistischen Terroristen wohl eine Bedrohung dar.
Das Terrorproblem wurde nicht in die EU importiert, sondern ist spätestens
seit dem 11. September ein Problem aller demokratischen westlich orientier-
ten Länder. Das zeigten leider auch die Anschläge in Madrid im März 2004.
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Der seit Jahren anhaltende Konflikt auf der Mittelmeerinsel Zypern stellt für
den Beitritt der Türkei ein noch zu lösendes Problem dar. Die EU-
Kommission forderte von der türkisch-zypriotischen und der türkischen Re-
gierung Zugeständnisse und mehr Kooperationsbereitschaft. So wurden im
Herbst 2003, mit Kofi Annan als Vermittler, die Verhandlungen wieder inten-
siviert, um eine Wiedervereinigung zu erreichen. Die griechisch-zypriotischen
und die türkisch-zypriotischen Parteien einigten sich darauf, unter der Insel-
12
Vgl. ATIAD Positionspapier zu Türkei-EU-Beziehungen anlässlich des Besuchs beim Prä-
sidenten des Europäischen Parlaments, Herrn Pat Cox. Brüssel, 4. Dezember 2003.
www.atiad.org.

15
bevölkerung ein Referendum durchzuführen. Wenn auf beiden Seiten jeweils
mehr als 50 % der Bevölkerung für eine Wiedervereinigung stimmen würde,
würde die türkische Nordhälfte wieder zu Zypern gehören. Das Referendum
fand im April 2004 statt und brachte ein überraschendes Ergebnis. Die Mehr-
heit wurde nur auf der türkische Hälfte der Insel erreicht. Die intensiven Be-
mühungen der türkischen und der türkisch-zypriotischen Regierung hatten
den Großteil der Bevölkerung überzeugt.
Da die griechische Inselbevölkerung nicht für eine Wiedervereinigung stimm-
te, konnte der Konflikt wiederum nicht gelöst werden. Die von den Türken
verlangten Zugeständnisse waren nicht ausreichend.
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Das wohl am häufigsten genannte Argument für den Nicht-Beitritt des Lan-
des ist, dass die Staatsreligion der Islam ist und dadurch unüberwindbare
kulturelle und mentale Unterschiede befürchtet werden.
Ohne Zweifel ist die Kultur und das Leben der Mehrheit der Menschen in Eu-
ropa von christlichen Traditionen geprägt
13
. Doch die kulturellen Unterschie-
de in einer Gemeinschaft können eine Bereicherung bringen und die Kluft
zwischen der islamischen und christlichen Welt reduzieren. Zudem sollte
nicht vergessen werden, dass die Türkei eine demokratische Verfassung hat,
die Staat und Religion strikt trennt. Es existieren strenge Gesetze, um diese
Trennung im öffentlichen Leben auch weiterhin aufrechtzuerhalten. Es gibt z.
B. ein Kopftuchverbot in allen staatlichen Gebäuden des Landes.
Heute ist die Türkei so nah an Europa wie noch nie zuvor, so europäisch wie
noch nie zuvor. Doch die Anpassungsprozesse und Bemühungen des Lan-
des bekommen nicht die Beachtung wie früher oder werden verharmlost. Die
Türkeipolitik der EU wird ­ vor allem in Deutschland ­ zunehmend zu einem
Wahlkampfthema und es findet keine objektive Betrachtung statt.
13
Vgl.
Positionspapier der ATIAD, www.atiad.org, Seite 5.

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Nach dem es im Frühjahr 1997 zu erheblichen Verstimmungen der Türkei
und der EU gekommen war, veröffentlichte die europäische Kommission am
15. Juli 1997 ein Maßnahmenbündel, in dem die Empfehlungen für die weite-
re Entwicklung der Beziehung zur Türkei festgehalten wurden. Sie zielten im
Großen und Ganzen auf eine Intensivierung der seit dem 1. Januar 1996 in
Kraft befindlichen Zollunion hinaus und soll die Kompatibilität der türkischen
Wirtschaft und der EU vergrößern.
Nur einen Tag später stellte die Kommission die ,,Agenda 2000" vor, die die
Leitlinien für die Politikreformen der EU enthält und die im Hinblick auf die
EU-Erweiterung als notwendig erachtet werden.
Gleichzeitig wurde vorgeschlagen, Anfang 1998 mit sechs europäischen
Staaten Beitrittsverhandlungen zu beginnen. Diese Staaten waren Polen,
Ungarn, Tschechische Republik, Slowenien, Estland und Zypern. Mitte De-
zember 1999, auf dem EU-Gipfeltreffen in Helsinki, erhielt die Türkei den
Status eines offiziellen EU-Beitrittskandidaten.
Nach dem Erhalt des Kandidatenstatus wurden in der Türkei grundlegende
Veränderungen durchgeführt, um das Land der EU anzunähern. Die Liberali-
sierung des Außenhandels, das neue Bankengesetz (seit 1999), die zügige
Privatisierung und die Abschaffung der Todesstrafe sind einige dieser Ent-
wicklungen.
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Ob, wann und in welcher Form die Türkei der EU beitreten wird, hängt nicht
zuletzt von den Interessen ab, die mit den europäisch-türkischen Beziehun-
gen verbunden werden. Hier trifft man auf eine paradoxe Situation, wenn eu-
ropäische Politiker nicht müde werden, die besondere Bedeutung der Türkei
für Europa zu betonen und gleichzeitig zu begründen versuchen, warum ein
voller Beitritt nicht möglich ist. So kann man in der Presse ständig mitverfol-
gen, wie die Meinungen über den EU-Beitritt der Türkei auseinander gehen,
und wie unschlüssig der weitere Weg aussieht.

17
- ,,Das türkische Volk kann sich auf dem Weg nach Europa auf die Un-
terstützung Deutschlands verlassen", Gerhard Schröder im Mauso-
leum für den türkischen Staatsgründer Atatürk. Wirtschaftswoche Nr.
10 vom 26.02.04
- ,,Weder finanzierbar noch im Sinne eines einigen Europas vernünftig",
Peter Glotz früherer SPD-Bundesgeschäftsführer. Wirtschaftswoche
Nr. 11 vom 04.03.04
- ,,Deutschland ist alt, ergrauend und schrumpfend, dagegen sind die
Türken ein großes, munteres sich vermehrendes Volk", Norbert Walter
Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Wirtschaftswoche Nr. 11 vom
04.03.04
- ,,Eine Mitgliedschaft der Türkei würde die gemeinsame Klammer Eu-
ropas sprengen". Edmund Stoiber CSU-Chef und Ministerpräsident
Bayerns. Wirtschaftswoche Nr. 09 vom 19.02.04
- ,,Wenn wir die Küche von Bayern, Böhmen, Österreich und anderen
Ländern hier in der Nähe nehmen ­ daraus können wir einen essba-
ren Eintopf machen. Mit der Türkei nicht". Vaclav Klaus Staatspräsi-
dent von Tschechien. Wirtschaftswoche Nr. 10 vom 26.02.04
- ,,Eine europäisierte Türkei, die Verbindung einer modernen Wirtschaft,
einer starken Zivilgesellschaft sowie eines demokratischen Rechts-
staats in einem islamischen Land ­ das wäre der D-Day im Kampf ge-
gen den Terrorismus." Joschka Fischer Bundesaußenminister. Wirt-
schaftswoche Nr. 24 vom 03.06.04
Ende diesen Jahres soll über den Beitritt der Türkei und dann eventuell über
ein festes Datum für die Aufnahme entschieden werden. Nur ein definitives
,,Ja" für die Türkei würde jenen Kräften und Gruppen im Lande Auftrieb ge-
ben, die sich für die Schaffung einer zeitgemäßen Türkei engagieren und die
,,Türkei auf dem europäischen Hauptgleis halten"
14
.
14
So ehemaliger Außenminister Kinkel beim Besuch in Ankara Ende März 1997; vgl. Frank-
furter Allgemeine Zeitung vom 27.03.97, Seite 1, 2.

18
Ein Sonderstatus ohne vollen Beitritt würde die Partnerschaft des Landes mit
der EU tiefe Wunden zuführen. Diese politischen Konflikte werden über kurz
oder lang auch die wirtschaftlichen Beziehungen beeinträchtigen.
Die bisher aufgeführten Argumente machen deutlich, dass eine möglichst
zügige Einbindung der Türkei in die EU der nächste erforderliche Schritt sein
muss.
Die Türkei ist und das kann nach vorausgegangenen Erläuterungen gesagt
werden, bereits ein Teil Europas, und das nicht nur geografisch.
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,,Made in Germany" steht in der Türkei für Zuverlässigkeit und Qualität. Das
gilt sowohl für deutsche Produkte als auch für deutsche Unternehmer. Des-
halb ist die Einstellung türkischer Geschäftsleute gegenüber Deutschland
durchweg positiv, und deutsche Produkte genießen bei türkischen Konsu-
menten hohes Ansehen. Zu diesem Zustand haben auch wesentlich die tür-
kischen Gastarbeiter, die im Sommer ihre Verwandten in der Heimat besu-
chen, beigetragen. Bei diesen Besuchen werden Geschenke aus Deutsch-
land mitgebracht und Geschichten aus der zweiten Heimat erzählt. Deshalb
kann man in der Türkei oft den Satz hören: Wenn du etwas baust, dann bau
es wie die Deutschen, und es hält ewig.
Die geografisch günstige Lage der Türkei gewinnt immer mehr an Bedeu-
tung, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Das regionale Umfeld des Lan-
des hat sich nach dem Fall der Eisernen Mauer deutlich verbessert. Die Be-
ziehungen zu den Nachbarländern entwickeln sich fruchtbar, besonders die
historischen Verbindungen zu den Turk-Republiken sind durch regen Handel
wieder belebt worden. Türkische Kaufleute bieten sich als Kultur- und
Sprachmittler zwischen europäischen Unternehmen und den Märkten in A-
serbaidschan, Turkmenistan und Usbekistan an. Die Konflikte mit Griechen-
land sind seit dem Erdbeben 1999 in der Türkei so gut wie vergessen, so
dass die Nachbarn sogar die gemeinsame Austragung der EM planten.

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Auch als Transitland für Erdöl- und Gasleitungen will die Türkei in Zukunft
eine Brückenfunktion erfüllen.
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Investitionen im Ausland, die einer langfristigen Mittelbereitstellung bedür-
fen,
Vorhaben im Bereich des Technologietransfers,
Anlaufkosten bei Gründung, Ingangsetzung oder Erweiterung des Ge-
schäftsbetriebes,
vorbereitende Untersuchungen bzw. Projektstudien zu einem konkreten
Investitionsvorhaben.
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1. Kleine und mittlere deutsche Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft,
2. Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen mit Sitz im Ausland,
3. Jointventures mit deutscher Beteiligung im Ausland (Jahresumsatz max.
500 Mio. )
4. Freiberuflich Tätige aus Deutschland.
(
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kann unter bestimmten Voraussetzungen überschritten werden)
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Ansprechpartner:
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Palmengartenstraße 5 ­ 9
60325 Frankfurt/Main
Tel: 069/74 31-0
Fax: 069/74 31-29 44
Die Finanzierung erfolgt durch Darlehen. Der
Kredit kann auch in bestimmten Fremdwäh-
rungen ausgereicht werden.
Das Darlehen ist über ein Kreditinstitut bei der
Kreditanstalt für Wiederaufbau zu beantragen.
Jahresumsatz Darlehen
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50 Mio.
3/4 des Investitionsbetrages
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50 Mio.
2/3 des Investitionsbetrages
H ö c h s t b e t r a g* 5 M i o .
15
Vgl. Hrsg. Freistaat Sachsen, Sächsisches Staatsministerium: ,,Der erfolgreiche Einstieg
in ausländische Märkte", Dresden 2002, Seite 66 ff.
Kreditanstalt für Wiederaufbau, www.kfw.de
Ausfuhrkredit GmbH, info@akabank.de.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783956360053
ISBN (Paperback)
9783832492182
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften München – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2006 (Januar)
Note
1,0
Schlagworte
investitionsmöglichkeiten wirtschaftliche entwicklung beitritt europäische union markterkundung werbung
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