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Profifußballvereine als Marke

©2004 Magisterarbeit 126 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Am 28.11.1900 wurde in Leipzig der Deutsche Fußball Bund e.V. (DFB) gegründet. Erste Professionalisierungs-Tendenzen wurden jedoch durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten und den folgenden zweiten Weltkrieg zunichte gemacht. Am 28. Juli 1962, zwölf Jahre nach der erneuten Gründung, beschloss der DFB die Einführung einer Bundesliga auf Lizenzspielerbasis. Die sechzehn teilnehmenden Clubs, die am 24. August 1963 ihren ersten Spieltag austrugen, waren alle gemeinnützige Vereine, deren Spieler als Bedingung für den Lizenzspielerstatus einen Arbeitsvertrag mit dem Verein nachweisen mussten.
Heute ist Fußball die in Deutschland am weitesten professionalisierte Sportart. Für die Entwicklung dorthin lassen sich so viele Meilensteine nennen, dass dieses Kapitel ungerechtfertigt viel Platz einnehmen würde. Stichwortartig seien nur einige, für diese Arbeit wichtige Punkte genannt: 1966 engagierte der FC Bayern München mit Robert Schwan als erster Club einen hauptamtlichen Manager; Jägermeister läutet 1973 mit dem Firmenlogo auf der Brust von Eintracht Braunschweig ein neues Sponsoring-Zeitalter ein; in den achtziger Jahren eröffneten erste Merchandising-Shops; das Bosman-Urteil veränderte 1995 die Finanzsituation von Spielern und Vereinen grundlegend; der Einstieg des privaten Fernsehens in die Fußballberichterstattung ab der Saison 1988/1989 verzigfachte den Preis der TV-Rechte; die Gründung des 'Liga Fußballverband e.V.' und der DFL GmbH am 30. Oktober 2000 ging für Vereine mit der Erlaubnis einher, Lizenzspielerabteilungen als Kapitalgesellschaft auszugliedern; Borussia Dortmund ging 2001 als erster deutscher Club an die Börse; die Umsätze aller Bundesligaclubs zusammen haben die Eine-Milliarde-Euro-Grenze gesprengt; und heute sind Vereine eine Marke wie Adidas, Boss, CocaCola oder Jil Sander.
Problemstellung:
„Die Marke ist das Megathema schlechthin – zu Recht!“, behauptet Prof. Dr. Hans-Rudolf Esch. Sogar Fußballtrainer nehmen sich bereits dieses Themas an und bezeichnen ihren Club als Marke – ebenfalls zu Recht?
Profifußballvereine haben es, fast ausschließlich ohne bewusste Markenstrategien und ohne riesige Marketingabteilungen, geschafft, eine hohe Markenbekanntheit, ein bestimmtes Image und eine immense Anzahl sehr treuer Kunden zu erreichen. Ist es also angebracht, Fußballvereine als Marke zu betrachten und daraus Handlungsoptionen abzuleiten? Oder gilt auch hier, was für viele Bestandteile des Fußballspiels […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 9215
Eckel, Till: Profifußballvereine als Marke
Hamburg: Diplomica GmbH, 2006
Zugl.: Freie Universität Berlin, Magisterarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis...iv
Abkürzungsverzeichnis ... v
I. EINLEITUNG... 1
I.1
Fragestellung und Ziel der Arbeit... 1
I.2
Aufbau der Arbeit ... 4
I.3
Methodisches Vorgehen... 5
II. GRUNDLAGEN DER MARKENTHEORIE ... 6
II.1 Begriff und Wesen der Marke ... 6
II.2 Besonderheiten von Dienstleistungsmarken ... 10
II.3 Markenstrategien ... 12
II.3.1
Ausdehnung und Reichweite von Marken ... 12
II.3.2
Einzelmarkenstrategie ... 12
II.3.3
Dachmarkenstrategie... 13
II.3.4
Markentransferstrategie (Licensing) ... 14
II.3.5
Co-Branding ... 15
II.3.6
Geographische Optionen der Markenstrategie ... 16
II.4 Nutzen und Funktionen von Marken ... 18
II.4.1
Nachfrager-Perspektive ... 18
II.4.2
Anbieter-Perspektive... 19
II.5 Markenwert als Zielgröße ... 20
II.5.1
Der Markenwert ... 20
II.5.2
Markenimage und Markenidentität ... 22

Inhaltsverzeichnis
III. PROFIFUSSBALL IN DEUTSCHLAND ... 26
III.1 Entwicklung bis heute... 26
III.2 Begriffsbestimmung ,,professioneller Fußball"... 28
III.3 Organisation des Profifußballs in Deutschland ... 29
III.4 Deutscher Fußball Bund e. V. ... 31
III.5 Liga- Fußballverband e. V. ... 33
III.6 Deutsche Fußball Liga GmbH... 34
III.7 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga ... 35
III.7.1 Gegenwärtige Situation ... 35
III.7.2 Ziele eines Bundesligavereins ... 37
III.7.3 Vereinsumsätze und ihre Abhängigkeit von der Markenstärke... 38
III.7.3.1 Die vier Haupteinnahmesäulen der Bundesligaclubs ... 38
III.7.3.2 Einnahmen durch Fernsehvermarktung... 39
III.7.3.3 Zuschauer- und stadionbezogene Einnahmen ... 42
III.7.3.4 Einnahmen durch Sponsoring ... 43
III.7.3.5 Einnahmen durch Merchandising (Licensing)... 45
III.7.3.6 Weitere Einnahmequellen ... 48
III.8 Besondere Konsumenten: die Fans... 50
III.9 Die Rolle der Medien... 55
III.9.1 Fußball in den Medien... 55
III.9.2 TV-Rechte und Vereins-TV ... 55
III.9.3 Das Phänomen ,,Siamesische Zwillinge" ... 57
III.9.4 Durchdringung der Medien bis in sportfremde Bereiche... 59
III.10 Sportvermarktungsagenturen... 60
III.11 Ausgewählte Besonderheiten des Marktes ... 61
III.11.1 Gemeinschaftsproduktion... 61
III.11.2 Die Marktstruktur der Liga... 62

Inhaltsverzeichnis
IV. DIE MARKE FUSSBALLVEREIN ... 64
IV.1 Einordnung in die Markendefinition... 64
IV.2 Sinn des Markengedankens bei Fußballvereinen ... 66
IV.3 Dienstleistungsmarke Fußballverein... 68
IV.4 Markenstrategien von Vereinsmarken ... 71
IV.4.1 Kompetenzbreite: Dach- und Einzelmarken... 71
IV.4.2 Markentransfer bei Vereinsmarken... 73
IV.4.3 Vereinsmarken plus X: Co-Branding... 75
IV.4.4 Geographische Ausrichtung der Vereinsmarkenstrategie ... 77
IV.5 Markenwert als Zielgröße bei Vereinsmarken ... 80
IV.5.1 Bedeutung des Markenwertes für Vereinsmarken ... 80
IV.5.2 Markenidentität bei Vereinsmarken: Selbstbild ... 82
IV.5.2.1 Perspektiven und Merkmale ... 82
IV.5.2.2 Darstellung des Vereinsmarkenkerns ... 83
IV.5.2.3 Vereinsmarken als Produkt ... 84
IV.5.2.4 Vereinsmarken als Person... 85
IV.5.2.5 Vereinsmarken als Symbol ... 87
IV.5.2.6 Vereinsmarken als Organisation ... 90
IV.5.3 Markenidentität bei Vereinsmarken: Fremdbild (Image)... 91
IV.5.4 Bedeutung der Markenbekanntheit bei Vereinsmarken ... 93
IV.6 Elf Einzelmarken müsst ihr sein ­ Bedeutung der Spieler... 96
V. FAZIT UND AUSBLICK ... 98
VI. LITERATURVERZEICHNIS ... 101
IV.1 Verzeichnis Internetquellen... 117

iv
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Komponenten der Markenidentität...24
Abbildung 2: Struktur der Verbandsorganisation...29
Abbildung 3: Mitglieder im DFB ...31
Abbildung 4:
Kapitalgesellschaften im deutschen Fußball...36
Abbildung 5: Umsatzstruktur der Bundesligisten 2002...38
Abbildung 7: TV-Rechte Einnahmen ­ tatsächliche Summe und Summe nach
altem Kirch-Vertrag (hinten) in Mio. Euro...40
Abbildung 8: Gesamt-Zuschauerzahlen 1. Bundesliga pro Saison in Mio. ...42
Abbildung 9: Cam-Carpet ...45
Abbildung 10: Werbekampagne Werder Bremen ...49
Abbildung 11: Fans deutscher Fußballvereine in Deutschland...52
Abbildung 12: Vereinsmarke und Zielkunden ...66
Abbildung 13: Fan-Banking-Website des FC Bayern München
(Co-Branding mit der HypoVereinsbank) ...76
Abbildung 14: Beliebteste Clubs unter
,,Fußballinteressierten" von 14-69 Jahren in Mio. ...78
Abbildung 15: Neues und altes Logo VfL Wolfsburg...88
Abbildung 16: Bekanntheit ausgewählter Vereine unter deutschen
,,Fußballinteressierten" (14-69 Jahre)...94

v
Abkürzungsverzeichnis
AG
Aktiengesellschaft
ARD
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der
Bundesrepublik Deutschland
CL
ChampionsLeague
DFB
Deutscher Fußball Bund
DSF
Deutsches Sport Fernsehen
FCB
FC Bayern München
FIFA
Fédération Internationale de Football Association
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
HSB
Horizont Sport Business
KGaA
Kommanditgesellschaft auf Aktien
ManU
Manchester United
NBA
National Basketball Association
NFL
National Football League
NHL
National Hockey League
POS
Point of Sale
Sat 1
Satellitenfernsehen GmbH
UEFA
Union des Association Européennes de Football
UI-Cup
UEFA-Intertotocup
VfB
Verein für Bewegungsspiele
VfL
Verein für Leibesübungen
ZDF
Zweites Deutsches Fernsehen

1
I.
EINLEITUNG
I.1
Fragestellung und Ziel der Arbeit
,,Die Marke ist das Megathema schlechthin ­ zu Recht!", behauptet Prof. Dr. Hans-
Rudolf Esch. Sogar Fußballtrainer nehmen sich bereits dieses Themas an und
bezeichnen ihren Club als Marke ­ ebenfalls zu Recht?
Profifußballvereine haben es, fast ausschließlich ohne bewusste Markenstrategien und
ohne riesige Marketingabteilungen, geschafft, eine hohe Markenbekanntheit, ein
bestimmtes Image und eine immense Anzahl sehr treuer Kunden zu erreichen. Ist es
also angebracht, Fußballvereine als Marke zu betrachten und daraus Handlungsoptionen
abzuleiten? Oder gilt auch hier, was für viele Bestandteile des Fußballspiels gilt: Am
besten, man ändert gar nichts?
Aus einer traditionellen Perspektive passen Begriffe wie Fußballverein und Markenwert
kaum zusammen. Dem steht die von Joseph S. Blatter, Präsident des Internationalen
Fußballverbandes, beschriebene Veränderung des Fußballs ,,zu einem universalen
Konsumgut"
1
gegenüber. Viele Vereinsnamen sind mittlerweile bekannter als Adidas
oder Sony.
2
An einem Bundesligaspieltag stehen sich statt eingetragener Vereine die
börsennotierte Dortmunder Borussia und die KGaA Hertha BSC Berlin gegenüber.
Auch die Umsätze sprengen mittlerweile jede ,,Vereins-Dimension" ­ gemeinsam haben
alle achtzehn Bundesligisten
3
in der Saison 2002/2003 1,35 Milliarden Euro umgesetzt.
4
1
Blatter (2000), S. 104.
2
Vgl. Mohr (2001), S. 6.
3
,,Bundesligisten" bezeichnet ausschließlich die Vereine der ersten Bundesliga.
4
Vgl. Franzke (2004).

I.1
Fragestellung und Ziel der Arbeit
2
Auf der anderen Seite haben die Auswirkungen der Kirch-Krise
5
dazu geführt, dass die
gesamte Bundesliga ,,in der größten Finanzkrise seit ihrer Gründung"
6
steckt. Unter
derartigen Rahmenbedingungen müssen neue Wege in den Mittelpunkt gerückt werden,
wie Vereine ihre Zukunft sichern und ihr Potenzial ausschöpfen können.
Im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit ,,Profifußballvereine als Marke" sollen
Erkenntnisse der modernen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Marken auf den
speziellen Fall der deutschen Proficlubs übertragen werden. Dazu muss zunächst geklärt
werden, wie diese überhaupt in die gängige Markendefinition eingeordnet werden
können. Ein weitaus stärkerer Fokus soll aber auf der Beantwortung der Frage liegen,
inwieweit die Führung eines Profifußballvereins als Marke umsetzbar ist, welche
Parameter die Vereinsmarke beeinflussen und vor allem, welcher Nutzen Vereinen
daraus entsteht. Dieses Vorhaben wäre ohne eine spezielle Berücksichtigung des
Umfeldes und dessen Auswirkungen sinnlos. Folglich werden die Vereine nicht analog
zu Unternehmen betrachtet und die Lokalisierung der zu beachtenden Besonderheiten
stellt einen Schwerpunkt diese Arbeit dar.
Im Zentrum bisheriger Veröffentlichungen, die die Felder Marke und Verein
zusammenbringen, steht meist die Unterscheidung zwischen Clubs mit großer
beziehungsweise geringer Markenstärke. Darauf aufbauend wird beispielsweise deren
Attraktivität für Sponsoren beurteilt. Der Fokus liegt demnach auf den Folgen einer
starken Marke, aber nicht auf deren bewussten Auf- und Ausbau. Für Vereine mit
geringer Markenstärke werden folglich kaum Möglichkeiten aufgezeigt, dies zu ändern.
Es gilt also, die Marke nicht als gegeben anzusehen, sondern die Kriterien zu
bestimmen, die für Profifußballvereine Quellen von Markenstärke sind und wie diese in
der täglichen Arbeit ausgeschöpft werden können. Neben höheren Anforderungen von
Medien, Sponsoren, Ausrüstern und nicht zuletzt der Fans treten immer weitere
Konkurrenten auf das Spielfeld. Deshalb soll anfänglich die grundlegende
Notwendigkeit eines hohen Markenwertes sowie seine Auswirkungen auf die relevanten
Einnahmequellen und Bezugsgruppen überprüft werden.
5
Krise, die durch die Insolvenz des damaligen TV-Rechte-Inhabers KirchMedia AG im Frühjahr 2003
ausgelöst wurde und zur Folge hatte, dass die TV-Einnahmen einbrachen.
6
Born/Mohr/Bohl (2004), S. 201.

I.1
Fragestellung und Ziel der Arbeit
3
Langfristig gesehen ist es für Vereine interessant, ob eine starke Marke die
entscheidenden Zentimeter zum Gewinn der ChampionsLeague o. Ä. beisteuern kann.
Auf dem Weg dorthin ist aber zunächst herauszufinden, ob und wie ein Verein in der
ChampionsLeague der Marken mitspielen kann. Und zwar unabhängig davon, ob er
groß oder klein ist, als ,,graue Maus" bezeichnet wird oder den ChampionsLeague Pokal
schon in den Händen gehalten hat. Neben dem sportlichen Erfolg gibt es eine Reihe
weiterer Kriterien (Tradition, Herkunft usw.), die in ihren Ausprägungen fest mit den
verschiedenen Clubs verbunden werden und Sympathien sowie Antipathien
hervorrufen. Es stellt sich also die Frage, wie mit bereits gegebenen Parametern
umzugehen ist und wo die Grenzen ihrer Nutzung, beispielsweise bei der Ausdehnung
der Marke Fußballverein, liegen. Abschließend soll der Beitrag zur Markenstärke von
berühmten Spielern, die heute selbst als Marken auftreten, analysiert werden.

I.2
Aufbau der Arbeit
4
I.2
Aufbau der Arbeit
Zunächst soll ein markentheoretisches Fundament erarbeitet werden, das für das
Erreichen der genannten Ziele tragfähig ist. Dazu werden die zentralen Markenbegriffe
im zweiten Kapitel definiert sowie der Nutzen von Marken erläutert. Um später die
Parameter einer starken Vereinsmarke bestimmen zu können, muß hier festgelegt
werden, aus welcher Perspektive der Markenwert betrachtet werden soll.
Dementsprechend sind dann seine Bestandteile darzustellen. Es ist zu vermuten, dass
die Vereine Dienstleistungsunternehmen darstellen. Also sind die große Bedeutung von
Marken in diesem Sektor sowie die speziellen Anforderungen aufzuzeigen.
Das dritte Kapitel fokussiert das Produktionssystem, in das Vereine eingebettet sind.
Zunächst sind die weiteren Akteure, die mit der Organisation des Profifußballs in
Zusammenhang stehen, abzugrenzen. Darauf folgend soll die Relevanz des
Markengedankens in Bezug auf die relevanten Einnahmequellen sowie die
entscheidenden Bezugsgruppen untersucht werden. Da sich Fans grundlegend von
anderen Konsumenten unterscheiden, werden ihre Besonderheiten und deren
Auswirkung auf die Markenführung eine zentrale Rolle spielen. Gleiches gilt für die
Medien. Abschließend soll untersucht werden, wie Spezifika des Marktes,
beispielsweise Konkurrenz und gleichzeitig bestehende Abhängigkeit zwischen den
Clubs, die Betrachtung von Vereinen als Marke beeinflussen.
Bevor im fünften Kapitel die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst sowie
Empfehlungen und fortführende Fragen formuliert werden, soll Kapitel IV die
Anwendung des ,,Markengedankens" im Untersuchungsgebiet darstellen.
Profifußballvereine sollen zunächst in die Markendefinition eingeordnet, der Sinn der
Betrachtung als Marken dargestellt und die Besonderheiten von Dienstleistungsmarken
auf Vereine transferiert werden. Anschließend werden mögliche Markenstrategien
aufgezeigt. Der Hauptteil überträgt den Markenwert als Zielgröße auf die Marke
Profifußballverein und bestimmt die entscheidenden Parameter der Marke. Um diese
mit Leben zu füllen, sind in einem weiteren Schritt Möglichkeiten der Anwendbarkeit
darzustellen.

I.3
Methodisches Vorgehen
5
I.3
Methodisches Vorgehen
Um die Anbindung der Arbeit an das Untersuchungsgebiet zu gewährleisten, wurden
Experteninterviews sowohl mit Praktikern aus dem Bereich Fußball-Marketing als auch
aus dem Bereich der strategischen Markenplanung geführt. Die Interviewpartner waren
im Einzelnen:
1.
Herr Daniel Adolph, Chef der strategischen Markenplanung, Werbeagentur
Jung von Matt, Hamburg.
2.
Herr Olaf Bauer, Marketing- und Vertriebsleiter, Hertha BSC Berlin.
3.
Herr Klaus Fuchs, Geschäftsführer, VfL Wolfsburg-Fußball GmbH.
Darüber hinaus wurde unter allen Bundesligisten (ausgenommen diejenigen mit denen
ein Interview geführt wurde) eine Umfrage durchgeführt, im Rahmen derer Fragebögen
per E-Mail verschickt wurden. Der Rücklauf betrug 37,5 % (sechs von sechzehn). Die
Ergebnisse fließen als Einzelinformationen unter Angabe der Quelle in die Arbeit ein.
Für den markentheoretischen Teil wurde fast ausschließlich aktuelle Marken-Literatur
verwendet. Die Gründe hierfür ergeben sich aus Kapitel II. Da es sich außerdem um
eine recht weit gefasste Fragestellung handelt, erscheint es sinnvoll, sich auf die
anerkanntesten Forschungsrichtungen und Modelle zu beschränken. Teil des Fazits wird
es sein, hier weiterführende, engere Forschungsfragen zu formulieren. Vor allem für
Kapitel IV und mit Abstrichen auch für Kapitel III wurde verstärkt auf Essays und
Artikel zurückgegriffen, da die Zahl umfassenderer wissenschaftlicher
Veröffentlichungen zu diesem Thema noch begrenzt ist.

6
II.
GRUNDLAGEN DER MARKENTHEORIE
II.1
Begriff und Wesen der Marke
Bereits in sumerischen Bildschrifttafeln und auf ägyptischen sowie römischen
Tonkrügen lässt sich die für Marken und Markenartikel
7
notwendige Markierung
nachweisen. Durch sie kennzeichnet ein Unternehmen sein Angebot und macht es
dadurch von anderen Produkten unterscheidbar.
8
Die reine Markierung prägte
anfänglich das Markenverständnis.
9
Erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts
übernahmen Marken immer mehr Funktionen, wie sie beispielsweise in der klassischen
Markendefinition von Mel lerowi cz deutlich werden. Danach steht die Marke für
bestimmte Produkteigenschaften: ,,Markenartikel sind für den privaten Gebrauch
geschaffene Fertigwaren, die in einem größeren Absatzraum unter einem besonderen,
die Herkunft kennzeichnenden Merkmal (Marke) in einheitlicher Aufmachung, gleicher
Menge sowie in gleichbleibender oder verbesserter Güte erhältlich sind und sich
dadurch sowie durch die für sie betriebene Werbung die Anerkennung der beteiligten
Wirtschaftskreise erworben haben."
10
Diese lange führende
merkmalsbezogene
Markendefinition erscheint heute wenig zeitgemäß. Zum Beispiel ist es mittlerweile
unstrittig, dass nicht nur Fertigwaren oder überall erhältliche Güter einen Markenstatus
erreichen können.
11
Seit Mel lerowi czs Definition wurden viele weitere Wesensbestimmungen und
Erklärungsansätze entwickelt, woran sich eine Reihe wissenschaftlicher Disziplinen
beteiligten. Dies hat alles nicht dazu geführt, dass bis heute Einigkeit über eine
allgemein gültige Definition des Markenbegriffs erzielt wurde. Bruhn zufolge ist die
7
Die Begriffe Markenartikel und Marke werden innerhalb dieser Arbeit wie auch in der modernen
Literatur als gleichbedeutend verwendet.
8
Vgl. Dichtl (1992), S. 4 sowie Lumma (2003), S. 5.
9
Vgl. Meffert/ Burmann (2002), S. 18.
10
Mellerowicz (1963) ,,Markenartikel ­ die ökonomischen Gesetze ihrer Preisbildung und
Preisbindung", 2. Auflage, München und Berlin, zitiert aus: Bruhn (2001), S. 15.
11
Vgl. Esch/ Wicke (2001), S. 9 f.

II.1
Begriff und Wesen der Marke
7
Frage der richtigen Definition letztendlich eine Frage der Zweckmäßigkeit.
12
Her rmann schreibt Marken vor allem einen modellhaften Charakter zu, durch den sie
zur Erklärung marktlicher, kultureller sowie gesellschaftlicher Phänomene beitragen.
13
Einigkeit besteht aber größtenteils darüber, von einem wirkungsbezogenen
Markenansatz auszugehen.
14
Dieser Ansatz beschreibt einen Perspektivenwechsel, der
sich Mitte der 70er-Jahre vollzog. Erstmals wurden Marken nicht mehr aus Sicht der
Hersteller bzw. Händler, sondern aus einer Konsumentenperspektive betrachtet. Im
Mittelpunkt steht die Frage, über welche Eigenschaften ein Artikel verfügen muss, um
von Konsumenten als Markenartikel wahrgenommen zu werden.
15
Marken werden also
nicht mehr ,,in der realen Welt, sondern im Kopf des Konsumenten verortet."
16
Die
Markierung ist folglich nicht mehr als eine notwendige Voraussetzung zur
Identifizierung der Marke.
17
Mef fert definiert die Marke als ein ,,in der Psyche des
Konsumenten und sonstigen Bezugsgruppen der Marke fest verankertes,
unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer Dienstleistung."
18
Der letzte Teil macht deutlich, dass der Markenbegriff einer weitreichenden
Diversifizierung unterzogen wurde. Heute finden sich kaum noch wirtschaftliche
Bereiche, in denen Marken keine Rolle spielen. Man spricht längst von
Dienstleistungsmarken, Non-Profit-Marken, Personenmarken usw.
19
Die eigentliche
Marke ist vom Produkt losgelöst als ein sozialpsychologisches Phänomen zu betrachten,
dessen Wirkung nur erklärbar ist, wenn auch Gefühle und Erfahrungen, die
Konsumenten mit einer Marke verbinden, einbezogen werden. Die Marke gilt als
spezifische Vermarktungsform, mittels der das Vertrauen der Kunden in die angebotene
Leistung entwickelt und verfestigt werden soll.
20
Jedoch sind auch dann, wenn die
Marke im Kopf der Konsumenten existiert, ein großer Absatzraum, ein über längere
Zeit gleich bleibender Markenauftritt und eine gleich bleibende oder verbesserte
Qualität grundlegende Markenbedingungen.
21
Um Kaufverhalten positiv zu
12
Vgl. Bruhn (2001), S. 18.
13
Vgl. Herrmann (1999), S. 43.
14
Vgl. Kapferer (1992), S. 39 ff.
15
Vgl. Bruhn (2001), S. 18; sowie Herrmann (1999), S. 43.
16
Herrmann (1999), S. 40.
17
Vgl. Berekoven (1992), S. 38.
18
Meffert/ Burmann/ Koers (2002), S. 6.
19
Vgl. Herrmann (1999), S. 45.
20
Vgl. Meffert/ Bruhn (2000), S. 313.
21
Vgl. Meffert/ Burmann/ Koers (2002), S. 6; sowie Esch/ Wicke (2001), S. 7.

II.1
Begriff und Wesen der Marke
8
beeinflussen, muss die Marke, über diese Aspekte hinaus, über einen Zusatznutzen
22
verfügen. Dieser Zusatznutzen muss für die Bedürfnisse des Kunden relevant sein und
das Angebot der Marke X vom ansonsten identischen Angebot der Marke Y (oder nicht-
markierten Produkten) differenzieren. Becker beschreibt, dass Marken über ihren
Zusatznutzen neben einem Wert- vor allem einen Symbolcharakter annehmen, ,,der
marktpsychologisch zu Präferenzen (Vorzugsstellungen z. B. über einen bestimmten
Lifestyle) führt."
23
Was ein Zusatznutzen bewirken kann, lä
sst sich am Beispiel des
Blindtests zeigen: Bei einer Blindverkostung der Softdrinkmarken Pepsi und CocaCola
bevorzugten 51 % der Konsumenten die Marke Pepsi ­ als die Labels aufgedeckt
wurden, gewann CocaCola mit 63 %. Offensichtlich stiftet die Marke CocaCola einen
Zusatznutzen, der die Kundenpräferenz beeinflusst (s. auch Abschnitt II.5 Markenwert
als Zielgröße).
24
Zur Bewertung einer bekannten Marke greifen Konsumenten auf das so
genannte ,,Information-Chunk" zurück. Es umfasst verdichtete Informationen, die in
den Köpfen der Konsumenten gespeichert sind und aus allen mit der jeweiligen Marke
verknüpften Assoziationen bestehen.
25
Hauptkritikpunkt an einem wirkungsbezogenen Markenverständnis ist, dass die
Bedeutung der Marke somit immer situativen Einflüssen, die auf die befragten
Konsumenten einwirken, unterliegt.
26
Auf der anderen Seite ist genau darin eine Stärke
zu sehen, da die Marke durch Dynamik die Chance erhält, Veränderungen in der
Wahrnehmung der Kunden zu erfassen und darauf zu reagieren. Die wirkungsbezogene
Sichtweise wird somit als das dieser Arbeit zugrunde liegende Markenverständnis
verwendet.
Neben der zunehmenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung haben sich Marken zu
einem gesellschaftlichen Phänomen entwickelt. Soziologische Markendefinitionen
gehen davon aus, dass heute mittels Marken ,,eine kollektive Verbundenheitsart"
27
zwischen Menschen geschaffen wird. Grant sieht Marken sogar im Stande, jenes
Vakuum auszufüllen, das traditionelle Organisationen wie z. B. Kirchen hinterlassen
22
Beschreibt den einzigartigen Mehrwert, den ein Konsument mit einer Marke verbindet, der für ihn
relevant ist und die Marke von Wettbewerbern differenziert; vgl. Lumma (2003), S. 6 f.
23
Becker (1994), S. 466.
24
Vgl. Meffert/ Burmann/ Koers (2002), S. 6.
25
Vgl. Esch/ Wicke (2000), S. 11.
26
Vgl. Bruhn (2001), S. 18.
27
Brandmeyer (1991), S. 15.

II.1
Begriff und Wesen der Marke
9
haben. Marken, die er als ,,popular idea or set of ideas that people live by"
28
definiert,
geben demnach die Orientierungshilfen, die traditionelle Organisationen nicht mehr
geben können. Marken sind ,,the new traditions."
29
Folglich wandelt sich auch die
Bedeutung von Marken für Unternehmen, die im folgenden Abschnitt dargestellt wird.
Marken sind demnach mehr als ein strategischer Schlüsselfaktor zur
Marktbeeinflussung und -lenkung, nämlich Ausdruck der zentralen Ideen bzw. Werte
einer Unternehmung.
30
Die bis hierhin beschriebene Marke zeigt einen deutlichen Unterschied zur gesetzlichen
Markendefinition. In Deutschland werden Marken juristisch als ein Zeichen betrachtet,
das eine Ware bzw. Dienstleistung identifizierbar und von anderen unterscheidbar
macht. Voraussetzung ist, dass das jeweilige Zeichen im Markenregister des
Patentamtes eingetragen ist.
31
Die eigentliche Marke, die im Kopf der Konsumenten zu
Präferenzbildungen führt, entsteht erst danach, durch einen mit der Marke verbundenen
Zusatznutzen.
28
Grant (1999), S. 15.
29
Grant (1999), S. 16.
30
Vgl. Biel (2001), S. 80; sowie Becker (1994), S. 466.
31
Vgl. Berekoven (1992), S. 38.

II.2
Besonderheiten von Dienstleistungsmarken
10
II.2
Besonderheiten von Dienstleistungsmarken
In der Literatur kommt immer noch vor allem der Abgrenzung von
Dienstleistungsmarken zu Sachgütermarken ein hoher Stellenwert zu. Für die hier
vorliegende Arbeit sind aber die Besonderheiten von Dienstleistungen und ihre
Konsequenzen für den Markenaufbau weitaus wichtiger als eine umfassende
Auseinandersetzung mit den verschiedenen Definitionen. Vor allem zwei Spezifika sind
demnach zu beachten: gütertypologische Merkmale sowie die im Dienstleistungssektor
vorherrschende Unternehmensmarkenstrategie.
Das vordringlichste, gütertypologische Merkmal von Dienstleistungen ist die
Immaterialität (Intangibilität). Auch wenn Prozess oder Ergebnis teilweise materiellen
Charakter aufweisen (bspw. wird für eine Taxifahrt ein Auto benötigt), sind Meyer
zufolge die Potenziale ,,zwingend, Prozess und Ergebnis zum großen Teil immaterieller
Natur."
32
Außerdem wird bei Dienstleistungen ein Vertrag über eine noch nicht
existierende Leistung geschlossen, was ein besonderes Vertrauen des Konsumenten in
den Anbieter voraussetzt. Für den Leistungserstellungsprozess an sich muss ein externer
Faktor, also ein Subjekt (bspw. der Nachfrager selbst bei einem
Kommunikationstraining) oder ein Objekt (bspw. ein Haus zum Anstreichen), zur
Verfügung gestellt und in diesen integriert werden. Dabei geschehen Bereitstellung und
Leistungserstellung meist im ,,uno-actu-Prinzip"
33
.
Dienstleistungsmarken müssen außerdem meist mangelhafte Markierungs- und
Profilierungsmöglichkeiten überwinden, um identifizierbar zu sein.
34
Während bei
Sachgütern die Erzeugnisse selbst als Markenträger dienen, bleibt bei Dienstleistungen
oft nur die Markierung von Produktionsmitteln und Angestellten. Zweiteren kommt bei
der Markenbildung aber nicht nur als ,,Markierungsträger" eine besondere Rolle zu. Ihr
Auftreten und Verhalten sind für Dienstleistungs-unternehmen deshalb entscheidend,
weil die Marke für den Kunden hauptsächlich in der Interaktion mit dem
Kundenkontaktpersonal erfahrbar wird. Sch leusen er zufolge manifestiert sich die
Markenidentität beim Aufeinandertreffen des Kunden mit dem Unternehmen. Deshalb
ist es ausschlaggebend, dass sich Mitarbeiter stark mit dem Unternehmen identifizieren.
32
Meyer (1998), S. 7.
33
Gleichzeitigkeit von Bereitstellung und Leistungserstellung; vgl. et. al. Schleusener (2002), S. 268.

II.2
Besonderheiten von Dienstleistungsmarken
11
Alle beteiligten Personen, vor allem das Topmanagement, müssen die
Unternehmensidentität vorleben. Ziel ist eine hohe Übereinstimmung zwischen
Mitarbeiter- und Unternehmensidentität sowie ein Leistungserstellungsprozess, der die
Unternehmensidentität konsequent berücksichtigt.
35
Eine weitere Dienstleistungsbesonderheit ist, dass der externe Faktor durch die
Integration in den Leistungserstellungsprozess die Wahrnehmung der Marke durch
außen stehende, potenzielle Konsumenten beeinflusst.
36
Die Betrachtung der
Dienstleistung durch den Kunden selbst wird durch eine Vielzahl von Faktoren
beeinflusst. Für die Marke besonders relevant sind die physische Nähe der Beteiligten,
sowie sein emotionales bzw. kognitives Involvement. Je stärker die Faktoren ausgeprägt
sind, desto vielfältiger sind die Möglichkeiten zur Vermittlung des Zusatznutzens.
37
Das eingangs erwähnte dienstleistungstypische Vorgehen,
38
alle
Unternehmens-
leistungen unter einer Dachmarke anzubieten, führt dazu, dass der Kunde nicht
zwischen Unternehmens- und Markenidentität unterscheidet.
39
Das heißt, dass sich das
Markenimage aus all dem ergibt, was der Kunde vom Unternehmen wahrnimmt, was
meist mehr ist als bei anderen Unternehmen.
40
. Der Kunde bekommt während der
,,moments of truth"
41
einen tiefen Einblick in das Unternehmen und somit einen
Eindruck vom Selbstbild der Unternehmensidentität, welcher zum Fremdbild beiträgt.
Aus den aufgezeigten Gründen sind Marken für Dienstleistungsunternehmen besonders
relevant.
42
Durch ihre Vertrauensfunktion gleichen sie den hohen Anteil an Erfahrungs-
und Vertrauenseigenschaften
43
von Dienstleistungen aus und verringern das Kaufrisiko.
Marke bzw. Markenimage (hier gleich Unternehmens-image) werden in Form eines
umfassenden Ersatzindikators als Schlüsselinformation herangezogen und zur
Bewertung des Angebotes genutzt.
44
34
Vgl. Berekoven (1992), S. 41.
35
Vgl. Schleusener (2002), S. 269 ff.
36
Vgl. ebenda, S. 274.
37
Vgl. Lumma (2003), S. 72 ff.
38
80 % der angemeldeten Dienstleistungsmarken sind Dachmarken; vgl. Meffert (1992), S. 144.
39
Vgl. Schleusener (2002), S. 277 ff.; sowie Lumma (2003), S. 158.
40
Vgl. Lumma (2003), S. 159.
41
Moment, in dem Kunde und Unternehmen aufeinandertreffen; vgl. et. al. Scheuch (2002), S. 58.
42
Vgl. Kapferer (1992), S. 36; sowie Schleusener (2002), S. 267; und Baumgarth (2001), S. 272.
43
Erfahrungseigenschaften können erst nach dem Kauf (bspw. Geschmack), Vertrauenseigenschaften
auch dann nicht abschließend beurteilt werden (bspw. Operation); vgl. et. al. Kuß (2001), S. 92 f.
44
Vgl. Schleusener (2001), S. 267; sowie Meyer (1998), S. 11; und Meffert/ Bruhn (2000), S. 311 f.

II.3
Markenstrategien
12
II.3
Markenstrategien
II.3.1
Ausdehnung und Reichweite von Marken
Die Klassifizierungen verschiedener Markenstrategien
45
sind ebenso zahlreich wie die
Ansätze zur Markendefinition. Im Wesentlichen kann sich auf zwei Dimensionen
beschränkt werden: Markenausdehnung und Markenreichweite. Die häufig zu findende
dritte Dimension der vertikalen Markenstrategie, also die Unterscheidung zwischen
Handels- oder Herstellermarken wie zwischen Erst-, Zweit- oder Drittmarke, ist zu
vernachlässigen, da sie für das hier vorliegende Untersuchungsgebiet irrelevant ist (s.
Abschnitt IV.4 Markenstrategien von Vereinsmarken).
Die Markenausdehnung unterscheidet zwischen der Art und Anzahl der markierten
Produkte, die unter einer Marke angeboten werden, und legt somit die Kompetenzbreite
fest (bspw. Einzelmarke, Markenfamilie, Dach- bzw. Firmenmarke).
46
Die
Markenreichweite (Kompetenztiefe) charakterisiert die geographische Ausdehnung des
bearbeiteten Marktes (regionale, nationale oder globale Marke). Es ist zu beachten, dass
das hier vorliegende Untersuchungsgebiet die unterschiedlichen Optionen einschränkt
und nur solche dargestellt werden, die für diese Arbeit relevant sind.
II.3.2
Einzelmarkenstrategie
Verfolgt ein Unternehmen eine Einzelmarkenstrategie (auch als Mono- und
Produktmarkenstrategie bekannt), wird jedes seiner Produkte unter einer eigenen Marke
vertrieben. Dies führt dazu, dass das Unternehmen an sich dem Konsumenten oftmals
gar nicht oder kaum bekannt ist. Beispiele für ein solches Vorgehen sind unter anderem
die Marken Nutella und Raffaelo, hinter denen sich jeweils der Konzern Ferrero
verbirgt. Auch das Verlagshaus Gruner+Jahr verfolgt mit eigenständigen
Zeitschriftentiteln wie ,,Stern" oder ,,Schöner Wohnen" diese Strategie. Das
Grundprinzip lässt sich wie folgt darstellen: ,,Eine Marke = Ein Produkt = Ein
Produktversprechen."
47
Der wesentliche Vorteil dieser Strategie liegt darin, dass für jede
45
Markenstrategien sind ,,bedingte, langfristige und globale Verhaltenspläne zur Erreichung der
Markenziele"; zitiert aus: Meffert (2002), S. 136.
46
Vgl. Becker (1994), S. 469.
47
Becker (2001), S. 302.

II.3
Markenstrategien
13
Marke eine eigenständige Markenpersönlichkeit aufgebaut werden kann und sich diese
in der Regel nicht gegenseitig beeinflussen. Der Koordinierungsbedarf zwischen den
verschiedenen Marken innerhalb eines Unternehmens ist also gering.
48
Den Vorteilen
stehen aber eine Reihe von Nachteilen gegenüber. So kann zwar jede Marke einzeln
positioniert werden, jedoch ist dies mit immensen Kosten verbunden, weil die
Einzelmarke nicht von dem bereits vorhandenen Goodwill eines Unternehmens
profitieren kann. Des Weiteren ist die Einzelmarkenstrategie vor dem Hintergrund der
Informationsüberlastung der Konsumenten und der hohen Wettbewerbsintensität
kritisch zu betrachten. Etwas abgeschwächt werden die Nachteile, wenn eine
Unternehmensmarke als eine Art Absender der Einzelmarke auftritt (bspw. Persil von
Henkel). Dabei wird die Markenkraft der Einzelmarke durch die Dachmarke verstärkt.
49
II.3.3
Dachmarkenstrategie
Bei Dachmarken
50
werden sämtliche Produkte eines Unternehmens (deren Anzahl fast
beliebig sein kann
51
) unter einer Marke angeboten.
52
Dadurch wird die Profilierung des
Unternehmens und somit die mit ihm verbundene Kompetenz, Sympathie oder bereits
vorhandenes Vertrauen in den Vordergrund gestellt. Zwischen dem Unternehmen und
seinen Produkten findet also (im positiven Fall) ein Goodwill-Transfer statt.
53
Die
Dachmarke ,,liefert" die übergeordnete Markenidentität für alle Produkte. Beispielhaft
für den Dienstleistungssektor sind Unternehmen wie Deutsche Bahn oder Allianz. Ein
Beispiel aus dem Konsumgüterbereich ist die Molkerei Alois Müller mit ihren
Produkten Müller-Milch, Müller-Joghurt etc.
Besonders charakteristisch für Dachmarken ist die direkte und enge Verbindung
zwischen Marke und Unternehmen, die meist schon dadurch sichtbar wird, dass der
Unternehmensname auch der Markenname ist. Durch dieses Vorgehen gerät die
gesamte Unternehmung in eine Abhängigkeit vom Wohlergehen ihrer Marke. Solange
es der Marke ,,gut geht", profitieren das Unternehmen und seine Produkte von einem
48
Vgl. Bruhn (2001), S. 40.
49
Vgl. Becker (1994), S. 476.
50
In der Literatur auch als Programm-, Hersteller- und Unternehmensmarken bezeichnet.
51
Vgl. Dudenhöffer (2001), S. 415.
52
Vgl. Meffert (2002), S. 144.
53
Vgl. Becker (2001), S. 307.

II.3
Markenstrategien
14
positiven Imagetransfer, der von der Marke ausgeht. Das aufgebaute Image kann dann
z. B. bei Produktneueinführungen genutzt werden, da es zu einer schnelleren Akzeptanz
der Neuprodukte durch die Konsumenten beiträgt. Die Gefahr liegt in der Umkehrung
dieses Prozesses.
54
Als weitere Nachteile der Dachmarkenstrategie gelten die mangelnde
Profilierungsmöglichkeit der einzelnen Produkte und eine mögliche Markenerosion.
55
Diese tritt dann ein, wenn Konsumenten den Kompetenzanspruch der Dachmarke nicht
mehr für alle angebotenen Produkte teilen. Besonders akut ist diese Gefahr, wenn
Produkte in sehr unterschiedlichen Segmenten angeboten werden.
56
II.3.4
Markentransferstrategie (Licensing)
Nach Baumgarth ist unter einem Markentransfer
57
die Nutzung einer vorhandenen
Marke für eine neue Leistung zu verstehen.
58
Dabei soll das Image der Hauptmarke
transferiert werden. Generell lassen sich zwei Arten des Markentransfers unterscheiden:
line und brand extensions. Erstere beschreibt den Transfer in der gleichen
Leistungskategorie. Bei einer brand extension erfolgt die Übertragung in eine fremde
Leistungskategorie. Ein solcher Transfer findet zum Beispiel statt, wenn ein Autobauer
auch TV-Geräte anbietet. Weitere Optionen gibt es in Bezug darauf, ob eine Marke
selbst ihre Leistung erweitert, ein anderes Unternehmen die neue Leistung erstellt
(Licensing) oder die eigene Leistung gleichberechtigt mit einer anderen Marke
kombiniert (Co-Branding).
Voraussetzung für einen erfolgreichen Markentransfer ist die Übereinstimmung von
Haupt- und Transferprodukt. Diese ist besonders hoch, wenn folgende Bedingungen
erfüllt sind: gemeinsame Produkteigenschaften, gemeinsames Image, gemeinsame
Nutzungssituation und ähnliche Nutzer.
59
Je abstrakter die Assoziationen sind, desto
breiter kann der Markentransfer angelegt werden.
60
Nach Par k/Mil berg/L awson ist
das Transferpotenzial emotionaler Marken größer als das funktionaler Marken, was sich
aus den einzigartigen Charakteristika solcher Marken im Gedächtnis der Konsumenten
54
Vgl. Adjouri (1992), S. 106; sowie Meffert (1992), S. 144.
55
Vgl. Becker (2001), S. 307.
56
Vgl. Meffert (2002), S. 144.
57
Wird auch als Markenausdehnungsstrategie oder Markenerweiterungsstrategie beschrieben.
58
Vgl. Baumgarth (2001), S. 133 ff.
59
Vgl. Baumgarth (2001), S. 134.
60
Vgl. Baumgarth (2001), S. 137.

II.3
Markenstrategien
15
ergibt.
61
Neben der Imageklammer kann schon die gleichzeitige Präsentation von
Produkten Grundlage eines erfolgreichen Markentransfers sein.
62
Die kognitive Entlastung der Verbraucher bei der Markenwahl und die geringen Kosten
der Markenbildung sind gemeinsam mit einer möglichen Imagestärkung der
Stammmarke die größten Vorteile dieser Strategie. Außerdem können neue Zielgruppen
erschlossen, das Bedeutungsfeld der Marke sowie die Markenkompetenz erweitert und
das Image entstaubt werden. Risiken liegen vor allem in der Markenerosion, dem
Verlust der Markenidentität und der Markenglaubwürdigkeit, wenn Stamm- und
Transferprodukt unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Je stärker die Differenzen
zwischen dem Image der beiden Produkte sind, desto mehr ist mit negativen Effekten zu
rechnen.
63
Die oben erwähnten Lizenzen (Licensing) stellen ein weiteres Instrument dar, um
zusätzliche Assoziationen an die Marke zu binden. Schmidt definiert Licensing als
,,die gegen Entgelt gewährte Einräumung eines Nutzungsrechts (Lizenz) für
immaterielle Güter, d.h. für geschützte Marken, Namen, Zeichen, Symbole oder Logos
zur Verkaufsförderung von Waren oder Dienstleistungen."
64
Die in dem vorliegenden
Untersuchungsfeld vorkommende Form des Licensing, nämlich die Vergabe von
Markenlizenzen, durch die der Lizenznehmer das Recht erhält, unmarkierte Waren mit
der Lizenzmarke zu markieren (bspw. Bayern-München-Brillen), wird aber allgemein
zu brand extensions gerechnet. Bau mgarth begründet dies damit, dass es sich hierbei
nicht um eine Anreicherung einer bestimmten Marke handelt, sondern ,,eher um eine
bestimmte Art des Markentransfers."
65
II.3.5
Co-Branding
Co-Branding beschreibt die systematische Markierung einer Leistung mindestens
zweier ansonsten selbstständiger Marken (bspw. Design-Küchengeräte von Philips und
61
Die Autoren unterscheiden in diesem Zusammenhang ausdehnungsbarere, emotionale Prestigemarken,
die unter einer übergeordneten Konzeptkategorie (Luxus o. Ä.) zusammengefasst werden können, von
funktionalen Marken, die unter der jeweiligen Produktklasse kategorisiert werden; vgl.
Park/Milberg/Lawson (2001), S. 841.
62
Vgl. Meffert (2002), S. 149.
63
Vgl. Caspar (2002) S. 236 ff.
64
Schmidt (2003), S. 25.
65
Baumgarth (2001), S. 168.

II.3
Markenstrategien
16
Alessi). ,,Co- Branding is a form of co-operation between two or more brands with
significant customer recognition , in which all the participants' brand names are
retained."
66
Es zahlt also auf alle beteiligten Marken ein, wobei der Fit zwischen den
Marken über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Das Problem liegt in der Verbindung
zweier Identitäten selbstständiger Marken, bei der die zugrunde liegende gemeinsame
Leistung berücksichtigt werden muss. Es darf nicht zu Widersprüchen zwischen Selbst-
und Fremdbild der Marken kommen.
67
Bei Dienstleistungen ist Co-Branding besonders zur Steigerung des Vertrauens und der
Kontakthäufigkeit geeignet. So kooperiert die Lufthansa beispielsweise mit anderen
Marken im Rahmen ihrer Star-Alliance oder anderen Anbietern wie Hotels oder
Mietwagenfirmen.
68
Darauf, dass manche Definitionen Kooperationen (bspw. Sixt und
Lufthansa) nicht als Co-Branding anerkennen, weil hier kein neues Produkt entsteht,
soll der Vollständigkeit halber verwiesen werden.
69
Die oben genannten Vorteile für die
Marke werden aber trotzdem erreicht.
II.3.6
Geographische Optionen der Markenstrategie
Nach ihrer geographischen Ausdehnung lassen sich Marken in regional, national,
multinational und global aufteilen.
70
Eine regionale Marke verfügt über eine
teilnationale Präsenz, Kompetenz und Akzeptanz. Die meisten Biermarken in
Deutschland sind regionale Marken. Auch viele Dienstleister halten diesen Status, da
die Einbindung des externen Faktors sowie die Lagerunfähigkeit bei einer weiten
Ausdehnung hinderlich sind.
Nationale Marken haben meist einen Heimatmarkt, von dem aus sie auch international
vermarktet werden können. Dabei gibt es die Möglichkeit einer multinationalen oder
globalen Markenstrategie. Bei der multinationalen Strategie werden für die
verschiedenen Märkte individuelle Markenkonzepte entworfen und verfolgt. Eine
globale Marke verfolgt auf allen Märkten dieselbe Strategie. Vor allem bei nicht
kulturgebundenen High-Tech- oder standardisierbaren Leistungen wird eine globale
66
Blackett/ Boad (1999), S. 6.
67
Vgl. Meffert (2002), S. 151; sowie Baumgarth (2001), S. 164.
68
Vgl. Baumgarth (2001), S. 275.
69
Vgl. Blackett/ Boad (1999), S. 7.

II.3
Markenstrategien
17
Strategie bevorzugt. So entstehen Weltmarken, die auf der ganzen Welt über dieselbe
Markenidentität und Werbestrategie verfügen. Meistens findet man Mischformen nach
dem Motto: so viel Standardisierung wie möglich und so viel Differenzierung wie nötig,
vor.
71
Pöt tinger sieht besonders bei Sportmarken einen neuen Trend, bei der geographischen
Positionierung. Ihm zufolge wird trotz globaler Zusammenhänge an national/regionalen
Strukturen festgehalten, was zur ,,Glokalisierung" führt. Trosien stellt in diesem
Zusammenhang fest, dass der Globalisierung der Produktion eine Lokalisierung der
Konsumtion entgegensteht.
72
Während die nationale Perspektive unwichtiger wird,
stehen sich globale und lokale Perspektive gegenüber, die es zu vereinen gilt.
73
70
Vgl. Bruhn (2001), S. 39.
71
Vgl. Kapferer (1992), S. 231 ff; sowie Meffert (1992), S. 149 ff; und Meffert (2002), S. 159 ff.
72
Vgl. Trosien (2001), S. 654 ff.
73
Vgl. Pöttinger (2002), S. 76 f.

II.4
Nutzen und Funktionen von Marken
18
II.4
Nutzen und Funktionen von Marken
II.4.1
Nachfrager-Perspektive
Für Konsumenten stellen Marken eine Orientierungshilfe dar, weil sie Produkte
wiedererkennbar machen und die Transparenz auf Märkten erhöhen.
74
Der Konsument
wird bei der Produktwahl durch Marken entlastet (Entlastungsfunktion). Die Bildung
des beschriebenen ,,Information-Chunk" reduziert die Komplexität der Entscheidung
und senkt somit die Transaktionskosten des Konsumenten. Ferner beinhalten starke
Marken eine Art Versprechen, indem sie zu dem stehen, was sie verheißen. Die
Einhaltung dieser impliziten Garantie auf funktionale sowie emotionale Art lässt das
Vertrauen wachsen und verringert das Risikoempfinden des Nachfragers.
75
Generell
bergen
Marken
für
den
Nachfrager
einen
Sicherheitsnachweis
(Qualitätssicherungsfunktion), da ihnen eine generelle Qualitätsvermutung
entgegengebracht wird.
76
Während sich die bis hier her beschriebenen Funktionen vor
allem auf den funktionalen Nutzen bzw. den Kaufentscheidungsprozess beziehen, zielen
Prestige- und Identifikationsfunktion hauptsächlich auf den symbolischen
Markennutzen, den Zusatznutzen, ab.
Die Prestigefunktion kommt im sozialen Umfeld des Konsumenten zu tragen. Der
Konsument benutzt die Marke zum Ausdruck seiner Persönlichkeit als eine Art
Sprachrohr, mit dem er Botschaften über sich selbst übermittelt.
77
Heute dienen Marken
nicht mehr dazu, die Bewertung des Ichs durch andere zu beeinflussen, sondern sie
dienen einer Art Selbstfindung. Sie vereinfachen die Selbstdefinition und bieten einen
Ordnungszusammenhang in einer unübersichtlichen Welt. Mittels der
identitätsstiftenden Wirkung überträgt der Nachfrager die Markenattribute auf sich
selbst. Die Marke steht dabei symbolisch für bestimmte Wertvorstellungen, die der
Konsument repräsentiert und seinem sozialen Umfeld kommuniziert. Er benutzt Marken
also als Instrument der Selbstdarstellung.
78
Aus dieser Beziehung resultiert eine
emotionale Bindung zwischen Marke und Verwender, was zu einer Identifikation des
74
Durch Markeninflation kann es zu einer Abschwächung des hier beschriebenen Nutzens kommen.
75
Vgl. Biel (2001), S. 69.
76
Vgl. Meffert/ Burmann/ Koers (2002), S. 9; sowie Bruhn (2001), S. 34.
77
Vgl. Buchholz/ Wördemann (1998), S. 120.
78
Vgl. Herrmann (1999), S. 39 f.; sowie Meffert/ Burmann/ Koers (2002), S. 11 f.

II.4
Nutzen und Funktionen von Marken
19
Konsumenten mit seiner Marke führt. Somit wird die Marke zu einem Instrument ,,zur
Erfüllung sozialer Klassifikations- und Distinktionsaufgaben."
79
Man ist also, was man
kauft, oder wie es Sch ütte ausdrückt: ,,Ich kaufe hier, also bin ich."
80
II.4.2
Anbieter-Perspektive
Die Nutzen schaffende Wirkung von Marken auf Nachfragerseite eröffnet einem
Unternehmen zahlreiche Chancen. Kap ferer zufolge stellt die Marke den wichtigsten
strategischen Erfolgsfaktor dar, den ein Unternehmen besitzt.
81
Dies ist einer der
Hauptgründe dafür, dass sich Marken weit über die klassischen Bereiche, von denen
Mel lerowi cz ausging, ausgebreitet haben. Ihre Absatz fördernde Wirkung, die durch
die Erfüllung des beschriebenen Markennutzens aus Nachfragersicht resultiert, führt zu
einem ökonomischen Wert und somit zu einer Wertsteigerung des Unternehmens an
sich. Dieser begründet sich zunächst in der Präferenzbildungs- und
Differenzierungsfunktion von Marken. Die Markenpräferenz führt dazu, dass Kunden
bereit sind, für starke Marken ein Preispremium zu bezahlen, und sich gegenüber der
Marke treu verhalten. Eine ausgeprägte Markentreue führt außerdem dazu, dass
Konsumenten der Marke sogar zeitweise Mängel nachsehen, ohne die Marke zu
wechseln. Kommt es bei hoch emotionalen Marken doch zu einem Wechsel, entstehen
so genannte ,,emotional-sunk-cost".
82
Neue Sichtweisen sehen die Gründe hierfür nicht
im Grund-, sondern im Zusatznutzen der Marke. Hat sich eine Marke am Markt
durchgesetzt, kann sie außerdem als Basis eines positiven Firmenimages fungieren.
Abseits des primären Marktes dient eine Marke generell zur Wertschöpfung.
83
Eine
starke Marke bedingt einen hohen finanzielle Markenwert, der zum Unternehmenswert
beiträgt. Dieser kann beispielsweise beim Verkauf des eigenen Unternehmens Gewinn
bringend genutzt werden.
79
Kehrer (2001), S. 210.
80
Schütte (2001), S. 226.
81
Vgl. Kapferer (1992) S. 11.
82
Vgl. Schwendowius (2002), S. 177.
83
Vgl. Esch (2002).

II.5
Markenwert als Zielgröße
20
II.5
Markenwert als Zielgröße
II.5.1
Der Markenwert
Die Vorteile einer ,,starken Marke"
84
lassen sich aus den beschriebenen
Markenfunktionen ableiten. Beispielsweise ist die Markentreue gegenüber starken
Marken ausgeprägter, Konsumenten identifizieren sich lieber mit ihnen bzw. es fällt
ihnen leichter, und ein Unternehmen vergrößert durch eine starke Marke seinen
Spielraum bei Produkteinführungen. Außerdem kann ein hoher Markenwert Halo-
Wirkungen hervorrufen, womit die positivere Bewertung einzelner
Produkteigenschaften aufgrund eines hohen Markenwertes gemeint ist.
85
Die am Ende
des vorangegangenen Abschnitts beschriebene Wertsteigerung des Unternehmens durch
eine Marke spiegelt die finanzwirtschaftliche Sicht
86
des Markenwertes wi der, wobei
der Markenwert einen immateriellen Aktivposten und ein den Erfolg bewertendes Maß
darstellt.
87
Die monetäre Darstellung des Markenwertes ist jedoch für diese Arbeit nicht
zielführend, da sie den Aufbau einer starken, wirkungsbezogenen Marke nicht
einschließt. Für diese Betrachtungsweise ist eine verhaltenswissenschaftliche Sicht
88
des
Markenwertes notwendig, die den Konsumenten in den Mittelpunkt stellt. Der
verhaltenswissenschaftliche Markenwert beschreibt die unterschiedliche Reaktion des
Verbrauchers auf ein markiertes Produkt im Vergleich zu einem anders markierten, aber
ansonsten identischen Produkt. Nach Sch ulz/Brandmeyer ist der Markenwert ,,die
Gesamtheit aller positiven und negativen Vorstellungen, die im Konsumenten aktiviert
werden, wenn er das Markenzeichen wahrnimmt (...)".
89
Lum ma zufolge entsteht der
Markenwert aus dem Markenwissen des Konsumenten sowie aus seinem durch
Marketing etc. veränderten Verhalten gegenüber einer Marke im Vergleich zu einem
unmarkierten Produkt.
90
Der Konsument bestimmt folglich auch den Wert einer
84
Hier gleichbedeutend mit einem hohen Markenwert aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht.
85
Vgl. Esch/ Wicke (2001), S. 45.
86
Der finanzielle Wert von Unternehmen wie Microsoft oder CocaCola resultiert zu 96 % bzw. 95 %
aus dem immateriellen Wert der Marke; vgl. Lumma (2003), S. 81.
87
Vgl. Esch/ Wicke (2001), S. 44.
88
Esch/Wicke unterscheiden neben monetärer und verhaltenswissenschaftlicher noch eine
marketingwissenschaftliche Perspektive, die aufgrund ihrer eingeschränkten Bedeutung hier aber
vernachlässigt wird; vgl. Esch/Wicke (2001), S. 44.
89
Schulz/Brandmeyer (1989), S. 365.
90
Vgl. Lumma (2003), S. 81.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832492151
ISBN (Paperback)
9783838692159
DOI
10.3239/9783832492151
Dateigröße
2.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Freie Universität Berlin – Politik- und Sozialwissenschaften, Publizistik- und Kommunikationswissenschaften
Erscheinungsdatum
2006 (Januar)
Note
1,7
Schlagworte
markenstrategie sport fußball marketing sport-marketing
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