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Projektentwicklung von Seniorenimmobilien für mittlere Einkommensgruppen in Essen

©2005 Diplomarbeit 109 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die verschiedensten Prognosen über die demographische Entwicklung lassen häufig den Schluss zu, dass der Anteil der älteren Bevölkerung wachsen wird. Die Gruppe der über 60-jährigen wird nicht nur im Verhältnis zu den jüngeren Bevölkerungsteilen zunehmen, sondern auch absolut. Die meist genannten Gründe für diese Entwicklung sind die steigende Lebensdauer jedes Menschen, die zunehmende Kinderlosigkeit von Ehepaaren und die Suche nach Individualisierung. Die Mehrgenerationenhaushalte, in denen mehr als zwei Generationen wohnen, verschwinden allmählich.
Diese Entwicklung hat Konsequenzen auf viele Lebensbereiche der Gesellschaft unter anderem auch auf die Wohnkultur. Insbesondere im höheren Alter nimmt das Leben in der eigenen Wohnung einen großen Stellenwert ein, weil mit steigendem Alter die in der Wohnung verbrachte Zeit stetig zunimmt. Daneben steigt mit dem Alter auch das Risiko pflegebedürftig zu werden bzw. die Intensität der Pflege nimmt zu. Diese Phase des dritten Lebensabschnittes im Rentenalter wird aufgrund der steigenden Lebenserwartung jedes Menschen in der Zukunft weiter ausgedehnt. In Verbindung mit dem Aspekt der Vereinsamung im Alter betrifft die Problematik eine immer größer werdende Gruppe von Menschen. Es sind die älteren Alleinlebenden, die Unterstützung im Alltag benötigen oder gepflegt werden müssen. Fehlt Unterstützung aus dem familiären Umfeld, dann ist der Alleinlebende auf externe Hilfe eines professionellen Dienstleistungsunternehmen angewiesen.
Das wirft die Frage nach geeigneten Wohn- und Pflegekonzepten auf. In der Vergangenheit sind deshalb neben dem bekannten Altenwohn- und Altenpflegeheim weitere Konzepte wie z.B. altengerechte Umgestaltung der Wohnung, Betreutes Wohnen, Wohnen mit Service, Seniorenresidenzen etc. entstanden. Die fehlenden gesetzlichen Normen für Wohnen mit Betreuung führen zu einer großen Vielfalt von Konzepten.
Die Konzeptgestaltung ist auch von den Finanzierungsmöglichkeiten des Investors und nicht zuletzt von der Refinanzierung durch die „Kunden“ abhängig. Altenwohn- und Pflegeheime sind Einrichtungen, die in der Vergangenheit fast ausschließlich durch gemeinnützige, karitative oder kirchliche Organisationen mit öffentlichen Fördergeldern betrieben wurden. Doch im vergangenen Jahrzehnt traten auch private Investoren und Betreiber auf dem Seniorenimmobilien- und Pflegemarkt auf. Dieses Marktsegment eröffnete der Immobilienbranche neue Chancen auf höhere Renditen. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


I
INHALTSVERZEICHNIS I
TABELLENVERZEICHNIS V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS VI
1 EINLEITUNG 1
2 AKTUELLE MARKTSITUATION FÜR SENIORENIMMOBILIEN IN
ESSEN 3
2.1
Nachfragestruktur 3
2.1.1
Soziodemografische Entwicklung
3
2.1.2
Einkommen und Vermögen
8
2.1.3
Werte, Präferenzen und Umzugsgründe
11
2.1.4
Dienstleistungsbedarf 13
2.1.5
Pflegestruktur 13
2.1.6
Resümee 15
2.2
Angebotsstruktur 16
2.2.1
Übersicht des Altenwohnens in Essen
16
2.2.1.1
Eigene Wohnung
17
2.2.1.2
Betreutes Wohnen
18
2.2.1.2.1
Definition Betreutes Wohnen
18
2.2.1.2.2
Vertragliche Beziehungen
19
2.2.1.2.3
Abgrenzung zum Heimgesetz
19
2.2.1.2.4
Grundtypen des Betreuten Wohnens
20
2.2.1.2.5
Angebotsstruktur in Essen
21
2.2.1.2.6
Öffentlich gefördertes Betreutes Wohnen
22
2.2.1.2.7
Frei finanziertes Betreutes Wohnen
23
2.2.1.2.8
Seniorenresidenzen/Wohnstifte 24
2.2.1.3
Altenwohnungen / Altenwohnheim
26
2.2.1.3.1
Vertragliche Beziehungen
27
2.2.2
Pflegeheim 28
2.2.3
Resümee 30
2.3
Bedarfslücke für mittlere Einkommensgruppen
31
2.3.1
Definition der mittleren Einkommensgruppe
31
2.3.2
Finanzierung der Pflege durch den Pflegebedürftigen
34
2.3.3
Konzepte für die ,,mittlere" Einkommensgruppe
35
3 PROJEKTENTWICKLUNG 37

II
3.1
Standortanalyse 37
3.1.1
Makrostandort 37
3.1.2
Mikrostandort 37
3.1.3
Grundstücksrechte und Belastungen
39
3.1.4
Eigenschaften und Beschaffenheit des Grundstücks
40
3.1.5
Umgebende Bebauung
41
3.1.6
Infrastruktur und Nahversorgungseinrichtungen
42
3.1.7
Bodenrichtwerte 43
3.1.8
Image 45
3.2
Betreutes Wohnen
46
3.2.1
Konkurrenzobjekte 46
3.2.1.1
Vorhandene Anlagen
46
3.2.1.2
Geplante Anlagen
46
3.2.2
Betriebskonzept 46
3.2.3
Gebäude 48
3.2.3.1
Raumprogramm 48
3.2.3.2
Bauqualität und Ausstattung
49
3.2.3.3
Gebäudeeffizienz 50
3.2.3.4
Gebäudeflexibilität 50
3.2.4
Investitionsrechnung 50
3.2.4.1
Planungskonzept 51
3.2.4.2
Kostenkalkulation 52
3.2.4.3
Statische Anfangsrendite oder Multiplikatormethode
54
3.2.4.4
Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF)
55
3.2.5
Resümee 57
3.3
Stationäres Pflegeheim
58
3.3.1
Konkurrenzobjekte 58
3.3.1.1
Vorhandene Objekte
58
3.3.1.2
Geplante Objekte
58
3.3.2
Betriebskonzept 58
3.3.3
Vertragsgestaltung Betreiber und Investor
59
3.3.4
Betreiberanalyse 59
3.3.5
Gebäude 60
3.3.5.1
Raumprogramm 60
3.3.5.2
Bauqualität und Ausstattung
61
3.3.5.3
Gebäudeeffizienz 61
3.3.5.4
Gebäudeflexibilität 62
3.3.6
Investitionsrechnung 62
3.3.6.1
Planungskonzept 66
3.3.6.2
Kostenkalkulation Pflegeheim
67
3.3.6.3
Statische Anfangsrendite oder Multiplikatormethode
68
3.3.6.4
Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF)
69

III
3.3.7
Resümee 70
3.4
Betreutes Wohnen mit Pflegeeinrichtung
72
3.4.1
Konkurrenzobjekte 72
3.4.1.1
Vorhandene Objekte
72
3.4.1.2
Geplante Objekte
72
3.4.2
Betriebskonzept 72
3.4.3
Vertragsgestaltung Betreiber und Investor
74
3.4.4
Betreiberanalyse 74
3.4.5
Gebäude 74
3.4.6
Investitionsrechnung 75
3.4.6.1
Planungskonzept 75
3.4.6.2
Kostenkalkulation 77
3.4.6.3
Statische Anfangsrendite oder Multiplikatormethode
78
3.4.6.4
Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF)
79
3.4.7
Resümee 80
4 FAZIT 81
ANHANG VI
QUELLENVERZEICHNIS XXII

IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Bevölkerungspyramide... 4
Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten in
NRW 1998 bis 2015... 5
Abbildung 3: Bevölkerungsstruktur in Essen, Dezember 2004 ... 6
Abbildung 4: Anzahl der Haushalte nach Größe und Alter dargestellt... 7
Abbildung 5: Durchschnittliche Nettoeinkommen in Einpersonen-Haushalten
nach Alter und Geschlecht... 9
Abbildung 6: Durchschnittliche Anteile der jeweiligen Konsumfelder am
durchschnittlichen Haushaltseinkommen... 11
Abbildung 7: Pflegestruktur in Essen ... 14
Abbildung 8: Enthaltene Leistungen im vereinbarten Entgelt, ... 16
Abbildung 9: Übersicht Altenwohnen in Essen ... 17
Abbildung 10: Betreuung des öffentlich geförderten Betreuten Wohnen ... 23
Abbildung 11: Öffentlich gefördertes Betreutes Wohnen nach Trägern... 23
Abbildung 12: Träger des frei finanziertes Betreutes Wohnen nach Trägern ... 23
Abbildung 13: Dienstleister des frei finanzierten Betreuten Wohnen ... 24
Abbildung 14: Träger der öffentlich geförderten Altenwohnungen... 27
Abbildung 15: Marktanteile der stationären Pflege ... 28
Abbildung 16: Bedeutung der Standortfaktoren nach Seniorenimmobilientypen 38
Abbildung 17: Lageplan des Grundstücks in Rüttenscheid... 39
Abbildung 18: Aktueller Bebauungsplan ... 40
Abbildung 19: Luftbildaufnahme des Grundstücks, o.J. (2000) ... 41
Abbildung 20: Auszug aus der Bodenrichtwertkarte, M1:10.000 ... 44
Abbildung 21: Auszug aus der Bodenrichtwertkarte, M 1:5.000 ... 44
Abbildung 22: Möglichkeit der Gebäudeumrissgestaltung ... 45
Abbildung 23: Beispielgrundrissm Zweiraumwohnung Betreutes Wohnen... 49

V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung und -prognose der Bundesrepublik
Deutschland... 3
Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung von 2002 bis 2040 in NRW ... 4
Tabelle 3: Monatliches Einkommen in 2002 nach ausgewählten Haushaltstypen,
Personen ab 65 Jahre, deutschlandweit... 8
Tabelle 4: Verteilung des individuellen Haushaltsnettoeinkommens
deutschlandweit ... 10
Tabelle 5: Pflegestufen ... 14
Tabelle 6: Seniorenresidenzen in Essen... 25
Tabelle 7: Frei finanzierte Altenwohnungen nach Bauherrn ... 27
Tabelle 8: Vollstationäre Pflege nach Alter und Pflegestufe, 1999 ... 29
Tabelle 9: Vollstationäre Pflege nach Organisation und Betten je Raum, 1998 . 30
Tabelle 10: Vollstationäre Pflege nach Organisation und Pflegestufe, 1999 ... 30
Tabelle 11: Berechnung des monatlichen Resteinkommens bei stationäre ... 35
Tabelle 12: Checkliste Infrastruktur... 42
Tabelle 13: Kostenkalkulation Betreutes Wohnen ... 52
Tabelle 14: Renditeberechnung Betreutes Wohnen (Multiplikatormethode)... 55
Tabelle 15: Renditeberechnung Betreutes Wohnen (DCF-Methode) ... 56
Tabelle 16: Frei verfügbares Einkommen Betreutes Wohnen ... 57
Tabelle 17: Fixkostenberechnung stationäre Pflege ... 65
Tabelle 18: Gewinn-/Verlustberechnung der stationären Pflege... 65
Tabelle 19: Kostenkalkulation Pflegeheim ... 67
Tabelle 20: Renditeberechnung stationäres Pflegeheim (Multiplikatormethode) 69
Tabelle 21: Renditeberechnung stationäres Pflegeheim (DCF-Verfahren)... 70
Tabelle 22: Kostenkalkulation Betreutes Wohnen und Pflege ... 77
Tabelle 23: Renditeberechnung Betreutes Wohnen mit Pflegeeinrichtung
(Multiplikatormethode) ... 78
Tabelle 24: Renditeberechnung Betreutes Wohnen mit Pflegeinrichtung (DCF-
Methode)... 79

VI
Abkürzungsverzeichnis
AWO Arbeiterwohlfahrt
BGB Bürgerliches
Gesetzbuch
BGF Bruttogeschossfläche
BWS Bruttowertschöpfung
bzw. beziehungsweise
DCF Discounted
Cash
Flow
DIN
Deutsche Industrie Norm
e.V. eingetragener
Verein
etc. et
cetera
GFZ Geschossflächenzahl
ggf. gegebenenfalls
GrESt Grunderwerbssteuer
GRZ Grundflächenzahl
GSBE
Gesellschaft für Senioren- und Behindertenbetreuung KG in Essen
GSE
Gesellschaft für soziale Dienstleistungen Essen mbH
i.d.F.v.
in der Fassung von
IHK
Industrie und Handelskammer
IRR
Internal Rate of Return
KDA Kuratorium
Deutscher
Altershilfe
MGSFF
Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie
NGF Nettogrundfläche
NKM Nettokaltmiete
NPV
Net Present Value
NRW Nordrhein-Westfalen
o.ä. oder
ähnliches
o.J. ohne
Jahr
o.V. ohne
Verlag
OVG Oberverwaltungsgericht
SGB Sozialgesetzbuch
u.a. unter
anderem
z.B. zum
Beispiel
z.T. zum
Teil

1
1 Einleitung
Die verschiedensten Prognosen über die demographische Entwicklung lassen
häufig den Schluss zu, dass der Anteil der älteren Bevölkerung wachsen wird.
Die Gruppe der über 60-jährigen wird nicht nur im Verhältnis zu den jüngeren
Bevölkerungsteilen zunehmen, sondern auch absolut. Die meist genannten
Gründe für diese Entwicklung sind die steigende Lebensdauer jedes Menschen,
die zunehmende Kinderlosigkeit von Ehepaaren und die Suche nach
Individualisierung. Die Mehrgenerationenhaushalte, in denen mehr als zwei
Generationen wohnen, verschwinden allmählich.
Diese Entwicklung hat Konsequenzen auf viele Lebensbereiche der Gesellschaft
unter anderem auch auf die Wohnkultur. Insbesondere im höheren Alter nimmt
das Leben in der eigenen Wohnung einen großen Stellenwert ein, weil mit
steigendem Alter die in der Wohnung verbrachte Zeit stetig zunimmt. Daneben
steigt mit dem Alter auch das Risiko pflegebedürftig zu werden bzw. die Intensität
der Pflege nimmt zu. Diese Phase des dritten Lebensabschnittes im Rentenalter
wird aufgrund der steigenden Lebenserwartung jedes Menschen in der Zukunft
weiter ausgedehnt. In Verbindung mit dem Aspekt der Vereinsamung im Alter
betrifft die Problematik eine immer größer werdende Gruppe von Menschen. Es
sind die älteren Alleinlebenden, die Unterstützung im Alltag benötigen oder
gepflegt werden müssen. Fehlt Unterstützung aus dem familiären Umfeld, dann
ist der Alleinlebende auf externe Hilfe eines professionellen
Dienstleistungsunternehmen angewiesen.
Das wirft die Frage nach geeigneten Wohn- und Pflegekonzepten auf. In der
Vergangenheit sind deshalb neben dem bekannten Altenwohn- und
Altenpflegeheim weitere Konzepte wie z.B. altengerechte Umgestaltung der
Wohnung, Betreutes Wohnen, Wohnen mit Service, Seniorenresidenzen etc.
entstanden. Die fehlenden gesetzlichen Normen für Wohnen mit Betreuung
führen zu einer großen Vielfalt von Konzepten.
Die Konzeptgestaltung ist auch von den Finanzierungsmöglichkeiten des
Investors und nicht zuletzt von der Refinanzierung durch die ,,Kunden" abhängig.
Altenwohn- und pflegeheime sind Einrichtungen, die in der Vergangenheit fast
ausschließlich durch gemeinnützige, karitative oder kirchliche Organisationen mit
öffentlichen Fördergeldern betrieben wurden. Doch im vergangenen Jahrzehnt

2
traten auch private Investoren und Betreiber auf dem Seniorenimmobilien- und
Pflegemarkt auf. Dieses Marktsegment eröffnete der Immobilienbranche neue
Chancen auf höhere Renditen. Pflegeheime sind Spezialimmobilien und im
Grunde wie Hotels zu betrachten. Die Rendite wird durch einen effizienten
Betreiber erwirtschaftet. Doch die Insolvenzen von bekannten Betreibern wie der
Refugium AG oder Rentaco AG zeigen, dass auch dieses Marktsegment mit
Risiko behaftet ist.
Die Stadt Essen ist überdurchschnittlich überaltert und die Prognosen
versprechen auch keine positive Trendwende. Das bedeutet für die Stadt im
Ruhrgebiet, dass das Altenwohnen einen zunehmend größeren Markanteil
einnimmt und möglicherweise weiterhin Potenzial für Seniorenimmobilien-
entwicklung besteht. Das soll anhand dieser Diplomarbeit mittels einer
Projektentwicklung an einem ausgesuchten Standort in Essen erörtert werden.
Das besondere bei dieser Projektentwicklung ist, dass die ,,mittleren
Einkommensgruppen" als Kundenpotenzial im Fokus stehen. Die mittleren
Einkommensgruppen sind diejenigen, die weder in den Genuss der öffentlichen
Förderung gelangen noch hochpreisige Seniorenresidenzen finanzieren können.
Nach Abschluss der Marktanalyse werden drei Konzepte aus Sicht einer
Projektentwicklung entworfen und kalkuliert. Das Ergebnis stellt klar, welches
Konzept von der mittleren Einkommensgruppe finanzierbar sein könnte und
welche Rendite für Betreiber oder Investor zu erwarten sind. Der Standort ist ein
nicht bebauter Grundstücksteil im Stadtteil Rüttenscheid. Er wurde nach
relevanten Standortfaktoren für Seniorenimmobilien ausgewählt.

3
2 Aktuelle Marktsituation für Seniorenimmobilien
in Essen
2.1 Nachfragestruktur
Um eine aussagekräftige Analyse für Seniorenimmobilien zu erhalten, werden
folgende Aspekte untersucht:
· Soziodemografische
Situation
· Einkommen und Vermögen der älteren Bevölkerung
· Werte, Präferenzen und Umzugsgründe der älteren Bevölkerung
· Dienstleistungsbedarf
· Pflegestruktur
2.1.1 Soziodemografische Entwicklung
Im folgenden wird ein Überblick über die soziodemografische Situation in
Deutschland, Nordrhein-Westfalen und Essen gegeben.
Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland in Mio. (Prozentualer Anteil
an der Gesamtbevölkerung)
Stichtag 1900 1950 31.12.1998 2050
Alter
< 20 Jahre
24,9 (44 %) 21,0 (30 %)
17,6 (21 %)
11,2 (16 %)
20 ­ 60
27,0 (48 %) 38,1 (55 %)
46,1 (56 %)
32,9 (47 %)
>60
4,4 (8 %)
10,1 (15 %)
18,4 (22 %)
25,9 (37 %)
Gesamt 56,3 69,2
82,1
70,0
Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung und -prognose der Bundesrepublik Deutschland
1
Quelle: vgl. 3. Altenbericht, eigene Darstellung
In Tabelle 1 wird die Veralterung der Bevölkerung in der Bundesrepublik
Deutschland dargestellt. Bezeichnend ist, das die junge Bevölkerung unter
20 Jahren seit 1900 kontinuierlich im absoluten und prozentualen Anteil
abgenommen hat. In der Prognose für das Jahr 2050 liegt der Anteil bei nur
1
vgl. 3. Altenbericht, Seite 14 ­ eigene Darstellung. Die Prognose beruht auf der Annahme, dass
Deutschland jährlich 100.000 bis 200.000 Zuwanderer zu verzeichnen hat

4
noch 16 %. Den gegenläufigen Trend kennzeichnen die über 60-Jährigen.
Sie hätten beim Zutreffen der Prognose mit 25,9 Mio. ihre Anzahl seit 1900
mehr als verfünffacht und würden über ein Drittel der Bevölkerung sein.
Für das Land Nordrhein-Westfalen wird die Bevölkerungsentwicklung ebenso
vorausgesagt wie für die gesamte Bundesrepublik. Im Jahresbericht des
Landesamtes für Datenerhebung und Statistik (LDS) sagen
Prognoseberechnungen eine schrumpfende Bevölkerung mit einem größer
werdenden Anteil der Gruppe der über 60-jährigen voraus (Tabelle 2).
Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung von 2002 bis 2040 in NRW
2
Quelle: LDS NRW, 2003
Die Bevölkerungspyramide des LDS NRW in
prognostiziert eine Verschiebung der Alters-
struktur von 1998 bis 2015 (Abbildung 1).
Markant wird der Rückgang des Anteils der
30- bis 40-jährigen Männer und Frauen ein-
geschätzt. Während sie 1998 die bevölke-
rungsreichste Gruppe war, soll sie im Jahr
2015 hinter die Gruppe der 50- bis 60-
jährigen zurückfallen. An dieser Verschie-
bung wird die Folge einer sinkenden
Geburtenrate und die Überalterung der
Gesellschaft deutlich.
2
vgl. LDS NRW, Jahresbericht 2003
3
wie vor
Abbildung 1: Bevölkerungspyramide
3
Quelle: LDS NRW, 2003

5
Das LDS hat in seinem Bericht
4
das Bundesland NRW noch eingehender be-
trachtet (Abbildung 2). Die Bevölkerungsentwicklung wurde nach Geburtenrate
und Zugezogenen untersucht. Alle untersuchten Kreise und Städte haben durch-
weg mit einem Überschuss an Fortgezogenen im Vergleich zu Zugezogenen zu
rechnen. Bei dem Verhältnis Geborenen zu Verstorbenen zeigt sich jedoch ein
anderes Bild. Die kreisfreien Städte wie Essen liegen auch hierbei im
Schrumpfungstrend während für die Landkreise ein Überschuss an Geborenen
prognostiziert wird.
ESSEN
Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten in NRW 1998
bis 2015
Quelle: LDS NRW, 2003
Die Stadt Essen nimmt im Bundesland NRW und im Ruhrgebiet im Bereich der
Bevölkerungsschrumpfung eine Spitzenposition ein. Wie in Abbildung 2 zu
erkennen ist (roter Pfeil), wird Essen mit annähernd -4 % fast das größte
negative Wachstum durch den Fortzug von Menschen und mit nahezu ­10 % ein
Schwund der Bevölkerung durch einen Überschuss der Gestorbenen
prognostiziert. Die derzeitige Einwohnerzahl von ca. 586.000 würde nach der
obigen Prognose im Jahr 2015 nur noch ca. 520.000 betragen.
4
vgl. LDS NRW, Jahresbericht 2003

6
586.750
29.635
54.472
89.304
78.402
73.497
88.046
76.524
28.871
67.999
5%
9%
13%
13%
15%
15%
13%
12%
5%
0
100.000
200.000
300.000
400.000
500.000
600.000
700.000
G
es
am
t
< 6
6 <
18
18
<
30
30 <
40
40
<
50
50 <
60
60
< 70
70
<
80
80 >
Alter
A
nz
ahl
In Abbildung 3 ist die derzeitige Struktur der Essener Bevölkerung und Haushalte
nach Altersgruppen sortiert aufgeführt. Der Anteil der über 60-jährigen hat einen
Anteil von 27 % der Essener Bevölkerung und liegt damit über der Prognose für
Deutschland
5
.
Abbildung 3: Bevölkerungsstruktur in Essen, Dezember 2004
Quelle: LDS NRW, 2004, eigene Darstellung
Ein weiterer Trend der Bevölkerungsentwicklung ist die zunehmende Verkleine-
rung der Haushalte. Erhöhte Scheidungsraten, Einelternerziehung oder die
bewusste Suche nach Individualität lässt die Bildung von Haushalten in denen
mehr als zwei Generationen leben nur noch schwer zu. Die Singularisierung des
Wohnens wird deshalb eher noch zunehmen.
6
In Abbildung 4 wird dieser Prozess anhand der Darstellung der Haushalte nach
Größe und Alter für Essen gezeigt. Das Verhältnis der Haushalte ändert sich in
den dargestellten Altersgruppen ab 60 Jahre. Die Einfamilienhaushalte nehmen
mit dem Alter stark zu und bilden schließlich bei der Gruppe der über 80-jährigen
die weitaus stärkste Gruppe.
In Essen ist die bundesweite Entwicklung der steigenden Lebenserwartung bzw.
der Ausdehnung der Altersphase der Menschen ebenfalls wiederfinden. Ein um
das Jahr 1900 geborenes Mädchen hatte seinerzeit eine durchschnittliche
5
nach Tabelle 1 linear berechnet: 1998=22 %; 2050=37%; das bedeutet für 2005=24 % (22% +
7Jahre*[(37%-22%)/52 Jahre]
6
vgl. Cirkel, Hilbert, Schalk, S. 8
27 %

7
Lebenserwartung von rd. 48 Jahren (Junge: 45 Jahre). Ein 1998 geborenes Kind
kann mit einer rd. 30 Jahre höheren Lebenserwartung rechnen (früheres
Bundesgebiet weiblich: 80,5 bzw. männlich: 74,4 Jahre). Diese Entwicklung wird
sich aller Voraussicht nach fortsetzen, weil insbesondere die Anzahl der
Hochbetagten (über 80 Jahre alt) in Zukunft weiter anwächst. Der Anteil der
Menschen über 80 Jahren, der gegenwärtig in Essen bei über 5 %
7
liegt
(bundesweit 4 %), dürfte gespiegelt an der bundesweiten Prognose für Essen bis
2050 auf ca. 12 % weiter steigen.
0
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
140.000
alle
Altersstufen
60 bis 69
Jahre
70 bis 79
Jahre
80 u.m.
Jahre
Alter der Bezugspersonen
Anzahl Haushalt
e
1 Person
2 Personen
3 Personen und mehr
Gesamt
Abbildung 4: Anzahl der Haushalte nach Größe und Alter dargestellt.
Quelle: LDS NRW, Essen 2004 - eigene Darstellung
Die Struktur und Prognose der Bevölkerung zeigt Essen als eine Stadt, die
stärker als der bundesweite Durchschnitt überaltert ist. Ferner kündigen Progno-
sen einen erheblichen Einwohnerrückgang in Zukunft an. Neben der absoluten
Zahl wird auch der prozentuale Anteil der älteren Bevölkerung ansteigen. Durch
die Ausdehnung der höheren Altersphasen gewinnt diese Gruppe noch mehr an
Gewicht. In der Zukunft wird das Stadtbild noch mehr von der Gruppe der über
60-jährigen geprägt. Das Ziel der Stadt Essen muss es sein, diese Gruppe an
Essen zu binden, um nicht zuletzt auch die Kaufkraft in der Stadt zu behalten.
Ein wesentlicher Inhalt des Lebens dieser Bevölkerungsschicht ist das Wohnen
und die Pflege. Die Verwirklichung von erfolgreichen Seniorenimmobilien, die
bedarfs- und altersgerecht sind, stellen nicht nur für den Träger, sondern auch für
die Stadt und die angesprochene Altersgruppe einen Gewinn dar.
7
vgl. LDS NRW, Essen 2004; 29.635 von 586.750 = 5,05 %.

8
2.1.2 Einkommen und Vermögen
In diesem Kapitel wird die Einkommensstärke der älteren Bevölkerung abge-
schätzt. Da von der Stadt Essen keinerlei Datenmaterial zur Verfügung gestellt
werden konnte, bzw. nicht vorhanden war, werden landes- und bundesweite
Untersuchungen herangezogen.
In Tabelle 3 wird der Ausschnitt einer bundesweiten Untersuchung dargestellt.
Dabei wurden durchschnittlich verfügbare Einkommen ermittelt und nach Alter,
Haushaltsgröße und Geschlecht kategorisiert. Bezeichnend ist, dass die über 65-
jährigen Zweipersonenhaushalte (alte Bundesländer) ca. 400 mehr Einkommen
im Monat vorweisen können als Einzelhaushalte. Allein lebende Frauen (alte
Bundesländer) über 65 Jahre haben im Durchschnitt 50 weniger Einkommen
als allein lebende Männer. Zudem scheint das Einkommen mit dem Alter
geringer zu werden.
Tabelle 3: Monatliches Einkommen in 2002 nach ausgewählten Haushaltstypen, Personen ab
65 Jahre, deutschlandweit
Quelle: vgl. Cirkel, Hilbert, Schalk, S. 15
Eine landesweite Studie
8
in Nordrhein-Westfalen zeigt ein etwas anderes Bild als
zuvor dargestellt (Abbildung 5). Dabei ergibt sich für die weiblichen Befragten
zwischen 65 und 74 Jahren ein monatliches Einkommen von ca. 1.238 bis
1.367 . Diese Zahlen liegen im Rahmen der zuvor genannten Beträge von 1.360
. Jedoch zeigt sich für die Gruppe der 75- bis 80-jährigen weiblichen Personen
ein Einkommen von 1.454 je Monat, was 16 % über dem Bundesdurchschnitt
der alten Bundesländer in Abbildung 2 liegt.

9
Abbildung 5: Durchschnittliche Nettoeinkommen in Einpersonen-Haushalten nach Alter und
Geschlecht
9
Quelle: MGSFF NRW, Seniorenwirtschaft in NRW
Die Einkommen der über 65-jährigen generieren sich aus der gesetzlichen
Rentenversicherung, Vermögenseinkünften, Erwerbseinkünften und sonstigen
Transferzahlungen. Den größten Anteil daran hat die gesetzliche Renten-
versicherung
10
. In der Studie des Landes NRW ist die Gruppe zwischen 55 und
80 Jahren untersucht worden. Bei dieser Gruppe macht die gesetzliche Rente
51,1 % des gesamten Einkommens aus. In der Studie wird auch deutlich, dass je
stärker die Kaufkraft eines Haushaltes ist und je größer ein Haushalt ist, die
Abhängigkeit von der gesetzlichen Rentenversicherung geringer ist. Da jedoch
die betroffenen Personenkreise des Altenwohnens die Ein- und
Zweipersonenhaushalte sind, kann hier von einem höheren Anteil der
gesetzlichen Rentenversicherung ausgegangen werden. Das Einkommen von
kaufkraftschwachen Einpersonenhaushalten besteht zu 74,8 % von mittel-
kaufkräftigen zu 64,2 % aus der gesetzlichen Rente.
Das Institut GeroStat hat durch bundesweite Untersuchungen festgestellt, wie
sich die Menge der Haushaltseinkommen über die Altersklassen verteilen
(Tabelle 4). Fast drei Viertel der über 65-jährigen leben mit einem individuellen
Haushaltseinkommen, das unter 1.300 liegt.
8
vgl. Forschungsgesellschaft für Gerontologie, S. 47
9
vgl. MGSFF NRW: Seniorenwirtschaft in NRW
10
wie vor

10
Individuelles Nettoeinkommen Insgesamt
65- unter
70 Jahre
70- unter 75
Jahre
75- unter 80
Jahre
80 Jahre und
älter
unter 500 EUR
19%
18%
17%
16%
11%
500 - unter 900 EUR
20%
26%
24%
25%
27%
900 - unter 1.300 EUR
23%
28%
30%
30%
33%
1.300 - unter 1.500 EUR
9%
9%
10%
10%
10%
1.500 - unter 1.700 EUR
7%
5%
6%
6%
6%
1.700 - unter 2.000 EUR
6%
4%
4%
5%
5%
2.000 - unter 2.300 EUR
4%
3%
3%
3%
3%
2.300 - unter 2.600 EUR
3%
2%
2%
2%
2%
2.600 EUR und mehr
7%
4%
4%
4%
4%
Gesamt 100%
100%
100%
100%
100%
Tabelle 4: Verteilung des individuellen Haushaltsnettoeinkommens deutschlandweit
11
Quelle: GeroStat
Die Einkommensverwendung (Abbildung 10) der älteren Generation in Nord-
rhein-Westfalen zeigt, dass 29,7% des monatlichen Nettoeinkommens für das
Wohnen ausgegeben wird. Hierunter ist die Nettokaltmiete zuzüglich aller Neben-
kosten zu verstehen
12
. An zweiter Stelle folgen die Ausgaben für Ernährung und
Genuss mit 16,3 %.
Für diese Arbeit wird keine Statistik über das Vermögen herangezogen, da es in
der Bundesrepublik Deutschland keine Statistik gibt, die auch nur annähernd
eine gesicherte Aussage über das Vermögen privater Haushalte trifft
13
.
11
vgl. GeroStat
12
vgl. Forschungsgesellschaft für Gerontologie, S. 185
13
wie vor, Seite 186

11
Abbildung 6: Durchschnittliche Anteile der jeweiligen Konsumfelder am durchschnittlichen
Haushaltseinkommen
Quelle: Forschungsgesellschaft für Gerontologie
2.1.3 Werte, Präferenzen und Umzugsgründe
Bei der Betrachtung der älteren Generation ist zunächst einmal festzustellen,
dass es sich um eine heterogene Gruppe handelt.
14
Die Menschen unterscheiden
sich u.a. durch Herkunft, Gesundheitszustand, Einkommen, Bildungsniveau und
der entwickelten Lebensstile. Deshalb können nur tendenzielle Gemeinsamkeiten
eroiert werden. Für die Stadt Essen liegt zur Zeit keine Untersuchung darüber
vor, was die ältere Generation besonders kennzeichnet. Deshalb werden
Untersuchungen, die sich auf andere Regionen bzw. größere Untersuchungs-
räume beziehen, auf die Stadt Essen übertragen.
Mit entscheidend für den Erfolg einer Seniorenimmobilie ist die Umzugsbereit-
schaft älterer Menschen wirklichkeitsnah einschätzen zu können. Oswald
15
hat
festgestellt, dass ältere Menschen möglichst lange in der eigenen Wohnung
wohnen wollen und eine starke emotionale Bindung zum Umfeld vorherrscht.
Ferner möchten sie die selbständige Lebensführung so lange wie möglich
aufrecht erhalten. Dafür ist das eigenständige Wohnen maßgebend. Der dritte
Altenbericht der Bundesregierung
16
gibt wieder, dass eine Entscheidung für den
14
vgl. Dr. Claudia Weinkopf, S. 37
15
vgl. Oswald, F. (1996)
16
vgl. 3. Altenbericht, S. 254

12
Umzug in eine spezialisierte Immobilie um so leichter fiele, je näher sie zur
bisherigen Wohnung bzw. zum familiären Umfeld läge ­ idealerweise im gleichen
Stadtteil. In Essen spiegelt sich das an dem Essener Stadtteil Kettwig wieder.
Dieser Stadtteil war bis 1975 selbständig bevor er in Essen eingemeindet wurde.
Deshalb fühlen sich alt eingesessene Bewohner nicht als ,,Essener", sondern als
,,Kettwiger"
17
. Ein Umzug in einen anderen Stadtteil Essens würde wohl eher als
Umzug in eine andere Stadt empfunden.
Saup hat in einer Befragung von Bewohnern verschiedener Einrichtungen des
Betreuten Wohnens folgende Kernaussagen festgehalten
18
:
· Die Krisenvorsorge war für den Umzug der wichtigste Grund
· Viele Bewohner hatten schon vor dem Einzug deutlich reduzierte körperliche
Fähigkeiten
· Ca. 70 % Unterstützung bei der selbständigen Lebensführung durch
Angehörige
· Das Durchschnittsalter lag bei 78 Jahren (Heimeintritt 83 Jahre)
Ähnlich stellen sich die Gründe für den Umzug in ein Heim dar, die im dritten
Altenbericht der Bundesregierung festgestellt wurden
19
:
· Erhebliche Verschlechterung der gesundheitlichen Situation
· Zusammenbrechen der häuslichen Versorgungssituation (u. a. aufgrund des
Ausfalls der Hauptpflegeperson)
· Unfähigkeit, nach einem Krankenhausaufenthalt wieder selbständig leben zu
können
· Wunsch nach geeigneter Betreuung
· Suche nach Sicherheit bei eingeschränkten Selbstversorgungsfähigkeiten
· Wunsch nach besserer sozialer Einbindung
· Wunsch, Angehörigen nicht zur Last zu fallen
· Eintritt in das Betreute Wohnen, um Heimeintritt hinauszuzögern
Elemente der zuvor dargestellten Untersuchungsergebnisse konnten in diversen
Gesprächen und Telefonaten mit Heimleitern, Betreuern oder ambulanten
Pflegediensten wieder erkannt und bestätigt werden.
17
Bei diversen Gesprächen oder Telefonaten mit Heimleitern, Verwaltern, Betreuern oder auch
ambulanten Diensten auf die Frage festgestellt, aus welcher Umgebung die Bewohner stammen
oder zuletzt gewohnt haben.
18
vgl. Saup, W.
19
vgl. 3. Altenbericht, S. 254 ff.

13
2.1.4 Dienstleistungsbedarf
In einer Studie
20
der Gesellschaft für Konsumforschung wurden 70- bis 79-jährige
Menschen befragt, welche Dienstleistungen und Angebote für sie schnell und
problemlos verfügbar sein sollten. Die unten aufgeführten Angaben zeigen, dass
es sich abgesehen vom Pflegedienst zum größten Teil um hauswirtschaftliche
Dienste handelt.
· Notrufzentrale: 38 %
· Pflegedienste: 35 %
· Putz- und Haushaltshilfen: 40 %
· Mahlzeitendienste: 28 %
· Einkaufsdienste: 28 %
· Begleitung zum Arzt/Behörden: 28 %
· Fahrdienste: 24 %
· Gartenarbeiten/Winterdienst/Hausordnung: 20 %
· Wäschedienste: 21 %
· Kleinere handwerkliche Tätigkeiten: 21 %
· Reparaturdienste: 18 %
· Treffpunkt für Senioren/Freizeitangebote: 17 %
· Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen: 21 %
· Beratungsstellen: 11 %
· Hilfe bei Finanzangelegenheiten: 11 %
Bei der weiteren Befragung gaben jedoch nur 71 % an, zahlungsbereit dafür zu
sein und 65 % davon wollten nicht mehr als 125 je Monat dafür ausgeben
21
.
2.1.5 Pflegestruktur
Die Pflegebedürftigkeit einer Person wird im Sozialgesetzbuch (§ 14 Abs. 1 SGB
XI) definiert:
,,Pflegebedürftig im Sinne dieses Buches sind Personen, die wegen einer
körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die
gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf
20
vgl. Dr. Claudia Weinkopf
21
wie vor

14
des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs
Monate, in erheblichem oder höherem Maße (§ 15) der Hilfe bedürfen."
Die genauere Definition von Krankheit, Behinderung bzw. wiederkehrenden
Verrichtungen wird in fortfolgenden Paragraphen des SGB erklärt. Die Schwere
der Pflegebedürftigkeit wird in vier Stufen eingeteilt und wird von der Pflegever-
sicherung unterschiedlich hoch finanziert.
Pflegestufe Bezeichnung/
täglicher
Pflegebedarf Ambulante
Pflege
Stationäre
Pflege
0
Hilfsbedarf ist notwendig, aber zu gering
für Versicherungsauszahlung
- -
I
Erheblich Pflegebedürftig / 90 Minuten
384
1.024
II
Schwerpflegebedürftig / drei Stunden
921
1.279
III
Schwerstpflegebedürftig / fünf Stunden
1.432
1.432
Härtefall III Über Schwerstpflegebedürftig hinaus
1.918
1.688
Tabelle 5: Pflegestufen
Quelle: SGB XI, eigene Darstellung
In Essen gibt es zur Zeit rd. 19400 pflegebedürftige Personen, die stationär,
ambulant versorgt werden oder Pflegegeld beziehen. Die Aufteilung auf die
Bevölkerungsgruppen ist in Abbildung 7 dargestellt.
1,1%
0,7%
1,6%
3,4%
5,2%
3,2%
7,7%
16,1%
21,6%
13,3%
32,1%
67,0%
0,0%
20,0%
40,0%
60,0%
80,0%
Stationär
Ambulant
Bezug von
Pflegegeld
Gesamt
Bevölkerung > 80 Jahre
Bevölkerung > 65 Jahre
Gesamtbevölkerung
Abbildung 7: Pflegestruktur in Essen
Quelle: Seniorenreferat Essen, eigene Darstellung
Im Vergleich mit den angegebenen Werten von Pamela Busz
22
, ergibt sich bei
der stationären Pflege eine Übereinstimmung bei der Bevölkerung die älter als 65
Jahre ist (5 %). Dagegen liegt in Essen der Anteil der über 80-jährigen mit 21,6
22
vgl. Pamela Busz, S. 96

15
% viel höher als die ermittelten 13,4 % von Pamela Busz. Die pflegebedürftigen
Hochbetagten werden in Essen weitaus häufiger als im Bundesdurchschnitt
stationär versorgt.
2.1.6 Resümee
Die Nachfrageanalyse ergibt, dass die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Essen
noch rasanter als im Bundesdurchschnitt verläuft bzw. prognostiziert wird. Für
Essen wird eine hohe Überalterung mit einer Zunahme von Hochbetagten
vorausgesagt. Dazu kommt noch ein starker Schrumpfungsprozess. Für die
ältere Essener Bevölkerung kann angenommen werden, dass eine starke innere
Verbindung zu der eigenen Wohnung sowie zur unmittelbaren Umgebung
besteht und ein Umzug nur bei schwerwiegenden Gründen vollzogen wird. Ein
Indiz dafür ist das hohe Durchschnittsalter von 78 Jahren und die körperlichen
Handicaps beim Eintritt in ein Betreutes Wohnen.
Je nach Studie stehen einem Alleinlebenden ab 70 Jahre im Durchschnitt
zwischen 1.300 und 1.500 zur Verfügung wovon ca. 30 % für die Wohnung und
16 % für Ernährung und Genuss ausgegeben werden. Die bundesweite
Verteilungsstudie zeigt jedoch, dass ca. 80 % der ab 70-jährigen bis 1.500
Einkommen haben und 70 % bis 1.300 . Der Dienstleistungsbedarf von älteren
Personen wurde neben der Pflege hauptsächlich im haushaltsnahen Diensten
lokalisiert, wofür aber nur 65 % maximal 125 bezahlen wollen.
Die Pflegestruktur in Essen zeigt eine überdurchschnittlich hohen Anteil an Hoch-
betagten in der stationären Pflege. Somit muss Essen auch mit einer überdurch-
schnittlichen Kapazität an Pflegeheimen versorgt werden.

16
2.2 Angebotsstruktur
Abbildung 8 zeigt die grundsätzlichen Unterschiede, die zwischen den
Leistungen des Betreuten Wohnens, eines Pflegeheims und einer Senioren-
residenz bestehen: Es wird dargestellt, welche Leistungen der Bewohner für
seine vertraglich vereinbarte Zahlung erhält:
Nutzung von besonderen Einrichtung
(Schwimmbad, Bibliothek, ...)
(wenn
vorhanden)
Pflege
Hauswirtschaftliche Dienste
Verpflegung
Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen
Betreuung
(GP)
Notrufeinrichtung
(GP)
Unterkunft
(Miete)
Betreutes
Wohnen
Senioren-
residenz
Pflegeheim
Abbildung 8: Enthaltene Leistungen im vereinbarten Entgelt, GP=Grundpauschale; ROT =
nicht enthalten, GRÜN = enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
2.2.1 Übersicht des Altenwohnens in Essen
Nachfolgend werden die verbreitetsten Formen des altengerechten Wohnens in
Verbindung mit dem vorhandenen Angebot in der Stadt Essen dargestellt. Die
unterschiedlichen Wohnformen sind unterteilt in die eigene altengerecht oder
noch altengerecht zu gestaltende Wohnung, Wohnen mit Service, Altenwoh-
nungen (hierunter fallen auch die Altenwohnheime) und Altenpflegeheime. In
Abbildung 9 wird die prozentuale Verteilung der verschiedenen Formen des
altengerechten Wohnens dargestellt. Insgesamt existieren derzeit 5.971
Wohnungseinheiten. Das öffentlich geförderte Wohnen hat fast 60 % Anteil am
Gesamtmarkt. Dagegen ist das Betreute Wohnen mit nur 20 % vertreten. Der
Vergleich von öffentlich geförderten und frei finanzierten Wohnmöglichkeiten
ergibt ein Verhältnis von ca. 70 % zu 30 %. Im Anhang Anlage 1 sind die
Adressen der Betreuten Wohnen-Einrichtungen und Seniorenresidenzen
aufgeführt und in einer Karte der Stadt Essen markiert.

17
Abbildung 9: Übersicht Altenwohnen in Essen
Quelle: Seniorenreferat Essen, eigene Darstellung
2.2.1.1 Eigene Wohnung
Bei der Planung von Wohnungen oder Häusern wird in der Regel nicht die DIN
18025 beachtet, die altengerecht gestaltet. Für ältere Menschen, deren
körperliche Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung nachlassen, werden
beispielsweise Stufen, Badewannen mit Duschgarnitur oder Treppen zur
Stolpergefahr. Die Folgen eines Unfalls können für ältere Menschen eine starke
Verschlechterung des Gesundheitszustandes bewirken. Eine altengerechte
Ausführung nach DIN 18025 dagegen sorgt für Barrierefreiheit und kann diese
Gefahren bannen.
Eine finanzielle Förderung für den privaten Bereich findet nur nach dem
Sozialgesetzbuch XI statt. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass der Bewohner
vom Medizinischen Dienst der Krankenkasse als pflegebedürftig nach den
Pflegestufen gilt. Sollte durch den Umbau die häusliche Pflege ermöglicht oder
erleichtert werden sowie eine möglichst selbständige Lebensweise ermöglicht
werden, dann wird der Umbau mit 2.556 je Wohnung von der Sozialverwaltung
gefördert
23
. Bei niedrigen Einkommensverhältnissen gibt es weitere
Möglichkeiten der Förderung, auf die hier nicht näher eingegangen wird. Über
private altengerecht gestaltete Wohnungen liegt keine Datenerhebung vor.
23
vgl. Seniorenreferat Essen
Altenw ohnung,
öffentlich
gefördert
58%
Seniorenresidenz
en / Wohnstift
15%
Betreutes
Wohnen, frei
finanziert
12%
Altenw ohnung,
frei finanziert
3%
Betreutes
Wohnen,
öffentlich
gefördert
12%

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783842805347
ISBN (Paperback)
9783832490843
DOI
10.3239/9783842805347
Dateigröße
1.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Kaiserslautern – Bauingenieurwesen
Erscheinungsdatum
2005 (November)
Note
1,8
Schlagworte
essen alter wohnform immobilienwirtschaft projektplanung betreutes wohnen seniorenresidenz standortanalyse pflegeheim marktanalyse
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