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Trainerkompetenz und Trainerauswahl

Eine Fallstudie zur betrieblichen Weiterbildung

©2004 Diplomarbeit 163 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Geht man davon aus, dass der Erfolg von betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen entscheidend von den mit der Bildungsarbeit betrauten Trainern abhängt, dann stellt sich die Frage, wie man in einer Situation, in der Trainer, Beratergruppen und Weiterbildungsinstitute „wie Pilze aus dem Boden schießen“, gute und geeignete Anbieter auswählen kann? Die Auswahl, den Einsatz und die Erfolgsbewertung von Trainern macht schwierig, dass einerseits Trainer ist, wer eine dafür qualifizierende Aus- und Weiterbildung erfolgreich absolviert hat, andererseits aber auch Trainer ist, wer sich einfach so nennt. Aber welche Qualifikationen und Kompetenzen sollten Trainer in der betrieblichen Weiterbildung haben? Welche Merkmale zeichnen darüber hinaus einen guten Trainer aus? Ihre Auswahl impliziert außerdem die Frage nach der Möglichkeit der Feststellung dieser Kompetenzen. Daneben ist zu klären, wie diese in einem Auswahlverfahren umgesetzt werden kann.
Der Aufbau der Arbeit gliedert sich in folgende Schritte:
Im ersten geht es um die Festlegung eines Begriffsrahmens und die Darstellung des Forschungsstandes zu oben genannten Fragen. Es wird der Gegenstand der Arbeit, der Begriff des externen Trainers geklärt. Daran schließt sich die Erläuterung der Relevanz von Kompetenzen für dessen berufliches Handeln an. Es wird dargelegt, was unter Kompetenz zu verstehen ist und wie sie sich auf das berufliche Handeln auswirkt. Im weiteren Verlauf wird der Blick verengt auf die Tätigkeit in pädagogischen Handlungszusammenhängen (das heißt auch jede Form von Training und Vermittlung), und welche Voraussetzungen die dort Tätigen erfüllen sollten.
Daraufhin geht die Arbeit der Frage nach, wie das Vorhandensein dieser Voraussetzungen, speziell von Kompetenzen, festgestellt werden kann. Es folgt eine Darstellung des aktuellen wissenschaftlichen Stands der Kompetenzmessung, ihrer Möglichkeiten und Grenzen.
Der letzte theoretische Teil der Arbeit behandelt Methoden, die bei der Auswahl von Trainern angewendet werden. Es ist zu klären, welche Anforderungen die betriebliche Weiterbildung an Referenten stellt und welche Verfahren zu ihrer Selektion praktiziert und vorgeschlagen werden.
Auf die theoretische Auseinandersetzung mit diesen Themen folgt der empirische Teil der Arbeit. Ziel ist es, eine Handlungsempfehlung zur Optimierung der Trainerauswahl bei der ZF Sachs AG zu entwickeln. Die Beteiligten schildern in Interviews den Ablauf und die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8809
Eismann, Bettina: Trainerkompetenz und Trainerauswahl -
Eine Fallstudie zur betrieblichen Weiterbildung
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

Bettina Eismann | Gundelsheimerstr. 49 | 96117 Memmelsdorf
bettinaeis@web.de | 0173 / 3088284
Bettina Eismann
Diplom-Pädagogin Erwachsenenbildung
Anschrift
Gundelsheimerstr. 49
96117 Memmelsdorf
Tel.: 0173 / 3088284
E-mail: bettinaeis@web.de
Geburtsdatum, -ort
22.01.1978, Forchheim

Bettina Eismann | Gundelsheimerstr. 49 | 96117 Memmelsdorf
bettinaeis@web.de | 0173 / 3088284
Arbeitsbereiche und Schwerpunkte
Arbeitsfelder
Personalentwicklung, -auswahl, -verwaltung
Bildungsmanagement
Seminardesign
Trainingsdurchführung
Trainingsinhalte
Berufsvorbereitung
Berufliche Orientierung
Bewerbungstraining
Berufsbegleitende / Berufliche Weiterbildung
Soziale Kompetenz (Kommunikation, Konfliktlösung, Teamtraining)
Arbeitsorganisation (Zeitmanagement, Projektarbeit, Selbstmanagement)
Methodenkompetenz (Visualisieren, Präsentieren, Moderieren)
Berufliche und studienbegleitende Tätigkeiten
06/05 ­ dato
10/04 ­ 02/05
Leiterin Training, Personal und Vertrieb bei BDP ­ Institut
für berufliche Bildung, Bamberg;
Aufgaben: Dozentendisposition, Maßnahmeplanung,
Kundenakquise, Außenstellenleitung Bayreuth und Kulmbach
Personaldisponentin bei Manpower GmbH & Co. KG,
Nürnberg, Aufgaben: Personalauswahl, -einsatzplanung und -
verwaltung, Lohnabrechnung, Kundenakquise und ­betreuung
02/02 - 04/02
10/01 ­ dato
Praktikantin bei s.Oliver GmbH & Co. KG, Rottendorf,
Abteilung Personalentwicklung, Aufgaben: konzeptionelle
Mitarbeit, Seminarmanagement, Betreuung von Auszubildenden
Ansprechpartnerin: F. Ullrich, Tel. 09302/309277
Freiberufliche Trainerin
Seminare: Berufliche Orientierung und
Schlüsselqualifikationen
(E.ON, Vaillant, Jugendbildungsstätte Waldmünchen)
Ansprechpartner: H. Dornieden, Tel. 09972/941422
Soziale und methodische Kompetenzen
(Praxisfeld, Die Bahn)
07/01 - 11/02
Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für
Wirtschaftspädagogik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Ansprechpartner: H. Seifried, Tel. 0951/8632765

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Ausbildung
10/98 ­ 05/04
04/03 ­ 11/03
Otto- Friedrich- Universität Bamberg:
Studium der Diplom- Pädagogik mit Schwerpunkt Andragogik
(Erwachsenenbildung); Nebenfächer: Psychologie und
Soziologie; Wahlpflichtfach: Arbeitswissenschaft
Studienschwerpunkte: Personalentwicklung, Weiterbildung
Diplomarbeit: ,,Trainerkompetenz und Trainerauswahl ­ eine
Fallstudie zur betrieblichen Weiterbildung"; Note: 1,3
Abschluss: Diplom-Pädagogin (Univ.) 1,9
Diplomandin bei ZF Sachs AG, Schweinfurt, Abteilung
Weiterbildung, Tätigkeit: Entwicklung eines kriteriengeleiteten
Auswahlverfahrens für externe Trainer
Ansprechpartner: H. Döring, Tel. 09721/983438
09/89 - 06/97
Herder- Gymnasium- Forchheim, Abschluss Abitur
Zusatzqualifikationen
04/04
09/01 ­ 04/03
Grundlagenqualifikation Erlebnispädagogik
Praxisfeld Erlebnispädagogische Programme e.V.
Weiterbildung ,,Praxisprogramm Wirtschaft" IHK
Schwerpunkte: Personalmanagement, Marketing, Vertrieb,
BWL-Grundlagen, EDV, Projektmanagement; Abschluss: 1,6
Auslandserfahrung
07/04 ­ 09/04
Aufenthalt zur Auffrischung meiner Englischkenntnisse in
Brisbane, Cairns und Darwin, Australien
11/2002
Exkursion mit dem Lehrstuhl Andragogik der Otto-Friedrich-
Universität zu Erwachsenenbildungs-Kongressen nach Miami
und St. Louis, USA
1995 - 2002
Insgesamt 8 Wochen Aufenthalt im Rahmen eines
Schüleraustauschs / privater Besuche bei einer Gastfamilie in
Biscarrosse, Frankreich
Soziales und ehrenamtliches Engagement
05/01 ­ dato
03/98 - 10/00
Mitarbeit in der KLJB (Katholische Landjugendbewegung)
Bayern, seit 05/04 als Mitglied im Unterstützerkreis des
Landesvorstandes
Mitglied des Diözesanvorstandes der KLJB Bamberg
09/97 - 08/98
Freiwilliges Soziales Jahr im Jugend-Kulturtreff "Immer Hin",
Bamberg; Tätigkeit: Unterstützung in Verwaltung und

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(Veranstaltungs-)Organisation, Begleitung ehrenamtlicher
Mitarbeiter
09/91 - 08/97
Jugendgruppenleitung auf Gemeindeebene
Weitere Fähigkeiten und Interessen
Fremdsprachen
Englisch, Französisch: Konversation fließend, schriftlich
verhandlungssicher
EDV
MS- Office- Paket (Word, Excel, PowerPoint, Outlook),
Datenbank MS Access: Gute Anwenderkenntnisse;
Projektmanagementtool MS Project: Grundkenntnisse
Musik
Aktives Mitglied des Jungen Chores Hirschaid
Sport
Fitnesstraining, Radsport, Klettern, Wandern, Wintersport
Sonstiges
Reisen, Lesen
Führerschein Klasse B
Memmelsdorf, den 12.06.2005
Bettina Eismann

Inhaltsverzeichnis
I.
Einleitung
1
1. Wie kam es zu diesem Thema?
1
2. Fragestellung und Aufbau
2
II.
Die ZF Sachs AG ­ Fallbeispiel dieser Arbeit
4
1. Kurze Vorstellung des Unternehmens
4
2. Führungsverständnis und Unternehmenskultur
4
3. Die Abteilung Weiterbildung am Standort Schweinfurt
6
III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
8
1. Bezeichnungen für die Beschäftigten in der Weiterbildung
8
1.1
Begriffe der Erwachsenenbildung und betrieblichen Weiterbildung
8
1.2
Externe Trainer
9
2. Kompetenz und ihre für Trainer relevanten Facetten
10
2.1
Klärung des Kompetenzbegriffs
10
2.2
Berufliche Handlungskompetenz
13
2.3
Professionelle Pädagogische Kompetenz
15
2.4
Kompetenzen von Lernvermittlern
18
2.5
Zusammenführung der Kompetenzmodelle
21
2.6
Didaktische Kompetenz
22
2.7
Qualifikation und ihre Abgrenzung zu Kompetenz
23
IV. Qualifikationsmessung, Kompetenzfeststellung und
Konsequenzen für die Trainerauswahl
26
1. Möglichkeiten und Grenzen der Qualifikationsmessung und
Kompetenzfeststellung
26
1.1
Zertifikate als Indikator für Qualifikationen?
26
1.2
Theoretische Grundlagen der Erfassung und Messung von Kompetenz 27
1.3
Methodische und instrumentelle Probleme
29
1.4
Der Zusammenhang von Wissen und Können
31
1.5
Konsequenzen für die Kompetenzfeststellung
32
1.6
Die Bedeutung von Kompetenzen und Qualifikationen für die
Trainerauswahl
43

2. Der Trainerauswahlprozess
35
2.1
Anforderungen an Trainer
35
2.2
Vorgehensweisen bei der Trainerauswahl
37
2.3
Prozessmodell für eine professionelle Trainerrekrutierung
39
2.4
Fazit für die Trainerauswahl
42
V. Qualitative Studie:
Trainerkompetenz und Trainerauswahl bei der ZF Sachs AG
43
1. Fragestellung
43
2. Forschungsdesign
43
2.1
Untersuchungsplan
43
2.2
Erhebungsverfahren
44
2.3
Auswertungsverfahren
49
2.4
Gütekriterien
53
3. Ergebnisse
54
3.1
Zusammenfassung der Interviews
54
3.2
Vergleich und Diskussion auf Codebasis
67
3.3
Ergebnisse der gemeinsamen Diskussion
79
3.3.1 Anforderungsprofil für externe Trainer bei der ZF Sachs AG
80
3.3.2 Verfahren für die Trainerauswahl bei der ZF Sachs AG
83
VI. Resümee
89
VII. Literaturverzeichnis
93
VIII. Danksagung
103
IX. Anhang
104
1. Vergleich und Auswertung auf Codebasis
2. Transkripte der Interviews
3. Protokoll der gemeinsamen Diskussion

I. Einleitung
1
I. Einleitung
1. Wie kam es zu diesem Thema?
Auf der Suche nach einem Thema für die Diplomarbeit im Studienschwerpunkt
Andragogik wurden mir zwei Dinge klar: Es sollte keine reine Literatur-, sondern
eine empirische Arbeit werden und sie sollte, wenn möglich, einen Nutzen über
ihre Funktion als wissenschaftliche Abschlussarbeit hinaus haben.
Geleitet von diesen Zielen wandte ich mich an die ZF Sachs AG, mit deren
Mitarbeitern im Bereich Weiterbildung ich bereits bei einer Tagung am Lehrstuhl
für Andragogik erstmals in Kontakt getreten war. Meine Anfrage stieß auf den
Wunsch nach der wissenschaftlichen Untersuchung des dort angewendeten
Verfahrens zur Auswahl externer Kooperationspartner für interne
Weiterbildungsveranstaltungen.
In der Vorbesprechung rückte die Frage nach den notwendigen Kompetenzen
dieser Weiterbildungsanbieter in das Zentrum des Interesses. Durch meine
Beschäftigung mit verschiedenen Themen der betrieblichen Weiterbildung war mir
dieser Begriff und seine Konjunktur als Mode- und Schlagwort bereits bekannt
(vgl. Reischmann, 2003a, S. 3). Ihn hinsichtlich seiner Bedeutung für die
Handlungsfähigkeit von Referenten zu untersuchen, versprach daher die
Auseinandersetzung mit einem aktuellen Thema der Andragogik.
Die Frage der ZF Sachs AG nach dem Profil eines guten Trainers und der
Methode, ihn zielsicher auszuwählen, entsprach meinem Wunsch praxisrelevant
zu arbeiten. Dementsprechend beleuchten die Ergebnisse dieser Studie einen
Teilbereich der betrieblichen Weiterbildungspraxis, in den sie als
Handlungsempfehlungen einfließen können.

I. Einleitung
2
2. Fragestellung und Aufbau
Geht man davon aus, dass der Erfolg von betrieblichen
Weiterbildungsmaßnahmen entscheidend von den mit der Bildungsarbeit
betrauten Trainern abhängt, dann stellt sich die Frage, wie man in einer Situation,
in der Trainer, Beratergruppen und Weiterbildungsinstitute ,,wie Pilze aus dem
Boden schießen", gute und geeignete Anbieter auswählen kann (Niedermair,
1997, S. 219)? Die Auswahl, den Einsatz und die Erfolgsbewertung von Trainern
macht schwierig, dass einerseits Trainer ist, wer eine dafür qualifizierende Aus-
und Weiterbildung erfolgreich absolviert hat, andererseits aber auch Trainer ist,
wer sich einfach so nennt (vgl. Reinhardt, 1998, S. 38). Aber welche
Qualifikationen und Kompetenzen sollten Trainer in der betrieblichen
Weiterbildung haben? Welche Merkmale zeichnen darüber hinaus einen guten
Trainer aus? Ihre Auswahl impliziert außerdem die Frage nach der Möglichkeit der
Feststellung dieser Kompetenzen. Daneben ist zu klären, wie diese in einem
Auswahlverfahren umgesetzt werden kann.
Dem Vorschlag von König/Bentler folgend, ergeben sich für den Aufbau der Arbeit
folgende Schritte (vgl. König/Bentler, 1997, S. 90):
Im ersten Schritt geht es um die Festlegung eines Begriffsrahmens und die
Darstellung des Forschungsstandes zu oben genannten Fragen. Es wird also der
Gegenstand der Arbeit, der Begriff des externen Trainers geklärt. Daran schließt
sich die Erläuterung der Relevanz von Kompetenzen für deren berufliches
Handeln an. Es wird dargelegt, was unter Kompetenz zu verstehen ist und wie sie
sich auf das berufliche Handeln auswirkt. Im weiteren Verlauf wird der Blick
verengt auf die Tätigkeit in pädagogischen Handlungszusammenhängen und
welche Voraussetzungen die dort Tätigen erfüllen sollten.
Daraufhin geht die Arbeit der Frage nach, wie das Vorhandensein dieser
Voraussetzungen, speziell von Kompetenzen, festgestellt werden kann. Bezogen
auf das Fallbeispiel der Arbeit behandelt der letzte theoretische Teil Methoden, die
bei der Auswahl von Trainern angewendet werden. Es ist zu klären, welche
Anforderungen die betriebliche Weiterbildung an Referenten stellt und welche
Verfahren zu ihrer Selektion praktiziert und vorgeschlagen werden.
Auf die theoretische Auseinandersetzung mit diesen Themen folgt der empirische
Teil der Arbeit. Ziel ist es, eine Handlungsempfehlung zur Optimierung der

I. Einleitung
3
Trainerauswahl bei der ZF Sachs AG zu entwickeln. Deshalb schildern die
Betroffenen in Interviews das bisherige Auswahlverfahren. Durch die qualitative
Methode wird versucht, ein vertieftes Verständnis ihrer Vorgehensweise und
Entscheidungsmaximen zu ergründen (vgl. Reischmann, 2003b, S. 226). Indem
sie in Form einer Diskussion in die Auswertung der Daten einbezogen werden, soll
an der Alltagswelt der beforschten Subjekte anknüpfend, die Nähe zum
Gegenstand erreicht werden (vgl. Mayring, 1996, S. 120).
Das Ergebnis der Auswertung wird vor dem Hintergrund der pädagogischen
Theorien diskutiert. Die Folgerungen daraus gehen in den Verfahrensvorschlag
zur Trainerauswahl für die ZF Sachs AG ein.
Die Autorin verzichtet im folgenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit darauf,
sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise zu verwenden. Wenn
zum Beispiel von Trainern die Rede ist, sind jedoch immer Frauen und Männer
gemeint.

II. Die ZF Sachs AG
4
II.
Die ZF Sachs AG ­ Fallbeispiel dieser Arbeit
1.
Vorstellung des Unternehmens
1895 wurden die ,,Schweinfurter Präcisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs", ein
Kugellager- und Fahrradnabenhersteller, gegründet (vgl. Geschäftsbericht ZF
Friedrichshafen AG, 2001, S. 10). Im Laufe ihrer Geschichte entwickelte sich die
ZF Sachs AG zu einem global operierenden Entwicklungs- und Systempartner der
Automobilindustrie, dessen Produkte in 19 Ländern an 38 Standorten produziert
oder vertrieben werden. Die Produktpalette reicht von Fahrzeugmotoren bis hin zu
Kupplungen und Stoßdämpfern. 2001 beschäftigte das Unternehmen im In- und
Ausland 37261 Mitarbeiter ( vgl. www.zf-sachs.de).
Das Fallbeispiel dieser Arbeit entstammt dem Unternehmensbereich
Weiterbildung der ZF Sachs AG am Standort Schweinfurt. Es bewegt sich
dementsprechend im Kontext der betrieblichen Weiterbildung. Die Unterscheidung
zwischen betrieblicher und ,,externer" Weiterbildung im Feld der
Erwachsenenbildung verliert jedoch seit einiger Zeit an Trennschärfe (vgl.
Arnold/Nolda/Nuissl, 2001, S. 335).
Deutschlandweit beschäftigte die ZF Sachs AG im Jahr 2002 11055 Mitarbeiter.
7215 davon nahmen an Weiterbildungsmaßnahmen teil, die von externen
Kooperationspartnern durchgeführt wurden. Davon entfielen 2462 auf den
Inhaltsbereich Datenverarbeitung und 2556 auf den Inhaltsbereich Qualität, die
damit 2002 neben Unternehmensführung, Produktion und Forschung/Entwicklung
die beiden größten Teilnehmeranteile an den durchgeführten
Weiterbildungsveranstaltungen haben (vgl. ZF Sachs AG, Weiterbildungsstatistik
2003).
2.
Führungsverständnis und Unternehmenskultur
Die von den Mitarbeitern der Abteilung Weiterbildung ausgewählten Referenten
begeben sich während ihrer Kooperation mit dem Unternehmensbereich von
einem externen Standpunkt aus in die Organisation ZF Sachs hinein.
Wenn es darum geht, dass in verschiedenen organisatorischen Kontexten
unterschiedliche soziale Situationen und entsprechende Handlungsmöglichkeiten

II. Die ZF Sachs AG
5
entstehen, dann ist dies auch eine Frage der Unternehmenskultur (vgl. Faulstich,
1998b, S. 231). ,,Unternehmenskultur ist ein Muster von Grundannahmen, die eine
vorhandene Gruppe sich ausgedacht, entdeckt oder entwickelt hat, indem sie
lernte, mit ihrem Problemen der externen Anpassung und der internen Integration
umzugehen. Diese Muster haben sich als so hinreichend bewährt, daß sie als
valide angesehen werden. Deshalb werden sie neuen Mitgliedern als die korrekten
Wege des Wahrnehmens, Denkens und Fühlens in bezug auf diese Probleme
vermittelt" (Schein 1984, zitiert nach Merkens, 1988, S. 2f).
Unternehmenskulturen sind gekennzeichnet durch reale Wertordnungen. In den
Unternehmensleitsätzen der Organisationen wird versucht, diese Werte zu
kanonisieren. Für das Funktionieren eines Unternehmens sind diese
handlungsleitenden und verlässlichkeitssichernden Maximen unentbehrlich (vgl.
Faulstich, 1998b, S. 231).
Um ein Bild der Unternehmenskultur des hier behandelten Fallbeispiels zu geben,
sollen die internationale Führungsgrundsätze des Unternehmens vorgestellt
werden.
Die Mannesmann Sachs AG veröffentlichte 1999 ein Leitbild, das auch für die ZF
Sachs AG Gültigkeit besitzt. Aus den 10 Leitsätzen sollen die wichtigsten, die
Personalentwicklung und Zusammenarbeit betreffenden, herausgegriffen werden.
Entstanden sind sie in einem Dialog mit 140 internationalen Führungskräften des
Unternehmens.
Zu einem Verhalten, das ihrer Vorbildfunktion gerecht wird, zählen für diese
Grundwerte wie Offenheit, Toleranz, Ehrlichkeit, Fairness, Gerechtigkeit und
Zuverlässigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Zielorientierung, Selbstständigkeit,
eine kontinuierliche Weiterentwicklung, ein aktiver und konstruktiver Umgang mit
Konflikten, die Anerkennung von Leistungen und eine partnerschaftliche
Zusammenarbeit (vgl. Mannesmann Sachs AG, 1999).
Ein in der Weiterbildung als Experte Handelnder beruft sich auf ein
Selbstverständnis und bestimmte Wertvorstellungen, also auf ein professionelles
Ethos (vgl. Faulstich, 1998b, S. 231). Dies gilt auch für die Kooperationspartner
der ZF Sachs AG. Damit ihr so begründetes Handeln in den Unternehmenskontext
passt, sollten Übereinstimmungen mit der Unternehmenskultur bestehen. ,,Dies
wäre eine Möglichkeit, um individuelles Handeln und organisatorische (...)
Voraussetzungen zusammenzubringen" (Faulstich, 1998b, S. 233).

II. Die ZF Sachs AG
6
Mit der Beschaffenheit einer professionellen Ethik setzt sich der Punkt III. 2.4
auseinander.
3. Die Abteilung Weiterbildung am Standort Schweinfurt
Als ihre Aufgaben betrachtet die Abteilung Weiterbildung (PEW) die kontinuierliche
Entwicklung der Weiterbildungs-Strategie, methodische Unterstützung bei der
Bildungsbedarfsanalyse, die Entwicklung von Seminar- und Schulungskonzepten,
deren Planung, Organisation sowie Lernerfolgs- und Wirksamkeitskontrollen. Sie
betreut ebenfalls die Dokumentation und das Berichtswesen und betreibt
Marketing für die Weiterbildung im Unternehmen. Zusätzlich zählt zu ihren
Aufgaben Beratung und Coaching der Führungskräfte und Mitarbeiter in allen
Fragen der
Weiterbildung, die Moderation von Workshops und
Problemlösungsprozessen, die Methodenunterstützung und Beratung bei
Organisationsentwicklungsprojekten und das Bereitstellen von Seminarräumen,
Materialien und Medien.
Das unten abgebildete Modell zeigt den Ablauf der Bildungsmanagement-
Prozesse in der Abteilung PEW. Der Anmeldung eines Mitarbeiters zu einer
Weiterbildungsmaßnahme geht eine der verschiedenen Formen der
Bildungsbedarfsanalyse voraus. Daraufhin wird die Seminarorganisation in Gang
gesetzt. Den Mitarbeitern von ZF Sachs bietet die Abteilung PEW als interner
Dienstleister jährlich verschiedene Veranstaltungen in einem Katalog an. Dieses
Angebot umfasst folgende Themengebiete:
·
Zusammenarbeit
·
Methoden und Arbeitstechniken
·
Betriebswirtschaft und Recht
·
Fremdsprachen und Interkulturelle Trainings
·
Qualität
·
Produktion
·
EDV / IT
·
Entwicklung und Konstruktion
Durchgeführt werden nur jene Veranstaltungen, für die ein konkreter Bedarf
angemeldet wird. Mit den meisten dieser Maßnahmen werden externe Anbieter
beauftragt. Da in diesem Schritt die Referenten genannt werden, ist das

II. Die ZF Sachs AG
7
behandelte Fallbeispiel in dem untenstehenden Bildungsmanagement-Prozess auf
der Stufe der Seminarorganisation anzusiedeln.
Als Kernelement einer guten Weiterbildung heben Krekel/Beicht die Qualifikation
der Lehrkräfte hervor. Der Lernerfolg einer Bildungsmaßnahme wird bestimmt von
der methodisch-didaktischen Vermittlung des Unterrichtsstoffes, der fachlichen
Qualifikation der Lehrkräfte und auch von ihren überfachlichen Fähigkeiten (vgl.
Krekel/Beicht, 1995, S. 137). Hier stellt sich die Frage nach den am besten zur ZF
Sachs AG passenden Referenten und den Kompetenzen, über die sie für eine
professionelle Tätigkeit verfügen sollten.
Ablaufmodell der Weiterbildungsprozesse bei der ZF Sachs AG
B i l d u n g s b e d a r f e :
·M i t a r b e i t e r e n t w i c k l u n g s g e s p r ä c h e ( p r o F I L E )
·M i t a r b e i t e r g e s p r ä c h e
·W o r k s h o p s
·B e d a r f s a n a l y s e n ( E n g l i s c h , P r o d u k t h a f t u n g u s w . )
·Q u a l i f i z i e r u n g s m a t r i x
·E i g e n i n i t i a t i v e d e r M i t a r b e i t e r
A n m e l d u n g :
·p e r I n t r a n e t
·I n d i v i d u e l l e A n m e l d u n g e n
·S a m m e l a n m e l d u n g e n
A n m e l d e b e s t ä t i g u n g
S e m i n a r o r g a n i s a t i o n :
·R e f e r e n t e n
·R ä u m e
·T e r m i n e
·M a t e r i a l i e n / U n t e r l a g e n
I n d i v . S e m i n a r v o r b e r e i t u n g :
· C h e c k l i s t e ( W i r k s a m k e i t s k o n t r o l l e )
I n d i v . S e m i n a r n a c h b e r e i t u n g :
· C h e c k l i s t e ( W i r k s a m k e i t s k o n t r o l l e )
Q u a l i t ä t s s i c h e r u n g :
·F o r m u l a r ,, S e m i n a r b e w e r t u n g "
·R e f e r e n t e n r ü c k m e l d e b o g e n
·G e s p r ä c h e m i t T e i l n e h m e r n
·G e s p r ä c h m i t R e f e r e n t e n
D o k u m e n t a t i o n , A d m i n i s t r a t i o n :
T e i l n e h m e r e r f a s s e n ,
R e c h n u n g e n p r ü f e n u n d k o n t i e r e n
E i n l a d u n g
S e m i n a r d u r c h f ü h r u n g
* e x t e r n e u n d i n t e r n e T r a i n e r
Q u e l l e : P E W / D r e s c h e r , 3 1 . 0 7 . 0 3

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
8
III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
1. Bezeichnungen für die Beschäftigten in der Weiterbildung
Der Schwerpunkt dieses Abschnitts liegt auf der Konkretisierung des
Gegenstandes dieser Arbeit, nämlich welche Akteure der betrieblichen
Weiterbildung untersucht werden sollen. Durch ihre Hauptaufgabe, die
Lehrtätigkeit, lässt sich der Fokus auf eine bestimmte Gruppe, um die es hier
gehen soll, einengen.
Es handelt sich dabei meist um freiberuflich Tätige, deren Auftraggeber nicht
unbedingt nur aus einem eingegrenzten Bereich des weiten Feldes der
Weiterbildung stammen (vgl. Arnold/Nolda/Nuissl, 2001, S. 183f). Deshalb
skizzieren die folgenden Ausführungen die Entwicklung der Bezeichnungen für
Lehrtätige im gesamten Feld der Erwachsenenbildung und der betrieblichen
Weiterbildung, um dann eine Bezeichnung herauszugreifen. Diese wird im
folgenden den Personenkreis benennen, um den es in dieser Arbeit geht.
1.1 Begriffe der Erwachsenenbildung und betrieblichen Weiterbildung
Bis in die 80er Jahre sagten die Begriffe für die in der Erwachsenenbildung
lehrenden Personen etwas aus über die Institution und den inhaltlichen Bereich, in
denen sie tätig waren. ,,Teamer waren der gewerkschaftsnahen Bildungsarbeit mit
entsprechenden Zielgruppen und sozialen, partizipativen und politischen
Lernzielen zuzuordnen, die Bezeichnung Dozent signalisierte, dass sie eher für
die Vermittlung von fachwissenschaftlichen Inhalten, weniger für die soziale
Dimension von Lernen zuständig waren. Kursleitende waren zunächst der
Erwachsenenbildung an Volkshochschulen zugeordnet, die Bezeichnung bürgerte
sich dann auch in der kirchlichen Erwachsenenbildung ein" (Arnold/Nolda/Nuissl,
2001, S. 182f). So unterscheidet auch Schrader: In den meisten Einrichtungen der
allgemeinen Erwachsenenbildung wird der Begriff Dozent oder Referent
verwendet, während in der beruflichen Weiterbildung die Bezeichnung Trainer als
eingeführt gilt (vgl. Schrader, 1983, S. 15).

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
9
Sorg-Barth klassifiziert betriebliche Weiterbildner, indem sie verschiedene
Funktionsbezeichnungen gegenüberstellt. Die Trainer, Seminarleiter,
freiberuflichen Vermittlungsexperten und Verhaltenstrainer nehmen dabei eigene
Kategorien ein. Sie unterscheiden sich von den Bildungsmanagern und
Weiterbildungsberatern durch die Einschränkung auf einen bestimmten
Aufgabenbereich, der sich in ihren Berufsnamen widerspiegelt. Häufig sind es
externe selbstständige Trainer, die in der betrieblichen Weiterbildung die
Vermittlungsaufgaben übernehmen (vgl. Sorg-Barth, 2000, S. 25f).
1.2 Externe Trainer
Für den Begriff des Trainers gibt es bisher keine Definition, die als verbindlich gilt.
Die Lehrtätigen in der betrieblichen Bildungsarbeit sind, was ihre Ausbildung, ihr
Aufgabenfeld und ihre Berufserfahrung betrifft, sehr heterogen. Je nach eigenem
Selbstverständnis, den Erwartungen der Teilnehmer, des Auftraggebers sowie der
Art des Seminars, sehen sich Trainer in der Rolle des Moderators, Beraters,
Wissensvermittlers, Fachexperten, Problemlösers usw. Die Konsequenz davon ist
ein uneinheitliches Berufsbild, das wegen seiner mangelnden Strukturierung einen
niedrigen Professionalisierungsgrad des Trainerberufes bedingt (vgl. Niedermair,
1997, S. 219).
Der Begriff Trainer weist darauf hin, dass seine Tätigkeit, im Gegensatz zum
Dozenten, nicht nur im Vermitteln von Inhalten besteht, sondern sich auch auf die
Förderung von Verhaltensweisen und Fähigkeiten der Teilnehmer bezieht.
Trainingsziele sind deshalb unter anderem eine Verbesserung sozialer
Verhaltensweisen und das Entwickeln von Sensibilität im Umgang mit anderen.
Dabei sollen die Teilnehmer lernen, welche Tätigkeiten wie und weshalb
ausgeführt werden und diese in ihr Verhaltensrepertoire übernehmen (vgl.
Schrader, 1983, S. 15).
In der betrieblichen Weiterbildung werden zunehmend Vorgänge der
Konzeptionierung, Durchführung und Evaluation an externe Weiterbildungsträger
abgegeben. Die bei diesen Anbietern Beschäftigten sind meist freiberuflich tätig.
Sie bilden Teams oder Verbünde aus Trainern, Moderatoren, Beratern usw., die
sich als kommerzielle Bildungsträger auf dem freien Markt für betriebliche
Weiterbildung anbieten (vgl. Schmitt-Lauff, 1999, S. 72f).

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
10
Die Aufgaben von Trainern bestehen folglich in der Gestaltung und Durchführung
von Weiterbildungsmaßnahmen. Sie füllen dabei das Spektrum von der Theorie-
Vermittlung, der Moderation von Seminar- und Problemlösungsgruppen bis zu
Beratungsaufgaben in der Organisationsentwicklung (vgl. Arnold/Müller, 1992, S.
36). Differenzierter dargestellt fallen darunter die Tätigkeiten:
§
Training für definierte Themen
§
Moderation, Vortrag und Diskussion
§
Lernerfolgskontrolle und Transfersicherung im Training
§
Einsatz von Lehr- und Lernmethoden
§
Lern- und Gruppenarbeitsprozesse erkennen und steuern
(vgl. Sorg-Barth, 2000, S. 90). Zu ergänzen ist hier noch die mikrodidaktische
Planung von Trainingsmaßnahmen.
Zusammenfassend lassen sich die oben genannten Aufgaben in den Bereich der
Expliziten Weiterbildung einordnen, der spezifische, organisierte, funktionale und
geplante Lernarrangements bezeichnet. Im Unterschied dazu meint die Implizite
Weiterbildung ein nicht direkt beabsichtigtes Lernen im Arbeitsvollzug (vgl.
Niedermair, 1997, S. 219). Welche Fähigkeiten erforderlich sind, um diese
Aufgaben in der Expliziten Weiterbildung wahrzunehmen, ist nunmehr zu klären.
2. Kompetenz und ihre für Trainer relevanten Facetten
2.1 Klärung des Kompetenzbegriffs
Für die Beantwortung der Frage, was einen guten Trainer in der Weiterbildung
ausmacht, erscheint der Begriff der Kompetenz aufschlussreich, weil er ,,auf
praktisches Handeln, konkrete Situationen und die Aktivität des Subjekts" verweist
(Hof, 2002a, S. 80). Alle diese Faktoren sind gegeben, wenn sich ein Trainer in
der Rolle des Seminarleiters befindet.
Von dem Begriff Kompetenz existiert eine Vielzahl von Definitionsversuchen, die
2002 in der Ausgabe 49 des Literatur- und Forschungsreports Weiterbildung
ansatzweise zusammen getragen wurden. Konstatiert wird eine inflationäre
Verwendung des Kompetenzbegriffs (vgl. Reischmann 2003, S. 2 / Faulstich 1996,
S. 367). Deren Ursprung liegt in der Attraktivität eines vielversprechenden aber

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
11
unklaren Begriffs der Raum für Interpretationen lässt und dessen normative
Grundaussage immer gleichzusetzen ist mit ,,gut" ( vgl. Reischmann 2003, S. 3).
Die sogenannte Kompetenzentwicklung, die den Begriff Weiterbildung ablösen
oder erweitern soll (vgl. Hof 2002a, S. 80 / Arnold 1998, S.105), erlebt eine große
Popularität in der berufspädagogischen Diskussion. Diese wird vor allem von
Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-Entwicklungs-Management
(QUEM) getragen. Allen bisherigen Versuchen der Beschreibung von Kompetenz
ist gemeinsam, dass sie den Begriff als solchen nicht exakt definieren (vgl.
Vonken, 2001, S. 504). Ursache dafür könnte die Anknüpfung an verschiedene
theoretische Bezugsrahmen sein, die Arnold mit dem Begriff ,,Traditionslosigkeit"
kennzeichnet (2002, S. 31). So beziehen sich zum Beispiel Erpenbeck/Heyse auf
Selbstorganisationstheorien wie Synergetik und Autopoiese (1999, S. 155),
während die Wurzel des Kompetenzbegriffs nach Meinung einiger Autoren bei
Chomsky (1969) in der Linguistik zu finden ist. In die Pädagogik wurde der Begriff
von Heinrich Roth eingeführt, der sich auf den Psychologen Whyte bezieht, der
bereits 1965 den Terminus ,,competence" benutzte (vgl. Nieke, 2002, S. 15).
Für die Verwendung des Kompetenzkonstruktes im Rahmen dieser Arbeit ist
jedoch zumindest eine Annäherung an eine Begriffsklärung notwendig. Deshalb
möchte ich auf den Vorschlag von Christiane Hof eingehen. Dieser weist
bestimmte Parallelen zu den Feststellungen von Jost Reischmann in ,,Zugänge zur
Kompetenzentwicklungsdebatte" auf. Die Ausführungen der beiden Autoren
können Ausgangspunkte zur Klärung oben genannter Frage darstellen.
Wirft man auf der Suche nach der Bedeutung von Kompetenz einen Blick in ein
Fremdwörterlexikon, dann wird deutlich, dass Kompetenz in Verbindung gebracht
wird mit Sachverstand, Fähigkeit und Zuständigkeit. ,,Damit ist (...) eine
Verbindung hergestellt zwischen Person und Umwelt, genauer zwischen dem
Wissen (Sachverstand) und dem Können (Fähigkeit) einer Person sowie der
Erlaubnis (Zuständigkeit) zur Handlungsdurchführung" (Hof, 2002a, S. 85). Das
heißt also, dass Kompetenz als ,,Fähigkeit, in Situationen unter Berücksichtigung
der personalen Handlungsvoraussetzungen und der äußeren
Handlungsbedingungen Ziele zu erreichen und Pläne zu realisieren" (ebd.)
einschließt, dass jemand begründen kann, warum er etwas tut. Denn er verfügt
über ein bestimmtes Wissen, das er, sofern es ihm erlaubt ist, in Handlungen zum
Ausdruck bringt (vgl. Reischmann, 2003a, S. 5f). Diese Handlung, in der

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
12
Kompetenz sichtbar wird, nannte Chomsky im Rahmen seiner
Transformationsgrammatik Performanz (vgl. Lenzen, 1998, S. 877). Von deren
Beobachtung wird vom Betrachter hypothetisch auf das Vorhandensein einer
inneren Disposition, einer Kompetenz geschlossen ( vgl. Reischmann, 2003, S. 4).
Insofern ist nach Hof ,,Kompetenz zu begreifen als relationaler Begriff. Er stellt
eine Beziehung her zwischen den individuell vorhandenen Kenntnissen
(deklaratives Wissen), den Fähigkeiten und Fertigkeiten (Können) und den
Motivationen und Interessen (Wollen) auf der einen Seite und den Möglichkeiten,
Anforderungen und Restriktionen der Umwelt auf der anderen Seite. Das Ausmaß,
in dem die Kompetenzrelationen dann in kontingenten Bedingungen realisiert
werden, macht die Performanz aus" (2002a, S.86).
Für das Zustandekommen von Performanz sind nach Reischmann drei Elemente
notwendig: Die Person muss über die Fähigkeiten verfügen. Es muss erlaubt und
möglich sein, dass sie die Handlung vollzieht und sie muss die notwendigen
materiellen Ressourcen zur Verfügung haben. ,,'Handlungsmöglichkeit' meint
dabei nicht einfache Routinefertigkeiten, sondern schließt Elemente wie
Komplexität, Selbständigkeit, an Standards orientierte Qualität, Verstehen und
Wissen ein und ist auf einen beschreibbar umrissenen Handlungskontext
bezogen" (Reischmann, 2003, S.11). Zusammengefasst lässt sich das in
folgender Tabelle ausdrücken:
Notwendige Elemente für "Kompetenz":
Agierende Person:
System-Kontext:
Ressourcen:
Fähigkeit=
Wissen + Verstehen +
Können + Wollen +
Selbstüberzeugtheit
Befugt, berechtigt,
zuständig,
Gelegenheit
Materielle Ausstattung
Reischmann, 2003, S. 11
Das bedeutet, dass nur innerhalb dieser Rahmenbedingungen (System-Kontext)
und ausgestattet mit den nötigen Materialien (Ressourcen) kompetentes
Trainerhandeln zustande kommen kann. Die vorliegende Arbeit bezieht sich vor
allem auf das erste Element von Kompetenz, das ebenso unabdingbar für
kompetentes Handeln ist, nämlich die in der agierenden Person, dem Trainer,
liegenden Faktoren. Es gilt herauszufinden, mit welchem Inhalt die Kompetenz-

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
13
Elemente Wissen, Verstehen, Können, Wollen und Selbstüberzeugtheit bezogen
auf externe Trainer zu füllen sind.
2.2 Berufliche Handlungskompetenz
Obwohl ,,das heutige Kompetenz-Angebot (...) seiner Fähigkeit und seiner
Fruchtbarkeit zur Theorienbildung weitgehend beraubt" ist (Geißler/Orthey, 2002,
S. 70), gelten Kompetenzbegriffe wie Sozialkompetenz oder Methodenkompetenz
,,als eingeführt" (Weinberg, 1996, S. 213). Der Begriff der beruflichen
Handlungskompetenz entstammt dem von Mertens geprägten Konzept der
Schlüsselqualifikationen, das ,,zwar die begrifflichen und konzeptionellen
Schwierigkeiten verstärkt" hat (Arnold, 2001, S. 27), aber auch eine ,,kritische
Transzendierung des ausschließlichen Denkens und Planens in fachlich
determinierten Lernkonzepten und Ausbildungsordnungen" (Weinberg, a.a.O., S.
212) darstellt.
Die berufliche Handlungskompetenz soll hier Erwähnung finden, weil sie allgemein
als Befähigung zu beruflichem Handeln, also auch dem von Trainern, angesehen
wird. Insofern kann eine Betrachtung ihrer Komponenten aufschlussreich dafür
sein, welches Wissen und welche Fähigkeiten für berufliches Handeln notwendig
sind.
Um die zunehmende Komplexität und Unbestimmtheit seiner beruflichen Umwelt
zu begreifen und durch ziel- und selbstbewusstes, flexibles, rationales, kritisch-
reflektiertes und verantwortliches Handeln zu gestalten, soll der Mensch über ein
bestimmtes Handlungsrepertoire, oder anders ausgedrückt, berufliche
Handlungskompetenz verfügen (vgl. Kaiser/Pätzold, 1999, S. 57). Dies gilt auch
für das berufliche Handeln von Trainern. So lassen sich zum Beispiel Seminare zu
Gesprächs- und Verhandlungsführung oder Methoden- und Arbeitstechniken, die
die für den Bereich Soft Skills ausgewählten Trainer bei der ZF Sachs AG planen
und durchführen, den Kompetenzbereichen Sozial- und Methodenkompetenz
zuordnen. Somit müssen sie in ihrem beruflichen Handeln darüber verfügen und
es ist gleichzeitig ihre Aufgabe, diese berufliche Handlungskompetenz oder Teile
davon, den Lernern in den Trainings zu vermitteln (vgl. Mangels, 1995, S. 53 und
Arnold/Schüßler, 2002, S. 128).

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
14
Lenzen definiert berufliche Handlungskompetenz als ,,die Gesamtheit und das
Zusammenwirken von Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz" (1998, S. 36).
Dabei umfassen die drei Kompetenzen jeweils Bündel spezifischer
Qualifikationen. Die Fachkompetenz vereint ,,materiale" Fähigkeiten wie
berufspraktische und allgemeinbildende Kenntnisse und Kulturtechniken in sich.
Unter Methodenkompetenz fallen formale Fähigkeiten im kognitiven und
psychomotorischen Bereich. Die Sozialkompetenz umfasst sozial-kommunikative
Fähigkeiten wie Kritikfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und
Kooperationsbereitschaft (vgl. Lenzen, a.a.O.).
Berufliche
Handlungskompetenz
Fach -
kompetenz
Methoden-
kompetenz
Sozial -
kompetenz
Bestandteile der Handlungskompetenz, Lenzen 1998, S. 38
Mit dieser Definition verwendet Lenzen ein anderes Kategoriensystem, als es
ursprünglich von Mertens vorgestellt wurde, und springt damit zwischen
unterschiedlichen Analyseebenen. Die Diskussion um das Konstrukt der
Schlüsselqualifikationen ist nicht systematisch verortet und präzisiert worden und
bleibt deshalb auf einer abstrakten Ebene stehen (vgl. Faulstich, 1997a, S. 150f).
Dessen ungeachtet wird in der wissenschaftlichen Literatur immer wieder Bezug
auf diese Kompetenzkategorien genommen. Faulstich selbst spricht bei seinen

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
15
Ausführungen zu Kompetenzen von ,,Lernvermittlern"
1
von Fach- , Methoden- und
Sozialkompetenz (siehe III. 2.4).
Trotz mangelnder theoretischer Fundierung gibt es einige Varianten, die Inhalte
der verschiedenen Kompetenzkategorien zu beschreiben. Verwiesen werden soll
hier auf die Ausdifferenzierung der Elemente von Fach-/Methoden-/Sozial- und
ergänzend Mitwirkungskompetenz nach Bunk (1994, S. 11). Dabei umfasst
Fachkompetenz Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten und
Methodenkompetenz Verfahrensweisen. Sozialkompetenz betrifft
Verhaltensweisen und Mitwirkungskompetenz beinhaltet Gestaltungsweisen.
Diese Kategorisierung wird von Erpenbeck/Heyse aufgegriffen und als Fach-
/Methoden-/Sozial- und personale Kompetenz weiterentwickelt (1996, S.42ff).
2.3 Professionelle pädagogische Kompetenz
Die allgemeine berufliche Handlungskompetenz soll nun durch ein Konzept
erweitert werden, das Nieke für die in pädagogischen Arbeitsfeldern tätigen
Personen erstellte und das auch für Trainer Gültigkeit besitzt, wenn man ihre unter
III. 1.2 genannten Tätigkeiten als pädagogische begreift. Er geht von der These
aus, dass es eine basale Struktur pädagogischer Kompetenz gibt, die in allen
Ausdifferenzierungen pädagogischer Professionen anzutreffen ist und in ihrer
Spezifik auch eine Abgrenzung zu anderen Professionen möglich macht (vgl.
Nieke, 2002, S. 14).
Eine Person kann dann als pädagogisch kompetent betrachtet werden, ,,wenn sie
erstens fähig ist, die gegebene Aufgabe auf der Basis des hierfür grundsätzlich zur
Verfügung stehenden (...) Fachwissens, das in der Erziehungswissenschaft und
deren Bezugsdisziplinen aufbereitet ist, zu bewältigen und zweitens auf der Basis
einer speziellen Berufsethik begründet weiß und entscheiden kann, was im
jeweiligen Fall im wohlverstandenen Interesse der anvertrauten Klientel zu tun und
zu unterlassen ist" (Nieke, 2002, S. 16).
1
Faulstich leitet diese Bezeichnung von der Entwicklung ab, dass sich die Trennung von Planen und
Unterrichten in der Erwachsenenbildung auflöst, wenn Lernen als selbsttätige Aneignung aufgefasst wird und
die dort Tätigen dies mikro- und makrodidaktisch vermitteln (vgl. Faulstich, 1999b, S. 188). Aus diesem
Kontext herausgelöst kann der Begriff aber hinsichtlich der in ihm nicht berücksichtigten Trennung von
Vermittlung und Aneignung kritisiert werden.

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
16
Für das Zustandekommen dieser professionellen pädagogischen Kompetenz
müssen sich vier Bestandteile verbinden: Gesellschaftsanalyse,
Situationsdiagnose, Selbstreflexion und professionelles Handeln.
1.Ziel
2. Analyse der
Handlungssituation
3. Plan
4. Handlungsdurchführung
· Direkte Interaktion
· Vermittlung von Inhalten
· Handeln in Organisationen
5. Evaluation
Professionelles
Handeln
A
Gesell-
schafts-
analyse
C Selbst-
reflexion
B Situationsdiagnose
Pädagogische Kompetenz, Nieke 2002, S. 23
Die Notwendigkeit einer Gesellschaftsanalyse ergibt sich aus der Tatsache, dass
pädagogische Aufgaben im gesellschaftlichen Zusammenhang stehen. Die
Bezugswissenschaften, die dabei helfen eine pädagogische Fragestellung zu
beantworten, sind vorrangig Soziologie, Politologie, Psychologie und weitere je
nach Problemstellung. Für professionelles pädagogisches Handeln bedingt dies
interdisziplinäres Denken und Informieren (vgl. Nieke, 2002, S 17). Pädagogisches
Handeln im Blick auf oder mit Personen in einer konkreten Lage bedarf einer
Situationsdiagnose: ,,relevante Bedingungen einer gegebenen Situation sollen
unter Verwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Erhebungsverfahren
intersubjektiv überprüfbar identifiziert und in ihrer Bedeutung für das
Handlungskonzept eingeordnet werden" (a.a.o., S. 18). Die bisherigen Vorschläge
für Situationsdiagnosen waren häufig auf eine bestimmte Handlungsklasse
bezogen. Für die gegebene Fragestellung ist dies das Seminargeschehen in der

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
17
Weiterbildung. Ein umfassendes Modell entwickelte Ziep mit seiner
handlungstheoretisch begründeten Theorie professionellen Dozentenhandelns.
Die dritte Komponente der pädagogischen Kompetenz, die Selbstreflexion, setzt
sich aus den Dimensionen des beruflichen Selbstkonzeptes und der
Selbstbetroffenheit zusammen. Die erste Dimension beinhaltet Gründe für die
Berufswahl, die Motivation zu dieser Tätigkeit, das Image des Berufsstandes, die
Effektivität des eigenen Tuns und andere Gesichtspunkte zur Selbsteinschätzung.
In der zweiten Dimension, der Selbstbetroffenheit, kommt die direkte Involviertheit
des Pädagogen oder Trainers in die pädagogische Situation zum Ausdruck. Seine
Persönlichkeit kann ein Werkzeug seiner beruflichen Tätigkeit sein. Deshalb
erfordert diese Tätigkeit von ihm eine permanente Selbstaufmerksamkeit (vgl.
Nieke, 2002, S. 21f).
Der vierte Bestandteil ist das professionelle Handeln. Im obigen Schaubild stellt es
das Dreieck in der Mitte des Kreises dar und ist somit das Zentrum der
Pädagogischen Kompetenz. Es setzt sich aus fünf Einzelschritten zusammen: der
Zielbestimmung, der Diagnose der Handlungssituation, der Entwicklung eines
Handlungsplanes, der Durchführung der pädagogischen Handlung und als letzter
Schritt, der Überprüfung des Handlungserfolges. Der vierte Schritt kann in drei
Modalitäten pädagogischen Handelns unterteilt werden: die direkte Interaktion, die
Vermittlung von Inhalten und das Handeln in Organisationen. Der berufliche Alltag
pädagogisch handelnder Personen umfasst meistens alle drei Handlungsformen.
Je nach dem Handlungsfeld, in dem sie sich bewegen, werden diese
richtungsspezifisch ausdifferenziert (vgl. a.a.O., S. 22ff). Im Fall der ZF Sachs AG
ist diese Richtung die Erwachsenenbildung und innerhalb dieser die betriebliche
Weiterbildung.
Wie das Schaubild zeigt, umgeben die Elemente Gesellschaftsanalyse,
Selbstreflexion und Situationsdiagnose das professionelle pädagogische Handeln
und ergeben so die gedankliche Planungs- und Reflexionsgrundlage dafür. Die
Zielbestimmung erfolgt vor dem Hintergrund der Gesellschaftsanalyse. Die
Einschätzung der persönlichen Verantwortung und Möglichkeiten geschieht in der
Selbstreflexion und die Situationsdiagnose bildet die Grundlage für die Schritte
zwei, vier und fünf des professionellen Handelns (vgl. a.a.O., S. 25).
Dieses Modell professionellen pädagogischen Handelns wurde von Nieke als
Beschreibung spezifisch pädagogischer Kompetenz in Abgrenzung zu anderen

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
18
Disziplinen im Rahmen der pädagogischen Professionalisierungsdebatte
entworfen. Die Frage nach den erforderlichen Kompetenzen von Trainern in der
Weiterbildung impliziert den Wunsch nach einer präskriptiven Antwort. Niekes
Modell kann insofern ein Schritt auf dem Weg zur Beantwortung dieser Frage sein,
als es den Idealfall pädagogischen Handelns skizziert, der einer normativen
Vorstellung entspringt.
2.4 Kompetenzen von ,,Lernvermittlern"
Eine gegenüber den bisher vorgestellten Modellen weitere Konkretisierung
pädagogischer Kompetenz stellen Faulstichs Ausführungen zu kompetentem
,,andragogischem Handeln"
2
dar, da sie sich speziell auf das Feld der
Erwachsenenbildung und damit auch der betrieblichen Weiterbildung beziehen.
Die Hauptfunktion der Erwachsenenbildung ist das Vermitteln von Inhalten. Dabei
sind die ,,Lernvermittler" sowohl auf der Ebene der Mikro- als auch der
Makrodidaktik tätig. Um zwischen Lerngegenstand und Lernendem zu vermitteln,
müssen sie über Fach-, Methoden-, Sozial- und Reflexive Kompetenz verfügen.
Faulstich lehnt sich damit an das Konzept der Schlüsselqualifikationen (siehe III.
2.2) an (vgl. Faulstich, 1999b, S. 194).
Fachkompetenz umfasst für ihn zweierlei: Zum einen eine fundierte Grundlage
wissenschaftlicher Kenntnisse über die Themen der zu bearbeitenden
Handlungsfelder. Zum anderen ,,eine spezifische Fachkompetenz bezogen auf
andragogische ,Wissensbestände' als eine fachliche Metakompetenz. Dies betrifft
Wissen über das Erwachsenenbildungssystem, Institutionen der Weiterbildung
sowie Lehren und Lernen" (ebd.). Differenziert beschreibt er diese Bereiche in
folgender Tabelle.
2
(vgl. Faulstich, 1999a, S. 20) Nach der Definition Reischmanns ist Andragogik als die Wissenschaft von der
Bildung Erwachsener und die Erwachsenenbildung als der Praxisbereich aufzufassen (vgl. Reischmann,
1996, S. 19). Eine direkte Verbindung des Begriffs andragogisch mit praktischem Handeln kann demnach als
Paradoxon kritisiert werden.

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
19
Lehren und Lernen in der Erwachsenenbildung
§
Lernen Erwachsener
§
Didaktik und Methodik
§
Biographie und Sozialisation
§
Adressatenbezug und Teilnehmerorientierung
Lernfelder und Institutionen der Weiterbildung
§
Betriebliche Weiterbildung und Personalentwicklung
§
Erwachsenenbildungsträger
§
Organisation/ Management/ Marketing
§
Weiterbildungsberatung und Supportstrukturen
Funktionsanforderungen und Entwicklungstendenzen des Weiterbildungssystems
§
Anforderungen und Funktionen der Erwachsenenbildung
§
Geschichte der Erwachsenenbildung
§
Politik, Ökonomie und Recht
§
Finanzen und Qualität
§
Zukunft der Erwachsenenbildung
§
Internationale Entwicklungen
Fachwissen für die Erwachsenenbildung, Faulstich, 1999a, S. 21
Unter Methodenkompetenz fallen didaktische, methodische, empirische und
organisatorische Fähigkeiten. Die Sozialkompetenz umfasst Verhaltensweisen
und Umgangsformen, die in Konflikt-, Kooperations- und
Kommunikationssituationen gleichberechtigtes Handeln möglich machen (vgl.
a.a.O., S. 22). Zusätzlich müssen ,,Lernvermittler", um über ihre Position und
Situation reflektieren zu können, über eine Ebene der Selbstklärung, also reflexive
Kompetenz, verfügen. Diese befähigt sie dazu, auf unterschiedliche Standpunkte
einzugehen, die eigene Position zu relativieren und eigene wie auch institutionelle
Interessen transparent zu machen (vgl. Faulstich, 1999b, S. 195).
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Niedermair, für den sich eine profunde
Trainingskompetenz aus dem Zusammenspiel fachlicher, sozialer, pädagogischer
und individual-personaler Kompetenzen zusammensetzt. Fachliche Kompetenz
umfasst für ihn u.a. Fachwissen und sachlogische Thematisierung. Soziale
Kompetenz beinhaltet zum Beispiel kommunikative Fähigkeiten und
Kooperationsbereitschaft. Pädagogische Kompetenz enthält neben anderem die
Gestaltung von Lehr-/ Lernprozessen und andragogische Verfahrenskompetenz.
Individual-personale Kompetenz schließt u.a. Einfühlungsvermögen und
Engagement ein (vgl. Niedermair, 1999, S. 66).

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
20
Des Weiteren sollten nach Faulstich ,,Lernvermittler" ihr Selbstverständnis im
Rahmen einer professionellen Ethik überdenken: ,,Handeln in der
Erwachsenenbildung erfordert immer auch Entscheidungen über Werte und Ziele.
Diese beruhen auf Ansprüchen der Lernenden, Anforderungen der Institutionen,
aber auch auf Einstellungen der Lehrenden selbst. Dies im Rahmen einer
professionellen Ethik zu bedenken und zu berücksichtigen ist eine der wichtigsten
reflexiven Kompetenzen" (Faulstich, 1999a, S. 22). Eine entsprechende
Berufsethik ist aber bisher kaum entwickelt (vgl. Faulstich, 1999b, S. 186).
Auch Siebert fordert in seinen Ausführungen über Professionalität in der
öffentlichen Erwachsenenbildung eine ethische Verantwortung gegenüber den
Teilnehmern (vgl. Siebert, 1990, S. 285).
Wenn man voraussetzt, dass ethisches Handeln nur in Freiheit und nur auf der
Ebene von Bewusstheit, also dem Nachdenken über das eigene Tun, möglich ist,
dann könnte folgende Reihe durch Plausibilität gestützter Maximen für die
Personalarbeit handlungsorientierend sein: Transparenz, Konsistenz,
Konsequenz, Offenheit, Realistik, Interessen, Konflikt, Dissens, Horizonte und
Toleranz (vgl. Faulstich, 1998b, S. 233ff). Für die Tätigkeit in der
Erwachsenenbildung geht er von folgenden Orientierungen aus:
Teilnehmerorientierung, Handlungsorientierung, Interessenbezug, Problembezug
und Methodenoffenheit (vgl. Faulstich, 1999b, S. 199f).
Wie unter II. 2 bereits ausgeführt, ist für ein erfolgreiches Training die
Kompatibilität des Selbstverständnisses des Trainers, also seiner beruflichen
Werte und Maximen, mit der Unternehmenskultur von Bedeutung.
Wie aber lässt sich die Beschaffenheit dieser beruflichen Haltung herausfinden?
Verschiedene Berufsverbände, darunter der Berufsverband der Verkaufsförderer
und Trainer (BDVT), formulieren ein Berufsbild, das als Leitlinie für ihre Mitglieder
gilt. Im Berufsbild des BDVT findet sich eine Reihe von ethischen Verpflichtungen,
die unter anderem Aussagen über das vertretene Menschenbild, die
Qualitätssicherung und die Abgrenzung zu bestimmten weltanschaulichen
Vereinigungen (Sekten) enthält (vgl. BDVT, 2002, S. 4f). Manche Trainer
formulieren in ihren Unterlagen Werte, an denen sie ihr berufliches Handeln
orientieren.

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
21
2.5 Zusammenführung der Kompetenzmodelle
Lenzens Modell allgemeiner beruflicher Handlungskompetenz setzt sich aus den
dazu notwendigerweise in der handelnden Person liegenden Fähigkeiten und
Wissensbeständen zusammen. Demgegenüber steht bei Niekes Modell
Pädagogischer Kompetenz nicht die handelnde Person, sondern das
professionelle Handeln im Mittelpunkt. Er benennt die dafür essentiellen Schritte
pädagogischen Vorgehens, die das Vorhandensein entsprechender Fähigkeiten
implizieren, und die Rahmenhandlungen, auf denen es basiert. Faulstichs
Ausführungen setzen sich mit den Kompetenzen, über die ein ,,Lernvermittler"
verfügen sollte, auseinander. Er konkretisiert das allgemeine
Handlungskompetenzmodell dadurch, dass er die Fach-, Methoden- und
Sozialkompetenzen nicht nur als Bestandteile benennt, sondern detailliert, auf den
Handlungskontext Erwachsenenbildung bezogen, beschreibt.
Eine Erweiterung, die Lenzens berufliche Handlungskompetenz nicht
berücksichtigt, enthalten die Ausführungen der beiden anderen Autoren. Gemeint
ist die reflexive Komponente. Nieke verlangt ebenso wie Faulstich eine
Selbstreflexion der handelnden Person wie auch die gedankliche Auswertung der
vollzogenen Handlung im gegebenen Institutions- und Gesellschaftskontext (vgl.
Faulstich, 1999a, S. 22 und Nieke, 2002, S. 21). Beiden Autoren fordern
außerdem eine professionellen Ethik, die das berufliche Handeln von
(Erwachsenen-) pädagogen fundiert und legitimiert (vgl. Faulstich, 1999b, S. 195f
und Nieke, 2002, S. 16).
Für die Beantwortung der Frage, über welche Kompetenzen Trainer in der
betrieblichen Weiterbildung verfügen sollten, bieten sich hier zwei unterschiedliche
Ansatzpunkte: Zum einen ermöglicht das Modell pädagogischer Kompetenz, das
Handeln von Trainern auf seine pädagogische Professionalität hin zu analysieren,
zum anderen können Trainer auf die von Faulstich geforderten Fach- , Sozial- und
Methodenkompetenzen hin betrachtet werden. Aus der Sicht von Reischmann ist
aber zu berücksichtigen, dass als zusätzliche Voraussetzung für kompetentes
Handeln der entsprechende System-Kontext und die notwendigen Ressourcen
vorhanden sein müssen.
Offen bleibt die Frage, ob und wie sich die erforderlichen Kompetenzen feststellen
und messen lassen. Darauf geht der Punkt IV. 1 ein.

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
22
Die bisher beschriebenen Modelle und Forderungen können Anhaltspunkte für
oben genannte Frage darstellen. Zu beachten ist dabei allerdings der Hinweis,
dass ,,die Frage nach pädagogischen Kompetenzen zunächst als Problem
divergierender Weisen der Realitätskonstruktion gefaßt werden (muss). (...) Jede
Auffassung von ,,pädagogischer Kompetenz bringt daher einen besonderen
Standort zum Ausdruck, von dem aus Weiterbildungspraxis in einer besonderen
Weise wahrgenommen und bewertet wird" (Schäffter, 1990, S. 307).
Die Legitimität einer Realitätskonstruktion zum Thema pädagogische Kompetenz
wird also erst durch die Relativierung der spezifischen Perspektive, der sie
entspringt, deutlich (vgl. ebd.).
Diese Arbeit hat nicht den Anspruch, eine ,,Außenperspektive", also
Generalisierungen und Objektivierungen zu entwickeln. Sie verfolgt das Ziel,
Trainerkompetenz als ,,Enkulturation implizit wirksamer Sinnzusammenhänge"
(a.a.O., S. 308) und damit als ,,Binnenperspektive" zu beschreiben.
2.6 Didaktische Kompetenz
Didaktik und Methodik werden von Faulstich als Bestandteile des Fachwissens für
die Erwachsenenbildung betrachtet (vgl. Faulstich, 1999a, S. 21). Da der
didaktischen Kompetenz eine besondere Bedeutung für die professionelle
Durchführung von Lehr-/Lernprozessen eingeräumt wird, soll hier gesondert auf
sie eingegangen werden.
Die Verfügbarkeit und Anwendung von didaktischen Repertoires ist
Voraussetzung für erwachsenenpädagogische Kompetenz. Erst durch ihre
Verfügbarkeit und die Fähigkeit zu ihrem kriterienorientierten Einsatz kann
kompetentes Handeln zustande kommen (vgl. Ziep, 1990, S. 198).
Döring unterscheidet nach Ziep folgende didaktische Repertoires: das didaktische
Verhaltens- und Handlungsrepertoire, das Methodenrepertoire und das Lehr- und
Sozialformrepertoire, das Lerntätigkeitsrepertoire, das Repertoire der
Lernerfolgskontrollen und das Medienrepertoire (vgl. Ziep, 1990, S. 195).
Fuhr definiert didaktische Kompetenz als die Befähigung, Veranstaltungen zu
planen, durchzuführen und nachzubereiten, womit er sie im Vergleich zu Döring
um die Vor- und Nachbereitung erweitert. Dazu gehören für ihn die Fähigkeiten
zur thematischen Analyse von Inhalten, zur zeitlichen Gliederung der

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
23
Veranstaltung, zum Einsatz der möglichen Figuren erwachsenenbildnerischen
Handelns, zum Umgang mit Medien und zur Erarbeitung und Auswertung von
Lernzielkontrollen. Ergänzend beschreibt er die makrodidaktische Kompetenz als
Fähigkeit zur Bestimmung der Themen, Eingangsvoraussetzungen der
Teilnehmer, der Lernziele und der Veranstaltungsformen und eventuell zur
Erstellung übergreifender Veranstaltungskonzepte oder -materialien (vgl. Fuhr,
1991, S. 140f).
Demgegenüber fassen Busian/Pätzold didaktische Kompetenz enger, nämlich als
,,die Fähigkeit der Lehrenden, Inhalte in Bezug auf die Lernenden auszuwählen,
auf ihr Lernniveau hin zu transformieren und nachhaltig zu lehren"
(Busian/Pätzold, 2002, S. 230).
In ihrer Delphi-Studie befragten Harteis/Prenzel Experten in der betrieblichen
Weiterbildung zu künftig notwendigen Kompetenzen von Weiterbildnern. Die
didaktische Kompetenz steht dabei neben drei anderen an der Spitze (vgl.
Harteis/Prenzel, 1998, S. 595). Da betriebliche Weiterbildner sich in ihrem
Aufgabenprofil von Trainern insofern unterscheiden, dass sie weniger als diese in
der Vermittlung tätig sind (vgl. Sorg-Barth, 2000, S. 26 und S. 28), dürfte die
Bedeutung der didaktischen Kompetenz für Trainer noch höher einzuschätzen
sein.
2.7 Qualifikation und ihre Abgrenzung zu Kompetenz
Der Ursprung des Qualifikationsbegriffes liegt in der Zeit der realistischen Wende
in der Erwachsenenbildung Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre. Durch die
Ausweitung des Engagements in der beruflichen Bildung, die Forderung nach
einer konsequenten Einführung von Zertifikaten, also insgesamt einer verstärkten
Ökonomisierung der Erwachsenenbildung, erstarkte der Qualifikationsbegriff und
verdrängte zunehmend den Bildungsbegriff (vgl. Vonken, 2001, S. 510f).
Es gibt zwei gegensätzliche Varianten, den Qualifikationsbegriff zu fassen.
Manche Autoren wählen die Gleichsetzung mit dem Kompetenzbegriff, andere
definieren Qualifikation in Abgrenzung zu ihm (vgl. Arnold, 1998, S. 105; Vogel
/Wörner, 2002, S. 82; Vonken, 2001, S. 504). So wird Kompetenz als
Selbstorganisationsdisposition bezeichnet, das heißt, sie betrachtet im Handeln
aktualisierbare sozial-kommunikative, aktionale und persönliche

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
24
Handlungsdispositionen. Qualifikation wird demgegenüber als allgemein
verbindliche Positionsbestimmung gesehen, die Metakognitionen als objektiv
darstellbare Bildungsdispositionen beschreibt, welche im Verhalten zum Tragen
kommen (vgl. Erpenbeck/Heyse, 1996, S. 36 und Erpenbeck/Weinberg, 1999, S.
144). Vogel/Wörner kritisieren dies jedoch als Kategorienfehler (2002, S. 83).
Arnold skizziert die Demarkationslinien zwischen den Begriffen:
Kompetenz
Qualifikation
Subjektbezogen
Bezogen auf die Erfüllung konkreter
Anforderungen
Umfasst die Person ganzheitlich
Meint Tätigkeitsbezogene Kenntnisse,
Fähigkeiten und Fertigkeiten (verengt)
Verweist auf
Selbstorganisationsfähigkeit des
Lernenden
Wird (in der Regel) in
fremdorganisierten Lernprozessen
vermittelt
Geöffnet für die Vermittlung von Werten Sachverhaltszentriert
Umfasst die Vielfalt der prinzipiell
unbegrenzten individuellen
Handlungsdispositionen
Auf zertifizierbare Elemente der
individuellen Handlungsfähigkeit
konzentriert
vgl. Arnold, 1998, S. 107f
Grund für diese Abgrenzung des Kompetenz- vom Qualifikationsbegriff ist die an
die Weiterbildung gerichtete, vor allem von wirtschaftlichen Interessen getragene
Forderung, sich nicht nur auf die Vermittlung formaler und materialer
Qualifikationen zu konzentrieren, sondern im Sinne eines veränderten
Verständnisses von Lernen und Bildung die Kompetenzentwicklung zu fördern
(vgl. Vonken, 2001, S. 514).
Diese Forderung kann dadurch begründet werden, dass sich bis in die 80er Jahre
Qualifikation auf ein fachliches, funktionales Verständnis bezog. Das heißt, um am
Arbeitsplatz handlungsfähig zu sein, war ein Beherrschen der entsprechenden
Technik und des jeweiligen Wissens notwendig. Durch rasche technologische und
arbeitsorganisatorische Veränderungen wurden neben den fachlichen
Qualifikationen auch extrafunktionale, also soziale, methodische und persönliche
Qualifikationen immer bedeutsamer (vgl. Sorg-Barth, 2000, S. 30f).
Der Qualifikationsbegriff wird ebenso wie der Kompetenzbegriff inflationär
verwendet. ,,Die Listen von Qualifikationsanforderungen wachsen ins Beliebige;
(...) ein Bezug zu bildungswissenschaftlichen Theorien ist weitgehend

III. Kompetenzen von Trainern in der betrieblichen Weiterbildung
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verlorengegangen" (Faulstich, 1998b, S.77). Für eine Begriffsklärung ist es
notwendig, nach der Grundfrage, die hinter seinem Verwendungszusammenhang
steht, zu suchen. Qualifikationen beziehen sich demnach immer auf eine
Beschreibung des Verhältnisses von Mensch und Arbeit. Und zwar derart, dass
man als Qualifikation das Entsprechungsverhältnis der individuellen
Voraussetzungen einer Arbeitskraft und den technischen und organisatorischen
Bedingungen des Arbeitsplatzes, seiner Mittel und Gegenstände, bezeichnet (vgl.
Faulstich, 1998b, S. 78). Hof charakterisiert Qualifikationen als das zur
Bewältigung konkreter Handlungserfordernisse notwendige deklarative und
prozedurale Wissen (vgl. Hof, 2002b, S. 153).
Wenn man von Qualifikationsvoraussetzungen spricht, dann bezeichnet das die
Relation zum Individuum und seinen Kompetenzen. Spricht man von
Qualifikationsanforderungen, dann beziehen sich diese auf Arbeitsplätze und die
dort zu erfüllenden Funktionen. Der Qualifikationsbegriff impliziert dadurch
unterschiedliche Valenzen (vgl. Faulstich, 1998b, S. 78). Die
Anforderungsperspektive wird im folgenden für die Auswahl von Trainern
Bedeutung erlangen (siehe IV 2.1 und V 3.3.1).
Kompetenz und Qualifikation sind nicht analytisch voneinander trennbar. ,,Das
Kompetenzgefüge ist der Impulsgeber für alle zum Ausdruck gebrachten
Fähigkeiten, einschießlich der als Qualifikationen ausgewiesenen" (Weinberg,
1996, S. 214).
Insofern können beide Begriffe, Qualifikation wie Kompetenz, Hinweise auf die in
der Person des Trainers liegenden Faktoren geben. Zu diesen erschließen sie
unterschiedliche Zugänge, wie der Punkt Qualifikationsfeststellung und
Kompetenzmessung zeigen wird.
Die Qualifikationen von Trainern sind uneinheitlich und heterogen, was einen
Vergleich schwierig macht. Niedermair befragte in einer empirischen Studie 77
österreichische Personalentwickler nach ihren Kriterien bei der Trainerauswahl
und stellte fest, dass fachlichen, pädagogischen und sozialen Qualifikationen eine
große Bedeutung zukommt (vgl. Niedermair, 1997, S. 221). Darauf, wie sich diese
Qualifikationen zusammen setzen und wie ihr Vorhandensein überprüft wird, geht
er in seinen Ausführungen allerdings nicht ein. Aufschluss darüber möchte im
folgenden der Punkt IV. 1.1 geben.

IV. Qualifikationsmessung, Kompetenzfeststellung und Konsequenzen für die Trainerauswahl
26
IV. Qualifikationsmessung, Kompetenzfeststellung und
Konsequenzen für die Trainerauswahl
1. Möglichkeiten und Grenzen der Qualifikationsmessung und
Kompetenzfeststellung
Kompetenzen und Qualifikationen werden als die Elemente angesehen, die die
berufliche Handlungsfähigkeit von Trainern manifestieren. Um Trainer von diesen
Kriterien geleitet auszuwählen, ist es notwendig, ihr Vorhandensein festzustellen.
Dabei müssen sich Kompetenzen und Qualifikationen nicht auf unterschiedliche
Fähigkeiten beziehen, ihre Trennung ist eine formale. Diese formale
Unterscheidung hat für ihre Erfassung Konsequenzen, wie sich im folgenden
zeigen wird.
1.1 Zertifikate als Indikator für Qualifikationen?
Was die Beschreibung und Erfassung von Qualifikationen angeht, sind die
Autoren sich weitgehend einig:
,,Konkrete Qualifikationen umfassen beschreibbares Wissen und eingrenzbare
Fähigkeiten, sie können direkt gemessen und zertifiziert werden"
(Erpenbeck/Heyse, 1996, S. 36). Sie sind erlern- und lehrbar, funktional und
lassen sich objektiv beschreiben (vgl. Vonken, 2001, S. 504).
,,Qualifikationen sind diejenigen Fähigkeiten, über die jemand verfügt und deren
Vorhandensein durch ein Zeugnis oder ein Zertifikat bescheinigt wird. Im
Qualifikationsbegriff werden Fähigkeiten und ihre rechtsförmige Bestätigung
miteinander verbunden" (Weinberg, 1996, S. 213).
Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse liefern formale Informationen, bei denen
unterstellt wird, dass der Erwerb spezifischer Qualifikationen erfolgt ist. Sie
scheinen damit die einfachsten Beschreibungsmöglichkeit dieses Wissens- und
Fähigkeitsbündels zu sein (vgl. Faulstich, 1998b, S. 83).
,,Die Ergebnisse von Qualifizierungsprozessen sind (...) internalisiert. Sie sind nicht
außerhalb der Person vorhanden, sondern werden nur durch ihre Handlungen

IV. Qualifikationsmessung, Kompetenzfeststellung und Konsequenzen für die Trainerauswahl
27
umgesetzt. Die Absolventen sind Träger der Effekte. Zertifikate dienen dann dazu,
ihren Inhabern Lernerfolge zu bescheinigen" (Faulstich, 1997a, S. 171).
Es gibt jedoch unterschiedliche Zertifikate, die aufgrund der Reputation der
ausstellenden Instanz in ihrer Aussagekraft verschieden bewertet werden.
Zertifikate können über überprüfbare Lerninhalte sowie
durch
Klassifikationssysteme, wie zum Beispiel Noten, über den erreichten Lernerfolg
Auskunft geben. Ebenso informieren sie über die Dauer der Lernmaßnahme,
darüber, bei welchen Personen Prüfungen abgelegt wurden und welche Institution
oder welchen Lernkontext der Inhaber besucht hat (vgl. Faulstich, 1997a, S. 173f).
Wenn man Kompetenzen und Qualifikationen als keine voneinander getrennten,
sondern sich gegenseitig einschließenden Wissens- und Fähigkeitsbündel
auffasst, dann bieten sich nach Erpenbeck/Heyse basierend auf Faulstichs
Zugriffsmöglichkeiten auf Kompetenzen (vgl. Faulstich, 1998b, S. 82)
verschiedene Bestimmungsmöglichkeiten über Qualifikationsanalysen an (vgl.
Erpenbeck/Heyse, 1999, S. 172f).
Es ist davon auszugehen, dass der Erhalt einer pädagogischen Qualifikation die
Internalisierung pädagogischer Fähigkeiten voraussetzt. Es kann also gefolgert
werden, dass der Besitzer eines dementsprechenden Zertifikates über sie verfügt.
Insofern ist die Frage aus der Überschrift, ob Zertifikate Indikatoren für
Qualifikationen darstellen, grundsätzlich zu bejahen.
1.2 Theoretische Grundlagen der Erfassung und Messung von Kompetenz
Als Voraussetzung für ihre Erfassung ist Kompetenz in einem fundierten
theoretischen Konzept einzuordnen (vgl. Faulstich, 1997b, S. 229).
Friede/Sonntag siedeln das Konzept der (Handlungs-) Kompetenz im Kontext der
Arbeitspsychologie an. Sie weisen auf folgende Definition von Ulich/Frei hin:
Handlungskompetenz ist die Gesamtheit aller internen Repräsentationen
(Schemata, Pläne, psychische Strukturen, Programme), die einer Person zur
Auseinandersetzung mit sich und ihrer Umwelt und zur Aneignung derselben zur
Verfügung steht (vgl. 1993, S. 38f). Damit ist nach Meinung von Faulstich ,,das
Kompetenzproblem dort verortet, wo es hingehört: Im Konzept von
Persönlichkeitstheorie" (1998b, S. 81). Zustimmend stellt Weiß ,,die Frage, was

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832488093
ISBN (Paperback)
9783838688091
DOI
10.3239/9783832488093
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg – Pädagogik, Philosophie, Psychologie
Erscheinungsdatum
2005 (Juni)
Note
1,3
Schlagworte
personalauswahlverfahren kompetenzfeststellung forschung training personalentwicklung
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Titel: Trainerkompetenz und Trainerauswahl
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