Herausforderung technologiegetriebene Produktentwicklung
Eine kritische Betrachtung ausgewählter Ansätze zur Kundenintegration
					
	
		©2005
		Diplomarbeit
		
			
				91 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Problemstellung:	
In Zeiten eines verschärften Wettbewerbes, einer zunehmenden Marktsättigung und eines Machtzuwachses auf Kundenseite gewinnt die Orientierung am Kunden zunehmend an Bedeutung. Eine wichtige Aufgabe des Unternehmens besteht folglich darin, die angebotenen Produkte an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Durch eine Erfüllung bzw. Übererfüllung dieser Bedürfnisse wird es dem Unternehmen möglich, zunächst Zufriedenheit und später Loyalität auf Seiten der Kunden aufzubauen. Die Kundenloyalität stellt einen zentralen Treiber des Unternehmenserfolges dar und beeinflusst somit die Zukunft des Unternehmens.
Entsprechend dieser Zusammenhänge ist es von großer Bedeutung, die Kunden möglichst früh in den Prozess der Produktentwicklung zu integrieren. Besteht für ein geplantes Produkt noch kein Markt, gestaltet sich dieses Unterfangen jedoch schwierig. Eine derartige Situation kann im Rahmen eines technology push auftreten.
Ein technology push umfasst die Entwicklung innovativer Problemlösungen auf Basis neuer naturwissenschaftlicher bzw. technologischer Erkenntnisse. Unternehmen sehen sich in diesem Kontext drei zentralen Herausforderungen gegenübergestellt. Erstens fällt es den Kunden schwer, Anforderungen an durch die neuen Technologien möglich werdende Produkte zu bilden. Sie sind in ihrer real world experience gefangen. Zweitens zeigt sich die vollständige und verständliche Artikulation der Anforderungen an neue Produkte problematisch. Es besteht sticky information auf Kundenseite. Drittens muss beachtet werden, dass die tatsächlich geäußerten Anforderungen auch korrekt identifiziert und in die Produktentwicklung integriert werden.
Die üblichen Methoden der Produktentwicklung und Marktforschung sind für die Bewältigung dieser Herausforderungen nur von begrenztem Nutzen. Quantitative Marktforschungsuntersuchungen etwa sind klassischerweise darauf ausgelegt, repräsentative Ergebnisse zu erzielen. Da der Markt für das geplante Produkt jedoch noch nicht existent ist, gilt es repräsentative Aussagen über eine zukünftige Grundgesamtheit zu treffen. Dies stellt eine schwer erfüllbare Aufgabe dar. Wird den Untersuchungen der heutige Kundenstamm zu Grunde gelegt, können zumeist nur inkrementelle Innovationen erzielt werden. Folglich bedarf es geeigneterer Methoden zur Bewältigung der Herausforderungen technologiegetriebener Produktentwicklung.
Als viel versprechend stellt sich hierbei das trial and error learning […]
	In Zeiten eines verschärften Wettbewerbes, einer zunehmenden Marktsättigung und eines Machtzuwachses auf Kundenseite gewinnt die Orientierung am Kunden zunehmend an Bedeutung. Eine wichtige Aufgabe des Unternehmens besteht folglich darin, die angebotenen Produkte an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Durch eine Erfüllung bzw. Übererfüllung dieser Bedürfnisse wird es dem Unternehmen möglich, zunächst Zufriedenheit und später Loyalität auf Seiten der Kunden aufzubauen. Die Kundenloyalität stellt einen zentralen Treiber des Unternehmenserfolges dar und beeinflusst somit die Zukunft des Unternehmens.
Entsprechend dieser Zusammenhänge ist es von großer Bedeutung, die Kunden möglichst früh in den Prozess der Produktentwicklung zu integrieren. Besteht für ein geplantes Produkt noch kein Markt, gestaltet sich dieses Unterfangen jedoch schwierig. Eine derartige Situation kann im Rahmen eines technology push auftreten.
Ein technology push umfasst die Entwicklung innovativer Problemlösungen auf Basis neuer naturwissenschaftlicher bzw. technologischer Erkenntnisse. Unternehmen sehen sich in diesem Kontext drei zentralen Herausforderungen gegenübergestellt. Erstens fällt es den Kunden schwer, Anforderungen an durch die neuen Technologien möglich werdende Produkte zu bilden. Sie sind in ihrer real world experience gefangen. Zweitens zeigt sich die vollständige und verständliche Artikulation der Anforderungen an neue Produkte problematisch. Es besteht sticky information auf Kundenseite. Drittens muss beachtet werden, dass die tatsächlich geäußerten Anforderungen auch korrekt identifiziert und in die Produktentwicklung integriert werden.
Die üblichen Methoden der Produktentwicklung und Marktforschung sind für die Bewältigung dieser Herausforderungen nur von begrenztem Nutzen. Quantitative Marktforschungsuntersuchungen etwa sind klassischerweise darauf ausgelegt, repräsentative Ergebnisse zu erzielen. Da der Markt für das geplante Produkt jedoch noch nicht existent ist, gilt es repräsentative Aussagen über eine zukünftige Grundgesamtheit zu treffen. Dies stellt eine schwer erfüllbare Aufgabe dar. Wird den Untersuchungen der heutige Kundenstamm zu Grunde gelegt, können zumeist nur inkrementelle Innovationen erzielt werden. Folglich bedarf es geeigneterer Methoden zur Bewältigung der Herausforderungen technologiegetriebener Produktentwicklung.
Als viel versprechend stellt sich hierbei das trial and error learning […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 8729 
Fingerle, Johanna: Herausforderung technologiegetriebene Produktentwicklung -
Eine kritische Betrachtung ausgewählter Ansätze zur Kundenintegration 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005  
Zugl.: Ludwig-Maximilians-Universität München, Diplomarbeit, 2005 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2005 
Printed in Germany
I 
INHALTSVERZEICHNIS 
Inhaltsverzeichnis...I 
Abbildungsverzeichnis...III 
Anhangsverzeichnis ... IV 
Abkürzungsverzeichnis... V 
1  Einleitung ...1 
1.1 Problemstellung...1 
1.2  Vorgehensweise ...4 
2  Bedeutung der Integration von Kunden in den Produktentwicklungs-
prozess ...5 
2.1  Charakteristika von Kunden des Konsumgüterbereichs und Kunden 
des Investitionsgüterbereichs ...5 
2.2  Chancen der Kundenintegration in den Produktentwicklungsprozess ...7 
2.3  Risiken der Kundenintegration in den Produktentwicklungsprozess...9 
2.4  Produktentwicklungsprozess ...11 
3  Technologiegetriebene Produktentwicklung ...13 
3.1  Grenzen klassischer Marktforschungsmethoden...13 
3.2  Zentrale Herausforderungen technologiegetriebener Produkt-
entwicklung...15 
3.2.1  ,,Real world experience" der Kunden ...15 
3.2.2 ,,Sticky needs" der Kunden...18 
3.3  Bewältigung der Herausforderungen technologiegetriebener 
Produktentwicklung durch Experimentieren ...20 
3.3.1  Grundlagen des Experimentierens ...20 
3.3.2  Iteratives Grundmodell des Experimentierens nach Thomke...23 
3.3.3  Überblick über die Methoden des Experimentierens ...26 
II 
3.3.4  Kriterien zur Bewertung der Methoden des  
Experimentierens...29 
4  Rapid Prototyping als Methode des Experimentierens...31 
4.1  Grundlagen des Rapid Prototyping...32 
4.2  Prozess des Rapid Prototyping ...34 
4.2.1  Erweiterung der ,,real world experience" ...34 
4.2.2  Abgreifen von ,,sticky user needs"...35 
4.2.3  Analyse der aufgedeckten Kundenbedürfnisse...37 
4.3  Kritische Würdigung ...41 
5  Toolkits als Methode des Experimentierens ...44 
5.1  Grundlagen der Toolkits ...45 
5.2  Zentrale Anforderungen an Toolkits ...47 
5.3  Entwicklung von Toolkits ...48 
5.4  Kritische Würdigung ...50 
6  Lead User als Methode des Experimentierens ...53 
6.1  Charakteristika von Lead Usern ...53 
6.2  Vorgehensweise der Lead User Methode ...54 
6.3  Kritische Würdigung ...58 
7  Schlussbetrachtung ...62 
7.1  Zusammenfassung ...62 
7.2  Ausblick ...64 
Anhang ...65 
Literaturverzeichnis... VI 
III 
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 
Abb. 1: Iteratives Grundmodell des Experimentierens nach Thomke...24 
Abb. 2: Kriterien zur Bewertung der Methoden des Experimentierens...30 
Abb. 3: Der Rapid Prototyping Prozess...34 
Abb. 4: Kundenanforderungen im Kano-Modell der Kundenzufriedenheit ...39 
IV 
ANHANGSVERZEICHNIS 
Anhang 1:  Zentrale Studien zu dem Zusammenhang von Erfahrungen und 
Problemlösungsverhalten... 65 
Anhang 2:  Hypothesentheorie der sozialen Wahrnehmung... 68 
Anhang 3:  Vorgehensweise des Empathic Design... 70 
Anhang 4:  Vorgehensweise der ZMET... 72 
Anhang 5:  Kano-Auswertungstabelle... 74 
V 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 
CDTM = 
Center 
for 
Digital 
Technology and Management 
CS-coefficient =  Customer Satisfaction Coefficient 
DBW = 
Die 
Betriebswirtschaft 
Marketing ZfP  =  Marketing Zeitschrift für Forschung und Praxis 
ZfB 
=  Zeitschrift für Betriebswirtschaft 
Zfbf = 
Schmalenbachs 
Zeitschrift für betriebswirtschaftliche  
Forschung 
ZMET = 
Zaltman 
Metaphor 
Elicitation Technique 
1 
1 Einleitung 
1.1 Problemstellung 
In Zeiten eines verschärften Wettbewerbes, einer zunehmenden Marktsättigung 
und eines Machtzuwachses auf Kundenseite gewinnt die Orientierung am  
Kunden zunehmend an Bedeutung. Eine wichtige Aufgabe des Unternehmens 
besteht folglich darin, die angebotenen Produkte
1 
an den Bedürfnissen der  
Kunden auszurichten. Durch eine Erfüllung bzw. Übererfüllung dieser Bedürf-
nisse wird es dem Unternehmen möglich, zunächst Zufriedenheit und später 
Loyalität auf Seiten der Kunden aufzubauen. Die Kundenloyalität stellt einen 
zentralen Treiber des Unternehmenserfolges dar und beeinflusst somit die  
Zukunft des Unternehmens. 
Entsprechend dieser Zusammenhänge ist es von großer Bedeutung, die  
Kunden möglichst früh in den Prozess der Produktentwicklung zu integrieren. 
Besteht für ein geplantes Produkt noch kein Markt, gestaltet sich dieses Unter-
fangen jedoch schwierig.
2
 Eine derartige Situation kann im Rahmen eines 
,,technology push"
auftreten.
3
 Ein ,,technology push" umfasst die Entwicklung 
innovativer Problemlösungen auf Basis neuer naturwissenschaftlicher bzw. 
technologischer Erkenntnisse.
4
 Unternehmen sehen sich in diesem Kontext drei 
zentralen Herausforderungen gegenübergestellt. Erstens fällt es den Kunden 
schwer, Anforderungen an durch die neuen Technologien möglich werdende 
Produkte zu bilden. Sie sind in ihrer ,,real world experience" gefangen.
5
Zweitens zeigt sich die vollständige und verständliche Artikulation der 
1
   Da sich eine klare Trennung von Produkt und Dienstleistung zunehmend schwierig gestal-
tet, vgl. hierzu bspw. Kotler/Bliemel (1999), S. 670, wird im Rahmen dieser Arbeit davon 
abgesehen, eine explizite Unterscheidung zu treffen. 
2
   Vgl. Lüthje (2000), S. 1. 
3
   Auf einem ,,technology push" basieren bspw. Produkte im Bereich von Lasern, Kernkraft-
werkstechnik und Kunststofftechnologie, vgl. Geschka (1988), S. 24. Zu detaillierteren Aus-
führungen zu einem ,,technology push" vgl. Pfeiffer (1971), S. 97ff. 
4
   Im Allgemeinen weisen entsprechende Entwicklungsaufgaben eine hohe Komplexität, Neu-
igkeit und Variabilität sowie eine geringe Strukturiertheit auf, vgl. Picot et al. (1988), S. 120. 
5
   Vgl. Leonard/Rayport (1997), S. 103; vgl. Hippel, v. (1988), S. 102f. 
2 
Anforderungen an neue Produkte problematisch.
6
 Es besteht ,,sticky 
information" auf Kundenseite.
7
 Drittens muss beachtet werden, dass die tat-
sächlich geäußerten Anforderungen auch korrekt identifiziert und in die  
Produktentwicklung integriert werden.
8 
Die üblichen Methoden der Produktentwicklung und Marktforschung sind für die 
Bewältigung dieser Herausforderungen nur von begrenztem Nutzen. Quantitati-
ve Marktforschungsuntersuchungen etwa sind klassischerweise darauf ausge-
legt, repräsentative Ergebnisse zu erzielen. Da der Markt für das geplante Pro-
dukt jedoch noch nicht existent ist, gilt es repräsentative Aussagen über eine 
zukünftige Grundgesamtheit zu treffen. Dies stellt eine schwer erfüllbare Aufga-
be dar. Wird den Untersuchungen der heutige Kundenstamm zu Grunde gelegt, 
können zumeist nur inkrementelle Innovationen erzielt werden.
9
 Folglich bedarf 
es geeigneterer Methoden zur Bewältigung der Herausforderungen technolo-
giegetriebener Produktentwicklung. 
Als viel versprechend stellt sich hierbei das ,,trial and error learning" bzw. das 
Experimentieren dar. Das Experimentieren kann als iterativer Prozess, aus den 
Schritten ,,Design", ,,Build", ,,Run" und ,,Analyze", betrachtet werden.
10
 Im Zuge 
des Experimentierens wird es möglich, zu einem frühen Zeitpunkt im Entwick-
lungsprozess, wichtige Informationen über Funktionalität und Herstellbarkeit 
des neuen Produktes zu erhalten. Zudem wird deutlich, inwieweit das Produkt 
den Kundenanforderungen gerecht wird.
11
 Entwicklungskosten sowie Entwick-
lungszeit können verringert werden.
12
 Das Experimentieren ist als abstrakte 
Vorgehensweise zu verstehen. Eine Umsetzung erfolgt im Zuge konkreter Me-
thoden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden drei Methoden beleuchtet. 
6
   Der Neuigkeitsgrad, der durch die Technologien möglich werdenden Produkte, bestimmt 
sich im Kontext der vorliegenden Arbeit aus der Wahrnehmung des Kunden. Es handelt 
sich um eine kognitive Neuheit, vgl. Specht (1979), S. 47. 
7
   Vgl. Hippel, v. (1994), S. 430ff. 
8
   Vgl. Möller et al. (2003), S. 313; vgl. Lüthje (2000), S. 314. 
9
   Vgl. Lüthje (2000), S. 21f. 
10
   Vgl. Thomke (1998), S. 744f. 
11
   Vgl. Thomke/Bell (2001), S. 310. 
12
   Vgl. Thomke (1998), S. 743. 
3 
Die erste Methode stellt das Rapid Prototyping dar. ,,Rapid prototyping is used 
by developers to quickly generate an inexpensive, easy to modify (and often 
physical) prototype that can be tested against the actual use environment and 
allows ,,real" experimentation."
13
 Bedeutend ist hierbei, dass dem Kunden die 
Möglichkeit gegeben wird, im Rahmen der Nutzung von Prototypen, konkrete 
Erfahrungen zu sammeln, die dabei helfen, seine ,,real world experience" zu 
erweitern. Zudem wird durch den zusätzlichen Einsatz von speziellen Markt-
forschungsmethoden ein ,,semantic space" geschaffen, innerhalb dessen der 
Kunde leichter seine ,,sticky needs" artikulieren kann.
14
Die zweite Methode zur Überwindung der Herausforderungen technologie-
getriebener Produktentwicklung stellt der Einsatz von Toolkits dar. ,,Toolkits for 
user innovation is an emerging alternative approach in which manufacturers 
actually abandon the attempt to understand user needs in detail in favor of 
transferring need-related aspects of product and service development to  
users."
15
 Indem den Kunden von Seiten des Unternehmens die technischen 
Möglichkeiten zur Umsetzung innovativer Ideen bereitgestellt werden, kann der 
Entwicklungsprozess zu großen Teilen auf Kundenseite stattfinden. Eine Über-
tragung der ,,sticky user information" ist nicht mehr nötig, die Schnittstellen zwi-
schen Unternehmen und Kunden können reduziert werden.
16
Die dritte Methode besteht in dem Lead User Ansatz. Lead User zeichnen sich 
nach von Hippel
17
 durch zwei zentrale Eigenschaften aus. Zum einen haben 
Lead User bereits heute Bedürfnisse, welche die Masse der Anwender erst in 
Zukunft verspüren wird. Lead User können demnach bei der Prognose künftiger 
Bedürfnisse von großer Hilfe sein. Zum anderen profitieren Lead User stark von 
der Entwicklung neuer Produkte. So haben viele bereits Prototypen entwickelt. 
Eine Umsetzung der Bedürfnisse in konkrete Produktanforderungen ist dem-
nach teilweise schon erfolgt. 
13
   Thomke (1998), S. 747. 
14
   Vgl. Möller et al. (2003), S. 314. 
15
   Hippel, v./Katz (2002), S. 821. 
16
   Vgl. ebenda, S. 823f. 
17
   Vgl. Hippel, v. (1988), S. 107. 
4 
Zentrale Aufgabenstellung der vorliegenden Arbeit ist, die Herausforderungen 
technologiegetriebener Produktentwicklung, insbesondere die begrenzte ,,real 
world experience" der Kunden und die ,,stickiness" von Kundenanforderungen, 
zu beleuchten. Des Weiteren gilt es, das Experimentieren und dessen konkrete 
Ausgestaltungen als Lösungsansatz vorzustellen und deren Eignung zur Über-
windung der dargestellten Herausforderungen zu bewerten. 
Folgende Fragen sind dabei von besonderem Interesse: 
- Wie äußert sich die Gefangenheit in der ,,real world experience" und worin  
liegen die Ursachen dieser Gebundenheit an das Vertraute? Wodurch zeich-
net sich ,,sticky information" aus? 
- Wie gestaltet sich das ,,trial and error learning" und welche prinzipiellen Mög-
lichkeiten zur Überwindung der Herausforderungen technologiegetriebener 
Produktentwicklung sind ihm inhärent? Welche konkreten Methoden sind mit 
dem Experimentieren verbunden? 
- Sind die dargestellten Methoden des Experimentierens vorteilhaft? Welche 
Risiken bzw. Nachteile bestehen? 
1.2 Vorgehensweise 
Das erste Kapitel der vorliegenden Arbeit dient der Darlegung von Problemstel-
lung und Vorgehensweise.  
Im  zweiten Kapitel wird auf die Motivation der Integration von Kunden in den 
Produktentwicklungsprozess  eingegangen. Hierzu gilt es zunächst eine Unter-
scheidung zwischen Kunden des Konsumgüterbereichs und des Investitions-
güterbereichs zu treffen. Es erweist sich als sinnvoll, für den weiteren Verlauf 
der Arbeit eine Fokussierung auf den Konsumgüterbereich vorzunehmen.  
Weiter werden zentrale Chancen und Risiken der Kundenintegration für Herstel-
ler und Kunden dargestellt. Es folgt ein kurzer Einblick in die typische Gestal-
tung des Produktentwicklungsprozesses. 
Das dritte Kapitel widmet sich der technologiegetriebenen Produktentwicklung. 
Die zentralen Herausforderungen dieser Vorgehensweise werden dargelegt und 
das Experimentieren, als Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen, vor-
gestellt. Es folgt ein Überblick über drei zentrale Methoden des Experimentie-
rens. Abschließend werden Bewertungskriterien, die der kritischen Bewertung 
der einzelnen Methoden dienen, erarbeitet. 
5 
In den Kapiteln vier, fünf und sechs werden die ausgewählten Methoden des 
Experimentierens  Rapid Prototyping, Toolkits und Lead User  näher be-
leuchtet. Zudem erfolgt eine kritische Betrachtung des jeweiligen Beitrags zur 
Überwindung der Herausforderungen technologiegetriebener Produktentwick-
lung. 
Die Arbeit endet in Kapitel sieben mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse 
sowie einem Ausblick. 
2  Bedeutung der Integration von Kunden in den Produkt-
entwicklungsprozess 
Im Zuge verschärften Wettbewerbes und zunehmender Macht auf Kundenseite, 
nimmt die Bedeutung der Kundenorientierung stetig zu. Für die Zukunftsfähig-
keit eines Unternehmens ist es daher zentral, die angebotenen Produkte an den 
Anforderungen und Erwartungen der Kunden auszurichten. Um dies realisieren 
zu können, bietet es sich an, Kunden möglichst frühzeitig in den Produkt-
entwicklungsprozess zu integrieren. 
Im Rahmen des vorliegenden Kapitels werden zunächst Kunden des Konsum-
güterbereichs von Kunden des Investitionsgüterbereichs abgegrenzt (2.1).  
Weiter werden die im Allgemeinen mit der Integration von Kunden in den Pro-
duktentwicklungsprozess verbundenen Chancen (2.2) und Risiken (2.3) erör-
tert. Abschließend erfolgt eine kurze Auseinandersetzung mit der typischen 
Gestaltung eines Entwicklungsprozesses (2.4). 
2.1  Charakteristika von Kunden des Konsumgüterbereichs und Kunden 
des Investitionsgüterbereichs 
Eine Diskussion der Kundenintegration in den Produktentwicklungsprozess er-
fordert eine separate Betrachtung von Kunden des Investitionsgüterbereichs 
und Kunden des Konsumgüterbereichs.
18
 Generell kann davon ausgegangen 
werden, dass Kunden des Konsumgüterbereichs über ein geringeres Exper-
tenwissen als Kunden des Investitionsgüterbereichs verfügen. Dies lässt  
sich anhand der notwendigen Auseinandersetzung mit einer Vielzahl an  
18
   Eine Unterscheidung von Konsum- und Investitionsgüterbereich soll im Rahmen der vorlie-
genden Arbeit anhand der Zielgruppe, d.h. organisationale vs. private Nachfrager, erfolgen, 
vgl. Backhaus (1995), S. 7f.; vgl. Lüthje (2000), S. 31. 
6 
unterschiedlichsten Konsumproblemen begründen. Den von Kunden des  
Investitionsgüterbereichs gelieferten Informationen kann demnach eine größere 
Bedeutung beigemessen werden. Des Weiteren zeichnen sich Kunden des  
Investitionsgüterbereichs durch eine höhere Motivation zur Teilnahme an der 
Produktentwicklung aus.
19
 Kunden des Konsumgüterbereichs hingegen verste-
hen ihre Rolle eher als passiv.
20
Der Konsumgüterbereich ist durch einen zumeist indirekten Kontakt von Her-
steller und Kunde gekennzeichnet. Der Einsatz von Absatzmittlern erschwert 
es, Informationen zu Anforderungen und Erwartungen der Kunden zu erlangen. 
Bedürfnisse von Seiten der Kunden werden häufig nicht erfasst bzw. nicht an 
den Hersteller weitergegeben, da der Handel eigene Interessen verfolgt. Die 
Identifikation von Kundenbedürfnissen im Investitionsgüterbereich gestaltet sich 
hingegen einfacher. Der Investitionsgüterbereich ist durch den Direktvertrieb 
geprägt, es herrschen langjährige und feste Beziehungen zu den Kunden vor. 
Etwaige Probleme können direkt von dem Kunden erfragt bzw. von diesem an 
den Hersteller weitergegeben werden.
21
Der dargestellten Priorisierung von Kunden des Investitionsgüterbereichs zur 
Integration in den Produktentwicklungsprozess entgegen, soll im Rahmen der 
vorliegenden Arbeit eine Fokussierung auf Kunden des Konsumgüterbereichs 
erfolgen. Dies beruht auf der Annahme, dass sich eher Kunden des Konsum-
güterbereichs als Kunden des Investitionsgüterbereichs den Herausforderungen 
technologiegetriebener Produktentwicklung gegenüber sehen. Diese Vermu-
tung wird zum einen durch die bereits erwähnte Auseinandersetzung mit einer 
Vielzahl an unterschiedlichen Konsumproblemen gestützt. Eine Konzentration 
des Kunden auf die Lösung eines oder weniger Probleme ist kaum möglich, 
eine Erweiterung der ,,real world experience" bezüglich der wahrgenommenen 
Probleme bleibt ihm weitestgehend verwährt. Zum anderen basiert die dar-
gestellte Annahme auf einem im Konsumgüterbereich vorherrschenden hohen 
19
   Vgl. Czerwonka et al. (1976), S. 162; vgl. Hansen (1982), S. 35; vgl. Hansen/Raabe (1991), 
S. 172; vgl. Kirchmann (1994), S. 81; vgl. Schuh (1991), S. 10. 
20
   Vgl. Czerwonka et al. (1976), S. 147. 
21
   Vgl. Geschka (1988), S. 28. 
7 
Anteil emotionaler Anforderungen.
22
 Diese Anforderungen sind häufig durch 
eine gewisse ,,stickiness" geprägt, eine Artikulation fällt schwer. 
2.2  Chancen der Kundenintegration in den Produktentwicklungsprozess 
Chancen der Beteiligung von Kunden an der Entwicklung einer Problemlösung 
bestehen sowohl auf Kunden- als auch auf Herstellerseite. Diese Potenziale gilt 
es zu erfassen und auszuschöpfen.
23
 Hierzu ist eine, der jeweiligen Situation 
entsprechende, optimale Gestaltung der Kundenintegration notwendig. Stell-
schrauben hierfür stellen u.a. Zeitpunkt, Art und Intensität der Integration,  
Fähigkeit und Bereitschaft der Kunden, die passenden Informationen zu liefern 
sowie Art und Ausmaß der Information, die auf Kundenseite notwendig sind, 
dar.
24
Chancen auf Kundenseite 
Eine Beteiligung an der Produktentwicklung ist für den Kunden durch eine Viel-
zahl an hiermit verbundenen Chancen motiviert. Zentralen Beweggrund der Be-
teiligung stellt die Lösung wahrgenommener Anwendungsprobleme dar. Dem 
Kunden ist es zumeist nicht möglich, im Rahmen seiner eigenen Ressourcen, 
adäquate Lösungen zu schaffen. Es erweist sich demnach als notwendig, mit 
einem Hersteller zu interagieren. Im Zuge dieser Zusammenarbeit kann der 
Kunde sowohl für ihn bedeutende Produkteigenschaften durchsetzen, als auch 
für ihn unnötige kostenaufwändige Produkteigenschaften vermeiden.
25 
Des 
Weiteren besteht für den Kunden die Möglichkeit, an Wissen zu gewinnen. An 
dieser Stelle gilt es festzuhalten, dass der Hersteller eher über technologie-
bezogene, der Kunde hingegen vielmehr über nutzungsbezogene Informationen 
verfügt.
26
 Im Rahmen dieser Situation ,,(...) ist ein beidseitiger Lernprozeß  
erforderlich, bei dem die beiden Parteien ihre Informationsdefizite ausgleichen 
22
   Vgl. Geschka (1988), S. 28. 
23
   Vgl. Leonard-Barton (1995), S. 94. 
24
   Vgl. Campbell/Cooper (1999), S. 509; vgl. Gruner (1997), S. V; vgl. Leonard-Barton (1995), 
S. 95. 
25
   Vgl. Kirchmann (1994), S. 33. 
26
   Vgl. Gemünden (1980), S. 27; vgl. Gemünden (1981), S. 30f. 
8 
und ihrem Gegenüber das jeweils fehlende Wissen vermitteln".
27
 Folglich wird 
dem Kunden relevantes technologiebezogenes Wissen von Seiten des Herstel-
lers zur Verfügung gestellt. Zudem entsteht im Rahmen der Zusammenarbeit 
neues Wissen.
28 
Weiter zeigt sich eine frühzeitige Auseinandersetzung des 
Kunden mit der neuen Problemlösung als positiv. Es können früh Erfahrungen 
gesammelt und potenzielle Nutzungsmöglichkeiten durchdacht werden. Dies 
liefert eindeutige Vorteile bei Handhabung und Instandhaltung des neuen Pro-
duktes.
Darüber hinaus ist eine Partizipation des Kunden am Entwicklungspro-
zess mit finanziellen Anreizen verbunden. Zum einen besteht die Option einer 
finanziellen Entschädigung des Kunden für seine Anstrengungen. Zum anderen 
können durch den Einsatz der neuartigen Problemlösung Kosteneinsparungen 
realisiert werden.
29
 Außerdem kann der Kunde von einer geringeren Anzahl an 
Fehlentwicklungen profitieren. Die bei einer Fehlentwicklung entstandenen  
Kosten werden üblicherweise auf die Verkaufspreise weiterer Produkte im  
Portfolio des Herstellers umgelegt. Dies kann durch die Integration von Kunden 
und die damit verbundene verbesserte Erfüllung von Anforderungen verhindert 
werden.
30
Chancen auf Herstellerseite 
Die Integration von Kunden in die Produktentwicklung ist auch auf Hersteller-
seite durch mehrere Faktoren motiviert. 
Hersteller sehen sich heutzutage hohen Forschungs- und Entwicklungsausga-
ben sowie großen Risiken möglicher Fehlentwicklungen gegenübergestellt.
31
Die Zusammenarbeit mit Kunden soll diese Risiken vermindern.
32
 Dies ist mög-
lich, indem der Hersteller Zugang zu relevanten nutzungsbezogenen Informa-
tionen des Kunden erlangt bzw. neues Wissen im Rahmen der Zusammen-
arbeit entsteht. Der Wissenszugewinn stellt demnach auch auf Herstellerseite 
27
   Gemünden (1981), S. 31; vgl. Gemünden (1980), S. 27. 
28
   Vgl. Kirchmann (1994), S. 33. 
29
   Vgl. ebenda, S. 35f. 
30
   Vgl. Hansen/Raabe (1988), S. 3. 
31
   Vgl. Crawford (1977), S. 51; vgl. Gruner (1997), S. VIII; vgl. Trommsdorff (1991), S. 179. 
32
   Vgl. Hansen/Raabe (1988), S. 4; vgl. Kirchmann (1994), S.33. 
9 
eine bedeutende Motivation dar. Durch die frühzeitige Integration des Kunden 
und dessen Wissen in die Produktentwicklung kann eine gesteigerte Akzeptanz 
der erzielten Ergebnisse von Kundenseite bewirkt werden.
33
 Die Wahrschein-
lichkeit, ein Produkt am Zielmarkt vorbeizuentwickeln, sinkt. Kostspielige und 
zeitaufwändige nachträgliche Anpassungen des Produktes an Kundenanforde-
rungen können vermieden werden.
34
 Zusätzlich kann durch die Integration von 
Kunden in den Entwicklungsprozess die Effektivität des Prozesses an sich  
gesteigert und damit auch ein schnelleres ,,time to market" realisiert werden.
35
Wie implizit bereits angedeutet, besteht die zentrale Motivation der Kunden-
integration durch den Hersteller in der Steigerung der Kundenzufriedenheit.  
Diese positive Wirkung resultiert zum einen aus der Wertschätzung, die dem 
Kunden durch die Integration von Seiten des Herstellers entgegengebracht 
wird. Zum anderen wird es durch den Zugang zu nutzungsbezogenen Informa-
tionen leichter möglich, bestehende Erwartungen an die neue Problemlösung 
von Kundenseite zu erfüllen bzw. überzuerfüllen. Basierend auf einer hohen 
Kundenzufriedenheit entstehen zunehmend Loyalität und Vertrauen bei den 
Kunden. Langfristig gesehen hat dies positive Auswirkungen auf Umsatz, Ge-
winn, Rendite und Unternehmenswert. Dies liegt u.a. in gesicherten künftigen 
Cash Flows, sinkenden Transaktionskosten und einer geringeren Preiselastizi-
tät auf Kundenseite begründet. Des Weiteren steigern sich Einkaufsvolumen 
und -häufigkeit, es besteht ein Cross-Selling Potenzial. Folglich gilt es festzu-
halten, dass durch die frühzeitige Integration von Kunden in den Entwicklungs-
prozess Kundenzufriedenheit generiert werden kann, die langfristig gesehen 
einen entscheidenden Beitrag zum Überleben des Unternehmens leistet.
36
2.3  Risiken der Kundenintegration in den Produktentwicklungsprozess 
Generell kann davon ausgegangen werden, dass die Risiken einer Kunden-
integration in die Produktentwicklung als eher gering einzustufen sind. Darüber 
hinaus üben die Nachteile keinen negativen Einfluss auf den Erfolg eines neuen 
33
   Vgl. Hansen/Raabe (1991), S. 173; vgl. Leonard-Barton (1995), S. 92; vgl. Schuh (1991), 
S.6. 
34
   Vgl. Campbell/Cooper (1999), S. 509; vgl. Hansen (1982), S. 30; vgl. Schuh (1991), S. 6f. 
35
   Vgl. Campbell/Cooper (1999), S. 508. 
36
   Vgl. Heskett et al. (1994), S. 164ff.; vgl. Matzler/Hinterhuber (1998), S. 26. 
10
Produktes aus.
37
 Dementsprechend kann angenommen werden, dass die 
Chancen einer Kundenintegration die Nachteile dieser überwiegen. 
Risiken auf Kundenseite 
Die mit einer Integration von Kunden in die Produktentwicklung verbundenen 
Nachteile beziehen sich u.a. auf den hohen Zeitaufwand, der beispielsweise mit 
der Erarbeitung und Präsentation von Vorschlägen für neue Produkte 
verbunden ist. Für den geleisteten Einsatz erfolgt unter Umständen kein finan-
zieller Ausgleich.
38
 Des Weiteren sieht sich der an der Produktentwicklung be-
teiligte Kunde einem Trittbrettfahrerproblem gegenübergestellt, da weitere  
Kunden von seinen Beiträgen zur Lösungsgestaltung profitieren, ihn dafür  
jedoch nicht belohnen.
 39
Risiken auf Herstellerseite 
Generell besteht im Rahmen der Kundenintegration die Gefahr, vorwiegend 
inkrementelle Innovationen hervorzubringen, die lediglich mit einem geringen 
und kurzfristigen Erfolgspotenzial verbunden sind. ,,Beim Verwender existieren 
Barrieren, so daß man ein Festhalten am Status quo vorzieht oder nur kleinere 
Innovationsschritte wagt."
40
 Darüber hinaus können Zielkonflikte zwischen tech-
nologiebezogenen Anforderungen des Herstellers und nutzungsbezogenen  
Anforderungen des Kunden auftreten.
41
 Zudem ist Konfliktpotenzial im ,,Not  
Invented Here"-Syndrom zu sehen. Daneben ist ein Abfluss von schützenswer-
ten Informationen an die Konkurrenz denkbar.
42
 Ein weiteres Risiko stellt die 
Verteilung von Rechten an geistigem Eigentum dar. Der Hersteller muss sich 
eventuell dazu verpflichten, Lizenzgebühren, Beteiligungen am Innovations-
gewinn oder entsprechende Abfindungen an den Kunden zu entrichten. Hierzu 
bedarf es allerdings eines neuartigen und eigenständigen Beitrags des Kunden 
37
   Vgl. Gruner (1997), S. 67. 
38
   Vgl. Leonard-Barton (1995), S. 96f. 
39
   Vgl. Hansen (1982), S. 35. 
40
   Gemünden (1981), S. 31. 
41
   Vgl. Kirchmann (1994), S. 28. 
42
   Vgl. ebenda, S. 29f.; vgl. Schuh (1991), S. 10. 
11
zur Produktentwicklung.
43
 Zusätzlich kann es zu einer Vernachlässigung des 
unternehmensinternen nutzungsbezogenen Wissensaufbaus und damit zu einer 
gewissen Abhängigkeit vom Kunden kommen.
44
 Für den Hersteller ist es essen-
tiell, sich dem Kunden gegenüber aufgeschlossen zu zeigen, um die Beziehung 
zu diesem nicht zu gefährden. Die im Rahmen der Zusammenarbeit gewonne-
nen Informationen sollten für den Markt im Allgemeinen einsetzbar sein.
45
2.4 Produktentwicklungsprozess 
Nachdem in der vorangegangenen Darstellung ausführlich auf die Bedeutung 
der Kundenintegration in die Produktentwicklung eingegangen wurde, soll nun 
eine Auseinandersetzung mit dem Produktentwicklungsprozess an sich erfol-
gen. Generell kann davon ausgegangen werden, dass Aufbau und Ablauf des 
Produktentwicklungsprozesses in Abhängigkeit zu der jeweiligen Branche ste-
hen. Eine Differenzierung ist vor allem in Hinblick auf die Konsum- und  
Investitionsgüterbranche sinnvoll. Ursache hierfür sind unterschiedliche Stück-
zahlen, Fertigungstechniken und Kundenanforderungen.
46
In der Literatur finden sich eine Vielzahl unterschiedlicher Vorstellungen über 
den Aufbau eines Produktentwicklungsprozesses wieder.
47
 Die Anzahl an  
Prozessphasen ist dabei von der unterschiedlich starken Ausgestaltung einzel-
ner Aktivitäten abhängig. Eine geeignete Darstellung des Produktionsprozesses 
sollte zum einen eine klare Abgrenzung verschiedener Aktivitäten ermöglich, 
zum anderen jedoch auch Übersichtlichkeit bewahren.
48
43
   Vgl. Hansen/Raabe (1988), S. 16f. 
44
   Vgl. Campbell/Cooper (1999), S. 509; vgl. Kirchmann (1994), S. 30f. 
45
   Vgl. Hansen (1982), S. 35; vgl. Leonard-Barton (1995), S. 96. 
46
   Vgl. Geuer (1996), S. 6. 
47
   Vgl. Connell/Shafer (1989), S. 73; vgl. Geuer (1996), S. 9ff.; vgl. Gruner (1997), S. 65f.; vgl. 
Hansen (1982), S. 27; vgl. Hansen/Raabe (1991), S. 184; vgl. Hippel, v. (1988), S. 25; vgl. 
Schlicksupp (1999), S. 14; vgl. Urban/Hauser (1993), S. 38. 
48
   Vgl. Gruner (1997), S. 63f. 
12
Exemplarisch soll im Folgenden das sechsstufige Phasenmodell nach Gruner
49
betrachtet werden. 
Phase 1:   Produktideenfindung
50
, -bewertung, -auswahl 
Phase 2:   Produktkonzepterstellung, -bewertung, -auswahl 
Phase 3:   Produkt-,  Projektdefinition: Festlegung der notwendigen Aufgaben; 
Überführung der Wünsche und Vorstellungen in technische Anfor-
derungen 
Phase 4:  Konstruktionsentwurfserstellung, -bewertung, -auswahl: technische 
Problemlösung von Phase 3 
Phase 5:  Prototyperstellung, -bewertung, -auswahl 
Phase 6:  Markteinführung 
Die Integration von Kunden kann prinzipiell in jeder der genannten Phasen er-
folgen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Kunden über die für die Partizipation 
notwendigen Fähigkeiten verfügen. So bedarf es beispielsweise für die Erstel-
lung von Konstruktionsentwürfen naturwissenschaftliches und technisches Wis-
sen sowie Expertenwissen in Bezug auf die entsprechende Produktgruppe.
51
,,Der Beitrag des Anwenders zur Problemlösung in einer Innovationsphase kann 
von einem unpräzisen Hinweis bis hin zu einer detailliert ausgearbeiteten  
Lösungsmöglichkeit reichen. Dazwischen liegt ein Kontinuum von unterschied-
lich präzisierten Beiträgen zur Problemlösung."
52
 Prinzipiell ist die Unterstützung 
durch den Kunden gerade in den ersten beiden Phasen ,,Idee" und ,,Konzept" 
von hoher Relevanz. Dem Kunden wird es möglich, bedeutsame nutzungs-
bezogene Informationen in den Entwicklungsprozess einzubringen.
53
Der klassische, marktgetriebene Produktentwicklungsprozess ist stark analyse-
lastig. So werden in den frühen Phasen u.a. Konzepttest, Fokusgruppe,  
49
   Vgl. Gruner (1997), S. 65f. 
50
   Zu einer ausführlichen Darstellung von Methoden zur Ideenfindung vgl. Schlicksupp (1999). 
51
   Vgl. Kirchmann (1994), S. 90. 
52
   Ebenda, S. 80. 
53
   Vgl. ebenda, S. 101; vgl. Kleef, v. et al. (2005), S. 181. 
13
Conjoint-Analyse, Quality Function Deployment
54
 und Delphi-Methode einge-
setzt. Ergebnis des klassischen Produktentwicklungsprozesses sind vorwie-
gend kontinuierliche inkrementelle Innovationen, die die Wettbewerbsfähigkeit 
des Unternehmens gewährleisten. Es ist von zentraler Bedeutung, von Anfang 
an das richtige Konzept zu verfolgen. Im Gegensatz hierzu steht der technolo-
giegetriebene Produktentwicklungsprozess. Aufgrund der höheren Unsicherheit 
in Bezug auf Technologie, Markt und Timing sind die dargestellten Analyse-
instrumente wenig zielführend (siehe 3.1). Sinnvoller ist ein experimentelles 
Vorgehen im Sinne eines ,,trial and error learnings" (siehe 3.3.2).
55
3 Technologiegetriebene Produktentwicklung 
Wie bereits dargestellt, wird im Rahmen einer marktgetriebenen Produktent-
wicklung zumeist auf klassische Marktforschungsmethoden zurückgegriffen. 
Treten neue Technologien auf, stoßen diese Methoden jedoch sehr bald an ihre 
Grenzen (3.1). Den Kunden ist es häufig nicht möglich, sich Anforderungen an 
auf den neuen Technologien basierende Produkte bewusst zu machen. Des 
Weiteren bestehen Schwierigkeiten, etwaige Vorstellungen für den Hersteller 
vollständig und verständlich zu formulieren (3.2). Eine Integration des Kunden 
auf Basis klassischer Marktforschungsmethoden ist nicht mehr zielführend. Es 
müssen neue Möglichkeiten gefunden werden, Kundenanforderungen korrekt 
zu identifizieren und umzusetzen. Einen viel versprechenden Ansatz stellt hier-
bei das Experimentieren dar (3.3). 
3.1  Grenzen klassischer Marktforschungsmethoden 
Im Rahmen einer nachfrageinduzierten Produktentwicklung werden zumeist 
klassische Marktforschungsmethoden eingesetzt, um die bereits im Markt be-
stehenden Anforderungen und Erwartungen aufzugreifen.
56
 Die Initiative zu 
Veränderungen geht dabei vom Hersteller und nicht vom Kunden aus.
57
 Die 
Methoden sind quantitativ ausgerichtet und erheben den Anspruch, für die 
54
   Vgl. zu Quality Function Deployment Akao (1992) und Griffin/Hauser (1993). 
55
   Vgl. Lynn et al. (1996), S. 27. 
56
   Vgl. Hansen/Raabe (1991), S. 172; vgl. Hippel, v./Sonnack (1999), S. 2. 
57
   Vgl. Hansen (1982), S. 29; vgl. Lender (1991), S. 82f.; vgl. Lindhoff/Ölander (1982), S. 170; 
vgl. Schuh (1991), S. 8. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2005
- ISBN (eBook)
- 9783832487294
- ISBN (Paperback)
- 9783838687292
- DOI
- 10.3239/9783832487294
- Dateigröße
- 562 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Ludwig-Maximilians-Universität München – Betriebswirtschaftslehre, Information, Organisation und Management
- Erscheinungsdatum
- 2005 (Mai)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- lead user toolkits rapid prototyping
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					