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Sportvereine im Tourismus

Eine empirische Analyse des Marktes für Mannschaftsreisen in Nordrhein-Westfalen

©2004 Diplomarbeit 101 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:

Die Zielsetzung dieser Arbeit besteht darin, den Markt Nordrhein-Westfalen bezogen auf das touristische Produkt der Mannschaftsreise zu analysieren und zu untersuchen, ob und inwieweit ein Bedarf an gewerblich veranstalteten Mannschaftsreisen besteht. In diesem Zusammenhang werden unter Mannschaftsreisen diejenigen Reisen verstanden, die Sportmannschaften zusätzlich zu ihrem regulären Spielreiseverkehr aus trainingswirksamen, wettkampforientierten oder geselligen Motiven durchführen.
Trägt man der Tatsache Rechnung, dass in der Bundesrepublik Deutschland über 7,8 Mio. Menschen in rund 38.000 Vereinen eine Mannschaftssportart betreiben, ist der Reiseform der Mannschaftsreise ein hohes Potenzial innerhalb des (sport-)touristischen Marktes zuzusprechen. Angesichts dieser Zahlen ist es verwunderlich, dass kaum kommerzielle Angebote für Mannschaftsreisen existieren, so dass überwiegend die Vereine selbst die Reisen organisieren.
Die im Rahmen dieser Studie durchgeführte Befragung von Sportvereinen in Nordrhein-Westfalen zeigt, dass die Mannschaftsreise in den untersuchten Sportarten Fußball, Handball, Volleyball und Basketball eine weit verbreitete Reiseform ist. Mit über 90% führt der überwiegende Teil der befragten Mannschaften Reisen mehr oder weniger regelmäßig durch; die Projektion der ermittelten Daten auf den tatsächlichen Markt Nordrhein-Westfalen ergibt ein Marktvolumen von 86 Mio. Euro, bezogen auf den gesamtdeutschen Markt 380 Mio. Euro.
In dieser Arbeit wird das Reiseverhalten von Sportmannschaften aufgezeigt und relevante Reisedaten wie Reisehäufigkeit, Formen der Organisation, Reisemotive, Reisekosten, Reiseziele, Reisedauer und Gruppengröße ermittelt. Basierend auf den erhobenen Daten und themenrelevanter Literatur wird ein „Marktmodell der Mannschaftsreise“ entwickelt welches verschiedene Formen der Nachfrage berücksichtigt und die Anforderungen an das Angebot verdeutlicht.
Abschließend wird bewertet in wie weit ein Bedarf an gewerblich veranstalteten Mannschaftsreisen besteht und aufgezeigt welches Angebot diesem Bedarf entspricht.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:

Abbildungsverzeichnisvii
Tabellenverzeichnisviii
Abkürzungsverzeichnisx
Danksagungxi
1.Einleitung1
1.1Zielsetzung der Arbeit2
1.2Definition des Begriffs der Mannschaftsreise3
1.3Technische Umsetzung der Untersuchung3
2.Größenbestimmung des potentiellen Marktes für Mannschaftsreisen4
3.Die konstitutiven Merkmale der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8610
Lopez Pastorini, Alberto: Sportvereine im Tourismus - Eine empirische Analyse des
Marktes für Mannschaftsreisen in Nordrhein-Westfalen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2005
Zugl.: Deutsche Sporthochschule Köln, Diplomarbeit, 2004
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Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2005
Printed in Germany

AUTORENPROFIL
Alberto V. López Pastorini Dipl. Sportwissenschaftler
Aegidienberger Str. 11
50939 Köln
Tel.
Mob.
0221 / 94 18 76 9
0163 / 26 96 22 9
E-Mail
albvalelopez@yahoo.de
meine persönlichen Daten
geboren am 20.11.1976 in Köln
ledig, ortsungebunden
angestrebter Aufgabenbereich
(Sport-)Reiseveranstaltung, Entwicklung von Sportreisekon-
zepten
Studium
1999 ­ 2004 Studium an der Deutschen
Sporthochschule Köln
Akad.-Grad: Diplom-Sportwissenschaftler
(Ge-
samtnote: 2,0)
Diplomarbeit: Sportvereine im Tourismus ­ Eine
empirische Analyse des Marktes für
Mannschaftsreisen in Nordrhein-
Westfalen (Note: 1,3)
Fachrichtung: Freizeitsport,
Sporttourismus
Zusatzqualifi-
kation:
Europäische Sportstudien
Berufliche Entwicklung
seit Sept.
2004
Schulfahrten-Service-Büro in
Köln
Konzeptentwicklung für Sportreisen von Kindern und
Jugendlichen
Entwicklung und Pflege der Firmenhomepage
Jan-Aug
2004
Teamlink Travel Ltd.
(engl. Sportreiseveranstalter)
in Köln
Deutschlandrepräsentant
Organisation vor Ort (Hotels, Freundschaftsspiele für
englische Sportmannschaften)
Auslandsaufenthalt
Mai ­ Okt.
2001
Universidad Nacional de
Costa Rica in San José
Kenntnisse und Interessen
Sprachen
Spanisch zweite
Muttersprache
Englisch
sehr gute Kenntnisse in Wort und Schrift
Italienisch Grundkenntnisse
Software
Microsoft Office
Outlook, Word, Excel, Power-Point
Design
Adobe Photoshop, Macromedia Studio MX (Dream-
weaver, Flash, Freehand)

iv
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
... vii
Tabellenverzeichnis
... viii
Abkürzungsverzeichnis
... x
Danksagung
... xi
1
Einleitung
... 1
1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit... 2
1.2 Definition des Begriffes der Mannschaftsreise ... 3
1.3 Technische Umsetzung der Untersuchung... 3
2
Größenbestimmung des potentiellen Marktes für Mannschaftsreisen
... 4
3
Die konstitutiven Merkmale der Mannschaftsreise
... 6
3.1 Einfluss der Gruppenreisen... 6
3.1.1 Definition des Begriffes der Gruppenreise ... 7
3.1.2 Die Bedeutung des Gruppenbezugs für die Reisemotivation ... 8
3.1.3 Der Markt der Veranstalter von Gruppenreisen... 10
3.1.4 Gesetzliche Regelungen für die Veranstaltung von Gruppenreisen... 12
3.2 Einfluss der Sportreisen ... 16
3.2.1 Definition des Begriffes der Sportreise... 16
3.2.2 Der Stellenwert des Sports als Reisemotiv ... 16
3.2.3 Das Marktmodell des Sporttourismus... 17
3.2.3.1 Die Elemente des Angebots ... 18
3.2.3.2 Die Formen der Nachfrage... 19
3.2.4 Sportreisen in der Gruppe ... 21
3.3 Konsequenzen für die Entwicklung des Marktmodells der Mannschaftsreise ... 22
4
Das Marktmodell der Mannschaftsreise
... 24
4.1 Die Elemente des Angebots ... 25
4.2 Die Formen der Nachfrage... 26

v
5
Untersuchungsdesign
... 31
5.1
Hypothesen ... 31
5.2
Konstruktion
des
Fragebogens... 32
5.2.1 Technische Umsetzung ... 32
5.2.2 Themenschwerpunkte der Befragung ... 36
5.3
Pretest... 36
5.4
Untersuchungsablauf... 36
5.5 Beschreibung der Stichprobe ... 37
6
Darstellung der Ergebnisse
... 39
6.1
Reiseaktivität... 39
6.1.1 Reisende und Nichtreisende... 39
6.1.2 Reisehäufigkeit ... 39
6.2
Reiseorganisation... 41
6.2.1 Organisationsformen... 41
6.2.2 Gründe für die Eigenorganisation der Reisen ... 41
6.2.3 Gründe für die pauschale und teilepauschale Organisation der Reisen ... 42
6.3
Motive... 43
6.3.1 Der Fragenkomplex ,,Motive" ... 43
6.3.2 Reisemotive... 44
6.3.3 Die Reiseentscheidung... 46
6.3.4 Gründe für den Verzicht auf Mannschaftsreisen ... 46
6.3.5 Durchführung von Trainings- und Freundschaftsspiele... 47
6.4
Reisekosten ... 48
6.5
Gruppengröße ... 49
6.6
Reiseziele ... 50
6.7
Reisedauer... 51
7
Diskussion
... 53
8
Fazit
... 60
Literatur
... 62

vi
Anhang: Tabellen
... 65
Anhang: Anschreiben
... 73
Anhang: Fragebogen
... 74

vii
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1. Das Marktmodell des Sport- und Aktivtourismus ... 18
Abb. 2. Das Marktmodell der Mannschaftsreisen ... 24
Abb. 3. Die Verwendung der Formular-Tags ,,Radiobutton" und ,,Submitbutton"... 35
Abb. 4. Die Verwendung der Formular-Tags ,,Checkbox" und ,,Textfeld" ... 35
Abb. 5. Reisende und Nichtreisende... 39
Abb. 6. Reisehäufigkeit nach Reiseform ... 40
Abb. 7. Reiseorganisation nach Reiseform... 41
Abb. 8. Reisegruppengröße nach Reiseform ... 50
Abb. 9. Reiseziele nach Reiseform... 50
Abb. 10. Reisedauer nach Reiseform... 51

viii
Tabellenverzeichnis
Tab. 1. Anzahl der Vereine, Mannschaften und Mitglieder in den Sportarten Fußball,
Handball, Volleyball und Basketball ... 4
Tab. 2. Themenschwerpunkte der Befragung ... 36
Tab. 3. Verteilung des Rücklaufs auf die Sportarten und Leistungsniveaus ... 37
Tab. 4. Funktion der Befragten in ihrem Verein... 38
Tab. 5. Gründe für die Eigenorganisation von Mannschaftsreisen... 42
Tab. 6. Gründe für die pauschale und teilepauschale Organisation von Mannschaftsreisen
... 43
Tab. 7. Einteilung der Motive in urlaubsbezogene und sportbezogene Motive... 44
Tab. 8. Reisemotive bei Trainingsreisen... 45
Tab. 9. Reisemotive bei Wettkampfreisen... 45
Tab. 10. Reisemotive bei Geselligkeitsfahrten ... 45
Tab. 11. Reiseentscheidung ... 46
Tab. 12. Gründe für den Verzicht auf Mannschaftsreisen ... 47
Tab. 13. Durchführung und Einstellung zu Trainings- und Freundschaftsspielen ... 48
Tab. 14. Kostenvergleich Reiseformen... 49
Tabellen im Anhang
Tab. A1. Reisende und Nichtreisende nach Sportart und Leistungsniveau ... 65
Tab. A2. Reisehäufigkeit nach Reiseform und Sportart ... 65
Tab. A3. Reiseorganisation nach Reiseform und Sportart... 66
Tab. A4. Mittelwertvergleich der Motivgruppen ,,urlaubsbezogene Motive" und
,,sportbezogene Motive" bei Trainingsreisen... 66
Tab. A5. Mittelwertvergleich der Motivgruppen ,,urlaubsbezogene Motive" und
,,sportbezogene Motive" bei Wettkampfreisen ... 66
Tab. A6. Mittelwertvergleich der Motivgruppen ,,urlaubsbezogene Motive" und
,,sportbezogene Motive" bei Geselligkeitsfahrten... 67

ix
Tab. A7. Durchführung und Einstellung zu Trainings- und Freundschaftsspielen nach
Sportart... 67
Tab. A8. Kostenvergleich der Reiseformen nach Sportart ... 68
Tab. A9. Kostenvergleich der Reiseformen nach Sportart und Leistungsniveau ... 69
Tab. A10. Kostenvergleich der Organisationsformen ... 70
Tab. A11. Reiseziele nach Reiseform und Sportart... 70
Tab..A12. Reiseziele nach Sportart und Leistungsniveau ... 71
Tab. A13. Reisedauer nach Reiseform und Sportart... 72

x
Abkürzungsverzeichnis
Abb.:
Abbildung
Abs.:
Absatz
Aufl.:
Auflage
BGB:
Bürgerliches
Gesetzbuch
bspw.:
beispielsweise
bzw.:
beziehungsweise
df:
Freiheitsgrade
DSB:
Deutscher
Sportbund
f.:
folgend
ff.:
fortfolgend
FUR:
Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.
Hrsg.:
Herausgeber
HTML:
Hypertext
Markup
Language
M:
Mittelwert
Mio.:
Million
Mrd.:
Milliarde
n.s.:
nicht
signifikant
N:
Anzahl
der
Versuchspersonen
o.g.:
oben
genannt
p:
Irrtumswahrscheinlichkeit
PHP:
Hypertext
Processor
r:
Korrelationskoeffizient
RA:
Reiseanalyse
resp.:
respektive
S.:
Seite
s.:
siehe
s:
Standardabweichung
sog.:
so
genannt
Tab.:
Tabelle
u.a.:
und andere, unter anderem
usw.
und
so
weiter
vgl.:
vergleiche
z.B.:
zum
Beispiel
²:
Chi-Quadrat

xi
Danksagung
Auf diesem Wege möchte ich René Ermes für die technische Umsetzung des Onli-
ne-Fragebogens herzlich danken. Ohne seine Hilfe wäre dieses Projekt nicht mög-
lich gewesen.
Köln im Juni 2004
Alberto López

1
1
Einleitung
Im Sporttourismus treffen zwei der bedeutendsten deutschen Freizeitphänomene
aufeinander: Zum einen der Sport mit ca. 40 Mio. aktiv Sporttreibenden, zum an-
deren der Tourismus mit rund 50 Mio. Urlaubsreisenden jährlich. Doch wer ange-
sichts dieser eindrucksvollen Zahlen ein Massenphänomen erwartet, wird ent-
täuscht. Zum einen ist der Gesamtmarkt mit ca. 5,5 Mio. Sportreisen jährlich noch
relativ klein, zum anderen wurde er bisher nur in geringem Maße von Reiseveran-
staltern erschlossen. So werden heutzutage nur ca. 400.000 bis 500.000 Sportrei-
sen jährlich pauschal veranstaltet (Freyer 2002, S. 1 ff.).
Die Zurückhaltung der Reiseveranstalter ist wohl auch darauf zurückzuführen,
dass der Markt für Sporttourismus zu heterogen und facettenreich ist, als dass er
sich mit einer durchrationalisierten Produktgestaltung vertragen würde. Gerade im
Sportreisemarkt zählt nicht nur der gelungene Werbeauftritt mit Hochglanzbro-
schüre, vielmehr verlangt dieser Markt nach individueller Maßarbeit, die sich an
den Ansprüche der Abnehmer orientiert. Gerade deshalb bietet der Sporttourismus
insbesondere für kleinere Reiseunternehmen, die sich auf ein bestimmtes Segment
spezialisieren viel versprechende Erfolgschancen. Dieses setzt voraus, dass der
Reiseveranstalter durch spezifisches Fachwissen exakt um die Bedürfnisse der
potenziellen Abnehmer weiß, um sein Angebot entsprechend gestalten zu können.
In der vorliegenden Arbeit wird mit der Mannschaftsreise eine Reiseform aufge-
griffen und gemäß den o.g. Anforderungen an den Reiseveranstalter untersucht,
die vermutlich zu den verbreitesten des Sportreisemarktes gehört. Jährlich verreist
eine bisher noch nicht ermittelte Zahl deutscher Mannschaften um sich in der
Fremde mit ausländischen Teams zu messen, um sich in Trainingslager auf die
kommende Saison vorzubereiten oder um sie mit allen Feierlichkeiten die dazu-
gehören, ausklingen zu lassen.
Auf dem deutschen Reisemarkt finden sich kaum Angebote für Sportmannschaf-
ten oder gar spezialisierte Veranstalter. So lässt sich vermuten, dass der überwie-
gende Teil der Mannschaftsreisen vereinsintern organisiert wird. Angesichts der
rund 38.000 Vereine, die den Mannschaftssport in der Bundesrepublik Deutsch-
land anbieten und ihren über 7,8 Mio. Mitgliedern, ist der Reiseform der Mann-

2
schaftsreise ein außerordentliches Potenzial zuzusprechen, welches in Zukunft
durch spezialisierte Reiseveranstalter erschlossen werden könnte.
1.1
Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit besteht darin, den Markt Nordrhein-
Westfalen bezogen auf das Produkt ,,Mannschaftsreise" zu analysieren und zu
untersuchen, ob und inwieweit ein Bedarf an gewerblich veranstalteten Mann-
schaftsreisen besteht.
Das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist mit über 1,7 Mio. Mitgliedern in Verei-
nen, die Mannschaftssportarten anbieten, der größte regionale Markt für Mann-
schaftsreisen in der Bundesrepublik Deutschland. Vor diesem Hintergrund er-
scheint die Beschränkung des Untersuchungsraumes auf Nordrhein-Westfalen
sinnvoll und gleichzeitig exemplarisch für den gesamtdeutschen Markt.
In diesem Zusammenhang ist die Marktanalyse eine geeignete Maßnahme, um im
Vorfeld einer möglichen Produkteinführung Erkenntnisse über den Zielmarkt zu
erlangen, die Prognosen über den Erfolg des einzuführenden Produktes zulassen.
Für eine derartige strategische Orientierung ist zunächst die Erfassung des Markt-
potentials von Bedeutung. Darunter wird die Gesamtheit der möglichen Absatz-
mengen bzw. Absatzerlöse eines Marktes für ein Produkt verstanden (Becker
2001, S. 393 ff.). Daneben ist es wichtig, die Ansprüche der potentiellen Abneh-
mer zu kennen. Deren Bedürfnisse sollten maßgeblichen Einfluss auf die Gestal-
tung des Produktes haben.
Nach diesen Anforderungen gestaltet sich der Aufbau dieser Arbeit wie folgt:
1. Das Potential des Marktes Nordrhein-Westfalen für das Produkt der Mann-
schaftsreise wird anhand von Statistiken des Deutschen Sportbundes und der
Landesverbände ermittelt (Kapitel 2).
2. Es wird ein Marktmodell entwickelt, welches verschiedene Formen der Nach-
frage nach Mannschaftsreisen berücksichtigt und die Anforderungen an das
Angebot verdeutlicht (Kapitel 3 und 4).

3
3. Mit Hilfe einer internetbasierten Befragung von Vereinen in Nordrhein-
Westfalen werden Informationen zum Reiseverhalten von Sportmannschaften
ermittelt (Kapitel 5 und 6).
4. Anhand der gewonnen Daten wird festgestellt, ob ein Bedarf an gewerblich
veranstalteten Mannschaftsreisen besteht und welches Angebot diesem mög-
lichen Bedarf entsprechen würde (Kapitel 7 und 8).
1.2
Definition des Begriffes der Mannschaftsreise
Unter Mannschaftsreisen werden diejenigen Vereinsreisen verstanden, die Mann-
schaften zusätzlich zu ihrem regulären Spielreiseverkehr aus trainingswirksamen,
wettkampforientierten oder geselligen Motiven durchführen.
Mannschaften werden in diesem Zusammenhang als Vereinsmannschaften unter-
schiedlicher Leistungsklassen verstanden, die sich in den großen Sportspielen
betätigen. Dazu zählen z.B. Fußball-, Handball- und Volleyballmannschaften.
Davon unterschieden werden in diesem Sinne Sportgruppen, die auf Grund ihres
gemeinsamen Auftretens (z.B. Leichathletik- und Turnkader) oftmals auch als
Mannschaften bezeichnet werden. Dieses schließt nicht aus, dass diese Sportgrup-
pen als Mannschaft verreisen, jedoch beschränkt sich vorliegende Diplomarbeit
ausschließlich auf die erstgenannte Form.
1.3
Technische Umsetzung der Untersuchung
Zu erwähnen ist an dieser Stelle die technische Umsetzung der Untersuchung, da
es sich dabei um eine bis heute wenig verbreitete Form der Analyse handelt, die
sich des Mediums des Internets bedient. Onlinebefragungen, die auch als WWW-
Befragungen bezeichnet werden, zeichnen sich durch eine Reihe von Vorteilen
gegenüber Papier-Bleistift-Befragungen und Interviews aus.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde ein WWW-Fragebogen konzipiert, der
von Vereinen online beantwortet werden konnte. Dieses ermöglichte eine kosten-
und zeitökonomische Befragung einer großen Zahl von Probanden.
Im Unterpunkt 5.5.1 wird ausführlich auf die technische Umsetzung des Fragebo-
gens eingegangen.

4
2
Größenbestimmung des potentiellen Marktes für Mann-
schaftsreisen
In diesem Kapitel soll die Größe des potentiellen Marktes für Mannschaftsreisen
in Nordrhein-Westfalen ermittelt werden. Dazu wird die Anzahl der möglichen
Abnehmer dieses Produktes, also der Vereine, Mannschaften und Mitglieder, ent-
sprechend der vorangegangenen Definition (vgl. 1.2) eingegrenzt.
In seiner Bestandserhebung des Jahres 2003 führt der Deutsche Sport Bund (DSB)
eine Gesamtzahl von genau 89.307 Sportvereinen in Deutschland auf. Die Zahl
der Mitglieder beträgt ca. 23,5 Mio.
1
Über 7,8 Mio. Sportler ­ also rund ein Drit-
tel aller Mitglieder ­ sind in Mannschaftssportarten aktiv. Die höchsten Mit-
gliedszahlen unter den Vereinen, die Mannschaftssportarten anbieten, verzeichnen
mit ca. 6,3 Mio. Mitgliedern in 26.200 anbietenden Vereinen die Disziplin Fuß-
ball. Handball liegt mit ca. 828.000 Mitgliedern in rund 5000 anbietenden Verei-
nen auf Platz zwei, gefolgt von Volleyball mit ca. 509.000 Mitgliedern in etwa
4000 Vereinen.
Nordrhein-Westfalen stellt mit ca. 4,9 Mio. Mitgliedern in etwa 20.000 Vereinen
den größten Landessportbund in der Bundesrepublik Deutschland. Über 1,7 Mio.
Sportler betätigen sich hier auf Vereinsebene in Mannschaftssportarten. In den
vier mitgliedsstärksten Disziplinen Fußball, Handball, Volleyball und Basketball
sind in Nordrhein-Westfalen ca. 1.747.000 Menschen in 47.971 Mannschaften
aktiv (s. Tab. 1).
Tab. 1. Anzahl der Vereine, Mannschaften und Mitglieder in den Sportarten Fußball, Handball,
Volleyball und Basketball (DSB-Bestandserhebung 2003 und Auskünfte der Landesver-
bände im April 2003)
Sportart
Vereine
Deutschland
Mitglieder
Deutschland
Vereine
NRW
Mannschaf-
ten NRW
Mitglieder
NRW
Fußball 26.200
6.274.000
5.600
36.253
1.379.000
Handball
5.000
827.900
850
7.094
187.000
Volleyball
4.000
508.700
1.300
2.400
141.000
Basketball
2.000
197.400
425
2.224
40.000
Gesamt 37.200
7.808.000
8.175
47.971
1.747.000
1 Gezählt werden in dieser Statistik eigentlich die Mitgliedschaften, nicht die Mitglieder. Da Dop-
pel- und Mehrfachmitgliedschaften nicht berücksichtigt werden, kann aus dem vom DSB gemelde-
ten Mitgliederbestand nicht auf den Organisationsgrad der Bevölkerung geschlossen werden (Hei-
nemann & Schubert 1994, S. 145).

5
Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auf die vier o.g. Disziplinen. Dies
geschieht vor dem Hintergrund, dass weiteren Mannschaftssportarten aufgrund
der vergleichbar geringen Zahl von in Vereinen aktiven Mitgliedern eine nur ge-
ringe Marktrelevanz besitzen.

6
3
Die konstitutiven Merkmale der Mannschaftsreise
Die Mannschaftsreise war bisher nicht Gegenstand wissenschaftlicher Untersu-
chungen, es fehlt ein konkretes Bild dieser Reiseform. Aus diesem Grund sollen
in diesem Kapitel die charakteristischen Merkmale der Mannschaftsreise erarbei-
tet werden. Sie dienen als Grundlage für die Entwicklung des ,,Marktmodells der
Mannschaftsreise", welches in Kapitel 4 vorgestellt wird.
Einer Erarbeitung der Merkmale wird zu Grunde gelegt, dass in die Reiseform der
Mannschaftsreise sowohl Merkmale der Gruppenreise als auch Eigenschaften der
Sportreise einfließen.
Nachfolgend werden die kennzeichnenden Merkmale dieser Reiseformen in Punkt
3.1 und 3.2 vorgestellt. In Punkt 3.3 werden dann daraus folgende relevante
Merkmale für die Entwicklung des Marktmodells zusammengefasst.
3.1
Einfluss der Gruppenreisen
Neben der Individualreise stellt die Gruppenreise eine grundlegende Reiseorgani-
sationsform dar, deren konstitutives Merkmal es ist, dass sich Menschen zusam-
menschließen, um gemeinsam zu verreisen. Obwohl die Gruppenreise ein wichti-
ger Bestandteil des touristischen Marktes ist, wurde sie in ihrer Komplexität und
ihren Dimensionen noch nicht untersucht. Das mag daran liegen, dass der Grup-
pentourismus einen äußerst inhomogenen und unübersichtlichen Markt darstellt,
der in seiner Gesamtheit schwer erfassbar ist.
Von Seiten der Tourismusforschung fehlen bisher:
1. eine Begriffsbestimmung der Gruppenreise, die eine eindeutige Abgrenzung
von den Individualreisen zulässt,
2. eine ausgearbeitete Typologie der Reisegruppen,
3. statistische Erhebungen über den Markanteil gruppentouristischer Reisefor-
men.
Diesen Unklarheiten zum Trotz ist die Gruppenreise ein geläufiger Begriff im
Tourismus, der unzählige Reiseformen in sich vereint. Dazu gehören z.B. Studien-

7
reisen, Bildungsreisen, Jugendreisen, Vereinsfahrten, Schulfahrten und Rundrei-
sen.
3.1.1 Definition des Begriffes der Gruppenreise
Die Schwierigkeit, Gruppenreisen von Individualreisen abzugrenzen, besteht dar-
in, dass durch die bereits angesprochenen Erkenntnisdefizite keine einheitliche
Auffassung des Begriffes vorherrscht. Es stellt sich die Frage, wie sich die Gruppe
im Sinne des Gruppentourismus definiert. So wird beispielsweise eine Familie,
die aus soziologischer Sicht eine Gruppe darstellt, den Vorstellungen eines Reise-
veranstalters von Gruppenreisenden kaum entsprechen. Die Mitglieder eines
Stammtisches, die ihren gemeinsamen Urlaub einer einheitlichen Organisation
unterstellen, könnten dagegen schon eher in das Bild der Gruppenreisenden pas-
sen.
Als Grundlage einer Eingrenzung gruppentouristischer Reiseformen werden fol-
gende Überlegungen vorgenommen:
- Die Teilnehmer der Gruppe unterstehen einer einheitlichen Reiseorganisation
(gemeinsamer Veranstalter, gemeinsames Reiseziel, gemeinsamer Reisezeit-
punkt, gemeinsame Unterbringung, gemeinsames Reiseprogramm).
- Die Gruppe vereint die gemeinsame Reisemotivation der Teilnehmer. Sie gibt
den Impuls für das gemeinsame Verreisen.
- Die Reisemotivation kann im Thema der Reise (Kultur, Sport, Religion usw.)
und/oder in der Zugehörigkeit zur Gruppe (Verein, Schulklasse, Freundes-
kreis) begründet liegen.
Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit werden Gruppenreisen diesen Überle-
gungen entsprechend als Reiseformen verstanden, deren Teilnehmer auf Grund
einer gemeinsamen Reisemotivation innerhalb einer Gruppe mit einheitlicher Rei-
seorganisation verreisen. Die Reisemotivation kann im Thema der Reise und/oder
in der Zugehörigkeit zur Gruppe begründet liegen.

8
3.1.2 Die Bedeutung des Gruppenbezugs für die Reisemotivation
Unter Reisemotiven wird die Gesamtheit der individuellen Beweggründe verstan-
den, die dem Reisenden zugrunde liegen. Es handelt sich dabei um Bedürfnisse,
Strebungen, Wünsche und Erwartungen, die ihn dazu veranlassen, eine Reise zu
unternehmen (Braun 1993, S. 199). Bei der Entscheidung für die Form der Reise
ist in der Regel ein komplexes Motivbündel verantwortlich. Tritt ein einzelnes
Motiv in den Vordergrund, kennzeichnet es dominierend die Reisemotivation.
Bei der Erarbeitung der Reisemotive von Gruppenreisenden ist zum einen zu un-
terscheiden, welche Motive die Reisenden dazu veranlassen zu reisen, und zum
anderen, welche Motive sie dazu bewegen, dies innerhalb einer Gruppe zu tun.
Denn die Tatsache, dass sich Touristen bewusst für die Gruppenreise entscheiden,
zeigt doch, dass ihren Reisemotiven Bedürfnisse beigemengt sind, für deren Erfül-
lung sie die Gruppe in Anspruch nehmen.
Einer genaueren Differenzierung der Motive von Gruppenreisenden wird folgende
Überlegung von Michels (2002, S. 154) vorangestellt:
,,Werden die Reisenden erst durch die Wahl der Reise zu einer Gruppe (z.B. thema-
tische und organisatorische Selektion) oder besteht der Gruppenzusammenhang
schon vor Antritt der Reise (bezugsgruppenorientierte Selektion)?"
Entsprechend dieser Überlegung gilt es bei der Erarbeitung der Reisemotive zu
unterscheiden, ob die Reisegruppe im Vorfeld bereits als Gruppe besteht (z.B.
Verein, Schulklasse, Jugendgruppe), oder ob zwischen den Teilnehmern vor der
Reise keine Beziehungen existieren.
Gruppen, deren Mitglieder regelmäßig miteinander interagieren, werden als sozia-
le Gruppen bezeichnet. Durch die Regelmäßigkeit der Interaktion werden die Be-
teiligten zu einer Einheit mit einer übergeordneten Identität ­ dem ,,Wir-Gefühl".
Mitglieder einer Gruppe erwarten voneinander bestimmte Verhaltensformen, die
von Nichtmitgliedern nicht erwartet werden (Giddens 1999, S. 305). Nahezu jeder
Mensch ist Mitglied mehrerer sozialer Gruppen, aufgrund freiwilliger Entschei-
dung oder infolge von Zusammenführung. Freundeskreise, Clubs, Vereine,
Stammtische, Schulklassen, Studiengruppen, Arbeitsgemeinschaften, Geschäfts-
abteilungen, um einige zu nennen, gehören zu sozialen Gruppen, in denen sich
Menschen tagtäglich aufhalten. Der Wunsch die alltäglichen Gruppenerfahrungen
auf den Urlaub auszuweiten, bzw. sie im Urlaub zu erweitern, kann in Gruppen

9
bestehen. Gemeinsame Interessen können verfolgt, Beziehungen und Freund-
schaften vertieft werden. Dementsprechend ist auch der Gruppenzugehörigkeit
resp. dem Gruppenbezug eine besondere Gewichtung innerhalb der Reisemotiva-
tion der Teilnehmer zuzuschreiben. Das jeweilige Thema der Reise (Sport, Erho-
lung, Bildung usw.) und der Gruppenbezug sind als Motivkomplex zu verstehen,
der die Reisemotivation entscheidend beeinflusst.
Bei den Gruppen, deren Existenz sich auf den Zeitraum der Reise begrenzt, stellt
das jeweilige Reisethema den Hauptbezugspunkt der Reisegruppe dar. Als Annä-
herung an Merkmale dieser Reiseform ­ die gemeinhin als Gesellschaftsreise be-
kannt ist ­ können Überlegungen von Schmidt zu Eigenschaften der Studienreise-
gruppe dienen. In diesem Sinne wird die Reisegruppe als themenbezogene
Zweckgemeinschaft aufgefasst. Das ,,Wir" der Gruppe ergibt sich aus dem ver-
knüpfenden Band eines gemeinsamen Themas (dem Reisevorhaben), dem sich
jeder Einzelne aus individuellen Motiven anschließt (1993, S. 404). Dem ist hin-
zuzufügen, dass die Reisegruppe durch die Intensität des Kontakts zwischen den
Mitgliedern zu einer sozialen Gruppe avancieren kann, und diese Entwicklung
von den Teilnehmern durchaus auch angestrebt wird. So schreibt Vester (1998, S.
141)
der Reisegruppe, die er als ,,Schicksalsgemeinschaft von begrenzter Dauer
und mit beschränkter Haftung" bezeichnet, intensive Möglichkeiten der sozialen
Interaktion zu:
,,Aufgrund ihrer räumlichen und zeitlichen Begrenztheit und ihrer Existenz jenseits
der Alltagswelt läßt die Reisegruppe soziale Interaktionen mit Geschwindigkeiten
und Intensitäten entstehen, die in den gewohnten Gruppenbezügen des nichttouristi-
schen Alltags kaum vorstellbar wären."
Die Bedeutung des Gruppenbezuges als Reisemotiv ist bei den Gesellschaftsrei-
sen ­ wie es ihre Bezeichnung impliziert ­ nicht zu vernachlässigen. Jedoch
kommt bei dieser Reiseform dem Reisethema vermutlich eine größere Rolle in-
nerhalb der Reisemotivation zu, als es bei den bereits bestehenden Gruppen der
Fall ist.

10
3.1.3 Der Markt der Veranstalter von Gruppenreisen
Unter einem ,,Reiseveranstalter" wird ein selbständiges Unternehmen verstanden,
das die Leistungen Dritter (beispielsweise von Fluggesellschaften, Busunterneh-
men oder Hotels) in eigenem Namen und auf eigenes Risiko zu einem eigenstän-
digen Produkt, der ,,Pauschalreise", verbindet. Alle Reiseleistungen (Beförderung,
Unterbringung, Verpflegung, Versicherungen, Reisebegleitung usw.) sind dabei
Gegenstand eines einzigen Vertrages zwischen Reiseveranstalter und Teilnehmer
­ dem sog. Reisevertrag (Freyer 1995, S. 150 f.).
Mit den Begriffen ,,Reiseveranstalter" und ,,Pauschalreise" werden in der Regel
die gewerblichen Veranstalter und ihre kommerziellen Tätigkeiten assoziiert. We-
nig Beachtung finden oftmals die gemeinnützigen bzw. nicht gewerblichen Reise-
veranstalter. Dabei handelt es sich in erster Linie um Kirchen, Kommunen, Bil-
dungsorganisationen, Vereine und Verbände, die Gruppenreisen in Eigenregie
anbieten und durchführen, ohne dabei Leistungen von gewerblichen Reisveran-
staltern in Anspruch zu nehmen.
Kommerzielle Angebote für Gruppenreisen werden in ihren unterschiedlichen
Formen sowohl von den Großveranstaltern als auch von einer Vielzahl mittlerer
und kleiner Spezialanbieter vertrieben. Demgegenüber besteht ein schwer über-
schaubares Angebot gemeinnütziger bzw. nichtgewerblicher Veranstalter:
660.000 Vereine und Vereinigungen, 42.000 Schulen und 1000 Volkshochschu-
len, 44.000 Kirchengemeinden und kirchliche Vereinigungen kommen als nicht-
gewerbliche Reiseveranstalter von Gruppenreisen in Frage (Rossmann 2001, S. 94
ff.). Sie bieten Studienreisen, Klassenfahrten, Ferienfreizeiten, Pilgerreisen,
Mannschaftsreisen, Sportreisen, Vereinsfahrten, Betriebsfahrten und vieles mehr
an.
Die genannten Institutionen avancieren gerade aus Kostengründen selbst zu Rei-
severanstaltern. Sie glauben, durch die ehrenamtliche Reiseorganisation günstige-
re Preise anbieten zu können als ihre kommerzielle Konkurrenz. Rossmann erklärt
in diesem Zusammenhang, dass es sich um einen Trugschluss handele, wenn ge-
meinnützige Institutionen annehmen, durch die Eigenorganisation Kosten einspa-
ren zu können. Gewerbliche Reiseveranstalter seien durch höhere Buchungsdich-

11
ten in der Lage konkurrenzfähige Preise gegenüber der Selbstorganisation zu er-
zielen (2001, S. 35 ff.).
Den gemeinnützigen Institutionen ist oftmals nicht bewusst, dass ihre Tätigkeit als
Reiseveranstalter gesetzlich geregelt ist. Im Reisevertragsgesetz, das Teil des
Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) ist, wird der Begriff der Pauschalreise definiert
und festgelegt, wer durch seine Handlungen als Pauschalreiseveranstalter gilt. Als
solcher ist er an haftungsrechtliche, gewerberechtliche sowie steuerrechtliche Be-
stimmungen gebunden. Für gemeinnützige Institutionen, als sog. ,,Gelegenheits-
veranstalter", sind gesetzliche Ausnahmen vorgesehen, jedoch beschränken diese
die Tätigkeit als Reiseveranstalter auf einen kleinen Spielraum. Viele der nicht-
gewerblichen Veranstalter übertreten diese Grenze ­ wissentlich oder unwissent-
lich ­ und setzen sich beträchtlichen Haftungsrisiken aus und riskieren Bußgelder
auf Grund des Verstoßes gegen geltende Regelungen und Gesetze.
Im folgenden Punkt 3.1.4 werden die gesetzlichen Bestimmungen rund um die
Gruppenreise zusammengefasst. Im Hinblick auf das Thema dieser Diplomarbeit
soll gerade für Vereine aufgezeigt werden, in welchem gesetzlichen Rahmen sie
selbst Gruppenreisen durchführen dürfen und welche Tätigkeiten für sie zu einer
rechtlichen Stolperfalle werden können.
Veranstalter von Gruppenreisen, die den gesetzlichen Bestimmungen des Reise-
vertragsgesetztes nicht entsprechen, werden von der Reisebranche gemeinhin als
,,Schwarztouristiker" bezeichnet.
2
Das Phänomen des Schwarztourismus wurde
erstmals durch Rossmann in seiner Arbeit ,,Schwarztourismus ­ Analyse und
Größenbestimmung eines (non-)existenten Marktes" aufgegriffen und beschrie-
ben. Rossmann betont, dass ,,schwarz" veranstaltete Reisen keine Randerschei-
nung des Reisemarktes sind. So beläuft sich nach seinen Schätzungen das Markt-
potential des Schwarztourismus in Deutschland bei den Urlaubsreisen (fünf Tage
und mehr) auf 2,3% bis 4,4%, bei den Kurzreisen (zwei bis vier Tage) sogar auf
14,2% bis 19,2%. Das Marktvolumen des Schwarztourismus kalkuliert Rossmann
2 ,,Unter Schwarz- oder Paratourismus werden alle Personen und Institutionen verstanden, die im
Sinne des Gesetztes als Pauschalreiseveranstalter auftreten, touristische Angebote organisieren und
kommerziell vermarkten ohne gesetzliche Vorgaben der Gewerbe- oder Personenbeförderungs-
ordnung oder der Steuergesetzgebung einzuhalten. Eine Gewinnerzielungsabsicht muss nicht vor-
liegen." (Rossmann 2001, S. 31)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832486105
ISBN (Paperback)
9783838686103
DOI
10.3239/9783832486105
Dateigröße
3.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln – Sportwissenschaften
Erscheinungsdatum
2005 (März)
Note
1,3
Schlagworte
sportreisen sporttourismus marktanalyse mannschaftsfahrt vereinsreise
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Titel: Sportvereine im Tourismus
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