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Ökotourismus - zwei unterschiedliche Ansätze im Vergleich

Nachhaltige Regionalentwicklung mit Tourismus als Chance im peruanischen Amazonasregenwald

©2004 Diplomarbeit 138 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die touristischen Hauptattraktionen Perus befinden sich in ländlichen Gegenden, wo indigene Völker zu Hause sind. Diese Tatsache und die wachsende Nachfrage nach Tourismus mit Eingeborenenkontakt machen es notwendig, sich mit der Frage nach geeigneten Konzepten zu befassen. Es muss gehandelt werden, um massentouristischen Entwicklungen vorzubeugen und die eingeborene Bevölkerung zu schützen.
Die indianischen Ureinwohner Nord- und Südamerikas kämpfen seit der Invasion der westlichen Welt vor über 500 Jahren für die Einhaltung ihrer Rechte. Auch heute noch werden sie enteignet, übergangen und als gesellschaftliche Randgruppen respektlos behandelt. Der Kampf gegen Ölkonzerne und Holzraubbau hält an. Ihr Leben, ihre Kultur, ihre Zukunft sind bedroht. Doch bekommen sie heute in ihrem Anliegen Unterstützung von außen. Weltweit werden sich immer mehr Menschen des kulturellen Verfalls und der schwierigen Lage der indigenen Bevölkerung auf dem amerikanischen Kontinent bewusst. In vielen Ländern wurden Organisationen gegründet, die sich als Sprachrohr der Ureinwohner verstehen und die ihre Anliegen an die Öffentlichkeit tragen. Als Beispiel für Lateinamerika ist ALASEI (Agencia Latinoamericana de Servicios Especiales de Información) zu nennen, jedoch gibt es auch viele länderübergreifende, weniger spezialisierte oder auch tourismusbezogene Nachrichtendienste wie z. B. tourism - watch. Von ihrer Arbeit profitieren vor allem die Verbände sich selbst organisierender ethnischer Gruppen, im praxisbezogenen Teil C dieser Arbeit sind es die FENAMAD und der COHARYIMA (siehe C 1.3.3).
Da es für die meisten eingeborenen Völker nicht möglich sein wird, ihr Leben abseits des Einflusses der westlichen Welt in alter Tradition fortzusetzen, muss eine nachhaltige und für die Bevölkerung akzeptable Möglichkeit für ihre Zukunftsgestaltung gefunden werden. Immer mehr indigene Dorfgemeinschaften wählen Ökotourismus als alternative Entwicklungsstrategie. Viele Betroffene stehen dem jedoch skeptisch gegenüber. Anhand von zwei Projekten in der Praxis soll aufgezeigt werden, dass Ökotourismus trotz einer oft langwierigen und schwierigen Umsetzung eine nachhaltige Entwicklungsalternative für indigene Dorfgemeinschaften darstellen kann.
Die politische Entwicklung im einleitenden Teil der Arbeit beschreibt eine jahrhundertelange wirtschaftliche Abhängigkeit der Peruaner von ihren europäischen Kolonialherren, von den Großmächten dieser Welt (hauptsächlich […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8174
Palm, Juliane: Ökotourismus - zwei unterschiedliche Ansätze im Vergleich - Nachhaltige
Regionalentwicklung mit Tourismus als Chance im peruanischen Amazonasregenwald
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS
II
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis ... II
Abbildungsverzeichnis ... V
Abkürzungsverzeichnis ... VI
A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU ... 1
1 Einleitung... 1
2 Peru... 4
2.1 Allgemeine Informationen... 4
2.2 Politische Entwicklung ... 6
2.3 Tourismus- und Umweltpolitik ... 6
2.4 Geographie... 10
2.4.1 Allgemeine Informationen zu geographischer Lage und Klima ... 10
2.4.2 Die Küste ... 11
2.4.3 Die Sierra ... 12
2.4.4 Der Regenwald ... 12
2.5 Tourismus in der Region Cusco ... 13
2.5.1 Die Stadt Cusco ... 13
2.5.2 Das Heilige Tal und Machu Picchu ... 15
2.5.3 Biosphärenreservat Manu ... 16
B ÖKOTOURISMUS: CHARAKTERISTIKA, AKTEURE UND
AUSWIRKUNGEN ... 18
1 Der Ökotourismus-Begriff ... 18
2 Historische Entwicklung des Begriffs Ökotourismus ... 18
2.1 Sanfter Tourismus ... 18
2.2 Ansatz der Nachhaltigkeit ... 20
2.3 Schlagwort Ökotourismus ... 22

INHALTSVERZEICHNIS
III
3 Sonderstellung des Ökotourismus ... 23
3.1 Nachhaltige Tourismusentwicklung in drei Dimensionen ... 23
3.1.1 Ökologische Dimension ... 25
3.1.2 Ökonomische Dimension ... 25
3.1.3 Soziokulturelle Dimension ... 25
3.2 Ökotourismus als Marktsegment ... 26
3.2.1 Charakteristika ... 26
3.2.2 The International Ecotourism Society ... 28
3.3 Ökotourismus als Entwicklungskonzept ... 29
3.3.1 Charakteristika ... 29
3.3.2 Community Based Ecotourism (CBE) ... 31
4 Mögliche negative Effekte des Ökotourismus ... 33
5 Akteure in der nachhaltigen Regionalentwicklung mit Tourismus ... 34
5.1 Non-governmental Organizations (NGOs) ... 34
5.2 Staat ... 37
5.3 Lokale Bevölkerung ... 37
5.4 Touristen ... 38
C ÖKOTOURISMUS IN DER PRAXIS ZWEIER PROJEKTE IM
PERUANISCHEN AMAZONASREGENWALD ... 39
1 Überblick über die Reserva Comunal Amarakaeri (RCA) ... 39
1.1 Geographische Angaben ... 39
1.2 Die Harakmbut ... 41
1.2.1 Allgemeine Informationen ... 41
1.2.2 Das vergangene Jahrhundert ... 42
1.2.3 Die heutige Situation ... 43
1.3 Historische Entwicklung ... 44
1.3.1 Beginn des organisierten Widerstands ... 44
1.3.2 Erste Erfolge ... 44
1.3.3 Lösungsansätze ... 45

INHALTSVERZEICHNIS
IV
2 Die Projekte ... 47
2.1 Wanamei Expediciones ... 47
2.1.1 Einleitung ... 47
2.1.2 Ein gemeinsames Großprojekt ... 49
2.1.3 Zielsetzungen ... 50
2.2 Tambo Amana ... 51
2.2.1 Einleitung ... 51
2.2.2 Umsetzung der Idee ... 51
2.2.3 Zielsetzungen ... 52
3 Umsetzungskonzepte beider Projekte im Vergleich ... 54
3.1 Die Anfangsphase ... 54
3.1.1 Einführungsversammlung ... 54
3.1.2 Machbarkeitsstudie ... 55
3.2 Voraussetzungen für den Beginn ... 60
3.2.1 Sicherheit der Touristen ... 60
3.2.2 Innere Situation ... 61
3.2.3 Legalisierung der Aktivitäten ... 62
3.3 Beginn der Projektdurchführung ... 63
3.3.1 Der Managementplan ... 63
3.3.2 Die vier Basiselemente ... 65
3.4 Partizipation bei Ökotourismuskonzepten ... 69
3.4.1 Beteiligung der lokalen Bevölkerung ... 69
3.4.2 Guides ... 71
3.5 Rahmenkomponenten der Durchführung ... 73
3.5.1 Monitoring ... 73
3.5.2 Gewinnverteilung ... 75
3.5.3 Absatz ... 76
D FAZIT UND SCHLUSSBETRACHTUNG ... 77
1 Fazit aus den Projekten ... 77
2 Schlussbetrachtung ... 83
Literaturverzeichnis ... 84
Anhang ... 92
Eidesstattliche Erklärung ... 103

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
V
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Die drei geographischen Zonen Perus ... 10
Abbildung 2: Verteilung der ausländischen Übernachtungsgäste im Land Peru... 14
Abbildung 3: Biosphärenreservat Manu ... 17
Abbildung 4: Die drei Dimensionen des Nachhaltigkeitskonzepts... 24
Abbildung 5: Eingliederung Ökotourismus als Marktsegment ... 27
Abbildung 6: Ökotourismus als nachhaltiges Entwicklungskonzept ... 30
Abbildung 7: Karte Reserva Comunal Amarakaeri... 40
Abbildung 8: Schutzgebietsunterteilung in Peru... 43
Abbildung 9: Im traditionellen Stil erbaut: Tambo Amana ... 53
Abbildung 10: Die vier Basiselemente... 65
Abbildung 11: Touren von Wanamei Expediciones durch die RCA ... 67

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
VI
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AGÖT ... Arbeitsgemeinschaft Ökotourismus
ALASEI ... Agencia Latinoamericana de Servicios Especiales de Información
BIP ... Bruttoinlandsprodukt
BMU ... Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
bzw. ... beziehungsweise
ca. ... circa
CBE ... Community Based Ecotourism
COHARYIMA ... Consejo Harakmbut Yine y Matsiguenga
CONAM ... Consejo Nacional del Ambiente
d. h. ... das heißt
e. V. ... eingetragener Verein
f. ... folgende
FENAMAD ... Federación Nativa de Madre de Dios y sus afluentes
ggf. ... gegebenenfalls
GTZ ... Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
ha ... Hektar
Hrsg. ... Herausgeber
INRENA ... Instituto Nacionál de Recursos Naturales
IÖW ... Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
ITB ... Internationale Tourismusbörse
Jh. ... Jahrhundert
Mio. ... Millionen
MRTA ... Movimiento Revolucionario Tupac Amaru
NGO ... Non-governmental Organization
NRO ... Nichtregierungsorganisation
o. ä. ... oder ähnliches
o. J. ... ohne Jahresangabe
o. O. ... ohne Ortsangabe
RCA ... Reserva Comunal Amarakaeri
s. ... siehe
S. ... Seite
TIES ... The International Ecotourism Society
u. a. ... unter anderem

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
VII
usw. ... und so weiter
UNDP ... United Nations Development Program
u. U. ... unter Umständen
Vgl. ... Vergleiche
WTO ... World Tourism Organization
z. B. ... zum Beispiel
z. Zt. ... zur Zeit

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
1
A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN
PERU
1 Einleitung
Die touristischen Hauptattraktionen Perus befinden sich in ländlichen Gegenden, wo
indigene Völker zu Hause sind. Diese Tatsache und die wachsende Nachfrage nach
Tourismus mit Eingeborenenkontakt machen es notwendig, sich mit der Frage nach
geeigneten Konzepten zu befassen.
1
Es muss gehandelt werden, um
massentouristischen Entwicklungen vorzubeugen und die eingeborene Bevölkerung zu
schützen.
Die indianischen Ureinwohner Nord- und Südamerikas kämpfen seit der Invasion der
westlichen Welt vor über 500 Jahren für die Einhaltung ihrer Rechte. Auch heute noch
werden sie enteignet, übergangen und als gesellschaftliche Randgruppen respektlos
behandelt. Der Kampf gegen Ölkonzerne und Holzraubbau hält an. Ihr Leben, ihre
Kultur, ihre Zukunft sind bedroht. Doch bekommen sie heute in ihrem Anliegen
Unterstützung von außen. Weltweit werden sich immer mehr Menschen des kulturellen
Verfalls und der schwierigen Lage der indigenen Bevölkerung auf dem amerikanischen
Kontinent bewusst. In vielen Ländern wurden Organisationen gegründet, die sich als
Sprachrohr der Ureinwohner verstehen und die ihre Anliegen an die Öffentlichkeit
tragen. Als Beispiel für Lateinamerika ist ALASEI (Agencia Latinoamericana de
Servicios Especiales de Información) zu nennen, jedoch gibt es auch viele
länderübergreifende, weniger spezialisierte oder auch tourismusbezogene
Nachrichtendienste wie z. B. tourism - watch. Von ihrer Arbeit profitieren vor allem die
Verbände sich selbst organisierender ethnischer Gruppen, im praxisbezogenen Teil C
dieser Arbeit sind es die FENAMAD und der COHARYIMA (siehe C 1.3.3).
Da es für die meisten eingeborenen Völker nicht möglich sein wird, ihr Leben abseits
des Einflusses der westlichen Welt in alter Tradition fortzusetzen, muss eine
nachhaltige und für die Bevölkerung akzeptable Möglichkeit für ihre Zukunftsgestaltung
gefunden werden. Immer mehr indigene Dorfgemeinschaften wählen Ökotourismus als
alternative Entwicklungsstrategie
2
. Viele Betroffene stehen dem jedoch skeptisch
1
Vgl.
http://www.tourism-watch.de/esp/2esp/2esp.communidades/index.html
2
Vgl. Epler Wood, M., Community Participation, 1998, S. 9.

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
2
gegenüber. Anhand von zwei Projekten in der Praxis soll aufgezeigt werden, dass
Ökotourismus trotz einer oft langwierigen und schwierigen Umsetzung eine nachhaltige
Entwicklungsalternative für indigene Dorfgemeinschaften darstellen kann.
Die politische Entwicklung im einleitenden Teil der Arbeit beschreibt eine
jahrhundertelange wirtschaftliche Abhängigkeit der Peruaner von ihren europäischen
Kolonialherren, von den Großmächten dieser Welt (hauptsächlich den USA) und von
jahrzehntelangem Terror und Diktatur. Hiermit soll verdeutlicht werden, vor welchem
Hintergrund die heutige Situation der eingeborenen Bevölkerung zu sehen ist. Es ist an
der Zeit, dass sie selbständig agieren kann, dass sie die Rechte für ihre traditionellen
Territorien erhält und diese eigenverantwortlich verwalten kann. Ökotourismus als
Entwicklungskonzept soll hierbei durch interkulturelle Begegnungen mit Interessierten
die Identität und die Kultur der Bevölkerung erhalten und die Lebensqualität
verbessern.
Des weiteren beinhaltet der Teil A eine Analyse der äußeren Umstände, die bei der
Umsetzung solcher Projekte eine Rolle spielen. Es ist essentiell, die heutige Situation
in der Tourismus- und Umweltpolitik des Landes zu kennen und zu wissen, ob von dort
Unterstützung zu erwarten ist. Die geographische Lage eines Projektes, seine
natürliche und touristische Umwelt und die sich daraus ergebenden Hauptreisezeiten
sind unbedingt zu berücksichtigen, da die Touren als Reisebaustein vor Ort an die
Touristen verkauft werden sollen.
Spätestens seit der Rio-Konferenz 1992 ist Ökotourismus weltweites Anliegen
geworden. So werden im Teil B die Grundlagen dieses Begriffs diskutiert und der
Ansatz der Nachhaltigkeit, der mit beiden Projekten in der ökologischen, ökonomischen
und sozialen Dimension erfüllt werden soll, erläutert. Hieraus ergeben sich die beiden
zentralen strategischen Ansätze für die Realisierung dieses Anspruchs. Wichtiger
Faktor bei der Projektumsetzung ist außerdem die Berücksichtigung der möglichen
Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Im Teil C werden die praktischen
Erfahrungen, die die Autorin während ihres Praxissemesters in Peru sammeln konnte,
erläutert. Teil D beinhaltet ein vergleichendes Fazit aus beiden Projekten und eine
abschließende Betrachtung der Arbeit.

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
3
Motivation für die Auseinandersetzung mit dem Thema des verantwortungsbewussten
Reisens in Länder der Dritten Welt waren die persönlichen Erlebnisse der Autorin
während einer sechsmonatigen Rucksackreise durch Südamerika. Fasziniert hat sie
dabei vor allem das Land Peru. Während des Wahlkampfes im Jahr 2000 wohnte sie
sechs Wochen bei einer peruanischen Familie, und hatte so Gelegenheit, das Leben
hinter den Kulissen kennen zu lernen. Ihre Reisen haben sie auch nach Cusco geführt,
wo die negativen Auswirkungen des Tourismus besonders deutlich werden. Die große
Zahl der Indios aus den Anden, die mit aller Macht versuchen, ihren Anteil am
Tourismusgeschäft im sauberen Vorzeigeteil der Stadt zu erkämpfen, genauso wie die
Bevorzugung der Touristen gegenüber der peruanischen Bevölkerung in vielen
alltäglichen Situationen vergrößern das Gefälle zwischen Reisenden und Bereisten
stetig. Es ist schwer, Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen, die über ein
Verkaufsgespräch hinausgehen. Echte Kommunikation gibt es nicht. Touristen
belagern die Attraktionen der Gegend in riesigen Gruppen und reduzieren den Wert
der Kultur durch den Kauf von billigen Souvenirs (Duplikaten).
Ende des Jahres 2002 bekam die Autorin die Möglichkeit angeboten, in ihrem
Praxissemester das Projekt Wanamei Expediciones zu unterstützen, die sie sofort
annahm. Kurz vor ihrer Abreise machte sie während ihrer Arbeit auf der
Ökotourismusmesse Reisepavillon 2003 eine Bekanntschaft, aus der die Mitarbeit am
Projekt Tambo Amana resultierte. Den Vergleich zwischen beiden Projekten vor Ort
selbst zu erleben, war der Auslöser für die Wahl des Themas dieser Arbeit. Als eine
interessante Herausforderung betrachtete sie die Arbeit mit der eingeborenen
Bevölkerung. Der Kontakt, den sie durch die Projekte zur jungen Generation bekam,
motivierte sie, einen Beitrag zum Aufbau einer Perspektive leisten zu wollen.
Die menschliche Begegnung im Tourismus und die Lernerfahrung bezüglich anderer
Kulturen sind für die Autorin zentrales Reisemotiv. So ist es ihr zum beruflichen Ziel
geworden, umsetzbare Konzepte für theoretische Ansätze zu entwickeln und damit die
interkulturelle Kommunikation für einen verantwortungsbewussten Tourismus zu
fördern.
Ziel dieser Arbeit ist es, dazu beizutragen, begehbare Wege für die nachhaltige
Regionalentwicklung mit Tourismus aufzuzeigen und so eine Reiseerfahrung zu
ermöglichen, die einem weltweit besseren Verständnis der einzigartigen natürlichen
und kulturellen Gegebenheiten Rechnung trägt.

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
4
2 Peru
2.1 Allgemeine Informationen
Der offizielle Name des Landes lautet República del Perú. Die ,,demokratische, soziale,
unabhängige und souveräne Republik"
3
ist mit einer Fläche von insgesamt
1.285.220 km², die sich auf Festland und Inseln aufteilt, Südamerikas drittgrößtes
Land. Insgesamt besteht Peru aus 25 Departments, die wiederum in 155 Provinzen
aufgeteilt sind. Die Hauptstadt Perus ist Lima, ein Ballungsraum, in dem etwa ein
Drittel der 26.749 Einwohner des Landes leben.
4
Seit 1980 ist Peru eine Präsidialrepublik. Offizielle Landessprache ist Spanisch,
Castellano genannt. Zwischen 1975 und 1979 wurde Quechua, die Sprache der Inka,
als Amtssprache eingeführt. Sie wird hauptsächlich von den Hochlandindios in der
Gegend von Cusco und Ayacucho gesprochen. Beide Sprachen sind heute offiziell
anerkannt. Daneben wird im Altiplano (Andenhochland) auch Aymará gesprochen, von
der gleichnamigen Bevölkerungsgruppe, die sich um den Titicacasee und im
bolivianischen Hochland angesiedelt hat.
5
Außerdem ist allgemein bekannt, dass im
Regenwald eine Vielzahl indianischer Sprachfamilien existiert, da jede ethnische
Gruppe traditionell ihren eigenen Dialekt spricht.
Die Bevölkerung setzt sich aus 45 % Ureinwohnern (Quechua, Aymará), 37 %
Mestizen (Mischlinge aus Ureinwohnern und Weißen) und 15 % Weißen zusammen.
Minderheiten, die insgesamt etwa 3 % ausmachen, sind Tieflandindianer, Schwarze,
Chinesen und Japaner.
6
Trotz allgemein bestehender Schulpflicht geht rund ein Viertel
aller Kinder nicht in die Schule, mehr als ein Drittel der über 15jährigen sind
Analphabeten.
7
3
http://www.dse.de/za/lis/peru/seite2.htm
4
Vgl.
http://www.embajada-peru.de/popup.php?id=3&sprache=de
5
Vgl.
http://traumsturm.homestead.com/peru.html
6
Vgl.
http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/pe.html#People
7
Vgl.
http://www.inka-ev.de/deutsch/inhalte/peru/peruallgemein.htm

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
5
Die Glaubensfreiheit konnte in Peru erst 1973 durchgesetzt werden. 1980 wurde die
Trennung von Staat und Kirche in die Verfassung aufgenommen. 89 % der
Bevölkerung sind katholisch
8
. Doch wurde der katholische Glaube nie vollständig
angenommen, er ist bis heute mit traditionellen Bräuchen und Ritualen versetzt.
9
Im Küstengebiet werden Baumwolle, Zuckerrohr und Mais angebaut, im Hochland
Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Kaffee und Kakao. Exportiert werden Wolle, Häute und
Felle der Viehzucht. Die Industrie als Wirtschaftszweig befindet sich gegenwärtig im
Auftrieb. Schwerpunkte hierbei sind die Textil-, Nahrungsmittel-, Metall- und
Chemieindustrie. Außerdem sind Fischerei und Bergbau für das Land von großer
Bedeutung.
10
Im Jahr 2001 betrug das BIP in Peru 54,0 Milliarden US $. Der Anteil von
Landwirtschaft und Bergbau ist jedoch mit 15,5 % sehr gering, dicht gefolgt von der
produzierenden Industrie mit 19,7 %. Umsatzstärkster Wirtschaftszweig ist nach wie
vor der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 64,8 % im Jahr 2001.
11
Aus diesem
Wert
lässt sich auf die hohe Bedeutung des Tourismus für das peruanische Volk
schließen.
Mit Antritt des Präsidenten Fujimori 1990 konnte die immense Inflationsrate von über
7649,6 % auf 139,2 % im darauf folgenden Jahr gesenkt werden, und lag 2002 bei
2,5 %.
12
Mit seinen Privatisierungsprogrammen zur Verbesserung der wirtschaftlichen
Situation wurde 1995 ein Rekordwachstum des BIP von 14 %
13
erreicht, das bis 2002
aber wieder auf 5,3 % fiel. Trotz des Aufschwungs erhöhte sich das
Beschäftigungsniveau nicht. Im Jahr 2002 lag die offizielle Arbeitslosigkeit bei 9,4 %,
wurde jedoch wesentlich höher geschätzt.
14
Es ist anzunehmen, dass viele
Beschäftigungen in den informellen Sektor fallen. Hier wären Schwarzmärkte,
Schmuggel, Drogen, Straßenhandel und verschiedenste den Alltag dominierende
Dienstleistungen zu nennen. Fast 50 % der Bevölkerung leben unter der nationalen
Armutsgrenze
15
.
8
http://www.embajada-peru.de/popup.php?id=3&sprache=de
9
Vgl.
http://traumsturm.homestead.com/peru.html
10
Vgl.
http://www.auswaertiges-
amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=12&land_id=134
11
Vgl. International Monetary Fund, Country Report, 2003, S. 3.
12
http://www.inei.gob.pe/perucifrasHTM/inf-eco/in01.jpg
13
Dawson, P., Handbook, 1999, S. 1410.
14
http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/pe.html#People
15
http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/pe.html#People

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
6
2.2 Politische Entwicklung
Seit dem Niedergang von Perus berühmter Hochkultur der Inkas mit dem Eintreffen der
Spanier 1532 durchlebte das Land eine bewegte Geschichte. Anhaltende
Grenzkonflikte, Unabhängigkeitskriege, Terrorismus und der immer gegenwärtige
Kampf gegen die Drogen prägten die Menschen. Unter dem Regime des Diktators
Alberto Fujimori konnte trotz schwerwiegender Eingriffe in die persönliche Freiheit
vieler Peruaner eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Landes
verzeichnet werden. Dieser setzte sich jedoch nach Unruhen und politischen
Skandalen, die im Jahr 2000 auf seinen erneuten Wahlantritt folgten, nach Japan ab,
und gab so den Weg für eine demokratische Regierung frei.
16
Im Juli 2001 übernahm
Alejandro Toledo das Amt des Präsidenten. Seine angekündigten Reformen haben
Anlass zur Hoffnung auf Besserung der Lage Perus gegeben. Im vergangenen Jahr
sind die fortwährenden Proteste der Bevölkerung jedoch eskaliert, so dass wieder
einmal der Ausnahmezustand deklariert werden musste. Die Situation im Land bleibt
instabil.
17
Ein detaillierter Überblick über die politische Entwicklung Perus befindet sich im
Anhang I.
2.3 Tourismus- und Umweltpolitik
Auch wenn Ex-Präsident Fujimori Peru als Diktatur geführt hat, ist nicht zu leugnen,
dass es dem Land unter seiner Herrschaft, zumindest in den ersten Jahren, viel besser
ging als zuvor. Zwar gab auch er viele Wahlversprechen, die niemals realisiert worden
sind, doch waren gleichermassen merkliche Veränderungen eingetreten, die Fujimori
eine Wiederwahl ermöglichten. Eine um ein Vielfaches geringere Inflationsrate,
Veräußerungen staatlichen Eigentums und infrastrukturelle Verbesserungen
ermöglichten neue Blickwinkel auf die Zukunft Perus. Die Kokain-Mafia und der
Terrorismus wurden mit Erfolg bekämpft, sicheres Reisen im Land war wieder möglich
und Peru gewann weltweit an Ansehen. Das BIP wuchs und die Zeit der Bedrohungen
16
Vgl.
http://www.auswaertiges-
amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=9&land_id=134
17
Vgl. Muguruza, E., Demokratisierungsprozess, 2002, S. 1ff.

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
7
schien vorbei, so dass zukunftsrelevante Themen wie Tourismus und Umwelt im
politischen Diskurs Beachtung finden konnten. Erst mit der Fujimori-Ära begann die,
bis heute immer noch nicht ausgereifte, Diskussion über Umweltschutz, nachhaltigen
Tourismus und Umweltpolitik im Allgemeinen. Institutionen wie z. B. CONAM (Consejo
Nacional del Ambiente ­ Nationaler Umweltrat) und INRENA (Instituto Nacional de
Recursos Naturales ­ Nationales Institut für Natürliche Rehabilitation) wurden
gegründet. Ein Umweltministerium in unserem Sinne existiert bis heute nicht.
18
In
dieser Hinsicht bestehen immer noch große Mankos, jedoch sind die Grundsteine
gelegt. Das Ministerium für Außenhandel und Tourismus ist für die grundlegenden
Fragen, die den Tourismus betreffen, zuständig. Hierbei sind zu nennen:
Schutz
der
Touristen
Vermittlung von touristischem Bewusstsein in der Bevölkerung
Qualitätsverbesserungen
Förderung von touristischen Investitionen
Verhaltensanalysen der Touristen.
19
Des weiteren ist die Regierungsorganisation PromPerú für den Incoming-Reiseverkehr
zuständig. In verschiedenen Sprachen sind auf ihrer Website umfassende
Informationen, Aktuelles und nützliche Links zu finden. Mit Sitz in Lima vermarktet
PromPerú das Land weltweit als touristisches Zielgebiet, da den Konsulaten im
Ausland kein Budget für Fremdenverkehrsämter zur Verfügung steht.
20
Nach den Jahren politischer Unterdrückung, terroristisch bedingter Ausnahmezustände
und wirtschaftlicher Rezession, hat Präsident Toledo mehr Arbeitsplätze im privaten
Sektor, Förderung der Landwirtschaft und Bildung, verstärkte Dezentralisierung durch
das Einrichten von Regionalregierungen, die Einhaltung der Menschenrechte und eine
korruptionsfreie und leistungsfähige Justiz angekündigt. Mit dem allgemeinen
18
Vgl.
http://www.auswaertiges-
amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=12&land_id=134#5
19
Vgl.
http://www.mincetur.gob.pe/default.asp?pag=turismo/cuerpo1.htm&lat=turismo/lateral.asp?pag=turismo
&num=4
20
Vgl.
http://www.peru.org.pe/

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
8
Aufschwung beabsichtigt er auch in Umweltfragen fortzuführen, was Anfang der 90er
Jahre unter Fujimori begonnen wurde.
21
Gleich zu Beginn von Toledos Amtszeit fand im September 2001 in Cusco ein
Biodiversitätskongreß, organisiert vom Inka e.V., statt. Diskutiert wurden von den
internationalen Teilnehmern aus Wissenschaft und von verschiedenen nichtstaatlichen
Organisationen (siehe B 5.1) zusammen mit der betroffenen Bevölkerung die
biologische Vielfalt der Andenstaaten, der Erhalt von Schutzgebieten und ihre mögliche
grenzüberschreitende Erweiterung, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen
und die Chancen und Auswirkungen des Ökotourismus als Wirtschaftsfaktor. Mit dieser
Kombination von Teilnehmern und Wissen war auf neue Kooperationen und
langfristige, effektivere Strategien zu hoffen.
22
So hat sich in den letzten zehn Jahren eine Sensibilität für Umweltfragen entwickelt,
die es weiter zu Schulen und zu Fördern gilt. Da immer noch fast 50% aller Peruaner
unterhalb der Armutsgrenze (siehe A 2.1) und dabei mehrheitlich in touristisch
attraktiven und natürlich wertvollen Gebieten leben, ist eine Bewusstseinsbildung für
eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen nach Meinung der Autorin eine große
Herausforderung und Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit
der eingeborenen Bevölkerung.
Toledos Tourismuspolitik hat im Jahr 2003 eine negative Kehrtwende gemacht und ihre
eigentlichen Absichten offenbart. Nachdem in den vergangenen Jahren bereits viele
staatliche Institutionen privatisiert worden sind, sollen nun für touristisch interessante
natürliche und kulturelle Stätten exklusive Nutzungsrechte, steuerfrei, an ausländische
Investoren verkauft werden. Aktuelle Beispiele sind ,,Playa Hermosa", eine
Küstengegend mit einmalig gelegenen Sandstränden im Norden Perus, die Ruine
Kuélap, eines der wichtigsten Überbleibsel der preinkaischen Kultur Chachapoyas und
das weltberühmte Machu Picchu (näher erläutert in A 2.5.2). Dabei übergangen wird,
verfassungswidrig, die dort ansässige Bevölkerung. Es besteht die Gefahr, dass viele
Familien zwangsenteignet ohne Land und Lebensgrundlage zurückbleiben, da die
Verfügungsgewalt über die jeweilige Region bei den Investoren verbleibt.
23
Die
21
Vgl.
http://www.cosmopolis.ch/cosmo27/toledo_peru.htm
; ebenso
http://www.kas.de/publikationen/2002/495_dokument.html
22
Vgl.
http://www.inka-ev.de/deutsch/inhalte/inkainfo/juli2001/0701_kongressorg.htm
23
Vgl.
http://www.tourism-watch.de/dt/31dt/31.skandal/index.html

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
9
Bewohner der betroffenen Gebiete organisierten sich in Verbänden, doch hatte
beispielsweise die Anfechtung durch einen öffentlichen Brief der Interessensverbände
von Kuélap an den Präsidenten keinen Erfolg
24
. Durch das bekannt werden der
Regierungsabsichten wurden aber landesweit Proteste laut und die Regierung musste
vorerst einlenken.
25
Auf Eis gelegt sind die Privatisierungspläne jedoch keinesfalls. Die
Nutzungsrechte an den Ruinen von Kuélap und Machu Picchu sollen weiterhin an
ausländische Unternehmen verkauft werden, womit der peruanische Staat seines
kulturellen Erbes beraubt würde. Pläne für beide Anlagen kommen touristischen
Großprojekten gleich, die lokale Bevölkerung ist in beiden Fällen nicht Bestandteil der
Umsetzung. Während das Vorhaben in Kuélap eine nächtliche Bestrahlung der Ruinen
mit einschließt, ist eine Stromversorgung des nahe gelegenen Ortes noch nicht einmal
vorgesehen. Unterdessen steigen in Aguas Calientes, dem Ausgangspunkt für einen
Machu Picchu-Besuch, seit der Privatisierung der Bahnlinie als einzigem Zugangsweg
die Lebenshaltungskosten für die Ansässigen stetig.
26
Internationale und nationale politische Aktivitäten haben derzeit negative Einflüsse auf
die touristischen Umsatzzahlen. Im Jahr 2001 wurde u. a. als Nachwirkung des 11.
September ein Umsatzrückgang von 1,3 % verbucht. Auch der Irakkrieg im Frühjahr
2003 veranlasste viele, auf einen Urlaub mit Langstreckenflug zu verzichten.
27
Vor
allem aber die Unruhen im Land selbst, die dadurch bedingten Ausnahmezustände und
Warnungen des Auswärtigen Amtes verunsichern die Touristen. Es gibt extreme
Transportengpässe an Busstationen und Flughäfen und immer wieder kommt es zu
Streiks und Blockaden, die nicht umfahren werden können. Auch die ständige
Militärpräsenz im Stadtbild zeigt den Besuchern die wieder aufkommende
Unzufriedenheit der Bevölkerung und weist auf den instabilen Zustand des Landes
hin.
28
24
Vgl. Brief der Bevölkerung von Kuélap, s. Anhang II
25
Vgl
.
http://www.tourism-watch.de/dt/32dt/32.peru/index.html
26
Vgl. Ruhland, M.,/ Sandra, Z., Süddeutsche Zeitung, 2003, S. 39; ebenso
http://www.tourism-
watch.de/dt/31dt/31.skandal/index.html
27
Vgl. Die Welt, Artikel vom 10. März 2003, s. Anhang III; ebenso Die Welt, Artikel vom 15. März
2003, s. Anhang IV.
28
Vgl.
http://www.kas.de/publikationen/2002/495_dokument.html

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
10
2.4 Geographie
2.4.1 Allgemeine Informationen zu geographischer Lage und Klima
Im Norden grenzt Peru an Ecuador, im Nordosten an Brasilien, südlich davon an
Bolivien und die südlichste Provinz des Landes, Tacna, grenzt an Chile. Das Land ist in
drei geographische Zonen unterteilt. An die Küstenregion schließt sich die Sierra, das
Andenhochland, an, die im Osten zur Selva, dem Regenwald, hin abfällt. So bestimmt
unterschiedlichstes Klima die Lebensbedingungen in der jeweiligen Region. Als
Konsequenz daraus gelten für die verschiedenen touristischen Zielgebiete
unterschiedliche Hauptreisezeiten entsprechend der Klimazone.
Abbildung 1 Die drei geographischen Zonen Perus
(Quelle:
http://pe.gotolatin.com/eng/Attr/Attractions.asp#mapa
)

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
11
Ein besonderes Klimaphänomen in Peru ist El Niño (der Junge). Der Name ist auf das
Christkind zurück zu führen, da El Niño meistens in der Zeit zwischen Dezember und
Februar auftritt, folglich um Weihnachten herum. Dabei wird der reguläre
Wetterkreislauf, der entlang der Westküste Südamerikas vom Pazifischen Ozean
beeinflusst wird, von Zeit zu Zeit unterbrochen. Warme Wasserströme, die sonst nur
bis südlich von Ecuador gelangen, fließen dann teilweise bis Nordchile und bringen
vernichtende Stürme und flutartige Regenfälle an Orte, an denen normalerweise kein
Regen fällt. Abgesehen von den Schäden an Land, die durch diese Fluten und Stürme
entstehen, erleidet die Küstenwirtschaft durch fehlende Fischbestände große
Einbrüche. Zwischen April 1997 und Juni 1998 forderte El Niño 21.700 Todesopfer und
hinterließ Schäden von knapp 34 Milliarden Dollar.
29
2.4.2 Die Küste
Die Küstenregion ist ein ca. 3000 km langer, schmaler Streifen Land, in dem fast die
Hälfte der Bevölkerung lebt. Das dortige Klima ist geprägt von Nebel (Garúa) und
feinem Nieselregen, wofür der Humboldstrom, eine kalte Meeresströmung, die von
Süden her an der Küste entlang fließt, verantwortlich ist. Die Küstenkordilleren,
genannt Lomas, erheben sich hinter der Küstenwüste und bekommen durch diese
Wetterbedingungen genügend Feuchtigkeit, um in den Sommermonaten eine
Vegetation von Kakteen, Hartlaubsträuchern und Wüstenpflanzen entstehen zu lassen.
Dahinter breitet sich eine extrem trockene Binnenwüste mit Salpeterlagern aus.
30
In
den Wintermonaten zwischen April und November sind die Temperaturen bei
durchschnittlich ca. 14 °C
31
gemäßigt, werden aber durch die hohe Luftfeuchtigkeit als
kälter empfunden. In den Sommermonaten ist es an der Küste mit Temperaturen bis zu
35 °C sehr heiß. Somit können die erstklassigen Sandstrände im Norden Perus
ausgiebig genutzt werden.
32
29
Vgl. Dawson, P., Handbook, 1999, S. 1401.
30
Vgl.
http://www.inka-ev.de/deutsch/inhalte/peru/regionen.htm
31
Vgl.
http://www.astrosoft.de/peru/klima.htm
32
Vgl.
http://www.promperu.gob.pe/itb/geografia.htm

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
12
2.4.3 Die Sierra
Die Sierra, die Andenregion Perus, erhebt sich hinter der Wüstenregion auf
durchschnittlich 3000 m und gilt als das längste Kettengebirge der Welt, das sich von
Venezuela bis hinunter nach Patagonien zieht. Sechs Gipfel übersteigen in Peru die
6000 m Grenze, der Höchste ist der Huascarán mit 6768 m. In der Sierra gibt es große
Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, vor allem in der Trockenzeit, den
Wintermonaten zwischen April und November, die auch für dieses Gebiet gleichzeitig
die Hauptreisezeit sind. Im Süden Perus, in der Gegend von Arequipa, befinden sich
viele Vulkane. Das nördliche und östliche Hochland ist bis auf eine Höhe von 3500 m
stark bewaldet, wohingegen südlich von Huaráz die Sierra mit Gräsern bedeckt ist und
`Puna' genannt wird. Landwirtschaft ist in der Hochebene nur begrenzt möglich. Die
dort lebenden Indios nutzen das Land zum Grasen für ihre Tiere, die in der Puna
heimischen Vicuñas, ihre Lamas, Alpacas und Schafe und sind so in der Lage, sich
vollständig selbst zu versorgen. Im Norden Perus gliedern sich die Anden in drei
Kordillerenzüge, die Cordillera Occidental, die Cordillera Central und die Cordillera
Oriental. Zwischen West- und Ostkordilleren erstreckt sich das Altiplano, das Hochland
der Anden, auf einer Höhe von etwa 3500 m, in dem ein Großteil der andinen
Bevölkerung lebt. Auf ca. 3000 m beginnt am feuchten Ostabhang der Anden der
Nebelwald, der in den Tieflandregenwald überleitet.
33
2.4.4 Der Regenwald
Das riesige Amazonastiefland, auch Selva genannt, bedeckt ca. 60 % der
Landesfläche, jedoch sind hier nur 5 % der Bevölkerung heimisch. Es handelt sich um
noch weitgehend unerschlossenen Regenwald, in dem es kaum Straßen gibt. Als
Verkehrswege werden in dieser Region hauptsächlich Flüsse genutzt, wie
beispielsweise der Fluss Ucayali, der bei Iquitos mit dem Fluss Marañón
zusammenfließt und so den Amazonas bildet.
34
Die Selva wird noch einmal in drei
Zonen unterteilt, die Ceja de Selva,
den Bergnebelwald, die Selva Alta, den
Bergregenwald und die Selva Baja, den Tieflandregenwald. Die einzelnen Zonen
können anhand ihrer Höhenlage und Vegetation unterschieden werden. In der
33
Vgl.
http://www.inka-ev.de/deutsch/inhalte/peru/regionen.htm
34
Vgl.
http://www.inka-ev.de/deutsch/inhalte/peru/regionen.htm

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
13
Trockenzeit zwischen April und Oktober liegen die Tagestemperaturen bei bis zu 35°C,
in der Regenzeit ist es heiß und schwül und es muss jederzeit mit schweren
Regenfällen gerechnet werden
35
.
2.5 Tourismus in der Region Cusco
2.5.1 Die Stadt Cusco
Cusco (offizielle Schreibweise in Quechua ist Qosqo = Nabel/ Zentrum) liegt auf ca.
3310 m im Hochland der Anden. Die frühere Hauptstadt der Inka, Mittelpunkt ihres
Reiches Tahuantinsuyo, wurde um 1100 AD gegründet. Einst wurden die Inka von der
spanischen Besatzungsmacht aus Cusco vertrieben. Die Spanier haben viele der
prächtigen Inkabauten zerstört und ihre Kirchen und Paläste auf den alten
Grundmauern errichtet. Somit bietet Cusco heute eine interessante Mischung aus
spanischer Architektur und der Bauweise der Inka.
36
Heute leben hier ca. 275.000 Menschen. Die meisten von ihnen sind Quechua,
Hochlandindianer. Vor allem aufgrund ihrer Nähe zu Machu Picchu, vielen weiteren
Inkaruinen im Heiligen Tal und zum Manu Nationalpark ist die Stadt Cusco eines der
großen touristischen Zentren Perus (siehe Abbildung 2) und hat ihren Besuchern
einiges zu bieten. Es gibt unzählige Museen, Märkte, Veranstaltungen, Kirchen und
prachtvolle Bauten, die dem touristischen Teil der Stadt seinen Flair verleihen. Das
Viertel San Blas ist bei Reisenden und Künstlern aus aller Welt besonders beliebt, was
auf die vielen kleinen Geschäfte, Hostals, Bars, Restaurants und Galerien
zurückzuführen ist.
37
35
Vgl. Dawson, P., Handbook, 1999, S. 1400f.
36
Vgl. Dawson, P., Handbook, 1999, S. 1333.
37
Vgl. Vgl. Frost, P., Exploring, S. 83ff.

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
14
Verteilung der ausländischen Übernachtungsgäste in Peru
im Jahr 2001 im Vergleich
6%
28%
6%
39%
6%
11%
2%
2%
Arequipa
Cusco
Ica
Lima & Callao
Loreto
Madre de Dios
Puno
Andere
Abbildung 2 Verteilung der ausländischen Übernachtungsgäste im Land Peru
(Quelle: Eigener Entwurf in Anlehnung an Tabelle in Anhang V.)
Der Andrang von Touristen in Cusco bringt aber auch negative Folgen mit sich. Viele
Menschen dort sind arm und stehen damit im starken Gegensatz zu den schick
gekleideten Touristen mit teuren Kameras. Kinder, die die ganze Nacht hindurch
betteln, oft gemeinsam mit ihren Müttern oder mit Säuglingen auf dem Rücken, sind
keine Seltenheit. Sie verkaufen Souvenirs, Postkarten, Süßigkeiten und Zigaretten
oder putzen Schuhe. Unverhältnismäßig hohe Geldgeschenke von meist
nordamerikanischen Touristen provozieren die einfache Forderung nach Geld. So ist
die Kommunikation zwischen Einheimischen und Besuchern meistens auf bloße
Verkaufsgespräche oder deren Abwehr reduziert.
38
Echte Hilfe, gegenseitiges
Verstehen und Lernen sind damit von vorneherein ausgeschlossen.
38
Vgl. McLaren, D., Rethinking, 1998, S. 82f.

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
15
2.5.2 Das Heilige Tal und Machu Picchu
Nicht nur die Stadt Cusco selbst sondern auch die Region lockt Touristen mit
landschaftlichen und kulturellen Reizen. Ein Besuch der unzähligen Ruinen der
Inkazeit in der näheren Umgebung der Stadt lohnt sich. Im Urubamba-Tal sind vor
allem die größten und beeindruckendsten Inkaruinen Pisac und Ollantaytambo zu
finden, die im Rahmen des Touristentickets der Region Cusco besucht werden können.
Hinter Ollantaytambo enden die befahrbaren Strassen des Tals, und der Weg nach
Machu Picchu kann nur noch mit der Bahn fortgeführt werden. Aguas Calientes, der
kleine Ort in der Nähe der Ruinen, ist in einer ca. vierstündigen Fahrt mit dem Zug von
Cusco aus zu erreichen. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen sogenannten Inka-
Trail in einer geführten Gruppe zu wandern und so früh morgens in Machu Picchu
anzukommen.
39
Machu Picchu bedeutet auf Quechua `Alter Berg'. Die im 15. Jh. erbaute Inkastadt ist
Weltkulturerbe der UNESCO und mit 459.252
40
Besucher im Jahr 2002 eine der
wichtigsten touristischen Stätten Perus. 1901 wurden die vom Dschungel völlig
überwucherten Ruinen entdeckt, aber für unbedeutend gehalten. So sind sie zuerst
einmal in Vergessenheit geraten. 1911 befand sich der Amerikaner Hiram Bingham mit
einer Expedition auf der Suche nach Vilcabamba, der Festung, in der der letzte Inka,
Manco Inka, von den Spaniern überwältigt wurde. Durch Zufall stieß Bingham so auf
Machu Picchu, eine fast vollständig erhaltene Stadt aus der Zeit der Inka, gelegen auf
einer Bergkuppe in hervorragender Position. Bei Freilegungs- und
Restaurierungsarbeiten wurden auch menschliche Überreste, in der Mehrheit weiblich,
gefunden.
41
39
Vgl. Frost, P., Exploring, S. 83ff.
40
s. Tabelle in Anhang VI.
41
Vgl.
http://www.cuscoperu.com/deutsch/qosqo/1t1_machupicchu.htm

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
16
2.5.3 Biosphärenreservat Manu
Außerdem ist Cusco Ausgangspunkt für Touren in das Biosphärenreservat Manu. Mit
einer Fläche von 19.098 km² ist es das größte des Amazonasgebietes. Aufgrund seiner
Größe und Artenvielfalt gehört der Manu Nationalpark auch zu den wichtigsten
weltweit. Am 29. Mai 1973 wurde der Park, der sich um den Fluss Manu erstreckt,
gegründet. Im März 1977 erkannte die UNESCO das Reservat an, zehn Jahre später
wurde es zum Weltnaturerbe ernannt.
42
Das Biosphärenreservat ist unterteilt in drei Zonen. Nur ein kleiner Teil des riesigen
Areals ist für Touristenbesuche zugelassen, die Zona Reservada. Die 257.000 ha sind
für wissenschaftliche Forschungszwecke sowie den Tourismus reserviert. Der Eintritt
ist nur mit einer Genehmigung und in Begleitung eines autorisierten Guides
(Touristenführer) möglich. Die Zona Cultural beherbergt zwei ethnische Gruppen, die
noch als Nomaden an ihrem früheren Lebensstil festhalten. Die eigentliche Kernzone
des Biosphärenreservats ist der Manu Nationalpark selbst. Offiziell dürfen die
1.532.000 ha nur Biologen und Anthropologen im Auftrag der Regierung mit Erlaubnis
des Landwirtschaftsministeriums betreten. Das Biosphärenreservat wurde zum Schutz
der dort lebenden Pflanzen und Tiere sowie der ethnischen Gruppen, die dort ansässig
sind, gegründet. Es repräsentiert die hohe Biodiversität des gesamten
Amazonasgebietes.
43
42
Vgl.
http://www.promanu.org/html/pnm07.html
; vgl. ebenso
http://www.promanu.org/html/pnm00.html
43
Vgl. Dawson, P., Handbook, 1999, S. 1393.

A EINLEITUNG UND HINTERGRUNDINFORMATIONEN PERU
17
Abbildung 3 Biosphärenreservat Manu
(Quelle:
http://www.tanagertours.com/english/index.html?http://www.tanagertours.com/english/
mapmanu.html
)

B ÖKOTOURISMUS: CHARAKTERISTIKA, AKTEURE UND AUSWIRKUNGEN
18
B ÖKOTOURISMUS: CHARAKTERISTIKA, AKTEURE UND
AUSWIRKUNGEN
1 Der Ökotourismus-Begriff
Um eine Definition des Begriffs Ökotourismus haben sich viele Autoren bemüht. Aus
Mangel an einer einheitlichen und international anerkannten, detaillierten Beschreibung
des Begriffs ist es unbedingt notwendig, vor jeder Verwendung ausdrücklich
festzulegen, welche Kriterien dafür in entsprechendem Fall zugrunde gelegt werden.
Es folgt ein Abriss über die Herleitung des Ökotourismus-Begriffs, um aufzuzeigen,
aufgrund welcher Argumentation diese Arbeit konzipiert ist.
Da der Kernteil der Ausarbeitungen den südamerikanischen Raum betrifft, wurde
außer deutscher und englischer auch spanische Literatur verwendet. Aus diesem
Grunde wird einleitend angeführt, dass ,Ökotourismus' im Deutschen, ,ecotourism' im
Englischen und ,ecoturismo' im Spanischen für nachfolgende Texte in ihrer Bedeutung
als gleich betrachtet werden.
2 Historische Entwicklung des Begriffs Ökotourismus
2.1 Sanfter Tourismus
Seit mehr als 20 Jahren ist das Wort ,ecotourism' in der englischen Fachpresse
bekannt. In Europa wurde ungefähr zur gleichen Zeit begonnen, sich um die Folgen
des Massentourismus am Mittelmeer und in den Alpen Gedanken zu machen. Ein
notwendiges Umdenken brachte den Ausdruck ,sanfter Tourismus' hervor, ein Reisen,
das auf weichen, zukunftsorientierten Komponenten basiert. Geprägt wurde dieser
Ausdruck durch den Autor und Zukunftsspezialisten Robert Jungk.
44
44
Vgl. Baumgartner, C./ Röhrer, C., Nachhaltigkeit, 1998, S. 11.

B ÖKOTOURISMUS: CHARAKTERISTIKA, AKTEURE UND AUSWIRKUNGEN
19
Demnach ist die Idee des ,Sanften Tourismus' Grundlage der Entwicklung zum
Konzept Ökotourismus. Vor diesem Hintergrund folgt nun eine kurze Erläuterung der
Kriterien des ,Sanften Tourismus', um den Unterschied zum heutigen Verständnis von
Ökotourismus (siehe B 3) zu verdeutlichen.
Nach der Erkenntnis der negativen Auswirkungen des Massentourismus vor allem im
Mittelmeer- und Alpenraum in den späten 70er und den frühen 80er Jahren, begann
die Tourismusindustrie, ihre weichen bzw. sanften Ziele hervorzuheben. Die
Abgrenzung dieser Ziele zu den herkömmlichen ,harten' Kriterien, d.h. den ökonomisch
ausschlaggebenden Kriterien, ist individuell verschieden geregelt, da es an
festgesetzten objektiven Merkmalen fehlt.
45
Gemäß des Trends des steigenden Umweltbewusstseins der Bevölkerung, integrierten
viele Destinationen und Reiseveranstalter eine oder mehrere der folgenden Kriterien
des ,Sanften Tourismus' als Marketingstrategie in ihr Konzept. Oft geschieht dies
jedoch nur wegen des erhofften Imagegewinns. Somit hat eine Anpassung an den
bestehenden umweltbewussten Konsumentenmarkt stattgefunden. Die Ungenauigkeit
der Definition der Kriterien macht auch hier eine Überprüfbarkeit unmöglich.
46
Die vier grundlegenden Elemente des ,Sanften Tourismus'
Umweltfreundliches
Handeln.
Wenig Infrastruktur, landschaftsschonende touristische Erschließung.
Sozial verträgliche Umsetzung mit Kultur erhaltenden Konzepten und einem
Höchstmaß an Mitbestimmung.
Förderung einer eigenständigen Regionalentwicklung ohne Monokulturen.
47
45
Vgl. Hasse, J./ Schumacher, F., Sanfter Tourismus, 1990, S. 15ff.
46
Vgl. Schemel, H-J., Sanfter Tourismus, 1992, S. 41ff.
47
Vgl. Baumgartner, C./ Röhrer, C., Nachhaltigkeit, 1998, S. 11; ebenso Hasslacher, P.,
Tourismuspolitik, 1992, S. 35.

B ÖKOTOURISMUS: CHARAKTERISTIKA, AKTEURE UND AUSWIRKUNGEN
20
So wurden im Namen des ,Sanften Tourismus' entweder durch den Massentourismus
angerichtete Schäden mit limitierenden Maßnahmen korrigiert oder neue Zielgebiete in
ländlichem Raum sanft entwickelt. ,Sanfter Tourismus' ist also eine zukunftsorientierte
Idee, der es jedoch meistens an klaren und durchsetzbaren Konzepten, die nicht nur
ein theoretischer Ansatz bleiben, fehlt.
48
2.2 Ansatz der Nachhaltigkeit
Des weiteren mangelt es der Idee des ,Sanften Tourismus' an einem ausreichend
weitem Blick in die Zukunft. Zwar sind die Grundprinzipien nachhaltigen Handelns
berücksichtigt, jedoch gibt es keine Strategie für eine verknüpfte Umsetzung in allen
drei Dimensionen (siehe B 3.1). Dieser Ansatz einer nachhaltigen und zukunftsfähigen
Entwicklung ist somit Kerngedanke des eigentlichen Ökotourismusziels.
49
Der Club of Rome hat die Welt schon 1968 auf ein notwendiges Umdenken
hingewiesen. Die heutige Situation der natürlichen Umwelt erinnert immer wieder
daran, dass jedes Wachstum Grenzen haben muss, da nahezu täglich neue Natur- und
Umweltkatastrophen aufgedeckt werden. Ökosysteme brauchen Zeit zur Regeneration,
die ihnen nicht gegeben wird. Die Weltbevölkerung nimmt stetig zu, während
vorhandene Ressourcen immer weiter abnehmen. Derzeitigen und nachfolgenden
Generationen wird so die Lebensgrundlage entzogen. Hieraus folgt die Notwendigkeit,
mit dem, was zur Verfügung steht, zu wirtschaften. Die negativen Auswirkungen auf die
Umwelt müssen minimiert werden, um eine zukunftsfähige Entwicklung zu
gewährleisten. Das Stichwort hierfür ist ,Nachhaltigkeit'.
50
In den vergangenen zehn Jahren ist das Bewusstsein für umweltrelevante Themen im
alltäglichen Leben geschärft worden. Mülltrennung und Recycling gehören
selbstverständlich dazu. Die Produktion der Industrienationen ist dem Umweltschutz
durch Auflagen verpflichtet und alternative Energien werden genutzt. In der Wirtschaft
ist nachhaltige Entwicklung demnach auch ein wichtiges Thema, das jedoch mit
demselben Problem verknüpft ist: Oft sind grundlegende Kriterien nicht konkretisiert,
wodurch Umweltberichte an keine Festlegung gebunden sind. Ähnlich der heutigen
48
Vgl. Baumgartner, C./ Röhrer, C., Nachhaltigkeit, 1998, S. 3ff.
49
Vgl. Baumgartner, C./ Röhrer, C., Nachhaltigkeit, 1998, S. 25.
50
Vgl. Hass, H., Machbarkeit, 1992, S. 25.

B ÖKOTOURISMUS: CHARAKTERISTIKA, AKTEURE UND AUSWIRKUNGEN
21
Situation im Tourismus bedienen sich Mitläufer häufig dem Image von
Pionierunternehmen und profitieren davon.
51
,,Der Begriff der Nachhaltigkeit bedarf
daher der dringenden Verknüpfung mit überprüfbaren ökologischen
Leistungsmaßstäben."
52
In Unternehmen werden erste Schritte in diese Richtung mit
so genannten Öko-Audits und dem Aufbau von Umweltmanagementsystemen
unternommen.
53
Auf dem Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 wurde die Agenda 21 beschlossen. Diese
beinhaltet Handlungsvorgaben für alle relevanten Politikbereiche, die die einzelnen
Staaten auf nationaler Ebene umsetzen sollen, um so in einer ,,globalen
Partnerschaft"
54
Umwelt- und Entwicklungsinteressen nachhaltig durchzusetzen.
55
Auf
der ,Conference on Sustainable Tourism' wurde 1995 ein 18-Punkte-Katalog (Charter
for Sustainable Tourism) veröffentlicht, der Empfehlungen für die Umsetzung der
Agenda 21 bezogen auf die Tourismusentwicklung enthält.
56
Daraus geht hervor, dass
bei Tourismusprojekten der Entwicklungsprozess, den das Ökosystem ganzheitlich
erfährt, nachhaltig gestaltet sein muss, um die Lebensgrundlage der lokalen
Bevölkerung für die Zukunft zu sichern. Basis des Konzeptes ist das intakte natürliche
und kulturelle Angebot. Eine langfristige Sicherung dieses Kapitals kann demnach nur
durch eine ,,optimale Nutzung vorhandener Ressourcen bei möglichst geringer
Belastung der Umwelt"
57
und der sozialen Strukturen gewährleistet werden. Das
nachhaltige Prinzip stellt also für den Verbraucher einen Qualitätsgewinn dar.
58
Ein gutes Beispiel für die Umsetzbarkeit dessen im Bereich des Tourismus ist der
Verband forum anders reisen. Es handelt sich um einen Zusammenschluss
touristischer Unternehmen, die für langfristig ökologisch tragbare, sozial gerechte und
wirtschaftlich durchführbare Tourismusformen eintreten und sich zur Einhaltung eines
Kriterienkataloges verpflichten. Die Kontrolle darüber übernimmt ein Ausschuss, der
aus Mitgliedern unterschiedlicher Unternehmen besteht.
59
51
Vgl. Kjaerby, C., Ecoturismo, o. J., S. 13; dazu auch Fichter, K., Nachhaltigkeitskonzepte, 1996, S. 4.
52
Fichter, K., Nachhaltigkeitskonzepte, 1996, S. 4.
53
Vgl. Baumgartner, C./ Röhrer, C., Nachhaltigkeit, 1998, S. 59f.
54
http://www.oneworldweb.de/agenda21/S09.html
55
Vgl.
http://www.nachhaltigkeit.aachener-
stiftung.de/110135995721445/Geschichte/Weltgipfel%20Rio%20de%20Janeiro%201992/Agenda%2021.
htm
56
Vgl. Losang, E., Nachhaltigkeit, 2000, S. 84f.
57
Quack, H-D., Vorlesungsskript Touristisches Umweltmanagement, WS 02/ 03.
58
Vgl. BMU, Sustainable Tourism, 2000, S. 6.
59
Vgl. Fichter, K., Nachhaltigkeitskonzepte, 1996, S. 27f.

B ÖKOTOURISMUS: CHARAKTERISTIKA, AKTEURE UND AUSWIRKUNGEN
22
Zusammengefasst ist also Folgendes festzuhalten:
Nachhaltige Entwicklung ist ,,Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen
Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu
gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu
wählen"
60
.
2.3 Schlagwort Ökotourismus
Das Schlagwort der 90er Jahre wurde Ökotourismus. Von der touristischen
Fachpresse durchgesetzt, wurde es trotz vieler Ansätze noch nicht allgemein gültig
definiert. Eine solche Definition und allgemeine Anerkennung im Sinne von Prädikaten
würde den Sachverhalt eines ökotouristischen Ansatzes überprüfbar machen.
61
Für
eine entsprechende Überprüfung müssen messbare Indikatoren gefunden werden,
anhand derer eine Kontrolle über die Erreichung festgelegter Ziele stattfinden kann.
Den Vorgang der Zielfindung mit gleichzeitiger Entwicklung bewertbarer Messgrößen
wird Operationalisierung genannt.
62
Da z. Zt. jedoch noch kein international
anerkanntes Mess- und Zertifizierungssystem existiert, steht es jedem frei, den Begriff
Ökotourismus für seine Bedürfnisse mit einer eigenen Definition zu interpretieren. So
zieht dieser Mangel an einer feststehenden Definition vor allem in Peru, aber auch in
anderen lateinamerikanischen Ländern einen erheblichen Missbrauch des Begriffs
Ökotourismus nach sich. Jede Agentur und jeder Reiseveranstalter kann für sich
behaupten, im Marktsegment Ökotourismus zu operieren und so das damit in
Verbindung stehende positive Image nutzen. Umweltorganisationen, NGOs und andere
Initiatoren von Ökotourismusprojekten legen den Begriff entsprechend ihres
Tätigkeitsfeldes aus. Die Folge davon ist eine zunehmende Verunsicherung seitens der
Bevölkerung und eine anhaltende Verwässerung des Begriffs.
63
60
http://www.nachhaltigkeit.aachener-
stiftung.de/110073958781876/Geschichte/Zwischen%20Stockholm%20und%20Rio/Brundtland-
Report%201987.htm
61
Vgl. Schemel, H-J., Sanfter Tourismus, 1992, S. 42.
62
Vgl. Baumgartner, C./ Röhrer, C., Nachhaltigkeit, 1998, S. 22f.
63
Vgl.
http://www.planeta.com/ecotravel/tour/latam.html

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832481742
ISBN (Paperback)
9783838681740
DOI
10.3239/9783832481742
Dateigröße
2.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel – Medien, Sport- und Tourismusmanagement
Erscheinungsdatum
2004 (August)
Note
1,5
Schlagworte
nachhaltigkeit bevölkerung community based ecotourism
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Titel: Ökotourismus - zwei unterschiedliche Ansätze im Vergleich
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