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Selbstwirksamkeitsveränderungen durch Sport

Eine experimentelle Bedingungsanalyse mit Älteren

©2003 Doktorarbeit / Dissertation 340 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Ältere Menschen rücken in jüngster Zeit zunehmend in das öffentliche Interesse. Dies liegt vor allem daran, dass der Anteil der Älteren in der Gesamtbevölkerung stetig zunimmt. Während noch in den 80er-Jahren jedem über 60-jährigen 4 unter 20-jährige gegenüberstanden, hat sich dieses Verhältnis um die Jahrtausendwende weitgehend ausgeglichen und soll sich im Jahre 2030 nahezu vollständig umdrehen. Diese, auch als „demographische Revolution“ bezeichnete, dramatische Veränderung der Bevölkerungsstruktur betrifft zunächst diejenigen, die aktuell zu der Gruppe älterer Menschen zählen. Darüber hinaus betrifft sie auch alle anderen Menschen, die in der Zukunft zu den Älteren gehören und/oder die sich beruflich in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft mit älteren Menschen beschäftigen. Insgesamt entstehen vielfältige Herausforderungen und Anpassungserfordernisse in den verschiedenen Lebensbereichen. In der Politik geht es beispielsweise darum, die Gestaltung der Renten und des Gesundheitswesens an die veränderte Bevölkerungsstruktur anzupassen. Die Wirtschaft hingegen erkennt die i.d.R. finanziell gut ausgestatteten Älteren als neue Zielgruppe der Konsum- und Dienstleistungsbranchen und wendet sich dieser mit entsprechenden Marketingstrategien zu. Gleiches gilt für den Freizeit- und Sportbereich sowie für kommerzielle Sport- und Reiseanbieter. Im Bereich der Wissenschaft im Allgemeinen und der Sportwissenschaft im Speziellen sind Ältere vor allem wegen der z.T. erheblichen Forschungslücken auf dem Gebiet der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung höchst interessant.
Die hier vorgelegte Dissertation beschäftigt sich auf der Basis einer sportwissenschaftlichen Auseinandersetzung speziell mit Bedingungen und Effekten der Sport- und Bewegungsaktivität Älterer. Vor einer detaillierten Betrachtung dieses Themenbereichs, gilt es zunächst die Frage „Wozu dienen Sport- und Bewegungsaktivitäten im Alter?“ zu bearbeiten. In diesem Zusammenhang wird man bis heute mit der weit verbreiteten Auffassung konfrontiert, dass das Alter einen defizitären Zustand darstellt und dass dem Sport eine rein kompensatorische Funktion zukommt. Er wird somit eingesetzt, um den drohenden Defiziten im Bereich der selbstständigen Alltagsbewältigung und der überdauernden Lebensfreude entgegenzuwirken. Ein derart ausgerichteter Sport orientiert sich ausschließlich an der vermeintlich höheren Lebensqualität jüngerer Menschen und könnte daher ältere […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7772
Schneider, Dirk: Selbstwirksamkeitsveränderungen durch Sport - Eine experimentelle
Bedingungsanalyse mit Älteren
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Deutsche Sporthochschule Köln, Sporthochschule, Dissertation / Doktorarbeit,
2003
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http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Danksagung
DANKSAGUNG
Mein erster Dank gilt meiner Lebensgefährtin Carolin Heider, deren uner-
schütterliches Zu- und Vertrauen in meine Person für mich persönlich sehr
wichtig waren. Meinen Eltern danke ich dafür, dass sie mein Promotions-
vorhaben ideell unterstützt und finanziell gefördert haben.
Meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Henning Allmer, danke ich für die
fachliche Unterstützung während meines gesamten Promotionsvorhabens und
vor allem für die stets hilfreichen und überaus konstruktiven Hinweise
während der Erstellung dieser Dissertation.
Weiterhin bedanke ich mich bei meinem ehemaligen Institutskollegen Herrn
PD. Dr. Jens Kleinert. Sich ­ gerade zu Beginn eines Promotionsvorhabens ­
mit einem kritischen und erfahrenen Kollegen beiläufig oder intensiv über das
eigene Promotionsvorhaben auszutauschen, war für mich Herausforderung
und Ansporn zugleich. Weitere Unterstützung habe ich vom ehemaligen
Leiter des Psychologischen Instituts, Herrn Prof. Dr. Jürgen Nitsch, sowie
von Herrn Dr. Gerald Penzl erhalten. Für die Bereitstellung der Laborräume
sowie beratende und aktive Unterstützung bei der Beschaffung und Er-
stellung der Laborausstattung bedanke ich mich sehr. Herrn Robert Sterzing
(Geschäftsführer Eiki Deutschland) danke ich für die kostenfreie Bereit-
stellung eines für das Laborexperiment erforderlichen Datenprojektors.
Mein besonderer Dank gilt allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der ex-
perimentellen Untersuchung. Deren Zuverlässigkeit und Engagement war
eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Experiments. Nicht zuletzt
bedanke ich mich bei der Sporthochschule Köln für die Gewährung eines
Graduiertenstipendiums.

Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS
THEORETISCHER TEIL 1
1 Einleitung / Problemstellung 1
2 Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme 7
2.1
Defizite bestehender Erklärungsansätze und Hypothesen 7
2.2
Entwicklung eines Modells zur Effektentstehung 12
3 Selbstwirksamkeit 24
3.1
Definition der Selbstwirksamkeit 25
3.2
Selbstwirksamkeit und Handeln 29
3.2.1
Einfluss auf Verhalten und Erleben 29
3.2.2
Einfluss auf Leistung 32
3.3
Handeln und Selbstwirksamkeit 35
3.3.1
Beeinflussung der Selbstwirksamkeit durch Leisten 35
3.3.2
Lehrmethoden und Selbstwirksamkeit 40
3.3.3
Feedbackmethoden und Selbstwirksamkeit 48
3.3.4
Sonstige Einflussfaktoren 52
3.4
Zusammenfassung und Forschungsdefizite 55
4 Modellvorstellung zu Selbstwirksamkeitsveränderungen 58
4.1
Modellentwicklung 58
4.2
Ableitung einer Interventionsstrategie 68
4.3
Ableitung von Forschungs- und Operationalisierungsansätzen 74
5 Forschungsfragen und Sachhypothesen 79
5.1
Selbstwirksamkeit 79
5.1.1
Veränderungsanalyse 79
5.1.2
Bedingungsanalyse 81
5.1.3
Profilanalysen 82
5.2
Leistung 83
5.3
Selbstwirksamkeit und Leistung 84
METHODISCHER TEIL 86
6 Untersuchungsaufbau 86
6.1
Denk- und Bewegungsaufgabe 86
6.2
Apparate und Material 101
7 Untersuchungsverfahren 105
7.1
Personenfragebogen 105
7.2
Zufriedenheit 106
7.3
Wahrgenommene Testleistung und Leistungsveränderung 106
7.4
Diagnostik der Selbstwirksamkeit 107
7.4.1
Bestehende diagnostische Zugänge 107
7.4.2
Diagnostische Defizite und Probleme 110

Inhaltsverzeichnis
7.4.3
Skalenkonstruktion 110
7.4.4
Gütekriterien 120
7.5
Erhebung der Leistungskennwerte 127
8 Untersuchungsdesign 131
8.1
Versuchsplan 131
8.2
Kontrolle von Störfaktoren 135
8.3
Interne und externe Validität 137
9 Untersuchungspersonen 139
9.1
Stichprobenanwerbung und -rekrutierung 139
9.2
Gesamtstichprobe 142
9.3
Untersuchungsgruppen 143
10 Untersuchungsdurchführung 152
11 Statistische Methoden 153
12 Voraussetzungsprüfung 154
12.1.1
Leistung 154
12.1.2
Selbstwirksamkeit 157
12.1.3
Zusammenfassung 159
EMPIRISCHER TEIL 161
13 Ergebnisse und Diskussion 161
13.1
Selbstwirksamkeit 161
13.1.1
Veränderungsanalyse 162
13.1.2
Bedingungsanalyse 169
13.1.3
Profilanalyse 179
13.2
Leistung 184
13.2.1
Veränderungsanalyse 185
13.2.2
Zusammenfassung 195
13.3
Leistung und Selbstwirksamkeit 197
14 Gesamtdiskussion 201
14.1
Gesamtdiskussion der Ergebnisse 201
14.2
Gesamtdiskussion der empirischen Untersuchung 210
15 Praktische Implikation 214
16 Ausblick 217
17 Zusammenfassung 221
LITERATUR 226
18 Literaturverzeichnis 226

Inhaltsverzeichnis
ANHANG 244
19 Anwerbung der Probanden 244
19.1
Plakat ,,Seniorentag in Sintern" 244
19.2
Infomaterial ,,Kölner Seniorengemeinschaft" 245
19.3
Zeitungsartikel ,,Pulheimer Stadtblatt" 246
19.4
Zeitungsartikel ,,Kölner Wochenspiegel" 246
19.5
Zeitungsartikel ,,Kölner Stadtanzeiger" 247
19.6
Infomaterial ,,Anfragen auf die Zeitungsartikel" 248
19.7
Anschreiben ,,Erste Kontaktaufnahme" 249
20 Ergebnisprotokoll 250
21 Untersuchungspersonen 251
21.1
Gesamtstichprobe 251
21.1.1
Alter, ASSE, SSSE 251
21.1.2
Geschlecht, Schulabschluss, Rente, Beruf 252
21.1.3
Erwartete Abschneiden 1.Test 253
21.1.4
Leistungsfähigkeit 1. Test 253
21.2
Untersuchungsgruppen 253
21.2.1
Alter, ASSE, SSSE 253
21.2.2
Geschlecht, Schulabschluss Rente 258
21.2.3
Erwartetes Abschneiden 1.Test 260
21.2.4
Leistungsfähigkeit 1.Test 262
21.3
Voraussetzungsprüfung 267
21.3.1
Kognitive Leistung 267
21.3.2
Koordinative Leistung 268
21.3.3
Selbstwirksamkeit 269
22 Ergebnisse im Detail 271
22.1
Selbstwirksamkeit 271
22.1.1
Veränderungsanalyse 271
22.1.2
Bedingungsanalyse 273
22.2
Leistung 310
22.2.1
Gesamtleistung 310
22.2.2
Kognitive Teilleistung 314
22.2.3
Koordinative Teilleistung 318
22.3
Leistung und Selbstwirksamkeit 321
23 Lebenslauf 326

Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1:
Modell zur Effektentstehung. 13
Abbildung 2:
Struktur der Effekte (entnommen aus Allmer et al., 1996, S. 98). 14
Abbildung 3:
Struktur der Handlung und Ansatzstellen der Intervention
(modifiziert nach Allmer, 1996). 20
Abbildung 4:
Modellvorstellung zu Selbstwirksamkeitsveränderungen. 60
Abbildung 5:
Einprägen und Wiedererkennen mit einem Gedächtnisinhalt. 89
Abbildung 6:
Einprägen und Wiedererkennen mit zwei Gedächtnisinhalten. 90
Abbildung 7:
Allgemeine Instruktionen. 91
Abbildung 8:
Anweisungen des Trainers. 92
Abbildung 9:
Präsentation der bildhaften Vorgaben in Textform. 92
Abbildung 10:
Präsentation der bildhaften Vorgaben in Bildform. 93
Abbildung 11:
Instruktion. 93
Abbildung 12:
Folie 1 von 15 (richtiger Ballempfänger = Nr. 6). 94
Abbildung 13:
Folie 2 von 15 (richtiger Ballempfänger = Nr. 4). 94
Abbildung 14:
Folie 3 von 15 (richtiger Ballempfänger = Nr. 1). 95
Abbildung 15:
Folie 4 von 15 (richtiger Ballempfänger = Nr. 3). 95
Abbildung 16:
Folie 5 von 15 (richtiger Ballempfänger = Nr. 0). 96
Abbildung 17:
Strategieinformationen zu kognitiven Lerninhalten (Teil 1). 96
Abbildung 18:
Strategieinformationen zu kognitiven Lerninhalten (Teil 2). 97
Abbildung 19:
Strategieinformationen zu koordinativen Lerninhalten. 98
Abbildung 20:
Feedback mit individueller Bezugsnormorientierung. 99
Abbildung 21:
Feedback mit sozialer Bezugsnormorientierung. 99
Abbildung 22:
Skizze des Käfigs. 102
Abbildung 23:
Aufsicht des Versuchsaufbaus. 102
Abbildung 24:
Anrede zur allgemeinen sportbezogenen
Selbstwirksamkeitserwartung (ASSE) (,,Form a"). 116
Abbildung 25:
Anrede zur allgemeinen sportbezogenen
Selbstwirksamkeitserwartung (ASSE) (,,Form i"). 116
Abbildung 26:
Anrede zur situationsspezifischen sportbezogenen
Selbstwirksamkeitserwartung (SSSE). 117
Abbildung 27:
Untersuchungsdesign. 131
Abbildung 28:
Versuchsplan (2.Teil). 133
Abbildung 29:
Artikel für die Anwerbung von Probanden und Probandinnen. 139
Abbildung 30:
Mittelwerte für T1, T4 und für die Veränderungen zwischen T1
und T4. 164
Abbildung 31:
Interaktionsgrafik für 9 Untersuchungsgruppen (Teil 1). 167
Abbildung 32:
Interaktionsgrafik für 9 Untersuchungsgruppen (Teil 2). 168
Abbildung 33:
Interaktionsgrafik für 9 Untersuchungsgruppen (Teil 3). 168
Abbildung 34:
Interaktionsgrafik für 8 Untersuchungsgruppen und vier
Messzeitpunkte. 176

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 35:
Mittelwertunterschiede der Selbstwirksamkeitserwartungen für
die Gesamtgruppe (N = 85). 181
Abbildung 36:
Mittelwertunterschiede der Selbstwirksamkeitserwartungen für
die in drei Cluster aufgeteilte Gesamtgruppe (N = 85). 182
Abbildung 37:
Mittelwerte für T1, T4 und für die Veränderungen zwischen T1
und T4. 187
Abbildung 38:
Mittelwerte für T1, T4 und für die Veränderungen zwischen T1
und T4. 190
Abbildung 39:
Mittelwerte für T1, T4 und für die Veränderungen zwischen T1
und T4. 193
Abbildung 40 :
Anwerbung der Probanden (Teil 1). 244
Abbildung 41 :
Anwerbung der Probanden (Teil 2). 245
Abbildung 42 :
Anwerbung der Probanden (Teil 3). 245
Abbildung 43 :
Anwerbung der Probanden (Teil 4). 246
Abbildung 44 :
Anwerbung der Probanden (Teil 5). 246
Abbildung 45 :
Anwerbung der Probanden (Teil 6). 246
Abbildung 46 :
Anwerbung der Probanden (Teil 7). 247
Abbildung 47 :
Infomaterial ,,Anfragen auf die Zeitungsartikel". 248
Abbildung 48 :
Anschreiben ,,Erste Kontaktaufnahme". 249
Abbildung 49 :
Exemplarisches Ergebnisprotokoll. 250

Tabellenverzeichnis
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1:
Erklärungsansätze zur Wirkung einer ausdauernden sportlichen
Betätigung auf Variablen der psychischen Gesundheit
(entnommen aus Schlicht, 1995, S. 71). 8
Tabelle 2:
Charakteristische Merkmale der bildhaften Vorgaben im
Überblick. 88
Tabelle 3:
Spezifikation der computeranimierten Programmabläufe. 103
Tabelle 4:
Subjektive Situationsdefinition (entnommen aus Nitsch, 1986, S.
233). 112
Tabelle 5:
Selbstwirksamkeitserwartungen im Handlungsverlauf. 114
Tabelle 6:
Items der Selbstwirksamkeitserwartungen. 119
Tabelle 7:
MTMM-Matrix. 127
Tabelle 8:
Versuchsplan (1. Teil / formal). 132
Tabelle 9:
Kombinationsmöglichkeiten der experimentellen Bedingungen für
die Gruppen 1-9. 134
Tabelle 10:
Deskriptive Statistik für die Selbstwirksamkeit in der
Gesamtstichprobe. 164
Tabelle 11:
Varianzanalytische Betrachtung ,,Selbstwirksamkeit" (vgl.
Anhang 22.1.1). 166
Tabelle 12:
Auszug aus varianzanalytischer Betrachtung ,,Selbstwirksamkeit"
(vgl. Anhang 22.1.2). 172
Tabelle 13:
Hauptergebnisse der varianzanalytischen Betrachtung im
Überblick (vgl. Anhang 22.1.2). 174
Tabelle 14:
Spezifikation der Cluster 1 bis 3. 183
Tabelle 15:
Deskriptive Statistik für Gesamtleistung der Gesamtstichprobe. 186
Tabelle 16:
Auszug aus varianzanalytischer Betrachtung ,,Gesamtleistung"
(vgl. Anhang 22.2.1). 188
Tabelle 17:
Deskriptive Statistik für kognitive Teilleistungen der
Gesamtstichprobe. 189
Tabelle 18:
Auszug aus varianzanalytischer Betrachtung ,,Kognitive
Teilleistung" (vgl. Anhang 22.2.2). 191
Tabelle 19:
Deskriptive Statistik für koordinative Teilleistungen der
Gesamtstichprobe. 193
Tabelle 20:
Auszug aus varianzanalytischer Betrachtung ,,Koordinative
Teilleistung" (vgl. Anhang 22.2.3). 194
Tabelle 21:
Statistik "Alter, ASSE, SSSE zu T1". 251
Tabelle 22:
Statistik "Geschlecht, Schulbildung und Rentner". 252
Tabelle 23:
Statistik "Berufe u. ehemalige Berufe". 252
Tabelle 24:
Statistik "Erwartetes Abschneiden T1". 253
Tabelle 25:
Statistik "Leistungsfähigkeit T1". 253
Tabelle 26:
Test auf Normalverteilung ,,Alter". 253
Tabelle 27:
Deskriptive Statistik ,,Alter". 254
Tabelle 28:
Test der Varianzhomogenität ,,Alter". 254
Tabelle 29:
Einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) ,,Alter". 254

Tabellenverzeichnis
Tabelle 30:
Student-Newman-Keuls-Test "Alter". 255
Tabelle 31:
Test auf Normalverteilung ,,ASSE u. SSSE". 255
Tabelle 32:
Deskriptive Statistik ,,ASSE". 255
Tabelle 33:
Deskriptive Statistik ,,SSSE". 256
Tabelle 34:
Test der Varianzhomogenität ,,ASSE u. SSSE". 256
Tabelle 35:
Einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) "ASSE". 256
Tabelle 36:
Einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) "SSSE". 256
Tabelle 37:
Student-Newman-Keuls-Test "ASSE". 257
Tabelle 38:
Student-Newman-Keuls-Test "SSSE". 257
Tabelle 39:
Kreuztabellierung "Geschlecht". 258
Tabelle 40:
Chi-Quadrat-Test "Geschlecht". 258
Tabelle 41:
Kreuztabellierung "Schulabschluss". 258
Tabelle 42:
Ränge "Schulabschluss". 259
Tabelle 43:
Kruskal-Wallis-Test "Schulabschluss". 259
Tabelle 44:
Kreutztabellierung "Rentenstatus". 259
Tabelle 45:
Chi-Quadrat-Test "Rentenstatus". 260
Tabelle 46:
Kolmogorov-Smirnov-Test "ETL". 260
Tabelle 47:
Test der Homogenität der Varianzen "ETL". 260
Tabelle 48:
Einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) "ETL-Werfen". 261
Tabelle 49:
Student-Newman-Keuls-Test "Erwartete Testleistungen T1". 261
Tabelle 50:
Student-Newman-Keuls-Test "Erwartete Testleistungen T1". 261
Tabelle 51:
Univariate Statistiken "Endstufen u. benötigte Zeit". 262
Tabelle 52:
Tests auf Normalverteilung "Endstufen u. benötigte Zeit". 263
Tabelle 53:
Stem-and-Leaf Plot "Endstufe". 263
Tabelle 54:
Stem-and-Leaf Plot "Endstufe". 263
Tabelle 55:
Stem-and-Leaf Plot "Benötigte Zeit". 264
Tabelle 56:
Ränge "Endstufen und benötigte Zeit". 265
Tabelle 57:
Statistik "Endstufen u. benötigte Zeit zu T1". 265
Tabelle 58:
Deskriptive Statistiken "Endstufen und benötigte Zeit". 266
Tabelle 59:
Kolmogorov-Smirnov-Test "Endstufen und benötigte Zeit". 266
Tabelle 60:
Tests auf Normalverteilung "Kog. Leistung T1 u. T4". 267
Tabelle 61:
Test der Varianzhomogenität "Kog. Leistung T1 u. T4". 267
Tabelle 62:
Tests auf Normalverteilung "Koor. Leistung T1 u. T4". 268
Tabelle 63:
Test der Varianzhomogenität "Koor. Leistung T1 u. T4". 268
Tabelle 64:
Tests auf Normalverteilung "SSSE zu T1 u. T4". 269
Tabelle 65:
Test der Varianzhomogenität "SSSE zu T1 u. T4". 269
Tabelle 66:
Korrelationsmatrix "SSSE T1 bis T4". 270
Tabelle 67:
Statistik "SSSE T1, T4 sowie T4-T1". 271
Tabelle 68:
Easystat-Varianzanalyse "SSSE" (Teil 1). 272
Tabelle 69:
Easystat-Varianzanalyse "SSSE" (Teil 2). 272
Tabelle 70:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 1). 273
Tabelle 71:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 2). 274

Tabellenverzeichnis
Tabelle 72:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 3). 275
Tabelle 73:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 4). 276
Tabelle 74:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 5). 277
Tabelle 75:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 6). 278
Tabelle 76:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 7). 279
Tabelle 77:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 8). 280
Tabelle 78:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 9). 281
Tabelle 79:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 10). 282
Tabelle 80:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 11). 283
Tabelle 81:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 12). 284
Tabelle 82:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 13). 285
Tabelle 83:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 14). 286
Tabelle 84:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 15). 287
Tabelle 85:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 16). 288
Tabelle 86:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 17). 289
Tabelle 87:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 18). 290
Tabelle 88:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 19). 291
Tabelle 89:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 20). 292
Tabelle 90:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 21). 293
Tabelle 91:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 22). 294
Tabelle 92:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 23). 295
Tabelle 93:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 24). 296
Tabelle 94:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 25). 297
Tabelle 95:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 26). 298
Tabelle 96:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 27). 299
Tabelle 97:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 28). 300
Tabelle 98:
Easystat-Simple-Effects-Analysen "SSSE" (Teil 29). 301
Tabelle 99:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 1). 302
Tabelle 100:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 2). 302
Tabelle 101:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 3). 303
Tabelle 102:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 4). 304
Tabelle 103:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 5). 305
Tabelle 104:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 6). 306
Tabelle 105:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 7). 306
Tabelle 106:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 8). 307
Tabelle 107:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 9). 308
Tabelle 108:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 10). 308
Tabelle 109:
SPSS-Varianzanalyse-GLM "SSSE" (Teil 11). 309
Tabelle 110:
Statistik "Gesamtleistung zu T1, T4 sowie T4-T1". 310
Tabelle 111:
Easystat-Varianzanalyse "Gesamtleistung" (Teil 1). 311
Tabelle 112:
Easystat-Varianzanalyse "Gesamtleistung" (Teil 2). 312
Tabelle 113:
Easystat-Varianzanalyse "Gesamtleistung" (Teil 3). 312

Tabellenverzeichnis
Tabelle 114:
Easystat-Varianzanalyse "Gesamtleistung" (Teil 4). 313
Tabelle 115:
Statistik "Kog. Leistung zu T1, T4 sowie T4-T1". 314
Tabelle 116:
Easystat-Varianzanalyse "Kog. Leistung" (Teil 1). 315
Tabelle 117:
Easystat-Varianzanalyse "Kog. Leistung" (Teil 2). 316
Tabelle 118:
Easystat-Varianzanalyse "Kog. Leistung" (Teil 3). 316
Tabelle 119:
Easystat-Varianzanalyse "Kog. Leistung" (Teil 4). 317
Tabelle 120:
Statistik "Koor. Leistung zu T1, T4 sowie T4-T1". 318
Tabelle 121:
Easystat-Varianzanalyse "Koor. Leistung" (Teil 1). 319
Tabelle 122:
Easystat-Varianzanalyse "Koor. Leistung" (Teil 2). 320
Tabelle 123:
Easystat-Varianzanalyse "Koor. Leistung" (Teil 3). 320
Tabelle 124:
Easystat-Varianzanalyse "Koor. Leistung" (Teil 4). 321
Tabelle 125:
Korrelationen "SSSE u. Leistung" (Teil 1). 321
Tabelle 126:
Korrelationen "SSSE u. Leistung" (Teil 2). 322
Tabelle 127:
Korrelationen "SSSE u. Leistung" (Teil 3). 322
Tabelle 128:
Korrelationen "SSSE u. Leistung" (Teil 4). 322
Tabelle 129:
Korrelationen "SSSE u. Leistung" (Teil 5). 323
Tabelle 130:
Korrelationen "SSSE u. Leistung" (Teil 6). 323
Tabelle 131:
Korrelationen "SSSE u. Leistung" (Teil 7). 324
Tabelle 132:
Kreutztabellierung "Leistungsveränderung" (Teil 1). 324
Tabelle 133:
Kreutztabellierung "Leistungsveränderung" (Teil 2). 325
Tabelle 134:
Symmetrische Maße "Leistungsveränderung". 325

Einleitung / Problemstellung
1
THEORETISCHER TEIL
1 Einleitung / Problemstellung
Ältere Menschen rücken in jüngster Zeit zunehmend in das öffentliche Inter-
esse. Dies liegt vor allem daran, dass der Anteil der Älteren in der Gesamt-
bevölkerung stetig zunimmt. Während noch in den 80er-Jahren jedem über
60-jährigen 4 unter 20-jährige gegenüberstanden, hat sich dieses Verhältnis
um die Jahrtausendwende weitgehend ausgeglichen und soll sich im Jahre
2030 nahezu vollständig umdrehen (vgl. Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend, 1997; Statistisches Bundesamt, 2000). Diese,
auch als ,,demographische Revolution" bezeichnete, dramatische Verände-
rung der Bevölkerungsstruktur betrifft zunächst diejenigen, die aktuell zu der
Gruppe älterer Menschen zählen. Darüber hinaus betrifft sie auch alle
anderen Menschen, die in der Zukunft zu den Älteren gehören und/oder die
sich beruflich in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft mit älteren Menschen
beschäftigen. Insgesamt entstehen vielfältige Herausforderungen und An-
passungserfordernisse in den verschiedenen Lebensbereichen. In der Politik
geht es beispielsweise darum, die Gestaltung der Renten und des Gesund-
heitswesens an die veränderte Bevölkerungsstruktur anzupassen. Die Wirt-
schaft hingegen erkennt die i.d.R. finanziell gut ausgestatteten Älteren als
neue Zielgruppe der Konsum- und Dienstleistungsbranchen und wendet sich
dieser mit entsprechenden Marketingstrategien zu. Gleiches gilt für den Frei-
zeit- und Sportbereich sowie für kommerzielle Sport- und Reiseanbieter. Im
Bereich der Wissenschaft im Allgemeinen und der Sportwissenschaft im
Speziellen sind Ältere vor allem wegen der z.T. erheblichen Forschungs-
lücken auf dem Gebiet der grundlagen- und anwendungsorientierten For-
schung höchst interessant.
Die hier vorgelegte Dissertation beschäftigt sich auf der Basis einer sport-

Einleitung / Problemstellung
2
wissenschaftlichen Auseinandersetzung speziell mit Bedingungen und
Effekten der Sport- und Bewegungsaktivität Älterer (vgl. Schneider, 1994;
Schneider, 1997). Vor einer detaillierten Betrachtung dieses Themenbereichs,
gilt es zunächst die Frage ,,Wozu dienen Sport- und Bewegungsaktivitäten
im Alter?" zu bearbeiten. In diesem Zusammenhang wird man bis heute mit
der weit verbreiteten Auffassung konfrontiert, dass das Alter einen defizi-
tären Zustand darstellt und dass dem Sport eine rein kompensatorische
Funktion zukommt. Er wird somit eingesetzt, um den drohenden Defiziten
im Bereich der selbstständigen Alltagsbewältigung und der überdauernden
Lebensfreude entgegenzuwirken. Ein derart ausgerichteter Sport orientiert
sich ausschließlich an der vermeintlich höheren Lebensqualität jüngerer
Menschen und könnte daher ältere Menschen dazu veranlassen, jugendliche
Leistungsideale anzustreben.
In Abkehr zu dieser defizitären Sichtweise des Alters und der damit verbun-
denen rein kompensatorischen Funktion des Sports wird in dieser Arbeit eine
andere Sichtweise vertreten. Es wird zunächst davon ausgegangen, dass der
Prozess des Alterns (vgl. dazu Filipp & Schmidt, 1995) nicht notwendiger-
weise eine verminderte Lebensqualität zur Folge hat. Bereits Singer (1981, S.
19) formuliert in diesem Zusammenhang sinngemäß, dass Altern nicht von
vornherein auf Abnahme, Rückgang und Verschlechterung festgelegt ist,
sondern offen für Zunahme, Differenzierung und Integration ist. Wenn man
die Lebensqualität aller Altersphasen als dynamisches Gleichgewicht der phy-
sischen, psychischen und sozialen Funktionsfähigkeit (siehe ,,selbständige
Alltagsbewältigung", Allmer et al., 1996) und des physischen, psychischen
und sozialen Wohlbefindens (siehe ,,überdauernde Lebensfreude", Allmer et
al., 1996) auffasst, dann besteht die Möglichkeit, etwaige körperliche
Funktionseinbußen (z.B. wegen langjähriger sportlicher Inaktivität) bei-
spielsweise durch positive Entwicklungen im Bereich des Wohlbefindens
auszubalancieren. Es besteht die Chance, sich nach einem langen ent-
behrungsreichen Berufsleben oder nach einer anstrengenden Kindererziehung

Einleitung / Problemstellung
3
um sich selbst, die Familie und um Freunde kümmern zu können oder bei-
spielsweise durch sportliche Aktivität neue Kontakte zu knüpfen. Auch wenn
Kinder nicht mehr auf die elterliche Fürsorge angewiesen sind oder wenn
durch den Tod enger Freunde nur noch wenige soziale Kontakte bestehen,
kann dennoch auch derartigen Einbußen im Bereich des Wohlbefindens durch
positive Entwicklungen z.B. im Bereich der selbstständigen Alltagsbe-
wältigung entgegengewirkt werden. Sich einmal um die eigene körperliche
Gesundheit zu kümmern, sportlich aktiv zu werden, die eigene Leistungs-
fähigkeit zu steigern oder in anderen Hobbies etwas dazuzulernen, stellen
ebenfalls Möglichkeiten dar, die Balance wiederherzustellen. Sport wird
somit eingesetzt, um das möglicherweise durch veränderte Lebensbe-
dingungen oder verringertes Aktivitätsniveau entstandene Ungleichgewicht
zu regulieren. Ein derart ausgerichteter Sport orientiert sich nicht mehr an
der vermeintlich höheren Lebensqualität jüngerer Menschen und somit an
den Sinnorientierungen einer zurückliegenden Lebensphase (vgl. dazu
Allmer, 1998; Beckers & Mayer, 1991). Er ist vielmehr darum bemüht, neue
Entwicklungsmöglichkeiten und Handlungschancen aufzudecken um so zu
der in allen Lebensphasen gefährdeten und gleichsam erstrebenswerten hohen
Lebensqualität beizutragen. Es geht also nicht mehr darum, jugendliche
Leistungsideale anzustreben, sondern darum, Lebensqualität durch Aus-
balancierungshilfen zu schaffen. Sport sollte dann dazu beitragen, dass Ältere
in ihrer Lebensphase eine eigene Sinnorientierung suchen und finden.
Sportanbieter, die auf die eine oder andere Weise ihren Sport ausrichten und
diesen entsprechend ihrer Ausrichtung den Älteren nahe legen, stehen alle-
samt vor dem grundlegenden Problem, dass die Bereitschaft zum Sport-
treiben sowie die Ausübung von Sport mit zunehmendem Alter abnimmt
(vgl. Allmer et al. 1996, S. 3). Die höchst geringen Aktivitätsraten der über
60 Jahre alten Deutschen von ca. 10% sowie die hohen Drop-Out-Quoten
von z.T. über 50% belegen dieses Problem eindrucksvoll.

Einleitung / Problemstellung
4
Wenn man jedoch die sportliche Inaktivität der Älteren beklagt und für mehr
Sport- und Bewegungsaktivität plädiert, dann stellt sich die grundsätzliche
Frage zur Legitimation der Sport- und Bewegungsaktivität (vgl. Allmer et
al., 1996, S. 4). In diesem Zusammenhang geht es darum festzustellen, ob
Sport- und Bewegungsaktivitäten ihrer Ausrichtung entsprechend tatsächlich
in der Lage sind, Zielvorstellungen und Effektversprechen einzuhalten, die
sich darauf beziehen, die Defizite der Lebensqualität zu kompensieren bzw.
das dynamische Gleichgewicht ,,Lebensqualität" auszubalancieren.
In Anbetracht der mit Sport- und Bewegungsaktivitäten verknüpften Zielvor-
stellungen und Effektversprechen könnte der Eindruck entstehen, Sport und
Bewegung sei ,,...ohne Abstriche das Mittel und Medium..." (Allmer et al.,
1996, S. 96) für eine hohe Lebensqualität und für positive Wirkungen im
Bereich der Funktionsfähigkeit und des Wohlbefindens (vgl. Allmer et al.,
1996, S. 96; Allmer et al., 1995).
Fällt die Einschätzung aber nicht zu optimistisch aus? Sind die Ver-
sprechungen, deren Plausibilität ganz offensichtlich ist, tatsächlich ein-
lösbar? Basieren die vielfältigen positiven Wirkungen auf individuellen
Erfahrungen oder lassen sie sich durch wissenschaftliche Erkenntnisse
stützen? Gibt es gesicherte Ergebnisse, die eine klare Abgrenzung
zwischen potentiellen und tatsächlichen Wirkungen der Sport- und
Bewegungsaktivitäten mit Älteren erlauben? Kann man den Sport- und
Bewegungsaktivitäten unterstellen, sie haben in jedem Fall die positi-
ven Wirkungen...? (Allmer et al., 1996, S. 96).
Zur Beantwortung dieser grundlegenden Fragestellungen werden in der vor-
liegenden Arbeit fünf verschiedene Herangehensweisen gewählt.

Einleitung / Problemstellung
5
1. Zunächst werden bestehende Modellvorstellungen, Erklärungsansätze
und Hypothesen zu den Wirkungen von Sport- und Bewegungsaktivitä-
ten kritisch hinterfragt und auf Defizite im Bereich der Modellbildung
untersucht (vgl. Kap. 2.1).
2. Mit dem Ziel, bestehende Defizite der Modellbildung auszugleichen, wird
im weiteren Verlauf dieser Arbeit ein Modell zur Effektentstehung ent-
wickelt (vgl. Kap. 2.2).
3. Auf der Grundlage dieses Modells wird eine Literaturanalyse zu den
Effekten der Sport- und Bewegungsaktivität Älterer auf das psychische
Wohlbefinden und die psychische und physische Funktionsfähigkeit am
Beispiel der Selbstwirksamkeitserwartung (= self-efficacy) und der
kognitiv-koordinativen Funktionsfähigkeit durchgeführt. Gerade die Be-
trachtung der Selbstwirksamkeitserwartung und der damit eng ver-
knüpften kognitiv-koordinativen Funktionsfähigkeit wird in zweierlei
Hinsicht als besonders gewinnbringend eingestuft. Einerseits kommt
dieser speziellen kompetenzbezogenen Kognition höchste motivationale
und volitionale Bedeutung zu, d.h. ihr Status und ihr Verlauf tragen in
entscheidender Weise dazu bei, ob und mit welcher Anstrengungs-
bereitschaft Sport- und Bewegungsaktivitäten durchgeführt werden (vgl.
Fuchs, 1997; Schwarzer, 1996). Andererseits sind Kompetenzein-
schätzungen wie die ,,self-efficacy" (= Selbstwirksamkeitserwartung) bei
Älteren häufig besonders gering ausgeprägt (vgl. de-Beni, Mazzoni &
Pagotto, 1996; Fisk & Warr, 1996).
4. Im Anschluss an die Literaturanalyse wird eine Modellvorstellung zu den
Selbstwirksamkeitsveränderungen erarbeitet. Den theoretischen Hinter-
grund dieser Modellvorstellung liefern das Modell zur Effektentstehung
sowie die Kernaussagen der Literaturanalyse zur Selbstwirksamkeitser-
wartung. Aus der Modellvorstellung zu den Selbstwirksamkeitsver-
änderungen wird im weiteren Verlauf ein Konzept für die Gestaltung von

Einleitung / Problemstellung
6
Interventionsmaßnahmen sowie das experimentelle Vorgehen dieser
Arbeit abgeleitet.
5. Auf der Grundlage der allgemeinen theoretischen Auseinandersetzung
mit der Selbstwirksamkeitserwartung werden konkrete Forschungs-
fragestellungen und Sachhypothesen für das weitere experimentelle Vor-
gehen in dieser Arbeit abgeleitet. Diese Fragestellungen und Hypothesen
werden dann in einem mehrfaktoriellen Versuchsplan bearbeitet und
überprüft. Hauptaugenmerk des experimentellen Designs liegt auf der
Kontrolle von Personenbedingungen sowie der systematischen Variation
von Umwelt- und Aufgabenbedingungen.
Insgesamt wird diese Arbeit dazu beitragen, Informationen darüber zu
sammeln, ob und in welchen Bereichen Sport derzeit schon Mittel und
Medium für hohe Lebensqualität ist. Dazu werden Wirkungen der Sport- und
Bewegungsaktivität kritisch hinterfragt, um letztlich Möglichkeiten aufzu-
decken, ob und wie man durch eine stetige Weiterentwicklung bestehender
Sport- und Bewegungsaktivitäten Funktionsfähigkeit und/oder Wohlbefinden
steigern kann.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
7
2 Modellvorstellungen zu den Effekten der
Sportteilnahme
2.1 Defizite bestehender Erklärungsansätze und Hypothesen
Bei der Darstellung existierender Erklärungsansätze und Hypothesen geht es
darum, explizite Hinweise über Mechanismen zu finden, die den Zusammen-
hang zwischen Sport- und Bewegungsaktivitäten und den Wirkungen auf die
Funktionsfähigkeit und das Wohlbefinden erklären können (vgl. Schlicht,
1995).
Schlicht (1995) hat sich dieser Thematik angenommen und stellt fest, dass
nur in sehr wenigen der untersuchten empirischen Arbeiten entsprechende
Hinweise zu finden sind. Vielmehr greift der Autor auf die in Tabelle 1 zu-
sammengefassten impliziten Erklärungsansätze zurück. Auffälligkeiten dieser
impliziten Erklärungsansätze bestehen darin, dass ausnahmslos Wirkungen
von aeroben Sport- und Bewegungsaktivitäten zugrunde gelegt werden.
Schlicht (1995) unterscheidet die Erklärungsansätze nach der Wirkung, die
erklärt werden soll (siehe Spalte ,,beeinflußtes psychologisches Konstrukt",
Tab. 1) und nach dem Mechanismus, der die jeweilige Wirkung erklärt (siehe
Spalte ,,Erklärungsansatz", Tab. 1).
Zunächst werden aktuelle Veränderungen des subjektiven Wohlbefindens
anhand belastungsbedingter Veränderungen des Stoffwechselgeschehens
erklärt. Dabei sollen einerseits verstärkte Neurotransmitter-Sekretionen (En-
dorphin-Hypothese) bzw. erhöhte Körpertemperaturen (Thermoregulations-
Hypothese) das Wohlbefinden steigern.
Andererseits sollen durch körperliche Betätigung erhöhte biogene Amine
(Katecholamin-Hypothese) dazu beitragen, negative Stimmungszustände
aufzuheben.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
8
Tabelle 1: Erklärungsansätze zur Wirkung einer ausdauernden sportlichen Betäti-
gung auf Variablen der psychischen Gesundheit (entnommen aus Schlicht,
1995, S. 71).
Beeinflußtes
psychologisches
Konstrukt
Erklärungsansatz
Autoren (Bsp.)
Wohlbefinden
aktuelles WB
(1) Endorphin-Hypothese
(2) Thermo-Regulations-
Hypothese
Morgan (1985);
DeVries, Wiswell Bulbulian
& Mortani (1981);
Raglin & Morgan (1985);
habituelles WB
(3) Katecholamin-
Hypothese
(4) Meditative Bewußt-
seinszustände (flow)
Butler et al. (1982);
Sachs & Buffone (1984);
Streßvulnerabilität
(5) Ablenkungs-Hypothese
Bahrke & Morgan (1978);
Schwartz, Davidson &
Goleman (1978);
Spannungszustände
u. negative Gefühle
(6) Generalisierte
Kontrollüberzeugung
(7) Zweidimensionales
Aktivierungsmodell
(8) Unspezifische
Erklärung
Greist et al. (1978);
Thayer (1989);
Schlicht (1994);
...
Für die Aufhebung negativer Stimmungszustände werden weiterhin medita-
tive Bewusstseinszustände (flow) verantwortlich gemacht. Diese Zustände
sollen, häufig erlebt, langfristig das habituelle Wohlbefinden steigern.
Die Minderung der Stressvulnerabilität wird durch kognitive Prozesse sowie
Aufmerksamkeitsprozesse erklärt (Ablenkungs-Hypothese und Generalisierte
Kontrollüberzeugungen). Für die Erklärung einer kurzzeitigen Angstabnahme
wird ein aktivationstheoretisches Modell (Zweidimensionales Aktivierungs-
modell) als geeignet eingestuft.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
9
Nicht zuletzt trägt Schlicht (1995) unspezifische Erklärungen für Wirkungen
im Bereich von Spannungszuständen und negativen Gefühlen zusammen.
Dispositionen, Selektions- und Erwartungseffekte, Verhalten und psycho-
soziale Mechanismen sind Beispiele für unspezifische Wirkungen. Allen ge-
meinsam ist, dass sie grundsätzlich nicht auf den Sport- und Bewegungs-
aktivitäten beruhen, sondern prinzipiell auch durch andere Aktivitäten her-
vorgerufen werden können, wenn diese die Erwartungen der Aktiven er-
füllen.
Alles in allem erklären die von Schlicht zusammengetragenen Ansätze aus-
nahmslos die Wirkungen von aeroben sportlichen Betätigungen. Vor diesem
Hintergrund wird deren Eignung für die Erklärung von Wirkungen im
Bereich koordinativer und/oder kognitiver Betätigungen nachhaltig in Frage
gestellt. Es zeigt sich, dass bei der Modellbildung sozial-motivationale Pro-
zesse nahezu vollständig außer Acht gelassen werden. Gerade diese Prozesse
sind jedoch für die Motivation zur Sport- und Bewegungsaktivität und für
die dauerhafte Teilnahme an Sport- und Bewegungsaktivitäten von zentraler
Bedeutung (vgl. dazu Schwenkmetzger, 1993). Weiterhin sind Forschungs-
ansätze sehr effektorientiert. Präzise Analysen prozessualer physischer und
psychischer Abläufe fehlen (ebd.).
Angesichts dieser Defizite im Bereich der Modellbildung ist davon auszu-
gehen, dass empirische Studien, die auf der Grundlage dieser theoretischen
Basis entwickelt werden, grundlegende methodologische Probleme auf-
weisen. Allmer (1995, Forschungsantrag) hat sich im Rahmen einer überge-
ordneten Betrachtung von empirischen Befunden zu den Effekten der Sport-
teilnahme dieser Probleme angenommen. Dabei wurde insbesondere das
Wirkungsgefüge zwischen Sport- und Bewegungsaktivitäten und den
Effekten betrachtet und eine methodologische Bewertung der analysierten
Studien vorgenommen. Allmer (1995) fand zwei Erklärungshypothesen, an-
hand derer die methodologischen Probleme zusammengefasst wurden.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
10
Es handelt sich um die ,,Monokausalitätshypothese" und die ,,Unspezifi-
tätshypothese". Diesen beiden Hypothesen wurden im weiteren Verlauf des
Forschungsprozesses um eine dritte Hypothese ­ nämlich die ,,Asynergiehy-
pothese" ­ ergänzt.
Die Monokausalitätshypothese besagt, dass häufig die sportliche Aktivität
(i.d.R. aerobe Anforderungen wie z.B. Fahrradergometertraining) als allei-
nige Ursache für positive Veränderungen im Bereich der Funktionsfähigkeit
und des Wohlbefindens angesehen wird. Es wurden jedoch keine stich-
haltigen Nachweise gefunden, dass die sportliche Aktivität in diesem Zu-
sammenhang tatsächlich einen notwendigen und hinreichenden Ursachen-
faktor darstellt (vgl. Allmer, 1995). Der Autor geht vielmehr davon aus, dass
neben der durch Sport verbesserten physischen Funktionsfähigkeit sowohl
psychische und soziale Anforderungen im Bereich der Funktionsfähigkeit
(z.B. intellektuelle und kognitive Anforderungen sowie Anforderungen im
Bereich der Integrationsfähigkeit) als auch physische, psychische und soziale
Anforderungen im Bereich des Wohlbefindens (z.B. Bewertung des indivi-
duellen Gesundheitszustandes, der Kompetenz sowie der sozialen Ein-
bindung) positive Wirkungen verursachen können.
Die Asynergiehypothese besagt, dass positive Effekte ohne das Zu-
sammenwirken der beteiligten Ursachenfaktoren betrachtet werden. Die
analysierten Studien enthielten jedoch keine zufrieden stellenden empirischen
Befunde darüber, dass man ohne die Betrachtung der wechselseitigen Ver-
knüpfungen die Komplexität des zugrunde liegenden Wirkungsgefüges tat-
sächlich angemessen beschreibt. Es liegt die Vermutung nahe, dass
physische, psychische und soziale Anforderungen bei der Entstehung von
Funktions- und/oder Wohlbefindenseffekten funktional zusammenwirken. Ein
solches Zusammenwirken zwischen Ursachenfaktoren liegt beispielsweise
dann vor, wenn die Verbesserung des psychischen Wohlbefindens (z.B.
Selbstwirksamkeit) nur dann zu erwarten ist, wenn im Verlauf sportbe-
zogenen Handelns auch die psychische und/oder physische Funktions-

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
11
fähigkeit (z.B. kognitive/koordinative Leistungsfähigkeit) verbessert und
wenn ein Zusammenhang zwischen persönlichem Anstrengungsaufwand und
den Konsequenzen aus der Umwelt wahrgenommen und interpretiert wird.
Die Unspezifitätshypothese beschreibt die offensichtlich vorherrschende
Grundvorstellung, dass sportliche Aktivität per se ­ also unabhängig von
spezifischen Realisierungsbedingungen ­ positiv auf Funktionsfähigkeit und
Wohlbefinden wirkt. In den analysierten Studien werden vielfältigste un-
spezifische Wirkungen eines einzigen Ursachenfaktors angenommen. In
diesem Zusammenhang liegt die Vermutung nahe, dass positive Effekte ent-
gegen dem aus der Literatur entnehmbaren Forschungsstand hochspezifisch
entstehen.
Ausgehend von diesen Erklärungshypothesen zu den methodologischen De-
fiziten ergeben sich vereinfachende Annahmen (= Heuristiken), auf deren
Grundlage neue Tatsachen zusammengetragen werden sollen. Die ent-
sprechenden Heuristiken lauten ,,Multikausalitätsheuristik", ,,Synergie-
heuristik" sowie ,,Spezifitätsheuristik". Speziell diese Heuristiken bei der
Modellentwicklung des folgenden Kapitels zu berücksichtigen, wird als über-
aus gewinnbringend eingestuft.
Insgesamt lassen sich sehr schwerwiegende Defizite im Bereich der Modell-
bildung erkennen. Diese Defizite bestehen darin, dass vielfältige Ursachen-
faktoren, funktionales Zusammenwirken sowie spezifische Wirkstrukturen
innerhalb des komplexen Beziehungsnetzes von Sportteilnahme und Effekten
vernachlässigt werden. Demnach lässt sich vor dem Hintergrund bestehender
Modellbildung lediglich die recht undifferenzierte Fragestellung ,,Welche
Effekte haben Sport- und Bewegungsaktivitäten"? ableiten. Differenziertere
Fragestellungen, nach Entstehungsbedingungen von Effekten und nach ziel-
gruppenspezifischen Effekten, sind demgegenüber derzeit schwer generier-
bar.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
12
2.2 Entwicklung eines Modells zur Effektentstehung
Im Zuge der Modellentwicklung werden vorab die Ziele der Modellentwick-
lung sowie Hinweise zur Zielrealisierung herausgearbeitet. Weiterhin werden
die Hauptkomponenten des Modells dargestellt und Differenzierungen der
beteiligten Faktoren und Strukturen vorgenommen.
Mit der Entwicklung des ,,Modells zur Effektentstehung"...
·
...sollen Defizite bestehender Modellvorstellungen ausgeglichen werden
·
...soll die theoretische Grundlage für die kritische Auseinandersetzung
mit empirischen Befunden zu den Effekten der Sport- und Bewegungs-
aktivität geschaffen werden. Dabei geht es sowohl um die Analyse ent-
standener Effekte als auch um die Analyse der Entstehungsbedingungen
von Effekten.
·
...soll die theoretische Grundlage für die Entwicklung eines experimen-
tellen Designs geschaffen werden, in dem die prozesshafte Effektent-
stehung am Beispiel der Selbstwirksamkeitserwartung und der
koordinativ-kognitiven Funktionsfähigkeit analysiert werden.
Um die angestrebten Ziele realisieren zu können, sollten bei der Modellent-
wicklung die folgenden Punkte berücksichtigt werden.
·
Das zu entwickelnde Modell darf sich nicht nur auf die Wirkungen von
ausdauerbezogenen aeroben sportlichen Anforderungen beschränken. Es
muss vielmehr die Wirkungen aller im Sport vorkommenden motori-
schen, psychischen und sozialen Anforderungen berücksichtigen. Misch-
formen dieser Anforderungen sind selbstverständlich ebenfalls zu berück-
sichtigen.
·
Das Modell sollte sozial-motivationale Prozesse stärker ins Zentrum
rücken.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
13
·
Man darf sich nicht mehr nur auf die Effekte selbst konzentrieren. Eine
derartige Effektorientierung wird zugunsten von präzisen Analysen pro-
zessualer Abläufe aufgegeben.
·
Vor allem sollte man anhand des Modells Multikausalität, Synergie sowie
Spezifität abbilden können.
Eine theoriegeleitete Möglichkeit, diesen Forderungen nachzukommen, liegt
in der Einbettung der Effektentstehung in die handlungstheoretische Grund-
auffassung von Handlungen. Vor dem Hintergrund dieser Einbettung werden
Effekte nicht mehr nur als Adaptationserscheinungen einzelner Organe oder
der Person insgesamt aufgefasst, sondern als Adaptationserscheinungen der
Person in ihrer durch Handlung vermittelten situativen Bezüge begriffen.
Wenn also Effekte im und durch sportbezogene Handlungen entstehen, reicht
es nicht aus, wie in der bestehenden Modellbildung, nur die Struktur der
Effekte zu betrachten.
Ausgangslage
Effekte
Handlung
Abbildung 1: Modell zur Effektentstehung.
Es ist vielmehr von Interesse, welche Struktur die sportbezogene Handlung
aufweist und welcher Effektstatus unmittelbar vor der eigentlichen sportbe-
zogenen Handlung besteht. Möchte man entstandene Effekte und die Ent-
stehungsbedingungen von Effekten differenziert erfassen, müssen somit die
Struktur der Handlung, die Struktur der Effekte und die Struktur der effekt-
bezogenen Ausgangslage als komplexer dynamischer Prozess (vgl. Abb. 1)
verstanden und vielfältige wechselseitige Verknüpfungen berücksichtigt
werden.
Struktur der Effekte: Orientiert an der Unterscheidung zwischen der

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
14
aktiven Gestaltung des Person-Umwelt-Aufgabe-Bezugs und der erlebnis-
mäßig repräsentierten Ausgewogenheit des Person-Umwelt-Aufgabe-Bezugs
werden Effekte der physischen, psychischen und sozialen Funktionsfähigkeit
sowie Effekte des physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens un-
terschieden (vgl. Abb. 2).
Effekte der Sport- und
Bewegungsaktivität
Erhaltung/Verbesserung
der Funktionsfähigkeit
Erhaltung/Verbesserung
des Wohlbefindens
physische
Funktions-
fähigkeit
psychische
Funktions-
fähigkeit
soziale
Funktions-
fähigkeit
physisches
Wohl-
befinden
psychisches
Wohl-
befinden
soziales
Wohl-
befinden
selbständige Alltagsbewältigung
überdauernde Lebensfreude
Abbildung 2: Struktur der Effekte (entnommen aus Allmer et al., 1996, S. 98).
Unter physischer Funktionsfähigkeit werden motorische Fähigkeiten wie z.B.
konditionelle und koordinative Fähigkeiten verstanden (Bös, 1987).
Bei der psychischen Funktionsfähigkeit geht es dagegen im weitesten Sinne
um intellektuelle bzw. kognitive Fähigkeiten wie z.B. fluide und kristalline
Fähigkeiten (vgl. fluide und kristalline Intelligenz, Baltes & Willis, 1982;
Cattell, 1962; Cattell & Cattell, 1959, 1965). Fluide Fähigkeiten (= sog.
fluide Intelligenz) umfassen ebenso Prozesse der Informationsverarbeitung
als auch Gedächtnis- und Denkfähigkeiten. Kristallinen Fähigkeiten (= sog.
kristalline Intelligenz) werden Kulturwissen, Sprachschatz und Wortver-
ständnis zugeordnet.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
15
Mit sozialer Funktionsfähigkeit sind Fähigkeiten im Umgang mit den Mit-
menschen wie z.B. Kontaktfähigkeit, Integrationsfähigkeit sowie Durchset-
zungsvermögen gemeint.
Unter physischem Wohlbefinden werden subjektive Wahrnehmungen und
Bewertungen von physischen Fähigkeiten verstanden. Dabei werden z.B. das
,,sich kraftvoll fühlen" als aktueller Zustand und der subjektive Gesundheits-
zustand oder das Körperselbstkonzept als überdauernde sog. habituelle Aus-
prägung des physischen Wohlbefindens aufgefasst.
Das psychische Wohlbefinden ist z.B. durch situationsspezifische (eher
aktuelle) oder generalisierte (eher habituelle) Kompetenzeinschätzungen
(z.B. self-efficacy = Selbstwirksamkeitserwartung) gekennzeichnet. Auch die
Zustandsangst (eher aktuell) bzw. die Eigenschaftsangst (eher habituell)
stellen Ausprägungen des psychischen Wohlbefindens dar.
Beim sozialen Wohlbefinden spielen neben eher aktuellen Einschätzungen
wie z.B. ,,Ich fühle mich in einer bestimmten Situation anerkannt" auch
habituelle Einschätzungen wie z.B. ,,Das Erleben grundsätzlicher sozialer
Einbindung" eine entscheidende Rolle.
Bereits durch diese Unterscheidung wird der vorab aufgestellten Forderung
nachgekommen, nicht mehr nur Effekte der physischen Funktionsfähigkeit zu
betrachten, sondern die gesamte Bandbreite möglicher Effekte zu berück-
sichtigen. Vor allem durch die Berücksichtigung psychischer und sozialer
Effekte im Bereich des Wohlbefindens werden auch Effekte explizit mit ein-
geschlossen, denen per se eine sozial-motivationale Bedeutung zukommt
(vgl. z.B. ,,motivationale und volitionale Bedeutung der Selbstwirksamkeit",
Kap. 3).
Da davon ausgegangen werden muss, dass die Vielzahl der möglichen
Effekte nicht unverbunden nebeneinander stehen, sondern in vielfältiger

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
16
Weise miteinander verknüpft sind, wird im weiteren Verlauf speziell auf diese
Verknüpfungen eingegangen.
Die ,,Verknüpfungen zwischen der Funktionsfähigkeit und dem Wohlbe-
finden" sind dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionsfähigkeit das Wohl-
befinden beeinflussen kann und umgekehrt. So kann beispielsweise eine ver-
änderte Funktionslage (= gesteigerte Durchblutung und erhöhte Körpertem-
peratur) nach Sport- und Bewegungsaktivitäten als ein Wärmegefühl wahr-
genommen werden, welchem dann eine wohlbefindensfördernde Wirkung
zuzuschreiben ist (vgl. ,,Erklärungsansätze zu den Wirkungen sportlicher
Aktivität", Schlicht, 1995). Weiterhin kann sich ein gesteigertes Wohlbe-
finden (= erhöhte Kompetenzerwartung oder Kontrollüberzeugungen) z.B.
über eine erhöhte Anstrengungsbereitschaft und -ausdauer indirekt auch auf
die Funktionsfähigkeit auswirken (vgl. z.B. Schwarzer, 1992, S. 19).
Die ,,Verknüpfungen zwischen den physischen, psychischen und sozialen
Prozessen" basieren auf der Grundvorstellung, dass Handeln neben psycho-
somatischen Bezügen (vgl. Nitsch, 1986) auch psycho-soziale sowie somato-
soziale Bezüge aufweist. Überträgt man diese Vorstellung auf die vorlie-
gende Systematik, können sich physische, psychische und soziale Prozesse
wechselseitig beeinflussen.
Wechselseitige physio-psychische Verknüpfungen liegen dann vor, wenn eine
gesteigerte körperliche Leistungsfähigkeit über eine verbesserte Durchblu-
tungsituation des gesamten Körpers und des Gehirn psychische Funktionen
wie z.B. Konzentrationsfähigkeit oder Gedächtnisfähigkeit beeinflussen, oder
wenn andererseits gesteigerte psychische Funktionen wie z.B. Konzentra-
tionsfähigkeit, Problemlösefähigkeiten, Strategien/Lerntechniken optimierte
kognitive Strategien der Trainingsgestaltung nach sich ziehen, die ihrerseits
die physische Funktion beeinflussen.
Psycho-soziale Verknüpfungen zeichnen sich dadurch aus, dass gesteigerte

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
17
psychische Leistungsfähigkeit die soziale Wahrnehmung und/oder das soziale
Verhalten beeinflussen können und umgekehrt. Dies wäre dann der Fall,
wenn z.B. verbesserte Problemlösefähigkeiten oder differenziertere Lern-
strategien und -techniken zu positiveren sozialen Vergleichsprozessen führen,
die das Verhalten in Form von selbstsichererem Auftreten oder erhöhter
Kontaktfreudigkeit beeinflussen können. Wenn eine Person dagegen auf-
grund ihres selbstsichereren Auftretens und der erhöhten Kontaktfreudigkeit
von der Umwelt als sehr leistungsfähig wahrgenommen wird, könnten stei-
gende Anforderungen und damit verbundene Lernfortschritte wiederum einen
Einfluss auf die psychische Funktion ausüben.
Eine physio-soziale Verknüpfung besteht darin, dass eine gesteigerte körper-
liche Leistungsfähigkeit (= durchtrainierter und wohlgeformter Körper)
möglicherweise über vermittelnde Vergleichsprozesse die soziale Wahrneh-
mung verändert, was wiederum eine Beeinflussung des sozialen Verhaltens
bzw. des Auftretens in einem sozialen Umfeld nach sich ziehen kann. In
diesem Fall würde ein verbesserter Trainingszustand möglicherweise dazu
führen, dass man seinen Körper im Vergleich zu anderen als deutlich attrak-
tiver wahrnimmt, ihn weniger versteckt oder sogar voller Stolz präsentiert
(nackter Oberkörper bei Männern oder enge körperbetonte Kleidung bei
Frauen). Umgekehrt könnten Personen durch entsprechende Rückmeldungen
des sozialen Umfelds (,,toller Körper!") positiv verstärkt werden. Ein kon-
tinuierliches Training oder sogar ein erhöhter Trainingsumfang würde dann
wiederum der physiologischen Funktionsfähigkeit zugute kommen.
Insgesamt ergibt sich die Forderung, nicht einzelne Effekte unabhängig von
anderen Effekten zu betrachten. Es scheint unerlässlich, Synergien zwischen
der Funktionsfähigkeit und dem Wohlbefinden sowie zwischen den
psychischen, physischen und sozialen Prozessen aufzuspüren und diese bei
der Planung und Durchführung von empirischen Studien zu berücksichtigen.
Struktur der Handlung: Die Struktur der sport- und bewegungsbezogenen

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
18
Handlung ist zunächst dadurch gekennzeichnet, dass sich Sport- und Be-
wegungsaktive mit den jeweiligen materiellen und/oder sozialen Umwelt-
bedingungen auseinander setzen und sich diejenigen Bedingungen suchen
bzw. diese aktiv herstellen, von denen sie glauben, die gewünschten Effekte
realisieren zu können. Möchte man entstandene Effekte sowie die Entste-
hungsbedingungen von Effekten beschreibbar machen, sind zunächst grund-
sätzliche Kenntnisse darüber erforderlich, durch welche Bedingungen die
Effektentstehung bestimmt ist. Zur Erklärung der sport- und bewegungsbe-
zogenen Handlung im Allgemeinen und den sport- und bewegungsbezogenen
Effekten im Speziellen ist somit das Bedingungsgefüge von Person-,
Umwelt- und Aufgabenfaktoren von entscheidender Bedeutung. Konkrete
Bestimmungsgrößen dieser Person-, Umwelt- und Aufgabenkonstellation
sind...
·
...der Sportkonsument: Hier geht es um sportbezogene Fähigkeiten, um
kompetenzbezogene Erwartungen wie z.B. Selbstwirksamkeitserwar-
tungen sowie um die Bereitschaft und das Bedürfnis zur Sportteilnahme.
Sportbezogene Selektionsprozesse (z.B. Aufgabenauswahl und
-meidung), kognitive Prozesse (z.B. optimistische vs. pessimistische Ein-
stellung), emotionale Prozesse (z.B. Gedankenkontrollwirksamkeit)
sowie motivationale Prozesse (z.B. Intentionsbildung, Beharrlichkeit und
Anstrengung) spielen dabei ebenso eine entscheidende Rolle wie die tat-
sächliche Leistungs- und Lernfähigkeit sowie Erfolgs- und Misserfolgs-
erfahrungen der älteren Menschen (vgl. Kap. 3).
·
... die Sportumwelt: Unter der Sportumwelt werden das materielle,
räumliche und soziale Umfeld der sportlichen Aktivität sowie deren An-
regungs- und Aufforderungscharakter zusammengefasst. Dieses Umfeld
ist durch Übungsstätten, Übungsleiter sowie Mitsportler gekennzeichnet.
Übungsstätten und deren Ausstattung charakterisieren die räumliche und
materielle Sportumwelt. Übungsleiter und Mitsportler repräsentieren da-
gegen das soziale Umfeld. Neben der grundlegenden Ausrichtung des

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
19
sozialen Umfelds (z.B. Defizit der Lebensqualität kompensieren vs. das
dynamische Gleichgewicht ,,Lebensqualität" ausbalancieren, siehe Kap. 1)
sind hier konkrete Verhaltensweisen des sozialen Umfeldes wie bei-
spielsweise Feedbackmethoden bedeutsam.
·
... die Sportaktivität: Kennzeichnend für Sportaktivität sind Attraktivität
und Schwierigkeit der zu lösenden sportbezogenen Aufgaben. Die je-
weilige Ausrichtung der Sportaktivität lässt sich anhand der verwendeten
Ziele, Inhalte und Lehrmethoden erkennen.
Es ist davon auszugehen, dass diese Bestimmungsgrößen nicht unverbunden
nebeneinander stehen, sondern dass vielfältige wechselseitige Verknüpfungen
bestehen. So lassen sich z.B. Kraft- oder Ausdauerfähigkeiten (= Personen-
bedingungen/physiologische Funktionsfähigkeit) nur dann zuverlässig stei-
gern, wenn Aufgaben mit geeigneter Charakteristik und Schwierigkeit an-
geboten werden (= Aufgabenbedingungen) (vgl. auch ,,Trainingsreiz hin-
sichtlich Umfang und Intensität der Belastung", Hollmann & Hettinger,
1990) und wenn Übungsleiter fördernde Lehrmethoden (= Aufgabenbe-
dingungen) bzw. Feedbackmethoden einsetzen (= Umweltbedingungen
/geeignete motivationale Unterstützung). Wenn eine oder mehrere dieser
Bedingungen die intendierten Veränderungen hemmen (z.B. viel zu schwere
Aufgaben oder/und ungeeignetes methodisches Vorgehen des Übungsleiters),
dann sind positive Wirkungen im Bereich der physiologischen
Funktionsfähigkeit eher unwahrscheinlich. Zumindest würden positive
Wirkungen auf die Funktionsfähigkeit aufgrund der hemmenden Bedingun-
gen geringfügiger ausfallen als dies bei fördernden Bedingungen der Fall
wäre. Insgesamt erscheint es für die Betrachtung und Erklärung der ,,Be-
dingungen der Effektentstehung" unerlässlich, nicht einzelne Bedingungen,
sondern vielmehr eine günstige, die intendierten Ziele fördernde, Be-
dingungskonstellation zugrunde zu legen.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
20
Intervention
Umwelt
(mat., räuml., soz. inkl.
Feedbackmethoden)
Aufgabe
(Attrakt. und Schwierigk.
inkl. Lehrmethoden)
Person
(Funktionsfähigkeit
und Wohlbefinden)
Abbildung 3: Struktur der Handlung und Ansatzstellen der Intervention (modifiziert
nach Allmer, 1996).
Die konsequente Berücksichtigung dieser Bedingungskonstellation impliziert,
dass sich für die Planung und Durchführung von Handlungen und von ex-
perimentellen sport- und bewegungsbezogenen Interventionsmaßnahmen drei
Ansatzstellen ergeben: die Person, die Umwelt und die Aufgabe. Demnach
lassen sich personen-, umwelt- und aufgabenbezogene Interventions-
maßnahmen unterscheiden (vgl. Abb. 3).
Personenbezogene Interventionsmaßnahmen sind darauf gerichtet, die indivi-
duelle Funktionsfähigkeit bzw. das individuelle Wohlbefinden zu erhalten
bzw. zu verbessern. Individuell ausgerichtete Interventionsmaßnahmen sollen
vor diesem Hintergrund dazu betragen, etwaige Missverhältnisse zwischen
der selbstständigen Alltagsbewältigung und der überdauernden Lebensfreude
auszubalancieren und dadurch Lebensqualität zu fördern.
Umweltbezogene Interventionsmaßnahmen beziehen sich dagegen auf die
Optimierung des materiellen, räumlichen und sozialen Umfelds. Hier wird
also nicht versucht, auf die Person selbst Einfluss zu nehmen, sondern auf
Übungsstätten, Übungsleiter bzw. Mitsportler.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
21
Aufgabenbezogene Interventionsmaßnahmen umfassen die Organisation und
Gestaltung der sport- und bewegungsbezogenen Aufgabe. Hier geht es
darum, über die Modifikation von Zielen und Inhalten die Aufgabenattrak-
tivität und -schwierigkeit zu optimieren.
Wenn es darum geht, mittels einer experimentellen Intervention Ent-
stehungsbedingungen von Effekten sowie entstandene Effekte zu analysieren,
handelt es sich demnach per Definition um eine personenbezogene Inter-
vention. Um nicht Gefahr zu laufen, eine per se ineffektive Intervention zu
gestalten (vgl. dazu Allmer, 1996; Hurrelmann, 1990), müssen neben den
personenbezogenen Zielen stets die beteiligten Umwelt- und Aufgaben-
faktoren berücksichtigt werden. Dabei liegt die Auffassung zugrunde, dass
eine Passung zwischen Person-, Umwelt- und Aufgabenfaktoren anzustreben
ist und dass somit Umwelt- und Aufgabenbedingungen die Erreichung von
personenbezogenen Effekten sowohl hemmen als auch fördern können. Ein
Weg, eine personenbezogene Intervention zu realisieren, wird darin gesehen,
Umwelt- und Aufgabenbedingungen systematisch zu variieren, um dann ent-
standene personenbezogene Effekte sowie deren Entstehungsbedingungen
analysieren zu können (vgl. Experimenteller Teil dieser Arbeit).
Insgesamt muss davon ausgegangen werden, dass eine Analyse von per-
sonenbezogenen Interventionsmaßnahmen nur dann die gewünschten
fundierten Informationen erbringt, wenn man bei der Planung und Durch-
führung von empirischen Studien neben den zu untersuchenden personen-
bezogenen Merkmalen auch umwelt- und aufgabenbezogene Bedingungen
berücksichtigt. Pauschalaussagen zu personenbezogenen Wirkungen ohne
entsprechende Bedingungsspezifikationen sind somit zu vermeiden.
Struktur der Ausgangslage: Hier geht es darum, welcher Funktions- und
Wohlbefindensstatus bei den Älteren vor der eigentlichen Handlung vor-
herrscht. Diese Information ist in dreierlei Hinsicht von Bedeutung.

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
22
·
Durch die Berücksichtigung des Funktions- und Wohlbefindensstatus
lassen sich schon vor der eigentlichen Handlung diejenigen Funktions-
und Wohlbefindensbereiche festlegen, bei denen Ausbalancierungshilfen
sinnvoll sein könnten. Dabei wird davon ausgegangen, dass eine Passung
zwischen dem Funktions- und Wohlbefindensstatus der Zielgruppe und
den Interventionszielen eine notwendige Voraussetzung für Erfolg ver-
sprechende Interventionsmaßnahmen darstellt.
·
Nur wenn man die Ausgangslage kennt, lässt sich das tatsächliche Aus-
maß der Funktions- und Wohlbefindenseffekte einschätzen. Es stellt eine
methodologische Selbstverständlichkeit dar, bei der Analyse von Effekten
den Effektstatus vor und nach der eigentlichen Interventionsmaßnahme
zu erfassen. Sich nur auf eine Messung nach einer Intervention zu be-
schränken, erscheint aus methodologischer Sicht nicht zulässig. Infor-
mationen zur Ausgangslage sind weiterhin von Bedeutung, da man be-
reits anhand dieser Informationen einschätzen kann, in welchen Bereichen
bzw. in welchem Ausmaß Effekte auf die Funktionsfähigkeit und das
Wohlbefinden möglich sind. Es ist nahe liegend, dass sich hohe und
höchste Niveaus in Teilbereichen der Funktionsfähigkeit und des Wohl-
befindens nur geringfügig bis gar nicht steigern lassen, während bei ge-
ringeren und mittleren Ausgangsniveaus grundsätzlich umfangreichere
Veränderungen möglich sind.
·
Nur wenn die effektbezogene Ausgangslage der Sportkonsumenten be-
kannt ist, besteht die grundsätzliche Möglichkeit, Interventionsanforde-
rungen und -ziele an die Sportkonsumenten anzupassen. Eine weitere
Voraussetzung für diese Anpassung besteht darin, dass Sport ausreichend
vielfältige Interventionsanforderungen und -ziele bereithält. Obwohl diese
Vielfalt in der Sportpraxis grundsätzlich gegeben zu sein scheint, deutet
doch die beobachtete Beschränkung auf aerobe bzw. kraftbezogene An-
forderungen von Seiten der Sportwissenschaft darauf hin, dass diese
Möglichkeiten nicht ausreichend ausgeschöpft werden und dass die not-

Modellvorstellungen zu den Effekten der Sportteilnahme
23
wendige Flexibilität zur Anpassung stark eingeschränkt ist. Nur wenn
modelltheoretische Ansätze die grundsätzliche Möglichkeit vorsehen,
neben aeroben bzw. kraftbezogenen Anforderungen auch andere z.B.
soziale oder psychische Anforderungen zu implementieren, dann besteht
die Chance, geforderte Anpassung zwischen der Ausgangslage und den
Interventionsanforderungen und -zielen realisieren zu können.
Auch wenn sich von Fall zu Fall der Funktionsschwerpunkt verschiebt, so
sind bei dem Prozess der Effektentstehung die Strukturen der Ausgangslage,
der Handlung sowie der Effekte beteiligt und in ihm zusammengeschlossen.
Betrachtet man exemplarisch den Entstehungsprozess der ,,Selbstwirksam-
keitserwartung" und der ,,kognitiv-koordinativen Funktionsfähigkeit", hat
dies weit reichende Konsequenzen. Die Selbstwirksamkeitserwartung und die
kognitiv-koordinative Funktionsfähigkeit sind vor diesem Hintergrund
nämlich nicht mehr nur als Effekte der Sportteilnahme, sondern auch als Be-
standteile der Ausgangslage und der Handlung zu betrachten. Erst die kon-
sequente Umsetzung dieser modelltheoretischen Vorgaben ermöglicht die
vorab angekündigte Ausdifferenzierung der Fragestellung ,,Welche Effekte
haben Sport- und Bewegungsaktivitäten?" in ,,Welche Sport- und Bewe-
gungsaktivitäten haben unter welchen Bedingungen welche Effekte?".
Darüber hinaus lässt sich erst auf der Grundlage dieser Modellvorstellungen
Multikausalität, Synergie und Spezifität abbilden. Insgesamt wurde durch die
Entwicklung des Modells zur Effektentstehung die theoretische Basis für die
Verwirklichung des experimentellen Ansatzes dieser Arbeit geschaffen.

Selbstwirksamkeit
24
3 Selbstwirksamkeit
Neben der übergeordneten modelltheoretischen Betrachtung der Ent-
stehungsbedingungen von Effekten wird an dieser Stelle eine Literaturanalyse
zu den Effekten der Sport- und Bewegungsaktivität Älterer am Beispiel der
Selbstwirksamkeitserwartung (= self-efficacy) und der damit eng verknüpften
kognitiv-koordinativen Funktionsfähigkeit durchgeführt. Mit Bezug auf das
Modell zur Effektentstehung beschränkt sich diese Analyse nicht auf die
Betrachtung der Selbstwirksamkeit als Effekt der Sportteilnahme, sondern
berücksichtigt die Selbstwirksamkeit auch als Bestandteil der sportbezogenen
Ausgangslage sowie der sportbezogenen Handlung. Vor diesem Hintergrund
ist die Selbstwirksamkeitserwartung eine selbstbezogene Kognition, anhand
derer sich einerseits Handlungen bzw. handlungsrelevante Kognitionen
vorhersagen lassen und die andererseits durch spezifische Handlungen
systematisch beeinflussbar ist. Die Selbstwirksamkeitserwartung wird somit
als handlungsregulierende und handlungsregulierte Kognition aufgefasst.
Da im experimentellen Teil dieser Arbeit Effekte von personenbezogenen
Interventionsmaßnahmen auf die Selbstwirksamkeitserwartung untersucht
werden, liegt der Schwerpunkt des folgenden Gesamtkapitels auf der Be-
trachtung der Selbstwirksamkeitserwartung als handlungsregulierte Kog-
nition. Neben der ,,Definition der Selbstwirksamkeit" wird das wechselseitige
Beziehungsgeflecht zwischen Handeln und Selbstwirksamkeit bearbeitet.
Dabei werden zunächst im Sinne eines Exkurses die Effekte der
Selbstwirksamkeit auf Handeln (= Selbstwirksamkeit und Handeln) und
später die Effekte des Handelns auf die Selbstwirksamkeit (= Handeln und
Selbstwirksamkeit) beschrieben. Im Anschluss daran werden Effekte von
Lehrmethoden (= Lehrmethoden und Selbstwirksamkeit) und von Feed-
backmethoden (= Feedbackmethoden und Selbstwirksamkeit) auf Selbst-
wirksamkeitsverläufe behandelt. Entsprechende Fragestellungen lauten ,,Was
ist Selbstwirksamkeit?", ,,Wie wirkt Selbstwirksamkeit auf Handeln?", ,,Wie

Selbstwirksamkeit
25
wirkt Handlung auf Selbstwirksamkeit?" sowie ,,Wie wirken spezifische
Lehr- und Feedbackmethoden auf Selbstwirksamkeitsverläufe?". Ent-
sprechend ausgerichtete Literaturanalysen sollen dazu beitragen, möglichst
fundierte Sachhypothesen für das weitere experimentelle Vorgehen abzu-
leiten.
Bandura (z.B. 1977, 1992, 1995a
,
1995b) beschäftigt sich, als Begründer der
Selbstwirksamkeits-Theorie, traditionell mit Jugendlichen und jungen Er-
wachsenen (häufig College-Studenten). Vor diesem Hintergrund ist es nicht
verwunderlich, dass sich insbesondere wichtige und grundlegende empirische
Befunde zur Selbstwirksamkeit nicht durchgängig mit älteren Menschen
beschäftigen. Eine erste Sichtung der aktuellsten empirischen Befunde zeigt
jedoch sehr deutlich, dass entgegen der traditionellen Ausrichtung in jüngster
Zeit gerade Befunde zur Selbstwirksamkeit älterer Menschen zugenommen
haben. Die Literaturanalyse dieses Gesamtkapitels wird sich
schwerpunktmäßig mit diesen Befunden beschäftigen. Von einer vollstän-
digen Vernachlässigung der wichtigen und grundlegenden empirischen Be-
funde zur Selbstwirksamkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird
jedoch ausdrücklich abgesehen, da hier ein Verlust an höchst relevanten
Informationen erwartet wird. Um dennoch der vorliegenden Zielgrup-
penspezifikation gerecht zu werden, wird die Übertragbarkeit der nicht ziel-
gruppenkonformen Befunde auf die Zielgruppe der Älteren gesondert dis-
kutiert. Nur auf diese Weise lässt sich das Konstrukt der Selbstwirksamkeit
angemessen abbilden.
3.1 Definition der Selbstwirksamkeit
Wenn sich ältere Menschen damit beschäftigen, ob sie Gesundheitsverhal-
tensweisen beginnen bzw. fortführen, dann stellt diese Beschäftigung einen
emotional und kognitiv regulierten Prozess dar (vgl. Nitsch, 1986). Speziell
bei kognitiv regulierten Prozessen geht es darum, eigene Fähigkeiten im Hin-
blick auf bevorstehende Situationen zu bewerten. Derartige Kompetenz-

Selbstwirksamkeit
26
bzw. Fähigkeitseinschätzungen beschreiben die Auffassung von Personen,
dass ihre Fähigkeiten ausreichen bzw. nicht ausreichen, in einer bestimmten
Situation bestehen zu können.
Das Ergebnis dieser Einschätzungen beschreibt Bandura als ,,self-efficacy
beliefs" (vgl. sozial-kognitive Theorie, Bandura, 1977, 1997; Fuchs, 1997;
Schwarzer, 1996). Im deutschen Sprachraum werden ,,self-efficacy beliefs"
als ,,Selbstwirksamkeitserwartungen" bzw. in einer Kurzform als ,,Selbst-
wirksamkeit" bezeichnet.
Unter Selbstwirksamkeitserwartungen werden im einzelnen Überzeugungen
von Personen verstanden, in der Lage zu sein, eine bestimmte Verhaltens-
weise organisieren und ausführen zu können (vgl. Bandura, 1997; Fuchs,
1997). Selbstwirksamkeitserwartungen kann man auf unterschiedliche Weise
erwerben. Bandura (1977, 1995) unterscheidet insgesamt vier Quellen der
Selbstwirksamkeit. Es handelt sich um direkte, indirekte, symbolische Er-
fahrungen sowie um Erregungsfeedback/Gefühlserregung (vgl. dazu Fuchs,
1997; Schwarzer, 1992).
1. Direkte Erfahrungen macht man, indem man Anforderungssituationen er-
folgreich meistert und dadurch den Zusammenhang zwischen persönlichem
Anstrengungsaufwand und den Konsequenzen aus der Umwelt wahrnimmt
und interpretiert. Man tut etwas und erfährt unmittelbar, ob sich dadurch et-
was verändert hat. . . . .
2. Indirekte Erfahrung ist eine stellvertretende Erfahrung, indem man eine
Modellperson beobachtet, die ein Problem erfolgreich meistert. Personen, die
einem selbst ähnlich sind, werden in kritischen Situationen beobachtet, in
denen sie versuchen, eine Anforderung zu bewältigen. Aus solchen sozialen
Vergleichsprozessen werden Schlußfolgerungen auf die eigene Kompetenz ge-
zogen. Selbstwirksamkeitserwartungen, die in diesem Sinne auf stellver-

Selbstwirksamkeit
27
tretender Erfahrungen beruhen, sind schwächer und verwundbarer als solche,
die auf eigenen Erfahrungen beruhen.
3. Symbolische Erfahrung resultiert zum Beispiel daraus, daß man sich durch
Mitteilungen anderer davon überzeugen läßt, über ein Problem die Kontrolle
zu haben. Die Mutter sagt zum Beispiel ihrem Kind, es könne die Schuhe
allein zubinden, und daraus entspringt vielleicht die Motivation, es zu ver-
suchen und Zeit und Mühe darauf zu verwenden. Symbolische Information
gilt als eine noch schwächere Quelle von Kompetenzerwartung als die in-
direkte Erfahrung.
4. Gefühlserregung kann eine weitere Informationsquelle darstellen, wenn sie
im Zusammenhang mit der Bewältigung bedrohlicher Situationen eine Rück-
meldung liefert. Physiologische Prozesse treten zum Beispiel auf, wenn eine
Aufgabe zu schwierig ist und ein Versagen bevorsteht. Wenn man spürt, wie
sich angesichts solcher Situationen ängstliche Erregung im Körper ausbreitet,
sagt einem das, man sei womöglich nicht kompetent genug, um die Belastung
auszuhalten. Menschen mit hoher Kompetenzerwartung treten einer Klasse
von Anforderungssituationen mit weniger körperlicher Erregung entgegen als
solche mit geringer Kompetenzerwartung - unabhängig von der tatsächlichen
Kompetenz. (Schwarzer, 1992, S. 17f.)
Bei der Selbstwirksamkeitserwartung werden drei Dimensionen unterschie-
den, die deren ,,Ausprägung und Qualität" betreffen (vgl. Bandura, 1977,
1995). Es handelt sich um die Dimensionen Niveau, Allgemeinheitsgrad und
Gewissheit. Bei dem Niveau geht es darum, ob man Selbstwirksamkeit
gegenüber schwierigen oder leichten Situationen hegt. Die Überzeugung, in
bevorstehenden Situationen problemlos bzw. nur unter größten Anstrengun-

Selbstwirksamkeit
28
gen und Bemühungen bestehen zu können, kennzeichnen diese Dimension
(vgl. Fuchs, 1997; Schwarzer, 1992). Im Gegensatz zum Niveau bezieht sich
der Allgemeinheitsgrad als zweite Dimension der ,,Selbstwirksamkeit" auf die
Menge unterschiedlicher Situationen, für die entsprechende Erwartungen
gültig sind. So kann man beispielsweise davon überzeugt sein, dass die ei-
genen Fähigkeiten nur in wenigen speziellen Situationen ausreichend sind
oder dass Fähigkeiten in vielen verschiedenen Lebensbereichen sehr um-
fassend sind. Schwarzer (1992) präzisiert den Allgemeinheitsgrad in An-
lehnung an Bandura als Situationsspezifität vs. -globalität. Bei der letzten
Dimension handelt es sich um die Gewissheit. Sie beschreibt den Grad der
Sicherheit, mit der man davon ausgeht, über bestimmte Fähigkeiten bzw.
Kompetenzen zu verfügen.
In vielen Forschungsarbeiten wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass
speziell ältere Menschen im Vergleich zu jüngeren häufig geringere Selbst-
wirksamkeitswerte aufweisen (z.B. de-Beni et al. 1996; Fisk & Warr, 1996).
Dem anwendungsorientierten Forscher stellt sich vor diesem Hintergrund die
Frage, wie man sport- und bewegungsbezogene Interventionsmaßnahmen für
Ältere gestalten sollte, in denen neben der kognitiv-koordinativen Leis-
tungsfähigkeit insbesondere die Qualität (Konstanz und Stabilität) und
Quantität (Umfang) der Selbstwirksamkeit gesteigert werden soll. Weiterhin
stellt sich die Frage, ob man Qualität und Quantität von Selbstwirksamkeits-
verläufen auch dann durch eine Intervention positiv beeinflussen kann, wenn
bei vergleichbaren Leistungsverläufen unterschiedliche Baseline-Selbstwirk-
samkeit vorliegt. Im folgenden Kapitel werden Antworten zu diesen Fragen
erarbeitet und entsprechende Forschungshypothesen abgeleitet. Durch die
Bearbeitung aller bisher aufgeführten Fragestellungen sollen Variations-
möglichkeiten der unabhängigen Variablen für den experimentellen Teil
dieser Arbeit festgelegt und zunehmend differenziertere Fragestellungen und
letztlich Forschungshypothesen abgeleitet werden.

Selbstwirksamkeit
29
3.2 Selbstwirksamkeit und Handeln
In den folgenden Kapiteln wird das Beziehungsgeflecht zwischen dem Han-
deln im Allgemeinen und dem Verhalten, Erleben, Leisten im Speziellen und
der Selbstwirksamkeit in sportfernen und sportbezogenen Handlungsfeldern
behandelt. Würde man unidirektional und ausschließlich den Einfluss des
Verhaltens, des Erlebens und des Leistens auf die Selbstwirksamkeit be-
trachten, würde man die Komplexität dieses Beziehungsgeflechtes nur unzu-
reichend abbilden. In diesem Kapitel wird deshalb im Sinne eines Exkurses
auch der Einfluss der Selbstwirksamkeit auf das Verhalten, Erleben und
Leisten beleuchtet. Auf eine sich wiederholende Betrachtung von Einzel-
befunden wird in diesem Zusammenhang bewusst verzichtet. Entsprechende
Aussagen werden vielmehr auf der Grundlage des Bandura'schen Theorie-
Fundaments (1995, 1997) und unter Bezugnahme auf theoriekonforme
Ergebnisse aus einschlägigen Meta-Analysen und Literatur-Reviews erar-
beitet.
3.2.1 Einfluss auf Verhalten und Erleben
Es wurde bereits angedeutet, dass Selbstwirksamkeitserwartungen sowohl in
sportbezogenen als auch in sportfernen Handlungsfeldern z.B. die Auswahl
von Situationen beeinflussen, in die sich Menschen hineinbegeben, und dass
sie entscheidend dazu beitragen, mit welcher Anstrengung und Ausdauer
versucht wird, bedeutsame und herausfordernde Aufgaben zu lösen (vgl. z.B.
Bandura, 1995; Fuchs, 1997; Schwarzer, 1996).
Nach Bandura (1997, S. 116ff) werden vier Prozesse unterschieden, die den
Einfluss von Selbstwirksamkeitskognitionen auf das menschliche Verhalten
und Erleben kennzeichnen. Es handelt sich um Selektionsprozesse, kognitive
Prozesse, emotionale Prozesse sowie motivationale Prozesse. Bund (2001)
hat zahlreiche Befunde zu diesen Prozessen, zu entsprechenden Mediations-
prozessen sowie zu deren Einflussnahme auf die Selbstwirksamkeit zu-

Selbstwirksamkeit
30
sammengetragen. Im weiteren Verlauf werden die Ergebnisse von Bund
(2001, S. 48ff) zu folgenden Hauptaussagen zusammengefasst.
Selektionsprozesse: Entsprechende Mediationsprozesse sind die Aufgaben-
wahl und -meidung. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit fühlen sich von
Aktivitäten und Situationen herausgefordert und angezogen, während Men-
schen mit geringer Selbstwirksamkeit diese Aktivitäten und Situationen eher
meiden.
Kognitive Prozesse: Entsprechende Mediationsprozesse sind optimistische
vs. pessimistische Einstellungen gegenüber eigener Leistung, Zielsetzungen
sowie Kausalattribuierungen. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit anti-
zipieren Erfolgsszenarien, während Menschen mit niedriger Selbstwirksam-
keit eher Misserfolgszenarien erwarten (Mediationsprozess ,,optimistische vs.
pessimistische Einstellungen gegenüber eigener Leistung"). Vermittelnde
Wirkungen in der Selbstwirksamkeits-Leistungs-Relation haben Ziel-
setzungen. Je höher die eigene Kompetenz eingeschätzt wird, desto an-
spruchsvoller sind die anvisierten Ziele und desto stärker ist die Zielbindung
(Mediationsprozess ,,Zielsetzungen"). Menschen mit hoher Selbstwirksam-
keit attribuieren Misserfolg eher auf unzureichende Anstrengung oder un-
günstige Bedingungen, während Menschen mit niedriger Selbstwirksamkeit
einen Misserfolg eher auf unzureichende Fähigkeiten und mangelndes Talent
zurückführen (Mediationsprozess ,,Kausalattribuierung") (vgl. dazu Weiner,
1986).
Emotionale Prozesse: Entsprechende Mediationsprozesse sind die ,,Bewäl-
tigungswirksamkeit" sowie die ,,Gedankenkontrollwirksamkeit". Die Be-
wältigungswirksamkeit beschreibt die Überzeugung einer Person, stress-
reiche Ereignisse kontrollieren zu können, und weist kognitive Komponenten
auf. Mit abnehmender Selbstwirksamkeit kommt es vermehrt zu negativem
Stresserleben (häufig in Verbindung mit Angst und starker physiologischer
Erregung). Angst und starke physiologische Erregung dürften mit Be-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832477721
ISBN (Paperback)
9783838677729
DOI
10.3239/9783832477721
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln – Geistes- und Sozialwissenschaften, Psychologie
Erscheinungsdatum
2004 (März)
Note
2,0
Schlagworte
seniorensport leistung motivation experiment intervention
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Titel: Selbstwirksamkeitsveränderungen durch Sport
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