Wellness in der Multioptionsgesellschaft
					
	
		©2003
		Diplomarbeit
		
			
				111 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:	
In dieser Diplomarbeit beschäftigte ich mich mit dem Phänomen Wellness in einer bestimmten Perspektive. Gründe dafür, wieso Wellness in unserer Gesellschaft so starken Anklang findet, lassen sich aus gegenwärtigen Gesellschaftsdiagnosen gewinnen. Insbesondere orientiere ich mich an der Multioptionsgesellschaft von Peter Gross, der unsere Gesellschaft als Multioptionsgesellschaft beschreibt, in der die Devise in allen Lebensbereichen Mehr lautet.
Die Absichten dieser Arbeit liegen darin, zu zeigen, dass auch ein Trend wie Wellness den Prinzipien der Multioptionsgesellschaft unterliegt. Anhand von zwölf Kennzeichen der Multioptionsgesellschaft wird gezeigt, dass diese Annahme zulässig ist. Ein Trend, der als ein Teil des Megatrends des 21. Jahrhunderts angesehen wird, kann sich kaum der Steigerungsdevise der Multioptionsgesellschaft - immer weiter, immer schneller, immer höher - entziehen. Viele andere Eigenschaften der Multioptionsgesellschaft sind verantwortlich für den Erfolg von Wellness. In dieser Gesellschaft rückte die Arbeit erstmals ein wenig in den Hintergrund und die Freizeit gewann relativ an Bedeutung. Es entstand ein Verlangen nach einer erfüllten und interessanten Freizeitgestaltung. Wellnessurlaube bieten dafür eine perfekte Lösung.
Ebenso änderten sich in der Multioptionsgesellschaft die Arbeitsverhältnisse: Einerseits ist Flexibilität gefragt und zum anderen ist die physische Belastung am Arbeitsplatz zwar gesunken, jedoch ist die psychische Belastung stark gestiegen. Ein sportlicher und seelischer Ausgleich wird daher immer wichtiger. Die Mitglieder der Multioptionsgesellschaft fühlen sich oft verloren und suchen nach mehr Lebenssinn, welchen sie immer öfter in Wellnesselementen finden. Zum Einen wird Sport zu einer Art Ersatzreligion, zum Anderen finden Menschen in asiatischen Traditionen wie Yoga oder Ayurveda ihre passende Religion. Die zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft begünstigt die Annahme von Wellness ebenso. Körperliche Attraktivität, Wohlbefinden und Gesundheit zählen zu den wichtigsten Bedürfnissen unserer Gesellschaft. Nur in einer individualistischen Gesellschaft ist es möglich, das eigene Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu stellen.
Wellness wurde jedoch nicht nur durch die Kennzeichen dieser Gesellschaft begünstigt, sonder in Wellness selbst spiegeln sich die Eigenheiten der Multioptionsgesellschaft wieder. Der erste Punkt ist der Steigerungsimperativ. Gerade […]
	In dieser Diplomarbeit beschäftigte ich mich mit dem Phänomen Wellness in einer bestimmten Perspektive. Gründe dafür, wieso Wellness in unserer Gesellschaft so starken Anklang findet, lassen sich aus gegenwärtigen Gesellschaftsdiagnosen gewinnen. Insbesondere orientiere ich mich an der Multioptionsgesellschaft von Peter Gross, der unsere Gesellschaft als Multioptionsgesellschaft beschreibt, in der die Devise in allen Lebensbereichen Mehr lautet.
Die Absichten dieser Arbeit liegen darin, zu zeigen, dass auch ein Trend wie Wellness den Prinzipien der Multioptionsgesellschaft unterliegt. Anhand von zwölf Kennzeichen der Multioptionsgesellschaft wird gezeigt, dass diese Annahme zulässig ist. Ein Trend, der als ein Teil des Megatrends des 21. Jahrhunderts angesehen wird, kann sich kaum der Steigerungsdevise der Multioptionsgesellschaft - immer weiter, immer schneller, immer höher - entziehen. Viele andere Eigenschaften der Multioptionsgesellschaft sind verantwortlich für den Erfolg von Wellness. In dieser Gesellschaft rückte die Arbeit erstmals ein wenig in den Hintergrund und die Freizeit gewann relativ an Bedeutung. Es entstand ein Verlangen nach einer erfüllten und interessanten Freizeitgestaltung. Wellnessurlaube bieten dafür eine perfekte Lösung.
Ebenso änderten sich in der Multioptionsgesellschaft die Arbeitsverhältnisse: Einerseits ist Flexibilität gefragt und zum anderen ist die physische Belastung am Arbeitsplatz zwar gesunken, jedoch ist die psychische Belastung stark gestiegen. Ein sportlicher und seelischer Ausgleich wird daher immer wichtiger. Die Mitglieder der Multioptionsgesellschaft fühlen sich oft verloren und suchen nach mehr Lebenssinn, welchen sie immer öfter in Wellnesselementen finden. Zum Einen wird Sport zu einer Art Ersatzreligion, zum Anderen finden Menschen in asiatischen Traditionen wie Yoga oder Ayurveda ihre passende Religion. Die zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft begünstigt die Annahme von Wellness ebenso. Körperliche Attraktivität, Wohlbefinden und Gesundheit zählen zu den wichtigsten Bedürfnissen unserer Gesellschaft. Nur in einer individualistischen Gesellschaft ist es möglich, das eigene Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu stellen.
Wellness wurde jedoch nicht nur durch die Kennzeichen dieser Gesellschaft begünstigt, sonder in Wellness selbst spiegeln sich die Eigenheiten der Multioptionsgesellschaft wieder. Der erste Punkt ist der Steigerungsimperativ. Gerade […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 7615 
Freidl, Claudia: Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004  
Zugl.: Karl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2003 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2004 
Printed in Germany
INHALT 
1. 
EINLEITUNG ... 3
2. 
EINFÜHRUNG ... 6 
2.1 
W
AS IST 
W
ELLNESS
?...6 
2.2 
W
AS IST DIE 
M
ULTIOPTIONSGESELLSCHAFT
? ...14
3. 
WELLNESS IN DER MULTIOPTIONSGESELLSCHAFT...17 
3.1 
D
ER 
S
TEIGERUNGSIMPERATIV
...17 
3.1.1
Die Unendlichkeit von Optionen...18
3.1.2
Der Mehrgott auf Wellness-Trip ...20
3.2 
E
NTOBLIGATIONIERUNG UND 
E
NTTRADITIONALISIERUNG
...24 
3.2.1
Der Abbau von Traditionen und Obligationen...24
3.2.2
Enttraditionalisierung von Yoga und Co ...28
3.3 
R
ATLOSIGKEIT VERSUS 
S
INNSUCHE
...33 
3.3.1
Der Verlust von Orientierungen ...33
3.3.2
Sinnsuche im Wellnessbetrieb ...37
3.4 
D
YNAMISIERUNG DER 
G
ESELLSCHAFT
...40 
3.4.1
Das Prinzip der Beschleunigung ...41
3.4.2
Wellness für Rastlose ...44
3.5 
F
LEXIBILISIERUNG DER 
A
RBEIT
...48 
3.5.1
Der flexible Mitarbeiter ...48
3.5.2
Wellness für die Arbeit, Wellness in der Arbeit ...51
3.6 
E
RLEBNISSTEIGERUNG IN DER 
F
REIZEIT
...54 
3.6.1
Überbietungsdrang statt Erholung? ...54
3.6.2
Die Freizeitangebote des Wellnessmarkts ...56
3.7 
Z
WISCHENMENSCHLICHE 
B
EZIEHUNGEN
...59 
3.7.1
Von den Familien zu den Nomaden?...60
3.7.2
Wellness als Egotrip? ...64
3.8 
M
ULTIKULTURALITÄT UND 
H
YBRIDITÄT
...68 
3.8.1
Das gemischte Kulturangebot der Gesellschaft ...68
3.8.2
Kulturmix im Wellnessbereich...70
3.9 
V
ERMARKTUNG
...75 
3.9.1
Kommerzialisierung der Gesellschaft...75
3.9.2
Verkaufsförderung durch Wellness ...77
3.10 
K
OMPLEXITÄT
...81 
3.10.1
Erfahrungsüberlastung und Ich-Schwäche...81
3.10.2
Wellness-Vielfalt und Persönlichkeitsdesign...83
3.11 
S
TRESS UND 
U
NZUFRIEDENHEIT
...87 
3.11.1
Belastungssteigerung durch das Überangebot ...87
3.11.2
Das Paradoxon des Wellnessstress ...91
3.12 
E
NTSCHLEUNIGUNG
...95 
3.12.1
Blick auf ein Kompensationselement ...95
3.12.2
Wellness-light...97
4. 
RESÜMEE...100
5. 
QUELLENVERZEICHNIS: ...102 
5.1 
B
ÜCHER
... 102 
5.2 
Z
EITSCHRIFTEN UND 
B
ROSCHÜREN
... 106 
5.3 
I
NTERNET
... 107 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  3  
1800 
         1850 
         1900 
           1950 
            1990 
             20XX 
Dampfmaschine 
Baumwolle
Stahl 
Eisenbahn
Elektrotechnik 
Chemie
Petrochemie 
Automobil
Informations- 
technik
Psychosozial 
Gesundheit
1. 
KONDRATIEF 
2. 
KONDRATIEF 
3. 
KONDRATIEF 
4. 
KONDRATIEF 
5. 
KONDRATIEF 
6. 
KONDRATIEF 
1.  Einleitung 
Gesundheit wird als der  Megatrend des 21. Jahrhunderts gesehen. In den 20er Jahren  hat 
der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff die so genannte ,,Langwellen-
Ökonomie"  entwickelt.  Die  nationale  Ökonomie  entwickelt  sich  nicht  nur  in  kurzen  und 
mittelfristigen Konjunktur-Zyklen, sondern es gibt auch Basisinnovationen, die über einige 
Jahrzehnte andauern. Den ersten  Kondratieff  löste die Erfindung der Dampfmaschine am 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts  aus.  Der  sechste  Kondratieff  soll  nach  Leo  Nefiodow  in 
Gestalt der Megabranche Gesundheit auftreten.
1
Einen  Hauptbestandteil  dieses  Megatrends  bildet  mit  Sicherheit  der  Wellnesstrend.  Die 
Tourismusindustrie,  die  Kosmetikindustrie,  die  Nahrungsmittelindustrie  und  viele  andere 
Wirtschaftsbereiche  profitieren  vom  Wellnessphänomen.  Vieles  lässt  sich  mit  dem 
Schlagwort Wellness leichter vermarkten.  
Österreich  war  in  der  touristischen  Erfassung  des  Wellnesstrends  besonders  erfolgreich. 
Als eines der ersten europäischen Länder nahm Österreich das Wellness-Konzept auf, und 
es  gelang  eine  rasche  Umsetzung.  Dem  Relax  Guide  2002  zufolge  gibt  es  in  Österreich 
1
 Vgl. Huber 1997, S. 51 ff. 
Abbildung 1 ,,Kondratieff-Zyklen" (Vgl. Huber
1997, S. 52) 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  4  
mittlerweile  550  Wellnesshotels  und  resorts.  In  keinem  anderen  Land  ist  diese  Dichte 
vorhanden.  Dies  war  einer  der  Gründe  für  die  führende  Position  Österreichs  in  puncto 
Lebensqualität  im  Competiveness  Yearbook  2002.
2
  In  den  letzten  Monaten  gab  es  zwar 
Meldungen,  dass  in  der  steirischen  Thermenregion  ein  Rückgang  der  Nächtigungen 
verzeichnet  wurde
3
,  aber  wenn  man  bedenkt,  dass  in  den  letzten  sieben  Jahren  ein 
Nächtigungsplus  von 66 %  verzeichnet werden konnte, wird klar, dass es  irgendwann zu 
einer  Sättigung  kommen  muss.
4
  In  Ferienzeiten  ist  es  nach  wie  vor  der  Fall,  dass  die 
Thermen ausgebucht sind und Tagesgäste, die erst am späteren Vormittag kommen, wegen 
Überfüllung vertröstet werden müssen. Man setzt in Zukunft darauf, mit den ausländischen 
Konkurrenten in Slowenien und Ungarn noch besser zusammenzuarbeiten. 
In dieser Diplomarbeit möchte ich mich mit dem Phänomen Wellness in einer bestimmten 
Perspektive beschäftigen. Gründe dafür, wieso Wellness in unserer Gesellschaft so starken 
Anklang  findet,  lassen  sich  aus  gegenwärtigen  Gesellschaftsdiagnosen  gewinnen. 
Insbesondere  orientiere  ich  mich  an  der  ,,Multioptionsgesellschaft"  von  Peter  Gross,  der 
unsere  Gesellschaft  als  Multioptionsgesellschaft  beschreibt,  in  der  die  Devise  in  allen 
Lebensbereichen ,,Mehr" lautet. Er versucht, viele Aspekte einer Multioptionsgesellschaft 
zu  veranschaulichen,  klammert  aber  einen  der  wichtigsten  Trends  unserer  Gesellschaft 
praktisch  aus:  Der  Gesundheits-  und  Wellnessbereich  wird  in  diesem  Werk  nicht 
behandelt,  obwohl  es  gute  Gründe  gibt,  diesen  Lebens-  und  Wirtschaftsbereich  als  einen 
Megatrend  des  21.  Jahrhunderts  zu  betrachten.  Gerade  in  einer  Gesellschaft,  in  der  die 
Menschen gehetzt durch das Leben rennen und versuchen, sich im ,,Optionen-Dschungel" 
zu orientieren, wird ein Ausgleich immer wichtiger.  
In dieser Arbeit möchte ich zeigen, dass sich die Kennzeichen der Multioptionsgesellschaft 
auch  auf  Wellness  anwenden  lassen.  Die  breite  Palette  der  Wellnessprodukte  und  
dienstleistungen  bietet  für  jeden  etwas.  Die  negativen  Eigenschaften,  die  mit  diesem 
Phänomen  verbunden sind, werden  natürlich  nicht ignoriert. Den gewünschten  Ausgleich 
zu  erreichen,  gelingt  nicht  immer,  zum  Teil  ist  man  mit  den  Angeboten  weit  überfordert 
und  setzt  sich  selbst  unter  Druck.  Nicht  alle  schaffen  es  mit  Yoga  oder  Walking,  die 
2
 Vgl. Location Austria  Standort Österreich, S. 38 
3
 Vgl. Kleine Zeitung und Die Presse Juni/Juli 2003 
4
 Vgl. Die Steirische, S. 7 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  5  
Balance zwischen  Körper und Geist zu  finden, nicht zuletzt eben deshalb, weil sich auch 
das  Wellnessprogramm  den  Devisen  der  Multioptionsgesellschaft  nicht  entziehen  kann. 
Wellness  selbst  ist  durch  Multioptionalität  gekennzeichnet  und  unterliegt  den 
Eigenschaften  der  Multioptionsgesellschaft,  wie  etwa  der  Steigerungsdevise,  dem 
ständigen  Verlangen  nach  Mehr,  der  Enttraditionalisierung  und  Vermischung  von    der 
kulturellen Elementen.  
Um  möglichst  aktuelle  Informationen  zu  erhalten,  habe  ich  in  meine  Recherche  diverse 
Zeitungen, Zeitschriften und Reisemagazine einbezogen. Die Zeitschrift ,,Shape"
5
 habe ich 
über einen längeren Zeitraum (Juni 2002 bis Juni 2003) zu Recherchezwecken verwendet. 
Natürlich  handelt  es  sich  bei  diesen  Bezugnahmen  nicht  um  eine  repräsentativ  gemeinte 
empirische  Untersuchung;  eine  solche  ließe  sich  angesichts  der  Heterogenität  des 
Wellness-Marktes  nicht  durchführen.  Das  empirische  Material  hat    ganz  wie  in  den 
Darstellungen der Multioptionsgesellschaft durch Peter Gross  illustrativen Charakter. Es 
geht  um  die  Explizierung  einer  zeitdiagnostischen  Beschreibung  anhand  eines 
Lebensbereichs, in dem sich die entsprechenden Phänomene plausibel vorführen lassen. 
5
 Diese Zeitschrift erscheint monatlich und die Themenbereiche sind Fitness, Gesundheit, Wellness und       
Mode. 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  6  
2.  Einführung 
2.1  Was ist Wellness? 
Eine allgemein gültige Definition für Wellness zu finden, ist eine unlösbare Aufgabe. Der 
Begriff  ,,Wellness"  stammt  aus  den  USA  und  wurde  als  Gegenbegriff  zum  englischen 
Wort  für  Krankheit  (Illness)  entwickelt.  Hinter  Wellness  steckt  jedoch  viel  mehr  als  das 
Gegenteil  von  Krankheit.  Günter  Samitz  unterscheidet  zwei  Definitionsmöglichkeiten  für 
Wellness: 
Erste  Definition: 
,,Wellness  als  die  Wissenschaft  und  Kunst,  Menschen 
dahingehend  zu  helfen,  ihren  Lebensstil  in  Richtung  eines  Zustandes  optimaler 
Gesundheit und optimalen Wohlbefindens auszurichten
."
6
Zweite Definition: 
,,Wellness als ein Lebensstilansatz, der auf optimale Gesundheit 
für  Körper,  Geist  und  Seele  abzielt  und  es  ermöglicht,  ein  höheres  Maß  an 
Kompetenz und Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit zu erlangen
."
7
Die  Mitglieder  der  modernen  Gesellschaft  sind  einen  höheren  Stress  ausgesetzt  denn  je. 
Nicht  nur  die  Arbeitsbelastung  steigt  ständig  an,  auch  in  der  unmittelbaren 
Lebensumgebung  besteht  eine  permanente  Zunahme  von  Stressfaktoren.  Ein  zeitweises 
Abschalten  ist daher unumgänglich. In einer Gesellschaft, in der Jugend und  Attraktivität 
mehrfach  als  Voraussetzung  für  Glück  und  Erfolg  gelten,  spielt  das  Bedürfnis,  etwas  für 
ein  gutes  Aussehen  und  Jugendlichkeit  zu  tun,  immer  häufiger  eine  wichtige  Rolle. 
Wellness bildet für diese beiden Kennzeichen der modernen Gesellschaft Lösungen. 
Eine weitere Grundlage für die Akzeptanz von Wellness in unserer Gesellschaft bildet der 
Wertewandel.  Hedonismus  und  Individualismus  sind  charakteristische  Merkmale  unserer 
Gesellschaft.  Wellness  spricht  vor  allem  Menschen  an,  die  sich  selbst  etwas  Gutes  tun 
6
 Samitz nach Wimmer, www.wimmer-partner.at/pdf.dateien/gesundheit.pdf 
7
 Samitz nach Wimmer, www.wimmer-partner.at/pdf.dateien/gesundheit.pdf 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  7  
wollen  und  sich  selbst  somit  in  den  Mittelpunkt  ihres  Lebens  stellen.  Die  Suche  nach 
Genuss, Abwechslung, Spannung, Abenteuer und Selbstverwirklichung ist bezeichnend für 
die Menschen der Multioptionsgesellschaft.  
In dieser  Arbeit geht es um ein Phänomen, das  in  viele Bereiche des alltäglichen Lebens 
fließt.  Der  Grundgedanke  von  Wellness  ist,  die  Balance  zwischen  Körper  und  Geist  zu 
finden, also ein ausgeglichenes Leben zu führen. Wellness fängt bereits in den eigenen vier 
Wänden an: Sobald man sich gemütlich mit einer Tasse Tee oder einem Glas Wein in seine 
Leseecke zurückzieht, betreibt man in gewisser Weise Wellness, man tut sich etwas Gutes. 
Sowohl sportliche Aktivitäten als auch weniger sportliche Tätigkeiten fallen also unter das 
Phänomen  Wellness.  Das  eigene  Wohlbefinden  steht  aber  immer  im  Vordergrund,  daher 
sind  der  Leistungssport  oder  Extremsportarten  nicht  in  die  Wellnessdefinition  mit 
einzubeziehen. Wellness wird als eine ,,ganzheitliche Lebensrezeptur" angesehen. 
Für  die  Wirtschaft  hat  das  Schlagwort  Wellness  zahlreiche  neue  Möglichkeiten  geboten. 
Unter diesem Schlagwort lässt sich so gut wie alles vermarkten. Zahllose Produkte tragen 
Etiketten mit der Aufschrift ,,Wellness" oder ,,Vital" und finden gerade dadurch reißenden 
Absatz. Erst kürzlich stolperte ich über eine Anzeige eines ,,Wellnesstischlers". Auch der 
Besuch  beim  ,,Wellnessfriseur"  ist  bereits  möglich.  Noch  überraschender  ist,  dass  es  für 
unsere vierbeinigen Freunde ebenso ,,Wellnessangebote" gibt. Ich möchte in dieser Arbeit 
gesundheitliche  Wellnessaspekte,  zum  Teil  medizinische  Behandlungsweisen  wie  etwa 
Akupunktur, ebenso  mitbehandeln wie rein  sportliche oder kosmetische  Wellnessaspekte. 
Eine  Trennung  in  einzelne  Gruppen  wäre  für  diese  Arbeit  nicht  sinnvoll,  die  hier 
angesprochenen  Wellnessfaktoren  treffen  großteils  auf  jede  Alters-,  Bildungs-  und 
Einkommensklasse zu.  
Schon  in  der  griechischen  Antike  beschäftigten  sich  die  Gelehrten  mit  der  menschlichen 
Gesundheit. Die Gesundheitsorientierung geht jedoch noch weiter zurück. In Indien wurde 
mit der Lehre Buddhas auch das indische Joga übermittelt. 
,,Die Joga-Lehre und die Joga-
Übungen  bilden  das  Zentrum  einer  Körper-  und  Bewegungskultur,  die  Körper  und  Geist 
als  Einheit  betrachtet  hat."
8
  Dieses  indische  Joga  beeinflusste  viele  Systeme  der 
8
 Größing 1999, S. 27 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  8  
chinesischen  Heilgymnastik,  sogar  das  persische  System  Zurchâna
9
  wurde  von  den 
indischen  Bewegungsübungen  geprägt.  Man  vereinigte  in  diesen  Systemen  sportliche 
Anstrengung  mit  anschließend  entspannenden  Maßnahmen  wie  Massagen  und  Bädern. 
Auch  die  heilenden  Kräfte  des  Tees  waren  in  der  chinesischen  Antike  weitverbreitete 
Naturheilmethoden.  Die  heutigen  Aromatherapien  finden  ihre  Vorgänger  ebenso  in  der 
asiatischen Antike.
10
Die griechische  Antike  beschäftigte sich ausgiebig  mit der  menschlichen  Gesundheit und 
gesundheitsfördernden Maßnahmen. Die Erfindung der Heilgymnastik geht auf Herodikos 
von  Selymbria  zurück.  Er  sorgte  dafür,  dass  die  Gymnastik  in  die  Heilkunst  mit 
eingegliedert  wurde.  Es  entwickelte  sich  damit  eine  ganzheitliche  Medizin,  die  man  mit 
den heutigen Naturheilmethoden vergleichen könnte. Zu den Bestandteilen dieser Methode 
gehörten:  die  Gymnastik,  die  Ernährung,    das  Bad,    die  Massage,    der  Schlaf  und  die 
Einnahme von Medikamenten.  
Galen,  ein  Nachfolger  Herodikos  von  Selymbria,  formulierte  ein  System  der 
gesundheitsbestimmenden  Faktoren  (Abbildung  2),  welches  bis  ins  19.  Jahrhundert 
hineindrang.
 11
9
 Eine Mischung aus Gesundheitsübungen und Kampfsport 
10
 Vgl. Größing 1999, S. 27 f. 
11
 Vgl. Größing 1999, S. 27 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  9  
res naturales   
    res non naturales   
res contra naturales 
anatomische   
Luft (aer) 
Krankheiten 
und physiologi- 
Klima, Wetter, Jahreszeit, 
sche Gegeben- 
Gegend 
   heiten 
(Anlage) 
     Bewegung / Ruhe 
       (motus et quies)   
Arbeit, Leibesübung, Bad, 
      Massage, Ölung 
Schlaf / Wachen (somnus et 
  vigilia) 
   Füllung und Entleerung 
      (secreta et excreta) 
  Stoffwechsel, Ernährung, 
Ausscheidung 
       Aderlaß, Sexualität 
Gemütsbewegungen (affec- 
tus animi) 
Leidenschaft, Stimmungen, 
         Wirkung von Musik, Geistesschöpfung 
Auch  die  Römer  übernahmen  die  Gesundheitsmotive  der  Griechen.  Den  bedeutendsten 
Beitrag der römischen Kultur zum Gesundheitswesen leistete die römische Badekultur. Die 
antiken  römischen  Bäder  könnte  man  als  Vorgänger  der  heutigen  Wellnessoasen  und 
Thermalbäder  bezeichnen.  Es  gab  kalte,  laue  und  warme  Bäder,  Schwitzgrotten, 
Gymnastikräume und vieles mehr. Auch beim römischen Gesundheitskonzept ging es um 
ein ganzheitliches Konzept, man versuchte außerdem, individuell auf die zu behandelnden 
Personen einzugehen.
12
In  der  ägyptischen  Hochkultur  gab  es  ebenfalls  Erscheinungsformen  des  heutigen 
Wellness.  Vor  allem  im  kosmetischen  Bereich  waren  die  ägyptischen  Damen  sehr 
12
 Größing 1999, S. 30 
Abbildung 2
 ,,
Gesundheitsbestimmende Faktoren" (Vgl. Größing 1999, S. 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  10  
fortschrittlich,  sie  pflegten  sich  mit  ätherischen  Ölen,  und  so  manch  anderes 
Kosmetikprodukt,  wie  etwa  der  Kajalstift,  hatte  seinen  Vorgängern  in  der  ägyptischen 
Hochkultur. Zu den  bekanntesten Überlieferungen zählen  jedoch die  Bäder  in Eselsmilch 
von Kleopatra. 
Diese  frühen  Vorgänger  von  Wellness  haben  eine  Gemeinsamkeit:  Sie  waren  nur  einer 
privilegierten  Klasse  zugänglich. 
,,In  der  Entspannung  und  der  Selbstverwöhnung 
zelebrierte  die  kleine  Schicht  der  Herrschenden  ihre  Privilegien.  Sklaven,  Niedere, 
Handwerker hatten keinen Zutritt."
13
Heute wird der Zugang zu Wellness jedem gewährt, 
der die gewünschte Summe zahlt, je nach Wellnessanwendung. Gewisse Wellnessangebote 
sind noch immer für eine privilegierte Klasse bestimmt, da sie für andere unerschwinglich 
sind. 
Das  Mittelalter  brachte  wenige  Fortschritte  für  das  Gesundheitsbewusstsein  der 
mittelalterlichen Gesellschaft, erst die  italienischen Humanisten  beschäftigten sich wieder 
verstärkt 
mit 
diesem 
Thema. 
Der 
Arzt 
Hieronymus 
Merkuriales 
verfolgte 
sozialmedizinische  Absichten  und  schrieb  für  das  Volk  ein  Buch  über  die 
Bewegungsheilkunde,  wobei  er  sich  stark  an  den  antiken  Gesundheitsvorstellungen 
orientierte. Im Barockzeitalter verlor man abermals das Interesse an einer ausgeglichenen 
Bewegungsheilkunde,  einzig  moderate  Bewegungen  waren  geduldet,  anstrengende 
Sportarten  waren  verpönt,  die  körperliche  Anstrengung  überließ  man  dem  arbeitenden 
Volk.
14
Jean-Jaques  Rousseau  beeinflusste  das  individualistische  Gesundheitsdenken  des  18. 
Jahrhunderts  stark.  In  seinem  Erziehungsroman  ,,Émile  oder  Über  die  Erziehung"  ist  die 
Gesundheitserziehung  ein  wesentlicher  Faktor.  Dieser  Gesundheitsbegriff  wurde  im  19. 
und  20.  Jahrhundert  bereits  vergessen,  aber  in  der  heutigen  Zeit  als  alternative  Heilkunst 
wieder  aufgenommen.
15
  Ebenso  entstand  Ende  des  18.  Jahrhundert  das  Werk  ,,Versuch 
einer Encyclopädie der Leibesübungen" (1795) von Anton Veith. Behandelt wird hier die 
13
 Horx-Strathern; Horx 2000, S. 5 
14
 Größing 1999, S. 30 
15
 Vgl. Größing 1999, S. 31 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  11  
gesundheitliche  Nutzung  der  Leibesübungen,  darin  wird  unter  anderem  der  Arzt  Tissot 
zitiert:  
,,Bewegung  ist  die  Hauptquelle  der  Gesundheit;  Trägheit  das  Grab 
derselben;  Bewegung  kann  oft  an  die  Stelle  der  Arzeneyen  gesetzt 
werden;  alle  nur  möglichen  Arzeneyen  hingegen  können  nie  die  Stelle 
der Bewegung vertreten."
16
Auch an anderen Äußerungen merkt man, dass das Sport- und Gesundheitsbewusstsein im 
18. Jahrhundert an Bedeutung gewann. So stellte Salzmann 1797 fest: 
,,Wer den Himmel 
schon  diesseits  genießen  will,  der  muss  notwendig  auf  seinen  Körper  mehr 
Aufmerksamkeit verwenden."
17
Am  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  spielte  die  körperliche  Arbeit  für  einen  Großteil  der 
Gesellschaft eine gewichtige Rolle. Die Ziele der Leibeserziehung lagen vor allem darin, 
den  Kindern  und  Jugendlichen  nahe  zu  legen,  ihre  zukünftigen  Alltags-  und 
Arbeitsbewegungen 
gesundheitsbewusst 
auszuführen. 
Im 
Zeitalter 
des 
Nationalsozialismus  bekamen  Leibesübungen  und  Gesundheitsbewusstsein    einen 
negativen Beigeschmack. Das Gesundheitsbewusstsein war zwar stark ausgeprägt, jedoch 
diente  es  zur  Heranbildung  wehrfähiger  Männer  und  stand  im  Dienste  der 
Rassenideologie.
18
In  der  zweiten  Hälfte  des  20.  Jahrhunderts  wurden  Sport  und  Gesundheit  endgültig  zu 
einem  Massenphänomen.  Die  Fitnesswelle  schwappte  als  erster  Gesundheitstrend  über 
den  großen  Teich,  doch  es  dauerte  nicht  lange  bis  die  rein  körperbezogene  Fitnesswelle 
von  der  Wellnessbewegung  abgelöst  wurde.  Ihre  wissenschaftliche  Grundlage  fand  die 
Wellnessbewegung  an  der  Universität  Stevens  Point  (Wisconsin)  im  Jahr  1972.  In 
kürzester  Zeit  etablierten  sich  auch  an  anderen  Hochschulen  ähnliche  Studiengänge,  die 
sich mit dem Wohlbefinden der Bevölkerungen beschäftigten.
19
 Innerhalb weniger Jahren 
entstanden  Wellnessakademien  und  teilweise  auch  weniger  renommierte  Einrichtungen, 
die ihre Teilnehmer zu Wellness- und Gesundheitscoaches ausbildeten. 
16
 Vieth nach Größing 1999, S. 31 
17
Salzman nach Felix http://www.wellnessverband.de/journal.html 
18
 Größing 1999, S. 32 
19
 Vgl. http://www.optipage.de/ewu/html/methode.html  
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  12  
In  Europa  gründete  man  1990  die  EUROPÄISCHE  WELLNESS  UNION  (EWU). 
,,Im 
Mittelpunkt aller Bestrebungen der EWU steht der Mensch  als Individuum wie auch als 
soziales  Wesen."
20
  Die  EWU  bildete  aus  sechs  Punkten  ein  ,,Wellness-Barometer", 
welches  zur  Darstellung  des  Lebensgefühls  einzelner  Individuen  dient.  Zu  diesen  sechs 
positiven und negativen Signalen gehören: 
-  Körperliches Fitsein 
-  Geistige Beweglichkeit 
-  Seelische Belastbarkeit 
-  Positive Arbeitseinstellung 
-  Harmonisches Privatleben 
-  Einklang mit der Natur  
Die  EWU  verfolgt  vor  allem  gesundheitliche  Prävention  und  möchte  sich  vom 
Werbefeldzug der Wellnessindustrie distanzieren.
21
 Sie sieht in Wellness ein ganzheitliches 
Lebenskonzept, welches der Sicherung der optimalen Lebensqualität dient.  
20
 http://www.optipage.de/ewu/html/methode.html 
21
 Vgl. http://www.optipage.de/ewu/html/methode.html 
Körper
Umwelt
Pr
iv
a
te
 B
e
zi
e
h
u
n
g
Be
ru
f/A
rb
e
it
Abbildung 3 ,,Wellness-Barometer" 
(Vgl. http://www.optipage.de/ewu/html/methode.html )
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  13  
Wellness 2 
gesteigerte Selbstkompetenz 
Lebensbalance 
Lernkompetenz 
Reifung 
Wellness 1 
Entspannung, Verwöhnung, 
Verschönerung, Genuss- und 
Gesundheitssteigerung 
Abbildung 4 ,,Wellnessformen"  (Vgl. Horx-Strathern; Horx 2000, S. 20) 
In letzter Zeit geht man von einem Wandel des Wellnessphänomens aus. Der Trendforscher 
Matthias  Horx  beschreibt  zwei  Wellnessformen.  Bei  der  ersten  handelt  es  sich  eher  um 
körper-  und  gesundheitsbezogene  Wellness,  und  in  ihrem  Mittelpunkt  stehen  aktive 
Wellnessanwendungen.  Die  Tourismusindustrie  profitiert  insbesondere  von  diesem 
Wellnessbereich:  Man  lässt  sich  verwöhnen  und  verschönern,  und  es  geht  vor  allem  um 
Wellnessaktivitäten, die dem  Körper gut tun. Bei der zweiten  Form geht es um die eigene 
Persönlichkeit und deren Entwicklung. Selbstverwirklichung und ein ausgeglichenes Leben 
stehen  hier  im  Vordergrund.  Die  Wellnessaktivitäten  sind  hier  mehr  auf  den  Geist  als  auf 
den Körper ausgerichtet.  
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  14  
2.2  Was ist die Multioptionsgesellschaft? 
Peter Gross
22
 veröffentlichte 1994 den Besteller ,,Die Multioptionsgesellschaft". Die 1999 
erschienene  ,,Ich-Jagd"  steht  in der Tradition der  Multioptionsgesellschaft. Fasst  man die 
Kernthesen  zur  Multioptionsgesellschaft  kurz  zusammen,  kommt  man  auf  die  folgende 
Aussage:  Die  zeitgenössische  Gesellschaft  gehorcht  einen  anonymen  Sog,  der  alle 
herkömmlichen Arten von Verpflichtungen, alle Obligationen auflöst; an ihre Stelle treten 
Optionen,  denen  man  nunmehr  als  verwirklichbaren  Wünschen  gehorchen  soll;
23
  die 
Realisierung möglichst vieler Optionen wird zum Inbegriff des Lebenssinns; es entwickelt 
sich  ein  massiver  gesellschaftlicher  Druck  in  Richtung  auf  Optionenrealisierung;  die 
Menschen  sind  jedoch  durch  die  Optionenvielfalt  verwirrt  und  überfordert;  und  die 
Multioptionalitität löst systematisch nicht ein, was sie verspricht. 
Bis ins 19. Jahrhundert war ein Großteil der Bevölkerung damit beschäftigt, ihr Überleben 
zu  sichern.  Sie  musste  sich  um  elementare  Dinge,  wie  das  tägliche  Essen,  die 
Geldbeschaffung  und  ihre  Unterkünfte  kümmern.  Vier  Fünftel  der  Bevölkerung  waren 
Angehörige  der  Unterschicht.
24
  Erst  als  die  Grundversorgung  gesichert  war  und  sich  die 
Gesellschaft  in  eine  Überflussgesellschaft  wandelte,  wandelte  sich  auch  die 
Überlebensorientierung in eine Erlebnisorientierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen 
die expandierenden Möglichkeitsräume allen offen, die das nötige Kleingeld mitbrachten.
25
Bezeichnungen 
wie 
,,Multioptionsgesellschaft", 
,,Erlebnisgesellschaft" 
und 
,,Risikogesellschaft" 
,,sind  sozialwissenschaftliche  Labels,  die  neue  gesellschaftliche 
Entwicklungsdimensionen  auf  den  Begriff  zu  bringen  versuchen,  welche  zu  den  bereits 
vorhandenen und weiter bestehenden Dimensionen hinzutreten."
26
Sie vermischen sich mit 
den  Begriffen  ,,Konsumgesellschaft"  und  ,,Leistungsgesellschaft".  Also  wird  eine 
22
 Er wurde 1941 in St. Gallenkappel geboren. Er studierte an den Universitäten Bern und Zürich Soziologie, 
Nationalökonomie und Betriebswirtschaftslehre. Zur Zeit ist er an der Universität St. Gallen beschäftigt. 
Unter seinen Forschungsschwerpunkten findet man Modernisierungstheorie, Kulturelle Dynamik, 
Management und Religionstheorie. 
23
 Vgl. http://www.mypage.bluewin.ch/ueli.raz/Rezensionen/Gross.htm,  
24
 Vgl. Schulze 1993, S. 55 
25
 Vgl. Schulze 1993, S. 57 
26
 Hartmann; Haubl 1996, S. 15 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  15  
Konsumgesellschaft  nicht  durch  eine  Multioptionsgesellschaft  abgelöst,  sondern  es  treten 
weiterhin  Aspekte  einer  Konsum-  oder  Leistungsgesellschaft  auf,  es  sind  nur  neue 
Phänomene hinzugekommen, die ebenso einer Bezeichnung bedürfen. 
Menschen  der  modernen  Gesellschaften  stehen  eine  Vielzahl  von  Möglichkeiten  zu 
Verfügung, daher auch der Begriff der Multioptionsgesellschaft. Das Wort ,,Option" leitet 
sich vom lateinischen Wort 
optio
 ab
, 
was so viel wie freier Wille bedeutet. Der Drang zur 
Optionalisierung  ist  einer  der  wesentlichen  Vorgänge  in  der  Multioptionsgesellschaft.
27
,,Die 
Steigerung 
der 
Erlebens-, 
Handlungs- 
und 
Lebensmöglichkeiten, 
die 
Optionssteigerung,  ist  der  augenscheinlichste  Vorgang  der  Modernisierung.  Darum  der 
Begriff der Multioptionsgesellschaft."
28
Angehörige 
der 
Multioptionsgesellschaft 
leben 
höchstwahrscheinlich 
in 
der 
technikbetriebenen  westlichen  Welt,  wahrscheinlich  in  einer  Metropole,  asiatische  Städte 
natürlich  eingeschlossen.  Stets  in  Eile  hetzen  sie  von  einem  Termin  zum  nächsten  und 
kommen  kaum  zur  Ruhe.  Die  junge  Generation  genießt  in  gewisser  Weise  diese 
Multioptions-Erlebniswelt. Sie nutzt die Vielfalt unserer Gesellschaft, so oft es geht. 
,,Die  Welt wird wie eine Speisekarte betrachtet, aus der sich  jeder sein Menü 
zusammenstellen kann  politisch motiviert genauso wie konsumorientiert. Im 
Sommer  aktiv  mit  Greenpeace  gegen  Walfischfang  demonstrieren,  im  Winter 
mit dem Snowboard die Piste ,runterbrettern'."
29
Optionen  sind  Wahlmöglichkeiten.  Vaskovics  meint,  dass  man    gar  nicht  unbedingt  von 
diese Wahlmöglichkeiten Gebrauch machen muss. 
,,Die  Tatsache,  dass  die  Gesellschaft  zahlreiche  dieser  Optionen  bereithält, 
bedeutet  nicht,  dass  alle  oder  auch  nur  die  Mehrzahl  der  Mitglieder  in 
verschiedenen  Phasen  des  Lebensverlaufs  tatsächlich  davon  Gebrauch 
machen."
30
Lebt  man  in  der  Multioptionsgesellschaft,  fällt  es  allerdings  schwer,  sich  den  vielen 
Optionen,  die  einem  geboten  werden,  zu  entziehen.  In  allen  Bereichen  ist  man  mit 
zahlreichen Wahlmöglichkeiten konfrontiert. Sie 
nicht
 anzunehmen fällt schwer. 
27
 Vgl. Bastian 2003, S. 49 
28
 Gross 1994, S. 15 
29
 Opaschowski 2002, S. 54 
30
 Vaskovics 2001, S. 232 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  16  
Ehemalige  Gegensätze  wie  jene  von  Konsumbefürwortern  und  Kapitalismusgegnern 
existieren in der heutigen Gesellschaft friedlich nebeneinander. 
,,Angebotsexplosion,  Ausweitung  der  Konsumpotenziale,  Wegfall  von 
Zugangsbarrieren, Umwandlung von vorgegebener in gestaltbare Wirklichkeit: 
die  Erweiterung  der  Möglichkeiten  führt  zu  einem  Wandel  der 
Lebensauffassungen."
31
Peter  Gross  gelang  es  mit  der  ,,Multioptionsgesellschaft"  eine  aufschlussreiche 
Beschreibung  unserer  Gesellschaft  zu  liefern.  Seine  zeitdiagnostische  Darstellung 
greift  einen  ,,Megatrend"  oder  ,,Gigatrend"  der  modernen/postmodernen  Welt  auf, 
und  deshalb  lässt  sich  dieses  Instrumentarium  auf  zusätzliche  Lebensbereiche  und 
Entwicklungen anwenden.   
31
 Schulze 1993, S. 58 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  17  
3.  Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Grundintention der Arbeit ist die Anwendung des Modells der Multioptionsgesellschaft auf 
die  Bereiche  Wellness,  Gesundheit  und  Fitness.  An  zwölf  Punkten  habe  ich  wichtige 
Eigenschaften  und  Eigentümlichkeiten  der  Multioptionsgesellschaft  herausgearbeitet. 
Jeweils  im  Anschluss  daran  werden  diese  Kennzeichen  mit  dem  Wellnessphänomen  in 
Beziehung  gesetzt.  Ich  möchte  daran  zeigen,  dass  auch  Wellness  den  Prinzipien  der 
Multioptionsgesellschaft unterliegt: Optionssteigerung, Enttraditionalisierung, Komplexität 
und viele andere Eigenheiten der Multioptionsgesellschaft sind im Wellness-Trend wieder 
zu finden. 
3.1  Der Steigerungsimperativ 
,,Die Moderne beginnt mit dem Bewusstsein, daß das was ist auch anders sein 
könnte.  Und  mit  dem  Willen,  was  anders  sein  könnte,  anders  zu  machen,  zu 
verdreifachen und zu multiplizieren."
32
Die Angebote und Möglichkeiten in der westlichen Welt sind um ein Vielfaches gestiegen. 
Noch nie vermehrten sich die Menschen auf diesem Planeten so schnell wie in den letzten 
Jahrzehnten,  noch  nie  konnte  man  so  viele  Waren  käuflich  erwerben,  die  Regale  in  den 
Kaufhäusern  sind  längst  unüberschaubar.  Noch  nie  zuvor  gab  es  so  viele  Optionen,  sich 
selbst  zu  verwirklichen,  sowohl  in  beruflicher  als  auch  in  privater  Hinsicht.  Schlägt  man 
die  Tageszeitungen  auf,  überschwemmen  einen  die  Möglichkeiten  unserer  Konsumwelt. 
Die  Zeitungen  sind  vollgestopft  mit  zahlreichen  Werbeanzeigen,  Wohnungsinseraten  und 
diversen Verkaufsanzeigen, es steht auch als Option zu Verfügung, den Partner über eine 
Heiratsannonce zu finden.  
Georg Simmel erwähnte in seiner Rede über ,,Die Krisis der Kultur", die er 1916 in Wien 
hielt, bereits die problematische Lage des modernen Menschen: Der moderne Mensch wird 
32
 Gross 1999, S. 117 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  18  
von einer Unzahl von Kulturelementen überschüttet, und weil er sie nicht einfach ablehnen 
kann, kommt es zu einer gewissen  Zwangslage.
33
 Bedenkt man, dass schon er dies schon 
am  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  diagnostizierte,  so  ist  es  nicht  verwunderlich,  dass  am 
Anfang  des  21.  Jahrhunderts  ein  schier  unüberschaubares  Angebot  von  Optionen 
vorhanden ist. 
3.1.1  Die Unendlichkeit von Optionen 
Unter  Fortschritt  wird  Steigerung  verstanden.  Alles  folgt  dem  Steigerungsimperativ  der 
Popgruppe  4  Non-Blondes 
Bigger,  Better,  Faster,  More. 
Die  Steigerung  steht  in  enger 
Verbindung  mit  der  Zerstörung,  Nivellierung  und  Relativierung  des  Bisherigen.  Das 
Fernsehprogramm überschüttet uns mit einer Vielzahl von Möglichkeiten, man hat in allen 
Lebensbereichen sozusagen  ,,Die Qual der Wahl". 
,,Und  nicht  nur  das  Fernsehprogramm:  Kaffeesorten,  Zeitschriften,  Online-
Magazine,  Senfsorten  und  Olivenöle,  Parfums  von  Stars  und  Klatsch  über 
Stars,  die  Aufspaltung  musikalischer  Stile  und  mehr  digitalisierte  Aufnahmen 
von Beethovens Fünfter Sinfonie als Beethoven in seinem Leben hätte anhören 
können."
34
In sämtlichen  Ritzen unserer Gesellschaft wird das Begehren  nach  mehr geweckt, und es 
herrscht  ein  unglaublicher  Realisierungsdruck.  Das  Bisherige  muss  ständig  überboten 
werden. Wir sind geleitet von der Formel, zu tun, was wir wollen, aber dabei jedenfalls das 
Bisherige zu übertreffen. Das Überbieten des Bisherigen gilt für sämtliche Bereiche, auch 
weniger  tugendhafte  Handlungen  wie  Verbrechen  unterliegen  dem  allgegenwärtigen 
Steigerungsimperativ.
35
Das  Problem  in  der  Entwicklung  der  heutigen  Gesellschaft  liegt  darin,  dass  das 
Fortschrittsprogramm durch Unendlichkeit gekennzeichnet ist, nicht aber das  individuelle 
Leben. Die grenzenlose Steigerung  von Handlungsmöglichkeiten  in räumlicher, zeitlicher 
und sozialer Hinsicht wird mit der Globalisierung und Multikulturalisierung der modernen 
Gesellschaft begründet.
Offenbart wird ein alle Lebensbereiche betreffendes Grundmuster,
33
 Vgl. Simmel, GSG, Bd. 16 
34
 Gleick 2000, S. 18 
35
 Vgl. Gross 1994, S. 102 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  19  
welches  überall  den  gleichen  Ablauf  aufweist:
  ,,die  Steigerung  der  Optionen  und  die 
gleichzeitige Entkernung, Umschmelzung und Vernichtung von Traditionen."
36
Der  ,,Mehrgott"  ist  überall,  global.  Niemand  will  weniger  intensiv  leben,  weniger 
nachdenken, weniger schaffen, sich weniger bilden. In der Multioptionsgesellschaft gibt es 
so viele Menschen wie  Lebensstile. Die Gesamtbevölkerung zu typisieren,  ist ein eigener 
Markt geworden, von ihm leben Autoren und Institutionen.  
,,Je  nachdem  werden  Lebensbereiche  in  den  Vordergrund  geschoben:  der 
Konsumbereich,  der  Arbeitsbereich,  der  Freizeitbereich,  neuerdings  der 
Erlebnisbereich. Gerade in ihm zeigt sich, daß es nicht um das Erleben schönen 
Lebens  geht  [...],  sondern  um  die  Steigerung  des  Erlebens  und  Lebens,  die 
Steigerung der Optionen."
37
In  der  heutigen  technischen  Entwicklung  ist  der  Steigerungsimperativ  besonders 
ausgeprägt. In keiner anderen geschichtlichen Epoche lösten sich die einzelnen Produkte in 
so kurzer Zeit ab wie heute. Der technische Fortschritt beinhaltet ein offenkundiges Mehr 
an schneller, kleiner, größer, dichter, höher, tiefer.
Kaum  hat  man sich  einen  brandneuen 
PC  oder  ein  neues  Mobiltelefon  gekauft,  ist  das  topaktuelle  Modell  schon  wieder  von 
gestern.  Kaum  gekauft  und  in  Gebrauch  genommen,  werden  die  Produkte,  die  einen 
Moment  vorher  noch  Verlangen  verursachten,  bereits  blasser.  Auch  Achim  Brosziewski 
schreibt: 
,,Eines  der  gesellschaftlich  auffälligsten  Phänomene  ist  zweifellos  die 
Hochschätzung  von  Neuheit,  die  Begeisterung  für  und  die  Feier  von  Innovationen."
38
Gross  vergleicht  die  Welt  mit  einem  gigantischen  Stadion,  in  dem  in  allen  Disziplinen 
andauernd um  ,,schneller-weiter-höher-schöner" gekämpft oder, je  nach Position, gespielt 
wird.
39
Das  allbekannte  Diktum  aus  Hegels  Rechtsphilosophie: 
,,Was  wirklich  ist,  das  ist 
vernünftig,  und  was  vernünftig  ist,  das  ist  wirklich",
  ist  für  die  moderne 
Multioptionsgesellschaft  umzuformulieren  in  den  Satz: 
,,Was  möglich  ist,  ist  oder  wird 
wirklich,  und  was  wirklich  ist,  will  Wirklichkeit  für  alle  werden.  [...]  ...  ist  heutzutage 
36
 Gross 1994, S. 115 
37
 Gross 1994, S. 207 
38
 Brosziewski 2001, S. 70 
39
 Vgl. Gross 1994, S. 305 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  20  
nicht  die  Vernunft,  sondern  das  Mögliche  zu  verwirklichen.  [...]  Das  Mögliche  ist  das 
Gesteigerte, die zu verwirklichende Steigerung."
40
Industrie  und  Wirtschaft  verfolgen  das  Steigerungsprinzip  schon  seit  langem.  Die 
Produktpalette  steigert  sich  mit  jedem  Tag.  Vor  dreißig  Jahren  gab  man  sich  mit 
Schokoladen-,  Vanille-  und  Erdbeereis  zufrieden,  heute  findet  man  in  einer  einzigen 
Eisvitrine zwanzig Eissorten, vom Kürbiskerneis bis zum Holunderblüteneis, und nächstes 
Jahr wird eine  noch ausgefallenere Sorte hinzukommen.  
3.1.2  Der Mehrgott auf Wellness-Trip 
Im  Wellnessbereich  taucht  der  Steigerungsimperativ 
Bigger,  Better,  Faster,  More 
in  den 
unterschiedlichsten  Facetten  immer  wieder  auf.  Pauschalreisen  versprechen  noch  mehr 
Erholung  und  ein  noch  besseres  All-Inklusiv-Programm.  In  Fitness-Zeitschriften  findet 
man  Artikel,  die  über  ein  noch  besseres  und  effizienteres  Training  berichten.  Die 
Nahrungsmittelindustrie  verspricht  uns  Produkte,  in  denen  noch  mehr  Mineralien  und 
Vitamine  enthalten  sind,  und  in  psychologischen  Ratgebern  sind  noch  bessere  Wege 
beschrieben, ein erfülltes Leben zu führen.  
Auch  die  Wellnessanwender  streben  nach  dem  Mehr.  Gesundheit  und  Wohlbefinden 
unterliegen  demselben  Steigerungsimperativ:  Einfaches  Yoga  wird  zum  ,,Poweryoga" 
umfunktioniert,  das  traditionelle  Wandern  wird  zum  ,,Powerwalking"  und  die  klassische 
Entspannungsmassage  wird  durch  eine  ,,Esalen-Massage"
41
  abgelöst.  Das  Überbieten  des 
Bisherigen  gilt  auch  dann  für  den  Wellnessbereich,  wenn  alte  Ideen  nur  neu  verpackt 
werden, und sie finden gerade durch ihre neue Verpackung großen Anklang. Was neu ist, 
ist  eben  interessanter.  Selbst  bei  Beate  Uhse  wurde  bereits  eine  ,,Wellness-Sex-
Produktserie" angekündigt. 
40
 Gross 1994, S. 309 
41
 Aus China stammende Massagemethode 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  21  
In  keinem  anderen  Bereich  werden  die  Bücherregale  so  oft  aufgefrischt,  die 
Bestsellerlisten  sind  voll  von  Wellnessratgebern  und  Gesundheitsratgebern.  Fitness-  und 
Wellness-Päpste  versprechen  mehr  Natürlichkeit,  mehr  Gesundheit,  mehr  Lebensfreude, 
ein längeres Leben, mehr Fitness, mehr Schlankheit und mehr Wohlbefinden. Wer kann da 
noch  Nein  sagen?  Nichts  wird  in  der  westlichen  Gesellschaft  mehr  angestrebt  als  ein 
junges  und  gesundes  Aussehen.  Manche  wollen  die  ewige  Jugend  mit  Sport  und 
Kosmetikprodukten  erhalten,  andere  wiederum  schrecken  auch  vor  dem  Weg  zum 
Schönheitschirurgen  nicht  zurück.  Beide  Gruppen  haben  das  gleiche  Ziel  vor  Augen: 
einfach noch besser auszusehen und länger jung zu bleiben.  
In  einem  Artikel  stellen  zwei  Autorinnen  die  brisante  Frage: 
,,Geht  es  Ihnen  gut?  Wie 
schön! Es wird Ihnen aber gleich noch besser gehen  wenn Sie das Richtige essen."
42
 In 
diesem  Artikel  werden  Wohlfühlrezepte  für  mehr  Energie,  mehr  Lebenslust,  mehr 
Konzentration  und  mehr  Entspannung  geschildert.  Hunderte  andere  Artikel  versprechen 
ein noch besseres Leben oder das ultimative Wohlbefinden, wenn man den richtigen Sport 
betreibt,  das  Richtige  isst  oder  den  richtigen  Urlaub  macht.  Selbst  Personen,  die  einen 
relativ  hohen  Fitnesslevel  erreicht  haben,  wollen  noch  mehr. 
,,Mein  Problem:  Ich  bin  an 
einem  toten  Punkt  angelangt.  ...  Die  Figur  verändert  sich  nicht  und  meine  Leistungen 
werden  sogar  schlechter."
43
  Der  gegenwärtige  Zustand  ist  in  den  seltensten  Fällen 
zufriedenstellend.  Ist  eine  noch  perfektere  Figur  und  eine  noch  gesündere  Ernährung 
möglich,  so  muss  sie  auch  realisierbar  sein.  Und  wo  ist  das  Ende  dieser  Perspektive 
erreicht? Die westliche Gesellschaft ist eine äußerst unzufriedene Gesellschaft, da ständig 
eine Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes angestrebt wird. Fast zwanghaft sind wir 
auf der Suche nach mehr Wohlbefinden. 
42
 Ullmann, Szwillus 2002, S. 57 
43
 Wibihal 2002, S. 30 
Wellness in der Multioptionsgesellschaft 
Seite  22  
Abbildung 5 ,,MEHR" (Shape Nr. 9, September 2002)
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (eBook)
- 9783832476151
- ISBN (Paperback)
- 9783838676159
- Dateigröße
- 3.7 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Karl-Franzens-Universität Graz – Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
- Note
- 2,0
- Schlagworte
- gegenwartsdiagnose freizeitgestaltung gesundheit freizeitgesellschaft
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					