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Investitionsmarkt Polen

Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht

©2003 Diplomarbeit 131 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
In Hinblick auf den EU-Beitritt Polens im Jahre 2004 und der resultierenden ökonomischen Weiterentwicklung des Landes stellt gegenwärtig die Thematik dieser Diplomarbeit für internationale Investoren einen signifikanten Sachverhalt dar. Ausführungen und Darstellungen beziehen sich vorwiegend auf Veröffentlichungen von Statistischen Ämtern und der EU-Kommission sowie auf Marktberichte von Dienstleistungsunternehmen.
Die Republik Polen stellt aufgrund ihrer Flächenausdehnung, ihrer geographischen Lage sowie ihrer Bevölkerungszahl einen bedeutenden EU-Beitrittskandidaten für das Jahr 2004 dar. Seit 1989 ist Polen bestrebt eine soziale Marktwirtschaft nach dem westeuropäischen Vorbild aufzubauen. Die Umstrukturierung von der Plan- zur Marktwirtschaft wurde nach Beendigung des kommunistischen Systems kontinuierlich durchgeführt. Aufgrund der erzielten Erfolge im Transformationsprozess wurde 1998 für Polen eine Beitrittspartnerschaft beschlossen. Es begannen die Beitrittsverhandlungen mit Polen sowie mit den Beitrittskandidaten Estland, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern, der sogenannten Luxemburg-Gruppe. Um 2004 Mitglied der EU zu werden, sind die Beitrittskandidaten bestrebt die 31 Kapitel, die den Gemeinschaftlichen Besitzstand (Acquis communautaire) regeln, abzuschließen.
Nach dem politischen und wirtschaftlichen Umbruch weckte der polnische Immobilienmarkt zunehmend das Interesse bei internationalen Investoren. Mit der Fertigstellung des „Lim Centre“ im Jahre 1989 standen die ersten modernen Büroflächen in Warschau zur Verfügung. Im Verlauf der 90er Jahre entwickelte sich der Immobilienmarkt in der polnischen Hauptstadt mit großer Dynamik. Aufgrund des hohen Nachfragepotentials und der zügigen Kapitalrückflüsse wurde diesem Wirtschaftsraum besondere Bedeutung beigemessen. Neben dem Büroflächenmarkt wurde im Laufe der Jahre der Handelsflächen-, der Logistikflächen- und der Hotelmarkt erschlossen. Investoren konzentrierten sich allerdings nicht mehr nur auf den Warschauer Immobilienmarkt, sondern begannen gleichfalls ihre Projekte in Regionalstädten zu verwirklichen, wie z. B. in Wroclaw und Krakau. Durch prognostiziertes Bevölkerungswachstum wird des weiteren der Wohnungsmarkt als zukunftsweisendes Marktsegment angesehen.
Diverse Rechtsregelungen erschweren Ausländern gegenwärtig noch den Erwerb von Immobilien und Grundstücken. Bei Beachtung und Anwendung der einzelnen Gesetze können allerdings rechtliche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7393
Schaefer, Rafael: Investitionsmarkt Polen - Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher
Sicht
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Hochschule Anhalt (FH), Standort Bernburg, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
1
Abstract
Die Republik Polen stellt aufgrund ihrer Flächenausdehnung, ihrer geographischen
Lage sowie ihrer Bevölkerungszahl einen bedeutenden EU-Beitrittskandidaten für das
Jahr 2004 dar. Seit 1989 ist Polen bestrebt eine soziale Marktwirtschaft nach dem
westeuropäischen Vorbild aufzubauen. Die Umstrukturierung von der Plan- zur
Marktwirtschaft wurde nach Beendigung des kommunistischen Systems kontinuier-
lich durchgeführt. Aufgrund der erzielten Erfolge im Transformationsprozess wurde
1998 für Polen eine Beitrittspartnerschaft beschlossen. Es begannen die Beitritts-
verhandlungen mit Polen sowie mit den Beitrittskandidaten Estland, Slowenien,
Tschechien, Ungarn und Zypern, der sogenannten Luxemburg-Gruppe. Um 2004
Mitglied der EU zu werden, sind die Beitrittskandidaten bestrebt die 31 Kapitel, die
den Gemeinschaftlichen Besitzstand (Acquis communautaire) regeln, abzuschließen.
Nach dem politischen und wirtschaftlichen Umbruch weckte der polnische Immo-
bilienmarkt zunehmend das Interesse bei internationalen Investoren. Mit der Fertig-
stellung des ,,Lim Centre" im Jahre 1989 standen die ersten modernen Büroflächen in
Warschau zur Verfügung. Im Verlauf der 90-er Jahre entwickelte sich der Immobilien-
markt in der polnischen Hauptstadt mit großer Dynamik. Aufgrund des hohen Nach-
fragepotentials und der zügigen Kapitalrückflüsse wurde diesem Wirtschaftsraum be-
sondere Bedeutung beigemessen. Neben dem Büroflächenmarkt wurde im Laufe der
Jahre der Handelsflächen-, der Logistikflächen- und der Hotelmarkt erschlossen. In-
vestoren konzentrierten sich allerdings nicht mehr nur auf den Warschauer Immo-
bilienmarkt, sondern begannen gleichfalls ihre Projekte in Regionalstädten zu ver-
wirklichen, wie z. B. in Wroclaw und Krakau. Durch prognostiziertes Bevölkerungs-
wachstum wird des weiteren der Wohnungsmarkt als zukunftsweisendes Marktseg-
ment angesehen.
Diverse Rechtsregelungen erschweren Ausländern gegenwärtig noch den Erwerb von
Immobilien und Grundstücken. Bei Beachtung und Anwendung der einzelnen
Gesetze können rechtliche Marktrisiken beim Erwerb sowie bei Gewerberaummiet-
verträgen eingegrenzt werden. Um Investoren zu ermutigen, ihre wirtschaftlichen
Aktivitäten in Polen auszuüben, wurden steuerliche Investitionsanreize geschaffen.
Die Einführung eines neuen HGB`s soll des weiteren bei ausländischen Unterneh-
men für mehr Rechtssicherheit sorgen.

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
2
Vorwort
Die vorliegende Diplomarbeit trägt den Titel: Investitionsmarkt Polen - Eine Analyse
aus immobilienwirtschaftlicher Sicht.
In Hinblick auf den EU-Beitritt Polens im Jahre 2004 und der damit verbundenen öko-
nomischen Weiterentwicklung des Landes stellt diese Thematik für internationale In-
vestoren gegenwärtig einen signifikanten Sachverhalt dar. Ausführungen und Dar-
stellungen beziehen sich vorwiegend auf Veröffentlichungen von Statistischen Ämtern
und der EU-Kommission sowie auf Marktberichte von Dienstleistungsunternehmen.
Das Quellenmaterial wurde im Zeitraum von Juni bis August 2002 erschlossen.
Nach einer Einführung erfolgt im Kapitel 2 die Vorstellung der Republik Polen hin-
sichtlich landesspezifischer und demographischer Daten. Weiterhin werden das poli-
tische System sowie der EU-Integrationsprozess Polens beleuchtet.
Die Darstellung der Wirtschaftentwicklung Polens von der Plan- zur Marktwirtschaft
findet im Kapitel 3 statt. Der Transformationsprozess, die Wirtschaftsbeziehungen
zum Ausland sowie volkswirtschaftliche Kennzahlen werden eingehend betrachtet.
Mit der Entwicklung des polnischen Immobilienmarktes im Zeitraum von 1989 bis
2003 beschäftigt sich das Kapitel 4. Es werden u. a. der Büroflächen-, der Handels-
flächen- und der Hotelmarkt analysiert sowie Chancen und Risiken für die Zukunft er-
arbeitet.
Das Kapitel 5 betrachtet ausführlich geltende Immobilienmarktpraktiken. Dies bezieht
sich u. a. auf geltende Praktiken beim Erwerb von Grundstücken und Immobilien so-
wie auf Mietvertragspraktiken.
Die Attraktivität des polnischen Investitionsmarktes zeigt das Kapitel 6 auf. Eine Beur-
teilung der Investitionsbedingungen durch ausländische Unternehmen wird aufgeführt
sowie steuerliche und rechtliche Investitionsanreize vorgestellt. Ein anschließendes
Resümee beendet die Bearbeitung dieses Diplomarbeitsthemas.
Für die Unterstützung bei der Bearbeitung meiner Diplomarbeit gilt mein herzlicher
Dank Herrn Prof. Dr. Heribert Pauk und Frau Prof. Dr. Elena Kashtanova.

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort... 2
Inhaltsverzeichnis... 3
Abkürzungsverzeichnis... 7
Abbildungsverzeichnis... 9
Tabellenverzeichnis ... 11
Kapitel 1: Einführung... 12
Kapitel 2: Vorstellung der Republik Polen
1. Landesspezifische Daten... 15
2. Staatliche Gliederung... 16
3. Politisches System... 17
4. Integration Polens in die Europäische Union... 18
4.1 Polens Weg zur Europäischen Union... 18
4.2 Der EU-Bericht und die Beitrittskriterien... 20
4.3 Die Vorbeitrittshilfen... 21
4.4 Befürwortung oder Ablehnung der EU-Osterweiterung... 22
4.5 Der Mentalitätsfaktor... 23
4.6 Chancen und Risiken des EU-Beitritts... 25
5. Demographische Daten... 27
5.1 Vorbemerkungen... 27
5.2 Bevölkerungsentwicklung... 28
5.3 Bevölkerungsstruktur... 29
5.4 Lebensstandard ... 31
Kapitel 3: Darstellung der Wirtschaftsentwicklung in Polen
6. Von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft... 33
6.1 Die Epoche der Planwirtschaft... 33
6.2
Der
Transformationsprozess... 33
6.3 Polens Wirtschaftsbeziehungen zum Ausland... 35
6.3.1 Vorbemerkungen... 35
6.3.2
Handelsverkehr... 35
6.3.3 Investitions- und Kapitalgeschäfte... 37

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
4
6.4 Volkswirtschaftliche Kennzahlen... 39
6.4.1 Vorbemerkungen ... 39
6.4.2 Bruttoinlandsprodukt... 39
6.4.3
Bruttowertschöpfung... 41
6.4.4
Inflationsrate... 42
6.4.5 Beschäftigung und Arbeitslosigkeit... 43
Kapitel 4: Analyse der Immobilienteilmärkte in Polen
7. Analyse des Büroflächenmarktes... 47
7.1
Vorbemerkungen... 47
7.2
Büroflächenangebot... 47
7.3
Mietpreisniveau... 49
7.4
Leerstandsrate... 51
7.5 Chancen und Risiken für den Büroflächenmarkt... 52
8. Analyse des Handelsflächenmarktes... 56
8.1 Vorbemerkungen... 56
8.2 Handelsflächenangebot... 57
8.3 Mietpreisniveau... 58
8.4 Leerstandsrate... 61
8.5 Chancen und Risiken für den Handelsflächenmarkt... 62
9. Analyse des Logistik- und Lagerflächenmarktes... 67
9.1 Vorbemerkungen... 67
9.2 Logistik- und Lagerflächenangebot... 67
9.3 Mietpreisniveau... 68
9.4 Leerstandsrate... 69
9.5 Chancen und Risiken für den Logistik- und Lagerflächenmarkt... 70
10. Analyse des Hotelmarktes... 73
10.1 Vorbemerkungen... 73
10.2 Hotelangebot... 73
10.3 Hotelauslastung... 74
10.4 Übernachtungspreise ... 75
10.5 Chancen und Risiken für den Hotelmarkt... 76

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
5
11. Analyse des Wohnungsmarktes... 77
11.1 Vorbemerkungen... 77
11.2 Wohnungsangebot... 78
11.3 Miet- und Kaufpreisniveau... 79
11.4 Chancen und Risiken für den Wohnungsmarkt... 80
Kapitel 5: Analyse von Immobilienmarktpraktiken in Polen
12. Gegenüberstellung einzelner Markt- und Vertragspraktiken... 84
12.1 Marktpraktiken beim Erwerb von Grund und Boden... 84
12.1.1 Rechtsgrundlagen... 84
12.1.2 Genehmigungsbedürftige Erwerbstatbestände... 84
12.1.3 Genehmigungsfreie Erwerbstatbestände... 86
12.1.4 Das Grundbuch... 87
12.1.5
Erwerbsgebühren... 89
12.1.6 Einschätzung der Erwerbspraktiken... 91
12.2 Marktpraktiken bei Pachtverträgen... 92
12.3 Marktpraktiken beim ewigen Nießbrauch... 92
12.4 Mietvertragspraktiken bei Büro- bzw. Logistik- und Lagerflächen... 94
12.5 Mietvertragspraktiken bei Handelsflächen ... 95
Kapitel 6: Steuerliche und rechtliche Festsetzungen für Investitionsanreize
13. Schaffung von Investitionsanreizen... 96
13.1
Vorbemerkungen... 96
13.2 Beurteilung der Investitionsbedingungen in Polen... 96
13.3 Steuerliche Festsetzungen für Investitionsanreize... 98
13.3.1
Sonderwirtschaftszonen... 98
13.3.1.1 Steuerliche Vergünstigungen... 99
13.3.1.2 Resultat der Einführung der Sonderwirtschaftszonen... 100
13.3.2
Öffentliche
Fördermaßnahmen... 101
13.3.3 Rückerstattung der Umsatzsteuer... 102
13.3.4 Besteuerung aufgrund der Doppelbesteuerungsabkommen... 103
13.4 Rechtliche Festsetzungen für Investitionsanreize... 104
13.4.1 Neufassung des polnischen HGB... 104
Kapitel 7: Resümee... 106

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
6
Glossar... 109
Anhangverzeichnis... 111
Anhang... 112
Quellenverzeichnis... 123

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
7
Abkürzungsverzeichnis
AG
Aktiengesellschaft
AHK
Außenhandelskammer
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BWS
Bruttowertschöpfung
CEFTA
Central European Free Trade Association
DI Direktinvestitionen
DIHK
Deutsche Industrie- und Handelskammer
EFTA
European Free Trade Association
ESVG95
Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen
EStG
Einkommensteuergesetz
EStG-PL polnisches
Einkommensteuergesetz
EU
Europäische
Union
EU-BK EU-Beitrittskandidaten
EU-MS EU-Mitgliedsstaaten
Eurostat
Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaft
EWG
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GUS
Glowny Urzad Statystyczy/ Statistische Bundesamt
HGB
Handelsgesetzbuch
ISPA
Instrument for Structural Policies for Pre-Accession
KG
Kommanditgesellschaft
KGaA
Kommanditgesellschaft auf Aktien
KKS
Kaufkraftstandard
KStG-PL polnisches
Körperschaftssteuergesetz
MOE
Mittel- und Osteuropäische Staaten
NATO
North Atlantic Treaty Organisation
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
8
OHG
Offene Handelsgesellschaft
PAIZ
Polish Agent for Foreign Investments
PHARE
Poland and Hungary: Action for the Restruction of the Economy
PLN
neubewerteter polnischer Zloty
SAPARD
Special Accession Programme for Agriculture and Rural Development
UKIE
Urzad Komitetu Integracji Europejskiej/ EU Integrationsbehörde
VAT
Umsatzsteuer
WTO
World Trade Organization sowie World Tourism Organization
ZGB
Zivilgesetzbuch

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
9
Abbildungsverzeichnis
Abb.01: Flächenvergleich zwischen den 13 EU-Beitrittskandidaten... 15
Abb.02: Übersichtskarte der Republik Polen... 16
Abb.03: Bevölkerungsstruktur in Polen, 2001... 30
Abb.04: Entwicklung der polnischen Außenhandelsumsätze, 1994 - 2000... 36
Abb.05: Vergleich der prozentualen Verteilung der DI im Jahre 2000... 39
Abb.06: Entwicklung der Arbeitslosenrate in Polen, 1990 ­ 1999... 45
Abb.07: Entwicklung der Mieten für Büroflächen in der Innenstadt von
Warschau, 1991 - 2001... 49
Abb.08: ,,Short Term Rental Cycle" für Büroflächen in Warschau, Juni 2001... 50
Abb.09: Spitzenmieten für Handelsflächen im Innenstadtbereich diverser
polnischer Städte, 2001... 59
Abb.10: Entwicklung der durchschnittlichen Miethöhe in den Handelszentren
von Warschau, Juni 1996 - Juni 2001... 60
Abb.11: ,,Short Term Rental Cycle" für Handelsflächen in Warschau,
Juni 2001... 61

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
10
Abb.12: Vergleich des modernen Handelsflächenangebotes, der Flächen in
der Erstellungs- und Planungsphase zwischen den 10 bedeutsamsten
polnischen Städten, 2001... 63
Abb.13: Internationaler Mietpreisvergleich für moderne Logistik- und Lager-
Flächen, 2001... 69
Abb.14: ,,Short Term Rental Cycle" für Logistik- und Lagerflächen in Polen,
Juni 2001... 70
Abb.15: Entwicklung der Wohnungsversorgung pro 1000 Einwohner,
2000 ­ 2010... 81

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
11
Tabellenverzeichnis
Tab.01: Bevölkerungsentwicklung in den 13 EU-Beitrittskandidaten,
1995 ­ 2000... 28
Tab.02: Bevölkerungsentwicklungsvergleich zwischen Polen und der EU,
1999... 29
Tab.03: Die bedeutendsten ausländischen Investoren in Polen im Jahre
2000... 37
Tab.04: Vergleich jährlicher BIP-Wachstumsraten zwischen Polen, Ungarn,
EU-Beitrittskandidaten bzw. EU-Mietgliedsstaaten gesamt,
1993
-
2000... 40
Tab.05: BWS in Polen nach Wirtschaftszweigen aufgeteilt, 1999... 41
Tab.06: Vergleich der BWS in Polen nach Wirtschaftszweigen, 1996 und
2000... 42
Tab.07: Beschäftigungsanteil in Polen nach Wirtschaftszweigen aufgeteilt,
1999... 43

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
12
Kapitel 1: Einführung
Das Ziel der ökonomischen Betrachtung in dieser Diplomarbeit war die Analyse des
polnischen Immobilienmarktes und der Immobilienmarktpraktiken sowie die aus-
führliche Darlegung der EU-Integration Polens. Darüber hinaus wurde im Rahmen
des Transformationsprozesses die Wirtschaftsentwicklung Polens begutachtet. Die
Schaffung von Investitionsanreizen stellte des weiteren einen elementaren Unter-
suchungsgegenstand dar.
Bei Investitionsentscheidungen spielen landesspezifische Daten, politisches Klima
und das Vorhandensein empirischer Marktdaten eine bedeutende Rolle. Die Kennt-
nis der Landesgröße, der Bevölkerungszahl, der Bevölkerungsstruktur und des Le-
bensstandards gibt darüber Aufschluss, welche Marktgröße existiert und welche
Markterschließung möglich ist. Für die Immobilienbranche stellen diese Schlüssel-
zahlen maßgeblich eine Entscheidungshilfe bei der Planung von Projekten dar. Es
war zu prüfen, ob Polen eine bedeutende Marktgröße mit Wachstumspotential vor-
weisen kann. Das politische Klima war ebenfalls zu berücksichtigen. Politische Sta-
bilität, Demokratie, Reformbereitschaft sowie soziale Markwirtschaft sind ausschlag-
gebende Kriterien, um langfristige Investitionen erfolgreich durchzuführen. Entspricht
Polen diesen Anforderungen?
Mit der EU-Osterweiterung im Jahre 2004 findet ein historischer und bedeutender
Schritt für die EU-Mitgliedsstaaten und für Polen statt. Nach einem langjährigen An-
näherungsprozess Polens hinsichtlich der geltenden politischen und wirtschaftlichen
Strukturen in Westeuropa könnten in einem Jahr die polnischen Bemühungen mit
dem langersehnten EU-Beitritt honoriert werden. Es stellten sich die Fragen: Wie ver-
lief dieser Annäherungsprozess? Stößt die EU-Osterweiterung nur auf Befürwortung
oder auch auf Ablehnung? Ist die polnische Mentalität ein ernstzunehmender Faktor
für die Beitrittsentscheidung? Auswirkungen werden für die bisherigen EU-Mitglieds-
staaten und für Polen nicht ausbleiben. Kosten, die sich durch die EU-Osterweite-
rung ergeben, dürfen allerdings nicht vorwiegend als Resultat des EU-Beitritts in den
Vordergrund gestellt werden. Vielmehr sollte die Erweiterung als Chance für zuneh-
mende Stabilität, Sicherheit sowie für Wirtschaftswachstum begriffen werden.

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
13
Volkswirtschaftliche Kennzahlen, wie z. B. Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöp-
fung und Inflationsrate, geben Auskunft über die ökonomische Verfassung eines
Staates. Diese Kennziffern stellen eine bedeutende Hilfestellung bei der Entschei-
dung für einen Investitionsstandort dar. Es war zu prüfen, ob Polen günstige Voraus-
setzungen für Investitionen vorweisen kann. Konnte der Transformationsprozess von
der Plan- zur Marktwirtschaft kontinuierlich durchgeführt werden? Welche Auswirkun-
gen hatte diese Wirtschaftsumstrukturierung u. a. auf die Inflations- und die Arbeitslo-
senrate? War die polnische Wirtschaft von deutlichen Schwankungen oder von einem
stetigen Wachstumstrend gekennzeichnet?
Bei Investitionen in Immobilien außerhalb Deutschlands besteht das Risiko bezüglich
der Unkenntnis der jeweiligen Marktgegebenheiten. Auftretende Risiken bei landes-
spezifischen rechtlichen und steuerlichen Aspekten können durch detaillierte Kennt-
nis der jeweiligen Landesgesetze weitgehend eingegrenzt werden. Dagegen können
Marktrisiken und Marktunwägbarkeiten selbst durch umfassende Kenntnis der jewei-
ligen Immobilienmärkte nur abgeschätzt werden. Bei fehlender bzw. ungenügender
Markttransparenz besteht zusätzlich ein erhebliches Investitionsrisiko. Eine perma-
nente Beobachtung der Immobilienmärkte ist folglich unerlässlich. Der deutsche Im-
mobilienmarkt weist durch die jahrzehntelange Beobachtung eine deutliche Markt-
transparenz auf. Anhand dieser Diplomarbeit sollte untersucht und aufgezeigt wer-
den, in wie weit eine Markttransparenz für den polnischen Immobilienmarkt besteht.
Gegenstand der Analyse der Marktgegebenheiten war der Zeitraum von 1989 bis
2003. Es war zu prüfen, in wie fern die Entwicklung der einzelnen Immobilienteil-
märkte von Marktschwankungen betroffen war. Kann der polnische Immobilienmarkt
als kontinuierlich prosperierender Markt bezeichnet werden oder ist er gekennzeich-
net von erheblichen Wertänderungen hinsichtlich des Mietpreisniveaus und der Leer-
standsrate? Ein weiterer Aspekt war die Ermittlung der Chancen und Risiken, die sich
für die Immobilienteilmärkte durch den EU-Beitritt Polens ergeben könnten.
Im Bereich der Immobilienmarktpraktiken war zu klären, ob Marktrisiken und Markt-
unwägbarkeiten in Polen weitgehend eingegrenzt werden können. Bestehen eventu-
ell rechtliche Risiken bezüglich des Erwerbs von Immobilien durch Ausländer? Wel-
che Marktpraktiken sind beim Kauf von Immobilien und Grundstücken, bei Pachtver-
trägen sowie beim Nießbrauch zu beachten?

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
14
Weiterhin waren Mietvertragspraktiken für Gewerbeobjekte ein Untersuchungsge-
genstand. Existieren in Polen genügend rechtliche Reglementierungen für Mieter und
Vermieter bei Abschluss von Gewerberaummietverträgen?
Für eine positive Entwicklung des Immobilienmarktes ist das Investitionsverhalten von
nationalen und internationalen Investoren ausschlaggebend. Prioritäten setzen sie vor
allem auf vorhandene steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen. Es war
anfangs zu untersuchen, in welcher Art und Weise die Investitionsbedingungen in
Polen durch Investoren beurteilt wurden. Welche Faktoren waren entscheidend für
die Aufnahme wirtschaftlicher Betätigungen in Polen bzw. welche Neuregelungen und
Entwicklungen wären zukünftig für Unternehmen interessant? Sind die geltenden
Rechtsregelungen für das Auslandskapital als ungünstig anzusehen?
Nach Beendigung des kommunistischen Systems war und ist gegenwärtig die
polnische Wirtschaft, insbesondere die Immobilienbranche, auf das Investitionsver-
halten von internationalen Investoren angewiesen. Aufgrund dessen galt des weite-
ren die Aufmerksamkeit in dieser Diplomarbeit der Vorstellung von Investitionsanrei-
zen. Welche Anreize wurden durch die polnische Regierung geschaffen, um Investo-
ren zu ermutigen in Polen wirtschaftlich tätig zu werden? Sind parallel zu Steuer-
ersparnis und Fördermittelvergabe auch Schwachpunkte zu verzeichnen? Anhand
dieser Gesichtspunkte war schließlich abzuleiten, ob Polen ein investitionsfreundli-
ches oder investitionsfeindliches Land darstellt.

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
15
Kapitel 2: Vorstellung der Republik Polen
1. Landesspezifische Daten
Die Republik Polen besitzt eine Fläche von 312.685 km² und kann infolgedessen mit
zu den größeren Staaten in Mitteleuropa gezählt werden. Im Westen grenzt Polen an
Deutschland, im Süden an Tschechien und an die Slowakei, im Osten an die Ukraine
und an Weißrussland, im Nordosten an Litauen. Die Ostseeküste bildet die Grenze im
Norden, dies erleichtert Polen den Zugang zu den Nordseehäfen und zu
Skandinavien. Die Bevölkerung beläuft sich auf ca. 38,7 Mio. Menschen. Die Bevöl-
kerungsdichte beträgt 124 Einwohner/km². In ethnischer Hinsicht ist Polen ein homo-
genes Land, ca. 98 % der Bevölkerung gehören der polnischen Nationalität an.
1
Die
Amtssprache ist Polnisch. Warschau ist die Hauptstadt der Republik Polen und bildet
gleichzeitig das Bank- und Finanzzentrum des Landes. Die Landeswährung ist der
Zloty. Polen ist u. a. Mitglied der NATO, der OECD, der CEFTA und der WTO.
2
Die nachfolgende Grafik
3
zeigt einen Flächenvergleich zwischen den 13 EU-Beitritts-
kandidaten (Türkei, Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Litauen,
Lettland, Slowakei, Estland, Slowenien, Zypern, Malta). Polen nimmt bei dieser Be-
trachtungsweise, nach der Türkei, den zweiten Platz ein.
Flächenvergleich zwischen den 13 EU-Beitrittskandidaten
77
945
2
31
268
5
23
839
1
110
91
1
930
29
788
60
653
00
645
89
490
35
434
31
202
73
924
1
316
0
100000
200000
300000
400000
500000
600000
700000
800000
900000
Po
len
Bu
lga
rien
Un
gar
n
Tsc
hec
hie
n
Lita
uen
Let
tlan
d
Slo
wa
kei
Es
tlan
d
Slo
we
nie
n
Zyp
ern Mal
ta
EU-Beitrittskandidaten
Gesamtfläche in km²
Abb.01: Flächenvergleich zwischen den 13 EU-Beitrittskandidaten
1
Vgl. o.V.: Polen näher, in: Investor-commercial real estate magazine, Ausgabe 5/01, S.24
2
Vgl. http://www.paiz.gov.pl/facts1_1.html
3
Diagramm erstellt nach: Vgl. Pdf-Datei: Eurostat: Die Beitrittsländer-Eurostat Jahrbuch 2002, Luxemburg, 2002, S.3

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
16
Die Türkei, Rumänien und Bulgarien gehören mit zu den EU-Beitrittskandidaten,
allerdings erfolgt ihr Beitritt nicht in der ersten EU-Osterweiterungsrunde 2004. Ein
angestrebter Zeitpunkt ist das Jahr 2007. Bis dahin müssen in den 3 o. g. Staaten
zahlreiche politische sowie wirtschaftliche Anstrengungen und Umstrukturierungen in
Hinblick auf die EU-Beitrittskriterien unternommen werden. Grundvoraussetzungen
sind dabei die Einhaltung der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, der Menschen-
rechte und des Minderheitenschutzes. Des weiteren ist eine funktionierende Markt-
wirtschaft ausschlaggebend für einen zukünftigen EU-Beitritt.
2. Staatliche Gliederung
Die staatliche Gliederung der Republik Polen ist dreistufig. Es existieren 16 Woi-
wodschaften, 373 Kreise und ungefähr 2500 Gemeinden. Das Zentralverwaltungs-
system mit Elementen von regionaler bzw. örtlicher Selbstverwaltung besteht seit
dem 01.01.1999. Auf regionaler Ebene wird das Land von Woiwoden regiert, die der
Provinzverwaltung vorstehen und vom Premierminister ernannt werden. Im Polni-
schen bedeutet wojewoda ursprünglich ,,Heerführer", die im Auftrag der polnischen
Regierung tätig sind.
4
Die nachfolgend aufgeführte Übersichtskarte
5
präsentiert die 16
Woiwodschaften mit ihrer jeweiligen Hauptstadt.
Abb.02: Übersichtskarte der Republik Polen
4
Vgl. http://www.erdkunde-online.de/1341.htm
5
Eigene Darstellung

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
17
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die 16 Woiwodschaften in Polen un-
terschiedlich wirtschaftlich und infrastrukturell entwickelt sind. Die Woiwodschaft
Warszawa z. B. ist die Wirtschaftsmetropole Polens. Durch die Ansiedlung nationaler
und internationaler Unternehmen im Bereich des Bank-, Finanz- sowie Versiche-
rungs-sektors erlebte diese Region einen wirtschaftlichen Aufschwung. Investitionen u.
a. in den Immobilienteilmärkten Büro und Handel erzielten eine stetige Anglei-
chung an westeuropäische Angebots- und Ausstattungsstandards. Dagegen ist z. B.
die Woiwodschaft Rzeszow wirtschaftlich und infrastrukturell schwach entwickelt.
Deutlich wird dieser unterschiedliche Entwicklungsstandard u. a. im Rahmen der In-
frastruktur, des Immobilienangebotes und des Mietpreisniveaus. Eine detaillierte Be-
trachtung der Entwicklung des Immobilienmarktes in Polen findet im Kapitel 4 statt.
3. Politisches System
Im Mai 1997 trat die neue polnische Verfassung in Kraft. Durch sie wird parlamenta-
rische Demokratie und soziale Marktwirtschaft garantiert. Des weiteren stärkt die
neue Verfassung die Rechte der Bürger und die Stellung von Parlament und Regie-
rung gegenüber der dominierenden Rolle des Präsidenten.
6
Staatsorgane der Republik Polen sind der Staatpräsident, der Ministerrat und das
Parlament. Das Staatsoberhaupt ist der Präsident, er vertritt die Republik Polen und
hat nach der neuen Verfassung bestimmte exekutive Befugnisse. Er hat unter an-
derem Mitwirkungsrechte in der Außenpolitik. Per Direktwahl wird der Präsident für
5 Jahre bestimmt, eine einmalige Wiederwahl ist zulässig. Der Premierminister und
sein Ministerrat bilden die Exekutive. Des weiteren existiert ein Zwei-Kammern-
Parlament, die Legislative, mit dem sogenannten ,,Sejm" (460 Abgeordnete) und dem
Senat (100 Senatoren). Dieses Zwei-Kammern-Parlament wird auf 4 Jahre gewählt.
Die Judikative übernimmt der Oberste Gerichtshof. Diese Gewaltenteilung in Legis-
lative, Exekutive und Judikative ist der Grundstein einer Demokratie und soll eine
Balance zwischen den 3 Gremien im Verantwortungs- und Aufgabenbereich schaf-
fen. Wahlberechtigung erhält man in Polen mit Vollendung des 18. Lebensjahres.
Zugunsten nationaler Minderheiten werden bei Wahlen Ausnahmeregelungen in
Hinblick auf die 5%-Sperrklausel getroffen.
7
6
und
7
Vgl. http://www.paiz.gov.pl/facts5_1.html

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
18
Die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie, die marktwirtschaftlich
orientierte Weiterentwicklung des Landes sowie der Beitrittswille zur EU sind durch
die amtierende Regierung gewährleistet.
8
Durch den EU-Beitritt und die zunehmende
Markterschließung können zukünftig diverse Wirtschaftsbereiche profitieren. Insbe-
sondere die Immobilienbranche kann sich bei einer weiteren aufstrebenden und ge-
ordneten Wirtschaftsentwicklung Polens in unerschlossenen und strukturschwachen
Regionen profilieren. In den Wirtschaftsmetropolen besteht wiederum die Chance von
dem Wirtschaftswachstum zunehmend zu profitieren durch eintretende Ange-
botsverknappung, Leerstandsratensenkung und Mietpreissteigerung.
4. Integration Polens in die Europäische Union
4.1 Polens Weg zur Europäischen Union
Im Jahre 1988 nahm Polen die ersten diplomatischen Beziehungen mit der EWG auf.
Ein weiterer wichtiger Schritt für Polen sich der EWG anzunähern, war 1991 die
Unterzeichnung der Vereinbarung zur Schaffung einer Freihandelszone in einem
Zeitraum von 10 Jahren. Die EWG bot Polen zudem wirtschaftliche und finanzielle
Unterstützung sowie die Zusammenarbeit im kulturellen Bereich an. Den ersten
offiziellen EU-Beitrittsantrag reichte Polen im Jahre 1994 ein. Aufgrund der Bemüh-
ungen bei der Einführung der Mechanismen der Marktwirtschaft, der Erfolge bei Wirt-
schaftswachstum und -stabilität, der Einhaltung des Demokratiegedankens und der
Rechtsstaatlichkeit ließen die EU-Kommission 1998 zu dem Schluss kommen, für
Polen eine Beitrittspartnerschaft zu beschließen. Ab diesem Zeitpunkt begannen die
Beitrittsverhandlungen mit Polen und 5 weiteren EU-Beitrittskandidatenländern, der
sogenannten Luxemburg-Gruppe. In den darauffolgenden Jahren bemühte sich Polen
um die Erfüllung der einzelnen Beitrittskriterien.
9
Das Ziel der geführten Verhandlungen und Kompromissfindungen zwischen Polen und
der EU-Kommission ist der Abschluss der 31 Kapitel, die den Gemeinschaftlichen Be-
sitzstand (Acquis communautaire) regeln (Darstellung der 31 Kapitel siehe Anhang
01).
8
Vgl. Pdf-Datei: Kommission der Europäischen Gemeinschaften: Regelmäßiger Bericht über die Fortschritte Polens auf dem
Weg zum Beitritt, Brüssel, 2001, S.17 f.
9
Vgl. http://www.paiz.gov.pl/facts4_1.html

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
19
Sind keine Verhandlungen mehr von Nöten, wird das jeweilige Kapitel vorläufig ge-
schlossen mit der Option, dieses bei Bedarf erneut aufzugreifen bzw. bei Behandlung
des Gesamtverhandlungspakets abermals zu eröffnen.
10
Sachverhalte, die allerdings
den Abschluss der einzelnen Kapitel vorwiegend hinauszögern, sind die Übergangs-
regelungen, die von Seiten der EU-Beitrittskandidaten oder der EU-Kommission ge-
fordert werden. Des öfteren handelt es sich um langfristige Übergangsregelungen, die
gleichermaßen für beide Parteien entscheidend und bindend sind. Eine Forderung von
Seiten der EU-Kommission ist z. B., dass Frachtfirmen aus Mittel- und Osteuropa ihre
Dienstleistungen während einer längeren Übergangsfrist nicht in anderen EU-Staaten
anbieten dürfen.
11
Polen dagegen fordert z. B. eine 18-jährige Übergangsfrist beim
Landerwerb durch Ausländer.
12
Um einen Konsens zu finden, ist entsprechend viel
Verhandlungsgeschick und Kompromissbereitschaft von beiden Seiten von Nöten.
Um einen Beitritt im Jahre 2004 zu realisieren, müsste in absehbarer Zeit eine Eini-
gung zu den gesamten 31 Kapiteln getroffen werden. Im Dezember 2002 fanden
beim EU-Gipfel in Kopenhagen die entscheidenden Verhandlungen über die EU-Ost-
erweiterung statt. Unstimmigkeiten und Differenzen existierten in den Kapiteln Land-
wirtschaft, Wettbewerbs- sowie in der Haushaltpolitik. Polen forderte z. B. höhere EU-
Direktbeihilfen für den Bereich der Landwirtschaft, die EU-Kommission dagegen die
Abschaffung der Steuervorteile für Investoren in den Sonderwirtschaftszonen.
13
Für das Jahr 2003 plant die Regierung Polens, das Referendum zum Beitritt durch-
zuführen.
14
Durch die Zustimmung der polnischen Bevölkerung könnte 2004 Polen
Mitglied der EU sein - gemeinsam mit den MOE-Staaten Tschechien, der Slowakei,
Lettland, Estland, Litauen, Slowenien, Ungarn sowie Zypern und Malta. Trotz der
gegenwärtig hohen Arbeitslosenrate und der niedrigen Wirtschaftsdaten wird ange-
nommen und gehofft, dass Polen zu der ersten Gruppe der Neu-Beitrittsstaaten ge-
hören wird. Zu bedeutend ist dieses Land aufgrund seiner Größe, seiner Einwohner-
zahl und seiner Wirtschaftsbeziehungen zum Ausland.
10
Vgl. Pdf-Datei: Bericht der Landesregierung an den Landtag Mecklenburg-Vorpommern: Osterweiterung der Europäischen
Union, Schwerin, 2001, S.1
11
Vgl. http://www.hk24.de/produktmarken/produktmarken.jsp?name=content&url=http%3A//www.hk24.de/produktmarken/
international/investitionen_im_ausland/laenderinformationen/Plen.jsp
12
Bericht der Landesregierung an den Landtag Mecklenburg-Vorpommern, 2001, S.2
13
Vgl. Gnauck, Gerhard: Ein Land krasser Widersprüche, in: DIE WELT, Ausgabe 09.12.02, S.12
14
Vgl. http://www.berlin-warsaw.de/reports/lennartpaul.html

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
20
4.2 Der EU-Bericht und die Beitrittskriterien
Der ab 1998 alljährlich verfasste EU-Bericht durch die EU-Kommission hat die Auf-
gabe, die Fortschritte Polens auf dem Weg zum Beitritt zu überprüfen. Mit Hilfe der
Berichte von 1998, 1999, 2000 und 2001 kann die Entwicklung Polens u. a. in Hinblick
auf die Erfüllung der politischen und wirtschaftlichen Beitrittskriterien verdeutlicht
werden. Die Berichte dienen weiterhin als Grundlage für die notwendigen Beschlüsse
über die Gestaltung der weiteren Beitrittsverhandlungen. In der Gliederung folgt der
EU-Bericht immer seinem Vorjahresbericht. Er enthält jährlich eine Beschreibung der
Beziehung zwischen Polen und der EU in Hinblick des Assoziierungsabkommens
sowie eine Beurteilung der weiteren Annäherung und Einhaltung der Kopenhagener
Kriterien von 1993.
Politische und wirtschaftliche Kriterien sowie die Fähigkeit zur Übernahme der aus der
Mitgliedschaft resultierenden Verpflichtungen sind die elementaren Bestandteile der
Kopenhagener Kriterien.
15
Die politischen Kriterien beinhalten unterdessen die
Einhaltung der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, der Menschenrechte und des
Minderheitenschutzes. Diese werden lt. EU-Bericht 2001 durch Polen erfüllt. Eine
funktionierende Marktwirtschaft sowie die Fähigkeit, dem Wettbewerbsdruck und den
diversen Marktmächten innerhalb der EU standzuhalten, sind wirtschaftliche Grund-
sätze der Kopenhagener Kriterien. Die EU-Kommission beurteilte in ihrem Bericht den
Wirtschaftssektor in Polen als funktionierende Marktwirtschaft. Er ist in der Lage, dem
Wettbewerbsdruck und den Marktkräften in der Union mittelfristig standzuhalten.
Grundvoraussetzung ist die Fortsetzung und Intensivierung der Reformanstrengungen
unter kohärenten politischen Rahmenbedingungen. Probleme bereiten weiterhin die
steigende Arbeitslosigkeit, die Umstrukturierung der Landwirtschaft und das ab-
geschwächte Wirtschaftswachstum in den letzten 3 Jahren. Resultierende Verpflich-
tungen bei einer EU-Mitgliedschaft beziehen sich u. a. auf freien Waren- Kapital- und
Dienstleistungsverkehr, Wettbewerbspolitik, Wirtschafts- und Währungsunion, Steuer-
politik sowie auf gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.
16
15
Vgl. Pdf-Datei: Der Rat der Europäischen Union: Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Grundsätze, Prioritäten,
Zwischenziele und Bedingungen der Beitrittspartnerschaft mit Polen, Brüssel, S.4 f.
16
Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 2001, S.17 ff.

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
21
Die EU-Kommission vermerkte in ihrem Bericht 2001, dass weitere intensive An-
strengungen im Berichtsjahr von Polen unternommen worden sind, um die noch
offenen Kapitel des gemeinsamen Besitzstandes abzuschließen.
17
4.3 Die Vorbeitrittshilfen
Um Polen auf dem Weg zur Integration in die EU zu unterstützen und vorzubereiten,
damit die Beitrittskriterien bis 2004 erfüllt werden können, führt die EU eine Heran-
führungsstrategie durch. Zahlreiche Vorbeitrittshilfen und Fördermaßnahmen sollen
dazu dienen, Polen auf allen Ebenen bei der Umsetzung des gemeinsamen Besitz-
standes zu unterstützen.
Die Vorbeitrittshilfen beinhalten drei Programme, die bei auftretenden Problemen bei
der Umsetzung des EU-Besitzstandes eine Hilfestellung bieten sollen. SAPARD ist
eines der drei Vorbeitrittshilfen und zielt auf die Unterstützung in den Bereichen
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Das Programm sieht vor, in den Jahren
2000-2006 den Zweig Landwirtschaft und ländlichen Raum der MOE-Staaten mit
jährlich insgesamt 520 Mio. EUR zu fördern. Dazu zählen Investitionen in landwirt-
schaftliche Betriebe, verbesserte Vermarktungs- und Verarbeitungsmethoden sowie
Flurbereinigung und Grundbuchaktualisierung. Dorferneuerung und -entwicklung
werden ebenfalls durch diese Maßnahme gefördert. Polen erhielt im Jahre 2001 einen
Anteil von 171,6 Mio. EUR. Die EU-Kommission verlangt im Gegenzug, dass der
Markteffizienz, den verbesserten Qualitäts- und Gesundheitsnormen sowie der
Beschäftigungsproblematik höchste Priorität zugeschrieben wird. Die Höhe der finan-
ziellen Unterstützung richtet sich nach dem Anteil der landwirtschaftlichen Bevöl-
kerung an der Gesamtbevölkerung, der Größe der landwirtschaftlich genutzten Flä-
che, dem BIP-Wachstum und nach signifikanten Problemfällen einzelner Gebiete.
18
Ein weiteres Unterstützungsprogramm ist die sogenannte PHARE-Maßnahme. Dabei
handelt es sich um ein Instrument zum Aufbau von Investitionen und zur Investitions-
förderung. Es wurde bereits im Jahre 1989 von der EU für Polen und Ungarn ein-
gerichtet.
19
17
Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 2001, S.41 ff.
18
und
19
Vgl. http://www.lid.ch/archiv/dossier/2000/dossier378/dossier378.htm

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
22
Obwohl die Vorbeitrittshilfe inzwischen auf 14 Beitrittskandidaten ausgeweitet wurde,
ist die Bezeichnung ,,PHARE - Poland and Hungary: Action for the Restruction of the
Economy" beibehalten worden. Ursprünglich sollte das Instrument dazu dienen, die
Beitrittskandidaten beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft zu unterstützen.
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurde die PHARE-Maßnahme umstrukturiert. Sie
wird nunmehr in zwei Ebenen geteilt. In der ersten befinden sich die unmittelbaren
Beitrittskandidaten wie z. B. Polen, Ungarn, Tschechien und es werden insofern
langfristige wirtschaftliche Ziele und Investitionsmaßnahmen angestrebt. Dagegen sind
in der zweiten Ebene u. a. die Partnerländer Albanien und Bosnien-Herzegowina, bei
denen PHARE für den Aufbau demokratischer Strukturen und für die Entwicklung der
Marktwirtschaft beitragen soll. Bei dieser Vorbeitrittshilfe erstreckt sich das Jahres-
budget in Höhe von 1.560 Mio. EUR ebenfalls über den Zeitraum von 2000 bis 2006.
Im Jahre 2001 erhielt Polen davon eine PHARE-Zuweisung von 396 Mio. EUR.
20
Mit dem dritten Programm, der sogenannten ISPA-Maßnahme, wird Polen und den
anderen Beitrittskandidaten Unterstützung bei Infrastrukturprojekten in den Bereichen
Umwelt und Verkehr angeboten. Der Einsatz umweltschonenderer Produktions-
prozesse, verbesserte Ausnutzung des Nutzungsgrades von Rohstoffen, Müllvermei-
dung durch Recycling sowie der Ausbau des Straßen- und Schienennetzes werden
jährlich mit 1.040 Mio. EUR gefördert, 348,2 Mio. EUR betrug davon 2001 der ISPA-
Anteil für Polen.
21
4.4 Befürwortung oder Ablehnung der EU-Osterweiterung
Die Beitrittsverhandlungen sowie die Auswirkungen der EU-Osterweiterung für das
Jahr 2004 erwecken eine Reihe von Emotionen unter der Bevölkerung in den EU-
Mietgliedsstaaten und in den Kandidatenländern. Diese Emotionen machen sich be-
merkbar bei Meinungsumfragen bezüglich der Akzeptanz bzw. der Diskrepanz ge-
genüber der EU-Osterweiterung. Im Frühjahr 2002 überschritt der Akzeptanzanteil die
magische Marke von 50% und betrug 51%. Im Gegensatz zu den europaweiten
Meinungsumfragen im Vorjahr war dies ein Anstieg um 8 Prozentpunkte.
22
20
und
21
http://www.lid.ch/archiv/dossier/2000/dossier378/dossier378.htm
22
Vgl. Pdf-Datei: Botschaft der Rep. Polen: Polens Wirtschaft und die polnisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen, 2001, S.1

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
23
In der polnischen Bevölkerung findet eine zunehmende Polarisierung bei der Frage der
EU-Osterweiterung statt. Die Einstellung der Polen zum EU-Beitritt ist seit einem Jahr
mehr oder minder konstant geblieben, 55% sprechen sich für, 25-30% gegen den EU-
Beitritt aus, die restlichen 15-20% der Bevölkerung haben keine feste Meinung.
23
Auch
wenn durch Umfragen 55% der Polen als EU-Befürworter dargestellt werden, so ist
dieses ,,Ja zur Union" häufiger von Einsicht in die Notwendigkeit als von Begeisterung
gestützt.
24
Ein Teil der Landwirte sowie national-konservative Kreise sind dem EU-
Beitritt skeptisch bis ablehnend eingestellt. Sie sehen sich bei dem zu erwartenden
grundlegenden Strukturwandel auf der Verliererseite. Die national-konservativen
Sympathisanten befürchten kulturelle und gesellschaftliche Entfremdung sowie
unkontrollierte wirtschaftliche Dominanz Westeuropas. Um einen dominierenderen
Zuspruch und eine überwiegendere Akzeptanz sowie Begeisterung in der Bevölkerung
zu erreichen, bemühen sich die Massenmedien, aktuell und äußerst detailliert über
den gesamten Verhandlungsprozess zu informieren.
25
4.5 Der Mentalitätsfaktor
Ängste, offene Fragen und die unterschiedliche Mentalität der Menschen lassen in den
EU-Staaten und dem Beitrittsland Polen in verschiedenen Bereichen Sorge auf-
kommen. Deutschland und Österreich haben Bedenken bezüglich der Zuwanderung
von Polen, sobald sie freien Zugang zum EU-Arbeitsmarkt haben. Eine siebenjährige
Zugangbeschränkung, beginnend mit dem Tag des Beitritts, soll Befürchtungen ent-
schärfen. Mit dieser Regelung sollen keine neuen Gräben zwischen West- und
Osteuropa geschaffen werden, vielmehr soll die Übergangsfrist zur Stabilität des
Arbeitsmarktes der gesamten Union beitragen. Um den Beitritt Polens nicht scheitern
zu lassen, sind die polnischen Politiker in dieser Problematik zu Kompromissen bereit.
Jedoch betonen sie und machen darauf aufmerksam, dass bei einem Referendum
2003 diese Regelung der Übergangsfrist sich negativ auswirken könnte. Die
Widersprüchlichkeit, dass die Polen 2004 EU-Bürger werden könnten, aber die vollen
Rechte erst nach einer Karenz von sieben Jahren erhalten, muss dabei berücksichtigt
werden.
26
23
Botschaft der Rep. Polen, 2001, S.1
24
http://www.berlin-warsaw.de/reports/lennartpaul.html
25
Vgl. http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?land_id=136&type_id=15
26
http://www.berlin-warsaw.de/reports/lennartpaul.html

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
24
Anderweitig sind die EU-Staaten gegen lange Übergangsfristen, die kaum Zuwan-
derung aus Polen zu befürchten haben. Der frühere DGB-Vorsitzende Dieter Schulte,
der ein Befürworter der Übergangsfristen ist, meinte zu dieser Einstellung: ,,Wenn ich
im Mittelmeer den Stöpsel rausziehen könnte und die Nordafrikaner kämen trockenen
Fußes nach Spanien oder Italien, würden diese Länder auch eine andere Diskussion
führen".
27
Nach Auffassung von Danuta Hübner, Staatssekretärin und Vorsitzenden
des Ausschusses für polnische Integration, sind die protektionistischen Maßnahmen
für den Arbeitsmarkt dagegen überflüssig. Ein beträchtlicher Anteil der Arbeiter-
wanderung von Polen nach Deutschland hat in den letzten Jahren stattgefunden.
Außerdem sind die Polen sehr mit ihrer Heimat verbunden. Häufige Umzüge gehören
nicht zum Lebensalltag der Polen.
28
Ein zusätzliches mentales Problem, welches das Referendum im schlimmsten Fall
scheitern lassen könnte, ist der polnische Nationalstolz. Der Widerstand gegen die
Besatzer vergangener Jahrhunderte basierte auf der Liebe zur eigenen Nation. Zu-
letzt hat sich der Nationalstolz und der Eigensinn der Polen gezeigt, als sie erheblich
dazu beitrugen, dass der Kalte Krieg und das Sowjetregime ihr Ende fanden. Ein
weiteres Resultat ihrer revolutionären Aktivitäten war der Fall der Mauer. Den Vorzug
dieser Mentalität sollten zumindest die Nachbarn westlich der Oder begriffen haben.
29
In der Bevölkerung herrscht teilweise die Sorge, die Souveränität des Landes nach
einem Jahrzehnt wieder aufzugeben und sich einem neuen Staatenbund anzu-
schließen zu müssen. Aufgrund dessen favorisiert Polen ein Zukunftsmodell der EU
mit einer größeren nationalen Identität. Ein entscheidender Gegenpol zu der o. g.
Sorge und dem zuvor erläuterten Nationalstolz ist die Verehrung des Papstes. Bei
einem Referendum könnte diese Zuneigung den Ausschlag für eine Zustimmung der
Bevölkerung zum EU-Beitritt geben. Der Papst selbst wünsche sich sehr, dass Polen
in der ersten Runde der EU-Erweiterung vertreten ist. Die Bischöfe wurden damit
betraut, diese Botschaft der Bevölkerung eingehender zu vermitteln. In einem Staat
wie Polen, mit hohem katholischen Bevölkerungsanteil, könnte letzten Endes die
Kirche ein entscheidender Werber für die EU-Integration sein.
30
27
Lt. http://www.berlin-warsaw.de/reports/lennartpaul.html
28
http://www.berlin-warsaw.de/reports/lennartpaul.html
29
Vgl. http://www.welt.de/daten/2001/09/10/0910me281050.htx?search=Mentalit%E4+der+Polen&searchHILI=1
30
http://www.berlin-warsaw.de/reports/lennartpaul.html

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
25
Die Mentalität spielt allerdings nicht nur bei der EU-Integration eine Rolle. Sie ist ein
entscheidender Faktor bei alltäglichen Geschäftsbeziehungen zwischen Polen und
anderen Nationen. Geschäftskontakte können sich durch Mentalitätsaspekte als
schwierig erweisen sowie überraschenderweise unvorhergesehene oder unerwün-
schte Wendungen einnehmen. Häufig ist es die Unwissenheit und Nichtberück-
sichtigung der unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen, die den Erfolg einer
Kooperation oder einer langfristigen Geschäftsbeziehung ernsthaft gefährden. Es ist
zu beachten, dass Auffassungen über Ziele, Strategien, Motivation, Führung, Höf-
lichkeit, Zeit, Verbindlichkeit von Verträgen und Übereinkünften kulturspezifisch be-
einflusst sein können. Nicht nur ausschlaggebend ist die Unkenntnis über die Men-
talität und die Kultur des fremdländischen Geschäftspartners sondern auch die Un-
wissenheit der eigenen kulturellen Prägung und auf welche Weise sie auf den
Geschäftspartner wirkt.
31
Geschichtliche und politische Begebenheiten können des
weiteren erschwerend auf Geschäftsbeziehungen wirken. Ein hohes Maß an Finger-
spitzengefühl und Einfühlungsvermögen können beim Aufbau von Geschäftkontakten
zwischen zwei Nationen außerordentlich hilfreich sein.
4.6 Chancen und Risiken des EU-Beitritts
Durch den Beitritt Polens in die EU ergeben sich für das Land weitreichende Folgen.
Es muss dabei abgewogen werden, welche Chancen und Risiken diese Integration mit
sich bringt. Ist diese EU-Osterweiterung als Segen oder als Fluch anzusehen?
Als Chance könnte angesehen werden, dass Polen durch den EU-Beitritt zukünftig
freien Zugang zu den EU-Absatzmärkten haben wird. Die wirtschaftliche Situation des
Landes kann folglich durch neue Wirtschaftsbeziehungen sowie durch Zunahme des
Imports und Exports verbessert werden. Durch das Wirtschaftswachstum wird
gleichfalls das Wohlstandsgefälle zwischen Polen und den alten Mitgliedsstaaten ab-
gebaut.
32
Die sukzessive Zunahme des Lebensstandards in der polnischen Bevölke-
rung führt wiederum zu einer Steigerung der Konsumnachfrage. Belebung der Wirt-
schaft, diverse EU-Fördermittel sowie erfolgsorientierte Markterschließung tragen
unterdessen maßgeblich zur Modernisierung des Landes bei.
31
Vgl. Bachmann, Klaus: Polens Uhren gehen anders ­ Warschau vor der Osterweiterung der Europäischen Union, Hohenheim
Verlag, Stuttgart-Leipzig, 2001, S.261 f.
32
Vgl. Woyke, Wichard: Osterweiterung ­ eine Erweiterung wie jede andere?, in: Woyke, Wichard/ Andersen, Uwe/ Breit,
Gotthard / Massing, Peter: Osterweiterung der Europäischen Union ­ Chancen und Risiken, Wochenschau Verlag, Schwalbach
/Ts., 35. Jg., 2002, S.24

Diplomarbeit: Investitionsmarkt Polen ­ Eine Analyse aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
26
Für ausländische Investoren gewinnt der polnische Markt zunehmend an Attraktivität.
Durch Direktinvestitionen können ferner neue Wachstumspotentiale erschlossen wer-
den.
Neben den sich ergebenden Chancen können gleichfalls Risikopotentiale entstehen.
Durch die Marktöffnung ist ein verstärkter Wettbewerb am Europäischen Binnenmarkt
zu erwarten.
33
Um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können, wird es
unvermeidbar sein, notwendige Strukturreformen in diversen Wirtschaftsbereichen
durchzuführen. Eine gleichzeitige Erhöhung der Erwerbslosenzahl ist allerdings nicht
auszuschließen. Anhaltender Reformdruck, Furcht vor Fremdbestimmung, eventuelle
Übergangsfristen beim Arbeitsmarkt sowie schleichende Wirtschaftsentwicklung sind
weiterhin Aspekte, die umgehend zu Unmut in der polnischen Bevölkerung führen
können.
In den EU-Mitgliedsstaaten, wie z. B. in Deutschland, besteht Sorge über die Kosten
und die Auswirkungen der EU-Osterweiterung. Die Bevölkerung befürchtet eine Un-
finanzierbarkeit dieses gigantischen Projektes. Erinnert sei nur an die Wiederver-
einigung Deutschlands. Allerdings sind Polemik und übertriebene Sorge unange-
bracht. Die Wiedervereinigung Deutschlands war ein sehr kurzfristiger Prozess. Es
gab eine baldige Währungsunion, dagegen wurde eine Wettbewerbsanpassung zuvor
nicht durchgeführt. Die EU-Beitrittskandidaten hatten indessen die Möglichkeit, einen
Anpassungsprozess von über einem Jahrzehnt zu erleben.
34
Demokratie, Wirtschafts-
transformation, Wirtschaftswachstum und Stabilität konnten sich über den gesamten
Zeitraum gemächlich entwickeln. Die Neuen Bundesländer sollten dagegen einen
raschen, rekordverdächtigen Aufschwung erleben. Dies erforderte allerdings in kurzer
Zeit eine enorme finanzielle Unterstützung durch die Alten Bundesländer sowie durch
EU-Fördergelder. Aufgrund der genannten Unterschiede sollte die EU-Osterweiterung
nicht als finanzielles Fiasko angesehen werden. Eher sollte daran gedacht und die
Chance wahrgenommen werden, dass durch die EU-Beitrittskandidaten neue Absatz-
märkte und Handelspartner entstehen.
33
Vgl. Schrooten, Mechthild: Polen auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft, in: Franzmeyer, Fritz/ Weise Christian: Polen und die
Osterweiterung der Europäischen Union, Duncker & Humblot, Berlin, 1996, S.54
34
Vgl. Hollstein, Miriam: Sorge der Deutschen ist unangebracht, in: WELT am SONNTAG, Ausgabe 01.12.02, S.8

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832473938
ISBN (Paperback)
9783838673936
DOI
10.3239/9783832473938
Dateigröße
9.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Anhalt in Köthen – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2003 (November)
Note
2,0
Schlagworte
eu-osterweiterung transformationsprozess marktanalyse immobilien osteuropa
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