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"Backpacker" in Deutschland

Ein neues Segment für den Deutschen Tourismusmarkt

©2002 Fachbuch 152 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Der Begriff Backpacker oder dessen deutsches Synonym Rucksackreisender lässt bei vielen Menschen das Bild eines Abenteurers entstehen, der fernab der Zivilisation und des Massentourismus das besuchte Land in seiner vollständigen Ursprünglichkeit kennen lernen möchte. Exotische Reiseziele wie Australien, Südostasien oder Südamerika werden mit diesem Reisenden in Verbindung gebracht. Auch auf dem für diese Tourismusform eher untypischen deutschen Tourismusmarkt taucht der Begriff des Backpacking seit kurzem auf. In einigen deutschen Städten eröffnen sogenannte „Backpacker Hostels“ und auch die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) stellt seit neuem Informationen für die „Backpacking Traveller“ in Deutschland auf ihrer Internetseite zur Verfügung (vgl. DZT o.J.). Setzt man sich eingehender mit dem Begriff des Backpackers vor dem Hintergrund des Tourismusraumes Deutschland auseinander, so muss festgestellt werden, dass weder von wissenschaftlicher Seite noch von Seiten der Tourismusindustrie detaillierte und tiefgreifende Informationen zu diesem Marktsegment zur Verfügung stehen. Deutsche Studien haben sich bisher lediglich mit den im Ausland reisenden Rucksacktouristen im Rahmen einer wissenschaftlichen Fragestellung auseinander gesetzt (vgl. PANNENBECKER 1981; BÖTIG 1982; TÜTING 1984; FÖLLMER 1984; JUNG 1998).
Welchen Einfluss die Ermittlung eines Backpackerprofils auf den Tourismusmarkt haben kann, zeigen die Studien aus dem australischen, neuseeländischen und südostasiatischen Raum. Die dort ermittelten Untersuchungsergebnisse über die soziodemographischen Merkmale und das Reiseverhalten der Rucksackreisenden konnten einen entscheidenden Beitrag zur Erstellung, Ausweitung und Verbesserung eines backpackerspezifischen Angebots leisten (vgl. u.a. PEARCE 1990, LOKER 1993, BUCHANAN und ROSSETTO 1997, HAMPTON 1998, ATELJEVIC und DOORNE 2000).
Hier setzt die sozialgeographisch ausgerichtete Diplomarbeit zum Thema
„Backpacker“ in Deutschland – ein neues Segment für den deutschen
Tourismusmarkt!? an. Mit Hilfe einer empirischen Untersuchung wird ein Profil der in Deutschland reisenden Backpacker erstellt. Hiermit soll eine Lücke in der deutschen Tourismusforschung geschlossen und ein Beitrag zur Standortbestimmung dieses Segments auf dem heimischen Tourismusmarkt geleistet werden. Das im Titel erscheinende Fragezeichen wird durch den Informationsgewinn, den diese explorative Arbeit leistet, am Ende durch eine Aussage […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6693
Kaiser, Michael: "Backpacker" in Deutschland - Ein neues Segment für den Deutschen
Tourismusmarkt
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Münster, Universität, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhalt
iii
INHALT
Verzeichnis
der
Abbildungen
vi
Verzeichnis
der
Tabellen
vii
Verzeichnis
der
Karten viii
Verzeichnis
der
Anlagen
im
Anhang
viii
Verzeichnis
der
Abkürzungen ix
1 Einleitung
1
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
1
1.2
Methodisches
Vorgehen
2
1.3 Aufbau der Arbeit
3
2 Einordnung der Arbeit in das System der Geographie
und disziplingeschichtlicher Abriss
6
3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
10
3.1 Die Definition des Tourismusmarktes
10
3.2 Wirtschaftliche Eckdaten des deutschen Tourismusmarktes
12
3.3 Die touristische Nachfrage
13
3.3.1
Der
Tourist
14
3.3.2 Die Touristentypologie von C
OHEN
15
3.3.3
Reisemotive
19
3.3.4 Die touristische Nachfrage in Deutschland
20
3.4 Das touristische Angebot
22
3.4.1
Das
Destinationsangebot
22
3.4.2
Das
Beherbergungsangebot
24
3.4.3 Das Transportmittelangebot
26
4 Der Backpacker
29
4.1 Die Entwicklung der Backpackerbewegung
29
4.1.1 Die Grand Tour der Adeligen und die Wanderschaft der
Arbeiterklasse 31

Inhalt
iv
4.1.2 Die Anfänge der Jugendbewegung und des Jugendtourismus
32
4.1.3 Die Drifter und Wanderer der 70er Jahre
33
4.1.4 Der Long-Term Budget Traveller und der Globetrotter
35
4.1.5 Der moderne Jugendtourismus
37
4.2 Definitionsmerkmale des heutigen Backpackers
38
4.2.1 Definitions- und Identifikationskriterien des Backpackers nach
P
EARCE
38
4.2.2 Erweiterte Definitions- und Identifikationskriterien des Back-
packers nach A
TELJEVIC
und D
OORNE
41
4.2.3
Das
Backpacker-Phänomen
43
4.3 Einordnung des heutigen Backpackers in die Touristentypologie
von
C
OHEN
44
5 Bestandsaufnahme im Untersuchungsraum Deutschland
46
5.1 Naturräumliche Grundlagen
46
5.1.1 Geomorphologie und Geologie
46
5.1.2
Klima 51
5.1.3
Gewässer
53
5.1.4 Boden und Vegetation
53
5.2 Kulturräumliche Grundlagen
54
5.2.1
Bevölkerung
55
5.2.2
Siedlung
56
5.2.3
Verkehr
57
6 Untersuchungsmethodik
59
6.1
Methodischer
Ansatz
59
6.2 Konzeption des Fragebogens
61
6.3
Durchführung
der
Befragung
63
7 Auswertung und Interpretation der schriftlichen Back-
packerbefragung
66
7.1
Alter
und
Geschlecht
66
7.2
Beruf 68
7.3
Nationalität 69
7.4 Länge der gesamten Reise und des Aufenthaltes in Deutschland
71

Inhalt
v
7.5 Reisemotive für den Besuch Deutschlands
74
7.6
Arbeit
und
Studium
76
7.7 Präferierte Reiseziele und Länge des Aufenthalts
76
7.8 Motive für den Besuch einer bestimmten Destination
81
7.9 Informationsquellen für die Wahl von Reisezielen
85
7.10 Stellenwert des ländlichen Raumes und des Naturraumes als
Reiseziel
87
7.11
Reiserouten 91
7.12
Verkehrsmittel
93
7.13 Die Wahl der Unterkunftsart
98
7.14
Das
Ausgabenprofil
101
7.15 Die Bewertung des Aufenthalts in Deutschland
105
7.16
Wiederbesuchsabsicht
108
7.17 Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
108
8 Einordnung und Vergleich der Untersuchungsergebnisse
112
8.1 Vergleich der Untersuchungsergebnisse mit den Definitions-
und Identifikationsmerkmalen von P
EARCE
112
8.2 Vergleich der Untersuchungsergebnisse mit den Definitions-
und Identifikationsmerkmalen von A
TELJEVIC UND
D
OORNE
114
8.3 Einordnung der Backpacker in die Typenklassifikation von
C
OHEN
116
8.4 Einordnung der Backpacker in den deutschen Tourismusmarkt
118
9 Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Backpacker-
Tourismus
121
9.1 Erschließung des Naturraumes und des ländlichen Raumes
121
9.2
Bereitstellung
von
Informationen
123
10 Schlussbetrachtung
126
10.1 Kritische Stellungnahme zur Methodik der Untersuchung
126
10.2 Backpacker in Deutschland ­ ein neues Segment für den
deutschen
Tourismusmarkt!
127
11 Literatur
129
Anhang

Inhalt
vi
Verzeichnis der Abbildungen
Abb. 1:
Der Tourismusmarkt im Überblick
11
Abb. 2:
Typologie der Touristen und deren Abhängigkeit von
der
,,environmental
bubble"
18
Abb. 3 :
Gliederung der Beherbergungsindustrie
25
Abb. 4 :
Die Entwicklung der Backpackerbewegung
30
Abb. 5:
Naturräume in der Bundesrepublik Deutschland
48
Abb. 6:
Jahresniederschläge der Bundesrepublik Deutschland
(langjähriges
Mittel)
52
Abb. 7:
Jahrestemperaturen der Bundesrepublik Deutschland
(langjähriges
Mittel)
52
Abb. 8:
Bevölkerungsdichte der Bundesrepublik Deutschland
55
Abb. 9:
Erreichbarkeit von Agglomerationsräumen im
Schienenverkehr
1998 57
Abb. 10:
Verteilung der Befragten nach Altersklassen
67
Abb. 11:
Zuordnung der Befragten nach Berufsgruppen
68
Abb.
12: Herkunft
nach
Kontinenten
69
Abb. 13:
Nationalität der befragten Backpacker
70
Abb. 14:
Dauer der gesamten Reise und der Reise in Deutschland
72
Abb. 15:
Aufenthaltsdauer der befragten Backpacker in verschiedenen
Destinationen für die gesamte Reise und für die Deutschland-
reise
73
Abb. 16:
Primärer und sekundärer Grund der befragten Backpacker,
Deutschland
zu
besuchen
75
Abb. 17:
Motivationsgründe für den Besuch eines bestimmten Reise-
ziels
(Nennungen)
82
Abb. 18:
Motivationsgründe für den Besuch des jeweiligen
Befragungsstandortes
83
Abb. 19:
Benutzte Informationsquellen zur Wahl des nächsten Reise-
ziels
(Nennungen)
85

Inhalt
vii
Abb. 20:
Interesse der befragten Backpacker, in ländlichen Gegenden
oder im Naturraum Zeit zu verbringen
88
Abb. 21:
Regionen, in die die befragten Backpacker schon gereist
sind bzw. Interesse haben zu reisen (Nennungen)
89
Abb. 22:
Gründe für das Desinteresse der befragten Backpacker am
ländlichen Raum und am Naturraum (Nennungen)
90
Abb. 23:
Informationsquellen für die Wahl eines Backpacker Hostels
(Nennungen)
100
Abb. 24:
Die positivsten Aufenthaltseindrücke der befragten Backpacker 106
Abb. 25:
Die negativsten Aufenthaltseindrücke der befragten Backpacker 107
Abb. 26:
Einordnung der in Deutschland reisenden Backpacker in die
Touristentypologie von C
OHEN
117
Verzeichnis der Tabellen
Tab. 1:
Entgegengesetzte Typen von Backpacker
42
Tab. 2:
Anzahl der Interviews pro Befragungsstandort
64
Tab. 3:
Die 15 meistfrequentierten Destinationen der Backpacker in
Deutschland
77
Tab. 4:
Benutzte Verkehrsmittel der befragten Backpacker (Nennungen) 93
Tab. 5:
Vorschläge der befragten Backpacker zur Verbesserung des
Transportsystems in Deutschland (Nennungen)
96
Tab. 6:
Frequentierung der verschiedenen Unterkünfte durch die
befragten Backpacker (
· = ca. 10 %; = ca. 5 %)
98
Tab. 7:
Am Vortag getätigte Ausgaben der befragten Backpacker
pro Person in DM und
103
Tab. 8:
Am Vortag getätigte Ausgaben der befragten Backpacker für
bestimmte Waren- und Dienstleistungen und prozentualer
Anteil an der durchschnittlichen Tagesgesamtausgabe
104
Tab. 9:
Anteil der Probanden, die Ausgaben für bestimmte Waren oder
Dienstleistungen am Vortag hatten, sowie durchschnittliche
Höhe dieser Ausgaben pro Kopf je Kategorie
105

Inhalt
viii
Verzeichnis der Karten
Karte 1:
Erwartete Gesamtfrequentierung in den 15 Hauptdestinationen
78
Karte 2:
Die Reiserouten der befragten Backpacker in Deutschland
92
Verzeichnis der Anlagen im Anhang
Anlage I:
Fragebogen der schriftlichen Backpackerbefragung
Anlage II:
Hinweisplakat auf die schriftliche Backpackerbefragung

Inhalt
ix
Verzeichnis der Abkürzungen
Abb.
Abbildung
Azubi
Auszubildender
BBR
Bundesamt für Bauwe-
sen und Raumordnung
BMWi
Bundesministerium für
Wirtschaft
bzw.
beziehungsweise
°C
Grad Celsius
ca.
circa
d.h.
das heißt
DZT
Deutsche Zentrale für
Tourismus e.V.
ebd.
ebenda
EDV
elektronische Datenver-
arbeitung
et al.
et alii
etc.
et cetera
e.V.
eingetragener Verein
f.
folgende
ff.
fortfolgende
Hrsg.
Herausgeber
i.d.R.
in der Regel
i.e.S.
im engeren Sinne
i.w.S.
im weiteren Sinne
IC
InterCity
ICE
InterCity-Express
Kap.
Kapitel
km
2
Quadratkilometer
Mio.
Millionen
Mrd.
Milliarden
n
Stichprobenumfang
NN
Normalnull
ÖPNV
öffentlicher Personen-
nahverkehr
o.g.
oben genannt/en
o.J.
ohne Jahr
o.O.
ohne Ort
o.S.
ohne Seite
Pkw
Personenkraftwagen
S.
Seite
s.u.
siehe unten
Tab.
Tabelle
u.a.
unter anderem
usw.
und so weiter
v.a.
vor allem
vgl.
vergleiche
WTO
World Tourism
Organization
YMCA
Young Mens Christian
Association
YWCA
Young Women
Christian Association
z.B.
zum Beispiel
zit.
zitiert
Zivi.
Zivildienstleistender

1 Einleitung
1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Der Begriff Backpacker
1
oder dessen deutsches Synonym Rucksackreisender lässt
bei vielen Menschen das Bild eines Abenteurers entstehen, der fernab der Zivilisati-
on und des Massentourismus das besuchte Land in seiner vollständigen Ursprüng-
lichkeit kennen lernen möchte. Exotische Reiseziele wie Australien, Südostasien
oder Südamerika werden mit diesem Reisenden in Verbindung gebracht. Auch auf
dem für diese Tourismusform eher untypischen deutschen Tourismusmarkt taucht
der Begriff des Backpacking seit kurzem auf. In einigen deutschen Städten eröffnen
sogenannte ,,Backpacker Hostels" und auch die Deutsche Zentrale für Tourismus
(DZT) stellt seit neuem Informationen für die ,,Backpacking Traveller" in Deutsch-
land auf ihrer Internetseite zur Verfügung (vgl. DZT o.J.). Setzt man sich eingehen-
der mit dem Begriff des Backpackers vor dem Hintergrund des Tourismusraumes
Deutschland auseinander, so muss festgestellt werden, dass weder von wissenschaft-
licher Seite noch von Seiten der Tourismusindustrie detaillierte und tiefgreifende
Informationen zu diesem Marktsegment zur Verfügung stehen. Deutsche Studien
haben sich bisher lediglich mit den im Ausland reisenden Rucksacktouristen im
Rahmen einer wissenschaftlichen Fragestellung auseinander gesetzt (vgl. P
ANNEN-
BECKER
1981; B
ÖTIG
1982; T
ÜTING
1984; F
ÖLLMER
1984; J
UNG
1998).
Welchen Einfluss die Ermittlung eines Backpackerprofils auf den Tourismusmarkt
haben kann, zeigen die Studien aus dem australischen, neuseeländischen und südost-
asiatischen Raum. Die dort ermittelten Untersuchungsergebnisse über die soziode-
mographischen Merkmale und das Reiseverhalten der Rucksackreisenden konnten
einen entscheidenden Beitrag zur Erstellung, Ausweitung und Verbesserung eines
backpackerspezifischen Angebots leisten (vgl. u.a. P
EARCE
1990, L
OKER
1993,
B
UCHANAN
und R
OSSETTO
1997, H
AMPTON
1998,
A
TELJEVIC
und D
OORNE
2000).
1
An dieser Stelle soll betont werden, dass mit dem Begriff Backpacker selbstverständlich, Personen
beiderlei Geschlechts gemeint sind.

1 Einleitung
2
Hier setzt die sozialgeographisch ausgerichtete Diplomarbeit zum Thema
,,Backpacker" in Deutschland ­ ein neues Segment für den deutschen
Tourismusmarkt!?
an. Mit Hilfe einer empirischen Untersuchung wird ein Profil der in Deutschland
reisenden Backpacker erstellt. Hiermit soll eine Lücke in der deutschen Tourismus-
forschung geschlossen und ein Beitrag zur Standortbestimmung dieses Segments auf
dem heimischen Tourismusmarkt geleistet werden. Das im Titel erscheinende Frage-
zeichen wird durch den Informationsgewinn, den diese explorative Arbeit leistet, am
Ende durch eine Aussage ersetzt.
Mit den Ergebnissen dieser Diplomarbeit werden den Anbietern auf dem Touris-
musmarkt grundlegende Informationen bezüglich der sozidemographischen Merkma-
le sowie des Reiseverhaltens der Rucksackreisenden zur Verfügung gestellt. Sie zei-
gen erste Einblicke und Erkenntnisse über den in Deutschland reisenden Backpacker
und bieten damit die Grundlage für eine Ausweitung des backpackerspezifischen
Angebotes.
Ergänzt werden diese Informationen durch das zweite Anliegen dieser Arbeit, den in
Deutschland reisenden Backpacker in einen außereuropäischen Kontext zu stellen.
Der Vergleich der Untersuchungsergebnisse dient zum einen der Identifikation von
Gemeinsamkeiten zwischen den Deutschland bereisenden und den im australischen
und neuseeländischen Raum bereits untersuchten Backpackern und zum anderen der
Unterstützung der Definitionsmerkmale der Rucksackreisenden aus den vorliegenden
Studien. Die Feststellung von Parallelen bietet über diese Arbeit hinaus die Möglich-
keit der Übertragung von Angebotsformen aus dem ausländischen auf den deutschen
Tourismusmarkt.
1.2 Methodisches Vorgehen
Um detaillierte Erkenntnisse über die soziodemographischen Merkmale und das Rei-
severhalten der in Deutschland reisenden Backpacker zu erhalten, wurde eine auf
einem Methodenmix basierende Vorgehensweise gewählt. Neben einer theoretisch-
analytischen Bearbeitung der raum- und tourismuswissenschaftlichen Primär- und
Sekundärliteratur, welche die allgemeinen touristischen Rahmenbedingungen und

1 Einleitung
3
Trends wiedergeben, bildet eine Backpackerbefragung an ausgewählten Befragungs-
standorten des Untersuchungsraumes Deutschland den zentralen Bestandteil dieses
Methodenmixes.
Die Auswahl und Auswertung der verwendeten Primär- und Sekundärliteratur
erfolgte insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Beschaffung einer ausreichenden
Informationengrundlage für die Formulierung von Analysezielen für die empirische
Untersuchung. Dabei wurde primär darauf geachtet, dass die hier gewonnen Informa-
tionen zur Klärung und Analyse der in der empirischen Untersuchung gewonnenen
Ergebnisse beitragen. Die Resultate der Literaturrecherche basieren im wesentlichen
auf der Auswertung von Fachliteratur, Fachzeitschriften, Zeitungen und Informatio-
nen aus dem Internet.
Als problematisch stellte sich die Gewinnung von Informationen bezüglich des
Backpackertourismus in Deutschland für den theoretisch-analytischen Teil der Arbeit
heraus. Trotz intensiver Literaturrecherche konnte hier keine Studie ausfindig ge-
macht werden. Als ebenso schwierig gestaltete sich die Literaturlage für den europäi-
schen Backpacker-Tourismus. Aufgrund dieser Tatsachen wurde zur Schaffung einer
theoretischen Grundlage, den Backpacker-Tourismus betreffend, auf die australi-
schen Untersuchungen von
P
EARCE
(1990), L
OKER
(1993) und B
UCHANAN
und
R
OSSETTO
(1997) sowie auf die neuseeländische Arbeit von A
TELJEVIC
und
D
OORNE
(2000) zurückgegriffen.
Die in Kapitel 1.1 formulierte Zielsetzung macht die Konzeption einer eigenen Pri-
märerhebung erforderlich. Auf ausführliche Erläuterungen zur Methodik der Befra-
gung wird in Kapitel 6 eingegangen.
1.3 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Diplomarbeit gliedert sich in zehn Hauptkapitel. Das erste Kapitel
dient der Problemstellung und beschreibt neben der Zielformulierung das methodi-
sche Vorgehen sowie den Aufbau der Arbeit. In Kapitel 2 wird der Bezug der Unter-
suchung zum Aufgabenbereich der Geographie hergestellt. Die entscheidenden Eck-
punkte zur Entwicklung der Disziplin der Fremdenverkehrsgeographie werden hier-
bei nachvollzogen.

1 Einleitung
4
Im Mittelpunkt des dritten Kapitels steht die Beschreibung des deutschen Touris-
musmarktes. Hier wird neben der Darstellung der wichtigsten wirtschaftlichen
Kennwerte eine Beschreibung des für diese Arbeit relevanten touristischen Angebots
sowie der touristischen Nachfrage in Deutschland durchgeführt. Die Ausführungen
werden als Grundlage für die spätere Einordnung des Backpacker in den Touris-
musmarkt herangezogen.
Der Darstellung des Backpackers widmet sich das vierte Kapitel. Es wurde dabei
besonderen Wert auf eine umfassende Darstellung der historischen Entwicklung
dieses Touristentypen gelegt, um die darauf folgende Beschreibung der Definitions-
und Identifikationsmerkmale des zeitgemäßen Backpacker besser nachvollziehen und
einordnen zu können. Die Standortbestimmung des Backpackers in eine Touristen-
klassifikation komplettiert die Ausführungen dieses Kapitels.
Einen landeskundlichen Überblick anhand einer natur- und kulturgeographischen
Bestandesanalyse gibt das Kapitel 5. Die Darstellung der relevanten physio- und
kulturgeographischen Aspekte soll dem Leser den Untersuchungsraum, in dem sich
der Backpacker bewegt, näher bringen und dient der späteren Identifizierung der
Reisegebiete der Backpacker.
Erläuterungen zur Untersuchungsmethodik werden im sechsten Kapitel gegeben.
Des weitern wird auf die Konzeption des Fragebogens sowie auf die Durchführung
der Befragung eingegangen.
Im siebten Kapitel folgt die Darstellung der ermittelten empirischen Ergebnisse. Da
es sich fast ausnahmslos um Grundlagenmaterial handelt, bei dem in keinem Fall auf
vergleichbares Datenmaterial verwiesen werden kann, ist eine ausführliche Darstel-
lung unerlässlich.
An die Auswertung schließt sich in Kapitel 8 der Vergleich der Ergebnisse mit ver-
wandten Untersuchungen an. Des Weiteren wird eine Touristenklassifikation des
untersuchten Backpackers sowie eine Einordnung desselben in den deutschen Tou-
rismusmarkt vorgenommen.
Ausgehend von den Erkenntnissen der Untersuchung werden in Kapitel 9 Vorschlä-
ge zur Steigerung und Verbesserung der Attraktivität Deutschlands als backpacker-
spezifisches Reiseland unterbreitet.

1 Einleitung
5
Das Schlusskapitel bildet den Rahmen für ein kritisches Resumeé der gesamten Ar-
beit und fasst die Aussagen zum Backpacker-Tourismus in Deutschland zusammen.

2 Einordnung der Arbeit in das System der Geographie
6
2 Einordnung der Arbeit in das System der Geographie und
disziplingeschichtlicher Abriss
Diese Diplomarbeit ist methodisch dem Bereich der Geographie der Freizeit und des
Tourismus
2
zuzuordnen. Das generelle Interesse dieser anthropogeographischen
Teildisziplin gilt der Analyse und Erklärung der raumbezogenen Dimension des
Freizeitverkehrs und des Tourismus (vgl. K
ULINAT
und
S
TEINECKE
1984, S. 2).
Das vorliegende Kapitel gibt einen Überblick über bedeutende Eckpunkte
3
der diszi-
plingeschichtlichen Entwicklung. Diese Darstellung soll dazu beitragen, den Standort
der Tourismusgeographie und somit auch dieser Arbeit im Gebäude der Geographie
zu bestimmen.
Der Tourismus ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts Forschungsgegenstand der Geo-
graphie. Die ersten Studien, die sich mit dieser Thematik beschäftigten, waren me-
thodisch stark auf die Analyse der wirtschaftlichen Effekte und der gesamtwirtschaft-
lichen Bedeutung des Fremdenverkehrs ausgerichtet. Nach K
ULINAT
und
S
TEINECKE
(1984) verwendet S
TRADNER
den Begriff Fremdenverkehr im Jahr 1905
erstmals. Er sieht die Aufgaben dieser Disziplin darin, die Einflüsse der natur- und
kulturgeographischen Faktoren auf den Fremdenverkehr zu untersuchen und die
Fremdenverkehrsgebiete in thematischen Karten darzustellen (vgl. ebd. 1984,
S. 6 f.).
Die richtungsweisende Studie von P
OSER
aus dem Jahr 1939 über den Tourismus im
Riesengebirge wird allgemein als erste geographische Überlegung angesehen, die
sich systematisch mit der Erforschung des Tourismus auseinandersetzt. Er begründe-
te den morphogenetischen Forschungsansatz innerhalb der Geographie des Touris-
mus, bei welchem er ausgehend vom Erscheinungsbild der Kulturlandschaft die phy-
siognomisch wahrnehmbaren Veränderungen darstellt und analysiert. P
OSER
be-
schreibt den Tourismus als ,,lokale oder gebietliche Häufung von Fremden mit einem
jeweils vorübergehenden Aufenthalt, der die Summe von Wechselwirkungen zwi-
schen den Fremden und der ortsansässigen Bevölkerung, dem Orte und der Land-
schaft zum Inhalt hat" (ebd. 1939, S. 170). Das mit dieser Studie vorgelegte metho-
2
Der Begriff Tourismus wird in dieser Arbeit, wie heutzutage üblich, synonym mit dem Begriff
Fremdenverkehr verwendet (vgl. O
PASCHOWSKI
1989, S. 22; F
REYER
1998, S. 1; K
ASPAR
1996, S. 11;
B
ENTHIEN
1997, S. 20).
3
Detailliertere Ausführungen finden sich bei K
ULINAT
und
S
TEINECKE
1984, S. 1-22; W
OLF
und
J
URCZEK
1986, S. 22-37; S
TEINECKE
1993, S. 51-55.

2 Einordnung der Arbeit in das System der Geographie
7
dologische Konzept hat die Fragestellungen der Tourismusgeographie bis in die
60er Jahre grundlegend geprägt.
Disziplingeschichtlich bedeutend ist die methodologische Weiterentwicklung der
Tourismusgeographie durch C
HRISTALLER
im Jahr 1955. In seinem standorttheoreti-
schen Ansatz versucht er Regelhaftigkeiten in der räumlichen Verteilung der Tou-
rismusstandorte zu analysieren. Er ermittelt dabei die periphere Lage der Zielorte
und Zielgebiete zu den zentralen Orten, Agglomerationen und zur Siedlungsland-
schaft als ein wesentliches Merkmal der Standortstruktur von Tourismusorten. Inner-
halb der Geographie fehlt der Fremdenverkehrsgeographie in dieser Zeit die Eigen-
ständigkeit als Teildisziplin (vgl. J
URCZEK
1998, S. 248): ,,Während frühere Autoren
die Fremdenverkehrsgeographie als Teildisziplin der Verkehrsgeographie betrachten,
ordnet C
HRISTALLER
sie der Wirtschaftsgeographie zu" (K
ULINAT
und S
TEINECKE
1984, S. 11).
Eine Zäsur in der disziplingeschichtlichen Entwicklung erfährt die geographische
Tourismusforschung Ende der 60er Jahre. Die Vertreter der Münchner Schule
(R
UPPERT
, M
AIER
und
S
CHAFFER
) begründen in ihrer Konzeption der Sozialgeo-
graphie eine, als deren Teildisziplin verstandene, eigenständige Geographie des Frei-
zeitverhaltens (vgl. R
UPPERT
1975, S. 1). Dem Ansatz der Funktionsgesellschaft fol-
gend, wird die Organisation der Anthropogeographie von den sieben Grunddaseins-
funktionen (Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Bildung, in Gemeinschaft leben, Erho-
lung und Verkehr/Kommunikation) abgeleitet, welche die räumlichen Organisations-
formen und raumbildenden Prozesse menschlicher Gruppen und Gesellschaften dar-
stellen. ,,Der Daseinsbereich ,sich erholen' fällt ins Ressort einer Geographie des
Freizeitverhaltens
[
...]" (R
UPPERT
und S
CHAFFER
1969, S. 209). Im Gegensatz zur
traditionellen Forschungsrichtung werden neben dem Tourismus, der bisher als län-
gerfristiger Reiseverkehr verstanden wurde, nun auch kurzfristige Erholungsformen
im Wohnumfeld und im Naherholungsraum miteinbezogen. Im Zentrum der Betrach-
tung stehen jetzt auch die Reisenden selbst. Dabei wird der Schwerpunkt des For-
schungsinteresses auf die Struktur und das Verhalten der Akteure und die dadurch
geschaffenen Raummuster gelegt (vgl. W
OLF
und J
URCZEK
1986, S. 13). Diese Do-
minanz der verhaltenswissenschaftlichen Fragestellung und das eindimensionale Ge-
sellschaftsmodell waren es jedoch, die die funktionalistische Sozialgeographie und
speziell auch die Geographie des Freizeitverhaltens seit den 70er Jahren zunehmen-

2 Einordnung der Arbeit in das System der Geographie
8
der Kritik aussetzten (vgl. K
ULINAT
und S
TEINECKE
1984, S. 16; S
TEINECKE
1993,
S. 53).
In den 80er Jahren führte die Diskussion um Forschungsinhalt, Methodik und Frage-
stellung der Disziplin zur Formulierung zahlreicher neuer Betrachtungsdimensionen.
In den Mittelpunkt des Forschungsinteresses trat dabei verstärkt die interdisziplinäre
und anwendungsbezogene Betrachtungsweise (vgl. J
URCZEK
1998, S. 249). Dazu
zählten unter anderem die Analyse räumlicher und zeitlicher Verhaltensmuster unter-
schiedlicher demographischer und sozialer Gruppen oder Untersuchungen über na-
tional- und regionalwirtschaftliche Effekte des Tourismus (vgl. S
TEINECKE
1993,
S. 53). Vor diesem Hintergrund sehen K
ULINAT
und S
TEINECKE
das Forschungsob-
jekt der Tourismusgeographie in der
,,Analyse und Erklärung von Raumstrukturen [...], die im Bereich des Freizeit-
und Fremdenverkehrs durch sozialräumliche Verhaltensweisen und Umweltbe-
wertungen, durch Standortbildung und (natur)geographische Standortfaktoren,
durch Wirkungen der Freizeitnutzung und Standortbildung sowie durch planeri-
sche Steuerung entstanden sind bzw. entstehen können (Prognose)" (ebd. 1984,
S. 4).
Die Grundlagenforschung, welche Kenntnisse über Ursachen, Motive und Verhal-
tensweisen im Tourismus bereitstellen soll, fungiert hierbei als wissenschaftliche Ba-
sis für planerische, administrative und privatwirtschaftliche Maßnahmen (vgl. K
ULI-
NAT
und S
TEINECKE
1984, S. 4). Bei der Untersuchung der tourismusrelevanten Pa-
rameter kann neben der Prozessanalyse
4
die Strukturanalyse
5
genannt werden
(vgl. W
OLF
und
J
URCZEK
1986, S. 34).
Um der komplexen gesellschaftlichen Bedeutung des Tourismus gerecht zu werden,
ist es notwendig, die Nachbardisziplinen (Wirtschaftswissenschaften, Soziologie,
Politik, Ökologie etc.) mit einzubeziehen. Diese deutliche Abkehr von der Eindimen-
sionalität, welche noch für die Münchner Schule charakteristisch war, greift K
ASPAR
in seinem System Tourismus auf (vgl. 1996, S. 11). Er definiert in diesem Zusam-
menhang
4
Die Prozessanalyse gibt Aufschluss über Veränderungen, welche Tourismusaktivitäten sowohl in
räumlicher wie in zeitlicher Hinsicht mit sich bringen (vgl. W
OLF
und
J
URCZEK
1986, S. 34).
5
Die Strukturanalyse dient der Erfassung und Erklärung von Raumnutzungen sowie der dahinterste-
henden Kräfte (z.B. das Verhalten und die sozioökonomische Zusammensetzung der Erholungssu-
chenden) (vgl. W
OLF
und
J
URCZEK
1986, S. 34).

2 Einordnung der Arbeit in das System der Geographie
9
,,den Tourismus oder Fremdenverkehr als Gesamtheit der Beziehungen und Er-
scheinungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen
ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn-
und Aufenthaltsort ist" (ebd. 1996, S. 16).
In dieser bisher allgemeingültigsten Definition des Tourismus, welche auch als
Grundlage dieser Arbeit dienen soll, stellt K
ASPAR
den Menschen in den Mittelpunkt
des touristischen Geschehens (vgl. 1993, S. 13). Die Tourismuswirtschaft ist darauf
ausgerichtet, den menschlichen Bedarf an touristischen Gütern zweckmäßig zu dek-
ken (vgl. ebd. 1996, S. 121). Verhaltensweisen, Struktur, Herkunft, Reisemotivation
und ökonomische Kennwerte sind dabei für die Tourismusplanung von Bedeutung.
Durch die Ermittlung dieser Parameter kann ein Profil des Reisenden erstellt werden.
Dieser wird greifbar und transparent. Die Anbieter auf dem Tourismusmarkt können
mit diesem Wissen zielgruppengerechte Angebote formulieren und Änderungen früh-
zeitig erkennen und darauf reagieren.
Vor diesem Hintergrund lässt sich die in dieser Arbeit auf Grundlage einer Gästebe-
fragung vorgenommene Analyse des in Deutschland reisenden Backpackers in das
(tourismus-)geographische Aufgabengebiet mit deutlicher Praxisorientierung einord-
nen.

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
10
3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
Das Hauptaugenmerk dieses Kapitels liegt neben der Darstellung allgemeiner Kenn-
werte des deutschen Tourismusmarktes auf besonderen Nachfrage- sowie Angebots-
formen, die direkt oder potenziell im Zusammenhang mit den Backpackern stehen.
Es wird eine Grundlage zur späteren Einordnung der Backpacker in den Tourismus-
markt geschaffen, welche auch Unterschiede und/oder Parallelen zum durchschnittli-
chen Deutschlandtouristen aufzeigen soll. Auf die Verwendung verallgemeinerter
Aussagen über das touristische Verhalten muss dabei hingewiesen werden. Die
Komplexität und Vielfältigkeit des deutschen Tourismusmarktes macht eine Be-
schränkung auf die wichtigsten, den Backpacker tangierenden Marktsegmente not-
wendig. Betrachtet werden aus diesem Grund nur das Transportmittel-, Beherber-
gungs- und Destinationsangebot sowie das touristische Nachfrageverhalten. Es wer-
den jedoch alle relevanten Komponenten, die zum Verständnis und zu einer ersten
Einordnung der Backpacker in den deutschen Tourismusmarkt notwendig sind, be-
rücksichtigt.
3.1 Die Definition des Tourismusmarktes
Das Produkt Tourismus ist durch seine Heterogenität geprägt, für welches kein ho-
mogener Markt existiert. Vielmehr sind zahlreiche unterschiedliche, sachlich abge-
grenzte Teilmärkte zu unterscheiden, zu denen unter anderem Reiseveranstalter und
Reisemittler, Transportunternehmen, Beherbergungsbetriebe, Gaststätten, Sport- und
Freizeitparks, Teile des Einzelhandels und natürlich der Tourist gehören. Anbieter
und Nachfrager können dabei auf verschiedenen Einzelmärkten auftreten, um mit-
einander Kontakt aufzunehmen, um Transaktionen durchzuführen oder um ihr In-
formationsbedürfnis zu befriedigen (vgl. Abb. 1).
Um eine Abgrenzung zu anderen Märkten zu erreichen, wird in dieser Arbeit der
Tourismusmarkt nach F
REYER
als ,,der abstrakte Ort, die gedankliche Konstruktion
verstanden, wo Angebot und Nachfrage zusammentreffen" (vgl. ebd. 1998, S. 214).
Die Produkte, die auf den touristischen Märkten getauscht werden, sind Güter und
Dienstleistungen, die im Zusammenhang mit dem Reisen stehen.

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
11
Nach
F
REYER
(1998) wird der Tourismusmarkt auf der Angebotsseite in Reisemärkte
im engeren Sinne, Reisemärkte im weiteren Sinne und in touristische Randmärkte
aufgeschlüsselt, für die jeweils noch weitere Untermärkte existieren. Zur ersten
Gruppe werden typische Fremdenverkehrsleistungen gezählt, die z.B. auf dem Be-
herbergungs-, Transport-, Pauschalreise- und Reisebüromarkt zu finden sind. Die
Nachfrager sind vor allem Touristen und andere Betriebe der Tourismusindustrie im
engeren Sinne. Auf den Reisemärkten im weiteren Sinne werden typische Fremden-
verkehrsleistungen von untypischen Fremdenverkehrsbetrieben angeboten, zu denen
beispielsweise die Souvenirindustrie, die Reiseausrüster oder der Fahrzeugbau gehö-
ren. Als Nachfrager werden hier sowohl die Reisenden als auch die Unternehmen
bzw. Anbieter der Tourismusindustrie im engeren Sinne gesehen. Auf den touristi-
schen Randmärkten werden nicht branchenspezifische Produkte und Leistungen ge-
handelt, die u.a. der Gastronomie, der Bekleidungs- oder Fotoindustrie zuzurechnen
Abb. 1: Der Tourismusmarkt im Überblick
Quelle: verändert nach F
REYER
1998, S. 216
bieten an
fragen nach
Tourismusindustrie i.e.S.
Reisemärkte i.e.S.
Reisende
·
Beherbergungsbetriebe
·
Transportbetriebe
·
etc.
·
für Beherbergungsleistung
·
für Transport
·
etc.
·
nach Reisezwecken
-
Urlaubsreisende
-
Geschäftsreisende
-
Freunde-u.-Verwandten-
Reisende
-
Gesundheitsreisende
-
Pilgerreisende
-
etc.
·
nach Ziel
-
Incoming-Tourismus
-
Inlandstourismus
-
Outgoing-Tourismus
·
andere äußere Merkmale
-
Pauschalreisende
-
Individualereisende
-
Pkw-Reisende
-
Flugreisende
-
etc.
Reisemärkte i.w.S .
·
Souvenirmarkt
·
Reiseausrüstermarkt
·
Fahrzeugmarkt
·
etc.
Anbieter
Märkte
Nachfrager
Touristische Randmärkte
·
Gastronomie
·
Bekleidungsindustrie
·
Fotoindustrie
·
etc.
Rand-Reisemärkte
·
Gastronomiemarkt
·
Bekleidungsmarkt
·
Fotomarkt
·
etc.
Nichtreisende
·
Nie-Reisende
·
Zur-Zeit-Nichtreisende
Tourismusindustrie i.w.S.
·
Souvenirindustrie
·
Reiseausrüster
·
Fahrzeugbau
·
etc.
·
für Beherbergungsbe-
triebe
·
für Transportbetriebe
·
etc.

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
12
sind. Dieser Bereich findet in der Tourismusindustrie Berücksichtigung, da neben
den Nichtreisenden auch Touristen die Leistungen dieser Betriebe nachfragen
(vgl. ebd. 1998, S. 214 f.).
Die Aufschlüsselung und Unterteilung der Nachfrageseite kann in verschiedenen
Rubriken vorgenommen werden. Bezüglich des Reiseziels wird zwischen dem Inco-
ming-Tourismus
6
, dem Inlandstourismus und dem Outgoing-Tourismus
7
unterschie-
den. Der Zweck der Reise kann geschäftlicher oder privater Natur sein. Die Urlaubs-
reisen und die Freunde-und-Verwandten-Reisen bilden den Unterbau der Privatrei-
sen. Die Urlaubsreisen können wiederum in organisierte Reisen und Individualreisen
gegliedert werden. Zu den Hauptreisezwecken sind noch der Gesundheitsreisever-
kehr, die Religions- und Pilgerreiseverkehr sowie der Ausflugsreiseverkehr ohne
Übernachtung zu zählen, die jedoch, wie die Geschäftsreisen, in dieser Untersuchung
keine Berücksichtigung finden. Bei der Zahl der Übernachtungen wird gängigerwei-
se zwischen sogenannten längeren Urlaubsreisen (ab 4 Nächten) und Kurzreisen
(1 bis 3 Nächte) differenziert.
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt in der Betrachtung des backpackerspezifi-
schen Incoming- und Inlandstourismus auf dem deutschen Tourismusmarkt. Von
Interesse sind hierbei die Interaktionen zwischen den verschiedenen Anbietern und
den Backpackern als Nachfrager.
3.2 Wirtschaftliche Eckdaten des deutschen Tourismusmarktes
Die Tourismuswirtschaft gehört wie die Dienstleistungswirtschaft insgesamt zu den
wichtigsten Wachstumsbranchen in Deutschland. Aufgrund der Heterogenität des
Tourismusmarktes und der somit nicht eindeutigen Abgrenzbarkeit existieren für den
deutschen Tourismusmarkt nur sehr wenige genaue und diesem eindeutig zuzuord-
nende Daten mit denen eine Marktbeschreibung vorgenommen werden kann.
Die DZT geht in ihrem Jahresbericht 2000 davon aus, dass der Tourismus in
Deutschland mit 8 % zum realen Bruttoinlandsprodukt beiträgt und 2,8 Mio. Ar-
beitsplätze sowie 91.000 Ausbildungsplätze bietet. Das entspricht 8 % aller Erwerbs-
tätigen in Deutschland (vgl. ebd. 2001b, S. 9; S
TATISTISCHES
B
UNDESAMT
2001a,
6
Aus dem Ausland kommender Tourismus (S
CHROEDER
1998, S. 170).
7
Ausgehender Tourismus, d.h. aus einem Land herausführender Tourismus (S
CHROEDER
1998, S.
232).

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
13
S. 238). Der Jahresumsatz der Tourismusindustrie beläuft sich auf mehr als
275 Mrd. DM (140,6 Mio. )
8
. Im Branchenvergleich liegt diese damit an vierter
Stelle, nach dem Fahrzeugbau, dem Wirtschaftsbereich Herstellung von EDV- und
Elektrotechnik und dem Maschinenbau (vgl. DZT 2001b, S. 9).
Die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus beliefen sich 1999 auf 30,7 Mrd. Mark
(15,7 Mrd. ), die Ausgaben betrugen für dasselbe Jahr mehr als 88,9 Mrd. Mark
(45,4 Mrd. ). Das Defizit in der Reiseverkehrsbila nz, welches über die vergangenen
Jahre kontinuierlich angewachsen ist, betrug somit 58,2 Mrd. Mark (29,7 Mrd. )
(vgl. S
TATISTISCHES
B
UNDESAMT
2001a, S. 245).
Diese Zahlen spiegeln die hohe Relevanz des Tourismussektors für die deutsche
Wirtschaft wieder. Die Reiseverkehrsbilanz veranschaulicht jedoch auch, dass der
Deutschland-Tourismus ständig Marktanteile an das Ausland verliert. Die Attribute
gesundes Klima, abwechslungsreiche Landschaft, gute Verkehrsinfrastruktur, großes
Geschichts- und Kulturangebot sowie Sicherheit, mit denen für das Reiseland
Deutschland geworben wird, reichen offensichtlich nicht mehr aus, um diesen Tou-
rismusstandort wettbewerbsfähig zu erhalten (vgl. B
LEIE
1997, S. 99 ff.). Das Reise-
land Deutschland wird dementsprechend auch als ,,reifer" Tourismusmarkt bezeich-
net, der zwar noch wachsen kann, aber keine überdurchschnittliche Expansion erwar-
ten lässt (B
ORRMANN
und W
EINHOLD
1994, S. 16).
3.3 Die touristische Nachfrage
Nach K
ASPAR
stellt die touristische Nachfrage ,,die Bereitschaft des Touristen dar,
verschiedene bestimmte Mengen touristischer Güter zu verschiedenen Geldmengen
einzutauschen, d.h. zu erwerben." (ebd. 1996, S. 121). Diese Definition verdeutlicht,
dass Touristen kein homogenes Gut nachfragen, sondern eine Vielzahl von einzelnen
unterschiedlichen Leistungen. Welche Leistungen im Endeffekt nachgefragt werden
hängt u.a. von folgenden Faktoren ab: das verfügbare Einkommen, die Freizeit, das
Alter, die familiären Bedingungen, der preisliche Angebotsvergleich verschiedener
Reiseziele, die Attraktivität anderer Urlaubsziele und der Beruf.
8
Um der Arbeit die gebührende Aktualität zu verleihen, werden die in der Literatur angegebenen und
in dieser Untersuchung ermittelten DM-Beträge zusätzlich in vom Verfasser umgerechneten Euro-
Beträgen dargestellt. 1,- entspricht hierbei ein Wert von 1,95583 DM (
WWW
.
AUSTRIANET
.
COM
,
06.06.2002).

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
14
3.3.1 Der Tourist
Der Begriff Tourist ist der international am häufigsten benutzte Begriff für den Rei-
senden oder dessen Synonyme Urlauber, Traveller, Gast oder Globetrotter. Eine ein-
heitliche Verwendung und Definition des Begriffes ,,Tourist" existiert derzeit noch
nicht (vgl. M
UNDT
2001, S. 8). In dieser Untersuchung soll der Tourist gemäß der zur
Erfassung statistischer Zwecke entwickelten Definition der World Tourism Organi-
zation (WTO) als ein vorübergehender Besucher, der mindestens 24 Stunden und
weniger als ein Jahr im Besuchsland verbringt, angesehen werden (vgl. S
CHROEDER
1998, S. 309).
In die Betrachtung werden Besuchszwecke einbezogen, die familien- (Verwandten-
oder Bekanntenbesuche) oder freizeitorientiert sind (Urlaub, Erholung, Gesundheit,
Sport, Religion), der Weiterbildung (Kongress, Tagung, Studium) oder einer ge-
schäftlichen Tätigkeit dienen (vgl. O
PASCHOWSKI
1996, S. 21). Dieses breite Spek-
trum an Reisemotiven zeigt schon, dass es den Touristen mit einer einheitlichen Mo-
tivation nicht gibt, sondern jede Reise individuelle Vorstellungen und Ziele beinhal-
tet. Dennoch sollen hier zumindest einige wesentliche Kennwerte angegeben werden,
die den Touristen in der Statistik vom Nicht-Touristen abgrenzt:
Der Aufenthalt der Touristen am Zielort ist zeitlich begrenzt. Es handelt sich dem-
nach um temporäre Bewohner. Die Höchstdauer des Aufenthalts setzt die WTO auf
ein Jahr fest. Die Fixierung von mindesten 24 Stunden bis höchstens einem Jahr
Aufenthaltsdauer ist jedoch willkürlich; der Zeitraum hat sich aber als praktikabler
Schwellenwert erwiesen (vgl. K
ULINAT
und
S
TEINECKE
1984, S. 143). Bei einem
Aufenthalt außerhalb des Wohnortes, der weniger als 24 Stunden beträgt, wobei die
Anlässe dieselben sein können wie bei den Touristen, gelten die Besucher als Tages-
besucher (A
LTHOF
1996, S. 37).
Problematisch kann die Touristen-Definition der WTO bei der Betrachtung der
Backpacker sein, da diese durchaus die angesprochene Höchstgrenze der Reisezeit
von 12 Monaten überschreiten können (vgl. Kap. 4.1.4). Gemäß der WTO würden
die Backpacker dann den Touristenstatus verlieren. Die Höchstgrenze von 12 Mona-
ten wurde aber gewählt, um damit den Tourismus von Wanderungsbewegungen
9
abzugrenzen (vgl. M
UNDT
2001, S. 6). Der Autor sieht es aus diesem Grund als ge-
9
Der Begriff Wanderung wird hier benutzt als Verlagerung eines Funktionsstandortes, insbesondere
im Sinne des Wechsels eines Wohnstandortes (vgl. L
ESER
1998, S. 978).

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
15
rechtfertigt an, die Backpacker dieser Untersuchung, die länger als 12 Monate auf
Reisen sind, als Touristen zu definieren, sofern das Motiv nicht dem der Wanderung
zuzuordnen ist.
Unterschiedliche Auslegungen der o.g. Touristendefinition ergeben sich bei der Fra-
ge, ob ein Tourist ein Arbeitsverhältnis aufnehmen kann, ohne seinen Touristenstatus
zu verlieren. K
ASPAR
grenzt Personen vom Touristenstatus aus, die einer dauernden
Beschäftigung am Ort des Aufenthalts nachgehen (vgl. 1996, S. 60). Er schließt ein
temporär begrenztes Arbeitsverhältnis also nicht aus. K
ULINAT
und
S
TEINECKE
hin-
gegen lehnen zur Definition des Touristen ein Arbeitsverhältnis am Ort des Aufent-
haltes ab. Sie bezeichnen den Touristen als Konsumenten, der nicht in den Wirt-
schafts- und Produktionsprozess integriert und somit nicht aktiv an der volkswirt-
schaftlichen Wertschöpfung beteiligt ist (vgl. ebd. 1984, S. 142).
Der Aspekt der Arbeitsaufnahme ist bei der Betrachtung des Backpackers und dessen
Reiseverhalten ein wichtiger Faktor, wenn es um seine Statusbestimmung und um
dessen Einordnung in den Tourismusmarkt geht. Die bisherigen Untersuchungen
über den Backpacker haben ergeben, dass er auf seinen Reisen bei Geldknappheit
durchaus Gelegenheitsarbeiten annimmt, um seine weitere Reise zu finanzieren
(vgl. A
TELJEVIC
und
D
OORNE
2000, S. 7 ff.; Kap. 4.2.2). Diese Tatsache würde ihm
nach K
ULINAT
und
S
TEINECKE
den Touristenstatus absprechen (vgl. 1984, S. 142). In
dieser Arbeit wird der Backpacker jedoch entsprechend der Auslegung von K
ASPAR
als Tourist eingestuft (vgl. 1996, S. 60).
3.3.2 Die Touristentypologie von C
OHEN
Die individuell verschiedenen Reiseverläufe und das ganz unterschiedliche Reise-
verhalten und -erleben zeigen, dass es den Touristen nicht gibt (vgl. Kap. 3.3.1).
Einige Verfasser haben dennoch versucht, übereinstimmende Touristen- und/oder
Motivationsmerkmale zu ermitteln, um damit bestimmte homogene Typen von Tou-
risten und deren Verhalten zu kategorisieren und diese so für die Tourismusfor-
schung und -industrie greifbar zu machen. In den einfachsten Typologieformen wer-
den die Typen nach einzelnen Kriterien (v.a. soziodemographischen) unterschieden.
Diese sind jedoch nur bedingt in der Lage, die touristische Realität zu erfassen. Meist
reichen demographische und sozioökonomische Analysen nicht aus, um eine Erklä-
rung oder ein Verstehen des Konsumentenverhaltens der Touristen zu bieten. Aus

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
16
diesem Grund haben zunehmend mehrdimensionale Typenbildungen ihren Platz in
der Forschung gefunden, die zusätzlich psychologische und verhaltensorientierte
Kriterien mitberücksichtigen (vgl. S
CHRAND
1993, S. 548).
Die Mehrzahl der Typisierungen entspringen Untersuchungen, die immer nur einen
bestimmten Teilbereich des touristischen Verhaltens, wie z.B. das aktionsräumliche
Verhalten, die Urlaubsaktivitäten, die Landschaftspräferenzen oder die Reisehäufig-
keit im Lebenszyklus der Touristen analysieren
10
(vgl. F
REYER
1998, S. 74 f.). Die
Betrachtung einzelner Verhaltensformen oder Präferenzen der Touristen macht es
jedoch unmöglich, diesen in seiner Gesamtheit zu beschreiben. Zudem sind die touri-
stischen Biographien weitaus komplexer, als dass sie jeweils nur einen Typus von
Urlaubsreise zulassen würden. Es wird deutlich, dass immer nur ein Ausschnitt des
real existierenden Touristenverhaltens erfasst wird und jede Typologie durch vorge-
nommene Verallgemeinerungen verschiedenste Aspekte ausgrenzt. Der Konsens in
der Forschung bezüglich einer einheitlichen Typisierung ist daher kaum vorhanden.
Auch wenn die Touristentypologien keine universellen und endgültigen Aussagen
bieten, können sie immerhin Anhaltspunkte liefern, die helfen, das touristische Ver-
halten einzuordnen und zu verstehen. Diese Einordnungsversuche sind besonders für
eine umfassende Tourismusplanung grundlegend (vgl. M
EYER
-S
CHWICKENRATH
1990, S. 23).
Die vorliegende Untersuchung zieht die Touristentypologien von C
OHEN
aus dem
Jahr 1972 heran, um den Backpacker in die Vielzahl der Touristentypen einzuordnen
(vgl. Kap. 8.3). Sie bietet die beste Möglichkeit, den heutigen Backpacker durch die
für dieses Reiseklientel typischen Merkmale zuzuordnen. Trotzdem sie bereits vor 30
Jahren entwickelt wurde, hat sie nichts von ihrer Funktionalität verloren.
C
OHEN
(1972) beschreibt den Touristen als einen an Neuheit und Fremdheit interes-
sierten Menschen. Diese zwei Elemente suchend, schreckt er jedoch zurück, wenn
die Erfahrung zu fremd wird. Die meisten Touristen benötigen etwas Vertrautes aus
der Heimat auf ihren Reisen (z.B. die Tageszeitung oder das Essen), um sich in der
Sicherheit der alten Gewohnheiten den Neuheiten öffnen zu können. C
OHEN
be-
zeichnet diese Vertrautheit als ,,environmental bubble". Aus dem Umgang mit den
Elementen Neuheit, Fremdheit und der verschiedenartigen Abhängigkeit der Reisen-
den von und dem Verharren in der ,,environmental bubble" ergibt sich ein bestimm-
10
Eine ausführliche Auflistung verschiedener Touristentypologien gibt u.a. F
REYER
1998, S. 74 f.

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
17
tes Verhaltensmuster, dass in die Touristentypen organisierter Massentourist, indivi-
dueller Massentourist, Entdecker und Drifter kategorisiert wird (vgl. ebd. 1972,
S. 166 ff.; Abb. 2).
Der organisierte Massentourist
Der organisierte Massentourist ist hochgradig abhängig von seiner ,,environmental
bubble" und bewegt sich in einer nur für ihn geschaffenen Infrastruktur. Dort werden
alle Bedürfnisse befriedigt und alle Entscheidungen für den Touristen getroffen, was
ihm ein hohes Maß an nötiger Sicherheit einbringt. Er reist in seiner eigenen Welt,
die umgeben von, aber nicht integriert in die Gastgesellschaft ist. Der Kontakt zu
Einheimischen ist praktisch nicht vorhanden. Gebucht werden ,,all-inclusive" Ferien
oder Pauschalreisen. Ein fester Reiseablauf sowie Reservierungen von Transportmit-
teln, Besichtigungstouren, Schlaf- sowie Essensgelegenheiten gehören ebenso zur
Reise wie ein hohes Maß an Komfort. Das Hauptziel des Massentouristen ist der
Besuch von Sehenswürdigkeiten, wobei es uninteressant ist, ob diese authentisch
oder künstlich sind. Die Vertrautheit ist der dominierende Faktor und die Erfahrung
des Neuen ist praktisch nicht vorhanden (vgl. ebd. 1972, S. 167).
Der individuelle Massentourist
Der individuelle Massentourist ist vergleichbar mit dem zuvor beschriebenen, mit der
Ausnahme, dass seine Reise nicht vollständig durchorganisiert ist und er einen ge-
wissen Grad an Kontrolle bezüglich Reiseroute und Tagesablauf hat. Alle wichtigen
Reisearrangements sind jedoch vor Reisebeginn durch ein Reisebüro veranlasst wor-
den. Seine Ausflüge im Gastland sind mit denen des organisierten Massentouristen
zu vergleichen. Seine Reiseerfahrungen macht er aus der ,,environmental bubble"
seines Heimatlandes, aus der er nur gelegentlich herausgeht, wenn das Gebiet touri-
stenfreundlich ist. Die Vertrautheit dominiert auch hier, aber er ist gewillter, sich den
Erfahrungen für das Neue zu öffnen (vgl. ebd. 1972, S. 167 f.).
Der Entdecker
Der Entdecker organisiert seine Reise selbst. Er tendiert dazu die ,,environmental
bubble" mehr als die vorherigen Typen zu verlassen, hält sich jedoch die Möglichkeit
offen, in diese zurückzukehren, wenn es zu beschwerlich wird. Dennoch versucht er
so oft wie möglich abseits der ,,ausgetretenen Wege" zu gehen, sucht aber komforta-
ble Unterkünfte und verlässliche Transportmöglichkeiten. Er unternimmt Versuche,
den Kontakt zu den einheimischen Menschen herzustellen, taucht jedoch nicht kom-

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
18
stark
nicht vorhanden
Abhängigkeit von der ,,environmental bubble"
Abb. 2: Typologie der Touristen und deren Abhängigkeit von der ,,environmen-
tal bubble"
Entwurf: Michael Kaiser
Quelle: C
OHEN
1972
plett in die Gastgesellschaft ein. Ein Teil seiner Grundroutine und des heimatlichen
Komforts wird zur Erhaltung des Wohlgefühls beibehalten. Er sieht die Umgebung,
in der er sich befindet, aus einer ästhetischen Perspektive und versucht die Menschen
auf einer intellektuellen Ebene zu verstehen (vgl. ebd. 1972, S. 168).
Der Drifter
Der Drifter sucht die Erfahrung der vollständigen Fremdheit. Er taucht komplett in
die Gastkultur ein und lebt mit den Einheimischen zusammen. Dabei versucht er je-
den Kontakt zu Touristeneinrichtungen zu vermeiden und seine gesamte Reise selbst
zu organisieren. Er entfernt sich am weitesten von den ,,ausgetretenen Pfaden" im
besuchten Land und den Lebensweisen seines Heimatlandes. Um sich die Freiheit für
spontane Entscheidungen zu erhalten, orientiert er sich ebenso wenig an festen Rei-
serouten, wie an einem festen Zeitplan. Zur maximalen Ausdehnung seiner Reise,
versucht der Drifter so kostensparend wie möglich in Bezug auf Essen, Unterkunft
und Transport zu leben. Falls ihm dennoch das Geld während seiner Reise ausgehen
sollte, nimmt er Gelegenheitsarbeiten an, um mit Hilfe des verdienten Geldes weiter
Touristen
Organisierter
Massentourist
Individueller
Massentourist
Entdecker
Drifter
Institutionalisierter
Touristentyp
Nicht-institutionalisierter
Touristentyp

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
19
zu reisen. Er lässt die Vertrautheit zurück und bewertet die Erfahrung des Neuen als
höchstes Ziel (vgl. ebd. 1972, S. 168; Kap. 4.1.3).
In einem weiteren Schritt differenziert C
OHEN
zwischen der ,,institutionalisierten"
und der ,,nicht-institutionalisierten" Form des Tourismus (vgl. Abb. 2). Die Touri-
stenrollen des organisierten und des individuellen Massentouristen können dem insti-
tutionalisierten Typen zugeordnet werden, da diese dazu tendieren, sich mit dem in-
stitutionalisierten Tourismussystem zu befassen. Die beiden zuletzt genannten Touri-
stenrollen werden als nicht-institutionalisierte Typen kategorisiert, da sie nicht von
dem von Tourismuseinrichtungen angebotenen Service abhängig sind (L
OWYCK
,
VAN
L
ANGENHOVE
und
B
OLLAERT
1992, S. 17).
3.3.3 Reisemotive
Die Motivation der Touristen, am Tourismus teilzunehmen, kann vielfältiger Art
sein. Ähnlichkeiten bezüglich der Reisemotive sind zwar durchaus gegeben, aber
letztlich sucht jeder Urlauber, jeder Reisende sein eigenes, privates Erlebnis, welches
er durch die Reise erfüllt und bestätigt sehen will. Die Tourismusforschung hat diese
Vielfalt an individuellen Reisemotiven auf zwei Erklärungsansätze reduziert: die
Konträr-Haltung und die Komplementär-Haltung (vgl. F
REYER
1998, S. 56 ff.).
Die Konträr-Haltung ist durch eine ,,Weg-von"-Motivation bestimmt und äußert sich
in Urlaubsinteressen wie Erholung, Ausgleich, Entspannung, Ablenkung, Freiheit
und Kontrast zum Alltag. Wünsche und Träume, die in den Zwängen des alltäglichen
Lebens nicht umgesetzt werden, sollen hier verwirklicht werden. Gründe für das
Auftreten der Konträr-Haltung werden überwiegend im persönlichen Verzicht der
o.g. Interessen innerhalb des Berufsalltags, in der beruflichen Belastung und Überbe-
anspruchung sowie der Entfremdung gesehen. Urlaub wird als Gegenwelt zum Be-
rufsalltag gesehen (vgl. K
RIPPENDORF
1986, S. 23; K
ULINAT
und
S
TEINECKE
1984,
S. 39; F
REYER
1998, S. 57).
Die Komplementär-Haltung ist durch eine ,,Hin-zu"-Motivation im Urlaubsverhalten
gekennzeichnet. Der Urlaub erscheint als Zeitraum der Selbstverwirklichung in wel-
chem der Alltag durch verschiedene Aktivitäten ergänzt werden soll. Der Wunsch
nach Sozialkontakt, Geselligkeit, kreativem Erleben und Produktivität ist der primäre
Motivationsgrund. Die bestimmenden Faktoren sind ,,Wanderlust und Sonnenlust"

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
20
sowie das Interesse an anderen Ländern und Menschen. Diese Reisemotive finden
sich überwiegend bei Touristen, die die Reise oder den Urlaub nicht als Flucht aus
ihrer alltäglichen Umgebung ansehen und die ihren beruflichen Alltag als befriedi-
gend empfinden (vgl. K
ULINAT
und
S
TEINECKE
1984, S. 39; F
REYER
1998, S. 57).
K
RIPPENDORF
beschreibt die Motivation zusammenfassend als ,,[...] die Bereitschaft,
sich auf der Reise wirklich etwas ,anzueignen', etwas zu erleben und zu erlernen,
sich mit dem besuchten Land und dort lebenden Menschen auseinanderzusetzen,
eigene Freiheit, aber auch Respekt, Verständnis und Solidarität gegenüber Mitreisen-
den und Bereisten sowie gegenüber der bereisten Umwelt einzuüben ­ und von all
dem ein Stück mit in den Alltag zurückzunehmen" (1986, S. 23).
3.3.4 Die touristische Nachfrage in Deutschland
Die Daten der WTO zeigen im weltweiten, grenzüberschreitenden Reiseverkehr seit
Jahren Zunahmen. Die Zahl der internationalen Ankünfte hat sich von 1970 bis 1998
von 166 Millionen auf 625 Millionen fast vervierfacht. Europa ist mit 59 % aller in-
ternationalen Ankünfte der meistbereiste Kontinent weltweit, der jedoch seit 1986
Marktanteilverluste zugunsten der Regionen Asien/Pazifik hinnehmen muss
(S
CHÖRCHER
2000, S. 298).
Auch Deutschland profitiert von der weltweit steigenden Reiselust der Bevölkerung.
Nach Angaben des S
TATISTISCHEN
B
UNDESAMTES
tätigten ausländische Gäste im
Jahr 2000 39,7 Mio. Übernachtungen
11
in Deutschland. Das bedeutet eine Steigerung
von 10,9 % gegenüber dem Vorjahr (vgl. ebd. 2001b, S. 266). 27,9 Mio. Übernach-
tungen werden dabei von Gästen aus Europa getätigt. Auf die vier weiteren für den
Tourismus relevanten Kontinente (Gesamt-)Amerika (6,1 Mio.), Asien
(3,8 Mio.), Afrika (0,4 Mio.) und Australien/Neuseeland/Ozeanien (0,4 Mio.) entfie-
len im Jahr 2000 10,7 Mio. Übernachtungen. Die verbleibenden 1,0 Mio. Übernach-
tungen (entspricht 2,5 %) konnten nicht zugeordnet werden (vgl. DZT 2001b, S. 57).
Als die drei wichtigsten ausländischen Quellmärkte stellte die DZT die Niederlande
(5,5 Mio.), die USA (5,0 Mio.) und Großbritannien (3,9 Mio.) heraus. Sie decken
über 36 % aller Übernachtungen von ausländischen Gästen ab (vgl. 2001b, S. 9 f.).
Die Verweildauer der ausländischen Gäste beträgt im Durchschnitt 2,5 Tage und im
11
In der Beherbergungsstatistik sind nur Betriebe ab neun Betten berichtspflichtig. Die Zahl der An-
künfte und Übernachtungen in der Beherbergungsstatistik wird dadurch jedoch systematisch unterer-
fasst (vgl. M
UNDT
2001, S. 15).

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
21
Median 2,3 Tage (vgl. H
ORN
und L
UHKAUP
2000, S. 107). Mit 20 Mio. Übernach-
tungen fanden mehr als die Hälfte der Übernachtungen ausländischer Gäste in Städ-
ten mit über 100.000 Einwohnern statt, womit der Schwerpunkt damit im Bereich
des Städtetourismus
12
festzustellen ist (vgl. D
EUTSCHER
T
OURISMUSVERBAND
2001).
R
OTH
stellte fest, dass 70 % der ausländischen Deutschlandbesucher Wiederholungs-
reisende sind, die überwiegend als Individualreisende bzw. als Käufer von Teillei-
stungen nach Deutschland reisen; der Anteil von reinen Vollpauschalreisen betrug
nur 10 % (vgl. 1993, S. 709). Die ausländischen Besucher assoziieren in erster Linie
die Bereiche ,,Romantik und Kultur" mit einem Urlaub in Deutschland. Die Nachfra-
ge konzentriert sich in diesem Bereich primär auf Schlösser, Burgen und Kathedra-
len, Mittelalterliche Städte, historische Denkmäler oder auch kleine gemütliche
Gastshäuser. Neben diesen Komponenten wird das touristische Image Deutschlands
durch die vielfältige, abwechslungsreiche Landschaft bestimmt (vgl. ebd. 1993, S.
711).
67 % aller Reisen nach Deutschland aus dem europäischen Ausland waren Privat-
reisen und 33 % Geschäftsreisen. Nach Angaben der DZT stellen die Urlaubsreisen
mit 46 % das wichtigste Marktsegment für den privaten Incoming-Toursimus dar.
Reisen, um Verwandte oder Bekannte zu besuchen, oder sonstige privat bedingte
Reisen, hatten einen Anteil von 21 %. Die Schwerpunkte im Segment der Urlaubs-
reisen liegen mit 34 % bei den Event-Städtereisen und mit 20 % bei Rundreisen.
54 % der Reisen europäischer Gäste nach Deutschland waren mit längeren Aufent-
halten mit einer Dauer von vier und mehr Übernachtungen verbunden. 46 % der
Übernachtungsreisen waren Kurzreisen mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdau-
er zwischen einer und drei Nächten. Im Durchschnitt betrug die Aufenthaltsdauer bei
Deutschlandreisen 7,3 Nächte (vgl. ebd. 2001b, S. 10 ff.).
Für die deutschen Reisenden stellt Deutschland das beliebteste Urlaubsland dar. Im
Jahr 2000 wurden 286,7 Mio. Übernachtungen erfasst. Das bedeutet einen Anteil von
87,8 % aller Übernachtungen in Deutschland und eine Steigerung zum Vorjahr von
5,3 % (S
TATISTISCHES
B
UNDESAMT
2001b, S. 266). Die DZT gibt an, dass 47 % der
Reisen im Inland Urlaubsreisen (58,5 Mio.) waren, was Deutschland damit zum be-
vorzugten Urlaubsziel der Bundesbürger macht. Städtereisen machen mit 29 % den
Hauptanteil der Urlaubsreisen aus, gefolgt vom Erholungsurlaub auf dem Land
12
,,In der Regel spricht man von Städtetourismus bei Großstädten mit über 100.000 Einwohnern"
(J
AGNOW
und W
ACHOWIAK
2000, S. 108).

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
22
(20 %), dem Badeurlaub (13 %) und dem Urlaub in den Bergen (7 %). Die Inlandsur-
laubsreisen waren im Jahr 2000 je zur Hälfte Kurzurlaube mit einer durchschnittli-
chen Aufenthaltsdauer von 2 Nächten und längeren Urlaubsreisen mit rund 9 Näch-
ten. Im Durchschnitt verbrachten die Deutschen bei den inländischen Urlaubsreisen
4,9 Nächte. Diese Angaben machen deutlich, dass sich Deutschland für die deut-
schen Touristen mehr und mehr zu einem Kurzurlaubsreiseland entwickelt. (vgl. ebd.
2001b, S. 13).
3.4 Das touristische Angebot
Deutschland bietet dem Touristen eine Vielzahl von Angebotsformen, die sich aus
Elementen des ursprünglichen und des abgeleiteten Angebots zusammensetzen. Das
ursprüngliche Angebot, worunter die natürlichen Gegebenheiten (geographische La-
ge, Klima, Topographie, Landschaftsbild etc.), die soziokulturellen Verhältnisse
(Kultur, Tradition, Mentalität, Brauchtum etc.) und die allgemeine Infrastruktur zu
verstehen sind, ist ein wichtiger Teil des Gesamtangebots und vielfach das primäre
Entscheidungskriterium des Touristen für eine bestimmte Reise. Die ursprünglichen
Angebotsfaktoren allein machen einen Ort nur selten zu einem Tourismusort. Ein
zweiter Faktor ist das abgeleitete Angebot einer Destination, zu dessen Hauptbe-
standteilen die Einrichtungen des Aufenthalts, d.h. Beherbergung, Verpflegung und
Unterhaltung zählen. Es steht zum ursprünglichen Angebot in einem nachgeordneten
Komplementärverhältnis, das zwar auch aus sich heraus Anziehungskraft entfaltet,
aber die natürlichen Gegebenheiten beeinflussen den Fremdenverkehr selbstständiger
und nachhaltiger.
3.4.1 Das Destinationsangebot
Eine Destination kann grundsätzlich jeder Raum sein, den ein Tourist besucht und
der dem Touristen ein bestimmtes touristisches Leistungsbündel zur Verfügung
stellt. Dieses Leistungsbündel dient zur Verwirklichung der Reisemotive des Touri-
sten am Reiseziel und beinhaltet zumeist die Bereiche Wohnen, Landschaft und Aus-
flugsmöglichkeiten und den Ort selbst. Die Raumdimension, in der sich eine Destina-
tion befindet, ist nicht generell festgelegt und kann sich von der Größe eines Konti-
nent bis zum Ort erstrecken (vgl. B
IEGER
1997, S. 73 f.). Für diese Untersuchung soll

3 Der Tourismusmarkt in Deutschland
23
die Destination nach B
IEGER
gesehen werden als ein ,,Geographischer Raum (Ort,
Region, Weiler), den der jeweilige Gast (oder ein Gästesegment) als Reiseziel aus-
wählt. Sie enthält sämtliche für einen Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Be-
herbergung, Verpflegung, Unterhaltung/Beschäftigung" (ebd. 1997, S. 74). Die
Nachfrage der Touristen in diesen Gebieten führt zur Herausbildung eines abgeleite-
ten Angebotes und einer entsprechenden touristischen Infrastruktur, die den unter-
schiedlichen Bedürfnissen angepasst sind. Es bildet sich eine abgrenzbare Raumein-
heit mit spezifischen naturräumlichen und wirtschafts- bzw. sozialräumlichen Gege-
benheiten heraus. Diese Ganzheit aus Natur- und Kulturraum wird von den Besu-
chern als das hervorstechende Identitätsmerkmal einzelner Erholungsgebiete wahr-
genommen, nach der sie ihre Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Zielgebiet
richten.
Deutschland bietet dem Touristen als Reiseland eine Vielzahl von Destinationen auf
engem Raum, die für den Tourismus von Interesse sind und sich in landschaftlichen,
kulturellen wie städtischen Reizen zeigen. Der deutsche Fremdenverkehrsverband
sprach 1993 von insgesamt ca. 6.000 Orten und annähernd 140 Zielgebieten ganz
unterschiedlicher Größe und Frequentierung in Deutschland, die sich um Touristen
bemühen (vgl. B
ENTHIEN
und
E
CKART
2000, S. 236; F
REYER
1998, S. 183 f.).
Den wichtigsten ursprünglichen Angebotsfaktor stellt die Landschaft in ihrer Ge-
samtwirkung dar. Sie spielt für den Nachfrager eine große Rolle, ob sie das Haupt-
motiv der Reise darstellt oder nur am Rande als Kulisse für Freizeitaktivitäten wahr-
genommen wird (K
ULINAT
und
S
TEINECKE
1984, S. 87 f.). Deutschland bietet in die-
ser Hinsicht eine vielfältige und reizvolle Bandbreite, die sich von den Küstenland-
schaften der Nord- und Ostsee über die nordostdeutschen Seenlandschaften, die
nordwestdeutschen Heidelandschaften, die mitteldeutschen Gebirgslandschaften, die
westdeutschen Fluss- und Berglandschaften, die südwestdeutschen Berg- und Hügel-
länder, das ostbayrische Mittelgebirge bis hin zu den Alpen und dem Alpenvorland
erstreckt (vgl. Kap. 5.1). Durch diese unterschiedlichen Landschaftstypen bietet sich
dem Touristen eine ebenso große Vielfalt an Aktivitäten: Die Nord- und Ostsee mit
ihren Küsten und Inseln wird aufgrund des ausgeglichenen Seeklimas und der Mög-
lichkeit zum Badeurlaub stark frequentiert. Großen Reiz diesbezüglich üben auch die
Seenplatten in Holstein und Mecklenburg aus; Wanderer und Wintersportler finden
in den Mittelgebirgen und Alpen lohnende Ziele. Zahlreiche Seen in ganz Deutsch-
land bieten gute Wassersportmöglichkeiten; die Flusstäler von Rhein, Main, Mosel,

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783956360039
ISBN (Paperback)
9783832466930
Dateigröße
1.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Münster – unbekannt, Geographie
Erscheinungsdatum
2003 (April)
Note
1,3
Schlagworte
deutschland fremdenverkehrswirtschaft rucksacktourismus marktsegmentierung rucksackreisen individualtourismus tourismus fremdenverkehr
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Titel: "Backpacker" in Deutschland
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