Interaktive Breitbanddienste
Entwicklungsperspektiven und Erfolgspotentiale für interaktive Informations- und Unterhaltungsangebote
©2003
Diplomarbeit
146 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Überlegungen zu interaktiven Informations- und Unterhaltungsangeboten werden nicht erst seit der Digitalisierung des Rundfunks oder der Entwicklung immer leistungsfähiger Infrastrukturen und Übertragungssystemen der jüngsten Vergangenheit angestellt. Bereits in den sechziger Jahren wurde in den USA der Gedanke eines Rückkanals für das Fernsehen aufgeworfen. Der unidirektionale Charakter dieses Mediums sollte aufgebrochen und in ein Zwei-Wege-Fernsehen umfunktioniert werden. Die Ursache für diese Überlegungen lag in der seit Ende der vierziger Jahren begonnen Einführung und Ausbau der Fernsehkabelnetze in den USA und die darin gesehenen Möglichkeiten für interaktive Anwendungen.
Auch in Deutschland wurden zu Beginn der siebziger Jahre erste Tests mit Rückkanälen durchgeführt, die jedoch nur unter Laborbedingungen stattfanden. Um ein Zwei-Wege-Fernsehen massenhaft einzuführen, fehlten vor allem die notwendigen Infrastrukturen, die mit erheblichen finanziellen Mitteln hätten aufgerüstet werden müssen. Die Beteiligung des Zuschauers am Fernsehprogramm ist allerdings nicht nur mittels Rückkanal realisierbar. Seit den Anfängen des Fernsehens gab es immer wieder Konzepte, den Zuschauer aus seiner passiven Rolle herauszulocken und aktiv am Programmgeschehen teilhaben zu lassen. Durch die Verbindung von Fernsehen und Telefon waren bereits sehr früh Interaktionen auf niedrigem Niveau möglich. Die erste Unterhaltungsshow in dieser Richtung im deutschen Fernsehen war die Sendung Der Goldene Schuss. Die Zuschauer konnten mittels Kommandos über das Telefon die Ausrichtung einer Armbrust steuern. In den achtziger Jahren wurde dann eine Methode für Abstimmungen im Fernsehen über das Telefon entwickelt. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Wahl des Wettkönigs bei der Sendung Wetten dass... durch die Anrufe der Zuschauer. Die Rede ist vom TED.
Durch das Internet und die Digitalisierung bricht nun ein neues Zeitalter für interaktive Medien an. Die Digitalisierung ermöglicht dabei eine Vielzahl von Diensten und Anwendungen, die vorher nicht bzw. umständlich realisierbar waren. Dabei bedeutet die Digitalisierung weit mehr als den Wechsel der Übertragungstechnologie. In der Telekommunikation und im Mobilfunk ermöglicht sie neben der Sprachtelefonie auch die Nutzung von Informationsund Unterhaltungsangeboten. Das Internet wird zu einer integrierten Plattform für sämtliche Medienformate und wird mit Audio- und Videoinhalten […]
Überlegungen zu interaktiven Informations- und Unterhaltungsangeboten werden nicht erst seit der Digitalisierung des Rundfunks oder der Entwicklung immer leistungsfähiger Infrastrukturen und Übertragungssystemen der jüngsten Vergangenheit angestellt. Bereits in den sechziger Jahren wurde in den USA der Gedanke eines Rückkanals für das Fernsehen aufgeworfen. Der unidirektionale Charakter dieses Mediums sollte aufgebrochen und in ein Zwei-Wege-Fernsehen umfunktioniert werden. Die Ursache für diese Überlegungen lag in der seit Ende der vierziger Jahren begonnen Einführung und Ausbau der Fernsehkabelnetze in den USA und die darin gesehenen Möglichkeiten für interaktive Anwendungen.
Auch in Deutschland wurden zu Beginn der siebziger Jahre erste Tests mit Rückkanälen durchgeführt, die jedoch nur unter Laborbedingungen stattfanden. Um ein Zwei-Wege-Fernsehen massenhaft einzuführen, fehlten vor allem die notwendigen Infrastrukturen, die mit erheblichen finanziellen Mitteln hätten aufgerüstet werden müssen. Die Beteiligung des Zuschauers am Fernsehprogramm ist allerdings nicht nur mittels Rückkanal realisierbar. Seit den Anfängen des Fernsehens gab es immer wieder Konzepte, den Zuschauer aus seiner passiven Rolle herauszulocken und aktiv am Programmgeschehen teilhaben zu lassen. Durch die Verbindung von Fernsehen und Telefon waren bereits sehr früh Interaktionen auf niedrigem Niveau möglich. Die erste Unterhaltungsshow in dieser Richtung im deutschen Fernsehen war die Sendung Der Goldene Schuss. Die Zuschauer konnten mittels Kommandos über das Telefon die Ausrichtung einer Armbrust steuern. In den achtziger Jahren wurde dann eine Methode für Abstimmungen im Fernsehen über das Telefon entwickelt. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Wahl des Wettkönigs bei der Sendung Wetten dass... durch die Anrufe der Zuschauer. Die Rede ist vom TED.
Durch das Internet und die Digitalisierung bricht nun ein neues Zeitalter für interaktive Medien an. Die Digitalisierung ermöglicht dabei eine Vielzahl von Diensten und Anwendungen, die vorher nicht bzw. umständlich realisierbar waren. Dabei bedeutet die Digitalisierung weit mehr als den Wechsel der Übertragungstechnologie. In der Telekommunikation und im Mobilfunk ermöglicht sie neben der Sprachtelefonie auch die Nutzung von Informationsund Unterhaltungsangeboten. Das Internet wird zu einer integrierten Plattform für sämtliche Medienformate und wird mit Audio- und Videoinhalten […]
Themenübersicht
Inhaltsverzeichnis
ID 6600
Kießling, Daniel: Interaktive Breitbanddienste - Entwicklungsperspektiven und
Erfolgspotentiale für interaktive Informations- und Unterhaltungsangebote
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Ilmenau, Technische Universität, Diplomarbeit, 2003
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Printed in Germany
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Inhaltsverzeichnis
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
... 6
T
ABELLENVERZEICHNIS
... 7
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
... 8
1
E
INLEITUNG
... 11
1.1
Ausgangssituation...11
1.2
Problemstellung und Ziel der Untersuchung ...12
1.3
Gliederung und Methodik ...13
2
A
UF DEM
W
EG ZU
I
NTERAKTIVEN
B
REITBAND
D
IENSTEN
... 15
2.1
Ausgangspunkt Digitalisierung ...15
2.1.1
Entwicklungen bei Telekommunikation und Rundfunk ...15
2.1.2
Möglichkeiten durch die Digitalisierung ...16
2.1.3
Der Begriff Konvergenz ...17
2.1.4
Konvergenz im Telekommunikations- und Mediensektor...18
2.1.5
Konvergenztrends ...21
2.2
Konvergenz von Internet und TV...22
2.2.1
Entwicklungen im Internet und TV-Bereich...22
2.2.2
Webcasting ...23
2.2.3
PC-basierte TV-Dienste ...24
2.2.4
Enhanced TV ...27
2.2.5
Internet-on-TV ...32
2.3
Exkurs: Renaissance der Telefon-TV-Kopplung ...34
2.4
Multimediadienste im mobilen Bereich ...35
2.4.1
Datendienste über Mobilfunknetze ...35
2.4.2
Internet überall mit i-modeTM ...37
2.4.3
Multimedia Nachrichten mit MMS ...41
2.5
Mobile Internet- und Fernseh-Dienste ...44
2.5.1
Neue Möglichkeiten durch hybride Plattformen ...44
2.5.2
Mobile interaktive Dienste durch hybride Plattformen ...46
2.5.3
Entwicklungen hybrider Plattformen ...47
3
Z
UM
V
ERSTÄNDNIS VON
I
NTERAKTIVEN
B
REITBAND
D
IENSTEN
... 53
3.1
Aspekte von Interaktiven Breitband Diensten...53
3.2
Interaktivität...54
Inhaltsverzeichnis
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3.2.1
Zum Begriff Interaktivität ...54
3.2.2
Interaktivitätsstufen für interaktive Medien ...56
3.2.3
Lokale und erweiterte Interaktivität ...59
3.2.4
Interaktivität und Personalisierung ...59
3.3
Breitband ...62
3.3.1
Die breite Bandbreite ...62
3.3.2
Breitband Technologien...63
3.3.3
Die digitale Breitband-Plattform...66
3.4
Dienste ...67
3.4.1
Verteildienste ...67
3.4.2
Interaktive Verteildienste ...68
3.4.3
Abrufdienste...69
3.4.4
Interaktive Dienste (Dialogdienste)...69
3.4.5
Medienrechtliche Einordnung der Dienste...70
3.5
Szenario: Breitband TV-EPG ...72
4
D
IE
E
NTWICKLUNGSPERSPEKTIVEN UND
E
RFOLGSPOTENTIALE
... 75
4.1
Ziel und Gegenstand der Untersuchung...75
4.2
Konzeption der Untersuchung ...76
4.3
Die Experteninterviews ...76
4.3.1
Durchführung der Datenerhebung...76
4.3.1.1
Die Erstellung eines thematischen Interviewleitfadens ...76
4.3.1.2
Auswahl der Experten...77
4.3.1.3
Die Durchführung der Interviews...78
4.3.1.4
Das Vorgehen bei der Auswertung...79
4.3.2
Schlussfolgerungen aus der explorativen Phase ...80
4.3.2.1
Tendenzielle Entwicklungen ...80
4.3.2.2
Interdependente Komponenten...82
4.3.2.3
Infrastruktur ...84
4.3.2.4
Endgeräte...86
4.3.2.5
Dienste und Anwendungen ...87
4.3.2.6
Regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen ...88
4.3.2.7
Zusammenfassung...89
4.4
Die Online-Befragung ...91
4.4.1
Konzeption und Durchführung der Befragung ...91
4.4.1.1
Konzeption des Fragebogens ...91
4.4.1.2
Datenerhebung...92
4.4.2
Allgemeine Aussagen zur Beantwortung des Fragebogens ...93
4.4.2.1
Teilnahme...93
Inhaltsverzeichnis
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4.4.2.2
Klassifizierung der Teilnehmer ...94
4.5
Perspektiven und Potentiale für Interaktive Breitband Dienste ...96
4.5.1
Zukünftige Entwicklungen des Fernsehens ...96
4.5.2
Informations- und Unterhaltungsangebote für den PC... 101
4.5.3
Mobile Informations- und Unterhaltungsangebote ... 106
4.5.4
Gesamtsituation für Interaktive Breitband Dienste ... 110
5
Z
USAMMENFASSUNG UND
A
USBLICK
... 111
G
LOSSAR
... 115
Q
UELLEN
... 119
A
NHANG
... 131
Befragte Experten (explorative Phase) ... 131
Leitfaden (explorative Phase) ... 133
Fragebogen (Fax-Version) ... 134
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6
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Konvergenzstufen im TIME-Sektor ...19
Abbildung 2: Konvergenztrends von TV, Internet und Mobilfunk...21
Abbildung 3: Kategorien der Internet-TV-Konvergenz ...22
Abbildung 4: Breitbandportal T-Online Vision ...24
Abbildung 5: Intercast Viewer von Intel...25
Abbildung 6: Portal des ARD Online-Kanal ...28
Abbildung 7: On-Screen Applikation bei einer Quiz-Show ...29
Abbildung 8: E-Mail und SMS Dienst bei RTL World TV Interaktiv ...31
Abbildung 9: SMS Game im TV...35
Abbildung 10: Mobile Dienste in integrierten Sprach- und Datennetzen ...36
Abbildung 11: XDA von O2 und MDA von T-Mobile ...37
Abbildung 12: NEC n21i (das erste i-modeTM Mobiltelefon in Deutschland) ...41
Abbildung 13: Multimedia Messaging Architektur von Ericsson ...43
Abbildung 14: Modell einer hybriden Plattform...46
Abbildung 15: SABINA-Architektur...48
Abbildung 16: Architektur der Multimedia Car Plattform ...49
Abbildung 17: Funktionsweise des Universal Mobile Information Systems ...50
Abbildung 18: MMD-Systemübersicht ...51
Abbildung 19: Szenario eines 4G Mobilfunksystems...52
Abbildung 20: Interaktivitätsstufen für Medienangebote...56
Abbildung 21: Personalisierungspyramide von Noam ...60
Abbildung 22: Personalisierungsgrad bei Medienangeboten ...62
Abbildung 23: Digitale Breitband-Plattform ...67
Abbildung 24: Breitband TV-EPG ...73
Abbildung 25: Tätigkeitsbereiche der befragten Experten ...78
Abbildung 26: Ausrichtung der Experteninterviews...79
Abbildung 27: Interdependente Komponenten für interaktive Dienste ...83
Abbildung 28: Tätigkeitsbereiche der Teilnehmer der Online-Befragung ...95
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7
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Formen von Webcasting ...23
Tabelle 2: i-modeTM Dienstkategorien...39
Tabelle 3: Dienstattribute für Rundfunk- und Telekommunikationsnetzen ...44
Tabelle 4: Kombinationen für mobile Internet-Rundfunk-Dienste...45
Tabelle 5: Beispiele für mobile Dienste auf hybriden Plattformen...47
Tabelle 6: Kriterien für interaktive Medien ...55
Tabelle 7: Personalisierbarkeit von Medienangeboten ...61
Tabelle 8: Breitband Technologien ...65
Tabelle 9: Medienrechtliches Dienstspektrum ...71
Tabelle 10: Entwicklungsbereiche für Interaktive Breitband Dienste...80
Tabelle 11: Klassifizierung der Teilnehmer der Online-Befragung...94
Tabelle 12: Selbsteinschätzung des Expertenwissens...94
Tabelle 13: Einschätzung zur Zukunft des Fernsehens ...96
Tabelle 14: Prognose für Etablierung von iTV ...97
Tabelle 15: Anteil genutzter Zusatzdienste im TV...98
Tabelle 16: Umsatzpotentiale im TV ...99
Tabelle 17: Bedeutung zusätzlicher Dienste im TV ... 100
Tabelle 18: Medienangebote für den PC... 101
Tabelle 19: Prognose für Breitband-Internet... 102
Tabelle 20: Anteil genutzter Breitband-Angebote mit dem PC ... 103
Tabelle 21: Umsatzpotentiale für Breitband-Internet ... 104
Tabelle 22: Gesamteinschätzung zum Breitband-Internet... 104
Tabelle 23: Entwicklung mobiler Medienangebote ... 106
Tabelle 24: Prognose für Etablierung von mobilen Diensten ... 107
Tabelle 25: Anteil genutzter Dienste im mobilen Bereich ... 108
Tabelle 26: Umsatzpotentiale für mobile Medienangebote ... 108
Tabelle 27: Bedeutung von mobilen Medienangeboten ... 109
Tabelle 28: Gesamtsituation für Interaktive Breitband Dienste ... 110
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8
Abkürzungsverzeichnis
2.5G
2.5th Generation Network
3G
3rd Generation Network
4G
4th Generation Network
ADR
Astra Digital Radio
ADSL
Asymmetric Digital Subscriber Line
ARDAllgemeiner Rundfunk D
eutschlands
ATM
Asynchrous Transfer Mode
BMWI
Bundesministerium für Wirtschaft
BOT
Broadcast Online TV
BTX
Bildschirmtext
cHTML
Compact Hypertext Markup Language
CMS
Content Management System
CRS
Content Repurposing Solution
CRM
Content Right Management
DAB
Digital Audio Broadcasting
DSR
Digitales Satelliten Radio
DVB
Digital Video Broadcasting
DVB-C
Digital Video Broadcasting Cable
DVB-S
Digital Video Broadcasting Satellite
DVB-T
Digital Video Broadcasting Terrestrial
DSL
Digital Subscriber Line
EMS
Enhanced Messaging Service
EPG
Electronic Program Guide
ETSI
European Telecommunications Standards Institute
ETV
Enhanced TV
FTTH
Fibre to the Home
FÜG
Fernsehübertragungsgesetz
GPRS
General Packet Radio Service
GPS
Global Positioning System
GSM
Global System for Mobile Communication
HDTV
High Definition Television
HSCSDHigh Speed Circuit Switched D
ata
HTML
Hypertext Markup Language
IDR
Initiative Digitaler Rundfunk
iDTV
integrated Digital TV
IFA
Internationale Funkausstellung
Abkürzungsverzeichnis
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9
IP
Internet Protokoll
ISDN
Integrated Services Digital Network
ITU
International Telecommunication Union
iTV
Interaktives TV
IuKDG
Informations- und Kommunikationsdienstegesetz
Kbit/s
Kilobit pro Sekunde
LMA
Landesmedienanstalten
LRG
Landesrundfunkgesetz
Mbit/s
Megabit pro Sekunde
Mbone
Multicast Backbone
MCA
Multi Channel Access
MCP
Multimedia Car Platform
MDA
Mobile Digital Assistant
MDStV
Mediendienstestaatsvertrag
MEMO
Multimedia Environment for Mobiles
MHP
Multimedia Home Platform
MMDMobile Media D
istribution
MMS
Multimedia Messaging Service
MMS-C
Multimedia Messaging Service Center
MOT
Multimedia Object Transfer Protocol
MPEG
Motion Picture Expert Group
MP3
Motion Picture Expert Group Layer 3
NTSC
National Television Standards Commitee
NTT
Nippon Telephon and Telegraph
nVoDNear-Video-on-D
emand
PAL
Phase Alternation Line
PDA
Portable Digital Assistant
PDC
Package Data Transmission
QoS
Quality of Service
RegTP
Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation
RDS
Radio Data System
RStV
Rundfunkstaatsvertrag
SABINA
Sytem for Asymmetric Broadband Internet Access
SDSL
Symmetric Digital Subscriber Line
SMS
Short Messaging System
TDG
Teledienstegesetz
TEDTeledialog-System
TIME
Telecommunication, Information, Media, Entertainment
Abkürzungsverzeichnis
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10
TKG
Telekommunikationsgesetz
UMTS
Universal Mobile Telecommunication System
UMIS
Universal Mobile Information System
VDSL
Very-High-Data-Rate Digital Subscriber Line
VoDVideo on D
emand
WAP
Wireless Application Protocoll
wLAN
wireless Local Area Network
xDSL
Asymmetric/ Symmetric Digital Subscriber Line
ZDF
Zweites Deutsches Fernsehen
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11
1 Einleitung
1.1
Ausgangssituation
Überlegungen zu interaktiven Informations- und Unterhaltungsangeboten
werden nicht erst seit der Digitalisierung des Rundfunks oder der Entwicklung
immer leistungsfähiger Infrastrukturen und Übertragungssystemen der
jüngsten Vergangenheit angestellt. Bereits in den sechziger Jahren wurde in
den USA der Gedanke eines Rückkanals für das Fernsehen aufgeworfen. Der
unidirektionale Charakter dieses Mediums sollte aufgebrochen und in ein
Zwei-Wege-Fernsehen umfunktioniert werden. Die Ursache für diese
Überlegungen lag in der seit Ende der vierziger Jahren begonnen Einführung
und Ausbau der Fernsehkabelnetze in den USA und die darin gesehenen
Möglichkeiten für interaktive Anwendungen. Auch in Deutschland wurden zu
Beginn der siebziger Jahre erste Tests mit Rückkanälen durchgeführt, die
jedoch nur unter Laborbedingungen stattfanden. Um ein Zwei-Wege-
Fernsehen massenhaft einzuführen, fehlten vor allem die notwendigen
Infrastrukturen, die mit erheblichen finanziellen Mitteln hätten aufgerüstet
werden müssen (vgl. Kleinsteuber 1996; Ruhrmann, Nieland 1997).
Die Beteiligung des Zuschauers am Fernsehprogramm ist allerdings nicht nur
mittels Rückkanal realisierbar. Seit den Anfängen des Fernsehens gab es
immer wieder Konzepte, den Zuschauer aus seiner passiven Rolle
herauszulocken und aktiv am Programmgeschehen teilhaben zu lassen. Durch
die Verbindung von Fernsehen und Telefon waren bereits sehr früh
Interaktionen auf niedrigem Niveau möglich. Die erste Unterhaltungsshow in
dieser Richtung im deutschen Fernsehen war die Sendung ,,Der Goldene
Schuss".
1
Die Zuschauer konnten mittels Kommandos über das Telefon die
Ausrichtung einer Armbrust steuern.
2
In den achtziger Jahren wurde dann
eine Methode für Abstimmungen im Fernsehen über das Telefon entwickelt.
Das wohl bekannteste Beispiel ist die Wahl des Wettkönigs bei der Sendung
,,Wetten dass..." durch die Anrufe der Zuschauer. Die Rede ist vom TED (vgl.
Staab 1994; Ruhrmann, Nieland 1997; Dahm, Rössler, Schenk 1998; Adolf
Grimme Institut 2001).
1
Deutsche Erstausstrahlung war am 4.12.1964 im ZDF. Die Sendung lief von 1964 bis 1970 im
ZDF.
2
Siehe http://www.brugg-online.ch/news/980313/armbrust.htm [20.07.02].
Kapitel 1 Einleitung
broadband-scenario.com
12
Durch das Internet und die Digitalisierung bricht nun ein neues Zeitalter für
interaktive Medien an. Die Digitalisierung ermöglicht dabei eine Vielzahl von
Diensten und Anwendungen, die vorher nicht bzw. umständlich realisierbar
waren. Dabei bedeutet die Digitalisierung weit mehr als den Wechsel der
Übertragungstechnologie. In der Telekommunikation und im Mobilfunk
ermöglicht sie neben der Sprachtelefonie auch die Nutzung von Informations-
und Unterhaltungsangeboten. Das Internet wird zu einer integrierten
Plattform für sämtliche Medienformate und wird mit Audio- und Videoinhalten
aufgewertet. Selbst das Fernsehen kann durch die Digitalisierung mit
Funktionalitäten des Internets erweitert werden, wodurch sich interaktive
Nutzungsmöglichkeiten ergeben (vgl. Bisenius, Siegert 2002).
1.2
Problemstellung und Ziel der Untersuchung
Die Zukunftsvisionen, die von einigen Medienanalytikern noch mit einer
,,digitalen Revolution"
3
bezeichnet und durch zahlreiche Prognosen der letzten
Jahre propagiert und prophezeit wurden, müssen erst einmal verworfen
werden. Das soll auf keinen Fall bedeuten, dass nun ein Stillstand eintritt.
Keineswegs, der Umbruch wird nur nicht in der Geschwindigkeit vollzogen,
wie sich einige Visionäre den Wandel in ein digitales Zeitalter mit all seinen
Facetten und Möglichkeiten vorgestellt haben. Im mediengeschichtlichen
Sinne ist die Digitalisierung sicher als (Medien-) Revolution zu bezeichnen.
Aber alle mit diesem Wandlungsprozess zusammenhängenden Entwicklungen
werden sich eher in evolutionären Stufen vollziehen, so wie dies auch bei
vergangenen Medienrevolutionen der Fall war.
Weiter kommt hinzu, dass die gegenwärtige Stimmung auf dem deutschen
Medienmarkt vor allem durch den Zusammenbruch der ,,New Economy",
durch sinkende Werbeeinnahmen, durch Investitionsunsicherheiten und
Konfusion über die zukünftigen Entwicklungen von Medienangeboten geprägt
ist. Diese Faktoren haben in der Medienbranche zu Konsolidierungs-
maßnahmen geführt, die keinen Raum für Experimente lassen.
Ein weiterer Aspekt, der in der Vergangenheit häufig außer Acht gelassen
wurde, ist das technisch Machbare von einer wirtschaftlichen Tragfähigkeit zu
unterscheiden. So konnte man immer wieder feststellen, dass nicht alle
Innovationen im Medien- und Kommunikationsbereich bedingungslos von den
Nutzern angenommen wurden. BTX, HDTV, DAB sind da nur ein paar Beispiele
3
Siehe dazu Negroponte 1995; Noam 1996; Dertouzos 1999.
Kapitel 1 Einleitung
broadband-scenario.com
13
aus einer nicht allzu fernen Vergangenheit die beweisen, dass der Nutzer über
Erfolg und Misserfolg einer neuen Entwicklung entscheidet.
Trotz dieser Bedenken bestehen Innovationspotentiale für neue Informations-
und Unterhaltungsangebote in den Bereichen Fernsehen, Hörfunk, Internet
und Mobilfunk, die vor allem durch die Digitalisierung und konvergenten
Entwicklungen entstehen.
4
Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Probleme im Medienbereich und der
bestehenden Innovationspotentiale soll diese Untersuchung ansetzen. Dabei
soll von den euphorischen Prognosen der Vergangenheit Abstand genommen
werden. Vielmehr werden die gegenwärtig beobachtbaren Entwicklungen im
Bereich von Internet, Fernsehen und Mobilfunk aufgezeigt und mit den
Erfahrungen und dem Wissen von Experten, die aktiv an Entwicklungs-
prozessen neuer Medienangebote beteiligt sind, analysiert.
Diese Untersuchung konzentriert sich dabei ausschließlich auf Deutschland.
Auf Entwicklungen in den USA oder Japan wird lediglich vereinzelt
hingewiesen.
1.3
Gliederung und Methodik
Der erste Teil (Abschnitt 2) der Untersuchung befasst sich mit der
Digitalisierung von Telekommunikation und Rundfunk und den sich daraus
ergebenden konvergenten Entwicklungen in Internet, Rundfunk und
Mobilfunk. Dabei werden die einzelnen Trends in diesen Bereichen dargestellt.
Im zweiten Teil (Abschnitt 3) wird erläutert, was unter dem Begriff Interaktive
Breitband Dienste zu verstehen ist. Dabei wird auf die einzelnen Bestandteile
des Begriffs Interaktivität, Breitband und Dienste etwas genauer eingegangen.
Es folgt im dritten Teil (Abschnitt 4) eine empirische Untersuchung zu den
Entwicklungsperspektiven und Erfolgspotentialen von interaktiven
Informations- und Unterhaltungsangeboten. Dabei werden Methoden der
qualitativen und quantitativen Forschung verwendet. In einer ersten
explorativen Phase werden mittels qualitativer Experteninterviews die
Entwicklungen, Potentiale und Voraussetzungen für interaktive Anwendungen
und Dienste erfasst. Aufgrund dieser Expertenaussagen wurde in einem
nächsten Schritt ein standardisierter Fragebogen entwickelt, der auf der
4
Siehe dazu Lauff 2002, 25 ff.
Kapitel 1 Einleitung
broadband-scenario.com
14
Plattform von ITV-Content
5
per Online-Fragebogen bzw. alternativ per
herunterladbarem Fragebogen erhoben wurde. Anschließend werden die
Ergebnisse der Untersuchung noch einmal zusammenfassend dargestellt.
5
ITV-Content ist Deutschlands größtes Archiv und Diskussions-Forum für interaktives TV,
Breitband und Medien-Konvergenz. Siehe http://www.itv-content.de.
broadband-scenario.com
15
2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
2.1
Ausgangspunkt Digitalisierung
2.1.1 Entwicklungen bei Telekommunikation und Rundfunk
In der Telekommunikation hat die Umwandlung von der analogen zur digitalen
Technik bereits in den siebziger Jahren eingesetzt. Im Bereich der
Vermittlungs- und Übertragungstechnik wurde dabei die elektromagnetische
Technik durch elektronische (digitale) Technik ersetzt. Lediglich auf dem
letzten Teilstück zum Teilnehmer blieb die analoge Übertragung vorerst
bestehen. Durch die Einführung von ISDN
6
in den neunziger Jahren drang die
digitale Technik dann auch bis in den Teilnehmeranschlussbereich vor (vgl.
Latzer 1997). Der Mobilfunk basiert bereits seit dem Übergang zur zweiten
Mobilfunkgeneration (2G) auf der digitalen Technik.
Eine erste Entwicklung digitaler Übertragung im Hörfunk ist das Ende der
achtziger Jahre eingeführte Digitale Satelliten Radio (DSR).
7
Es folgten Mitte
der neunziger Jahre weitere digitale Radioangebote über die Satellitensysteme
Astra mit dem Astra Digital Radio (ADR) und Eutelsat mit dem digitalen
Satellitenradio SARA. Jedoch boten diese Angebote lediglich die Möglichkeit
eines stationären Empfangs. Speziell für den mobilen Einsatz ging das
terrestrisch verbreitete Digital Audio Broadcasting (DAB) in Deutschland in
den Regelbetrieb über
8
(vgl. Riehm, Wingert 1995; BMWi 2000). Aufgrund
verschiedener Faktoren, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen
werden soll, konnte sich das Digitale Radio in Deutschland bis zum heutigen
Zeitpunkt noch nicht durchsetzen.
9
Auf der Berliner Funkausstellung im Jahre 1995 wurden erstmals außerhalb
eines reinen Pilotversuches digitalisierte Fernsehbilder über den Satelliten
Astra 1 E
10
durch die DF 1 GmbH
11
ausgestrahlt. Ungefähr ein Jahr danach
startete die digitale Plattform DF 1 mit der Formel 1 Übertragung des ,,Großen
6
Zu ISDN siehe weiterführend Klimsa; Maruschke 1996.
7
Zu DSR siehe weiterführend Institut für Rundfunktechnik 1989; Riehm, Wingert 1995.
8
Im Rahmen der europäischen Forschungsinitiative EUREKA entwickelter Standard für digitales
Radio. Siehe weiterführend Riehm, Wingert 1995; Hoeg, Lauterbach 2001.
9
Zum aktuellen Stand des Digitalen Radios in Deutschland siehe Weiß; Hensle; Adelt 2002.
10
Am 19. Oktober 1995 startete der erste rein digitale Satellit Astra 1 E mit 20 digitalen
Transpondern.
11
DF 1 steht für Digitales Fernsehen 1 und war eine Tochtergesellschaft der Kirch Gruppe.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
broadband-scenario.com
16
Preis von Deutschland"
12
(vgl. Breunig 1997). Mit Digital Video Broadcasting
(DVB) wurde dabei auf internationaler Ebene eine einheitliche
Standardvorgabe für das digitale Fernsehen entwickelt.
13
Neben der
Verbreitung des digitalen Fernsehens über Satellit (DVB-S) und Kabel (DVB-C)
startete am 1. November 2002 in der Region Berlin Brandenburg der
Regelbetrieb für die digitale terrestrische Ausstrahlung (DVB-T). Diese
ermöglicht außer dem stationären Empfang auch den portablen bzw. mobilen
Empfang des digitalen Fernsehens.
14
In Deutschland soll die Umstellung des Fernsehens bis 2010 und die des
Hörfunks bis 2015 von analog auf digital abgeschlossen sein.
15
Diese
Zeitvorgaben empfiehlt die Initiative der Bundesregierung für digitalen
Rundfunk (IDR), um die Entwicklungen zügig voranzutreiben. Bis zu diesen
Zeitpunkten werden analoge und digitale Übertragungsarten parallel
betrieben.
16
2.1.2 Möglichkeiten durch die Digitalisierung
,,Wenn sie über die Möglichkeiten und Zusammenhänge der Digitalisierung
sprechen, erhoffen sich die meisten Medienexperten eine bessere und
effizientere Übertragung des bereits Vorhandenen. Aber wie das Trojanische
Pferd wird uns dieses Geschenk in der Folge einige Überraschungen bereiten."
(Negroponte 1995, 27)
Neben einer verbesserten Qualität von Bild und Ton ergeben sich durch die
Digitalisierung vor allem durch Datenkompression und Datenreduktion neue
Möglichkeiten.
17
Die bestehenden Kapazitäten der einzelnen Übertragungs-
wege Satellit, Kabel und Terrestrik können somit effizienter genutzt werden.
Dies führt dazu, dass im Vergleich zur analogen Übertragung wesentlich mehr
Programme übertragen werden können (vgl. Heinrich 1999; Schössler 2001;
Ziemer 2002).
Als eine erste Reaktion auf diese Möglichkeiten bieten die
Programmveranstalter mit ZDF.vision, ARD Digital, und RTL World so
12
Für einen chronologischen Überblick zur Entwicklung des digitalen Pay-TV in Deutschland und
der Entwicklung des digitalen Pay-TV in Europa siehe Paukens/Schümchen 2000.
13
Siehe weiterführend http://www.dvb.org [14.10.02] und Benoit 1997 sowie Reimers 2001.
14
Meldung vom 08.10.2002 auf DigiTV.de
http://www.digitv.de/news/druck.cgi?newsid1034057808,16749,Technik [08.10.02]
15
Siehe dazu BMWi 1998.
16
Dieser Parallelbetrieb wird auch als Simulcast bezeichnet.
17
Siehe zu Verfahren der Datenreduktion Reimers 1997 und Ziemer 2002.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
broadband-scenario.com
17
genannte Programmbouquets an. Neben dem bereits bestehenden Programm
werden zusätzlich Spartenprogramme und multimediale Dienste zur
Verfügung gestellt (vgl. Paech, Schreitmüller, Ziemer 1999; Eberle, Hall
2000). Dabei wird innerhalb der einzelnen Programmbouquets in erster Linie
eine inhaltlichen Vernetzung innerhalb einer Senderfamilie vorgenommen
(vgl. Ruhrmann, Nieland 1997; Hillebrand 2000). Weiterhin können
Multimediadienste übertragen werden, für die bisher die Infrastruktur der
Rundfunkübertragung nicht geeignet war.
Zusätzlich können neben den traditionellen Verbreitungswegen Kabel, Satellit
und Terrestrik auch alternative Distributionsmöglichkeiten genutzt werden. So
besteht die Möglichkeit, mediale Inhalte zusätzlich über Telekommunikations-
und Mobilfunknetze zu übertragen. Dadurch können sich neue Formen und
Nutzungsmöglichkeiten ergeben. Die Digitalisierung hat den Vorteil, dass man
zunehmend unabhängig Inhalte auf möglichst viele Plattformen verbreiten
kann. Die Familie der MPEG-Standards ist ein gutes Beispiel dafür. Sie können
sowohl über digitale Rundfunknetze und Telekommunikationsnetze übertragen
werden. Durch die Digitalisierung entkoppeln sich die Inhalte weitestgehend
von den Verbreitungswegen, wodurch die Voraussetzung für die Konvergenz
von Kommunikationsformen geschaffen wird (vgl. Latzer 1997; Schössler
2001).
18
2.1.3 Der Begriff Konvergenz
Der Begriff Konvergenz findet nicht nur im medien- und kommunikations-
wissenschaftlichen Sinne eine Anwendung. Verschiedene Wissenschafts-
disziplinen verwenden diesen Ausdruck und erklären damit die
unterschiedlichsten Dinge.
19
Auch innerhalb der Kommunikations- und
Medienwissenschaft handelt es sich bei dem Begriff Konvergenz um einen
äußerst mehrdeutigen und unscharfen Begriff. Die ursprüngliche
Konvergenzthese ging davon aus, ,,dass sich die zuschauerstärksten
Vollprogramme des dualen Fernsehsystems aufgrund gleichartiger
Rahmenbedingungen auf längere Sicht strukturell, inhaltlich und qualitativ
aneinander anpassen werden." (Bruns; Marcinkowski 1996, 461) Durch das
18
Siehe auch zu Digitalisierung und Konvergenz Vince; Earnshaw 1999.
19
In der Biologie meint der Begriff Konvergenz die Ausbildung ähnlicher Merkmale hinsichtlich
Gestalt und Organen bei genetisch verschiedenen Lebewesen, in der Mathematik ist das
Vorhandensein einer Annäherung konvergenter Linien und Reihen gemeint oder in der Geographie
das Zusammentreffen verschiedener Strömungen des Meereswassers, um nur einige zu nennen.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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18
Formatfernsehen scheint sich der Konvergenztrend in Form formaler
programmstruktureller Angleichung der Fernsehprogramme weiter
fortzusetzen (vgl. Meckel 1997). In diesem Kontext bedeutet Konvergenz die
Angleichung von Programmen öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunk-
veranstalter.
Der Begriff Konvergenz wird allerdings auch in einem für diese Untersuchung
interessanten Zusammenhang verwendet. Gemeint ist das Verschmelzen bzw.
Zusammenwachsen von Computer- und Informationstechnologie, Tele-
kommunikation und Rundfunk und den daraus resultierenden Formen neuer
Medienangebote (vgl. Latzer 1997; Höflich 1999; Meier 1999). Dieses
Verständnis von Konvergenz soll in den weiteren Ausführungen verwendet
werden.
2.1.4 Konvergenz im Telekommunikations- und Mediensektor
Vor dem einsetzenden Konvergenzprozess existierten die drei Bereiche
Computer- und Informationstechnologie, Telekommunikation und Rundfunk
unabhängig voneinander. Mit der Umrüstung der Telekommunikationsnetze
auf digitale Technik wurde die technologische Basis für die erste Stufe des
Konvergenzprozesses geschaffen. Die Bereiche Computer- und Informations-
technologie (Informatik) verschmelzen mit der Telekommunikation zur
Telematik. Weiter vorangetrieben wird dieser Prozess auf der einen Seite
durch die ständige Verbesserung der Übertragungskapazitäten sowie der
Installation intelligenter Netze
20
sowie auf der anderen Seite der weiteren
Steigerung von Rechen- und Speicherleistungen. Durch diese Entwicklungen
begünstigt, kommt es zur einer weiteren Stufe der Konvergenz (vgl. Latzer
1997; Zerdick u. a. 2001).
Der Ausgangspunkt des zweiten Konvergenzstufe ist, anders als bei der
Entstehung der Telematik, nicht nur auf die Digitalisierung, sondern auch auf
die funktionale Konvergenz, die Überschneidung auf der Dienste-Ebene, die
die eindeutige Zuordnung zur Telekommunikation einerseits oder zum
Rundfunk andererseits erschwert bzw. unmöglich macht. Die zweite Stufe des
Konvergenzprozesses ist durch das Verschmelzen von Telematik und
Rundfunk gekennzeichnet. Das Ergebnis, dessen Prozess gegenwärtig
stattfindet und als noch nicht abgeschlossen gilt, wird mit dem Kunstwort
Mediamatik
21
umschrieben. Dabei ist die Übertragung von medialen Inhalten
20
Siehe dazu weiterführend Orlamünder 2000 und Siegmund 2001.
21
Der Begriff Mediamatik wurde von Michael Latzer geprägt. Siehe Latzer 1997.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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19
nicht mehr ausschließlich auf Rundfunknetze beschränkt. Auch
Telekommunikations- und Mobilfunknetze eignen sich zur Verbreitung von
Inhalten, was Auswirkungen auf Angebotsformen und Nutzungsverhalten hat
(vgl. Latzer 1997, 1999; Zerdick u.a. 2001).
Abbildung 1: Konvergenzstufen im TIME-Sektor
22
Die Konvergenzentwicklungen im Medien- und Kommunikationssektor sind
äußerst vielfältig und können aus verschiedenen Perspektiven analysiert
werden.
23
Dabei werden die folgenden Ebenen unterschieden:
- technische Konvergenz auf der Ebene der Netze (durch die
Digitalisierung der Datenübertragung werden die Kommunikations-
infrastrukturen zusammengeführt)
-
technische Konvergenz auf der Ebene der Endgeräte (Funktionen des
PC werden auf den Fernseher übertragen und Funktionen des
Fernsehers auf den PC)
-
funktionale Konvergenz auf Dienstebene (multimediale Zusatzdienste
im Fernsehen bieten ähnliche Funktionalitäten wie Websites, in dem
die Inhalte aktiv ausgewählt werden können)
22
Nach Latzer 1997.
23
Siehe dazu Garnham 1995; Europäische Kommission 1997; Latzer 1997; Knauth 1998; Höflich
1999 und Meier 1999.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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20
-
unternehmerische Konvergenz (strukturelle Kopplung zwischen den
Wertschöpfungsketten, Konvergenz durch Fusionen und strategische
Allianzen)
-
räumliche Konvergenz (durch systematische Vernetzung, Probleme:
nationalstaatliche Technologiepolitik führt zu Verlangsamung von
grenzüberschreitenden Integrationsprozessen)
-
rezepetive Konvergenz (Endverbraucher ändern ihr Mediennutzungs-
verhalten im Sinne der zur Verfügung gestellten neuen
Infrastrukturen, Endgeräte und Dienstleistungen)
- regulatorische (Vereinheitlichung unterschiedlicher Regulierungs-
modelle, Unternehmen auf Multimedia-Märkten haben Interesse an
vereinheitlichten gesetzlichen Rahmenbedingungen)
24
(vgl. Latzer
1997; Meier 1999; Knauth 1998; Lauff 2001)
In dieser Arbeit wird sich ausschließlich mit der technischen und funktionalen
Ebene der Konvergenz befasst, da diese Auswirkungen auf die Bereitstellung
von neuen Diensten hat.
24
Zur Evaluierung von Konvergenzprozessen siehe Meier 1999, 34-37.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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21
2.1.5 Konvergenztrends
Im Medien- und Kommunikationssektor kann man gegenwärtig zwei
tendenzielle Entwicklungen beobachten. Zum einen findet eine Konvergenz
zwischen Internet und Fernsehen und zum anderen zwischen Internet und
Mobilfunk statt. Im Bereich von Internet und Fernsehen ergeben sich dabei
Anwendungen, die entweder auf dem PC oder dem Fernseher als Endgerät
basieren. Zukünftig kann noch ein weiterer Trend hinzukommen, der bereits
in ersten Ansätzen zu erkennen ist. Gemeint ist die Entwicklung von mobil
und portabel nutzbaren Internet-TV-Diensten (vgl. Gaida 2001; Bisenius,
Siegert 2002).
Fernsehen
Internet
Mobilfunk
Trend 1
Internet-TV-Konvergenz
TV-basierte
Dienste
PC-basierte
Dienste
Trend 2
Internet-Mobilfunk-Konvergenz
Mobile Multimedia- und Internet-Dienste
Trend 3
Trend 1
Mobile Media
Trend 2
Mobile Internet- und Fernseh-Dienste
Abbildung 2: Konvergenztrends von TV, Internet und Mobilfunk
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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22
2.2
Konvergenz von Internet und TV
2.2.1 Entwicklungen im Internet und TV-Bereich
Internet und Fernsehen bewegen sich aufeinander zu.
25
,,Während die
Entwicklung im Internet/Online-Bereich von der zunehmenden Integration von
Audio- und Videoelementen getrieben wird, die einen höheren Bedarf an
Bandbreite und Übertragungsgeschwindigkeit generiert, wirkt im TV-Bereich
das Interaktivitäts- bzw. Personalisierungsversprechen eines Mediums, das
bisher ausschließlich am Massenpublikum ausgerichtet war." (Beckert,
Kubicek 2000, 19)
Die ursprüngliche Angebote, wie auf der einen Seite die Online Dienste und
Websites und auf der anderen Seite die TV-Programme, werden durch neue
Funktionalitäten bzw. um neue Inhalte ergänzt. Die Darstellung verdeutlicht
dabei noch einmal die Entwicklungsrichtungen von Internet und Fernsehen.
Abbildung 3: Kategorien der Internet-TV-Konvergenz
26
Die einzelnen Beispiele auf der PC-Plattform (Webcasting, PC-basierte TV-
Dienste) und auf der TV-Plattform (Enhanced TV, Internet-on-TV) sollen in
den nächsten Ausführungen genauer beschrieben werden. Dabei kann jedoch
keine Vollständigkeit gewährleistet werden.
25
Siehe zu Konvergenz von Fernsehen und Internet auch Thompson 1997.
26
Nach Thielmann, Dowling 1999, 5.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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23
2.2.2 Webcasting
In den letzten Jahren hat sich das Internet immer weiter zu einer universellen
Plattform zur Integration sämtlicher Medienformate entwickelt. Neben Text,
Bildern und Grafiken werden zunehmend Audio- und Videoinhalte im Internet
zur Verfügung gestellt. Diese Entwicklung wird vor allem durch neue
Übertragungsmöglichkeiten, Datenkompression und dem stetigen Anwachsen
der Bandbreite im Teilnehmeranschlussbereich vorangetrieben (vgl. Hillebrand
2000; Mayer 2001).
Im Allgemeinen wird mit Webcasting die Übertragung von Audio- und
Videoinhalten im Internet bezeichnet. Dazu zählen unter anderem die
parallele Übertragung von Hörfunk- und TV-Programmen, die Bereitstellung
von Audio- und Video-Clips jeglicher Art zum individuellen Abruf und die
Übertragung von Live-Veranstaltungen, wie Pressekonferenzen oder
Aktionärsversammlungen. Des Weiteren wird mit Webcasting auch das
automatische Senden vom Nutzer abonnierter Inhalte (Push-Dienste) über
das Internet bezeichnet.
27
Die unterschiedlichen Formen, die dem Begriff Webcasting zugeordnet
werden, sollen in der folgenden Tabelle noch einmal übersichtlich dargestellt
werden.
Form
Beschreibung
Beispiele
klassischer Rundfunk
im Web
Sendung von
Rundfunkprogrammen über
das Internet
Hörfunk- und TV-Programme
von Rundfunkanstalten
werden parallel im Web
übertragen
On-Demand-Services
individueller und
zeitunabhängiger Abruf von
Audio- und Videoinhalten
Launch.com, Arcor Video-on-
Demand Service etc.
,,Web only"-Services
ausschließliche Nutzung des
Internet zur Übertragung von
Audio- und Videoinhalten
Aktionärsversammlungen,
Pressekonferenzen, Special
Events, nur im Internet
übertragene Audio- und
Videoprogramme
automatisiertes Pull
automatische Aktualisierung
von Websites, wird aber vom
Nutzer vorher festgelegt
Netscape ,,My Sidebar",
Microsoft Browser Channels
Push-Dienste
abonnierbare, regelmäßig
aktualisierte Informations-
und Unterhaltungsangebote
EntryPoint (früher Pointcast),
Marimba, StockWatch etc.
Tabelle 1: Formen von Webcasting
28
27
Siehe einführend zu Webcasting und Push Technologien Keyes 1997; Szuprowicz 1998 und
Miles 1998.
28
Nach Hillebrand 2000, 26.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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24
Ein Beispiel für Webcasting-Angebot ist das Breitbandportal von T-Online-
Vision. Hier werden speziell für das Internet produzierte Inhalte angeboten.
Abbildung 4: Breitbandportal T-Online Vision
29
2.2.3 PC-basierte TV-Dienste
An dieser Stelle soll auf eine weitere Entwicklung im Bereich der PC-basierten
Dienste eingegangen werden: Intercast. Ähnlich wie der Begriff Webcasting
entstand auch Intercast aus einer Zusammenführung der Begriffe Internet
und Broadcast. Bei Intercast handelt es sich um einen mit dem analogen
Fernsehsignal ausgestrahlten Datendienst, der mit Hilfe einer TV-Karte auf
dem PC genutzt werden kann.
Intercast ist eine vom Chip-Hersteller Intel entwickelte Technologie, die wie
der Teletext
30
Daten über die vertikale Austastlücke des Fernsehsignals
ausstrahlt.
31
Die Daten können HTML-Seiten, Bilder, Audio usw. sein und
werden in einem permanenten Datenstrom gesendet. Mit dieser Technologie
sind Übertragungsraten pro Zeile in der Austastlücke von 10 Kbit/s möglich.
Insgesamt stehen bei PAL 16 Zeilen in dieser Austastlücke für
Datenübertragungen zur Verfügung, die bisher für den Teletext genutzt
29
Screenshot von http://www.t-vision.de [03.09.02].
30
Auch unter dem Begriff Videotext bekannt .
31
Zeitliche Bereiche innerhalb des Fernsehsignals, die keine Bildinformation enthalten. Die
vertikale Austastlücke ist das Zeitintervall, in dem der Elektronenstrahl vom Bildende zum
Bildanfang des nächsten Bildes springt.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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25
werden konnten. Ein paar Zeilen werden nun für Intercast verwendet
32
(vgl.
Krüger 1999).
Es ist möglich, die permanent ausgestrahlten Daten auf der Festplatte des PC
zu speichern, um so schnellere Zugriffszeiten auf die Inhalte zu haben. Die
Darstellung der Intercast-Inhalte erfolgt mit einer speziell entwickelten
Navigationssoftware namens Intercast Viewer. Der Intercast Viewer basiert
auf dem Internet Explorer von Microsoft und kann das laufende
Fernsehprogramm, die gesendeten HTML-Seiten und Programmhinweise des
jeweiligen Senders darstellen
33
(vgl. Preiß 1998; Beckert, Kubicek 2000).
Abbildung 5: Intercast Viewer von Intel
34
Die Intercast-Technologie wurde das erste Mal bei den Olympischen Spielen
1996 in Atlanta von NBC eingesetzt. Dabei wurden parallel zu der Live-
Sportübertragung weitere Informationen zu den jeweiligen Wettkämpfen,
Athleten, Ranglisten usw. ausgestrahlt (vgl. Preiß 1998).
32
Das ZDF nutzte zwei Zeilen mit einer Datenübertragungsrate von 20 Kbit/s.
33
Weiterführend zur Intercast-Technik siehe Preiß 1998, 73-78 und
http://www.fhr.ch/~rvogt/intercst/ intercst.htm [23.07.02].
34
Screenshot von http://www.fhr.ch/~rvogt/intercst/ intercst.htm [23.07.02].
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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26
Durch die Portierung der Technologie von NTSC auf PAL
35
wurde Intercast in
Deutschland erst ein Jahr später auf der Internationalen Funkausstellung
1997 vom ZDF
36
präsentiert. Gut ein Jahr später folgte dann das DSF
37
mit
einem Intercast-Dienst. Beide Intercast-Dienste wurden sowohl über Kabel als
auch Satellit ausgestrahlt.
Im ZDF wurde für Intercast eine eigene Redaktion aufgebaut, die mit der
Auswahl und Aufbereitung der Inhalte beschäftigt war. Vor allem wurden
aktuelle Nachrichten aus unterschiedlichen Bereichen und programm-
begleitende Inhalte mit Hintergrundinformationen zu verschiedenen
Sendungen zur Verfügung gestellt (vgl. Beckert, Kubicek 2000).
Die Zusammenstellung und Auswahl der bereitgestellten Inhalte wird jedoch
von der jeweiligen Redaktion bestimmt, so dass der Nutzer nur innerhalb
dieses Angebotes die Vorteile von Intercast nutzen kann. Im Gegensatz zur
herkömmlichen Nutzung des Internets fallen keine Online-Gebühren an und
durch die Speichermöglichkeit der gesendeten Daten auf der Festplatte, die
fortwährend durch den Datenstrom aktualisiert werden, sind schnelle Zugriffe
auf die Inhalte gewährleistet.
Um die Intercast-Dienste zu nutzen, ist kein Rückkanal erforderlich. Die Daten
werden an alle Empfänger gesendet und auf der Festplatte des PCs
gespeichert. Es handelt sich bei Intercast um einen Push-Dienst. Dennoch
führten nicht alle Verlinkungen zu den redaktionell aufbereiteten HTML-Seiten.
In diesem Fall war die Einwahl ins Internet mit einem Modem möglich.
Laut einer Marktforschungsstudie von Infratest-Burke wurden die
Informationen der Intercast-Dienste von den Nutzern mit gut bis sehr gut
beurteilt und die Nutzung als eine Bereicherung des Fernsehens angesehen.
Man ging in Deutschland von ca. 200.000 regelmäßigen Nutzern aus.
38
Intercast ist auf eine parallele Nutzung von TV-Programm und
programmbegleitenden und weiteren Informationen ausgelegt und sollte zu
einer erweiterten Fernseherfahrung und Zuschauerbindung eingesetzt werden
(vgl. Krüger 1999; Beckert, Kubicek 2000). Zum Ende des Jahres 1999 stellte
die Firma Intel den Support und die Weiterentwicklung der Intercast-
35
Es gibt weltweit verschiedene Fernsehnormen. Die wichtigsten zwei sind PAL und NTSC. PAL
wird hauptsächlich in Europa (ohne Frankreich und Ost-Europa) verwendet und NTSC in Amerika.
36
Das ZDF hat mit INTEL, Portland/USA im Juli 1997 einen Kooperationsvertrag zur technischen
Erprobung und Einführung von Intercast-Diensten in Deutschland geschlossen. Der ZDF-Partner
NBC hatte in den USA Intercast bereits erfolgreich am Markt erprobt. Das ZDF präsentierte als
erste Sendeanstalt diese Technologie in Europa.
37
Meldung in Horizont.net vom 31.08.98.
38
Meldung in Horizont.net vom 02.10.98.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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27
Technologie ein, woraufhin zu Beginn des Jahres 2000 auch ZDF und DSF die
Ausstrahlung von Intercast-Inhalten einstellten.
39
2.2.4 Enhanced TV
Neben den geschilderten PC-basierten Applikationen finden auch im Bereich
des Fernsehens konvergente Entwicklungen statt. Mit dem Begriff Enhanced
TV
40
wird die Verbesserung und Erweiterung des Fernsehens mit
multimedialen Zusatzangeboten und erweiterten Nutzungsmöglichkeiten
bezeichnet. Die folgenden Darstellungen sollen einen Überblick der
gegenwärtig in den digitalen Bouquets deutscher Programmveranstalter
41
realisierten TV-basierten Applikationen geben:
42
1. Elektronische Programmführer (EPG)
2. Multimediale Informationsdienste
3. On-Screen Applikationen
4. Games
5. Messaging Dienste
Ähnlich wie eine Fernsehzeitung führt der Elektronische Programmführer
(EPG)
43
den Zuschauer durch die Programme der digitalen Bouquets der
jeweiligen Sender. Mit dem EPG können zusätzlich Detailinformationen zu den
einzelnen Sendungen abgerufen werden. In der Regel werden die EPGs von
den Programmanbietern angeboten und als Dienst innerhalb des digitalen
Bouquets ausgestrahlt, so dass sie parallel zum Fernsehprogramm abgerufen
werden können.
Eine weitere Funktion bietet das ,,digitale Lesezeichen" im Angebot von ARD
Digital. Man kann das gesamte Programm der öffentlich-rechtlichen Sender
nach Stichworten absuchen und aus den gefundenen Ergebnissen sein
persönliches Programm zusammenstellen.
Die Interessenprofile können
gespeichert werden, um später selbstständig die spezifischen Sendungen
abrufen zu können. Eine Option für die Zukunft ist, dass durch die
39
Nach Angaben von ZDF und DSF.
40
In diesem Zusammenhang werden auch die Begriffe Advanced TV und Synchronised TV
verwendet. Synchronised TV bezieht sich dabei auf Applikationen, die speziell an das lineare
Programm angepasst sind (vgl. Bird 2002).
41
Beispiele aus den digitalen Bouquets ARD Digital, ZDF.vision und RTL World.
42
Siehe auch BBC Technology 2001; Bird 2002 und http://www.broadbandbananas.com.
43
EPG: Electronic Program Guide
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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28
Lesezeichenfunktion automatisch und ohne weitere Eingriffe des Zuschauers
ein ,,persönlicher Spartenkanal" nach den jeweiligen Interessen aus dem
Gesamtangebot zusammengestellt wird.
Der zusätzlich zum analogen Fernsehprogramm ausgestrahlte Teletext ist ein
häufig genutzter Dienst. Im Zuge der Digitalisierung ergibt sich nun die
Möglichkeit den herkömmlichen Teletext durch einen multimedialen Dienst zu
ersetzen. Innerhalb des Bouquets von ARD Digital gibt es den ARD Online
Kanal, der mit dem Teletext zu vergleichen ist. Die Inhalte bestehen allerdings
nicht mehr aus Textzeilen und simplen Grafiken, vielmehr sind diese mit
Webseiten vergleichbar. Die Navigation wird dabei mit der Fernbedienung
vorgenommen. Die Inhalte des ARD Online Kanal werden zum größten Teil
von den einzelnen Web-Redaktionen der ARD Landesrundfunkanstalten zur
Verfügung gestellt und in einer eigens gegründeten Redaktion aufbereitet.
Das Angebot umfasst neben aktuellen Nachrichten aus den Bereichen Politik,
Wirtschaft, Sport und Neue Medien auch spezielle Dokumentationen zu
verschiedenen Themen.
44
Abbildung 6: Portal des ARD Online-Kanal
45
Dem gleichen Ansatz folgt der ZDF.digitext. Ebenso wie bei ARD Digital wird
im digitalen Programmbouquet von ZDF.vision ein multimedial aufbereiteter
Informationsdienst angeboten. Aus den Teletext- und Online Inhalten der ZDF
Redaktionen wird auch hier eine Auswahl aus den Bereichen aktuelle
44
Siehe http://www.ard-digital.de.
45
Quelle: http://www.ard-digital.de [10.07.02].
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
broadband-scenario.com
29
Nachrichten aus Politik und Wirtschaft, Sport, Wetter und weiterführenden
Programminformationen zusammengestellt.
46
Auch das digitale Bouquet von RTL bietet mit RTL World TV Interaktiv einen
multimedialen Informationsdienst mit aktuellen Nachrichten und vielen
Informationen. Weiter enthält das Angebot einen elektronischen
Programmführer, der Hinweise und Informationen zu allen deutschsprachigen
digitalen Programmen beinhaltet.
47
Ein weiterer Bestandteil des Enhanced TV sind On-Screen Applikationen. Ein
Ausgangspunkt für derartige Anwendungen ist die gedankliche Teilnahme des
Zuschauers bei Quiz-Sendungen und ähnlichen Game-Shows. On-Screen
Applikationen bieten nun die Möglichkeit, dass der Zuschauer direkt an
derartigen Sendungen mit Hilfe der Fernbedienung teilnehmen kann. Dazu
werden, wie das bei der Mix-Funktion von Teletext und TV-Bild bereits
bekannt ist, die grafischen Elemente der Applikation über die laufende
Sendung gelegt. Ohne auf technische Details einzugehen, soll an dieser Stelle
ein Beispiel erläutert werden. Die Zuschauer bekommen während einer Quiz-
Show die Antwortmöglichkeiten eingeblendet und können mit Hilfe der
Fernbedienung eine Wahl treffen.
Abbildung 7: On-Screen Applikation bei einer Quiz-Show
48
46
Siehe http://www.zdf.de/programm/zdfvision/index.html [20.08.02].
47
Siehe http://www.rtl.de/computer/743540.html [29.09.02].
48
Quelle: http://www.broadbandbananas.com [20.08.02].
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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30
Sie können auf diese Weise, wie der Kandidat in der Sendung, Punkte
sammeln und gewinnen. Für diese Art von Applikationen ist kein Rückkanal
erforderlich. Die Punkte werden in der Set-Top-Box gespeichert und am Ende
zusammengerechnet. Dadurch bekommen alle Zuschauer, die an der Sendung
teilgenommen haben, ihren eigenen Punktestand angezeigt. Am Ende wird
anhand der erreichten Punktzahl eine Codenummer eingeblendet, die man bei
einem Rückruf oder in einer E-Mail angeben muss, um an einer
Gewinnauslosung teilzunehmen.
Bei drei Folgen des "Tatort" in der ARD setzte man diese Möglichkeit ein. Der
Zuschauer konnte in die Rolle eines Kommissars schlüpfen. Mit Hilfe eines
elektronischen Fahndungsbuches, in dem per Fernbedienung Indizien
vermerkt werden konnten, sollte dann am Ende der Täter aus einer
Fotogalerie ermittelt werden. Außerdem konnte man bei Zwischenfragen mit
schnellen und richtigen Antworten Punkte sammeln. Ein ähnliches Prinzip wird
bei "Verstehen Sie Spaß?" eingesetzt. Innerhalb der Sendung werden dem
Zuschauer Fragen zu den Reaktionen der Opfer und zum Gelingen der Tricks
der Lockvögel gestellt, bei deren richtigen Beantwortung man Punkte
sammeln kann.
On-Screen Applikationen können neben Quiz- und Game-Shows auch für
Werbesendungen oder Sport-Übertragungen eingesetzt werden. Ohne das
Geschehen auf dem Bildschirm zu verpassen, können nebenbei weitere
Informationen abgerufen werden.
49
Die bisher geschilderten Applikationen stehen lokal zur Verfügung, d.h. sie
werden mit den Programmen des Bouquets ausgestrahlt und nutzen den
Speicher der Set-Top-Box. Der Nutzer interagiert also über die Fernbedienung
mit der Applikation auf der Set-Top-Box, ohne dass ein Rückkanal vorhanden
sein muss.
Doch gerade On-Screen Applikationen bieten mit einem zur Verfügung
stehenden Rückkanal weitere Möglichkeiten. Die Zuschauer können während
Sportsendungen Wetten abgeben oder in einer Nachrichtensendung eine
Abstimmung zu einem bestimmten Thema machen. Die Möglichkeiten sind
vielfältig und wurden in Ländern mit einer größeren Verbreitung des digitalen
Fernsehens wie Großbritannien, Frankreich oder Spanien bereits erfolgreich
realisiert.
50
So sollen zukünftig während der Sendung ,,Sabine Christiansen"
neben dem Abruf von Informationen zum Thema und zu den Gästen auch
49
Für weitere Beispiele siehe http://www.broadbandbananas.com/vvenhanced.html.
50
Siehe Beispiel auf http://www.broadbandbananas.com.
Kapitel 2 Auf dem Weg zu Interaktiven Breitband Diensten
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31
Umfragen gemacht werden, deren Ergebnisse noch während der Sendung
eingeblendet und diskutiert werden können.
51
Einen Schritt weiter geht man bei RTL. Mit einem Trainingslager zu ,,Wer wird
Millionär?" und einer Spielvariante von ,,Quiz21" bietet RTL World TV
Interaktiv erstmals virtuelle Games für das Fernsehgerät an. Weiter kann ein
Messaging Dienst genutzt werden, mit dem über das Fernsehgerät E-Mails
gesendet und empfangen und SMS gesendet werden können.
52
Allerdings ist
hierfür eine rückkanalfähige Set-Top-Box
53
erforderlich, mit der eine
Internetverbindung hergestellt werden muss.
Abbildung 8: E-Mail und SMS Dienst bei RTL World TV Interaktiv
54
Jedoch wurden die Entwicklungen derartiger multimedialer und interaktiver
Zusatz- und Komplementärdienste vor allem durch die fehlende Einigung auf
einen einheitlichen Standard behindert (vgl. Hillebrand 2000; Gaida 2001). So
kann der ZDF.digitext lediglich mit der d-box 1 mit dem Betriebssystem
Betanova genutzt werden. Die anderen Applikationen können dagegen nur
über Satellit und mit Set-Top-Boxen mit dem Betriebssystem Open TV genutzt
werden.
In Zukunft soll der auf europäischer Ebene einheitliche Standard Multimedia
Home Platform (MHP)
55
dafür sorgen, dass alle Applikationen gleichermaßen
über Kabel, Satellit oder Terrestrik genutzt werden können. MHP bietet eine
einheitliche, offene Schnittstelle zur Entwicklung von interaktiven,
51
Pressemeldung vom 25.09.02 http://www.streamingcontent-
magazin.de/news/news.php?id=869.
52
Für weitere Beipspiele siehe http://www.broadbandbananas.com/vvmessaging.html.
53
Set-Top-Boxen mit integriertem Modem oder mit der Möglichkeit, ein externes Modem
anzuschließen.
54
Quelle: http://www.rtl.de/computer/743540.html [15.09.02].
55
Siehe www.mhp.org [20.10.02].
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (eBook)
- 9783832466008
- ISBN (Paperback)
- 9783838666006
- DOI
- 10.3239/9783832466008
- Dateigröße
- 4.4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Technische Universität Ilmenau – Angewandte Medienwissenschaft
- Erscheinungsdatum
- 2003 (April)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- digitalisierung konvergenz fernsehen datendienste expertenbefragung