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Asset Securitisation

Die Verbriefung von Kundenforderungen bei Kreditinstitutionen

©2002 Diplomarbeit 67 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Asset Securitisation (AS), die wertpapiermäßige Verbriefung von Vermögensgegenständen, stellt eine strukturierte Finanzierungsform dar, die aufgrund der flexiblen Ausgestaltungsformen die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten bietet. AS ist sowohl anwendbar für Industrieunternehmen zur Liquidierung ihrer Forderungen aus Lieferung und Leistung, als auch für Kreditinstitute, die mittels Securitisation verschiedenste Zielsetzungen in den Bereichen Risikomanagement, Bilanzstrukturmanagement sowie der Erschließung neuer Finanzierungs- und Ertragsquellen erreichen können.
Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Diplomarbeit konzentriert sich dabei auf eine Betrachtung der AS aus der Sicht von Kreditinstituten, die eine Verbriefung ihrer Forderungen erwägen.
Es wird deshalb zunächst in Kapitel 2 eine Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen und die AS anderen bekannten Finanzinstrumenten der Kreditinstitute gegenübergestellt.
Das Kapitel 3 gibt einen Überblick über den theoretischen Hintergrund der AS und erläutert insbesondere die verschiedenen Strukturierungsvarianten(True Sale vs. Synthetische Strukturen).
Den Abschluss des theoretisch fundierten Teils der Arbeit bilden die Kapitel 4 und 5 mit einer Untersuchung der Vor- und Nachteile derartiger Transaktionen, sowohl aus Sicht der Kredit-institute als auch aus Sicht potentieller Investoren.
In den darauf folgenden Kapiteln geht es darum, die gewonnenen Erkenntnisse auf ein praktisches Beispiel, hier die PROMISE-A-2002-1 Transaktion der HypoVereinsbank, in Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), zu übertragen. Neben der Darstellung der Struktur (Kapitel 7) geht es dabei besonders um die Analyse der Verbriefungsmaßnahme hinsichtlich der in dem vorangegangenen Teil erarbeiteten möglichen Vorteile (Kapitel 8).

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
AbkürzungsverzeichnisIV
Abbildungs- und TabellenverzeichnisVI
1.Einführung1
1.1Wachsende Bedeutung des Kreditrisikomanagement bei Banken1
1.2Ziel der Arbeit und Vorgehensweise2
2.Definitionen und Abgrenzungen3
2.1Begriffsdefinitionen3
2.2Abgrenzung zu ähnlichen Finanzinstrumenten4
3.Die Strukturierung von Asset Securitisation Transaktionen6
3.1Die Grundformen der Verbriefung6
3.1.1True Sale Struktur6
3.1.2Synthetische Struktur7
3.2Die beteiligten Parteien9
3.2.1Der Originator9
3.2.2Das Special Purpose Vehicle10
3.2.3Weitere beteiligte Parteien11
3.3Techniken des Credit […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1 Einführung
1.1 Wachsende Bedeutung des Kreditrisikomanagement bei Banken
1.2 Ziel der Arbeit und Vorgehensweise

2 Definitionen und Abgrenzungen
2.1 Begriffsdefinitionen
2.2 Abgrenzung zu ähnlichen Finanzinstrumenten

3 Die Strukturierung von Asset Securitisation Transaktionen
3.1 Die Grundformen der Verbriefung
3.1.1 True Sale Struktur
3.1.2 Synthetische Struktur
3.2 Die beteiligten Parteien
3.2.1 Der Originator
3.2.2 Das Special Purpose Vehicle
3.2.3 Weitere beteiligte Parteien
3.3 Techniken des Credit Enhancement
3.3.1 Internes Credit Enhancement
3.3.2 Externes Credit Enhancement

4 Risiken von Asset Securitisation Transaktionen und die Rolle der Ratingagenturen
4.1 Typische Risiken im Zusammenhang mit Asset Securitisation
4.1.1 Poolrisiken
4.1.2 Verbriefungsrisiken
4.2 Das Rating von Asset Securitisation Transaktionen
4.2.1 Die Bedeutung des Rating
4.2.2 Der Ratingprozess

5 Beurteilung von Asset Securitisation Transaktionen aus Sicht der Bank als Originator
5.1 Vorteile
5.2 Nachteile
5.3 Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Asset Securitisation

6 Das PROMISE-Verbriefungsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau
6.1 Aufgaben und Ziele der Kreditanstalt für Wiederaufbau
6.2 Motive für die Initiierung des PROMISE-Programms
6.3 Grundformen der PROMISE-Verbriefungen

7 Struktur der PROMISE-A-2002-1 Transaktion
7.1 Beteiligte Parteien
7.2 Das Referenzportfolio
7.3 Die Grundstruktur von PROMISE-A-2002-
7.4 Amortisation und Verlustverteilung

8 Beurteilung der PROMISE-A-2002-1 Transaktion
8.1 Stärken
8.2 Schwächen
8.3 Auswirkungen für die HypoVereinsbank

9 Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Ehrenwörtliche Erklärung.

1 Einführung

1.1 Wachsende Bedeutung des Kreditrisikomanagement bei Banken

Das Thema Kreditrisiken erfährt in aktuell wieder enorme Beachtung. Kirch-Gruppe, Herlitz, Holzmann, Fairchild Dornier. Dies alles sind Namen bekannter, deutscher Unternehmen. Doch konnten diese Unternehmen in letzter Zeit alles andere als positive Nachrichten vermelden. Alle vorgenannten mussten in naher Vergangenheit Insolvenzantrag stellen und bilden damit aber nur die Spitze eines Eisberges, dessen größter Teil in den Medien meist verborgen bleibt. Die Zahl der Firmeninsolvenzen stieg im Jahr 2001 auf 49.600. Dies entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr von 18,7%. Im ersten Quartal 2002 betrug der Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weitere 15%. Und nach Ansicht der Führungskräfte der deutschen Wirtschaft wird sich dieser Trend noch weiter fortsetzen bzw. sogar noch verstärken.[1] Diese Unternehmensinsolvenzen können teils weitreichende Auswirkungen auf die finanzierenden Banken haben. Insbesondere bei fehlender Diversifikation der Kreditportfolios beispielsweise hinsichtlich der Zahl der Kreditnehmer, Regionen oder Branchen führen Ausfälle zu erheblichen Wertberichtigungen in den Jahresabschlüssen der Banken.

Doch nicht nur die zunehmenden Insolvenzen, die letztlich in schlagend werdenden Kreditrisiken münden, tragen zu einem Umdenken bei den Banken bei. Es lassen sich noch weitere Gründe finden, die die Kreditinstitute zu Veränderungen im Bereich des Kreditrisikomanagement zwingen. Hierbei ist besonders an Punkte wie die verstärkte Globalisierung und dem damit einhergehenden verschärften Wettbewerb unter den Banken zu denken, aber auch an den zunehmenden Druck der Eigenkapitalgeber hinsichtlich einer angemessenen Verzinsung ihrer eingesetzten Mittel. Und nicht zuletzt spielen auch die regulatorischen Neuregelungen des Kreditgeschäfts (Basel II) eine nicht unbedeutende Rolle.[2]

Hierdurch wird klar, welche Bedeutung der gezielten Behandlung von Kreditrisiken innerhalb der Kreditinstitute zukommt. Der Bereich des Risikomanagement besteht dabei aus verschiedenen Komponenten. Neben der Identifikation und der Quantifizierung der Risiken, in diesem Fall speziell der Ausfallrisiken, ist insbesondere die aktive Steuerung der den Forderungen innewohnenden Risiken von Relevanz. Maßnahmen der Risikosteuerung können dabei danach unterschieden werden, ob sie auf Ebene des einzelnen Kredits (Einzelgeschäftsbezug), oder auf Ebene des gesamten Kreditportfolios (Gesamtgeschäftsbezug) ansetzen. Des Weiteren kann zwischen ursachenbezogenen und wirkungsbezogenen Maßnahmen differenziert werden.[3]

Asset Securitisation (AS) ist eines der möglichen Instrumente zum gezielten aktiven Management von Kreditrisiken. AS ermöglicht die nachträgliche Änderung der Kreditrisikoposition eines Kreditinstituts und kann damit als ein wirkungsbezogenes und auf Gesamtgeschäftsebene ansetzendes Mittel der Risikosteuerung betrachtet werden.[4] Bereits zu Beginn der 70er Jahre ist dieses Instrument in seiner Ursprungsform, den Mortgage Backed Securities (MBS), in den USA entstanden und hat sich in der Folgezeit dort mit einer enormen Geschwindigkeit entwickelt. In Deutschland dauerte es bis zu Beginn der 90er Jahre bis die erste Asset Securitisation Transaktion (AST) initiiert wurde. Aufgrund der ablehnenden Haltung der deutschen Aufsichtsbehörden wurde die Entwicklung auf dem heimischen Markt jedoch stark gebremst. Erst mit der Veröffentlichung eines Rundschreibens des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BAKred) im Jahre 1997 in dem die aufsichtsrechtliche Behandlung von AST geklärt wurde[5] sowie mit einem Rundschreiben von 1999 zur Behandlung von Kreditderivaten[6] wurde eine gewisse Rechtssicherheit geschaffen. Hierdurch wurde der Weg für eine Entwicklung eines Marktes für Asset Backed Securities (ABS) auch in Deutschland geebnet.

1.2 Ziel der Arbeit und Vorgehensweise

Asset Securitisation, die wertpapiermäßige Verbriefung von Vermögensgegenständen, stellt eine strukturierte Finanzierungsform dar, die aufgrund der flexiblen Ausgestaltungsformen die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten bietet. AS ist sowohl anwendbar für Industrieunternehmen zur Liquidierung ihrer Forderungen aus Lieferung und Leistung, als auch für Kreditinstitute, die mittels Securitisation verschiedenste Zielsetzungen in den Bereichen Risikomanagement, Bilanzstrukturmanagement sowie der Erschließung neuer Finanzierungs- und Ertragsquellen erreichen können. Die nachfolgende Arbeit konzentriert sich dabei auf eine Betrachtung der AS aus der Sicht von Kreditinstituten, die eine Verbriefung ihrer Forderungen erwägen.

Es wird deshalb zunächst in Kapitel 2 eine Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen und die AS anderen bekannten Finanzinstrumenten der Kreditinstitute gegenübergestellt. Das Ziel des Kapitel 3 ist es, einen Überblick über den theoretischen Hintergrund der AS zu geben und insbesondere die verschiedenen Strukturierungsvarianten zu erläutern. Den Abschluss des theoretisch fundierten Teils der Arbeit bilden die Kapitel 4 und 5 mit einer Untersuchung der Vor- und Nachteile derartiger Transaktionen, sowohl aus Sicht der Kreditinstitute als auch aus Sicht potentieller Investoren. In den darauf folgenden Kapiteln geht es darum, die gewonnenen Erkenntnisse auf ein praktisches Beispiel, hier die PROMISE-A-2002-1 Transaktion der HypoVereinsbank, in Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), zu übertragen. Neben der Darstellung der Struktur (Kapitel 7) geht es dabei besonders um die Analyse der Verbriefungsmaßnahme hinsichtlich der in dem vorangegangenen Teil erarbeiteten möglichen Vorteile (Kapitel 8).

2 Definitionen und Abgrenzungen

2.1 Begriffsdefinitionen

Wie in der Einführung bereits angeklungen, ist die Asset Securitisation ein sehr flexibel gestaltbares Instrument. Dementsprechend schwierig ist es auch eine genaue Definition festzulegen, die dem gesamten Bereich der AS gerecht wird. In der Literatur findet man häufig Definitionen, die unter AS eine Finanzierungstechnik verstehen, bei der von einer Unternehmung ein gewisser Teil ihrer Forderungen aus der Bilanz zu einem Pool zusammengefasst wird und an eine eigens dafür gegründete Gesellschaft, das sogenannte Special Purpose Vehicle (SPV), verkauft wird. Diese Gesellschaft refinanziert den Kauf der Forderungen über die Ausgabe von Wertpapieren, den sogenannten Asset Backed Securities.[7] Aufgrund des zunehmenden Einbezugs von Kreditderivaten in AST,[8] bei denen die Forderungen nicht mehr an eine Gesellschaft verkauft werden, ist diese gängige Definition zu eng. Für die vorliegende Arbeit muss der Begriff deswegen weiter gefasst werden. Unter Asset Securitisation werden deshalb alle Strukturen verstanden, in deren Mittelpunkt das SPV steht, welches Asset Backed Securities emittiert, unabhängig davon, ob der Emissionserlös für den Kauf der Forderungen oder als Unterlegung für ein abgeschlossenes Kreditderivategeschäft dient.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neben dieser oben dargestellten Unterscheidung zwischen klassischen Transaktionsstrukturen (Verkauf der Forderungen an das SPV) und synthetischen AS-Formen (Übertragung der Kreditrisiken mittels Kreditderivaten) lassen sich AST auch nach der Art der verbrieften Forderungen einteilen. Die möglichen Finanzaktiva, die sich verbriefen lassen sind äußerst vielfältig, was durch die Aussage „If it flows securitize it.“[9] unterstrichen wird. Abbildung 1 gibt eine mögliche Form der Einteilung wieder:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Gruppe der CDO stellt die jüngste Form von AST dar. Je nach den verbrieften Finanzaktiva unterscheidet man hierbei zwischen CLO-Transaktionen (Verbriefung von Darlehen) sowie CBO-Transaktionen (Verbriefung eines Pools von Schuldverschreibungen).[10] Unter den sonstigen zukünftigen Cash Flows werden teilweise recht ungewöhnliche Forderungsportfolios verbrieft wie beispielsweise zukünftige Einnahmen aus dem Verkauf von Platten oder Konzerten wie im Falle der Musiker David Bowie oder Iron Maiden.[11] Abbildung 10 im Anhang zeigt eine Verteilung der im Jahr 2001 durchgeführten Transaktionen auf die verschiedenen Assetklassen.

2.2 Abgrenzung zu ähnlichen Finanzinstrumenten

Ein häufig angebrachtes Argument für den Einsatz der klassischen AS ist die Möglichkeit für den Forderungsverkäufer, sich mit Durchführung der Transaktion zu refinanzieren und neue Liquidität zu erhalten. Es ist deshalb an dieser Stelle angebracht, die Asset Securitisation mit anderen, ähnlichen Instrumenten zu vergleichen, die bisher diese Aufgabe erfüllten. Im Vordergrund stehen dabei der Pfandbrief sowie das Factoring.

Vordergründig weisen der Pfandbrief und ABS Ähnlichkeiten auf, da beide direkt mit einem Deckungsvermögen aus Forderungen verknüpft sind.[12] Es gibt jedoch einige gravierende Unterschiede zwischen beiden Finanzierungsformen. Das wichtigste Merkmal der klassischen AS ist die rechtliche Verselbstständigung der Forderungen, die eine Refinanzierung außerhalb der Bilanz des Forderungsverkäufers erlaubt. Dies ist bei der Begebung von Pfandbriefen nicht der Fall.[13] Weitere Einschränkungen liegen bei den Pfandbriefen darin, dass keine Übertragung des Kreditrisikos erfolgt, die Art der Forderungen durch die Vorgaben des Hypothekenbankengesetzes engen Grenzen unterliegt und die Anwendbarkeit auf einen relativ kleinen Kreis von Banken, nämlich den Hypothekenbanken, begrenzt ist.[14] Eine direkte Vergleichbarkeit dahingehend, dass ABS ein Substitut der in Deutschland weit verbreiteten Pfandbriefe werden könnten, ist deshalb nicht gegeben.

Die Ähnlichkeit der AS zum Factoring liegt in verschiedenen Punkten begründet. In beiden Fällen beschafft sich ein Unternehmen liquide Mittel durch den Verkauf von eigenen Forderungen. Es handelt sich damit um eine Form der internen Finanzierung, die es erlaubt, ohne die Aufnahme neuen Eigen- oder Fremdkapitals an finanzielle Mittel zu gelangen. Man kann des Weiteren in beiden Fällen von objektgestützten Finanzierungen sprechen, da die Ansprüche des Forderungskäufers nicht durch das gesamte Vermögen des Veräußerers, sondern nur durch die Forderungen selbst gedeckt sind.[15] Das Factoring beschränkt sich jedoch auf den Ankauf von kurzfristigen Forderungen aus Lieferung und Leistung und ist bereits ab verhältnismäßig geringen Beträgen möglich.[16] Da das Thema Factoring für Kreditinstitute, die hier im Vordergrund der Betrachtung stehen, keine Relevanz hat, wird hier auf eine tiefergehende Beurteilung verzichtet.

Neben der Finanzierungsfunktion spielt bei der AS auch das Motiv der Kreditrisikosteuerung eine wesentliche Rolle. Nachfolgende Abbildung ordnet deshalb an dieser Stelle die AS in den Rahmen weiterer Produkte zum Kreditrisikotransfer ein:

3 Die Strukturierung von Asset Securitisation Transaktionen

3.1 Die Grundformen der Verbriefung

Aufgrund der mehrjährigen Entwicklung der AS, aber auch aufgrund der flexiblen Ausgestaltungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren viele unterschiedliche Formen entwickelt. Auch aus dem Grund, sich immer wieder von der Konkurrenz abzuheben, gleicht deshalb kaum eine AST der anderen. Trotzdem lassen sich die meisten Transaktionen einer von zwei verschiedenen Grundformen zuordnen. Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln angesprochen, unterscheidet man zwischen klassischen Strukturvarianten und sogenannten synthetischen Strukturformen. Die beiden nachfolgenden Unterpunkte stellen diese beiden Ausprägungen in ihren Grundzügen dar.

3.1.1 True Sale Struktur

Die Grundidee einer True Sale Struktur aus Sicht des Forderungsverkäufers (Originator) liegt darin, einen Pool von Forderungen rechtlich zu verselbstständigen und aus der Bilanz auszugliedern. Dies erfolgt durch einen Verkauf der Forderungen an eine eigens zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft, dem SPV, das sich außerhalb des Konsolidierungskreises des Originators befindet. Hierdurch wird eine Off-Balance-Sheet-Finanzierung ermöglicht, d.h. eine Refinanzierung der Forderungen außerhalb der Bilanz des Verkäufers.[17] Das SPV refinanziert den Ankauf der Forderungen durch die Emission von Wertpapieren am Kapitalmarkt, den Asset Backed Securities. Dieser Name leitet sich daraus ab, dass die begebenen Wertpapiere („Securities“) durch die vom SPV angekauften Vermögensgegenstände („Assets“) des Originators gedeckt („Backed“) sind. Die Bedienung der emittierten ABS hängt dabei von den Zahlungsströmen ab, die von dem betreffenden Forderungspool generiert werden. Darin unterscheiden sich die ABS von klassischen Anleihen, deren Bedienung hauptsächlich von der allgemeinen Zahlungsfähigkeit und –willigkeit des sich refinanzierenden Unternehmens abhängt.[18] Die nachfolgende Abbildung 3 zeigt die vereinfachte Grundstruktur einer True Sale Konstruktion:

Um eines der Hauptziele der True Sale Konstruktion, die außerbilanzielle Refinanzierung der Forderungen, zu erreichen, ist es entscheidend, dass die Übertragung der Aktiva an das SPV als echter Verkauf (True Sale) anerkannt wird. Aufgrund der in Kapitel 2.2 beschriebenen Ähnlichkeiten der AS zum Factoring werden hierzu die in diesem Bereich geltenden Anforderungen zu Grunde gelegt. Ausschlaggebend ist, dass das SPV sowohl rechtlicher als auch wirtschaftlicher Eigentümer der Forderungen wird. Der rechtliche Übergang der Forderung stellt dabei i.d.R. kein Problem dar. Dieser wird durch die Ausgestaltung in Form eines Kaufvertrages mit gleichzeitiger Abtretung der Forderung nach §§ 433 ff. BGB i.V.m. §§ 398 ff. BGB erreicht.[19] Für den Übergang des wirtschaftlichen Eigentums ist grundsätzlich ein vollständiger Übergang des Bonitätsrisikos auf den Erwerber erforderlich. Der Veräußerer haftet lediglich für den rechtlichen Bestand der Forderungen (Veritätsrisiko).[20] Erfolgt keine Anerkennung als echter Verkauf wird die Transaktion als Kreditgewährung gegen Forderungsabtretung betrachtet, wodurch die Forderungen weiterhin beim Originator zu bilanzieren sind.

3.1.2 Synthetische Struktur

Aufgrund der oben genannten komplexen rechtlichen Gestaltung, aber auch wegen weiterer Problemfelder im Zusammenhang mit True Sale Strukturen, wie beispielsweise Vorschriften zum Bankgeheimnis oder besonderer Veräußerungsklauseln in den Kreditverträgen, haben sich in den letzten Jahren vermehrt synthetische AS-Strukturen entwickelt.[21] Bei dieser Variante der AS erfolgt kein Verkauf der Forderungen an das SPV, d.h. die Forderungen verbleiben in der Bilanz des Originators. Lediglich das Ausfallrisiko aus dem unterliegenden Kreditportfolio wird mit Hilfe von Kreditderivaten, in der Regel Credit Default Swaps (CDS), auf das SPV übertragen. Dies bedeutet für das SPV, im Falle des Eintritts im vorhinein festgelegter Kreditereignisse, die Verpflichtung, eine Ausgleichszahlung an den Originator zu leisten. Für die Übernahme dieses Risikos erhält das SPV im Gegenzug vom Originator eine Swap-Prämie. Wie bei True Sale Konstruktionen emittiert das SPV auch bei der synthetischen Struktur ABS über den Kapitalmarkt. Der Emissionserlös wird in diesem Fall jedoch nicht an den Originator weitergeleitet, sondern wird in erstklassige Wertpapiere, beispielsweise Pfandbriefe oder Staatsanleihen investiert. Dieser Collateral Pool dient als Sicherheit sowohl für den CDS als auch für die emittierten ABS.[22] Abbildung 4 fasst die Grundzusammenhänge einer synthetischen AS-Struktur grafisch zusammen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Zinszahlungen auf die ABS erfolgen durch die Erträge aus dem Collateral Pool sowie aus den Einnahmen durch die Swap-Prämie. Die Prämie kompensiert dabei den sogenannten Negative Carry, also den Unterschied zwischen dem Kupon der ABS und der Verzinsung des Collateral Pool.[23] Wie aus den Ausführungen deutlich wird, erfolgt bei synthetischen Strukturen keine Refinanzierung der betreffenden Forderungen, wodurch eventuell höhere Finanzierungskosten im Falle der sehr aufwendig zu strukturierenden klassischen AS-Varianten vermieden werden.[24] In letzter Zeit zeigen sich vermehrt Abwandlungen der oben gezeigten Grundstruktur in der Form, dass ein Großteil (meist 80%-90%) des Ausfallrisikos aus dem

Kreditportfolio direkt mittels CDS auf eine einzelne Gegenpartei (i.d.R. eine OECD Bank) übertragen wird und nur der nachrangige Teil an das SPV und über die Emission der ABS an die Investoren übergeht.[25] Nähere Ausführungen hierzu finden sich in der später beschriebenen PROMISE-A-2002-1 Transaktion.

3.2 Die beteiligten Parteien

Die in der Praxis beobachtbaren AST sind wesentlich komplexer als die in den obigen Abbildungen dargestellten Grundstrukturen. Deshalb sind an der Initiierung und Durchführung solcher Transaktionen auch mehr Parteien beteiligt, als die bisher kennengelernten zentralen Figuren Originator, SPV und Investor. Ziel der nachfolgenden Kapitel ist es deshalb, die Rollen und Aufgaben der wichtigsten beteiligten Parteien etwas näher zu betrachten.

3.2.1 Der Originator

Der Originator ist der Ausgangspunkt einer jeden AST. In der Regel handelt es sich beim Originator um das Unternehmen, welches die zu verbriefenden Forderungen auch ursprünglich generiert hat. Man spricht in diesem Fall von Balance Sheet Transaktionen. In bestimmten Fällen werden die Assets aber auch eigens für die Verbriefung am Kapitalmarkt erworben. Aus der Motivation heraus, durch die Zusammenstellung eines Portfolios von Vermögensgegenständen mit anschließender Verbriefung Zins- und Kursgewinne zu erzeugen, spricht man in solchen Fällen von Arbitrage Transaktionen.[26] Nachfolgende Ausführungen konzentrieren sich jedoch auf die üblicheren Balance Sheet Strukturen. Der Originator wählt dabei zunächst den zu verbriefenden Forderungspool aus der Gesamtheit der Forderungen innerhalb seiner Bilanz aus. Daraufhin ist es seine Aufgabe das SPV zu errichten und daran anschließend die Forderungen an dieses zu verkaufen bzw. zumindest das Risiko aus den Forderungen zu übertragen.[27]

Nach dem Übergang der Forderungen an das SPV ist dieses neuer Gläubiger der Forderungen und damit eigentlich für die gesamte Verwaltung derselben verantwortlich. Aufgrund der fehlenden nötigen Ressourcen überträgt das SPV diese Aufgabe jedoch auf einen sogenannten Servicer. Da der Originator bereits über die nötigen Informationen zu den Forderungen und auch über die nötige personelle wie technische Ausstattung verfügt, übernimmt er im Rahmen eines Geschäftsbesorgungsvertrages (Service Agreement) gegen Zahlung einer Kommission (Servicing Fee) die Aufgaben des Servicer vom SPV.[28] Die Aufgaben im Rahmen dieser Rolle umfassen das Forderungsinkasso, Weiterleitung der eingehenden Zahlungen, Kreditbuchhaltung und –überwachung, Mahnwesen, Erstellen von Rechenschaftsberichten sowie die Verwertung von Kreditsicherheiten.[29] Nach Abschluss der gesamten AST hat der Originator einen Anspruch auf alle Cash Flows, die nicht mehr zur Deckung der Ansprüche der ABS-Anleger sowie für die Transaktionskosten benötigt werden.[30]

3.2.2 Das Special Purpose Vehicle

Das SPV ist der zentrale Baustein in der Asset Securitisation Transaktion, da die Gesellschaft durch den Ankauf der Forderungen bzw. Übernahme der Ausfallrisiken und anschließender Emission der ABS das Bindeglied zwischen dem Originator und den Investoren darstellt. Man unterscheidet hierbei zwischen Single Seller Strukturen, bei denen das SPV nur für die Durchführung einer speziellen Transaktion und für den Ankauf von Forderungen eines Originators gegründet wird und Multi Seller Strukturen, wobei ein Ankauf von Forderungen verschiedener Originatoren erfolgt.[31] Unabhängig von der Struktur ist aber der entscheidende Grund für die Zwischenschaltung des SPV zwischen Originator und Investor die rechtliche Verselbstständigung des Forderungspools und die dadurch erreichte Trennung zwischen der Bonität des Originators und der Bonität der verbrieften Kredite. Um diesen klaren Schnitt zu erreichen, ist es erforderlich, dass die zu gründende Zweckgesellschaft rechtlich und wirtschaftlich vom Originator getrennt ist. Das BAKred verbietet aus diesem Grund jegliche konzernrechtliche, gesellschaftsrechtliche, kapitalmäßige oder personelle Verbindung zwischen dem Kreditinstitut als Originator und dem SPV. Darüber hinaus dürfen die beiden Parteien auch keine Namensidentität oder –ähnlichkeit aufweisen.[32]

Die oben genannten Bedingungen finden ihren Niederschlag in der für das SPV gewählten Rechtsform. Es lassen sich dabei zwei gängige Varianten unterscheiden. Die erste Möglich-keit ist die Gründung eines Trust, d.h. die Forderungen bilden ein rechtlich selbständiges Sondervermögen. Die emittierten ABS stellen damit einen Miteigentumsanteil an dem Sondervermögen dar. Die Trust-Form hat jedoch den Nachteil, dass sie kein aktives Zahlungsstrommanagement zulässt und eingehende Zins- und Tilgungszahlungen aus den verbrieften Forderungen direkt an die Investoren weitergeleitet werden (Pass Through Konstruktion).[33] Eine andere Gestaltungsmöglichkeit ist die Gründung des SPV in Form einer Kapitalgesellschaft, wobei das Eigenkapital i.d.R. von einem Trust gehalten wird.[34] Die Investoren sind in diesem Fall Fremdkapitalgeber, die über die ABS schuldrechtliche Ansprüche gegenüber dem SPV erwerben. Diese Struktur hat den Vorteil größerer Flexibilität und erlaubt eine gezielte Steuerung der ein- und ausgehenden Zahlungsströme (Pay Through Konstruktion). Um die Wirtschaftlichkeit der Transaktion zu gewährleisten, wird das SPV regelmäßig mit minimalen finanziellen, technischen und personellen Ressourcen ausgestattet. Außerdem liegt der Sitz der Gesellschaft meist in einem Offshore-Zentrum, um den administrativen Aufwand sowie die steuerliche Belastung möglichst gering zu halten.[35]

3.2.3 Weitere beteiligte Parteien

Als erste der weiteren beteiligten Parteien sind die Investoren zu nennen. Sie sind neben dem Originator und dem SPV das dritte Kernelement in der Grundstruktur einer AST. Sie treten als Käufer der vom SPV emittierten ABS auf und stellen damit dem SPV die notwendigen Mittel für die Refinanzierung des Forderungsankaufes zur Verfügung. Je nach rechtlicher Ausgestaltung erwerben die Investoren hierdurch einen Miteigentumsanteil am Sondervermögen des SPV oder aber einen schuldrechtlichen Anspruch gegenüber der Zweckgesellschaft. Es handelt sich bei den Käufern der ABS vorwiegend um institutionelle Anleger. In Europa bilden dabei die Banken den größten Teil, aber auch Anlagegesellschaften, Versicherungen, Pensionsfonds, Unternehmungen und selbst supranationale und staatliche Stellen wie beispielsweise Notenbanken treten als Investoren auf.[36] Durch ABS ist es vielen Anlegern erstmals möglich direkt in Kreditforderungen zu investieren und nicht nur indirekt, wie beispielsweise beim Kauf von Pfandbriefen. Aufgrund der Komplexität und der Neuartigkeit von ABS verlangen die Investoren jedoch einen höheren Renditespread im Vergleich zu anderen Anlageformen, die das gleiche Rating aufweisen.

[...]


[1] Vgl. o.V. (2002a), S. 1.

[2] Vgl. Möller (2001), S. 28.

[3] Vgl. Schierenbeck (1999), S. 249.

[4] Vgl. Bund (2000a), S. 204.

[5] Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (1997), S. 1 ff.

[6] Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (1999), S. 1 ff.

[7] Vgl. Bund (2000a), S. 10.

[8] Vgl. hierzu Kapitel 3.1.2.

[9] Bär (2000), S. 165.

[10] Vgl. Bund (2000b), S. 196.

[11] Vgl. Barth/Klein (2002), S. 3.

[12] Vgl. Turwitt (1999), S. 8.

[13] Vgl. Büttner (1999), S. 44.

[14] Vgl. Bund (2000a), S. 47.

[15] Vgl. Bigus (2000), S. 466.

[16] Vgl. Bär (2000), S. 56 f.

[17] Vgl. Gerke/Mager/Herbst (2002), S. 78.

[18] Vgl. Roever (1998), S. 4.

[19] Vgl. David (2001), S. 49 f.

[20] Vgl. Institut der Wirtschaftsprüfer (2001), S. 3.

[21] Vgl. Hüttemann (2000), S. 310 f.

[22] Vgl. Kreditanstalt für Wiederaufbau (2001a), S. 26.

[23] Vgl. Herbert (1999), S. 19.

[24] Vgl. Das (2000), S. 154.

[25] Vgl. Meissmer (2001), S. 4.

[26] Vgl. Bund (2000b), S. 196 f.

[27] Vgl. Rosar (2000), S. 15.

[28] Vgl. Bär (2000), S. 92 f.

[29] Vgl. David (2001), S. 51.

[30] Vgl. Bund (2000a), S. 15.

[31] Vgl. Bund (2000a), S. 48 ff.

[32] Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (1997), S. 2.

[33] Vgl. David (2001), S. 53 f.

[34] Vgl. Barth/Klein (2002), S. 3.

[35] Vgl. Bär (2000), S. 105.

[36] Vgl. Bund (2000a), S. 20.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832464745
ISBN (Paperback)
9783838664743
DOI
10.3239/9783832464745
Dateigröße
796 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Ravensburg, früher: Berufsakademie Ravensburg – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2003 (März)
Note
1,0
Schlagworte
asset backed securities credit enhancement promise
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Titel: Asset Securitisation
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